142.
Jahrgang.
Ubonnementspreis
vlerteljährlich 1 Mark 50 Pf. uncl
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag.
rag= und Anzeigeblaft.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Inſerate
werdenangenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinftr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer.
Holzſtraße Nr. 25. ſowie auswärtz
von allen Annoncen=Erpeditionen.
Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. Breigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Dienstag den 30. November.,
R. 234.
1880.
B e k a n n t m a ch u n g.
Durch kriegsgerichtliches Erkenntniß vom 9. November 1880, beſtätlgt durch den kommandirenden General des 11. Armee=
Corps am 16. November, iſt der aus Darmſtadt gebürtige Gardiſt Georg Alberth der 3. Compagnie 1. Großh. Heſſiſchen
Infanterie= (Leibgarde=) Regiments Nr. 115 wegen ſchweren Diebſtahls im 3. Rückfall und wegen Fahnenflucht zu Zuchthaus
von 2 Jahren und 6 Monaten, ſowie zur Entfernung aus dem Heer und zum Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer
von 2 Jahren verurtheilt, auch die Zuläſigkeit von Polizeiaufſicht ausgeſprochen worden, was hiermit in Gemäßheit des
8 193 der Militär=Straf=Gerichts=Ordnung bekarnt gemacht wird.
Darmſtadt, den 20. November 1880.
Großherzogliches Gericht der Großherzoglich Heſſiſchen 125.) Diviſion.
B e k a n n t m a ch u n g.
Im Falle des Zufrierens des großen Woogs im Lauſe diejes Winters darf das Eis nicht früher betreten und von
Schlitt=
ſchuhläuſern mit Schlitten befahren werden, als bis dies durch beſondere pollzeiliche Bekanntmachungen geſtattet worden iſt.
Zuwiderhandlungen unterliegen der Beſtrafung nach Art. 247 d. P. St.G.
Darmſtadt, den 27. November 1880.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
B e k a n n t m a ch u n g.
Wir haben Veranlaſſung in Erinnerung zu bringen, daß nach Art. 45 der Geſindeordnung vom 28. April 1877
Ge=
ſindeverdinger, welche ihr Geſinde dazu mißbrauchen, Dienſtboten zum Wechſel des Dienſtes zu verleiten, bezw. diejenigen, welche
Geſindeverdinger durch Geſchenke oder Verſprechen zu einem ſolchen Mißbrauche vorſätzlich beſtimmen, mit einer im
Nichtzahlungs=
falle in Haft zu verwandelnden Geldſtrafe von fünf bis fünfzig Mark beſtraft werden.
Darmſtadt, den 27. November 1885.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
B e k a n n t m a ch u n g.
Wir machen darauf aufmerkſam, daß die Banquete der ſtädtiſchen Straßen unter
keinen Umſtänden befahren werden dürfen. Das Feldſchutzperſonal iſt angewieſen,
Zuwiderhandlungen, welche ſeither namentlich auf der Gräfenhäuſer, Weiterſtädter und
Kranichſteinerſtraße vorgekommen zu ſein ſcheinen, unnachſichtlich zur Anzeige zu bringen,
und haben ſich die Contravenienten geſetzlicher Beſtrafung zu gewärtigen.
Darmſtadt, den 24. November 1880.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
10978)
Ohly.
B e k a n n t m a ch u n g.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß Pumpenmacher Karl Fraas
den erforderlichen Nachweis über die Geſchäftselnrichtung zur Herſtellung von
Privat=
waſſerleitungen erbracht hat.
Darmſtadt, den 25. November 1880.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
10979)
Ohly.
Bekanntmachung
und Gläubiger=Aufforderung.
Wilhelm Eberhard von Darmſtadt
iſt für einen Verſchwender erklärt und
Zimmermeiſter Heinrich Keller von da als
Curator für ihn beſtellt worden.
Rechts=
geſchäfte des Erſteren können mit Wirkung
nur unter Zuſtimmung des Letzteren
abge=
ſchloſſen werden.
Forderungen und Anſprüche jeglicher Art
an Wilhelm Eberhard ſind binnen vie=
Wochen bei unterzeichnetem Gerichte
anzu=
melden, widrigenfalls ſie bei Regulirung
der Vermögensverhältniſſe nicht berückſichtigt
erden.
Darmſtadt, den 24. November 1880.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Heß.
Cramer.
0980)
625
[ ← ][ ][ → ]2336
Na 234
Verſteigerungsanzeige.
Donnerstag den 2. December, Vormittags 9 Uhr,
werden im Hauſe Beſſunger Wilhelminenſtraße Nr. 12 nachverzeichnete, gut
erhaltene Mobiliargegenſtände, als: Kanapee's, Stühle, Tiſche, Kommoden,
Spiegel, 1 Schreibſecretär Bettſtellen Bettwerk, Schränke, Glas und
Porzellan, Nippſachen, Küchenmöbel und Küchengeräthe, ferner: 1
Harmo=
nium, 1 kleiner Caſſaſchrauk und 1 großer Herren=Schreibtiſch gegen gleich
baare Zahlung verſteigert.
10867)
Neuſtadt, Hof=Tapator.
M.
Bekanntmachung.
Als vorzügliches Hausmittel
Montag, den 6. December d. J.gegen gichtiſche u. rheumatiſche Leideu
Vormitags 10 Uhr, werden aus dem empfiehlt man eine aus Kaſtanienblüthe ge=
Konkurs der Wittwe des Bäckermeiſtersl wonnene Eſſenz von C. Retter in Mün=
Philipp Röhrich
chen, welche ſelbſt bei den älteſten Leiden
Flur. Nr. ⬜Mtr.
ſchon die beſten Dienſte geleiſtet. Zu haben
2 1093¾₁₀ 874 Bauplatz, Blumen=ſum 1 Mark bei Herrn M. W. Prassel
ſtraße,
14974
in Darmſtadt.
heimer=Gau, 7 116 3581 Acker daſelbſt, 7 117 3419 Acker daſelbſt, 20 13 2350 Acker am Grohberg, 29 75 2325 Acker bei der Mar=
tinsmühle,
zum Letztenmal und mit unbedingtem
Znſchlag verſteigert.
Darmſtadt, den 26. November 1880.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
10869)
Berntheiſel.
Holz=Verſteigerung.
Donnerstag den 2. December d. J.,
Vormittags 9 Uhr, werden auf dem
hieſigen Rathhauſe aus der Forſtwartei
Tanne nachverzeichnete Holzſortimente
ver=
ſteigert:
A. Bau= und Rutzholz.
7 Kiefernſtämme von 5-12 M. Länge
und 30-49 Ctm. Durchm. -862 Cbm.
B. Brennholz.
112 Rm. kiefern Scheiter.
179 „ „ Knüppel.
50 „ „ Stöcke.
2630
Wellen.
„
Nähere Auskunſt ertheilt Forſtwart
Vollhardt.
Beſſungen, den 26. November 1880.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen
10976)
Nohl.
Die durch ihre vorzügliche Wirkſamkeit
welt=
bekannt gewordenen
Schweizer=
Pillen
v. Apotheker
1)
in Schatthausen
Giut, illhronsäuE
Galle ſanſt durch den
len Blähungon,
beſei=
befördern die Ver-
Rlch. Brand=
M reiniven das
Are, Schleim u
Leib ab und
verthei=
tigenVerstopfung und
dauung. Sie ſind ab=
Jgolut unschädlleh. Zu haben in den Apotheken,
die große Blechdoſe ¾ Mr. 1.- die kleine
Blechdoſe 25 Pf.
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Preiswürdiges liefern zu können. Wir empfehlen daher
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Quali=
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Wand=
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[ ← ][ ][ → ] M. 234
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Lerika, Jugendſchriften und Bilderbücher, W; eleganter Geſchenke für
Damen wie für Herren, W von Bodonstedt, Pavidis, Winkel,
Pollto, Scheſſel und die Rheinsage, ſowie Heine's Werke, Fritz Reuter,
Weber's Demokritos und ca. 300 Bilder in Stahlſtichen Oelbildern,
Litho=
graphien von 50 Pfg. bis 12 Mark.
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Darmſtadt,
Rarl Hss, Buchhandlung.
Carlsſtraße Nr. 29.
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10982)
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Flecht=und Faltbilder, Laubſäge=
Vor=
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Her=
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eignend, empfehle in reichſter Auswahl.
