Darmstädter Tagblatt 1877

T=ALLvv ClhJotte
(Frag= und Anzeigeskatt.)

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5 Mark jühelich incl. Beingerlohn
Auswärts werden von allen Poſt=
amtern Beſtellungen entgegengenom=
men zu 1 Mark 90 Pf. pro Quartal
dl. Poſtaufſchlag und Beſtellgebühr.

Mit der Somtags=Beilage=

luſtrirkeg Anterhaltungsblatt.

140. Jahrgang.

Inſerate
werden angenommen in Darmſtad
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Friedrichsſtr. Nr. 7. ſowie auswärtzs
von allen ſolidem Unnoneen= Erpo=
ditlonens

Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Ereisamtz, ſowie des Großh. Polizeſami Darmſtadt.
1877
130.
Freitag den 6. Juli

B e k a n n t m a ch u n g.
Die Beſitzer von Weinpflanzungen fordern wir hierdurch auf, Erſcheinungen in Weinpflanzungen, welche etwa auf das
Vorhandenſein der Reblaus ſchließen laſen könnten, ungeſäumt zur Kenntniß des für das Großherzogthum beſtellten Aufſichts=
Commiſſärs, Großh. Bürgermeiſters Möllinger zu Pfeddersheim, zu bringen.
Darmſtadt, am 3. Juli 1877.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Küchler.
B e k a n n t m a ch u n g.

Die Entwerthung und Verfülſchung der zum Verkaufe kommenden Milch durch Entrahmung und Zuſatz von Waſſer ꝛc.
wird, wie ſich bei der neuerdings verſchärften Controle der Beſchaffenheit dieſes Nahrungsmittels ergeben hat, in häufigen Fällen
nicht ſowohl durch die Milchproducenten und Lieferanten ſelbſt, als vielmehr durch deren Fuhrleute oder durch Zwiſchenhändler
vorgenommen und die Milch, welche von zu Hauſe in zum Verkaufe zuläſſiger Qualität abgegangen iſt, auf dem Wege zur oder
in der Stadt in der bekannten ſträflichen Weiſe verſchlechtert.
Um nun den reellen Producenten und Lieferanten ein Schutzmittel gegen ihr Perſonal, für das ſie unter Umſtänden haften
müſſen, ſowie gegen gewiſſenloſe Unterverkäufer zu gewühren, gleichzeitig auch um etwaigen Einreden vorzubeugen und nicht minder
um die Intereſſen des conſumirenden Publikums zu fördern, haben wir folgende Maßnahmen getroffen:
1. In jedem Polizeirevier wird ein Journal geführt in welches die Reſultate aller Milchreviſionen durch die Executivbeamten
eingetragen werden.
2. Dieſe Controle=Ergebniſſe werden wochenweiſe bei dem unterzeichneten Amte in eine Tabelle zuſammengeſtellt, welche in
unſerer Regiſtratur und zwar von jedem Dienstag von Morgens 9 Uhr ab für die vorangegangene Woche von allen
Intereſſenten, — Producenten wie Conſumenten - eingeſehen werden kann. Auf Verlangen werden auch Auszüge zugefertigt.
Gleichzeitig werden wir am Beginne jedes Monats eine Liſte derjenigen Milchverkäufer veröffentlichen, deren Waare bei
den im abgelaufenen Monate ſtattgehabten Reviſionen für tadellos befunden worden iſt.
Es kann nur wünſchenswerth erſcheinen, daß Seitens der Intereſſenten von der gewährten Gelegenheit der Kenntnißnahme
der Controlreſultate entſprechender Gebrauch gemacht und uns bei der getroffenen Maßnahme die Unterſtützung der Betheiligten
nicht vorenthalten wird.
Darmſtadt, am 1. Juli 1877.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

6630) Bekanntmachung.
Samſtag den 7. d. Mts., Vormit=
tags 10 Uhr,
ſollen die bei der inneren Herrichtung ver=
ſchiedener Gebäude vorkommenden Zimmer=,
Schreiner=, Weißbinder=, Spengler= und
Tapezierarbeiten durch Submiſſion ver=
geben werden.
Voranſchlag und Bedingungen liegen auf
dem Stadtbauamt zur Einſicht offen, wo=
ſelbſt auch die Submiſſions=Offerten einzu=
reichen ſind.
Darmſtadt, den 3. Juli 1877.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.

Grlechische Canitäts-Wehne.

Bestor Brsatz fuür Bordeaux, Sherry, Malaga ete.

