Darmstädter Tagblatt 1877

2D
BEELESvTEL SLUO

Abonnementsprels
6 Mark jährlich incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
Amtern Beſtellungen entgegengenom=
men zu 1 Mark 90 Pf. pro Quartal
md. Poſtaufichlag und Beſellgebühr.

(Frag= und Anzeigeskatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
hllufrirtes Anterhaltungsblatt.

Inſerate
werdnanganommar nDarmſtadt
von der Expedition, Rhemfr. Nr. 28.
in Beſſungen von Friedr. Wßer,
Friedrichsſtr. Nr. 1. ſowte auswärts
von allan ſollden Aungrea=Gepe
ditienen.

140. Jahrgang.
Amkliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamtz, ſowie des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

4E.

Freitag den 9. Februar.

1877

B e k a n n t m a ch u n g.
Gemüß der Beſtimmung in pos. 6 Abſatz 5 der Inſtruction zur Ausführung des Geſetzes über die Natural=Leiſtungen für
die bewaffnete Macht im Frieden (Reichsgeſetzblatt Nr. 25 von 1875) wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß für
den Monat Januar 1877 als Durchſchnittsmarktpreiſe für
Hafer 18 Mark, — Heu 10 Mark, - Stroh 10 Mark
per 100 Kilogramm ermittelt worden ſind.
Darmſtadt, den 6. Februar 1877.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
In Verhinderung des Kreisraths:
v. Marquard, Regierungsrath.

1016)
Veröffentlichung
aus dem Firmen=Regiſter Großherzoglichen
Stadtgerichts Darmſtadt.
In dem Firmen=Regiſter unterzeichneten
Gerichts wurde heute folgender Eintrag voll=
zogen:
Heinrich Haas und Abraham Joſeph
betreiben ſeit 15. September 1876 an
hieſigem Platze ein Tuch= und Buckskin=
Geſchäft en groc unter der Firma Haas
und Joſeph. Beide Theile ſind in Ver=
tretung der Firma gleichberechtigt.
Darmſtadt, den 2. Februar 1877.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Königer,
Joſt,
Stadtrichter. Stadtgerichts=Aſſeſſor.

Bekanntmachung.
Die Aulieferung von gußeiſernen Waſſer=
leitungsröhren ſoll auf dem Soumiſſions=
weg vergeben werden. Die hierauf bezüg=
lichen Offerten ſind bis zum Samſtag den
10. Februar l. J., Vormittags 10 Uhr,
bei dem Stadtbauamt einzureichen, woſelbſt
Voranſchlag und Bedingungen zur Einſicht
offen liegen.
Darmſtadt, den 3. Februar 1877.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
038

1017)
Submiſſion.
Das Anfahren von Sand in den frü=
heren Vogel'ſchen Bleichgarten beabſichtige
ich zu vergeben und erſuche geeignete Ueber=
nehmer, ihre bezüglichen Offerten (per Cub.=
Meter) bis längſtens den 14. d. Mts. bei
mir einzureichen.
J. Müller.

Feilgebotenes.
299)
Butterpulver
verkürzt die Leit des Butterns, macht
die Butter fester und schmackhatter u.
verhindert das Ranzigwerden derselben.
Ein Paquet, ausreichend für 500 Liter
Milch, 50 Pfg. zu haben bei
C. Sehwelekert in Darmstadt.
G. A. Gläser in Dieburg.

Holz=Handlung v. Gebr. Vogel
Nauheim bei Groß=Gerau.
Broßes Lazer (OE. 5791)
ſelbſt ausgehauener Daubhölzer
4909) für Bier= und Weinfaß.

969) Purnished Appartements.- 2
Sitting Rooms, 5 Bedrooms, Kitchen &e.

735)
Beſten blanken
Hodioindtlébertran

bei

kein Neufoundländer,
Heorg Liebig Hohn.

Emser Pastillen.
aus den festen Bestandtheilen der
Emser Duellen unter Leitung dor
Administration der Könie Wilhelms
Felsenauellen bereitet, zeitahren
gegen Halz- und Brurtleiden bo-
währt, in plombirten Schachteln
mit Cortrolstreifen vorräthig in
Darmstadt in der Adler-Apotheke
des Herrn Dr. A. Tenner.
und bei Apotheker H. Calm.
10119)
berg.
Engros=Verdandt; Hagauin der Enser
Felsenquellen in Cöln.
Im
f . rriD
rADhhn.

