Darmſtaͤdter Taablatk.
Abonnementspreis
Uhrlich 6 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
Amtern Beſtellungen
entgegengenom=
men zu 1 Mark 50 Pf. pro Quartal
incl. Poſlauſichlag und Beſellgebühr.
(Frag= und Anzeige6katt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Inſerate
werdmangenommen inDarnktadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 18, ſowie auzwärtz
vn allen ſoliden Unnonen=Enpe
ditonen-
142. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamtg, ſowie des Großh. Volizeiamts Darmſtadt.
Wr5.
Freitag den 18. April.
1879
Zu publieiren iſt aus den Regierungsblättern Nr. 9 und 10:
Bekanntmachung, den Erlaß etner neuen Poſtordnung betr.
Bekanntmachung, den Ausſchlag der direkten Steuern für das Etatsjahr 1879ß86, betr.
Aus den Reichsgeſetzblättern Nr. 7, 8 und 9:
Geſetz, betreffend die Feſiſtellung des Reichshaushalts=Etats für das Etatsjahr 1879680.
Weltpoſtvertrag.
Uebereinlommen wegen des Austauſches von Briefen mit Werthangabe.
os
Uebereinkommen wegen des Austauſches von Poſtanweiſungen.
Bekanntmachung. betreffend die Uebereinkunft mit Dänemark wegen gegenſeitigen Markenſchutzes.
W.Das Schulgeld für das 1. Quartal 1879 für die Großherzogliche
Realſchule, die höhere Mädchenſchule und die Mittelſchulen dahier iſt bei Vermeidung der
Mahnung ꝛc. in den nächſten 10 Tagen Vormittags von 8 - 12 Uhr zur hieſigen Fussboden-Glanzlaok,
Stadtkaſſe zu entrichten.
Darmſtadt, den 15. April 1879.
Kriegk, Stadtrechner.
3116)
Wirthſchafts=Juventar=Verſteigerung.
Dienſtag den 22 April, Vormittags 9 Uhr,
wird Frankfurterſtraße Nr. 5, Reſtauration Ranzow, nachverzeichnetes
Wirthſchafts=Inventar verſteigert, als:
12 Reſtaurationstiſche, 6 Dutzend Wiener Stühle, 1 großer ovaler
Tiſch, 2 Trumeaux, 1 Billard mit vollſtändigem Zubehör, 1 Flügel
von J. L. Streicher, 1 Preſſion, verſchieden. Gartenmöbel,
Blumen=
kübel mit Pflanzen, Fäſſer, Kellerlager, 1 Eisſchrank, Draperien,
mit Rouleaux, diverſe Küchen= und Hausgeräthe
gegen Baarzahlung verſteigert.
A. Kammler, Tarator.
Bekanntmachung.
In Folge anderweiter Dispoſition
fin=
det der Verkauf des alten Strohes aus
der Artillerie=Kaſerne nicht am 28., ſondern
am 18. d. Mts, früh 10 Uhr ſtatt.
Darmſtadt, den 16. April 1879.
Großherzogliche Garniſon=
3207)
Verwaltung.
Kartoffel=Lieferung.
Die Lieferung von 2500 Kilo Pflanz=
Kartoffeln und zwar:
900 Kilo Weißgelbe,
900 „ Seeländer,
100 „ Spätroſen,
ſoll im Soumiſſionsweg vergeben werden
Die Kartoffeln müſſen geſund u.
keim=
fähig ſein. Die Ablieferung derſelben
er=
folgt auf dem Hof Hopfengarten.
Offerten nebſt Proben ſind bis
Mittwoch den 23. d. Mts.,
Vormit=
tags 10 Uhr,
ſ auf unſerem Büreau einzureichen.
Darmſtadt, am 15. April 1879.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.
3208) Hickler, Beigeordneter.
Feilgebotenes.
100 Centner Heu
ſind zu verkaufen Hopfengarten.
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Seiner Haltung, die der Handelsverein für Darmſtadt und Beſſungen von jeher
in der Gasfrage beobachtet hat, getreu, ladet der unterzeichnete Vorſtand zu einer
Verſammlung der Gas=Conſumenten ein, auf
Honlag den 2. April, präols 8 Uhr,
im
Eleinen Saal des Saalbaues.