C. C. Kleber,
10622)
Mathildenplatz 19.
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C. Scharmann
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Herren=Stiefletten, Doppelſohlen, pr.
Paar M. 10,
Knaben=Stulpſtiefeln, von M. 5 an,
Damen Lederſtiefeln mit Zug, pr. Paar
M. 580.
Damen=Lederſtiefeln mit Neſtel, pr.
Paar M. 4.50,
Filzſchuhe in allen Arten. von M. 1.50 an,
Damen=Sammetſchuhe, mit Wollfutter
und Abſatz, pr. Paar M. 2, empfiehlt
45
Eduafd Sohüsslet,
10354) gegenüber der Poſt.
Vor Weihnachten.
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Kinder=
ſchuhe u. Pantoffeln zu herabgeſetzten
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10984) Schönes Abfallholz, trockenes,
in ganzen u. halben Wagen (8 u. 16 Ctr.)
Fortwährender Verkauf: Neckarſtraße 26.
Beim Gebrauche dieſes nahrhafteſten Erſatzes der Muttermilch nehmen die
Kiuder regelmäßig an Körpergewicht zu. Dojen 1 M. 20 Pfg. in den meiſten
Apotheken und Droquenhandlungen.
De oUlhien= Ahhbounh
Rirchſtraße 9.
empfiehlt ſchöne Anisformen, polirte Rolltiſchdecken, Servirbretter,
Gewürz=
ſchränke, Salz= und Mehlfäſſer, Eiergeſtelle, Garnwinden, Tintenzeuge,
Salatbeſtecke, Schwammgeſtelle und noch vieles Andere für den
Haushaltungs=
bedarf billigſt. Spielzeug für Puppenküchen, geſchnitzte weiße Holzthiere für
Kinder. Schachteln und Schiebkiſtchen zum Verpacken.
E. Limmer Wittwe.
Geſchäfts=Eröſſuung.
Ich erlaube mir, geehrtem Publikum ergebenſt anzuzeigen, daß ich mit heutigem
Tage Louiſenſtraße 4, gegenüber der Kanzlei, mein Geſchäft als
REmds-Metzger
eroͤffiet habe, und werde durch Lieferung nur erſter Qualität Rindfleiſch mir das
Vertrauen und Wohlwollen, um welches höfl. bitte, zu erwerben und durch eine reelle
aufmerkſame Bedienung zu erhalten ſuchen.
Billigſte Preiſe zuſichernd, ſehe gütigem Zuſpruch freundlichſt entgegen.
Darmſtadt, den 27. November 1850.
Adan Heder,
10391) Ein faſt neues Tafelklavier
zu verkaufen. Preis 400 Mark.
Näheres Hochſtraße 2.
deutſche und engliſche Fabrikate,
Kin=
derpoſt, Elfen= und Trauerpoſt,
Couverts, Tinten, Tintenfäſſer,
Bleiſtifte, Federn, Siegellack,
Gra=
tulationskarten ꝛc., erlaubt ſich zu
empfehlen die Buchhandlung von
Carl Höhlet,
10765) Eliſabethenſtraße 4.
10761)
Feinſten
Getreide=Kümmel
von G. Scherer &m Co. in Langen,
pr. Literflaſche Mü. 120,
empfiehlt
Carl Valzuger,
Louiſenplatz 4.
offerire ich
Zucker aus feinſter Raffinade, ſelbſt
ge=
ſtoßen,
Ceylon=Zimmt, feinſt geſtoßen,
Nelken,
„
Orangenblüthe, „
„
Cardamomen,
„
Bolus und Sandel, feinſt geſtoßen,
Streuzucker, farbig, und Banillezucker
Pottaſche und Ammonium, chemiſch rein
Citronat, neuer Ernte, ſehr ſchön und
Orangeat,
ſaftig,
Anis, großkörnig, ſchön beleſen,
Mandeln, neuer Ernte, ſehr groß und
beleſen; das Stoßen zu Pulver
ge=
ſchieht gratis,
Feinſter Stürkepuder,
Neue Roſinen neue Corinthen, und
neue Sultauinen.
Alle Artikel in der vollkommenſten
Reinheit.
Holzformen und Blechformen
werden ausgeliehen.
Friedr. Schaeſer,
Ludwigsplatz 7.
2333
10968)
M. 234
Geſchäfts=Empfehlung.
Einem geehrten Publilum zeige hiermit ergebenſt an, daß ich eine
E Feinbäckerei
nebſt Brod= und Mehl=Verkauf, Grafenſtraße 37 EEingang Waldſtraße)
errich=
tet habe. Das Vertrauen, welches mir früher zu Theil wurde, bitte auch in meinem
neuen Geſchäft mir zu Theil werden zu laſſen, und werde beſtrebt ſein, nur feinſte
Waare zu liefern.
Bemerke, daß nur von feinſtem Mehle und reiner Butter gebacken wird.
Grafenſtraße
W. Schneider, Nr. 37.
Alle verehrlichen Abnehmer erhalten das Brod vorgewogen.
Cilronen ver Shas ud 10 Pb.
Wrſuuul Aduco
Orangen perStuc 12 und 15Pf9.,
vollkommen reinſchmeckend per ½ Kilo
1 M. 15.
ſchöne, große Frucht,
m H undert billiger.
Arracan Rels
per ½ Kilo 19 Pf.,
Phil. Weber,
empfiehlt, ſo lange Vorrath reicht
10826)
Carlsſtraße 24.
für Damen,
mit 4 Knöpfen, in Weiss, hell
und dunkelfarbig,
ME. 2 das Paar,
in prachtvoller Qualität, heute
eingetroffen.
G. „aGO GO.
Zur gefl. Beachtung!
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Fleiſchwaaren, als:
Nauchfleiſch. ſelbſt zubereitet, M. 160,
Zunge M. 2.40, ſtets friſch abge=
Bruſtkern „ 2.-
Noulade „ 1.20. kocht,
Lenden fortwährend im Ausſchnit,
in empfehlende Erinnerung zu bringen.
REOmis GOISt,
Ochſenmetzger,
10852)
Mathildenplatz.
1115001
goldgelb ger. Sprotten nur M. 4. 50,
200 Stück M. 2.50, friſche ausgew.
Schell=
ſiſche, Dorſch, Goldbutt per 10 Pfd.=
Kiſte M. 3. Pr. Elb=Caviar in Fäſſern
2. 4 u. 8 Pid. Pfd. M. 2.50 offerire
zollfrei u. franco unter Nachnahme. Preis=
Courante gratis.
Oltensen a. d. Elbo.
H. Jensen.
10986)
Mdopb Rady,
10933)
vorm. C. Gerſchlauer,
Neckarſtraße 28.
Eiſerne Oefen.
Koch=, Oval=, Regulir= u. Füll=Oefen,
owie
üchte Amerikaniſche Oefen
ſempfiehlt billigſt
Jos. Deulsch,
Neckarſtraße I1.
Punsch-Essenzen
von J. Gelmer. und Alex. Fraule
in Düſſeldorf empfiehlt
10988)
Phillpp Webor,
Carlsſtraße 24.
10989) Zur Lieferung guter Milchempfiehlt
ſich Adam Friedmann II., Milchmann
von Büttelborn.- Beſtellungen bei Wirth
Büchler, Ecke der Wald= u. Kaſerneſtraße.
Vermiethungen.
6973) Eliſabethenſtraße Nr.
iſt der dritte Stock zu vermiethen, enthält
5 -6Zimmer, wie alle anderen Räumlichkeiten.
8634) Das ſeither von Herrn
Kapell=
meiſter Wallenſtein innegehabte
Par=
terre=Logis, Waldſtraße 18, mit 6
Zim=
mern nebſt allem Zubehör(Waſſerzuleitung ꝛc.)
iſt per Dezember d. J. an eine ruhige
Fa=
milie anderweit zu vermiethen.
C. Hochſtätter u. Söhne.
8938) Victoriaſtraße 26 iſt ein
Man=
ſarden=Logis zu verm. und ſofort zu beziehen
9320) Aliceſtraße8 iſt das durch
Ver=
ſetzung des Herrn Poſtkaſſier Heft leer
ge=
wordene Logis alsbald zu beziehen.
9500) Stiftſtraße 46 ein möblirtes
Parterrezimmer gleich zu beziehen.
