Darmstädter Tagblatt 1880


28. Oktober 1880

[  ][ ]

1
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⁵⁄₈
l⁄₈.

6½
8e5
954

227)
456
547)
748
10e0

143.
Jahrgang.

143.
Jahrgang.

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. ind
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag.

Grag= und Anzeigebſakt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
verdemangenommen nDarmſtadt
von der Expedition, Rhelnſtr. xr. V.
in Beſſungen von Friedr. Blbßer
Holzſtraße Nr. 25, ſowie auzwärz
von allen Annonem=Expeditionen

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Ereigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

R 2II.

Donnerstag den 28. October.

1880:

740
11028
[21]

4½
5.
1

70)
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640
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2½
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5
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3 4
100
Heub.
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üge.

B e k a n n t m a ch u n g.
Mit Bezug auf unſere Bekanntmachung vom 2. Juli 1880 bringen wir hier=
mit
zur öffentlichen Kenntniß, daß die Büreauſtunden für ſtandesamtliche Geſchäfte,
für alle Wochentage auf die Zeit von Vormittags 10-12 und Nachmittags 3 bis
5 Uhr, für Sonntage - jedoch nur für dringende Fälle - auf die Zeit von 11
bis 12 Uhr Vormittags feſtgeſetzt iſt.
Eheſchließungen werden regelmäßig nur an Wochentagen und zwar in der
Zeit von 11-12½ Uhr Mittags vorgenommen, wovon nur in ganz beſonderen
Fällen Ausnahmen gemacht werden lönnen.
Darmſtadt, den 25. October 1880.
Großherzogliches Standesamt.
9844)
Ohly.
9845) Das Schulgeld für das 3. Quartal 1880 für die Großherzogliche
Realſchule und deren Vorſchule, die höhere Mädchenſchule und die Mittelſchulen dahier
iſt bei Vermeidung der Mahnung ꝛc. in den nächſten 10 Tagen Vormittags von
8- 12 Uhr zur hieſigen Stadtkaſſe zu entrichten.
. Darmſtadt, den 26. October 1880.
Kriegk, Stadtrechner.

Bekanntmachung.
Bei amtsgerichtlich genehmigter Schluß=
vertheilung
im Konkurſe über den Nachlaß
der geſchiedenen Ehefrau des Carl Döpfer,
geb. Bopp, in Firma Georg Bopp Wittwe,
von hier, iſt die Summe der in Betracht
kommenden (unbevorrechtigten) Forderungen
3361 M. 6 Pfg., die verfügbare Maſſe
471 M. 36 Pfg.
Darmſtadt, den 25. Ocober 1880.
Der Konkursverwalter:
C. Pettmann.
9810)
Bekanntmachung.
Freitag den 29. October d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
wird auf dem Büreau des Stadtbauamts
das Reinigen reſp. Entleeren der Grube ꝛc.
im Schlachthaus, ſowie das Wegfahren der
Abfallſtoffe öffentlich verſteigert.
Die Bedingungen werden bei der Ver=
ſteigerung
bekannt gegeben.
Darmſtadt, den 26. October 1880.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
9846)

Bekanntmachung.
Montag den 1. November, Vor=
mittags
9 Uhr, kommen im Kyritz'ſchen
Hauſe, Kirchſtraße 22: 300 Stück Fichten=

Wellen (Deckreiſig), Diſtrict Langenwieſen=
theil
, loosweiſe zu 20 Stück; ferner
um 9½ Uhr: das Laub von den
Schneiſen und Wegen des ſtädtiſchen Ober=
waldes
zur Verſteigerung.
Darmſtadt, den 26. October 1880.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
9847) Hickler, Beigeordneter.

Verſteigerungs=Anzeige.
Samstag den 30. October d. J.,
Nachmittags 2 Uhr anfangend,
werden in der Behauſung Soderſtraße Hu
zu Darmſtadt nachverzeichnete Gegenſtände
gegen baare Zahlung verſteigert, als:
1 Eisſchrank, 2 vollſtändige Betten,
2 Nachttiſche, 2 Kleiderſchränke, 1 Sopha,
verſchiedene Uhren, 2 goldene Ringe,
1 beweglicher eiſerner Heerd, 10 Tiſche,
72 Strohſtühle, 1 Küchenſchrank, ver=
ſchiedene
Bilder 500 Cigarren,
1 Luſtre mit 2 Lampen, 2 Spiegel,
30 Servietten, 12 Tiſchtücher, 12 Bett=
tücher
, 12 Küchenhandtücher, 20 Ge=
bild
=Handtücher, 2 Tiſchdecken und ver=
ſchiedene
ſonſtige Sachen.
Darmſtadt, den 27. October 1880.
Engel,
9848) Großh. Gerichtsvollzieher.

Feilgebotenes.
Holländer Blumenzwiebel,
hals: Hyacinthen, Tulpen, Crocus, Ta-
2etton, Anemonen, Ranunkel ete. kür
Töpfe, auf Gläser und in den Garten
ſempfiehlt die Handelsgärtnerei
8592) C. Völker, untere Hügelstr.
BurgunderEssig.
Alleinverkauf bei
Friedr. Schasſor,

310)

Ludwigsplatz 7.

Holz, Torf u. Steinkohlen
in vorzüglicher Qualität zu billigen Preiſen
empfiehlt A. Herv,
9566) Ecke der Schwanen= u. Gardiſtenſtr.

9676)
Prima

3 Ueberrheiner Kartoffeln:
Blauaugen per Mltr. M. 7.
3.
Goldgelbe
7.50
frei in's Haus geliefert.
8
Jacob Wchäffer,
Lauteſchlägerſtraße Nr. 12.

E9776) In der Nähe von Darm=

1t
HAEd ſtadt iſt ein Haus mit großem
ſWEE Laden,16Mrg. Gelände, neuem
RIRI Backofen, Schmiedewerkſtätte,
HU2Scheuern, 1 Garten von 400
Klftr., mit Mauer umzäunt, 5 Kellern, 2 Vieh=
ſtällen
, großem gepflaſtertem Hof ꝛc. wegen
Auswanderung nach Amerika preiswürdig
zu verkaufen. Näheres in der Expedition.

