Darmstädter Tagblatt 1879


06. Juni 1879

[  ][ ]

Abonnementspreis
ſahrlich 6 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
amtern
Beſſellungen entgegengenom=
men
zu ( Mark 50 Pf. pro Quartal
ncl. Voſlaujichtag und Beſtellgebühr.

(Frag= und Anzeiges(att.)
Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
verdenangenommen unDernſtadt
von der Expedition. Rheinſtr. Nr. 23.
m Beſſungen von Friedr. Bllher.
Holzſtraße Nr. 18. lowie auswärtz
von ellen ſoliden Annonen= Expe=
ditionen
.

142. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Ereigamts, ſowie des Großh. Volizeiamts Darmſtadt.

E10s.
Bekanntmachung.
Die Lieferung von 53 Stück Karabiner=
Gerüſten verſchiedener Längen - im Gan=
zen
101 Meter - ſoll in öffentlicher Sub=
miſſion
an den Mindeſtfordernden vergeben
werden. Hierzu iſt Termin auf
Montag den 9. Juni er.,
Vormittags 10 Uhr,
in dem Büreau der Garniſon=Verwaltung,
Riedeſelſtraße Nr. 60, woſelbſt auch die
Bedingungen ausliegen, anberaumt, zu
welchem Lieferungsluſtige eingeladen werden.
Darmſtadt, den 26. Mai 1879.
Großherzogliche Garniſon=
4574
Verwaltung.
4735) Am Mittwoch den 11. Juni er.,
Vormittags 9 Uhr, ſoll im Büreau auf
dem Artillerie=Schießplatz die Lieferung des
in 1879 erforderlichen Holzbedarfs der
unterzeichneten Behörde öffentlich verdungen
werden. Die Bedingungen für die Lieſerung
können täglich, Vormittags, in dem Büreau
auf dem Schießplatze eingeſehen werden.
Schießplatz, den 31. Mai 1879.
Die Schießplatz=Verwaltungs=
Commiſſion.
496) Bekanntmachung.
Mittwoch den 10. Juni d. Js., Vor=
mittags
10 Uhr,
ſoll das Verſetzen des Spritzenhauſes am
Spererthor, ſowie die Herſtellung einer
Einfriedigung daſelbſt durch Submiſſion
vergeben werden.
Voranſchlag, Zeichnung und Bedingungen
liegen auf dem Stadtbauamt zur Einſicht/
offen.
Die Submiſſionsofferten ſind bis zu
obigem Termin verſchloſſen bei uns ein=
zureichen
.
Darmſtadt, den 3 Juni 1879.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Riedlinger, Beigeordneter.
Bekanntmachung.
Die bei der Herſtellung des Trottoirs
vor dem Polizei=Revier Nr. 1 vorkommende
Asphalt= und Pflaſterarbeit mit Wandſtein=

Freitaa den 6. Juni

Lieferung ſoll durch Soumiſſion vergeben,
werden.
Offerten ſind bis zum
Freitag den 13. lſd. Mts., Vormit=
tags
10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
auf dem Stadtbauamt zur Einſicht offen.
Darmſtadt, am 4. Juni 1879.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
1797) Riedlunger, Beigeordneter.
Bekanntmachung.
Samſtag den 14. lſd. Mts., Vormit.
tags 10 Uhr,
ſollen die bei Einrichtung des Lokals für
das Großherzogliche Ortsgericht im Kyritz=
ſchen
Stift vorkommenden Maurer=, Zim=
mer
=, Schreiner=, Schloſſer=, Weißbinder=,
Tapezier= und Glaſerarbeiten, ſowie die
Eiſenlieferung durch Soumiſſion vergeben
werden.
Offerten ſind bis zum obigen Termin
an unterzeichnete Behorde einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen:
auf dem Stadtbauamt zur Einſicht offen.
Darmſtadt, am 4. Juni 1879.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
4798) Riedlinger. Beigeordneter.
Bekanntmachung.
Nächſten Freitag den 13. Juni, Nach=
mittags
5 Uhr, ſollen auf freiwilligen
Antrag des Eigenthümers zwei Morgen
Klee und ein Morgen Korn an Ort und
Stelle öffentlich verſteigert werden.
Die Zuſammenkunft iſt an dem Viaduct
der Arheilger Straße.
Darmſtadt, den 3. Juni 1879.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
4777)
Berntheiſel.
Klee=Verſteigerung.
Montag 9. Juni, Abends 6 Uhr,
ſollen 1½ Morgen Luzerner Klee gegen
Baarzahlung verſteigert werden.
Zuſammenkunft auf der Dieburgerſtraße
am Roſenhöher=Weg.
14798a

1679.

Holz=Verſteigerung
in den Waldungen des Großherzoglichen
Hauſes der Oberförſterei Meſſel.
Mittwoch den 11. d. Mts., von Vor=
mittags
9 Uhr an, werden aus den
Domanialwald=Diſtricten Eiſenborn, Roſſel=
eck
und Neuwieſe:
Scheiter. Knüppel. Reiſig. Stöcke.
I. Cl. II. Cl.

Rmtr. Rmtr. 100W. Am. Buchen 2 802 6
Eſchen Eichen 12 79 2 248 44 Liefern
128 223 Erlen 7
öffentlich verſteigert. 8 88 14

Das Kiefernholz wird bei der Ver=
ſteigerung
nicht vorgezeigt. Wegen deſſen
vorheriger Beſichtigung wolle man ſich an
Großh. Forſtwart Germann zu Meſſel
wenden.
Zuſammenkunft auf der Kreuzung der
Waizenborn= und Höllwieſenſchneiſe.
Meſſeler Forſthaus, 3. Juni 1879.
Großherzogliche Oberförſterei Meſſel.
4799)
Heinemann.

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krankungen
der Reſpirations-Organe, ſowie
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275

[ ][  ][ ]

1048

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[443]

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und Sommerblumen=Pflanzen.
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beutel
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und Haaröle ꝛc., Zeiſen= u. Puder=
Boſen, Hand. und Caſchenſpiegel,
Kämmt, Haar=, Bahn=, Ragel= und
Kleiderbürſten, Schwaͤmme, Frottir=
Handſchuhe ꝛc. zu billigſten Preiſen.
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4801) Schweres engl. Reit=
41 Wpferd, compl. geritten u. mili=
tärfromm, für Kommandanten
vorzüglich geeignet, iſt abgangshalber zu
verkaufen in Heidelberg, Darmſtädter=
hof
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4802) Morgen Klee zu verkaufen.
Zu erfragen obere Hügelſtraße 28.
4803) Cirta ¹¼ Morgen ewiger Klee
am großen Woog zu verkaufen. Näheres
Soderſtraße 12.

4411) Beginn der Milchkur Mor=
gens
und Abends nach 6 Uhr. Grün=
fütterung
iſt vorgeſehen. Dieburgerſtraße 45.

Vermiethungen.
2295) Schulſtraße 5 Hinterbau
ein möbl. Zimmer ſoſort zu verm.
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2369) Schirmgaſſe 4 ein Logis, H
14
2 4 Zimmer und Cabinet nebſt Zube=
U hör zu vermiethen. Sal. Joſeph. F=

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4341) Frankfurterſtraße Nr. 7 ein
Parterre=Logis. 6-7 Zimmer, Küche ꝛc.,
Mitgebrauch der Waſchküche und des Bleich=
platzes
, alsbald beziehbar, an eine ruhige
Familie zu vermiethen. Auf Wunſch kann
auch Gartenantheil dazu gegeben werden.
Auskunft bel Etage daſelbſt.
4378) Schirmgaſſe 2 2 Zimmer, Küche
und Zubehör im Vorderhauſe zu vermiethen.
1 Zimmer im Hinterhauſe mit Speicher.
4413) Saalbauſtraße 73 iſt eine herr
ſchaftliche Wohnung mit Bodeſtube, Gas=
und Waſſerleitung ꝛc. zum 15. Auguſt zu
vermiethen. Näheres bei Prof. König
täglich von 4 bis 5 Uhr.
4701) Waldſtraße 23 eine Stiege hoch
ein möbl. Zimmer mit Penſion zu verm.
4804) Soderſtraße 46 eine ſchöne
Wohnung, beſtehend aus 3 Zimmern, Küche,
Glasabſchluß ꝛc., gleich zu beziehen.
4805) Wendelſtadtſtraße 22 ein möbl.
Zimmer parterre mit extraem Eingang, nach
der Straße gelegen, iſt bis 1. Juli zu verm.