9402) Eliſabethenſtraße 22 ſind zwei
ſchöne möbl. Zimmer per 1. Dezbr. zu bez.
9515) Niedeſelſtraße 35 iſt ein
ſehr guter großer Weinkeller zu
ver=
miethen. Näheres Schützenſtr. 17, I. St.
10279) Stiftſtraße 60 ein ſchönes
Manſarden=Logis an eine ruhige Familie
zu vermiethen u. kann ſofort bezogen werden.
Zu erfragen daſelbſt.
10523) Ernſt=Ludwigſtraße 14 die
Manſarde, beſtehend in 5 Zimmern, Küche ꝛc.,
anderweitig zu vermiethen und alsbald be=
Carl Müller.
ziehbar.
10205) 2 möbl. Zimmer zuſammen
oder einzeln per 1. Dezember zu vermiethen.
Näh. bei Oppenheimer, Alexanderſtraße 4.
10365) Mühlſtraße5 ein unmöblirtes
Zimmer zu vermiethen.
10628) Mathildenplatz 3 ein Logis
im Seitenbau von 3 Zimmern nebſt
Zu=
behör zu vermiethen und gleich zu beziehen.
10630) Laden zu vermiethen.
Der von mir ſeither inne gehabte Laden,
Eliſabethenſtraße 2, iſt von jetzt bis Ende
Dezember billig zu vermiethen und ſofort
zu beziehen. Chr. Wirthwein, Schulſtr. I.
10821) Pankratinsſtraße 46 ein
ſchönes Logis zu vermiethen und kann ſofort
bezogen werden.
10825) Hochſtraße Nr. 37 ein Logis
3 Zimmer, Küche, Keller, Waſchküche und
Bleichplatz, ſofort zu beziehen. Näh. parterre.
10921) Louiſenſtraße 16 ſind zwei
elegant möblirte ineinandergehende Zimmer
bis Ende December zu vermiethen.
10990) Ecke der Hügel= und
Zimmerſtraße Nr. 11, ebener Erde,
eine hübſche Wohnung von 3
Zim=
mern, Küche und allem Zubehör zum
Preiſe von 350 Mt. alsbald
bezieh=
bar zu vermiethen.
W0991) Blelchtr. 5 en nod. Fimnmer.
10992) Schützenſtraße 9, 1. St., ein
möbl. Zimmer, auf Wunſch mit Koſt, zu verm.
10993) Marktplatz 4 im Hinterhaus
ſind ſofort beziehbar zu vermiethen:
1 Magazin oder Werkſtätte,
2 Zimmer.
Näheres daſelbſt im Vorderhaus 1. Etage.
Vermiſchte Nachrichten.
9685) Handſchuhe werden ſchön gewaſchen
das Paar zu 15 Pfg Ebenſo werden Federn
gekräuſelt. Sandſtraße 10, 1 Stiege hoch.
Spoclalarz Dr. Med. Hoyor,
Gerlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den
hart=
näckigſten Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
534)
Erfolge.
Zu vermiethen
8105)
Trockene Lagerräume. Eliſabethenſtr.1
Da
ank=
ab
Ba
55
817
1221
188
426
885
645
852
1115
1249
242
532
83.
5
11
5
740
1118
242
6
955
ſ8
Zioh.
7589
129
928
4 Nurk
Die
Zahle,
R. 234
Renten- und Lebensverſicherungs=Anſtalt zu Darmſtadt.
Die Auszahlung der diesjährigen Jahresrenten erfolgt im December, hier bei
unſerer Kaſſe, auswärts bei unſeren Bevollmächtigten; ebenda iſt der gedruckte
Rechen=
ſchaftsbericht für 1879 unentgeltlich zu haben.
Darmſtadt, den 1. November 1880.
Die Direction.
10071)
10856) Lur nochmaligen Kenntnigs meiner werthen Geschäftsfreunde gebe
bekannt, dass sich die
Cr. Langnes,
Buchdruckerel von
nunmehr Rheinstrasse 28 befindet, gegenüber der Georgstrasse
Alle Aufträge werden in gewohnter Sorgfalt, prompt und billig ausgeführt.
Hochachtungsvoll
Mit der Bitte um geneigtes Wohlwollen
Pp. Langnes.
ir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß an Stelle des mit Tod
abgegangenen ſeitherigen Rechners, Hofſchloſſer Peter Schmidt, der
Stadt=
verordnete Robert Lautz proviſoriſch zum Rechner der Rathsherrn=
Brüder=
ſchaft ernannt worden iſt.
Beſtellungen beliebe man daher bei demſelben, Heinheimerſtraße 2, oder bei
dem Verwalter Peter Wagner, Schloßgaſſe 12, gefl. aufzugeben.
Darmſtadt, den 28. November 1880.
Der Vorſtand der Rathsherrn=Brüderſchaft.
10994)
Schellfiſche.
Täglich Sendung - billige Tagespreiſe.
Heute Dienstag: 35 Pfa.
Gobr. Hösiger,
Hof=Lieferanten.
10995)
10996) 1 Sopha und 6 Stühle, mit
grünem Peluche überzogen, 1 Glasſchrank,
1 Ausziehtiſch. 1 Damen=Schreibtiſch von
Mahagoni; ferner ein franz. Bureau,
1 Schreibtiſch von Nußbaum, 2 franz.
Betten mit Inhalt, 1 Kinderbett, 1 kleine
Kücheneinrichtung, 2 Dienerſchaftsbetten,
umzugshalber zu verkaufen. Sämmtliche
Möbel ſind wenig gebraucht und eignen
ſich für eine Ausſtattung. Näh. in der Exp.
10997) Um den feſten Preis von
150 Mark iſt ein Mahagoni=Flügel, für
Wirthe und zum Unterrichte noch ſehr
brauchbar, zu verkaufen. Näh. bei der Exp.
10964) Zwei Herren können Koſt und
Logis erhalten. Aliceſtraße 43.
Ankauf
von alten Schuhen, Stiefeln,
Bett=
werk, Kleidern, Möbeln und ſonſtigen
Haushaltungsſtücken.
Schloßgaſſe
Ph. Barth,
29.
10999) Alte Wein=, Bier Bordeaux
Flaſchen kauft; auch werden dieſelben
abge=
holt.
Ph. Barth, Schloßgaſſe 29.
10975) Eine gut empfohlene Köchin
geſucht. Sandſtraße 2, 1. Et.
3 Abgelegte Fräcke,
ſowie alle Arten andere Kleider, Stiefeln,
Schuhwerk kauft
C. Minkler, Langegaſſe 28.
„
Mehrere ſeine Hausmädchen, ſowie
Al Mädchen allein können ſofort oder
bis Weihnachten nachgewieſen werden. Ferner
können tüchtige Köchinnen auf Weihnachten
Stellen erhalten durch Marie Kuöss,
Ballonplatz 2, Placirungs=Büreau.
11002) Tüchtige Köchinnen mit guten
Zeugniſſen für ſofort und Weihnachten
ge=
ſucht durch Bureau C. H. Schreher,
DE10364) Mainz, Flachsmarkt16.
11011) Eine der älteſten Spiegelglas=
Verſicherungen wünſcht eine Haupt=
Agentur in Darmſtadt zu errichten.
Adreſſenzunter H. O5263 an
Maasen-
stein & Vogler in Hamburg.
11003)
Verloren.
Ein ſilbernes Kettchen, auf dem Wege
vom Carlehof nach der Soderſtraße. Der
redliche Finder wird gebeten, dasſelbe
Soder=
ſtraße 49, 3. Stock, abzugeben.
2339
Maurer=Arbeits=Vergebung.
Samstag den 4. December 1880
Vormittags 10¼ Uhr, ſoll auf hieſigem
Rathhauſe die Maurer=Arbeit für
Her=
ſtellung von 2 Senkgruben für das
Abfall=
waſſer von den Brunnen in der Holz= und
unteren Schulſtraße an den Wenigſtnehmenden
durch Submiſſion vergeben werden.
Voranſchlag und Bedingungen liegen auf
unſerem Bureau zur Einſicht offen.
Beſſungen, den 27. November 1880.
Großherzogtiche Bürgermeiſterei Beſſungen.
11004)
Nohl.
Holzpreiſe
im Großherzoglichen Holzmagazin.
Buchenſcheiter I. Cl. 11 M. 50 Pf.
