Darmstädter Tagblatt 1877


20. April 1877

[  ][ ]

ShuzEtSLLah
(Frag= und Anzeigeb(att.)

Abonnementspreis
6 Mark jährlich inck. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
Imtern Beſtellungen entgegengenom=
men
zu 1 Mark Jo Pf. pro Quartal
mcl. Poſtaufichlag und Beſtellgebühr.

Mit der Sonntags=Beilage:

140. Jahrgang.

Inſerate
vedenangenommm ndarnkau
von der Expedition. Rheinſtr. N. 24.
in Beſſungen von Fried. Blöher
Friedrichsſtt. Nr. 7. ſovie auzwärz
von allen ſoliden Unronearz=Erpe
ditione-

Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Ereigamts, ſowie des Großh. Volizelamts Darmſtadt.
. 77.
Freitag den 20. Ayril.,
1877

3188) Oeffentliche Aufforderung.
Einwendungen gegen das am 29. März l. J.
von Margaretha Vögelin von Beſſungen mit
ihren unbevorzugten Gläubigern abgeſchloſ=
ſene
Arrangement, deſſen nähere Beſtinmungen
hier eingeſehen werden können, ſind binnen
14 Tagen hier vorzulegen, widrigenfalls
daſſelbe gerichtlich beſtätigt werden wird.
Darmſtadt, den 27. März 1877.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Hallwachs,
Königer,
Stadtrichter. Stadtgerichts=Aſſeſſor.

3189) Oeffentliche Aufforderung.
Forderungen und Anſprüche aller Art
an den wegen der umfangreichen Advokatur
unter der Rechtswohlthat des Inventars!
angetretenen Nachlaß des Hofgerichts= Advo=
katen
Friedrich Vogel dahier ſind binnen
vier Wochen bei dem proviſoriſchen Maſſe=
Curator Hofgerichts=Advokaten Lindt dahier
anzumelden, widrigenfalls ſie bei Regu=
lirung
des Nachlaſſes nicht berückſichtigt
werden können.
Zahlungen ſind ebenfalls an den Maſſe=
Curator zu leiſten, mit Ausnahme der
Advokatur=Ausſtände, welche Hofgerichts=
Advokat; Gervinus dahier einzuziehen er=
mächtigt
iſt.
Darmſtadt, den 13. April 1877.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Königer, Hallwachs,
Stadtrichter. Stadtgerichts Aſſeſſor.

3190) Oeffentliche Aufforderung.
Einwendungen gegen das von Georg
Lehr IV. von Beſſungen am 15. März l. J.
mit ſeinen unbevorzugten Gläubigern ab=
geſchloſſene
Arrangement, deſſen nähere Be=
ſtimmungen
hier eingeſehen werden können,
ſind binnen 14 Tagen hier vorzubringen/
und zu begründen, widrigenfalls daſſelbe
gerichtlich beſtätigt wird.
Darmſtadt, den 10. April 1877.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Hallwachs,
Königer,
Stadtrichter. Stadtgerichts=Aſſeſſor.

3191)
Aufforderung.
Forderungen an den Nachlaß der Hein=
rich
Schecker 1. Eheleute in Griesheim ſind
binnen 4 Wochen bei Gericht anzumelden,
widrigenfalls ſie bei Regulirung des Nach=
laſſes
derſelben nicht berückſichtigt werden.
Darmſtadt, den 7. April 1877.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
Gutfleiſch,
Arnold,
Landrichter. Landgerichts=Aſſeſſor.

Feilgebotenes.
3095) Stangen, Erbſenreiſer, Fich=
ten
mit Ballen liefert
Soderſtraße Nr. 52. Dehn.

friſcher Füllung beil
3199) Georg Liebig Sohn.

3123)

Eine Parthie
Cleganter Hnaben-Anuſge

aus voriger Sommer-Saison habe im Preise bedeu-
tend
herabgesetzt.
Elisabethenstr. 9.
Adolph Pressel.

3193)
gegenüber
der Stadtkirche.

Confirmanden=AnzügeM
empfiehlt in größter Auswahl
gegenüber
Heinrich Murtin,
der Stadtkirche.

