Darmstädter Tagblatt 1874


29. Mai 1874

[  ][ ]

4

Abonnementspreis
5fl. 48 tr jährlich inck. Bringeclohn.
Aulswäris werden von allen Pöſt=
ämtern
Beitellungen enigegengenom=
men
zu 59 kr pro Quartäl ſinck Poſt=
aufſchlag
und Beſtellgebühr

rug- und Anzeigeblatt.

137. Jahrgang.
Amlliches Organ für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Ereigamts Darmſtadt.

Jaſerate
werden angenommen il Darmſtatz=
vor
der Expedition Rheinſtt. Nr 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Friedrichsſtr Nr. 7 ſowie auswaͤrtg
vor allen ſoliden Annoncen=Expe
dittionen

R102.

Freitag den 20. Mai

1874.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Die Erbauung einer Eiſenbahn von Darmſtadt nach Offenbach.
Nachdem durch Verfügung Großherzoglichen Miniſteriums des Innern vom 17. März d. J., zu Nr. M. d. J. 3061 das
Comite für Erbauung einer Eiſenbahn von Darmſtadt über Arheilgen, Langen, Sprendlingen ꝛc. nach Offenbach die Erlaubniß
erhalten hat, zur Prüſung des Projectes Vermeſſungen in den Kreiſen Darmſtadt und Offenbach vornehmen zu laſſen, ſind die
Vorarbeiten nunmehr in Angriff genommen worden.
Es wird dies unter der Aufforderung zur allgemeinen Kenntniß gebracht, die Vorarbeiten utcht zu ſtören und insbeſondere
die aufgeſtellten Stangen ond Signale zu ſchonen.
Darmſtadt, den 26. Mai 1874.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Dr. Goldmann.

8 Oeffentliche Gläubigerladung.
C Das Vermögen des Landwirths Konrad
Reitz von Wirxhauſen erſcheint überſchuldet.
Es ergeht an alle gericht sunbekannte
Gläubiger hiermit die öffentliche Aufforde=
rung
, etwaige Forderungen und Anſprüche
jeder Art an dieſes Vermögen, insbeſondere
auch aus Bürgſchaftsleiſtunngen
und Wechſelverpflichtungen des
Cridars im Termin:
Donnerstag den 11. Juni d. J.
Vormitt. 8 Uhr
bei Vermeidung der Nichtberückſichtigung
bei Regulirung des Schuldenweſens auf dem
unterzeichneten Gerichte anzumelden. Auf
der Tagfahrt ſoll gleichzeitig zur Abwen=
dung
des Concurſes ein Arrangement ver=
ſucht
werden. Von den ſchriftlich liqudiren=
den
oder im Termin ungenügend vertretenen
Gläubigern wird der ſtillſchweigende Beitrit
zu den von der Mehrheit der erſcheinenden
Creditoren auch bezüglich eines etwaigen
Arrangements gefaßt werdenden Beſchlüſſen
unterſtellt.
Darmſtadt, den 17. Mai 1874.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
Gutfleiſch,
Bauer,
Landrichter.
Landgerichts=Aſſeſſor.
4737) Oeffentliche Aufforderung.
Ueber das Vermögen des Wilhelm
Thomas in Gräfenhauſen wurde von
Großherzoglichem Hofgericht der Provinz
Starkenburg der formelle Concurs erkannt;
ſämmtliche Gläubiger deſſelben erhalten
hiervon Nachricht mit dem Anfügen, daß
Anſprüche jeder Art an dies Vermögen im
Termin:
Montag den 3. Auguſt d. J.,
Vormittags 9 Uhr,
unter Geltendmachung der etwaigen Vor=

zugsrechte dahier zu liquidiren ſind, bei Ver=
meidung
des ſtillſchweigend eintretenden
Ausſchluſſes von der Maſſe.
Darmſtadt, den 19. Mai 1874.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
Gutfleiſch,
Walther,
Landrichter. Landgerichts=Aſſeſſor.