Vermiſchte Nachrichten.
Speclalarzt Dr. med. Heyer,
Gerlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
[534

8 Offene Lehrſtelle
für einen jungen Mann mit guten Schul=
kenntniſſen
unter günſtigen Bedingungen bei
C. C. Hleber.

der Oppenheimer Katharinen=
Kirche=Lotterie ſind 3 Mark
in der Expedition d. Bl. zu
haben.

4759) Eine tüchtige Köchin ſucht Stelle
in einem Herrſchaftshaus oder zu einem
einzelnen Herrn zu ſofortigem Eintritt.
Zu erfragen bei Frau Rockel, Kirch=
ſtraße
Nr. 21.

4767) Ein Fräulein aus guter Fa=
milie
wird geſucht, welches ein Zimmer
zum Mitbewohnen übernimmt, überhaupt
freundliche Aufnahme hat. Offerten bittet
man unter Chiffre L. W. 4767 an die
Exp. d. Bl.

4557) Ein junger Mann mit guten
Schulkenntniſſen kann unter günſtigen Be=
dingungen
in eine Colonialwaaren= und
Delikateſſen=Handlung eintreten. Nähere
Auskunft bei der Exp. d. Bl.

D.
3Zum Kartoffelhacken
SO)
werden Arbeiter angenommen von
F. P. Pitthan, Karlshof.

4788) Eine Lauffrau zum ſofortigen
Antritt geſucht. Heidelbergerftr. 19, 3 Trepp.

Heſſiſche Ludwigs=Eiſenbahn=Geſellſchaft.
Wir bringen hierdurch zur Kenntniß, daß wir von jetzt ab auch die Anfuhr der
mit unſerer Bahn zu verſendenden Eil= und Stückgüter aus den Städten Darmſtadt
und Beſſungen nach dem für die Abfuhr von unſerem Bahnhoſe zu Darmſtadt be=
ſtehenden
Tarife beſorgen laſſen.
Die Güter=Anmeldezettel, zu welchen ſich die Berſender des von unſerer Güter=
Expedition zu beziehenden Formulars bedienen, koͤnnen unverſchloſſen zur unentgeltlichen
Beſtellung in die Poſtbriefkaſten geworfen werden.
Mainz, den 3. Juni 1879.
In Vollmacht des Verwaltungsrathes:
Die Special=Directiou.
4806)

Geſellſchaft Eintrachts.
Samſtag den 7. Juni
Sonmer-Castmo im Darmſtädter Hof.
Das Concert der Darmſtädter Concert=Kapelle Interlaken) beginnt
päcis 8 Uhr.
4755)
Die Vergnügungs=Commiſſion.

[ ][  ][ ]

E108
4807)
Pflanzenvertheilung
des Gartenbauvereins an Arbeiter.
Die Arbeiter=Familien, welche ſich hierzu angemeldet haben, wollen die ihnen
hurchs Loos zufallenden 3 Pflanzen gegen Zahlung von zuſammen 30 Pfennigen
kommenden Sonntag den 8. Juni, Vormittags von 7½ Uhr an, in der
Knaben=Arbeits=Anſtalt in Empfang nehmen.
Der Termin der Ausſtellung derſelhen im Herbſte wird ſpäter bekannt gemacht
werden.
Die Commiſſion der Pflanzenvertheilung.

Kaufmänniſcher V.
rein.
Samſtag den 7. Juni, Abends 8½ Uhr, im Vercinslokal:
Vereins-Verſammlung.
Tagesordnung: Geſchäftliche Mittheilungen.
Ergänzungswahl des Vorſtandes.
Vereinsparthie
4753)
Der Vorstand.

4787) Zwei tüchtige
Bachbecker
können für auswärts Beſchäftigung erhalten
Reiſegeld wird vergütet.
C. Martel in Mainz.
DE8935.)
Löhrſtraße 253½.
4790) Ein Inſtallateur u. Pumpen=
macher
ſucht dauernde Beſchäftigung.
Näheres zu erfragen in der Expedition
1O E8933.)
ds. Blattes.
4647) Eine ſchöne bel Etage=Wohnung,
beſtehend aus 6 Zimmern, wird zu miethen
geſucht. - Offerten an das Logis= Nach=
weiſungs
=Büreau von J. Glückert, Bleich=
ſtraße
29.

4770) Man jucht eine Wohnung von
6 Zimmern, Parterre oder 1. Stock, Mitte
der Neuſtadt, mit etwas Garten oder ſchö=
nem
Hofe, per September. Offerten mit
Preisangabe unter Chiffre E. L. 125 an
die Expedition d. Bl.
4789) Eine reinliche Frau ſucht Lauf=
dienſt
. Wo? ſagt die Exp.
4898) Ein Müdchen ſucht Stelle im
Kochen oder Bügeln. Näheres Pädagog=
ſtraße
5 bei Hrn. Spalt.
4809) Ein ſolides fleißiges Müdcheu
auf Johanni geſucht. Heidelbergerſtraße 39,
2. Stock.
4810) Eine reinl. zuverläſſ. Frau ſucht ſofott
Laufdienſt. Gr. Kaplaneigaſſe 26, 2. St.

1049
4811) Eine gewandte Verkäuferin,
welche längere Zeit in einem Kurz== und
Modewaaren=Geſchäft thätig war, ſucht als=
baldige
Stellung. Näheres bei Frau
Bauer, Eliſabethenſtraße 26.
4812) Auf Johanni ein mit guten Zeug=
niſſen
verſehenes Dienſtmädchen geſucht.
Eliſabethenſtraße 20, 3. Stock.
4813) Zum ſofortigen Eintritt eine
Wärterin zu 2 geiſtesſchwachen Damen
auf dem Lande ſgeſucht. Franco Offerten
bef. die Exp. d. Bl. unter GS4813.
4814)
Geſucht!
Durchaus gewandte Maſchinen= Näher=
innen
für Herrenhemden.
Ferdinand Carl Winter,
Eliſabethenſtraße 10.

5 Todes=Anzeige.
Wir erüllen hiermit die traurige Pflicht,
Verwandten, Freunden und Bekannten ſtatt
beſonderer Anzeige die traurige Mittheilung
zu machen, daß es dem Allmächtigen ge=
fallen
hat, unſeren geliebten Gatten, Sohn,
Bruder und Schwager,
Jacob Schallenberger, Ziegler,
nach kurzem ſchwerem Krankenlager geſtern
Vormittag ¼10 Uhr im Alter von 27
Jahren in ein beſſeres Jenſeits abzuruſen.
Um ſtille Theilnahme bitten
Darmſtadt, den 5. Juni 1879.
die trauernde Gattin
Eliſabethe Schallenberger, geb. Appel.
Eltern, Geſchwiſter, Onkel, Schwager
und Schwägerin.
Die Beerdigung findet Samſtag Nach=
mittag
3 Uhr vom ſtädtiſchen Hoſpitale
ſaus ſtatt.

Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 6. Juni.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den proviſoriſchen
Lehrer der Mineralogie und Geſteinslehre an der techniſchen Hochſchule,
außerordentl. Profeſſor Dr. R. Lepſius zum ordentlichen Profeſſor an
der hieſigen Hochſchule ernannt.
- Das Großh. Regierungsblatt Nr. 18 vom 5. Juni ent=
hält
: Gerichtsvollzieherordnung.
I. Ueber das Feſt am 11. Juni, welches der Handelsverein
aus Anlaß der goldenen Hochzeit des deutſchen Kaiſer=
paare
s veranſtaltet, hören wir von gediegenen und zweckmäßigen An=
ordnungen
, die im Saalbau bei günſtiger Witterung eine würdige Feier
erwarten laſſen. Wir bemerken hierbei, daß, da der Handelsverein alle
Räume des Caalbaues zu ſeiner Verfügung hat, auch für den möglichen
Fall ungünſtiger Witterung der Abhaltung des Concertes, welches als=
dann
im Saale ſtattfindet, Nichts im Wege ſteht. - Dabei wollen wir
erwähnen, daß die Lokalcommiſſion alle Vorkehrungen getroffen hat,
um hinſichtlich der Bedienung ſowie der Qualität von Speiſen und Ge=
tränke
allen billigen Anforderungen zu genügen. Den umſichtigen An=
ordnungen
zu einer Feſtbeleuchtung des Gartens, welche ebenſo wie ben=
galiſches
Licht,/ vorgeſehen iſt, iſt günſtige Witterung ebenfalls zu wün=
ſchen
. Das Muſikprogramm der Kapelle Adam wird ſowohl im Concert
wie in der Ballmuſik nur Ausgewähltes bieten. Der Damenwelt iſt auf
Anregung leines Handelsvereinsmitglieds, eine ſinnige Aufmerkſamkeit
pgedacht, welche in der Weiſe verwirklicht wird, daß die Ballcommiſſion
Tanzkarten 50 Pf. abgibt und trägt jede Tanzkarte eine Nummer,
welche zur Theilnahme an einer Tombola berechtigt. Die 2. Ballabthei=
lung
(nach der Pauſe) wird eröffnet mit der Aufſtellung einer Urne,
in welcher ſich alle Nummern der verkauften Tanzkarten befinden. Aus
dieſer Urne werden alsdann von zarten Damenhänden 12 Rummern ge=
zogen
, wovon eine jede ein Erinnerungs=Medaillon an das Kaiſer=
Jubiläum in elegantem Etui gewinnt. Die Herren, welche die Tanz=
karten
kaufen, haben ſomit Gelegenheit, den Damen, welchen ſie die

Tanzkarte überreichen, die Anwartſchaft auf ein reizendes Andenken zu
gewahren.
(Landesſynode.) Ein von dem Abgeordneten Groh bei der
Landesſynode eingebrachter Antrag geht auf Ueberweiſung des do=
tationsmäßigen
Einkommens der Pfarrſtellen an die be=
treffenden
Kirchenfonds, welche es als Pfarrbeſoldung verwalten
und den decretmäßigen Gehalt in baarem Gelde an den jeweiligen Pfar=
rer
auszuzahlen haben ſollen. Es iſt hiernach eine Abänderung des
8 52 der Verordnung vom 6. Juni 1832, die Verwaltung des Kirchen=
vermögens
betreffend, nach welchem die Verwaltung der Kirchenpfründen
in den Händen der Nutznießer ruht, die Kirchenvorſtände aber über die
Erhaltung der Temporalienrechte der Beneficien zu wachen haben, beab=
ſichtigt
. Das Großherzogliche Oberconſiſtorium hat auf desfallſige An=
frage
des Berichterſtatters des zweiten Ausſchuſſes der Landesſynode,
Abg. Schröder, ſich gegen dieſen Antrag ausgeſprochen, deſſen vollſtändige
Durchführung, wie bemerkt wird, übrigens auch ſchon deßhalb nicht
möglich ſein würde, weil in einzelnen Pfarreien (Darmſtadt, Lich u. ſ. w.)
Kirchenfonds überhaupt nicht exiſtiren. Der Ausſchußbericht unterbreitet
der Synode bezüglich dieſes Gegenſtandes drei Anträge. Ein Theil des
Ausſchuſſes (die Abgeordneten Schröder und Buchner) beantragen, die
Synode wolle 1) den Antrag des Abgeordneten Groh auf ein Erſuchen
an das Kirchenregiment um Vorlage eines Geſetzentwurfs, wonach das
dotationsmäßige Einkommen der Pfarrſtellen an die betreffenden Lokal=
kirchenfonds
überwieſen wird, die es als Pfarrbeſoldung zu verwalten
und den decretmäßigen Gehalt in baarem Gelde an den jeweiligen
Pfarrer auszuzahlen haben, ablehnen, und 2) beſchließen, das Kirchen=
regiment
zu erſuchen, eine Modiſikation des Art. 52 der Großherzog=
lichen
Verordnung vom 6. Juni 1832, die Verwaltung des Kirchenver=
mögens
betreffend, in der Weiſe zu veranlaſſen, daß die Pfarrgrundſtücke
in denjenigen Pfarreien, in welchen die Kirchenvorſtände in Ueberein=
ſtimmung
mit den Pfarrern dies beantragen und ſoweit ſie es bean=
tragen
, in Verwaltung des Kirchenvorſtandes gegeben, insbeſondere von
demſelben die Verpachtungen vorgenommen und die Pachtgelder daraus
an die Pfarrer bezahlt werden, jedoch ohne daß dadurch den Lokalkirchen=

[ ][  ][ ]

