Darmstädter Tagblatt 1879


31. Oktober 1879

[  ][ ]

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ſhrlich 6 Marl inel. Bringerlohn.
Auswaͤrts werden von allen Poſt=
amtern
Beſtellungen entgegenacnom=
men
zu 1 Mark 50 Pf. pro Quartal
uck Voſſuſſchlag und Beſellgebühr.

142. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des

213.

Freitag den 31. October.

B e k a n n t m a ch u n g.
Kaspar Kihner dahier hat mit der Rummer 58 die Coneſion als ſelbſtſtändiger Dienſtuann ethalten.
Darmſtadt, den 28. October 1879.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

B e k a n n t m a ch u n g.
Laut Verfügung des Königlichen Polizeipräſidiums Berlin vom 24. l. Mts. iſt auf Grund des 8 11 des Reichsgeſetzes
gegen die gemeingeſährlichen Beſtrebungen der Socialdemokratie vom 21. October 1873 die im Druck und Verlage der Arbeiter=
Wochen=Chronik zu Budapeſt erſchienene nicht periodiſche Druckſchrift: Allgemeiner Arbeiter=Kalender für das Schaltjahr 1880,
IV. Jahrgang, verboten, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
Darmſtadt, den 28. October 1879.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haus.
B e k a n n t m a ch u n g.
Diejenigen hieſigen Einwohner, welche Tauben halten, wollen ſolche vom 3. bis 20. Rovember in den Schlügen einge=
ſperrt
halten.
Zuwiderhandelnde verfallen in die geſetzliche Strafe.
Solle ein oder der andere Taubenbeſitzer nicht im Stande ſein, ſeine Tauben bis zum Eintritt des oben benanuten Ter=
mius
in den Schlag zu bringen, ſo muß davon, bei Vermeidung der Nichtbeachtung dieſes Umſtandes, bei uns alsbald Anzeige
gemacht werden.
Darmſtadt, den 30. October 1879.

9289)

Der Großherzogliche Ober=Bürgermeiſter als Feldpolizei=Beamter.
Ohly.

Feilgebotenes.
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538

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2026

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[534

9180) In einem hieſigen Kurz= und
Modewaaren=Geſchäft wird eine gewandte
Verkäuferin, ein Lehrmädchen und ein
Lehrling geſucht. Nur Solche, welche gute
Zeugniſſe haben, können berückſichtigt werden.
Chiſſre B R Nr. 48 nimmt die Exped.
d. Bl. entgegen.

9183) Zum 15. Nov. wird ein ſauberes,
tüchtiges Mädchen, das kochen kann, ge=
ſucht
Zeughausſtraße 3 parterre.

Kaufmänniſcher Verein.
Samstag den 1. Novbr., Abends 8½ Uhr:
Geſellige Pereinigung
im Vereinslokal.
Der Vorstand.
WB. Solche Vereinigungen finden von jetzt ab jeden Samstag Abend, olne
9225
weitere Ankündigung, ſtatt.

H ä u ſ e r
in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchü=
nen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
Alex-aber=
H. Neustadt,, traße.

9181) Es wird zum 1. November ein
einfaches, fleißiges Hausmädchen geſucht,
das bügeln, nähen kann und gute Zeug=
niſſe
aufzuweiſen hat.
Rheinſtraße Nr. 41 parterre.

9226) Abzugeben ½ Sperrſitz.
Näheres in der Expedition.

9204) Einen guten vierrädrigen Hand=
vollwagen
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kaufen Adam Hellermann, Geiſtberg zu
9227) Ein in dem Laden der Woog=
ſtraße
3 liegen gebliebener Damenſchirm
kann gegen die Einrückungsgebühren abge=
golt
werden.

[ ][  ][ ]

2028
9228)

M 213
Frauenverein Caritus.
Beginn der A. Firgkrlaͤnchen. Miontag den 3 Nov. Abends6 Uh.

