Ubonnementspreiz
2fl. 48 tr jährlich inel. Bringeciohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
Antem Beſtellungen enigegengenom
men zu 59 kr peo Quartal inel
Poſt=
aufſchjag und Beitellgebühr
Frug- und
Inerate
werden angenommen in Darmſta
vor der Expedton Rheinſtt N 2s
in Bejjungen van Friedr. Biößer,
Friedrichsſt Ar 7 ſöwie auswaͤrtg
vor allen ſolzden Annoncen=
Expe=
detiionen
137 Jahrgang.
Amtliches Orgau für die Bekannkmachungen des Großherzoglichen Ereisamts Darmſtadl.
M
Freitag den 3. Juli
18T4
Feilgebotenes.
5244a) Ein gut erhaltenes 6octaviges
Clavier wird billig abgegeben. Näheres
bei Hofkammmacher Kling. Ludwigsplatz.
„
bei
HbiCaviar
W. Zuber,
Ludwigſtraße 13.
5799
Java=Kaffe,
fäglich friſch gebrannt, kräftig und
rein=
hmeckend, per Pfd. 52 kr. empfiehlt
7⁄₈ Chr. Kottler, Obergaſſe.
25648) Mehrere alte Reiſekoffer.
Rheinſtraße Nr. 28.
Chesterkäs
bei
5811)
W. Huber,
Ludwigſtraße 13.
Zum Anſetzen empfehle:
Feinſt gereinigten Weingeiſt von 90 pCt.,
ächten abgelagerten Nordhäuſer Korn=
Brauntwein,
guten Fruchtbranntwein 8 kr. per Sch.,
ächten alten Arac de Batavia,
ſowie alle Gewürze.
Carl Hanck,
5893)
Eliſabethenſtraße 6.
Ruhrer Steinkohlen.
Ich erlaſſe in Wagenladungen von 10 Ctrn.
und mehr:
ſtückreiches Fettſchrot 44 kr.
ohne Octroi frei in's Haus geliefert.
Ich mache meine geehrten Abnehmer darauf
aufmerkſam, daß ſich der Frachtſatz vom
1. Auguſt ab per Ctr. um 3 kr. erhöht.
S.
Jh. Schweitzer,
5894)
Eliſabethenſtraße 35.
Beſten Himbeersakt,
Limonadenpulver,
Brausepulver,
Selters- & Soda-Nasser
empfiehlt
Carl Watzinger,
589b)
Louiſenplatz 4.
5896)
Pendules-Lagel
en gras et en detall.
Pariser Pendules, Regulateurs, Reise, Hacht- und
Wand-Uhren, Wecker, Candelabres, Bronce, complette
Garnituren.
Nean Heke,
Rossmarkt 2, Ecke des Steinwegs, Prankfurt a. A.
. 61888.)
Sillgmüller
wieder vorräthig bei
W. Huber,
Ludwigſtraße 13.
5817)
Saar=Stückkohlen
in Waggons von 200 Centnern direct von
der Grube, ſowie auch von meinem Lager
(Main=Neckar=Bahn) empfiehlt zu den
billig=
ſten Preiſen.
5897)
J. Schweitzer,
Darmſtadt.
Eliſabethenſtraße 35.
5898) Jedes Quantum felnſtes prima
„5
Winter-Maln
2 liefert billigſt (ſofort oder ſuceſſive per
Juli — Auguſt) A. Katscher in Leipzig.
5899) Eine Henne mit 16 Jungen iſt
große Kaplaneigaſſe 58 zu verkaufen.
5900) Ein großes Oelgemälde
Jagdſtück - ſehr billig abzugeben:
Carl=
ſtraße Nr. 48.
Spirius E (eingeish,
Beſten Fruchtbranntwein,
Franzbranntwein
empfiehlt
Carl Watzinger,
Louiſenplatz 4.
5901
Hesshna Aplelsinen
bei
W. Huber,
Ludwigſtraße 13.
5817a)
Vermiethungen.
3698) Obere Hügelſtraße Nr. 26 ſind
Theile des Manſardenſtocks (auch mit
Mö=
beln), neu hergerichtet, zu vermiethen.