Der Vorſtand des Handelsvereins für Darmſtadt und Beſſungen.
4
Kaufmanniſcher Verenn.
Samſtag den 19. April, Abends 8½ Uhr.
VereimseVersaunntumg
im Vereinslokale.
Tagesordnung: Geſchäftliche Mittheilungen.
Ergänzungswahl des Vorſtandes.
Referat über Freihandel und Schutzoll.
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Der Voretand.
Darmstadt.
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Darmstadt.
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wird in den nächſten Tagen hier eiatreffen.
Darmstadt.
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Darmstadt,
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3220)
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ommerkurſe
Die
der Alice Induſtrie=Schule beginnen am 21. April und findet die Eröffnung an
dieſem Tage
Vormittags 10 Uhr
Liebigſtraße 13 ſtatt.
Der Vorſtand.
3146) An des Unterzeichneten
Lehranstall für Inaben
beginnt der Unterricht Montag den 21. April.
Schmltz.
Eliſabethenſtraße 34.
2)
Grafenftraße 39.
der Eindergarten zu Darmstadt
wird am Al. April
wieder eröffnet. Anmeldungen werden jeden Tag im Laufe des Vormittags von der
Vorſteherin entgegen genommen.
HTherese Schultz,
(Waiſe) von 14 Jahren, welcher ſehr gute
Schulzeugniſſe hat, Beſchäftigung auf einem
Büreau oder Comptoir.
Nüheres Landwehrſtraße Nr. 17 bei
Herrn Oberlehrer Werner. 3223) Ein wohlgezogenes Mädchen,
das jetzt die Schule verläßt, kann in einer
hieſ. Buchdruckerei unt. guter Aufſicht paſ=
ſende leichtere Beſchäftigung finden, bei be=
friedig. Verhalten dauernde Stelle.
Wo? ſagt die Expedition d. Bl. 3222) Eine junge Frau ſucht Arbeit,
Waſchen, Putzen oder Aushüſſtelle Lange=
gaſſe 10. 2 St. hoch. 3156) In unſerem Geſchäfte iſt eine
Lehrlingsſtelle für einen jungen
Mann mit guten Schulkenntniſſen offen.
A. Rosenthal & Co.,
16. Ernſt=Ludwigsſtraße 16. 3099) Sogleich wird ein junger Mann
der Manufactur=Branche zu engagiren ge=
ſucht, welcher Privatkundſchaft in Heſſen als
Reiſender beſucht hat. Geſchichte des hieſigen Gymnaſiums.
697
2915) Ein Lehrling geſucht in die
Schloſſerei von Auguſt Nold,
Caſino=
traße Nr. 14.
3202) Ein anſtändiges, junges
Müd=
chen wird in ein Geſchäft geſucht.
Näberes in der Erped.
3138) Ein halber Logenplatz kann
ab=
gegeben werden.
Zu erfragen in der Exp. d. Blattes.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 18. April.
12. Vorſtellung in der 8. Abonnements=Abtheilung.
D o e t o r Kl au s.
Luſtſpiel in 5 Akten von L Arronge.
Perſonen:
Leopold Grieſinger, Juwelier Hr. Butterweck.
Julie, deſſen Tochter
Max von Boden, deren Gatte Herr Fiala.
Dr. Ferdinand Klaus
Herr Werner.
Marie, Grieſinger'3 Schweſter.
ſeine Frau
Frl. Berl.
Emma, deren Tochter
Hr. Haſem.=Klägel
Referendarius Paul Gerſtel Herr Edward.
Marianne, Haushälterin bei
Grieſinger
Frau Eppert.
Lubowski, Kutſcher, bei Dr. Herr Franke.
Auguſte, Dienſtmädchen) Klaus Fyrl. Bernhard.
Frau von Schlingen
Anna
Behrmann
Colmar)
Bauern
Jakok
Frau Steck.
Frl. Schütky.
Herr Nötel.
Hr. Schimmer.