Aechten, alten Nordhäuſer
Kornbranntwein
per ½ Liter 30 Pfg.
Louis Fult,
neben der Stadtkirche.
9777)
9473) Einmachfäſſer zu verkaufen bei
Küfer DölIl, Sackgaſſe 20.
554

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2068

R 211
Für Ofenfabrikanten und Ofenſetzer
empfehle eine größere Partie luftdichte und einfache Feuerungsthüren, doppelte
Feuerthüren mit Meſſing überzogen, und Röhrthüren mit Meſſing überzogen, zu
ganz billigen Preiſen.
Waldſtraße
A=
Wagmer.. 4.
9774)

Schellſiſche.
Täglich Sendungen lebendfriſch.
Gebr. Hösingor,
9838)
Hof=Lieferanten. 9785) Prima Fettſchrot, Stückkohlen,
Buchen=, Eichen=, Birken= u. Tannen=/
holz verkauft billigſt
Soderſtraße 52.
Zehn. Prima Seariulichter
von Münzing & Co.
in allen Packungen,
Strassburger Stearinliohter
mit Canälen.
G. F. Podh,
9849)
Bleichſtraße. 8524) Uniformsſtücke für Artilleriſten
(beſ. für Officiere und Avantageurs ꝛc.
geeignet) zu verkaufen. Riedeſelſtraße 46.
Geue aastaulen
billigſt empfiehlt Lous Finle,
9784)
neben der Stadtkirche. 9850)
gegenüber der kath. Kirche.
Friſchen Cablian
billigſt.
Philipp Neber,
9851)
Carlsſtraße 24. GCAISOT-O
aus der
Naffinerie von Korf.
per Liter 35 Pfg., im Faß billiger. G. P. Polk,
9822)
Bleichſtraße.
. Heue russische Sardinen,
Berlner Bollmops,
Eräuter-Anchovis, Neunaugen,
Holl. Vollhäringe,
do.
d0.
Darluirt,
in Fäſſern und loſe,
Englische Speckbücklnge,
zum Roheſſen, ſind eingetroffen bei
Lug. Marburg
9824)
Beſſungen. ulius Hocher,
11 Ernſt=Ludwigsſtraße II.
17½ Heidelbergerſtraße 17½,
empfiehlt zum Sieden, Braten u. Roheſſer
per Stück 8-25 Pfg.: Frankfurter=, Wiener= u. Knackwürſt=
chen
, Profeſſor= u. Pfefferwurſt, ge=
preßte
Cervelat, Schweine=Cervelat,
Cervelat mit Zwiebeln, Basler Land=
jäger
Schwartenmagen, feinſte
9842) Gothaer Cervelatwurſt.

9856)
Meine
Neuheilen
in
H10Luvluto..

aller Art,
nebſt

Wintermäntel, Regenmäntel
und
Eindermäntel

Chales und alle Sorten
Tücher,

Lama's, Flanelle und
wollene Hemden

Bukskin und Paletots-
Stoffe elo.
ſind in größter Auswahl einge=
troffen
und empfehle dieſelben, ſowie
alle übrigen Manuſacturwaaren
und Ausstattuugs- Gegen-
stände
zu äußerſtbilligen Preiſen.
P. S. Die noch am Lager haben=
den
fertigen Kleider, beſtehend in
hübſchen Ueberziehern, completen
Herren= und Knaben=Anzügen,
JJoppen, Schlafröcken ꝛc., werden
unter Koſtenpreiſen ausverkauft,
da ich dieſe Artikel nicht mehr führe.

Ungariſche und Hildebrand'ſche
WWeinheim),
diesjährige Ernte, von ganz vorzüglicher
Backart, empfiehlt billigſt
WM. Rensel,
Ernſt=Ludwigsſtraße 23 und
Ece der Wald= und Salbauſfraße.
per ½ Kilo
Hammelfleiſch 40 Pfa=
9858.
Frohmann, Holzſtraße.

2⁄₈

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B 211

2069

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550
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740
915
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21
455
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103

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83
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113
1210
3
455
741
8½

Kleiderſtoffbranche:
Ganz= und halbwollene Stoffe für
Herbſt und Winter, nebſt paſſenden
Verzierſtoffen.
9859)

Hemden= Kleider=, Nockflanelle.

Regenmantelſtoffe, doppelbreit.

Futtercroiſs's.

Flanelle für Wäſche und Kinderſachen
in allen Preiſen.

Schwarze Cachemires, bekannter Güte,
billigſt.

Schwarze Alpacca's, Moiré's, Jupon=
ſtoffe
, in ſchwarz und grau geſtreift.

Neſte zum halben Einkaufspreis.

AU8VeTTaul

des

BOETITLNGRR’sctrn
Hanuſacturuvaaren-
Lagars,
Ecke der Wilhelminenſtraße,
im Hufnagel'ſchen Hauſe.

Günſtigſte Gelegenheit zum billigſten
Einkauf.

Ench= und Bukskin=Branche:
Farbige Bukskins, in deutſchen, fran=
zöſiſchen
, engliſchen und niederländiſchen
Fabrikaten.
Herren=Anzüge nach Maß, unter Ga=
rantie
für eleganten Schnitt.

Ausſtattungs=Artikel,

wie:

Bettzeug, Cretonne und Baumwollſtoffe,
Piqué's aller Gattungen.
Rouleauxſtoffe in beſten Fabrikaten.
Möbel=Kattune und brochirte weiße
Gardinen.

Drelle und Bettbarchente in
lichen Qualitäten.

vorzüg

HalIVes-Austetn

ſoeben eingetroffen bei
Wilhelm Weber,
9860)
Eliſabethenſtraße 14.

O=
Gxume HrOsOl
von Algier,
Erbſen, Zohnen, Tinſen
in großer, ſchöner Waare - ſchnell
weich kochend,
Trankfurter Bratwürſte
per Stück 20 Pfg.
G. 0tn,
Bleichſtraße.
9861)

Rüſkuiou,
chön, per Pfund 20 Pfg.
WM. aEu8G,

Ernſt=Ludwigsſtraße 23 und
2
.
8 Ecke der Wald= und Saalbauſtraße.

Straßburger
Vſuudovol -dutold

320

(von Louis Henry),
empfiehlt
Nun. weveT,
Eliſabethenſtraße 14.
9863)

Vermiethungen.

6973) Eliſabethenſtraße Nr.
ſt der dritte Stock zu vermiethen, enthält
5- 6Zimmer, wie alle anderenRäumlichkeiten.