Grabdenkmäler in Marmor, Kyenit
und Handſtein
in großer Auswahl vorräthig
bei
Ferd. Hotmeister, Harmor--Steinmetnengeschäl
Franlſurt C. H.
Eckenheimer Landſtraße 165, dem Friedhofe gegenüber.

14

[ ][  ][ ]

648

R7.

Wichtig für jeden Hausſtand, ſowie für Wäſchefabriken,
Bleicher, Hôtel= und Reſtaurant=Beſitzer!
Imiversat-Waschmittel
von
Aenset a v. Laonen
wird unter Garantie vollſtändiger Unſchädlichkeit für die Wäſche verkauft und bietet der Seife gegen=
über
folgende Vortheile: Es reinigt in auffallend kurzer Zeit die Wäſche, macht dieſelbe ohne Bleiche
blendend weiß und geruchlos und eignet ſich vorzüglich zum Waſchen von leinenen, wollenen und
ſeidenen Stoffen, ob farbig oder weiß, Gardinen, Spitzen, Mull u. dergl. werden ohne jegliche Rei=
bung
vollſtändig von Schmutz befreit und dadurch weſentlich dauerhafter erhalten.
Tiſche, Fußböden, Küchengeräthe, Porzellan ꝛc. werden durch Univerſal=Waſchmittel ſofort ohne
Mühe gereinigt.
Kilo Waſchmittel hat gleiche Wirkung wie 5 Kilo Seiſe.
Preis per
2 Kilo 50 Pfennige.
In den meiſten Städten Deutſchlands, wo dieſes Product eingeführt iſt, findet daſſelbe allgemeinen
Anklang und Verbreitung.
Alleinverkauf für Darinstadt
Georg Liebig Sobr.

3194)
WonnementsEinladung.
Abonnements für die Monate Mai und Juni d. J. auf die
L
Neue Frannſurter Preſſe
werden von allen Poſtanſtalten des Deutſchen Reiches, in Frankfurt,
von der unterzeichneten Expedition, kleine Bockenheimerſtraße 19, angenommen.
Preis in Deutſchland, Oeſterreich u. Luxemburg für dieſe zwei Monate Ml. 4. 17.
Neu eintretende Abonnenten erhalten nach Aufgabe ihrer Adreſſe die bis
zum 1. Mai erſcheinenden Rummern gratis und franco zugeſandt.
Frankfurt a. M., im April 1877.
Die Expedition der Neuen Frankfurter Preſſe.

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Um damit zu räumen, verkaufe von heute bis zum 1. Mai cr. meine be=
kannten
farbigen Monogramme auf ſchwerem Billetpapier:
pro Carton von 25 Bogen und 25 Couverts nur zu Mark 1
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wahl in feinem Trauerpapier zu billigen feſten Preiſen.
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8 Ernſt=Ludwigſtraße 8.
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366) Ein Halls, einflöckig mit Knie=
ſtock
, enthaltend 6 Zimmer und 2 Kabi=
nette
, Küche, Keller, Bodenraum, - Hin=
terbau
mit Stallung, Holzſchoppen, Waſch=
küche
(mit 1 Zimmer) und Remiſe, dabei
ein großer, ſchön angelegter Hof u. Garten,
unmittelbar anliegend etwa ¼ Morg. Feld
in der beſten Lage Pfungſtadt's iſt wegen
Wegzug ſogleich zu verkaufen.
Dr. Heumann, Arzt zu Pfunaſtadt.

Homöopathische Lpotheke
3
neu und vollständig eingerichtet.
E. Calmberg, Darmstadt, Marktl. F.

3196) Ein noch wenig gebr. eiſerner
Kochofen, ebenſo eine kleine Parthie Ofen=
röhre
billig abzugeben. Carlſtraße 3.

3197) Eine geſpielte Paliſander=Baß=
Zither von Hornſteiner zu verkaufen.
Beſſungen, Sandſtraße 49 Hinterhaus.

Vermiethungen.
1311) Heinrichſtraße Nr. 100 Manſarde
2-3 Zimmer unmöblirt.
1755) Alsbald beziehbar: 1 ſchönes
möblirtes Zimmer im 2. St. Beſſ. Carlſtr.3.
Daſelbſt ein kleineres in der Manſarde.
2397) Promenadeſtraße 37
ſchöne, neu hergerichtete Wohnung (7 Zim-
mer
m. Zubehör, Gas, beſond. Gärtchen ꝛc.)
zu vermiethen; kann ſofort eingeſehen
werden. Auskunft daſelbſt parterre.

[ ][  ][ ]

A N.

649

3174) Beſſunger Holzſtraße 10, gegen=
über
dem Orangeriegarten, iſt der mittlere
Stock, beſtehend aus 3 Zimmern nebſt Küche
und Zugehör, baldigſt zu vermiethen.
Gg. Wittmann.
3198) Eine freundl. Wohnung, 3 Zim=
mer
, Küche, Boden u. Holzſtall, gegenüber
der Pädagogſchule, bei Frau Roos Wtw.

Vermiſchte Nachrichten.
3046) Ein junger Mann ſucht für ſeine
freie Zeit Stelle als Privatſecretär bei einer
vornehmen Dame. Gefl. Offerten unter
R Wbei der Exp. d. Bl.

3111) Ein prima Haus in Bordeauz
ſucht einen
4½
Aeouion zut Ddruaualll
und Umgegend
für Verkauf von Wein ꝛc. an Hotels, Pri=
vate
, Delicateſſenhändler ꝛc.
Offerten mit Referenzen an Hoffmann,
3 Kirchgaſſe in Hanau.

3079) Eine Schreinerwerkſtätte wird zu
miethen geſucht. Näheres Pancratiusſtr. 30
Auch wird daſelbſt gebrauchtes Schreiner=
werkzeug
gekauft.

3199) In Gemäßheit der 88 22 u. 23 der Statuten des Vereins zur Unter=
ſtützung
und Beaufſichtigung der aus den Strafanſtalten Entlaſſenen im Großherzogthum
Heſſen werden die Mitglieder des Vereins zur neunzehnten Generalverſammlung
auf das nene Juſtizgebäude im zweiten Stock Nr. 8 dahier
Mittwoch den 2. Mai d. J. Vormittags 1 Uhr
hiermit eingeladen.
Darmſtadt, den 9. April 1877.
Großherzogliche Centralbehörde des Vereins.

ſeselsohaft
Darmstädter tatien
für Gasbeleuchtung.
Wir benachrichtigen hiermit die verehrlichen Acionäre unſerer Geſellſchaft, daß
die reg lmäßige jährliche
Generalverſammlung
pro 18765176 Mittwoch den 25. April 1877, um 3 Uhr Nachmittags, im Sitzungs=
Lokale der Gasanſtalt ſtattfinden wird.
Tagesordnung:
1) Rechenſchaftsbericht und Rechnungsablage für das ein und zwanzigſte Be=
triebsjahr
.
Ea. Die betreffende Rechnung liegt vom 14. April an zur Einſicht der
Actionäre im Geſchäftslokale der Anſtalt offen.
2) Feſiſtellung und Vertheilung des Reingewinns.
3
Feſtſtellung der Gaspreiſe.
4) Die nach 8 10 der Statuten vorzunehmende Ergänzungswahl von 4 Mit=
gliedern
des Verwaltungsraths an die Stelle des Vorſitzenden Hrn. Dr. von
Wedekind und der nach dem Dienſtalter ausſcheidenden Herren Dr. Bracht,
Carl Merck und Volhard.
5 Die Neuwahl der 3 Mitglieder des Aufſichtsraths nach 8 20 der Statuten.
Perſönlich Verhinderte wollen ſich durch Bevollmächtigte vertreten laſſen.
Darmſtadt, den 12. April 1877.
3063)
Der Verwaltungsrath.

Kaufmänuiſcher Verein.
Samstag den 21. April Abends 8½ Uhr:
Geſelliger Abend
im Vereins=Lokale.
Der Vorſtand.
3200)

Pferde= und Fohlenmarkt.
Alle rückſtändigen Rechnungen für den Pferde= und Fohlenmarkt bitte ich binnen
5 Tagen bei mir einzureichen.
Haa s.

Friedr. Schaeſer,
2974) Ludwigsplatz 7.
Chocolade-Labrik.
Chocoladen bekannte feine u. reine Sorten.
Cacdigua ſcharfentölt mit Gebrauchs=
Anweiſungen.
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Glanze trocknend, beſter und dauerhafteſter
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75
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Küchen und Voranſtrich für Fußböden.
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zum Bohnen der Zimmerböden.
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ganz fertig zum ſofortigen Anſtrich, ſchnell
trocknend, in allen Farben,
Leinöl, Terpentinöl, Siccatif, Bern=
ſteinlack
, Copallack, Damarlack.

3140) Als Herrſchaftskutſcher
oder in ähnlicher Eigenſchaft wird für einen
durchaus zuverläſſigen Mann von 40 Jahren
ſaus dem Hinterland, der ſeit 20 Jahren
mit Pferden umgegangen iſt, alle Arbeiten-
auch
ökonomiſche - verſteht und die beſten
Zeugniſſe beſitzt, Stelle geſucht.
Näheres Liebigſtraße 6 mittl. Stock.

2951) 6500 Mark werden auf erſte
Hypothek gegen doppelt gerichtliche Sicher=
heit
zu leihen geſucht. Beſſunger Sand=
ſtraße
40, Hinterhaus.


3201) Ein junger Mann mit guten
Vorkenntniſſen in die kaufmänniſche Lehre
ſowie ein braver kräftiger Junge als Hut=
macher
=Lehrling geſucht von
Gebrüder Gelſius.
W
3202) Ein wenig gebrauchter Sattel
mit Zugehör wird zu kaufen geſucht.

(ie nächſte Uebungsſtunde der
L Sängerluſt iſt Freitag den 20
il präcis 8½ Uhr.

3183) Große Lager=Rüume, für jedes
ſchäft paſſend, ſind ſofort zu vermiethen.
1 der Exp.

[ ][  ]

A72

650

Krieger=Perein Darmſtadt.

Samſtag den 28. April Abends 8 Uhr
Gro ße

- Abend-Unterhaltung mit Janz
im großen Saale des Schützenhofes.
Karten für einzuführende Herren Mark 1.50.
Damen
ſind bei Kamerad Schorlemmer, Ludwigſtraße, zu haben.
3204)
Der Vorstand.

Cages-Kalender.
Samstag 21. April: Abendunterhallung des Ge=
ſangvereins
Liedertafel. - Vorleſung von Hugo
Wauer im Saale zur Traube.
Montaa 23. April: Biertes Concert der Großher=
zoglichen
Hofmuſik.
Mittwoch 23. April: General=Verſammlung der
Aktien=Geſellſchaft für Gasbeleuchtung.
Samstag 28 April: Große Abendunterhaltung
mit Tanz des Krieger=Vereins.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 20. April.
Eingetretener Hinderniſſe wegen wird ſtatt der
angeköndigten Stücke aufgefuhrt:
Aſchenbrödel.
Luſtſpiel in 4 Atten von R Benedix
47Elfriede . Fräulein Spettini,
vom Großherz. Hoftheater in Schwerin, als Gaſt.

3206)

Em Saale der Teaube:
Samſtag den 21. April, Abends präciſe 7½ Uhr:
Othell0, Der Mohr von Denedig,
Tragödie von Shakeſpeare, rhetoriſchedramatiſch vorgetragen von
Huno Waner, Director der Theaterakademie zu Berlin.
ENur der eine Vortrag kann ſtattfinden. -- - Billets 2 Mark, für Schüler u. Schülerinnen 80 pfg.
ſind von heute ab bis zum Beginn des Vortrages in der Buchhandlung des Hrn. A. Bergſträßer zu haben.
Abendkaſſenbillets 3 reſp. 1 Mark.

Mittheilungen ans Stadt und Land.
(Darmſtadt, den 20. April.
Die Stadt und der Kreis Offenbach haben einen herben Verluſt
zu beklagen. Der Großh. Kreisrath von Grolman, ein tüchtiger, hu=
maner
Beamte, der Alle, die mit ihm dienſtlich und außerdienſtlich in Be=
rührung
kamen, mit gleicher, Vertrauen erweckender Freundlichkeit behan=
delte
, wurde wahrend eines Spaziergangs von einem Schlaganfalle be=
troffen
, in Folge deſſen er des Abends verſchied. Jeder, der den ſo früh
Dahingeſchiedenen kannte, wird den Verluſt deſſelben fuͤr ſeine Familie ſo=
wohl
, ſowie für den Kreis Offenbach, in welchem derſelbe ſeit mehreren
Jahren ſegensreich wirkte, tief beklagen.
O. Z.
Der heſſiſche Reichstags=Abgeordnete Wadſack iſt von einem
Schlaganfall betroffen worden, in Folge deſſen er auf einer Seite gelähmt
wurde. Vorläufig ſchwebt deiſelbe nicht in Lebensgefahr.
Die von einem hieſigen Blatte gebrachte Notiz. daß die Vorträge
des Herrn Hofgerichis.aths Heinzerling im Polytechnikum über Na=
tionalskonomie
während der Aſſiſenſitzungen ausgeſetzt ſeien, entbehrt der
Begründung, indem dieſe Vortkäge bei Beginn des Semeſters eröffnet
worden ſind und bieher keine Unterbrechung erfahren haben. Dieſelben
ſinden Abends von 5 6 Uhr ſtatt.
Die in der Buchhandlung Großh. Staatsverlags ſoeben erſchienene
officielle Ausgabe der Juſtizgeſetze für das deuiſche Reich zeich=
net
ſich neben der hübſchen Ausſtattung auf Schreibpapier, durch einen ſo
außerordentlich billigen Preis lgeheſtet 1 M. 80 Pf., in Leinwand gebun=
den
3 M.) aus, doß ſich dieſelbe zur Anſchaffung jür Fachmänner nicht
allein, ſondern auch für Private die ſich mit den neuen Reichsjuſtizge=
ſetzen
bekannt machen wollen, ganz vorzüglich eignet. Wie in Frankreich
der code Napoléon in den meiſten Familien einheimiſch iſt, ſo ſollte dies
auch in Deutſchland mit dem Reichs=Juſtiz=Geſetzbuch ſich geſtalten.
Die kalte und von häufigem Wechſel begleitete Witterung im Mo=
nat
Maͤrz d. J.konnte dem Geſundheitszuſtand in den Gemein=
den
Darmſtadt und Beſſungen nicht ſörderlich ſein und haben ſich
daher auch die Todesſuͤlle beträchilich vermehrt. Maſern insbeſondere und
Krankheiten der Athmungsorgane, welche ſchon im Februar eine größere
Sterblichkeit, gegenüber den Vormonaten, zur Folge hatten, traten noch
verderblicher auf und veranlaßen eine relativ bedeutende Zahl von Lodes=
fallen
. Im Ganzen verſtarben im März 124 Perſonen oder 27.19 von
10000 Lebenden, während die letziere Ziffer im Februar 26.54, im Januar
aber nur 20.17 betragen hat. An epidemiſchen 2. Krankheiten erlagen 39
Prſonen, gegen 6 im Januar und 22 im Februar d. J. Maſern brachten
24 Tovesſälle, gegen 3 im Januar und 17 im Februar. Durchfall und
Brechdurchfall veranlaßte 4, Keuchhuſten 3. Bräune und Diphiheritis 3.
Unterleibstyphus 2. Wochenbenkrankheiten, Roſe und Rheuma je 1 Todes=
ſalle
. Krankheiten vicht epidemiſchen ꝛc. Charakters nahmen in 85 Fällen
einen tödtlichen Verlauf und iſt hier vornehmlich Schwindſucht (Phihiſis,
mit 26 Todeefallen, gegen 22 im Februar und 13 im Januar, vertreten.
An Entzündung der Luftröhren, der Lungen und des Bruſtſells verſtarben
14 an Krämpfen 6 an Lebensſchwüche 6, an Schlagfluß 5. an Gehin=
krankheiten
5, an Krebekrantheiten 4, an organiſchen Herzkrantheinen 2.
an Altersſchwäche 1 Perſon. An ſonſtigen Krantheiten eilagen 13 Per=
2n.x Unbekannt blieb die Todesurſache von 3 Perſonen.