Darmſtadt, den 5. Ocober 1879.
Zu Nr. G.=A=St. 65l.
Betreffend: Reformatlonsſeſt=Collete.
Der Verwaltungsrath
des
Hauptvereins der Guſtav=AdolfHtiftung
im Großherzogthum Heſſen
an
die hochwürdigen Herren Dekaue des Großherzogthums.
Wie in früheren Jahren erlauben wir uns, Sie bei dem Herannahen des Refor=
mationsfeſtes
zu bitten, die Geiſtlichen Ihrer Diöceſe anzuweiſen, nachfolgende Anſprache
am Sonntage vor dem Reformationsfeſte und am Reformationsfeſte ſelbſt von den
Kanzeln zu verleſen und die Collecte den Gemeinden dringend zu empfehlen. Die
Collecte ſelbſt bitten wir, ſobald als möglich, an unſeren Rechner, Herrn Lehrer Stumpf
dahier (Hochſtraße 36), einſenden und uns gleichzeitig ein ſpeeificrtes Verzeichniß des
Ertrags der Collecte in den einzelnen Gemeinden zuſtellen zu wollen.
Geliebte in Chriſto Jeſu, unſerm Herrn!
Ein Jahr liegt wiederum hinter uns, ſeit wir am Reformationsfeſte mit der
Bitte für unſere bedrängten Glaubensgenoſſen zu Euch kamen, und da Ihr ſeither/
unſerer Bitte freundliche Gewährung habt widerfahren laſſen, ſo gibt uns dies das
freudige Vertrauen, an dem Tage, an welchem wir das Gedächtniß der großen Thaten
Gottes in unſerer evangeliſchen Kirche feiern, wiederum bittend Euch zu nahen und
Euch zuzurufen: Nehmet Euch der heiligen Nothdurft an.
Der Guſtav=Adolf=Verein hat ſich die große Aufgabe geſtellt, die in der Zer=
ſtreuung
lebenden bedrängten Glieder der evang. Kirche zu pflegen und zu ſtärken,
die zerſtreuten zu ſammeln. Großes hat der Herr ſeit 47 Jahren durch den Verein
gewirkt, aber größer und immer größer wird das Arbeitsfeld, das ihm angewieſen iſt,
und darum iſt es eine heilige Pflicht evangeliſcher Chriſten, nicht laß zu werden in
dieſer Liebesarbeit. Wir wiſſen recht wohl, daß das letzte Jahr in vieler Beziehung
die Erwartung des Bürgers wie des Landmanns nicht befriedigt hat und daß manche
ſchöne Hoffnung zu nichte geworden iſt; aber wir ſind trotzdem der guten Zuverſicht,
daß die flehentlichen Bitten von mehr als 1100 Gemeinden auch Euch zu Herzen gehen/
und Euch willig machen, die Hände zu öffnen.
Im letzten Jahre, hat der Heſſiſche Hauptverein 18.946 M. 15 Pf. in unſerem
Heſſenlande und 12.502 M. 59 Pf. an auswärtige Gemeinden vertheilt, im Ganzen
30,948 M. 74 Pf. Wenn auch mit dieſer Summe und der des Geſammtvereins im
Betrag von 653212 M. manche dringende Noth und manche bange Sorge beſeitigt
wurde, ſo iſt die Zahl der Bittenden und die Größe der Noth ſo bedeutend, daß es
immer wieder heißt: Was iſt das unter ſo Viele?
Darum laſſet Euch die Noth Eurer Brüder zu Herzen gehen und helft ihnen
als barmherzige Samariter, indem Ihr ſie nicht darben laſſet an der Predigt des
Wortes Gottes, an ſeinen Sacramenten, an Kirche und Schule. Helfet ihren Hunger
nach dem Brode des Lebens ſtillen, helfet ſie ſchützen vor der Verführung zum Abfall.
Dies iſt unſere Bitte. Laſſet ſie nicht umſonſt an Euch ergehen. Der Herr ſegne
jede Gabe, die Ihr bringt, und ſegne Euch ſelbſt dafür.
Wir grüßen Euch im Namen des Herrn.
9229)
Der Verwalkungsrath.

DrWinter=Fahrplan der Eiſenbahnen,
Dampfſchiffe u. Poſten
im Großherzogthum Heſſen nebſt deren Anſchlüſſen iſt in amtlicher Ausgabe
erſchienen und 20 Pfg. bei allen Poſtanſtalten des Großherzogthums, ſowie bei der
Unterzeichneten zu haben.
Desgleichen ſind vorräthig Fahrpläne (Wandtafeln) jämmtlicher hieſigen
Eiſenbahnzüge 10 Pfg., ſowie Taſchenuhr=Fahrpläne 5 Pfg.
I. C. Wittich'ſche Hoſbuchdruckerei.

9034)

Brod

1. Sorte (5 Pfund) 60 Pfg. bei
Peter Keller, Bäckermeiſter,
große Kaplaneigaſſe 24.

der Oppenheimer Katha=
rinen
=Kirche=Lotterie ſind
3 Mark in der Exp.
d. Bl. zu haben.

9203) Ein mattgelber Kanarienvogel
entflohen. Gegen Belohnung abzugeben
Mauerſtraße 11, 1. Stock.