6877) Rheinſtraße lVorderhaus erſter
Stock 2 hübſche unmöbl. Zimmer zu verm.
8218) Stiftſtraße 46 zwei unmöblirte
Zimmer mit ſchöner Ausſicht u. ſeparatem
Eingang Ende October zu beziehen.
8233) Woogsplatz 13 ein möbl. Zim=
mer
zu verm. und im October beziehbar.
8644) Dieburgerſtraße 41 ein Logis.
9140) Gr. Ochſengaſſe 16 iſt in mei=
nem
Hauſe der Laden, 3 Logis u. 1 Ma=
gazin
zu vermiethen u. gleich zu beziehen.
Näheres Heinheimerſtraße 42.
9320) Aliceſtraße8 iſt das durch Ver=
ſetzung
des Herrn Poſtkaſſier Heft leer ge=
wordene
Logis alsbald zu beziehen.
9400) Eine elegant möhl. Wohnung
2 Zimmer, perſofort zu verm. Näh. in d. Exp
9399) Ein Laden mit Wohnung
Ecke der Magdalenen= u. Lauteſchlägerſtr.½
ſofort zu beziehen.
9402) Eliſabethenſtraße 22 ſind zwei
ſchöne möbl. Zimmer per 1. Novbr. zu bez
9404) Dieburgerſtraße 28 parterr=
ein
gut möblirtes Zimmer ſofort zu verm
9500) Stiftſtraße 46 ein möblirtes
Parterrezimmer gleich zu beziehen.
9508) Hochſtraße 26 eine Wohnung
von 4-5 Zimmern mit allem Zubehör, au
Wunſch gleich zu bezlehen.
9514) Riedeſelſtraße 35 iſt der
zweite Stock, 8 Zimmer, Küche, Magd=
ſtube
ꝛc. ganz oder getrennt per ſofort
zu vermiethen.
9515) Riedeſelſtraße 35, iſt ein
ſehr guter großer Weinkeller zu ver=
miethen
. Näheres Schützenſtr. 17, I. St.
9622) Nieder=Aamſtädterſtraße 49
3. Stock 2 ſchön möbl. Zimmer, Ausſicht
auf die Straße, einzeln oder zuſammen zu
vermiethen. Daſelbſt iſt auch Mittagstiſch
zu haben.
Frau Geiß.
9654) Ein gut möblirtes Zimmer
Bleichſtraße 44 parterre, in der Nähe der
Bahnhöfe, ſofort oder zum 1. Nov. zu verm.
9827) Schützenſtraße 17 eine ſchöne
Parterre=Wohnung. 3 Zimmer, Küche ꝛc.,
ſofort beziehbar, zu vermiethen.

9789)
Zu vermiethen:
Hofraithe Nieder=Ramſtädterſtraße 28:
große Räume, große Höfe und Garten, zu
Fabrikgeſchäft geeignet.
Näheres Eliſabethenſtraße 1, Comptoir.
9864)
Marienplatz 6.
1) Zu vermiethen im zweiten Stock: ein
großes Zimmer an ein auch zwei
ledige Herren, 1 kleines mit Kabinet,
mit und ohne Möbel, auch können de
drei Piecen mit Stallung für zwei
Pferde vermiethet werden:
2) Ein Zimmer mit Kabinet, ein dito
ohne Kabinet, an einzelne Herren mit
und ohne Möbel;
3) Manſarde, zwei geräumige Zimmer
mit Kabinet und Küche, zuſammen
oder getrennt.
Durch Uebernahme der Gaſtwirthſchaft und
Reſtauration von Herrn Renno bieten die
Wohnungen, alle Bequemlichkeit. Eiren
vorzüglichen Mittagstiſch, kalte und warme
Speiſen nach der Larte zu jeder Zeit.
Auskunft Zimmer Nr. 1, Vormittags
bis 10 Uhr, Nachmittags von 2-5½ Uhr.
Vr. Schröder.
9865) Heinheimerſtraße13 eine freund=
liche
Parterrewohnung mit allen Bequemlich
keiten an eine ruhige Familie zu vermiethen,
zu bez. Mitte Jan., auf Wunſch auch früber.

Hugelſtraße 61

hübſches Parterre=Logis, beſtehend aus
4 ſchön hergerichteten Zimmern mit
allen Bequemlichkeiten, Waſſer ꝛc. per
1. Januar 1881 zu beziehen.

v867) Uiieder=Mamſtadterſtraße Hs
ein ſchönes Zimmer mit oder ohne Möbel.
9868) Schützenſtraße 9 1. St. 1möbl.
Zimmer, auf Wunſch mit Koſt, zu verm.

Vermiſchte Nachrichten.
9747) Eine perfekte Kleidermacherin
wünſcht Beſchäftigung in wie außer dem
Hauſe. Näheres in der Exped. d. Bl.

[ ][  ][ ]

211
2070
9869)
Be k a n n tmach u n g.
Unter Bezugnahme auf unſere Bekanntmachung vom 24. September d. J.
bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß wir uns, aus Veranlaſſung der
außerordentlich ſtarken Betheiligung an der dahier gegründeten Pfennig=Sparkaſſe, ent=
ſchloſſen
haben, noch drei weitere Erhebungsſtellen dahier zu errichten, und daß
ſich die Herren:
Seifenfabrikant Wilhelm Grodhaus. kl. Ochſengaſſe 13,
Lederhändler Julius Rewick, kl. Bachgaſſe 7, und
Kaufmann Wilhelm Schwab jun., Ernſt=Ludwigsplatz 4,
zur Uebernahme der deßfallſigen Geſchäfte bereit erklärt haben.
Weiter bemerken wir, daß für die Mitglieder der hieſigen Turngemeinde eine
beſondere Erhebungsſtelle Woogsplatz 5 beſteht, und daß Herr W. Paul, Beamter
bei der Renten=Anſtalt dahier, ſich der Erhebung der bezüglichen Einlagen unterzogen hat.
Schließlich benachrichtigen wir noch die Intereſſenten, daß wir zur Erleichterung
der Erhebungsſtelle Nr. 7 (Erheber Herr Lederhändler Hugenſchütz), bei welcher
ſeither beſonders viele Einlagen ſtattgefunden, die Veranſtaltung getroffen, daß zwar
von den, bei dieſer Erhebungs=Station bis zum Erſcheinen gegenwärtiger Bekannt=
machung
eingeſchriebenen Einlegern auch ihre ferneren Einlagen bei derſelben zu bewerk=
ſtelligen
ſind, daß aber neu hinzutretende Einleger ſich mit ihren Einlagen an
eine andere, ihnen zunächſt gelegene Erhebungsſtelle zu wenden haben.
Darmſtadt, den 26. October 1880.
Das Curatorium der Pfeunig=Sparkaſſe dahier.
Petſch.
Menges,
Beſt,
Großh. Ober=Buchhalter. Großh. Geh. Finanzrath. Großh. Rechnungsrath.
C0OOCOOCOoeoolooooeooooooooe
C0
3
Comcert-Amzaige.
Das erſte Concert zum Beſteu des Wittwen-
3 und Waiſenfonds der Großherzoglichen Hofmuſik
findet Montag den 1. November im Saalbau ſtatt. - Anfang 7 Uhr.
Eintrittskarten für die vier Concerte: 2) Sperrſitze 9 Mk., b) Saalkarte
O6 Mk.; Einzelkarten: Sperrſitz 3 Mk, Saal 2 Mt., Vorſaal 1 Mk., ſind
S in den Buchhandlungen der Herren Klingelhöffer und Bergſträßer,
( ſowie bei Herrn Muſikalienhändler Thies zu haben.
Darmſtadt, im October 1880.
Der Vorstand.

