Darmstädter Tagblatt 1878


19. Juli 1878

[  ][ ]

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ETATZm
AAuuAii.

(Frag= und Anzzigebſatt)
Mit der Camtag=Beilage:
uuzius aariyauagsoiuu.

Inſeeate
verden azeunur hDarnneu
von der Eedito. Ryuſe R u.
Beſfungen du Fuedr Boher.
Ooſrae A. 1. Eie amii
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141. Jahrgang.
Emtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Frrisamtz, ſowie des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

l39.

Freitag den 19. Juli

1878

Zu publiciren iſt: Aus dem Reichs=Geſetzblatt Nr. 22:
Gerichtskoſtengeſetz; Gebührenordnung für Zeugen und Sachverſtändige.
Aus dem Regierungsblatt Nr. 12 und 13:
Bekanntmachung, den Erlaß von Normen für die Conſtrucion und Ausrüſtung der Eiſenbahnen Deutſchlands betr.
Landtagsabſchied.
Beteffend: Ferien des Kreis=Ausſchuſſes im Jahr 1878.
B e k a n n t m a ch u n g
Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die geſetlichen Ferlen des Kreis=Ausſchuſſes des Kreiſes Darm=
ſtadt
mit dem 21. Juli beginnen und am 1. September l. J. endigen.
Während dieſer Ferien, welche auf den Lauf der geſetzlichen Friſten ohne Einfluß ſind, können nur ſchleunige Sachen in
öffentlicher Sitzung zur Verhandlung kommen.
Darmſtadt, den 15. Juli 1878.
Der Kreisausſchuß des Kreiſes Darmſtadt.
Küchler.
B e k a n n t m a ch u n g.
Die zum Schutze der Schauläden offener Geſchäfte angebrachten Marquiſen ſind größtentheils auf eine ſo geriuge Höhe vom
Riveau des Trottirs herabgelaſſen, daß hierdurch vielſach der freie Verkehr gehindert und die Gefahr für Vorübergehende, ſich
erheblich zu beſchädigen, nicht ausgeſchloſſen iſt.
Mit Rückſicht auf das vorliegende öffentliche Intereſſe werden deßhalb die betheiligten Hausbeſitzer bezw. Ladeninhaber hier=
durch
veranlaßt, bei Meidung des im Falle der Nichtbefolgung einzuleitenden Straf= und Zwangsverfahrens, ſofort Vorkehrungen
zu treffen, daß dem erwähnten Mißſtande vorgebeugt werde und der untere Rand der Marquiſen mindeſtens zwei Meter vom
Boden entfernt bleibe.
Darmſtadt, den 16. Juli 1878.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
Zur Wilhelms=Spende.
Am 20 21. und 22. Juli dieſes Jahres ſoll nunmehr die ip allen Zeitungen angekündigte Wilhelms=Spende
geſammelt werden.
In allen Stüdten und Dorfern des Deuſchen Reiches, in Schule und Haus, bei den Deutſchen aller Religionsbekentniſſe
ſollen die Hände ſich regen zur Darbringung dieſer Spende.
Mann und Frau, Kind und Greis, ein Feglicher ſoll beiſteuern; denn nicht die Größe der Gabe, ſondern das Gefühl. in
welchem ſie gegeben wird, iſt von Bedeutung.
Kein Wort iſt genügend zum Ausdrucke des Schmerzes, daß unſer geliebler Deutſcher Kaiſer, der Einiger des Reiches, von
ruchloſer Hand verletzt wurde. Kein Wort iſt genügend, um die Freude auszudrücken und den Dank gegen Gott, daß das Leben
des Kaiſerlichen Greiſes gerettet wurde. Wo aber das Wort verſagt, iſt zu allen Zeiten ein äußeres Opfer dargebracht worden.
So möge alſo Jeder zur Wilhelms=Spende ein Kleines beiſteuern als Ausdruck des Schmerzes und des Leides, aber
auch als Ausdruck der Freude und des Dankes, und jedes deutſche Gemüth möge ſich daran erquicken, daß es beitrug, ſeinem
Kaiſer für den Ihm von Einzelnen angethanen Schmerz millionenfältige Freude zu bereiten.
Berlin, den 13. Juli 1878.
Im Namen und Auftrage des vom General=Feldmarſchall Grafen von Moltke geleiteten Comite's für die Wilhelns=Spende
der geſchäftführende Ausſchuß:
Duncker, Bürgermeiſter von Berlin, Borſitzender des Ausſchuſſes: Bitter, Wirll. Geheimer Rath, Präſident der
Kgl. Seehandlung, Schatzmeiſter des Comite's; Graf Aruim=Boytzenburg, Oberpräſident a. D.; Dr. Berthold
Auerbach; Dr. Engel, Geheimer Ober=Regierungsrath, Director des Königl. Statiſtiſchen Bureaus; Graf Eulen=
burg
=Praſſen, Rittmeiſter a. D.; Wiebe, Director des=Kaiſerlichen General=Poſtamtes.

344

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1262

R 139
Unter Bezugnahme auf vorſtehendem Aufruf bringe ich hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß an den genannten Tagen
in öffentlichen Lokalen der meiſten Straßen Sammelliſten aufgelegt ſein werden. Die Lokale werden noch bekannt gemacht und
durch rothe Placate Zur Wilhelmsſpende; bezeichnet werden. Eine Hauptliſte liegt auch im Vorzimmer des Bürgermeiſterei=
Bureaus offen.
Es wird beſonders darauf hingewieſen, daß Gaben über eine Mark nicht angenommen werden, daß es mehr auf die
Zahl als auf den Betrag der Gaben ankommt und daß der im ganzen Deutſchen Reich ſich ergebende Geſammtertrag Seiner
Kaiſerlichen Hoheit dem Kronprinzen zu einem allgemeinen wohlthätigen Zweck übergeben werden ſoll.
Möge unſere Stadt in Bethätigung patriotiſcher Geſinnung auch diesmal hinter anderen Städten nicht zurückhleiben.
Ohly. Oberbürgermeiſter.
Darmſtadt, den 14. Juli 1878.
Wilhelmsſpende betreffend.
Mit Bezug auf unſere Bekanntmachung vom letzten Dienſtag bringen wir nachſtehend die officiellen Sammelſtellen der
Wilhelmsſpende zur öffentlichen Kenntniß. Dieſelben ſind ſämmtlich mit rothen PlacatenWilhelmsſpenden verſehen. Wir wieder=
holen
, daß mit der Sammlung ein wohlthätiger Zweck erfüllt werden ſoll, indem der aus dem Reich eingehende Geſammtbetrag
Seiner Kaiſerlichen Hoheit dem Kronprinzen Namens Seiner Majeſtät des Kaiſers zur Verfügung geſtellt werden ſoll, um darüber
zu gemeinnützigen milden Zwecken zu disponiren.
Darmſtadt, 18. Juli 1878.
Der Großherzogliche Oberbürgermeiſter.
J. d. Verh.:
6039)
Appfel, Beigeordneter.
Sammelſtellen.

Roll, Martin, am Jägerthor.
Dingeldei, Kaufmann, Ritzſtein.
Wolf, Reſtauration zur Stadt Frankfurt.
Stamm, David, Cafe am Theater.
Ebert, Franz. Kaufmann
alte Vorſtadt
Graß, Gaſtwirth
Jacoby, Kaufmann, Seifengeſchäft, große
Ochſengaſſe.
Zöppritz
Kaufleute am Markt.
Leuthner
Diefenbach=Römer
Stiege h., am Markt.
Das Rathhans,
Wondra, Juwelier
Ludwigſtraße.
Berbenich, Kaufmann
Bergſträßer, Buchhdlg.
Faiz, Kaufmann
Stempel, Hotel Traube
Jonghaus, Staatsverlag
Rheinſtraße.
Wiener, Hotel Darmſt. Ho
Köhler, Hotel
Zimmermann, Inſtr.=Hdlg.
Eichberg, Hofconditor
Vereinigte Geſellſchaft
Neckarſtraße.
Philippt, Kaufmann Schröder, Fritz, Hotel, Marienplatz.
Röhrich, Kaufmann) Sandſtraße.
Loge
Saalbau.
Geſellſchaft Eintracht
Hornmann, Kaufmann Eliſabethen=
ſink
, Reſtauration
ſtraße.
Wüſt, Kaufmann
Hiſſerich, Hofſpengler
Mengeringhauſen, Reſtaura= Hügel=
tion
ſvorm. Paſſet)
ſtraße.
Tenner, Apotheke
Kahlert,
Kaufleute, Ludwigsplatz.
Lerch
Gebr. Gelfius, Ernſt=Ludwigſtr.
Vietor, Hoffilberwaarenfabr.) Wilhel=
minenſtr
.
Bürgerverein
Keller, Materialienhandlung Grafenſtr.
Formhals, Reſtaurant
Katholiſches Caſino, Waldſtraße.
Grahn Wwe., Cigarrengeſchäft, Louiſen=
ſtraße
.
Kleber, Kaufmann
vor der Canzlei.
Franziskus, Kaufmann Officier=Caſino, Keughausſtraße.
Poth, Kaufmann, Bleichſtraße.
Keller, Kaufmann, Promenade.
John Schmidt, Kaufmann) Blumenthal=
Meyer, Reſtauration
viertel.
Hufnagel, Bäckermeiſter, Carlsſtraße.
Späth, Kaufmann, Kiesſtraße.
Weber, Gärtner, Niederramſtüdterſtraße.
Juſtus, Kaufmann
Mühlſtraße.
Caſtritius, Kaufmann
Schad, Kaufmann, Stiſtſtraße.
Müller, Kaufmann, Wienerſtraße.
Wambold, Eiſenhandlung ) Kirchſtraße.
Fuld, Kaufmann
Müller, Schreibmaterialien=Handlung,
Schulſtraße.
Heil, Karl, Kaufmann, Holzſtraße.
Gräff, Carl, Kürſchner, Schuſtergaſſe.
Weller, Kaufmann, Obergaſſe.
Hugenſchütz, Lederhdlg, Langegaſſe.
Caftritius, Bürſtenbinder, Caplaneigaſſe.
Straßburger, Kaufmann, Hinkelsgaſſe.
Grodhaus, Seifengeſchäft.
Rewick, Schuhmacher, keine Bachgaſſe. Bekanntmachung.
Nächſten Dienstag den 23. Juli 1878, Nachmittags
3 Uhr, werden ca. 1727 Mark Buchausſtände im Lokal des unter=
zeichneten
Ortsgerichts an den Meiſtbietenden gegen Baarzahlung verſteigert.
Das Verzeichniß der Ausſtände kann bei dem Maſſecurator Pett=
mann
eingeſehen werden.
Darmſtadt, den 17. Juli 1878.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
6040)
Berntheiſel. Bekanntmachung.
Die bei Herſtellung des Planums des
Hofes an dem neuen Realſchulgebäude vor=
kommenden
Erdarbeiten ſollen auf dem
Soumiſſionsweg vergeben werden.
Die hierauf Reflectirenden haben ihre
bezüglichen Offerten bis zum
Samstag den 20. Ifd. Mts.,
Vormittags 10 Uhr,
bei Großherzoglicher Bürgermeiſterei in
den dort aufgehängten Soumiſſionskaſten
einzulegen.
Plan, Voranſchlag, Maſſenberechnung
und Bedingungen liegen auf dem Stadt=
bauamt
zur Einſicht offen.
Die Eröffnung der Offerten findet bei
unterzeichneter Behörde im gedachten Ter=
min
in Gegenwart der etwa erſcheinenden
Summittenten ſtatt.
Darmſtadt, am 12. Juli 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
5885)
Ohly. Bekanntmachung.
Anſprüche jeder Art an den Nachlaß der
ledigen Eliſabethe Andres von Arheilgen
ſind binnen 14 Tagen ſchriftlich dahier an=
zumelden
, bei Vermeidung der Nichtberück=
ſichtigung
.
Darmſtadt, den 9. Juli 1878.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
Gutfleiſch.
6041) 6042) Sonnabend den 20. d. Mts.
Vormittags halb 10 Uhr, werden auf
dem Schießplatz bei Griesheim im Feld=
Depot circa 22 Kbm. altes Scheibenmaterial
meiſtbietend verſteigert werden.
Darmſtadt, den 19. Juli 1878.
Das Kommando des Großherzoglich Heſſ.
Feldartillerie=Regiments Nr. 25. [ ][  ][ ]

Für Kranke und
Reconvalescenten:
Alter Malaga in ½, und ½ Fl.,
Alter Tockayer in ½ ½ u. ¼ Fl.,
Alter Madeira, Sherry, Marſala,
Bordeaux,
ſämmtlich in ½ und ½ Flaſchen.
Für Vorzüglichkeit und Reinheit dieſer
ſämmtlichen Weine wird garantirt.
Friedr. Schaefer,
6013)
Ludwigsplatz 7.

NR e n l.
Zimmer=Blumenſpritzen
per Stück M. 1.50.
Grael,
5768)
Rheinſtraße 3.

Rheinſalm, Aal,
Turbot,
Hechte,
Seezungen, Karpfen,
empfiehlt in friſcher und lebender Waare
Gebr. Nöſinger,
6044)
untere Hügelſtraße 73.

Feinſtes Mohnsl
(Salatöl)
von reinem Geſchmack.
Feinſtes
Nizzua Tafel=Olivenöl.
Friedr. Schaefer
6045)
Ludwigsplatz 7.

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nur 12 R.-M.
verkaufen wir eine ücht engliſche patent.
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Talmi=Gold mit dem beſt repaſſirten Prä=
ziſions
=Werk, genau auf die Sekunde richtig
gehend, wofür ſchriftlich garantirt wird.
Zu jeder Uhr erhält Jedermann eine ele=
gante
moderne Talmi=Goldkette u. Sammet=
Uhren=Etui gratis. Adreſſe:
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Verſandt gegen Caſſa oder Poſtvorſchuß.
Engros=Abnehmer erhalten Rabatt.

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Bett-Unterlage,
billigſt.
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3048)
Ludwigsplatz 7.

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Vermiethungen.
4815) Arheilgerſtraße 50 ein Logis
zu vermiethen.

3343) Schulſtraße 14 der 3. Stock
Pvermietheu.

5927) Brandgaſſe 14 ein Logis zu
vermiethen.
6050) Arheilgerſtraße 37 ein kleines
Logis zu vermiethen u. ſogleich zu beziehen

Einmach=Zucker
ür Reinheit garantirt.
Gewürze.
Pergament=Papier zum Zubinden der
Einmach=Gläſer.
Flaſchenlack.
Rheinwein=Eſſig in bekannter Qual.
Friedr. Sohaster,
6047)
Ludwigsplatz 7.

W
blau und grün C
Fenſtergaze
billig bei
F. Schmidt,
6049)
Schulſtraße I.
Großherzogliche Handelskammer zu Darmſtadt.
Heffentliche Hitzung:
Freitag den 19. Juli 1858, Abends 6 Uhr.
Tagesordnung: 1) Theilnahme an dem vom 22. bis 27. Juli l. J. zu Paris
ſtattfindenden internationalen Congreß behufs Weiterentwickelung
und Vervollkommnung der Transportmittel.
2) Einladung zur Theilnahme zu dem vom 5.-17. Sept. l. J.
zu Paris ſtattfindenden Congrés international de la pro-
priété
industrielle.
6051)
3) Neue Einläufe.

6029)
Für die Lanswirthe Darmſtadks.
Zur Nachricht, daß das Dreſchen mit meiner Dampfdreſchmaſchine
Montag den 22. Juli ſeinen Anfang nimmt. Feuchtigkeit kein Hinderniß.
Jenn Lmtz, Maſchinenfabrik.
6052)

am

Burger-Verein.
Samstag den 20. Juli 1878, Abends 7 Uhr:
10
Lömdant Mi vdue

im Vereinsgarten.
Im Falle ungünſtiger Witterung findet das Concert Sonntag den 21. Juli Abends
6 Uhr ſtatt.

Geſang=Verein Liedertafels
NAApATIhſa
Sonntag am 21. Juli 1878
an der Kreuzung der Backofen= und Katzenſchneiße, in der
Nähe vom Glasberg.
Zuſammenkunft Mittags 2 Uhr am Kapellplatz.
Bei ungünſtiger Witterung wird die Parthie nicht abgehalten und den geehrten
Mitgliedern Weiteres bekannt gemacht.
6053)
Der Vorſtand.

Erd=Abfuhr.

Das Wegfahren von ca. 200 Meter
Erde ſoll vergeben werden.
Näheres Mathildenplatz 19.

6055) Ein zuverläſſiger und geprüfter
Heizer, mit guten Zeugniſſen verſehen,
ſindet dauernde u. gute Stellung. Schrift=
liche
Offerten ſind franco an die Exp. d. Bl.
zu richten unter V. R. Nr. 6055.
6028) Ein Kellner wird nach auswärts
geſucht. Anmeldungen im Darmſtädter Hof.

6056) Hotel zur alten Poſt
Der Phonograph nach Hdison.
Demonſtrirt nur 2 Tage, Freitag und
Sonnabend von 9-1 Uhr u. 2-8 Uhr.
Neu ! Eine Notenorgel, die Stücke,
vom Notenblatt ſpielend.
Billes zu 50 Pfg. Schiler 25 Pfol
gan der Kaſſe.
L. Fuhrmann.

8957) Ein ſchon misbl. Zimmer mit
Penſion für einen jungen Mann geſucht.
Offerten unter A. B. Nr. 6057 an die
Exp. d. Bl. erbeten.

[ ][  ]

1264

R. 139

Kriegerverein Darmſtadt

Sonntag den 21. Juli, Nachmittags 2 Uhr, findet im Saale
des Hrn. L. Grimm Gaſthaus zum Schwanen in Eberſtadt, der
Ldiesjährige Bezirkstag der Kriegervereine des Kreiſes Darmſtadt ſtatt.
Die Tagesordnung umfaßt folgende Gegenſtände:
1) Neuwahl des Präſidenten;
2) Wahl des Orts für das nächſte Bezirksfeſt reſp. Bezirkstag;
3) Allgemeiner deutſcher Kriegertag in Gießen;
4) Die Socialdemokratie und die Reichstagswahl.
Wir fordern die Mitglieder des Vereins zur recht zahlreichen Betheiligung an
dieſer Verſammlung hiermit auf.
Zuſammenkunſt an dem ſüdlichen Thor des Beſſ. Orangeriegartens. Abmarſch
präcis 1 Uhr.
Gleichzeitig werden die Mitglieder einſtweilen benachrichtigt, daß der allgemeine deutſche
Kriegertag und die Fahnenweihe zu Gießen am 10., 11. und 12. Auguſt ſtattfindet, worauf wir
beſonders aufmerkſam machen.
6031)
Der Vorſtand.

Junge gemäſtete Gänse von M. 3.50.
Pönlarden , 6.
Hahnen 1.50.


Enten 3.-

ſempfiehlt
L. Röhrich
im Großh. Geflügelhof.
5222)
4714) Bleichſtraße 1 im mittleren
Stock ein ſchönes Logis zu vermiethen: ein
großes Zimmer, 2 Cabinette, abgeſchloſſener
Vorplatz, Küche, Magdkammer, Keller und
Holzſtall, ſogleich beziehbar.

Tages=Kalender.
Freitag 19. Juli: Oeffentliche Gitzung der Großh.
Handelskammer zu Darmſtadt.
Samstag 20. Juli: 3. Concert der Vereinigten
Geſellſchaft.
Samstag 27. Juli: Vereinigtes Sommer=Caſino
im Saalbau.

Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 19. Juli.
In dem bekannten Aufruf zur Wilhelmsſpende (ſ. Inſerat
im heutigen Blatte) der an der Spitze ſeiner Unterzeichner den Namen
des geldmarſchalls v. Moltke trägt, iſt ausgeſprochen, daß der Er=
trag
der im ganzen deutſchen Vaterland zu veranſtaltenden Sammlungen
dem Kronprinzen behufs Verwendung zu einem allgemeinen wohl=
thätigen
Zweck übergeben werden ſoll.
Wir ſind in der Lage, den
Wortlaut des Handſchreibens mitzutheilen, durch welches der
Kronprinz dieſer Abſicht des Comites ſeine Zuſtimmung ertheilt hat.
Dasſelbe lautet:
Ich danke Ihnen aufrichtig für Ihre Mittheilung vom 26. v. M.
und den derſelben beigefügten Aufruf. Ich hoffe, daß der Erfolg des=
ſelben
ein beredtes Zeugniß für die Liebe und Verehrung ablegen wird,
welche das deutſche Volk ſeinem Kaiſer widmet. Gern bin Ich bereit,
ſeiner Zeit die Verwendung der eingehenden Summen zu einem allge=
meinen
wohlthätigen Zweck zu übernehmen.
Berlin, den 2. Juli 1878.
Ihr wohlgeneigter
Friedrich Wilhelm, Kronprinz.
An den königlichen General=Feldmarſchall Herrn Grafen v. Moltke
zu Kreiſau.
Reichtagswahlen im Großherzogthum Heſſen. Für Heſſen
ſtehen nunmehr folgende Candidaturen feſt: Darmſtadt=Großgerau:
Provinzial=Direktor Küchler (nat. lib. reſp. heſſ. Fortſchr. P.) Fabrikant
W. Büchner (deutſche Fortſchr.), Frhr. v. Wambolt (ultram.), Moſt
(ſoc. demoer.), Offenbach=Dieburg: Dernburg (n. I.) Dr. Ebner (f.)
Waſſerburg (u.), Liebknecht (ſ. d.) Bensheim=Erbach: Rentner Martin
ſn. L.), Hofgerichtstath Franck (u.), Hofprediger Baur in Berlin (conſ.),
Worms=Heppenheim: Obergerichtsrath Dr. Görtz in Mainz (n. I.)
Staatsrath v. Biegeleben (u.), Mainz=Oppenheim: Guido Weiß (demokr.)
Dr. Moufang (u.), Reuleaux (n. I.), Liebknecht (ſ. d.), Bingen=Alzeri:
Bamberger (n. I.), Waſſerburg (u.) Friedberg=Büdingen: Dr. Schröder
(n. J., Adv. Curtmann (conſ.), Alsfeld=Schotten: Prof. Gareis (lib. ).
Graf Solms=Laubach (k.), Gießen=Grünberg: v. Rabenau (deutſche R.=P.),
Gutsbeſitzer Zimmer (k.). Das Großherzogthum Heſſen zählte bei der
letzten Reichstagswahl im Ganzen 194596 Wahlberechtigte, von welchen,
abgeſehen von zerſplitterten und ungiltigen Stimmen, 138578 von ihrem
Wahlrechte Gebrauch gemacht hatten. Die Nationalliberalen brachten mit
67,909 Stimmen ſechs Candidaten durch; die Volkspartei mit 24652 Stim=
men
keinen; die Cocialdemokraten mit 11975 Stimmen keinen; de
Demokraten mit 11,007 Stimmen einen; die Freiconſervativen mit
9167 Stimmen einen; die Fortſchrittspartei mit 8495 Stimmen einen.
- Herr Oberbürgermeiſter Ohly hat am Mittwoch eine vierwöchige
Erholungsreiſe angetreten.
Am Mittwoch verſchied nach längerem Krankenlager der
Großh. Oberſtjägermeiſter von Bibra.
0 Das Bezirksſtrafgericht verurtheilte vorgeſtern (Mittwoch) den
Kaufmann Heinrich Haas von hier wegen Erpreſſung zu zwei Monaten
Gefängniß. Sein Vergehen beſtand darin, daß er der Ehefrau eines in
Schuldenweſen gerathenen Einwohners Wechſelaccepte im Betrage von
506 Mark in rechtswidriger Weiſe dadurch abnöthigte, daß er ihrem Ehe=
mann
gegenüber mit Anklage wegen betrügeriſchem Bankerotts drohte.
Der Gerichtshof verfügte ſelbſtverſtändlich die Annullirung der dieſerhalb
erworbenen Unterſchriſt.
G.

Beſſungen 17. Juli. Um die heutige Mittagsſtunde promenirten
zwei junge Ziegen auf dem Dache des Huas'ſchen Wohnhauſes, wohin
dieſelben, ohne daß es Jemand im Hauſe gewahr wurde, durch das
Fenſter einer Dachkammer gelangten; dieſes ungewohnte Schauſpiel
feſſelte alle Vorübergehenden an den Platz, jeden Augenblick befürchtend,
daß die am Dachrande ſich herumbewegenden Ziegen herunterſtürzen würden.
Dieſelben ſchlugen jedoch, nachdem ne gelockt wurden, vorſichtig ihren
Rückweg durch das Dachfenſter ein.
Da bereits ſeit dem 12. d. M. die betr. Verordnung in Kraft
getreten iſt, ſo dürfte es nicht überflüſſig ſein, idarauf aufmerkſam zu
machen, daß Reiſende nach Berlin ſich mit Paß oder Paßkarte zu ver=
ſehen
haben.
Eine Prophezeihung Proudhons. In den gemäßigten
franzöſiſchen Organen iſt wiederholt an die Aeußerungen des berühmten
Revolutionärs und Republikaners P. J. Proudhon über den Socialis=
mus
erinnert worden, um auf die Gefährlichkeit der ſocialiſtiſchen Ten=
denzen
aufmerkſam zu machen. In der That hat der Socialismus nicht
bald eine ſchärfere Verurtheilung gefunden, als in der vom prophetiſchen
Geiſte durchwehten Characteriſtik, die der einſt von den Revolutions=
parteien
ſo gefeierte Redacteur des Repräſentant du Peuple über die
ſociale Revolution vor der Commune niedergeſchrieben. Er ſagt: Die
ſociale Revolution kann nur zu einer ungeheuren Umwälzung führen,
deren unmittelbare Folge ſein würde: die Erde unfruchtbar zu machen,
die Geſellſchaft in eine Zwangsjacke zu ſpannen und, wenn es möglich
wäre, daß ein ſolcher Zuſtand nur einige Wochen dauerte, wenn dann
durch eine plötzliche Hungersnoth 3-4 Millionen Menſchen zu Grunde
gehen, wenn die Regierung ohne alle Hilfsquellen, das Land ohne Pro=
duktion
und ohne Handel ſein wird; wenn Paris ausgehungert, belagert
durch die Departements, zahlungsunfähig, ohne Zufuhr bleiben wird;
wenn die Arbeiter, demoraliſirt durch die Politik der Clubs und den
Stillſtand in den Werkſtätten, ſich irgendwie das Leben zu friſten ſuchen
werden; wenn der Staat das Silber und die Koſtbarkeiten der Bürger
requiriren wird, um ſie in diesMünze zu ſchicken; wenn Durchſuchungen
der Häuſer die einzige Art der Steuererhebung ſein werden, wenn ver=
hungerte
Banden das Land durchſtreifen und die Plünderung organiſiren
werden; wenn der Landmann, mit geladenem Gewehre ſeine Ernte be=
wachend
, ſeinen Acker im Stich laſſen wird; wenn die erſte Garbe ge=
plündert
, das erſte Haus überfallen, die erſte Kirche profanirt, die erſte
Brandfackel angeſteckt ſein wird; wenn das erſte Blut gefloſſen, der
erſte Kopf gefallen ſein wird: wenn die Greuel der Verwüſtung ganz
Frankreich erfüllen werden: ol dann werdet Ihr wiſſen, was eine ſociale
Revolution bedeutet: eine entfeſſelte, bewaffnete, von Rache und Wuth
trunkene Maſſe, Piken, Beile, blanke Säbel, Meſſer und Hammer. Die
Stadt düſter und ſchweigſam; die Polizei am Herde der Familie; die
Anſichten verdächtigt; die Worte belauſcht; die Thränen beobachtet! der
Bürgerkrieg und das Ausland an den Grenzen, ſchonungsloſe Proconſuln,
ein Wohlfahrtsausſchuß, ein höchſtes Comite mit ehernen Herzen: das
ſind Früchte der ſogenannten ſocialen und demokratiſchen Revolution.
Ich verabſcheue aus allen meinen Kräften den Socialismus als unfähig,
unmoraliſch, nur geeignet, Betrogene und Gauner zu ſchaffen! Ich er=
kläre
dies Angeſichts dieſer unterirdiſchen Propaganda, dieſer ſchamloſen
Sinnlichkeit, dieſer ſchmutzigen Literatur, dieſer Stumpfſinnigkeit des
Geiſtes und des Herzens, die einen Theil unſerer Arbeiter zu erfaſſen be=
ginnen
; ich bin rein von ſocialiſtiſchen Narrheiten. P. J. Proudhon.
Was der einſichtige Republikaner Proudhon mit prophetiſchem Geiſte
geweiſſagt hatte, das iſt im Jahre 1871 in voller Wirklichkeit in Paris
zu Tage getreten. Was in Jahrzehnten durch Arbeit, Fleiß und Cultur
aufgebaut worden iſt, das haben die verwilderten Maſſen der Commune
in wenigen Tagen dem Untergange geweiht.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.