Darmſtaͤdter Laablatt.
E
Abonnementsprei=
Uährlich 6 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
Amtern Beſtellungen
entgegengenom=
men zu 1 Mark 50 Pf. pro Quartal
incl. Poſtaufſchlag und Beſtellgebühr.
(Frag= und Anzeigeß(att.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Inſerate
verdenangenommen unDarmſtad
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 2.
m Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 18. ſowie auſwärz
von allen ſoliden Annoneen=
Erhe=
ditonen
142. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des Großh. Volizeiamts Parmſtadt.
W 12s.
Freitag den 4. Juli
1870.
5645)
Edictalladung.
Nachdem über das Vermögen des
Gaſt=
wirths Friedrich Schröder Sohn zu
Darm=
ſtadt der formelle Concursproceß erkannt
worden, werden deſſen Gläubiger zur
An=
meldung ihrer Forderungen und Anſprüche
aller Art ſammt etwaigen Vorzugsrechten
oul.
Mirtwoch den 17. September 1879,
Vormittags 9 Uhr,
Zimmer 4
unter dem Rechtsnachtheile des
ſtillſchwei=
gend erfolgenden Ausſchluſſes von der Maſſe
und unterſtellt werdenden Verzichts auf
Vorzugsrechte anher geladen.
In diejem Termine ſoll ſodann über
die weitere Behandlung dieſer Sache
ver=
handelt werden unter dem Anfügen, daß
die nicht erſcheinenden oder nicht durch
ge=
nügend Bevollmächtigte vertretenen
Gläu=
biger als den Beſchlüſſen der Mehrheit
überall beitretend angeſehen werden.
Darmſtadt, den 27. Juni 1879.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt
J. V. d. St.=R.:
Klingelhöffer,
Holzapfel,
Stadtg.=Aſſeſſor.
Stadtg.=Aſſeſſor.
Gerüſtſtangen=Verſteigerung
Montag Nachmittag 2 Uhr werden
im Hauſe Schwanenſtraße 43 verſchiedene
Diele, Gerüſtſtangen und ſonſtige
Weiß=
bindergeräthſchaften gegen gleich baare
Zahlung meiſtbietend verſteigert. (5646
3 Empfehlung.
Ich bringe das Auſdampten der
Bettfedern in und außer dem Hauſe in
gefl. Erinnerung.
Ph. EnauL,
Schloßgraben Nr. 3.
Gebrannten Java-Caſſee
5446) per Bjund M. 1.40.
Gebrannten Domingo-Caſſee
per Pfund M. 1.30
kräftig und reinſchmeckend, empfiehlt
Georg Liebig Sohn.
Auf gerichtliche Verfügung werden
Montag den 7. Juli l. J., Nachmittags 2½ Uhr,
Dieburgerſtraße Nr. 11. 1 Break, 2 Leiterwagen, 1 Korbwagen, 3
Pferde=
geſchirre, 2 Sättel, 1 Brückenwaage, 1 Windmühle, 50 Centner Stroh,
100 Centner Heu, eine Partie Kleie, 1 Sack grüne Kern, eine Partie
Haferſpreu, ca. 100 Liter Nierſteiner Wein ꝛc. gegen baare Zahlung
verſteigert.
Darmſtadt, den 2. Juli 1879.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
5615)
Berntheiſel.
Verſteigerungs=Anzeige.
Dienſtag den 8. Juli, Vormittags 9 Uhr,
werden wegen Abreiſe im Hauſe obere Heinrichſtraße Nr. 47
nachverzeich=
nete, ſehr gut erhaltene Mobiliar=Gegenſtände, als: 1 Kanapee, 6 Stühle,
2 Seſſel von grünem Peluche, 1 großer Spiegel mit Trumeau, 1
Salon=
tiſch, Fenſtergallerien mit Franzen, 1 Silberſchrank, ſämmtliche Möbel
in ſchwarzem Holz. 1 Schlafſopha, 1 Kanapee, 1 Ausziehtiſch, 1
Schreib=
tiſch. Waſchtiſche, ovale und ⬜Tiſche, Kommode, Rohrſtühle, 1 Buffet,
Vorhänge, Kleiderſchränke, Spiegel, vollſtändige Betten, Zimmerteppiche u.
Vorlagen, 1Eisſchrank, Nachttiſche, Lampen, Porzellan und Glas, Küchen=
Möbel, Küchen=Geſchirr und ſonſtiger Hausrath gegen baare Zahlung
verſteigert.
M. Neuſtadt, Hof=Tapator.
NB. Obige Gegenſtände ſiud Montag den 7. Juli, Nachmittags von
2-5 Uhr einzuſehen.
