„
SNLONN
9TIbN
B.
Abonnementspreis
fl. 48 tr jährlich inel Bringeclohn
Auswärts werden von allen
Poſt=
zmtern Beſſellungen
enigegengenom=
nen zu 59 kr peo Quarial incl
Poſt=
aufſchlag und Beſtellgebübr
Frag- und Anzeigeblatt.
137 Jahrgang.
önerate
werden angenomnnen in Darmſtar
von der Ezprditon Rheinſtt Nr z.
in Beſſungen von Friedr. Böher.
Friedrichsſt Nr 7 ſowie auswarts
dor allen ſoliden Annoncen=
Ewe=
deonen
Amlliches Organ für die Bekannktmachungen des Großherzoglichen Kreigamts Darmſtadt.
Ne. 142.
Freitag ben 24. Juli
187A.
3295) Oeffentliche Aufforderung.
Forderungen und Anſprüche jeder Art an
den Nachlaß der Wittwe des Großherzogl.
Mundkochs Degenhardt, Chriſtine geb.
Hu=
er, zu Darmſtadt am 21. Mai l. J.
ver=
torben, ſind binnen vier Wochen bei dem
interzeichnetem Gericht anzumelden, bei
Mei=
ung der Nichtberückſichtigung bei Regulirung
es Nachlaſſes.
Darmſtadt, den 30. Juni 1874.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
J. V. d. St.:
Weyland,
Vogel,
Stadtg=Aſſeſſor. Stadtg.Aſſeſſor.
Verſteigerungen.
Gras=Verſteigerung
in den Domanial=Waldungen der
Ober=
förſterei Kalkofen.
Donnerſtag den 30. und Freitag den
1. d. Mts. wird das Gras von den
ein=
chürigen Wieſen, Mäheplatten, Wegen und
Schneißen in den Forſtwarteien Kleeneck,
Lalkofen u. Bayerseich öffentlich verſteigert.
Am erſten Tage beginnt die Verſteigerung
Norgens um 9 Uhr auf der
Schau=
ertswieſe, am zweiten zu derſelben
zeit auf der Ramſtadtwieſe hinter dem
dalkofen und Mittags um 3 Uhr auf
er Sauwieſe bei der Wohnung des
Lahnwärters Schwarz nächſt Erzhauſen.
Darmſtadt, den 22. Juli 1874.
Großherzogliche Oberförſterei Kallofen.
506)
Winheim.
Verſteigerung von Getränken
507) zu Eberſtadt.
Montag den 27. Juli 1874, Vormittags
0 Uhr, werden auf landgerichtliche
Ver=
igung in der Behauſung des Gaſtwirths
nd Bierbrauers Ludwig Schneider zu
berſtadt circa 140 Ohm gut gehaltenes
gerbier, circa 1 Ohm Wein und etwas
ranntwein gegen baare Zahlung öffentlich
rſteigert.
Eberſtadt, am 22. Juli 1874.
Großherzogliches Ortsgericht Eberſtadt.
Müller.
Verſteigerungs=Anzeige.
Samſtag den 25. Juli, Morgens 9 Uhr, ſoll auf der
ehe=
maligen Achen's Mühle auf den Abbruch mit ſofortigem
Zu=
ſchlag zur Verſteigerung kommen:
Das Wohnhaus, 1350 Meter lang, 750 Meter breit, 2ſtöckig,
wovon das Erdgeſchoß maſſiv aus Stein, der 2. Stock von Fachwerk
ausgeführt iſt. Das Dachwerk iſt noch neu u. mit Ziegeln gedeckt.
Die Bedingungen werden vor der Verſteigerung bekannt gemacht.
Im Auftrag der Direction des botan. Gartens:
6309
Auz. Hug, Archttekt.
6124)
Ausverhauf.
von Damen=,Mädchen=u. Kinderſchuhwaaren.
Wegen vorgerückter Saiſon verkaufe ſämmtliche Sommerſchuhe u. Stiefeln
für Damen, Mädchen und Kinder zu Fabrikpreiſen und mache beſonders auf ein
reich=
haltiges Lager von Kinderſchuhen und Stiefeln aufmerkſam.
Alle bei mir erkauften Schuhwaaren werden zur Reparatur von mir angenommen
Dy.
Li Schufer, Schirmfabrikant,
24 Ernſt=Ludwigſtraße 24.
6478)
—
Feinste Eimbeer Immonadekssenz
empfiehlt billigſt
J. Hulda
9
Bleichſtraße 45.