4786) Gras=Verſteigerung.
Montag den 1. Juni, Nachmittags 2 Uhr,
im Großherzoglichen Schloßgarten.
Darmſtadt, den 27. Mai 1874.
Großherzogliche Hofgärtnerei Darmſtadt.
Geiger, Hofgarten=Director.
741) Verſteigerung.
Samſtag den 30. Mai, Vormittags
11 Uhr, werden auf Achen's Mühle bei
Darmſtadt abzugshalber verſchiedene Haus=,
Oeconomie= und Wirthſchafts=
Gegenſtände, als: 1 Wagen, Leitern,
Ketten, 2 Kleiderſchränke, Tiſche, Stühle,
Bänke, Gläſer, Flaſchen, ein guter und
ſtarker Hofhund u. ſ. w. verſteigert.
4787) Samſtag den 30. Mai,
Nachmittags 6 Uhr, Klee=
Verſteigerung von 2½ Mor=
gen
auf dem Heerdweg, ab=
theilungsweiſe
.
4788) Braunshardt) Die un=
term
11. dieſes Mts. ſtattgefundene Ver=
ſteigerung
über Lieferung von 288 K.=Mtr.
Baſaltſteinen hat die Genehmigung nicht
erhalten und ſoll Montag den 1. Juni d. J.
Mittags 1 Uhr auf dem Gemeindehaus
dahier die Geſammt=Lieferung von 288 K.=M.
Baſaltſteinen von den Roßdorfer Brüchen,

verüberſchlagt per C.Mtr. 5 fl., nochmals
verſteigert werden.
Braunshardt, den 27. Mai 1874.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Braunshardt
Schmidt.

Feilgebotenes.
4789)
Caflee

kräftig und reinſchmeckend, per Pfund von
40-54 kr.
Gebrannten Caſſe per Pfd. von 48 kr.
bis 1 fl. empfiehlt
Cg. Stäus, Eliſabethenftr. 41.
5 Umser Paslillen,
Bewährtes Linderungsmittel gegen
Hals- und Brustleiden, in plombir-
ten
Schachteln vorräthig in Darm-
stadt
bei Apotheker E. Calmberg
und bei Apotheker Dr. A. Tenner.

3620) Annaſtraße 36 ein neuer eiſ.
Kochheerd z. verk.
4369) Eine Hobelbank zu verkaufen
Langgaſſe 24, Hinterbau.
4370) Eichene Hauſpähne ( Ab=
jallholz
) fortwährend bei
Kufer Gelfius.
4352)
Roh-Us
(Maschinen-Eis von G. Woher)
iſt in Stücken von 1 bis 5 Pfund u. mehr
zu haben bei
Wilhelm Schulz,
Eliſabethenſtraße 25.
261

[ ][  ][ ]

M. 102

968

Bestauratiom Hicolal.
Von heute an
4765)
Hiedermendiger Felsenbier
per Glas 6 kr.
Dach-eder-Pappe.
Ein vorzügliches Dachdeckungs=Material, aus Leder und Hanf fabricirt, und mit
einem ausgezeichneten Präparat getränkt, welches ſich ſeit ſeiner Einführung der vollſten
Anerkennung allerſeits erfreut und mit Recht allen ähnlichen Fabrikaten vorgezogen wird,
beſonders da ſelbe nicht theurer iſt, ſowie
Haslie zum Instrich der Dachungen,
anſtatt mit Theer, welcher den Vorzug hat, daß er, wenn einmal getrocknet, nie wieder
flüſſig wird, daher nicht mit Sand beſtreut zu werden braucht, und auch den widrigen/
Geruch nicht verbreitet, ſowie erſt nach mehreren Jahren wieder einen neuen Anſtrich
erfordert, und beſonders auch zur Reparatur von defekten Pappdächern ſehr geeignet,
empfehlen mit dem Bemerken, daß neue Dachungen fix und fertig mit Garantie für
Dauerhaftigkeit aufs Billigſte übernommen werden.
Augsburg.
lanz2
S. Specht & Hutzelsieder.
Elegant! Zweckmäßig! Billig!
Esschrämlie S Eäshammerm
in jeden Dimenſionen, für häusliche und Wirthſchaftszwecke nach neueſtem amerika=
niſchem
Syſtem (Patent) angefertigt von der Eiskeller=Bau=Geſellſchaft
Syſtem Brainard in Aſchaffenburg halte ſtets auf Lager und verkaufe
Heinrich Fehrer,
4790)
Darmſtadt, Promenadeſtraße Nr. 31.