Geſangverein Liedertaſel.
Samstag den 30. October 1880, Abends 8 Uhr:
1
Aoend-unterhahung m daale zul 1Taube.
9740)
Der Vorstand.

Co
8 Das Aufzeichnen
von Bunt=, Platt= und Weißſtickereien
wird pünktlich ausgeführt.
Näh. bei M. & L. Fuld, Markt 4
9596) Ein noch wenig gebrauchter
Porzellanofen zu verkaufen. Neckar=
ſtraße
5, dritter Stock.
9800) Eine zweitſtillende Schenkamme em=
pfiehlt
Eliſe Schmidt, Hebamme, Geiſtbergg.
9803) Ein angehender Commis mit
guten Zeugniſſen und ſchöner Handſchrift
per 1. Januar k. J. für Comptoir und
Magazin eines hieſigen Fabrik= und Engros=
Geſchäfts geſucht. Schriftl. Offerten sub
8 560 an die Exp. d. Bl.

9802) Geſucht zur Stütze der Haus=
frau
ein Mädchen, das bürgerlich Kochen
kann und ſich aller Hausarbeit unterzieht.
Näheres in der Expedition d. Bl.
9122 Penſion für 2 Schüler nebſt
Aufſicht. Mühlſtraße 18 bel Etage.
8105)
Zu vermiethen:
Trockene Lagerräume. Eliſabethenſtr. 1.
8795) Zwei fein möblirte Zimmer
zu vermiethen. Ballonplatz 6.
9435) Ein Mädchen ſucht Stelle in
einem Laden. Offerten unter M E9435
an die Expedition d Bl.
9379) Eine Bäckerei zu vermiethen oder
zu verkaufen. Kleine Ochſengaſſe 5.

Samstag den 30. October:
Hetzelsupne,
zum Frühſtück Wellfleiſch, Nachmittags
wie Abends prima hausgemachte Würſte.
Hierzu ladet freundlichſt ein
F. Delp,
9870)
Kirchſtraße.

C (Den geehrten Damen hiermit die er=
0 T gebene Anzeige, daß ein neuer
Curſus im Maßnehmen, Zuſchneiden
und Anfertigen von Damenkleidern
beginnt. Anmeldungen hierzu werden jeder=
zeit
entgegen genommen.

ml. 101,
Rückertſtraße Nr. 13.

1795) Garten=Anlagen, Umänderungen,
ſowie alle ſonſtigen Gartenarbeiten werden
prompt und billig ausgeführt.
Mördel & Lenz, Gärtner,
Schloßgartenſtraße 1.
W Auch nimmt Hr. Verwalter Hoff=
mann
, Heidelbergerſtr. 8. Beſtellungen an.

Zur gefl. Beachtung.
Wüſche=Gegenſtände, als: Herren=
kragen
, Damenkragen, Manſchetten und
Oberhemden werden ſchön gewaſchen und
gebügelt, in der Wäſcherei von
G9. Vbr2g,
9871)
Kirchſtraße 8.
2
S
Lohe Provision
2
und Gewinnbetheiligung.
Eine Niederlage feiner Weine ( Spe=
cialität
) kann einem thätigen Manne oder
einem offenen Geſchäfte gegen 500 Mark
Kaution übergeben werden. Offerten gub
W. 6221 an Hausenstein & Vog-
1er in Frankfurt a. M.
9873) Auf das Comptoir eines hieſigen
Fabrikgeſchäfts wird ein mit den nöthigen
Vorkenntniſſen verſehener junger Mann als
Lehrling geſucht. Offerten unter G R100
an die Exdedition d. Bl.
9874) Ein 2 Monate alter Pudel, weiß
mit ſchwarzen Ohren und Flecken auf dem
Rücken, der die Marke700 trägt, hat ſich ver=
laufen
. Abzugeben gegen Belohn. Roßdörfer=
ſtraße
l, 1 Tr. h. Vor Ankauf wird gewarnt.

Lodes=Anzeige.

Statt beſonderer Anzeige hiermit die
ſchmerzliche Mittheilung, daß unſere
nnigſt geliebte Mutter, Schwieger=
mutter
, Großmutter und Urgroßmutter.
Frau Eilise Reuter,
im Alter von 80 Jahren geſtern Vor=
mittag
um 10¾, Uhr nach langem
chweren Leiden ſanft entſchlafen iſt.
Darmſtadt u. Hanau, 26. Oct. 1880.
Die trauernde Famille.