II. „
9 „ 50 „
8
Kieferüſcheiter I. „
„ „
II.
„
Das Holz I. Claſſe beſteht aus
ge=
ſpaltenen Stammknüppeln von geſundem
ausgewachſenem Holze.
Beſtellungen gegen baare Zahlung bei
Großherzoglchem Rentamt (Paradeplatz 4).
Darmſtadt, den 1. April 1880.
Großherzogliche Holzmagazins=Verwaltung.
3172
Muhl.
ine nicht zu junge
Vertrauens=
perſon als Mädchen allein in
die Haushaltung eines einzelnen
Herrn geſucht, wo noch zwei Bediente
gehalten werden. Muß ausgezeichnet
kochen können und zu jeder Arbeit
willig ſein. Da der Herr oft
ab=
weſend, muß ſie ihre freie Zeit mit
Waſchen, Nähen u. ſ. w. ausfüllen.
Nur Solche, welche längere Zeit
in derſelhen Stelle waren und
ausge=
zeichnet= Zeugniſſe haben, wollen ſich
melden 20 Weſtendſtraße Frankfurta. M.
11906) Schüler oder Schülerinnen
finden Penſion u. Ueberwachung der
Schul=
aufgaben in guter Familie. Zu erfragen in
der Expedition d. Bl.
11007) Eine tüchtige Verkäuferin ſucht in
einem Kurz=u. Modewaarengeſchäft Stelle per
1. Febr. 1851 hier oder auswärts. Offerten
erbitte unter B 100 an die Exp d. Bl.
11008) Ein braver Junge kann als
Lehrling eintreten bei
Henigſt &a Münch, Waldſtraße 24.
11009) Eine ültere Dame findet
freund=
iche Aufnahme und gute Verpflegung in
einer anſtändigen Familie. Zu erfragen in
der Expedition d. Bl.
Frachtbriefe
der Main=Neckar=Bahn, ſowie der Heſſ.
Ludwigsbahn, auf Wunſch mit Firma,
M. 7 per Tauſend.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
626
2340
No. 234
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Niederlage bei
Reiser und Jündhölner vollständig
überflüssig und sind jeder Haushaltung bestens zu empfehlen.
Gebriider Vierheller,
Darmstadt.
4
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag 30. November.
14. Vorſtellung in der 8. Abonnements=Abtheilung.
D i e Grille.
Ländliches Characterbild in 5 Akten von
Ch. Birch=Pfeiffer.
Perſonen:
Valer Barbeaud,
Mutter Barbeaud,
Landry,) ihre
Didier, SSöhne,
Martineau,
Etienne,
Collin,
Pierre,
Die alte Fadet,
FanchonVivieux, ihreEnkelin, Fr. Haſem.=Kläger
Vater Caillard,
Madelon, ſeine Tochter/ Bauern Frl. Ethel.
Suſette,
aus der Frau Kilian.
Herr Mickler.
3Frau Eppert.
Herr Hacker.
Herr Franke.
Herr Leib.
2 Herr Wagner.
GHerr Schimmer.
Herr Hartig.
Frau Steck.
4
Herr Knispel.
Mariette,
Annette,
Anfang
7 Uhr.
Priche Frl. Krickſer.
Frl. Klein.
Ende nach halb 10 Uhr.
Aus Stadt und Lanb.
Darmſtadt, 30. November.
S. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Staatsanwalt
am Kaiſerl. Landgericht Colmar Dr. Fr. Lucius zum Notar mit dem
Amtsſitze zu Sprendlingen ernannt.
S. M. der Kaiſer hat dem Oberſten Weſterweller v.
An=
thoni, Flügeladjutanten Sr. K. H. des Großherzogs, beauftragt mit
den Functionen des Generaladjutanten, die Erlaubniß zur Anlegung des
Großoffizierkreuzes des Fürſtl. Rumäniſchen Ordens „Stern von
Ru=
mänien' ertheilt.
- In der Samstagsſitzung der 2. Kammer der Stände wurde
der Antrag angenommen: 1) dem Erſatz der Schiffbrücke bei Offenbach
durch eine ſtehende Brücke die Zuſtimmung zu ertheilen, hierzu einen im
Weg der Anleihe aufzubringenden Staatsbeitrag von höchſtens 243,000 Mark
zu gewähren, ſowie der Verwendung aller Immobilien und Mobilien
der gegenwärtigen Schiffbrücke und des Fonds der Brückenwärter=
Witt=
wenkaſſe für den Bau der neuen Brücke zuzuſtimmen; 2) ſich damit
einverſtanden zu erklären, daß die im Staatsbudget pro 1879,82 für die
Reparatur der Offenbacher Schiffbrücke vorgeſehenen 36,500 Mark zum
Bau der ſtehenden Brücke verwendet werden, und 3) ihre Zuſtimmung
dazu zu erklären, daß der Bau der neuen Brücke, in Gemeinſchaft mit
der Königlich Preußiſchen Regierung, an einen Unternehmer in General=
Entrepriſe mit oder ohne öffentliche Ausſchreibung vergeben wird. Ferner
wurde einſtimmig beſchloſſen, Großh. Regierung zu erſuchen, die
Vorar=
beiten für die Errichtung einer feſten Brücke über den Main
bei Koſtheim zu beſchleunigen und alsdann der Kammer weitere
Mittheilung zu machen.
Eine zwiſchen der Großh. Heſſiſchen und der K. Preußiſchen
Re=
gierung getroffene Vereinbarung lautet dahin, daß die im
Großherzog=
thum Heſſen auf Grund der Verordnung über die Prüſung der
Aſpiran=
tinnen für das Lehramt an höheren Mädchenſchulen vom
10. März 1880 ausgeſtellten Befähtgungszeugniſſe auch in dem
König=
reiche Preußen als gültig anerkarnt und deren Inhaberinnen auch in
Preußen zum Schuldienſte zugelaſſen werden, und daß die im Königreiche
Preußen auf Grund der Prüfungs=Ordnung vom 24. April 1874
aus=
geſtellten Befähigungszeugniſſe für Lehrerinnen an den höheren
Mädchen=
ſchulen auch in dem Großherzogthum Heſſen als gültig anerkannt und
ſomit deren Inhaberinnen anch in Heſſen zum Schuldienſte zugelaſſen
werden. Ferner iſt vereinbart worden, daß dieſe Anerkennung im
Preu=
ßiſchen Staate auch auf diejenigen Befähigungszeugniſſe für den
Unter=
richt an höheren Mädchenſchulen ausgedehnt werde, welche im
Großher=
zogthum Heſſen auf Grund der in den Monaten März 1879 und April
1880 an dem Lehrerinnen=Seminar zu Darmſtadt abgehaltenen
Abgangs=
prüfungen ausgeſtellt worden ſind.
— Am erſten Advent war der Vormittagsgottesdienſt in
der Stadtkirche ſowie der Abendgottesdienſt in der Stadt=
Lapelle ſo überfüllt, daß zahlreiche Gemeindemitglieder in den beiden
Kirchen keinen Platz mehr finden konnten.
Am Sonntag Vormittag ſhat das Waſſer der neuen ſtädtiſchen
Leitung nach Beſeitigung des in der Rheinſtraße entſtandenen Rohrbruches
das Reſervoir auf der Mathildenhöheerreicht. Mächtig ſtrömte
e3 in dasſelbe ein und ſtieg trotz des zu erfüllenden koloſſalen Raumes
raſch darin in die Höhe. Zahlreiche Zuſchauer waren herbeigeſtrömt und
gaben ihrer Freude über das glückliche Gelingen des großen Werkes lauten
Ausdruck. Daß es gelungen iſt, wird nunmehr auch der größte Feind
des Unternehmens zugeben müſſen. Rohrbrüche und ähnliche Zufälle
werden ſich allerdings und namentlich im Anfang noch häufig ergeben.
Dies iſt bei allen derartigen Waſſerleitungen nicht anders, und Niemand,
der die Vorgänge anderer Städte kennt, wird hierin etwas Auffallendes
finden. — Das Waſſer erſcheint, obgleich die Leitung noch nicht
ausge=
ſpült iſt, jetzt ſchon recht klar und wurde bereits von Vielen getrunken.
— Am Sonntag Abend brach abermals ein Rohr der Waſſerleitung
und zwar vor dem Gaſthof zum Landsberg; auch hier ſoll ſich ein alter
Sprung vorgefunden haben.