108
1050

fonds Koſten oder Laſten zufallen. - Ein Mitglied des Ausſchuſſes ( Ab=
geordneter
Dieffenbach) fuhrt aus, in der Verwaltung der Pfarrgüter
eben liege der Schwerpunkt der Bedenken, welche dem Antrag Groh zu
Grunde liegen, und es genüge wohl, hierin eine Aenderung eintreten zu
laſſen. Mit der Stellung des Pfarrers ſei es zumal in unſerer Zeit
nicht verträglich, Pachtgelder zu erheben und beizutreiben, wohl gar ſeine
ärmeren Gemeindeglieder pfänden zu laſſen. Abgeordneter Dieffenbach
beantragt daher: die Landesſynode wolle an das Kirchenregiment das
Eiſuchen ſtellen daſſelbe möge durch generelle Verfügung und nach
Aenderung der ſeitherigen geſetzlichen Beſtimmungen anordnen, daß die
Verpachtung ſämmtlicher Pfarrgüter, ſowie die Erhebung und Beitrei=
bung
der Pachterträge den Kirchenvorſtänden überwieſen werde, ſo daß
die Pfarrer mit dieſer ihre amtliche Stellung beeinträchtigenden Arbeit
nichts mehr zu thun haben. Mit Rückſicht auf die Schwierigkeit der
Sache und bei der ungemeinen Verſchiedenheit der Einzelfälle ſchlagen
die Ausſchußmitglieder Dr. Schwabe und Curtmann folgende Faſſung
des Schlußantrags vor: die Synode wolle dem Kirchenregiment zur
ernſteſten Erwägüng anheimſtellen, ob nicht durch generelle Verfügung
die Verpachtung der Pfarrgüter, ſoweit ſolche nicht unter der perſönlichen
Verwaltung des Pfarrers ſtehen ebenſo die Erhebung und Beitreibung
der Pachterträge den Kirchenvorſtänden zu überweiſen ſei. (D. 3.)
Nach dem Iuhalte der durch das Regierungsblatt Nr. 15 publi=
cirten
Verordnung zur Ausführung des deutſchen Ge=
richtsverfaſſungsseſezes
und des Einführungsgeſetzes zum
Gerichtsverfaſſungsgeſetze wird für das ganze Großherzogthum ein Ober=
landesgericht
mit dem Sitze in Darmſtadt errichtet, jede der
drei Provinzen erhält ein Landgericht und zwar mit dem Sitze in
Darmſtadt, Mainz und Gießen. Amtsgerichte erhalten folgende
Orte: Darmſtadt (2, Beerfelden, Fürth, Gernsheim, Groß=Gerau,
Groß=Umſtadt, Hirſchhorn, Höchſt, Langen, Lorſch, Michelſtadt, Offen=
bach
, Steinheim, Seligenſtadt, Waldmichelbach, Wimpfen, Zwingenberg,
Gießen, Alsfeld, Altenſtadt, Büdingen, Butzbach, Friedberg, Grünberg,
Herbſtein, Homberg, Hungen, Laubach. Lauterbach, Lich, Bad=Nauheim,
Nidda, Ortenberg, Schlitz, Schotten, Ulrichſtein, Vilbel, Mainz, Alzei,
Bingen, Niederolm, Ober=Ingelheim, Oppenheim, Oſthofen, Pfeddersheim,
Wöllſtein, Wörrſtadt, Worms. Kammern für Handelsſachen
werden in Darmſtadt, Offenbach, Gießen, Mainz und Worms errichtet
und deren Vorſitzende demnaͤchſt beſitimmk. Die Aufſicht über die Stan=
desbeamten
bleibt den Gerichten, die Amtstracht der gerichtlichen Beamten
ſoll durch beſondere Verordnung feſtgeſetzt werden.
Die regelmäßigen wöchentlichen Vorſtands=Sitzungen
des Armen=Vereins finden nunmehr den Sommer über wieder
Dienſtag Nachmittags zu den gewohnten Stunden ſtatt.
Die vorgeſtrige Monats=Sitzung des Gartenbau= Ver=
eins
war von Ca. H Perſonen beſuchk. In derſelben wurde zunächſt
ein Quautum Sojabohnen vertheilt, mit der Verpflichtung für die Züchter
über das Reſultat ihrer Erfahrungen bei der Kultur dieſer Pflanze dem=
nächſt
dem Vereine Bericht zu erſtatten.- Als Mittel gegen den Roſen=
pilz
wirde die Anwendung von Karbolſäure, gegen die Läuſekrankheit
der Pfirſiche Tabaksſtaub empfohlen. Für eine ſchöne Collection Roſen
wurde Herrn Handelsgärtner Hohenadel der Monatspreis zuerkannt.
Herr Rentner Ganz hatte vorzüglich conſervirte Aepfel ausgeſtellt,
welche allgemeine Bewunderung erregten. Das ziemlich einfache Ver=
fahren
beſteht darin, daß die Früchte etwa 14 Tage nach dem Brechen
in einer Kiſte oder einem Faß, deſſen Boden mit gewaſchenem und ſo=
dann
wieder gut getrocknetem Waldmoos belegt iſt, eingeſetzt und alle
Zwiſchenräume und Schichten mit erwähntem Moos ausgefüͤllt werden.
Die Aufbewahrung geſchieht an einem trockenen dunkeln Orte. - Für
Mittwoch den 18. d. Mts. iſt ein Ausflug nach Worms unter Bethei=
ligung
von Damen vorgeſehen. Nähers wird demnächſt bekannt ge=
macht
werden.
Geſtern Donnerstag - fand die Publikation des Urtheils
des Bezirksſtrafgerichts in dem von dem ehemaligen Obmann des Landes=
lehrervereins
J. Schmitt gegen Lehrer Bamberger und den frühe=
ren
Redakteur der Heſſ. Landeszeitung: W. A. Gärtner wegen Be=
leidigung
angeſtrengten Preßprozeß ſtatt. Die Entſcheidungsgründe ent=
ſprechen
im Weſentlichen den Ausführungen der Staatsbehörde, und
wurde gegen jeden der Beſchuldigten ſtatt der beantragten Geldſtrafe von
80 M. auf eine ſolche von 50 M., eventuell 10 Tage Gefängniß
erkannt.
Der durch ſeine Schreibmethode vortheilhaftzbekannte Lehrer
Gander aus Mlainz befindet ſich z. 3. wieder in unſerer Stadt, um
auf3 Neue einen Cyclus ſeines erfolgreichen Unterrichts zu beginnen.
Wir hatten zum Oefteren Gelegenheit, uns von den in der That über=
raſchenden
Erfolgen, welche miktelſt der Gander'ſchen, nicht in einem
mechaniſchen Nachmialen vorgelegter Probeſchriſten beſtehenden, als viel=
mehr
auf einem Compler von Grundſätzen beruhenden Schreiblehr=
methoden
erzielt werden, zu überzeugen. Selbſt unleſerliche, ſteife
und uncorrecte Handſchriften werden im Verlaufe weniger (16-12)
Stunden unter Gaͤnder's Leitung zu gefälligen, kunſtgerechten, nicht wic=
der
erkennbaren Schriften umgeſtaltet und zwar nicht von jüngen
Leuten, nein, von Männern und Frauen, ſchon hoch in Jahren
und aus faſt allen Ständen. Die anerkennendſten Zeugniſſe aus
vielen Reſidenz= und Univerſitäts=Städten conſtatiren dieſe Erfolge.

- Frankfurter Marktbericht vom 4. Juni: Heu koſtete je
nach Qualität per Centner 2 bis 3 M., Stroh 2 M. 50 Pf. bis 2 M.
70 Pf. Der Victualienmarkt war ziemlich. gut verſehen. Spargeln
das Pfund 40-60 Pf., Blumenkohl das Stück 60 Pf. bis 1 M., junge
Erbſen das Pfund 30-45 Pf., Gurken das Stück 30-50 Pf., Neue
Kartoffeln das Pfund 25 Pf., Gelberüben das Bündel 15-25 Pf.,
Schneidbohnen 100 Stück 2 M. 50 Pf. Kohlrabi das Stück 12-15 Pf.,
Rettige das ½ Hundert 1 M. 50 Pf., Meerrettig die Stange 12-15 Pf.,
- Butter 1. Qüal. im Großen 1 M. 20 Pf., 2. Qual. 1 M. 10 Pf.,
im Detail 1. Qual. 1 M. 30 Pf. bis 1 M. 35 Pf. 2. Qual. 1 M.
20 Pf. Eier das Hundert deutſche 4 M., italieriſche 5 M., =Handkäſe
das Pfund 48-50 Pf. - Ganze Erbſen per 100 Kilo 18-23 M., ge=
ſchälte
Erbſen 23-27 M., Bohnen 22-25 M., Linſen 23-36 M., Kar=
koffeln
per 100 Kilo 9-10 M., Roggenmiehl 24-25 M., Roggenſchrot
2122 M., Weizenmehl 19-30 M. - Ochſenfleiſch das Pfd. 65-70 Pf.,
Kuh=, Rind= und Farrenfleiſch 50 bis 60 Pf Kalbfleiſch 45-55 Pf.,
Hammelfleiſch 50 bis 65 Pf., Schweinefleiſch 65 bis 70 Pf. - Roggen=
brod
per 2 Kilo 39-42 Pf., Roggenbrod gemiſcht 3 Kilo 80 Pf.
Hahnen 1 M. 70 Pf. bis 2 M., Tauben 48-52 Pf. das Stück, Pou=
larden
4-6 M., Rheinſalm 3 M. per Pfund, Hecht 70- 90 Pf., Karpfen
80 Pf. bis 1 M., Schleien 50 Pf., Krebſe das Stück 8-10 Pf.
Buchen=oder Tannenholz einmal geſchnitten und gehackt per Centner
1 M. 40 Pf., zweimal 1 M. 45 Pf., dreimal 1 M. 50 Pf. und viermal
1 M. 55 Pf.
Tannäpfel der Hektoliter 85 Pf. Lohkuchen das
Tauſend 15 M. Orangen 100 Stück 12 M. per Stück 12-20 Pf.,
Citronen 100 Stück 7 M. das Stück 10 Pf., Kirſchen das Pfund 1 M.
In heutiger Markthallen=Auction wurde bezahlt für Hecht per Pfund
50 Pf., Turbot 1 M. Karpfen 80 Pf.
- Auf dem Markt Suppen=
Spargel das Pfund 40 Pf., Stangel=Spargel 50-70 Pf., Blumenkohl
1 M. bis 1 M. 50 Pf. das Stück.
Die Arbeiten an dem Nationaldenkmal auf dem
Niederwald machen erfreuliche Fortſchritte. Der architektoniſche Theil
ragt bereits auf der Bergeshöhe über den Wald empor und wird im
Sommer dieſes Jahres vollendet werden. Die Figur der Germania iſt
im Gußmodelle nahezu vollendet und gegenwärtig in Dresden in dem
beſonders dafür erbauten Kuppelſaale ausgeſtellt. Von Sachkennern
wird die Schönheit der Koloſſaͤlgeſtalt, die feine Durcharbeitung und die
Ueberwindung aller techniſchen Schwierigkeiten gerühmt. Zum erſten
Male mußte die Aufgabe gelöſt werden, eine ſolche Rieſenfigur trans=
portabel
herzuſtellen, da das Comite den Guß im Concurrenzwege ver=
geben
wollte. In wenigen Wochen wird das Modell zerſchnitten und
in die von Miller'ſche Gießerei nach München übergeführt werden. Nach
dem abgeſchloſſenen Vertraͤge ſoll der Guß in 2½ Jahren vollendet ſein.
Von den zahlreichen Figuren des Nationärdenkmals ſtehen diejenige des
Krieges und die Rheinmoſelgruppe bereits weit vorgeſchritten im Schil=
ling'ſchen
Atelier. Die Figur des Friedens iſt angelegt, das große Relief
begonnen. Wenn in der ſeitherigen Weiſe fortgearbeitet wird, ſo ſteht
die Enthüllung des Denkmals, welches die künſtleriſche Verkörperung des
ſiegreichen deutſchen Einheitsgedankens bilden ſoll und eines der ſchönſten
Werke deutſcher Plaſtik ſein wird, im Jahre 1882 zu erhoffen.