MriArAunuDi
(Ein gebrauchter Dampfkeſſel, zu
G E einer Dampfheizung noch verwend=
bar, wird nebſt Montirung billig abgegeben.
Näheres im Verlag.

877) Die neuerbaute Vällæ auf dem
großen Herdweg iſt zu verkaufen.

963)

Gdhvuoaohs Germöhioe”

den Meter zu 60 Pfg. empfiehlt
Theodor Schwob.

Srankfurter Braiwürste
E
empfiehlt
L. Brüchweh,

Kirchſtraße 9.

Hof=Lieferant.

Feinsles Speiséöl,
T rein geſtoß. Raffinade
empfiehlt zu ſehr billigen Preiſen
Ph. Weber
Carlsſtraße 24.
1019)

Gedörrte Zwetſchen,
von vorzüglicher Süße.
Jud. Heyl Sohn
Holzſtraße 17.
1020)

nGhGIL O00
von heute an bei
WIL. Schullz,
1021) Eliſabethenſtraße 25.

1022) Ein ſchwarzes Leder=Sopha zu
verkaufen. Näheres bei der Exp. d. Bl.
Aecht ital. Hacaroni
von 40- 70 Pf.
„ Iyoner dlo. per ½ Kilo,
„ deutsche dto.
„ türkische zwetschen
von bekannter Qualität,
Apfelschnitzen
empfiehlt billigſt
Ph. Neber
1023)
Carlsſtraße 24.

Feinſtes Speiſesl per Schoppen 46 Pfa.
Feinſtes Blumenmehl per Pſd. 26 Pfg.
Paul Störger Sohn,
972a
Kirchſtraße Nr. 25.

Vermiethungen.
wo=.
KrxaAukrxixntxrzrzar
8921) Ecke der Magdalenen= und
N Lautenſchläger=Straße eine hübſche 8
4 Wohnung von 3-4 Zimmern, Küche ꝛc.)
dé mit Glasabſchluß ſofort zu vermiethen.
4 Auf Verlangen möblirt.
-Xen.
Pm
TTTTATTTATTTTaTTAr)
43) 2 gut möblirte Zimmer zu ver=
miethen. Ernſt=Ludwigſtraße 10, 1 Tr. hoch.
JTr.
vixr”
pai.
TTTAzLLazAAAA-ArAXX)
974) Heinrichſtraße 44 iſt ein=
¼1 ſchöne Wohnung von 7—8geräumi= F
gen Zimmern bald zu beziehen.
55
Näheres im Hauſe im 3. Stock.
-.
wuuy
xxxxzzzxz-LaAaXxrz.

Vermiſchte Nachrichten.
785) Ein gebrauchter, aber noch in
gutem Zuſtande befindlicher Barren wird
zu kaufen geſucht. Näheres im Verlag.

417) Ich ſuche zu einem Specereigeſchäf
einen geeigneten Laden mit Einrichtung
nebſt Logis auf einem frequenten Platz hier.
Jakob Stumpf, Runde=Thurmſtraße.

Schellflsche,
[1004
Peezungen,
Cabliau,
Gechte
Bräsen ; lebend,
Bärsche
8hein-Salm,
Kdhein Lachs
empfiehlt
Die Fluß= u. Seefiſch=Handlung von

L. Brüchweh,

Samſtag den 10. Februar 1877, Abends 7 Uhr,
findet im großen Saale des Saalbaues zum Beſten armer Lehrerwittwen
des Großherzogthums eine
Pramatiſch=Muſikaliſche Aufführung
von
Studirenden des Polytechnikums
Zur Aufführung gelangen:
ſtatt.
1) Ouverture zu Titus von Mozart.
2) Reinecke Fuchs, Schönbartſpiel in 3 Acten von O. Roguette.
3) Intermezzo von Würſt.
Liebesliedchen von Taubert.
Homent musical von Schubert.
4) Hochzeitsmiarſch aus dem „Sommernachtstraum v. Mendelsſohn=Bartholh)
Eintrittskarten M. 2. 50 ſind vom 29. Januar an in der Buchhandlung des
Herrn A. Bergſträßer zu haben.
Eintrittspreis Abends an der Kaſſe 3 Mark.
Der Polytechniker=Ausſchuß:
Georg Schneller,
Aug. Utſch,
Schriftführer.
716)
Vorſitzender.