0 Am vorigen Freitag nahm der hieſige Lokalgewerbeverein
ſeine während des Winterſemeſters ſtattfindenden Wochenverſammlungen
auf und warf zunächſt der Vorſitzende Hr. Baurath Buſch einen
Rück=
blick auf die rege Vereinsthätigkeit im letzten Jahre. Der Tagesordnung
gemäß ſprach hierauf Hr. Dr. Thiel über die Entphosphorung
des Eiſens und verſtand es, dieſen hochwichtigen und intereſſanten
Prozeß, der eine gewaltige Umwälzung auf dem Eiſen= und Stahlmarkt
hervorrufen wird, in einer auch für den Laien leicht verſtändlichen Weiſe
zu ſchildern. Früher, wo der Bedarf an Stahl lange nicht die heutige
Ausdehnung gewonnen und noch das phosphorarme Holzkohleneiſen zu
deſſen Darſtellung allgemeine Verwendung fand, lagen die Verhältniſſe
weſentlich anders als jetzt, wo man faſt ausſchließlich auf das ſchlechtere
und phosphorreiche Coakseiſen angewieſen, und muß daher das Thomas'ſche
Verfahren, welches ſeit etwa Jahresfriſt zur Entphosphorung des
Roh=
eiſens mit beſtem Erfolg in Anwendung gekommen, einen ungeheueren
Umſchwung hervorrufen, der namentlich für Deutſchland und ganz ſpeciell
Heſſen, wo wir mächtige, ſeither nicht abgebaute, phosphorreiche jetzt
verwendbare Eiſenerzlager beſitzen, von großer Bedeutung werden wird.
Der Prozeß, um den es ſich hier handelt, beſteht darin, daß man den
Hochofen, der zur Aufnahme des flüſſigen Roheiſens beſtimmt, mit einem
feuerfeſten, baſiſchem Futter bekleidet und dem Eiſen alsdann
Kieſel=
reien Kalk zuſetzt, wodurch der Phosphor, bis auf eine verſchwindend
kleine, die Qualität des Eiſens nicht mehr beeinträchtigende Quanität
ent=
fernt und in die Schlacke übergeführt wird. - In der nächſten Sitzung
wird Hr. Profeſſor Herwig über das electriſche Licht ſprechen.
In bevorſtehender Generalverſammlung des
Gartenbauvereins kommen der Jahresbericht des Präſidenten und
einige intereſſante Berichte und Mittheilungen zum Vortrag, ſowie eine
größere Quantität Samen der überaus wohlſchmeckenden ſibiriſchen
Kerbel=
rübe, welche jetzt ins freie Land geſäet und von Juni bis Auguſt
ge=
erndtet wird, an die Mitglieder zur Vertheilung.
4 4 Der unter dem Protectorate Sr. Königlichen Hoheit des
Groß=
herzogs ſtehende ältere Verein für Vogel= und Geflügelzucht
dahier, welcher ſeit den wenigen Jahren ſeines Beſtehens ſich durch ſeine
eifrige Thätigkeit zur Hebung der Vogel= und namentlich Geflügelzucht
ein beſonderes Verdienſt erworben hat, wird am 4., 5. und 6.
Decem=
ber d. J. im Gartenſälchen des Darmſtädter Hofes dahier wieder einen
großen Vogel= und Geflügelmarkt abhalten. E3 ſoll dies keine
Ausſtel=
lung ſein, da der zu Gebote ſtehende Raum hierzu nicht ausreichen
würde, eine ſolche in großartiger Weiſe auch für nächſtes Frühjahr
ge=
plant iſt, ſondern es ſoll auf demſelben einmal gezeigt werden, was die
Mitglieder des Vereins, welche allein den Markt zu beſchicken berechtigt
ſind, im letzten SCommer gezüchtet haben, dann denſelben Gelegenheit zum
Verkauf ihrer Züchtungsprodukte gegeben werden, und drittens den außer
dem Verein ſtehenden Liebhabern und Züchtern die Auswahl und der
Ankauf von Zuchtmaterial unter Garantie des Vereins ermöglicht wer=
Denn auf einem ſolchen Markte, wo eine größere Anzahl Thiere
den.
derſelben Gattung zuſammen vorhanden iſt, kann leichter das ausgeſucht
— 10 10e 5* 113.
erſehenen
chnellzüge.
N6
werden, was der Züchter nothwendig hat. Zum Verkauf kommen Hühner,
Tauben, Canarien und Ziervögel. Der Markt iſt alſo nicht für eine
einſeitige Zuchtrichtung eingerichtet, ſondern ſoll allen denſelben gerecht
werden. Die zur Verlooſung, bei welcher diesmal lant Verlooſungsplan
nur ganz ausnahmsweiſe einheimiſche Vögel zur Ausſpielung kommen
dürfen, ausgegebenen Looſe ſind nahezu vergriffen, was für eine große
Beliebtheit der Looſe gerade dieſes Vereins ein ſprechendes Zeichen iſt.
Wir glauben den Beſuch des Marktes allen Züchtern und Liebhabern,
namentlich auch ſolchen, welche einen Vogel als Weihnachtsgeſchenk
er=
ſtehen wollen, aufs beſte empfehlen zu können.
(Eingeſandt.) Am Freitag hatten zwei, zehn Minulen nach
ein=
ander aus der Martinsſtraße kommende Damen das Unglück, beim
Einbiegen in die Carlsſtraße in den daſelbſt befindlichen Kanal
derge=
ſtalt zu ſtürzen, daß ſie mit total naſſen beſchmutzten Kleidern, und die
eine Dame mit gänzlich geſchundenem Schienbein, herausgezogen wurden.
Den Abend zuvor ſchon, alſo am 26. d. M., hatte ſich derſelbe Fall mit
einer anderen Tame ereignet, weil die vorgeſchriebene Laterne nicht an
der gefährlichen Stelle ſelbſt, ſondern ein Stück davon an dem Hauſe
der Octroiſtelle angebracht war, und wegen ihrer äußerſt geringen
Ver=
breitung von Licht durchaus nicht als Warnungszeichen dienen konnte.
Man ſollte doch denken, daß es eine der erſten Pflichten des
Aufſichts=
perſonals ſei, nach eingetretener Dunkelheit die gefahrvollen Stellen
auf=
zuſuchen, und das vorſchriftswidrige Anbringen von Laternen zu rügen,
um großem Unglück vorzubeugen. Da der vorletzte Unfall geſtern
in keinem der hieſigen Blätter zu leſen war, und der letzte wegen
Mangel eines Schutzmannes oder Unglücksboten ebenfalls nicht bekannt
wurde, ſo erlaubt ſich der in der Redaction des Blattes zu Erfragende
ſelbſt auf dieſen Mißſtand aufmerkſam zu machen. (Es dürfte wohl am
geeignetſten ſein, wenn derartige Beſchwerden an der betr. Stelle, die
jederzeit zur Abhülfe bereit iſt, direct angebracht würden. D. R.)
Mit 4 Pferden beſpannt trat am Montag Mittag die neue
ſtädtiſche Straßenwalze ihre Functionen an. Sie repräſentirt, den
Cylinder mit Waſſer gefüllt, das anſehnliche Gewicht von 150 Centnern.
4 Ein hieſiger Hausbeſitzer hat über den Eingang ſeines neuerbauten
Hauſes in altdeutſchen Lettern den Vers angebracht: „Herr Gott,
be=
hüt uns allezeit, vor Maurern und vor Zimmerleuts. Ob dies ein
altdeutſcher Reim iſt, oder ob moderne Erfahrungen in Verſe gebracht
ſind, iſt uns unbekannt.
7 Theater= und Kunſtnotizen. Am 17. November fand im
Hoftheater zu München die Separatvorſtellung des „Lohengrin
vor dem König ſtatt. Neben ihm ſaß Richard Wagner, während Frau
Coſima Wagner ſich in einer unterhalb der Königsloge befindlichen Loge
des. erſten Nanges befand. Nachbaur ſang den Lohengrin, Frau
Weckerlin die „Elſar, Frau Vogl die „Ortrude Reichmann „
Tel=
ramundé, Kindermann den „Königl und Fuchs den „Heerrufert. Nach
der Vorſtellung empfing Frau Weckerlin ein aus Perlen und Brillanten
beſtehendes prachtvolles Kollier, in deſſen Mitte auf Email Lohengrins
Abſchied gemalt iſt; Nachbaur erhielt eine aus Silber und Gold
pracht=
voll getriebene Gruppe, Lohengrin und Elſa darſtellend. — Wohl ſelten
hat das Hoftheater zu Wiesbaden ſolche elementare Beifallsſtürme
erlebt, als in der letzten Aufführung von Roſſinis „Barbier von
Sevillar. Das ſonſt reſervirte Publikum war nicht wieder zu erkennen.