[ ][  ][ ]

Verſteigerungs=Anzeige.
Samstag den 30. October 1880,
werden im Gaſthauſe zum, weißen Schwanen
dahier die folgenden Pfänder gegen Baar=
zahlung
öffentlich verſteigert, und zwar
11 Uhr Vormittags:
1 Glasſchrank, 2 Ladentiſche, 1 Küchen=
ſchrank
, 4 Platten, 1Eisſchrank, 1 Kleider=
geſtell
, 6 Kleiderſchrünke, 2 Kommoden,
2 Pfeilerſchränkchen, 4 Seſſel, 2 Nähtiſch=
chen
, 4 Spiegel, 1 Nachttiſchchen, 2 Waſch=
tiſche
, 1 Douchebad, 3 Sopha's, 1 Holz=
kaſten
, 1 Pfeilertiſchchen, 2 runde Tiſche,
1 Schreibtiſch, 1 Uhr, 12 Stühle,
Spiegelſchrank, 2 Tiſche, 1 Bücherbrett,
2 Figuren, 1 Lampe, 1 Blumengeſtell;
1 Uhr Mittags:
3000 Muſikſtücke, mehrere Oeldruckbilder,
50 Kupferſtiche, 142 Bünde verſchiedener
Werke;
2 Uhr Mittags:
mehrere Albums mit Landſchaften und
ſonſtigen Bildern, Prachtwerke;
3 Uhr Mittags:
50 Stahl= und Kupferſtiche.
Darmſtadt, den 26. October 1880.
Kaiſer,
Großh. Gerichtsvollzieher,
Eliſabethenſtraße 1.

Ne. 211
Verſteigerungs=Anzeige.
Samstag den 30. October l. J.,
Vormittags 10 Uhr,
werden im Gaſthauſe, zum weißen Schwanen!
dahier folgende Pfänder gegen Baarzahlung
öffentlich verſteigert, als: 1 Pferd und
1 Wagen mit Bordleitern.
Darmſtadt, am 28. October 1880.
Kaiſer,
9879) Großh. Gerichtsvollzieher.

9877) Ein Herr oder Frauenzimmer kann
Logis erhalten. Langegaſſe 4, 2 Stiegen h.

9880) Zum Krauteinſchneiden empfiehlt
ſich Frau Jäger, Beſſ. Ludwigſtraße 20.

9881) Zum Krauteinſchneiden empfiehlt
ſich Frau Henrich, Beſſ. Ludwigſtraße 20.

9882) Berlor en
auf dem Wege zum Bahnhof eine ſchwarze,
lederne Damentaſche. Inhalt: 1Stickerei,
1 ſilberner Fingerhut, 2 Brillen ꝛc. Gefl.
Abgabe der etwa gefundenen Gegenſtände
gegen gute Belohnung: Heerdwegſtraße
Nr. 56 parterre.

Zwei möhl. Zimmer
für einen Herrn, im Centrum der Stadt
gelegen, werden zu miethen geſucht.
Offerten beliebe man Beſſ. Heinrich=
ſtraße
110 abzugeben.
(988

2071
9884) Ein cand. phil. ertheilt Privat=
ſtunden
gegen mäßiges Honorar. Näheres
Dieburgerſtraße 72, 3. Stock.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag 28. October.
11. Vorſtellung in der 2. Abonnements=Abtheilung.
Die luſtigen Weiber von Windſor.
Komiſch=phantaſtiſche Oper in 3 Akten mit Ballet
von O. Nikolai.
Perſonen:

Sir John Falſtaf
Herr Fluth) Bürger von
Herr Reich) Windſor
Fenton
Junker Spärlich
Dr. Cajus
Frau Fluth
Frau Reich
Anna Reich

Pitt) Bürger
Pott;
Ein Kellner
Anfang halb 7 Uhr.

Herr Hofmann.
Herr Kraze.
Herr Köhler.
Herr Hofmüller.
Herr Reichhardt.
Herr Bögel.
r. Mayr=Olbrich
Frl. Schütky.
Frl. Czerwenka.
Herr Leib
Herr Hedrich.
Herr Franke.
Ende vor halb 10 Uhr.

Freitag 29. October.
12. Vorſtellung in der 2. Abonnements=Abtheilung.
Zum erſten Male wiederholt:
Der Bibliothekar.
Schwank in 4 Acten von G. v. Moſer.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Sonntag 31. October.
13. Vorſtellung in der 2. Abonnements=Abtheilung.
T a n n h ä u ſ e r.
Große romantiſche Oper in 3 Akten von Wagner.

9878) Ein halber Parquetlogen= Vorder=
platz
abzugeben. Zu erfragen in der Exp.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
ſcHaupt=Synagoge).
Samstag den 30. Oectober: Vorabendgottesdienſt um 4½. Uhr. Morgengottesdienſt um 8 ½ Uhr=
Prediat um 9½ Uhr.
Nachmittaggottesdienſt um 31 Uhr. - Sabbathausgang um 5 Uhr 40 M.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 28. October.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog werden dem Vernehmen
nach, in Folge einer Einladung Sr. Kaiſ. Hoyeit des Kronprinzen, k. Frei=
tag
einen Beſuch in Wiesbaden abſtatten.
Nach einer Mittheilung der Times= beehrte Se. Königl. Hoheit
der Großherzog bei ſeiner kürzlichen Anweſenheit in London auch
das Atelier unſeres dort wohnenden Landsmannes, des Malers C.
Schlöſſer mit einem längeren Beſuche.
- Se. Großh. Hoheit Prinz Alexander wird dem Vernehmen
nach bis zur vollſtändigen Reſtauration des hieſigen Palais von Sams=
tag
ab auf ca. 14 Tage in Frankfurt Wohnung nehmen.
Der 2. Kammer der Stände iſt eine Vorlage der Großh. Re'
gierung in Betreff der Erbauung einer ſtehenden Brücke über den
Main bei Offenbach nebſt den darauf bezüglichen Plänen zu=
gegangen
.
Nachdem die von Großh. Miniſterium des Innern und der
Juſtiz unterm 6. Juli d. J3. erlaſſenen Beſtimmungen für die Aus=
führung
der Volkszählung im Großherzogthum Heſſen am
1. December 1880, ſowie die gleichfalls von dieſer Behörde ausgegangene
Inſtruction für die Zähler bereits vor einiger Zeit den Großh. Kreis=
ämtern
zugeſtellt worden ſind, iſt man gegenwärtig mit der Verſendung
der übrigen, für die Volkszählung erforderlichen Formularien beſchäftigt.
Von Intereſſe dürfte es ſein, zu erfahren, daß die Zählbriefe, von welchen
jede Haushaltung ein Exemplar zur Ausfüllung zu erhalten hat, in
einer Auflage von 240,000, die Zählkarten, von welchen für jede anwe=
ſende
oder vorübergehend abweſende Perſon eine anzufertigen iſt, in der
Auflage von 1,050,000 Exemplaren herzuſtellen waren. Controlliſten
für die Zähler wurden 4500 Stück, Gemeindeliſten 1200 Stück gedruckt.
Von den oben gedachten Beſtimmungen und der Inſtruction für die
Zähler iſt der Bedarf auf 2200 bezw. 4500 Exemplaren bemeſſen wor=
den
. Bezüglich der letzteren möchte, zur Beſeitigung von Mißverſtänd=
niſſen
, auch hier ausdrücklich zu erwähnen ſein, daß, entſprechend der
Zahl der zu bildenden Zählbezirke und der zu beſtellenden Zähler, für
jede Gemeinde mit weniger als 50 Haushaltungen eine Inſtruction und
für Gemeinde mit mehr als 50 Haushaltungen auf je 50 ſolcher eine
(D. Z.
Inſtruction vorgeſehen worden iſt.
h. In Anbetracht der überaus zahlreichen Betheiligung an den neu
gegründeten Pfennigſparkaſſen iſt es ein dringendes Bedürfniß

