Darmstädter Tagblatt 1876


25. August 1876

[  ][ ]

Darmſtaͤdter Tao
LEEI¾

lbonnenentprei=
6 Mark jährlich incl. Bringerlohn
Auswärts werden von allen Poſt=
amtern
Beſtellungen entgegengenom=
men
zu 1 Mark 3o Pf. pro Quartal
ncl. Loſtauiſchlag und Beſtellgebühr.

(Frag= und Anzeiges(att)
Mit der Sonntags=Beilage:
Alluſtrirkes Auterhaltunggblatt.

Inſeret=
verden
angenommen un Darmſtad
don der Expeditlon Rheinſtr. Nr. 28.
in Beſſungen von Friedr. Blößez
Friedrichsſtr. Nr. 7. ſowie auswärkh
von ellen ſoliden Annoneen=Expe
ditionen.

139. Jahrgang.
Amtliches Graau flr die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, ſowie des Großh. Bolizeiamts Parmſtadt.

N166

Freitag den 25. Auguſt,

1876

Darmſtadt, am 21. Auguſt 1876.
Betreffend: Die Controlirung der Mannſchaften des Beurlaubtenſtandes, insbeſ. Mitwirkung der Eivilbehörden.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Da es in neuerer Zeit mehrfach vorgekommen iſt, daß ſich Mannſchaften des Beurlaubtenſtandes (Reſerviſten, Wehrleute und
Erſatz=Reſerviſten I. Cl.) längere Zeit an Orten des diesſeitigen Kreiſes aufgehalten haben, ohne ihre vorſchriftsmäßige Meldung
bei dem Bezirksfeldwebel bewerkſtelligt zu haben, ſo nehmen wir hierdurch Veranlaſſung, Ihnen die Vorſchriften des 8 2 der
Control=Ordnung (II. Theil der Wehr=Ordnung vom 28. September 1875, Regierungs=Blatt Nr. 55) zur genaueſten Nachachtung
zu empfehlen.
Sie haben hiernach ſtrenge darauf zu achten, daß alle im Orte zuziehenden Mannſchaften der fraglichen Kategorieen alsbald
ihre Anmeldung bei dem Bezirksfeldwebel bewerkſtelligen.
Zur Vermeidung von Zweifeln führen wir noch an, daß Reſerviſten und Wehrleute ſich lediglich durch ihren Militärpaß
und Erſatz=Reſerviſten I. Cl. durch ihren Erſatz=Reſerve=Schein I. Cl. auszuweiſen haben.
In Fallen, wo Ihrer Anordnung keine Folge geleiſtet wird, wollen Sie alsbald dem Bezirksfeldwebel Mittheilung machen.
Küchler.

Programm
der
Nationalfeier vom 2. Geptember 1876 in Darmſtadt.

I. Am Vorabend, 1. September:
Abends 7 Uhr: Einläuten des Feſttages von der Stadtkirche, 8½ Uhr Freudenſeuer unter Mitwirkung des Krie=
ger
=Vereins, der Turner=Feuerwehr und der Turngemeinde. (Der Ort wird noch bekannt gemacht) Es werden zuvor Wagen
mit Fahnen durch die Stadt fahren und Brennmaterial einſammeln.
II. Am Feſttag ſelbſt:
1) Vormittags 6 Uhr Choralmuſik vom Stadtkirchthurm. Gun danket Alle Gott. - Eine feſte Burg. - Lobet
6½ 7 Uhr: Einläuten des Feſtes von der Stadtkirche. 8-10 Uhr: Schulfeier in den einzelnen Lehran=
den
Herrn.)
ſtalten. 10 Uhr: Feſtgottesdienſt.
2) Nachmittags: Einweihung des auf dem hieſigen Friedhof den dort gemeinſam berdigten deutſchen Soldaten er=
richteten
Denkmals.
Theilnehmer: Der Stadtvorſtand und die von dieſem Eingeladenen, das Comite, Abordnungen der Großherzoglichen Divi=
ſion
, der Hülfsverein, Angehörige der Beerdigten, Krieger= und Schützenverein, Turngemeinde, Turner=Feuerwehr, Geſangvereine,
die Oberklaſſe einer jeden Schulgruppe, Abordnungen der Gewerkſchaften ꝛc. (Bei der Beſchränktheit des Raumes iſt eine Be=
ſchränkung
der Theilnahme geboten.)
3 Uhr: Aufſtellung des Zugs auf dem Mathildenplatz vor der neuen Kanzlei. 3½ Uhr: Abmarſch (mit Muſik)
über den Markt, Ludwigsſtraße und Schulſtraße, Kapellplatz nach dem Friedhof. Dort Einweihung, Geſang, Salden. Rück=
marſch
nach dem Kapellplatz, wo ſich der Zug auflöſt.
3) Abends 8½ Uhr: Feuerwerk mit Geſang der hieſigen Männer=Geſangvereine, auf dem Louiſenplatz. Dieſelben
ſowie Turner und Turner=Feuerwehr ziehen mit Stearinfackeln vom Rathhaus (wo Auſtellung um 8 Uhr) nach genanntem Platz.
a. Geſünge: Deutſchland über Alles'. Die Wacht am Rhein. Dazwiſchen Anſprache mit Hoch auf Kaiſer und
Reich, durch den Vorſitzenden des Feſt=Comite's Herrn Bürgermeiſter Ohly.

407

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1478

R 166
b. Feuerwerk, vom Monument ſuach dem Rheinthor zu), weßhalb ſich für das Publikum Auſſtellung auf der mittleren
und unteren Rheinſtraße empfiehlt. Schlußdarſtellung: Das eiſerne Kreuz.
9 Uhr: Geſellige Vereinigung der Zugtheilnehmer, ſowie ſonſtiger Feſtgenoſſen, unter Leitung des Vorſitzenden des Co=
mite
s, mit Concert, Geſang, Toaſten, in den Räumen des Schützenhofs. - Ueber das Nähere bleibt Mittheilung vorbehalten.
Schließlich bitten wir unſere Mitbürger, ihre Häuſer zum 2. September feſtlich zu ſchmücken.
Darmſtadt, den 21. Auguſt 1876.
Das geſchäftsführende Comite:
J. B. d. B.:
Appfel, Beigeordneter.
7006)

Vergebung von Bauarbeiten.
Die bei verſchiedenen baulichen Ver=
änderungen
und Herſtellungen an dem Amt=
haus
in der Hügelſtraße dahier vorkom=
menden
Arbeiten, nämlich:
Steinhauerarbeit, 2709 96
Zimmerarbeit,
Dachdeckerarbeit,
Schreinerarbeit,
Schloſſerarbeit,
Glaſerarbeit,
Weißbinderarbeit, 2240
Spenglerarbeit,
Pfläſtererarbeit,
ſollen auf dem Weg der Soumiſſion in
Accord gegeben werden.
k. Von den Plänen, dem Voranſchlag und
den Bedingungen kann am 28 29. und
30. d. Mts. in dem Geſchäftslokal der
unterzeichneten Behörde (Heinrichſtraße 63)
Einſicht genommen werden, bei welcher die
Soumiſſionen verſiegelt und mit der Auf=
ſchrift
Soumiſſion' bezeichnet, bis zum
31. d. Mts., Vormittags 10 Uhr, einzu=,
geben ſind.
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1876.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt
7007)
Köhler.

Mk. Pfg.
Maurerarbeit, veranſchl. zu 5653 44
3640

2368

6154
1906

396

360

Allen Kranken Kraft und Geſundheit ohne Medicin und
ohne Koſten durch die Heiluahrung:
du Barry

TEL LAxlLLcLxlAAr!

von

London.

Feilgebotenss.
6849
Sehr gute
Gesundhleſte -Chocolade
Pfd. 1 Mark.
Hirſch=Apotheke, Markt I.

Im Glaſe
2.
Selterswaſſer
Citron, Himbeer &a; Orange
Arrao, Cognac, Eirsoh-
l
.
Nasser, Halakof & Rum,
empfiehlt
Gl. L. Hriegh,
Ecke der Rhein= u. Graſenſtraße.