9230) Ein ordentlicher Mann, verheirathet,
ſeit mehreren Wochen arbeitslos, ſucht Be=
ſchäftig
. i. jed. Branche. Näh. u. Nr 50b d.Erp.
9231) Ein Mädchen, welches bürger=
lich
kochen und alle Haus= und Hand=
Arbeiten verrichten kann, ſucht Stelle.
Gardiſtenſtraße Nr. 7.
9232) ½ II. Rang (inks) geſucht.
Von wem? ſagt die Expedition.
9233) Decimalwage billig zu kauſen
geſucht. Wo? ſagt die Expedition.

für ſämmtliche
2 Lunonoen; eiſtirende
Zeitungen der Welt befördert zu den
ſünſtigſten Bedingungen die Central=
Annoncen=Exped. von G. L. Daube
& Co. in Darmſtadt, Grafenſtraße 30.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 31. October.
8. Vorſtellung in der 1. Abonnements=Abtheilung.
Ouvertüre zu =Medea von Cherubini.
Hierauf:
Phädra.
Trauerſpiel in 5 Aufzügen von Racine u. Schiller.
Perſonen:
Theſeus, König von Athen . Hr. Wünzer.
Phädra, ſeine Gemahlin
5rI. Berl.
Hippolyt, Sohn des Theſeus Hr. Edward.
Frl. Schütty
Aricia
Theramen, Erieher des Hip=
polyt

Hr. Werner.
Oenone, Vertraute der Phädra Fr. Steck.
Jsmene, Vertraute der Aricia Fr. Eppext.
Panope, vom Gefolge der
Frau Pichon.
Phädra
Anfang halb 7 Uhr. Ende gegen 9 Uhr.

Wochen=Repertoire.
Sonntag 2. November: Tannhäuſer.
Dienstag 4. November: Roſenkranz und
Güldenſtern.
Donnerstag 6. November: Zampa.
Freitag 7. November: Mein Leopold.
Sonntag 9. November: Fidelio.

[ ][  ][ ]

b234) Die halbofficielle Berliner Norddeutſche Allgemeine Zeitung= ſchreibt in Nr. 259. I1 redactionell:
Aus der Rheinprovinz. Begründek 1839. umfaßt das Stollwerck'ſche Etabliſſement, nach Vollendung einer Biscuit=Fabrik und
Zucker=Nafinerie, alle Branchen des ausgedehnten Induſtrie=Zweiges und zählt heute zu den bedeutenderen mercantiliſchen Unternehmungen des
Deutſchen Reiches.
Die Gebäude, innerhalb des Feſtungsgürtels CöIns gelegen, bilden einen fünfſtöckigen Compler mit 900 Fuß Straßenfronten. Fünf
Dampfmaſchinen von über 400 Pferdekraft normal bewegen 115 größere Arbeitsmaſchinen. Fünf Dampfhebewerke vermitteln den Verkehr der
Lager=, Fabrikations= und Verſandt=Räume.
Die Maſchinen=Werkſtaͤtte aus welcher faſt ſämmtliche Maſchinen nach Special=Conſtructionen hervorgegangen, werden von einem beſonde=
ren
16pferdigen Motor bedient. Eigene Druckerei mit Schnell=, Buntdruck= und Handpreſſen, Cartonnage=Fabrik, Dampfſchreinerei und Klempnerei
mit allen erdenklichen Werkzeugmaſchinen ausgerüſtet.
Die Zahl der Arbeiter ſchwankt zwiſchen 300 und 500 je nach der Jahreszeit. Das Etabliſſement hat eigene Waſſerleitung mit Hoch=
reſervoir
, eine wohlorganiſirte Feuerwehr mit Dampfſpritze, Hausapotheke, beſondere Krankenkaſſe und Menage für das Hausperſonal. Acht meiſt
geſchloſſene Transportwagen vermitteln den Verkehr mit den Bahnen und Dampfſchiffen.
Die Firma beſitzt eine größere Anzahl eigener Magazine. wie ſie in den Hauptſtädten Fraukreichs und Englands nicht großartiger anzu=
treffen
, und ihre Produkte ſind ebenſowohl auf der kaiſerlichen Tafel als in der beſcheidenſten Hütte zu Hauſe. Die Entwickelung nach dem Aus=
lande
iſt durch die drückenden deutſchen Zollverhältniſſe, die Verſagung jeglicher Exportbonification, wie ſie in vielen anderen Indüſtriezweigen und
namentlich in Frankreich eingeführt ſind, äußerſt erſchwert.
Der Kette der Auszeichnungen hat Seine Majeſtät der König Albert von Sachſen d. d. Dresden den 11. October a. c. ein neues
Glied durch Ernennung der Gebrüder Stollwerck zu Höchſtſeinem Hoflieferanten eingefugt.
Nach Ausweis des Kaiſerlich ſtatiſtiſchen Amtes gelangten annähernd 20 pCt. der geſaͤmmten Cacao=Einfuhr nach Deutſchland in Cöln
zur Verzollung; ein Anhalt für die Ausdehnung und die Reellität der Fabrikation.

Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 31. October.
Stadtverordnetenverſammlung vom 30. Oetober.
Zunächſt gab Stattverordneter Lorey Kenntniß über die mit ſehr ge=
ringen
Koſten bewerkſtelligte Errichtung einer Vorſchule für die
Realſchule, die bekanntlich von 203 Schülern beſucht wird, und bean=
tragte
, das Schulgeld derart zu ermäßigen, daß Brüder, welche die
Realſchule und Vorſchule beſuchen, durchgezählt werden, d. h. zwei
Drittel reſp. die Hälfte zu entrichten haben, womit man ſich einverſtanden
erklärte. Im Anſchluß hieran votirte der Hr. Oberbürgermeiſter
Hrn. Lorey den Dank der Stadt dafür, daß er ſich der Organiſation
und Leitung der Vorſchule gewidmet. - Lehr brachte ſodann die be=
vorſtehende
Schließung der Maſchinenfabrik zur Sprache und gab
anheim, die Bank um Fortbetrieb während des Winters zu erſuchen, wo=
rauf
der Oberbürgermeiſter mittheilte, daß er bereits desfallſige
Schritte gethan, die aber leider erfolglos geblieben ſeien. Hr. Gauls
glaubte. daß die Stadt ſich bereit erklären ſolle, das Etabliſſement binnen
Jahresfriſt um den Preis von etwa 400,000 M. zu erwerben, um es als
Schlachthaus, Gasfabrik, Viehmarktſtallung und Einquartierungshaus zu
benutzen, in welchem Falle ſich die Bank zum Fortbetrieb entſchließen würde.
Der Beſchluß ging dahin, dem Antrag Lehr dahin Folge zu geben, daß
alsbald eine Deputätion, beſtehend aus den Herren Beigeordneten
Riedlinger und den Stadtverordneten Blumenthal, Gaule,
und Lehr, an die Direction der Bank zu entſenden ſei, um ſie nochmals
um einſtweiligen Fortbetrieb zu erſuchen. Zur definitiven Anſtellung
wurden in Vorſchlag gebracht: Schulverwalter Eſcher die Schulver=
walterinnen
Lang, Reßling, Textor und Fuhr. Weiter genehmigte
man in Sachen des 4. Polizeireviercommiſſärs die Ergreifung des
Necurſes an das Großh. Miniſterium und beſchloß ferner, im Intereſſe
der Stadt gegen die Unterſtellung der Beſſunger Polizei unter das
hieſige Polizeiamt wiederholt Verwahrung einzulegen. Inzwiſchen war
die an die Bank entſendete Deputation mit dem Beſcheid zurückgekehrt,
daß Herr Geh. Commercienrath Wendelſtadt ihr eröffnet habe, daß er
wegen fraglicher Angelegenheit ſich nochmals telegraphiſch nach Berlin
gewendet habe.
V. Reben den Stimmen des Lobes über unſer neues Hofthea=
ter
kommt vielfach die Ueberzeugung zum Ausdruck daß der Zuſchauer=
raum
in mancher Beziehung die frühere vortreffliche Einrichtung an
Zweckmäßigkeit nicht erreicht. Abgeſehen davon, daß weniger Plätze vor=
handen
ſind, können nur Sperrſitze und 1. Logenreihe als durchgehends
die Möglichkeit bequemen Schauens gewährend bezeichnet werden; über
die anderen Plätze vernimmt man häufige Klagen und auf den Galerien
vermag der Zuſchauer gar nur durch eine ſchmale Spalte zu ſehen. Da=
zu
eine Paſſage vor den Sitzen ſtatt der Anlage eines Ganges hinter
denſelben. Auch über ſtarken Zug wird namentlich in den Parketlogen
Beſchwerde gefuͤhrt und wird das frühere Stehparket von Manchen
ſchmerzlich vermißt. - Hoffen wir, daß dieſen Mißſtänden nach Möglich=
keit
Abhülfe verſchafft wird, wenn auch erſt nach Schluß der Saiſon.
Das erſte Kirchenconcert des evangeliſchen Kirchen=
gejangvereins
zu Darmſtadt wird dem Vernehmen naͤch am 23. No=
vember
l. J. ſtattfinden und aus der Bedeutung des Tages Todten=
feſt
der evangeliſchen Kirche - entſprechenden Geſängen beſtehen.
Eingeſandt. Die gegenwärtig auf der Oſtſeite der katho=
liſchen
Kirche ſtattfindende Anlage der Waſſerleitung macht von
Neuem den Wunſch rege, daß das über den ungepflaſterten Platz führende
Trottoir aus Hügel und Thal in eine Ebene verwandelt und der über=
ſchießende
Kies zur Bedeckung des angrenzenden Grasplatzes verwendet