Herr Siehr ſang zum erſten Male den „Baſilios, eine der dankbarſten
Partien eines Baſſiſten; Frl. Nolandt gab als Roſine zwei neue
Ein=
lagen, mit denen ſie ein beiſpielloſes Furore machte: Eckerts „Schweizer
Ccho= und den Bravour=Walzer „Di gioja insolitat von Maurice Strakoſch.
— Das Luſtſpiel, richtiger wohl das mit luſtſpielartigen Motiven
durch=
ſetzte Schauſpiel: „Der deutſche Michel: des Wiener Hoſburgſchauſpielers
Louis Nötel iſt in Chemnitz am 15. November aufgeführt worden. Es
heißt darüber in einer Theater=Chronik: „Es iſt nicht ohne Geſchick
ge=
arbeitet, nur wäre mehr Knappheit und Gedrängtheit wünſchenswerth
zumal im erſten Acl. Die eigentliche Wirkung hebt auch erſt im zweiten
Act an, und wird dann allerdings das einmal erregte Intereſſe bis zum
Schluß erheblich geſteigert. Die Zeichnung der Charaktere iſt gelungen,
die Situationen ſind originell, der Dialog iſt edel und die an beluſtigend
wirkenden Contraſten reiche Handlung entwickelt ſich ungezwungen”
Der Inhalt iſt in Kurzem folgender: Hans Michel von Obentraut findet
in Nienburg an der Weſer das Mädchen wieder, das er achtzehn Jahre
früher in Heidelberg geliebt, aber nicht darum zu werben gewagt hatte.
Katharina von Folxem, geborene Amelung, iſt in Nürnberg ſeit zwei
Jahren wohlhabende Blumenhändlerin und Wittwe. Sie hat ein
reizen=
des Töchterlein Kathrein, deren Anblick den General an die von ihm
früher verehrte Katharine erinnert und ſein Blut in Wallung bringt.
Hans Michel bewirbt ſich um das junge Mädchen, welches jedoch längſt
dem Fähnrich Conrad von Frankenſtein ihr Herz geſchenkt hat, und dieſe
Bewerbung führt verſchiedene ernſte und auch komiſche Situationen
her=
bei, die ſchließlich darin einen Abſchluß finden, daß Gleiches ſich mit
Gleichem paart. — Die „Wiener Theater=Chronik von C. A. Sachſe
bringt folgende Notiz. „Herr Julius Fiala hat das Glück, in
Peters=
burg immer mehr und mehr die Gunſt des Publikums zu erwerben.
Seine Nollen, wie Poſa, Carl Moor, Torquato, Jakob, Hamlet u. ſ. w.,
wurden einſtimmig als vortreffliche Leiſtungen anerkannt. — Mainzer
Kunſtfreunde haben den alten Plan angeregt, dem großen Minneſänger
Heinrich Frauenlob ein öffentliches Denkmal in Mainz zu errichten.
2341
234
Die Nachricht, daß auf dem Bahnhof zu Mainz ein
Poſt=
beutel mit 68,000 M. in Papiergeld abhanden gekommen und erſt am
andern Morgen entdeckt worden ſei, entbehrt, wie wir aus zuverläſſiger
Quelle entnehmen, jedes thatſächlichen Anhaltes.
Großherzogliches Hoftheater.
Sonntag, den 28. November.
3
5
o Jphigenia in Aulis. Große Oper von Gluck. Die
meiſten=
ſelbſt der bedeutenderen künſtleriſchen Emanationen der Gegenwart ſind
nicht im Stande, das Bedürfuiß nach einem erlöſenden Kunſtwerk zu
be=
friedig u, eine befreiende Macht auszuüben. So lernen wir allmählich
verzichten und genügſam werden, freuen uns des Alten und beſuchen im
Uebrigen das Theater, weil es die anregendſte Art gemeinſam zu
ge=
nießender Unterhaltung iſt. Und die flotten Luſiſpieldichter und
Opern=
componiſten haben. ihren Vortheil von dieſer Herabſtimmung der
Au=
ſprüche und machen ſichs leicht. Oder iſt unſer Geſchmack wirklich noch
für die Größe und Schönheiten eines Gluck empfänglich? Wir
bezwei=
ſeln es.
Die Quvertüre zur „Jphigenia in Aulisb iſt das vollendetſte
In=
ſtrumentaltonſtück von Gluck. Das Stück enthält eigentlich zwei
ver=
ſchiedene Tonſätze von urſprünglich verſchiedenem Tempo, namlich einen
langſameren bis zum 19. Tacte, und von da ab einen gerade noch
ein=
mal ſo ſchnellen. Gluck hatte aber im Sinne, mit der Ouverture ſogleich
die erſte Scene einzuleiten, welche ganz mit demſelben Thema beginnt,
mit dem auch die Ouvertüre anfängt; um bis dahin das Tempo
außer=
lich nicht zu unterbrechen, ſchrieb er daher den Allegroſatz mit doppelt ſo
ſchnellen Noten, als wie er ihn hätte ausführen müſſen, wenn er den
Tempowechſel mit „Allegros bezeichnet haben würde. Aber die deutſchen
Concertdirigenten überſahen bisher die Eigenthümlichkeit dieſer Schreibart
Gluͤcks, und ließen da, wo die ſchnelleren Noten beginnen, mit dem
Auſ=
tact zum 20. Tacte, auch das von ſonſther gewohnte ſchnellere Tempo
eintreten. Wie unglaublich durch dieſe, gerade doppelt zu ſchnelle
Aus=
führungsweiſe die Gluck'ſche Quvertüre entſtellt wurde, empfand zuerſt
Richard Wagner. Er ließ ſich die alte Pariſer Ausgabe der
Parti=
tur kommen, und daraus die urſprüngliche Intention Glucks erkennend,
erfaßte er das richtige Zeitmaß, und empfand nun die große, gewaltige
und unnachahmliche Schönheit dieſes Tonſtückes. Seine veränderte
Auf=
faſſung des Vortrags läßt uns die maſſive Breite des ehernen Uniſono,
die Pracht und Energie der folgenden Violinfiguren über der gewaltig
die Scala auf= und abſteigenden Viertel=Bewegung der Bäſſe und die
Be=
deutung mancher anderen zarten Stelle erkennen, die früher, in doppelt
ſchnellem Tempo ausdruckslos geſpielt, den Eindruck einer bloſen Floskel
gemacht hatte.
Frl. Schrötter ſang die Klytaemneſtra. Die Stimme war zuerſt
wenig klangvoll, war etwas umflort; aber das vollſtändige Aufgehen in
den Geiſt der Rolle brachte der Sängerin die volle Dispoſition über ihre
Stimme wieder. Das Recitativ im 3. Act (Nr. 24) war vortrefflich.
Tie Herrn Kraze (Agamemnon) ſchon öfters zum Vorwurf gemachten
Untugenden machten ſich anfangs wieder unangenehm fühlbar, aber im
Verlaufe des Abends verloren ſie ſich, und den Höhepunkt erreichte er,
muſikaliſch wie im Spiel, am Schluß des 2. Actes. Ihm ſowohl, wie
Frln. Schrötter, wurde lebhafte Auszeichnung durch Beifall und
Her=
vorruf zu Theil. Wir wiſſen nicht, was Herrn Bär (Achill) ſo oft an
der vollen Entfaltung ſeiner ſtimmlichen Mittel hindert. Sein Geſang
ſank öfters bis zum Flüſtern herab, auch ſein Spiel und ſeine
Behand=
lung der Recitative ließen viel zu wünſchen übrig, ſo daß dieſe Mängel
das Gefühl der Freude über manche ſchön gelungene, ungetrübte Stelle nicht
aufkommenl iesen. Frl. Czerwenka war die Rolle der Jphigenia
anver=
traut. Das ſtellenweiſe, allerdings unſchöne, Forciren der Stimme iſt
allein kein hinreichender Grund, ihre Jphigenia abzulehnen. Dieſe
un=
ſchuldige „Tochter der Kraft=, liebevoll vermittelnd zwiſchen dem
barba=
riſchen, der Noth weichenden Vater, und dem zornigen, löwenmuthigen
Achill, trug den Stempel höchſter Lebenswahrheit. Frau Mayr=
Olbrich (Diana), Herr Hofmann (Kalchas) und Herr Bögel
( Arkas) waren gut. Volle Anerkennung auch der Leiſtung des Chors!