Speolalläl gesohmledeter das. u. Massor.
röhren Verbindungsstücke.
Preisliſten, ſowie jede zu wünſchende Auskunft ertheilt unſer Vertreter
Herr Alexander Voltz in Frankfurt a. M.
großer Kornmarkt 20, welcher auch vollſtändiges Muſterlager unterhält.
Gristauer
G Hoanls,
6508)
Eiſenwerk Hainitz.
6332) Ein Oleander und
Garten=
bank iſt billig zu verkaufen Geiſtberg 1.
6339) Ein dreirädriger Kranken=
Wagen iſt zu verkaufen. Näheres in
der Exped. d. Bl.
5814) Ein Haus mit Laden und
Garten, welches der guten Lage halber
ſich zu jedem Geſchäft eignet, iſt zu
verkaufen. Näheres bei der Exp. d. Bl.
364
[ ← ][ ][ → ] 1348
S
5Echtes Klettenwurzel=Oel
von Carl Jahn,
Hoflieferant und Friſeur in Gotha,
welches das Ausfallen und frühzeitige
Er=
grauen verhindert, das Wachsthum derſelben
aber dermaßen bewirkt, daß in kurzer Zeit
das ſchönſte und kräftigſte Haar zu ſehen
iſt. Es belebt die bereits erſterbenden Haare
von Neuem, und iſt das beſte Toiletten=Oel,
vorzüglich auch für Kinder. - Jedes Glas
iſt mit obiger Firma verſehen und
verſie=
gelt, mit Gebrauchs=Anweiſung zu 9, 18
u. 27 kr., alleln ächt zu haben bei Hrn. G.
L. Mrieske, Rheinſtr. neben der Poſt.
Facons de Poche
mit Bum, Cognac, Anisette & Eréme de
Cacao zu haben bei
W. Huber,
Ludwigſtraße. 13.
6480)
6479) Ein weißer, runder,
mittel=
großer Porcellan=Ofen für Holz=
Feuerung iſt billig zu verkaufen.
Näheres im Verlag d. Bl.
Incarnat,
Weissrübsamen,
Ewigen Hlessamen,
Wioken
empfiehlt billigſt
Emanuel Fuld.
L.
S.
ſEine Parthie Maculatur wird ab=
O
5
4. D gegeben. Näheres bei der Exped.
8 Ranadoux
in ſchöner Waare bei
W. Huber,
Ludwigſtraße 13.
6509) Bohnenſchneid= u.
Abzieh=
maſchinen, ſowie Bohnenmeſſerbilligſt
in großer Auswahl ſtets auf Lager.
Auch werden dieſelben leihweiſe abgegeben.
Georg Weller,
Wilhelminenſtraße Nr. 8.
6510) Ein Haſenſtall mit Haſen guter Raçe
billig zu verkaufen. Lautenſchlägerſtraße 13.
6511) 3 junge Hündchen kleine Race
ſind zu verkaufen. Heinheimerſtraße 25.
Vermiethungen.
3663) In meinem Hauſe, Friedrichſtraße
Nr. 26, iſt der dritte Stock, beſtehend aus
5 Zimmern nebſt allem Zugehör, zu
ver=
miethen und im Juni zu beziehen.
Wilhelm Schäfer.
4214) Ein Zimmer mit oder ohne
Mö=
bel zu vermiethen. Promenadeſtraße 13.
M. 142.
4360) Zu vermiethen im Darmſtädter
Hof im weſtlichen Flügel 2 Treppen hoch
2 Zimmer, 2 Cabinet nebſt Küche; ferner
im Erdgeſchoß die bisher von dem Gerichts=
Bürcau benutzten Räumlichkeiten mit
Sepa=
rateingang von der Grafenſtraße.
4579) Heinheimerſtraße 7 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen, ſogleich zu beziehen.
Auguſt Herwegh.
4750) In einem neuen Hauſe der zweit=
Stock für 250 fl., ſowie ein Manſarden=
Logis für 150 fl. auf einem der höchſten
freien ſchön gelegenſten ſüdlichen Punkte
Darmſtadts auf ſogleich zu vermiethen.
Näheres Beſſ. Ludwigſir. 86.
Daſelbſt auch 3 kleinere Zimmer im erſten
Stock zu vermiethen.
5472,
Sofort
oder bis 1. September Wienerſtraße 9
die bel Etage, 4 Zimmer mit allem
Zu=
behör, zu vermiethen.
