Darmstädter Tagblatt 1878


22. August 1878

[  ][ ]

darmſtaͤdter Lagblatt.

Abonnemenkpreis
ährlich 6 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſi=
imtern
Beſtellungen entgegengenom=
men
zu 1 Mark 90 Pf. pro Quartal
incl. Poſtaufſchlag und Beſtellgebühr.

(Frag= und Anzeigebatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
werden angenommen in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
mBeſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 18, ſowie auswärts
von allen ſoliden Annoncen= Expe=
ditionen
.

141. Jahrgang.
Amtliches Graan für die Bekanntmachungen des Großlh. Areisamts, ſowie des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

WI63.

Donnerstag den 22. Auguſt.

1878

Verſteigerungs=Anzeige
Dienstag den 27. d. Mts., Vormittags 9 Uhr,
werden wegen Abreiſe im Hauſe Nr. 2 erſter Stock (Caſinoſtraße) nach=
verzeichnete
ſehr gut erhaltene Mobilien, als: 1 Schlafſopha, 1 Chaiſelonque,
1 Buffet, 1 Ausziehtiſch für 20 Perſonen, 1Schreibſecretär (Meiſterſtüch,
Vorhänge, Rohrſtühle, 1 Regulator, Waſch= und Nachttiſche, Kommode,
Kleider= und Weißzeugſchränke, 1 Eisſchrank, 1 Küchenſchrank mit Glas=
ſaufſatz
, Glas und Porzellan, Küchengeſchirr und ſonſtige Gegenſtände
gegen baare Zahlung verſteigert.
M. Neuſtadt, He=Taaor.

Auuthun voll gulmovtDultel.
Wegen vorgerückter Saiſon und um Raum zu gewinnen, halte ich
von heute ab einen Ausverkauf in Baumwollwaaren, als:
Handſchuhe, Strümpfe, Unterjacken, Unter=
hoſen
ſowie Kinder=Schürzen, Jäckchen und
Röckchen in weiß und Couleur ꝛc.
Um raſchen Abſatz zu erzielen, gebe ich reelle Waare bedeutend unter
dem Fabrikpreis und ſehe einem recht zahlreichen Beſuche entgegen.
Ph. VerstaeD,

6924)

D. Carlsſtraße 29.

India Kubber Tabie Covers.
Gmmmi-TEschdechem
neu, Außerſt praktiſch und billig bei
PL. Schorlemmer.
3790)
25 Ernſt=Ludwigſtraße 25.

Diesjährigen Himbeerſprup pr. Pfd. I. M.
Himbeergelse 70pfg
empfiehlt
J.
floorg Liebig John.
23

Aechten alten Nordhäuſer und
Berliner Getreide Kümmel Gilka
empfiehlt billigſt
J.
Georg Liebig Sohn.
2

Verſteigerung v. Chauſſirungs=
Arbetten im Darmſtädter
Oberwald.
Montag den 26. Auguſt 1878 wer=
den
an Ort und Stelle die zurſHerſtellung
von ca. 1000 Lüngemetern Chauſſee auf
der Bernhardsacker=, Schirm=u. Neuſchneiſe
erforderlichen Steinbrecher=, Planirungs= u.
Wegbau=Arbeiten in verſchiedenen Abtheilun=
gen
, im Geſammt Voranſchlagspreiſe von
3700 Mark, an die Wenigſtfordernden
öffentlich in Akkord gegeben.
Die Zuſammenkunft findet am Bern=
hardsbrünnchen
Nachmittags 3 Uhr ſtatt.
Darmſtadt, am 20. Auguſt 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
6985) Appfel, Beigeordneter.
Bekanntmachung.
Auf gerichtliche Verfügung werden die
dem Jakob Heyl gehörigen, in Beſſungen
belegenen Immobilien, als:
Flur. Nr. ⬜Met.
68 1₀₀ 592 Bauplatzmit Hinter=
bau
, Wilhelmſtraße
Montag den 7. October d. J.,
Nachmittags 6 Uhr,
auf hieſigem Rathhaus öffentlich meiſtbietend
verſteigert.
Die Verſteigerung iſt nur eine einmalige.
Beſſungen, den 20. Auguſt 1878.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
6986) Der Vorſteher: Weimar.
Bekanutmachung.
Auf gerichtliche Verfügung werden die
dem Maurermeiſter Peter Meckel III.
zu Beſſungen zuſtehenden Immobilien, als:
Flur. Nr. ⬜MMtr.
13 309½. 188 Hofraithe Heidel=
bergerſtraße
,
13 309¾ 205 Grabgarten daſelbſt,
Montag den 7. October d. J.,
Nachmittags 6 Uhr,
auf hieſigem Rathhaus öffentlich meiſtbietend
verſteigert.
Die Verſteigerung iſt nur eine einmalige.
Beſſungen, den 20. Auguſt 1878.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
987) Der Vorſteher: Weimar.