Literariſches
Illuſtrirte Jagdzeitung. Organ für Jagd, Fiſcherei und
Naturkunde. Herausgegeben vom k. Oberförſter H. Nitzſche. 6. Jahr=
gang
. Nr. 17'enthält: Die deutſche Gewehrfabrikation von E. Bode.-
Die Seelöwen mit Illuſtration.-Wild und Wald von E. v. Wolffers=
dorff
ꝛc. Als Anhang dazu erſchien: Naturgeſchichte des Wildes nebſt
Schießzeiten, Jagdarten, weidmänniſche Ausdrücke und Fährten.
Ein
Handbuch für Jäger vom Vice=Oberjägermeiſter Sr. Majeſtät des Kai=
ſers
R. von Meyerinck. 2. Auflage mit 8 Taſeln Abbildungen. Verlag
von Schmidt und Günther in Leipzig. Alle Buchhandlungen und Poſt=
anſtalten
nehmen Beſtellungen an.
Ueber Land und Meer, Allgemeine illuſtrirte Zeitung.
Preis in Wochennummern vierteljährig 3 Mark, in 14täzigen Heften das
Heft 50 Pf. Verlag von Eduard Hallberger in Stuttgart. Inhalt des
neueſten (16.) Heftes: Text: Die verlorene Brieftaſche. Von Otto
Girndt. Ein ehrlicher Mann. Von Levin Schücking. Neue Erfin=
dungen
und Kulturfortſchritte. Von Max Wirth. Neue Welten.
Skizzen von C. Frhr. v. d. Goltz. - Helm und Schild. Von Benno
Reden. - Das Modell. Von George May.
Eſtudiantina. Von
Günther v. Freiberg. - Die deutſche Reichsbank. Von Erdmann Auer.

Aus meinem Album. Von Maz Ning. - Schach.
Räthſel.-
Röſſelſprung ꝛc. Das Heft bringt eine Anzahl vorzüglicher Illuſtrationen.
Alle Buchhandlungen und Poſtämter nehmen jederzeit Beſtellungen auf
das Journal entgegen.

Polizei=Bericht.
In verfloſſener Nacht iſt mittelſt Ueberſteigens von dem, im Schul=
hofe
in der Friedrichsſtraße befindlichen Brunnen der Meſſingkrahnen
herausgeſchraubt und entwendet worden. Eine Dienſtmagd in der
Eliſabekhenſtraße gebar heimlicherweiſe ein Kind männlichen Geſchlechts,
welches ſie im Keller in den Sand verſcharrte. Dieſelbe iſt vorerſt in
das Hospital verbracht worden und dürfte des Verbrechens überführt
erſcheinen.

Hierzu eine Beilage, betr.: Rechenſchaftsbericht des Vorſtandes des allgem. Vereins gegen Verarmung u. Bettelei zu Darmſtadt

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

[ ][  ][ ]

Beilage zum =Darmſtädter Tagblatt.

Vorſtandes des llgemeinen Vereins gegen Beraruuug und Hettelei
zu
Darmſtadt
für das Jahr 1878
erſtattet in der Generalverſammlung vom 28. Mai 1879.

Einleitung.
Zum zweiten Male ſeit Gründung des allgemeinen
Vereins gegen Verarmung und Bettelei tritt der Vor=
ſtand
deſſelben an die Oeffentlichkeit, um Rechenſchaft
abzulegen über die Verwendung der ihm in reichem Maße
gewährten Mittel und damit allen Mitgliedern und
Gönnern des Vereins für ihre Theilnahme zu danken.
Der Verein ſoll die Privatwohlthätigkeit zu einer ein=
heitlichen
Wirkſamkeit zuſammenfaſſen und die Haus=
und Straßenbettelei beſeitigen. Der Vorſtand darf an=
nehmen
, daß auch in dem abgelaufenen Jahre es durch
die Thätigkeit des Vereins in hervorragendem Maße
gelungen iſt, die früher zerſplitterten Mittel, die die
Privatwohlthätigkeit geſpendet hatte, zur Unterſtützung
wirklich Bedürftiger zuſammenzuhalten, ihre Verwendung
zu überwachen und vor Allem den Haus= und Straßen=
bettel
auf einen ſehr geringen Umfang zu beſchränken.
Grganiſalion des Vereins.
Die Organiſation des Vereins, wie ſie der Vorſtand
in dem Rechenſchaftsbericht für das Jahr 1877 des
Näheren geſchildert hat, hat ſich in allen weſentlichen
Beziehungen durchaus bewährt, und lag ein Anlaß nicht
vor, eine Aenderung in ihren Grundlagen eintreten zu
laſſen. Für zweckmäßig wurde nur erachtet, den Helfern
und Helferinnen eine neue Inſtruction zu ertheilen, in
der die maßgebenden Verhältniſſe, deren Prüfung der
Entſcheidung des Vorſtands über jedes Unterſtützungs=
geſuch
zu Grunde zu legen iſt, noch weiter präciſirt und
detaillirt wurden, und in der die Nothwendigkeit der
Berathung des Antrags des einzelnen Helfers durch die
Bezirksverſammlung (die Geſammtheit der Helfer und
Helferinnen in jedem einzelnen Bezirk) vor der Vorlage
an den Vorſtand ausdrücklich hervorgehoben wurde. Die