Vino di Baceo, rother Claret von der Inſel Santorin per ½ Fl. 1 M. 60.
Eallisto, weißer Claret von Santorin
Corluther, trockner Rothwein von Corinth
„ „ „ 2 „
Camariio, ſehr trockner Rothwein von Santorin
„ „ 1 „ 80.
Hlsistra Halvasler, rother Süßwein von Sautorin
„ „ 1 „ 90.
Halvasior, vhno ganto, weißer Süßwein von Santorin „ „ 1 „ 90.
Vino ganto rosé, feinſter Ausbruchwein
„ 2 „
empfiehlt
V. Sarſlbo.
5320)
5498) Eine vollſtäͤnd. Staatsdiener=llniſorm 3431) Ein Wohnhaus mit großem Hof
nebſt Paletot u. Mantel zu verkaufen. Zul und Garten für 6700 fl. zu verkaufen,

„ „ 1 „ 90.

lerfragen Louiſenſtraße 12 im Laden.

Zu erfragen bei der Exp.
305

1102

K 130.

Allen Kranken Kraft und Geſundheit ohne Medicin und
ohne Koſten durch die Heilnahrung:

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Seit 30 Jahren hat keine Krankheit dieſer angenehmen Geſundheits=
ſpeiſe widerſtanden und bewährt ſich dieſelbe bei Erwachſenen und Kindern ohne
Medicin u. ohne Koſten beiallen Magen=,Nerven=,Bruſt=,Lungen=,Leber==Drüſen= Schleim=
haut=, Athem=, Blaſen= und Nierenleiden, Tuberkuloſe, Schwindſucht, Aſthma, Huſten,
Unverdaulichkeit, Verſtopfung, Diarrhöen, Schlafloſigkeit, Schwäche, Hämorrhoiden,
Waſſerſucht, Fieber, Schwindel, Blutaufſteigen, Ohrenbrauſen, Uebelkeit und Erbrechen
ſelbſt während der Schwangerſchaft, Diabetes, Melancholie, Abmagerung, Rheumatis=
mus, Gicht, Bleichſucht; auch iſt ſie als Nahrung für Säuglinge ſchon von der Ge=
burt an ſelbſt der Ammenmilch vorzuziehen. — Ein Auszug aus 80,000 Certificaten
über Geneſungen, die aller Medicin widerſtanden, worunter Certificate vom Profeſſor
Dr. Wurzer, Medicinalrath Dr. Angelſtein, Dr. Shoreland, Dr. Campbell, Profeſſor
Dr. Deds, Dr. Ure, Gräfin Caſtleſtuart, Marquiſe de Brohan und vielen anderen
hochgeſtellten Perſonen, wird franco auf Verlangen eingeſandt.
Abgekürzter Auszug aus 80,000 Certiſicaten.
Nr. 80416. Frau Major Deutſch, geb. von Horn in Poſen, deren Kinder von
Drüſenleiden hergeſtellt.
Nr. 64210. Marquiſe von Brshan von 7jähriger Leberkrankheit, Schlafloſigkeit,
Zittern an allen Gliedern, Abmagerung und Hypochondrie.
Nr. 75877. Florian Köller, K. K. Militärverwalter, Großwardein, von Lungen=
und Luftröhren=Katarrh, Kopfſchwindel und Bruſtbeklemmung.
Nr. 75970. Herr Gabriel Teſchner, Hörer der öffentlichen höheren Handels=
Lehranſtalt in Wien, in einem verzweiſelten Grade von Bruſtübel u. Nervenzerrittung.
Nr. 65715. Fräulein de Montlouis, von Unverdaulichkeit, Schlafloſigkeit und
Abmagerung.
Nr. 15928. Baron Sigmo von 10jähriger Lähmung an Händen u. Füßen ꝛc.
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neuen Großh. Palais parterre Stube und
Kabinet ohne Möbel zu vermiethen.
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iſt ſofort zu vermiethen. Wieſenſtraße 4.
5511) Zwei freundliche möbl. Parterre=
Zimmer bis 1. Auguſt an einen ruhiger
Herrn zu vermiethen. Obere Hügelſtr. 18.
5564) Wieſenſtraße Nr. 4 nächſt der
Promenade iſt ein neu hergerichtetes Par=
terre=Logis im Seitenbau nebſt allem Zu=
behör alsbald zu vermiethen.
5565) Ein Logis für eine einzelne Per=
ſon. gr. Bachgaſſe 37.

Nä 130.
Vermiſchte Nachrichten.
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Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
grieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
[4457
5515) Es können einige Mädchen das Kleider=
machen erlernen. Ernſt=Ludwigſtr.14 Manſ.

„
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Gebrüder Schultz
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in Mainz.

5553) Hausburſche auf halbe Tages=
Arbeit geſucht. Wo? ſagt die Exp. d. Bl.
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ernde Beſchäftigung.
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Farbe beliebig.

5571) Unter den in letzter Zeit in den
Zeitungen angeprieſenen China=Weinen
nehmen laut Ausſage vieler deutſcher und
niederländiſcher Aerzte diejenigen der Herren
Eraepelien & Holm in Zeiſt unbedingt den
erſten Rang ein. - Dieſelben ſtellen ein
Präparat her, welches, wie dies bei keinem
andern der Fall, alle Beſtandtheile der
China enthält. Aus dieſem Grunde ſind
die genannten Weine (mit und ohne Eiſen,
den Herren Aerzten und dem Publikum
beſtens zu empfehlen!

Tageskalender.
Großh. Muſenm und Bildergalerie im Schloßz
geoͤffnet Sonntags von 10-1 Uhr, Dienſtag, Mitt=
woch. Donnerſtag und Freitag von 11-1 Uhr.
Großh. Hofbibliothek im Schloß geöffnet täg=
lich von 9-12 Uhr Vormittags und laußer Samſtag)
von 2-4 Uhr Nachmittags.
Großherzagliche Gärten. Der Garten vor dem
Jägerthor (Mathildenhöhe) iſt dem Publilum jeden
Mittwoch, der Beſſunger Hofgarten jeden Donners=
tag geöffnet.
Permanente Kunſt=Ausſtellung inf der Saal=
bauſtraße 73. läglich von 10 Uhr bis zum Abend.
Sparkaſſe. Zahltag an jedem Werktage von
9-12 Uhr Vormittaas. Die Büchlein werden ſo=
gleich ausgefertigt. Die niedrigſte Einlage beträgt
1 Mark.
Verhandlung von Gewerbeſtreitſachen auf Großh.
Bürgermeiſterei Darmſtadt: Montag, Mittwoch
und Freitag: Vormittags von 11-12 Uhr.
Tarmſtädter Volksbank, eingetragene Ge=
noſſenſchaft, verbunden, mit Shar=Kaſſe.
Geſchäftsſtunden täglich Morgens von 9-12 Uhr,
Nachmittags von 3-6 Uhr. Kaſſeſchluß um 5 Uhr
Nachmittags. Sparkaſſe=Büchelchen werden ſogleich
bei der Einlage ausgefertigt.
Saalbau: Concerte reſp. Unterhaltungsmuſik
Dienstags, Donnerstags und Samstags.

1104

R 130

Eiſenbahn=Frachtbriefe
ord. Gut Mark 7,. Eilgut Mark 8 pr. 1000.
L. C. Wittich'ſche Hoſbuchdruckerei.

6 Chemiſches Laboratorium in Darmſtadt.
In dem Laboratorium des Unterzeichneten werden alle für den Produkten=,Metall=
und Waaren=Handel, für Bodencultur und landwirthſchaftliche Gewerbe, für den Fabrik=
Gewerbe=, Bergbau=, Salinen= und Hüttenbetrieb geforderten chemiſchen Unterſuchungen
Dr. W. Mallwnchs, Hügelſtraße 47.
ausgeführt.
188) Der unterzeichnete General=Agent der
Elberfelder Leuer=Verſicherungs=Geſellſchaft
empfiehlt ſich zum Abſchluß von Verſicherungen gegen Feuer= u. Exploſionsgefahr
C. F. Hemmler.
Darmſtadt.
C 4
H a u
in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö=
nen Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
Alexander=
Ak. Luſtadt,
ſtraße.

eine Stelle ſucht, eine
ſolche zu vergeben hat,
ein Grundſtück zu ver=
10 kaufen wünſcht, ein ſol=
ches zu kaufen beab=
ſichtigt, eine Wirthſchaft, Oecono=
miegut ꝛc. zu pachten ſucht, eine
Geſchäfts=Empfehlung zu erlaſſen
gedenkt, überhaupt Rath zu Inſertions=
zwecken bedarf, der wende ſich ver=
trauensvoll an die Annoneen=Expe=
(5288
ldition von
G. L. Daube & Co.
CENTRAL-BUREAV.
ERAUATURT a. M.

5572) In der Nähe der Dragoner=
Caſerne wird ein Burſchenzimmer mit Bett
ſofort geſucht. Zu erfragen Heidelberger=
ſtraße 1 partere.