Er hätte ſtärker ſein dürfen - aber er ſang mit Sicherheit und guter
Intonation. Das Orcheſter bewährte ſich tüchtig. Die Aufführung der
neueinſtudirten Oper zählen wir, wenn ſie auch noch nicht völlig
abgerun=
det und in ſich fertig war, zu den beſten, welche ſeit Beginn dieſer
Sai=
ſon geboten wurden. Die herrliche Muſik ließ jedes kritiſche Bedenken
über dies und jenes in den Einzelleiſtungen ſchweigen, das Gute
über=
wog bedeutend die Mängel. Wir danken der Direction für die
Vor=
führung dieſer auf Bühnen äußerſt ſeltenen Oper.
Dr. juris Baron von Steckewiez.
Eine Erinnerung von Ferdinand Dieffenbach in Dresden.
(Fortſetzung.)
Abends im Gaſtzimmer war der Profeſſor, oder der „Steckwitz”,
wie die Stammgäſte ihn vertraulich nannten, die Seele der Unterhaltung.
Er war nicht nur ein amüſanter Plauderer, der das Deutſche wie ſeine
Mutterſprache redete und voll Anekdoten, Scherzen und Schalkſtreichen
ſteckte, ſondern er war auch ein vorzüglicher Kartenſpieler. Mit
Spiel=
karten machte er nie geſehene Kunſtſtücke. Aus Semmeln ſchnitzte er
Geſichter, ſchlang eine Serviette darum und ſtellte einen predigenden
Mönch dar. Er legte die Serviette kunſtreich zuſammen und zeigte an
2342
d6.
derſelben, wie die Römerinnen ihr Kopftuch tragen. Aus Brotteig knetete
er die merkwürdigſten Figuren und wußte den Zuſchauern dadurch die
ſeltſamſten Ueberraſchungen zu bereiten. Als B. eines Abends ein
Schweinchen geknetet hatte, nahm es ihm der Profeſſor aus der Hand
und bemerkte
„Bitte, erlauben Sie, Herr B., ich will Ihr Schweinchen in ein
Glücks=
ſchwein verwandeln.”
Er knetete eine Weile an der Figur herum, nahm noch mehr Semmel
hinzu und riß ſie endlich vor den Augen Bs. auseinander. Beim
Zer=
reißen fiel eine Tauſend Francs=Note aus dem Schweinchen heraus.
Als der Profeſſor in dieſer Weiſe fortfuhr die Geſellſchaft zu
unter=
halten, erreichteidie Fröhlichkeit den Gipfelpunkt. B. ſprach endlich pathetiſch:
Herr Baron, Sie erlauben mir einen Vorſchlag. Sie ſtehen zwar
geſellſchaftlich über mir, ich bin nur ein einfacher Bürgersmann, aber
ich bin der Aeltere und habe daher das Recht Ihnen einen Vorſchlag zu
machen, den der Jüngere ſich nicht erlauben darf. Unſere Beziehungen
ſind ſo innige geworden, wir haben ſo manchmal unſere Gedanken
aus=
getauſcht und ſind dabei einer ſo völligen Uebereinſtimmung der
Ge=
müther begegnet, daß ich der Meinung bin, es ſei wohlgethan, wenn wir
dieſer Uebereinſtimmung auch durch die Form unſeres geſelligen Verkehrs
einen beſonderen Ausdruck verleihen würden. Ich ſchlage Ihnen den
Schmollis vorlo
„Ich bin über die Ehre, welche Sie mir erzeigen, hoch erfreut und
werde dieſelbe zu würdigen wiſſen," bemerkte der Profeſſor.
Beide ſtießen miteinander an, tranken die Gläſer leer, umarmten,
küßten ſich und ſchüttelten einander die Hände mit dem beiderſeitigen
Rufe; „Bleib mein Freund!
Die große Mehrzahl der Geſellſchaft brachte dem Profeſſor ähnliche
ſympathiſche Geſinnungen entgegen. Nur in einigen Beamten wurde
et=
was wie Mißgunſt rege. Sie konnten es nicht verwinden, daß der
Pro=
feſſor zum enfant gäts der Geſellſchaft geworden war. Sie behaupteten,
er verſtehe nichts von Jurisprudenz. Er kenne nicht den Unterſchied, der
zwiſchen dem franzöſiſchen und dem römiſchen Recht bezüglich der Zählung
der Verwandtſchaftsgrade beſtehe. Als vor Kurzem von der Falcidiſchen
Quart die Rede geweſen ſei, habe er eine völlige Unwiſſenheit bekundet; ja,
er habe nicht einmal gewußt, was man unter der exceytio Caesarea verſtehe.
B. wandte dagegen ein, daß es ein Glück ſei, daß Steckewitz von dem
dummen Zeug nichts wiſſe, dafür kenne er um ſo beſſer das praktiſche
Leben. Auch habe Steckewitz franzöſiſches Recht ſtudirt.
„Ich muß meinem Freund B. Recht geben," bemerkte der
Rechtsan=
walt T. „Das franzöſiſche Recht, wenn es auch auf römiſcher
Grund=
lage ruht, beruht doch auch in der Terminologie ſo ſehr auf
altfranzöſi=
ſchen Traditionen, daß es nicht zu verwundern iſt, wenn ſelbſt dem
Fach=
mann einzelne Ausdrücke und Beſtimmungen des römiſchen Rechts fremd
werden. Zudem hat unſer Profeſſor, wie er ſelbſt eingeſtanden hat, nur
um der geſellſchaftlichen Stellung willen die juriſtiſche Laufbahn
be=
treten. Seine Unkenntniß erklärt ſich alſo auch zum Theil durch eine
päter entſtandene Gleichgültigkeit gegen die theoretiſche Wiſſenſchaft.
Hinſichtlich der Praxis, namentlich der eriminaliſtiſchen, kann ich aber
verſichern, daß ich ihn als einen ſoorzüglichen Juriſten kenne. Das
Schwurgerichtsverfahren kennt er durch und durch und ſelbſt in unſerer
Stadt verſäumt er keine irgendwie belangreiche Schwurgerichtsſitzung.
Auch der Verfaſſer dieſes, der als Reporter in dem Juriſten und
Beamten angewieſenen reſervirten Raume öfter in der unmittelbaren
Nachbarſchaft des Profeſſors ſaß, kann demſelben ſeine genaue
Kenntniſ=
des Schwurgerichtsverfahrens bezeugen. Insbeſondere aber war der
pſychologiſche Scharfblick merkwürdig, den er an den Tag legte. Aus
wenigen Antworten beim Verhör des Angeklagten konnte er ſich bereits
ein Urtheil über deſſen Schuld oder Unſchuld, über deſſen Charakter und
die Motive des Handelns bilden. Der Ausgang der Verhandlung
be=
ſtätigte faſt immer ſeine Schlußfolgerungen.
Das Anſehen des fremden Gelehrten war bei der Tiſchgeſellſchaft im
Zunehmen. Er ſchien ſich völlig in Di niederlaſſen zu wollen. Seine
Freunde ſchlugen ihn zur Aufnahme in den „Bürgerverein” vor. Er
beabſichtigte den Erwerb einer Villa. Mehrmals war er abweſend, um
wegen Ankaufs eines großen Gutes zu verhandeln. Auch ſeinen Vater
hoffte er zur Ueberſiedlung nach Ds zu veranlaſſen.
Während der Baron abweſend war, erhielten die Stammgäſte einſt
ſogar das Porträt des alten Staatsraths von dem Kellner gezeigt. Der
Profeſſor hatte es in einem Stellrahmen auf ſeinem Arbeitstiſche
aufge=
ſtellt. Der Beſchauer erblickte ein feines, geiſtig belebtes Geſicht. Die
Bruſt ſchmückte das Großkreuz der Ehreslegion.