1009)
Polytechnitzer-Aufführung.
Den Schülern und Schülerinnen der hieſigen Schulen iſt der Beſuch der
Kauptprobe im Saalbau
am Freitag den 9. Februar 1877 Abends halb 9 Uhr für 40 Pfennig Eintritts=
geld freigeſtellt.
Der Polytechniker=Ausſchuß.

A6 29.

=

indlung

Höhere Mädchenſchule zu Darmſtadt.
Die unterzeichnete Direktion macht mehrfacher Aufragen halber hierdurch bekannt,
daß die neuen Aufnahmen von Schülerinnen erſt zu Oſtern an noch näher zu beſtim=
menden Tagen ſtattfinden können; dagegen iſt der Unterzeichnete bereit, Meldungen für
die Seminarklaſſe ſowohl von den jungen Damen, die ſich zur Lehrerinnen=Prüfung
vorbereiten, als auch von Damen, die nur an einzelnen Lehrvorträgen theilnehmen
wollen, ſchon jetzt entgegenzunehmen, ſowie jede darauf bezügliche Auskunft zu geben.
Sprechſtunde im Schulgebäude jeden Mittwoch und Sonnabend von 11 Uhr ab.
Die Großherzogliche Direktion der höheren Mädchenſchule zu Darmſtadt.
1026)
Dr. Wulckow.
1027)
Güter=Verkehr.
Vom 10. Februar d. J. ab wird die Station Sachſenhauſen der Frankfurt=
Bebraer Bahn in der Eigenſchaft einer Main=Neckarbahn=Station in den inneren
Güterverkehr der Main=Neckarbahn ſowie in den Verkehr mit der badiſchen Station
Mannheim und zwar mit den gleichen Frachtſützen wie die dieſſeilige Station „ Frank=
furt=Weſtbahnhof” einbezogen werden, worüber das Nähere in ſämmtlichen dieſſeitigen
Güter=Expeditionen zu erheben iſt.
Darmſtadt, den 6. Februar 1877.
Direction der Main=Neckarbahn.

1032)

N e n e r

Joller-henohle
ür
Bierbrauer, Weinhändler
und Wirthe.
Der Leuchter kann zum Hängen, Stellen, Legen und
Einſchlagen in's Faß verwendet werden ohne daß dieſ
Kerze aus ihrer ſenkrechten Stellung tritt.
Preis per Stück 3 Mark.
Rheinſtraße
P. Graof,
Nr. 3.

Aechten alten Hordhäuser
empfiehlt
1028) Georg Liebig Sohn.

1029)
Schenkammen
werden nachgewieſen bei
Frau Joh. Trietſch, Eberſtadt.

Amerik. Schweineſchmalz
in prima Waare empfiehlt billigſt
1030)
Georg Liebig Sohn.

1015) Heinheimerſtraße Nr. 7 parterre
werden Röcke und Couverten billigſt u.
beſtens geſteppt.

Getaufte, Getraute und
Beerdigte bei der Beſſunger
Gemeinde.
Betauft e.
Am 7. Januar: Dem B. und Maurer Georg
Leonhard Aßmuth I. ein S., Johann Peter, geb.
am 14. October. Dem B. und Weißbinder Lud=
wig Klingel eine L., Margarethe, geb. am 14. Dec.
Am 9. Jan.: Eine unehel. T., Eliſabeth Marie,
geb. am 29. Dec. Am 14. Jan.: Dem Schloſſe=
David Huhn aus Schmalkalden ein S., Jakob,
geb. am 16. Dec. Dem Buchhalter Adam Flach
eine L., Conſtanze Mathilde, geb. am 9. Dec. Am
21. Januar: Dem B. und Zimmermann Adam,
Lehr 1. ein S., Philipp, geb. am 10. Januar.
Dem Fahrknecht Johann Georg Müller aus Rödel
ein S., Georg, geb. am 2. Jan. Am 24. Jan.:
Dem Großh Hof=Stallmeiſter in P. Freiherrn
Auguſt von Schäffee=Bernſtein ein S Wilhelm
Franz. geb. am 14. Dec. Am 28. Jan.: Dem
B. und Ackersmann Georo Friedrich Eioenbrodt

valdiener Johannes Steiger aus Gräſenhauſen ein
S., Karl, geb. am 14. Januar.
Getrau t e.
Am 7. Januar: Chriſtian Friedrich Noldt, Fab=
rikarbeiter, ehel. led. S. des verſt. B. und Schuh=/
machermeiſters Conrad Noldt, und Anna Chriſtina
Wilch, ebel. led. L. des verſt. B. und Ackermanns
Michael Wilch aus Auerbach.
Beerdi gt e.
Am 4. Januar: Friedrich Emil Eigenbrodt,
ehel. led. S. des verſt. Großh. Landrichters wei=
land Leopold Eigenbrodt, alt 76 J. 11 M., ſtarb
2. Jan. zu Arheilgen. Am 14. Jan.: Der B.
und Tagloͤhner Johann Franz Finger aus Ober=
Ramſtadt, Wittwer, alt 70 J. 2 M. 19 L., ſtarb
12. Jan. Am 16. Jan.: Der B. und Garten=
arbeiter Chriſtian Lang, 55 J. 7 M. 27 T. alt,
ſtarb am 14. Jan. Der B. und Schloſſer Franz
Ludwig Vollhardt, 81 J. 6 M. 27 T. alt, ſtarb
14. Jan. Am 17. Januar: Margarethe Kaiſer
geb. Zehfuß, Wittwe des Großh. Geſtütsdieners
Bernhard Kaiſer aus Darmſtadt, alt 77 J. 10 M.
17 L., ſtarb 15. Jan. Am 28. Jan.: Der B.
und Schlaſſer Luomi= Nhwuth

211
Friedr Schaoſer,
1031) Ludwigsplatz 7.
Chocolade-Labrik.
Chocoladen bekannte feine u. reine Sorten.
Lacoigne ſcharfeutölt mit Gebrauchs=
Anweiſungen.
Sohvämme.
Loger
in allen Sorten für Toilette, Pferde und
Chaiſen ꝛc.
Ital. Brünellen,
Katharinen=Pflaumen, Kirſchen,
Türkiſche Zwetſchen,
Feine Aepfel,
Italieniſche Maccaroni,
Fleiſch=Ertract,
Kinder=Mehl,
Condenſirte Milch.
Friſche guneraiwaſſer.
echt Eoglische Bscuits
ſchön friſch.
Albert, Napoleon, Nie Nac Paney, Com-
bination u. Mixed.

Feine Spirituoſen,
Arac, Rum, Kirſchwaſſer,
Cognac,
Feine Liqueure von Wyuand
Fockink in Amſterdam u. Eigenes Fabrikat.
Cages-Kalender.
Freitag 9. Febr.: Verſammlung der Milglieder des
Localgewerbe=Vereins und des Handels=Vereins.
Samstag 10. Februar: Dramatiſch=Muſikaliſche
Aufführung im Saalbau. - Ball des Gſang=
vereins Sumſer.
Ball der Turngemeinde
Beſſungen.- Ball des Geſang ereins Liederzweig.
Sonntag I1. Februar: Maskenball im Kolho=
liken=Verein.
Montag 12. Februar: Vereinsſitzung der Mit=
glieder des Handelsvereins für Darmſtadt und
Beſſungen.
Ball der Vereinigten Geſellſchaft.
Dienſtag 13. Februar: Maskenball im Saalbau.
Mittwoch 14. Februar: Grande Soiree und Con=
cert im Saale zur Traube.
Samstag 17. Februar: Maskenball des Bürger=
Vereins.
Maskenball des Geſangvereins
Sängerluß.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 9. Februar.
Neu einſtudirt:
Ein Luſtſpiel.
Lufiſpiel in 4 Akten von R. Benedir.
Franziska Hainwald, eine
Frl. Verl.
junge reiche Wittwe
Erneſtine, ihre Freundin
Frl. Ethel.
Hr. Weener.
Brömſer, Gerichtsrath a D.
Hr. Edward.
Karl Fichtenau, ſein Neffe
Hr. Fiala.
Bergheim Muſikdirector
Hr. Wisthaler.
Dr. Weſt, Advokat
Frau Waltrop, Hausbeſitzerin Hpr. Eppert.
Frl. Hoffmann.
Agnes, ihre Nichte
Hr. Franke.
Tumpel, Aufwärter
Luchs, Diener bei Frau
Hr. Leib.
Hainwald .
7 Berpkar.
Gianſtmädche.

Eiſenbahu=Frachtbriefe
ord. Gut Mark 7, Eilgut Mark 8 pr. 1000.
L. C. Willich'ſche Hoſbuchdruckerei.

TTxxxxxrxzzzz axl
8943) Feine Masken=Anzüge preis=d
d würdig zu verkaufen. Wo ? ſagt die
Expedition d. Bl.
LxxrzrxTATxruxrxuzrzi

Mittheilungen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, den 9. Februar.
— Poſtperſonalnachrichten. 1) Verſetzt ſind: der Ober= Tele=
graphiſt Korte von Alzey nach Mainz, der Poſtaſſiſtent Grützner von Fried=
berg nach Striegau, der Telegraphiſt Hahn von Mainz nach Coblenz.
2) Enilaſſen iſt: der Kanzleidiätarius Rother.
In der letzten Sitzung des Lokalgewerbvereins wurde über die
Vorſchläge des Bürgermeiſters Ohly, das Lehrlingsweſen betreffend ver=
handelt und abgeſtimmt. Im Weſentlichen nach dem Wortlaut jener Vor=
ſchläge kamen vier Punkte zur Annahme, nämlich die folgenden: 1) Es be=
darf beſonderer igeſetzlicher und mit behördlicher Autorität ausgerüſteter aus
Vertretern des Staats, Arbeitgebern und Arbeitnehmern zuſammengeſetzter Or=
gane, welche das Lehrlingsweſen regeln und beaufſichtigen und Streitigkeiten in
Bezug auf die Verhältniſſe der Lehrlinge entſcheiden. Wo wohlorganiſirte
Innungen beſtehen oder ſich bilden ſind dieſen die Funktionen ſolcher Organe
zu übertragen. 2) Die ſchriftliche Abfaſſung und Regiſtrirung der Lehrver=
träge iſt für obligatoriſch zu erklären, ſo daß nicht ſchriftlich abgefaßte und
nicht regiſtrirte Verträge unverbindlich ſind. Unter demſelben Rechtsnachtheil
muß der Vertrag mindeſtens Folgendes enthalten: a. Die Zuſtimmung der
Eltern oder des Vormunds des Lehrlings; b. Die Dauer der Lehrzeit; c. Die
Feſtſtellung des Lehrgeldes (ob, wie viel und wann ſolches zu zahlen ſei)
l. Die übrigen Leiſtungen des Lehrherrn an Wohnung, Verköſtigung, Klei=
dung ꝛc. Die Einregiſtrirung erfolgt durch die gub. 1 bezeichneten Organe.
3) Für den Fall, daß die Abfaſſung der Lehrverträge in unzureichender Weiſe
ſtattgefunden haben ſollte, ſind Normativbeſtimmungen aufzuſtellen, welche
alsdann zur Auwendung kommen. Dieſe haben ſich namentlich auch darauf zu
erſtrecken a. daß den beim Lehrherrn wohnenden Lehrlingen eine den For=
derungen der Sittlichkeit und Geſundheit entſprechende Schlafſtelle gewährt
und b. der Lehrling nicht in einer ſeine körperliche und geiſtige Ausbildung
hindernden Weiſe überlaſtet werde. Die Beſtimmungen der Gewerbeordnung
über den Schutz der jugendlichen Arbeiter in Fabriken ſind mit den ent=
ſprechenden Modificationen und Erweiterungen auf die Lehrlinge auszudehnen.
Die Zuwiderhandlung iſt mit Straſe zu bedrohen. Auch kann gleichzeitig
das Lehrlingsverhältniß für aufgehoben erklärt werden. 4) Es iſt für alle
Lehrlingsverhältniſſe eine mindeſtens einmonatliche Probezeit vorzuſchreiben,
während welcher dem Lehrherrn der Rücktritt vom Vertrag freiſteht. Punkt 5
lautet nach dem Vorſchlage: Der widerrechtliche Vertragsbruch iſt - abge=
ſehen von den civilrechtlichen Folgen - mit Strafe zu bedrohen, und zwar
gegen den Thäter, Anſtifter, Theilnehmer und Begünſtiger, insbeſondere auch
gegen denjenigen, welcher einen Lehrling, wiſſend, daß derſelbe eutlaufeu iſt, in
Lehre oder in Arbeit nimmt oder behält.
Derſelbe wurde mit der Modification anzenommen, daß der auf wider=
rechtlichem Vertragsbruchr betroffene Lehrherr mit Geldſtrafe, der Lehrling dagegen
eventnell auch mit Gefängnißſtrafe belegt werden ſolle. Die Punkte 6 und 7
wurden wörtlich angenommen: Es bedarf für Lehrlinge, welche ſich nicht für
anderweitige Fortbildung genügend ausweiſen, obligatoriſchen Unterrichts in für
Lehrlinge geeigneten Schulen. — Arbeiter unter 18 Jahren dürfen in Gewerbe=
oder Fabrikbetrieben nicht beſchäftigt werden, wenn dieſelben nicht mit einem in
Gemäßheit des 8 131 der Gewerbeordnung ausgeſtellten und eingerichteten
Arbeitsbuch verſehen ſind. Zuwiderhandlung von Seiten der Arbeitgeber iſt
zu beſtrafen. Punkt 8 lautet: Lehrherren, welche wegen Zuwiderhandlungen
gegen die geſetzlichen Beſtimmungen über das Lehrlingsweſen beſtraft werden,
kann zugleich die Befugniß, Lehrlinge zu halten, aberkannt werden. — Derſelbe
wird dahin abgeändert, daß die Befugniß zum Halten von Lehrlingen eine
dauernde oder auch nur eine zeitweilige ſein kann.
(D. Z.)
- Am 6. Februar waren dem Verein gegen Berarmung
und Bettele: 739 Mitglieder mit 9546 Muk Jahresbeiträgen an=
gemeldet.
Ueber die im vorigen Jahr vom 17 Jan. bis incl. 18. März in
Belrieb geweſene Suppenanſtalt iſt die Rechnung dermalen offen
gelegt.
Nach beiſelben wurden an freiwilligen Beiträgen vereinnahmt 91 M.,
aus dem bei der Sparkaſſe angelegten Kaſſevorrath entnommen 1731 M.
71 Pf., für ausgegebene 48774 Portionen Suppe d45 Pf. 2438 M. 70 Pf.,
ür Küchen Abſälle und verſteigerte ſonſtige Gegenſtände 212 M. 5 Pf.,
zuſammen 4473 M. 46 Pf., und ausgegeben fur 473 Kilo Ochſenfle ſch
615 M. 21 Pf., 31⁄ Kilo dammelfleiſch 36 M. 22 Pf, 147 Kilo Nieren=
fett 204 M. 38 Pf., 86½¾ Kilo Schmalz 123 M. 54 Pf, 9200 Kilo Kar=

toffeln 482 M. 95 Pf., 1250 Kilo Erbſen 503=M. 50 Pf., 780 Kilo Lin=
ſen 306 M. 45 Pf. 817 Kilo Bohnen 196 M. 8 Pf., 550 Kilo Reis
220 M., 406 Lilo Mehl 179 M. 85 Pf., 345 Kilo Brod 75 M. 78 Pf.,
4074 Kilo Salz 70 M. 80 Pf, für Grünes., Gewürz ꝛc. 229 M. 70 Pf.,
zuſammen 8193 M. 96 Pf., ſodann für Heizung und Beleuchtung 385 M.
93 Pf., für Geräthe 98 M. 83 Pf., für Taglöhne 729 M. 9 Pf., für
diverſe kleine Ausgaben 67 M. 65 Pf., zuſammen 4473 M. 46 Pf. Das
Vermögen der Anſtalt beträgt dermalen noch 7688 M. 75 Pf.
— Aus einem Inſerate in dem heutigen Blatte ergiebt ſich, daß neue
Auſnahmen von Schülerinnen an der höheren Madchenſchule erſt
zu Oſtern ſtattfinden können, wogegen Anmeldungen für die Seminar=
klaſſen jetzt ſchon von Herrn Director Dr. Wulckow entgegen genommen
werden.
Nachdem in den letzten 8 Tagen 2 Octroi=Auſſeher und ein aus=
wärtiger Geſchäftsmann unter der Anſchuldigung ſtrafbarer Unter=
chleife zum Nachtheil der Stadt auf Antrag der Bürgermeiſterei verhaf=
tet worden waren, iſt geſtern auch die Verhaftung des Gehülſen eines Octroi=
erhebers erfolgt. Sicherem Vernehmen nach ſtehen von Seiten Gr. Bürger=
meiſterei eingreifende Maßregeln zur Verſchärfung der Auſſicht und Con=
trole in Ausſicht.
— Die hieſigen Zuchtvieh= und Kälbermärkte waren im abgelaufenen
Jahre mit 33 Pferden, 70 Ochſen, 2186 Kühen und Rindern, 5081 Kälbern,
493 Hämmeln, 125 Schweinen und 50 Ferkeln befahren, wofür die Stadt
ein Standgeld von 636 M. 75 Pf. erzielte. Die Kälbermürkte wurden erſt
im Laufe des Sommers eingeführt.
N. H. V.
— Das ſoeben erſchienene J. Heſt des 19. Jahrgangs von „Ueber
Land und Meer= (Stuttgart, Verlag von Eduurd Hallberger) hat ne=
ben vielen Illuſtrationen wieder einen überaus mannigfaltigen und intereſ=
ſanten Inhalt, den wir nachſtehend zur Kenntniß unſerer Leſer bringen.
Text: Aus eigener Wahl. Novelle von Gräfin Anna Pongracz.
Kaiſer Alexander II. — ſoſaken auft dem Marſche. — Notizblätter.-
Marienthal. Erzühlung von. Levin Schücking. Schluß.-Venedig.- Das
kaiſerliche Paris. Von Leo Warren. L. — Der geheilte Patient. Erzühlung
von J. P. Hebel. — Stephansplatz und Rothenthurmſtraße in Wien. Von
S. - Aus meinen Kadettenjahren. Loſe Blätter von Johannes van De=
wall. 18. 19. Ein Tag im berliner Kadettencorps. III. IV. - Aus den
Erinnerungsblättern des Freiherrn von Nordkirch. 10. Peter Haller.-
Liebe und Politik. Novelle von Marie Colban. - Goethe's Euphroſyne.
Von C. Conrad. — Der Karneval in Konſtanz zur Zeit des Konzils. 1414.
Von Karl Spindler, - Gries bei Bozen. Aus den Erinnerungen eines
Kurgaſtes. — Ruſſiſcher Truppentransport. — Karl Ernſt v Baer.
Die düſſeldorfer Kunſtakademie. Von Adolph KLohut. — Von der Oſtküſte
des adriatiſchen Meeres. Von M. M. von Weber. 1. Fiume, Martinſchizza,
Abazzia. — Zeitchronik. — Aſtronomiſches Tagebuch. Februar. — Lottene=
ziehungen im Monat Februar. - Vom Bülchermark. — Bilderräthſel.-
Röſſelſprung. - Briefmappe.
(iterariſches.) Deutſche Jugend. Illuſtr. Monats=Hefte.
Herausgegeben von J. Lohmeyer, Verlag von A. Dütr, Leipzig. Unter
künſtleriſcher Leitung von O. Pletſch. Das Februar=Heſt bringt an beſon=
ders werthvollen Beitragen: Der kleine Vagabund. Erzählung von Luiſe
Büchner. Mit 2 Original=Zeichnungen von H. Heubner. - Das Tiſch=
gebet. Gedicht von Karl Gerok. Mit Original=Zeichnung von C. Hotten=
roth. — Aus der Heldenzeit der Schweiz C. Von Fedor von Köppen.
Mit Original=Zeichnung von Alfred Rethel.
Beim alten Seidenzüchter.
Von Karl Schenkling. Mit Illuſtrationen von Fedor Flinzer. Prahl=
hans. Eine Spatzen=Unterhaltung von Victor Blülthgen. Mit Original=
Zeichnungen von Fedor Flinzer. — Gedichte, Rathſel, Knackmandel von
Jul. Lohmeyer, Emanuel Geibel, Friedrich Oldenberg, Rob. Locwicke u. A.
mit Illuſtrationen von Paul Thumann u. A.
Im Verlag von H. Grobel in Caſſel iſt ſoeben die Frühjahrsaus=
gabe des Portemonnate=Eiſenbahn=Kursbuches, vorräthig in
allen Buchhandlungen erſchienen. Trotzdem daſſelbe bedeutend erweitert
und mit einem ſehr hübſchen Ueberſichtskartchen vermehrt worden iſt, be=
trägt der Preis doch nur 80 Pf. Wegen ſeines zweckmäßigen Formatk
verbunden mit ſehr klarem Druck verdient das Büchlein die Aufmerkſamkeit
des reiſenden Publikums.
Ein neues in der Stadt curſirendes Wortſpiel wirſt die Frage
auf: was macht 8 mal 3 und ein Schutzmann? Antwort: 17, denn 8mals
gibt 9 und ein Schutzmann gibt Acht, macht zuſammen 17.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.