4664) Wegen Wohnungsveränderung
verkaufe ich meine vorräthigen Polſter
u. Bettwaaren zu herabgeſetzten Preiſen.
C. Albert, Tapezier.

Hamburger Rauchfleisch,
Blasenschinken,
Gothaer Cervelatlwurst,
Geräucherter Rheinlachs,
Heue Matjes-Häringe
friſch eingetroffen bei
W. Hubor,
4746)
Ludwigſtraße 13.
4791) Um vor Ueberzug mein
Vorzellan=Lager
zu räumen, verkaufe ich daſſelbe zum
Fabrikpreis.
Cg. Staus, Eliſabethenſtraße 41.

Faschenbier

Ausgezeichnetes feinſtes Hildebrand'ſches
Bier in ganzen und halben Flaſchen iſt
ſtets zu haben bei
Heinrich Fehrer,
Hildebrand'ſches Bier=Depot,
Promenadeſtraße 31.

4793)
Lapin.
Grafenſtraße Nr. 4 ſind mehrere ächt
franzöſiſche Lapin und 2 Belgier nebſt
ſchöner Stallung zu verkaufen. Preis 75 fl.


2 Hausfrauen=Verein.
Von jetzt an wird ſtets friſche Butter
an den Verkaufstagen abgegeben.

Feinſten Melis
per Pfd. 19 kr., im Brod 18 kr.,
bei Abnahme mehrerer Brode 17 kr.
empfiehlt
Cy. Staus,
Eliſabethenſtraße Nr. 41.

Vermiethungen.
10826) An eine ruhige Familie, Ma=
thildenplatz
9, Ausſicht Gartenſtraße, 4 Zim=
mer
nebſt einer großen Dachſtube, mit allen
Bequemlichkeiten ſofort zu vermiethen.
3628) Ein Logis zu vermiethen, Ausſicht
auf die Straße. Magdalenenſtr. Nr. 6.
3663) In meinem Hauſe, Friedrichſtraße
Nr. 26, iſt der dritte Stock, beſtehend aus
5 Zimmern nebſt allem Zugehör, zu ver=
miethen
und im Juni zu beziehen.
Wilhelm Schäfer.
3698) Obere Hügelſtraße Nr. 26 ſind
Theile des Manſardenſtocks (auch mit =
beln
), neu hergerichtet, zu vermiethen.
3721) Heinheimerſtraße Nr. 16 iſt im
mittleren Stock ein freundliches Zimmer mit
ſchöner Auficht zu vermiethen und ſogleich
zu beziehen.
3992) Ein großes und ein kleineres Lo=
gis
zu vermiethen. Gardiſtenſtr. 31.