VolllI Vgvi.
2
Georg Schüßler,
L
14
Ed.
14 Ludwigſtraße 14,
empfiehlt für jetzige Saiſon die reichſte Auswahl aller Arten Fußbekleidungen für
Herren, Damen und Kinder. Alle Artikel von den gewöhnlichſten bis zu den
feinſten Qualitäten vorräthig.
Billigſte Preiſe.
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5648) Bei Baarzahlung 5 pCt. Scouto. - Reparaturen ſofort,
321
1234
5070) Eine vorzügliche Zimmerdouche
iſt billig zu verkaufen. Näh. in der Exp.
SNoio.
S 1vg Solfe lgeſetzlich geſchiet)
Dieſe Seife iſt entgegen anderen Seifen
am Vortheilhafteſten im harten Waſſer/
ohne Soda anzuwenden; die Wäſche braucht
nur damit gekocht zu werden; ſie eignet
ſich wegen ihres billigen Preiſes - 25 Pfg.
das Pfund - zu allen Reinigungszwecken.
Dieſe Teig=Seife in neuer
Pergament=
papierpackung iſt zu haben bei:
Georg Liebig Sohn.
M. W. Praſſel.
Georg Philippi.
Franz Ebert.
Guſtav Böhm, A. Köhler Nachfolger.
G. P. Poth.
Carl Reinemer.
Aug. Marburg in Beſſungen.
Metzgergeſchäft
5498)
in vorzüglichſter Lage zu vermiethen.
Näheres in der Expedition.
5499) Beſſungen. Ecke der Kirch= und
Hügelſtraße 25 ein größeres und kleineres
Logis, für Geſchäftsleute ſehr paſſend
zu vermiethen.
5650) Von heute ab wohne ich
Neckarſtraße Nr. 24.
Sprechſtunden von 8-9 Uhr Morgens,
2-3 „ Nachmittags.
Darmſtadt, den 3. Juli 1879.
Ze=
Dr. H. Lohn.
5550) Ein tüchtiger Kaufmann
ſucht die Buchführung und Correſpondenz
von Gewerbetreibenden zu übernehmen.
Nähere Auskunft auf ſchriftliche
An=
frage unt. a9150 durch die Exped. d. Bl.
5551) Eine durchaus perfecte
Modiſtin
(erſte Arbeiterin) ſucht in feinem Geſchäfte
dauernde Stellung.
Gefl. Offerten unter a9012 an die
Expedition d. Bl.
5631) Ich ſuche zum 15. Juli ein
Zimmermädchen.
Nur ſolche mit guten Zeugniſſen finder
Berückſichtigung.
Frau v. Radecke, Promenade 53.
5151) Eine geübte Büglerin
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pfiehlt ſich in und außer dem Hauſe.
Beſſunger Carlsſtraße 12.
Agzmb.
Zur Vertretung einer Bremer Firma
für Petroleum wird ein gut
einge=
führter gewandter Agent geſucht. Offerten
mit Referenzen, unter H M562 an
Rud. Nonye, Bremen.
5653) Ein junger Mann mit guten
Schul=
kenntniſſen findet eine Lehrlingsſtelle bei
Darmſtadt. Johs. Waitz, Buchhandlung.
Na 128
„ernste-russDoaenlaok
von
2048)
Pfannenschmid ≈ Hrueyer, Danzig,
anerkannt der beſte Lack zum Anſtreichen der Fußböden ꝛc.
Niederlage bei
Carl Walzingor,
Louiſenplatz 4.
Detanntmachung.
Bei der am 25. Auguſt d. J. abzuhaltenden Generalverſammlung der Sparkaſſe
zu Groß=Bieberau ſollen unter den ſeither gebräuchlichen Bedingungen Prämien an
Dienſtboten gegeben werden. Es werden deßhalb die ſich bewerbenden Dienſtboten
aufgefordert, ihre deßfallſigen Zeugniſſe, ausgeſtellt von der Dienſtherrſchaft und
Bürger=
meiſterei über die Dauer der Dienſtzeit (4 Jahre) und über die ſittliche Aufführung,
welch letztere von dem betr. Pfarramt mitbeſcheinigt ſein muß, bis längſtens Ende
Juli d. J. bei dem Rechner der Kaſſe einzureichen.
Bei Dienſtboten, welche außerhalb des Sparkaſſebezirks arbeiten oder gebürtig
ſind, iſt außerdem noch eine Beſcheinigung erforderlich, daß ſie keine Einlage in einer
anderen Sparkaſſe gemacht haben.