5633) Die Manſarde meines Hauſes
iſt zu vermiethen.
J. Jacobi, Schloſſermeiſter,
Schützenſtraße 21.
Gueenrtaamm
6044) Bleichſtraße 5 die vel Etage, vier
Zimmer mit Zubehör, zu vermiethen.
Zu erfragen Parterre.
5072) Ein Cogio Mandalenennraße B.
Ausſicht auf die Straße.
6175) Beſſunger Heidelbergerſtraße 89
iſt der 2. Stock mit allem Zugehör zu verm.
6301) Ein kleines Logis zu vermiethen.
Arheilgerſtraße Nr. 37.
IIrntauAnuuan
5879) Rheinſtraße Nr 23 it bie bel
Etage, beflehend aus 6 Plecen, Küche,
Magdſtube, Bodenkammer und allen
Bequemlichkeiten, ſowie Antheil am
G Garteu, an eine ruhige Familie zu ver=
A miethen und vom 1. Oct. an zu beziehenh
W
„
6492) Gartenflraße 13 ein Logis, 2
Zim=
mer, 1 Kabinet mit allem Zugehör, ſogleich
zu beziehen.
6493) Bleichſtraße 5 iſt ein Logis im
Seitenbau zu vermiethen.
6494) Caſinoſtraße 17 ein geräumiges
Logis im Seitenbau an eine kinderloſe
Fa=
mllie zu vermiethen Preis 170 fl.
6512) Caſinoſtraße 18 ein ſchön möblirtes
Zimmer parterre nach der Straße zu verm.
6513) Rückertſtraße Nr. 10 iſt der
un=
tere Stock mit Zugehör bis October zu
vermiethen.
6514) Erbacherſtr. 7 iſt ein ſchönes Logis
zu vermiethen u. in 4 Wochen zu beziehen.
6515) Ein möblittes Parterre=Zimmer
zu vermiethen. Lautenſchlägerftraße 13.
485⁄⁄, Zwer grope Zimmer, partetre,
G ſind zum Aufbewahren von Möbeln,
G Büchern u. dgl. ſofort zu vermiethen.
14
Näheres in der Exp. d. Bl.
463
Ml1.
12)
Vermiſchte Nachrichten.
5
GUIL -Cuoihke
aus achtbarer Familie wird in eine feine
Conditorei Franzfurt's zum ſofortigen
Ein=
teitt geſucht. Franco=Offerten sub Chiffre
K1115 beſördert die Annoncen-Expedition
von Rudolſ Hosse in
Franli-
ſurk a. M.
5609) Ein braves Hausmädchen
ge=
ſucht. Markt Nr. 4 im erſten Stock.
zu Gießen
am 26. und 27. Juli 1874.
Große prachtvolle Feſthalle mit 2500 Sitzplätzen und
brillanter Gasbeleuchtung. Schöner Feſtplatz mit diverſen
gedeckten Wirthshallen. 2 Regiments=Muſiken. Mäßige
Eintrittspreiſe.
H62078)
6469)
Der Fest-Ausschuss.
Neuer
Zoologiſcher Garten
C
in Frankfurt a. M.
6516
Eingang vor dem Hanauer Bahntof
Sonntag den 26. Juli d. J. iſt der Eiutrittspreis den ganzen
Tag über:
für Erwachſene auf
18 kr. und
für Kinder unter 10 Jahren auf 9 kr. ermäßigt.
Nachmittags um 5 Uhr und Abends um 8 Uhr Coucerte der Kapelle des
81. Jufanterie=Regiments unter Leitung des Herrn Waßmann.
Der Verwaltungsrath.
E142.
1349
jeden Inhalts in alle auswärtigen u.
in der Annoncen=
ARlAzdusAzazt HT GSGTar hieſigen Zeitungen zu Originalpreiſen, L811 49, Expedition von
Wirdolf Hosse, Frunhaſart a. Bl.
Vertreler für Darmſtadt: W. A. Gaertner, Woogsplatz 3.
6517) Ein braves Mädchen, welches
bürgerlich kochen kann, wird ſogleich gegen
hohen Lohn geſucht durch Frau
Zimmer=
mann, Kiesſtruße 28.
S fßin ſolider, zuverläſſiger Mann, der
S u eine ſchöne Hand ſchreibt, kann für
Nachmittags dauernde Beſchäftigung auf
einem Büreau finden. Schriftliche Offerten
unter Nr. 6520 befördert die Expedition.
