Darmstädter Tagblatt 1877

buoysevECt Sohel.
100000
(Frag= und Anzeigeskalt)

Abonnementprels
5 Mark jährlich incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſi=
Imitern Beſtellungen entgegengenom
men zu 1 Mark vo Pf. pro Quartal
mel. Poſlaufichlag und Beſſellgebühr.

Mit der Sonntags=Beilage=

Inſerate
werdenangenommem unDarmſtad
von der Expeditſon. Rhelnſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Wlößer,
Frledrichsſtr. Nr. 7. ſozvle audwuͤrtz
von allen ſoliden Unnoncen=Erpe
ditlonen.

140. Jahrgang.
Amlliches Grgan für die Bekeannkmachungen des Großh. Lreigamls, ſowie des Großh. Volizekamks Parmſtadt.

Ns. Dax.

Donnerſtag den 26. Juli

1877

B e k a n n t m a ch u n g.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben nach einer Benachrichtigung des Großherzoglichen Hofmarſchall=Amtes vom
15. d. Mts. Allergnädigſt zu genehmigen geruht, daß im Großherzoglichen Herrngarten der directe Weg von dem Eingange an
der Promenadeſtraße nach dem Thor am Großherzoglichen Hoſtheater und von da nach dem Thor an der Großherzoglichen Hof=
Meierei für den Verkehr mit leichtem, unbeladenem Fuhrwerk und für Reiter bis auf Weiteres bei günſliger Witterung vom
Oeffnen der Thore bis zum Schluß derſelben frei gegeben wird.
Indem man dieſe Allerhöchſte Entſchließung zur öffentlichen Kenntniß bringt, darf die Erwartung ausgeſprochen werden,
daß die von dieſer Erlaubniß Gebrauch machenden Wagenführer und Reiter nicht nur jegliche Beſchädigung, ſondern auch jede Ab=
weichung von den bezeichneten Wegſtrecken vermeiden.
Fuhrwerke, welche den obigen Vorausſetzungen nicht entſprechen, müſſen gewärtig ſein, zurückgewieſen zu werden.
Darmſtadt, am 17. Juli 1877.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

6181) Deffentliche Aufforderung.
Die Gemeinde Nieder=Namſtadt hat be=
ſcheinigt, daß ſie ſchon ſeit unvordenklicher
Zeit im Beſitze des Geländes in dortiger
Gemarkung:
Flur V. Nr 158⁸⁄₁₀. Klft. 2008 Wege ꝛc.
welches im Grundbuche Niemand, zuge=
ſchrieben iſt, ſich befindet, und es iſt bean=
tragt, ihr über den Erwerbtitel der Er=
ſitzung Urkunde auszuſtellen und den Eintrag
im Mutations=Verzeichniß zu vollziehen.
Es ſind daher Eigenthums= oder ſonſtige
dingliche Anſprüche an dieſe Liegenſchaft ſo
gewiß binnen 6 Wochen bei uns anzumel=
den und zu begründen, als ſonſt dem ge=
ſtellten Antrag ſtattgegeben werden wird.
Darmſtadt, den 19. Juli 1877.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
Gutfleiſch.

4941)
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verkürzt die Leit des Buttorns, macht
die Butter fester und schmackhatter u.
verhindert das Ranzigwerden derselben.
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338

1218

N6 144

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dem Ludwigsplatze gelegene 1. Etage, be=
ſtehend aus 4 Zimmern nebſt allem Zu=
behör, zum Preiſe von 700 Mark zu verm.
F. Roſenheim.

3968) Daus Beſſ. Eichbergſtraße 27
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anderſeits zu vermiethen Näheres bei Hrn.
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5459) Caſerneſtraße 64 iſt der un=
tere Stock (Hochparterre) mit 5 Zimmern,
abgeſchloſſenem Vorplatz ꝛc. ꝛc., bis zum
1. October cr. anderweit zu vermiethen.
Auf Verlangen kann auch Stallung für 3
Pferde, Burſchenzimmer und Fourageboden
hinzu gegeben werden.

5189) Ein möblirtes Zimmer zu ver=
miethen Hügelſtraße 61.
5460) Mühlſtraße 12 ein Logis von
4-5 Piecen nebſt allem Zubehör zu ver=
miethen und baldigſt zu beziehen.
5927) Ein freundlich möbl. Zimmer zu
vermiethen. Carlſtraße 22 Vorderhaus eine
Stiege hoch.
5929) Vallonplatz 3 ein möbl. Zimmer
zu vermiethen.
5984) Die bel Etage, Steinſtraße 6,
beſtehend aus 5 Zimmern nebſt Zubehör,
iſt am 15. October d. J. beziehbar, zu
verſiethen, event. auch früher.
5986) Möblirtes Zimmer nebſt Kabinet
oberer Stock Steinſtraße 6 zu vermiethen.
5988) In meinem neu eingerichteten Hauſe,
verl. Kiesſtraße Nr. 41 iſt der untere,
mittlere Stock und die Manſarde, jedes aus
4 Piecen, Küche, Bleichplatz und allen Be=
quemlichkeiten, zu vermiethen u. bis 1. Sept.
G. Jacobi.
zu beziehen.
5994) Heinheimerſtraße 4 ſind 2 Logis
im Seitenbau, je 3 Zimmer, Küche ꝛc. ent=
haltend, zu vermiethen.
4 6072) Hügelſtraße 41 im 1. Stock,
gegenüber dem Großh. Palais, ſind 2 ſchön
möblirte Zimmer zu vermiethen von Anfang
Auguſt an. Näheres im Hauſe parterre.
6142) Ein freundliches Zimmer möblirt
bis 1. Auguſt beziehbar. Schloßgraben I.
6144) Rheinſtraße 31 ein möbl. Zimmer
Zimmer zu vermiethen.
6171) Der zweite Stock meines Hauſes,
Georgſtraße 8 enthaltend 6 Zimmer mit
dem nöthigen Zubehör, iſt zu Anfang Oetbr.
zu beziehen. - Auf Wunſch können 2 ge=
räumige Manſardenzimmer beigegeben wer=
Dr. Kaufmann.
den.
6172) Heinheimerſtraße Nr. 7 der mitl=
lere Stock zu vermiethen und alsbald zu
beziehen. Auskunft im Seitenbau daſelbſt.
6194) Magdalenenſtr. 11 ein kleines
Logis und 1 Zimmer zu vermiethen.

Vermiſchte Nachrichten.
5785) Bekanntmachung.
Bei der am 25. Auguſt d. J. ſtattfinden=
den Generalverſammlung des Sparkaſſe=
Vereins für den Bezirk Langen ſollen an
Dienſtboten, die im Sparkaſſebezirk dienen
oder heimathberechtigt ſind und entweder
durch öftere Einlagen an die Sparkaſſe ihre
Sparſamkeit bewieſen haben, oder ſchon eine
Reihe von Jahren mit gutem Zeugniß bei
einer und derſelben Dienſtherrſchaft ſich
befinden, Prämien ausgetheilt werden.
Dienſtboten, die hierauf Anſprüche zu
haben glauben, wollen ihre desfallſigen
Geſuche bei dem Vorſtand der Bezirks=
Sparkaſſe zu Langen portofrei, unter An=
ſchluß der über gedachte Erforderniſſe, na=
mentlich durch die Dienſtherrſchaft auszu=
ſtellende und von dem Ortsvorſtand zu
beglaubigende Beſcheinigungen bis längſtens
zum 10. Auguſt d. J. einreichen.
Langen, den 5. Juli 1877.
Der Vorſtand der Bezirks=Sparkaſſe
zu Langen.

1219
R 144.
Reuten= u. Lebensverſicherungs=Anſtalt
Edl Darunstadt.
Die dießjährige ordentliche General=Verſammlung findet
Freitag den 27. Juli l. Js., Vormittags 10 Uhr,
im Hauſe der Anſtalt, Eliſabethenſtraße Nr. 60, dahier ſtatt.
Zur Theilnahme an dieſer Verſammlung werden die hierzu berechtigten Renten=
verſicherten - 8 126 der Statuten - hiermit eingeladen.
Die in demſelben 8 vorgeſchriebenen Berechtigungskarten, ſowie der Rechenſchafts=
Bericht für 1876 ſind hier auf dem Bureau der Anſtalt, der letztere auch auswärts
bei deren Agenten, unentgeltlich zu haben.
T a g e s o r d n u n g.
1) Rechenſchaftsablage und Entlaſtung der Verwaltung für 1876.
2) Beſchlußfaſſung über Verwendung des Reingewinns aus 1876.
Darmſtadt, den 12. Juli 1877.
Der Ausſchuß der Renten= und Lebens=Verſicherungs=Anſtalt.
5888)
Franck.
S
8 Irei religioſe und freie proteſtantiſche
Gemeinde Darmſtadt.
Hiermit unſeren Gemeindemitgliedern der Kürze halber die Mittheilung, daß von
Seiten Großh. Miniſteriums des Innern die Anerkennung unſerer Gemeinde verfügt,
und Herrn Joh. Nonge die Ausübung der geiſtlichen Functionen zuerkannt wurde.
Diejenigen Perſonen, welche ferner geſonnen ſein ſollten, ſich derſelben anzuſchließen,
wollen ſich bezüglich Auskunft an uns, Roßdörferſtraße Nr. 21 und Liebigſtraße Nr. 5,
wenden.
Der Vorſtand.
6147)
Bürger-Verein.

Sonntag den 20. Juli, Nachmittags 5 Uhr:
COUCEEI im Vereinsgarten.

1220

R144.
Saalbau zu Darmstadt.
Donnerſtag den 26. Juli
Abonnements-Anterhaltungs-Muſik.
Anfang halb 8 Uhr.
(6203
E Bei ungünſtiger Witterung im Saal.
6204) Eine Putzmacherin, welche ſelbſt= Für den anonymen Einſender!
ſtändig arbeitet und auch im Verkaufen 6156) Man erſucht den anonymen Ein
tüchtig iſt, wird gegen hohes Salair nach ſſender des Briefes: Carlsſtraße 53 (der
auswärts geſucht. Zu erfr. Erbacherſtr. 6. Roßdörfer Selters=Waſſer=Frage) dringend

6205) Am Samſtag wurde ein Ohrring
mit einem rothen Röschen verloren. Dem
Wiederbringer eine gute Belohn. in der Exp.
6206)
Entlaufen!
Ein Hühnerhund, ſchwarz mit gelbem
Abzeichen, auf den Namen Jomm hörend.
Dem Wiederbringer Belohn. Wilhelminſtr. 24.

ſeinen werthen Namen einzuſenden, andern=
alls Handſchriſt gericht lich verfolgt wird.

6207) Ein großer Speicher, 56lg.
28 brt., ſofort zu verm. Ballonplatz 2.

6208) Zwei reinliche Arbeiter können
Schlafſtelle erhalten. Schuſtergaſſe 17.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge)
Gamstag den 28. Juli. Vorabendgottesdienſt um 7½½ Uhr. Morgengottesdienſt um 8½ Uhr.
Schrifterklärung.
Nachmittagsgottesdienſt um 4 Uhr.
Sabbathausgang um 8 Uhr 35 Min.

5 Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden u. Bekannten
ſtatt jeder beſonderen Anzeige hiermit
die traurige Nachricht von dem heute
Nachmittag 6 Uhr nach längerem ſchwe=
ren Leiden erfolgten Ableben unſerer
geliebten Gattin, Mutter, Schweſter,
Schwägerin und Schwiegertochter
Dorothea Büchler, geb. Schneider.
Darmſtadt, den 24. Juli 1877.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Freitag Mor=
5 gen 9 Uhr ſtatt.
Cages-Kalender.
Donnerstag 26. Juli: Abonnements=Unterhaltungs
Muſik im Saalbau.
Freitag, 27. Juli: Religiöſer Vortrag von 2
A. Woringer.
Samstag 28. Juli: Vereinigtes Sommercaſino im
Monats=Verſammlung des Krie=
Saalbau.
gervereins.
Sonntag 29. Juli: Concert des Bürgervereins.
Samstag 4. Auguſt: Sommer=Caſion der Turner=
Feuerwehr.

Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 26. Juli.
- Die Darmſt. Zeitung berichtigt: Entgegen den Angaben mehrerer
Blätter haben wir aus guter Quelle erfahren, daß Herr Geheimerath
Winter der Commiſſion zur Unterſuchung des Zuſtandes der Civilliſte
nicht angehörte. Derſelbe iſt von der Commiſſion lediglich als Auskunſts=
perſon vernommen worden.
Demnächſt werden neue Münzen mit dem Bruſtbilde Seiner
Königlichen Hoheit des Großherzogs Ludwig IV. in Umlauf
kommen.
- Sonntag den 29. Juli wird im Hauptgebäude der polytechniſchen
Schule die Ausſtellung der graphiſchen Arbeiten von Stu=
direnden geöffnet, und zwar wird dieſelbe Sonntag Vormittags 10 bis
1 Uhr, Montag Vorm. 10-12, Nachm. 3-6 Uhr zugänglich ſein. Im
Leſezimmer der Bibliothek wird eine Anzahl von Photographien und
Prachtwerken aus dem Gebiete des Bau= und Ingenieurweſens ſowie der
Kunſtgeſchichte ausgeſtellt ſein. Deßgleichen wird das phyſikaliſche Inſtitut
ſparterre) geöffnet ſein und gelangen im Auditorium deſſelben um 10½
und 11½ Uhr einige phyſikaliſche Experimente zur Ausführung.
- Die Gewitter vom 24. dſs. haben viel Unheil angerichtet. Zu
Babenhauſen fuhr der Blitz in die mit dem Exerciren beſchäftigte
4. Schwadron des 1. Dragoner=Reg. Nr. 23 und tödete einen Mann und
zwei Pferde, während eine größere Anzahl von Mannſchaften und Pferden
von dem Schlage momentan betäubt zu Boden ſtürzte. Zu Hering
wurde gleichfalls ein, unter einem Kirſchbaum ſitzender Mann vom Blitze
erſchlagen. Zu Groß=Umſtadt und Richen ſind weitere 3 Perſonen
der gleichen Veranlaſſung zum Opfer gefallen.
Die Verwaltung des Bisthums Mainz. Wie das M.
J. vernimmt, iſt am letzten Freitag Herr Domkapitular Dr. Mouſang
zum Bisthumsverweſer der Diöceſe Mainz und Herr Domkapitular Dr.
Hirſchel zum Verwalter der biſchöflichen Dotation vom Domkapitel ge=
wählt worden.
Der Kaiſer iſt von dem Frankfurter Magiſtrate zu einem Beſuche
der Stadt eingeladen worden. Dieſer Beſuch wird — wenn die Annahme
der Einladung erſolgt - vorausſichtlich im Monat September ſtattfinden.
Der Magiſtrar beabſichtigt alsdann ein Feſtdiner im Kaiſerſaale zu ver=
anſtalten.
Die Reichhaltigkeit des zoologiſchen Gartens zu Frankfurt
iſt durch ein Aquariummit lebenden Seethieren vermehrt worden.
- Bei der eventuellen Verlegung des Oberlandesgerichts
der Provinz Heſſen=Naſſau nach Frankfurt werden ca. 350 Familien ſich
daſelbſt niederlaſſen. Bei dem großen Wohnungsreichthum Frankfurts iſt
dies eine Leichtigkeit.
In Frankfurt ſammeln ſich die Feuerwehren der Regie=
1ungsbezirke Wiesbaden und Caſſel, ſowie des Großherzogthums Heſſen
links des Maines, um mittelſt Extrazug den 10. deutſchen Feuerwehrtag
in Stuttgart zu beſuchen. Die hierzu gelöſten Retourbillete haben 10 Tage
Giltigkeit.
Der Umſatz im zoologiſchen Garten zu Frankfurt im erſten
Semeſter dieſes Jahres ſoll ſich auf 356000 M. beziffern.

Das am 22. Juli im Forſt zwiſchen Sprendlingen und Langen,
dem ſog. Hainer Walde von den reichstreuen Einwohnern des Wahlkreiſes
Offenbach=Dieburg abgehaltene Waldfeſt war von einer nach den voraus=
gegangenen Regentagen überraſchend ſchönen Witterung begünſtigt. Der
Nachmittag ½2 Uhr in Offenbach abgehende Extrazug führte an 700
Theilnehmer, Männer u. Frauen, von da nach Langen, allwo dieſelben von
der Muſik der Spreng'ſchen Kapelle und den dortigen Feſttheilnehmern
empfangen wurden und von da durch die Stadt nach dem Feſtplatze, einem
herrlichen Buchenwald, zogen. Vort entwickelte ſich alsbald ein ſo fröh=
liches Volksfeſttreiben, wie es beſſer nicht gewünſcht werden konnte und die
allgemeine Stimmung läßt ſich am Beſten mit den Worten Göthe's be=
zeichnen:
Zufrieden jauchzet Groß und Klein,
Hier bin ich Menſch, hier darf ich's ſein!
Nach einigen Weiſen der Spreng'ſchen Kapelle beſtieg Herr Emil Virazi
von Offenbach eine improviſirte Rednertribline, hieß die Gaugenoſſen in
dem Forſte willkommen, der ſchon für unſere Urväter der Verſammlungs=
ort bei ihrem Gottesdienſt war und in dem auch zu Zeiten der Karolinger
die Maigerichte gehalten wurden. An der Stelle, die ſchon vor 1000 Jah=
ren „Kaiſerlich; war, wollen wir heute den Wahlſieg feiern. Oft wird
von der Landbevölkerung das unſchöne Wort ausgeſprochen: „Wenn ſie
uns brauchen, dann kommen ſie!' Dem iſt aber nicht ſo, wir brauchen die
Landbevölkerung und die Landbevölkerung uns, immer wo es gilt der Ge=
ſammtheit, dem Vaterlande zu dienen! Dienen müſſen wir ja alle, der
Bürger wie der Fürſt. Und gleich wie Englands Prinzen, die Prinzen
von Wales, den Wahlſpruch führen: „Ich dienl ſo hat ihn auch Ver=
jenige zum Wahlſpruch der That genommen, der an der Spitze des Reichs
neht, ein Vorbild jedem guten Bürger, thätig für des Reiches Wohl bei
Tag und Nacht, dem gilt jetzt mein Hoch: Kaiſer Wilhelm, der Deutſche,
er lebe hoch! Begeiſtert ſtimmte die nunmehr durch Zuzug aus allen um=
liegenden Ortſchaften gewiß auf 2000 Perſonen angewachſene Menge ein.
Trefflich ſang hierauf der Offenbacher Geſangverein,Polyhimnia:, der voll=
zühlig erſchienen war, das Freiligrath'ſche Lied „Hurrah Germania!” Im
weiteren Verlauf beſtieg der Reichstagsabgeordnete Dernburg die Redner=
tribüne, knüpfte ebenfalls an die hiſtoriſchen Erinnerungen des Waldes an,
in dem das Feſt geſeiert werde, das zu einem Familienfeſt geworden ſei,
welches namentlich die Frauen durch ihre Gegenwart verherrlichten. Sein
Hoch gelte dem deutſchen Vaterland! Ein dreifaches, donnerndes Hoch folgte
der kurzen aber trefflichen Rede. Herr Dr. Welker von Sprendlingen ge=
dachte in warmen Worten der reichstreuen Wähler und ermahnte ſie,
immer feſtzuhalten an Kaiſer und Reich und ſtets in dieſem Sinne ihre
Stimmen abzugeben, wofür ihm reicher Beifall wurde. Immer lebendiger
und fröhlicher wurde das Treiben, Geſangvereine, welche von Sprendlingen,
Langen, Neu=Iſenburg, Götzenhain, Dreieichenhain ꝛc. ꝛc. vertreten waren,
löſten ſich ab in ernſten, heiteren und patriotiſchen Geſangen, die ſtets ſich
des reichſten Beifalls zu erfreuen hatten. Dabei wurde ſowohl von Langen
wie Sprendlingen ein treffliches Glas Bier geliefert, und gewiß hat keiner
der Theilnehmer den Feſtplatz unbefriedigt verlaſſen. Als kurz vor 9 Uhr
die Offenbacher, geleitet von ver Spreng'ſchen Kapelle, wieder abzogen, gab
es noch manchen warmen Händedruck und allen Theilnehmern wird der
Tag in fröhlicher Erinnerung bleiben und hoffentlich ſeine guten Früchte
tragen.
Offenb. 3tg.)

Redaction und Verlag: L. C. Wittichſche Hofbuchdruckerei.