„Ach was ein lieber alter Herr muß das ſein,u rief E. entzückt.
„Und der Baron, ſeht Ihr'3 nicht, der iſt dem Vater wie aus dem
Ge=
ſicht geſchnitten.
Die Winterabende waren den Stammgäſten des Hotels durch den
jovialen Baron raſch dahin geeilt. Das Frühjahr nahte heran. Es war
in den letzten Märztagen des Jahres 1870, als der Gaſthalter noch
ein=
mal eine „Metzel=Suppen veranſtaltete. Da fand der Rechtsanwalt Dr.
9. im „Frankfurter Journal: einen Steckbrief, durch welchen ſeitens der
Frankfurter Polizeidirection auf einen gewiſſen Heinrich May aus
Wettels=
heim in Bayern gefahndet wurde. Derſelbe hatte im vorigen Herbſt in
Bevey in der Schweiz coloſſale Betrügereien verübt, war dann in
Frank=
furt aufgetaucht, aber bald darauf ſpurlos verſchwunden. Der
Steck=
brief war vom 6. März 1870 datirt.
Der Rechtsanwalt meinte, das Signalement ſei demjenigen des
Pro=
feſſors nicht ganz unähnlich. Die Anderen wurden aufmerkſam und
234
fanden, daß der Anwalt nicht unrecht habe. Auch der Profeſſor geſtand
dieſes zu.
„ Es ſtimmen hier eine Menge Kennzeichen, und wenn ich Ihnen nicht
ſchon lange bekannt wäre, ſo könnte ich in einen ſehr unangenehmen
Verdacht kommen. Durch die Umgebung, in welcher ich mich befinde,
bin ich jedoch von dieſem frei. Das Vertrauen, welches der Menſch
ge=
nießt, verdankt er zum großen Theil dem Platz, auf welchen er ſich ſtellt.
Auf der Eiſenbahn ſucht z. B. kein Gensdarm einen Spitzbuben in einem
Coupé erſter Klaſſe. Gerade dort reiſen die größten. Sehen Sie,
meine Herren, ich bin da neulich im Schwurgerichtsſaal auf einen
närri=
ſchen Gedanken gekommen. Man ſpricht ſo häufig von
Verbrecher=
phyſiognomien. Das iſt eine Thorheit! In der Regel ſehen die
Ver=
brecher nicht anders aus als die ehrlichen Leute. Kein Menſch würde
ſich von ihnen betrügen laſſen, wenn man ſie an ihrem Geſichtsausdruck
ſofort als Diebe, Ganner, Fälſcher u. ſ. w. erkennen würde.
Sitht
zu-
fällig einmal ein dummer Teufel, der ſich fangen ließ, auf der
Anklage=
bank, ſo erkennt jeder Zeitungsberichterſtatter ſofort die
Verbrecher=
phyſiognomie. Dummes Zeugl Denken Sie ſich einmal den jungen
Mann, der kürzlich wegen Banknotenfälſchung verurtheilt wurde,
an=
ſtändig gekleidet und ohne daß Sie von ſeinem Verbrechen etwas wüßten,
in unſerer Mitte ſitzen. Gewiß würden Sie an ſeiner Ehrlichkeit nicht
gezweifelt haben. Man kann kein treueres und ehrlicheres Geſicht ſehen.
Nachdem ich mir ihn betrachtet, ſah ich mir unſeren Juſtizrath an. Ich
dachte mir ihn auf der Anklagebank ſitzend. Sonderbar! Mit
Einem=
male erblickte ich in dem Geſicht des einfachen, redlichen, wohlwollenden
Herrn Züge von Wildheit und Grauſamkeit.
Die Anweſenden ſahen den Juſtizrath an und lachten. Sie bejahten
die Behauptung des Profeſſors. Cogar der Juſtizrath geſtand zu, daß
es mit dieſen Beobachtungen ſeine Richtigkeit habe. In ſeiner Jugend
habe er oft etwas wie Mordluſt in ſich verſpürt.
Die Unterhaltung kehrte zu dem Kapitel Steckbriefe zurück.
„Man ſolle=, meinte C. „aus den Steckbriefen alle anzüglichen
Be=
merkungen weglaſſen, wie z. B. „beginnende Glatzel. Dadurch kämen
nur ehrliche Leute ungerecht in Verdacht. Die wahren Spitzbuben
ſchaff=
ten ſich Perücken an und entwiſchten. „Ebenſo= fuhr er fort, „finde
ich es höchſt unpaſſend, daß die Polizei in Steckbriefe die Bemerkung
ſetzt; „neigt zur Lüderlichkeits. Dadurch wird nur die perſönliche
Sicherheit ruhiger Bürger, die ſich Abends eine Flaſche Wein gönnen,
gefährdet."
Das Geſpräch nahm einen andern Lauf. Man fragte den Profeſſor,
wie es mit ſeinen Abſichten ſich in Deutſchland niederzulaſſen ſtehe. Er
antwortete offen, daß er morgen nach Würzburg abreiſen werde, um
dort für ſeinen Vater ein am Main gelegenes Gut zu kaufen. Seine
Frau und ſeine Kinder ſeien ſeit heute wegen der ſchweren Erkrankung
eines Verwandten nach Paris gereiſt. Er habe daher um ſo mehr
Ver=
anlaſſung, ſich nur den Geſchäften zu widmen. In etwa vierzehn Tagen
hoffe er zurückzukehren.
Selbſtverſtändlich wurde die von dem Profeſſor in Ausſicht geſtellte
vierzehntägige Abweſenheit, ſehr bedauert.
Bald aber gewann die
gute Laune wieder die Oberhand und der Profeſſor ſelbſt trug ſein Theil
dazu bei.
Erſt ſetzte er die Geſellſchaft dadurch in Erſtaunen, daß er mit dem
Hofgerichtsadvokat 9. Sechsundſechszig ſpielte und dieſen auch nicht eine
Partie gewinnen ließ. Dann legte er drei Karten auf den Tiſch und
wettete mit T., er wolle, während er ſich draußen vor der Thür befinde,
diejenige Karte errathen, welche der Rechtsanwalt hier im Zimmer mit
dem Finger bezeichnet habe. Kein Menſch glaubte dem Profeſſor. Allein
er verließ das Zimmer. Des Spaßes halber bezeichnete x. eine der drei
Karten. Der Profeſſor trat auf ein gegebenes Zeichen herein und errieth
ſofort die Karte, welche E. bezeichnet hatte. Dieſes Experiment
wieder=
holte er fünfzehnmal mit ſteigendem Erfolg. Alle wollten wiſſen, wie
das Kunſtſtück gemacht werde. Der Profeſſor ſagte der Geſellſchaft
zu, ſie darin unterrichten zu wollen, ſobald er nach Ok zurückgekehrt
ſein werde.
Dann baute er eine Brücke aus Zündhölzern, welche ſtark genug
war, um eine Semmel tragen zu können. Schließlich legte man ſich
Räthſel und Scherzfragen vor.
Namentlich eine der Letzteren machte dem alten A. viel
Kopfzer=
brechen. Sie lautete:
„Zwölf Studenten kommen in ein Wirthshaus und jeder verlangt
einen Hering. Die Wirthin hat aber nur elf. — Was thut ſie?
„Oie theilt einen," meinte er.
„Rein ſo iſtrs nicht; jeder bekommt einen ganzen Hering!"
Alle ſchüttelten die Köpfe.
Sie läßt noch einen holen," rief der Profeſſor.
Alle lachten.
„Nun B.”, ſagte der Profeſſor, jjetzt gib Du etwas zum Beſten!
Ich weiß nichts,' erwiderte dieſer, vich hab nicht ſtudirt! Doch
geb' ich Ihnen jetzt auch ein Räthſel auf. Ich frage: „Welches iſt
der ſchönſte Witz La
Niemand errieth die Antwort.
„Ei der Steckewitzl rief B. Ein allgemeiner Jubel kam zum
Aus=
bruch. „Unſer Profeſſor Steckewiez lebe hoch l rief x. „Hoch, hoch,
hoch!' hallte es wieder. Der Gaſthalter brachte zu Ehren des Profeſſors
eine Bowle herbei, und bis in die ſpäte Nacht hinein vernahm man außen
auf der Straße die Stimmen der fröhlichen Zecher.
(Fortſetzung folgt.
Redaction und Verlag; L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.