Ueberall die gleiche Klage! In der Köln. 3tg. leſen wir:
Die Angebote bei Submiſſionen ſind uns faſt immer ein
Schlag in's Geſicht! ſo bemerkte dieſer Tage ein Baumeiſter, der ſehr
häufig in die Lage kommt, die Bedingungen für Uebernahme von Ar=
beiten
auszuſchreiben, denn unſere nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen
gemachten Anſchläge werden ſo häufig in einer Weiſe unterboten, daß es
den Anſchein gewinnen muß, als ginge uns jede Sachkenntniß ab, oder
als ſtellten wir abſichtlich die Preiſe ſo hoch, um Behörden oder Private,
welche die Arbeiten zu vergeben haben, zu benachtheiligen.. Wie ſehr
die Preiſe der für Behörden auszuführenden Arbeiten bei Submiſſionen
auseinandergehen, zeigte ſich wieder bei einer kürzlich bei der Garniſons=
verwaltung
zu Köln ſtattgehabten Eröffnung von Submiſſionen auf
Schloſſer=, Schreiner= und Anſtreicher=Arbeiten, die bei der Möblirung
der Außenwerke nöthig werden. Hier einige Daten über die Submiſſionen
auf die nach Vorſchrift anzüfertigenden Schreinerarbeiten. Es wur=
den
gefordert für Fleiſchkaſten 5.25-220 M Fleiſchklötze 20-3 M.,
Fleiſchtiſche 22-.9.60 M., Hackbretter 11-2 M., Kleiderriegel 22.55-3 M.,
Küchentiſche 19.50- 7.60 M., Rührkellen 6-660 M., Schemel (Sitz Bu=
chen
, Leiſten und Beine von Eichen ſammt dreimaligem Anſtrich)
2 80-1.30 M., Stühle 6-2.20 M., Tiſche für Gemeine 21.50-10.50 M.,
Tiſche für Unterofficiere 58-6.50 M., Waſchtiſche 16.50-6 M., Pritſchen
85-15 M. und für Tiſche mit Schubladen 24-10.50 M. Offerten
waren in großer Zahl von Nah und Fern eingelaufen."
Parallelen zu dem hier Geſchilderten ließen ſich auch für unſer
Land in großer Zahl auffinden; iſt doch auch hier ſeit noch nicht allzu langer
Zeit das Submiſſionsweſen in ſolche Blüthe gerathen, daß nicht nur
Arbeiten und Lieferungen größeren Umfangs, ſondern ſelbſt Bagatellen,
welche einen Werth von wenigen Mark repräſentiren, einem Ausgebot
unterworfen werden. Unter ſolcher Concurrenz wird es für den ſoliden
Handwerker nach und nach unmöglich, ſich fernerhin bei Submiſſionen
zu betheiligen, und bleibt die Betheiligung zunächſt Solchen reſervirt, die
nach dem Grundſatze arbeiten: Nicht an dem, was geliefert wird,
ſondern an dem, was nicht geliefert wird, muß der Verdienſt geſucht
werden.: Sollten Verhältniſſe, die einen ſoliden Verdienſt an öffent=
lichen
Arbeiten unmöglich zu machen drohen, nicht auf den Gedanken
führen, beim Ausſchreiben der Submiſſion geheim zu haltende, unmittel=
bar
vor Eröffnung der Offerten jedoch bekannt zu gebende
Minimalſätze afzuſtellen; unter, welchen aͤlle Gebote
zurückgewieſen werden, damit einem ſinnloſen, den nationalen Wohlſtand
und die ſolide Arbeit in höchſtem Maße gefährdenden Treiben ein Riegel
vorgeſchoben und gleichzeitig für ſolide Ausführung der Arbeiten ꝛc. eine
gewiſſe Garantie geſchäffen wird ?
- Hier Abhülfe zu ſchaffen, thut
dringend noth. Der Verfall der heimiſchen Induſtrie, die Superiorität
anderer Natiönen auf faſt allen Gebieten iſt nicht zum kleinſten Theile
auf den gerügten Uebelſtand zurückzuführen. Soll der nach Erkenntniß
unſerer Schwäche in allen Gewerben genommene Anlauf zu beſſeren
Leiſtungen nicht im Keime erſtickt werden, ſoll der ſeitens dor Reichs=
regierung
für unſere nationale Induſtrie durch Erſchwerung L Con=
cürrenz
des Auslandes geſchaffene Schutz auch wirklich die gehofften
Früchte tragen, ſo muß auch der inländiſchen Schmutzconcür=
renz
ein Riegel vorgeſchoben werden, ſo muß Auch bei uns die Tendenz
Platz greifen, redlicher Arbeit den ihr zukommenden Lohn zu Theil wer=
den
zu laſſen. Möchten Behörden und Gemeindevorſtände hierin mit
gutem Beiſpiele vorangehen.
- Sterblichkeitsſtatiſtik. In der Woche vom 12. bis
18. October verſtarben in Mainz mit Caſtel 17, in Darmſtadt mit
Beſſungen 16, in Offenbach 11, in Worms 8 in Gießen 3 Perſonen.
Hiervon verſtarben an Keuchhuſten 1 (in Offenbach), an Unterleibs=
ſyphus
1 (in Mainz), an Diarriöe und Brechdurchfall 6 (1 in Mainz,
2 in Darmſtadt, 3 m Worms) an Wochenbettkrankheiten 1 (in Darm=
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2030