3663) In meinem Hauſe, Friedrichſtraße
Nr. 26, iſt der dritte Stock, beſtehend aus
5 Zimmern nebſt allem Zugehör, zu
ver=
miethen und im Juni zu beziehen.
Wilhelm Schäfer.
3721) Heinheimerſtraße Nr. 16 iſt im
mittleren Stock ein freundliches Zimmer mit
ſchöner Auficht zu vermiethen und ſogleich
zu beziehen.
3992) Ein großes und ein kleineres
Lo=
gis zu vermiethen. Gardiſtenſtr. 31.
4214) Ein Zimmer mit oder ohne
Mö=
bel zu vermiethen. Promenadeſtraße 13.
4360) Zu vermiethen im Darmſtädter
Hof im weſtlichen Flügel 2 Treppen hoch
2 Zimmer, 2 Cabinet nebſt Küche; ferner
im Erdgeſchoß die bisher von dem Gerichts=
Büreau benutzten Räumlichkeiten mit
Sepa=
rateingang von der Grafenſtraße.
4472) Caſinoſtraße Nr. 14
zwei ineinandergehende Zimmer mit
Aus=
ſicht auf die Straße zu vermiethen und gleich
zu beziehen.
4579) Heinheimerſtraße 7 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen, ſogleich zu beziehen.
Auguſt Herwegh.
4679) Wendelſtadtftraße Nr. 20 iſth ein
freundliches Logis, beſtehend Laus 4 Zimmer,
Küche ꝛc. zu vermiethen und alsbald zu
be=
ziehen. Guſtav Egner Metzgermſtr.
4619) Ein möblirtes Zimmer zu verm.
und gleich beziehbar. Mühlſtraße 52.
4697) Friedrichſtraße 20 iſt der 1. St.
mit 6 Zimmern, 3. St. mit 5 Zimmern
und allen Bequemlichkeiten bis Auguſt
be=
ziehbar zu vermiethen.
Zu erfragen Eliſabethenſtraße Nr. 49.
4702) Ein freundlich möblirtes Zimmer
ſogleich zu beziehen Marienplatz 5.
5191) Mathildenplatz 5 iſt der 3. Stock
beſtehend aus 4 Zimmern, 2 Kabinetten
und allen ſonſtigen Bequemlichkeiten, zu
vermiethen und Anfangs Sept. zu beziehen=
326
1212
4750) In einem neuen Hauſe der zweit=
Stock für 250 fl., ſowie ein Manſarden=
Logis für 150 fl. auf einem der höchſten
freien ſchön gelegenſten ſüdlichen Punkte
Darmſtadt's auf ſogleich zu vermiethen.
Näheres in der Expedition.
Daſelbſt auch 3 kleinere Zimmer im erſten
Stock zu vermiethen.
5127) Ein möbl. Zimmer parterre.
Beſſunger Carlſtraße 3.
5229) Ein ſchön möblirtes Zimmer iſt
zu vermiethen und bis 1. Juli zu beziehen.
Hügelſtraße Nr. 20. Jacob Roth Wiw.
5444) Ein freundliches unmöblirtes
Zim=
mer iſt zu vermiethen. 21 Roßdörferſtr. 21.
5472)
Sofort
oder bis 1. September Wienerſtraße 9
die bel Etage, 4 Zimmer mit allem
Zu=
behör, zu vermiethen.
5633) Die Manſarde meines Hauſes
iſt zu vermiethen.
J. Jacobi, Schloſſermeiſter,
Schützenſtraße 21.
5847) Ein mit allen Bequemlichkeiten
verſehenes Manſarden=Logis alsbald zu
be=
ziehen. Aliceſtraße H.
5875) Rheinſtraße Nr. 23 it die bel
Etage, beftehend aus 6 Plecen, Küche,
Magdſtube, Bodenkammer und allen
Bequemlichkeiten, ſowie Antheil am
Garteu, an eine ruhige Familie zu
ver=
miethen und vom 1. Oct. an zu beziehen.N
5902) Ein Zimmer mit oder ohne
Ms=
bel ſogleich zu vermiethen.
J. Zimmer, Hofmetzger,
gegenüber der Infanterie Caſerne.
5903) Ein Logis zu vermiethen.
Schloß=
gaſſe 18, gleich zu beziehen.
Vermiſchte Nachrichten.