Hr. Leib.
11 Julie ... Fräulein Knispel, vom
Stadt=
theater in Trier, als Gaſt.
Anfang halb 7 Uhr. Ende gegen halb 10 Uhr.
Sonntag 20. April.
13. Vorſtellung in der 8. Abonnements=Abtheilung:
Zum erſtenmale wiederholt:
Diana von Solange.
Große Oper in 5 Akten; Muſik von E. H. z. S.
Die nahe bevorſtehende Zweihundert und fünfzigjährige Feier des
hieſigen Gymnaſiums ermahnt zu einem Rückblicke auf den Urſprung
und die Entwicklungsgeſchichte dieſer von zwei hochgeſinnten Landesherren
unter den trübſten politiſchen Auſpicien ins Leben gerufenen, frühzeitig
in ihrem Wachsthume geſtorten, durch feindſelige Einwirkungen jeder Art
eine Reihe von Jahrzehnten hindurch aufgehaltenem und zurückgedrängten,
aber bald nach dem Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts zu neuem
Leben erweckten und ſeitdem in weng unterbrochenen rühmlichem
Fort=
ſchritte begriffenen Anſtalt, der auch unter den lebenden Mitbürgern viele
ihre Vorbildung 1theils für das akademiſche Studium, theils für einen
praktiſchen Beruf zu verdanken haben. Wir ſchöpfen hauptſächlich aus
dem reichen Materiale der jüngſt in der H. Brill'ſchen Buchdruckerei
er=
ſchienenen gelehrten und verdienſtvollen Feſtſchrift: Geſchichte des
Groß=
herzoglichen Gymnaſiums zu Darmſtadt von Profeſſor Dr. Wilhelm
Uhrig (4o, C. I. und 117) die nachfolgende Skizze, die zur Einführung
in einen ſehr wichtigen Theil unſerer ſtädtiſchen Culturgeſchichte dienen
möge.
Das hieſige Gymnaſium oder, wie es früher genannt wurde,
Päda=
gogium iſt aus der alten, in einer unbekannten Zeit errichteten
Stadt=
ſchule herporgegangen, deren früheſter Aufenthalt, ſoweit unſere Kunde
zurückgeht, in der Nahe des nunmehr überbauten alten Kirchhofes lag.
Die Stadtſchule war eine Stiftung unſerer Landesherren und wurde
ausſchließlich von ihnen dotirt. Der Beſuch war unentgeldlich. Die
Lehrer waren Theologen und ertheilten außer dem gewöhnlichen
Elemen=
tarunterrichte auch den lateiniſchen Vorunterricht für die Pädagogien
oder Gymnaſien. Nach Errichtung des hieſigen Pädagogiums wurde ihm
die Stadtſchule als unterſte Klaſſe angereiht, auch in dem neuen Bau
gehalten, aber daun wegen Mangels an Raum in das frühere Daheim
urückverlegt. Hier unterrichtete ein beſonderer Präceptor, dem die Ehren
eines Pädagoglehrers erwieſen wurden, und den der Rector dieſer
An=
ſtalt inſpicirte.
Das Pädagogium entſtand in der jammervollſten, ſchrecklichſten
Zeit unſerer Geſchichte. Seit dem Jahre 1618 tobte jener Krieg, der
50 Jahre lang alle böſen Leidenſchaften entfeſſelte, das Leben und das
Glück unzähliger Menſchen verzehrte, weite Strecken unſeres Vaterlandes
entvölkerte, die Schulbildung an vielen Orten auf lange Zeit unterbrach,
in vielen Herzen eine gänzliche Verwilderung herbeiführte und mit den
beklagenswertheſten politiſchen Zuſtänden abſchloß. Die Grafſchaft
Katzen=
ellenbogen wurde ſchon in den erſten Jahren des Krieges ſchwer
heimge=
ſucht. Das flache Land wurde 1622 von Mansfeld ausgeplündert und
verwüſtet, unſerer Stadt eine große Brandſchatzung auferlegt. In die
finſtere Nacht dieſer Zeiten fällt wie ein Licht von oben der
teſtamenta=
riſche Auftrag, den Landgraf Ludwig V., der Getreue, zu
Lichten=
berg unter dem 6. Oktober 1625 an ſeinen Sohn und künftigen
Thron=
folger Georg II. richtete: wenn dem Erblaſſer hierzu nicht mehr die
Zeit vergönnt werden ſollte, nach dem Vorbilde des Marburger
Päda=
gogiums eine feine Trivialſchuler zur Vorbereitung auf die dortige
Univerſität hier in Darmſtadt zu errichten. Unter einer Trivialſchule
verſtand man damals noch eine Anſtalt, in welcher nach der in den
Kloſterſchulen herkömmlichen Benennung das Trivium (der Dreiweg)
und das Guadrivium (der Vierweg) oder die 7 Schulwiſſenſchaften
ge=
lehrt wurden, alſo eine Gelehrtenſchule mit Einſchluß der Elementarklaſſen.
Erſt in der Folge beſchränkte man den Ausdruck: Trivialſchule auf die
viederen Schulen, die nicht unmittelbar auf das akademiſche Studium
vorbereiten. Der Name Pädagogium (Erziehungsanſtalt) war ſeit
der Reformation für die gelehrten Schulen ublich. Der Name
Gym=
naſium (Uebungsſchule), den auch Georg II. und ſein Kanzler Woll
dem hieſigen Pädagogium ebenfalls beilegten, kam für dieſe Anſtalt erſt
vor einigen Jahrzehnten in officiellen Gebrauch. Ludwig V. ernannte
zur Ausführung ſeines ruhmvollen Planes eine Commiſſion, die ihm ihre
Vorſchläge in einem Gutachten vom 9. Februar 1626 unterbreitete. Schon
am 27. Juli ſtarb der Landgraf Georg II.; trat, wie der Kanzler Wolf
ſagt, eine mühſame und blutſauere Regierung an, in der eine
Hiobszei=
tung über die andere einlief; aber dies konnte ihn von dem Auftrage
ſeines Vaters nicht ablenken, und die Vollziehung deſſelben gehörte zu
ſeinen erſten Regentenhandlungen. Schon am 1. Januar 1627 erließ er
ein Edikt, worin er den Willen erklärte, „ein feines wohl beſtelltes
Pä=
dagogium' in Darmſtadt zu errichten, und für die Lehrer deſſelben den
jährlichen Betrag von 400 fl. aus der fürſtlichen Rentkammer anwies.
Die für das Pädagogium nothwendigen Ausgaben beliefen ſich im Ganzen
auf 1035 fl. an Geld, 110 Malter Korn, 31 Malter Gerſte, wozu noch
Brennholz und andere unbedeutende Poſten kamen. Zur
Vervollſtändi=
gung dieſer Summe hatten verſchiedene geiſtliche Landkaſten und
Schul=
kaſten beizutragen; die Stadt zahlte jährlich über 44 fl. Durch Reſcripz
698
vom 8. Januar 1627 befahl der Landgraf den Anfang und die raſche verſchiedenen Stadtheilen Briefkäſten aufzuhängen beabſichtigt, was ſehr
Ausführung des neuen Schulbaues. Die Koſten waͤren auf mehr als wünſchenswerth wäre.
3078 fl. angeſchlagen, zu deren Beſtreitung Georg I1. eine allgemeine
männliche Kopfſteuer in der Obergrafſchaft Katzenellenbogen ausſchrieb, ſoll der demlächſtigen Vereinsſitzung vorgelegt werden. Ueber die pro=
und hierzu geſellten ſich noch viele Raturallieferungen. Am 3. April 1629 jectirte Feier des 11. Juni konnte man ſich vorläufig noch nicht ſchlüſſig
erklärte der Landgraf ſchon gegen 10000 Reichsthaler auf das Gym= machen. Die Aufforderung, Petitionen deutſcher Handelskammern und
Höhe, nächſt dem fürſtlichen Reſidenzſchloſſe, die ſämmtlichen Gebäude tionsfreiheit für Werthſendungen feſtzuhalten und die beſtehenden Ver=
Unſerer damals noch kleinen, winkligen, häßlichen Stadt.
(Fortſetzung folgt.)
Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 18. April.
als Nebenſtelle übertragen.
Wahrung des früher eingenommenen Standpunktes die Beanſtandung gänzlich Unhaltbar geworden ſind.
des Beſchluſſes hinſichtlich der Organiſation einer Bedienungsmannſchafk
Frage, ob, wie das Kreisamt fortwährend unterſtellt, der fragliche Beſchluß consules!
der Stadtverordneten eine Kompetenzüberſchreitung in ſich ſchließe, ging
man nicht weiter ein, ſondern begnügte ſich damit den nunmehr
ange=
meiſterei nicht in der Lage ſei Anzeige der Feuerwehrpröben zu machen.
nehmigen, daß der Vorſtänd der Stadt gegenüber durch Solidär= mitwirken ſollen.
bürgſchaft Sicherheit leiſtet. — Die Amtsniederlegung des
Pfandhaus=
tardlors Neuſt adt wurde gutgeheißen und ſoll die exledigte Stelle mit H. Schulz auserſehen ſein.
einem Anfangsgehalt von 1800 M. ausgeſchrieben werden.- Daß der
Verſchönerungsverein auf dem Paradeplatz eine Baumreihe iſt aufgegeben worden, innerhalb 8 Tagen bei Meidung Ausſchluſſes, das
unternehmers Zehfuß um Erlaubniß zum Bau eines Hauſes an der genommen werde.
Roßdörferſtraße unweit des botaniſchen Gartens konnte nicht entſprochen
um den Preis von 500 M. erworben. Hierauf ging man zu einer ge= die Straße hergeſtellt zu ſehen und dadurch einen Höhererlös der
Grund=
heimen Sitzung über.
- Clara Ziegler wird gegen den Schluß dieſes Monats zu
einem Gaſtſpiel am Großh. Hoftheaker eintreffen. Bis jetzt werden von 10. April. Zu Mitgliedern der Einſchätzungscommiſſion für 1883 werden
von Moſenthal und „Fechter von Ravenna von Halm genannt.
— Eine officielle Ziehungsliſte der großen Silber=Lotterie in
Gewinnliſte der hieſigen Vogel= und Geflügel=Ausſtellung.
letzten Tabellenjahre unſerer Gerichte, waren in der Provinz Starken=
Landgericht 41 Concursverfahren im Gange.
ſammen, um den Bericht ſeiner Commiſſion entgegenzunehmen. Der
Bericht über die 2. Cl. des Stückguttarifs wurde erſtättet von Herrn
Langenbach in ſehr eingehender Weiſe und wurde beſchloſſen, die
Beant=
workung der Frage nebſt Belegen der Induſtriellen dem Handelstage herigen Armenpflegers, Herrn Bäckermeiſter Ph. Jacoby, welcher im
antragte eine Adreſſe des Vorſtandes auf Grund einer Eingabe an den
Handelsverein bedeckt mit 144 Unterſchriften, um bei dem verehrl.
Gtadk=
vorſtande über den Stand dieſer Angelegenheit anzufragen. Wegen der
internationalen Ausſtellung zu Melbourne ſoll der Vorſtand noch bei
unſerem Bundesrathsgeſandten anfragen, welche officielle Unterſtützung das
Reichsminiſterium den d. Ausſtellern gewährt, eventuell hiervon den
In=
tereſſenten Kenntniß geben. Die Vorlage der Güterbeſtätterei, verbunden
mit dem Antrag auf Herſtellung von Quittungsbüchern für Frachtaufgabe
bei der Eiſenbahn wie etwa bei der Poſt, konnte durch die Commiſſion nicht
er=
ledigt werden, weil der Güterdirector der Main=Neckarbahn, Hr. Quilling, noch
nichk mit der Conferenz. zuſammengetreten iſt. Dagegen wurde eine
ver=
trauliche Mittheilung ſeitens der Expedition der Ludwigsbahn gemacht,
welche für die Beſtellungen von Ab= und Zufuhren aͤn die Bahn in
R 75
Die Eingabe der Handelskammer zu Hanau, betr. die Zolltariffrage,
naſium verwendet zu haben. Däs neue Haus wurde im ſüdlichen Theile Handelsvereine dein deutſchen Reichstage vorzulegen, des Inhaltes: „den
der Stadt dicht an der Stadtmauer neben dem Beſſunger Thore in maſ= Reichskanzler zu erſuchen, bei dem Abſchluß von Poſtverträgen mit
aus=
ſivem, 4ſtöckigem Bruchſteinbau errichtet. Es übertraf durch Bauart und ländiſchen Staaten an der dem deutſchen Poſtgeſetze entſprechenden
Deklara=
träge in dieſer Richtung zu reformiren” wurde von dem Vorſtande
be=
ſchloſſen, der demnächſt zuſammentretenden Vereinsſitzung vorzulegen.
Noch unter dem Eindruck dieſer Mittheilung geht dem Vorſtande die
weitere Nachricht zu, über die Zwangsverſicherung iternationaler
Valoren=
ſendungen in Rußland. Die Nachricht präciſirt ſich dahin, daß die
ruſ=
ſiſche Poſtverwaltung vom 1. April ab, an welchem Tage bekanntlich
das Weltpoſtübereinkommen, d. d. Paris 1. Juni 1878. betr. den inter=
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Kreis=Veteri= nationalen Austauſch von Werthpapieren, in Kraft tritt, ſich weigert.
närarzt zu Offenbach Dr. G. Lorenz die Stelle eines vortragenden Valorenſendungen in das Ausland zu befördern, es wäre denn, daß
Rathes bei der Abth. des Miniſteriums des Innern und der Juſtiz für dieſelben ihr unverſchloſſen vorgelegt werden und dafür die
Poſtverſiche=
öffentliche Geſundheitspflege mit dem Amtstitel, Ober=Medicinal=Aſſeſſor= rungsprämie, nach dem Nominaiwerth berechnet, entrichtet wird. Dieſe
Durchführung des Deklarationszwanges erſcheint um ſo ungeheuerlicher,
weil die Effecten nicht nach dem zeitigen Börſencurſe der ja den Nomi=
OſStadtverordnetenſitzung vom 17. April.) Die nalwerth bedeutend überſchreiten kann, ſondern nach dem letzteren
be=
heutige Sitzung wurde von dem Herrn Ober=Bürgermeiſter durch ſteuert werden. Wir hegen die Hoffnung, daß ſolche antiquirte Principien,
Mittheilung einer Verfügung des Kreisamts eröffnet, wonach man unter 1 die den heutigen Sitten und Anſchauungen der Völker widerſprechen,
Inzwiſchen ſieht man in geſpannter Erwartung auf die bevorſtehende
für eine im nordöſtlichen Stadttheil zu ſtationirende Feuerſpritze zuruck= Löſung der ſchweren und harten Aufgabe, die dem Reichstage vorliegt.
nimmt, dem Stadtbaumeiſter einſtweilen die Leitung des Feuerlöſchweſens 1 Tauſende und Tauſende harren des Ausgangs. Möge ſie gelöſt werden
überträgt, zugleich aber verlangt, daß die Bürgermeiſterei dem Polizeiamt ohne Voreingenommenheit, ohne Parteileidenſchaft lediglich zu Nutz und
von jeder größeren Uebung der freiwilligen Feuerwehr Kenntniß gebe. Auf die Frommen der Landwirthſchaft, des Handels und der Induſtrie. Caveant
L. Beſſungen. Mit der Einleitung des Expropriationsverfahrens
bahnten modus vivendi zu acceptiren, erklärte jedoch, daß die Bürger= unſerer proſectirten Wittmannsſtraße ſcheint es nun wirklich Ernſt
werden zu wollen, da, wie wir erfahren, das Großh. Kreisamt verfügt
Hinſichtlich der Kreditbewilligung fur die Gewerbehalle ging! hat, daß baldigſt zwei geeignete unbetheiligte Ortsvorſtandsperſonen in
der heutige Beſchluß dahin, dieſelbe unter der Bedingung zu ge= Vorſchlag gebracht werden ſollen, welche in dem Expropriationstermin
Als ſolche ſollen die Herren: Hofgärtner R. Noack und Glaſermeiſter
Auch den Eigenthümern der in Anſpruch zu nehmenden Grundſtücke
anpflanzt, wurde acceptirt und beſchloſſen, die fernere Unterhaltung der Verlangen bei Großh. Kreisamte vorzubringen, daß ein zur Mitwirkung
Pflaͤnzung auf die Staͤdtkaſſe zu übernehmen. - Dem Geſuch des Bau= zu berufendes Ortsvorſtandsmitglied aus einer benachbarten Gemeinde
Wie wir hören, haben ſich die Letzteren geeinigt, und bereits geſtern
werden, da der Bauplatz außerhalb des Bauplans liegt. - Die der fei= dem Kreisamte deßhalb Vorlage gemacht; hoffentlich zeigen ſich dieſelben
willigen Feuerwehr eigenthümlich zuſtehende größere Feuerſpritze wurde nicht renitent, da es ja auch meiſtens in deren eignem Intereſſe liegt,
ſtücke und Immöbilien zu erzielen.
D. Beſſungen. Sitzung des Gemeinderaths vom
den Parthien in welchen ſie auftritt„Phädrä von Racine, „Deborah” gewählt die Herren: J. Berth, Fr Geyer, H. Giller, J. Nohl
und H. Schulzz zu Mitgliedern des Wieſenvorſtandes die Herren:
Fr. Geyer, C. Geyer 1X. und L. Werner; 3 weitere Wieſenbeſitzer
werden bei der Behörde in Vorſchlag gebracht. Eine techniſche Unter=
Frankfurt liegt auf unſerer Expedition zur Anſicht offen; ebenſo eine ſuchung der Waſſerdurchläſſe in Feld und Wald hat ergeben, daß 14
Ueber=
brückungen hergeſtellt werden müſſen. Rechnet man hinzu, daß im vori=
O In dem Zeitraum vom 1. Juli 1877 bis 30. Juni 1878, dem gen Jahre ſchon mehrere Durchläſſe erneuert wurden, ſo kannes auffallen,
Laß der Zahn der Zeit nicht ſo aufmerkſam war, ſchon in vorderen
burg 367 Coneurſe anhängig geworden, wovon 124 ihre Erledigung Jahren zum Mindeſten an einem Theile dieſer Brücken ſein Werk zu
fanden. Bei dem Stadtgericht Darmſtadt waren hiervon 81, bei dem vollenden; die bedeutende Ausgabe für Beſchaffung und Legen eiſerner
Durchlaßrohre von größeren Dürchmeſſern wuͤrde ſich dann vortheilhafter
0 Der Vorſtand des Handelsvereins trat vor Kurzem zu= auf mehrere Jahre vertheilt haben.-Ein Geſuch des Herrn C. Harres
um Bauerlaubnitz an der Ecke der Heinrichs= und Heidelbergerſtraße wird
befürwortet. — Das Anſäen eines früheren Waldſtücks an der Breitwieſe
mit Hafer und Wieſengräſern wird genehmigt. — An Stelle des
ſeit=
zuzuſenden. Die Commiſſion für die Verlegung des Hauptzollamtes be= Sinne des Geſetzes zum Dienſte verhindert iſt, wird Herr Monteur
Heyer zum Armenpfleger erwählt.
Polizei=Vericht.
Verhaftet wurden 10 Perſonen, worunter ein Landſtreicher.-Einem
Dienſtmädchen wurde ein Portemonnaie mit der darin befindlichen
Baar=
ſchaft aus ſeiner Stube geſtohlen.- Ein vielfach bekanntes Individuum
entwendete zu Haus verſchiedene Gegenſtände und verkaufte dieſelben gegen
einen Spottpreis. Seine Mutter, die das bald merkte, ließ dieſelben
wieder zurückholen. - Drei entnommene Milchproben ergaben das
Reſul=
tat: Gut: 1; ziemlich gut: 1; abgerahmt: 1.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.