Groß=Bieberau, den 25. Juni 1879.
Die Direction
der Sparkaſſe und Creditanſtalt für den Sparkaſſebezirk Groß=Bieberau.
5654)
Wörißhoffer.
uaues-ueverne-Ausstellung
des Grossherzogthums Hessen pro 1879
in Offenbach am Hain
unter dem Protectorat Seiner Königl. Hoheit des Grossherzogs.
Eröſkuct am 2. Jull 1820.
5655
KuzAAaan
G
9656) Im Verlage der Unterzeichneten erſcheint vom 1. Juli a. C. an,
wöchentlich dreimal, während der dreimonatlichen Dauer der Ausſtellung die
fZeitung für die Heſſ. Landes-Gewerbe-Ausſtellung
Dieſelbe wird von Aug. Hartmann redigirt, ſachgemäße Beſprechungen
Hder ausgeſtellten Gegenſtände unter Berührung wiſſenswerther, das Gebiet der
4 Induſtrie und der Gewerbe betreffenden Fragen, ſowie die officiellen
Bekannt=
machungen des Comités und das Programm der in der Ausſtellung täglich ſtatt=
Afindenden Concerte ꝛc. bringen und im Ausſtellungs=Gebäude ſelbſt gedruckt werden.
Da die Leſer dieſer Zeitung ſich nicht allein aus der großen Zahl der
Aus=
ſteller und Gewerbetreibenden des Großherzogthums Heſſen, ſondern auch aus den
vorausſichtlich ſehr zahlreichen Ausſtellungs=Beſuchern, welch letztere das Blatt
ſchon der darin enthaltenen Concertprogramme wegen kaufen werden, recrutiren,
ſo wird die Auflage eine ſehr bedeutende ſein und ſich die Zeitung daher als ein
14
vorzügliches Inſertions=Organ zu
Ankündigungen jeglicher Art
4 ganz beſonders empfehlen.
Die Zeitung für die Heſſiſche Landes=Gewerbe=Ausſtellung iſt im Abonnement
gegen directe Einſendung von M. 5. — an die Unterzeichneten franco per Poſt
erhältlich. Inſerate koſten per Ageſpaltene Nonpareille=Zeile 20 Pf. und wird bei
größeren Inſertionen entſprechender Rabatt gewährt.
Frankfurt a. M., Ende Juni 1879.
fl. L. Daube & Co.
P8. Der oficielle Ausſtellungs=Catalog der Landes=Gewerbe=Ausſtellung für das
Großherzogthum Heſſen pro 1879 iſt ſoeben erſchienen und gegen Einſendung
D. O.
von M. 1. 10 franco von uns zu beziehen.
R 128
1235
E
AAuhuuvu 1hidtuzd
für ſämmtliche Zeitungen Deutſchlands und des
Aus=
landes zu gleichen Preiſen wie bei den Zeitungs=Expeditionen
ſelbſt ohne Porto und Speſen. Bei größeren Aufträgen
entſprechende Rabattgewährung.
735)
in der
E
Annoneen-Expedition
von
ACuo. woOOo.
General=Agent J. Cg. Schröder, DhRſsTaVI,
Karlsſtraße 12.
5545) Als Vorleſer oder
Geſell=
ſchafter wünſcht ein gebildeter Herr ſeine
freie Zeit zu verwerthen. Gefl. Offerten
unter 9181 beſ. die Exped. d. Bl.
5602) Ein gut empfohlenes Mädchen,
das perfekt kochen kann u. etwas Gartenarbeit
verſteht, kann b. ein. Beamten i. d. Nähe
Darm=
ſtadt's alsbald eintreten. Näh. Mauerſtr. 10.
5657) Ein junger Mann wünſcht ſeine
freie Zeit zum Beitragen von Geſchäfts=
Büchern ꝛc. zu verwenden. Offerten unter
MR C an die Expedition
Bermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 4. Juli.
0 Stadtverordnetenſitzung vom 3. Juli. Zunächſt wurde
von dem Entwurf einer Polizeiverordnung wegen Aufrechthaltung der
Ordnung in der Umgebung des neuen Theaters, insbeſondere der
Fahr=
ordnung, in Gemäßheit des Art. 56 der Städteordnung ſenntniß
ge=
nommen, alsdann die Polizeikaſſerechnung pro 1878 gutgeheißen.