Verein für Kaniuchenzucht
5887)
Darmſtadt.
Monatsverſammlung Dienſtag 7. Juli
Abends 8 Uhr im Schröder'ſchen Lokale.
2972) Einen Lehrling ſucht
G. Delp, Schreinermeiſter.
4972) Vollſtändig geübte
Weißzeug=
näherinnen werden geſucht.
Nähere Auskunft bei der Exp.
5609) Ein braves Hausmädchen
ge=
ſucht. Markt Nr. 4 im erſten Stock.
5278) Einen Lehrling ſucht gegen Koſt
und Logis oder Wochenlohn.
G. Beck, Schreinermeiſter,
Schützenſtraße 12.
5788) Ein fleißiges Mädchen ſucht
Ar=
beit im Waſchen und Putzen. Zu erfragen
Holzſtraße 24 dritter Stock.
5790) Meine geehrten Kunden, welche
etwaige ihnen eigenthümliche Gegenſtände bei
mir noch zu haben glauben, bitte ich,
die=
ſelben baldigſt abholen zu laſſen, weil ich
ſpäter nicht mehr dafür verantwortlich ſein
kann.
Ludw. Habich.
B 127.
Geſchäfts=Verlegung.
Einem verehrlichen Publum hiermit die ergebene Anzeige, daß ich unterm Heutigen
mein ſeitheriges Geſchäfts=Local verlaſſen und nunmehr
Wilhelminenſtraße Nr. 3 im Heſſiſchen Hauſe
wohne. Für das mir bisher bewieſene Zutrauen beſtens dankend, bitte ich, daſſelbe auch
in meinem neuen Locale mir zu Theil werden zu laſſen. Mein Geſchäft werde ich in
unveränderter Weiſe fortfühten und halte wie ſeither ſtets Lager von Putz=Artikeln
nach den neueſten Moden.
Darmſtadt, 1. Juli 1874.
Helcme Hauf,
5853)
Confections= u. Putz=Geſchäft.
5904)
werden fortwährend gewaſchen binnen drei Tagen bei
t r o h hü t e
A. Bertram, galſtraße 14.
Strohhut=Fabrikant,
Anzeige &
Empfehlung.
Ich beehre mich, hierdurch ergebenſt anzuzeigen, daß ich mit heutigem Tage die
ſeither von mir geführte Reſtauration nebſt Haus= und Gartenwirthſchaft
käuflich an Herrn A. Damz abgetreten habe.
Für das dem Hauſe bewieſene langjährige Wohlwollen ſage ich allen ſeitherigen
Gönnern und Beſuchern meinen freundlichen Dank mit der Bitte, daſſelbe auf den neuen
Uebernehmer gütigſt übertragen zu wollen.
Darmſtadt, den 1. Juli 1874.
A. Wähler
Wto
nen
Unter Bezugnahme auf Vorſtehendes werde ich die Reſtauration des verſtorb. a:
Herrn A. Bühler Louiſenſtraße Nr. 14, von heute un unter meiner eigenen Firm
A. Danz weiterfuhren, und bitte die ſeitherigen Freunde und Beſucher den ſo
reich=
lich bewieſenen Zuſpruch auch auf mich güligſt überzutragen. — Durch die pünktlichſte
und aufmerkſamſte Bedienung werde allen gerechten Anforderungen entgegen kommen.
Darmſtadt, den 1. Juli 1874.
Hochachtungevoll
0
A. Danz.
Magdeburger Lebeus=Verſicherungs=Geſellſchaft.
Garaztie der Geſellſchaft:
Actien=Capital
fl. 3500000.
Reſervefonds angeſammelt bis ult. 1873
„ 2847250.
Geſchäfts=Reſultate ult. December 1873:
Angemeldete Capitalverſicherungen
Abgeſchloſſene Capitalverſicherungen
Noch in Kraft befindliche Capital=Verſicherungen
Jährliche Prämien und Zins=Einnahme.
Gezahlte Berſicherungsſumme ſeit Eröffung des Geſchäfts=
Betriebs
fl. 60511500.
„ 49 633500.
„ 29302000.
„ 1,005025.
„ 3036250.
Obige Geſellſchaft ſchließt unter den liberalſten Bedingungen zu feſten und
billigen Prämien
Lebens=, Renten=, Ausſteuer= und Begräbniß=
Verſicherungs=Verträge
und gewährt den bei ihr Verſicherten des Beamtenſtandes beim Eintritt in eine
kau=
tionspflichtige Stellung Cantions-Darlehen bis zu ⁄ der Verſicherungsſumme
Proſpecte und Antrags=Formulare verabreichen gratis unter Ertheilung jeder
wei=
teren Auskunſt ſämmtliche Agenten der Magdeburger Lebens=Verſicherungs=Geſellſchaft,
ſowie in Darmſtadt
Die General=Agentur:
W. A. Gaertuer.
Comptoir: Woogsplatz 3 neben dem Turnhaus.
P. S. Solide Herren werden an allen Orten des Großherzogthams als Agenten (oder
auch als ſtille Acquiſiteure) gegen hohe Proviſionen angeſtellt.
(5906
Kl27.
Gesellschaſt -intrabhf.
Samſtag den 4. Juli d. J.
Sonner-Casimo
im Zaalbau.
Anfang Abends 7½ Uhr.
5967)
Darmſtadt, den 2. Juli 1874.
Die Vergnügungs=Commiſſion.
Poei
ur peR=-derein.
Parthie nach dem Georgenbrunnen
findet nächſten Sonntag den 5. Juli bei günſtiger Witterung ſtatt.
Abfahrt 1 Uhr 45 Minuten.
45
Rückfahrt7
5908)
Die Vergnügungs=Commiſſion.
5888) Eine rentable
Wirth=
ſchaft wird ſofort zu miethen
geſucht. Von wem ?ſagt d. Exp.
Tüchtige Glaſergeſellen
finden bei großer Arbeit dauernde
Beſchäf=
tigung
E. A. Rieſſel,
(. F. 4101)
in Mainz. (5800
5805) Waſche zum Bügeln wird
angenommen. Riedeſelſtraße Nr. 38.
5831) Ein Schreiner findet bei gutem
Verdienſt dauernde Beſchäftigung bei
H. Schuchard.
5859)
Geſucht:
Ein Cigarrenfabrik=Werkmeiſter, der vor
allen Dingen eingehende Tabakskenntniß
beſitzen muß, unter guten Bedingungen per
1. October d. J. in der Nähe Bremen's.
Offerten sub Chiffre Ho 113e nimmt die
Annoncen=Expedition von Haasenstein &
Jogler in Bremen entgegen.
5909) Ein Mädchen ſucht Laufdienſt,
welches gut waſchen und putzen, ſowie
alle Hausarbeit verſteht.
Zu erfragen in der Magdalenenſtraße 16
im Hinterbau.
1213
Eine gute Einlegerin
(Punktirerin)
wird geſucht.
L C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
B
8 Als Zimmerpolier
wird ein ruhiger und geſetzter Mann,
wel=
cher mit den Leuten umzugehen weiß und
ziemlich ſelbſtſtändig iſt, in einer Stadt am
Rhein geſucht. Reflectanten wollen ſich unter
Chiffre HR4I11 an die Annoncen=
Expe=
dition von D. Frenz in Mainz wenden.
33
5910) Eine junge Frau ſucht Laufdienſt.
Zu erfragen Bachgaſſe Nr. 14.
5911)
Haushälterin.
Ein älterer Herr ſucht zur Führung
ſei=
nes Haushaltes ein geſetztes Frauenzimmer,
welches in Küche und Hausarbeit gründlich
erfahren und Willens iſt, ſelbſt mit Hand
anzulegen. Schrift. Offerten sub W. O.
poste restante Darmstadt.
Ein braves Mädchen
ſ aus beſſerer Familie, 26 Jahre alt,
wel=
ches allen Hausgeſchäften vorſtehen kann,
ſucht per 1. Auguſt oder September,
Fa=
milienverhältniſſe wegen, eine Stelle bei
einer Herrſchaft, am liebſten auf dem Lande.
Gefl. Offerten sub M. 6531 befördert die
Süddeutsche Annencen-Expedition,
5912)
Stuttgart.
Aus dem Leben eines Thunichtgut.
Von Ferdinand Dieffenbach in Darmſtadt.
Gortſetzung.)
In Folge ſeines leichtſinnigen Lebens war unſer Magiſter
fortdauernd in Geldverlegenheit. Im Sommer hatte das weniger
zu ſagen, da er das, was er für ſeine perſönlichen Bedürfniſſe
brauchte, leicht geborgt erhielt, allein im Winter brauchte er
baares Geld, um ſein Auditorium heizen zu laſſen. Er hatte im
Winterſemeſter von 1790191 kaum ſeine im Sommer ziemlich
beſuchten Collegien eröffnet, als er das Holzgeld nicht mehr
auf=
bringen konnte. Die Folge war, daß ihm ſeine Zuhörer, welche
in keinem kalten Zimmer ſitzen wollten, wegblieben. Er brachte
kein Colleg mehr zuſammen, gerieth in Schuldea und ſchließlich
in eine ganz desparate Lage die ihn zu dem Entſchluß brachte-
Soldat zu werden. Nicht etwa Offiziersaspirant, ſondern im
damaligen Sinne als Gemeiner, der ſich gegen Handgeld
an=
werben ließ.
In Halle ſtand ein Regiment, deſſen Inhaber der General
von Thadden war. Er meldete ſich bei dem Hauptmann von
Müffling, welcher, hocherſtaunt über dieſen Schritt, ihm ſo viel
er konnte abrieth, ihn aber ſchließlich, als er darauf beſtand, als
Soldat in ſeiner Compagnie annahm.
Man kann ſich denken, welches Aufſehen die Nachricht von
dieſem Schritte erregte, als ſie ſich in der Stadt verbreitete.
Die Mehrzahl derrer, welche ihn ja genau kannten, waren der
Meinung, der „tolle Magiſter” habe einen neuen Witz
ausge=
ſonnen, als ſich jedoch das wunderliche Gerücht beffätigte und
man ihn mit dem Gewehr hanthieren ſah, wurde der Lärm
da=
rüber allgemein. In Schaaren lief Jung und Alt nach dem
Exercirplatze, um Laukhard, der eine ſtadtbekannte Perſönlichkeit
war, exerziren zu ſehen, und wenn er als Ordonnanz, das Ge=
wehr an der Schulter, gravitätiſch eine Meldung ſeinem Major
überbrachte, liefen die jungen Gymnaſiaſten und die
Straßen=
jugend hinter ihm her, ſchrieen und ſangen:
Laukhard hin, Laukhard her,
Laukhard iſt kein Magiſter mehr!
Laukhard hin, Laukhard her,
Laukhard iſt ein Zottelbär.
Das Soldatenleben war damals eine ganz behagliche Exiſtenz.
Der Soldat wurde wenig mit Exerciren geplagt und war nicht
caſernirt, ſondern in Privatlogis bei Bürgern untergebracht.
Laukhard insbeſondere hatte es ſehr bequem. Seine Offiziere
waren liebenswürdig gegen ihn und dispenſirten ihn mit
Aus=
nahme des Exercirens, von Allem, ſo daß er beinahe den ganzen
Tag in ſeinem Intereſſe verwenden konnte. Nachdem einmal die
Blamage überſtanden war, fand er, daß er als Soldat
eigent=
lich beſſer daran war wie früher als Privatdocent. Seine
Klei=
dung und Verköſtigung waren ihm ſicher, ſeine Löhnung erhielt
er pünktlich alle fünf Tage, und Schulden drückten ihn nicht,
daneben hatte er viel Gelegenheit zu Gelderwerb. Er gab
latei=
niſchen, griechiſchen und franzöſiſchen Privatunterricht und begann
ſeine Laufbahn als Schriftſteller.
Damals überſetzte er die Abhandlungen des Grafen von Arco
über den Einfluß des Handels auf den Geiſt und die Sitten der
Völker und ſchrieb ſeine Beiträge und Berichtigungen zu Doctor
Bahrds Lebensbeſchreibungen, eine der giftigſten Streitſchriften,
die man leſen kaun. Endlich gab er zu jener Zeit die beiden
erſten Bände ſeiner Lebensbeſchrelbung heraus, welche reißenden
Abſatz fanden. Sie führen den Titel:
F. C. Laukhards, vorzeiten Magiſters der Philoſophie, und
jetzt Musketiers unter dem Thadden'ſchen Regiment zu Halle,
Leben und Schickſale von ihm ſelbſt beſchrieben und zur
War=
nung für Eltern und ſtudirende Jünglinge herausgegeben. Ein
en
[ ← ][ ]1214
R127.
Beitrag zur Charakteriſtik der Univerſiläten in Deutſchland
Halle 1792 bei Michaelis und Bispink. Das Buch ſowie ſeine
anderweitige literariſche und pädagogiſche Thätigkeit brachte ihm
viel Geld ein und er wurde in Folge ſeiner Rührigkeit in einem
gewiſſen Sinne ſogar wieder zu einer reſpectirten Perſönlichkeit.
Dieſes gemüthliche Stillleben wurde durch den Krieg mit
der franzöſiſchen Republik, welcher 1792 ausbrach, in ſehr
un=
behaglicher Weiſe unterbrochen. Laulhard avancirte damals zum
Corporal und marſchirte mit gegen die Franzoſen. Der Herzog
Wilhelm von Braunſchweig, der die beiden erſten Bände ſeiner
Lehensbeſchreibung geleſen hatte, hatte ihn in ſeine beſondere
Affection genommen und ließ ihm während des ganzen Feldzuges
die doppelte Löhnung auszahlen, ſo daß er wenigſtens niemals
über Durſt zu klazen hatte.
Er machte den berüchtigten Feldzug in die Champagne, die
Einnahme von Verdun und Montmedhy, die Kanonade von Valmy
und hierauf die Belagerung von Landau mit! Vor Landau
ge=
ſtalteten ſich ſeine Schickſale plötzlich in wunderlicher Weiſe.
Laukhard war ein Vetter des franzöſiſchen
Volksrepräſen=
tanten Dentzel, eines Pfälzers, der dem damaligen Gouverneur
von Landau Seitens des Navional=Convents als Civilcommiſſär
beigegeben war und kannte dieſen perſönlich. Er hatte von dieſer
Bekanntſchaft einmal ein Wort fallen laſſen und dieſe Nachricht
kam dem Prinzen von Hohenlohe, damals Oberſt bei dem
Regi=
mente Wolframsdo.f, zu Ohren.
Eines Tages ließ ihn der Prinz in ſein Zelt rufen, ließ ihn
ſich ihm gegenüber ſetzen und begann mit ihm eine ſehr
freund=
liche Unterhaltung. Nachdem die Unterredung eine Weile
ge=
dauert, fragte er:
„Glaubt Er, lieber Laulhard, daß die Franzoſen jetzt auf
dem letzten Loche blaſen?
„Neins, erwiderte Laukhard, „das glaube ich nicht. Die
Franzoſen haben noch zu viele Hülfsmittel, und es wird ſchwer
haten, ſie zu bezwingen, geſchweige denn ihre Macht ganz und
gar zu tilgen.
„Er hat doch die römiſche Geſchichte ſtudirt.”
„ Ja wohl, Durchlaucht.”
So weiß Er auch, daß die Soldater, welche an der
Wohl=
fahrt des Vaterlands zweifelten, geſtraft warden.”
„Gnädigſter Herr, ich zweifle an der Wohlfahrt des
Vater=
landes gar nicht; ich wünſche Deutſchland und beſonders Preußen
das Beſte, aber ich kann doch nicht das Unmögliche - das wäre
doch die gänzliche Niederlage Frankreichs, behaupten.:
„Laſſen wir das, es mag jeder denken, was er will, man
muß nur ein ehrlicher Mann ſein - A propos Laukhard, ich
habe gehört, Er kenne den Repräſentant zu Landau den
Dentzel!
Mittheilungen aus Stadt und Land.
- Bis jetzt ſind einige 40 Modelle für das Landesdenkmal
hier eingetroffen und im Saalbau aufgeſtellt. Sicherem Vernehmen nach
werden Se. Königliche Hoheit der Großherzog am nächſten Samstag die
Ausſtellung in Augenſchein nehmen.
Am Mittwoch Nachmittag iſt J. M. die Königin von
Würt=
temberg in Jugenheim eingetroffen und in Schloß Heiligenberg
abge=
ſtiegen.
— Major Hamm iſt nach Saarlouis verſetzt worden.
— Wer iſt ſtimmberechtigt ffür zdie kommende
Stadt=
verordneten=Verſammlung?
Darüber wird viel hin= und
her=
debattirt und begegnen wir manchen richtigen aber auch viel mehr
unrich=
tigen Erläuterungen. Wir glauben daher dem Publikum einen Dienſt zu
erweiſen, wenn wir dieſe Frage hiermit klären:
Nach dem Art. 13 der Städteordnung ſind ſtimmfähig:
1) „Alle in der Gemeinde grund=, gewerb= oder
einkommenſteuerpflich=
tigen Ortsbürger derſelben.
Es duͤrfen nach dieſer Beſtimmung alſo hier wählen: alle hieſige
ſteuer=
zahlende Bürger (ſofern ſie nach weiterer Beſtimmungtzur Zeit der Wahl
25 Jahre alt ſind und vom 1. Jan. 1873 an zur Einkommenſteuer
zuge=
zogen worden ſind) laber nicht: Bürger einer andern Gemeinde des
Groß=
herzogthums, blos weil ſie hier wohnen).
Es ſind ferner ſtimmfähig:
2) Alle männlichen Einwohner, welche die deutſche Reichs=
Angehoͤrig=
keit beſitzen und welche ſeit zwei Jahren ihren Unterſtlltzungswohnſitz in
der Gemeinde haben.
Während poſ. 1 ſich auf die hieſigen Buͤrger bezieht, betrifft poſ. 2
die hier blos Wohnenden und zwar ſollen von dieſen nur diejenigen
wäh=
len dürfen, welche ſeit zwei Jahren ihren Unterſtützungswohnſitz hier haben.
Nun iſt aber das Unterſtlltzungswohnſitz=Geſetz erſt am 1. Juli 1871 in
Kraft getreten. Zum Erwerb des Unterſillzungswohnſitz s gehört aber
zweijähriger Aufenthalt. Es konnte alſo von hier wohnenden Reichs=
An=
gehörigen Unterſtützungswohnſitz eheſtens den 1. Juli 1873 erworben
wer=
den und da zur Wahlberechtigung gehört, daß die betreffenden Einwohner
ſeit zwei Jahren ihren Unterſtützungswohnſitz in der Gemeinde erworben
haben, ſo können alle dieſe erſt mit dem 1. Juli 1875 Wahlrecht erlangen.
Anders iſt es aber mit allen Denjenigen, welche durch das
Unter=
ſtützungswohnſitz=Geſetz das Recht des Unterſtültzungswohnſitzes mit dem
Inkrafttreten dieſes Geſetz's verliehen worden iſt; es ſind dies nach Art. 651
dieſes Geſetzes alle diejenigen, welche am 30. Juni 1871 hier Heimathrecht
beſaßen. Dieſe hatten alſo bereits am 30. Juni 1873 die nöthigen zwei
Jahre zurückgelegt und ſind alſo jetzt mit wahlberechtigt Dahin zählen;. B.
die hieſigen Staats=Angeſtellten, die nicht Bürger geworden ſind, die
des=
gleichen Advokaten, und die hieſigen Bürgerſöhne, vorausgeletzt, daß ſie zur
Zeit der Wahl 25 Jahre alt ſind, und vom 1. Januar 1873 an zur
Ein=
kommenſteuer zugezogen worden ſind. Von dieſen werden alle Diejenigen
zur Wahl zugelaſſen, welche ſpäteſtens den 31. Juli 1874 auf der
Bürger=
meiſterei ihr Stimmrecht in Anſpruch nehmen und wenn ihr Anſpruch für
begründet erachtet worden, in die Wahlliſte eingetragen worden ſind. Ueber
den geſchehenen Eintrag wird auf Wunſch Beſcheinigung ertheilt, womit
Jedem der Beweis ſeiner Anmeldung ermöglicht iſt. Wer dieſe Friſt
ver=
ſäumt, hat kein Stimmrecht in Anſpruch zu nehmen, wenn dies ihin geſetzlich
auch zugeſtanden haben wurde.
E.
In der Generalverſammlung der Actionäre der
Saal=
bau=Actien=Geſellſchaft vom 1. Juli wurden auf Antrag ihres
Vorſtands und nach näherer Begründung durch den Schriftführer, Dr. von
Wedelind und den Finanz=Commiſſär, Stadtrentmeiſter Michell, folgende
Be=
ſchlüſſe gefaßt:
1) der Vorſtand wird ermächtigt, ein Kapital von 35000 fl. zu
5 pCt. verzinslich gegen Beſtellung einer zweiten Hypothek an den
Immo=
bilien der Saalbau=A.=G. aufzunehmen.
2) Der Vorſtand wird ermächtigt, weiter - nöthigenfalls gegen
Be=
ſtellung einer dritten Hypothek - zu möglichſt günſtigen Bedingungen ein
Anlehen bis zu 17500 fl. aufzunehmen, das allmählich mit dem Eingange
weiterer Actienzeichnungen getilgt werden ſoll.
3) Der Vorſtand wird angewieſen, von der ihm früher ertheilten
Ermächtigung, Actien bis zum Betrag von 195,000 fl. zu emittiren,
vor=
erſt bis zum anderweiten Beſchluß einer Generalverſammlung keinen
wei=
teren Gebrauch zu machen, als bis zum Betrag von 175,000 fl., demgemäß
alſo über den bereits gezeichneten Actienbetrag von 156,700 fl. hinaus
vor=
erſt nur noch 193 Actien mit 19.300 fl. auszugeben und die Eingänge für
dieſe Actien zunächſt zur Tilgung des dritten Anlehens von 17,500 fl. zu
verwenden.
Nach dem Geſchäftsberichte des Vorſtandes wird jetzt der muthmaßliche
Koſtenaufwand für Gelände, Bau und Einrichtung des Saalbau's geſchätzt
auf 290500 fl. nämlich:
für Ankauf des jetzigen Geländes
36,000 fl.
Herſtellung der Gebäude und des Gartens (mit
Gas= und Feuerungseinrichtungen)
221,000 „
„ Meubles und wirthſchaftliches Inventar
26500 „
an Betriebskapital (für Weinankauf)
8000 „
Summa . 291,500 fl.
Derſelbe wird gedeckt durch:
1) Gewinn aus Verkauf des Geländes in der Bleichſtraße 27300 fl.
2) allergnädigſte Beiträge des Gr. Hauſes
5000 „
3) den bereits gezeichneten Actienbeitrag
156,700 „
4) das erſte Hypothek=Anlehen
56,000 „
5) das nun beſchloſſene zweite Hypothek=Aulehen
35,000 „
6) das dritte (vorübergehende) Anlehen
17500 „
Summa
291500 fl,
Major v. Schönfels deſſen Ableben wir geſtern mittheilten,
ſtarb in Montreux in der franzöſiſchen Schweiz. Der Verſtorbene hatte im
franzöſiſchen Feldzug an der Spitze derjenigen Truppenabtheilung geſtanden,
welche zuerſt in Laon einzog, und war durch die bekannte Kataſtrophe in
der unterminirten Feſtung nicht unerheblich verletzt worden.
Mit dem 1. Juli iſt die Bühler'ſche Reſtauration an A. Danz
ubergegangen und führt derſelbe ſie unter ſeiner eignen Firma weiter.
Am 1. Juli reiſten mehrere junge Mainzer nach Conſtantinopel
um dort in den türkiſchen Eiſenbahndienſt zu treten.
Die Reichsmarkrechnung wird mit dem 1. Januar 1875
amt=
lich in Königreich Sachſen eingeführt.
Die Heſſ. Ludwigsbahn gibt für die beiden erſten Züge an
Sonn=
tagen ſ. 9. Sonntagsbillete zu ſehr ermäßigten Preiſen aus. -
Wenn indeß nicht ausdrücklich,Sonntagsbillete: verlangt werden, ſo
wer=
den Billete zu den gewöhnlichen Preiſen ausgegeben, weßhalb wir das
Publikum hierauf aufmerkſam machen wollen.
Die ſchon im vorigen Jahre in einzelnen Exemplaren hier
beobach=
teten Moskitos ſind ſeit einigen Tagen wieder geſehen worden und zwar
in der Umgebung der Merck'ſchen Fabrik. Sie ſind jedenfalls mit aus
heißen Gegenden importirten Waaren hier eingeſchleppt worden.
Hierzu eine Extra=Beilage, betr.: „Literariſche Anzeige für Bruchleidenden.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.