Darmstädter Tagblatt 1877

SRLATAATT S
1GAIO
(Frag= und Anzeigeß(att.

Abonnementspreis
5 Mark jährlich incl. Bringerlohn
Auswärts werden von allen Poſt=
umtern Beſtellungen entgegengenom=
men zu 1 Mark 90 Pf. pro Quartal
md. Poſaufſchlag und Beſtellgebühr.

Mit der Sonntags=Beilage=

lluſtrirtes Anterhaltungsblatt.
140. Jahrgang.

Zuſerat=
verdenangenommen uDarmſtadd
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Friedrichsſtr. Nr. 7. ſowie anzwärz
von allen ſollden Annoneen= Expe=
ditionen.

Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des Großh. Pollzeiamts Darmſtadt.
M. 125.
1877
Freitag den 20. Juni

Betr: Geſuche um Beurlaubung von Soldaten.
Darmſtadt, am 27. Juni 1877.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Unter Bezugnahme auf unſer Amtsblatt Nr. 12 vom 23. November 1869 machen wir Sie darauf aufmerkſam, daß Ge=
ſuche in rubr. Betreff bei Ihnen anzubringen und uns ſpäteſtens bis zum 20. Juli l. J. vorzulegen ſind.
Sie wollen für eine geignete Bekanntmachung in dieſer Hinſicht Sorge tragen und namentlich darauf aufmerkſam machen,
daß Geſuche, welche nach dem 20. Juli l. J. hier, vorgelegt werden, keine Berückſichtigung finden reſp. nicht weiter gegeben werden.
Zur Beſeitigung von Zweifeln und irrthümlichen Auffaſſungen wollen Sie übrigens darauf aufmerkſam machen, daß ein Unter=
ſchied beſteht zwiſchen „Anträgen auf Entlaſſung von Soldaten aus dem activen Dienſt= und „Geſuchen um Beurlaubung zur
Dispoſition des Truppentheils: Für erſtere ſind die Beſtimmungen des 8 82 und bezw. 30 d. E. O. maßgebend, während für
letztere die Beſtimmungen des Eingangs erwähnten Amtsblatts gelten.
Küchler.

Verkauf von Gußeiſen.
Am Mittwoch den 4. Juli er., Vor=
mittags 9 Uhr, ſoll im Büreau des unter=
zeichneten Artillerie=Depots das auf dem
Schießplatz bei Griesheim vorhandene reſp.
ſich noch ergebende Gußeiſen in Spreng=
ſtücken, circa 106,000 Kilo, durch Sub=
miſſion verkauft werden. Die bezüglichen
Bedingungen liegen in genanntem Lokal
Bormittags von 7-12 und Nachmittags/
von 3-6 Uhr zur Einſicht offen und ſind
die Offerten verſiegelt und mit der Auf=
ſchrift „Submiſſion auf Gußeiſen” verſehen
in dem erwähnten Büreau abzugeben.
Darmſtadt, den 27. Juni 1877.
Artillerie=Depot.
5316)
5317) Bekanntmachung.
Montag den 2. Juli d. J., Vormittags
11 Uhr, ſollen die Pfänder für Forſt= und
Feldſtrafen, welche an Großh. Diſtr.=Ein
nehmerei Beſſungen noch nicht bezahlt wor=
den ſind, in dem Pfandlokale, kl. Ochſen=
gaſſe, verſteigert werden.
Darmſtadt, den 27. Juni 1877.
Steinbrecher.
Bekanntmachung.
Mittwoch den 4. Juli l. J., von
Vormittags 8 Uhr an, ſollen die zum
Schuldenweſen der Heinrich Kohl IV. Ehe=

leute von Ober=Ramſtadt gehörigen Mo=
bilien und Vorräthe, als: Möbel u. Haus=
geräthe, ſowie 9 Stück beſchlagenes Bau=
holz, 3 eichene Stämme, ſ6 eichene Diele,
14 Stück fertige Fenſterrahmen öffentlich
meiſtbietend gegen gleich baare Zahlung;
verſteigert werden.
Ober=Ramſtadt, am 26. Juni 1877.
In Auftrag
Großherzoglichen Landgerichts Darmſtadt.
Der Vorſteher
Großherzoglichen Ortsgerichts Ober=
Ramſtadt.
5318)
Breitwieſer.

