Darmstädter Tagblatt 1879


07. Oktober 1879

[  ][ ]

4

Abonnemenſpeen
nhrlich 6 Mark incl. Bringerlohn
Answärtz werden von allen Poſt=
Umtern Beſtellungen entgegengenom=
nen
zu 1 Mark 50 Pf. pro Quartal
mel Poſtaufſchlag und Beſtellgebühr.

(Frag= und Anzeigeskatt)
Mit der Sonntags=Beilage:

142. Jahrgang.

Juſerar=
vrdm
angenommer in Darnſien
von der Expedition. Rheinkt. Nr. 22.
mBeſſungen von Friedr. Bllßer,
Holzſtraße Nr. 18. ſowie anzwirz
vn elle ſollden UnuonemErbr
Mtlonen.

Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des Großh. Boſizelamts Parmſtadt.
Rlo5.
Dien stag den 7. October.
1870.

B e k a n n t m a ch u n g.
Die Rundethurmſtraße wird für Fuhrwerke von der großen Kaplauei= bis Obergaſſe geſperrt.
Darmſtadt, den 4. October 1879.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

B e k a n n t m a ch u n g.
Die hieſige Fortbildungsſchule wird den Unterricht für den Winter 1879-80
Montag den 13. October l. Js., Abends präcis 8 Uhr,
begiunen. Derſelbe wird wie in den vorhergehenden Jahren in den Wintermonaten an den vier Wochentagen Montag, Diens=
tag
, Donnerstag und Freitag, Abends von 8-10 Uhr, im Schulhaus auf dem Ballonplatz ſtattfinden. Ueber die von ver=
ſchiedenen
Seiten angeregte Frage, ob der Unterricht nicht zweckmäßiger auf die Zeit von 79 Uhr, oder auf eine andere Zeit
zu verlegen ſei, bleibt Entſchließung bis nach Eröffnung der Schule vorbehalten.
Zum Beſuch der Fortbildungsſchule geſetzlich verpflichtet ſind alle diejenigen Knaben, welche in den Jahrgang 1877. 1878
und 1819 aus den hieſigen Volksſchulen entlaſſen worden ſind, oder nach ihrer Entlaſſung aus Schulen anderer Gemeinden ſich
hier aufhalten, ohne anderen genügenden Schulunterricht zu genießen. Geſuche um gänzliche oder zeitweiſe Befreiung vom Be=
ſuch
der Fortbildungsſchule ſind ſchriftlich an Großherzogliche Kreisſchul=Commiſſion, Neckarſtraße 3, zu richten.
Die Eltern ſchulpflichtiger Knaben, oder deren Stellvertreter, ebenſo Dienſtherrſchaften und Lehrherren, welche ſchulpflichtige
Knaben im Dienſt oder in der Lehre haben, ſind Kraft Geſetzes verpflichtet, dieſe Knaben zum Beſuche der Fortbildungsſchule an=
zuhalten
. (Art. 24 des Schulgeſetzes.) Die Behauptung, der Schulpflichtige ſei zur Zeit des Unterrichts im Geſchäft der Eltern,
Lehrherrn oder Dienſtherrſchaft unentbehrlich, kann nicht zur Entſchuldigung dienen, vielmehr iſt den Schülern die zum Beſuch der
Fortbildungsſchule nöthige Zeit und zwar ſelbſtverſtändlich in der Ausdehnung zu laſſen, daß ſie ſich vor Beginn des Unterrichts
genügend waſchen und ankleiden, ſowie eſſen können. (8106 der deutſchen Gewerbeordnung.) Zuwiderhandlungen werden mit einer
Polizeiſtrafe von 2- 20 Mark beſtraft. (Art. 25 des Schulgeſetzes.)
Unentſchuldigte Schulverſäumniſſe unterliegen den geſetzlichen Schulſtrafen lie 20. im Wiederholungsfall 40 Pfa.), welche
nöthigen Falls durch Haft nach Maßgabe der 88 28 und 29 des Reichsſtrafgeſetzbuchs vollſtreckt werden. Außerdem erfolgt
zwangsweiſe Abholung in die Schule, wofür je 10 Pfennige ſofort an den Abholenden zu entrichten ſind.
Die Fortbildungsſchüler aus den Jahren 1877 u. 1878 haben ſich Montag den 13. Octbr. l. J., Abends präcis
8 Uhr in den ſeitherigen Localen im Schulhaus auf dem Ballouplatz einzufinden, während diejenigen, welche im Jahr
1819 aus der Volksſchule entlaſſen worden ſind, oder, obwohl früher entlaſſen, ſeither eine Fortbildungsſchule nicht beſuchten, oder
freiwillig am Unterricht Theil zu nehmen wünſchen, ſich:
Sonntag den 12. October l. Js., Nachmittags 3 Uhr,
im Turnſaal der höheren Mädchenſchule (Eingang in der Eliſabethenſtraße gleicher Erde) einzufinden haben, um in eine Abtheilung
der Schule eingereiht und für den am folgenden Abend beginnenden Unterricht entſprechend inſtruirt zu werden.
Zu den Eltern, Lehr= und Dienſtherren ſprechen wir auch diesmal das Vertrauen aus, daß ſie den großen Nutzen des der
männlichen Jugend unentgeltlich gebotenen Fortbildungsunterrichts erkennen und nach Kräften bemüht ſein werden, die Zwecke der
Schule durch Ueberwachung des Schulbeſuchs und durch Anſpornung der Schüler zur Folgſamkeit gegen Vorſteher und dehrer der
Schule, ſowie zu Fleiß, Ordnung und guter Sitte in und außerhalb der Schule zu fördern.
Darmſtadt, den 4. October 1879.
Der Schulvorſtand.
8409)
Ohly, Ober=Bürgermeiſter.

487

[ ][  ][ ]

1836

Bekanntmachung.
Die bei Herſtellung des Eingangthores
am Friedhof vorkommenden Steinhauer=
und Weißbinder=Arbeiten ſollen auf dem
Soumiſſionsweg vergeben werden. Offerten
ſind bis
Freitag den 10. d. Mts., Vormittags
um 10 Uhr,
bei uns einzureichen.
Voranſchlog und Bedingungen liegen auf
dem Stadtbauamt zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 4. October 1879.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
8410) Riedlinger, Beigeordneter.
Bekanntmachung.
Die bei der Herſtellung eines Durch=
laſſes
unter der Beckſtraße vorkommende
Maurerarbeit ſoll auf dem Soumiſſionsweg
vergeben werden. Offerten ſind bis
Samstag den 11. d. Mts.,
Vormittags 10 Uhr,
bei uns einzureichen.
Voranſchlag, Bedingungen u. Zeichnung
liegen auf dem Stadtbauamt zur Einſicht
offen.
Darmſtadt, den 4. October 1879.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.;
8411) Riedlinger, Beigeordneter.
H Kartoffel=Verſteigerung.
Mittwoch den 8. d. Mts., Nachmit=
tags
4 Uhr, werden im Oberfeld die
Kartoffeln von 3 Morgen in 6 Looſen an
Ort und Stelle verſteigt.
Zuſammenkunft am Eingang des Scheft=
heimer
=Wegs an der Erbacher Straße.

Feilgebotenes.

R 195
Während der Tanz=Saiſon
empfehle:
8413)
Haurschuhe ≈ Stiefetten
billigſt.
J. H. Jacob, Schuhfabrikant,
Ecke der großen Ochſengaſſe, am Löwenbrunnen.
Stückreiche Ruhrkohlen für Oen=u. Herd=
brand
, ſowie
S.
für Füllöſen empfiehlt in beſter

Nuß= u. Stückkohlen Qualität zu den billigſten
Preiſen. - Sconto bei Baarzahlung.

D0
Geo1s Schuoider,
Holz= und Steinkohlen=Handlung.
P8. Im Intereſſe einer möglichſt prompten Lieferung erſuche ich meine verehr=
lichen
Abnehmer um recht frühzeitige Aufgabe ihrer gefl Beſtellungen.
Geſchäftsverlegung und Empfehlung.
Freunden und Gönnern die ergebene Anzeige, daß ich mein Geſchäft nach Schloß=
graben
13 a verlegt habe, und empfehle beſonders Colonialwaaren, Tabal
u. Cigarren, ſowie alle Arten Liqueure. Auch übernehme ich die Vermittelung
Hochachtungsvoll
Rheinheſſiſcher Weine.
8414)
L. Deutsohmann.

Iolld Holl Joll Härlngo
beſter Qualität
per Stück 8 Pfg.
Neue Buss. Sardinen
per Fäſſel M. 2 15.
F.IAIIGL TIIO.

8151) Dr. Wander's Vermatolip (neueſtes
Lederöl) erweicht ſelbſt das härteſte und älteſte
Leder, macht daſſelbe dehnbar, geſchmeidig
und waſſerdicht. Von Jägern ſpeciell ge=
ſchätzt
. Beſtes Schmiermittel für Schuhe,
Stiefel Pferdehufen, Pferde=
geſchirre
, Reitzeuge, Chaiſen=
Zu haben bei
bedachungen.
Julius Köhler.

8305)

Kirchſtraße I.

5 Burgunder=Eſſig
per Liter 30 Pf.
Dieſer nur von Wein fabricirte hoch=
feine
Weineſſig iſt der feinſte Speiſeeſſig,
ſowie vorzüglich geeignet zum Einmachen.
Derſelbe gibt dem Salat ſowie den da=
mit
eingemachten Sachen einen beſonderen
Wohlgeſchmack und wurde mir der Allein=
verkauf
für Darmſtadt übertragen.
Fr. Schaeſer.

S
Schulſtraße 1
8
zu bedeutend herabgeſetzten Preiſen:
Vorhanggallerien,
Bemalte Rouleaux,
Tapeton in Reſten von 6-20 St.
W. Echmidt,
Schulſtraße I.

Beilchen=Zeiſe,
feinſter Toilette=Artikel, in Cartons von
4 Stück zu M. I.
Georg Liebig Sohn.
8143) Durch Gelegenheitskauf einen
hochfein. Wachskaffeeper¼ Kilo M. l. 20,
1.15,
reinſchm. Ceylonkaffee,

ſowie alle Sorten vom geringſten bis feinſten
Kaffee bei
John Sohmidt,
Ecke der Wendelſtadt= und Landwehrſtraße.

3 Gebrannten Kaffee
per Pfd. M. 180, 1.70, 160, 1.40, 1.30
kräftig und reinſchmeckend, empfiehlt
Georg Liebig Cobn.
m u. Brennholz
2l
Steinkohleu beſesorteins
S.
Haus geliefert, empfiehlt billig
L. Stiedenrod, Mauerſtraße 8.
8269) Gute Ueberrheiner u. See=
länder
=Kartoffeln ſind zu haben in
Maltern bei Jacob Hambach,
Caſinoſtraße 15.
8245) Schöne Quitten zu verkaufen.
Riedeſelſtraße 42 parterre.
8311) Pierer's Univerſal= Conver=
ſations
=Lexicon billigſt abzugeben. Wo?
agt die Expedition.

von

J. Sohweitzer,
Eliſabethenſtraße 35,
empfiehlt prima ſtückreiches
Fettſchrot, Nuß, Stück=
u
. Schmiedekohlen zu den
billigſten Preiſen.
Bei Baarzahlung Sconto.

8275) Ein in allen Theilen gut erhaltener
orderer Seitenbau von 725 Em. Länge,
560 Em. Breite u. 400 Em. lichte Höhe,
nit einer Vorhalle von 360 Em. Breite u.
725 Em. Höhe, ſowie eine anſchließende
neue Halle von 645 Cm. Br. u. 730 Cm. H.
iſt wegen Bauveränderung ſofort billig zu
verkaufen. Näheres auf dem Bureau des
Unterzeichneten.
H. Mößinger, Architekt,
Ernſt=Ludwigſtraße 15 Darmſtadt.

8313) Eine Kaute Pferdemiſt zu
verkaufen Beſſ. Carlsſtraße 39.

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K 195

1831

Erbſchaftshalber


Großer reeller Augverkauf.-
Durch Antritt einer bedeutenden Erbſchaft meines verſtorbenen Onkels laut
Codicill, ausgeſtellt am 9. Februar vom Königl. Stadtgericht zu Berlin, Acten=
z
zeichen g. 84 1879, beabſichtige ich mein Geſchäft
20 Ludwigsſtraße 20
aufzulöſen.
Dieſe Liquidation baldmöglichſt zu Ende zu führen, habe meine ſämmtlichen
Waarenvorräthe, welche bekanntlich aus den beſten Fabrikaten beſiehen, im Preiſe
dermaßen herabgeſetzt, daß eine ſo günſtige Kaufgelegenheit in der That nie wie=
der
vorkommt.

Herren-Arükel.

Herrenſocken in Wolle, das Paar 30 Pf., bis 1 Mk.,
früherer Preis 1 Mk. bis 1 Mk. 50 Pf.
Herrenhoſen, in Baumwolle gewebt, das Paar von 50,
80 Pf., 1 bis 3 Mk., früherer Preis 1 bis 5 Mk.
Herrenhemden mit glatter und geſtickter Bruſt 3, 4 und
5 Mt., früherer Preis 5, 6 und 7 Mk.
Herrenhemden, Köperflanelle 2, 3, 4 und 6 Mk.,
früherer Preis 3, 5, 6 und 9 Mk.
Herrenkragen in Leinen, 6 Stück 1 Ml. 50 bis 3 Mk.,
früherer Preis 2 Mk. 50 bis 4 Ml. 50.
Herrenleibjacken in Baumwolle, Bigogne u. Wolle, , 2
und 3 Mk, früherer Preis 2, 4 und 6 Mk.

Damen Arikel.

Damenhemden in Chiffon, Dowlas, Halbleinen u. Rein= Kinderhöschen in Shirtirg. reich verziert 30 Pf. bis
leinen von 1, 2, 3, 4 und 6 Mk., früherer Preis 2,
3, 5, 8 und 10 Mk.
Damenhoſen in Shirting, mit Verzierung und reicher
50 Pf., 3, 5 und 6 Mk.
Flanell=Damenhoſen in allen Farben 3 Ml. 80 Pf.,
früherer Preis 6 Mk.
Damenhoſen, gewebt und von Barchend, 50 Pf. bis 2 Mk.
50 Pf., früherer Preis 1 bis 4 Mk.
Nachtjacken in Shirting, Piqus und Flockpiqus, 1, 2 bis ( Bettdecken, zweiſchläfrig, 1 Mk. 50 Pf. bis 5 Ml.
2 Mk. 50, früherer Preis 2, 3 und 4 Mk.
Unterröcke in Shirting. von den einfachſten bis zu den
18 Mk.
Damenſtrümpfe, geringe und ſeinſte Sorte, ſtaunend
billig.

Damenröcke in Filz, Flanell, Hanella und Alpaca, über=
raſchend
große Auswahl von 2, 3, 4, 6 bis 12 Mk.,
früherer Preis 3, 6, 8, 13 und 18 Mt.
Damenkragen u. Manſchetten, neueſte Façons, von 20,
40 und 50 Pf. an, bis zu den feinſten.
Geſtrickte Kopf. u. Halstücher in Wolle und Eiswolle,
von 50 Pf. an bis 6 Mk., früherer Preis 1 Mk. bis
9 Ml.
Damenweſten in Wolle von 2 Mk. an.
Damenleibjacken in Baumwolle, Vigogne und Wolle.
Corſets, Pariſer Façon, 1 bis 5 Mk.

Einder-Arkikel.

Kinderhemden in allen Größen von 25 Pf. an bis:
1 Mk. 50 Pf.
1 Mk. 50, in Flanell 1 Mk. 50 bis 2 Ml. 50.
Kinderſtrümpfe in Wolle von 20 Pf. an bis zu den
feinſten.
Stickerei 1, 2, 3 und 4 Ml., früherer Preis 1 Ml. Filzunterröckchen, Jückhen, Muffen, Kleidchen, ſabelhaſt:
billig.
Diverse
leinene Taſchentücher für Herren und Damen, 6 Stück
Mk. 50 bis 4 Mk.
Betttücher, zweiſchläfrig, in Dowlas, Halbleinen und
Reinleinen.
feinſten von 1 bis 12 Mk., früherer Preis 2 bis Eine Parlie Handtücher, Servietten, Bettbezüge,
Shirting, Chiffon, Dowlas, Piqus ꝛc. ꝛc. Alles
bedeutend unter dem Selbſtkoſtenpreis.
0uA DUEAt.
1 Auf Wunſch beſcheinigen wir Herrn Behrends, daß wir von den Acten der Erbſchaftsauseinanderſetzung Ein=
D. Red.
ſicht genommen und dieſelbe auf Wahrheit beruht.

[ ][  ][ ]

E 195

GEG Gauvur
G U
Wir erlauben uns die ergebene Mittheilung zu machen, dass unsere verschiedenen
Rayons für
OStüme, Confections, Jüwons,
Wimtermäntel Regenmäntelole,

nunmehr mit den neuesten und geschmackvollsten Modellen für die Herbst- und Winter-
Saison 1879 ausgestattet sind.
Sämmtliche Costüme, Conſeetions ete., sind nach Pariser Origimal-
Modellen gearbeitet.
Trauer-Costüme werden binnen 12 Stunden angefertigt.

4 Schillerplatz 4.
16
O
GTU
Prankkurt a. Main.

7070a) Ein gut gerittenes,
4
Wvollſtändig ſicheres Pferd von
14
e Pelegantem Aeußeren u. angeneh=
Emen Gängen, auch als Damen=
pferd
geeignet, iſt preiswürdig zu verkaufen.
Näheres bei der Exp. d. Bl.
Liebig's Fleischextract,
Hestlé's Eindermehl,
Condens. Eilch von Cham,
Engl. Adentsohes Hafermehl ete.
zu herabgeſetzten Preiſen bei

8315) Aechten
Gerlbon-Haſſee
keinen Campinas oder ſonſige Beiſorte),
von vorzüglichem Geſchmack
per Kilo 165 Pfg.
Ceylom-Haftee
dunkelfarbig und groß in Bohnen, delicat
im Geſchmack,
per ½ Kilo 116 und 120 Pfg.

Emanuel Fuld,
AnadAurt -=ald,
8310)
Kirchſtraße I.

G
Cuppenl
Jederzeit eine oder viele Portionen guter,
nahrhafter. warmer Suppe, nur durch Auf=
kochen
von Suppentafeln mit Waſſer binnen
10 Minuten bereiten zu können, das iſt
Der, große Vorzug der im In= und Aus=
land
Trühmlichſt bekannten Condenſirten
Supp=n von Rudolf Scheller in Hild=
burghauſen
. Dieſe Suppen ſind in Colo=
nialwaaren
=u Droguengeſchäften der meiſten
Städte zu haben, und es empfehlen die=
ſelben
in Tafeln 25 Pfennig zu 6 Teller
voll Suppe und in fünferlei Sorten: in
Darmſtadt: Gebr. Vierheller.
Emannel Fuld.
8416) Dieburgerſtraße 64 ſind Blut=
pfirſiche
zu verkaufen.
8417) Roßdörferſtraße 10 eine Stiege
hoch ſind Aepfel zu verkaufen, geſchüttelte
per Kumpf (neues Maaß) 55 Pfg., und
gebrochen per Kumpf 70 Pfg.

Kirchſtraße I.
CCurlshof.
Während der Herſtſaiſon täglich
friſchen Zwetſchenkuchen.
Zur Abhaltung von kleineren und
größeren Geſellſchaften ſteht ein gutes
Clavier zur Benutzung.
August Adam,
vorm. F. Foltz.

Lc
Trunkſucht heilbar.
Anleitung zur ſchnellen u. gründl. Heilung
der Trunkſucht u. ihrer gefährlichen Wolgen.
Wer ſich oder Andere auf die einfachſte
Weiſe und ſaſt koſtenlos von obigem Leiden,
ſelbſt in den verzweifeltſten Fällen, befreien
ſwill, dem zeigt dieſes ausgezeichnete Werk=
chen
den einzig ſicheren Weg. Zu beziehen
gegen 30 Pfg. in Briefmarken von
H. Mundt, Verlin, Bernauerſtr. 118.

8420) Eine Partie weingrüne Füſſer,
100, 200, 300, 600 und 1206 Liter
haltend, billigſt zu verkaufen.
Carl Emil Callmann,
Wein=Großhandlung. Rheinſtraße 23
8421) Nachdem jetzt kühle Witterung
eingetreten iſt, hat der Verſandt der
friſchen Seefiſche wieder begonnen und
offerire ich: Täglich friſche ausgeweidete
Schellfiſche pr. Pfd. 1620 Pf.
je nach Größe des Fangs, ab hier (alſo
unfrankirt, aber zollfrei) in Körben 37 Pfd.
Netto per Bahn; oder friſche Schellfiſche,
Dorſch. Cabliau, Flundern (ſog. See=
zungen
), per Poſtkiſte von 10 Pfd. Brutto
2½ 3 Mark zollfrei und franco per
Poſtnachnahme.
Kochrecepte u. ausführl. Preisliſten gratis.
A. L. Mohr, Ottenſen bei Hamburg.

Vermiethungen.
2721) Rheinſtraße 8 eine freundliche
Wohnung im Vorderhaus, drei Treppen
hoch mit allem Zubehör.
5318) Obere Hügelſtr. 30 Zimmer u.
Cabinet, möblirt. Näheres bei
B. L. Trier, Ludwigsſtraße 10.
5912) Stiftſtraße Nr. 65 3. Stock,
5 Zimmer nebſt allem Zubehör zu verm.
Näheres im 3. Stock.
5163) Ruthsſtraße 9 ein Logis gleich
ſeziehbar.
6930) Heinrichſtraße 16 eine ſchöne
Manſarde an eine ruhige Familie zu ver=
niethen
. Näh. Nieder Ramſtädterſtraße 71.
6914) Martinſtraße 23 der untere Stock
mit allen Bequemlichkeiten zu vermiethen.

[ ][  ][ ]

6170) Eltſabethenſtraße 8 iſt der
dritte Stock, 5 Zimmer, Küche, Magd= u.
Bodenkammer ꝛc., an eine ruhige Familie
zu vermiethen.
7033) Kiesſtraße 30 (bel Etage),
eine Wohnung, 4 Zimmer, Küche, Keller,
Bleichplatz ꝛc., zu vermiethen und kann ſo=
fort
bezogen werden.
7075) Aliceſtraße 8 iſt der 3. Stock
mit allen Bequemlichkeiten zu vermiether
und auf Wunſch im October zu beziehen.
7105) Eliſabethenſtraße 36 ein Lo=
gis
von 2 Zimmern, 1 Kabinet, Küche u
allem Zubehör Anfang Novbr. zu verm.

7709) Kirchſtraße S em neu hergeſtelles
Logis im Vorderhaus, 4 gr. Zimmer ꝛc.
enth., mit allem Zubehör, ſofort beziehbar.

7222) Ecke der Soder= und Teich=
hausſtraße
2 iſt die bel Etage, ganz oder
getrennt, zu vermiethen u. gleich zu beziehen.
7496) Stiftſtraße 63 ein großes un=
möbl
. Zimmer zu verm. u. gleich zu beziehen.
7505) Eliſabethenſtraße 44, möblirte
Zimmer bel Etage, nach der Straße, vom
1. Oktober an zu vermiethen.
7506) Lindenhofſtraße 7 iſt der mitt=
lere
Stock mit 3 oder 4 Zimmern nebſt
allem Zubehör zu vermiethen u. 1. Oktbr.
zu beziehen.
7647) Waldſtraße 25 parterre möbl.
Zimmer und Kabinet bis 1. Oct. zu ver=
miethen
. Auf Verlangen ein 3. Zimmer.
7767) Soderſtraße 9 iſt ein Logis
mit 3 Zimmern zu vermiethen.
7861) Ludwigſtraße 2 ein ſchön möbl.
Zimmer per 1. Oktober zu vermiethen.
Leopold Wolf.
7863) Mehrere ſchön gelegene u. möbl.
Zimmer mit Kabinet von 20 bis zu 35
Mark, nebſt guter Bedienung. Auch können
2 Zimmer, für 2 Herren zuſammen, billig
vermiethet werden, gleich zu beziehen.
Näheres Niedeſelsſtraße 66.
7940) Obergaſſe 1 iſt der untere Stod
mit Laden und ſonſtigen Räumen zu verm.
7942) Wienersſtraße 50 iſt ein Logis
von 3 Zimmern ſofort zu vermiethen.
7944) Heinheimerſtraße 9 eine Werk=
ſtätte
und ein Zimmer zu vermiethen und
gleich beziehbar.
7984) Frankfurterſtraße 46 ſind vom
1. Oktober an 2 ſchöne Zimmer mit oder
ohne Möbel an einen einzelnen Herrn zu verm.
8159) Mathildenplatz 5 iſt der dritte
Stock, 4 Zimmer, 2 Kabinette mit allen
Bequemlichkeiten, Anfangs Nov zu bez
8161) Ein ſchön möbl. Zimmer mit
ſeparatem Eingang billig zu vermiethen. Zu
erfragen im Laden: Ecke der Wendelſtadt=
und Landwehrſtraße.
8162) Wilhelminenſtraße Nr. 23
möblirtes Zimmer im 2. Stock.
8361) Rheinſtraße 24 ein möblirtes
Zimmer ſofort beziehbar.
8367) Wilhelminenſtraße 6
iſt die Manſarde, 3 Piecen und alle Be=
quemlichkeiten
, zu vermiethen und gleich zu
Chr. Klein.
beziehen.

195
8 Mühlſtraße 7 ein hübſches Logis
S Heinrichſtr. 63 zu vermiethen und
gleich zu bezieben. W. Hinkel, Carlsſtr. 4.
8422) Obere Heinrichſtraße eine
Parterre=Wohnung, 6 Zimmer, zu
vermiethen. Näheres bei Herrn
B. L. Trier, Ludwigſtraße.
8423) Kiesſtraße 44 ein möblirtes
Zimmer nebſt Beköſtigung.
8424) Darmſt. Carlsſtr. 29, 2. St.,
ſind 2 freundl möbl. Zimmer zu vermiethen,
ſauf Wunſch mit Penſion.
8425) Nieder=Ramſtädterſtraße 52
ein ſchön möbl. Zimmer mit billiger Penſion
an Herrn oder Schüler zu vermiethen.
8426) Steinſtraße 6 iſt die bel Etage,
5 Zimmer und Zubehör, am 1. Dezember
beziehbar, zu vermiethen.
8427) Beſſ. Heerdwegſtr. 1. an d. Allee,
die ſchön gelegene Parterre=Wohnung mit gro=
ßem
Hofraum, Stallung, Remiſe, Hofſtube,
2 Kellern, obſtreichem großem Garten, iſt ſofort
im Ganzen oder auch getheilt zu vermiethen.
Näheres beim Beſitzer, 1 Treppe.

1839
Vermiſchte Nachrichten.
8375) Der Unterzeichnete iſt zurückgekehrt
und hat ſeine Praxis wieder angetreten.
Sprechſtunde von 2 bis 3½ Uhr Nachm.
Darmſtadt, den 1. October 1879.
Dr. H. Pöhn,
Neckarſtraße 24.
8207) Meine Dienſt=Wohnung befindet
ſich Bleichſtraße 41 bel Etage.
Bureauſtunden: vorerſt von 8-12 Uhr
Vor= und 2-6 Uhr Nachmittags.
Darmſtadt, den 1. Oktober 1879.
Gg. Dieter,
Großh. Gerichtsvollzieher.
851) Meine Schreibſtube befindet ſich
Grafenſtraße Nr. 19.
Kaiser,
Großh. Gerichtsvollzieher.
8224) Marktſtraße 1 finden noch einig=
Schüler Aufnahme. Guter Mittagstiſch
wird auf Wunſch auch allein gegeben.

6
Froßherzogl. Bealſchule 1.u. 2. Grduung

zu Darrustadt.

Das neue Schuljahr beginnt am 13. October l. Js. Die Prüſung der neu
eintretenden Schüler wird
Montag den 13. October f. Js.
von Morgens 8 Uhr an im neuen Realſchulgebäude vorgenommen. Anmeldungen
zur Aufnahme werden am 9. und 10. October, Vormittags von 9-12 Uhr, Nach=
mittags
von 2-4 Uhr und am 11. October, Vormittags von 9-12 Uhr, im
Directorzimmer angenommen.
Entlaſſungszeugniß aus der früheren Schule, Geburtsſchein und Impfſchein
ſind dabei einzureichen. Das geſetzliche Alter für die Aufnahme in die unterſte Klaſſe
der Realſchule iſt das vollendete 10. Lebensjahr.
Vorschule zur Realschule l. u. 2. Ordnung.
Mit Beginn dieſes Schuljahres tritt eine vierklaſſige Vorſchule für die Real=
ſchule
in's Leben. Das Aufnahmsalter iſt im Allgemeinen
vollendetes ſechſtes Lebensjahr für die I. Klaſſe,
ſiebentes
III.

achtes
II.

neuntes
I.

Vorkenntniſſe werden zur Aufnahme in die unterſte Klaſſe natürlich nicht ver=
langt
. Das Schulgeld iſt für alle Klaſſen auf 60 Mark jährlich feſtgeſetzt.
Anmeldungen zur Aufnahme werden zu derſelben Zeit, welche oben angegeben
iſt, in dem neuen Realſchulgebäude angenommen. Geburtsſchein und erſter Impfſchein
ſind dabei einzureichen. Zeugniß der früheren Schule nur von der III. Klaſſe an.
Darmſtadt, den 30. September 1879
Die Großherzogliche Direction der Realſchule.
8226)
Lorey.

3 Das Winterſemeſter in meiner Schule
fängt den 13. Oktober an. Anmeldungen nehme ich jederzeit entgegen.
Sandſtraße 20.
anna Lanz.

8428) Ein halber Sperrſitz abzugeben. 8429) Ein Schüler findet gute Auf=
nahme
. Geiſtberg Nr. 6.
Eliſabethenſtraße 28 eine Stiege hoch.
488

[ ][  ][ ]

1849

R 195
Geſchäfts=Empfehlungen,
welche in dem in unſerem Verlage in amtlicher Ausgabe demnächſt erſcheinenden
Winter=Fahrplan
naun Höle Dradnmun dlo-
Aufnahme finden ſollen, werden bis längſtens 7. Oktober erbeten.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Höhere Mädchenſchule und Lehrerinnen=Seminar
zu Darmſtadt.
Das Winterhalbjahr beginnt Montag den 13. October er. Zur Aufnahme
neuer Schülerinnen werde ich Freitag und Samstag den 10. und 11. October, von
10 Uhr ab, im Dienſtzimmer der Anſtalt bereit ſein. - In Angelegenheiten der
Schule bin ich von genanntem Tage ab um 5 Uhr Nachmittags ſtets im Schul=
gebäude
zu ſprechen.
Dr. Wulekow.
8376)

8430) In der Selectenclaſſe meines Inſtituts wird von Herbſt dieſes
Jahres an ſolchen Damen, welche mindeſtens das 16. Jahr zurückgelegt haben, auch
ohne daß ſie Schülerinnen der Anſtalt ſind, die Theilnahme an den Lectionen im
Deutſchen, Engliſchen und Franzöſiſchen, ſowohl an einzelnen dieſer Fächer, als an
allen, geſtattet.
Die Lehrgegenſtände im Deutſchen ſind folgende:
1) Geſchichte der deuiſchen National=Literatur in hervorragenden Erſcheinungen,
wöchentlich 2 Abendſtunden von 5 Uhr an.
2) Geſchichte der Literatur des Alterthums in Ueberſichten und ausgewählten
Bildern, wöchentlich in 1 Abendſtunde von 5 Uhr an.
In beiden Courſen werden Proben mitgetheilt, auch ſollen dramatiſche Dichtungen
mit vertheilten Rollen geleſen werden.
3) Im Engliſchen und Franzöſiſchen wird man dem ſich ergebenden Bedürfniß
Rechnung tragen.
Hinua Laamz,
Inſtituts=Vorſteherin.

Geſchäftsverlegung und Empfehlung.
Meinen werthen Kunden die Anzeige, daß mein Geſchäft nicht mehr Karlsſtraße,
ſondern Mühlſtraße Nr. 23 ſich befindet und bitte, das ſeitherige Vertrauen auch in
meiner neuen Wohnung auf mich übertragen zu wollen.
Hochachtungsvoll
Lomis Lmch,
8382)
Spenglermeiſter.

Gpeclalarz Dr. med. Heyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Füllen, ſtets ſchnell mit beſtem
(534
Erfolge.
8280) Ein Lehrling kann ſofort ein=
treten
bei A. Roſenthal u. Comp.,
Ernſt=Ludwigſtraße 16.
8125) Zu einer franzöſiſchen und einer
engliſchen Klaſſe werden Theilnehmerinnen
geſucht. Wöchentlich 2. Stund. Monatlich
2 M. Caſinoſtraße 28, dritter Stock.
8221) Schüler, welche höhere Lehranſtalten
beſuchen, finden in einer Lehrer=Familie bei
ſtrenger Ueberwachung liebevolle Aufnahme.
Mathildenplatz 3 dritter Stock.
8406) Ein ganz ſchwarzes Kützchen
(Kater abhanden gekommen. Wiederbringer
erhält Belohnung. Sandſtraße 16.

10,000 Mark.
Zehntauſend Mark werden gegen
hhpothekariſche Sicherheit auf einem
Gute zu leihen geſucht. Näheres mit frank.
Briefen sub R 8286 an die Exp. d. Bl.
8431) Comptoir=Diener geſucht.
Es wollen ſich nur Solche melden, welche
gute Zeugniſſe beſitzen; geweſene Militärs
erhalten den Vorzug.
Louis Auler, Bensheim.
Gelbgießer geſucht.
S.
Former und Dreher zugleich, ſelbſt=
ſtändiger
Arbeiter, nicht verheirathet.
Dauernde Arbeit wird garantirt.
G. H. Walb, Alzey.
8433) Eine zweitſtillende Schenkamme
(Frau), mit den beſten Zeugniſſen von Arzt
und Herrſchaft, ſucht Stelle.

8257) Meine Schreibſtube befindet
ſich Carlsſtraße 44.
Wittich,
Großherzoglicher Gerichtsvollzieher
8035) Zur angehenden Winter=Saiſo
empfehle ich meine reichhaltige
Husikalien Leihanstalt
zur gefl. Benutzung.
Georg Thies,
Buch= und Muſikalien=Handlung.
8209) Ich wohne nicht mehr Sandſtraße 2,
ſondern Blumenthalſtraße 45.
Bade= und Krankenpfleger
Lorenz Mreikemeler.

Wohnungsveränderung
Ich wohne von heute ab nicht mehr Eli=
ſabethenſtraße
64, ſondern Steinſtraße 6.
Frau Uhrig.
8379)
Verdingungsbüreau.
Wohnungs=Veränderung.
Hiermit einem verehrlichen Publikum zur
gefälligen Nachricht, daß ich untere Eli=
ſabethenſtraße
62 wohne. Indem ich
mich bei Bedarf beſtens empfehle, zeichnet
Hochachtungsvoll
J. Wieſenäcker,
8383)
Photograph.
4
Zum Ankaul=
gebrauchter
Fräcke, Uniformsſtücke, ſowi=
anderer
Kleider, Stiefel, Schuhwerk
ſempfiehlt ſich
v. Hinkler
Langgaſſe Nr. 28.

GN
11M

Das Wechsler=Geſchäft der öſterr:
ungariſchen Sparbank ſucht für eine leich
verkäufliche
Loos=Specialitäl
tüchtige Agenten. Sehr lucratives Geſchäft.
( Keine Ratenbriefe.) Neu und in Deutſch
land geſetzlich geſtattet.
Offerte an Anton Koritz u. Comp.,
Budapest, Waitznergaſſe 7.
Kübel=u. Topfpflanzen
werden zum Ueberwintern angenommen.
Karl Arheilger, Handelsgärtner,
29 Soderſtraße 29.
8440)
8436) Zwei Gymnaſlaſten oder Real=
ſchüler
finden bei mütterlicher Fürſorge
reundliche Aufnahme und gute Penſion.
Untere Hügelſtraße Nr. 75.
8437) Zu kaufen geſucht:
Ein eiſerner Heerd, gebraucht, aber noch
gut. Offerken nimmt die Exp. d. Bl. entgegen.

[ ][  ][ ]

8438) Etwaige Forderungen an den
Nachlaß der verſtorbenen Frau Aſſeſſor
Charlotte Gerau Wtwe. beliebe man,
möglichſt unter Einreichung von Belegen,
bei dem Unterzeichneten baldigſt geltend zu
machen. Eduard Reuling,
Neckarſtraße 8.
Frankfurter Bratwürt=
eingetroffen
bei
WilL. Neber,
8439)
Eliſabethenſtraße 14.

der Oppenheimer Katha=
rinen
=Kirche=Lotterie ſind
3 Mark in der Exp.
d. Bl. zu haben.

8441) Sonntag den 29. September
wurde in Traiſa bei Hrn. Riedmatter
ein Regenſchirm vertauſcht.
Behufs Rücktauſches deſſelben wolle man
ſich gefälligſt Soderſtraße 59, 2 Treppen
hoch, wenden.

R 195
Waiſenhaus=Nachrichten.
Im Monat Auguſt ſind eingegangen:
In dem Opferſtock vor dem Waiſenhauſe
23 M. 6 Pf., theilweiſe mit folgenden Inſchriften:
1) Ihr lieben Waiſen bittet Gott den All=
mächtigen
, daßl er meinen einzigen Wunſch er=
fülle
. E. S. - 2) Für die armen Waiſen, aus
Dankbarkeit E. M. 40 Pf.
3) Das längſt
Verſprochene wird endlich gegeben 5 Pf. 20. 8. 19.
4) Ihr lieben Waiſen bittet mit mir den
lieben allmächtigen Vater um ſeinen Segen. 20 Pf.
5) Den armen Waiſen die verſprochenen 2 M.
für die Erfüllung meiner Bitte zu Gott. Er
möge uns Allen auch ferner beiſtehen. - 6) Ihr
lieben Waiſen bittet Gott, daß er mich und mein
liebes Kind geſund werden laſſe. 1 M. E. W.
Den armen Waiſen 10 Pf. verſprochen;
betet, daß meine andere Wünſche auch in Er=
füllung
gehen. G. St. - 8) Walts Gott 30 Pf.
9) Den armen Waiſen 4 Mark, zum Dank für
die Erhörung meiner Bitte. V. A. 10) Für
die armen Waiſen von einem Schüler 2 M.
11) Gefunden im Gymnaſium 2 Pf. - 12) Der

1841
Nachlaß aus einer Debitmaſſe 3 Pf. den Wai=
ſen
. S. B. - 13) Für ein Verſprechen den ar=
men
Waiſen 1 M. 14) Mein Wunſch erfüllt.
1 M. - 15) Von meinem erſten Verdienſte den
armen Waiſen 50 Pf. Der liebe Gott möge mir
auf allen Wegen beiſtehen und mir zu meinem
weiteren Fortkommen helfen.
16) Ich danke
dir, lieber Gott. 60 Pf.
17) Ihr lieben Wai=
ſen
bittet mit mir den lieben Vater im Himmel,
18)
daß er meinen Wunſch erfülle. 20 Pf.
Von mehreren Herrn bei einer Zuſammenkunft
für die armen Waiſen 1 M.
19) Für die
20)
Waiſen das Verſprochene 1 M. M. K.
Für Erfüllung eines Wunſches. Ella B. 1 M.
21) Erſte Einnahme 1 Mark M. - 22)
20 Pfennige für die armen Waiſen, mit der Bitte
an ſie, auch ferner um Erfüllung meiner Wün=
ſche
zu beten. El. R.
23) Für die Waiſen,
daß ſie Gott um Erfüllung eines Wunſches bit=
24) Für die Waiſen
ten. N. N. 50 Pf.
17 Pf. 18. 8. 79. - 25) Den Waiſen 1 M.,
A1. 8. 1879.
Darmſtadt den 6. September 1879.
Wagner.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge.)
An den Schlußtagen des Laubhüttenfeſtes.
Mittwoch den 8 October, am Vorabende des Feſtes,. Gottesdienſt: Anfang Abends um 5½ Uhr.
Donnerstag den 9. und Freitag den 10. Oktober, an den Tagen des Feſtes, Gottesdienſt: Anſang
Morgens um 8 Uhr.
Donnerstag Predigt um 824 Uhr. Nachmittagsgottesdienſt um 4 Uhr.
Donnerstags am zw ien Abend des Feſtes, Gottesdienſt: Anfang Abends um 6 Uhr 5 Min.

Slandesamtliche Nachrichten
aus Beſſungen.
Geborene:
Am 26. Auguſt: Dem Fuhrknecht Joh. Georg Müller ein S. Fried=
rich
. Am 29.: Dem Handelsgärtner Chriſtian Henkel eine T. Am 30.:
Ein unehel. S. Auguſt. Am 1. September: Dem Schuhmacher Franz
Liwersky ein S., Karl Franz. Am 2.. Dem Major im 1. Großh. heſſ.
Inf. Reg. Nr. 115 von Olberg ein S., Felix Ferdinand. Dem Uhrmacher
Ludwig Gerlach eine T., Anna Margaretha Eliſabethe. Am 8.: Dem
Schneider Chriſtoph Gotha ein S., Georg Heinrich. Am 10.: Dem
Gartenarbeiter Wilhelm Geyer 2. ein S., Ludwig. Am 11.: Dem Hein=
rich
Philipp Repp eine T., Eva. Am 12.: Dem Sergeant im Großh.
Feld=Artillerie=Reg. Nr. 25 Karl Anton Müller ein S, Ludwig. Am
13.: Dem Taglöhner Wilhelm Lang eine T., Katharina. Am 14.: Dem
Handelsmann Leopold Haas eine T., Hulda. Am 15.: Dem Fuhrmann
Philipp Bauer ein S., Heinrich. Eine unehel. T. Roſa. Am 20.: Dem
Schloſſer Konrad Wilhelm Rühl eine T., Eliſabetha. Am 22.: Dem
Schloſſermeiſter Georg Heinrich Merkel eine S., Philipp. Am 23.: Dem
Zimmermeiſter Ludwig Philipp Wittmann ein S., Ludwig Philipp.
Am 24.: Eine unehel. T. Ida Bertha Auguſte. Am 26.: Dem
Fabrikanten Johann Chriſtian Notti ein S. Carl Theodor Wernhard
Louis. Dem Glaſermeiſter Philipp Jakoby IV. eine T. Am 30.: Dem
Bahnarbeiter Wilhelm Schuhmann eine T., Gertraude Maria.

Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 7. October.
Ihre Majeſät die Kaiſerin von Rußland kam am Sams=
tag
Nachmittag in Begleitung Sr. Großh. Hoheit des Prinzen
Alexander in die Stadt und beſuchte zuerſt im Palais des Hochſeligen
Prinzen Carl, dort empfangen von J. K. H. der Frau Prinzeſſin Carl,
deſſen Zimmer. Von da begaben ſich die Herrſchaften in die Großh.
Kapelle auf der Roſenhöhe und nahmen dann ein Frühſtück in den Appar=
tements
J. Kgl. Hoheit der Frau Prinzeſſin Carl ein. Um 3 Uhr kehrten
L. Maj. die Kaiſerin und Se. Großh. H. der Prinz Alexander nach
Schloß Heiligenberg zurück.
(D. 3.)
J. M. die Kaiſerin von Rußland wird am Mittwoch den
8. dſs. von Jugenheim nach dem ſüdlichen Frankreich abreiſen.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 54 vom 4. October
hat folgenden Inhalt: Nachtrag zu der Verordnung vom 27. Au=
guſt
1874, die Jagdwaffenpäſſe betreffend.
Militärdienſtnachrichten. Unterarzt Dr. Weber vom
8. Rhein. Inf.=Reg. Nr. 70 wurde unter Verſetzung in das Großh. Art.=
Reg. Nr. 25 zum Aſſiſtenz=Arzt 2. Cl. befördert. Dr. Hüffell, Aſi=
ſtenz
=Arzt 1. Cl. von dieſem Regiment wurde der nachgeſuchte Abſchied
bewilligt.

Eheſchließungen:
Am 2. Sept.: Bahnhofarbeiter Joh. Kunkelmann zu Darmſtadt mit
Eliſabethe Seipel hier. Am 4. Fabrikarbeiter Chriſtian Meß mit Anna
Maria Müller hier. Am 7.: Schloſſer Ludwig Heinrich Schmidt mit
Maria Dächert hier. Am 8.: Dachdecker Johannes Brückmann mit
Anna Guth hier. Am 14.: Steinmetzmeiſter Georg Konrad Witt=
mann
1II. hier mit Louiſe Appfel von Darmſtadt. Am 29.: Lehrer
Leonhard Ihrig zu Wahlen Kr. Heppenheim mit Eliſabethe Meß hier.
Geſtorbene:
Am 5. September: Dem Werkſtättearbeiter Ludwig Bernhard Beck
ein S., Heinrich, 9 M. Am 6.: Rentner Ludwig Hager, 52 J. Am
7.: Dem Kaſernenwärter Johannes Schmidt ein S., Heinrich, 11 M.
Am 8.: Dem Handarbeiter Michael Chriſtoph Preuſch eine T. Anna
Eliſabethe, 1 J. 7 M. Am 10.: Dem Steinhauer Heinrich Muller ein
S., Karl, 1 J. 9 M. Schneidermeiſter Georg Peter Stein, 56 J. 11 M.
Am 11.: Der Heinrich Fiſcher Wittwe Johanna geb. Darmſtädter ein
S., Konrad, 1 J. 11 M. Am 13.: Die Ehefrau des Landwirths Georg
Wilhelm Geyer III. Chriſtine geb. Wolf, 47 J. 3 M. Am 15.: Dem
Zimmermann Georg Stier ein S., Karl Wilhelm, 8 W. Dem Metzger
Georg Wolf VI. ein S., Georg Friedrich, 1 J. 8 M. Am 17.: Dem
Schriftſetzer Heinrich Schecker eine T., Katharina, 3 M. Am 27.: Die
Wittwe des Schreinermeiſters Georg Geyer L. Eliſabethe geb. Müller,
75 J. 5 M. Am 30.: Dem Vice=Feldwebel im Großh Feld=Artillerie=
Reg. Nr. 25 Leopold Munz ein todtgeb. S.

Dem früheren Commandeur des 25. Feld=Art=Regts. (Großh.
Artillerie=Corps), Obeiſt z. D. v. Heineccius, wurde der K. Kronen=
orden
2. Kl. mit Schwertern am Ring verliehen.
An Stelle des durch Geſundheitsrückſichten verhinderten Großh.
Geheimeraths Ewald iſt Geheimer Oberſteuerrath Welcker zu der am
7. d. M. in Berlin ſtattfindenden Conferenz der Volkszählungsangelegen=
heiten
committirt worden.
K. Die nächſte Sitzung des Provinzialausſchuſſes der
Provinz Starkenburg findet Samstag den 11. October 1879 Vor=
mittags
9½ Uhr im Sitzungsſaale des Kreisamts Neckarſtraße 3 ſtatt
und ſteht auf der Tagesordnung: 1) Voranſchlag der ſtädtiſchen Polizei=
kaſſe
zu Darmſtadt pro 1879 (Beſoldung des Revier=Commiſſärs).
2) Unterhaltung der Feldwege zu Klein=Gumpen. 3) Faſſelweſen zu
Affhöllerbach und Böllſtein.
k. Die Sitzung des Kreisausſchuſſes zu Darmſtadt
wird Mittwoch den 15. d. Mts. Nachmittags 3 Uhr abgehalten und ſteht
auf der Tagesordnung: Die Polizeiorganiſation in Beſſungen reſp. die
Bewilligung der ſachlichen Koſten, die durch Handhabung der Lokalpolizei
erwachſen werden.
0 Der Zudrang zu dem Theaterabonnement iſt, wie mar
ſich bereits geſtern Montag - durch den Augenſchein überzeugen
konnte, ein ganz enormer.

[ ][  ][ ]

1842
R
R. Geſtern wurden in den Amtsgerichten Darmſtadt 1L und 11 die
Schöffenausloſungen vorgenommen, und wurden die Namen der
Schoffen gezogen wie folgt: 1. Amtsgericht Darmſtadt I.: G. Friedrich
Dingeldei, Kaufmann; Karl Uebelshäuſer, Kaufmann; Hermes, Johann
Baptiſt, Optiker; Karl Gerſchlauer, Stadtverordneter; Fr. Purgold,
Hofgerichtsadvokat; Otto Breidenbach, Hofgerichtsadvokat: David Fair,
Kaufmann; Adam Bernhard, Direktor; Eduard Selzam, Hauptmann
P.; Jakob Beſt, Steinmetz; H. Lehr, Stadtverordneter; Hr. Kraus,
Münzmeiſter: E. Schmehl, Hofgerichtsadvokat; K. Kemmler, Kaufmann;
Fr. Mahr, Rentner; Fr. Maurer, Hauptmann a. D.; Theodor Stamm,
Inſtitutsvorſteher; Wilhelm Reatz, Kaufmann; Auguſt Ruths, Stadt=
verordneter
; K. Fahr, Kaufmann; Ph. Ludw. Bechtold, Möbelfabrikant;
Ludw. Wondra, Juwelier; Ludw. Anſchütz, Oberſt a. D.; K. Müller,
Juwelier; Jak. Friedrich, Rentner in Beſſungen; Ferdinand Jordis,
Kaufmann; H. Müller, Bauunternehmer; E. Feitel, Hauptſtaatskaſſe=
Direktor; K. Ferdin. Winter, Kaufmann; K. Kahlert, Kaufmann; Ludw.
Harres, Baumeiſter; Th. Kalbfuß, Kaufmann; Fr. Heißner, Stadtver=
ordneter
; Ludw. Bickel, Oberſt i. P. in Beſſungen; Hofgerichtsadvokat
Gervinus; K. Keim, Hauptmann a. D.; G. Karp, Uhrmacher; Wilh.
Grodhaus, Seifenfabrikant; G. P. Ackermann, Wagner; Jak. Nohl,
Schloſſer in Beſſungen; Dr. Rudolph Schäfer, Waſſerfabrikant in
Beſſungen; G. Weiler, Hoflieferant; H. Möſer, Kaufmann; Auguſt
Kuhlmann, Hauptmann i. P.; Wilh. Manck, Kaufmann; Fr. Heyer I1.
Hofgerichtsadvokat; H. Noack, Kunſtgärtner in Beſſungen; Eduard
Bambold, Kaufmann; Ludw. Hager, Rentner in Beſſungen; Dr. jur.
v. Wedekind; Dr. Wilh. Wenck, Hofgerichtsadvokat; Ferdinand Sander,
Banquier; Camuel Benjamin, Banquier; Friedrich Morian, Kaufmann;
H. Scharmann, Kaufmann; Michael Fauſt, Gaſtwirth; Fr. Schmidt,
Seifenfabrikant; Georg Bünte, Fabrikant; Peter Berbenich, Stadtver=
ordneter
; Ferdinand Bellaire, Major in Penſion in Beſſungen.
II. Amtsgericht Darmſtadt 11: Jakob Eiſenbach, Oelmüller in Eberſtadt,
G9. Fließ I1., Kaufmann in Eberſtadt; Ph. Herbert II., Landwirth zu Eſcholl=
brücken
; Konr. Scheckler, Schreiner zu Griesheim; Wilh. Kloß, Landwirth
zu Roßdorf; Friedr. Kramer II., Landwirth zu Hahn; Nikolaus Fay,
Gerichtsmann zu Pfungſtadt; Friedr. Bender IV. Gaſtwirth zu Nieder=
Ramſtadt; Gg. Erzgräber, Gaſtwirth zu Arheilgen; Jakob Breitwieſer I.,
Müller zu Ober=Ramſtadt; Gg. Frey 1., Landwirth zu Wixhauſen; Wilh.
Klippel 1L., Kaufmann zu Griesheim; Val. Trabant, Bäcker zu Weiter=
ſtadt
; Wilh. Hilß, Fabrikant zu Eberſtadt; Wilh. Benz, Landwirth zu
Arheilgen; Joh. Moter, Landwirth zu Roßdorf; Karl Ludwig Leber, Apo=
theker
in Griesheim; Joh. Volz II., Gemeinderath zu Meſſel; Ph. Bauer,
Bierbrauer zu Eberſtadt; Karl Fiſcher, Ortsgerichtsmitglied zu Ober=
Ramſtadt; Jakob Keller V., Kaufmann zu Griesheim; Friedr. Schupp IV.
zu Griesheim; Val. Arnold 1., zuPfungſtadt; Juſtus Ulrich, Bierbrauer
zu Pfungſtadt; Ph. Barth II. zu Roßdorf; Ad. Jöckel 11. zu Hahn;
Gg. Müller, Schmied zu Roßdorf; Hch. Beck II. zu Erzhauſen; Peter
Engel IV. zu Griesheim; Ernſt Langendorf L. zu Gräfenhauſen; Georg
Benz IV. zu Arheilgen; Wilh. Knöß zu Erzhauſen; Hch. Matthes zu
Ober=Ramſtadt; Ludw. Bürger II. zu Ober=Ramſtadt; Joh. Günther II.
zu Roßdorf; Val. Mahr III. zu Traiſa; Friedr. Dörner, zu Pfungſtadt;
Ad. Frank 1II. zu Nieder=Beerbach; Ad. Numerich 1. zu Eſchollbrücken;
Ad. Hickler IIL. zu Meſſel. Die Sitzungen des Schöffengerichts bei dem
Großh. Amtsgericht Darmſtadt 1 (Stadtgericht) werden Dienstags und
Freitags, die bei dem Großh. Amtsgerichte Darmſtadt 11 (Landgerichte)
jeden Montag abgehalten werden, und werden wir über die Verhand=
lungen
jederzeit referiren.
- In dieſer Woche findet keine Sitzung der Stadtverord=
neten
ſtatt.
h.. f. Diebſtähle. In der vorigen Woche wurde eine Herrenanzug
auf dem Karlshofe entwendet, ferner in der Nieder=Ramſtädter Straße
verſchiedene Waſchgegenſtände und in der Neckarſtraße aus einem Vor=
platze
verſchiedene Kleidungsſtuͤcke geſtohlen.
Am Samstag ſchlug ein Pferd einem Hofkutſcher in den Stal=
lungen
des Palais am Louiſenplatz den Kinnbacken entzwei. Der ſchwer
Verwundete, der ſich beim Hinſtürzen auch noch am Arm beſchadigte,
wurde in das ſtädtiſche Hoſpital verbracht.
O Am Sonntag Abend kam es unweit des Juſtizgebäudes zu einer
kleinen Schlägerei, aus welchem ganz geringfügigen Vorgang zum
Schrecken ängſtlicher Gemüther alsbald ein Raubanfall gemacht wurde.
K. Am verfloſſenen Samstag=Nachmittag brannte es in dem
Keller einer Schreinerwerkſtätte in der verlängerten Kiesſtraße. Man
wurde jedoch des Feuers bald Herr, und nahm der Brand keine größe=
ren
Dimenſionen an.
K. Am Freitag entſtand in einer Wirthſchaft in der Nähe der Ar=
tilleriekaſerne
zwiſchen Eiſenbahnarbeitern eine Schlägerei, die blutig
verlief, da ſich die Streitenden ihrer Meſſer bedienten.
6 Die von dem Eberſtädter Verſchönerungsverein in anerken=
nenswerther
Weiſe längs des alten Wegs angelegte Allee iſt neuerdings
wieder mehrfach burch ruchloſe Hände beſchädigt worden.

195
Darmſtädter Victualienmarktpreiſe vom 30. C
tember bis 4. October: Kartofſeln Weißgelbe 100 Kilo 4 bis 5 M., i.
Kumpf gemeſſen 40 bis 45 Pf., Frühroſen 6 M. 50 Pf. bis 6 M.,
im Kumpfgemeſſen 45-50 Pf., Blauaugen 7 bis 8 M. 50 Pf., im Kumpf
gemeſſen 65 bis 70 Pf., Ueberrheiner Goldgelbe 7 M. bis 8 M. 50 Pf.,
im Kumpf gemeſſen 70 Pf., Salatkartoffeln goldgelbe 8 bis 9 M., im
Kumpf gemeſſen 70 Pf., Aepfel zum Keltern 100 Kilo 6 M. 50 Pf. bis
7 M., im Kumpf 60 bis 65 Pf., Gebrochene Aepfel 8 bis 9 M., im
Kumpf 1 M., Bitnen 100 Kilo 6, 7, 8 bis 9 M., im Kumpf 65, 70,
80 Pf. bis 1 M. Zwetſchen 100 Kilo 8 bis 9 M., im Kumpf 65, 70
bis 80 P., im Hundert 15 bis 20 Pf., Butter per Kilo 1 M., in
Parthien billiger, Käſe per Stück 4 Pf., Bauernkäſe 6 bis 10 Pf.,
Schmierkäſe ½ Liter 18 Pf., Deutſche Eier 100 Stück 6 M. 1 Stück
6 bis 7 Pf., Kalkeier 100 Stück 5 M. 80 Pf., 1 Stück 6 Pf., Weißkraut
100 Stück 6 bis 8 M., 1 Stück 6-12 Pf., Zuckerhut 1 Stück 5 bis
10 Pf., Blumenkohl 1 Stück 10-25 Pf., Rothkraut 1 Stück 8 bis
20 Pf., Endivie 1 Stück 3-6 Pf., Häupterſalat 1 Stück 2-5 Pf.,
Sellerie 1 Stück 2, 5 bis 10 Pf., Zwiebel 100 Kilo 5 M. 50 Pf. bis
6 M., 1 Stück 1-3 Pf., Merettig 1 Stange 7 bis 20 Pf., Nüſſe
100 Kilo 9 bis 11 M., im Hundert 20, 25 und 30 Pf., Trauben per
Kilo 20 bis 25 Pf., Rehziemer 7-.12 M, Keule 5- 8 M. Bug
1 M. 50 Pf. bis 2 M. Kopf 1 M. bis 1 M. 60 Pf., Haſen 1 Stück
3-4 M., kleinere 1-3 M. Gänſe per Stück 3-6 M Enten per
Stück 1 M. 80 Pf. bis 2 M. 50 Pf., Hahnen per Stück 80 Pf. bis
2 M., Hühner per Stück 1 M. bis 1 M. 50 Pf., Junge Feldhühner
1 Stück 1 M. 50 Pf. bis 2 M., Alte Feldhühner 1 M. 20 Pf. bis
1 M. 50 Pf., Spanferkel 1 Stück 5, 6 bis 7 M., Hechte per ½ Kilo
75 bis 80 Pf., Karpfen 75-80 Pf., Bräſſen 30 bis 35 Pf., Weißfiſche
20 bis 25 Pf.
Mainz. Fleiſchpreiſe vom 4 bis 10. October: Ochſenfleiſch
per Pfund 72 Pf., Kuh= und Rindfleiſch 44 Pf., Schweinefleiſch 70. Pf,
Kalbfleiſch 65 Pf., Hammelfleiſch 60 Pf. - Victualienpreiſe: But=
ter
per Pfund 80 bis 90 Pf., in Partien 75 bis 80 Pf., Cier per 25
Stück 1 M. bis 1 M. 10 Pf., Kartoffeln per 100 Kil. 7 M. 50 Pf.
bis 8 M., Kornſtroh per 50 Kilgr. 2 M. 40 Pf. - Fruchtpreiſe:
Waizen M. 22- 22.75, Korn M. 15.25-16, Gerſte M. 18.50-19, Hafer
M. 14-15 per 100 Kil. - Brodpreiſe: Gemiſchtes Brod 12½ Pf.,
Weißbrod 22 Pf. per Pfund.
Worms. Fleiſchpreiſe die gleichen wie vorige Wiche.
Brodpreiſe deßgl.
Offenbach. Brodpreiſe: Roggenbrod 13 Pf., gemiſchtes Brod
14 Pf. per Pfund.
Am Samstag Mittag wurde am Billetſchalter des zoologi=
ſchen
Gartens in Frankfurt die 100000ſte Eintrittskarte in diehem
Jahre ausgegeben.
- Sterblichkeitsſtatiſtik. In der Woche vom 21. bis
27. September verſtarben in Mainz mit Caſtel 22, in Darmſtadt
mit B.ſſungen 15, in Offenbach 13, in Worms 8, in Gießen 6 Per=
ſonen
. Hiervon verſtarben an Diphteritis 1 (in Darmſtadt), an Unter=
leibstyphus
2 (in Mainz), an Diarrhöe und Brechdurchfall 15 (8 in
Mainz, 1 in Darmſtadt, 2 in Offenbach, 4 in Worms), an Lungen=
ſchwindſucht
9 (2 in Mainz, 4 in Darmſtadt, 3 in Offenbachl, an
entzündlichen Krankheiten der Athmungsorgane 7 (3 in Mainz, 1 in
Darmſtadt, 1 in Offenbach, 2 in Worms), an Schlagfluß 3 (je 1 in
Mainz,. Darmſtadt und Gießen), durch gewaltſamen Tod 2 (1 in Darm=
ſtadt
, 1 in Gießen).
Wie der G. A. mittheilt, wurde in der Frühe des 4. October in
Gießen bereits Eis gefunden.
Mit dem 1. October traten vom neuen Zolltarif folgende
Zölle in Kraft (alles für 100 Kilogr.): Anis, Coriander, Fenchel, Küm=
mel
3 Mark, Raps und Rübſaat 0,30; Holzborke und Gerberlohe 050;
Bau= und Rutzholz 1) roh oder blos mit der Axt vorgearbeitet 0,10,
2) geſägt oder auf anderem Wege vorgearbeitet oder zerkleinert; Faß=
dauben
und ähnliche Säge= oder Schnittwaaren, auch ungeſchälte Korb=
weiden
und Reifenſtäbe 0,25; grobe, rohe, ungefärbte Böttcher=, Drechsler=
Tiſchler= und blos gehobelte Holzwaaren und Wagnerarbeiten mit Aus=
nahme
der Möbel von Hartholz und der fournirten Möbel; geſchälte
Korbweiden, grobe Korbflechterwaaren, weder gefärbt, gebeizt, lackirt,
polirt oder gefirnißt; Hornplatten und rohe, blos geſchnittene Knochen=
platten
, Stuhlrohr, gebeiztes oder geſpaltenes; 3) Holz in geſchnittenen
Fournieren, unverleimte ungebeizte Parquetbodentheile 6 Mark. Die
wichtigeren der hier aufgeführten Waaren waren bisher zollfrei.


Polizei=Bericht vom 6. Oktober.
In der Wienersſtraße entſtand am verfloſſenen Samstag ein unbe=
deutender
Brand, der durch verſchiedene Jungen, die mit Feuerzeug
ſpielten. verurſacht wurde.

Hierzu eine Beilage, betr.; Einladung zum Abonnement auf die Neuzeit. Leſehalle für Aller.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

[ ][  ][ ]

üſſ=
12
Stück
per
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ühner
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ſEinladung zum Abonnement

U5
nen

ſunbe=
rzeug

auf
Die Meuzeik,
Leſohalſe für Alle.
Fünfter Jahrgang.
Motto:Wer Vieles bringt,
Wird Jedem Etwas bringen!
Friſch und wohlgemuth tritt die Reuzeit!, ein Allen lieb gewordener,
treuer Freund, mit ihrem fünften Jahrgange von Neuem in die
Kreiſe der Familie und bittet Alt und Jung um freundliche Auf=
nahme
! Noch billiger, denn bisher, ja ſo billig, daß ſie wohl das
billigſte Blatt genannt werden darf, hat die Neuzeit;, trotz ihres
erſtaunlich geringen Preiſes von nur 10 Pfennig für eine 3 große
Vogen enthaltende Wochennummer, obenein an Umfang des Leſe=
ſtoffes
noch bedeutend gewonnen und ihr gediegener, volksthümlicher
Inhalt, der ſich dem freundlichen Leſer in feſſelnder und eleganter
Schreibart darbietet, gibt die Gewähr, daß, wer nur die erſte Nummer
des fünften Jahrganges geleſen, auch die folgenden Rummern be=
geyren
und ſomit der Neuzeit' auf ſeinem Familientiſche gern
und mit Freuden einen Platz einräumen wird.
So möge denn die Neuzeit;, auch ferner getragen von der
Gunſt des ſtets für alles Neue und Gute empfänglichen, ſo intelli=
genten
deutſchen Volkes, immer mehr werden, was ſie ſelbſt erſtrebt:
Eine Leſehalle für Aller.
Die,Neuzeit bringt eine ſolche Fülle von ſpannenden Romanen
und Novellen, anmuthigen Gedichten, humoriſtiſchen Kleinigkeiten,
ſowie zeitgemäßen Plaudereien theils ernſten, theils heiteren Inhalts,
daß wir ſagen dürfen, es gibt wohl kein Familienblatt, welches zu
einem ſo beiſpiellos billigen Preiſe ſolche Gediegenheit mit ſo viel
Abwechſelung und Reichhaltigkeit in ſich vereint.
Der Roman: Leonore von George Füllborn wendet ſich
mit ſiegender Gewalt an die Herzen aller Frauen; Freund und
Rival von Gundomar; Auf irrem Pfad von Konrad Tel=
mann
; Zurückgekehri von Gduard Heſtermann berühren ſym=
pathiſch
alle Die, welche ſelbſt edlen und hochherzigen Sinnes.
Dagegen werden die kleineren Aufſätze über die heutigen Poſt= und
Verkehrs=Einrichtungen, die Auswanderer, die Erfinder, die Entdecker,
die Induſtriellen der Neuzeit u. ſ. f. allen Denen, die das Bedürfniß
empfinden, alles Wichtige, was in der Gegenwart geſchieht, genauer
kennen zu lernen, um aus der hierdurch gewonnenen Kenntniß
ſicheren Nutzen zu ziehen, - hochwillkommen ſein. Leſer, wie
Leſerinnen werden ſich durch die gefällige Form der Darſtellungs=
ſweiſe
gleich mächtig und gleich lebhaft gefeſſelt finden!
Prämienbilder. Zwei Kunſtblätter erſten Ranges. die Pen=
dants
bilden und in gleichem Hochformate ausgeführt ſind:
Elſa und Lohengrin nach Theodor Pipis
Hans Hachs und Eochen nach Theodor Pixis.
Hochformatl Papiergröße 62.78 Centimeter!
gewährt die Verlagshandlung det Neuzeit= gegen die geringe Nach=
zahlung
von nur 1½ Mark pro Kunſtblatt.
Als drittes und viertes Prämhienhild liefert die Verlagshandlung
der Neuzeit zum Preiſe von ¼ Mark 2 reizende Pendants:
Der Frühſing nach Schmelzer. Der Hommer nach Schmelzer.
Hochformat! Papiergröße 41152 Centimeter!-)
Auch das kleinſte und beſcheidenſte Stübchen wird durch dieſe
Pendants in liehkeizendſter Weiſe poeſievoll geſchmückt erſcheinen!
Als fünftes Prämienbild liefert die Verlagshandlung der
ſ=Neuzeit'gegen die geringe Nachzahlung von nur 1 Mark:
Dasl heilige Abendmahr' nach Leonardo da Vinci.
rektes oder Querformat! Papiergröße 62.78 Centimeter.)
Einel ſo verlockende Gelegenheit zur Auswahl herrlicher Prämien=
bilder
zuſſo billigem Preiſe, wie hier, dürfte ſich wohl nie wieder bieten!
Viom Bezuge der Neuzeit= in Nummern. - Man
ſlabonnzit auf die Neuzeit:, Leſehalle für Alle, bei der Poſt, in jeder
Buchhhandlung, ſowie in jeder Journal=Expedition, in jeder Zeitungs=
ſEphedition
und in jeder Zeitungs=Spedition.-
Wöchentlich erſcheint eine Nummer 10 Pfennig.
ede Nuimmer enthält 3 große Bogen. Preis vierteljährlich 1 Mark.
Vom Bezuge derNenzeite in Heften.- Die,Neuzeit,
Leſehalie für Alle, iſt auch in 26 Heften 25 Pfennig und in
13 Doppelheften 50 Pfeunig in jeder Buchhandlung, ſowie in
jieder Journal=Expedition, in jeder Zeitungs=Expedition und in
Vjeder Zeitungs=Spedition zu haben.
Die Verlagshandlung:
Berlin 8W., 17 Beſſelſtraße.
Werner Großze.

Fünfter, Jede Rummer der Reuzeit=-2 Bogen Neuzeit= und 1 Vogen Das kleine Blatt= - zuſammen Fünſter
Jahrgang.
alſo 3 große Bogen enthaltend - iſt zu dem Preiſe von 10 Pfennig auch einzeln zu haben.
Jahrgang.

Csehalle für

Man abonnirt auf die Neuzeit bei der Poſt, in jeder Buchhandlung, in jeder Journalexpedition, in jeder Zeitungsexpedition und in je der
Zeitungsſpedition. Wöchentlich eine Rummer 3 Vogen.- Vierteljährlich 1½ Mark. Die Neuzeit: iſt auch in 26 Heften 25 Pfennig

und in 13 Doppelheften 50 Pfennig zu haben.

p. l.
Um die freundliche Leſerin ſchnell über den Inhalt der -Neuzeit zu orientiren, bitten wir nachſtehende Beiträge zu
leſen. Dieſelben ſind dem Anfange des fünften Jahrgangs entnommen. Aus ihnen erſehen Sie, wie reichhaltig und mannig=
faltig
die Lectüre iſt, die Sie noch ferner erwartet:

Hehnſucht nach Deutſchkand.
Vor meiner Heimkehr nach Deutſchland niedergeſchrieben im Eichen=
walde
bei Berlin (Pennſylvanien).

Nach Oſten blickt das thränenſchwere Auge,
Des Weltmeers Rücken überfliegt der Sinn:
Ich fühl's, daß für Columbien ich nicht tauge,
Gewaltig ziehk's nach deutſchem Heim mich hinl
Ich ſchmäh euch nicht, amerikan'ſche Söhne,
Sonnk' ich mich doch in eurer Freiheit Licht,
Sah manches Herz hier glühen für das Schöne,
Doch - deutſche Herzen fand ich nicht.
Reich ſpendete Natur hier ihre Gaben,
Entzücken einſt verklärte mir den Blick,
Als ich am Miſſiſſippi ihn konnt laben,
Als nach dem Maiſtrom führt mich das Geſchick.
Noch hör des Urwalds Rauſchen ich im Ohre,
Werth, daß der Sänger preiſ ihn im Gedicht,
Sah' Palmen, Eichen, Lorbeer, Sykomore,
Doch - deutſche Eichen ſah ich nicht!
Ich beuge mich vor euch, ihr edlen Frauen,
Ihr ſchönen Mädchen hier an Zahl ſo reich,
Genuß iſts, euren Liebreiz anzuſchauen,
Manch ehern Männerherze macht er weich:
Doch euch mein Herz in ewiger Liebe weihen,
Ich könnt' es nicht, denn Eines euch gebricht:
Ihr ſeid - oh, möchtet huldvoll ihr verzeihen!
Ihr ſeid - ach, deutſche Mädchen nicht.
Ich ſaß beim Wein, Miſſouri's goldine Reben,
Auch Californier perlten mir im Glas-
Da riefs in mir: Möcht's einmal noch erleben,
Zu ſitzen heim, beim deutſchen Rheinweinfaß;
Ach, hier heißt's zechen nicht, hier heißt es ſchlingen
In Eil, dann fort, als droht ein Halsgericht;
Hier hörſt du plaudern nicht, hörſt nimmer ſingen,
Ja, - deutſche Zecher ſind das nicht!
Ach, wär ich dort, wo meine Lieben wohnen,
Auf deutſchem Boden, wo in Luſt und Schmerz,
Es ſtets ſich zeigt, in Hütten und auf Thronen,
Daß nicht ein Muskel blos das warme Herz!
Tränk Wein ich dann vom Safte deutſcher Trauben
Beim Eichenrauſchen in der Dämmrung Licht,
Könnt deutſchen Mädchenlippen Küſſ ich rauben,
Ich braucht Columbia's Reize nicht!
Hugo von Kupffer.

Zurückgekehrt.
Eine Erzählung von Eduard Heſtermann.
Erſtes Lapitel.
Hans, der Kater, lag auf dek zweiten Stufe einer von der
Mittagsgluth eines heißen Julitages erwärmten Steintreppe, welche
zum Eingange des nicht allzu großen, einſtöckigen Gebäudes führte,
das mit ſeinen glänzenden Fenſteraugen über ſtille Buchenwipfel
hinweg nach der blauen Oſtſee ſchaute. Hans ſchlief und träumte
ſeinen Katzentraum. Eine kleine Strecke von ihm entfernt lag Prinz.
der ſchwarze Pudel - des Hauſes redlicher Hüter - und ürgerte
ſich mit großer Befliſſenheit über die vielen Fliegen, die ihn um=
ſchwärmten
und die nach und nach zu haſchen ſein eifrigſtes Be=
ſtreben
war. Wenns nur nicht gar ſo heiß geweſen wäre: die
Sonne ſchien ſich wirklich als Friſeurin an ſeinen ſchwarzen Zottelpelz
machen und dieſen ganz überflüſſig kräuſeln zu wollen. Wohl ſtrich
ab und zu von der See ein Hauch, wie kühlende Linderung, über
die Wälder, Saaten und Strohdächer am Strande, und auch Prinz
bekam ſeinen gerechten Theil davon, aber es war nur eine Bettler=
gabe
und für Prinz nicht der Rede werth. Plötzlich aber wurde der
wackere Pudel aus ſeinem contemplativen Aerger durch feſte Tritte
auf knirſchendem Sande zu nützlicher Betrachtung aufgeſtört. Mit
kurzem, kräftigen Gebell betonte er die Thatſache, daß er auch ernſteren
Beſchäftigungen obzuliegen habe, als dem leidigen und unvergnüglichen
Zeitvertreibe des Fliegenſchnappens. Hans, der Kater, fuhr aus
ſeinen Träumen auf ünd erreichte ohne Mühe mit drei, in der
Schlaftrunkenheit mehr unbeholfen, als zierlich ausgeführten Sätzen
die neben dem Hauſe ſtehende mehrhundertjährige Eiche, von derem
unterſten Aſte herab er den weiteren Ereigniſſen mit Ruhe entgegen
zu ſehen vermochte. Der Mann, welcher mit ſchwerem Schritt über
den ſandigen Weg dahinwanderte und ſich dem Hauſe näherte, ohne
vor der Hand auf des Pudels Gebell, noch auf des Katers Flucht
ſonderlich zu achten, war ſtattlich gewachſen, hoch und breitſchulterig;
nur ſeine derben Beine zeigten an den Knieen jene Ausbiegung, die
man nicht allzu ſelten an Seeleuten gewahrt. Auch wiegte ſich ſein
Oberkörper in jener eigenen Weiſe in den Hüften, die man an Theer=
jacken
zu bemerken gewohnt iſt, welche auf ſchwankem Schiffe das
Meer pflügen. Von den breiten, braunen und behaarten Händen
war in dieſem Augenblick nur die eine zu ſehen, da die andere in
einer der Taſchen ſeines Beinkleides von hellgrau und braunge=
würfeltem
Stoffe ſtak, wie denn der ganze Anzug des Ankömmlings
aus letzterem verfertigt war. Das Geſicht des Mannes war breit,
aber im Relief mager, tief durchfurcht, bräunlichgelb gefärbt und
nicht ohne auf Rohheit deutende Züge. Die Naſe lang, die Lippen
dünn, die Augen groß und blau, ſicher blickend, aber von einer
gewiſſen Starrheit. Alles in Allem genommen, machte der Mann
keinen guten Eindruck. Es lag etwas unendlich Gleichgültiges, geiſtig

Abgeſtumpftes und grob Materielles in ſeinem ganzen Weſen und
ſeiner Art. Als der Mann ſich der Thür des Hauſes, welches das
Ziel ſeiner Wanderung ſein mußte, ziemlich nahe befand, entleerte
er ſeinen Mund des darin enthaltenen Kautabacks auf ſehr un=
genirte
Art und verſuchte dann den bellenden Pudel durch einen
Fußtritt zu beſeitigen. Prinz, der an dieſer Art von Behandlung
wenig Erfreuliches finden konnte und ſchon in ſeiner Jugendzeit den
Beweis geliefert hatte, daß er die Furcht ſtolz zu verachten gelernt
- er hatte ſogar einmal den Bettelvogt, der ihm mit dem Stocke
gedroht, durch eine wüthende Attacke zu eiliger Flucht gezwungen-
Prinz alſo ließ ſich die Mißhandlung nicht gefallen und da ihm
außerdem vielleicht auch das Muſter des Stoffes, aus dem das
Beinkleld des Fremden gefertigt war, nicht gefallen mochte, fuhr er
ihm wüthend an die Beine und verſuchte als Siegesbeute eine Probe
des behannten Stoffes davonzutraͤgen. Damit war das Signal zu
einem Aufruhr gegeben, welcher ſich zunächſt dadurch äußerte, daß
der Fremde in ein wüthendes Geſchrei und in Schimpfreden aus=
brach
, welche theils in deutſcher, theils in engliſch=amerikaniſcher
Mundakt geführt wurden und ſelbſtverſtändlich zunächſt dem ſchwarzen
Prinzeh," dann aber auch den Bewohnern des Hauſes als muth=
maßlichen
Beſitzern des Pudels galten. Darauf wurde die Thür
des Häuſes geöffnet und ein alter Mann erſchien mit kräftigem,
ürgerlichen Zurufe auf der Schwelle deſſelben. Der Pudel ließ den
Fremden, rannte gehorſam ſofort auf ſeinen Herrn los und ſtand
nun ſchweifwedelnd vor dieſem, als rechne er auf eine Anerkennung
für die von ihm verübte Heldenthat. Dieſe aber blieb nicht nur
nicht aus, ſondern ein kräftiger Schlag belehrte Prinz außerdem
auch noch, daß er in ſeinen Amtspflichten zu weit gegangen ſei.
Der Pudel entfernte ſich darnach mit herabhängendem Schwanze
und eilem Blicke, in dem durchaus nicht zu leſen war: Ich grolle
nichtiul Der Fremde, der während dieſer Begebenheit mit einer
gewiſſeh Unruhe Alles rings um ſich her gemuſtert hatte, ſagte,
nachdem er vorher in echter Pankee=Manier ausgeſpuckt hatte:
Calcukire, ſolltet den Hund an die Kette legen. Hätt ich meinen
Revolver bei mir, könnte die Beſtie in dieſem Augenblick ſchon be=
graben
ſwerden. - Ich bitte ſehr um Verzeihung; ſagte der alte
Mann, daß Sie auf dieſe Weiſe von meinem Hunde angefallen
wurden Er iſt ſonſt nicht biſſig, außer zur Nachtzeit, wo er an die
Kette gelegt wird. Wollen Sie in mein Haus tretenzu Der Fremde
ſchien wenig auf die Auseinanderſetzung des alten Mannes zu hören,
aber während der Andere ſprach, ſixirte er dieſen unausgeſetzt ſehr
ſcharf Und fragte dann: Calculire, Ihr ſeid der Andreas Richter z
Der alte Mann ſah den Fremden verwundert an, dann begann er
plötzlich am ganzen Leibe zu zittern, beugte den Oberkörper vor und
und ritzf mit bebenden Lippen und in einem Tone, den nur eine
Miſchung von Angſt und Freude hervorbringen konnie: Hansl..
Gott ſitzh mir beil - 3ſts Traum oder Wahrheit'... Du biſt's,
Hans -. mein Sohn.
Dir köſtlichſte aller Wohlgerüche iſt und bleibt doch der, welchen
die al) Bau de Cologne bekannte Auflöſung von ätheriſchen
Oelen In reinſtem Sprit erzeugt. Wer vermöchte daher wohl die
Mengr; auch nur unnäherno unzugeben, die in einem Juhre von
Kölniſe i7 Waſſer, echtem und unechtem, verbraucht werden! Aber
wer iſt denn der Erfinder des echten Bau de Cologne, deſſen richtige
Zuſamnenſetzung und Zubereitung noch heute geheim gehalten wird,
ſo daß das anderwärts fabricirte Eau de Cologne vielleicht eben ſo
gut ſein könnte, als das vom Beſitzer des urſprünglichen Receptes
hergeſtellte, es aber - doch nicht iſt. Alſo wer erfand das herrliche,
ſtärkende und erfriſchende Parfum, und ſeit wann erfreut ſich die
Menſchheit dieſes duftigen Gutes? Es war während des Sieben=
jährigen
Krieges, daß die Franzoſen einmal Köln beſetzt hielten.
Damals fluchten und wetterten ihre Offiziere beſtändig über den
üblen Geruch in der alten Rheinſtadt. Der Bürgermeiſter, Herr
Adrian von Scheven, hatte infolge deſſen keine ruhige Stunde mehr;
er lief von früh bis ſpät von einem Ende der Stadt zum anderen,
um nadzuſehen, ob auch überall für tüchtige Lüftung, Sprengung
und Räucherung geſorgt würde. Eines Tages hatte er wieder eine
gegen die ewige Schwefeleil opponirende Bürgerdeputation tröſten
müſſen und trat eben ſorgenvollen Blickes zu ſeiner Ehefrau in'3
Zimmer, um hier die Hälfte ſeines Kummers abzulegen. Dieſelbe
war aber nicht allein. Es ſaß vielmehr neben ihr eine Nonne, die
ſich bein Cintritt des erſten Mannes der Stadt ſchüchtern erhob.
Da ergliff die Frau Bürgermeiſterin das Wort und ſagte: Lieber
Eheherr; Schweſter Maria Clementine Martin bringt Dir ein
Fläſchchen wohlriechenden Waſſers, das " Der Bürgermeiſter ließ
ſeine Frau nicht ausreden; er hatte kaum das Wort,wohlriechend
vernomnen, als auch ſofort ſein Geſicht aufleuchtete und er wie
freudetrunken auf die Nonne zueilte, als wollte er ſie umarmen. Er
beſann ſich indeß noch zur rechten Zeit, faßte nur nach ihrer Hand,
die das Fläſchchen hielt, und fragte: Ihre eigene Erfindungsu
Die Norne verneinte dieſe Frage, fuhr dann aber fort: In den
zwanziger Jahren klopfte eine arme Kranke an unſere Pforte. Ich
öffnete und führte die Todtmatte in meine Zelle. Sie war eine
Italienerin, hieß Paula Feminis, und ich pflegte ſie, bis ihr Auge
brach. Am Abende vor ihrem Verſcheiden zog ſie das Recept zu
dieſem Waſſer aus dem Gewande und ſagte zu mir: Schweſter
Clementine, nimm dies von mir an; es iſt das Einzige, was ich
hinterlaſſe; ich empfing es aus meines Vaters Hand; er machte die
Erfindurg im Kerker, und als er die Freiheit wiedererlangt hatte,
fehlten ihm die Mittel, ſeine Erfindung zu verwerthen. Mache
Du nun," ſo ſchloß die Sterbende, Gebrauch davon; das nach
dieſem Recept bereitete Waſſer ſtrömt einen köſtlichen Duft aus."
Lange ließ ich das Recept unbeachtet liegen. Jetzt aber, nachdem
die Klagen der Franzoſen und die Beſchwerden der Kölner auch in
unſer Kloſter gedrungen, erinnerte ich mich deſſelben und mächte
Bei dieſen Worten reichte
einen Verſuch, deſſen Ergebniß ich
Schweſter Clementine das Fläſchchen dem würdigen Bürgermeiſter
hin, der es nicht ſobald in ſeiner Hand hielt, als er es auch bereits
entkorkt hatte und an die Naſe brachte. Ah, ah, ahl rief er aus,

Da der Preis eines vierteljährlichen Abonnements auf die Neuzeit" V. nur 1½ Mark beträgt, und
jeder Linzelne der in einem Vierteljahre erſcheinenden 39 Bogen Ihnen ſomit, wenn Sie abonuiren, nur
3¹⁄₈ Pfennig koſtet, ſo erſehen Sie hieraus, daß die ,Neuzeit V. das billigſte aller Familienblätter iſt.

Da der Preis eines vierteljährlichen Abonnements auf die Neuzeit" V. nur 1¹⁄ Mark beträgt, und
jeder einzelne der in einem Vierteljahre erſcheinenden 39 Bogen Ihnen ſomit, wenn Sie abonniren, nur
3¹⁄₈ Pfennig koſtet, ſo erſehen Sie hieraus, daß die , Neuzeit V. das billigſte aller Familienblätter iſt.

[ ][  ]

immer entzückter über den Duft, den das Waſſer ausſtrömte; dann
griff er eiligſt zu Hut und Stock und rannte zum franzöſiſchen Ge=
neral
, ihm die freudige Botſchaft zu bringen. Tage des Glückes
zogen nun über Köln herauf, denn der Unwille der Franzoſen war
bezwungen. So lange Maria Clementine Martin lebte, ſtellte ſie
das Waſſer her. Nach ihrem Tode fiel das Recept dem Kloſter zu,
in welchem dann ein großes Laboratorium eingerichtet wurde, wo
ſämmtliche Nonnen mit Hand anlegen mußten. Bald fand ſich auch
ein Püchter, der hinter der Kloſterkirche einen Laden anlegte. Eines
ſchönen Tages aber that ſich dem Jülichsplatze gegenüber ein anderer
Eau de Cologne-Laden auf, und ein Italiener, Namens Johann
Maria Farina, ſtand darin und behauptete, ſein Vater wäre der
wirkliche Erfinder des Waſſers geweſen und hätte dem Vater jener
Paula Feminis, mit dem er den Kerker getheilt, das Recept mitge=
theilt
. Die Kölner aber kümmerten ſich nicht weiter um den Erfin=
dungsſtreit
, ſondern freuten ſich ihres dem Waſſer zu verdankenden
Ruhmes und Glückes.
Aus der Plauderei,Beim Friſeur=
von
K. H. Preuff.

Nach einigen kühnen Kammſtrichen durch das Haar des Kunden,
welche ſofort den Sachverſtändigen verrathen, beginnt das Klipp=
Klapp der großen Scheere. - Schönes Wetter heute! (Hier ſind
natürlich alle vom Barometer abhängigen Varianten zuläſſig)
Hm, ſagt der Kunde, dem der lange Pudermantel ſo dicht um
den Hals geſchnürt iſt, daß er kaum zu reden vermag. - Belieben
ganz kurz. la malcontent oder la militaire zu Der Kunde iſt
völlig im Unklaren über dieſe Begriffe und ſagt etwas ungeduldig:
Schneiden Sie nur nicht zu viel herunter, daß man nicht wie ein
geſchorenes Lamm ausſieht! Verſtehe - belieben zulaufend"
ſagt der Künſtler mit freundlichſtem Lächeln. Der Mann im Lehn=
ſtuhle
ergiebt ſich in ſein Schickſal, welches ſich in dieſem Augen=
blicke
dadurch zu einem recht bedauernswerthen geſtaltet, daß ihm
einige feine Härchen auf die Naſe gefallen ſind und ihn in ſo
ürchterlicher Weiſe kitzeln, daß ihm die Thränen in die Augen freten.
Indeß ſeine Hände ſind unter dem ſtraff gezogenen Pudermantel
gefeſſelt und er ſucht durch krampfhafte Bewegungen des Kopfes die
Härchen von ihrem Platze zu bringen. Der Haarkünſtler Umfaßt
den Kopf des Bedauernswerthen mit dem feſten Griffe eines Schraub=
ſtockes
und biegt ihn in die für ſeine Operationszwecke günſtigſte
Lage. Das Opfer ſtöhnt und ergiebt ſich drein. Gehn ſgewiß
heute Abend in's Theater, Herr= - bemerkt der Friſeur jinver=
droſſen
. - Neinl antwortet der Mann unter der Scheers kurz.
Er hat ein Billet beſtellt, aber bei dem ungeheuren Andrange ſkeines
erhalten. - Freiſchütz, ganz neu inſcenirt. Wunderbarl Ge=
denke
ſelbſt zu gehen. Habe das Billet nur mit Mühe erhalten
können. Sind jedenfalls kein Verehrer von Weberl Wagner freilich
iſt in vielen Beziehungen= - Ich würde - heute - Aband
überhaupt - nicht -gehen; ſagt der Gequälte, jedesſ Wort
ärgerlich betonend. - O gewiß, gewiß! Geſchäfte gehen vok Ver=
gnügen
. Vielleicht ein wenig Eau de Guinine von Pinaudk Sie
haben ſehr viel Schuppen, Herr= - Meinetwegen! Dauert es noch
ſehr lange zu - Bin in wenigen Augenblicken fertig, ruft der
eifrige Friſeur, indem er aus Leibeskräften eine röthliche Flüſſigkeit
in das Haar des Kunden hineinreibt. Hierauf ſpringt er iſt den
Hintergrund und kommt mit einer großmächtigen eylinderföhmigen
Bürſte, die in ihrer Form der ſtachlichen Muſikwalze eines ſLeier=
kaſtens
nicht unähnlich ſieht, wieder zum Vorſchein. Nun beginnen
martervolle Augenblicke für den Geſchorenen. Mit Anwendung aller
Muskelkräfte und jener namenloſen, ſeinem Stande eigenen ſHand=
gelenkigkeit
vollt der Haarkünſtler die borſtige Walze auf dem Kopfe
ſeines Opfers umher, ſo daß derſelbe eine jede der unzähligen
ſcharfen Borſten über ſeine Kopfhaut hinkratzen fühlt. Er ſuhht mit
der größten Anſtrengung ſeine Nackenmuskeln möglichſt anzuſpannen,
ohne jedoch verhindern zu können, daß ſein Kopf häufig nach allen
Richtungen hin geſchleudert wird, wie ein vom Winde bewegter Mohn=
Lopf auf dünnem Stengel. Dieſe gymnaſtiſche Uebung des Haar=
künſtlers
, die in ihren Folgen beinahe an das nicht ſehr angehehme
Geknetet=oder Maſſirtwerden in den ſogenannten, Friſch=Römſſchen
Bädern erinnert, hinterläßt für den Augenblick in dem Kopffe des
Geſchorenen ein eigenthümliches Gefühl der Abſtumpfung, ehn Ge=
fühl
, das etwa die Mitte zwiſchen Schwindel und Ermüdung hält.
Dieſen Augenblick des Stupors benutzt unſer Freund Haarkühnſtler,
nachdem er noch raſch das Haar ſeines Opfers in vorſchriftsmüßiger
Weiſe geſcheitelt, gekämmt und mit einem ſchönen Toupet geſchmückt
hat, nach einem mit zwei ſenkrecht zu einander geſtellten Röhren
und einem hohlen Gummiballon verſehenen Fläſchchen zu gfeifen,
das mit - Arabiens Wohlgerüchen gefüllt iſt. Er drückt mit Macht
den Gummiball zuſammen und in feinſter Staubform ſprizt das
köſtlich duftende Ess Bouquet; oder Spring flower, odhr wie
es ſonſt heißen mag, dem erſtaunt dreinblickenden Kunden - ſin die
Augen. Herr - Herr - was fällt Ihnen ein. Das beißt ja
Warum haben Sie denn das nicht vorher geſagtzu ruft dieſar ent=
rüſtet
dem munter fortſpritzenden Haarkünſtler zu. - Oh bitte
tau - ſend - mal um Entſchuldigung, mein Herr. Dachts Sie
hätten die Augen zugemacht! Bitte ſehr, Herrn Mit ldieſen
Worten reißt er ſeinem Opfer mit Blitzesſchnelle den Puderſnantel
yerunier, muhk zwei Uieſe Büllluge uid Wüſe vunt ni jpelen
Backen ſo heftig in den Nacken des nunmehr zu Ende Geguälten,
daß dieſer entſetzt aufſpringt, von Herzen froh, des Marterſtuhles
endlich los und ledig zu ſein. Doch ein Blick in den Spiegkl ver=
wiſcht
raſch den Ausdruck der Abſpannung von ſeinen Zügen, über
welche ſich derjenige tiefinnerſter Zufriedenheit ausbreitet. Sicher=
lich
, mag auch Manchem das Viertelſtündchen in dem Lehnſtuhle des
Friſeurs zur Ewigkeit werden, mag auch zuweilen die Redſeligkeit
des Haarkünſtlers in zufälligem Contraſt mit der augenbliklichen
Gemüthsſtimmung des Betreffenden ſtehen, - die Ueberzehigung,
daß der Friſeur es doch trefflich verſteht, alle Schwächen unſeres
Kopfes (wir meinen jetzt des äußeren Kopfes) kunſtvoll ſauszu=
beſſern
und alle Vortheile geſchickt zu benutzen, vermöge deren wir
durch das vereinte Wirken von Scheere, Bürſte, Haaröl und Odeur
mit einem Schlage den äußeren Stempel des Gentlema
auf=
gedrückt
erhalten, muß nothwendiger Weiſe ein Gefühl derſ Dank=
barkeit
gegen den Haarkünſtler in uns erſtehen laſſen. Denn heut=
zutage
, wo eine jede Kunſt, eine jede Wiſſenſchaft, ein jedes Hulndwerk
mit raſchem Fluge auf der Bahn der Entwickelung und Pervoll=
kommnung
dahin eilt, heutzutage iſt auch der Friſeur langk nicht
mehr blos der Mann, der uns das Haar zurechtſtutzt und deh Vart=
wuchs
regulirt. Wie Mephiſto vermöge ſeiner Wunderkräfſe dem
alten Magiſter Fauſt die Mittel in die Hand giebt, ſich zu ver=
jüngen
- ſo iſt heutzutage das Laboratorium des Friſeurs, der auf
der Höhe ſeiner Kunſt ſteht, ein Stapelplatz all der geheimnißvollen
Eſſenzen, rothen und weißen Pülverchen, duftenden und fäſbenden
Tincturen, welche der Natur in jeder Weiſe nachhelfen ſolleh, und
auch des Friſeurs hohe Aufgabe der Menſchheit gegenüber iſ
zu
verſchönen, zu verjüngen.

Zum Kapitel der Trinkgelder. Folgende Anekdote ochn ver=
ſtorbenen
Fürſten Hermann von Pückler=Muskau charakteriſirt
die Feinfühligkeit des wahren Edelmannes im Verhältniß lzu der
Plumpheit und dem berechnenden Sinne des Geldmannes= Fürſt
Pückler beſuchte während ſeines Aufenthalts in Hamburg hälfig ein
Haus, wo die leider viel verbreitete Unſitte herrſchte, die Piener=
ſchaft
ſehr auf die Trinkgelder der Gäſte anzuweiſen; die Hlrrſchaft
bekümmerte ſich bisweilen ganz merkbar um dieſes Verhältkiß und
ſprach von den Gaben, machte auch wohl den Gäſten, wllche zu
wenig ſchenkten, eine Unehre daraus. Abends nach dem Eſſen
gewöhnlich in nur einem Gerichte, ſehr oft in einem Bee
ſtand, begleitete der Wirth den Fürſten hinaus und gab 2cht, ob
und auch womöglich, wieviel er Trinkgeld gab. Einmal phar das
Pückler doch gar zu mißfällig, und als unter den Augen des
vier Bediente zugleich ſich zur Hand des Fürſten drängten,
plötzlich ſtill, wandte ſich zu dem Herrn des Hauſes und fraͤgte mit
liebenswürdigſter Unſchuld: Sagen Sie mir doch gütigſt,
von dieſen Leuten ſoll ich denn eigentlich mein Beefſteak beſhhlenzu

welches
teak be=
Wirthes
land er
welchem

Der Herr erblaßte und ſtotterte Entſchuldigungen. Pückler beſuchte
aber ſeitdem das Haus nicht mehr. Jene von Pückler ſo ſcharf ge=
rügte
Unſitte greift leider in unſeren Tagen immer mehr um ſich.
Namentlich werden die Kellner und Droſchkenkutſcher immer an=
ſpruchsvoller
. Will man nicht mürriſche Geſichter ſehen, nicht wider=
willig
bedient und unhöflich behandelt ſein, ſo muß man ſich eine
Steuer auferlegen, deren Jahresſumme faſt dem Betrage der ſtaat=
lichen
Einkommenſteuer gleichkommt. Eine gute Bedienung, ein
freundliches Weſen belohnt man wohl gern noch extra. Aber auch
hier wird man, wenn man die Abſicht merkt, verſtimmt; es ver=
drießt
, wenn man ſieht, daß nur auf ein reichliches Trinkgeld
ſpeculirt wird und daß ſich die Scene ſofort ändert, wenn man
nicht nobel= geweſen. Die Gründerperiode hat in dieſer Beziehung,
wie in ſo vielen anderen, eine üble Nachwirkung zu Tage gefördert;
aber es liegt in der Hand des Publikums, die koſtſpielige Unſitte
4 4
nicht weiter wuchern zu laſſen.

Bei Boſſens. Johann Heinrich Voß, der Dichter der Louiſe,
der Ueberſetzer des Homer, hatte als Rektor zu Otterndorf im Lande
Hadeln 1778-1782 nicht mehr, als etwa 300 Thaler Gehalt; das:
Uebrige, was er zum Leben brauchte, mußte er durch literariſche
Arbeiten verdienen, wie er denn ſchon in Otterndorf zum Beiſpiel
die Ueberſetzung der Odyſſeel vollendete. Die Stellung des be=
rühmten
Gelehrten und Dichters war ſomit nicht gerade eine glänzende.
Dadurch gewinnt jedoch folgende Schilderung einer Féte an Intereſſe,
zu welcher Voß und ſeine Frau Erneſtine eines Tages ihre Ottern=
dorfer
Freunde eingeladen, hatten. Die Anſtalten dazu waren
ſchwierig. Es haperte an allen Ecken und Enden. Da waren nicht
Teller, nicht Gläſer, nicht Stühle, nicht Tiſche genug, ſo daß dem
Mütterchen Erneſtine angſt und bange wurde. Vater Voß aber ließ
den Muth nicht ſinken. Nur nicht gleich den Kopf verloren, ſagte
er; haben wir keine Tellern und Schüſſeln, ſo mach ich's wie bei
meinen Buchhändlern und laſſe von allen Seiten welche zur Anſicht
kommen; fehlen uns Gläſer, ſo haben wir noch viel Schöneres. Da
iſt der große Göttinger Pokal, der ſoll kreiſen. Es hat der ganze
unſterbliche Hainbund daraus getrunken: Stollberg und mein Hölty,
Miller Leiſewitz und Hahn und ſelbſt der herrliche Lenorenſänger.
Wenn ſolche gottbegeiſterte Lippen ihn ſchon berührten, dann können
unſere guten Hadler es ſich nur zur ungeheuren Ehre anrechnen,
daß ſie daraus trinken dürfen. - Nun aber die Stühle½ - Ja,
das iſt allerdings ein fataler Punkt - Halt, dafür weiß ich
Rath, entgegnete Erneſtine. Wozu könnten Deine alten, dick=
bäuchigen
Folianten irgendwie beſſer und würdiger benutzt werden zu
- Braviſſimol Du weiſeſte aller deutſchen Hausfrauen, rief Voß
aus. Das iſt ein unbezahlbarer Einfall. Unſere gewichtigen Hadler
ſollen ſich einmal bei mir mit Leibeskräften auf die alten Klaſſiker
werfen, und das ſoll ihnen gut bekommen. So ward denn der
Feſtſaal' hergerichtet; rings an den Wänden wurden aus all der
griechiſchen und römiſchen Weisheit und Poeſie in Pappe und
Schweinsleder für die hochwerthen Hadler alle Arten von Divans,
Sophas und Seſſel erbaut, ſo vortrefflich und praktiſch, daß der Herr
Rektor und die Frau Rektorin ihre Herzensfreude daran hatten.
Und auch die Fste ſelbſt fiel über alle Maßen prächtig aus.
Mütterchen Erneſtine zeigte ſich als perfekte Köchin, Vater Voß ließ
im Pokal den edlen Rheinwein kreiſen und war ſo unerſchöpflich im
Erzählen köſtlicher und derber Schnurren, daß das kleine, ſchwach
gebaute Rektoratshaus bald von einem fortwährenden wahrhaft
homeriſchen Göttergelächter bis in ſeine Grundfeſten erdröhnte. In=
deß
noch auf ganz andere Art ſollte es erſchüttert werden. Manche
glattlederne Foliobände hatten ſich nach und nach, je mobiler die
Geſellſchaft geworden, verſchoben, und mit einem Male brach ein
ſolcher Bücherthron unter einem alten, ſchwerwiegenden Schultheißen.
zuſammen, und unter erneutem und verdoppeltem Lachdonner lag
der würdige, geſetzgebende Körper ſtöhnend am Boden, mühſam ſich
wieder emporarbeitend. Bei dieſem einzigen Falle blieb es aber
nicht; der Schultheiß hatte vielmehr die Genugthuung, noch mehrere
der eingeladenen, gleich ihm gewichtigen! Hadler von ihrer klaſſiſchen
Höhe herabſinken zu ſehen. Und doch waren ſchließlich alle Gäſte
der Anſicht, ſolch einen prächtigen Abend noch nie erlebt zu haben,
und noch lange erhielt ſich aus jener genügſamen, anſpruchsloſen
Zeit in Otterndorf die Tradition von der großen Feſtlichkeit bei
Voſſens.
2*

Auf irrem Pfad.
Novelle von Konrad Telmann.

Sie verweigern mir dieſen Tanzzu fragte der Freiherr.-
Ich verſichere Sie, daß ich nicht im Stande bin, war die Er=
widerung
, nich bin ermüdet, die Hitze iſt unerträglich. - Es wäre
alſo eine Gunſt von mir, wenn ich Ihnen die Erfüllung Ihres Ver=
ſprechens
nachließe denn Sie haben mir dieſen Walzer zugeſagt.
Sie lachte. Und das ſprechen Sie in ſo feierlichem Rednertone,
rief ſie, gals wollten Sie fortfahren: Wie werden Sie mir für ſo
hohe Gunſt danken, mein Fräulein 2u Auch über ſeine Züge, die
eine Wolke des Unmuths beſchattet hatte, flog jetzt ein Lächeln.-
Gunſt gegen Gunſt, ſagte er, oder ich beſtehe auf meinem Rechte."
- Und wenn ich demungeachtet bei meiner Weigerung beharre?
So entführe ich Sie mit Gewalt und wirble ſo lange mit Ihnen
über die Parquets, bis der letzte Geigenton verklungen iſt z Eugenie
ließ hinter ihrem Elfenbeinfächer, mit dem ſie ſich Kühlung zuwehte
unruhige Blicke durch den Saal ſchweifen. - Es käme noch darauf
an, worin die Gegengunſt beſtehen ſollte, ſagte ſie langſam.- Des
Freiherrn Auge leuchtete auf. 3r einer einzigen Erklärung, Eugenie,"
erwiderte er warm. Und die' Erklärung; er wollte ſprechen,
als ihre dunklen Augen groß ſich auf ihn hefteten, verſagte ihm die
Stimme. Nicht hier, ſtotterte er, wenn Sie ermüdet ſind
vielleicht, daß wir im Nebenzimmer - Eine Gunſt, die ſich ge=
währen
läßt, Baron, ich ſehne mich ohnehin nach Kühlung und Ruhe.
Reichen Sie mir Ihren Arm. Er führte ſie ſtolz und ſicher durch
die Reihen. Die Augenpaare, die ihnen aus dem Ballſaal unwill=
kürlich
nachfolgten, ſchienen einſtimmig zu ſagen, daß man ein ſchöneres
Paar kaum je geſehen. Freiherr von Lenzendorf war hochgewachſen,
eine nordiſche Reckengeſtalt, mit lichtblauem Auge und natürlich
gekräuſeltem blonden Haar, während Eugenie von Senden klein und
zierlich, mit faſt ſüdlicher Lebendigkeit und Grazie neben ihm her=
ſchritt
und ihr dunkler Lockenkopf mit den tiefſchwarzen Augen in
feſſelndem Kontraſt zu dem ihres Begleiters ſtand. Sie hatten eine
Flucht von Zimmern durchſchritten, bis Werner die Thür eines
kleinen Gemaches aufſtieß, das ihm Eugenie als das einzige be=
zeichnet
hatte, wo man ungeſtört ſein werde. Der anmuthig aus=
geſtattete
Raum mit epheuumzogener Fenſterniſche, in der vor einem
Divan ein ſauber gearbeiteter Moſaiktiſch ſtand, war durch eine roth=
glühende
Ampel nur dämmerig erhellt. Der Lärm vom Ballſaal war
hier verſtummt und es überkam den Freiherrn ſeltſam, als ſie in
dieſe Stille eintraten. Eugenie hatte ſich auf dem Divan nieder=
gelaſſen
und bat ihn, ſich einen Seſſel neben ſie hinzurollen. So,"
ſagte ſie, mit ihrem Fächer ſpielend, nun ſind wir allein und Sie
können reden. - Eugenie," begann er und ſeine Stimme zitterte
leiſe, wollen Sie ganz offen gegen mich ſein zu Ihr Blick traf
ihn unter den langen Wimz ern hervor halb ängſtlich, halb neugierig.
Wie immer, entgegnete ſie zweifeln Sie an mir, Werner Die
Nennung ſeines Vornamens ſchien ihn zutraulicher zu machen. Er
rückte ſeinen Seſſel dicht neben ihr Lager und ſagte, ernſt auf ſie
niederſehend: Ja, Eugenie, ſeit dieſem Abende - - Weil ich
Ihnen eine faſt beſetzte Tanzkarte vorzeigen mußte, als Sie im
Drange Ihrer Geſchäfte vergeſſen hatten, zur rechten Zeit in unſeren
Salons zu erſcheinen? Seien Sie kein Kind, Werner" Sie ſchlug
ihm ſpielend mit dem Fächer auf die Hand. Ein Diplomat," lachte
ſie, als er nicht gleich eine Erwiderung fand, und ſolche kindiſchen
Grillen im Kopfel Ich weiß nicht, ob ich Ihnen eine glänzendere
Genugthuung für ein unverſchuldetes Unrecht gewähren konnte, als
dieſe Unterredung.: Er hatte ihre Hand ergriffen, die ſie ihm ließ,
und er führte ſie an ſeine heißen Lippen. Sie haben recht/ ſagte er
aufathmend, und ſeine hellen Augen glühten in leidenſchaftlichem
Feuer, nich ſollte die Gunſt dieſes Augenblickes nützen, anſtatt mich
uber die inhaltlos verrauſchten zu beklagen. Ich will es auch-

Le o n o r e.
Noman von George Füllborn.

Aymar und Ceonore.
Ein junger, auffallend ſchön gewachſener Offizier verließ an
einem kühlen, dunkelen Herbſtabende das Louvreſchloß zu Paris, in
welchem er Dienſt gehabt hatte. Er hatte ſeinen Militärmantel um=
genommen
und ſchien einem erſehnten Ziele entgegen zu eilen; denn
er ſtürmte beflügelten Schritts dahin. In den Straßen und auf den
Plätzen von Paris herrſchte Abends zu der Zeit, von welcher hier
erzählt wird noch nicht jene Tageshelle, welche heute in der un=
geheuren
Stadt durch die zahlloſen Flammen Abends und Nacht;
erzeugt wird. Es befanden ſich zwar an einzelnen Stellen Laternen,
doch die Beleuchtung war ſchwach und an manchen Punkten nur dem
Monde überlaſſen, deſſen magiſches Licht die Steinmaſſen, Erker und
Balcone der rieſigen Stadt jetzt noch nicht erhellte. Als der junge
Offizier den Platz vor dem Palais=Royal erreichte, trat an einer Ecke
plötzlich eine Geſtalt auf ihn zu. Er wollte ausweichen, doch die
Geſtalt vertrat ihm den Weg. Auf ein Wort nur, Lieutenant Col=
bertl
tönte eine gedämpfte Stimme. Der Angeredete blieb nun
ſtehen und muſterte erſtaunt die vom Dunkel umfloſſene Geſtalt,
welche ſeinen Namen genannt hatte und hier auf ihn gewartet zu
haben ſchien. Es war im Augenblick kaum zu unterſcheiden, ob die=
ſelbe
eine Frau oder ein Mann war. Sie trug einen breitkrämpigen
Hut und einen weiten, dunkelen, mantelartigen Ueberwurf, der bis
zur Erde reichte. Wer ſeid Ihrzu fragte der Angeredete kurz, in=
dem
er ſtehen blieb. - Euer Freund Aymar von Colberti -
Was wollt Ihr von mir? Ihr habt Euch unkenntlich gemacht-
Sucht nicht zu ergründen, wer ich bin - Gure Stimme kommt
mir bekannt vor. - Ich komme, um Euch zu warnen! Hört mich
anl - Ich habe Eile½ - Eile, Aymar von Colbert? Eilt nicht
zu ſehr! Es zieht Euch mit magiſcher Gewalt zu Eurer Wohnung
in welcher Ihr die ſchöne Leonore und= - es war, als ſtockte die
Stimme der nun an des Lieutenants Seite weitergehenden Geſtalt
einen Augenblick, die Stimme ſchien einer Frau anzugehören
und den Knaben findet - Wenn Ihr etwas von mir wollt, ſ
kommt mit mir nach meiner Wohnung und erklärt Euchl Ich ver=
kehre
nicht mit Unbekannten, ich muß ſtets wiſſen, mit wem ich zu
thun habe ½ - Ihr ſeid nicht nur der ſchönſte, ſondern auch der
klügſte Offizier in ganz Parisl Die Artillerie verdankt Euch wichtige
Erfindungen! Ihr ſeid zu ſchade für das beſcheidene Loos, daß Ihr
in der Straße Richelieu Euch bereitet habt! Ihr ſeid zu Großem
geborenz = Dieſes Loos macht mich glücklich und nun genugl
fertigte Aymar die neben ihm Gehende ab. - Glücklichzu lachte
die Geſtalt leiſe und höhniſch, meint Ihr durch Leonore's Liebe?
Traut ihr nicht, Aymar von Colbert, ſie betrügt Euch= - Haltet
ein, wer Ihr auch ſeid oder bei meiner Seligkeitl Ihr ſollt mir
Rechenſchaft ablegen! - Nur nicht ſo ungeſtüm, Lieutenant Colbert!
So lohnt man guten Freunden wichſtige Nachrichten nicht! Die Vot=
ſchaft
überraſcht Euch, ſie ſchneidet ſuch vielleicht in's Herz - doch
Ihr müßt die Wahrheit wiſſenl Leonore iſt Euch nicht treu=-
Nicht ein Wort mehr' drohte Aymar gebieteriſch, neine gute Abſicht
verbirgt ſich nicht und ſcheut nicht die Offenheit! Eure Anklage iſt
elend! Sie prallt von mir abl Weicht aus meiner Nähe oder Ihr
könntet für Eure Worte büßen ½ Guer Edelmuth glaubt nicht
an die Untreue des Mädchens aus ldem Volke, das Ihr zu Gurer
Gemahlin erhoben habt - doch, ſſeid auf Eurer Hutl Schlangen=
liſt
lauert nicht ſelten hinter bezaubernder Schönheitl Ich warne
Euchz - Fort mit dem Manteh und dem Hut, die Euch ver=
hüllenſ
rief Aymar heftig und woͤllte Gewalt anwenden, um zu
erkennen, wer die Geſtalt wäre, welche die Saat des Giftes der Eifer=
ſucht
in ſeine argloſe Seele zu ſtreuen ſuchte - doch mit leiſem
Lachen entwiſchte ſie ihm und verächtlich wandte er ſich ab. Er
glaubte nur noch zu bemerken, daß es ein Mädchen oder eine Frau
geweſen war. Bis in die breite Straße=Richelieu hatte ſie ihn be=
gleitet
. Nach wenigen Schritten hatte er ſein Ziel erreicht. Er blieb
vor einem Hauſe ſtehen, deſſen untere Fenſter derleuchtet waren.
Man konnte von draußen in das eine Zimmer himeinſehen; denn
die Vorhänge waren nicht heruntergelaſſen. - Aymar blückte hinein-
der
helle Schein fiel auf ſein männlich ſchönes, edel geſſchuittenes
Geſicht, deſſen Züge Güte, Klugheit und das Höchſte des Mannes,
Muth und Thatkraft verriethen. Den großen, lebhaften Augeſn konnte
man die Tiefe des Geiſtes und in dieſem Moment Unruhe Fnd Er=
wartung
anſehen - hatten die Worte der Unbekannten Nahh ung in
ſeiner Seele gefunden? Er kam früher nach Hauſe, als ſohnſt und
ſah nun, daß die Wärterin den kleinen, zweijährigen Knaben, P ſeiner
Liebling, auf dem Arme trug, die Wärterin war es und nich Pſeine
Leonore, die Mutter des holden Kindes - Wo war Le udrre?
Sie ging ſonſt nie ohne ihn fortl Aymar ſchritt ungeduldiy uch
ſchnell in das Haus. Bevor er die Zimmer betrat, kam ihi ſein
Diener Gabriel entgegen, der auffallend verlegen zu ſein ſchi n, ob=
gleich
er ſeinen Herrn mit tiefer Ergebenheit grüßte. Wo it Ma=
dame
zu fragte Aymar. - Madame? Ich weiß es nicht, grüdiger
Herr, ſtotterte Gabriel und zuckte geſchäftig die Achſeln, nie) weiß
es wirklich nicht! Bei unſerer heiligen Genovefa, ich weiß es nicht!
- Wozu in einem Athem ſo viele Verſicherungen, Gabriel?' fragte
Aymar, Du kommſt mir verändert vor, ängſtlich, unruhig Ic
wüßte nicht, gnädiger Herrl Es iſt nichts - was ſollte e; auch
ſein= =- Du weißt etwas, was Du mir verhehlen willſtl' ſagte
Aymar nun heftig zu dem ſich erſchrocken bückenden Diener, we
iſt es, geſteh'! Ich will die Wahrheit wiſſenl Du kennſi mi=
Gabriel, ich bin gütig ohne Maß, wenn man mir treu iſt, i r trer
dient, aber ich bin auch unerbittlich hart gegen das Unreckt
Erbarmen, gnädigſter Herrl Ich habe kein Unrecht begangen, ich
nicht U rief Gabriel und fiel auf ſeine Kniee, indem er die Hände
bittend zu ſeinem hochaufgerichtet vor ihm ſtehenden Gebieter aus=
ſtreckte
.- Soweißt Du von dem Unrechte Anderer zu fragte Aymar
in athemloſer Erwartung. Gabriel ſchwieg. - Geſteh, was Du
weißt = Erbarmen, gnädigſter Herrl Ich kann es niht ge=
ſtehen
- 3ch irrte mich alſo nicht! Du verbirgſt etwas vor
mir, was Dich verlegen macht - Ich darf es nicht über die
Lippen bringen - es iſt wider den Reſpekt; Aymar blickte ſinſter
und ſtarr zu dem Burſchen hin, der es nicht wagte, zu ihm aufzu=
ſehen
. Gs war genug, was er angedeutet hatte.

Die Zeitung Die Poſtl in Verlin ſagt:
Literariſches. Der rührige Verlag von Werner Große in
Berlin bringt jetzt den fünften Jahrgang ſeiner Neuzeit,
Leſehalle für Allen zur Ausgabe, die ſich einer Auflage erfreut,
um welche ſie die größten deutſchen Zeitungen beneiden dürften.
Wie es aber möglich, jede Nummer dieſes belletriſtiſchen Journals,
beſtehend aus drei großen Quartbogen, für zehn Pfennige und drei=
zehn
Nummern des Quartals, alſo 39 Bogen für eine Mark 25 Pf.
zu liefern, iſt ein für uns unergründliches Geheimniß des
Herrn Werner Große. An Reichhaltigkeit des Inhaltes iſt auch
kein Mangel; ſo bietet beiſpielsweiſe die uns vorliegende Nr. 1
dieſes fünften Jahrganges den Anfang von einem Romane, zwei
Novellen, einigen kleineren Erzählungen, buntes Allerlei, Räthſel
u. ſ. w., ſo daß es reichlich der Mühe lohnen dürfte, durch Einblick
in dieſes Heft ſich von der Fülle des äußerſt anregenden Materials
zu überzeugen.
Die Volks=Zeitung' in Verlin ſagt:
Literariſche Novität. Die Neuzeit eine Leſehalle für
Alle, welche im Verlage von Werner Große in Berlin erſcheint,
tritt in den fünften Jahrgang ihres Beſtehens und die erſten Hefte
derſelben liegen uns vor. Der Titel erſcheint uns ſo glücklich ge=
wählt
, wie das Motto: Wer Vieles bringt, wird jedem etwas
bringen denn der Inhalt iſt ein überaus reicher und atmet den
Geiſt der Gegenwart. Da finden wir die erſten Abſchnitte
eines ſpannenden Romans von George Füllborn, einer Novelle von
Gundomar, einer Erzählung von Konrad Telmann und einer Novelle
von Heſtermann. Daran ſchließen ſich kleinere Mitteilungen über
die heutigen Verkehrseinrichtungen, Erfindungen, Entdeckungen u. ſ. w.
und das Alles für den Preis von zehn Pfennigen pro Nummer.
Die Haltung der Zeitſchrift iſt eine volkstümliche.

Druck von Kerstes 4 Hohmann in Verin 8W. Zimmerſtr. 84.