Die beiden Württembergiſchen Reiter=Regimenter,
welche außer der hieſigen 25. Cavallerie Brigade und den Huſaren= Regi=
mentern
Nr. 13 (Frankfurt=Mainz) und Nr. 14 (Caſſeh an den unter dem
Commando des Generalmajors von Wichmann im September d. J bei
Griesheim ſtattfindenden Cavallerie=Diviſions=Uebungen Theil nehmen, ſind
das 1. Wartt. Dragoner=Regiment (Königin Olga) Nr. 25 und das 2.
Württ. Uulanen=Regiment (König Wilhelm) Nr. 20. Beide Regimenter
garniſoniren in Ludwigsburg.
6 In der geſtrigen Schwurgerichtsſitzung wurde der 19jährige Gold=
arbeiter
Conrad Vierheller von Neu=Pſenburg. welcher auf ſeinen
Stiefvater in der Abſicht ihn zu tödten auf die Entfernung von einem
Schritt einen Piſtolenſchuß abfeuerte, ihn aber glücklicherweiſe nur an der
Wange verwundete, wegen verſuchten Todtſchlags in eine Zuchthausſtrafe
von 2 Jahren verurtheill.
O Die Schutzmannſchaft hat Veranlaſſung genommen gegen die in
Bleſſungen hauſenden Zigeuner, die auch hier ihrer eigentlichen Pro=
ſeſſiön
dem Bettel oblagen, energiſch vorzugehen und einige derſelben in
Gewahrſam zu nehmen.
Wie durch die ortsübliche Schelle bekannt gemacht wurde, hat die
in Beſſurgen lagernde Zigeunerbande ihre Reiſepapiere verloren.-
Dies wird hoffentlich keine Urſache geben ihre von den Bewohnern ſehn=
lichſt
gewünſchte Abreiſe zu verzoͤgern.
Eingeſandt. Vor einigen Tagen ereignete es ſich in einem hieſigen
Gaſthofe, daß kurz nach der Abreiſe eines Logirgaſtes das Zimmermädchen
dem Witthe eine Börſe mit Geld ubergab, die angeblich in dem eben
verlaſſenen Zimmer im Bette ſich vorgeſunden hatten. Richtig traf um
Mitternacht ein Telegramm ein das den Fund reklamirte und hatte der
Wirth die Genugthuung anderen Morgens dem unvorſichtigen Gaſte die
zurückgelaſſene Börſe mit 400 Mark in blanken Golde überſenden zu kön=
nen
. Soweit wäre alles gut. Wie aber hätte ſich der Fall geſtaltet
wenn das Geld ganz ohne Verſchulden des Wirthes oder ſeiner Leute ver=
ſchwunden
blieb; Welchen Vermuthungen, Deuungen, Recherchen von
Seiten der Polizei, ja ſelbſt welchem langwierigen in ſeinem Ausgange
zweiſelhaften Prozeſſe, ware der ganz und gar Unſchuldige ausaeſetzt ge=
weſen
! Es beſteht nämlich bei uns auf Grund der römiſchen Geſetze noch
die Beſtimmung, daß die Gaſtwirthe ihren Logirgaſten für die von dieſen
in den Gaſthof eingebrachten Sachen haften müſſen; eine Beſtimmung
die in ihrer Allgemeinheit einen recht guten Sinn hatte, als-
bei
den
damals unentwickelten Verkehrsverhältniſſen - auf den Witthen des alten
Italiens der Verdacht, gelinde geſagt, der eigenen Unzuverläſſigkeit lag,
die aber für unſere deutſchen modernen Verhäliniſſe auch enfernt keine
Berechtigung mehr hat. Hier wäre es gerechtſertig wenn die Geſetzgebung
eingriffe und eine Beſtimmung aufhöbe, die die Mitglieder eines ehren=
weithen
Standes mit dem Makel eines Verdachtes behaſtet, und der Un=
vorſichtigkeit
. dem Leichtſiun. wir wollen nicht von Schlimmerem reden
Thür und Thor öffnet. In Rheinheſſen beſieht dieſe Haſtpflicht der Wirthe
nicht mehr, und es iſt anzunehmen, daß ſie auf dem Wege der Reichsge=
ſetzgebung
geregelt und in ihrer jtzigen unberechtigten Ausdehnung abge=
ſchufft
wird. Allein bis dies geſchieht kann noch lange dauern und ware
es wohl am Platze, wenn die Geſetzgebung des Einzelſtaates, ihrer civili=
ſatoriſchen
Aufgabe getreu, eingreiſen und das Uebetbleibſel eines barbari=
ſchen
Zeinalters beſeitigen wollte.