Feilgebotenes.
5241) Grüne Stachelbeeren zum
Einkochen, großfrüchtige Sorte.
Beſſungen, Schulſtraße 5.

5240) Zimmerſpähne ſind zu haben.
Ch. Haury, Zimmermeiſter,
Wienersſtraße Nr. 79.

Ausgelaſſenes Schmalz
per Pfund 60 Pfg.
5077)
A. Herdt, Schirmgaſſe 8.

5239)
Zum
Anſetzen von Liqueuren:
Weingeist (Anſetz=Spiritus extra
gereinigt).
„.
Franzbranntwein hochgrädig,
Eornbranntwein ächt,
Aefenbranntwein,
Arac, Rum, Cognao,
Feinſte Gevürze.
Pergamentpapler.
Frisdr.- Schaekor,
Ludwigsplatz 7.

5100) Rauchern, welche gute u. preiswürd.
2m zu Engros=Preiſen zu be=
Cigarreu ziehen wünſchen, empfehle
mein Lager in Sorten von M. 35. bis
M. 120. per mille netto gegen Nach=
nahme. Schon ſeit vielen Juhren mit der
Fabrikation vertraut, bin ich im Stande,
reelle Waare, die ſich durch reinen Ge=
ſchmack, vorzüglichen Brand und gediegene
Arbeit auszeichnet, zu liefern, erſuche um
gütige Aufträge und ſende verſchiedene Pro=
ben unter Nachnahme zu.
Ferdinand Loßberger in Hanau a. M.
Agenten, wo noch nicht vertreten, ſind
6207₈
erwünſcht.
293

1060

M. 125

4)
x heute Donnerſtag u. Freitag
.
55302)
RUG Hu.
v06
176

S
Nene dicke ital. Kartoffeln
per Pfund 24 Pfg. ſoeben eingetroffen.
Eck der Caſino= und
G. P. Folhh, Beichſtraße.
Grſechische Sanitäts-Neins.
Bester Ersatz für Vordeaux, Sherry, Malaga eto.
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Kalliste, weißer Claret von Santorin
90.
„ „
Corinther, trockner Rothwein von Corinth
„ „ 2 „
Camarite, ſehr trockner Rothwein von Santorin
„ „ 1 80.
Hisistra Halvasier, rother Süßwein von Sautorin „ „ „ 1 „ 90.
Malvasier, vino sanlo, weißer Süßwein von Santorin „ „ „ 1 „ 90.
Vino santo ross, feinſter Ausbruchwein
2 „
„
empfiehlt
W. Serila.
5320)

Geſchäfts=Eröſſnung.
Ich beehre mich hiermit ergebenſt anzuzeigen, daß ich Montag den 25. Juni ein
Holzſtraße
Kurz= und Wollwaaren=Geſchäft,
Nr. 1.
im Hauſe des Hrn. Schuhmachermeiſter Witzler eröfnet habe. Indem ich reelle und
aufmerkſame Bedienung zuſichere, bitte um geneigten Zuſpruch.
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Promenade 1 Stiege hoch ein Logis mit
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5280) Einige Nüherinneu, welche auf
ganz feine Arbeit eingeübt ſind, finden
dauernde Beſchäftigung bei
Eichberg's Nachfolger,
Wäſchefabrik.
5287) Es wird ein geräumiges Logis
in der Lage der Riedeſel=, Caſerneſtraße
oder deren nächſten Nähe, beſtehend aus
5-—6 Zimmern, möglichſt mit Gärtchen,
geſucht. Gefl. Offerten mit Preisangabe
unter Chiffre L 14 beförd. die Exp. d. Bl.
5289) Eine Frau ſucht Monatdienſt.
Schloßgaſſe Nr. 34.
5294) Ein Mädchen, welches im Nähen
geübt iſt, wünſcht noch einige Tage in der
Woche beſetzt zu haben. Näh. Ballonplatz 7.
5309) Ein gewandter und fleißiger
Eubſcribenten=Sammler für
hier und auswärts findet guten Ver=
dienſt. Zu erfr. in der Exp. d. Bl.
5328) Eine fleißige Frau oder Mäd=
chen wird geſucht für einige Stunden am
Tag in ein Geſchäft. Näh. in der Exp.
5329) Ein renommirtes Haus ſucht für
den commiſſionsweiſen Verkauf ſeiner Ar=
tikel in Darmſtadt einen tüchtigen Vertreter
mit Lokal in frequenter Geſchäftslage.
Schriftl. Offerten an die Exp
5330) Eine Frau ſucht Arbeit im Waſchen
und Putzen. Lautenſchlägerſtraße 13.

M 125.

1061

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Güter=Tari=
5331)
An Stelle des ſeit 5 März 1875 beſtehenden Heſſiſch=Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Kohlentarifs triit mit dem 25. Juni d. J. ein Ausnahme=Tarif für die Beförderung
von Steinkohlen, Kokes, Steinkohlen=Aſche, Kokes=Aſche und Briquets von den Zechen
und Kokereien des Ruhr= und Wurmgebiets nach ſämmtlichen diesſeitigen Stationen in
Wirkſamkeit, worüber das Nähere bei unſeren Güter=Expeditionen zu erfahren iſt, wo=
ſelbſt auch Exemplare dieſes Tariſes zum Preis von 20 Pfg. pro Stück bezogen
werden koͤnnen.
Darmſtadt, den 24 Juni 1877.
Direction der Maiu=Neckar=Bahn.

Großherzogliche Handelskammer zu Darmſtadt.
Heffentliche Hitzung:
Freitag den 29. Juni 1857, Abends 6 Uhr.
Tagesordnung: Jahresbericht pro 1876.
65332

5 Schreiblehrer Hazimilian ſander aus Mainz
eröffnet - gleichwie alljährlich ſeit 1858 in Darmſtadt - für Herren u. Damen,
künftigen Montag 2. Juli abermals einen
Leyr=Cyelus ſeiner Allſtündigen Schreib=Methode
und wird um gef. Anmeldungen Tags vorher - Sonntag von 10 Uhr Vormittags
bis 3 Uhr Nachmittags - in der Wohnung deſſelben: Louiſenplatz 4, Eingang
neben dem Ständehaus bei Herrn M. Schmidt eine Treppe hoch, freundl. gebeten.
Steinkohlenbezugs=Geſellſchaft , Friede,
Die Vereinsmitglieder werden benachrichtigt, daß die Ausfuhr der Kohlen begonnen
hat. Solche Mitglieder, die ihre Kohlen erſt ſpäter zu erhalten wünſchen, wollen dies
gten. dem Rechner ſogleich anzeigen.
5284)
Der Vorſtand.

Einladung.
Sonntag den 1. Juli er., findet ein von den diesjährigen Schülern und
Schülerinnen des Herrn Hof=Tanzlehrers A. Hainfeld veranſtalteter Ausflug in
die Bergſtraße ſtatt; wozu ſämmtliche Damen und Herren nebſt Angehörigen ſtatt
jeder beſonderen Einladung hierdurch höfl. eingeladen werden.
Einzeichnungsliſten liegen offen für die Damen bei Fräulein H. Groß, Eliſa=
bethenſtraße 16, für die Herren bei Herrn A. Müller, Rheinſtraße 4.
[5285
5334)
Saalbau.
Freitag den 29. Ju ni
GRGSSES COeERI
der auf der Durchreiſe begriffenen
vollſtändigen Muſik=Kapelle des kgl. bay. 4. Jäger=Bataillons
von Landshut unter perſönlicher Leitung ihres Capellmeiſters Mar Högg.
Anfang 7 Uhr. Entree 40 Pfo.
W. Bei ungünſtiger Witterung im Saale.

H ä u ſ e r
in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö=
nen Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
Alexander=
M. Neuſtadt.
ſtraße.

5335) Eine anſtändige Frau empfiehlt ſich
Cages-Kolender.
im Ausziehen von Leichen. Zu erfragen, Freitag 29. Juni: Oeffentliche Sitzung dir Groß=

Karlſtraße Nr. 7 zwei Stiegen hoch.
3788) Einen Lehrjungen ſucht
G. Sulzmann, Schloſſermeiſter,
28 Rheinſtraße 28.

herzoglichen Handelskammer. - Großes Con=
cert im Saalbau; ausgefühet von der Kapelle
des 4. bayr. Jägerbataillons.
Mittwoch 4. Juli: General=Verſammlung des
Alicevereins für Frauenbildung und Erwerb
zu Darmſtadt.

Friedr. Schaefer,
2974) Ludwigsplatz 7.
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gegen alle Inſecten. Bei richtiger An=
wendung Erfolg ſicher.
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1062

N6 125

Mit dem 1. Juli beginnt (im 140. Jahrgang) ein neues Abonnement auf das „Darmſtädter Tag=
blatt”. Daſſelbe iſt zugleich Organ für amtliche Bekanntmachungen, namentlich des Großherzoglichen Kreis=
und Polizeiamts, ſowie der Großherzoglichen Bürgermeiſtereien Darmſtadt und Beſſungen und eignet ſich
durch ſeine Verbreitung in nahezu 5000 Exemplaren in Darmſtadt und Umgebung für Inſerate jeder Art,
welchen es den größten Leſerkreis ſichert. Den Lokalnachrichten wird beſondere Sorgſalt gewidmet. Der
Abonnementspreis für das Tagblatt nebſt dem gratis beigegebenen illuſtrirten Unterhaltungsblatt be=
trägt für das halbe Jahr Mark 3. incl. Bringerlohn, durch die Poſt bezogen pro Quartal Mark 1.80
inel. Proviſion und Beſtellgebühr.
Beſtellungen bitten wir auf unſerem Comptoir, Rheinſtraße 23, oder bei den betreffenden Poſtämtern
machen zu wollen.
Dte Redaction des Darmſtadter Lagblatts.

