Abonnementspreiz
5fl. a8 tr jäbrlich indl Bringeclohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
Amtem Beſſellungen enigegengenom.
men zu 53 kr peo Quariäl ine
Poſt=
aufſchlag und Beſtellgeöühr
Frng- und Anzeigeblatt.
137. Jahrgang.
5en.
werden angthohinen in. Darmſta.
voͤr der Exped.ton Rh.mütr Nir 25
in Beſſungen von Friedr, Blbßel
Friedrichsſtt Mr 7' ſowie auzwaͤrth
von allen ſolden Annoncen=
Exve=
duſonen
Amtliches Grgan für die Belaannkmachungen des Großherzoglichen Ereisamts Darmſſadl.
N 232
Freitag ben 27. November
137³⁄
Edictalladung.
Nachdem wider den Rekruten Ludwig Vermes, des 2. Bataillons, 4.
Groß=
herzoglich Heſſiſchen Landwehr Regiments Nr. 118, geboren am 31. Auguſt 1753 zu
Bechenheim, im Kreiſe Alzey, der ſörmliche Deſertionsprozeß eröffnet worden iſt, wird
derſelbe hiermit aufgefordert, zu ſeinem Truppentheil zurückzukehrey, ſpäteſtens aber in
dem auf Montag den 22. März 1875, Vormittags 10 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gericht anberaumten Termin ſich zu geſtellen, widrigerfalls die
wider ihn eingeleitete Unterſuchung geſchloſſen, er in contumaciam für fahnenflichtig
erklärt und in eine Geldbuße von 50-1000 Thaler verurtheilt werden wird.
Darmſtadt, den 16. November 1874.
Großherzogliches Gericht der Großherzoglich Heſſiſchen
[35.) Diviſion.
16343)
(Lindenfels im Odenwald.)
Verſteigerung von Pferden, Chaiſen
und Omnibus.
42)
Dienſtag den 8. Dezember, Nachmittags 1
Omnibusführer Pfeifer IV. zu Lindenfels i. O.
verſteigern: 8 gute und brauchbare Pferde lzu jeder
und 2 Chaiſen.
Uhr, läßt der ſeitherige
Poſt=
in ſeiner Behauſung öffentlich
Arbeit tauglich), 2 Omnibus
Bekanutmachung.
Dienſtag den 1. Dezember l. J. von
Morgens 9 Uhr au, werden die zum
Nach=
laß gehörigen Mobilten der verlebten
Jo=
hannes Dilshöfer Eheleute zu Nieder=
Beerbach, wie: Weißzeug, Bettwerk,
Haus=
rath, Fäſſer ꝛc., in deren Behauſung
öffentlich gegen Baarzahlung verſteigt.
Nieder=Beerbach, 25. November 1874.
Großherzogliches Ortsgericht Nieder=Beerbach
In Auftrag
Großherzoglichen Landgerichts.
10344)
Gerlach.
Bester Arrao
1 Schopp. 36 kr.
Hirsch-Apotkeke.
9153) Ein in beſtem Zuſtande befindliches
ovales Stückfaß wird abgegeben. Näheres
bei der Expedition.
bei auch nicht ganz guter Milch erhält
5
Rahmgelben Kaffee jee Hausrau durch den Gebrauch der
Liebten „Straßburger Kaffee=Eſſenz in Pulver .
Preis des ganzen Fläſchchens 10 kr. Bei Rückgabe des leeren 8 kr.
Zu haben bei Herrn G. L. Hriegk, Rheinſtraße I3.
Gute Strickwolle in verſchiedener Farbe
per Pfund 2 fl.
10306)
Bchützenſtraße
W. HäishWOhl,
Nr. 8.
Trauben Brust-Honig.
Bei der ſich ſtets ſteigernden Nachfrage nach dieſem unübertrefflichen Bruſtſafte
habe, um derſelben zu genügen, eine größere Senbung kommen laſſen und empfehle
olche in
⁄. Flaſchen (gold) 1 fl. 13 kr., ¼ Flaſchen (rothe) 81 kr.,
¹⁄₈ Flaſchen (weiß) 36 kr.
inter Garantie der Echthelt.