Mittheilungen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, den 6. Juli.
S. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Provinzialdirector
zu Mainz. Frhn. Röder von Diersburg die Functionen eines landes=
herrlichen Territorial-Commiſſuͤrs bei der Feſtung übertragen.
S. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Landgerichts=
actuar F. Schäfer in Zwingenberg aus Anlaß ſeiner 50jährigen Dienſte
das Ritterkreuz 2. Cl. des Ludwigsordens verliehen.
- Der „Prov.=Corr.1 zufolge geht S. M. der Kaiſer am 9. Juli nach Cob=
lenz und von da nach einem Beſuche in Darmſtadt bei S. Königl. Hoheit
dem Großherzog am 11. Juli nach Mainau.
Die Bewohner der Pantratiusvorſtadt tragen ſich mit der Abſicht,
Herſtellung einer Fahrbahn durch den Herrngarten Allerhöchſten
Orts zu erbitten.
Die Bewohner des nordweſtlichen Stadtviertels, ( Blumenthal=
viertel, haben an Gr. Miniſterium ein Geſuch um Geſtattung der Etablirung
einer Apotheke in ihrem Stadttheil nachgeſucht.
- Bau der ſtädtiſchen Schulhäuſer. Das Baukapital der
neuen Realſchule iſ veranſchlagt auf 500,000 M., das der 2 Schulhäuſer
auf Vogels Bleichplatz anf zuſammen 200,000 M., das vom Schulhaus in
der Mullerſtraße auf 100,000 M., hierzu kommen noch für Ausrüſtung der
Realſchule mit Geräthen 88,000 M., desgl. der 3 andern Schulhäuſer
49600 M., für Einfriedigung, Schuldienerwohnung ꝛc. 15.400 M., Er=
bauung zweier Turnhallen 42,000 M., Floßrinnen in der Müllerſtraße
5000 M., macht in Summa 1,000,000 M. welche durch Fortſetzung der
ſtädtiſchen Anleihe aufgebracht werden ſoll. Dem Vernehmen nach iſt beab=
ſichtigt, dieſes Anlehen bei der Stadtkaſſe zur Subſcription aufzulegen,
vorerſt gegen Scheine auf Inhaber, die in etwa 2 Monaten gegen Obli=
gationen au porteur umgetauſcht werden können.
0 Unter lebhaftem Andrang des Publikums wurde geſtern die An=
klage gegen J. Wilh. Fornauf v. Werſau, zuletzt Hausburſche bei Hrn.
Commerzienrath Schuchard dahier, wegen Diebſtahls vor dem Schwur=
gericht verhandelt. Mitangeklagt und zwar der Begünſtigung war die Ehe=
frau des ſeither gut beleumundeten Beſchuldigten, eine geborene Gonder
aus Geismar. Im Februar d. J. wurde aus dem verſchloſſenen Pulte
im Comptoir des Kaufmanns Paul Diehm, welches ſich im Schuchard'ſchen
Hauſe befindet, mittels gewaltſamen Aufzwängens die Summe von etwa
1800 M., eine Jagdkaſſe, entwendet und deuteten alle Anzeichen darauf hin,
daß der Dieb mit den Lokalitaten ſehr vertraut ſein müſſe. An den Angeſchul=
digten, der ſich bei Entdeckung des Diebſtahls ebenſo Uberraſcht als erſchrocken
ſtellte, dachte anfanglich Niemand, bis zuletzt der Polizei die ganz ungewöhn=
lichen Ausgaben und Anſchaffungen, ſowie weite Plaifirreiſen, die ſowohl
er, wie ſeine Frau machten, auffielen und die Verhaftung der Beiden her=
beiführte. F. leugnete anfänglich hartnäckig und ließ ſich erſt ſpät zu dem
Geſtändniß der That herbei, wobei er jedoch behauptete, daß er nur 1600 M.
geſtohlen, hiervon 400 verausgabt und den Ueberreſt aus „Angſt und Ver=
zweiflung; verbrannt habe. Später geſtand er weiter zu, daß er 380 M.
auf dem Speicher ſeiner Wohnung verſteckte. wo das Geld auch erhoben
wurde. Zu einem weiteren Geſtandniß ließ er ſich trotz aller Vorhalte
uber die Unglaubwürdigkeit ſeiner Angabe nicht herbei und beharrte auch
in der öffentlichen Verhandlung hardnäckig auf derſelben. Seine Ehefrau
leugnete anfänglich gleichſalls jede Kenntniß von dem Verbrechen, räumte
jedoch ſchließlich ein, daß ihr Mann ſchon am Abend der That mitgetheilt,
Redaction und Verlag: L. C.