geworden, die Zahl der bereits beſtehenden 11 Einlegeſtationen um 3 zu
vermehren. Es haben ſich demgemäß in anerkennenswerther Weiſe die
Herren Kaufmann W. Schwab, auf dem Markt, Seifenfabrikant W.
Grodhaus, kleine Ochſengaſſe, und Lederhändler J. Rewick, kleine
Bachgaſſe, bereit erklärt, derartige Stationen zu eröffnen und vom
nächſten Samstag ab Einlagen von 5 Pfg. an entgegen zu nehmen.
Mainz, 26. October. Zu der heutigen Verſteigerung der Pfähle
aus den Pfeilern der Brücke Karls des Großen hatten ſſich Steiglieb=
haber
aus Frankfurt, Wiesbaden, Mainz und Kaſtel in großer Zahl
eingefunden. Während das erſte Mal nur 224 Mk. erlöſt wurden, be=
trug
das Reſultat heute an 1500 Mk. Von den hieſigen Möbel=
fabrikanten
und anderen Induſtriellen ſteigerten die Herren Gaſtel, Gill,
Reitmayer, Nachmann, Größ, Fiſcher, Dorfelder, Kimbel; dann Private:
Gaſtwirth Schädler (zur Einrichtung ſeiner altdeutſchen Trinkſtube)
Pabſtmann und Ickrath. Im Ganzen waren die Pfähle in 48 Looſe
eingetheilt.
Butzbach, 26. October. Vergangenen Samstag, Nachmittags
1 Uhr, ritt, in Folge einer Wette, ein Offizier hieſiger Garniſon auf
einem Trakehner Fuchshengſt zweimal im ſpaniſchen Tritt um die
vollſtändig beſetzte Wirthstafel des Heſſiſchen Hofes= dahier. Gewiß
eine ſeltene equeſtriſche Leiſtung.
N. H. V.
Nachklänge aus dem Kriege 187071 vor dem Eivilrichter
Im Februar 1871 uberſendete eine Firma in Worms durch die Heſiſche
Ludwigsbahn ſieben Wagen mit Proviant nach Orleans. Dieſe ſieben
Wagen wurden einem Militärzuge angehängt. In Weißenburg ange=
kommen
, verfügte aber die dortige Militärverwaltungsbehörde das Ab=
hängen
der Wagen, weil mit Militärzügen Privattransporte unthunlich
ſeien. Nun blieben die Proviantwagen in Weißenburg und St. Nicolas
mehrere Wochen, bis ſie nach Naney befördert wurden, wo Seitens der
dortigen Eiſenbahnbehörde dem Aufgeber in Worms notifizirt wurde,
daß die ſieben Waggons ausgeladen werden müßten, widrigenfalls dies
zwangsweiſe geſchehen würde. Jetzt blieb dem Aufgeber in Worms
nichts anderes übrig, als die theilweiſe verdorbenen Waaren weit unter
dem Preiſe zu verkaufen, nachdem ein Weitertrausport nach Orleans
nicht möglich war. Nunmehr verlangte die Heſſiſche Ludwigsbahn ihre
Fracht mit 797 fl. von dem Aufgeber. Dieſer aber verweigerte die
Bezahlung mit dem Bemerken, daß er in Folge der Verzögerung des
Transportes für Lagergebühren ꝛc. gegen 800 fl. bezahlen mußte.
Später ſtellte der Aufgeber eine Entſchädigungsklage für den Verluſt
von verdorbenen Waaren im Betrage von 18000 fl. Inzwiſchen hat
die Heſſiſche Ludwigsbahn gegen die General=Direction der elſäſſiſche
555

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R211
2072
Bahn, der Pfälziſchen und Reichseiſenbahn und Kläger gegen den, den Hiſtoriker nachgewieſen, auf alle Weiſe cultivirt, und charakteriſtiſch,
Proviant beſtellenden, Militärverwaltungsbeamten Garantieklagen er= weungleich kaum in vollem Umfange zutreffend, iſt die Nachricht, daß
hoben, ſo däß in demi Prozeſſe fünf Anwälte thätig ſind. In dieſem zur Zeit der Königin Eliſabeth Juden in Engländ überhaupt nicht ge=
Stadium befindet ſich nun der Prozeß, und hat die Civilkammer des Land= duldet worden ſeien. Der Jude war ein Ausgeſtoßener - und wie im
gerichts in Mainz verordnet, daß Kläger zum Beweiſe ſeiner Klage zu= bürgerlichen Leben ein Rechtloſer, ſo auf der Bühne eine rechtloſe Figur,
zulaſſen ſei. - Während Kläger behauptet, daß die Ludwigsbahn für mit dem Beruf, gehänſelt, geprellt, betrogen zu werden, eine Figur, nur
alle Nachtheile haftbar erſcheine, da ſie bedingungslos den Transport durch die Charakteriſtik über dem Clown ſtehend. Ein zweites Moment
bis Orleans übernommen habe, erhebt die genannte Bahn die Einrede. aber iſt das, daß zu Shakeſpeares Zeit der Jude von Venedig bereits
daß ſie bereits vorher eine Bekanntmachung veröffentlicht habe, wonach eine durch die Erzählungen der gesta Romanorum und ihre eng=
ſie
ſich im Hinblicke auf die Kriegsverhältniſſe jeder Haftverbindlichkeit liſchen und franzöſiſchen Bearbeitungen, durch die Novellen= und
entſchlage, welche durch dieſe Kriegsverhältniſſe unabweislich entſtehen Balladenliteratur allgemein bekannte Figur war; für einen großen
würden. Daß den erwähnten Bahnen der Streit verkündigt wurde, er= Theil von Chakeſpeares Publicum exiſtirte darum die furcht=
klärt
ſich damit, daß dieſe durch Beförderung der Transportwagen mit= bare Spannung nicht, die uns in Anſpruch nimmt, wenn
engagirt waren. Die Garantieklage gegen den Militärbeamten findet wir zum erſten Male die Dichtung genießen; für das ganze
damit Erklärung, weil derſelbe damals in Orleans die bezüglichen Waaren, Publicum aber genügt die Bezeichnung des Juden, um in ihm den
beſtehend in Kaffee, Tabak ꝛc., bei dem klägeriſchen Kaufmann beſtellt auf alle Fälle Betrogenen, Unterliegenden von vornherein zu erkennen,
hat. - Als Anwälte in dieſer Sache ſind thätig die Herren: Daudiſtel, und darum keinerlei Traaiſche Spannung an ſeine Handlungen zu knüpfen.
Petri, Lucius, Wolfskehl und Friedrich Mayer.
(M. N.)
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag den 26. October.
Shakeſpeare, überſeht von A. W. v. Schlegel. (Regie: Herr Siebenhoff.) dieſer Reflexionen.- Wir, die wir Geſchichte und Stellung des Juden=
Ueber wenige der Shakeſpeareſchen Stücke ſind bis zum heutigen Tage die thums kennen und überſehen, wir kommen unwillkürlich in die Ver=
Meinungen ſo diametral auseinandergegangen, wie über den Kaufmann ſuchung, den Charakter Shylocks und ſeinen Kampf und ſein Unterliegen
von Venedig. In einer ſonnigen, aus Märchenhafte ſtreifenden Fabel eher größer aufzufaſſen und die lächerlichen und rohen Züge ſeiner Hab=
tritt
uns ein die äußerſten Grenzen des Tragiſchen ſcheinbar erreichender ſucht und Grauſamkeit darüber ein wenig zu vergeſſen. Für den Ge=
Conflict von dämoniſch=grauſamer Art plöhlich entgegen, ein Conflict, trekenen, der verſucht, ſich gegen ſeine Unterdrücker wenigſtens in einem
der durch die meiſterhafte Geſtaltung des Shylock von jeher das moderne concreten Falle aufzubäumen, eine furchtbare Rache an ihnen zu nehmen,
Empfinden faſt ganz und gar in Anſpruch genommen hat. Namentlich können wir ſogar, trotz der nichtswürdigen und kleinen Züge, einen
der Bühnendarſtellung gegenüber vergeſſen wir die urſprünglich heitere Funken von Sympathie, die wir dem rein tragiſchen Helden widmen
phantaſtiſche Atmoſphäre, in die uns des Dichters Zauberſtab verſetzt; müſſen, nicht ganz verleugnen, einer Sympathie, die durch die gänzliche
die Spannung, die bange Erwartung, mit der uns die furchtbare Ge; Vernichtung der Perſönlichkeit zum Schluß geſteigert wird, die Vernich=
fahr
Antonios, das Entſetzen, mit dem uns der blutdürſtige Haß des tune, die in dem Spruch liegt, daß er, der Jude, ſich ganz aufzugeben
Juden erfüllt, haben uns auf einmal in eine Stimmung verſetzt, die und Chriſt zu werden gezwungen wird. So wird für uns im Weſent=
Unſer Ohr für das an und für ſich ſo poetiſche und anmüthige Wieder= lichen alſo Shylock ein halb tragiſcher Charakter bleiben, und damit zu=
anſchlagen
des Luſtſpielmotivs nach dem vierten Act, die Jdylle in Bel= gleich der Zwieſpalt, in dem die tragiſche Epiſode mit der ſonſtigen
mont, nothwendig abgeſtumpft hat. Andere wieder finden, daß der fünfte Handlung ſteht. Auf die Darſtellung des Ehyloͤck aber wird es weſent=
Act das reizvolle Ausklingen aller Conflicte ſei, und ſehen einen Abbruch lich ankommen, ob wir dieſen Zwieſpält mehr oder weniger empfinden.
des theatraliſchen Genuſſes, wenn ſie nach Hauſe gehen ſollen, ohne die Die überaus ſchwierige Aufgabe, die, wie ſich aus den vorausgehenden
Mondſcheinſcene zwiſchen Jeſſika und Lorenzo geſehen zu haben. Schon Erwägungen ergibt, die Darſtellung des Shylock dem Künſtler ſtellt,
Heinrich Laube hat in ſeiner Geſchichte des Burgtheaters darauf hin= hat Herr Werner in durchaus befriedigender Weiſe gelöſt. Die wider=
gewieſen
, wie die Gerichtsſcene im vierten Act, in der es ſich um Leben ſprechenden Elemente, die komiſchen und tragiſchen Züge in der Figur
und Tod handelt, einen fünften Act vollſtändig überflüſſig mache, und des Juden, verſchmolz er zu einem lebendigen Ganzen; er wurde diſe=
hat
dieſem Uebelſtand damit abzuhelfen geſuchk, daß er den letzien Act vem Empfinden gerecht, indem er den Shylock über das Niveau des
mit der großen Gerichtsſeene beginnen und unmittelbar nach einer Ver= Gewöhnlichen heraushob, ohne ihn allzuſehr aus dem Rahmen des
wandlung die ſcharf gekürzte Schlußlöſung im Park von Belmont an= Ganzen wachſen zu laſſen; er ließ die Intentionen des Dichters durch=
fängt
. Der feine Bühnenkenner hat ſo den Zwieſpalt der Empfindung klingen, indem er den Juden, ohne ihn zu karikiren, in ſeinen abſtoßen=
wenigſtens
etwas abgeſchwächt; ein Rothbehelf bleibt es aber trotzdem. den und komiſchen Zügen künſtleriſch darſtellte. Nur einer Stelle ver=
Die - sit venia verbo - metaphyſiſche Erklärung der Ulrici und mögen wir das Placek nicht zu ertheilen. Die erſte Scene im dritten
Genoſſen hat keine Löſung für das äſthetiſche Räthſel gefunden.
erinnern nur an Ulricis Auffaſſung, der die Idee des Kaufmanns von ihr uns kißzelt, lachen wir nicht 3u ꝛc. war viel zu ernſthaft genommen;
Venedigi in dem Satze fand: summum jus summa injuria ſdas ſtrengſte hier mußte die geiſtige Ueberlegenheit das Pathos überflügeln; dieſe
Recht iſt oft die größte Ungerechtigkeit) ein Gedanke, den auch Rötſcher Worte mußten mit verhaltenem Ingrimm und weniger laut geſprochen
im Weſentlichen adoptirte; oder an Gervinus, der das Verhältniß werden. Davon abgeſehen verdanten wir Herrn Werner einen genütz=
des
Menſchen zum Beſitz darin ausgeführt ſehen wollte. Andere, wie reichen Abend; reicher Applaus und Hervorruf dankte ihm. Die Portia
zunächſt Schlegel und vor Allem Kreyſſig, verzichteten darauf, die des Frl. Weigel war zu Anfang und in der Gerichtsſcene eine ſehr
disparaten Elemente durch eine Idee zu vereinigen. und erſt Rümelin beifällige Erſcheinung; Anmuth und Geiſt zeichneten ſie aus. - Der
deſſen Buch Shakeſpeareſtudien' bisher noch Niemand widerlegt hat Antonio, des Herrn Dalmonico war gerade keine hervorragende
iſt der Frage auch hier mit Glück zu Leibe gegangen und hat den Leiſtung. Herr Edward als Baſſanio gefiel uns ſehr. Herr Steude
Geſichtspunkt gegeben, von dem aus wenigſtens (Chakeſpeare von dem war ein guter und flotter Grazians. Herr Mickler ſprach die Rede
äſthetiſchen Vorwurf freigeſprochen werden kann, der in einem ſolchen des Prinzen von Marocco mit rhetoriſcher Gewandtheit. Eine ſehr tüch=
offenbaren
Zwieſpalt liegen würde, indem er darauf hingewieſen, wie nach tige Leiſtung war der alte Gobbo des Herrn Butterweck, obgleich wir
der Intention des Dichters Shylock eine komiſche, nicht eine tragiſche im Allgemeinen rathen würden, das ganze Intermezo, wie es auch
Figur ſein ſoll und für ſeine Zeit auch geweſen iſt. Bekannt iſt die That= anderwärts anſtandslos geſchieht, als ſtörend zu ſtreichen. Ein ſtumpf=
ſache
, daß Ghakeſpeares Freund, der Schauſpieler Burbadge, den Shy= ſinniger Alter, der ſeinen Sohn nicht erkennt, und ein Sohn, der den
lock in einer rothhaarigen Perrücke mit abſchreckend jüdiſcher Maske gab, Vater mit der Nachricht von ſeinem eigenen Tode anlügt, ſind wider=
und mit dieſer Darſtellung dürfte er, wie geſagt, der Stimmung und wärtig. Auch die Neriſſa der Frau Haſemann=Kläger, Frl.
Auffaſſung ſeines Publikums vollkommen entſprochen haben. In dem Ethel8 Jeſika, Herrn Frankes Lorenzo und der Prinz von Aragon
Judenthum Shylocks liegt die Wurzel ſeines Charakters und ſeines des Herrn Wagner verdienten Anerkennung. Es war eine wohlge=
Handelns. Die altteſtamentliche Auffaſſung Jehovahs als eines uner= lungene Vorſtellung.
bittlichen Rächers gibt den Schlüſſel zu ſeiner fürchtbaren Handlungs=
weiſe
und zu dem ſtarren Rechtsbewüßtſein, das ihn auf ſeinem Schein
beſtehen und kein Verbrechen darin ſehen läßt, wenn er den Wundarzt
ſeinem Opfer verſagt; von der Stimmung, wie ſie Chakeſpeares Zeit
dem Judenthum und dieſem Repräſentanten deſſelben entgegenbringen Firma. Dieſelbe vermittelt alle Geſchäfte zwiſchen Schriftſtellern und Ver=
konnte
) muß man daher ausgehen, wenn man die angeregte Frage, ob lagsbuchhandlungen, indem ſie ſich zur Aufgabe ſtellte: Manuſcript=Verkäufe,
Shylock ein komiſcher oder tragiſcher Charakter zunächſt für ſeine Vertrags=Entwürfe, Stellen=Angebote, Nachweis geeigneter Kräfte und ſonſtige
Zeik und für den Dichter geweſen, beantworten will. Wie ſich in dies Gebiet einſchlagende Aufträge prompt und gewiſſenhaft auszufuhren.
das Mittelalter den Juden gegenüber verhielt, iſt bekannt; die Wir zweifeln nicht daran, daß das Unternehmen auf erprobten Grundſätzen
Geſchichte ſeiner Zeit erzählt auf jedem Blatt von den unmenſchlichen und reichen Erfahrungen deſſen beruht, was dem Schriftſteller und Buchhänd=
Verfolgungen, dem mitleidloſen, unſer Chriſtenthum ſchändenden Haß, ler frommt, und ſind deshalb auch der Ueberzeugung, daß das Inſtitut ſich
dem damals das unglückliche Volk ausgeſetzt war; die Zeit Chakeſpeares eines guten Gedeihens und einer vielſeitigen Inanſpruchnahme zu erfreuen
nahm gegen ſie noch vollſtändig den mittelalterlichen Standpunkt ein, hat.
A. gerade in England wurde der Judenhaß beſonders. wie ein engliſcher

Von dieſem Geſichtspunkt aus betrachtet, triſfzlalſo Chakeſpeares Dichtung
kein Vorwurf - er dichtete m einer Zeit und für ſeine Zeit, und für
ſein und ihr Empfinden hat die Shylock=Epiſode nichts den Charakter der
ganzen Darſtellung Durchbrechendes. Anders aber für unſer modernes
Empfinden. Für uns iſt und bleibt trotz aller dieſer Reflexionen
84 Der Kaufmann von Venedig, Schauſpiel in 5 Acten von Shylock im Weſentlichen eine tragiſche Figur, oder vielmehr gerade wegen
Wir Ack, wo Shylock ſagt: Wenn ihr uns ſtecht, bluten wir nicht ? Wenn
Vermiſchtes.
- Literariſches Inſtitut nennt ſich eine in Stuttgart begründete
Statuten werden auf Verlangen koſtenfrei nach allen Orten
verſendet.

Hierzu eine Beilage des Herrn General=Agenten Carl Gauls dahier.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.