Ferner beſchloß man, den Reſt des früher für Waſſerverſorgung
bewilligten Credits mit 56656 Mark nunmehr der
Waſſerwerksbau=
kaſſe zur Verausgabung zu überweiſen, acceptirte die Offerte der
Firma Bopp und Reuther, wonach dieſelbe alle etwaigen
Schadenserſatz=
anſprüche wegen verſpäteten Beginns der Legung des Rohrnetzes fallen
läßt, während andererſeits erklärt wurde, daß die Friſt zur Vollendung
der Legung um die Zeit zu verlängern ſei, während welcher die
Unter=
nehmer durch Schuld der Stadt am Anfang verhindert waren. - Die
übrigen Gegenſtände der Tagesordnung wurden in geheimer Sitzung
erledigt.
Das Intereſſe der Beſucher des Friedhofs wird neuerdings
durch ein an der ſüdlichen Mauer befindliches Denkmal gefeſſelt, das
ſeine Errichtung der Liebe und Verehrung für die ſo früh vollendete
Freifrau von Nidda geborene von Willich verdankt. Es iſt
nur ein einfaches Kreuz ohne jeden ornamentalen Schmuck, mit
Aus=
nahme des Wappens der Verſtorbenen und Desjenigen ihres hohen
Ge=
mahls; doch die Harmonie der einzelnen Theile, die edlen Linien, gehoben
durch das herrliche Material - grauer und weißer carrariſcher Marmor.
Alle
geben dem Werke ein nicht geringes künſtleriſches Gepräge.
Anerkennung dem Schöpfer des Denkmals, Herrn Hofbildhauer Scholl jun.
⬜ Beſſungen. Nächſten Montag den 7. d. M. Abends ½8 Uhr
findet in dem Markwort'ſchen Reſtaurationslokal eine
Plenarverſamm=
lung der „Beſſunger Vereinigung” ſtatt. Neben geſchäftlichen
Angelegenheiten, Rechenſchaftsbericht, Wahlen für den Ausſchuß ꝛc. ſteht
auch die Communalbeſteuerung in Beſſungen auf der Tagesordnung.
Ueber das 1. evangeliſche Kirchen=Geſangfeſt zu
Worms am 29. Juni bringt die W. Itg. einen längeren Bericht, dem
wir das Nachſtehende entnehmen.
Das erſte Geſangfeſt des evangeliſchen Kirchengeſangvereins für Heſſen
wurde in der Dreifaltigkeitskirche zu Worms nach dem veröffentlichten
Programm abgehalten. Se. Königl. Hoheit der Großherzog war
durch eine Einladung Sr. Majeſtät des Kaiſers nach Ems verhindert,
an dem Feſte Theil zu nehmen; dagegen beehrte Ihre Königl. Hoheit die
Frau Prinzeſſin Carl das Geſangfeſt mit ihrer Gegenwart.
Vom
ſchönſten Wetter begünſtigt, kamen Vormittags um 11½ Uhr gegen
zwei=
hundert Sänger und Cangerinnen aus Darmſtadt, Beſſungen, Alsheim,
Erbach, Schonberg und Worms in unſerer Stadt zuſammen. Die
Wormſer begrüßten die Fremden am Bahnhofe. Auch aus anderen
Städten, in denen die Bildung kirchlicher Geſangvereine betrieben wird,
trafen Gäſte oder Vertreter der dortigen Vereine ein. Auch der
evang. Kirchengeſangverein für Württemberg ſchickte einen Vertreter zu
dem Feſte nach Worms.
Die Gründung evangeliſcher Kirchengeſangvereine iſt ſo
bedeu=
tungsvoll und die Eindrücke, die bei uns das erſte Feſt der heſſiſchen
Vereine hervorgerufen, ſind von ſo tiefgehender Wirkung, daß wir es
nicht unterlaſſen können, den Sängern und Sängerinnen der
verbün=
deten heſſiſchen Vereine, die ſich diesmal in Worms verſammelt, unſere
aufrichtigſte Freude über das Gelingen des ſchönen Feſtes und die beſten
Wünſche für eine erfolgreiche Weiterführung des gemeinſamen
Unter=
nehmens auszuſprechen.
Die Geſangsaufführung in der Dreifaltigkeitskirche, die ſehr
zahl=
reich, beſonders auch aus der Umgegend von Worms, beſucht war,
Vereine von Worms, Beſſungen und Darmſtadt beſondere Geſänge vor,
begann Nachmittags 4 Uhr. Ihre Königl. Hoheit die Frau WPrinzeſſin
Carl wurde an der Kirchenthüre von dem Vorſtande des evangeliſchen
Kirchengeſangvereins für Heſſen, dem Vorſtande des evangeliſchen
Kirchengeſangvereins von Worms, den evangeliſchen Geiſtlichen und dem
Bürgermeiſter der Stadt Worms empfangen. Geheimerath L.