3991) Laden zu vermiethen.
Der in meinem Hauſe, Eck der Lffel=
und Gardiſtenſtraße 31, befindliche Laden,
in dem bis jetzt ein Specereigeſchäft mit
ſehr gutem Erfolg betrieben wurde, iſt
bis Ende Juli nebſt Wohnung anderweitig
zu vermiethen.
A. Walter Wtwe.
4165) Bleichſtraße Nr. 5. ein möblirtes
Parterrezimmer.
4214) Ein Zimmer mit oder ohne =
bel
zu vermiethen. Promenadeſtraße 13.
4215) Zwei Manſarden=Logis ſind ſofort
zu vermiethen. Landwehrſtraße 21.
4216) Carlſtraße Nr. 45 der un=
tere
Stock per 1. Auguſt beziehbar, zu ver=
miethen
.
C. Naumann.
4218) Ein kleines Logis nebſt allem
Zubehör zu vermiethen. Hochſtraße 24.
4219) Ein möblirtes Zimmer zu ver=
miethen
. Hochſtraße 24.
4360) Zu vermiethen im Darmſtädter
Hof im weſtlichen Flügel 2 Treppen hoch
2 Zimmer, 2 Cabinet nebſt Küche; ferner
im Erdgeſchoß die bisher von dem Gerichts=
Büreau benutzten Räumlichkeiten mit Sepa=
rateingang
von der Grafenſtraße.
4416) Ein möblirtes Zimmer im 2. Stock,
Beſſ. Carlſtraße 3. Daſelbſt ein ſchönes
möblirtes Manſardenzimmer für 6 fl.
4472) Caſinoſtraße Nr. 14
zwei ineinandergehende Zimmer mit Aus=
ſicht
auf die Straße zu vermiethen und gleich
zu beziehen.
4487) Rheinſtraße 13 iſt vom 1. Juni
ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
4549) Hügelſtraße 20 ein Lagis
im Seitenbau, 3 Zimmer, Küche nebſt allem
Zubehör zu verm. und bis Auguft beziehbar.
4579) Heinheimerſtraße 7 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen, ſogleich zu beziehen.
Auguſt Herwegh.
4619) Ein möblirtes Zimmer zu verm.
und gleich beziehbar. Mühlſtraße 52.
4633) Kiesſtraße 16 ein Manſarden=
Logis an eine ſtille Familie.
4697) Friedrichſtraße 20 iſt der 1. St.
mit 6 Zimmern, 3. St. mit 5 Zimmern
und allen Bequemlichkeiten bis Auguſt be=
ziehbar
zu vermiethen.
Zu erfragen Eliſabethenſtraße Nr. 49.
4702) Ein freundlich möblirtes Zimmer
ſogleich zu beziehen Marienplatz 5.
4750) In einem neuen Hauſe der zweit=
Stock für 250 fl., ſowie ein Manſarden=
Logis für 150 fl. auf einem der höchſten
freien ſchön gelegenſten ſüdlichen Punkte
Darmſtadt's auf ſogleich zu vermiethen.
Näheres in der Expedition.
Daſelbſt auch 3 kleinere Zimmer im erſten
Stock zu vermiethen.
4751) Zwei elegant möblirte Zimmer,
das eine mit einem Balcon, nahe den Bahn=
höfen
und unweit der Cavallerie=Caſerne,
daher auch für einen Officier ſehr geeignet,
zu vermiethen. Näheres in dem Logis=
Nachweiſungs=Büreau des Hrn. B. L. Trier,
Ludwigſtraße.
4796) Beſſunger Carlſtraße Nr. 3 ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.

[ ][  ][ ]

4797) Ein ſchön möblirtes Zimmer iſt
zu vermiethen und gleich zu beziehen.
Neckarſtraße 26 im oberen Stock.

TTTTTTTTTTAxTTTTT)
4798) In der Waldſtraße iſt eine
4 Parterre=Wohnung von 5 Zimmern P
1 mit Zubehör, mit Glasabſchluß ver=
¼ ſehen, für 350 fl. zu vermiethen u.
4 ſogleich zu beziehen.
Näheres in dem Logis=Nachwei=
N ſungs=Büreau von B. L. Trier,
Ludwigsſtraße.

4799) Ein freundliches Zimmer mit
Möbel, auf Verlangen auch Koſt, bei einer
anſtändigen Familie in der Nähe der Kanz=/
lei=Gebäude.
Näheres in der Expedition d. Bl.

4800) Schulſtraße 12 iſt ein ſchönes
Zimmer möblirt zu vermiethen.

Vermiſchte Nachrichten.
Die Damenſchwimmſchule
am großen Woog beginnt am 1. Juni.
Anmeldungen werden im Frauenbad von der
Schwimmlehrerin Eleonore Gunder entgegen
genommen. Neue Schwimm=Anzüge ſind zu
haben.
G. Gunder. (4801
4802) Die Bade=Caiſon am großer
hiermit ergebenſt ein. G. Gunder.
4144) Ein Mädchen von 14-16 Jahren
wird zu leichter Handarbeit und Ausgängen
für ein hieſiges Geſchäft geſucht. Adreſſen
ſind auf der Expedition dieſes Blattes ab=
zugeben
.

A 102.

969

4803)

Hausfrauen Verein.

Die Einzahlung der letzten Beitragsraten findet nächſten Montag den 1. und
Mittwoch den 3. Juni von 9-12 Uhr im Locale ſtatt. Von da an werden
Waaren nur noch gegen Vorzeigung der voll eingezahlten Legitimationskarten ab=
gegeben
.
Der Vorſtand.