daß er das Geld bei Diehm ,mitgenommen= und ſie trotzdem daſſelbe theil=
weiſe für ſich reſp. die Haushaltung verausgabt. Gegenüber dieſer Sach=
lage nahm die Verhandlung inſofern einen überraſchenden Ausgang, als
die Geſchwornen dieſTheorie der Vertheidigung adoptirten, wonach die
Ehefrau F. das Verbrechen ihres Mannes nur begünſtigt um ihn der Be=
ſtraſung zu entziehen, weshalb ſie in Gemäßheit des 8 257 poſ. 2 des
Strafgeſetzes freigeſprochen wurde. Gegen F. beantragte die Staats=
behörde 2½ Jahre Zuchthaus, während der Gerichtshof auf 2 Jahre und
Verurtheilung in 3 der Unterſuchungskoſten erkannte.
Im Mathilden=Landkrankenhaus wurden im Monat
Juni 70 Kranke mit 1300 Pflegetagen uͤrztlich behandelt und verpflegt.
- (Eingeſandt.) Es iſt Regel, daß Seitens der Schuldirection von
Zeit zu Zeit die Schulen beſucht werden, um ſich von deren Stand zu Uber=
zeugen. In der katholiſchen Schule in Beſſungen iſt dies ſchon lange
nicht mehr geſchehen!
— Naͤchſten Sonntag hält die Nieder=Ramſtadter Schützengeſellſchaft
ein Preisſchießen ab, zu welchem die hieſigen Schützen einge=
laden find.
Statt der Kapelle Adam, welche wegen eines Feſtes zu Ehren
des in Heidelberg anweſenden Richard Wagner auf dem dortigen Schloſſe
ſpielte, concertirte geſtern Abend die Kapelle Gaubatz im Saalbau.
k Wir hatten dieſer Tage Gelegenheit ein recht gelungenes Kunſt=
werk eines hieſigen Künſtlers in Augenſchein zu nehmen.; Bildhauer Fölix
hat im Auftrage der Gemeinde Neu=Iſenburg eine Germania in Lebens=
größe füͤr ein Kriegerdenkmal gefertigt und machen wir Intereſſenten hierauf
aufmerkſam; dieſelbe wird in aller Kuͤrze an ihren Beſtimmungsort abgehen.
— Der letzte Viehmarkt war kein ſonderlichl belebter. Es waren
zum Verkauf aufgetrieben: 2 Pferde, 1 Stier, 1130) Kühe und Rinder,
58 Kälber und 41 Schweine.
- In vorletzter Nacht um 112 Uhr wurden die Bewohner der Carls=
ſtraße an der Beſſunger Grenze durch ein Concert ganz eigenthümlicher
Art aus dem Schlaf erſchreckt. Eine fliegende Conditorin wurde dort ſelbſt
mit einer ganz immenſen Tracht Prügel angeblich von einem Dienſtmann
in Auftrag' bedacht. Das fürchterliche Geſchrei rief trotz der Mitternachts=
ſtunde raſch mehrere Leute herbei, denen aber nur übrig blieb, den Aus=
druck ihres Bedauerns zu ſpenden, da der Auftragsvollzieher alsbald das
Weite geſucht hatte.
Das Feuerwerk auf dem Griesheimer Schießplatz, welches an=
fuͤnglich auf den Dienstag beſtimmt war, wurde am Mittwoch Abend
abgebrannt.
Hier hat ſich wieder einmal ein internationales Ehever=
mittlungsbureau etablirt. Der Entrepreneur iſt ein Hr. J. Kroner,
ſeither Schreinergehülfe in der Centralwerkſtätte, das geſchäftsleitende Fac=
totum angeblich ein Hr. Kurze aus Aſchaffenburg. Die Firma hat ihre
Proſpecte bis jetzt nur nach Außen verſandt. — Eine Anfrage auf hieſiger
Bürgermeiſterei ergab, daß fragl. Geſchäft ſich ein Patent als = Beſorgungs=
anſtalt==Unternehmer gelöſt hat.
Die ſ. 9. „Löwenſchlucht: (Verbindungsſtraße zwiſchen Caplanei=
und Langegaſſe iſt ſtark geſprießt; der Regen hat auch ſeine Schuldigkeit
gethan, um dem Ganzen mit ſeinem noch nicht abgefahrenen Schutthaufen
einen mehr und mehr ungemüthlichen Anſtrich zu geben.
Am Dienstag Abend ertraͤnkte ſich Dienſtmann Schuchmann im
. 9. Judenteich. Die Leiche hielt noch einen Cigarrenſtumpf in der Hand.
Wittichſche Hofbuchdruckerei=