Erfahrung hat gelehrt, daß gerade die Beſprechung eines
jeden einzelnen Falles durch die Bezirksverſammlung
häufig geeignet iſt, das Urtheil des einzelnen Helfers zu
klären, und daß nur ſie die Möglichkeit gibt, an alle
gleichartigen Fälle denſelben Maßſtab anzulegen.
Der Vorſtand hat im Laufe des Jahres 53 Sitzungen
abgehalten, an deren jeder außer den betreffenden Bezirks=
helfern
eine Reihe von Helfern und Helferinnen Antheil
genommen hat, um die von ihnen geſtellten Anträge in
der mündlichen Berathung zu begründen. In ſolchem
lebhaften perſönlichen Verkehr zwiſchen den Helfern, die
die Grundlagen zur Entſcheidung zu geben, und den
Vorſtandsmitgliedern, die die Entſcheidung zu treffen
haben, muß fortwährend die ſicherſte Gewähr dafür ge=
funden
werden, daß die Mittel des Vereins nur Bedürf=
tigen
zukommen, daß ſie ihnen in entſprechender Weiſe
und entſprechendem Umfang zu Theil werden und daß
geeignete Ueberwachuug der Verwendung der Unterſtützungen
ſtattfindet. Eine im Laufe des vorigen Jahres berufene
Verſammlung aller Helfer und Helferinnen hat in er=
freulicher
Weiſe mitgewirkt, Aufklärung über einzelne
zweifelhafte Fragen zu geben und die gemeinſamen
Grundſätze bei Beurtheilung der Unterſtützungsgeſuche
weiter zu befeſtigen.
Da der Vorſtand ganz regelmäßig allwöchentlich
wenigſtens einmal zuſammentritt und mithin in der
Lage iſt, auch über dringende Unterſtützungsgeſuche ſelbſt
Entſchließung faſſen zu können, erſchien es nicht geboten,
häufiger als einmal in der Woche eine Commiſſion des
Vorſtands zuſammentreten zu laſſen, um vorläufige Hülfe
in Fällen dringender Noth alsbald zu gewähren. Und
auch dieſe nur einmal wöchentlich zuſammentretenden
Commiſſionen können wohl in Wegfall kommen, da,
wenn ein Vorſtandsmitglied oder ein Helfer ſich von der

[ ][  ][ ]

Nothwendigkeit ſofortiger Unterſtützung überzeugt, der
Vorſtand die von Jenen gewährte alsbaldige Hülfe gewiß
erſetzen wird, wie denn der Fall noch nicht eingetreten
iſt, daß Solches nicht geſchehen wäre.
Verhältniß zur öffenklichen Armenpflege und zu anderen
Privatvereinen.
Die in dem vorigen Jahresbericht erwähnte Ueber=
einkunft
mit der ſtädtiſchen Armenpflege iſt auch im
Jahre 1878 und bis jetzt aufrecht erhalten und von
beiden Seiten in lohalſter Weiſe gehandhabt worden.
Der Fälle ſind es immer noch viele, in denen Perſonen,
die den Unterſtützungswohnſitz dahier nicht erworben
haben, die Hülfe des Vereins in Anſpruch nehmen.
Der Vorſtand mußte alle dieſe Geſuche der ſtädtiſchen
Armenverwaltung überweiſen und hat nur mit deren
Zuſtimmung und nur dann die Hülfe des Vereins ein=
treten
laſſen, wenn die Vittſteller bereits aus öffentlichen
Mitteln unterſtützt wurden, eine Gefahr mithin dafür
nicht vorlag, daß den Bedürftigen ermöglicht wurde,
durch die Hülfe des Vereins ihren Aufenthalt dahier
ſo lange fortzuſetzen, bis ſie den Unterſtützungswohnſitz
erworben haben würden. Auch in allen denjenigen Fällen,
in denen ein von der ſtädtiſchen Armenverwaltung fort=
laufend
Unterſtützter die Hülfe des Vereins in Anſpruch
genommen, hat der Vorſtand ſolche nur nach vorgängiger
Anhörung der Organe der ſtädtiſchen Armenverwaltung
gewährt, und dadurch das Zuſammenwirken und die
Uebereinſtimmung der Thätigkeit beider Arten von Armen=
pflege
geſichert.
Das Verhältniß des allgemeinen Vereins gegen
Verarmung und Bettelei zu anderen ſchon länger beſtehen=
den
Privatvereinen hat ſich in gedeihlichſter Weiſe fort=
entwickelt
. Mit der Mathildenſtiftung für die Provinz
Starkenburg, dem Verein der Freunde in der Noth, den Ver=
waltungen
der Heidenreich=Siebold'ſchen und der Kyritz'ſchen
Stiftung iſt ein enges Zuſammenwirken dadurch gewährt,
daß Mittheilungen über die Gaben dieſer Fonds und
Vereine dem Vorſtand regelmäßig zukommen und Seitens
einiger derſelben die Verläſſigungen über die Verhältniſſe
der bei ihnen um Hülfe Nachſuchenden durch die Organe
des Vereins erfolgen, wie denn auch die von ihnen be=
willigten
Beträge vielfach durch unſere Helfer verwendet
werden. Auch mit anderen Vereinen, beiſpielsweiſe ſei
der Kriegerverein erwähnt, hat der allgemeine Verein
häufig Berührung, ſo daß die Gaben von der einen und
der anderen Seite nicht allzuſehr gehäuft oder nicht all=
zuſehr
zerſplittert werden können.
In den guten Beziehungen zu dem Armenhülfs=
verein
für Beſſungen hat ſich Nichts geändert; dieſelben
konnten vielmehr nur dadurch gewinnen, daß auch in
Beſſungen inzwiſchen die öffentliche Armenpflege nach
den in Darmſtadt bewährten Grundſätzen reorganiſirt
worden iſt.
Mitglieder und Zeiträge.
Die Zahl der Mitglieder des Vereins, die für
1877 1068 betragen hatte, hat ſich in 1878 auf 1170
erhöht, ein immerhin nicht unerfreuliches Reſultat, wenn

man bedenkt, daß von jenen 1068 Mitgliedern des
Jahres 1877 eine große Anzahl geſtorben iſt, andere
von hier weggegangen ſind, während unter den 1170
Mitgliedern für 1878 nur diejenigen begriffen ſind, die
die für dieſes Jahr gezeichneten Beiträge auch wirklich
bezahlt haben.
Dieſe Beiträge beliefen ſich, einſchließlich der von
den Allerhöchſten und Höchſten Herrſchaften huldvollſt
gewährten Beträge, auf 21,699 M. 50 Pf., mithin um
beinahe 4000 M. mehr, als ſie in 1877betragen hatten,
eine Thatſache, die, abgeſehen von der größeren Zahl
der Mitglieder, dadurch erklärlich iſt, daß gar viele
Mitglieder ihre Beiträge für 1878 erhöht haben, nach=
dem
ſie ſich von der wohlthätigen Wirkung des Vereins
überzeugt hatten.
An einmaligen Geſchenken und Legaten floß dem
Vereine die Summe von 3559 M. 82 Pf. zu, darunter
einmal 2000 M. und einmal 1000 M. Den Gebern
dieſer Gaben glaubt der Vorſtand des Vereins hier
umſomehr ſeinen aufrichtigſten Dank für dieſelben aus=
prechen
zu ſollen, als es durch ſie möglich war, den
Grund zu einem kleinen Reſervecapital für Zeiten außer=
gewöhnlicher
Inanſpruchnahme der laufenden Mittel des
Vereins zu legen.
Verwendung der Mittel.
A. Im Allgemeinen.
Außer den im Vorſtehenden erwähnten Beiträgen
und einmaligen Zuwendungen im Geſammtbetrag von
25.259 M. 32 Pf. ſtanden im Jahr 1878 dem Verein
zur Verfügung der aus 1877 übernommene Kaſſevorrath
von 4880 M. 70 Pf. und die Zinſen aus den bei der
Darmſtädter Volksbank einſtweilen hinterlegten Geldern
und dem nominal 3200 M. betragenden Reſervefond
mit 472 M. 96 Pf., ſo daß die Geſammteinnahme ſich
auf 30612 M. 98 Pf. belief. Von dieſer Summe
wurde für Verwaltungskoſten, insbeſondere Miethe des
Locals, Remuneration des Bureaubeamten und des
Vereinsdieners, der Betrag von 2040 M. 15 Pf. ver=
wendet
, die Unterſtützungen einſchließlich der gewährten
Darlehen betrugen 18074 M. 50 Pf., für die den
Reſervefond bildenden Werthpapiere wurden 3143 M.
73 Pf. verausgabt und ging ein Kaſſevorrath von
7354 M. 60 Pf. in die Rechnung des Jahres 1879
über. Die Verwaltungskoſten haben ſich mithin gegen
das Jahr 1877 um ca. 800 M. vermindert, die Unter=
ſtützungen
aber haben über 8000 M. mehr als in 1877
in Anſpruch genommen.
Wenn auch jetzt wieder ein größerer Kaſſevorrath
in das neue Rechnungsjahr übergeführt wurde, ſo wird
dies dadurch zur Genüge erklärt ſein, daß die überaus
ungünſtigen Erwerbsverhältniſſe, wie ſie insbeſondere in
der zweiten Hälfte des vorigen Jahres vorlagen, den
Vorſtand zu größter Vorſicht in der Verwendung der
vorhandenen Mittel mahnen mußten; der frühe Eintritt
eines harten Winters, Arbeitseinſtellung und Verdienſt=
loſigkeit
an allen Ecken und Enden riefen eine ſo große
Anzahl von Unterſtützungsgeſuchen hervor, daß aller
Anlaß geboten war, mit den gegebenen Mitteln Haus

[ ][  ][ ]

zu halten. Und in der That haben die im Laufe der
erſten drei Monate d. J. bewilligten Unterſtützungen den
ganzen Kaſſevorrath des vorigen Jahres abſorbirt.
b. Unterſtützungen.
Im Laufe des Jahres 1878 wurde in 680 Fällen
eine Unterſtützung durch Verabreichung von Geld zu
Händen des Helfers, beziehungsweiſe des Unterſtützten
ſelbſt bewilligt; in 154 von dieſen Fällen war die
Unterſtützung eine wiederholte. Die Geldbeträge beliefen
ſich in 354 Fällen auf höchſtens 20 M., in 268 be=
wegten
ſie ſich zwiſchen 21 und 40 M., in 54 zwiſchen
41 und 60 M., in 2 bis 80 M. und in 2 über 80 M.
Außerdem wurden in 12 Fällen Darlehen im Betrag
von 30-130 M. gewährt. Die Zahl der unterſtützten
Fälle war im Januar die höchſte mit 76 und fiel erſt
im Juni erheblich bis auf 42. im November betrug
ſie ſchon wieder 58 und im December ſtieg ſie auf 67.
Was die Urſachen betrifft, aus denen die Hülfe
des Vereins in Anſpruch genommen wurde, ſo waren
dieſelben vorwiegend in dem Mangel an lohnendem Er=
werb
zu finden. Insbeſondere trat dieſes Motiv in den
letzten Monaten des Jahres hervor, und die zahlreichen
darauf gegründeten Geſuche um Unterſtützung, die dem
Vorſtand in den erſten Monaten des laufenden Jahres
vorlagen, lieferten einen traurigen Beweis dafür, in
wie hohem Grade der langdauernde Winter, die Ein=
ſchränkung
der Arbeit in größeren Etabliſſements, der
Mangel an Verdienſt überhaupt die Exiſtenzfähigkeit
mancher braven Familie geſchädigt hat. Und noch jetzt,
nachdem die Jahreszeit die Wiederaufnahme ſo mancher
Arbeit geſtattet und die Bedürfniſſe vermindert hat, hat
der Verein vollauf zu thun, um die Wunden, die der
verdienſtloſe Winter geſchlagen, einigermaßen zu heilen.
Angeſichts der Thatſache, daß im verfloſſenen Jahre
beinahe allenthalben Mangel an Arbeit war, Arbeiter
daher nur in geringem Maße begehrt wurden, konnte
die Wirkſamkeit des von dem Verein gegründeten Arbeits=
nachweisbureau's
nicht den Umfang gewinnen, der dem=
ſelben
zu wünſchen geweſen wäre. Indeſſen iſt durch
daſſelbe doch gar mancher Familie bleibender oder doch
vorübergehender Verdienſt zugewieſen worden. Die un=
günſtigen
Erwerbsverhältniſſe des abgelaufenen Jahres
mußten es auch unthunlich erſcheinen laſſen, einem im
Schooße des Vorſtands angeregten Project näherzutreten,
nämlich dem Project, den Sinn für Sparſamkeit unter
der arbeitenden Klaſſe dadurch zu heben, daß unter
Verantwortlichkeit des Vereins eine entſprechende Anzahl
von Mitgliedern ſich bereit erklären, jede, auch die ge=
ringſte
Erſparniß in Empfang zu nehmen und ſobald
je die Summe angeſammelt ſein würde, die zur Einlage
in die ſtädtiſche Sparkaſſe angenommen wird, ſie zu
Gunſten des Sparenden dort anzulegen. Der Vorſtand
hofft, daß günſtigere Zeiten ihm geſtatten möchten, mit
einiger Ausſicht auf Erfolg ein derartiges Unternehmen
in das Leben zu rufen.
Wie in dem Rechenſchaftsbericht für 1877 bereits
erwähnt, hat zu Beginn des Jahres 1878 der Vorſtand

ſich bemüht, die Zahlung der Hausmiethe in kleineren
Zeitabſchnitten, als regelmäßig üblich, alſo allwöchent=
lich
oder doch allmonatlich, herbeizuführen; er hat es zu
dieſem Zwecke an allgemeinen und im einzelnen Fall er=
theilten
Aufforderungen nicht fehlen laſſen und zur Er=
leichterung
Quittungsbücher gratis ausgegeben, in denen
die wöchentlichen Miethbeträge für Wohnungen von
entſprechen dem Preiſe vorgedruckt ſind. Wenn auch dieſe
Einrichtung an manchen Orten Widerſtand gefunden hat,
weil vielfach die Vermiether darauf nicht eingehen wollten,
und wenn es auch eben aus dieſem Grund nicht möglich
war, nach der urſprünglichen Abſicht des Vorſtands
Geſuche um Zahlung rückſtändiger Miethe dann nicht
mehr zu berückſichtigen, wenn nicht deren allwöchentliche
Zahlung eingeführt ſei, ſo darf doch der Vorſtand con=
ſtatiren
, daß, ſo viel ihm bekannt geworden, größere
Pünktlichkeit in Zahlung der Hausmiethe Seitens der
hier in Betracht kommenden Bevölkerung eingetreten iſt
und die Mittel des Vereins in geringerem Verhältniß
als früher zur Zahlung von Miethe in Anſpruch ge=
nommen
worden ſind. Fortwährend muß daher der
Vorſtand ſich von der Zweckmäßigkeit dieſes Verfahrens
überzeugt halten und kann daſſelbe nicht dringend genug
im Intereſſe der weniger leiſtungsfähigen Einwohner
empfehlen, die von dem Wochen= oder Monatslohn recht
wohl wenige Mark für die Miethe entbehren können,
am Ende des Quartals aber nicht in der Lage ſind, die
dann fällige größere Summe zuſammen zu bringen.
Sehr vielfach wurde die Hülfe des Vereins noch
zur Auslöſung von verpfändeten Gegenſtänden in Anſpruch
genommen. Der Vorſtand hat fortwährend daran feſt=
gehalten
, durch die von ihm gewährten Mittel nur
unentbehrliche Gegenſtände auslöſen zu laſſen, und die
Sorge für Wiedererlangung entbehrlicher Dinge den
Verpfändern ſelbſt zu überlaſſen. Ob die Benutzung
der Privatpfandhäuſer abgenommen hat, darüber vermag
der Vorſtand ein Urtheil ſich nicht zu bilden. Wohl
aber hat er ſich erlaubt, dem Stadtvorſtand einige Vor=
ſchläge
zu unterbreiten, durch deren Annahme die Be=
nutzung
des ſtädtiſchen Pfandhauſes vorausſichtlich er=
leichtert
und dadurch den Privatpfandhäuſern einiger
Boden entzogen werden würde; ſoviel bekannt, ſind dieſe
Vorſchläge Seitens des Stadtvorſtandes wohlwollend
aufgenommen und weiterer Berathung unterzogen worden.
Auch im abgelaufenen Jahre mußte der Vorſtand
ſich den vielfachen Geſuchen um Darlehen gegenüber
recht zurückhaltend zeigen. Bedürftige täuſchen ſich und
Andere gar zu gerne mit der Hoffnung, in beſſere Ver=
hältniſſe
zu kommen und dann eine ihnen gewährte Hülfe
zurückerſtatten zu können, während mit aller Beſtimmt=
heit
vorausgeſagt werden muß, daß beſſere Verhältniſſe
gar nicht eintreten können. Somit hat der Vorſtand
häufig ein Geſuch um ein Darlehen durch Verabreichung
eines Geſchenks ohne alle Verpflichtung zur Rückzahlung
erledigt. In manchen Fällen hat er indeſſen auch Dar=
lehen
gewährt und in eingelnen derſelben die Befriedigung
gehabt, zu ſehen, daß durch die von dem Schuldner an=
erkannte
Nothwendigkeit der Rückzahlung der Sinn zur
Sparſamkeit gehoben worden iſt. Insgeſammt betrugen

[ ][  ]

die Darlehen 1025 M., von denen Ende des Jahres
107 M. zurückbezahlt waren.
Eine ſehr willkommene Gelegenheit, durch die Mittel
des Vereins ſeinen Pflegbefohlenen eine beſſere Ernährung
zuzuführen, bot die im vergangenen Winter wieder in
Betrieb geſetzte Suppenanſtalt. Seitens des Comits's
für dieſelbe wurde dem Verein der Ankauf von Karten
freigeſtellt und auf dieſe Weiſe ermöglicht, die richtige
Verwendung der von dem Verein geſpendeten Gaben zu
ſichern. Bis Ende des Jahres 1878 wurden von den
Organen des Vereins 1934 Suppenkarten vertheilt. Es
bedarf keiner weiteren Ausführung, in welch hohem
Maße der Betrieb der Suppenanſtalt im vergangenen
Winter den Verein erleichtert hat. Hätte ſie nicht
Tauſenden und aber Tauſenden eine billige, kräftige Koſt
gewährt, ſo würden die Anſprüche an den Verein viel
größer geweſen ſein, als ſie wirklich an ihn herantraten.
Eine wahre Plage der Einwohner der Stadt bildeten
im letzten Winter die zahlreichen fremden Bettler, die
ſogenannten Handwerksburſchen. Um die Polizeibehörde,
die allein in der Lage iſt, ihre Würdigkeit zu prüfen,
in den Stand zu ſetzen, ſolchen arbeitsloſen Perſonen
entſprechende Unterſtützung zu gewähren, hatte der Verein
derſelben in 1878 den Betrag von 75 M. überwieſen.
Als im Laufe des Winters der Zudrang derartiger Bettler
immer ſtärker wurde, hat der Vorſtand der Polizeibehörde
einen Credit bis zu 500 M. zur Verfügung geſtellt, um
daraus Durchreiſende in den geeigneten Fällen zu unter=
ſtützen
. Der Vorſtand darf hiernach ſich wohl der
Hoffnung hingeben, daß Seitens der einzelnen Einwohner
ein Bedürfniß nicht mehr empfunden wird, Durchreiſende
noch mit beſonderen Unterſtützungen zu bedenken.
Verſönliches.
In der Generalverſammlung vom 13. Mai v. J.
wurden die nach dem Loos aus dem Vorſtand aus=
getretenen
Mitglieder wieder erwählt und an Stelle der
verſtorbenen und beziehungsweiſe nach ihrem Wunſch
ausgeſchiedenen Mitglieder die Herren Rentner Jakoby,
Stadtverordneter Jordis, Rentner Kleber und Calculator
Planz zum Eintritt in den Vorſtand beſtimmt.
Jetzt haben nach der in ſtatutenmäßiger Weiſe vor=
genommenen
Verlooſung aus dem Vorſtand auszuſcheiden
die Herren Petſch, Menges, Ritſert, Maurer, Schwab,
Sell, Wittich und Wagner, und wird ſomit die General=
verſammlung
acht Mitglieder des Vorſtands zu wählen
haben.
Seitens des Vorſtandes waren mit dem Amt des
Vorſitzenden und Secretärs, deren Stellvertreter und des
Finanzcommiſſärs dieſelben Mitglieder betraut worden,
die dieſe Functionen auch in 1877ſ78 bekleidet hatten.
Von den Bezirkshelfern (Vorſtehern) hat nur einer,
Herr Krätzinger, dieſes Amt mit Rückſicht auf ſeine

anderweite Inanſpruchnahme niedergelegt; an ſeine Stelle
iſt Herr von Kopp getreten.
Der Vorſtand kann nur mit hoher Befriedigung
darauf ſehen, daß die Uebereinſtimmung, in der er in
allen weſentlichen Punkten ſich ſtets mit den Anſchauungen
der Herren Bezirkshelfer befunden hat, fortgedauert und
ſich befeſtigt hat. In dem innigen Zuſammenwirken des
Vorſtandes und der Bezirkshelfer liegt die ſicherſte Bürg=
ſchaft
für die Erreichung der Ziele, die der Verein ſich
geſetzt hat.
Unter Helfern und Helferinnen hat, wie begreiflich
auch in dem abgelaufenen Jahr mancher Ab= und Zugang
ſtattgefunden; eine große Anzahl von ihnen iſt aber von
Beginn der Thätigkeit des Vereins an ihrem mühevollen
Beruf treu und mit Liebe ergeben geblieben. Um den
einzelnen Helfern nicht allzuviele Fälle überweiſen zu
müſſen, um vielmehr durch Beſchränkung der Zahl der
von den Einzelnen zu prüfenden und zu überwachenden
Fälle die möglichſte Vollſtändigkeit der Unterſuchung und
den ſteten Verkehr zwiſchen Helfern und den Pflegbefohlenen
zu ſichern, kann es dem Vorſtand nur in hohem Grade
erwünſcht ſein, wenn noch recht viele Damen und Herren
ihre perſönliche Thätigkeit als helfende Mitglieder dem
Verein zur Verfügung ſtellen. Daß dieſe Thätigkeit
eine überaus lohnende iſt, haben viele Helfer und
Helferinnen empfunden.
Schluß.
Auch die Rechnung für 1878 hat calculatoriſch zu
prüfen Herr Oberrechnungsprobator Scharmann mit
dankenswerther Bereitwilligkeit übernommen. Dieſe
Prüfung hat zu Beanſtandungen keinen Anlaß geboten.
Ueber die Action des Vorſtandes, über die ſtatutenmäßige
Verwendung der Mittel des Vereins wird die in der vorigen
Generalverſammlung, gewählte, Reviſionscommiſſion,
beſtehend aus den Herren Stadtverordneten Möſer,
Rechnungsrath Petſch und Secretär Beſt, der heutigen
Verſammlung Bericht erſtatten, und wird dieſelbe auf
Grund deſſelben über die Decharge des Vorſtandes für
1878 Beſchluß zu faſſen haben.
An die zahlreichen Mitglieder, Gönner und Freunde
des Vereins richtet aber der Vorſtand die herzliche Bitte,
nicht abzulaſſen von ihrer Theilnahme an den Bemühungen
des Vereins, an ſeinem Beſtreben, die Privatwohlthätig=
keit
nur zu üben an den wirklich Bedürftigen und
Würdigen, und durch zweckmäßige Verwendung der Gaben,
und perſönliche Theilnahme an dem Armen ihn wieder
in die Lage zu ſetzen, fremde Hülfe entbehren zu können.
Darmſtadt, im Mai 1879.
Für den Vorſtand des Vereins.
Der Schriftführer:
Der Vorſitzende:
Petſch.
Jaup, Miniſterialrath.

2. 6. Mitlihige Holbuchdrudkerei.