Estorischer Verein.
Ausflug der Mitglieder nach Ingelheim.
Samſtag am 30. Mai.
Abfahrt Mittags 12 Uhr 35 Min.
4639) 2 Jungen ſucht gegen guten
Lohn.
J. Gräf, Cartonagefabrik,
Arheilgerſtraße 66.
4586) Ein ordentliches Laufmädchen wird
gegen guten Lohn geſucht.
Nähere Auskunft bei der Erxp.
2972) Einen Lehrling ſucht
G. Delp, Schreinermeiſter.
(Eine brave Frau ſucht für einige
H w Sunden des Nachmittags Beſchäft=
gung
. Näheres bei Hrn. Ph. Weinreich,
Langegaſſe 47.
4756) Für einen kleinen Haushalt wird
gegen hohen Lohn eine zuverläſige Perſon
geſucht, die kochen kann und ſich feinerer
Hausarbeit unterzieht. Näheres Eliſabethen=
ſtraße
Nr. 60 eine Treppe hoch.
K. (ine mit guten Zeugniſſen verſehene
CKöchin wird mit 100-120 fl.
e3
Woog hat begonnen und lade zum Beſuch Lohn zu engagiren geſucht. Schriftl. Offerten mit guten Empfehlungen mögen ſich melden
unter Nr. 516 beſorgt die Exp.;
4775) Eine junge Frau ſucht Laufdienft.
Lautenſchlägerſtraße Nr. 30.
4804) Letzten Dienſtag iſt ein Connen=
ſchirm
bei mir liegen geblieben.

Verein für Kaninchenzucht.
Verſammlung im Schröder'ſchen Locale
den 2. Juni Abends 8 Uhr.
4805)
Der Vorſtand.
4806) Eine Dame wünscht Privat-
stunden
in allen Fächern der höheren
Töchterschule zu ertheilen. Näheres
Wienerstrasse Nr. 14 im 3. Stock.
4807) On demande une Demoiselle
française auprés de grands enkants.
s’Adresser Madame Baer, Stittstrasse
Nr. 16 Frankturt a. M.
4806) Stelle=Geſuch.
Ein Mädchen, 19 Jahre alt, von guter
Familie und gut empfohlen, wünſcht zur
Stütze der Hausfrau eine Stelle. Franco
Offerten unter H. 6476a befördert die
Anuoncen=Expedition von Haasenstein &
Jogler in Mannheim.
4809) Ein reinl. Mädchen ſucht Lauf=
dienſt
. Ochſengaſſe 35 Hinterhaus.
4810) Ein Hausburſche bei hohem Salair
wird geſucht. Eintritt ſofort. Nur Solche
bei
Jo.h Bartſch,
Ludwigs=Bahnhof=Reſtaurateur.
4811) Eine reinliche Frau ſucht Lauf=
dienſt
. Ballonplatz Nr. 4.
W. Därme des großen Woogwaſſers
Theodor Schwab. ſam Donnerſtag früh 152.

Zu hoch hinaus!
Erzählung von Friedrich F riedrich.
(Fortſetzung.)
In heiterſter Stimmung beſtieg der Waſſermüller am an=
dern
Morgen ſeinen Wagen, der ihn von der Eiſenbahnſtation
abholte. Ein ganz anderer Menſch ſchien er ſich ſelbſt gewor=
den
zu ſein, nun er in der Reſidenz geweſen war. Noch ſtolzer
als früher blickte er ſich um, dann lachte er vergnügt vor
ſich hin.
Kaum eine halbe Stunde mochte er gefahren ſein, als er
den Förſter vor ſich auf dem Wege erblickte. Mit lauter Stimme
rief er ihn. Der kam ihm erwünſcht. Sie konnten zuſammen
heim fahren, er hatte Geſellſchaft und zugleich Jemand, gegeu
den er ſein volles Herz ausſchütten konnte.
Steigen Sie ein, Herr Förſter Iu rief er, als der Wagen
denſelben erreicht hatte. Wir lönnen zuſammen fahren und
uns die Zeit durch Plaudern vertreiben.
Bereitwillig folgte der Förſter der Aufforderung.
Ihr kommt aus der Reſidenz, von Eurem Sohne'u fragte
er, als er neben dem Müller Platz genommen hatte.
Freilich, freilich! Es ſummt mir noch in den Ohren von
dem Leben, welches ich dort durchgemacht habel Dort geht's
luſtig her und ich habe dort in den wenigen Tagen mehr gehört
und geſehen, als daheim in ebenſo viel Jahren.
Es hat Euch alſo gefallen ?u
Gewiß, Herr Förſter! Wenn ich die Mühle und meine