Hall=
wachs aus Darmſtadt begrüßte Ihre Königliche Hoheit, indem er
dem ehrfurchtvollſten Danke der Vereine für die bedeutungsvolle
Theilnahme der Prinzeſſin an den Beſtrebungen des Vereins Worte
verlieh.
Das erſte Geſangfeſt der verbündeten Vereine unterſchied ſich von
der im vorigen Jahre in der Katharineukirche zu Oppenheim von dem
Darmſtädter und dem Wormſer Verein veranſtalteten Geſangesaufführung
dadurch, daß diesmal in einer Feſtrede die nächſten Zwecke des
ſeitdem gegründeten Kirchengeſangvereins ebenſo klar wie begeiſtert
aus=
geſprochen wurden. Von mächtiger Wirkung war der Vortrag des von
allen Vereinen geſungenen Eingangschorals: „Macht hoch die Thür, die
Thore weit! Es kommt der Herr der Herrlichkeit” ꝛc. ꝛc. Hierauf
beleuchtete Herr Stadtpfarrer Dr. Karl Sell aus Darmſtadt mit
zündenden Worten die Aufgaben des neuen Kirchengeſangvereins. Er
wies darauf hin, daß Luther in der Kirche, die vor allem auf dem
leben=
digen Glauben an Gottes Gnade erbaut ſei, auch allen edlen Künſten
den Zugang eröffnet habe; insbeſondere habe ſich in der evangeliſchen
Kirche Deutſchlands, in welcher der Gemeinde eine beſondere Bedeutung
zukomme, der Choral als ſelbſtſtändiger Gemeindegeſang zu herrlicher
Blüthe entwickelt. Allein dieſer Schatz der evangeliſchen Kirche ſei Vielen
nicht mehr bekannt; deshalb müſſe derſelbe hinfort wieder in den
evange=
liſchen Gemeinden zum Leben gerufen werden. Bis vor kurzer Zeit ſeten
die alten Choräle der evangeliſchen Kirche wohl nur in Concertſälen
ge=
hört worden; dagegen wolle jetzt der evang. Kirchengeſangverein keine
Concerte geben, ſondern es ſei ein wahrer Gottesdienſt, wenn er die alten,
ächt religiöſen Choräle zur Aufführung bringe. In dieſem Geiſte
ver=
folge der Verein drei Ziele: Förderung des Gemeindegeſangs, Pflege des
Chorgeſangs, Belebung und Erwärmung des kirchlichen Lebens. Wenn
nun auch der Kirchengeſangverein auf dem Boden der evangeliſchen
Kirche ſtehe, ſo ſcheue er ſich doch nicht, ächt religiöſe Lieder andrer
chriſt=
licher Bekenntniſſe mit offenem Sinn, vorurtheilsfrei und mit warmem
Herzen aufzunehmen und ſo den Streit der Parteien in der Harmonie
des Liedes aufzulöſen, wie vom Jenſeits aus die berechtigten Gegenſätze
irdiſchen Daſeins als weſentliche Richtungen und ewige Beſtandtheile
eines allumfaſſenden Lebens der Vollkommenheit erſcheinen. Dieſes ächt
evangeliſche Vertrauen auf die Möglichkeit der Verſöhnung der
religiös=
ſittlichen Gegenſätze der Menſchheit gipfelte in des Redners feierlicher
Er=
klärung, die Unternehmung des evangeliſchen Kirchengeſangvereins ſei
ein ſtreit= und neidloſes, gottwohlgefäliges Werko.
Wir hoffen, daß die vortreffliche Rede des Hrn. Dr. Sell in geeigneter
Weiſe veröffentlicht und zur Kenntniß aller Geiſtlichen, Lehrer und
Ge=
meinden des Landes gebracht wird.
Der Weihe dieſer Rede entſprach die feierlich ernſte Weiſe der
Auf=
führung der nun folgenden Geſänge. Alle Geſänge, die nur von den
Vereinen geſungen wurden, wurden ohne Inſtrumentalbegleitung
vorge=
tragen, und von wunderbarem Reize waren die beſeelten Klänge der
le=
bendigen Stimmen. Wiewohl die Vereine nur in einer kurzen Probe vor
der Hauptaufführung zuſammen geſungen hatten, griffen doch die
zwei=
hundert Stimwen beim Singen der gemeinſamen Choräle zum Entzücken
andächtiger Gemüther und kunſtverſtändiger Hörer pünktlich und mit
durchaus einheitlichem Vortrage inetnander. So wurden außer dem
Eingangschoral gemeinſam geſungen: „Wie ſchön leucht uns der
Morgen=
ſtern' ꝛc. (Text und Melodie von Nicolai, 1599) und „Lobe den Herrn,
den mächtigen König der Ehren' ꝛc. von J. Neander. Es iſt ſehr
anzu=
erkennen, daß die Vereine gerade die Choräle, die dem ſonntäglichen
evangeliſchen Gottesdienſte eigen ſind, in ihrer Kraft und Schönheit vor
der Gemeinde hören laſſen. Außer dieſen gemeinſamen Liedern trugen die
1236
R. 128
welche dieſe Vereine, einzeln und getrennt, eingeübt hatten. Der Wormſer
Verein ſang zwei recht ſorgfältig eingeübte und warm empfundene
Motetten von D. H. Engel: „Sei getreu bis in den Tod, ſo will ich dir
die Krone des Lebens geben” und „Das Volk, das im Finſtern wandelt,
ſieht ein großes Licht= ꝛc. (Theſe 9, 2 und 60. 1). Der noch junge
Worm=
ſer Verein hat auf dem beſonderen Wege den' er eingeſchlagen, ſeit
dem Oppenheimer Feſte ſchon recht Tüchtiges erſtrebt und, erreicht.
Wir hören, daß er im Anſchluß an den Geſammtverein demnächſt
auch Lieder des ſtrengeren Styls älterer kirchlicher Tonkunſt üben wird.
Sehr innig und anmuthig erklangen die Lieder, die der erſt vor
neun Wochen gegründete Beſſunger Verein gar fromm und gut
vor=
trug: „Wenn ich ihn nur habe, wenn er mein nur iſt, wenn mein
Herz bis hin zum Grabe ſeine Treue nie vergißt, weiß ich nichts von
Leide, fühle nichts als Andacht, Lieb' und Freuder (Text von
Nova=
lis, Mel. von Breidenſtein), und: „O heiliger Geiſt, o heiliger Gott!
Du Tröſter werth in aller Nothlu ꝛc. (Melodie und Harmonie von
Scheidt, 1650.
Mit bekannter Meiſterſchaft ſang der vortrefflich geſchulte, religiös
begeiſterte Darmſtädter Verein. Für weitere Kreiſe ſei es wiederholt
und zu wohl verdienter Ehre geſagt, daß derſelbe ſchon mehrere Jahre
nur Werke ſtreng kirchlicher Muſik übt, und zwar mit der beſtimmten
Abſicht, den Geſchmack der Gemeinde immer empfänglicher für dieſe
Richtung zu machen, die es verſchmäht, in die Kirche einen Geſang
einzuführen, der mehr durch ſinnliche Mittel reizen und unterhalten,
als im innerſten Gemüth erbauen will. Von bedeutender Wirkung
waren die großartigen Geſänge des Darmſtädter Vereins: „Adoramus
te Christek ꝛc. (von Giovanni Pierluigi von Paleſtrina) und:
„Ecce quo modo moritur justust ꝛc. (von Jacob Gallus). Sehr
anſprechend, insbeſondere für diejenigen, die der ſchwereren Kirchenmuſik
fern ſtehen, waren die Lieder, die der Darmſtädter Verein im zweiten
Theile der Geſangsaufführung vortrug: „Sanotns, Sanotus Dominust ꝛc.
von Demetrius Bortmiansky, das mit einem wundervollen „Amen,
Alle=
luja' ſchließt, ferner das geiſtliche Volkslied aus der Zeit um 1500:
„Ein Blümlein auf der Heide, das liegt mir in dem Sinn' ꝛc. und ein
Weihnachtslied portugieſiſchen Urſprungs (Tonſatz von Ferdinand
Bender, dem hochverdienten Dirigenten des Darmſtädter und des
all=
gemeinen Kirchengeſangvereins): „Herbei, o ihr Gläubigen, fröhlich
triumphiret! O kommet, o kommet nach Bethleheml ꝛc. Den Schluß
bildete der Choral: Ein feſte Burg iſt unſer Gott”, von allen Vereinen
und den Zuhörern mit glühender Begeiſterung geſungen.
Wir erwarten nun, daß die oben gedachte Rede des Hrn.
Stadt=
pfarrers Dr. Sell demnächſt veröffentlicht wird, und daß, wenn
hier=
nach die Zwecke des evang. Kirchengeſangvereins für Heſſen im ganzen
Lande verſtanden und gebilligt ſein werden, eine anſpruchsloſe, ſtille und
ſtetige Thätigkeit für Gründung und Vervollkommnung evangeliſcher
Kirchengeſangvereine und Singchöre für den Gottesdienſt nach und nach
in Stadt und Land hervortreten wird. Wenn dazu auch das erſte
Kirchen=
geſangfeſt zu Worms einen Anſtoß wird gegeben haben, ſo hat dasſelbe
mit Gottes Hülfe ſeinen Zweck erfüllt.
Offenbach, 2. Juli. Eröffnung der Landesgewerbeausſtellung für
das Großherzogthum Heſſen. In Gegenwart Sr. Königlichen Hoheit des
Großherzogs und einer Anzahl von geladenen Gäſten wurde heute
Morgen die Landes=Gewerbe=Ausſtellung für unſer Großherzogthum
er=
öffnet. Schon ſeit geſtern hatte die Stadt Offenbach ein Ehren= und
Feſtkleid angelegt: in reichem Laub= und Fahnenſchmuck prangten die
Straßen bis zu dem ſtattlichen weſtlichen Villenquartier im Weſten und
über dieſes hinaus bis zu dem Ausſtellungsplatze. Geſchäftig regte es
ſich allenthalben noch geſtern bis ſpät in die Nacht hinein, und mit dem
erſten Morgengrauen waren tauſende geſchäftige Hände bereits wieder in
Thätigkeit, um das Werk, an dem ſie ſo lange rüſtig und wacker
gear=
beitet, ſeiner Vollendung entgegenzuführen. Die Feierlichkeiten verliefen
ganz in der vorgeſehenen Weiſe. Kurz nach 10 Uhr erſchienen, von dem
Vorſtande bewillkommnet, die zu dem Feſte geladenen Ehrengäſte auf
dem Ausſtellungsplatze, während das General=Comite ſich an der
Haupt=
halle des Ausſtellungsgebäudes verſammelte. Um 104 Uhr traf Se.
königliche Hoheit der Großherzog in Begleitung des Erbprinzen u.
ver=
ſchiedener Prinzen des großherzoglichen Hauſes mit großem Gefolge am
Eingange der Ausſtellung ein, wo der Vorſtand ſie erwartete. Von
dieſem geleitet, nahte der Zug ſich der Feſttribüne, die in Geſtalt eines
impoſanten Zeltes vor dem Hauptportale errichtet war. Hier hatten fich
mittlerweile die Spitzen der Behörden von Offenbach und einigen
Nach=
barſtädten verſammelt; auch aus Frankfurt waren der Ober=
Bürger=
meiſter, der Polizeipräſident und der Stadtcommandant zur Begrüßung
des Großherzogs und zur Theilnahme an der Feier erſchienen. Nachdem
die hohen und höchſten Gäſte ihre Plätze eingenommen, ſtimmten die
ver=
einigten Sängervereine von Offenbach eine nach dem Chor „Macte
Im=
peratorl von Franz Lachner eigens für die Feier gedichtete Feſthymne
an. Nach dem trefflich ausgeführten Geſange ergriff der Präſident des
Geſammtcomites Herr Commercienrath Wecker das Wort, um in einer
ſehr klar disponirten und beredt vorgetragenen Feſtrede auf die
Bedeu=
tung des Tages und das Ziel des unter dem Protektorate des
Landes=
herrn ſtehenden Unternehmens hinzuweiſen. Ein dreimaliges Hoch auf
Se. königliche Hoheit den Großherzog, in das alle Anweſenden kräftig
mit einſtimmten, ſchloß den Vortrag. Die vereinigten Sängervereine
ſangen ſodann unter Begleitung der Muſikkapelle den Chor an die Künſt=
ler von Mendelsſohn, nach deſſen Beendigung der Großherzog Befehl zum
Oeffnen der Ausſtellung ergehen ließ. Unter Führung des Vorſtandes
betrat hierauf der Großherzog mit ſeiner Suite, gefolgt von dem
Ge=
ſammt=Comite und den Ehrengäſten, durch das große Portal die
Haupt=
halle. Sämmtliche Ausſteller befanden ſich an ihren Plätzen; mit vielen
derſelben unterhielt der hohe Protector der Ausſtellung ſich längere Zeit;
in der Maſchinenhalle nahm er von einer der dort aufgeſtellten
Drucker=
preſſen die Feſtnummer der unter der Redaction von A. Hartmann im
Verlage von G. L. Daube u. Co. erſcheinenden „Ausſtellungszeitung” in
Empfang. Gegen 1 Uhr war der Rundgang beendet. Nachdem S. K. H. der
Großherzog kurze Zeit in den für ihn reſervirten Räumen des Mittel=
Pavillons verweilt, entbot er eine Anzahl der anweſenden Ehrengäſte zu
einem in dem abgeſchloſſenen Saale der Reſtauration ſervirten
Früh=
tücke. Um 2 Uhr wurde die Ausſtellung dem Publikum geöffnet, das
trotz des etwas bewölkten Himmels ſehr zahlreich erſchienen war
und alsbald den großen Ausſtellungsplatz zu einem äußerſt
be=
lebten machte. Die einzelnen Räume machen einen ungemein
günſtigen Eindruck; das Geſammtbild iſt trotz ſeiner Compactheit ein
huntes und vielgeſtaltetes und ladet zu fortgeſetztem Beſchauen ein. Iſt
hier und da auch eine kleine Arbeit im Ruckſtande geblieben, ſo macht
das Ganze doch entſchieden den Eindruck des Fertigen und Abgeſchloſſenen.
Als eine Seltenheit, aber eine ſehr willkommene, darf es bezeichnet
wer=
den. daß den erſten Eintretenden der vollſtändig fertiggeſtellte Katalog
(gleichfalls wie die Zeitung im Verlage von G. L. Daube u. Co.
erſcher=
nen) überreicht werden konnte. Die Betheiligung von Frankfurt iſt eine
ſehr rege; die Züge der Localbahn bringen alle Stunden mit feſtlich
ge=
ſchmückten Locomotiven Schaaren über Schaaren von Beſuchern aus der
benachbarten Mainſtadt. Um 5 Uhr begann im Ausſtellungsſaale die
Feſttafel, die, während wir dieſe Zeilen ſchreiben, noch andauert und einen
ſehr heiteren Verlauf zu nehmen verſpricht.
Der Adreſſe, welche der Verein der Poſt= und
Tele=
graphen=Beamten von Heſſen bei der Goldenen Hochzeit an
Ihre Majeſtäten geſendet hat, iſt eine intereſſante Beilage hinzugefügt,
nämlich ein Stammbaum, welcher nachweiſt, daß Kaiſer Wilhelm
und Kaiſerin Auguſta mütterlicherſeits Beide in vierter Linie von
dem Landgrafen Ludwig VIII. von Heſſen abſtammen, der Kaiſer ſogar
in doppelter Weiſe. Dieſer Stammbaum lautet:
Ludwig VII., Langraf von Heſſen, ſuccedirten zwei Cöhne:
A. Ludwig 1L., Landgraf,
verm. mit Karoline von Zweibrücken=Virkenfeld.
Friederike Luiſe,
verm. mit Friedrich Wilhelm II.
von Preußen.
Friedrich Wilhelm III.
Luiſe,
verm. mit Herzog Karl Auguſt
von Weimar.
Karl Friedrich.
Großherzog von Sachſen=Weimar,
verm. mit Maria Paulowna.
Kaiſer Wilhelm.
Kaiſerin Auguſta.
B. Georg Wilhelm, Landgraf,
verm. mit Luiſe von Leiningen=Darburg.
Friederike,
verm. mit Karl Ludwig Friedrich
von Mecklenburg=Strelitz.
Luiſe
verm. mit Friedrich Wilhelm III. von Preußen.
Kaiſer Wilhelm.
Tages=Kalender.
Freitag 4. Juli: Großes Concert im Saalbau.
Samstag 5. Juli: Concert der Vereinigten Geſellſchaft. - Feſt=Ball der
Beſſunger Turner=Feuerwehr in der Reſtauration Markwort.
Sonntag 6. Juli: Vereinspartie des Kaufmänniſchen Vereins nach dem
Schönbuſch bei Aſchaffenburg.
Großh. Muſeum und Bildergalerie im Schloß, geöffnet Sonntags
von 11-1 Uhr, Dienſtag, Mittwoch, Donnerſtag und Freitag von
11-12 Uhr.
Großh. Hofbibliothek im Schloß, geöffnet täglich von 9-12 Uhr
Vormittags und (außer Samſtags) von 2- 4 Uhr Nachmittags.
Großherzogliche Gärten. Der Garten vor dem Jägerthor (
Ma=
thildenhöhe) iſt dem Publikum täglich, der Beſſunger Hofgarten jeden
Donnerſtag geöffnet.
Permanente Kunſt=Ausſtellung in der Saalbauſtraße 73, täglich von
10-
Uhr.
Techniſche Muſterſammlung des Landesgewerbvereins. Täglich von
11.
Uhr. Eintritt fürJedermann frei.
Lokal lzum Feierabend, Obergaſſe in der Ludwigshalle, iſt geöffnet
an Sonn= und Werktagen von 7-10 Uhr Abends, bei ungunſtiger
Witterung Sonntags von 4 Uhr an.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.