Darmstädter Tagblatt 1879


14. März 1879

[  ][ ]

armſtadter 2u0
D.
LaEIv
1
(Frag= und Anzeigeskatt.)

Abonnementsprelis
jährlich 6 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
ämtern
Beſtellungen entgegengenom=
men
zu 1 Mark 50 Pf. pro Quartal
incl. Poſiaufſchlag und Beſtellgebühr.

Mit der Sonntags=Beilage:

142. Jahrgang.

Inſerate
werdenangenommen in Dermſtadt
von der Expedition, Rhemnſtr. Nr. 28.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 18, ſowie auwärn
von allen ſoliden Unnonceu=Ewe
ditionen.

Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des Großh. Polizeiamts Parmſtadt.
M52.
Freitag dea 14. März
1879
Verkau
einer Maſchinenfabrik mit Eiſengießerei, Schmiede und
Keſſelſchmiede.
Mit Bezugnahme auf unſere früheren Veröffentlichungen haben wir einen einmaligen Termin zur Verſteigerung unſerer
nächſt den Bahnhöfen der Heſſiſchen Ludwigsbahn und Main=Neckar=Bahn dahier gelegenen neuen Fabrik auf
Mittwoch den 16. April 1870, Vormittags 10 Uhr,
anberaumt. Die Verſteigerung fiudet in unſerer Fabrik ſelbſt ſtatt, wobei die einzelnen Werkſtätten mit Zugehör in der nachſte=
henden
Reihenfolge zum Verkauf an den Meiſtbietenden ausgeſetzt werden.
A. Die maſſiv aus Stein gebaute, mit Glas gedeckte, neue mechaniſche Werkſtätte mit Montirraum, Kupfer= und
Werkzeug, Schmiede, Handmagazin, Keſſelhaus, ſowie mit Betriebsmaſchine, Dampfkeſſeln, ſämmtlichen Transmiſſionstheilen und
Arbeitsmaſchinen, Dampfheizung u. ſ. w. mit circa 2601,20 Meter bedeckten Räumen und circa 2848 ⬜Meter freiem
Hofraum.
B. Die ganz aus Stein gebaute Eiſengießerei mit 3 Kupolöſen, 2 Trockenkammern, Transmiſſion, Ventilator und
Sandmühle, ſowie geräumiger Schloſſerwerkſtätte, Pferdeſtall und einem aus Backſtein - Fachwänden hergeſtellten Putz=
ſchuppen
. In dem Gießereiraum befinden ſich zwei große Drehkrahnen für Laſten bis zu 20 Tonnen und ein eiſerner Wand=
krahn
. Die gedeckten Räume haben circa 1405,5 ⬜Meter, der freie Hofraum circa 3082 Meter Flächeninhalt.
C. Die Werkſtätten für Eiſenbahnbedarf, beſtehend aus der eigentlichen Schmiede mit 16 Feuern (darunter 2 Dop=
pel
= und 3 Rundfeuer) und einem Blechglühofen, ferner mit der Keſſelſchmiede, der Dreherei und Schloſſerei, dem Keſſel= und
Maſchinenhaus, der Werkſtätte zum Anfertigen von Drehſcheiben, Ausweichen u. a, ſämmtlich maſſiv aus Stein gebaut, ferner
dem aus Backſteinfachwänden hergeſtellten Keſſelſchmiedeſchuppen und dem Material=Magazin mit allen darin befindlichen Trans=
miſſionen
, Betriebs= und Werkzeugmaſchinen und Dampfkeſſeln, zuſammen mit mit circa 2212½ ⬜Meter bedeckten Räumen und
44071
Met. freiem Hofraum.
D. Das an der Straße gelegene maſſiv aus Stein gebaute, zweiſtöckige Adminiſtrationsgebäude deſſen obere Räume
dermalen als Lagerraum für Modelle benutzt werden, mit circa 494½ ⬜Meter gedecktem urd 703½ ⬜Meter freiem Hofraum.
E. Der an der Straße gelegene, maſſiv aus Stein gebaute zweiſtöckige Magazinsbau mit Modellſchreinerei und Ver=
walterswohnung
, deſſen obere Räume ebenfalls zur Lagerung von Modellen dienen, mit circa 475½ Meter gedecktem und
363½ Meter freiem Hofraum.
b. Der an der Straße gelegene, auf zwei Seiten offene, auf den anderen mit maſiven Mauern aus Stein geſchloſſene
Magazinsbau, welcher als Holzmagazin und zur Lagerung größerer Modelle dient, mit circa 140 Meter gedecktem Raum
und 989 ⬜Meter freiem Hof.
G. Die ſogenannte Dreiſpitz, oder der nördliche unbebaute freie Raum des Fabrikhofes mit gepflaſtertem Kohlenlager=
platz
circa 4953¼ ⬜Meter enthaltend.
Alle zu den einzelnen Maſchinen gehöͤigen Werkzeuge, wie auch die in jeder Werkſlätte befindlichen allgemeinen Geräche
und Requiſiten kommen ungetrennt mit den betreffenden Werkſtätten zum Verkauf.
Sämmtliche Räume ſind mit Einrichtung für Gasbeleuchtung verſehen.
Die beiden, vor und hinter den Weitſtätten liegenden Schienengeleiſe ſtehen unmittelbar mit dem Rangirbahnhof der Heſ=
ſiſchen
Ludwigsbahn und durch dieſen mit der Main=Neckar=Bahn in Verbindung.
Das Etabliſſement, in welchem ſeither die Herſtellung von normalſpurigen und ſchmalipurigen Tenderlocomotiven, Dampf=
u
. a. Maſchinen, Eiſenbahnbedarfs=Artikeln, Keſſelfabrikation und Eiſengießerei betrieben wurde, iſt noch im Betrieb und alle Ma=
ſchinen
wie ſeither unverkürzt an Ort und Stelle.
Die vorſtehend aufgeführten 7 Abtheilungen A. B. C. D. E. F. und G. werden zunächſt einzeln nach Fabrikationszweigen
getrennt, dann jämmtliche 7 Abtheilungen zuſammen der Verſteigerung ausgeſetzt.
Die näheren Bedingungen können vom 15. März d. J. an bei der Unterzeichneten eingeſehen werden.
2
2 Maſchinenfabrik und Eiſengießerei Darmſtadt in Liqurdation.
124