Tarmſtädter Vollsbanl, eingetragene
Ge=
noſſenſchaft, verbunden mit Spar=Kaſſe.
Geſchäftsſtunden täglich Morgens von 9-12 Uhr,
Nachmittags von 3-6 Uhr. Kaſſeſchluß um 5 Uhr
Nachmittags. Sparkaſſe=Büchelchen werden ſogleich
bei der Einlage ausgeſertigt.
Eiftrttarzrtratmirsiratt.Milarranruazzh:
6518) Einige Weißbindergeſellen e.
Accordarbeiter)finden dauernde Beſchäftigung
Cageskalender.
ei Gottlieb Klotz, Weißbindermeiſter.
5519)
Dankſagung.
Allen theuren Verwandten, Freunden und
Bekannten, welche an dem uns ſo
ſchmerz=
ich betroffenen Verluſte durch das ſo frühe
Hinſcheiden unſerer innigſit geliebten Tochter/
ind Schweſter Anna ſo innigen Antheil,
ahmen und dieſelbe zur letzten Ruheſtätte
eleiteten, hiermit unſeren tiefgefühlteſten/
Jank. - Beſſungen, 20. Juli 1872.
Die trauernde Familie Maurer.
Großh. Muſenm und Bildergalerie im Schloß.
geöffnet Sonntag von 10-1 Uhr, Dienſtag,
Mitt=
woch. Donnerſtag und Freitag von 11-1 Uhr.
Großh. Hofbibliothek im Schloß, geöffnet
täg=
lich von J-12 Uhr Vormittags und laußer Samſtag)
von 2- 4 Uhr Nachmittags.
Großherzogliche Gärten. Der Garten vor dem
Jägerthor (Mathildenhöhe) iſt dem Publikum jeden
Mittwoch, der Beſſunger Hofgarten jeden
Donners=
tag geöffnet.
Sparkaſſe. Zahltag an jedem Werktage von
9-12 Uhr Vormittags. Jeden Dienſtag von 2-
Uhr Nachmittags werden die Sparkaſſebüchelchen
gegen die Interimsſcheine ausgegeben.
Abgehende Bahn=Züge.
Schnell-oder Courier=guge;-
Frank=
furt. 7 Nach
Heidel=
berg. Nach
Mainz Nah
Aſchal
fenbure. Nack
Worms Nach
Erbach 45.2 6.4. ſh30 16.20 6.40 6.50. 5. 40 48.5( 750 9.40 9.35 7.50 9.30 9.15 9.11 . — 8.40 21115 12. 10 I. 7 — G. 11. 30 12.- G — 11.45 F155 2. 6 71.47 2.55 2.55 3.31 S.- 3. 25 2.53 5.35 5.30 44.45 5. 30. 44.48 5.31 8. * 8.1( 46.- 26.15 G 7.15 815 7.10 — — 9.15 9.15 — 2950 10.- 950 410.-
Die gefahrvolle Nacht.
Nach dem Engliſchen von S.
Zwei Tage, ehe ich von der Inſel Mauritius abſegelte., ſaß
h auf einem Ballen, der einen Theil meines Gepäcks enksielt,
nd frühſtückte. Die Wände waren aller Gemälde und Kupfer= ſamen Nothwendigkeit ſie getrennt hal. Solche Menſchen ſind
iche leer, alle Lieblingsſpielereten und Pfeifen waren vom
ſla=
inaufſatze verſchwunden, und was ſich noch an Geſchir= in
1 befriedigen, war geliehen. Das Frachtſchiff Sarah ſchwaum
le ein koloſſaler Schwan im Hafen und der Schweif des
Ver=
hrs mit ihm reichte bis unter meine Fenſter.
Die Sache war richtig, der Abſchied ſtand nahe bevor. und
1 die Beſtimmung nach Alt=England war, ſo hätte man meinen
llen, daß meine Freude groß ſein müſſe. Aber es gibt in
enſchlichen Dingen keinen feſten, folgerechten Schluß, wie in der
9ik. In den Angelegenheiten der wankelmüthigen Menſchen
„d Ebbe und Fluth ſo viel Störungen unterworfen, daß es
zwer wird zu beſtimmen, was zu einer gegebenen Zeit gerade
en oder unten ſein mag. Ich für meinen Theil habe immer
nen weltbürgerlichen Sinn gehabt und es als eine ſchlechte
ſolitik betrachtet für ein dem Irrthum unterworfenes Weſen,
ie wir Menſchen es ſind, den Begriff der Heimath an zu
aus=
fließliche Ortsbedingungen zu knüpfen. Wir beſchränken
offen=
ir die freie Entwickelung unſerer Fähigkeiten, wenn wir uns
ibilden, daß das Schiff, dem wir unſer Lebensglück anvertrauen
ollen, nur in einer beſtimmten Landſchaft, oder gar in einem
orfe, mit Sicherheit Anker werfen, und daß dieſer nicht
ge=
htet werden kann, ohne Schiffbruch befürchten zu müſſen.