Mittheilungen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, den 29. Juni.
Kunſtigen Sonntag 1. Juli findet in allen Kirchen des Landes ein
Trauergottesdienſt ſür den höchſtſeligen Großherzog Ludwig III. ſtatt. Dem
in der hieſigen Stadtkirche durch Herrn Süperintendent Dr. Linß abzu=
haltenden Gottesdienſt werden die Allerhoͤchſten Herrſchaften beiwohnen.
S. Großh. Hoheit Prinz Heinrich lin Begleitung des Lieut. von
Jungen eld v. 2. Dragoner=Regiment Nr. 24) hat ſich zum Zwecke der
Notificu ung des ſtattgehabten Thronnechſels zu Sr. Majeſtät dem Kaiſer
von Rußland begeben. Prinz Wilhelm Großh. Hoheit wird ſich demnüchſt
lin Begleitung des Frhrn. v. Rabenau) zu gleichem Zwecke an den eng=
liſchen Hof verfügen.
1 Dienſtnachrichten.) Nachſtehende Ernennungen und Verſetzungen
haben ſicherem Vernehmen nach ſtattgefunden: Provinzialdirector Dr.
Goldmann in Mainz zum Präſidenten des Ober=Conſiſtoriums; Provinzial=
director Kreisrath von Röder in Gießen zum Provinzialdirector in Mainz;
Kreisrath Dr. Böckmann in Groß Gerau zum Provinzialdirector in Gießen;
Keeisrath von Schenck in Erbach zum Kreisrath in Groß=Gerau; Kreis=
Aſſeſſor Joſt in Heppenheim zum Kreisrath in Erbach.
- Militctnachrichten.) Sec.=Lt. Zimmermann vom 2. Gr. Inf=
Reg Nr. 118 verabſchiedet, Unterarzt Wolf vom 3. Gr. Inf.=Reg. Nr. 117
zum Aſſiſtenzarzt 2. Cl. ernannt, Aſſiſtenzarzt 2. Cl. Dr. Rapp vom
4. Gr. Inf=Reg. Nr. 118 ausgeſchieden und zu den Aerzten des 1. Bat.
(Darmſtadt II) des Z. Gr. Lan=wehr=Reg. Nr. 117 übergetreten.
Die auf den 30. Juni proponirten Rennen des Heſſiſchen
Reitervereins finden wegen des Ablebens Sr. Kön. Hoh. des Groß=
herzogs Ludwig III. vorerſt nicht ſtatt. Dagegen iſt in Ausſicht genom=
men, daß dieſelben während der Cavallerie=Diviſions=Uebungen gemein=
ſchaftlich mit den Rennen derſelben ſtattfinden.
- Heute Freitag 29. d. M. Abends 61 Uhr wird die regelmäßige
Plenarverſammlung der VVereinigung von Einwohnern
Beſſungens' in dem großen Saale der Reſtauration Markwort ſtatt=
finden, wozu ſämmtliche Mitglieder geladen ſind. Bei der Wichtigkeit der
dieſesmal zu verhandelnden Gegenſtaͤnde, Oeffentlichkeit der Gemeinderaths=
ſitzungen, Niederſchlagung der beiden letzten Communalſteuerziele u. ſ. w.
dürfte eine zahlreiche Betheiligung in Ausſicht ſtehen.
Die D. Z. publicirt das Urtheil gegen den Redacteur des Star=
kenburger Boten, Kaufmann F. J. Hüber in Bensheim, wegen
Vergehen in Bezug auf die Religion nnd wegen Beleidigung des evange=
liſchen Pfarrers Dingeldey dahier. Vaſſelbe lautet auf 7 Wochen Ge=
fängniß, unter Verſällung in 35 der Koſten 1. und 2. Inſtanz und in
hammtliche Koſten ſeiner Vertheidigung.
Heute Abend concertikt im Saalbau die auf der Durchreiſe be=
griffene vollſtändige Kapelle des in Landshut garniſonirenden
4. bayeriſchen Jägerbataillons. Die bayeriſchen Jägermüſiken genießen
Uberhaupt eines guten Ruſs und hat insbeſondere die fragl Kapelle, welche
ſaſt nur aus jungen Muſikern beſieht, an den Orten, welche ſie auf ihrer
Rundreiſe berührte, namentlich in München, ſich großen Beifalls erfreut.
— Seitens des Kreisbauamts iſt die ſoſortige Niederlegung des bau=
ſalligen Theils der Schweſſel'ſchen Hofraithe angeordnet worden.
Im December l. J. beabſichtigt der Vorſtand der hieſigen Ge=
werbehalle eine Verlooſung von Induſtrie=Gegenſtäͤnden und ſollen
nach dem Verlooſungsplan 6000 Looſe 2 M. ausgegeben und von der
Geſammteinnahme 60%⁄ event. 7200 M. zum Ankauf von Verlooſungsgegen=
ſiaͤnden verwendet werden.
— Die Landescultur=Rentencaſſe, welche die Großh. Regie=
rung nach der vor Kurzem an die Stäͤnde gelanaten Vorlage einzurichten
gedenkt, ſoll die Beſchaffung von Capitalien für Landesculturzwecke, wohin
der Eniwurf Wieſenculturen, Bachregulirungen, Entwäſſerungen von
Grundſtucken. Zuſammenlegungen von Grundſtuͤcken und Anlage von Feld=

wegen nach Maßgabe der hierfüͤr beſtehenden Specialgeſetze, außerdem
Unternehmungen Von Gemeinden, anderer Corporationen und Privaten
zum Schutz gegen Ueberſchwemmungen und zur Drainirung oder ander=
weiten Entwäſſerung von größeren Flaͤchen zuhlt, erleichtern. Sie würde
mit der Staatsſchulden=Tilgungskaſſe vereinigt, aber als beſonderer Fond von
der Direction verwaltet werden, der Staat hätte für die Verpflichtungen
aus den von der Rentencaſſe ausgegebenen Obligationen zu haſten. Nach
dem Entwurf iſt die Behoͤrde, welche zu entſcheiden hat ob und in welchem
Umfange die beanſpruchte Hilfe zu gewähren ſei, das Miniſterium des In=
nern. Vorher ſind Pläne, die von Lechnikern geprüft worden, einzureichen.
Die Leiſtung des Darlehens erfolgt durch Hingabe von Aprocentigen, halb=
jührlich verzinslichen Schuldverſchreibungen der Staatsſchulden= Tilgungs=
kaſſe, die ausdrücklich als Landescultur=Renten=Obligationen bezeichnet ſind,
zu dem Nominalwerth. Der Unternehmer hat in einem Schuldſchein die
Verpflichtung zu Ubernehnen, jührlich 5 pCt. in 4 Quaitalsraten als
Rente von 3½ pCt. von dieſer Rente als Zuſchlagsrente zu entrichten,
und hypothekariſche Sicherheit wegen der Rente und Zuſchlagsrate zu leiſten.
Von jenen 5 pCt. dienen 4 pCt. als Verzinſung, 1 pCt. als Amortiſation,
welche letztere nach 41 Jahren, bezw. nach Zahlung von 164 Quartals.
raten beendigt. Die Zuſchlagsrente dient zu Deckung von Koſten und
Ausfällen. Die Rente wird wie die Steuern eingetrieben. Die Ausfüh=
rung der Unternehmungen. füͤr die auf Wunſch nach und nach die betreffen=
den Beträge hingegeben werden, werden überwacht. Die Ausgabe der Ob=
ligationen, die für den Gläubiger unkündbar ſind, erfolgt in Stücken zu
2000, 1000, 500 und 100 Mark. Mehr als 10,000,000 M. ſollen vorerſt
nicht ausgegeben werden.
Den Freunden und Verehrern einer ſchönen Handſchriſt dürſte die
Nachricht angenehm ſein, daß der im Bereiche der Kalligraphie bekannte
Lehrer Gander aus Mainz. am 2. Juli wieder hier einen Curſus ſeiner
Schreib=Methode eröffnet. Verſelbe ertheilte, wie die Aſchaffenburger
und Wiesbadener Blätter nachweiſen, in letzter Zeit mit allgemeiner Aner=
kennung und großer Beiheiligung daſelbſt Uͤnterricht.
Worms, 27. Juni. Beim Ausgraben des an der Straße nach
Pfiffligheim gelegenen Werger'ſchen Bierkellers wurde der Stoßzahn eines
Manamuth gefunden.
W. Z.
- Ueber den Coloradokäfer von deſſen Auflreten in Mühl=
heim a. Rh. wir geſtern berichteten, wird noch weiter mitgetheilt, daß die
auf dem betr. Karkoffelfelde gefundenen Larven meiſtens ſchon ſehr weit in
der Größe vorgeſchritten ſind. Im Boden dieſes Terrains ruhen die Pup=
pen und entſenden wie es ſcheint, in täglich ja ſtündlich wachſender Menge
die Käfer. Durch dieſe iſt das ganze Verrain unſicher, ſie ſind außerhalb
des Fraßgebietes der Larven gefunden. Ihre Verſchleppung wird durch
den Wind befördert, wie noch mehr lauch die der Larven) durch zahlreiche
Simmler, die heute in großer Menge vorhanden waren und durch die
„Abſverrung= nicht vermindert werden. Vertrauensſeligkeit iſt gewiß nicht
am Platze; jeder Tag vermehrt die Gefahr durch die auskriechenden Käfer,
die hoffentlich noch der erſten Generation angehoͤren. Nur eine Energie
wie gegenüber der Rinderpeſt iſt hier am Platze. Der Acker gehoͤrt einem
Fleiſcher, welcher amerikanſchen Speck verkauft, mit dem das Ungeziefer
höchſt wahrſcheinlich eingeſchleppt worden iſt. Die Larven ſind glänzend
roth und zeigen zu beiden Seiten zwei Reihen ſchwarzer Punkte. Der Leib
des Käfers iſt ebenfalls roth, die Flügel ſind gelb und mit 10 ſchwarzen
Längsſtreiſen verſehen. Die Größe der Käfer beträgt etwa 1 Centimeier.
Larven und Käfer zehren mit großer Gefräßigkeit an dem Kraut der
Rartoffeln.
(Zur Culturgeſchichte) Auf dem Reichstage zu Auasburg im
Jahre 1580 wurde verordnet: „daß Domherrn nicht mehr in öffentlichen
Trinkſtuben ſpielen, oder zum Saufen herausfordern; daß ſie ſich des
Schwoörens und Göttesläſierns enthalten, keine Prügel mit in die Kirche
nebmen, auch nicht mehr Räuberei treiben oder durch ihre Knechte treiben
laſſen ſollten.-

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.