K 213

ſtadt), an Lungenſchwindſucht 8 (2 in Mainz, 3 in Darmſtadt, 2 in
Offenbach, 1 in Worms), an entzündlichen Krankheiten der Ath=
mungsorgane
8 (3 in Mainz, 1 in Darmſtadt, 1 in Offenbach, 2 in
Worms, 1 in Gießen), durch gewaltſamen Tod 1 (in Gießen).
Türkiſcher Conſulfür Heſſen. Dem Kaufmann Sieg=
fried
Löwenthal in Frankfurt a. M. wurde das Exequatur als türki=
ſcher
Conſul Namens des Deutſchen Reichs, zugleich auch für das Groß=
herzogthum
Heſſen, ertheilt.
Der 1. Preis der Silberlotterie des Palmengartens zu
Frankfurt im Werthe von 15,000 M. wurde von einem Gutsbeſitzer bei
Düſſeldorf gewonnen und von demſelben zur Beſichtigung ausgeſtellt.
In der Nacht vom 27. October wurde der Schatz bis auf das letzte
Stück geſtohlen.
Die Handelskammer zu Thorn hat unter Mittheilung
ihres Beſchluſſes an die auswärtigen Handelskammern folgende Eingabe
an den Bundesrath gerichtet: In Erwägung, 1) daß die Roggenernte
in mehreren Theilen Deutſchlands nur mittelmäßig ausgefallen iſt, daß
aber überall der Erdruſch von Roggen hinter den gehegten Erwartungen
zurückbleibt; 2) daß Rußland, Galizien und Ungarn unzureichende Ge=
treide
=Ernten gemacht haben; 3) daß faſt überall in Deutſchland der
Ertrag von Erbſen, Gerſte und Hafer gering geweſen; 4) daß in einzel=
nen
Theilen Deutſchlands die Kartoffeln nicht einen ausreichenden Er=
trag
gegeben haben, in anderen Theilen aber dieſe Frucht ſich nicht
gut haltbar erweiſt; 5) daß der Export von Kartoffeln aus Deutſchland
nach England einen ſehr bedeutenden Umfang angenommen; 6) daß die
Getreidepreiſe überall rapide geſtiegen ſind; 7) daß die Befürchtung
nahe liegt, es könne im nächſten Jahre ein Nothſtand eintreten - die
Bitte an den Bundesrath zu richten, in Erwägung nehmen zu wollen,
ob es nicht gerathen erſcheine, den Eingangszoll auf Getreide,
Hülſenfrüchte und Futterſtoffe am 1. Januar 1880 noch nicht ein=
kreten
zu laſſen.
Ein Heirathsluſtiger. In Paſſau ſtarb der Häusler und Weber
G. Hohengartner im vorigen Monat. Derſelbe war 85 Jahre alt und
6mal verheirathet. Seine ſechſte Frau ſtarb vor 6 Jahren. Vor vier
Jahren wollte er ſich in ſeinem 81. Jahre zum ſiebentenmale verheirathen,
war bereits Bräutigam und wurde an dem Gange ins Pfarramt nur
von ſeinen Freunden und Kindern gehindert.

D. Leipzig, 2. Oetober. Die Zahl der Darmſtädter in Leipzig
iſt in einem langſamen Steigen begriffen. In den letzten Monaten haben
ſich abgeſehen von der ſtudentiſchen Bevölkerung - wieder zwei
Heſſen=Darmſtädter (Reichsgerichtsrath von Buri und Privatdocent Dr.
Wißmann) hier niedergelaſſen, ſo daß gegenwärtig etwa dreißig heſſen=
darmſtädtiſche
Familien hier angeſiedelt ſind. Wenn auch das Leben
einer Großſtadt wie Leipzig viele Annehmlichkeiten bietet, ſo müſſen unſere
Landsleute doch auf manchen heimathlichen Genuß verzichten. Darm=
ſtadt
hat Dinge, die man gar nicht mehr entbehren knn, wenn man ſie
einmal gewohnt iſt. Ich erwähne z. B. die Gärtler'ſchen Porzellanöfen.
Eine Andere treffliche Darmſtädter Erfindung, die Röder'ſchen Kochheerde,
hat ſich hier eingebürgert und werden dieſelben in allen Größen verkauft.
Anders verhält es ſich mit den Nahrungsmitteln. Statt unſerer guten,
friſchen Darmſtädter Butter erhält man ſogenannte Rittergutsbutter
ein widriges, mit Salz verſetztes Gemiſch von Butter, Talg und Schweine=
ſchmalz
. Ungeſalzene Butter iſt gar nicht zu bekommen. Man muß ſich
daher hier den Genuß eines wichkigen Nahrungsmittels verſagen. Statt
unſerer ſchönen Handkäschen die nirgends käuflich zu haben ſind,
verzehrt man Käſe aus Schafsmilch fabricirt, die äußerlich mit einer
dicken Kruſte Schmutz umgeben ſind, auf welcher ſich im Sommer ge=
wöhnlich
ein Mücken=Caſino verſammelt. Der ſächſiſche Bliehmchen=
Kaffee' der in den Dorfwirthſchaften und auch in ſtädtiſchen Reſtaurants
ausgeſchenkt wird, dürfte hinreichend bekannt ſein. Nächſt der Butter
und den Handkäſen vermißt man aber am ſchmerzlichſten die Darm=
ſtädter
Wurſt. Die Wurſt, welche die ſächſiſchen Metzger fabriciren,
iſt für uns Darmſtädter nicht zu eſſen. Schon durch ihre breiartige
Beſchaffenheit erweckt ſie Mißtrauen, noch mehr aber durch die unange=
nehme
Züſammenſetzung der Gewürzmiſchung. Allerdings hat man
Göthaer und Göttinger Wurſt; auch Depots von Braunſchweiger Wurſt=
fabrikanten
, die beſſere Waare liefern, befinden ſich in Leipzig; aber uns
fehlt die gute heimathliche Leberwurſt, Blutwurſt und der Schwarten=
magen
, ſowie ihn die Darmſtädter Metzger fabriciren. Darmſtädter, die
zuweilen nach der Heimath kommen, bringen ſich Vorräthe von 15 und
20 Pfund mit, um wenigſtens eine Zeit lang wieder heimathliche Wurſt
zu eſſen. Es wäre daher vielleicht nicht unzweckmäßig, wenn ein unter=
nehmender
Darmſtädter Metzger hier ein Depot anlegen würde. Frank=
furter
Würſtchen werden mit großem Erfolg 30 Pfg. das Stück ver=
kauft
. Solche, welche hierzu Luſt tragen ſollten, verweiſen wir an die
rührige Firma Eichrodt und Krausſ welche gerne das Erforderliche
vermitteln wird. Ein derartiges Unternehmen verſpräche um ſo mehr

Erfolg, als außer den Frankfurter Würſtchen kein ſüddeutſches
Wurſtfabrikat verkauft wird, was um ſo auffallender iſt, als die
ſüddeutſche Bevölkerung Leipzigs mindeſtens auf 20000 Seelen veran=
ſchlagt
werden kann.
Bei dem Widerwillen, welchen ich gegen die Leipziger Wurſt empfinde,
erinnere ich mich oft an die ſchönen Jugendtage, als ich, ein Jüngling
mit lockigem Häar, beim Schlotappel; im ſogenannten Salletchen!
manchen guten Schoppen trank. Lächelnd gedenke ich dann eines Zwie=
geſprächs
, deſſen ſtillen Zuhörer ich dort einſt abgab, und das, da es
wohl geeignet iſt, die Vorliebe meiner Landsleute für eine gute, Worſcht=
zu
illuſtriren, hier ſeine Wiedergabe finden möge.
Es mögen jetzt ungefähr 25 Jahre her ſein, als ſich dort eine ur=
ſidele
Geſellſchaft zuſammenfand, auf die man die Worte Göthes an=
wenden
konnte: Dem Volke da iſt jeder Tag ein Feſt.1 Die meiſten,
wenigſtens die älteren Mitglieder der Geſellſchaft, ſind geſtorben und die
jüngeren ſind alt geworden. Der Martin der heute von Gicht ge=
plagt
im Lehnſtuhl ſitzt, wird, wenn er dieſe Zeilen lieſt, ſich einer Ze=
wiſſen
elegiſchen Stimmung nicht entſchlagen. Den Vorſitz in der Geſell=
ſchaft
führte der nunmehr gleichfalls entſchlafene Oberfeldwebel Vogt.
Er ſtarb bei einem Manöver im Jahr 1856 in Folge der Anſtrengungen
eines Marſches durch die bier=arme Gegend zwiſchen Ober=Ramſtadt und
Groß=Bieberau, an einem Hitzſchlag. Vogt war ein trefflicher, ſehr
unterrichteter Mann, der manchen Cadetten für das Cxamen vorbe=
reitete
. Dieſes wußten nur Wenige; ſeine Hünengeſtalt aber war in der
ganzen Stadt bekannt und Diejenigen, welche mit ihm verkehrten, liebten
ſeinen gemüthlichen urſprünglichen Humor. Als er eines Abends ſeine
Tafelrunde um ſich verſammelt hatte und zu einem Viertel Hirnwurſt,
die er ſich bei Petermann mitgenommen hatte, ſein Bier trank, trat ein
alter Genoſſe ein, der nach ſiebenjähriger Abweſenheit wieder die Geſell=
ſchaft
bei Schloßappel aufſuchte. Er trat auf den Alten zu und rief:
Guten Tag, Vogt! Ei guten Tag=, war die Entgegnung, wo
kömmſt dann du her, altes Kameel?u - Ei, aus Amerika, ich war
dort Kapellmeiſter und hab Concerte gewwe. - Was - hm - des
hot mer dir net angeſehel=
Mer ſieht Manchem net an, was aus
im werd.-
- No, geh mol her, es intereſſirt mich, von dir etwas
iwwer die amerikaniſche Zuſtänd zu höre. Sag emal, was habt Ihr
dann dort geſſe unn getrunke?
Ach, weißt de, mit dem Trinke
is es ſchon gange, mer hot dort bayeriſch Bier unn des engliſche is aach
net ſchlecht, äwwer beim Eſſe fehlt eim doch die gut Darmſtädter Haus=
mannskoſt
. No, ſag mer emal, was habt Ihr dann dort for
Worſcht? - Worſcht, die gibts gor net in Amerika. Mer ißt nor gebrate
Fleiſch, Beafſteak, Roaſtbeaf und Cotelettes. Was? - Unn Leber=
worſcht
gibks net?u - Na. Unn aach kan Knebbchesworſcht?= -
Na. Unn aach kan Saumageſpitz? - Na. Vogt, mit dem
Ausdruck der tiefſten Verachtung: A Lumbeland!"

Polizei=Bericht vom 30. Oktober.
In der Nacht vom 26. bis 27. ds. Mts. wurde aus einem Hofe in
der Kiesſtraße ein Oeander geſtohlen.
9 chemiſch unterſuchte Milch=
reviſionen
ergaben das Reſultat: vorzüglich gut: 6, ziemlich gut: 2, ab=
gerahmt
: 1. Verhaftet wurden wegen Bettelns 10 Perſonen.

Tages=Kalender.
Freitag 31. October: General=Verſammlung der Saalbau=Actien= Geſell=
ſchaft
zu Darmſtadt. Verſammlung ſämmtlicher ſelbſtſtändigen
Schuhmacher dahier in Winter's Brauerei.
Samstag 1. November: Abend=Unterhaltung mit Tanz des Geſang=
Vereins Sängerluſt im Ritſert'ſchen Saale. Geſellige Vereinigung
des Kaufmänniſchen Vereins.
Sonntag 2 Noveimber: Vortrag des Herrn Pfarrcuraten Waſſermann
im Kätholiken=Verein Darmſtädt.
Montag 3. November: Erſtes Concert zum Beſten des Wittwen= und
Ver=
Waiſenfonds der Großherzoglichen Hofmuſik im Saulbau.
ſammlung ſämmtlicher Handwerker Darmſtadts in Winter's Brauerei.
Samstag 8. November: Abend=Unterhaltung mit Tanz der Turnge=
meinde
Beſſungen auf dem Chauſſeehauſe.

Großh. Muſeum und Bildergalerie im Schloß, geöffnet Sonntags
von 11-1 Uhr, Dienſtag, Mittwoch, Donnerſtag und Freitag von
11-12 Uhr.
Großh. Hofbibliothek im Schloß, geöffnet täglich von 9-12 Uhr
Vormittags und (außer Samſtags) von 2½4 Uhr Nachmittags.
Großherzogliche Gärten. Der Garten vor dem Jägerthor ( Ma=
thildenhöhe
) iſt dem Publikum täglich, der Beſſunger Hofg.cten jeden
Montag und Donnerſtat geöffnet.
Techniſche Muſterſammlung des Landesgewerbvereins. Täglich von
11-1 Uhr. Eintritt für Jedermann frei.

Hierzu eine Beilage, betr.: Gichtketten mit Flußableitung von E. Winter, Berlin, Gitſchinerſtr. 5. Vorräthig bei Kaufmann
Hch. Albert. hier.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.