Darmſtadt, den 24. November 1874.
Georg Liebiy Sohu,
Louiſenſtraße 10.
10328)
10307) Ein Kleiderſchrauk, eine
Kommode, eine Bettlade ſino zu verkaufen.
Serrurier.
Dieburgerſtraße 10.
Hastanien,
Ital. u. Span. Maronen,
Bordeaux-Pflaumen,
Brünellen,
Malaga-Trauben,
Prinzess Mandeln,
Feigen,
Citronen,
Ital. Macaroni,
Ungar. Dampimehl (aiſerauszug)
empſiehlt
M. Helsheimer,
Wilhelminenſtraße 21.
10345)
10346) 60 Bouteilles
Hochfeiner ſüßer Wein in verzollter
Originalkiſte billig abzugeben.
Offerten unter Chiffre L. an die Exped.
dieſes Blattes.
600
2214
Ja. A7L.
10347) Eli, ſoſt nener mit Niegelwänden
verſehener einſeillyer Schuppen und mlt
Zlegeln gebeckt iſt, am Lagerhaus ſtehend,
zu verkauſen.
M. ſd aringter.
10348) Meine Mehlforten, von den
feinſten bs zu den gerlugſten, ſowie
Suppenartiſel aver Arl beſnge ich
hier=
mle in empfehlende Erinuerung.
Gu. B.. Mehſ-ſren.
in Weinheim a. N.
rsdeknh bbskt herk.
6175) Beſſunger Heidelbergerſtpaße 89
iſt der 2. tack unl allern Zugchör zu varm
nie 3½ahrirsuse Manbohhah. k. Bahidn g Mäadls=Mnlss Ftrc.
647³ Zweiſ..eßse Zinmeet, Paſsel;
135 ſud vom Puſtznwahken vonn Mhkin.
2) Buchern ꝛ1. bal. ſoſopt zu ves niskren.
ühere8 in der fxp i.
P½=
aniergrair isdr rin drohrakellinckans
8085) „teinſieuſic Nr. 865 it die
bol Etage. mit allen Bequemlichkettet vom
1. Octbr. zu Wegzugihalher andermel zu
vermiethen.
5997) Uiesſtrahe 26 lhne Aerkſtätte
zu vermlethen.
900½) Ein ſchön möblirtes Zimmer zu
ver=
miethen. Schühenſhſaße L. 2 Uhlegen hoch.
9361) Neckarſtraße 20 im nberen Stock
2 gut nählite Zimmer, zuſammen oder
getrennt, in 1 ob. 2 Herrn zi verſlethen.
9777) Mleichſtr. 5. möbl. Partertezimmer.
9831) Woogsplaßz Nr. 13 eine tlege
hoch ein ſchön nöbl. Zmter zu vermiethen.
10078) Zwei möblirte Zimmer zu ver=
Unſethen Neckarſtraße 26 parterte
10079) Ein hüroſch uselirts Zimmer zu
vermiethen, gleich beziehbar. Waldſtraße 3
dritter Stock.
10103) 2 möbl. Zimmer f. 3. Her en
5 fl., anf Bert. mit koſt villgſt-
Carioh. Canléb. 40 1 St. boch.
TEſt Ar mſadiwu xr.
Cr GiDr.
5. A.k. Ad. A an d. v rl. dk. Gd. A. A.d. at d Rr. A x.
10 20) Permber urnne Nr. 23 im
Hinerig; zwei Loois zu vermlethn 5.
eh vn ſofort 3½ begihen.
hrurg Friedrich.
7B9emien
p½.
LExikckA. xKath. Kkxx xxxxxz
19254) Veichſir. 9 Seitenban 1 möbl.
Zimmer ſogleich zu vermiethen.
10266) Ein möblirtes Zimmer, Preie
4 fl. Lindenhoſſtraße I.
Rhnmtndßehadtb. Maickvr ümthsops.
10292) ſin reinliches Mädchen
ſucht danſbieuſt Schloßcaitenſtraße 27 eine
Slicaz.hach.
10251) Eine fleißige Frau ſucht
Be=
ſchäfligung im Wiſchen und Putzen ꝛc. ꝛc.
Erbachei ſuaße Nr. 13.
Wosdizahz OdrRdrotsalh arcem
100 S3tück zu 18 kr.
ſind ſiets vorrälhig in der
L. C. Willich'ſchen Hoſbuchdruckerei.
10349)
Kaufmänniſcher Verein.
Gamſtag den 28. Nevember, Abends 8½ Uhr:
Periodiſche Verſammlung.
Der Vorſtand.
Kunſtgenwſſenſchaft.
Samſtag den 28. Novbr. 1874
ſindet die itzung im Garle.=ſaale des „Damſlädter Hoſcsu ſlalt und werden in
der=
ſelben die Rrſtmurationsplane für den Dom zu Mainz durch Herrn
Dombammeiſter Cuypers vorgelegt und erläutert werden. Zu zahlreichem Beſuch
werden alle Mitglieder ergebeuſt und dringend ein,elaben und beſonders darauf
auf=
merlſam gemacht, daß die Einführung weiterer Iutereſſenten als Gäſte geſtattet und
erwümicht iſt.
Die General Verſammlung iſt auf Samſtag den 5. December verſchoben
und wlrd die Tag=Cordnung in der nächſten Woche veroffentlicht.
19291)
D e r Vorſtan bd.
Zum Beſten der Waiſen,
auagehend von dem Alice=Frauenverein, Ablheilung ſür Waiſenpflege,
Montag den 30. November, Abends 5 Uhr, im großen Saale des
Saalbanes.
von der Großh. Kammer=Virtnoſin Fräul. Fili Sohulz,
und Mittwoch den 6 Pezbr. Abends 5 Uhr
Darſlellung ſebender Bilder,
von Kindern ausneführt.
Die Programme mwerden bas Nähere beſager.
Preiſe der Plätze für beide Abende: Sperrſitz 1 fl. 45 kr. Saal,
Eſtrade und Gallerie 1 fl. 12 kr. Kinder=Billet (für Schüler und Schülerinnen)
48 kr. Für einen Abeyd: Sperrſitz 1 fl. 12 kr. Saal ꝛc. 48 kr. Kinder=
Villet 30 kr. Dillels ſind in der Buchhondlung des Hrn. Bergſträßer und Abends
an der Paſſe zu haben.
[10318
ſ6
44
poſongverean „-edertaſel
Samſtag den 28. November 1874
Bi beud=Anterhaltung
im Saale zur Traub e.
Anfang 8 Uhr.
10122)
Her Verntand.
H äl P f. ær
en den heſten kaſhto nd ohie Ceſe ciſte, jobei, Herrſchaftuhäunſer reit ſchübeh
Neeheptritlſanenf. 75 ihsl ök- ſihſbe durä; den Zndergerchie hceus zul v— ſauhens
19l4.
. pe.fGehhé, Mexanderſtraße.
10300) Eine perfecle Köchlin mit qufen
Zevquiſſen wird auf Weihnachten für
Heidel=
berg geſucht. Zu erfragen Lndwoigsplatz 8.
10350) Auf Weihnachten wird ein
Dienſtmädchen geſucht.
Wienerſtraße Nr. 8.
2215
N 242.
17 ½ Sonröiſsisd
RLRUUIUIIN EIEUEkJ.
Samſtag den 28. November Abends 8 Uhr
GACtrGlsupne iuit Comoort.
Entree gratis.
10351)
Samſtag den 28. Novemberſ10s51)
51
Metzelſuppe,
wozu freundlichſt einladet
Jamſtag den 28. November bei
Ludw. Schuchmann, Dieburgerſtr. 40.
10342)
Heinrich Haas II.,
Gaſtwirth u. Küfermeiſter.
10352) In eine ſtille Haushaltung wird
auf Chriſttag ein junges Mädchen geſucht,
welches im Nähen und Schneidern geübt
iſt und einige Hausarbeit zu verrichten hat.
Daſſelbe kann auch einige Wochen ſpäter
eintreten. Sandſtraße 30.
10353
Verloren
ein Kinder=Gummiſchuh in der
Hoch=
oder Kiesſtraße. Abzugeher. gegen Belohnung
obere Helnrichſtraße 10.
18555) 4).
Dankſagung.
Allen Freunden u. Bekannten, welche
ſo herzlichen Antheil an unſerem harten
Verluſte nahmen und unſeren theuren
Gatten und Vater, den Bürger und
Ladierer
Fr. Aug. Schmidt,
zu ſeiner letzten Raheſtätte begleiteten,
ſagen wir hiermit unſeren
tiefgefühl=
teſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
10356) Unſerem Freunde Gustav
zu ſeinem 35. Geburtstage ein
drei=
fach donnerndes Hochl daß die
Zehnt=
ſcheuern wackeln.
Balduin.
Todes=Anzeige.
Freunden und Verwandten, ſtatt
beſon=
derer Mittheilung. die traurige Anzeige, daß
heute Mittag 2¾ Uhr unſer gutes Kinh
und Schweſtershen Marie nach kaum
drei=
tägiger Krankbeit im Alter von 8 Jahren
ſanft verſchieden iſt und bitten um ſlille
Theilnahme.
Die Beerdigung findet Sonntag
Vormit=
tag um 10 Uh: ſtatt.
Darmſtadt, den 26. November 1874.
10357) Jaerb Wolff, Frau u. Kinder.
nc.ArnArar Aai-
AAaiAAAzr-sarAAi, arzi n.
Brohherzogliches Poftheater
Freitag 27. Novbr. 3. Vorſt. im 4. Avonn.:
Erziehungs=Reſultate. Luſtſpiel in 2 Akten
von C. Blum. Hierauf zum Erſtenmale: Moritz
Schnörche. Luſtſpiel in 1 Akt von G. v. Moſer.
Sonntag 29. Noobr. Abonnement suspendu.
Zum Erſtenmale: Aſda. Große Oper in 4 Akten
mit Ballet; Muſik von Ve-di. Mit neuen
Deco=
rationen und Coſtumen. Anfang 6 Uhr.
Erhöhte Preiſe.
Herr und Kne ch t.
Novelle von 2.
(Fortſetzung.)
Das Erſcheinen und die derbe Rede des Mannes hatte ein
allgemeines Jubeln im ganzen Hauſe zu Folge; die Trinker
er=
hoben ſich vom Boden, die Tanzenden hielten mitten im
gewag=
teſten Sprunge ſtill und beeilten ſich, dem Angekommenen zu
nahen und ihm die Hand zu drücken. Es war aber dies ein
ſtattlicher, hochragender Geſell; ſeine Tracht die des
gemeinenſUn=
gars, Bunda und Gattje fehlte nicht, doch auf ſeiner Mütze
prangte eine ſchmucke Reiherfeder in edelſteinbeſetzter Agraffe,
die Knöpfe ſeines Wamſes waren von Gold und ſein ganzes
Ausſehen zeigte, daß ſein Leben ein luſtiges, ſorgenfreies ſei.
Man hieß ihn im Lande nicht anders als den ſchwarzen
An=
dreas, ſeinen Stand zeigte die Fiedel, die er über die Schulter
trug, er war nichts mehr als ein Spielmann, aber einer, den
das ganze Ungarland kannte und liebte, denn er war es, der
zuerſt jene berühmte Weiſe gefunden, welche man den Marſch
des Rakoczy nennt; als der kühne Rebelle auf der Flucht im
Walde ſaß mit gebrochener Kraft und verzweifelndem Herzen,
von Niemand begleitet als ſeinem treuen Leibkuappen und
Gei=
ger, eben jenem ſchwarzen Andreas, da ſtimmte der jenes tolle
Schlachtenlied an, daß dem Rakoczy die Augen kühn erblitzten
und er aufſprang zu neuem Wagniß und neuen trotzigen Thaten;
die gelehrten Herren haben, weiß Gott was, gefabelt, wie der
Rakoczymarſch entſtanden ſei, es hat ſogar ſo eine gelehrte
Per=
rücke beweiſen wollen, daß einzBöhme zuerſt den Marſch gegeigt,
als ob ein anderer, als ein Ungar ſolch tolle, wilde Ungarmuſik
machen könne; da ſieht man, daß das Volk richtiger urtheilt als
die Herren in den Doktorhüten, es hat jene alte Sage, wie der
Raokoczymarſch entſtand, ſorgfältig gehegt und gepflegt; mir hat
ſie ein alter Zigeuner erzählt, als ich einſtmals, ein wandernder
Student, an einem grauen Septembertage über die Puszta
mar=
ſchirte, und der mußte es doch wiſſen, denn er erzählte mir auch
doch wohin verirr ich mich, ich wollte nur noch ſagen, daß
der ſchwarze Andreas in jenen Tagen, als er den Marſch
er=
fand, ſeinen Namen mit Recht geführt haben mochte, denn
da=
mals war ſein Antlitz ſo braun wie das Marienbild zu Schoß=
berg, ſeine Locken, ſein Schnurrbart und ſeine Augen waren ſo
dunkel, daß ſie die Feder des Raben beſchämt hätten, der auf
der Schneefläche am liebſten ſich niederläßt, damit die Menſchen
deſto beſſer ſehen ſollen, wie ſchwarz ſein Gefieder ſei; jetzt aber
hatte der Spätherbſt bereits dem Spielmann eine Handvoll Reif
in Haar und Bart geworfen, daß ſie weißlich zu ſchimmern
be=
gannen, aber ſein Antlitz war noch immer ſo braun wie
ausge=
trocknetes Nußholz und wie zwei Kohlen funkelten die luſtigen
Augen in die Welt hinein.
„ Gott zum Gruß '' ſchallte es ihm entgegen und Hand auf
Hand ſchlug in die ſeine.
„Woher des Weges zu fragte der Schenk von Uvar.
„ Von Saros=Patak, entgegnete der Gefragte, die Fiedel
ablegend.
„Das iſt ein gut Stück Weg" meinte einer von den
Jüngern.
„ Für dich wohl zu viel, Gelbſchnabel," höhnte Andreas,
„biſt wohl noch nicht weiter gekommen, mein Junge, als von
2 ½
2
Mütterleins Suppenſchüſſel bis zu der Liebſten Fenſter
Die Andern lachten, der Burſche mit, indeß der Schwarze
fortfuhr: „Was kümmert mich des Weges Länge; meine Beine
tragen mich noch ſo gut als ehemals, da ich das Land gemeſſen
vom Leithafluß bis ans eiſerne Thor, und von den Karpathen
bis hinab, wo ſich die Save wälzt. Ich war gut eingelagert in
Saros=Patak, aber ſobald ich gehört, daß es auf Uvar Hochzeit
gebe, da litt es mich nicht länger und ich lud meine Fiedel auf
den Rücken - und da bin ich, Gott mags nicht anders."
„Alſo bleibſt du hier zu riefen viele zugleich.
„Verſteht ſich= ſchmunzelte Andreas, „oder glaubt Ihr, ich
ſei gekommen, um wieder fortzugehen 7 Aber he da, Schenk von
Uvar, läſſeſt du nicht einen alten Vekannten ſtehen wie einen
Meilenzeiger und ſperrſt das Maul auf, ſo weit wie Euer
Schloßthor, ſtatt zu ſehen, daß mein eigenes vertrocknetes
ange=
feuchtet würde, mit einem Tropfen aus Eurem Keller, den der
Himmel ſegne.
Der Schenk von Uvar beeilte ſich den Wunſch des durſtigen
Spielmannes zu befriedigen; nachdem dieſer einen langen, langen
Zug gethan und darauf behaglich mit der Zunge geſchnalzt hatte,
lüftete er ein wenig die Mütze und ſprach: „Gott ſegne das
2216
Nar= 282.
Haus, wo ein Durſtiger findet ſolchen Trank und ein Müder
einen Platz, ſein Haupt hinzulegen. Es iſt ein echtes und gutes
Geſchlecht dieſe Herrn von Uvar, ihre Herzen ſind ſo feſt und
treu wie ihre Burg, und ſo unverfälſcht wie ihr Wein. Gott
mag's nicht anders.
Spiel' uns was, ſchwarzer Andreas, riefen Einige, denen
die Tanzluſt in den Gliedern zuckte.
„ Geduld, meine Jungen, verſetzte der Schwarze, „laßt mich
nur erſt zu Athem kommen; ſo's mir beliebt, werde ichs wohl
thun, jetzt aber erlaubt, daß ich mir die Hände wärme, denn
die Abende ſind verteufelt kühl, und meine Geige läßt ſich von
keinem ſteifen Finger berühren, ſondern will geſtrichen ſein mit
warmer, weicher Hand, wie ein ſechzehnjährig Jungferlein.
„Was gibt's ſonſt Neues im Lande zu fragte der Schenk,
denn in jenen Zeiten unregelmäßigen Verkehres waren es
wan=
dernde Spielleute und Hauſiver, von denen nicht blos das Volk,
ſondern ſelbſt manch ein Edelmann auf einſamem Landſitz ſeinen
Vorrath an Neuigkeiten bezog.
„Nichts, antwortete Andreas achſelzuckend, „nichts von
Bedeutung; eine Hochzeit, eine Kindstaufe ſind heut zu Tage
wichtige Ereigniſſe, von denen mau auf zwanzig Meilen in der
Runde ſpricht. Freilich zu meiner Zeit, da vernahm man bald,
daß die Türken eingebrochen, oder daß die Kaiſerlichen einen
Platz im Sturm genommen oder ſonſt dergleichen. Seit ein
paar Jahren aber will gar kein ordentlicher Türkenkrieg mehr
zu Stande kommen und es iſt, als ob Kaiſer und Sultan bei
einem Glas Wein ſich ausgeſöhnt hätten in Lieb und
Freund=
ſchaft. Nun meinethalben, ich kann doch nicht mehr ſo mitmachen,
wie ehedem, und ſo gönne ich's den armen Hunden, den Bauern,
daß ſie einmal ihr Korn unter Dach bringen, ohne daß es die
Huſarenpferde zuſammenſtampfen oder die Spahis niederbrennen,
und wo ſollte denn der Wein herkommen, wenn Jahr aus, Jahr
ein die Traube von Freund und Feind geſtohlen wird vom Stocke
weg, noch ehe ſie recht zur Reife gekommen."
Nachdem der Geiger dergeſtalt ſeine Anſicht über Krieg und
Frieden zum Beſten gegeben, that er abermals einen langen
Zug aus dem Kelchglaſe, nach deſſen Beendigung er von den
jüngern Leuten abermals aufgefordert wurde, ſeine Fiedel
ertö=
nen zu laſſen.
„Ei, ſo laßt ihn doch, Ihr Galgenbrut, donnerte ein alter
bärtiger Heiduk, „laßt ihn doch verſchnaufen, habt Ihr nicht Eure
Zigeuner, laßt Euch aufmachen von denen, ſoviel Ihr wollt und
tanzt nach Eurem Gelüſte; den ſchwarzen Andreas aber laßt bei
uns; nicht wahr, Alter, du ſetzeſt dicht hieher, zündeſt deine
Pfeije an und plauderſt eins mit deinen alten
Kriegsge=
fährten ?
„Wohlgeſprochen, Laszlo," meinte der Spielmann und zog
aus der Ledertaſche, die er neben dem ſeidenen Schnupftuche am
Gürtel trug, eine kleine, rothe Thonpfeife, füllte ſie und
behag=
lich den duftigen Inhalt anbrennend, nahm er neben den Alten
Platz am Feuer.
„Ei Andreas," meinte der Heiduk, „du biſt ja auf einmal
ganz ſtill geworden.
„ Nur Geduld, nur Geduld," brummte der Geiger, „bis die
Pfeife gehörig im Zuge, brauche ich meinen Mund zu was
Beſſeren als zum Plaudern; dann aber ſoll mir das Maulwerk
wieder gehen nach Herzensluſt, Gott mag's nicht anders. Ich
habe keinen Sinn, ſo ſtill zu ſitzen und zu ſchweigen, wie die
Schloßfrau von Tisza=Ujlak."
„Die Schloßfrau von Tisza=Ujlak? was iſts mit der 2u
fragten Einige.
„Was es mit der iſtzu meinte der Geiger, „das habt Ihr
nie gehört ?u
„Nie, betheuerten Alle.
(Fortſetzung folgt.)
Mittheilungen aus Stadt und Land.
Wegen Ablebens S. Kaiſ. H. des Erzherzogs Carl
Ferdinan=
von Oeſterreich iſt Hofrauer bis einſchl. den 2. December angeordne
worden.
An Stelle des nach Spandau verſetzten Garniſon=Verwaltungs
Inſpector Seidelmayer, der u. A. auch mit der Leitung der Arbeiten
an dem Griesheimer Barackenbau beauftragt war, wurde Garn.=Verw.=
In=
ſpector Keller von Ludwigsluſt nach Darmſtadt verſetzt.
Nr. 47 der landwirthſch. Zeilſchrift enthalt: Aufſatze: Der deutſche
Landwirthſchaftsrath. - Viehverſicherungs=Geſellſchaft für das deutſche Reich.
Die Bedeutung des Unterrichts im Hufbeſchlag.-
Literariſche
Neuig=
keiten: Carl Lemp, Die Bewirthſchaftung des Beikheimer Hofes in der
früheren und jetzigen Zeit. - P. Fritz, Praktiſches Leſebuch für Schäfer.
Dr. Freytag. Die Hausthier=Racen.
Dr. G. C. Hauber,
Land=
wirthſchaftliche Thierheilkunde. - Dr. H. Werner, Handbuch des
Futter=
baues auf dem Ackerlande und der Fütterung der landw. Nutzthiere.
Die Nothwendigkeit einer Reform des thierärztlichen Prüfungsweſens und
die Errichtung eines Reichs=Veterinäramts, zwei Reſolutionen des „
deut=
ſchen Beterinärraths' ſammt ihren Moliven. — Annalen der Oenologie.
Dr. A. Blankenhorn, Die Rebſchulen anf Blankenhornsberg.-
Bib-
liotheca oenologia. - A. Buſch. Der Kartoffelbau. — Verſchiedene
Mit=
theilungen: Die Reblaus in der Schweiz. — Ueber den Antheil des
Wal=
des an der Temperatur und Feuchtigkeit der Luft. — Unterſchied von Jung=
und Lagerbier.
Ein Vortheil beim Backen. — Getrocknete Kartoffeln zur
Verproviantirung der Schiffe. — Die Zahl der agriculturchemiſchen
Ver=
ſuchsſtationen. — Mittheilungen der landw. Verſuchs= und Auskunflsſtation
zu Darmſtadt. — Wandervorträge im Kreis Heppenheim.
- Bei der Bürgermeiſterwahl in einem rheinheſſiſchen Dorſe hatte
ſich herausgeſtellt, daß die Parthei des bisherigen Bürgermeiſters und die
des Gegencandidaten ganz gleich waren, ſo daß nachdem jeder der
Bürger=
meiſter=Candidaten ſich ſelbſt ſeine Stimme gegeben, ein Jeder ſo viele
Stimmen als der Andere hatte. Hier konnte nur ein altes Handelsjüdchen
helfen, das ſich, um es mit keiner Parthei zu verderben von der Wahlurne
ferne gehalten und in Vorausſicht der kommenden Dinge auf den Weg
nach dem nächſten Dorfe begeben hatte, um dort ruhig den Ausgang der
Wahlſchlacht zu erwarten. — Kaum hatte der bisherige Bürgermeiſter dieſe
Thatſache in Erfahrung gebracht, als er ſofort mit einem Dutzend ſeiner
Anhänger einen Leiterwagen beſtieg und dem Wähler nachjagte, den ſie
auchl richtig auf halbem Wege ereilten. Als dieſer ſah, daß er nicht
mehr entgehen konnte, ſprang er über den Chauſſeegraben querfeldein, von
dem raſch abgeſtiegenen Bürgermeiſter mit ſeinen Anhängern verfolgt. Er
wurde bald eingeholt und ließ ſich nach einigem Accordiren auch bereit
fin=
den, ſeine Stimme gegen angemeſſene Vergütung abzugeben. Das
ſchließ=
liche Reſultat war, daß der alte Bürgermeiſter mit einer Stimme Mehrheit
wiedergewählt wurde.
Das ſoeben erſchienene 3. Heſt von über Land und Meer bringt
in Nr. 5 und 6 unter vielem Anderen:
Schuldlos von Levin Schücking. der neue preußiſche Miniſter Dr.
Frie=
denthal, Spaniſches von Hans Wachenhuſen, Aufzeichnungen des letzten
Pfauingen v. E Höfer, die Feſte in Jsland, der Stapellauf der deutſchen
Punzerfregatte Friedrich der Große, der Duckelſackpfeiferbrunnen in Bern,
Alupka v. P. Fuchs, Drei deutſche Afrikareiſende, Aus meinem Tagebuch
von Agnes zu Salm=Salm, die öſt. ung. Nordpolfahrer v. A. Silberſtein,
Graf Hary Arnim, Im Gewitter, die Kaiſer=Galerie in Berlin, im
Wirths=
haus zu Amack, Ungariſche Damenſchönheiten, A. B. C. für Haus und Welt
aus der Mappe eines alten Diplomaten) v. Gilbert Vincke, Zeitfragen
für den Familienkreis II. Das neue Münzſyſtem v. B. Reden. Hierbei
eine große Anzahl vorzüglicher Illuſtrationen.
Die zugleich erſchienene deutſche Romanbibliothek von über
Land und Meer Nr. 5 und 6 bringt die Fortſetzung von Diadem und
Maske v. O. Müller und Im Kloſterhof von Joſ. Rank.
— Der „Deutſchen landwirthſchaftlichen Zeitung; wird aus
Schles=
wig=Holſtein geſchrieben: „Zur Zeit iſt das Petroleum als Heilmittel
gegen alles Mögliche in der Mode und namentlich auch bei Thieren gegen
Ungeziefer. Es iſt ſchon häufig vor dieſem Verfahren gewarnt worden
und zwei Fälle mit faſt gleich unglücklichem Ausgange ſind erſt in letzter
Zeit wieder vorgekommen. Ein Jäger rieb ſeinen ſehr werthvollen
Jagd=
hund. um ihn von leichtfüßigen Blutſaugern zu befreien, gegen das Haar
am Nacken und auf dem Rücken ſtark mit Petroleum ein. Sofort verlor
ſich die Freßluſt bei dem Thiere; es zitterte an ganzen Leibe, winſelte vor
Schmerz und ſtarb ſchon innerhalb acht Tagen. - Schlimmer kam ein
junger Landwirth weg. Derſelbe rieb 19 Kühe mit Petroleum ein, um ſie
von ihren Blutſaugern zu befreien. In Folge deſſen ſtarben zwei in den
erſten Tagen und alle übrigen Thiere kränkelten. Das Haar haben ſie faſt
gänzlich verloren, ſind überall mit Wunden, wahrſcheinlich in Folge ſtarken
Ableckens, bedeckt und magern zuſehends ab. Bei einigen Milchkühen war
in den erſten Tagen das Euter ganz blau und die Striche ſtark
ange=
ſchwollen
Redact n und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.