Seit 30 Jahren hat keine Krankheit dieſer angenehmen Geſundheits=
ſpeiſe
widerſtanden und bewährt ſich dieſelbe bei Erwachſenen und Kindern ohne
Medicin und ohne Koſten bei allen Magen=, Bruſt=, Lungen=, Leber=, Drüſen= Schleim=
haut
=, Athem=, Blaſen= und Nierenleiden, Tuberkuloſe, Schwindſucht, Aſthma, Huſten,
Unverdaulichkeit, Verſtopfung, Diarrhöen, Schlafloſigkeit, Schwäche, Hämorrhoiden,
Waſſerſucht, Fieber, Schwindel, Blutaufſteigen, Ohrenbrauſen, Uebelkeit und Erbrechen
ſelbſt während der Schwangerſchaft, Diabetes, Melancholie, Abmagerung, Rheumatis=
512 86 mus, Gicht, Bleichſucht; auch iſt ſie als Nahrung für Säuglinge ſchon von der Ge=
burt
an ſelbſt der Ammermilch vorzuziehen. Ein Auszug aus 80,000 Certificaten
über Geneſungen, die aller Medicin widerſtanden, worunter Certificate vom Profeſſor
Dr. Wurzer, Medicinalraih Dr. Angelſtein, Dr. Shoreland, Dr. Campbell, Profeſſor
Dr. Döds, Dr. Ure, Gräfin Caſtleſtuart, Marquiſe de Brshan und vielen anderen
hochgeſtellten Perſonen, wird franco auf Verlangen eingeſandt.
Abgekürzter Auszug aus 80,000 Certificaten.
Nr. 80416. Frau Major Deutſch, geb. von Horn in Poſen; deren Kinder vom
Drüſenleiden hergeſtellt.
Nr. 64210. Marquiſe von Brehan von 7jähriger Leberkrankheit, Schlafloſigkeit,
Zittern an allen Gliedern, Abmagerung und Hypochondrie.
Nr. 75877. Florian Köller, K. K. Militärverwalter, Großwardein, von Lungen=
und Luftröhren=Katarrh, Kopfſchwindel und Bruſtbeklemmung.
Nr. 75970. Herr Gabriel Teſchner, Hörer der öffentlichen höheren Handels=
Lehranſtalt in Wien, in einem verzweifelten Grade von Bruſtübel u. Nervenzerrüttung.
Nr. 65715. Fräulein de Montlouis, von Unverdaulichkeit, Schlafloſigkeit und
Abmagerung.
Earmatadt: Georg Lerch, Emanuel Fuld, G. P. Poth.
Mainz: Hauptdepot Dr. W. Strauß, Mohren=Apotheke, M. Becker
ſeel. Wwe., Weſtenburger, Hellmeiſter, Jean Gaßner, Aug.
Heieck.
Wiesbaden: A. Schirg, A. Brunnenwaſſer, A. Schirmer.
Vorms: J. H. Mayer.

3810) Vervelat, Salaml=, Trüſkel-
Leber-Würste, Inackwürste,
lähnlich der Cervelatwurſt) per St. 17Pf.
vorräthig bei
G. J. Eriegk.

7008) Mainz. Darmſtadt.
Eben empfing neue Zuſendung des beliebten
Tanubez- Aörust.- Aonig'
in allen 3 Flaſchenfüllungen und empfehle
ſolchen unter Garantie der Echtheit zu
Fabrikpreiſen.
Heorg Liebig Hohn.
Louiſenſtraße 10.

Holz=Handlung v. Gebr. Vogel
Nauheim bei Groß=Gerau.
Großes Lager, (DE. 5791)
ſelbſt ausgehauener Daubhölzer.
4909) für Bier= und Weinfaß.

1009)
Butterpulver
verkürzt die Leit des Butterns, macht
die Butter fester und schmackhatter u.
verhindert das Ranzigwerden derselben.
Ein Paquet, ausreichend für 500 Liter
Milch, 50 Pfg. zu haben bei
Em. Fuld in Darmstadt.
C. Schweickert

G. A.Gläser in Dieburg.

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1479

7010) Ein noch ſehr guter Porzellan
Heerd iſt billig zu verkaufen.
Wilhelminenſtraße Nr. 8.

M 166.

Vermiethungen.
56850) Wegen Wegzuges von hier iſt eine
ſchöne bel Etage von 6 Zimmern nebſt Zu=
behör
per Ende Octbr. zu verm.
Waldſtraße 55 Ecke der Promenade.
6797) Ein ſchönes Zimmer iſt zu ver=
miethen
. Arheilgerſtraße 50.
676939; Neckarſtraße 24, 3 St. hoch,
6 Zimmer, Küche nebſt Zubehör, ſowie
allen Bequemlichkeiten, auf Wunſch gleich
beziehbar, zu vermiethen.
Fr.as-m.
C
ATATxTiTi.TAAAATTAX]
44 6942) Eine hübſche Gartenwohnung ds
ds mit großem Garten, beſtehend aus 5=
6-8 Zimmern mit Zubehör, in der z.
4
ſchönſten Lage der Stadt, durch mich d4
ds zu vermiethen. Auf Wunſch auch
möblirt.
B. L. Trier.
CEJ.gn.
zNxr.
Fer
ALArAAA AA TLzAAaTrzt.
6982) Große Ochſengaſſe 27 eine
kleine Wohnung alsbald zu beziehen.

H.
REiCGCkPEkein GUkUROt.
Samſtag den 26. Auguſt 1876 Abends halb 9 Uhr
Monats-Versammlung
im großen Saale des Schützenhofes.
Tagesordnung wie in der anberaumten Verſammlung am 5. Auguſt:
WGeſchäftliche Mittheilungen, Betheiligung an der Sedanfeier, Regelung der
A. Vereinskapelle ꝛc.
Um recht zahlreiche Betheiligung bittet
Der Vorſtand.

Vermiſchte Nachrichten.
6958) Für einen Lehrjungen, welcher die
Kaufmannſchaft erlernt, wird in einer acht=
baren
hieſigen Familie Koſt und Wohnung
geſucht. Offerten mit Preisangabe unter
Chiffre W R an die Exp. d. Bl.
Fussbodenanstrioh
2238)
und
Wohnen
der Fußböden wird beſteus und billig
ausgeführt von
Wiſh. Hill,
Rittergaſſe 4.
Beſtellungen können gemacht werden
bei Herrn Friedr. Schäfer, Ludw. Platz 7.

59.
urger=Verein.
Samſtag den 26. Auguſt, Abends 7½ Uhr, im Vereinsgarten:
CEGICTAu.
6973)
Die Vergnügungs=Commiſſion.
40
Geſangver ein 2entonae,
Samſtag den 26. Auguſt 1876 Abends 8 Uhr
Zommer-Caſino mit Theater und Tanz
im neuen Saale des Chauſſeehauſes.
6915)
Der Vorſtand.

3 Realſchulgebäude.
5
Offerten zum Anfahren von Bruch=
ſteinen
u. Sand zum neuen Realſchul;
gebäude beliebe man pro Cbmtr. bis
zum 25. d. Mts. ſchriftlich bei uns;
Mühlſtraße Nr. 32, oder Promenade=
ſtraße
Nr. 9 einzureichen.
L. Niedlinger und L. Harres.

6861) Eine kleine Familie, welche Ende
Octbr. d. J. an den Rhein zieht, ſucht
per 1. Octbr. ein geſetztes u. braves Mäd=
chen
für die Küche u. Hausarbeit. Näheres
in der Exp. d. Bl.
6981) Eine reinliche Frau ſucht Beſchäftigung
im Waſchen u. Putzen. Schulzengaſſe 4.
6978) Tüchtige Rock= u. Hoſenſchneider
ht
werden geſucht und nur zuverläſſige Leute
1.
berückſichtigt bei
n.
J. G. Kahlert u. Söhne.
ter

Maſchinenſchloſſer,
auf Dampfarbeit geübte, geſucht bei
J. H. Reinhardt in Würzburg.

v.Je
7004) Einquartierung wird angenom=
men
. Teichhausſtraße 6. Mehlbrecht.
7011) Ein taubſtummes Mädchen, welches
das Kleidermachen erlernt und im Nähen
geübt iſt, ſucht alsbald eine Stelle. Lohn=
Anſprüche beſcheiden. Näheres Lauteſchläger=
ſtraße
42 Hinterbau.
Hofort ſehr gute
2.
erhalten: Erzieherinnen,
Dtellen vonnen Kammerjung=
fern
, Haushälterinnen, Köchinnen, Haus=
mädchen
, Mädchen allein u. Kindermädchen
gegen hohen Lohn durch Sieb ner's:
Büreau für Stellen=Vermittlung in
Frankfurt a. M., große Eſchenheimer=
ſtraße
Nr. 24, 1. Stock.
7013) Ein junges Mädchen von ange=
nehmem
Aeußern, das im Stande iſt, eine
kleine Haushaltung zu führen, wünſcht bei
einer Dame oder älterem Herrn placirt zu
werden. Adreſſe bei der Exp. zu erfahren.

7014) Eine angehende Putzmacherin
wird auf ſofort geſucht. Offerten unter Chiffre
FA an die Exp. d. Bl.
7015) Ein Junge von 12-14 Jahren
auf einige Stunden des Tages als Aus=
laufer
geſucht. Wo? ſagt die Exp.
7016) 100 Gulden Lohn für ein ge=
wandtes
ſolides Mädchen, das einer kleinen
Haushaltung vorſtehen kann, auf Michaeli.
Zu erfragen in der Exp.
7017)
Verloren
wurde am Mittwoch Abend auf dem Wege
durch die Rheinſtraße, Markt, gr. u. kleine
Ochſengaſſe bis in die Langegaſſe einſchwarz=
brauner
Nock. Dem Bringer wird eine
Belohnung zugeſichert. Weinreich.
7018) Einquartierung wird ange=
nommen
Landwehrſtraße 47.

Todes=Anzeige.
Verwandten und Bekannten hiermit die
traurige Mittheilung, daß unſere liebe
Schwägerin und Tante
Fräulein Johannette Fiſcher
heute Morgen 7½ Uhr nach längerem Leiden
ſanft verſchieden iſt.
Um ſtille Theilnahme bitten die trau=
ernden
Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1876.
Für die Familie:
Aug. Graß.

[ ][  ]

1480

R 106

Mittheilungen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 25. Auguſt.
J. J. G. K. Hoheiten Prinz und Prinzeſſin Carl, Prinz und
Prinzeſſin Ludwig haben aufs neue Ihren Antheil, den Sie an dem Erfolge
der Darmſtädter Induſtrie=Ausſtellung zu nehmen geruhen dadurch bethätigt,
daß Sie 100 Looſe von der mit der Ausſtellung verbundenen Verlooſung
ankauften.
0 Der Finanzausſchuß zweiter Kammer beantragt, die von der Großh
Regierung bei den neuen Steuergeſetzen vorgeſchlagene Beſtimmung. daß
Ausländer nur dann Kapitalſteuer zu entrichten haben wenn ſie
eine mit Erwerb verbundene Beſchäftigung ausüben' als eine den Inlän=
dern
gegenüber nicht zu rechtfertigende Befreiung zu ſtreichen und zwar iſt
dieſer Beſchluß einſtimmig gefaßt werden.
Miniſterial Kanzlei=Inſpector Jaide wurde auf Nachſuchen mit
dem Character als Kanzleirath in den Ruheſtand verſetzt. Zum Miniſterial=
Kanzlei=Inſpector bei Großh. Miniſterium der Finanzen wurde der ſeit=
herige
Kanzlei=Inſpector bei der Staatsſchuldentilgungskaſſe=Direction
G. Schloſſer ernannt.
O In feierlicher Plenarſitzung fand vorgeſtern die Verpflichtung des
neu ernannten Hofgerichtsrath Bonhard ſtatt.
(Militaͤrdienſtnachricht.) Vicewachtmeiſter Moller wurde zum
Sec.=Lt. bei der Reſerve des 2. Gr. Drag.=Regts. Nr. 24 ernannt. Sec=
Lt. Joachim vom 2. Großh. Inſ.=Reg. Nr. 116 wurde von dem Com=
mando
bei der Unteroff.=Schule in Ettlingen entbunden. Hauptmann
Hanneſſe von demſ. Reg. der Abſchied als Major mit Penſion und der
Reg.=Uniform bewilligt.
Herr Bürgermeiſter Ohly wird, wie wir aus guter Quelle vernehmen,
gegen Ende dieſes Monats zurückerwartet. Doch dürſte es in der daran
folgenden Woche ſchwerlich zu einer Sitzung kommen, da bis jetzt keirerlei
namhaftes Material vorliegt.
O
Bei dem am Freitag den 25. d. M. ſtattfindenden Feſiſchießen
zu Ehren des Namenstags S K. H. des Großherzogs werden ſich auch die
Nieder=Ramſtädter Schützen zahlreich betheiligen.

Anknüpfend an die durch die hieſigen Blätter gehende Belehrung.
warum der vielfach dringend gewünſchten Herabſetzung des Eintrittsgeldes
zur hieſigen Induſttieausſtellung ſeitens des Ausſtellungscomites
nicht könne entſprochen werden, möchte Einſender auf einen, wie ihm ſcheint,
ſeither nicht genug betonten Punkt aufmerkſam machen. Derſelbe beanſtan=
det
durchaus weniger, wie es anderweitig geſchehen iſt, den Satz von 1 M.
reſp. 50 Pfg. für den einmaligen Beſuch: ein fluctuirendes Publikum wird
ſich durch dieſen Satz gewiß nicht abſchrecken laſſen. Auch dürfte zu Er=
mäßigungen
Unbemittelten, knamentlich dem Arbeiterſtand gegenülber, die
Ausſtellung erſt, wenn die Koſten annähernd gedeckt ſind, oder auf deren
Deckung überhaupt nicht mehr zu rechnen ſtünde, zu verpflichten ſein.
Anders ſtellt es ſich bezüglich der Abonnementskarten, welche doch
ziemlich ausſchließlich auf Abnahme von hier Anſäſſigen rechnen dürſten.
Mag nun mancher Einzelſtehende für den gebotenen Genuß vielleicht
5 Mark nicht anſehen, wiewohl deren nicht viele ſein dürſten, ſo muß doch
das nachträglich verſuchte Entgegegenkommen dem Intereſſe der Familien
gegenüber, durch zuſatzkarten zu 2 M. 50 Pfg für jedes weitere Familien=
glied
als durchaus unzureichend erſcheinen. Welcher Vater würde nicht
gerne ſeinen Kindern die gebotene Belehrung und Freude gönnen und ſie
mit den Eltern gemeinſam die Ausſtellung wiederholt beſuchen laſſen, wenn
er nicht die bei einigermaßen ſtarker Familie ſich erſchreckend ſummirende
Ausgabe ſcheute. Warum unſern Kindern den Genuß und die Belehrung
verkümmern, indem man ſie etwa auf den Maſſenbeſuch mit ihren jeweili=
gen
Schulen vertröſtet. Wir ſind überzeugt, die Kaſſe dürſte ſich um des=
willen
nicht ſchlechter ſtehen, wenn man nunmehr, wo der Reiz der Neu=
heit
bereits vergriffen iſt, Familien=Abonnementskarten zu 5 M. ausgäbe
und dem entſprechend diejenigen für Einzelne auf 3 M. ermäßigte. Was wird in
anderem Falle geſchehen? Vater und Mutter begnügen ſich mit einmaligem
Beſuch, die Kinder gehen mit der Schulmaſſe, oder es heißt: Ihr könnt
in eurem Leben Derartiges noch oſt ſehen! Dieß unſere Meinung, mit der
wir wahrhaftig nicht allein ſtehen. Beeile man ſich, in dieſer Richtung die
noͤthigen Maßnahmen zu treffen, ehe der Vertrieb der Tagkarten den noch
möglichen der Abonnementskarten geſchädigt hat.
Ein Familienvater.
Es ſcheint, daß die Eröffnung der permanenten Gemälde=
Ausſtellung des hieſigen Kunſtvereins in dem von Hrn. Profeſſor König
erbauten Ausſtellungsſaal (Saalbauſtraße Nr. 73) noch nicht genügend dem
Publikum bekannt geworden iſt indem der Beſuch derſelben, trotzdem, daß
dermalen eine ſehr anſehnliche Anzahl bedeutender Kunſtwerke die theilweiſe
ſchon in kurzer Zeit wieder zurückgezogen werden, darin zur Anſchaung ge=
bracht
, noch ein ſchwacher iſt. Wir glauben deßhalb im Intereſſe des
kunſtliebenden Publikums auf dieſe Ausſtellung beſonders aufmerkſam ma=
chen
zu ſollen, indem wir bemerken, daß die Mitglieder des Kunſtvereins
mit ihren Frauen und unſelbſtſtändigen Kindern freien Eintritt genießen
und daß der Eintrittspreis für Nichtmitglieder nur 40 Pf. beträgt.
0 Die Entwickelung des Verkehrs auf den von dem Staate garan=
tirten
Bahnſtrecken der Heſſ. Ludwigsbahn ſchreitet in erfreulicher Weiſe
ort. Im Jahr 1873 betrugen die Betriebsausgaben 8178 pCt. der Be=
tr
iebseinnahmen, im verfloſſenen Jahre nur noch 5752 pCt. und ſtieg bei
der ſtets wachſender Einnahme der Reinertrag von 4 M. 9 Pfa. per Tag
nnd Kilometer in genannter Periode auf 11 M. 6 Pfg., ſo daß bei voll=
ſtändiger
Herſtellung der bereits im Bau begriffenen Anſchlußlinien voraus=
ſichtlich
die Staatsgarantie bald nicht mehr in Anſpruch genommen zu wer=
den
braucht.

Ein originelles und gemüthliches Feſt wurde am 1. und
2. Auguſt in Nidda gefeiert. Auf Anregung des Herrn Hauptmann Freund
war nämlich der ſchon ſeit Jahren von Vielen geäußerte Wunſch, außer
denjenigen Söhnen Niddas. welche ſ. Z. Schüler des Manchot'ſchen In=
ſtituts
waren. auch die ſonſtigen Außerhalb wohnenden Freunde ihrer Va=
terſtadt
reſp. ihres langjährigen Domicils Nidda wieder einmal in der
Heimath vereinigt zu ſehen, an genannten Tagen endlich zur praktiſchen Ausfüh=
rung
gekommen und begrüßte ſich mit herzlicher Freude eine große Anzahl
Feſtgäſte, worunter auch Damen, die ſich theilweiſe ſeit 20 Jahren und
länger nicht mehr geſehen hatten. Von denjenigen, die am Erſcheinen
verhindert waren, liefen Briefe und Lelegramme ein, worunter auch von
Hauptmann Kattrein. Nach der Begrüßung durch Bürgermeiſter Rull=
mann
fand in der Kirche ein Orgelconcert ſtatt, hierauf ein flottes und
höchſtanimirtes Feſteſſen und Abends Concert und Ball. Der 2. Tag
wurde mit einem Frühſchoppen eröffnet, Nachmittags fand ein gemeinſamer
Gang auf die Altenburg ſtatt und Abends Darſtellung lebender Bilder
arrangirt von Maler Louis Horſt. Das ganze Feſt, zu welchem auch einige
Herren und eine Dauie aus Darmſtadt ſich eingeſunden hatten, verlief in
der heiterſten und gemüthlichſten Weiſe, wie es in dieſer Weiſe nur in einer
kleinen Stadt und auch da nur möglich iſt, wenn unter den gebildeten
Kreiſen ein freundſchaftliches durch Partheiungen nicht geſtörtes Verhältniß
von lange her beſteht.
0 Am Dienstag ſchlug ein von dem Landwirth M. dahier gezüchtetes
Fohlen auf dem Pferdemarkt zu Frankfurt einen Mann todt. Den Beſitzer
trifft keine Schuld.

(Aus der Darmſtädter Induſtrie=Ausſtellung.)
Die Ausſtellung der Forſt= und landwirthſchaftlichen Samenhandlung
Heinrich Keller Sohn hier.
Dieſe im Jahre 1798 gegründete Handlung war die erſte, welche im
Großherzogthum Heſſen den Anfang mit Errichtung von Samenklerg=
anſtalten
machte, und ſo die früher üblich geweſene, die Keimkraft der
Nadelholzſamen im höchſten Grade gefährdende, Anwendung von gewöhn=
lichen
Oefen und Backöfen verdrängte. Die Keller'ſche Handlung befaßt
ſich vorzugsweiſe mit der Gewinnung und dem Abſatze von Wald= und
Grasſamen, welcher Geſchäftszweig im Großherzogthum Heſſen bekanntlich
in großer Ausdehnung betrieben wird. Die Samengewinnung erſtreckt
ſich nicht allein auf das ganze Großherzogthum, ſondern auch noch auf einen
großen Theil der angrenzenden Länder und werden hierdurch in den Winter=
monaten
bei einer vollkommenen Erndte an 1000 Menſchen für die Fabrik
beſchäftigt; das Einſammeln des Grasſamens nimmt während des Sommers
und Herbſtes ebenfalls viele Hunderte in Anſpruch. Der gewonnene Samen
geht faſt in alle Staaten Curopa's und Amerika's, namentlich iſt es
Frankreich, welches zur Wiederbewaldung ſeiner Gebirge jühr lich bedeutende
Quantitäten durch das Etabliſſement bezieht. Der jährliche Abſatz von
Wald= und Grasſamen beläuft ſich von jeder Gattung auf
ca. 150,000 Kilogr. und repräſentirt ein Umſatzcapital von 6-800,000 M.
Mit der Anſtalt ſind mehrere Filiale verbunden und zwar zu Nieder=
Ingelheim und Mombach in Rheinheſſen, Jagelheim und Sand in Rhein=
bayern
und in Aſchaffenburg. Der gegenwärtige Chef der Fabrik hat ſeit
der im Jahre 1850 erfolgten Geſchäftsübernahme weſentliche Verbeſſerungen
in den äußerſt umfangreichen und complicirten Feuerungsanlagen u. ſ. w.
eingeführt; ebenſo ſind ſeit 1872 in der Klenganſtalt 2elektriſche Apparate
in Thätigkeit, von welchen der eine die raſche und ſichere Zählung der von
den Zapfenbrechern eingebrachten und im Hofraume nachgemeſſenen Zapfen
beſorgt, während der andere auf dem Comptoic und in dem Schlafzimmer
des Eigenthümers jede Ueberſchreitung des als Maximum einzuhaltenden
Hitzegrades in dem Klengraume mittelſt einer Signalglocke anzeigt. Hierdurch
iſt eines der Hauptülbel, worauf häufig die mangelhafte Keimkraft beruht,
beſeitigt.
Was ſpeciell die von der Keller'ſchen Samenhandlung zur Ausſtellung
gebrachten Gegenſtände betrifft, ſo beſtehen ſolche:
1) in einer Collection von 51 Arten Gras=, Futter= und Kleeſamen.
Hierzu gehört:
2) ein von dem Inhaber obiger Firma, Heinrich Keller, herausgege=
benes
Herbarium, welches die für Land= und Forſtwirthſchaft wichtigſten
Gräſer enthält. Letztere theilen ſich ein in ſolche, welche für genannte
Wirthſchaſtszweige von großem Werth ſind und in ſolche, welche zum Theil
geringwerthig und ſchädlich, oft zum Verſälſchen der beſſeren Samen Ver=
wendung
finden. Das Werk hat ſonach einen belehrenden Zweck und
wird letzterer durch die aufs Sorgfältigſte präparirten, getrockneten Pflanzen,
ſowie durch hinzugefügte. Samen=Abbildungen, ferner auch durch den bei=
gegebenen
erläuternden Text zu erreichen geſucht. Die Ausſtellung zeigt
ferner:
3) eine aus 26 Arten beſtehende Waldſamen=Sammlung, woran ſich
4) eine aus Stammausſchnitten (in Buchform) beſtehende Holzſamm=
lung
reihl. Die (Zammlung repräſentirt in 63 Holzarten 22 Familien.
Die Hölzer ſind inſtructiv angefertigt und zeigen die Rinde, den gehobelten
und den polirten Schnitt des betreffenden Baumes.
Der Waldjamen=Sammlung ſchließt ſich noch an:
4) eine Cgammlung von 26 verſchiedenen Arten Nadelholzapfen.
Ferner iſt bei der Ausſtellung befindlich:
5) ein Keimungsapparat zur Veranſchaulichung des Keimungsprozeſſes.
Im Winter wird die für dieſen Apparat erforderliche Wärme durch Gas
oder Pelroleum erzeugt.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei=