Tvobrysssssst b,
HGEO
Abonnmentzpreis
fl. 48Ir jährlich incl. Bringecehn
wärts werden von allen
Poſt=
ſter Benellungen enigegengenom
Rza 53 kr. pro Quazial inc'
Poſt=
afſchiag und Beitellgebühr
Frug-und
1927
137. Jahrgang.
Amlliches Grgan für die Bekannkmachungen des Großherzoglichen Ereigamts Darmſtadt.
Freitag ben 20. November
Anetuis
werden angenömten ir Darmſta,
vor der Exped tön Ah.inin Nr 2.
in Beſſungen von Friedr. Blößee.
Friedrichsit Mr 7 ſowie auswarts
vor allen ſorden Annoncey=
Eppe=
dironen
1874
B e k a n n t m a ch u n g,
die Einführung der Reichsmarkrechnung betreffend.
Nach der Allerhöchſten Verordnunz vom 31. Auguſt l. J. (Reg.=Blatt Nr. 43) wird für den Verkehr bei den öffentlichen
aſſen und für den allgemeinen Verkehr des Großherzogthums die Reichsmarkrechnung am 1. Januar k. J. eingefuhrt.
In Folge davon iſt durch Bekanntmachung Großh. Finanz=Miniſteriums am 14. September l. J. in Nr. 45 des
Regierungs=
glatts publicirt worden, daß vom 1. October l. J. an die Umwechſelung der Münzen ſüddeutſchen Geprägs gegen Reichsmünzen
der gegen ſolche des Thalerfußes, außer bei der Hanptſtaatskaſſe, auch bei ſämmtlichen Großherzoglichen Rentämtern
Ober=Einnehmereien und Diſtricts=Einnehmereien ſtattfinden könne.
Mit der Einziehung der Zweiguldenſtücke, Einguldenftücke, Halbguldenſtücke und Sechslreuzerſtücke iſt bereits ſeit längerer Zeit
egonnen, bezüglich der Erſteren ſogar durch Bundesraths=Beſchluß beſtimmt worden, daß ſolche vom 1. September 1874 an
icht ferner mekr als geſetzliches Zahlungsmittel gelten ſollen, daß dieſelben vielmehr nur noch bei den vorher benannten
ſisca=
iſchen Kaſſen für Rechnung des Deutſchen Reiches ſowohl in Zahlung genommen, als auch gegen Reichsmünzen und Münzen des
halerfußes umgewechſelt werden können. Vom 1. Januar 1875 an kann ſonach mit Zweiguldenſtücken weder Zahlung
ge=
eiſtet werden, noch Umwechſelung ſtattfinden.
Um die Einwohner des Kreiſes vor etwaigem Nachtheil zu bewahren, bringen wir das Vorſtehende hiermit unter dem
An=
ügen zur öffentlchen Kenntniß, daß die Zweiguldenſtücke, ſowie die übrigen benannten Münzen, bei den genannten Kaſſen jederzeit
mgewechſelt werden können, da dieſelben hinlänglich mit den entſprechenden Mitteln verſehen ſind, um allen Anforderungen Ge
üge zu leiſten.
Die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes werden beauftragt, in ihren reſp. Gemeinden auf jede mögliche Weiſe
ieſe Bekanntmachung zur Kenntniß der Ortsangehörigen, insbeſondere auch der Gemeinderechner zu bringen.
Darmſtadt, am 26. September 1874.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Küchler.
Feilgebotenes.
Bestler Arrao
Schopp. 36 kr.
Airsch-Apothehe.
Post-Pachet-Adress-Aartem
100 Stück zu 18 kr.
ſind ſiets vorräthig in der
L. C. Witlich'ſchen Hoſbuchdruckerei.
9153) Ein in beſtem Zuſtande befindliches
wales Stückfaß wird abgegeben. Näheres
ei der Expedition.
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Schützenſtraße 8.
Harzer Vögel
gute Schläger aus Andreasberg
ur noch bis Ende dieſer Woche 110045
N. Müller, Achen's Brauerei.
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10117) Ein weißer Kakadu,
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gewöhnlich zahm, welcher ſeither unangebunden
im Freien gehalten wurde, iſt abzugeben.
Näheres bei J. Hilß in Eberſtadt.
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Rheinſtraße 16.
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iſt ein eleganter Damen=Secretär von
Ebenholz mit Elfenbein eingelegt für 176 fl.
zu verkaufen und ſteht auf der Kaiſerl.
Ruſſiſchen Geſandtſchafts=Kanzlei in
Darm=
ſtadt, Beſſ. Wilhelminenſtraße Nr. 16, zur
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Kirchſtraße.
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8085) Gteinſtraße Nr. 36 iſt
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1. Octbr. an Wegzugshalber anderweit zu
vermiethen.
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die höhere Lehranſtalt beſuchen wollen,
kön=
nen Wohnung finden. Steinſtraße Kr. 8
im dritten Stock.
8830) Neckarſtraße 24 zwei freundlich
möblirte Zimmer zuſammen oder getrennt
ſogleich zu vermiethen.
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zu vermiethen.
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miethen. Schützenſtraße 2, 2 Stiegen hoch=
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ſardenzimmer zu vermiethen.
F. Backofen, Marienplatz 5.
9247) Eine ſchöne Wohnung, 2 Zimmer
und Küche, iſt zu vermiethen und ſofort
beziehbar bei
Fried. Ewald, Bäckermeiſter.
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2 gut möblirte Zimmer, zuſammen oder
getrennt, an 1 od. 2 Herrn zu vermiethen.
9597) Grafenſtraße 35 oberer Stock ein
Logis 3 Zimmer, Küche und allem Zugehör,
im Hinterhaus ein kleines Logis für eine
einzelne Perſon ſofort zu vermiethen.
Joh. Ludwig.
9777) Bleichſtr. 5, mäbl. Parterrezimmer.
9831) Woogsplatz Nr. 13 eine Stiege
hoch ein ſchön möbl. Zimmer zu vermiethen.
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ver=
miethen Neckarſtraße 26 parterre.
10079) Ein hübſch möblirtes Zimmer zu
vermiethen, gleich beziehbar. Waldſtraße 3
dritter Stock.
10103) 2 möbl. Zimmer f. z. Herren
5 fl., auf Verl. mit Koſt billigſt.
Darmſt. Carlſtr. 40, 11 St. hoch.
.
Busuuiwe.
1OON
v9
TTTTAAArtAAaAkXx]
10120) Alexanderſtraße Nr. 23 im
4 Hinterbau zwei Logis zu vermiethen
de und ſofort zu beziehen.
F
Georg Friedrich.
CWuLwI N.
ArxxxaxrATLaAAAaaXrl
10121) Ein möbl. Zimmer Ludwigspl. 5.
10012)
Reſomanen-Yerenn.
Samſtag den 21. Novbr., Abends 8 Uhr, im großen Saale
„zum Schützenhof”:
Abend-Anterhaltung mit Theater.
„Das Duell an der Seufzereiche.
Lokalpoſſe in Darmſtädter Munoart,
aufgeführt
von Mitgliedern des Bereins und Angehörigen deſſelben.
Eintrittslarten für Nicht=Mitglieder ſind vom Donnerſtag den 19. November an
bei Herrn Kaufmann W. Pfeil, obere Eliſabethenſtraße Nr. 5, 48 kr., ſowie Abends
an der Kaſſe, 1 fl., zu erhalten.
Der Vorstand.
10105) Ich beehre mich hiermit anzuzeigen, daß ich, zur größeren Bequemlichleit
meiner ſehr geehrten Abnehmer Eliſabethenſtraße 14 dahier, ein Detail=
Lager meiner
deutſchen, franzöſiſchen u. ſpaniſchen Flaſchen=
Weine und Spirituoſen
errichlet habe.
Indem ich die Verſicherung beifüge, daß ich ſtets nur reine, unverfälſchte Weine
liefern werde, halte ich mein Lager a gelegentlichſt empfohlen.
Preisliſten ſtehen in dem Verkaufslokale zu Dienſten.
Darmſtadt, am 18. November 1874.
Framz Wobor.
16.
6
)66s
Changverein „„edertaſe.
Samſtag den 28. November 1874
Abend=Unterhaltung
im Saale zur Trau b e.
Anfang 8 Uhr.
Der Vorstand.
10122)
Budoll Hosse in Frankfurl a. H.
Ferner domicilirt:
Verlin, Breslau, Cöln, Halle, Hamburg, Leipzig, Hünchen, Hürnberg,
Prag, Stuttgart, Strassburg, Wien, Lürich.
Officieller Agenl
ſämmtlicher Zeitungen
des zn- und Auslandes.
Vertreten in Darmſtadt durch Hrn. W. A. Gärtner, Woogsplatz 3.
Mleiniger Iusoratenpächtor
des MMadderadatse ri, der „Fliegenden Blätloer! des „kigaro' in Wien.
AsLGAnIAG AAuauaen-Aapie
des „Deutſchen Reichsanzeiger= und „Königlich Preußiſcher Staats=Anzeiger” „
Ber=
liner Tageblatt”, „Deutſche Landeszeitung= „Dentſcher Gemeinde=Anzeiger=
Capi=
taliſt, Reuue ſinanciére allemander, „Schweizeriſche Handelszeitung: „Züricher Preſſe ,
„Prager Handelsblatt=, „Feierabend des Landwirthss.
M. 227.
2161
Bei dem Herannahen der Weihnachtszeit bitten wir die für das Samſtagsblatt
beſtimmten Inſerate, ſoweit dies angeht, möglichſt frühzeitig einſenden zu
vollen, indem hierdurch eine beſſere Vertheilung der Arbeit und zugleich eine raſchere
Zeförderung ermöglicht wird.
Die Expedition des Darmſtädter Tagblatts.
bei auch nicht ganz guter Milch erhält,
⁄ Rahmgelben Kaſſee jee Hausftau durch den Gebrauch der
liebten „Gtraßburger Kaffee=Eſſenz in Pulvern.
Preis des ganzen Fläſchchens 10 kr. Bei Rückgabe des leeren 8 kr.
Zu haben bei Herrn G. L. Hriegk, Rheinſtraße 13.
0124)
Metzelſuppe
Hamſtag den 21. November. - Guter neuer Rheinwein per Schoppen 12kr.
Hierzu ladet freundlichſt ein
Georg Meyer,
Ecke der Alicen= und Blumenthalſtraße.
913) Zum Kraut=Einſchneiden
npfiehlt ſich
Frau Henrich,
Schulſtraße 19 Beſſungen.
10063) Eine tüchtige Reſtaurations=
Köchin wird gegen hohen Lohn geſucht.
Zu erfragen Zeughausſtraße 2 dahier.
10125) Wer am Sonntag nach der
Vorſtellung „ Indra- im Theatergang einen
Muff aufhob und geſehen wurde, wird
gebeten, denſelben auf der Exped. d. Bl.
abzugeben, im andern Fall der Namen
ver=
öffentlicht wird.
Bleichgarten zu verpachten.
10126) Der ſeither von Hen.
Bleich=
gärtnbr Rumpel gepachtete Bleichgarten an
der LindenAllee vor dem Beſſunger Hof=
Orangeriegarten iſt vom nächſten Neujahr
an anderweitig zu verpachten. Näheres zu
erfragen bei Frau Garten=Inſpector Noack
Wittwe in Beſſungen.
ezevrtagar.
Moe
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 20. Novbr. 14. Vorſt. im 3. Abonn.:
zum Erſtenmal wiederholt: Die Galloſchen des
Glücks. Zauberpoſſe mit Geſang und Tanz in 3
Ak=
ten und 8 Bildern von Jacobſon und Girnd:
Muſik von Lehnhardt.
Herr und Kne ch t.
Novelle von L.
(Fortſetzung.)
Der Kniende richtete ſich auf; es war der Vater des
tod=
n Mädchens, der vor ihm ſtand. Janko ergriff ſeine Hand
nd mit überſtrömenden Augen rief er: „Ich bin Mann: ich
abe es bewieſen in manchem Türkenkampf, an deiner Seite,
zater Turok; du haſt es geſehen mit deinen eigenen Augen, wie
h gekämpft, du kannſt nicht zweifeln, ob ich ein Mann; aber
ier iſt genug um eine Mannheit zu brechen und aus einem
luge, das nie geweint, die erſten Thränen zu preſſen, und
hmerzvoll deutete er nieder in das Grab.
„Janko, ſagte der alte Turok ernſt, „Gott iſt der Allweiſe
nd weiß es beſſer als wir, warum er dieſe Blüthe gebrochen
nd einen Engel mehr gemacht für ſein ewiges Reich; ſiehe, ich
abe imit dem Kinde Alles verloren, aber wir ſind Männer,
lngarn; laß das Weinen und die feige Klage den Weibern,
ige dich in das Unvermeidliche, ſei ein Mann, Janko.
Der ſchöne Jüngling ſenkte das Haupt, es war ihm ſchwer
ieſe Lehre zu begreifen, doch that er ſich Gewalt an und
trock=
ete die Thränen, die noch immer mit Macht herabſtrömten über
a3 ſchöne bleiche Antlitz.
Der alte Turok warf einen tief bekümmerten Blick auf den
rmen Jungen, der ſo ganz gebrochen ſchien, dann ſprach er:
Wie kommt es, Janko, daß ich dich nicht geſehen in der Kirche,
l3 der Prieſter den Segen über deine todte Braut ſprach; wie
ſommt es, daß du dem Leichenzuge nicht beiwohnteſt?u
„Ich konnte nicht." verſetzte Janko dumpf.
„Und warum nicht zu fragte der Alte.
„Des Grafen Sohn iſt angekommen ſo eben mit ſeiner
raut; der Herr hat ſeinen Liebling empfangen mit
wahnſin=
iger Freude; ſchnell mußte ein Imbiß für ſie bereitet werden
nd der Herr verlangte, daß ich ſie bedienen ſollte.
„Hat er uicht Diener genug, fragte der Alte, die Brauen
nſter zuſammenziehend, „daß er gerade dich wählen mußte; doch
du haſt ihm wohl nicht geſagt, daß dich ein Liebesdienſt rufe,
ein Todtendienſt, der noch vor dem Herrendienſt geht ?u
„Ich wollte, verſetzte der Jüngling, nallein er ließ mich nicht
zu Worte kommen; er duldet keinen Widerſpruch, und was er
will muß geſchehen.
„Ja ſo iſt er, der Tyrannſu brauſte der alte Turok auf.
„Er iſt mein Herr," ſprach der Jüngling, dem Alten einen
ſtolzen Blick zuwerfend, „ich habe ihm Gehorſam geſchworen und
Eidespflicht halte ich, bei meinem Säbel. Oder denkſt du, ich
ſollte mein Wort brechen, wie ein wandernder Jude oder ein
Zigeuner?
„ In rechten und guten Dingen ja," verſetzte Turok düſter,
„wäre der Türke vor den Mauern von Schloß Uvar und
be=
dürfte der alte Graf meines Säbels, ich ginge ſelbſt weg vom
Todtenbette meiner Mutter, meines Weibes, meines Kindes;
aber in einem Schloſſe, wo es von Dienerſchaft wimmelt, gerade
den zum Tafeldienſt zu wählen, dem man die Braut zu Grabe
trägt, iſt Sünde, iſt Tyrannei=
Es iſt nicht zu verkennen, daß des alten Turok Rede einen
leiſen Stachel in Janko's Bruſt zurückließ, doch vertheidigte er
muthig ſeinen Herrn und ſprach: „Du thuſt ihm Unrecht, Vater
Turok, der Herr läßt ſich am liebſten von mir bedienen, ſo auch
der junge Graf; ſollte nun der Alte in ſeiner Gewohnheit
ge=
ſtört werden, ſollte der junge Herr, der eben erſt angekommen,
ein fremdes Geſicht ſehen, ſtatt meinem treubewährten, das ihm
bekannt iſt aus maucher Türkenſchlacht? Nein, nein, du thuſt dem
alten Uvar Unrecht, Vater Turok.
„Nun, wie du meinſt,„ brummte der Alte in den Bart,
„doch ich glaube, es wird eine Zeit kommen, wo du auf meine
Reden denken wirſt."
„Laß uns nicht ſtreiten hier an dieſem Grabel, ſprach der
Jüngling, ſeine Hand ſchüttelnd, denn der Schmerz der todten
Liebe, der einen Augenblick vor der jedem Ungar heiligen Pflicht
ſeinen Herrn zu vertheidigen, unterdrückt worden war, gewann
in ſeiner Seele wieder die Oberhand; „laß uns lieber vereint
um ſie klagen, die wir nimmer ſwieder ſehen, nimmer wieder
N 222.
2148
Mittheilungen ans Stadt und Land.
in unſere Arme preſſen ſollen. O Turok, wir haben Alles ver=
loren!
„Alles, nur nicht die Hoffnung auf das Wiederſehen
jenſeits."
„Du haſt Recht. Laß uns gehen, hier iſt unſeres
Blei=
bens nicht.
Mit dieſen Worten ſuchte ſich der Arme die unerbittliche
Nothwendigkeit ſgefüger zu machen; in dieſem Augenblicke trat
auch der Todtengräber mit der Schaufel heran, um die letzte
Decke, die kühle Erde, über ein Herz zu breiten, das noch vor
Kurzem liebend und glücklich geſchlagen. Janko warf noch einen
Blick in das Grab, einen langen, ſchmerzlichen Blick, der mehr
ſagte, als es Worte vermögen, daun ergriff er des alten
Turoks Hand und ſagte entſchloſſen; „Komm, Vater,
ge=
hen wir.
Arm in Arm verließen die beiden Männer den Kirchhof;
der Abend hatte ſich indeſſen tiefer geſenkt und als ſie vor das
Thor des Gottesackers traten, ſtieg eben langſam der Mond
über die Weinberge herauf und verſilberte mit ſeinen Strahlen
die Zinnen des alten Schloſſes Uvar, das hoch und ſtattlich
auf grünem Hügel ſich in die Wolken hob. Die Fenſter des
alten Feudalſitzes waren feſtlich erleuchtet und luſtige Muſik
ſchallte ins Thal herab. Aufmerkſam horchte Janko auf die
Klänge; eine gewiſſe Unruhe ſchien ſich ſeiner zu
bemäch=
tigen.
„Was bedeutet dieſe Muſikzu fragte Turok.
„Der Graf hat ein Bankett veranſtaltet, verſetzte Janko,
„und raſch nach allen Seiten reitende Boten entſendet, die
Edelleute der Nachbarſchaft zu laden; ich ſollte nach
Com=
bascza zum Vicegeſpan; aber der braune Miſchko iſt für mich
geritten; nun ſcheint es hat das Feſt begonnen, ich muß eſſen;
lebt wohl, Vater Turok.
„Ich dachte, antwortete der Alte bitter, „du würdeſt den
heutigen Abend bei mir zubringen. Sieh, Janko, wenn ich nun
nach Hauſe komme, da wird keine liebe bekannte Geſtalt mir
entgegen treten, kein ſüßer Mund mir guten Abend bieten, keine
weiche Hand mir die Mütze von dem grauen Haupte nehmen
und den Krug mit Erlauer vor mich hinſtellen; es wird recht
einſam ſein bei mir zu Hauſe.
„ Ja wohl einſam, ſeufzte Janko.
„ Und da meinte ich denn, fuhr Turok wehmüthig fort,
„du, der mir der Nächſte und Liebſte auf der Welt, du ſollteſt
dich zu mir ſetzen und mit mir plaudern von meiner armen
Roſi
„O Vater -
„ Ja, ja von meinem armen Kinde; es würde uns beiden
das Herz leichter machen. Und wenn wir gar zu weiblich
wür=
den, ſo wollten wir uns erinnern an die Tage der Gefahr, wie
wir zuſammen ſtanden in der Schlacht von Zentha, wie du
den Türkenhieb von meinem Haupte abgewendet, und wie
wir wieder zuſammen ziehen wollen, wenns von Neuem
los=
geht.
Aber Vater, man bedarf meiner im Schloſſe - „
„Ah pah, jeder von den Gäſten bringt drei, vier Diener
und Heiduken mit, ſie werden deine Abweſenheit nicht vermiſſen:
hat doch der Graf über hundert Burſchen im Schloſſe, was
kanns ihm ſchaden, wenn der einzige Janko bei ſeinem alten
Freunde bleibt.
Unſchlüſſig ſchwankte Janko. Sie waren indeſſen langſamen
Schrittes bis ans Dorf gelangt und ſtanden vor des alten
Tu=
roks Hauſe; treuherzig faßte dieſer den Jüngling am Arme und
ſprach: „Tritt ein, Janko, geh nicht vorüber; laß die oben im
Schloſſe thun und treiben was ſie wollen, das laute Feſt taugt
nicht für ein gramgebeugtes Herz und ihre Luſtigkeit würde dich
doppelt traurig machen; tritt ein, Janko, laß uns von meiner
von deiner Roſi plaudern.
Der arme Burſche konnte den milden Worten des Alten nicht
länger Widerſtand leiſten; noch einen Blick warf er hinauf auf
die funkelnden Fenſter des Schloſſes, dann reichte er dem alten
Turok die Hand und trat mit ihm in's Haus.
Das Gr. Regierungsblatt Nr. 54 vom 18. ds. enthält:
Bekannt=
machung, die Beitraͤge der Waldbeſitzenden Gemeinden zu den Beſoldungen
der Oberſörſter betr.
Geſtern hatten drei Mitglieder des Vorſtandes der Saalbau=Actien=
Geſellſchaſt - die Herren Dr. v. Wedekind, Vice=Präſident, Prem=
Lieut. Zernin Schriſtführer und Hoſjuwelier Wondra die Ehre,
von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog in einer Audienz empfangen
z1 we den. Se. Königl. Hoheit erkundigten ſich eingehend nach den
Verhält=
niſſen des Saalbaues und ſagten zu, auf dem an nächſtem Montag 23. Nov.
ſtattſindenden Feſtballe der Geſellſchafts=Mitglieder erſcheinen zu wollen. Es
ſteht zu hoffen, daß auch die anderen eingeladenen Mitglieder des
Groß=
herzoglichen Hauſes den Feſtball mit ihrer Gegenwart beehren werden.
Zu dem Ball, welchen Se. Exc der Miniſterpräſident Hofmann
am Mitttwoch in den ſchönen Räumen derl Miniſteriumswohnung gab,
waren gegen 300 Perſonen geladen. Se. Königliche Hoheit der Großherzog
beehrten den Ball mit höchſt Ihrer Anweſenheit und waren auch JJ. K.
G. H. Prinz und Prinzeſſin Karl, Prinz Alexander, Prinz und Prinzeſſin
Ludwig, Prinz Wilhelm und die hier anweſenden Geſandten zugegen.
Die naturwiſſenſchaftlichen Vorträge des Herrn
Pro=
feſſor Dr. Eimer finden immer größeren Antlang. Das im Großh.
Muſeum als Auditorium eingerichtele Lokal reicht kaum aus, um die
zahl=
reichen wiſſensdurſtigen Hörer zu faſſen Eine erfreuliche Erſcheinung iſt
der Umſtand, daß die Zahl derſelben mit jedem neuen Vortrag ſich
ver=
größert; namentlich eine Anzahl von Lehrern und Beamten, denen die
Er=
weiterung und Vertiefung ihr naturwiſſenſchaftlichen Kenntniſſe am Herzen
liegt, hat ſich eingefunden und folgt neben den Studirenden des
Polytech=
nitums mit ſichtbarem Intereſſe den in klaren ſund faßlichen Vortrag
ge=
brachten eingehenden philoſophiſchen Deductionen. — Wir können über die
vorzügliche Acquiſition, welche offenbar an Hrn. Prof. Eitner gemacht
wor=
den iſt, das Großh. Muſeum ebenſo wie die polytechniſche Schule
beglück=
wünſchen und dürſen uns von deſſen Wirkſamkeit die günſtigſten Reſultate
erhoffen.
Herr Dr. Louis Büchner wird Samstag den 21. November 1874
Abends 9 Uhr ſeinen Vortrag über„Wahrnehmungen in Amerika, ſpeciell
über Auswanderung= im Lokale der Turngemeinde lam Woogsplatze,
fort=
ſetzen. — Auch Nichtmitglieder ſind willkommen.
Eine außerordentlich wohl gelungene Photographie des Herrn
Bürgermeiſter A. Ohly lin Cabinets= und Viſitenkarten=Format) iſt
aus der photographiſchen Anſtalt von Wilhelm Rudolph hervorgegangen.
- Das Gewerbeblatt für das Großherzogthum Heſſen Nr. 46
ent=
hält: Tie deuiſchen Lebens=Verſicherungs=Geſellſchaften. - Einfache
Prü=
ſungsmethode für Spritzen. - Anwendung des Waſſerglaſes zur
Haus=
wäſche und zum Putzen.
Die gleichzeitige Entzündung vieler Gasflammen.
Kleinere Mittheilungen: Transparentſeiſe.
Die Bau=Arbeiten am Mainzer Dom wurden der ungülnſtigen
Witterung halber am 17. d. eingeſtellt und ſoll nun demnächſt mit dem
Abbruch der beiden Rebenthürme begonnen werden.
Nach dem „Reichsanz geht der Beſchluß des Bundesraths,
bezüg=
lich der Abkürzung des Wortes Mark im amtlichen Verkehr genauer dahin,
ein großes lateiniſches M künftig behuſs dieſer Abkürzung zu gebrauchen.
Zufolge Mittheilungen, welche indeß wohl noch der Beſtätigung
bedürfen, wird der „Poſtanweiſungs= und Poſtvorſchuß=Verkehr des
deut=
ſchen Poſtgebietes, incl. Bayerns und Württembergs mit Oeſterreich=Ungarn.
und umgekehrt, nachdem nunmehr die finanziellen Hinderniſſe bereinigt ſind,
vom 1 Februar 1875 ab erſolgen. Die Bedingungen entſprechen im
All=
gemeinen denen für den inneren Verkehr des Reichspoſtgebietes. Sowohl
Poſtanweiſungen als auch Poſtvorſchüſſe koͤnnen bis zur Höhe von 50 Thlr.
= 75 fl. öſterr. Währung angenommen werden.
— Das Kaiſerliche General=Poſtamt erläßt folgende Bekanntmachung:
Das Publikum wird im eigenen Intereſſe aufs Neue dringend erſucht, bei
Verſendungen durch die Poſt, die Packete feſt und dauerhaft zu verpacken
und auf denſelben die Bezeichnung des Empfängers ſowie des
Beſtimmungs=
ortes deutlich und haltbar anzubringen. Cigarrenkiſten, leicht zerbrechliche
Holzſchachteln, ſchwache Cartons, einfache Umhülllungen von dünnem,
ſproͤ=
dem Papier oder loſer, leicht brechender Pappe ſind als ungenügendes
Pad=
material anzuſehen und bieten dem Abſender keine Sicherheit für die richtige
und vollſtändige Ueberkunſt ſeiner Sachen. Die Bezeichnung muß deutlich
und auch bei Licht lesbar, namentlich hinſichtlich des Beſtimmungsortes in
die Augen fallend auf dem Packete ſelbſt oder auf einer haltbar daran
be=
feſtigten Etiquette niedergeſchrieben ſein. Iſt die Bezeichnung unleſerlich
oder geht die Etiquette durch Abſtreifen, Zerreißen oder Zerbrechen während
der Beſörderung verloren, ſo kann das Stück den Beſtimmungsort nicht
erreichen. Etiquette von leichtem Papier den Packeten anzubinden oder
an=
zuheſten, genügt nicht, ebenſo iſt es ganz unzweckmäßig, Papier=Etiquetten
den in glattes Material, wie Wachsleinwand, Glanzpapier ꝛc. verpackten
Stücken aufzukleben; von ſolchem Material löſen ſich aufgeklebte Etiquetten
ſehr leicht ab, die Sendungen bleiben dann ohne jedes Kennzeichen und
ſind unanbringlich. Am beſten iſt es, die Signatur auf das Packet ſelbſt
zu ſchreiben; deßhalb iſt die mit einer gewiſſen Vorliebe benutzte ſchwarze
Wachsleinwand ſehr ungeeignet; weit mehr empfiehlt ſich graues oder
gelbes Wachsleinen. Verluſte, Beſchädigungen oder Verzögerungen, welche
durch ungenllgende Verpackung oder Bezeichnung entſtehen, hat die
Poſtbe=
hörde reglementsmäßig auch dann nicht zu vertreten, wenn die Annahme
der Packete zur Poſtbeſörderung ohne Anſtand erfolgt iſt.
Redaction und Verlaa: L. C. Wittich'ſche=Hofvuchdruckerei.