6589) Stets gleichmäßig gute Früh=
Kartoffeln per Kumpf 50 Pfennig in
Nr. 70 an der Stadtkapelle.

6989) Aepfel (Sommerkarthäuſer), Fall=
obſt
und Kartoffeln zu verkaufen.
Kranichſieinerſtraße Nr. 16.
4401

[ ][  ][ ]

R 163

1464
Zu bevorſtehenden
6990)
Feſtlichkeiten bei der Sedanfeier
empfehle
alle Sorten Fahney, Schärpen, Franzen,
Bänder, Abzelchen elo.
zur gefälligen Abnahme zu den billigſten Preiſen.
Michael Schmidt.

Hof=Poſamentier und Hof=Lieferant.

Neues Sauerkkaluk
per ¼ Kilo 15 Pfo
Gleichzeitig bringe das Krauthobeln
in Erinnerung.
Georg Herrmanz,
Eliſabethenſtraße 46.
6925)

S.
6.
Hauvverkauf.
Ein gangbares Geſchäftshaus in der Alt=
ſtadt
, in welchem gegenwärtig eine Metzgerei
betrieben wird und ſich zu jedem Geſchäft
eignet, iſt Wegzugshalber aus freier Hand
zu verkaufen, auch kann Laden mit Logis
und Räumlichkeiten vermiethet werden.
Näheres in der Exp. d. Bl.

6585)
Aechten
Sachſenhäuſer Apfelwein
rein und glanzhell per 1 Liter 16 Pfg.,
in Originalgebinden billigſt, empfiehlt
lacob Sohleunmg,
Bleichſtraße 25.

HaO0

per Pfd. 98, 105, 115, 120, 124, 135
140, 148, 150, 160, 170 Pfg.
Gebrannter kafiee
per Pfd. 140. 148, 160, 170, 180,
194 Pfg. in reinſchmeckender Qual. bei
Wilhelm Haneke,
Ballonplatz 5.
6991)

Vermiethunzen.
4007) Roßdörferſtr. 9 iſt eine ſchöne
Manſarde von 4 Piecen ſofort zu vermiethen.
4714) Bleichſtraße 11 im mittleren
Stock ein ſchönes Logis zu vermiethen: ein
großes Zimmer, 2 Cabinette, abgeſchloſſener
Vorplatz, Küche, Magdkammer, Keller und
Holzſtall, ſogleich beziehbar.
175291) Dieburgerſtr. Sam Jägerthor
Manſarde: 4-5 Zimmer, Küche u. Zube=
hör
, an eine ruhige Familie zu vermiethen.
5360) Steinſtraße 21 iſt eine Wohnun,
von 5 Zimmern nebſt Zugehör ſofort zu
vermiethen. Auch kann dieſelbe getheilt ab=
gegeben
werden.
5916) Steinſtraße 6 die bel Etage,
5 heizbare Zimmer nebſt Zugehör, zu ver
miethen und alsbald zu beziehen.

5483) Martinſtraße 18 die Manſarde
zu vermiethen.
5837) Eliſabethenſtraße 21 oberſter
Stock ein möblirtes Zimmer für 9 Mark.
5997) Schulſtraße 5 ein Logis, be=
ſtehend
aus 3 Zimmern, Küche, abgeſchloſſe=
nem
Vorplatz nebſt Zubehör, per 1. Octbr.
an eine ruhige Familie zu vermiethen.
6100) Louiſenſtraße 22 iſt der mitt=
lere
Stock (Vorderhaus) zu vermiethen und
bis 1. October d. J. zu beziehen.
1.6176) Bel Etage: 4-5 Zimmer,
Kammern, Küche, Bleichplatz ꝛc., ſchöne
Wohnung und Lage. Näheres Neckarſtraße
Nr. 15 oben.
6050) Arheilgerſtraße 37 ein kleines
Logis zu vermiethen u. ſogleich zu beziehen
6205) Karlsſtraße32 iſt die Parterre=
Wohnung mit allen Bequemlichkeiten zu
vermiethen und gleich zu beziehen.
6227) Schützenſtraße 10 bel Etage
2 fein möblirte Zimmer zu vermiethen.
6302) Hofſtallſtraße 6 nächſt dem
Mathildenplatz iſt ein neuhergerichtetes Par=
terrelogis
, beſtehend aus 3 Zimmern, Küche,
nebſt allen Bequemlichkeiten an eine ſehr
ruhige Familie zu verm. u. gleich zu beziehen.
6464) Wendelſtadtſtraße 42 iſt der
3. Stock ſofort zu beziehen.
6477) Arheilgerſtraße 37 ein ſchön
Logis, beſtehend aus 2 Stuben nebſt Küche
und Keller zu vermiethen.
6523) Promenadeſtraße 9 im 3. Stock,
3 Zimmer an eine einzelne Dame oder
älteren Herrn zu verm. L Harres.
6658) Hügelſtraße 61 eine Parterre=
Wohnung, beſtehend aus 4 Zimmern nebſt
allen Bequemlichkeiten, bis 7. November,
auch früher, zu vermiethen. Nähere Aus=
kunft
wird eine Stiege hoch ertheilt.
6681) Mathildenplatz Nr. 7 iſt die
ſeither von Hrn. Hofgerichtsadvokat Köhler
innegehabte Wohnung im Vorderhaus
2r Stock, enthaltend 6 große Zimmer mit
Zubehör, pr. 1. November event. auch
früher zu vermiethen. Näheres daſelbſt
im mittleren Stock.
6735) Stiftſtraße 53 eine lleine Werk
ſtätte mit oder ohne Wohnung zu verm.
6757) Beſſ. Carlsſtr. 3 ein kleines
möbl. Zimmer. Auskunft im 2. Stock.
6779) Bleichſtraße 25 ein Logis im
1. Stock: 2 Zimmer, Kabinet, Küche ꝛc.,
an Damen oder eine ruhige Familie zu verm.
6782) Rheinſtraße31, 2-4 Zimmer,
theilweiſe möblirt, nebſt Stall, Remiſe und
Burſchenſtube.

6842) Rheinſtraße 47 4. Stock drei
Zimmer, Küche, Keller ꝛc. für 140 Mark
zu vermietheu.
6848) Eck der Bleich= und Caſino=
ſtraße
12, erſter Stock ein hübſch möblir=
tes
Zimmer zu vermiethen und gleich zu
beziehen. Nach Belieben auch Verköſtigung.
6861) Nieder=Ramſtädterſtraße 26
ein ſehr ſchönes Manſarden=Logis mit 5
Piecen, Küche, 2 Keller und ſonſt allen
Bequemlichkeiten wegen Verſetzung anderweil
zu vermiethen.
6966) Caſinoſtraße 17 ein Parterre=
Logis im Seitenbau für 200 Mark zu
vermiethen.
6992) Eine eleg. möblirte Familien=
Wohnung ſofort zu verm. Nüh. in d. Exp.
6993) Eliſabethenſtraße 49 iſt ein
gewölbter Keller zu vermiethen.

Vermiſchte Nachrichter.

Wohnungsveränderung.
Geehrten Herrſchaften zur Kenntniß, daß
ich vom 15. Auguſt an Schloßgaſſe 8
wohne. Um geneigten Zuſpruch bittet
Achtungsvoll
6934) Frau Eliſe Rühl, Verdingerin.

Mobel-Labrik
und

Aöhelhaugort
LudwigAnter,
Hof Tapezier.

humoach
37 Saalbaustrasse 37.

Auszüge in der Stadt, ſowie auswärtige
Trangporte zu jeder Beit pünktlich.

6604) Zu den höchſten Preiſen
kauft: Getragene Kleider, Schuhe, Stiefel,
Bettwerk, Weißzeug, Silber ꝛc. ꝛc.

M. Simon,
große Bachgaſſe Nro. 37.

6768) Für mein Modewaaren= Geſchäf=
ſuche
einen gebildeten jungen Mann als
Lehrling
L. Böttinger,
Wilhelminenſtraße=Ecke.
6897) Ein ſolides ſauberes Mädchen,
welches kochen kann u. ſich der Hausarbeit
unterzieht, findet zu Michaeli dauernde Stelle
Näheres in der Exp. d. Bl.
6907) Ein einfaches, ſolides Laden=
Mädchen wird gegen hohen Lohn in eine
Schweinemetzgerei geſucht. Solche, welche
ſchon in demſelben oder einem ähnlichen
Geſchäfte thätig waren erhalten den Vor=
zug
. Näheres bei C. G. Hartmann,
gr. Eſchenheimerſtraße 25, in Frankfurt
am Main.

6911) Einen Lehrjungen ſucht
Jacob Schäfer, Spengler,
Nieder=Ramſtädterſtr. 17.

[ ][  ][ ]

R 163

G
Main=Neckar=Bahn.
E
Tahrplan=Aenderung.
Local=Zug Nr. 21
ſeither um 710 Abends in Frankfurt abgehend)
erhält vom 1. September d. J. ab nachſtehende Courszeiten:

Frankfurt ab 625 Abends Louiſa 635 Iſenburg 645 Spreudlingen 651 Langen 668 Egelsbach 76

Arheilgen 7 16 Darmſtadt, an 725

6994)

Darmſtadt, im Auguſt 1878.

Die Direetion.

Saalbau zu Darmstadt.
6414) Donnerstag den 22. Auguſt 1878 bei günſtiger Witterung:
Abonnements-Uuterhaltungsmusik,
Anfang halb 8 Uhr.
Eintrittspreis Perſon 25 Pfennige, (für Actionäre 20 Pfennige).

Verehigte Gesellschaft.
Zur Jeier des Kllerhöchſten Namenstages
Hr. Königl. Hoheit des Großherzogs
Sonntag den 25. Auguſt, Nachmittags 6 Uhr,
im Garten:

ausgeführt von dem
Muſik=Corps des Großh. Heſſ. Jufanterie= (Leibgarde=)
Regiments Nr. 115
nuter Leitung des Muſik=Directors Herrn Th. Adam.
Bei ungünſtiger Witterung findet das Concert im großen Saale ſtatt und
beginnt um 1 Uhr.
Darmſtadt, den 21. Auguſt 1878.
6995)
Der Ausschuss der Vereinigten Gesellschafl.
aImz Emk.
Donnerstag den 22. Auguſt:
4
1!
44
AW.
LA AnuA e"
An dieſem Abend findet von Clubmitgliedern ein Werrauſ ſtatt, verbunden
mit komiſchen Scenen und bengaliſcher Beleuchtung, wozu ergebenſt einladet
Anfang 6 Uhr.
Vr. Hrunlehz, Beſitzer,
Entre 30 Pfg.
6996)
B. CoIim. Reſtaurateur.
6997) Ein anſtänd. Mädchen wünſcht Monatdienſt. Heinheimerſtraße Nr. 4 Seitenbau.

1465
6914) Eine ordentl. Frau ſucht Be=
ſchäftigung
im Waſchen u. Putzen u. aller
häusl. Arbeit. Wor ſagt die Exped. d. Bl.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt
(Haupt=Synagoge).
Sanslag den 24. Auguſt: Vorabendgottesdienſt um 6½ Uhr. Morgengottesdienſi um 8 Uhr.
Schriſterklarung.
Nachmittagsgottesdienſt um 4 Uhr. - Sabhathausgang um 7 Uhr 55 M.

S)
2 Ein Muſik=Corps,
16 Mann ſtark, ſucht für den 2. Sept. (am
Sedanstage) Engagement. Auch em=
pfiehlt
ſich daſſelbe bei Gelegenheit von
anderen Feſtlichkeiten, Bällen, Kirchweihen
u. ſ. w. Das Nähere ertheilt der Stadt=
Muſikdirector in Schönau bei Heidelberg.

6973) Es wird ein braves ſolides Haus=
mädchen
auf ſogleich geſucht, das gut waſchen
u. putzen kann. Näheres bei Frau Mattern.

3
In Beſſungen
wird ein einſtöckiges Wohnhaus mit
größerem Garten, auch Bauplatz, zu kaufen
geſucht. Offerten E. 44. poſtlagernd
Beſſungen.

6998) Ein junger Mann, der eine
ſchöne Handſchrift führt u. täglich 3-4St.
freie Zeit hat, wünſcht dieſelbe durch Abſchreiben
fürzeinen Advokaten oder ein ſonſt. Büreau in
ſeiner Wohnung auszufüllen. Reflectanten be=
lieben
ihre Adr. auf d. Exp. d. Bl. niederzulegen.

6999) Für einen alleinſiehenden Herrn
wird ein zuverläſſiges Mädchen ſofort ge=
ſucht
, das auch außer Kochen dem Haushalte
vorſtehen kann.
Langelott, Runde=Thurmſtraße 11.

7000) Eine gebrauchte Decimalwaage
wie ein Stoßkarren werden zu kaufen
geſucht. Adr. sub 4 X 7000 an d. Exp. d. Bl.

7001) In der Nähe der Train=Kaſerne
wird für einen einzelnen Herrn ein möhl.
Zimmer nebſt Kabinet geſucht. Offerten
an den Portier zur Traube.

7002) Bei einer Beamten=Familie in
der Nähe der Schulen 2 möblirte Zim=
mer
zuvermiethen, auf Wunſch mit Penſion.
Wienersſtraße 74 Eckhaus.

5
Dankſagung.
8
Für die ſo zahlreiche u. herzliche Theil=
nahme
bei dem uns ſo ſchmerzlich betroffe=
nen
Verluſte unſerer lieben guten Gattin,
Mutter, Schweſter und Tante
Eliſabethe Belten, gebr. Grittmann,
ſagen wir Allen unſerentiefgefühlteſten Dank.
Darmſtadt, den 21. Auguſt 1878.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
H. Belten, Saalbau=Inſpector.

5 Todes=Anzeige.
8
Verwandten, Freunden und Bekannten
ſtatt beſonderer Anzeige die Nachricht, daß
geſtern Nachmittag=¼6 Uhr unſere Mutter
und Schwiegermutter
Frau Eva Matthes Wiwe., geb. Kurz,
nach kurzem Leiden ſanft dem Herrn ent=
ſchlafen
iſt. Um ſtille Theilnahme bitten
Die trauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Matthes.
Henriette Matthes, geb. Wambold.
Die Beerdigung findet Donnerstag Nach=
mittag
1 Uhr ſtatt.

[ ][  ]

1466

Vermiſchte Mittheilungen.

B 163

Darmſtadt, 22. Auguſt.
Eingeſandt. Zur Landtagswahl. Darmſtadt hat zwei
Abgeordnete zu wählen. Die ſeitherigen Vertreter gehörten der heſſiſchen
Fortſchrittspartei an. Der eine der beiden Abgeordneten hat abgelehnt,
an dem anderen wird, der Darmſtädter Zeitung nach, der Verein der
heſſiſchen Fortſchrittspartei feſthalten. Ueber einen zweiten Kandidaten
verlautet noch nichts, man hat deſſen Aufſtellung einer größeren Ver=
ſammlung
von Urwählern vorbehalten. Die deutſche Fortſchrittspartei
ſcheint ebenfalls ſich bis jetzt nur für einen Kandidaten entſchieden zu
haben und über einen zweiten nicht ſchlüſſig zu ſein. Unter dieſen
Umſtänden möchten wir, ehe es zu ſpät iſt, unbefangen prüfen, ob denn
eine in der Natur der Dinge liegende Nothwendigkeit vorliegt, daß der
Reichstagswahlkampf in der bevorſtehenden Landtagswahl eine Fortſetzung
erhält. Mit Ausnahme der kleinen Gruppe der Ultramontanen war die
Mehrheit der zweiten Kammer unſerer dermaligen Regierung ſympathiſch
geſinnt. Die ſich zur deutſchen Fortſchrittspartei oder der Volksparte:
zählenden Abgeordneten (Edinger, Büchner, Dumont, Oechsner) befanden
ſich zu unſerer Regierung im Großen und Ganzen ebenſowenig in einem
Gegenſatz wie die Angehörigen der heſſiſchen Fortſchrittspartei (die National=
liberalen
). Und hätte man eine Linke conſtruiren wollen, ſo würde
dieſelbe aus Mitgliedern der heſſiſchen Fortſchrittspartei beſtanden haben.
Die nationalliberale Fraktion der Kammer hat ſich bei keiner Ab=
ſtimmung
als geſchloſſene Fraktion aufgethan, ſie war genau genommen
nichts anders als eine vorberathende Commiſſion. Man ſieht hieraus,
daß die einzelnen Abgeordneten in unſerer Kammer nach der Sachlage
eine ganz andere Poſition einnehmen müßten, als dies im Reichstag der
Fall geweſen wäre. Es gibt große trennende politiſche Geſichtspunkte
in unſerer Kammer nicht. Wir halten es deßhalb auch für vollig un=
richtig
, wenn die beiden auf dem Plan ſtehenden politiſchen Parteien
die Wahl lediglich vom großen politiſchen Standpunkte aus anſehen
wollen.
Wir verkennen die Wichtigkeit der Landtagswahlen für die innere
Entwicklung unſeres Landes nicht, und zwar um ſo weniger, als wir
wünſchen, daß das, was uns das Reich zu entwicklen übrig gelaſſen, auch
der ganzen Kraft der Regierung und der Vertreter des Volkes theilhaftig
würde, aber die Landtagswahlen ſind nicht mehr von der eminent poli=
tiſchen
Bedeutung, wie in der Zeit vor der politiſchen Umgeſtaltung
des deutſchen Reiches. Die geſetzgeberiſchen Aufgaben werden in den
Hintergrund treten, und es dürfte ſich für die Folge in der Hauptſache
Um Budget= und Steuerfragen handeln. Und in dieſem Bewußtſein ſind
die Landtagswahlen ſchon ſeit mehreren Wahlperioden nicht von großen
Geſichtspunkten aus geleitet werden, ſondern von dem Standpunkte
wirthſchaftlicher, namentlich aber lokaler Intereſſen. Wir billigen es
nicht, wenn dieſer Standpunkt in die vorderſte Linie tritt, aber unbe=
rückſichtigt
darf er auch für uns Darmſtädter nicht bleiben und für den
Schreiber dieſes ſteht der Geſichtspunkt der lokalen Intereſſen jedenfalls
hinter dem, einen Mann der eignen Parteifarbe in die Kammerzu bringen,
nicht zurück.
Es iſt uns ganz erklärlich, wenn die deutſche Fortſchrittspartei nach
dem zweimaligen Wahlſiege ſagt: jetzt wollen wir auch einmal in den
Landtagswahlen der nationalliberalen Partei zeigen, daß ſie hier an
Terrain verloren hat."
Ebenſo begreiflich iſt es uns, wenn namentlich
diejenigen Nationalliberalen, welche im Wahlkampfe im Vordertreffen
ſtanden von einem gemeinſchaftlichen Vorgehen nichts wiſſen wollen.
Aber dieſe Stimmung ſollte nicht Herr bleiben und das Verſtändige,
das unſerer Stadt und unſerem Lande zum Nutzen Gereichende nicht
unterdrücken. Kommt es zum Kampfe, ſo kommt auch, wir ſind es
überzeugt, die Zeit, wo man auf beiden Seiten bereut den Moment der
Verſtändigung verſäumt zu haben. Schon die Ungewißheit, welcher
Seite der Sieg zufallen dürfte, ſollte beide Parteien einer Verſtändi=
gung
geneigt machen.
Auf Seiten der heſſiſchen Fortſchrittspartei iſt in der Perſon des
Herrn Wolfskehl ein Kandidat genannt, der in ſeiner Thätigkeit als
Landtagsabgeordneter auch bei Angehörigen der deutſchen Fortſchritts=
partei
Anerkennung gefunden hat.
Iſt die Partei in der Wahl eines
zweiten Kandidaten vorſichtig, beſtimmt ſie einen, der durch ſein Vorleben,
insbeſondere dnrch ſeine öffentliche Thätigkeit, Sympathien hat, ſo dürfte
es ſehr die Frage ſein, ob ſich unter der gahne der deutſchen Fortſchritts=
partei
wiederum eine Mehrheit zuſammenfinden wird. Herr Dr. Weiden=
hammer
, deſſen Aufſtellung wir im Intereſſe der Landwirthſchaft in einem
Landbezirk wünſchen, kennt die Darmſtädter Verhältniſſe zu wenig, um
mit Erfolg in Darmſtadt aufgeſtellt werden zu können. Der Umſtand,
daß ſeine Thätigkeit weſentlich dem Lande gewidmet iſt, daß er hier erſt
eit wenigen Jahren bekannt iſt, dürfte nicht zu einer Steigerung der
Wahrſcheinlichkeit des Sieges beitragen. Wir müßten uns ſehr täuſchen,
wenn es bei der Aufſtellung des hier bekannten und gern geſehenen,
Herrn Otto Wolfskehl und eines anderen beliebten Mannes, der deut=
ſchen
Fortſchrittspartei gelingen ſollte mit Herrn Dr. Weidenhammer unter
dem Schlachtrufe; Nieder mit den Nationalliberalen zu ſiegen.
53 iſt auch in den bürgerlichen Kreiſen, welche in der Reichstags=
wahl
Herrn Büchner ihre Stimme gegeben haben, das Bewußtſein vor=
gerrſchend
, daß es ſich bei der Landtagswahl nicht um eine politiſche
Wahl handelt, welche alle anderen Intereſſen verdrängen müßte=Auf der
anderen Seite muß es der nationalliberalen Partei klar ſein, daß es
nicht leicht iſt einen zweiten Kandidaten der in der Bevölkerung An=
klang
findet, zu gewinnen. Mit dieſer Schwierigkeit aber ſteigt auch

die Wahrſcheinlichkeit der Niederlage. Wir möchten daher die Frage
ſtellen, ſollte ſich nicht neben Herrn Wolfskehl ein Mann finden laſſen,
der der deutſchen Fortſchrittspartei nahe ſteht und doch auch ſeiner
öffentlichen uneigennutzigen Wirkſamkeit wegen, von der nationalliberalen
Partei acceptirt werden könnte? Und ſollte die deutſche Fortſchrittspartei,
wenn ein ihr Naheſtehender acceptirt wird, nicht dann auch Herrn
Wolfskehl als Kandidaten annehmen können ??
Sonntag den 8. September ſollen die Vorſtellungen im Großh.
Hoftheater mit der Oper die Jüdin wieder eröffnet werden.
Conducteur Schneider von der Main=Neckarbahn verunglückte
am Dienstag Abend auf der Strecke zwiſchen Langen und Egelsbach,
indem er das Trittbrett verfehlte, auf das Geleiſe ſtürzte und überfahren
wurde. Erſt in Egelsbach wurde er vermißt und aufgeſucht. In das
hieſige Spital verbracht, mußte zur Amputation eines Beines ſowie eines
Armes geſchritten werden, in deren Folge der Beklagenswerthe noch in
derſelben Nacht verſtarb. Schneider, der ein noch junger Mann und
ſeit kurzem verlobt war hinterläßt den Ruf eines wackeren pflichtge=
treuen
Beamten. - Die gewiß ſehr zu berückſichtigende Sicherheit des
Bahndienſt=Perſonales (nicht minder wie die des Publikums) iſt bei den
durchgehenden Wägen nach Württemberger, Schweizer, Oeſterreichiſcher und
Amerikaniſcher Art durch die Cirkulation in der Mitte der Waggons in beſter
Weiſe gewahrt, während die Humanitätsempfindungen deriReiſenden in den
Wägen wo die Conducteure bei Nacht, Sturm und Kälte auf den Lauf=
brettern
ihren gefahrvollen anſtrengenden Dienſt verrichten müſſen, ſtets
eine harte Probe zu beſtehen haben, von Kataſtrophen wie die obige
ganz abgeſehen. Möge man ernſtlich auf Abhilfe der vorhandenen Miß=
ſtände
Bedacht nehmen!
Offenbach, 20. Auguſt. Die geſtern Morgen erfolgte Ankunft
der kaiſerlich chineſiſchen Geſandtſchaft in hieſiger Stadt zur Be=
ſichtigung
der eigens zu dieſem Zweck in ganz kurzer Zeit arrangirten
Induſtrie=Ausſtellung brachte einige Aufregung unter der hieſigen Be=
völkerung
hervor. Ueberall ſprach man von den fremden Gäſten und
Jedes war bemüht ſie einmal zu ſehen. Die Herren Geſandten, von den
Herren Präſidenten, Sekretär und einigen Mitgliedern der hieſigen Han=
delskammer
in Frankfurt a. M. abgeholt, trafen gegen halb 11 Uhr
Vormittags per Wagen hier ein und ſtiegen in der Villa des Erſteren,
Herrn Commerzienrath Wecker, ab, wo ſie von den Spitzen der Behorden,
Großh. Kreisrath v. Marquardt, Großh. Landrichter Langsdorff, dem
Großh. Bürgermeiſter Stölting, dem Stadtkommandanten Herrn Major
v. Radecke und den übrigen Mitgliedern der Handelskammer empfangen
wurden und ſich nach der üblichen Vorſtellung in die im großen Colleg
arrangirte Induſtrie=Ausſtellung begaben. Da Viele die Herren doch
nur im Vorbeifahren ſehen konnten, ſo mögen hier einige Notizen über
ihre Perſönlichkeit Platz finden. Beide Herren, Se. Excellenz der Ge=
ſandte
Luichsi hung und ſein Legationsſekretär Herr F. Liu haben ächt
chineſiſchen Typus; der Erſtere mag ein Mann in den 50er Jahren, der
Letztere in den 20ern ſein. Erſterer hat ernſte Geſichtszüge, während der
Letztere immer ein freundliches Lächeln wahrnehmen ließ, Beide ſich aber
in ganz ungezwungener Weiſe in der Ausſtellung bewegten, von den
ihnen offerirten ausgeſtellten Weinen koſteten, auch einige kleine Andenken,
die ihnen einzelne Ausſteller anboten, anzunehmen geruhten. Beide Her=
ren
waren in ihrem Nationalcoſtüm. Die Kopfbedeckung Sr. Excellenz
beſtand in einem runden Strohhut in der bekannten chineſiſchen Façon,
oben mit einem runden Knopf, von welchem aus ein rother, gefärbter
Roßſchweif nach allen Seiten herunterhing und nach hinten gehend ein
aus Pfauenfedern gebildeter Federbuſch, welche den Rang des Beſitzers
kennzeichnend, in horizontaler Richtung angebracht war, während auf
dem vorderen Rand des Hutes eine große weiße Perle prangte; der
Hut ſelbſt war durch ein einfaches ſchmales unter dem Kinn durchge=
hendes
Bändchen gehalten. Seine Uniform beſtand aus einer ſchwarz=
eidenen
Blouſe mit blau=ſeidenem Kragen, unter welchem ein dunkelblau=
ſeidenes
durchwirktes Gewand den Körper bis zu den Schuhen deckt, die
aus ſchwarz=ſeidenem Stoff auf einer etwa zolldicken Sohle von Filz mit
weißem Lederüberzug beſtehend, befeſtigt waren. In der linken Seite
trug er in einer dem Gewand entſprechend verzierten Scheide einen Fächer.
Der Legationsſekretär trug einen gleichen Strohhut wie der oben beſchrie=
bene
, jedoch ohne Federbuſch und mit einer kleineren Perle auf dem vor=
deren
Rand, eine indigoblaue ſeidene durchwirkte Blouſe mit einem matt=
grünen
ſeidenen durchwirkten Gewand, Schuhe und Fächer mit Scheide
wie oben beſchrieben, den Fächer jedoch auf der rechten Seite. Die gro=
ßen
Schnurbärte mit langen Spitzen, wie man ſich hier zu Lande die
Chineſen vorzuſtellen gewöhnt iſt, trugen die Herren nicht, wohl aber die
bis über den Rücken hinab hängenden geflochtenen Haarzöpfe. Wie uns
mitgetheilt wurde, war Se. Excellenz früher Mandanin (Gouverneur)
einer chineſiſchen Provinz und iſt jetzt als Geſandter und Vertreter
Chinas beim deutſchen Reiche beglaubigt. In ſeiner Begleitung befand
ſich außer ſeinem Legationsſekretär auch noch ſein Attache Herr v.
Braun=Brown, ein äußerſt feiner hübſcher Mann in deutſcher Tracht.
Herr Braun, von deutſchen Eltern abſtammend, aber in England ge=
boren
, war früher engliſcher Offizier, iſt nun ſeit 14 Jahren in chine=
ſiſchen
Dienſten und vermittelte die Verſtändigung zwiſchen Sr. Excellenz
mit den Ausſtellern.
Wie von zuverläſſiger Seite mitgetheilt wurde, iſt der ganze
durch die Offenbacher Induſtrieausſtellung eingehende Geld=
betrag
zur Hälfte dem hieſigen Zweigverein der Aliceſtiftung und zur
andern Hälfte für den hieſigen Zweighülfsverein für Krankenpflege und
Unterſtützung der Soldaten im Felde beſtimmt.
O. 3.)

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.