[ ][  ][ ]

448
Bekanntmachung.
Samstag, den 15. März d. 3s.,
Nachmittags 1½ Uhr
ſollen in dem der unterzeichneten Verwal=
tung
gehörigen, in der Gemarkung Arheilgen,
Diſtrict Täubcheshöhle, belegenen Walde
eine Parthie Nadelholz, circa 46 Raum=
Meter Knüppel und 2390 Wellen,
verſteigert werden.
Die Zuſammenkunft findet um 1 Uhr
an der Bahnſtation Arheilgen ſtatt.
Darmſtadt den 8. März 1879.
Die Adminiſtration
des Freiherrlich von Barkhaus'ſchen
1970 Fideicommißvermögens.

Bekanntmachung.
Auf gerichtliche Verfügung werden die
dem Maurer Peter Arnold und Ehefrau
zu Beſſungen zuſtehenden Immobilien, und
zwar:
Flur. Nr. Mr.
I. 344Jo 157 Hofraithe, Win=
gertſtraße
,
I. 344¹½ 235 Grabgarteu daſ,
Donnerstag den 17. April d. J.,
Nachmittags 5 Uhr,
auf hieſigem Rathhaus öffentlich meiſtbie=
tend
verſteigt.
Beſſungen, den 25. Februar 1879.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
Weimar.
1603)

Stamm= und Brennholz=
Verſteigerung.
Freitag den 21. März ſollen im Drei=
eichenhainer
Gemeindewald nochmals ver=
ſteigert
werden:
37 Stück Eichenſtämme, 15-70 Emtr.
Durchmeſſer 3-15 Mtr. Lünge,
5941 Fſtmtr.
Weiter kommen zur Verſteigerung:
43 Nmtr. buchen Scheiter 1. Cl.,
2.
53

13 eichen
1.

61
2.

7
buchen Knüppel,
eichen
11

15 Hundert buchen Wellel,
12,2 eichen
67 Rmtr. buchen Stöcke,
85 eichen
Die Zuſammenkunft iſt Vormittags 9 Uhr
auf der Mühlſchneiſe am Eingang des
Waldes nächſt dem Friethof.
Dreieichenhain, am 11. Mürz 1879.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Dreieichenhain.
2036)
Joſt.

2037) Montag den 17. März d. J.,
Vormittags 9 Uhr anfangend, ſollen im
Nieder=Beerbacher Gemeindewald, Diſtrict
Forſtbühl, Schöppenberg und Breiteloch
folgende Holzſorten verſteigt werden:
1) 400 Mtr. buchen Scheitholz, 52 Mtr.
Knüppelbolz und 165 Mtr. Stockholz
und 5000 dergl. Aſt= und Durch=
forſtungswellen
.
2) 20 buchen Stämme von 13- 40 Centim.
Durchm u. 5-8 Meter Länge.

R52.
3) 2 kieſern Stämme von 43 Centim.
Durchm. und 8-15 Meter Länge.
Gegen vorſchriftsmäßige Bürgſ aft wird
Zahlungsfriſt bis Ende September l. J.
gegeben.
Die Zuſammenkuuſt iſt auf der Straße
von hier nach Ober=Beerbach am Eingang
des Waldes.
Nieder=Beerbach, den 11. März 1879.
Großh. Bürgermeiſterei Nieder=Beerbach.
Fiſcher.
Verſteigerungs=Anzeige.
Mittwoch den 19. d. Mts., Vor=
mittags
10 Uhr anfangend, ſollen in der
Behauſung des Wilhelm Knauf II. dahier
uachfolgende Gegenſtände auf freiwilliges
Anſtehen verſteigert werden:
1 braunes Stutenpferd, 2 Kühe, 1 Rind,
1 Schaf, mehrere Hühner, 1 Einſpänner=
Wagen mit Zugehör, 1 Pflug, 1 eiſerne
und 1 hölzerne Egge, 1 Wurzelmühle und
ſonſt allerlei Landwirthſchaftsgeräthe.
Sodann Wirths= und Metzgergeräth=
ſchaften
, große und kleine Fäſſer, Apfel=
mühle
, Obſtkelter mit Zugehör, Bierapparat,
Wirthsſchrank und Büffet ꝛc.
Ferner Fleiſchſtänder, Hacktlötze, 1 große
und 1 lleine Waage, Narden und ſämmt=
liches
Metzgerwerkzeug.
Gräfenhauſen, am 12. März 1879.
J. A.:
2038) Hönig, Ortsgerichts=Vorſteher.

Feilgebotenes.
1782) Natürliche
Mineralwäſſer
in friſcher Füllung empfiehlt
Friedr. Schaeſer.
Ludwigsplatz 7.
1971) Große Kaplaneigaſſe 36 ſind
Dickwurz und Frühroſenkartoffeln
zu verkaufen.
Auch werden Beſtellungen angenommen.

2039) Ein neuer Landauer Wagen
ſteht billig zu verkaufen.
Zu erfragen bei der Exp. d. Bl.
Feines Obsl,
als: Katharinen=Pflaumen, türkiſche
Zwetſchen, ital. Brünellen, Aepfel,
Birnen, Kirſchen, Tafelmandeln, Tafel=
roſinen
; ferner:
Aecht ital. Maccaroni,
oſtind. weißen Perl=Sago,
Colman's Senf=Pulver,
Feinen Tafel=Senf verſchiedener Art
empfiehlt
Friedr. Schaefer,
1852)
Ludwigsplatz 7.

Cohirting, Hadapolam, Cretonne
in Qualitäten von 35 pfg. bis 1 Mark. Bei Abnahme von
20 Meter an 5 pCt. Preisermäßigung.
Ludwigsſtraße
2
P. Reibeueh.
V.
C0

EX 10 Schutzenſtraße 10. .
B
hänzlicher Ausverkau
des Wilhelm Sohaſtuer'ſchen
Hapeten- & Rouleauxaluagers.
von Montag den 10. bis Samſtag den 15. März l. J.
gegen Baarzahlung nnter den Fabrikpreiſen.

Nizza-Oliven-Speisesl
neuer Ernte,
Feines Hohnél (Salatöl),
Aechten Weinessig.
empfiehlt
Friedr. Schaefer,
1803)
Ludwigsplatz 7.

1939) Beſſungen. Wingertſtraße 12
eine Kaute Kuhdung zu verkaufen.

Nicht zu überſehen!
1. Qual. Ochſen=u. Rindfleiſch p.Pfd. 6opf.
Schweinefleiſch
60
Kalbfleiſch
56
Withelm Früntz,
2040)
Beſſunger Carlsſtraße 57.

2041) Pferdefleiſch per ½ Kilo 25 pf.
iſt fortwährend zu haben.
20 Magdalenenſtraße 20.

[ ][  ][ ]

Vermiethungen.
50

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1754) Saalbauſtraße 36 iſt eine 8
ſchöne Wohnung, 5 Zimmer mit
Glasabſchluß u. allen Bequemlichkeiten,
zu vermiethen und pr. Mitte Juni 2
4 zu beziehen. Zu erfragen bel Etage. C.
pTO
)
rTTTTTTTATTTTTTTAAAT!
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JVTuagN.
LAAAAaaAkr.
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1948) Theaterplatz. In mei=
12
C.
d4 nem Hauſe iſt der zweite Stock, be=
1 ſtehend aus 4 freudlichen Zimmern,
2 nebſt Küche und allem Zubehör per
N Juni an eine ruhige Familie zu ver=
miethen
.
Emil Sander.
Fyr-
xuxTTAALAxxTTrATxx'

Vermiſchte Nachrichten.
Knaben=Arbeits=Anſtalt.
Herr Georg Zaubitz iſt mit Verſehun=
der
Verwalterſtelle bei der hieſigen Knaben=
Arbeitsanſtalt von uns beauftragt worden.
Derſelbe iſt ermächtigt, Gelder für dieſe
Anſtalt einzunehmen und deren Empfang
gültig zu quittiren.
Darmſtadt, den 12. Mürz 1879.
Der Vorſtand
der Knaben=Arbeitsanſtalt.

2005) Eine gewandte tüchtige Köchin
wird gegen entſprechenden Lohn geſucht.
Gute Zeugniſſe werden verlangt. Näheres
in der Exp. d. Bl.
2028) Ein freundliches, ordentliches u.
fleißiges Mädchen, welches etwas kochen
kann, wird zu Oſtern geſucht.
Liebigſtraße 9, 2 Treppen.

2030) Auf Oſtern wird ein tüchtiges
Mädchen mit guten Zeugniſſen zu miethen
geſucht. Näheres in der Exp.

2043) Sandſtraße 30 wird zu Oſtern
ein junges Mädchen geſucht, welches im
Schneidern erfahren iſt.

2044) 2 Arbeiter können Schlafſtellen
erhalten. Schuſtergaſſe 17. 4. Stock.

2045) Ein braver Junge wird in die
Lehre genommen bei Beſt, Hofwagner.

2046) In einem Fabrikgeſchäft finden
2-3 Mädchen im Alter von 14-16
Jahren Beſchäftigung. Näh. auf der Exp.

L.2047) 50,000 M. ganz oder getheilt
auf erſte Hypothek zu 5 pCt. auszuleihen.
Nüheres in der Expedition.

2154) Der Herr, welcher am 2. März
Abends in der Reſtauration der Geſellſchaft
Eintracht einen falſchen ſeidenen Regen=
ſchirm
genommen, wird freundlich erſucht,
denſelben beim Hausmeiſter gegen den ſei=
nigen
umzutauſchen.

EEREGTTUSNaGAadN

2048)
von
Pfannenschmidt &a Hrueger, Danzig,
anerkannt der beſte Lack zum Anſtreichen der Fußböden ꝛc.
Niederlage bei
Car VatzimgOr,
Louiſenplatz 4.

GCRROILIEOA8

49)

von Alex. Beer, Wiesbaden, Emſerſtraße 13a.
Dieſe von mir erfundene Wichſe wird mit einem Pinſel, Schwamm oder weicher
Bürſte auf das Leder dünn aufgetragen. Ein weiteres Bürſten iſt überflüſſig.
Das Leder erhält ſofort den ſchönſten ſchwarzen Glanz und Geſchmeidigkeit ohne jede
ſchädliche Einwirkung, widerſteht dem Schnee= und Regenwaſſer, färbt nicht ab, jedoch
muß das Leder vorher von Schmutz, Staub oder alter Wichſe gereinigt werden. Eine
weitere Empfehlung halte ich für überflüſſig, da ich überzeugt bin, daß mein Fabrikat
ſelbſt für ſich ſprechen wird. Daſſelbe iſt in Flaſchen mit Schwämmchen verſehen in
drei Größen und zwar
Nr. L. 80 Pfa., Nr. H. 50 Pfa., Nr. HI. 35 Pfg.
zu haben bei
Friedr. Schaefer, Ludwigsplatz.
Georg Liebig Sohn, Louiſenſtraße.
W. Manck, Ballonplatz.
Franz Ebert, Fuhrmannsſtraße.

Geſchäfts=Verlegung und Empfehlung.
Meine Conditorei befindet ſich vom nächſten Samstag an in meinem Hauſe
obere Eliſabethenſtraße Nr. 9 (früher Löwer'ſchen Hauſe).
2049)
1
Hinmmet, Conditor.

2050)

Unſer Ladengeſchäft befindet ſich von heute nur noch
4 Eliſabethenſtraße 4.
J. F. ARial a SmO
Kunſt= und Handelsgärtner.

Metzel ſu ppe
2051) Samstag den 15. d8. in der
Brauerei zum Lindenhof.

2052) Einem ſoliden gut empfohlenen
Kutſcher kann eine dauernde Stellung
nachgewieſen werden. Näheres Kapellplatz 10
ebener Erde zwiſchen 1 u. 2 Uhr Mittags.

Todes=Anzeige.

Verwandten, Freunden und Bekannten
widmen wir hiermit ſtatt beſondere:
Anzeige die Trauerkunde, daß unſer liebes
Söhnchen
Heinrich
heute Abend halb 11 Uhr nach kurzem
ſchweren Leiden ſanft verſchieden iſt.
Darmſtadt. den 12. März 1879.
Julius Eöhler u. Frau.
Die Beerdigung findet Freitag Nachmit=
tag
3 Uhr ſtatt.

1429) Offene Lehrſtelle.
Ein braver, junger Mann mit guten
Schulkenntniſſen kann unter ſehr günſtigen
Bedingungen in ein Colonial= und Delika=
teſſen
=Geſchäft eintreten. Näh. bei der Exp.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 14. März.
11. Vorſtellung in der 7. Abonnements=Abtheilung
Uriel Acoſta.
Trauerſpiel in 5 Akten von Karl Gutzkow.
Mit der Quvertüre von L. Schindelmeißer.
Manaſſe Vanderſtraaten
Herr Wünzer.
Judith, ſeine Tochter
rReubke=Beilhac
Ben Jochai, ihr Verlobter Herr Edward.
De Silva, Arzt, ihr Oheim. Herr Werner.
Rabbi ben Akiba
Hr. Butterweck.
Uriel Acoſta
Herr Fiala.

Eſther, ſeine Mutter
Ruben) ſeine Brüder
Josl
Baruch Spinoza, ein Knabe
De Santos
Van der Embden) Rabbinen
Simon, Diener Manaſſe's
Silva's Diener.
Ein Tempeldiener.

Frau Steck.
Herr Wisthaler.
Herr Knispel.
Hr. Haſem.=Kläger
Hr. Mendel.
Hr. Schimmer.
Herr Nötel.
Hr. Leib.
Herr Franke.

Anfang halb 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.

Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 14. März.
L. C. Am 12. März trat die zweite Kammer zu einer, voraus=
ſichtlich
nur wenige Tage dauernden Seſſion zuſammen. Erſter Gegen=
ſtand
der Tagesordnung war eine durch einen Antrag des Abgeordneten
Möllinger veranlaßte Regierungsvorlage, wonach die Beiträge zum Eiſen=

bahngeländeerwerb derjenigen Gemeinden, welche nach der Ent=
ſcheidung
des Oberappellationsgerichtes über die Entfernungsberechnungen
beitragsfrei würden, nicht auf die Beitragspflichtigem vertheilt, ſondern
auf die Staatskaſſe übernommen werden ſollen. Für dieſen Zweck werden
167493 M. verlangt und von der Kammer einſtimmig bewilligt. Eine
Vorlage wonach die Beamten der Main=Neckarbahn die ſeitherige
Gehaltserhöhung von jetzt an dekretmäßig erhalten ſollen, wird genehmigt,

[ ][  ]

450
No
ebenſo der Gehalt von 3300 M. für einen proviſoriſch anzuſtellenden
Culturtechniker. Ein Antrag auf Errichtung einer Geſtütsſtation
in Erbach wurde angenommen und darauf die Uebertragung einiger
früheren Credite, welche noch keine Verwendung finden konnten, auf die
laufende Finanzperiode gutgeheißen, nachdem bei dieſer Gelegenheit der
Abg. Schröder den Wunſch ausgeſprochen hatte, daß die Correction
des Rheins zwiſchen Mainz und Bingen recht bald und in der rechten
Weiſe ausgeführt werde, worauf vom Regierungstiſch die Hoffnung aus=
geſprochen
wurde, daß der angeſtrebte Vertrag mit Preußen zu Stande
komme. Ein Geſetzentwurf über eine veränderte Bildung und Zu=
ſtändigkeit
des Verwaltungsgerichtshofes wurde nach kurzer
Debatte genehmigt. Eine etwas längere Verhandlung erregte der Geſetz=
entwurf
über Ausübung des Erziehungsrechtes in Bezug auf die
Religion der Kinder. Der Ausſchuß beantragte die Annahme der Vor=
lage
in der Form in welcher ſie dem vorigen Landtag vorgelegen hatte,
von der erſten Kammer aber abgelehnt worden war. Die Abg. Lutz,
Waſſerburg, Bockenheimer und Racks wollen das Recht der Eltern über
die religiöſe Erziehung der Kinder Verträge abzuſchließen aufrecht erhalten
haben, während Abg. Frank die Verhältniſſe in den dieſſeitigen Provinzen
als ganz unhaltbar erklärt, weßhalb man ſich nicht gegen das Geſetz
ſträuben ſolle und von dem Miniſterialrath Weber ausgeführt wird,
daß es gerade die Tendenz des Geſetzes ſei, Verträge über die religiöſe
Kindererziehung, welche erfahrungsmäßig zu den größten Störungen
der Ehen führten, fortan unmöglich zu machen. Nachdem noch die
Abg. Maurer und Küchler für das Geſetz, Ellenberger gegen dasſelbe ge=
ſprochen
, wird es mit allen gegen ſechs Stimmen angenommen.
O Die zweite Kammer erledigte in ihrer geſtern ſtattgehabten
Sitzung zunachſt die Vorlage und Verwaltung der Einnahmen und Aus=
gaben
des Staates betr. ſowie diejenigen die Einrichtung und die Befug=
niſſe
der Ober=Rechnungskammer betr. ohne erhebliche Debatte.
Das
Nachtragsbudget der Juſtizverwaltung rief eine ungemein leb=
hafte
Verhandlung hervor, die nicht zum Abſchluß gebracht werden
konnte.
Für das Amtsgericht Darmſtadt! Stadt=
gericht
- hat die Großh. Regierung vorerſt nur 5 Amtsrichter vor=
geſehen
.
-(Stadtverordneten=Sitzung vom 13. März.) Vor Ein=
tritt
in die Tagesordnung gab der Herr Oberbürgermeiſter Kenntniß von
einem Schreiben des Herrn Ingenieur Thiem in München, wonach dieſer
keine Verabredung mit der Firma Grunnert in Augsburg bezüglich der
Ausführung unſeres Waſſerwerks getroffen, eine Auffaſſung, die ſich als
auf einem Mißverſtändniß beruhend erwies. - In die Commiſion für
Veranlagung der Weinſteuer wurden die Stadtver. Gerſchlauer, Jordis,
Berbenich und Hüter, ſowie Stadtrechner Kriegk, Rentner Har, und
Schröder gewählt. Als Erſatzmänner fungiren die- Stadtver. Diehl II.,
Ritſert, Lautz, Schneider und Rentner Keßler. Hinſichtlich des Wirth=
ſchaftsplans
unſerer Waldungen wurde beſchloſſen den ganzen Fällungs=
etat
zu ſchlagen. Ein mit Brauereibeſitzer Diſchinger abgeſchloſſener
Miethvertrag Behufs Unterbringung der Octroierhebſtelle an der Dieburger=
ſtraße
fand Genehmigung, ebenſo die Erweiterung der Schwanenſtraße,
für welche ein Credit von 330 M. bewilligt wurde. Weiter nahm man
Kenntniß von der Mittheilung, daß die neue Realſchule am 24. oder 25.
d. M. eingeweiht werden ſoll. - Hierauf trat man in eine geheime
Sitzung ein, in der über Auflöſung des zwiſchen der Stadt und der
Gasactiengeſellſchaft beſtehenden Vertrags und zwar in ſehr vertraulicher
Weiſe verhandelt worden ſein ſoll.
- Am Mittwoch den 12. März fand die Generalverſammlung des
Heidenreich von Siebold'ſchen Vereins für arme Wöchnerinnen
ſtatt und wurde dieſelbe mit nachfolgender Anſprache des Vorſitzenden,
Herrn Kirchenrath Ritſert eröffnet: Der Vorſtand des Vereins der
Heidenreich von Siebold'ſchen Stiftung, welche der dankbaren Verehrung
einer in Segen wirkenden Frau ihr Entſtehen verdankt, hat Sie, verehrte
Damen und Herren, zum 19. Mal zu einer General=Verſammlung ge=
laden
, um zu vernehmen, was der Verein im verfloſſenen Jahre gewirkt,
was ihm widerfahren, wie er die ihm zur Unterſtützung dargebotenen
Mittel für arme, vorzüglich kranke, in Darmſtadt und Beſſungen woh=
nende
Wöchnerinnen verwendet hat. Diesmal hat der Vereins= Vor=
ſtand
vor Allem ſeine aufrichtige Theilnahme, tiefe Wehmuth und Trauer
zu bekunden, welcher der nach Gottes unerforſchlichem Rathſchluß ver=
hängte
Heimgang der allverehrten Großherzogin Alice von Heſſen ꝛc. über
unſer erhabenes Fürſtenhaus, über das ganze Land, über unſere Stadt,
und über ſo manche zur Bekämpfung ſoctaler Nothſtände und zur Linde=
rung
phyſiſchen und moraliſchen Elendes gegründete Vereine, und auch
unſerem Vereine für arme Wöchnerinnen bereitet hat. Hatte doch der=
ſelbe
das Glück, in der allzufrühe von Gott heimgerufenen Fürſtin eine
Protectorin zu beſitzen, welche mit aufopfernder Liebe und Hingebung,
mit gewiſſenhafter Treue und verſtändiger Umſicht, für die Zwecke des
Vereins zu wirken ſuchte, und zwar aus dem innerſten Drange ihres
Herzens, dſelbſt Hand anlegend Liebe und Barmherzigkeit zu üben und
wohlthuend zu wirken, ſo lange es Tag für ſie war. Das Leben und
Wirken der in Gott ruhenden Fürſtin, wie ſie als Gattin, Mutter, Re=
gentin
und Stifterin wohlthätiger Vereine und Anſtalten allenthalben
wahrhaft Edles gefördert, und in die Reihe unvergeſſener fürſtlicher Er=
ſcheinungen
, geſchmückt mit dem unverwelklichen Kranze dankbarer Aner=
kennung
, eingetreten iſt, dies iſt ſeit ihrem Hingang ſo oft, ſo eindring=

52
lich und wahrhaft überzeugend geſagt worden, daß es unbeſcheiden wäre,
wenn ich es durch meine wiederholende Darſtellung abſchwachen wollte.
Darum ſei mir nur noch die Huldigung vergönnt, die ich in Ihrem und
meinem Namen darbringen darf, und welcher Sie Ihre Anerkennung
durch ein bekanntes Zeichen wohl zu Theil werden laſſen: Wir wollen
das Andenken unſerer in Gott ruhenden Protectorin, Großherzogin Alice
von Heſſen, die ſo liebe=, geiſt= und ſegenvoll in allen Kreiſen ihres Be=
rufs
gewirkt und gewaltet und an Werken wahrer Humanität, ſo manchen
Grundſtein gelegt hat, auf welchem gedeihlich weiter gebaut werden kann,
in unſeren Herzen lebendig erhalten, ihr darin gleichſam ein Grab
graben, aus welchem wir oft und gerne ihre Erſcheinung auferſtehen
laſſen und uns nach ihrem Vorbilde zu edlem Streben und Wirken er=
muntern
. Das walte Gott!
Die Damen unſeres Vereins haben im verfloſſenen Jahre 1878. wie
die von ihnen ſorgfältig geführten und ins Einzelne eingehenden Tage=
bücher
darlegen, 168 Wöchnerinnen beſucht und ihnen Theilnahme, Hülfe
und Unterſtutzung gebracht. Wenn wir erwägen, daß in 168 von Ar=
muth
und Noth bedrängte Familien gerade in der Zeit Unterſtützung
und Wohlthat gebracht wird, in der es am nöthigſten iſt und am innig=
ſten
anerkannt wird, ſo fühlen wir uns gedrungen, denen mit Herz und
Mund zu danken, welche die armen Wöchnerinnen in ihren Wohnungen
aufſuchen und ihnen nicht blos die Gaben des Vereins, ſondern auch
Liebe, Freundlichkeit, Theilnahme und Troſt entgegen bringen. Wir er=
kennen
dieſe in wahrhaft chriſtlichem Geiſte athmende ſelbſtloſe Geſinnung
und Wirkſamkeit um ſo lieber an, als hier die linke Hand nicht erfährt,
was die rechte thut, und beide Hände für die Mütter und ihre Säug=
linge
arbeiten und ihnen Kleider und des Lebens Nahrung und Noth=
durft
milde darreichen.
Mögen die Wohlthäterinnen in ihrem Herzen den Dank deſſen em=
pfinden
, der da geſagt hat, Was ihr Einem der Geringſten meiner
Brüder thut, das habt ihr mir gethan."
Morgen (Samstag) Abend feiert der Kaufmänniſche Ver=
ein
in den Räumen des Saalbaus ſein 7. Stiftungsfeſt und verdient
dasſelbe nach dem uns vorliegenden Programm ſeinen Vorgängern,
welche immer zu den beliebteſten Wintervergnügungen gezählt wurden,
in jeder Beziehung ebenbürtig zur Seite geſtellt zu werden. Wie in
früheren Jahren, findet auch diesmal wieder eine theatraliſche Aufführung
ſtatt, bei welchen ſich in beiden zur Darſtellung kommenden Stücken, auch
die Damenrollen in Händen von Dilletantinnen befinden. Nach beendig=
tem
Programm, welches unter Anderem noch verſchiedene Muſik und Ge=
ſangproductionen
bieten wird, iſt der lanzluſtigen Jugend Rechnung ge=
tragen
und ſteht zu erwarten, daß, da der Vorſtand in liberalſter Weiſe
auch dem Verein in Folge ihrer Berufſtellung nicht als Mitglieder ange=
hörenden
Intereſſenten den Zutritt zu dieſem Feſte gegen eine im Ver=
hältniß
zum Gebotenen geringe Vergütung geſtattet, der Beſuch auch
dieſes Jahr ein recht zahlreicher werden wird.
4 Auf einer Kunſtreiſe nach London begriffen, wird die jugendliche
Pianiſtin Fräulein Eleonore OEsterre=Keeling aus Dublin,
nächſten Mittwoch den 19. März ein Concert im Saal zur Traube
veranſtalten, das außer ihren eigenen Vorträgen durch die Mitwirkung
des Hofopernſängers Herrn Hofmann und der beiden Hofconcertmeiſter
Herren Büchler und Weber einen ſchönen Kunſtgenuß zu gewähren
verſpricht. Ein Artikel der Neuen Stuttgarter Zeitung und der Schwä=
biſchen
Chronik, der vor uns liegt, ſchreibt über das dort gegebene Con=
cert
der Künſtlerin: Ihr gelungener Vortrag der A=dur-Conate op. 69
von Beethoven und ihre mit reichem Maß ſich entfaltende Wärme und
lebensvoller Ausdruck nicht ohne Eleganz durchgeführte Vorführung von
Chopins melancholiſchem Nocturne in Gmoll und brillanter Polonaiſe
in Es-dur, von Schuberks reizendem Ständchen, u. ſ. w. beurkundeten
die reich begabte und tüchtig gebildete Pianiſti.
Das gut gewählte
Programm wird den Kunſtfreunden das Nähere mittheilen.
Wie man uns mittheilt, wird Herr Kraze, obwohl bereits für
ſpäter feſt angagirt, noch einigemal vorher als Gaſt auftreten, was haupt=
ſächlich
auch durch den plötzlichen Tod des Kammerſängers Becker moti=
virt
iſt.
In Mainz hat ſich ein Verein unter dem Namen,Baarzahlung
gebildet, zu dem Zwecke beſſere Zahlungsverhältniſſe herbeizuführen.
Seitens der Geſchäftsleute erfolgen zahlreiche Beitrittserklärungen.
Die Weſtliche Poſt= bringt einige hübſche Proben aus dem in
vielen amerikaniſchen Schulen eingeführten Atlas von Mitchell vom
Jahre 1877. In dem beigegebenen Texte wird u. A. Darmſtadt als
däniſche Stadt bezeichnet, ſoll auf einer fruchtbaren Inſel im Ochozki'ſchen
Meere liegen und einen trefflichen Hafen haben. Seine Einwohner
nähren ſich vom Wallfiſchfang und ſprechen den isländiſchen Dialect.

Polizei=Bericht.
Verhaftet wurden 25 Perſonen, worunter 4 Obdachloſe und 2 Frauen=
Ein Frauenzimmer, das in Beſſungen einen Diebſtahl ver=
zimmer
.
übte, wurde in Haft genommen. - Eine Quantität Speiſeöl, welche mit
1 Waſſer vermiſcht, wurde confiscirt.
- Aus einem ſ. 9. Grethchen=
täſchchen
wurde ein Portemonnaie mit Inhalt und ein goldener Siegel=
Ring geſtohlen.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.