enn die Menſchenkinder nicht von Ehrgeiz geſtachelt würden,
d noch dazu von Gewinnſucht - von den beiden Kräften alſo,
lche ſie vom Pfühl der Heimath hinwegtreiben und einem
chine=
ſ chen Stillſtehen der Geſellſchaft vorbeugen, ſo wäre eine
drei=
he Wehr gegen rohes Bedürfniß nöthig, um ihrer
Lebensſtel=
ig einige Kraft zu erhalten Die Nothwendigleit, dieſer
uner=
tliche Sendbote Jupiters, muß vom Himmel herabkommen und
Menſchen aus ihren Verſchanzungen heraustreiben, und wenn
dann nothgedrungen das Neſt verlaſſen müſſen, ſo thun ſie
mit Widerſtreben und bereiten ſich ſelbſt Kummer. Wenn
Menſch Wurzel treibt wie ein Tannenbaum und alſo hängen
h bt, bis er durch mechaniſche Gewalt losgeriſſen wird, ſo muß
eſnatürlicher Weiſe dabei Schmerz empfinden. So kommt es
denn, daß die geiſtige Zerriſſenheit, welche manche Auswanderer
als das Werk eines grauſamen Schickſals beſchreien, viel mehr
erzeugt iſt von dem Eigenſinn, womit ihre parteiliche und
be=
ſchränkte Vorliebe ſich feſtklammert an einem Ort oder an irgend
einem Gegenſtand von dem die Macht der ſogenannten grau=
Selbſtpeiniger und erregen das Mitleid derer, die ſich mit ihnen
auf gemeinſchaftlicher Wanderſchaft befinden; ſie nähren ihren
ſeiner Wohnung befand, um die unentbehrlichſten Bedürfniſſe Schmerz, ſind blind gegen alles Andere und verläugnen die
Be=
dingung, unter welcher allein der Geiſt auf Unſterblichkeit und
Schrankenloſigkeit Anſpruch muchen kann, die Fähigkeit nämlich,
ſich allem Großen und Edlen zuzuwenden, wo immer es ſich
zeigen mag. Die Welt iſt die Heimath des Menſchen, und die
allgütige Vorſ hung hat ſie überall ſo au geſtattet, daß, wohin
wir auch geworfen werden mögen, ein weiſer Maun überall
heimiſch und glücklich werden kann. Die heilige Idee der
Hei=
math hat keine geographiſche oder materielle Begrenzung, ſie
ruht auf Liebe, Glaube und Friede und dieſe können überall zur
Blüthe kommen, weil ihre Saat im Geiſte liegt und von
Weis=
heit entwickelt wird. Sei daher weiſe Wanderer aus dem Lande
Deiner Väter, öffne Deinen Sinn den neuen Erſcheinungen, die
darux, weil ſie anders ſind, keinen geringeren Werth haben, als
was Du bereits kennft, Deine Arme neuen Brüdern und
Schwe=
ſtern, und lebe nicht länger im Schlendrian, als hätteſt Du
keine höhere Lebensfähigkeit als eine Auſter oder eine
Stengel=
blume. Wo Du auch immer Dich befinden magſt, Du kannſt
Gelegenheit finden oder ſchaffen, um Deine Kräfte zu üben, und
mehr als das kann man dieſſeits doch eigentlich nicht erwarten.
Dabei will ich keineswegs etwa zu verſtehen geben, daß
man mit beſonderer Anſtrengung die Philoſophie aufbieten müſſe,
um ſich in einen Aufenthalt von einigen Jahren auf der Inſel
Mauritlus zu finden. Mancher betrachtet ſie als eine der
reizend=
ſten Inſeln auf der Welt. Die braven Kaufleute und Pflanzer
wetteifern in Gaſtfreundſchaft und verwenden alle
Hervor=
bringungen des üppigen Eilands, um dem Fremden den
Aufent=
halt angenehm zu machen. Auf Einwendungen in Betreff dis
Klina's lege ich geringen Werth, und ein kluger Wandersmann
ſollte ſie eigentlich nicht hervorbringen, denn wenn man ſich nur
überall ein Bischen nach den Verhättniſſen richtet, ſo werden im
Grunde bald alle Kltmate gleich, man kann ihnen nicht
unge=
fraft Trotz bieten, aber ſie beläſtigen nicht, wenn man ſich ihnen
fügt; man trägt ein warmes Kleid in St. Petersburg und hält
1350
B 142.
ein paar Stunden Mittagsruhe in Calcutta. Was nicht
ze=
leugnet werden kann, iſt allerdings, daß Mauritius etwas zu
übertrieben asſeits liegt, um von der Pfennigpoſt regelmäßig
be=
dient werden zu können; aber da ich nicht verliebt war, ſo hatte
es damit nicht viel auf ſich.
Wenn ich ſage, daß ich nicht verliebt war, ſo folgt daraus
nicht, daß ich dem guten Rufe von Mauritius und ſeinen
Her=
vorbringungen zu nahe trete. Bis ich ſeine zauberiſche Küſte
betrat, galt ich mit gutem Fug für einen hartherzigen,
unein=
nehmbaren Hageſtolz. Es würde wenig Unterhaltung gewähren,
die Namen meiner Genoſſen am Offizierstiſche aufzuzählen, die,
Einer nach dem Andern, als Opfer gefallen waren der ſchönen
Augen, die ihre blendenden Strahlen über mich ohne die
beab=
ſichtigte Wirkung ausgeſtrömt hatten. Drei Wochen nachdem wir
die neuen Quartiere bezogen, hatten die Mädchen die
Bewälti=
gung meiner Halsſtarrigkeit aufgegeben als eine böſe und
un=
dankbare Arbeit, mit der keine Ehre einzulegen ſei. Nun hatte
aber doch meine Stunde auch geſchlagen, ich hatte die
Unab=
hängigkeit aufs Aeußerſte getrieben, und nicht gar zu lange,
nach=
dem ich das romantiſche Eiland von Paul und Virginie betreten,
hatte ich ſo ziemlich meine Freiheit eingebüßt.
Wenn der Leſer alle dieſe Umſtände zuſammenrechnet, ſo
wird er ſich ſchwerlich wundern, wenn ich ſage, daß ich gerade
nicht außer mir war vor Entzücken über den Befehl zur Heimkehr.
Ich befand mich in einem eigenen Falle von Liebesnoth, der,
wenn auch ſonderbar, doch vorkommen kann. Nicht eine Flamme,
ſondern mehrere hatten mein Herz entzündet - nicht ein Bild
weiblicher Lieblichkeit, ſondern eine ganze Gallerie reizender
Ge=
ſchöpfe hatte ſich in meine Phantaſie eingeniſtet und trieb dort
tollen Spuk. Ich ging aus des Morgens mit der feſten
Ueber=
zeugung, daß Maria die rechte ſei, und wenn ich Mittags nach
Hauſe zurückkehrte, ſo kam es mir vor, daß Luciens Augen ein
noch hinreißenderes Feuer ausſtrahlten, dem ich nicht widerflehen
konnte, bis mir Abends einfiel, wie unverantwortlich es ſein
würde. die ſanfte und in ihrer Anſpruchsloſigkeit entzückende
Malvina den grauſamen Qualen der Eiſerſucht Preis zu geben;
war ich alsdann mit ſolcher Bedenklichkeit eingeſchlummert, ſo
im Traum ein ganzer Schwarm von lauter gleich
anbetungswür=
digen Schönen mir über den Hals, die ſich um mich ſtritten und
mich ärger quälten, als wäre ein Schwarm afrikaniſcher
Stech=
fliegen hinter die Gazevorhänge meines Bettes gerathen, auf dem
ich Tantaluspein erduldete. War ich wankelmüthig vor Seylla in
die Charhbdis gefallen, ſo rettete ich mich aus der Tiefe nur, um
wie ein irrgewordener Komet am Firmament herumzufahren und
gravitirte bald um dieſe, bald um jene Sonne, ohne bei einer
ins rechte Gleis kommen zu können. Ich glaube ſicherlich, daß
wenn damals Hymen in eigener Perſon mir den Tiſch gedeckt,
ich mich über die Wahl der Gefährtin, die er mir zubringen
ſollte, ſo lange beſonnen hätte, daß der Gott, der ja vielerwärts
zu thun hat, vor Ekel die Fackel ausgelöſcht haben würde.
In ſolcher Stimmung ſaß ich am Frühſtück. Zu der
heil=
loſen Verwirrung zürtlicher Gemüthserregung, die ich eben zu
beſchreiben verſucht, geſellte ſich noch eine leiſe Entrüflung über
den Inhalt eines Briefs von meinem alten Freunde Hans Hardy.
Er that mir zu wiſſen, daß er meine bevorſtehende Heimkehr
vernommen und mir aufrichtig Glück wünſche zu meiner
Abbe=
rufung, ehe ich regelmäßig eingefangen worden. Im ſchlimmſten
Falle jedoch - und das war die Stelle ſeines Briefes, für welche
ich ihn hätte peitſchen mögen - wenn nämlich ein Fang in
Wirklichkeit ſtatt gefunden, gab er zu bedenlen, wie ich eigentlich
darum mich nicht verloren geben dürfe, dieweil ich ja nunmehr
eine günſtige Gelegenheit habe, heimzukehren, „um mich mit
mei=
nen Freunden zu berathen.” Ich erinnerte mich, wie oft ich mich
dieſes matten alten Spaſſes bedient hatte, und es kam mir
ſelt=
ſam vor, daß ich damals mich ſo gar grimmig dagegen geſträubt.
„Elngefangen, dachte ich bei mir ſelbſt - „wenn nur Hans,
oder ſonſt wer mir ſagen wollte, von wem?u Ich komme mir
vor wie jener Hypochondriſt, der nicht wußte, in welchem von
ſeinen fünfzig Leiden das Grundübel ſtecke, und demzufolge
un=
heilbar blieb. Zuverläſſige Männer ſtimmen jedoch überein in
der Annahme, daß man zu gleicher Zeit nur mit einer einzelnen
Perſon in Liebe verbunden ſein kann, und ſo war ich allem
An=
ſchein zum Trotz, dennoch zu der Vermuthung berechtigt, daß
irgend ein junges Frauenzimmer insbeſondere die anregende Urſache
ſei der auffallenden Zerſtreuung, von der ich unleugbar
be=
fallen ſei.
Jetzt aber lag blutwenig daran, welche oder wie viele
Mäd=
chen dabei in's Spiel kommen mochten; ich ſollte ſie nun Alle
verlaſſen. Mauritius mit ſeiner lieblichen Geſellſchaft werde ja
bald für mich nor ein Traumbild ſein, deſſen Licht noch immer
in Wahrhaftigkeit funkelte, bald jedoch von barſchen
Eindring=
lingen in den Schatten gedrängt werden müſſe, bald werde ja
das ſehr beliebte ſieben und vierzigſte Regiment fort ſein und
erſetzt werden durch das nicht weniger beliebte drei und achtzigſte,
und ich konnte mir lebhaft vorſtellen, daß es nicht übermäßig
lange dauern werde, bis die Mädchen über und über
getröſte=
würden von den neuen Ankömmlingen, die das verlöſchende
(Fortſetzung folgt.)
Feuer auf eigene Rechvung anblaſen.
Mittheilungen ans Stadt und Land.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog iſt Donnerstag früh 8 Uhr 40 M.
nach Friedberg abgereiſt.
— Nach einer Mittheilung der N. H. V. wurde in der Nacht von
Mittwoch auf den Donnerstag ein Unteroffizier der 2. Comp. des Großh.
1. Inf.=Reg. Nr. 115 von den um 11 Uhr eintreffenden Zug der Main e.
Neckar=Bahn zwiſchen Arheilgen und hier überfahren. Der Verunglückt gal,
hieß Ernſt und war eine Feſtſtellung der Perſönlichkeit erſt ſpäter möglich
da der Koͤrper in einzelne Stücke geriſſen war.
Eu=
— Nach dem nun veröffentlichten Programme zum 1X. Mittelrhei
niſchen Turnfeſt in Gießen vom 26. bis 28. wird zur Einleitun,
deſſelben nach vorangegangenem Turntage ſchon Samstag den 25. Juli
ei=
großes Concert in der umfangreichen, an 2500 Sitzplätze enthaltenden Feſt
halle ſtattfinden. An beiden Feſttogen, Sonntag und Montag, werden ſich
um 3. Uhr die Feſtzüge durch die Stadt nach dem Feſtplatze bewegen, de
erſte von dem Wallthore, der andere von der Alicenſtraße ausgehend
Hierauf folgen an beiden Tagen die Preis= und Schauturnen, wobei di=
MaſikauffUhrungen von den beiden Kapellen des 2. Gr. Inf.=Reg. Nr. 111
und dem 2. Naſſ. Inſ. Reg. Nr. 88 executirt werden. Am erſten Feſttage
werden auch die Schüler der ſammtlichen Knaben=Lehranſtalten ein
Schau=
turnen vornehmen und am zweiten Abends erfolgt die Preisvertheilung
Beide Feſttage ſchließen mit einem Banket ab. Am dritten Tage, Diens
tag wird eine große Turnfahrt in der Umgebung von Gießen unter
nommen.
Die „Magd. 3tg= ſchreibt: Die Einführung der Reichsmark=Rech
nung in Preußen vom 1. Januar an legt den Gedanken nahe, ob nich
auch in Sülddeutſchland mit dieſem Termine zu der gleichen Rechnung
übe=
gegangen werden ſollte. Dann wäre die lang erſtrebte Münz=Einhei
Deutſchlands wenigſtens formell erreicht. So ſchön dieſer Gedanke war
ſo ſtellen ſich demſelben zur Zeit noch ſolche Schwierigkeiten entgegen, da
man genöthigt ſein wird, den Plan noch etwas zu vertagen. Es iſt fü
Preußen verhältnißmäßig leicht von der Thaler= in die MarkWährun
überzugehen, denn die Münz=Stücke der Thaler=Währung ordnen ſich vol
ſtändig in die Mark=Rechnung ein, und wo ein Unterſchied oder Bru
bleibt, bei den Pfennig=Stücken, ſind dieſe durch einen kühnen Griff in d
Reichs=Wührung erhoben worden, und jeder Pfennig in Preußen avanc
mit dem 1. Januar von ½ Silbergroſchen zu einem Zehntheil eines S.
bergroſchens. Durchaus verſchieden liegen aber die ſüddeutſchen Münz=Ve
hältniſſe. Die ſüddeutſchen Scheide=Münzen ſind zur Umrechnung in Mar
währ ung durchaus ungeeignet. Sieben Kreuzer ſüddeutſch ſtimmen
zw=
mit zwei Silbergroſchen oder 20 Pfennigen, aber die Umrechnung v
einem bis ſechs Kreuzer fördert Brüche zu Tage die durch keine Mün
ausgeglichen werden können. Mit den in Süddeutſchland umlaufend
Scheidemünzen, 1, 3 und 6 Kreuzer, läßt ſich Markrechnung daher ni
durchführen, ohne eine unſägliche Verwirrung hervorzurufen. Die Thüti
keit der deutſchen Münz=Statten hat bis jetzt aber noch nicht hingereid
um einen nur merklichen Betrag von Reichs=Scheidemünze in den Verke
zu ſetzen. Ob es nicht möglich war, ein ſchnelleres Lempo in die Au
münzung zu bringen, müſſen wir unentſchieden laſſen; vielleicht ſtellt
der Laie die Vergrößerung der beſtehenden Münz=Stätten oder die Erri
tung neuer leichter vor, als dies in Wirklichkeit der Fall iſt. Unter dieſ
Umſtänden haben Bayern und Württemberg es abgelehnt, für den 1. 2
nuar zu einer Rechnung überzugehen, ſür welche die circulirende Mü=
Maſſe im Ganzen und Großen nicht paßt; Baden hat, nachdem es A
fangs ſich geneigt gezeigt hatte, den Uebergang zu unternehmen, nach
nauerer Betrachtung ſich davon zurückgezogen, und die gleiche Stell, C
wird vorausſichtlich zunächſt auch Heſſen nehmen müſſen. Sollte Sl e½
Deutſchland alsbald zur Mark=Rechnung übergehen, ſo gibt es dafür n
wer=
ein durchgreifendes Mittel: nämlich eine aͤhnliche Operation, wie ſie
dem preußiſchen Pfennig=Stück vollzogen wurde, eine höhere Tarifirungd zarg
Drei= und Sechs=Kreuzer=Stücke die man zu 10 und 20 Pfennigen anſetz
könnte. Freilich hätte eine ſolche Maßregel auch wieder ihre ſehr
bede=
lichen Seiten, und wäre das Wünſchenswertheſte, eine weſentlich erhö
Geſchwindigkeit der Münz=Praͤgung eintreten zu ſehen.
Redaction und Verlag. L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckeret.