Darmstädter Tagblatt 1880


17. September 1880

[  ][ ]

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Heub
nſidt.
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Jüge.

143.
Jahrgaug.

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag.

rag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer
Holzſtraße Nr. 25, ſowie auswärts
von allen Annonen=Expeditionen

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
R 182.
Freitag den 17. September.
1880.

B e k a n n t m a ch u n g.
Laut Belanntmachung der Königlichen Regierung zu Breslau vom 4. September 1880, iſt auf Grund der 88 11 u. 12
des Reichsgeſetzes vom 21. October 1878 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der Socialdemokratie die im Selbſtverlage
des Verfaſſers F. Joſeph Dittrich zu Schandau im Jahre 1872 erſchienene und in der Buchdruckerei von E. Richard Gärtner zu
Dresden, große Brüdergaſſe Nr. 11, gedruckte, nichtperiodiſche Druckſchrift: Sendſchreiben an die Egoiſten. Mahnruſ an die
deutſchen Spieß= und Maſtbürger: verboten worden.
Darmſtadt, den 10. September 1880.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

Ueberſicht der Durchſchuittspreiſe
von folgenden Früchten vom 29. Auguſt bis 4. Beplbr. 1880.
Waizen per Sack 100 Kilo M. 21-22. Korn per
Sack 100 Kilo M. 19-19½ Gerſte per Sack 100 Kilo
M. 1750-19. Hafer per Sack 100 Kilo M. 13.50-1450.
Darmſtadt, den 9. September 1880
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.

Ueberſicht der Marktpreiſe
von folgenden Gegenſtänden vom 29. Auguſt bis 4. Zeptbr. 1880.
Butter per ½ Kilo M. 1.35., ditto in Parthieen 100 Kilo
M. 120. Eier per Stück 6½ Pfg., ditto per 25 St. M. 1.25.
Kartoffeln per 100 Kilo M. 7.50., ditto per 25 Kilo M. 188.
Kornſtroh per 50 Kilo M. 2.50. Heu per 50 Kilo M. 3.12.
Darmſtadt, den 9. September 1880.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.

Edictalladung.
Nachdem wider die nachbenannten zur Dispoſition der Erſatzbehörden entlaſſenenen Mannſchaften:
1)
den Musketier Chriſtoph Daab, aus dem Bezirke des I. Bataillons 3. Großherzoglich Heſiſchen Landwehr=Regiments
Nr. 117, geboren am 4. Mai 1857 zu Werſau, im Kreiſe Dieburg,
2) den Dragoner Chriſtian Schott, aus dem Bezirke desſelben Landwehr=Bataillons, geboren am 30. April 1858 zu
Nieder=Modau, im Kreiſe Dieburg,
3) den Füſilier Wilhelm Hupp, aus dem Bezirke des 1. Bataillons 4. Großherzoglich Heſſiſchen Landwehr=Regiments
Nr. 115. geboren am 26. November 1850 zu Mainz,
der foͤrmliche Deſertionsprozeß eröffnet worden iſt, werden dieſelben hiermit aufgefordert, ſich bei der Landwehr=Behörde anzu=
melden
, ſpäteſtens aber in dem auf Montag den 17. Januar 1881, Vormittags 10 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gericht anberaumten Termin ſich zu geſtellen, widrigenfalls die wider ſie eingeleitete Uuterſuchung geſchloſſen,
ſie in contumaciam für ſahnenflüchtig erklärt und in eine Geldbuße von 150 bis 3000 Mark werden verurtheilt werden.
Darmſtadt, den 11. September 1850.
Gericht der Großherzoglich Heſſiſchen (25.) Diviſion.

B e k a n n t m a ch u n g,
die Herſtellung der Hauszuleitungen betreffend.
Vielfache Anfragen bezüglich der Stellen, an welchen die einzelnen Hauszuleitungen in die Gebäude eingeführt werden, bezüglich
der Richtung dieſer Zuleitungen überhaupt, des Anſchluſſes derſelben an die inneren Leitungen u dgl. veranlaſſen uns, hiermit
allgemein bekannt zu geben, daß in allen dieſen Angelegenheiten die bauleitende Firma Aird u. Marc, reſp. deren hieſiger Ver=
treter
, Herr Ober=Ingenieur Müller, zur Auskunftsertheilung von uns ermächtigt iſt, und daß dieſer jederzeit bereit ſein wird,
den Wünſchen der Hausbeſitzer ſoweit irgend möglich zu entſprechen. Sofern demſelben keine derartigen Wünſche kund gegeben
werden, wird er die Einführung der Hauszuleitungen in der ihm am Zweckmäßigſten ſcheinenden Weiſe bewerkſtelligen laſſen.
Darmſtadt, den 6. September 1880.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.

Ohly.

8151)

47)

[ ][  ][ ]

1750
Oeffentliche Aufforderung.
Die nachſtehend näher bezeichneten, auf
die beigeſetzten Namen im Grundbuch ein=
getragenen
Liegenſchaften, ſollen theils ver=
äußert
, theils ſoll die Beſchränkung des
Erwerbtitels im Mutationsverzeichniß ge=
löſcht
werden. Da jedoch Eigenthums=
urkunden
, beziehungsweiſe Quittungen über
Zahlung der Kaufſchillingsgelder bezüglich
dieſer Liegenſchaften nicht vorgelegt werden
können, ſo werden alle Diejenigen, welche
Anſprüche hieran zu haben vermeinen, auf=
gefordert
, ſolche binnen vier Wochen dahier
anzumelden, als ſonſt die Veräußerungs=
verträge
beſtätigt, die betreffenden Liegen=
ſchaften
auf die neuen Erwerber in das
Mutationsverzeichniß eingetragen und die
Beſchräukungen gelöſcht werden.
Gemarkung Darmſtadt.
Flur 4, Nr. 360,95. Carl Roth.
Flur 29, Nr. 1255, 1265h. Georg
Schleidt und Ehefrau, geb. Stumpf.
Flur 34, Nr. 107. Peter Stumpf.
Flur I, Nr. 5547 555.7. Carl Linden=
ſtruth
und Ehefrau, geb. Jacoby.
Gemarkung Beſſungen.
Flur 3,. Nr. 94. Johannes Fey von
Darmſtadt.
Flur 14, Nr. 115. Ludwig Freiherr von
Niedeſel zu Eiſenbach, Kammerherr
zu Eiſenbach.
Flur I, Nr. 276 und 14 von 278. Jo=
hannes
Mai, Stubenmaler.
Darmſtadt, den 7. September 1880.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
C. Küchler.
8386)
Bartha.
8387) Bekanntmachung.
Die Holz= und Strohreſte von dem
am 17.18. d. Mis. bei Eberſtadt und
zwiſchen Eberſtadt und Ober=Ramſtadt
ſtattfindenden Biwak der Großherzoglichen
(25.) Diviſion werden am 18. d. Mts.,
Vormittags 8 Uhr anfangend, öffentlich
meiſtbietend gegen Baarzahlung auf dem
Biwaksterrain verſteigert.
Mit der Verſteigerung wird gleichzeitig
bei Eberſtadt und Ober=Ramſtadt begonnen.
Darmſtadt, den 17. September 1880.
Jutendantur der Großherzoglich
Heſſiſchen (25.) Diviſion.
8388) Bekanntmachung.
Auf amtsgerichtliche Verfügung ſoll die
Hofraithe des Schreiners Wilhelm Engel=
hard
dahier, und zwar:
Flur. Nr. ⬜Mtr.
2 924⁄e 354 Hofraithe, Stifts=
ſtraße
,
2 924⁄₁₀ 282 Grabgarten daſelbſt,
Freitag den 1. October d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
mit unbedingtem Zuſchlag an den Meiſt=
bietenden
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 16. September 1880.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Berntheiſel.

8389)

R. 182
Bekanntmachung.
Die bei Erbauung von Neben=Anlagen zu den für das Proviant=Amt dahier an
der Eſchollbrücker=Straße bereits neu aufgeſtellten zwei Rauhfourage=Magazinen, als:
Utenſilien= und Wiegehäuschen, Brunnen, Einfriedigungsmauer ꝛc., theilweiſe vorkom=
menden
Arbeiten und Material=Lieferungen, nämlich:
1) Erd= und Maurer=Arbeiten, veranſchlagt zu
3727³34 Mark,
2) die Lieferung von:
60,000 Stück ausgeſuchter Ziegelſteine (Backſteine), veranſchl. per Mille 40

18,000 Verblend=Steinen,
45

40
Brunnen=Steinen,
32,000
.


ſollen Moutag den 27. September 1880, Vormittags 1 Uhr,
im Bureau des unterzeichneten Proviant=Amts, Magdalenenſtraße Nr. 17. öffentlich im
Submiſſionswege verdungen werden.
Qualificirte und cautionsfähige Unternehmer wollen ihre, mit entſprechender Auf=
ſchrift
verſehene, auf Ab= oder Aufgebote an den Voranſchlagspreiſen lautenden
Offerten bis zur Eröffnung des Termins an das genannte Amt verſiegelt und porto=
rei
einſenden.
Nachgebote bleiben unberückſichtigt.
Die Bedingungen und Koſten=Anſchläge können in dem erwähnten Bureau=Local
an jedem Wochentage Vormittags von 9 bis 12 Uhr und Nachmittags von 2¼ bis
6 Uhr eingeſehen werden.
Darmſtadt, den 14. September 1880.
Großherzogliches Proviant=Amt.

nasGhmeh.

Wir erlauben
Publikum auf unsere aus-
gexeichneten

uns das

Cgarretken.

neuen Fabrikation bestehen
in der durch den Maschin en-
betrieb
bedingten, grösseren
Appetitlichkeit der Cigarrette
und der groasen Ersparniss
an Arbeitslohn. Es macht

Haschinen-Cigarretten
aufmerksam zu machen.
Lursend
Die Vortheile dieser
uns dies möglich die besten, feinsten Tabake zu unseren Cigarretten zu ver-
wenden
und dieselben dennoch zu den billigsten Preisen heraustellen.
Wir fabriciren 5 Sorten
la Hconomin-Hgurretten.:
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4
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60
20

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A. H. TLorbecke & Co.,

Mannheim.

bei
8391)

von A. H. Thorbecke & Co.,
G. L. Hricgla,
Rheinſtraße I7.

wir an Private direkt nicht vorkaufen, gebon wir denselben joweils auf Ver-
langen
unsere Verkaufsstellen an.
Es wurden schon mehrfach Nachahmungen unserer Etiquetten versucht
und bitten wir daher genau auf unseren Namen und Schutamarke zu achten.
Das ganze Etiquett ist gesetalich geschütat.

Mannheimer
Cigarretten

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52 1131
½ 8 h ⁵⁄₈ an. 55 m H. 9 840 g2 1020 0 1128 o5e 1252 3. 322 6 55 48 740 8e 40 1000 uss 113, verſehenen Schnellzüge.

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Es- Der elnzig ächte E

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Valtrad Ottmar Vernhard,
Kgl. Hofdeſtillateur in Muͤnchen,
iſt nach den wiſſenſchaftlichen Gutachten der Herren Univerſitätsprofeſſoren
Dr. L. A. Buchner Dr. G. C. Wittſtein, Dr. Kayſer und vieler
rühmlichſt bekannter Aerzte der vorzüglichſte Geſundheits=Liqueur und
dabei ein ebenſo anmuthendes als Geſundheit förderndes Genußmittel,
frei von allen ſchädlich und draſtiſch wirkenden Stoffen, er regelt die
Functionen des Magens unglaublich raſch, führt deshalb normale Ver=
dauung
und geſunde Blutbildung herbei, macht bedeutenden Appe=
tit
, reinigt Eingeweide und Maſtdarm, macht regelmüßigen Stuhlgang,
ſtärkt Nerven und Muskeln, gibt dem Körper neue Lebensfriſche und
ein geſundes, blühendes Ausſehen.
Jede Flaſche iſt mit meinem Namen verſchloſſen und liegt eine Gebrauchs=
Anweiſung von Dr. J. B. Kranz bei. Flaſchen Mk. 15. Mk. 2,
Mk. 4, ſind ücht zu haben in Darmſtadt bei Herren Carl Sattes, vor=
mals
Höhn, Mathildenplatz; Bensheim: H. J. Schuſter; Aſchaffenburg:
A. Bittinger; Worms: A. Bevilaqua; Rüſſelsheim: Jacob
Diehl jr.; Pfungſtadt: Th. Küchler; Niederrad: Gg. Gaß; Gerns=
heim
: Franz Medikus; Reinheim: Joh. Schmidt; Dieburg:
J. Nachor.

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erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
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der Hchule des Lebens,
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IV und 329 Seiten 80.
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höchſt anmuthig geſchriebenen Novellen beſonders empfehlen.
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Zucker,
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im Brod per ½ Kilo 42
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1751
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Fettſchrot, per Centner 1 Mk. - Pf.,
Stückkohlen,
20
frei in's Haus,
empfiehlt beſtens
Carl Lämd,
Beſſungen.
8158) Zu verkaufen: noch neue Quetſch=
mühle
. Martinſtraße 18.
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Füllofenbillig zu verk. Beſſ. Wilhelmſtr.32.
8397) 1 Stehpult und Briefregal,
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6973) Eliſabethenſtraße Nr. 1
iſt der dritte Stock zu vermiethen, enthält
5 - 6Zimmer, wie alle anderen Räumlichkeiten.

5091) Alexanderſtraße 25 em mobl.,
Zimmer für einen Herrn Einjährigen.

8373) Ludwigſtraße 8, 2Tr., 2hübſch
möbl. Zimmer nach der Straße, auch einzeln.
8398 Beſſ. Carlsſtr. 3 eine Man=
ſarden
=Wohnung, 2 Zimmer, Küche u. Keller.
8309) Eliſabethenſtraße 49 ein möbl.
Manſardenzimmer zu vermiethen.

Vermiſchte Nachrichten.
Speolalarzt Dr. mod. Heyor,
Verlin, Leipzigerſtraße 9l, heilt auch
grieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrantheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Fällen, ſiets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
534)
5162) Handſchuhe werden ſchön ge=
waſchen
das Paar zu 15 Pfg.
Sandſtraße Nr. 10 eine Stiege hoch.
7936) Auf einem hieſigen Beiſicherungs=
Bureau iſt eine Lehrlingsſtelle zubeſetzen.
Offerten L. 10 poste restante Darmstadt.

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Vollhüringe mitpicanter Sauce,
Neue russ. Sardinen im pieles
empfiehlt
S.
billigſt
vorm. Chriſt. Höhn, Mathildenplatz 1
8395) Zu verkaufen:
Ein complettes Fuhrwerk, gute;
Pferd, Geſchirr und Chaischen.
Näheres Nieder=Ramſtädterſtraße Nr. 49
eine Treppe hoch.

l= 8280) Ein ſolides Madchen, das
gut u. ſelbſtſtändig kochen kann, wird
gegen entſprechenden Lohn auf Michaeli
geſucht. Gute Zeugniſſe werden ver=
langt
. Näheres in der Expedition.
8167) Ein j. Kaufmann empfiehlt ſich zur
Führung von Büchern, Correſpondenzen (auch
ranz.) od. ſonſt entſpr. Arbeiten für Engagem.
auf halbe Tage event. auch nur auf einige
Stunden tägl. od. wöchentl. Offerten an die
Exp. d. Bl. unter Chiffre 8418167 erbeten.

[ ][  ][ ]

Parteitag
der

R 182

1752
8409)

deutſchen Fortſchrittapartei im Großherzogthum Heſſen
Dienstag 21. Sept. 1880, Nachmittags 3½ Uhr,
im Nitſert'ſchen Saale SSchützenhof).
Tagesordnung: Die nächſten Reichstagswahlen in Heſſen und die Organi=
ſation
der Fortſchrittspartei für dieſelben.
Die Herren Reichstagsabgeordneten W. Büchner, L. Löwe und Eugen Richter
haben ihr Erſcheinen zugeſagt.
Zu dem Beſuche des Parteitages ſind nur Parteigenoſſen berechtigt, und ſind
Karten von unſerem Schriftführer Kaufmann W. Langenbach zu beziehen.
Ber Local=Verein der deutſchen Fortſchriltopartei für Barmſtadt=Beſſungen.
Profeſſor Dr. L. Büchner. W. Langenbach.

8409) Riedeſelſtraße 54 wird zu Michaeli
eine Köchin geſucht, die gut kocht und ſich
ſeinem Theil der Hausarbeit unterzieht.
8410) Ein ordentliches Mädchen kann
Schlafſtelle erhalten. Kaplaneig. 58, 1. St.
8411) Ein jüngerer Schüler des
Gymnaſiums oder der Realſchule ſindet in
einer guten Familie freundliche Aufnahme.
Näheres in der Expedition.
8385) Zwei ſehr gute Parquetlogen=
Vorderplätze ſind für einen Monat ab=
zugeben
. Näheres in der Expedition.
8317) Ein großer Oleander, ſchön
blühend, zu verkaufen. Arheilgerſtraße 70.

8401)
Heſſiſche Ludwigs=Bahn.
Am 20. d. Mts. wird die Strecke Groß Gerau Dornberg=Groß=Gerau,
welche bisher nur dem Güterverkehr gedient hat, auch für den Perſonen=Verkehr gemäß
der allgemein gültigen Beſtimmungen und des auf den Stationen ausgehängten Fahr=/
plaus eröffnet und damit eine directe Verbindung zwiſchen Mainz und Mannheim
via Groß=Gerau hergeſtellt werden.
Die Tarife für die neue Strecke ſind bei unſeren Stationen aufgelegt und von
unſerem Tarifbureau zu beziehen. Der Fahrplan unſerer Strecke Mainz=Darmſtadt
erleidet durch die Eröffnung der neuen Strecke eine kleine Aenderung, welche in den
von unſeren Stationen unentgeltlich zu beziehenden Fahrplänen der Strecke Groß=Gerau=
Dornberg=Groß=Gerau enthalten iſt.
Mainz, den 13. September 1880.
In Vollmacht des Verwaltungsrathes:
Die Special=Direction.

8402)
Frauenverein Sonntagsruhe,
Eliſabethenſtraße Nr. 10.
Die Lotteriegewinne werden bis Montag 20. Sept. täglich von 4-7 Uhr abgegeben.

H ä u ſ e r
in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö=
nen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
Alexander=
H. Neustadt,
ſtraße.

8412) Den Damen und Herren zur
Nachricht, daß das projectirte Rränzchen
bei dem geſtrigen hefligen Regen gänzlich
zu Waſſer geworden iſt.
Das Comité.
8413) 2-3 möbl. Zimmer mit Küche
ſofort zu miethen geſucht in ruhiger Lage.
Näheres Neckarſtraße 10 eine Stiege.
8380, Per 1. October findet ein braver
junger Mann Stelle als Lehrling in einem
kaufm. Geſchäft. Selbſtgeſchriebene Offerten.
an die Exp. sub TB8380.
8169) Verloren: Eine goldene
Damenuhr mit doppeltem Deckel und
goldener Kette durch die Grafen=, Wald=
Der Finder
Saalbau= u. Rheinſtraße.
erhält eine Belohnung von 20 Mark.
Steinſtraße Nr. 37.
8338) Sonntag den 12. d. M. wurde
in der Theatergarderobe (Sperrſitz rechts)
ein ſchwarzſeidener Regenſchirm mit gelbem,
Stock vertauſcht. Umzutauſchen Carlsſtr. 41.

8403)
Geſuch.
Ein braves, junges Mädchen aus guter
Familie wird in ein Ladengeſchäft zum
ſofortigen Eintritt geſucht Näh. in der Exp.
8404) Ein Mädchen, im Nähen geübt,
wünſcht noch Kunden in und außer dem
Hauſe. Kirchſtraße 21 bei Frau Nungeſſer.
8405) Als Stütze der Hausfrau wird ein
gebildetes Mädchen, am liebſten vom Lande
aus einer Beamtenfamilie, geſucht, welches gut
ſchneidern gelernt hat. Zu erfr. Louiſenſtr. 30.
Vermiethbureau Frau Neßling.
8406) Ein Taglöhner erhält dauernde
Arbeit, geprüfte Heizer erhalten den Vor=
zug
. Wo? ſagt die Expedition d. Bl.
8407) Zwei tüchtige Schloſſer können
ſofort eintreten bei W. Sonnthal.
8408) Ein ült. Herr ſucht ſogleich eine
fein möbl. Garcon=Wohnung in ange=
nehmer
Umgeb., event. auf längere Zeit zu
miethen. Gefl. Adreſſen mit genauer Angabe
unter Dr. L. in der Exp. d. Bl.

Die=
Uuayutkſtedt
von
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für alle hieſigen und auswärtigen Zeitungen
befindet ſich bei
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Trankfurt a. A.
gegenüber
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der Hauptpoſt. 81 45 der Hauptpoſt.
bx. Gleiche Preiſe wie bei den
Zeitungs=Expeditionen ſelbſt. - Bei grö=
ßeren
Aufträgen hiervon noch entſprechende
Rabattbewilligung.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 17. September.
4. Vorſtellung in der 1. Abonnements=Abtheilung
u ltimo.
Luſtſpiel in 5 Aufzügen von G. v. Moſer.
Perſonen:
Lebrecht, Schlegel, Com=
mercienrath
.
Caroline, ſeine Frau hrau Eppert.
Thereſe, deren Tochter
Reinhard Schlegel, Profeſſor
Pauline, ſeine Frau
Hedwig, deren Tochter
Lange, Onkel der beiden
Schlegel
Herr Wisthaler.
Herr von Haas
Herr Franke.
bruno Berndt, Arzi
Herr Hacker.
Georg Richte:
Herr Steude.
Bernhardi, Buchhalter bei
Schlegel
Herr Schimmer.
Schönemann, Factotum de=
Profeſſors
Herr Wagner.
Auguſt, Diener des Com=
mercienraths
.
Herr Leib.
Frau Balder, Zimmerver=
mietherin

Frau Pichon.
Anfang halb 7 Uhr. Ende nach 9 Uhr.
4 4 Reinhardt Schlegel .. Herr Dalmonico,
vom Hoftheater in Weimar, als Gaſt.

Herr Butterweck.
Fr. Haſem.=Kläger
4 4
Frau Steck.
Frl. Ethel.

Sonntag 19. September.
5. Vorſtellung in der 1. Abonnements=Abtheilung.
Der fliegende Holländer.
Romantiſche Oper in 3 Akten von R. Wagner.

[ ][  ][ ]

7938)

183

1190

Für Familien und Leſecirkel, Bibliotheken, Botels, Cafés und Reſtaurationen.

9
Orobe=Rummern gratis und franco.
Abonnements=Preis vierteljährlich 6 Mark. - Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Poſtanſtalten.

Expedition der Illuſtrirten Zeitung in Leipzig.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 17. September.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben Allergnädigſt ge=
ruht
: am 8. September den außerordentlichen Profeſſor bei der philo=
ſophiſchen
Facultät der Landes=Univerſität und zweiten Lehrer der Forſt=
wiſſenſchaft
Dr. Hermann Stötzer auf ſein Nachſuchen von ſeiner
Dienſtſtelle, mit Wirkung vom 1. October d. J. an, zu entlaſſen.
Nachdem Se. Königl. Hoheil der Großherzog am Dienstag
Abend Berlin verlaſſen und Mittwoch Vormittags mehrere Stunden die
Ausſtellung in Düſſeldorf beſucht hatten, ſind Allerhöchſtdieſelben vor=
geſtern
Nachmittags mit Ihren Königl. Großh. Hoheiten dem Erb=
großherzog
und den Prinzeſſinnen Jrene und Alix in Köln zu=
ſammengetroffen
und über Blieſſingen nach England abgereiſt.
Se. Kaiſ. Hoheit Großfürſt Serlgius von Rußland iſt geſtern
früh wieder von Jugenheim abgereiſt.

Das Reſultat der geſtrigen Wahl der Stadtverordneten iſt
nachſtehendes:

Erſter Bezirk. Gewählt: Ziegler M. Schneider mit 148,
Schuhmacher Lehr mit 145 Stimmen. (Schmied Binkert erhielt 26 und
Agent Kaiſer 22 St.)
Zweiter Bezirk. Gewählt: Zimmermeiſter G. Mahr mit 136,
A. Bergſträßer mit 129, Franz Weber mit 124, Rentner Ganz
mit 85 St. (Steinkohlenhändler G. Schneider erhielt 61 St.)
Dritter Bezirk. Gewählt: Architekt Rückert mit 124, Major
Reh mit 96, P. Verbenich mit 95 St.
Vierter Bezirk. Gewählt: Carl Kahlert mit 188, C. Gaulé
mit 124, Kreisaſſeſſor Momberger mit 114, Branddirector Juſtus
mit 93 St. (Dr. Frank erhielt 84, G. Jakoby 81, Karl Beſt 74, Hein=
rich
Hein 16 St.)
Fünfter Bezirk. Gewählt: W. Merck mit 111, Carl Gräff
mit 95 St. Getz erhielt 29, Schmied Binkert 26, H. Keller 11 St.)
Sechſter Bezirk. Gewählt: Hofapotheker Lauteſchläger mit
89 St. (Metzger Volz erhielt 12 St.)
- Strafkammer 1. Sithung vom 16. September. Heute wurden
folgende Strafſachen abgeurtheilt: 1) Unterſuchung gegen Mathias Hof=
mann
von Darmſtadt wegen Unterſchlagung. Der Angeklagte hat eine
Viola verſetzt, welche ihm von einem Dritten zur Reparatur übergeben
worden war. Er wurde von dem Großh. Schöffengericht Darmſtadt !
in eine Gefängnißſtrafe von drei Wochen wegen Unterſchlagung verur=
theilt
. Er hat dagegen Berufung verfolgt, und wird heute von dem
Rechtsanwalte Heumann verbeiſtandet. Der Gerichtshof ſprach den
Angeklagten von Strafe und Koſten frei und hob das Untergerichtsurtheil
auf. Die Koſten werden der Staatskaſſe zur Laſt gelegt. 2) Der Schuh=
macher
Michael Dexelmann von Offenbach hat einen Schuhladen in
Offenbach gehabt, und ſeine Bücher ſo unordentlich geführt, daß ſie keine
Ueberſicht des Vermögensſtandes ergaben. Seine Bücher ſind nicht voll=
ſtändig
geführt, wie ſie Kaufleute führen müſſen, auch hat der Angeklagte
nicht alle Bücher, die vorgeſchrieben ſind, geführt. So hat er nur ein
Notizbuch als Kaſſenbuch geführt. Vom 1. Januar 1879 bis 1. Juli
1879 hat er für 4000 M. Waaren bezogen und vom 1. Juli bis November
1879 bezog er für 12000 M. Waaren. Der Angeklagte iſt im Firmen=
regiſter
nicht eingetragen. Der Vertheidiger, Rechtsanwalt Metz L., ſprach
mit Präciſion und Schärfe. Der Gerichtshof verurtheilte den
Angeklagten in eine Strafe von 2 Monaten Gefängniß, die durch die
erſtandene Unterſuchungshaft als verbüßt erachtet wird. 3) Nikolaus
Heinrich von Groß=Zimmern hat im Laufe des Sommers ſeinem

Dienſtherrn, dem Bäcker Carl Clemens von Offenbach, nach und
nach ungefähr 180 M. Kundengelder unterſchlagen. Er iſt geſtändig
und wird, in eine Gefängnißſtrafe von 5 Monaten verurtheilt.
4) Remakel Kaiſer von Zellhauſen hat im Walde einen geſchoſſenen Reh=
bock
gefunden, und denſelben an Suſanne Mayer, Gaſtwirthin zum
Schwanen in Offenbach, verkauft. Remakel Kaiſer wurde wegen Jagd=
vergehen
in eine Gefängnißſtrafe von 2 Monaten verurtheilt. Die Suſanne
Mayer wurde wegen Hehlerei beſtraft und hat Berufung angezeigt.
Wegen Ausbleibens der Suſanne Mayer hat der Gerichtshof Termin auf
den 28. October anberaumt und die Zeugen hierzu geladen. Verthei=
diger
Rechtsanwalt Buchner. 5) Durch Urtheil des Schöffengerichts
Seligenſtadt vom 17. Juli 1880 wurde Phil. Reichenbach III. von
Nieder=Roden wegen Beleidigung in eine Gefängnißſtrafe von 3 Wochen
verurtheilt. Reichenbach hat Berufung angezeigt und wird von dem
Rechtsanwalt Maſſoth vertreten. Der Gerichtshof verwarf die Beruſung
und beſtätigte das Urtheil der erſten Inſtanz, verurtheilte den Ange=
ſchuldigten
auch in die Koſten dieſer Inſtanz. 6) Theodor Amend,
Rechtsanwalt von Langen, ſteht wegen Beleidigung durch die Preſſe vor
Gericht. Der Artikel erſchien in einem Beiblatt der Frankf. Zeitung=
und beleidigt den Amtsrichter Riedel in Offenbach. Der Angeklagte hatte
bei dem Großh. Amtsgericht Offenbach ein Geſuch um Zahlbefehl ein=
gereicht
, und war dieſes Geſuch wegen mangelnder Begründung zurück=
gewieſen
worden. Nach dem eingeſandten Artikel, der nur den That=
beſtand
enthalten, will der Angeklagte den animus injuriandi nicht ge=
habt
haben, ſtellt denſelben in Abrede, welchem jedoch der Herr Staats=
anwalt
widerſpricht. Der Angeklagte fügte ſeiner Vertheidigung bei, daß
er zur Wahrung berechtigter Intereſſen ſich des erwähnten Weges be=
dient
und ſich nur ſachlich gehalten habe. Der Gerichtshof ſpricht den
Angeklagten von Strafe und Koſten frei. Schluß 24 Uhr.
Der Starkenburger Miſſionsverein ſeierte vorgeſtern ſein
15. Jahresfeſt zu Zwingenberg. Unter den zahlreichen geſtgäſten,
die ſich mit den Einheimiſchen zu dieſer Feier vereinten, befanden ſich auch
J. Königl. Hoheit Frau Prinzeſſin Karl. Reichlicher Fahnen=
ſchmuck
zeugte von der freundlichen Aufnahme, die der Verein in Zwingen=
berg
fand. In dem Gottesdienſte am Vormittage wirkte der Kirchen=
geſangverein
von Zwingenberg bei dem Altardienſte mit, den der Orts=
geiſtliche
, Pfarrer Stromberger hielt. Dekan Ohly und Pfarrer
Prätorius, Secretär der Basler Miſſionsgeſellſchaft, die beiden Feſt=
prediger
am Morgen, verſtanden es für die Sache der Heidenbekehrung
zu reden, anzueifern und zu werben. Oberhofprediger Bender ſchloß
mit einem Gebete. Im Nachmittagsgoftesdienſte, den ein Geſang der
Schuljugend einleitete, kam der Rechenſchaftsbericht durch Hofprediger
Grein zur Verleſung, der an der Hand. von Zahlen einen erfreulichen
Fortſchritt des Werkes im Allgemeinen wie auch in unſerm Lande mel=
den
konnte, worauf Miſſionär Fritz noch eingehende Mittheilungen aus
dem Miſſionsgebiete machte, auf dem er früher eearbeitet hat. Die
Collecte betrug 128 Mark.

Das von Sr. Majeſtät dem Kaiſer genehmigte Programm
zur Feier der Vollendung des Kölner Doms am 15. Oktober
d. J3. lautet wie folgt: Am Vorabend Feſtgeläute aller Glocken der
Kirchen Kölns von 7 bis 8 Uhr. Am Feſttage, Morgens, Feſtgeläute
aller Glocken der Kirchen Kölns von 7 bis 8 Uhr. Feierlicher Feſtzug
der Dombauvereine, der Dombauhütte, der Corporationen, Gewerke
und Vereine u. ſ. w., welcher ſich auf dem Neumarkt verſammelt, um
94 Uhr am Regierungsgebäude vor Sr. Majeſtät dem Kaiſer und König
vorbeizieht und Aufſtellung auf dem Feſtplatze nimmt. Ihre Majeſtäten
der Kaiſer und die Kaiſerin, Ihre Kaiſerl. und Königl.Hoheiten der
Kronprinz und die Kronprinzeſſin, Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen
und Prinzeſſinnen des königlichen Hauſes, die von Sr. Majeſtät dem
Kaiſer eingeladenen Herrſchaften, das Staatsminiſterium und die Spitzen,
der Behörden, des Militärs und Civils, ſoweit ſie dem evangeliſchen Be=
enntniß
angehören, ſowie die zum unmittelbaren Geſolge gehörigen Per=
onen
wohnen dem um 10 Uhr in der Trinitatiskirche ſtattfindender
evangeliſchen Dankgottesdienſte bei. 10 Uhr 50 Minuten Abfahrt Ihrer
472

[ ][  ]

46
1754
Majeſtäten nach dem Dom zur Beiwohnung des Te Deums. Um 11 Uhr
Empfang Ihrer Majeſtäten am Fuße der Freitreppe des Weſtportals des
Domes durch die Dombauverwaltung, im Portale durch das Dom=
capitel
. Anſprache des Domdechanten. Ihre Majeſtäten nehmen im
hohen Domchore Platz. Dahin folgen die zu dem evangeliſchen Gottes=
dienſt
verſammelt geweſenen Herrſchaften und Perſonen und begeben ſich
ſich auf die im hohen Domchore und den Seitenſchiffen reſervirten Plätze,
woſelbſt bereits die übrigen geladenen Gäſte erſchienen ſind. Nach Been=
digung
des Te Deums (um 11 Uhr 30 Minuten) verlaſſen Ihre Maje=
ſtaten
und die prinzlichen Herrſchaften den Dom durch das Güdportal
und nehmen auf der Kaiſertribüne Platz. Die Spitzen der Civil= und
Militärbehörden u. ſ. w. folgen und nehmen die vorbehaltenen Plätze
auf den Tribünen ein. Inzwiſchen haben ſich die durch das Feſtcomite
mit Eintrittskarten verſehenen Damen und Herren auf den Tribünen am
Domhofe verſammelt. Sobald Seine Majeſtät der Kaiſer die Kaiſer=
tribüne
betreten haben, erfolgt die Vorlage der in den Schlußſtein der
ſüdlichen Thurmkrone einzufügenden Urkunde. Dieſelbe wird von dem
Dombaumeiſter verleſen. Ihre Majeſtäten, die Prinzen und die dazu
von Sr. Majeſtät beſtimmten Perſonen unterzeichnen die Urkunde. Wäh=
rend
dieſes Aktes iſt Vortrag einer Feſtcantate. Die unterzeichnete Ur=
kunde
wird ſofort auf den ſüdlichen Thurm geſchafft und in den Schluß=
ſtein
niedergelegt. Dann folgt die Anſprache Sr. Majeſtät des Kaiſers
und Königs, darauf eine Rede des Oberpräſidenten der Rheinprovinz
als Chef der Dombauverwaltung, eine Rede des Präſidenten des Central=
Dombauvereins und Ueberreichung der Feſtſchrifl. Der Dombaumeiſter
erbittet die Allerhöchſten Befehle zur Einfügung des Schlußſteins der
Kreuzblume. Auf den Thürmen des Domes werden die Kaiſerſtandarte
und die Königsſtandarte aufgehißt. Unter dem Donner der Kanonen,
dem Läuten aller Glocken Kölns und dem Singen des Liedes: Nun
danket Alle Gott ſenkt ſich der Schlußſtein langſam, den Dombau voll=
endend
. Bei Abfahrt Ihrer Majeſtäten wird das Hoch' auf den Kaiſer
ausgebracht durch den Oberbürgermeiſter der Stadt Köln und die
Nationalhymne wird angeſtimmt. Ihre Majeſtäten verlaſſen die Kaiſer=
tribüne
auf der Rückſeite und fahren zu Wagen um 12 Uhr 45 Minuten
nach dem Regierungsgebäude zurück. Um 2 Uhr 30 Minuten begeben
ſie ſich nach dem Schloſſe Brühl, wo um 3 Uhr officielles Diner ſtatt=
findet
. Die Rückfahrt erfolgt um 5 Uhr 30 Minuten mittelſt Extrazugs
der Rheiniſchen Bahn. Der en bloe angenommene Feſtzug wird aus
drei Abtheilungen beſtehen. In der erſten ſchaut man Reiter mit einem
Trompetercorps, den Herold und das Reichs= und das Kölniſche Stadt=
banner
nebſt 24 Reitern, Rath und Schöffen, den Dreikönigenſchrein,
Stadtgreve und Voigt, viele Ritter und Reiſige, König Wilhelm von
Holland, Konrad von Hochſtadten, Grafen, den Wagen mit dem Grund=
ſtein
zum Dom, den erſten Dombaumeiſter, Gerhardt v. Riehle und
ſeine Werkmeiſter, was die Grundſteinlegung zum Dome darſtellt (1248):
zweite Abtheilung, die Einweihung des Chores repräſentirend (1322):
Trompetercorps, Mohren, 50 Bogenſchützen, die Repräſentanten der
Kölner edlen Geſchlechter, Männer, Frauen und Pagen, der Wagen der
Hanſa, 24 Armbruſtſchützen, 40 ſingende Knaben, die Grafen von Hol=
land
, Cleve, Jülich ꝛc. nebſt Gemahlinnen und Gefolge, die bergiſchen
Geſchlechter, der Verbundbrief, Zünfte, Malerſchule und Stadtreiſige; die
dritte Abtheilung (1842): Herolde in den Hohenzollern'ſchen Farben,
das preußiſche Banner, Trompeter, Wagen mit dem Domkrahnen, Em=
bleme
, Sänger, Banner des Dombauvereins u. a. Vereine, die Germania
zu Wagen, der vollendete Dom, Inſchriften auf Boiſſerse, Zwirner ꝛc.
und Voigtel, Krieger aus 187071, die Rheinprovinz mit ihren Städten,
durch Frauen und Jungfrauen dargeſtellt. Eine Vervollſtändigung des
Zuges erfolgt noch.
Wiesbaden, 9. September. In der Gemeinderaths=Sitzung am
Dienstag kam u. a. der Bericht des Herrn Polizei=Direktors vom 27. Au=
guſt
c., betreffend die Polizeiverordnung über das Gewicht des
Brodes, zur Verleſung. Derſelbe lautet: Die Ausführungen in dem
Schreiben vom 14. Juli c., ſowie in dem Aufſatze der hier wieder beige=
fügten
Deutſchen Gemeinde=Zeitung haben mich auch nach ſorgfältiger
Prüfung nicht von der Richtigkeit der Anſicht des Gemeinderathes über=
zeugen
können. Die hier und anderwärts gemachten Erfahrungen haben
zur Genüge gezeigt, daß das Publikum ſich ſelbſt um das Gewicht ꝛc.
des Brodes ſehr wenig kümmert, indem es der Anſicht iſt, daß dieſes
Sache der Behörde ſei. Andererſeits hat noch nirgends die freie Kon=
kurrenz'
unter den Bäckern billigeres Brod bewirkt, dieſelben waren im
Gegentheil in der Erhöhung der Preiſe ſtets einig. Meines Erachtens
liegt es daher in der Aufgabe der Behörde, dafür zu ſorgen, daß das
Publikum bei dem Brod wenigſtens das richtige Gewicht erhält. Wenn
es in dem Aufſatze heißt, daß, wenn die Maßregeln der polizeilichen Be=
aufſichtigung
fortfallen, das Publikum ſich ſchnell daran gewöhnen würde,
das Brod nur nach Gewicht zu kaufen, ſo ſchmeckt dieſer Satz nach der
Studirſtube, nicht aber nach den Erfahrungen des wirklichen Lebens.
Namentlich der Aermere iſt zu ſehr an den Kredit bei den Brodver=
käufern
gebunden, um etwas von ihm verlangen zu können, was dieſer
nicht gerne gewährt.
Ueber die bereits gemeldete Duell=Affaire, bei welcher der Ritt=
meiſter
und Corpsadjutant Freiherr Oscar von der Goltz in Kaſſel
ſeinen Tod fand, ſind noch folgende Einzelheiten nachzutragen: Der Zwei=
kampf
(mit Piſtolen) fand auf dem Militärſchießplatze im ſog. Mauſe=
hund
= bei der kalten Herbergel ½ Stunde nördlich von Fulda, ſtatt.

182
Beim zweiten Kugelwechſel erhielt Rittmeiſter vonl der Goltz von ſeinem
Gegner, dem Huſaren=Lieutenant v. Schönfeldt, einen Schuß durch das
Herz, der alsbald den Tod zur Folge hatte. Die Leiche wurde in das
Leichenhaus zu Fulda gebracht und dort ſecirt. Die Beerdigung, zu wel=
cher
der Bruder des Gebliebenen, ein Major im großen Generalſtabe,
eingetroffen iſt, hat bereits ſtattgefunden, und zwar auf dem neuen ſtädti=
ſchen
Friedhofe zu Fulda, woſelbſt dem Todten eine Familiengruft errich=
tet
werden ſoll. Premierlieutenant v. Schönfeldt reiſte gleich nach dem
Duell nach Eſchwege zurück, wo die 22. Diviſion gegenwärtig zum Herbſt=
manöver
verſammelt iſt, um ſich dem Militärgerichte zu ſtellen. Bei der
Veranlaſſung des Duells, die wir hier nicht weiter berühren, dürfte die
Strafe ſchwerlich ſehr hart ausfallen. Genügen dürfte die Mittheilung,
- daß der Gefallene der allein ſchuldige Theil war.

Vermiſchtes.
Von der romantiſchen Zauberwelt des König Ludwig von
Bahern, von dem zurückgezogenen Leben, welches der in ſeiner Art kunſt=
ſinnige
Monarch auf ſeinen mit märchenhafter Pracht ausgeſtatteten Alpen=
ſchlöſſern
führt, iſt ſchon ſo oft erzählt worden, aber noch immer hat ſich die
öffentliche Neugierde, für die alle jene von der Außenwelt abgeſchloſſen gehal=
tenen
Herrlichkeiten einen wunderbaren, unwiderſtehlichen Reiz haben, noch
nicht erſchöpft. Die Dresd. Nachr." veröffentlichen eben Reiſebriefe aus
Hohenſchwangau, die neben vielem Bekannten auch manche intereſſante Einzel=
heiten
enthalten und aus denen wir Folgendes wiedergeben: König Ludwig
beſitzt auf einer ganzen Reihe von Bergen kleinere Jagdhäuſer, in die er oft
wochenlang ſich einſam begibt. Auf den Schachen bei Partenkirchen, den
Degel bei Hochenſchwangau, den Herzogenſtand beim Walchenſee und andere
Berge mehr hat er ſich, um die dort gelegenen Jagdhütten bequem zu er=
reichen
, geradezu koſtbare Gebirgsſtraßen anlegen laſſen. Seine Korpulenz
macht ihm das Bergſteigen beſchwerlich; er weilt aber für ſein Leben gern
auf Bergeshöhen; zum Reiten iſt er zu ſchwer, ſich tragen laſſen, ſagt ihm
auch nicht zu, ſo blieb ihm nichts Ubrig, als mit dem Aufwande von
Millionen ſchmale, aber bequeme Fahrſtraßen bis zum Gipfel von Bergen
von ſechstauſend Fuß Höhe bauen zu laſſen. Das Publikum kann zufrieden
ſein; es erſteigt auf förmlichen Promenadenwegen die ausſichtsreichſten Berges=
höhen
. Reiten und Fahren iſt jedoch dem Publikum verboten, und mit Recht,
das bleibt das Privilegium des königlichen Erbauers. Wie aber fährt der
König die ſteilen Berge hinauf? Er beſitzt einen Marſtall ausgeſuchter ſtatt=
licher
Bergpferde, mehr als militärfromm, die vor nichts ſcheuen. Zu einer
Bergtour wird allemal eins in eine Doppeldeichſel eingeſpannt, die von einem
ſchmalen höchſt ſinnreich konſtruirten Bergwagen ausgeht. Stelle man ſich
einen Großvaterſtuhl vor oder, wenn es feiner klingt, einen Fauteuil, der dicht
über dem Fußboden auf zwei hohen ſchmalen Rädern ruht und mit einer
Plane vor Regengüſſen zu bedecken iſt. Der Wagen hat nur Platz für Eine
Perſon, hinter dem König ſleht auf einem Tritte der Kutſcher. Der Wagen
geht ſehr ſicher und muß es auch, da der König nur Nachts in den Bergen
fährt, im Trabe um die ſchärfſten Krümmungen biegt und in Carriöre berg=
auf
und bergab die Zickzackwege ſauſt. Vor dieſem königlichen Bergwagen
prengt etwa zehn Schritte vorher, der Sicherheit halber, ein Vorreiter, mit=
unter
folgt ein Reilknecht, auch eröffnen und ſchließen bisweilen Gensdarmen
die nächtlichen Ausfahrten des Königs. Gensdarmen bewachen auch den Zu=
gang
zu den königlichen Schlöſſern. Er hat es höchſt ungern, wenn er wahr=
nimmt
, daß Leute auf der Landſtraße auf ſeine Vorüberfahrt warten. Gens=
darmen
bedeuten dann die Stehenbleibenden, ſich geeignetere Orte als die
öffentliche Landſtraße zu wählen. Kann der König aber dem Begegnen
nicht entgehen, ſo achtet er darauf, daß der Gruß reſpektvoll ausfällt. Hat
jedoch Jemand das Glück, perſönlich mit dem Könige zu verkehren, ſo rUhml
er gewiß deſſen Leutſeligkeit. Mit Kindern ſoll er, der wohl nie eigene Kin=
der
haben wird, ungemein gern ſpielen. Liebſchaften bei ſeinen Dienern dul=
det
er nicht; er dringt, wie weiland Maria Thereſia, auf Heirath; dann aber
iſt er ſeinen Dienern ein huldvoller Herr und hebt ihre Buben aus der
Taufe. Weilt der König auf ſo einem Berge, auf den natürlich kein Tele=
graphendraht
führt, ſo uuß ein eigener Bergſteiger die Depeſchen hinauf=
tragen
. Derſelbe erhält für jeden Botengang 10 Mark, oft muß er den Tag
dreimal gehen. Die obengedachten Bergwagen werden bei weitem in den
Schatten geſtellt von dem prachtvollen Schlitten von Hohenſchwangau, deſſen
Bau 100,000 Gulden gekoſtet hat. Hier lebt nämlich König Ludwig, der
München gar nicht liebt, auch im Winter oft Wochenlang und fährt dant.
Sonntags, um das einſache Diner einſam einzunehmen, nach der drei Stun
den entlegenen Jagdhütte in Blöckenau. Durch den mannshoch liegenden
Schnee eine Straße dahin zu ſchaufeln, auf welcher der König mit ſeinen
goldenen Schlitten wie der Wirbelwind dahin ſauſen kann, verurſacht einen
Aufwand von 15,000-20,000 Mark. Eine halbe Stunde Schneefall ver=
ſchüttet
das mühſame Werk vieler fleißigen Hände. Die Bayern lieben ihrer
König. Das Geld bleibt wenigſtens im Lander meinen ſie, wenn das G.
ſpräch auf ſolche enormen Ausgaben kommt. Damit ſpielen ſie auf Köni=
Ludwig 1. an, der viele Millionen baheriſchen Geldes nach Griechenland ver
wendete. Sein königlicher Enkel beſtreitet den Aufwand der gleichzeitigen
koſtſpieligen Schloßbauten und zur Ausführung ſeiner verſchiedenen künſt
leriſchen Reigungen ausſchließlich aus der Civilliſte, die freilich ſich nicht im=
mer
in der beſten Finanzlage befinden ſoll.

Gold=Courſe.
Ruſſiſche Imperiales 16 M. 70- 76 Pf. Engl. Sovereigns 20 M. 29- 33 Pf
20 Frankenſtücke 16 M. 11-15 Pf. Dollars in Gold 4 M. 21-24 P.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.