Abonnementspreis
ſährlich 6 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen
Poſt=
ämtern Beſtellungen
entgegengenom=
men zu 1 Mark 50 Pf. vro Quartal
mcl. Poſlauſſchlag und Beſiellgebühr.
(Frag= und Anzeigeb(att.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Inſerate
werdenangenommen nDarmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzitraße Nr. 18. ſowie auzwärts
von allen ſoliden Annoncen=
Expe=
dilionen.
142. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Lreigamts, ſowie des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
WV.
Freitaz dez 59. Januar
1879
Zu publiciren iſt aus dem Reichs=Geſezblatt Nr. 37.
Handelsvertrag zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich=Ungarn.
Oeffentliche Bekanntmachung.
217) Der überſchuldete Ludwig
Cröß=
mann XII. in Pfungſtadt hat am 10.
De=
cember d. J. mit ſeinen Gläubigern ein
Arrangement abgeſchloſſen. Etwa
gerichts=
unbekannte Gläubiger werden aufgefordert,
unter Anmeldung ihrer Forderungen binnen
8 Tagen Einwendungen gegen das
Arrange=
ment vorzubringen, widrigenfalls daſſelbe
vollſtreckt wird.
Acteneinſicht iſt geſtattet.
Darmſtadt, den 24. December 1878.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
Gutfleiſch,
Arnold,
Landrichter. Landgerichts=Aſſeſſor.
218)
Gläubiger=Ladung.
Den Concurs über das
Ver=
mögen des Georg Heß in
Eſchollbrücken betr.
Am 11. December d. J. hat Großh.
Hofgericht der Provinz Starkenburg den
formellen Concurs über das Vermögen des
Georg Heß von Eſchollbrücken erkannt.
Die Gläubiger deſſelben werden daher auf
Montag den 31. März k. J.,
Vormittags 9 Uhr,
zur Anmeldung ihrer Forderungen und
Vorzugsrechte vorgeladen und zwar unter
Androhung des Rechtsnachtheiles des
ſtill=
ſchweigends erfolgenden Ausſchluſſes von
der Concursmaſſe und beziehungsweiſe
Verzichts auf das Vorzugsrecht.
In dieſem Termin werden Beſchlüſſe
über Wahl eines Maſſecurators und
Gläu=
biger=Ausſchuſſes, ſowie über Verſilberung
der Maſſe und alles dasjenige, was zur
Erledigung des Concurſes erforderlich iſt,
gefaßt werden; auch ſoll nochmals ein
Arrangement verſucht werden.
Die ausbleibenden Gläubiger werden den
Beſchlüſſen der Majorität der erſchienenen/
Gläubiger beitretend angeſehen.
Darmſtadt den 23. December 1878.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
Gutfleiſch,
Arnold,
Landrichter.
Landgerichts=Aſſeſſor.
Oeffentliche Gläubiger=Aufforderung.
5.219) Forderungen und Anſprüche jeder
Art an den Nachlaß der verlebten Adam
Langendorf IV. Eheleute von Gräfenhauſen
ſind binnen 14 Tagen dahier anzumelden,
wenn ſie bei der Nachlaßregulirung
berück=
ſichtigt werden ſollen.
Darmſtadt, den 1. Januar 1879.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
Bauer,
Gutfleiſch,
Landrichter.
Landgerichts=Aſſeſſor.
220) Die Verſteigerung von
Akazien=
holz auf der ſtädtiſchen Sandgrube hinter
dem großen Woog am 3. Januar l. J.
iſt genehmigt und kann nach erfolgter
Zahlung mit Abfahren des Holzes begonnen
werden.
Darmſtadt, den 7. Januar 1879.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Hickler, Beigeordneter.
Holzverſteigerung
der Darmſtädter Actien=Ziegelei in
222)
Darmſtadt.
Montag den 20. Januar l. J.,
Vormittags 19 Uhr anfangend, an Ort
und Stelle im Ziegelbuſch:
26 Eichſtämme von 30⬜ Cbm. Inh.,
18 Rm. Eichen=Scheiter,
Knüppel,
„
34 Hundert Eichen=Wellen und
19 Rm. Eichen=Stockholz.
Darmſtadt, den 8. Januar 1879.
Darmſtädter Actien=Ziegelei.
Anlieferung von Kleeheu.
Donnerstag den 16. d. Mts.,
Vor=
mittags 11 Uhr, ſoll die Anlieferung von
100 Centner Kleeheu für das Faſſelvieh in
Eberſtadt in dem Büreau der Großh.
Bür=
germeiſterei daſelbſt wenigſtverlangend
öffent=
lich verſteigert werden.
Everſtadt, den 8. Januar 1879.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Eberſtadt
Müller.
2½1)
Feilgebotenss.
Grangen-Punschessenz.
per ½ Fl. M. 2.20, per ½ Fl. M. 1.20.
Ananas-Punschossenz)
per ¼ Fl. M. 2.50, per ¼ Fl. M. 1.40
ſempfiehlt F. Soriba, Apotheker.
Niederlage bei Herrn Hæ. Lereh,
9206
Ludwigsplatz.
Ungariſche Mehle,
mindeſtens ſo fein als das Feinſte,
welches in Säckchen verkauft wird,
ſaber bedeutend billiger, empfiehlt
M
370
Aoom. Heuſel,
Ernſt=Ludwigſtraße 23.
11006)
165) 3 Kanarienvögel u. 2
Diſtel=
ſinken mit großem Käſig zu verkaufen.
Wilhelmſtraße 4.
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50
N6 7
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der beste aller Liqueure, vortrefflich stärkendes
Verdauungs-
mittel. Lum Schutze gegen Fälschungen trägt jede Flasche
ausser den Sehutzmarken dieUnterschrift des General-Directors.
VrirastE Daurm BEnonruis
Beveiée en France et Ttranger.
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An haben bei:
Friedr. Hichberz (Hofl.) Rheinstrasse.
Fhriedr. Schueſer.
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täglich friſch
Kreppel gefüllte u. ungefullte empfiehlt
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obere Rheinſtraße.
Meine
223)
Muſikalien=Leihanſtalt
empfehle bei ſehr günſtigen Bedingungen
gefl. Benutzung.
Dieſelbe bietet muſikaliſchen Familien,
Schülern und angehenden Künſtlern,
durch Reichhaltigkeit werthvoller
Com=
poſitionen der älteren, neueren u. neueſten
Zeit, die beſte Gelegenheit, das ganze
muſi=
kaliſche Gebiet kennen zu lerr en.
Hat ſich die Anſtalt reger Theilnahme
u. Zufriedenheit der Abonnenten bisher
zu erfreuen gehabt, ſo dürfte dieſes in dieſem
Jahre um ſo mehr der Fall ſein, als ich durch
fortgeſetzte Completirungen und ſofortige
Anſchaffung der neueſten beſſeren Werke,
ſtets Sorge trage, möglichſt allen Wünſchen/
gerecht zu werden.
Georg Thios,
Eliſabethenſtraße 26.
Gebrannten Kaffee
täglich friſch von M. 1.30 bis M. 1.80,
ſowie im Rohverkauf von 95 pfg. bis
zu den feinſten Sorten empfiehlt
vouls emk,
neben der Stadtkirche.
224)
175) Ecke der Schloßgarten= u.
Lau=
tenſchlägerſtraße iſt ein freundl. Logis im
mittl. Stock, beſtehend aus 4 Zimmern nebſt
Zubehör, am 1. April beziehb. Preis 180 fl.
227) 1 Laden mit kleiner Wohnung,
1 Kellerräumlichkeit zu einer
Verkaufs=
ſtelle geeignet, zu verm. Soderſtraße14.
Vermiſchte Nachrichten.
228)
Stelle=Geſuch.
Ein gebildetes Mädchen aus anſtändiger
Familie, welche der engl., franz. Sprache
und auch der Muſik mächtig, ſowie im
Haushalt gründlich erfahren, ſucht als
Er=
zieherin oder Haushälterin bald Stellung.
Günſtige Referenzen ſtehen zur Seite.
A. Kammler, Carlsſtraße 3.
229) Ein geübter
Kartenmaler
findet dauernde Beſchäftigung bei
Joh. Müller, Schaffhauſen (Schweiz.
Anmeldung ſchriftlich.
A158 ½
Feinſten Raffinade
per Pfund 46 pfa. empfiehlt
Louis Fink,
neben der Stadtkirche.
225)
226) Ein Hofhund zu verlaufen.
Schloßgaſſe Nr. 16.
44) Mehrere Hundert Centner
Dick=
wurz zu verkaufen. Zu erfahren
Diebur=
gerſtraße 41.
Friedrich Petri.
230) Büglerin geſucht.
Schützenſtraße 5 im Laden.
TuchtigeKeſelſchmiede
231)
geſucht.
OE8559.
Gebrüder Schultz,
Mainz.
232) Ein Mädchen, mit den beſten
Zeugniſſen verſehen, ſucht Stelle als
Zim=
mermädchen. Gardiſtenſtraße 16 Hinterbau.
233) Für eine hieſige Fabrik der
Metall=
branche wird ein durchaus zuverläſſiger
Mann, wo möglich mit etwas kaufmänniſchen
Kenntniſſen, als Werkſchreiber ꝛc.
geſucht. Offerten nebſt Beilagen von
Zeug=
niſſen bef. die Exped. d. Bl. sub Chiffre
O H 29.
Holzpreiſe
im Großherzoglichen Holzmagazin.
Buchenſcheiter pro 1 Rmtr. 13 M.
7
Kiefernſcheiter
Beſtellung und Zahlung bei
Großherzog=
lichem Rentamt (Paradeplatz 4).
Verwaltung des Großherzoglichen Holz=
Magazins.
MuhI.
214) Pa ck fü ſſ er
ſaubere und gut erhaltene kauft
J. Dingeldey.
Metzelſuppe
Samstag den 11. Januar,
wozu freundlichſt einladet
2
Peter Peter.
Die
AAhduntoech”
von
AARUION
für alle hieſigen und auswärtigen Zeitungen
befindet ſich bei
Rudolf Hosse
Trankfurk a. M.
gegenüber
gegenüber
der Hauptpoft. 16h 45 der Hauptpoſt.
E: Gleiche Preiſe wie bei den
Zeitungsexpeditionen ſelbſt. - Bei größeren
Aufträgen hiervon noch entſpres ende Rabatt
bewilligung. Vertreter in Darmſtadt:
Herr W. A. Gärtner.
Für die Hinterbliebenen des am 1.
Weihnachts=
feiertag verſtorbenen Briefträgers Formhals in
Beſſungen ſind bei Unterzeichnetem bis jetzt
ein=
gegangen: von Bezirksſtrafrichter Rohde 3 M.
Kaſſier F. Rohde 3 M. Kaſernenwärter
Helfen=
bein 50 Pf. A. Heinrichs 1 M. Fräulein
Hof=
mann 2 M. Kalkulator Trapp 1 M. Rent.
C...
2 M. Frau Markwort 1 M.
Ungenannt 1 M. Oberſteuerrath Hallwachs 1 M.
Frau Rentner Mayer 2 M. Frl. Rube 2 M.
Kammerſtenograph Meis 3 M. Buchhalter
Glöck=
ner 1 M. J. Berth 1 M. G. F. J. K. 2 M.
Von einigen vergnugten Turnern bei
Lauten=
ſchläger 1 M. 10 Pf. Zuſammen 27 M. 60 Pf.
Den edlen Gebern herzlichen Dank. Um
wer=
tere Gaben wird gebeten.
Jakob Nohl, Schloſſer und Pumpenmacher.
Für die Wittwe des Briefträgers Formhals
gingen weiter ein: Von Eliſabeth R. 1 M. K.
R. 1 M. G. B. 1 M. W. H. Wtw. 2 M.
Hofge=
richts=Advokat Ludwig 2 M. M. S. 1 M.
Loch=
mann 4 M. St. 2 M. Major G. 2 M. B.
Wtw. 1 M. Zuſammen 17 M. Hierzu die
früheren eingegangenen 89 M. 61 Pf. Summa
106 M. 61 Pf. Weitere Beiträge nimmt entgegen
Die Red. des Tagbl.
Na 7
51
Eiſenbahnfrachtbriefe
per 100 Stück 1 M. (im Tauſend entſprechende Ermüßigung) ſind ſtets vorrätbig in
der Expedition dieſes Blattes.
Jean Vouris-Cigarretten.
Von der Firma Jean Vouris in Dresden wurde mir der Alleinverkauf
für deren Fabrikate in
Gsarretten & kürk. Tabaken
für Darmſtadt und Umgebung übergeben.
Dieſelben erfreuen ſich, ihrer vorzüglichen Beſchaffenheit wegen, an allen größeren
Plätzen Deutſchlands einer beſonderen Bevorzugung und Beliebtheit.
GGIINTIOb
Eliſabethenſtraße 5.
236)
H ä u ß e r
in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit
ſchö=
nen Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
Alexander=
H. Neustadt,
ſraße.
Amſterd. Schellfiſche
Prima Laberdan
friſch eingetroffen.
G. P. Poth,
Bleichſtraße.
237)
234) Derjenige, welcher am verfloſſenen
1 Samstag während des Vormittags=
Gottes=
dienſtes in der=Synigoge (Bleichſtraße) ſich
unrechtmäßiger Weiſe einen Regenſchirm
aneignete, wird hiermit aufgefordert,
den=
ſelben binnen 3 Tagen bei der Exp. d. Bl.
abzuliefern, andernfalls der Namen des betr.
(dem Einſender bekannten) Herrn veröff. wird.
Tages=Kalender
Freitag 10. Januar: Achte Verſammlung des
Lokalgewerbvereins Darmſtadt.
Samstag 11. Januar: Vereinigtes Winter=Caſino
im Saalbau,
Mittwoch 15. Januar: Hauptverſammlung des
Hülfsvereins.
Samstag 18. Januar: Reunion mit Tanz der
Geſellſchaft Eintracht.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 10. Januar.
11. Vorſtellung in der 4. Abonnements=Abtheilung.
Zum Erſtenmale:
D i e Neu vermählten.
Schauſpiel in 2 Aufzügen von Biörnſtierne
Biornſon.
Perſonen:
Der Amtmann
Herr Werner.
Frau Steck.
Frl. Ethel.
Herr Fiala.
Frl. Berl.
Seine Frau
Laura, ihre Tochter
Arel, Laura's Gatte
Mathilde, ihre Freundin:
Hierauf:
Mozart u. Schikaneder,
oder:
Der Schauſpieldirektor.
Komiſche Oper in 1 Akt von Mozart.
Perſonen:
Emanuel Schikaneder,
Schau=
ſpieldirektor
Hr. Ziehmann.
Philipp, deſſen Reffe,
Concert=
meiſter
Herr Edward.
Wolfgang Amadeus Mozart,
Capellmeiſter
Hr. Kietzmann.
Antonie Lange, Sängerin,
Schwägerin Mozarts
Fr. Mayr=Obrich.
Mademoiſelle Uhlich,
Sänge=
rin aus Paſſau
Frl. Czerwenka.
Ein Theaterdiener
Herr Franke.
Anfang halb 7 Uhr. Ende nach 9 Uhr.
Sonntag 12. Januar.
12. Vorſtellung in der 4. Abonnements=Abtheilung.
D ie Hugen otte n.
Große Oper in o Akten mit Ballet.
Raoul ... Herr Martens, vom K.
Landes=
theater in Prag, als Gaſt.
Anfang 6 Uhr.
Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 10. Januar.
— Das Großh. Regierungsblatt Nr. 29 vom 31. Decbr. 1878
ent=
hält: Bekanntmachung, die Abänderungen und Erläuterungen der
In=
ſtruction vom 30. April 1875 für die Großh. Kreisgeſundheitsämter, die
Impfärzte und praktiſchen Aerzte, ſowie die Großh. Bürgermeiſtereien,
Standesämter und Vorſteher von Schulanſtalten zur Ausführung des
Reichs=Impfgeſetzes, insbeſondere die neuen Formulare für
Impf=
liſten u. ſ. w. betr.
- Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 82 vom 31.
Dezem=
ber 1878 enthält: 1) Bekanntmachung, den Verkehr zwiſchen dem
Groß=
herzogthum Heſſen und den angrenzenden Vereinsſtaaten mit ſteuerpflich=
3) Ermächtigung
2) Ordensverleihung.
tigen Getränken betr.
zur Annahme und zum Tragen eines fremden Ordens. - 4) Namens=
7)
veränderung. - 5) Dienſtnachrichten. - 6) Dienſtentlaſſungen.
Ruheſtandsverſetzungen.- 8) Concurrenzeröffnungen. - 9) Sterbefälle.
10) Zur Nachricht.
Die von Profeſſor Angeli in Lebensgröße ausgeführten
Por=
traits Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs und der Höchſtſeligen
Großherzogin ſind hier eingetroffen und nach dem Großh.
Reſidenz=
ſchloſſe verbracht worden.
D. Z.
Die Appellationsverhandlung in der de Bary'ſchen
Anklage=
ſache wird erſt Montag den 27. Januar zur Verhandlung kommen.
- Geſtern Nachmittag 4 Uhr fand auf Anregung des Herrn
Ober=
bürgermeiſter Ohly im oberen Saale des Rathhauſes eine Beſprechung
ſtatt, zu dem in dem Einladungsſchreiben ausgeſprochenen Zwecke durch
Beſchaffung eines eigenen zweckmäßig eingerichteten Hauſes für die
In=
duſtrieſchule des Alicevereins für Frauenbildung und
Erwerb, einen Wunſch in Erfüllung zu bringen, welcher die verewigte
Großherzogin Alice in der letzten Zeit ihres Lebens aufs Lebhafteſte
be=
ſchäftigt hat.
Der R eichsanzeiger: veröffentlicht beinen Erlaß ldes.
Preu=
ßiſchen Handelsminiſters vom 4. Januar an die Regierungen
und Landdroſteien, worin denſelben die Reformirung der
beſtehen=
den Innungen und die Errichtungneuer Innungen
inner=
halb des Rahmens der Gewerbeordnung anempfohlen wird. Als
Haupt=
aufgabe der Innungen wird hierbei bezeichnet, durch rege Betheiligung
aller Genoſſen die gemeinſamen Intereſſen des ganzen Gewerbes zu
fördern, insbeſondere den Gemeinſinn und die Standesehre zu wecken,
den gewerblichen Betrieb der Innungsmitglieder zu unterſtützen, die
Nutz=
barmachung techniſcher Fortſchritte zu ermöglichen, in Unglucks=,
Krank=
heits= und Todesfällen Unterſtützung zu gewähren, das Lehrlingsweſen
gemeinſchaftlich zu regeln und zu pflegen, das gewerbliche
Fortbildungs=
weſen zu unterſtützen, und ein beſſeres Verhältniß zwiſchen Meiſtern und
Gehülfen herbeizuführen. Die angeregten Organiſationen könnten eine
weſentliche Handhabe bieten, bedrohliche Mißſtände auf dem ſocialen
Ge=
biete wirkſam zu bekämpfen und durch Selbſtthätigkeit der Betheiligten
die Hebung und Stärkung des Gewerbeſtandes herbeizuführen. Der
Miniſter fordert im Monat Juli Bericht über das zur Erledigung des
Erlaſſes Geſchehene.
Offenbach, 8. Januar. Das bereits am vorigen Samstag vom
Großh. Hofgericht der Provinz Starkenburg in der Sache Pirazzi=
Ulrich verkündete Urtheil lautet für Ulrich, Redakteur der N. Offenb.
3tg., gemäß dem Antrag des Oberſtaatsanwalts, auf neun Monate
Ge=
fängniß, Verurtheilung in die Koſten u. ſ. w.
Ob Ulrich, nachdem
ihm ſeine erſte Appellation nur um mehr als das Doppelte ſerhöhte
Strafe und Koſten gebracht, es nun noch einmal bei dem Kaſſationshofe
verſuchen wird, eine Herabminderung derſelben zu erlangen, bleibt
ab=
zuwarten.
Mainz. 8. Jan. Der bekannte Buchhändler Rudolph
Acker=
mann, welcher wegen bedeutender Schwindeleien noch in Unterſuchung
ſteht, hatte ſich heute wegen Uebertretung des 5 184 des A.=St.=G.=B.
deßhalb zu verantworten, weil er unzüchtige Abbildungen in den Handel
N6
52
gebracht hat. Ackermann ließ Ende vorigen Jahres an verſchiedene
Studentenverbindungen Circulare abgehen, in welchen er eine beſtimmte
Anzahl unſittlicher Bilder zu ſehr billigem Preiſe zu verabfolgen
ver=
ſpricht; eine Probephotographie lag dieſem Circular bei. Darauf hin
erfolgte die Anzeige bei der Staatsbehörde und wurde bei der alsbald
vorgenommenen Hausſuchung eine ganze Anzahl unſittlicher Bilder und
eingelaufener Beſtellungen confiscirt. Ackermann, der bereits ſehr
häufi=
abgeſtraft wurde, erhielt heute eine Gefängnißſtrafe von 2 Monaten.
Seiner Beſtrafung wegen Betrügereien mit Prämien wird er demnächſt
vor demſelben Gericht entgegen ſehen.
gaf3- Der Rhein iſt in Folge der eingetretenen Kälte in raſchen
Fallen begriffen.
Aus Frankfurt wird berichtet, daß Seitens der dortigen
Staats=
bahn=Directionen Erleichterungen im Transport für die Produkte des
Marktverkehres eingeführt werden. So hat von jetzt an die Direction
der Naſſauiſchen Bahnen angeordnet, daß im Naſſau=Saarbrücker
Güter=
verkehr nicht nur die Milch, ſondern auch die leer zurückgehenden
Milch=
gefäße, ſowie Bier, Brod, friſches Obſt, Trauben, Beeren und lebend=
Fiſche als Eilgut zu den einfachen Frachtgutſätzen befördert
werden. Hofentlich werden über kurz oder lang alle Bahnen gleiche
Erleichterungen für den Marktverkehr einrichten, den nur auf dieſe
Weiſe wird es möglich werden können, die Lebensmittel billiger zu
beſchaffen.
Die 2. Feuerbeſtattung hat in Gotha am 4. Januar
ſtatt=
gefunden. Es wurde dieſelbe an der Leiche des 30jährigen Junggeſellen
Zink vorgenommen. Der Verbrennungsprozeß dauerte 2 Stunden und
ging unter der Leitung des Stadtbaumeiſters Bertuch von Statten; der
Apparat war von 6 Uhr früh bis 4 Uhr Nachmittags geheizt. Die von
Auswärts angemeldeten 2 Leichenverbrennungen mußten noch
unter=
bleiben, weil die Geſetze der betreffenden Staaten entgegen ſtehen. Wie
man hört, wird die Angelegenheit an den Bundesrath und Reichstag
gebracht werden.
Großherzogliches Hoftheater.
Mittwoch 8. Januar: Die Waiſeaus Lowood. Schauſpiel in
4 Akten, von Charlotte Birch=Pfeiffer. Das Stück hat an Jane
Eyre und Lord Rowland Rocheſter zwei Edelſteine, über die man die
ſchwache Erfindung der Fabel gerne vergißt. Frau Reubke=Beilhac
ſpielte die Waiſe aus Lowood mit feinem Verſtändniß und tiefem
Ge=
müthe. Zwar übertrieb ſie in der erſten Scene den tremulirenden
Aus=
druck des Schmerzes bis zur Weinerlichkeit und zur Undeutlichkeit. Aber
um ſo ſchöner und volltonender trat in allen ſpäteren Partien bei ihr
jene Miſchung von Anmuth und Kraft der Stimme hervor, die ihre
Deklamation mit einem beſonderen Zauber umgibt. Gewaltig war der
Ausbruch der Empörung, mit dem ſie am Schluſſe des erſten Aktes die
heuchleriſchen Truggewebe ihrer Peimgerin zerriß und jede Einrede zum
Schweigen brachte, die Feſtigkeit und Hoheit, mit der ſie jahrelangen
harten Prüfungen entgegenging. Und mit dem Adel eines in der ſtrengen
Schule des Lebens durchgebildeten, bei der zarteſten Weiblichkeit
uner=
ſchutterlich in ſeinen Grundſätzen wurzelnden Charakters begegnet ſie uns
im zweiten Akte. Die erwachende Liebe zu Lord Rowland Rocheſter, die
Stärke, mit der ſie ihr Herz bändigt, der Sturm der Eiferſucht den ſie
verbirgt, endlich das Entzücken, mit dem ſie dem ſeelenverwandten edlen
Manne in die Arme fällt, und die Erhöhung dieſes reizenden
Schau=
ſpieles durch die Verſöhnlichkeit gegen ihre Feindin - all dieß vereinte
ſich zu einem tief ergreifenden Charakterbilde von künſileriſcher
Meiſter=
ſchaft. Herr Fiala ſtand ihr als Lord Rowland Rocheſter ebenbürtig
zur Seite. Den urſprünglichen Seelenadel dieſes Mannes, der die
Ver=
wilderung durch finſtere Lebenserfahrungen nach und nach, beſonders
unter den Einwirkungen der Liebe von zſich abſtieß, wußte Herr Fiala
durch ſeine bewegliche Phantaſie, durch ſein kräftiges und volles,
künſtle=
riſch durchgebildetes Organ, ſowie nicht weniger durch ſein Mimen= und
Geberdenſpiel künſtlich wiederzugeben. Verſchmilzt in beiden
Haupt=
charakteren realiſtiſche Kernhaftigkeit mit wohlthuender Idealität, ſo iſt
jene den übrigen Charakteren nicht abzuſtreiten. Nur Miſtreß Sarah
Recd iſt ein verzerrtes Teufelsbild, das jedoch Frau Steck in ihrem
künſtleriſch durchdachten Spiele uns näher zu bringen verſtand, indem
ſie den tragiſchen Kern dieſes Charakters mit wahrer Poeſie zur
Ent=
wicklung brachte. Alle übrigen Künſtler und Künſtlerinnen, die ſich an
dieſer Vorſtellung betheiligten, ſpielten der Anerkennung würdig.
Die nene Civilproceß=Ordnung und ihr Ciufluß auf die
Reform der Creditverhältuiſſe.
In den langen und ſchweren Jahren der Handelskriſis, in der wir
leben, hat ſich die Erkenntniß in den weiteſten Kreiſen Bahn gebrochen,
daß das in Deutſchland übliche Borgweſen und lange Creditgeben
weſent=
lich zur Verſchärfung dieſer Kriſis beigetragen hat. Viele und gewichtige
Stimmen haben ſich für deſſen Einſchränkung und möglichſte Einführung
des Baarſyſtems ausgeſprochen, an nur wenigen Plätzen iſt man jedoch
bis heute uber dieſen Vorſchlag hinausgekommen, da die zur
Durch=
führung einer Reform in dieſem Sinne in Ausſicht genommenen Schritte
theils an der Scheu vor dem Bruch mit dem Altgewohnten, theils an
der Uneinigkeit der betreffenden Kreiſe, namentlich aber auch an der
Be=
fürchtung, daß ſich das Publikum derſelben gegenüber ablehnend verhal=
7
ten würde, ſcheiterten. Und gerade dieſe Befürchtung iſt nach den
Er=
fahrungen anderer Städte und Länder durchaus nicht zutreffend,
viel=
mehr wird ſich der Conſument ſehr bald der Vortheile bewußt, welche
ihm aus dem Bezug ſeiner Bedürfniſſe gegen Baarzahlung erwachſen.
Vergegenwärtigen wir uns in kurzen Zügen, worin dieſe Vortheile
be=
ſtehen und welche Folgen eine Aenderung der geſchäftlichen Gebräuche in
gedachter Richtung haben würde.
Der kleine Geſchäfsmann und Handwerker, welcher jetzt ſeine
Aus=
ſtände von Jahr zu Jahr durch die Bücher ſchleppt und deßhalb
ge=
nöthigt iſt, auch ſeinerſeits längeres Ziel in Anſpruch zu nehmen, oder
ſich Geld gegen hohe Zinſen und Wechſel zu beſchaffen, was häufig
ge=
nug zu ſeinem Ruin führt, ſieht ſich in den Stand geſetzt, ſeine Materialien
und Waaren gegen baar zu kaufen; der ihm hierdurch erwachſende
Vor=
theil im Einkauf ſowohl als auch das Aufhören von Verluſten, die heute
jedem Geſchäftsmann in mehr oder minder hohem Maße erwachſen,
er=
lauben ihm, ſeine Kunden entſprechend billiger zu bedienen, wie dieſes ja
durch Bewilligung von Sconto oder entſprechende Vergütung gegen baar
ſchon jetzt in vielen Geſchäften geſchieht; dabei kommen die mancherlei
Unannehmlichkeiten in Wegfall, die mit dem halbjährigen oder jährlichen
Rechnungſtellen für beide Theile verbunden ſind, die Differenzen über
dieſes oder jenes wiſſentlich nicht Erhaltene, über geleiſtete und nicht
ge=
buchte Zahlungen und was derartiger fataler Vorkommniſſe mehr ſind.
Ein noch größerer wirthſchaftlicher Nutzen würde aber darin liegen, daß
der Sparſinn gerade bei den Klaſſen, wo er noch am
entwickelungsbe=
dürftigſten iſt, angeregt wird. Haben wir es doch jeden Tag vor Augen,
wie leichtfertig das Geld gerade von ſolchen jungen Leuten ausgegeben
wird, die es ſo nöthig hätten, für die Zukunft bedacht zu ſein; ſo ſchwer
ſte ihr Geld erarbeiten, ſo leicht wird es am Abend in luſtiger Geſellſchaft
im Wirthshaus oder auf dem Tanzboden verjubelt; die Mädchen geben
ihren Verdienſt für Putz und Kleider aus, um zu gefallen, und hat ſich
endlich ein Pärchen gefunden, dann ſoll auch gleich geheirathet ſein. Geld
iſt zwar keins zur Einrichtung da, aber dafür um ſo mehr Kredit; der
Kaufmann borgt Hochzeitskleider und Bett, der Schuſter die Schuhe, der
Tiſchler die Möbel u. ſ. w. Mit ſchweren Schulden belaſtet treten die
jungen Leute in die Ehe und die Folgen eines ſo unwirthſchaftlichen
Be=
ginnens hat man Jahr aus, Jahr ein vor Augen, nach dem erſten
Jahre, welches natürlich ſelbſt bei gutem Willen und angeſtrengter
Thä=
tigkeit nicht zur Deckung der Schulden ausreicht, ſtellen ſich gewöhnlich
größere Bedürfniſſe für den Unterhalt der Familie ein und mit dem
Schuldenzahlen iſt's alle; die Gläubiger werden dringend, der Executor
kommt nicht eher aus dem Haus, als bis das letzte Pfandobject
ver=
ſchwunden iſt, und nichts bleibt den jungen Leuten weiter als Schulden;
mit dem freudigen Schaffen aber iſt's vorbei, denn was erſpart oder
an=
geſchafft wird, darauf legt der Gläubiger ſeine Hand und ſo arbeiten
dieſe Leute nur noch für das Leben ohne Hoffnung auf die Zukunft.
Wie anders müßten ſich die Verhältniſſe bei dieſer Klaſſe
nothwen=
dig durch Beſchränkung des Borgweſens geſtalten. Indem die Sorge
für die Zukunft frühzeitig an die jungen Leute herantritt, würden ſie ſich
eine vorſichtige Beſchränkung der Ausgaben auferlegen und ſparen
müſſen, damit für die zukünftige Gründung eines eigenen Hausweſens
zur Zeit die erforderlichen Mittel vorhanden ſind; auf ſoliden
Grund=
lagen würde ſich ihr Hausſtand aufbauen und es gäbe eine Anzahl
zu=
friedener Menſchen mehr. Aber auch auf andere Bevölkerungsklaſſen
müßte die Reform einen heilſamen Einfluß in gleicher Richtung ausüben.
Niemand würde mehr in die Verſuchung kommen, über ſeine Mittel
hinaus ſich Verpflichtungen aufzuerlegen und die Quelle ſo manchen
häus=
lichen Unfriedens und Unglücks, welche aus materiellen Verwickelungen
hervorgehen, würde verſtopft werden. Jedenfalls iſt der Nutzen, der im
Allgemeinen aus einer Reform der Zahlungsweiſe erwachſen würde,
gegenüber den Schwierigkeiten, die ſie in ſich birgt, die ſich aber bei
maß=
vollem und verſtändigem Eingehen beider Theile, der Käufer und
Ver=
käufer, wenn nicht vermeiden, ſo doch erheblich vermindern laſſen, von
ſ0 überwiegender Bedeutung, daß es Pflicht eines jeden für die
Wohl=
fahrt unſeres Volkes bedachten Mannes iſt, nach Kräften auch auf
Er=
reichung des vorgeſteckten Zieles hinzuwirken.
Wenn nun die Reform aus oben beregten Urſachen bis jetzt im
All=
gemeinen noch keinen feſten Fuß hat faſſen können, ſo wird die mit dem
1. Oktober 1879 in Kraft tretende neue Civilprozeß=Ordnung hierau,
ohne Zweifel einen zwingenden Einfluß ausüben. Auf die näheren
Be=
ſtimmungen derſelben einzugehen, liegt nicht in unſerer Abſicht, und ſei
nur im Allgemeinen bemerkt, daß ſich nicht allein die Koſten für die
ge=
richtliche Beitreibung von verfallenen Ausſtänden, wie ſich aus dem eben
vorliegenden Gerichtskoſten=Geſetz erſehen läßt, ganz bedeutend höher ſtel
len werden, ſondern daß auch die der Pfändung unterworfenen
Gegen=
ſtände eine ſo erhebliche Beſchränkung erfahren haben, daß es für jeden
vorſichtigen Geſchäftsmann ein Gebot der Nothwendigkeit iſt, die
Bewil=
ligung von Kredit nur bei zweifelloſer Sicherheit eintreten zu laſſen.
Mögen ſich nun alle Diejenigen, welche ſeither einen weitgehenden
Kredit bewilligt haben, bei Zeiten über die genaueren Beſtimmungen des
Geſetzes informiren, um ſich mit ihren geſchäftlichen Gebräuchen darauf
einzurichten; wer dieſes nicht thut und in ſeitheriger Weiſe
fortwirth=
ſchaftet, nun, der wird die Folgen zu ſeinem Schaden tragen müſſen.
Wir aber wollen den aufrichtigen Wunſch ausſprechen, daß der Zwang,
welchen die neue Civilprozeß=Ordnung auf die Reform des Kreditweſens
in der Richtung der Einführung des Baarſyſtems ausüben wird, zur
Geſundung unſerer wirthſchaftlichen Verhältniſſe führe und Deutſchland
zum Segen gereiche!
W. A.
Redaction und Verlag. L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.