Tochter nicht daheim hätte, ſo würde ich nie zurückgelehrt ſein
Und Eurem Sohne ergeht es gut ?u
Vortrefflich u erzählte Roſe mit freudig ſtrahlendem Auge.
Er wohnt ſo prächtig, daß ich anfangs davon geblendet war.
Nun er kann es, denn er hat ſein Geſchäft großartig eingerichtet
und mich verſichert, daß es glänzend gehe. Auf der Börſe ſchließt
er ſo große Geſchäfte ab, wie es kaum noch ein zweiter in der
ganzen Reſidenz thut. Er hat ſich bereits einen Namen dadurch
gemacht. Mit Staunen blickten Alle auf ihn.
Das iſt viel=, warf der Förſter, der dieſe Worte für Ueber=
treibung
hielt, ein. Er iſt noch ein Anfänger, das hält ſonſt
ſchwer, ſich empor zu arbeiten.
Haha ln bemerkte Roſe lachend. Sie mögen Recht haben,
es mag für diejenigen der Fall ſein, die Nichts zum Beginn ha=
ben
. Mit meinem Sohne iſt das anders. Er kann groß auf=
treten
, denn er hat meinl ganzes Vermögen in den Händen und
zur Benutzung für ſein Geſchäft.
Euer ganzes Vermögen ?u wiederholte der Förſter er=
ſtaunk
.
Ja, ich habe es ihm gegeben, well es ihm zehnmal ſo viel
einbringt als mir."
Der Förſter ſchüttelte bedenklich mit dem Kopfe.
Roſe - das würde ich nimmermehr gethan haben', ſprach
er. Ihr ſetzt zu viel auf das Spiel. Bei jedem Geſchäft, bei
dem viel zu gewinnen iſt, iſt auch viel zu verlieren, und Ver=
luſt
kann auch den Klügſten treffen!
Der Müller lächelte.

[ ][  ]

970

102.

Seien Sie ohne Sorge, Herr Förſtern erwiderte er.
Ich ſelbſt würde allerdings nie mein ganzes Vermögen in ein
Geſchäft geſteckt haben, allein meinem Sohne habe ich es ruhig
anvertraut, denn er verſteht mehr davon als ich und Sie. Ich
weiß, wie viel er damit verdient. Deshalb bin ich nach der Re=
ſidenz
gereiſt und gottlobl ich bin nicht blind. Ee hat ſich dort
eine Stellung errungen, wie er ſie nie ſchöner wünſchen kann.
In den ſeinſten und vornehmſten Kreiſen findet er bereitwillige
Aufnahme. Offiziere und adlige Herren bilden ſeinen Umgang,
ſogar ein Baron verkehrt täglich mit ihm. Auch ich bin jeden
Tag mit ihnen zuſammen geweſen. Meines Sohnes wegen wa=
ren
ſie ſo freundlich und vertraulich gegen mich, als wären wir ſeit
Jahren bekannt - als wäre ich ihr Vater. Jeden Abend haben
wir zuſammen verlebt. Und luſtig ſind wir geweſen, daß ich
noch nach Jahren daran denken werdel Hahal Und ich habe
ihnen gezeigt, daß auch ein Müller vom Lande zu leben verſteht!
Champagner habe ich jeden Abend fließen laſſen! Wenn mir auch
die acht Tage einige hundert Thaler gekoſtet haben - nun, ich
kann es ja bezahlen! Einmal iſt nicht immer!
Und Ihr habt immer bezahlt?u warf der Förſter fra=
gend
ein.
Ja 1u gab der Müller, ſich brüſtend, zur Antwort. 3ch
ſetze eine Ehre darein, daß ich ſolche vornehme Herren habe be=
wirthen
können! Es waren obenein junge, luſtige Geſellen! Sie
verkehrten mit mir, als ob ich ihres Gleichen ſei - ohne jeden Stolz!
Der Förſter ſchüttelte bedenklich mit dem Kopfe.
Das iſt es eben, Roſe, was mir am Wenigſten gefallen
will. Glaubt mir, auch ich kenne ſolche Herren!
Was haben Sie gegen dieſelben zu fragte der Waſſermüller
faſt trotzig.
Ich will es Euch ſagen, mögt Ihr dann daraus entneh=
men
, was Ihr wollt. Es gibt in der Reſidenz eine Menge
junger, herabgekommener Herren, ſelbſt Barone ſind darunter,
die kein Vermögen beſitzen, nichts gelernt haben und deshalb je=
des
ſich ihnen darbietende Mittel ergreifen, um ſich durchzu=
helfen
, und wenn es geht, ein möglichſt üppiges Leben zu führen.
Sie erhalten ſich zum Theil durch hohes Spiel - oft ein fal=
ſches
- zum Theil dadurch, daß ſie ſich jungen und reichen
Männern aus dem Bürgerſtande anſchließen, welche thöricht ge=
nug
ſind, ſich durch den Adel oder den Namen eines Barons
blenden zu laſſen. Sie haben weiſt ein einſchmeichelndes, freund=
liches
Weſen, welches den Unkundigen leicht täuſchen kann, ſie
leben von ihren Opfern, ſuchen dieſelben in jeder Weiſe auszu=
beuten
und in ein ausſchweifendes Leben hineinzuziehen, ſind die
luſtigſten Geſellſchafter, zechen mit ihnen, fügen ſich ſchmeichelnd
ihren Launen, bis ſie dieſelben zu Grunde gerichtet haben, dann
wenden ſie ihnen kalt den Rücken. um ein neues Opfer ſich auf=
zuſuchen
und mit demſelben es ebenſo zu machen."
Dem Müller war das Blut in das Geſicht geſchoſſen.
Wozu ſagen Sie mir dies zu fragte er. Soll ſich dies
vielleicht auf meinen Sohn beziehen ?
Ich kenne Euren Sohn nicht und kann auch deshalb nicht
über ihn urtheilen. Allein das Leben in der Reſidenz iſt mir
beſſer bekannt als Euch. Deshalb wollte ich Euch auf die Ge=
fahren
aufmerkſam machen, denen dort ein junger Mann ausge=
ſetzt
iſt. Ich habe mehrere junge Männer kennen gelernt, welche
mit großem Vermögen dorthin kamen und in unglaublich kurzer
Zeit daſſelbe vergeudet hatten, weil ſie zu unerfahren in die Ge=
ſellſchaft
ſolcher herabgekommener Menſchen kamen. Sie endeten
faſt Alle elend und in Verzweiflung!
Das mag ſein und kümmert mich nicht z rief der Müller,
ſich in den Wagen zurücklehnend. Er fühlte ſich ſichtbar durch
die Worte verletzt. Wer ſo thöricht iſt, mag die Strafe für
ſeine Thorheit tragen! Mein Sohn hat nicht nöthig, ſich mit
ſolchen Herren zu umgeben, denn er kann ſeinen Umgang ſuchen,
wo er will er iſt überall willkommen! Sie müſſen mich
für blind halten, wenn Sie glauben, ich könne einen Baron nicht
von einem Schwindler unterſcheiden!
Der Förſter zuckte mit den Achſeln und ſchwieg. Auch ihn
ärgerte es, daß der Müller ſeinen gutgemeinten Rath ſo hoch=

müthig aufnahm. Schweigend ſaßen ſie nebeneinander, bis der
Förſter, als ſie an einem dem Walde zuführenden Wege anlang=
ten
, von dem Wagen ſtieg.
Verſtimmt langte Roſe auf der Mühle an. Des Förſters
Worte hallten ihm im Ohre wieder, und ſo ſehr er ſich auch
bemühte, dieſelben zu vergeſſen - es gelang ihm nicht. Kaum
einen freundlichen Gruß richtete er an Grete.
Der Förſter hatte die Abſicht gehabt, Roſe zu warnen.
Dieſer mochte fühlen, daß die Warnung nicht ohne Grund war,
allein der ihm angeborene Trotz ſträubte ſich dagegen. Er glaubte,
auf ſein Vermögen pochen zu können. Hatte ſein Sohn daſſelbe
auch in den Händen, ſo hatte er doch eine zu hohe Meinung
von demſelben, und hielt es für unmöglich, daß ſein Vermögen
wirklich gefährdet ſein könne.
Fortſetzung folgt.)
Mittheilungen ans Stadt und Land.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 26 vom 28. Mai enthält: 1) Be=
kanntmachung
, die Außercoursſetzung der Landesgoldmünzen und der
landesgeſetzlich den inländiſchen Münzen gleichgeſtellten ausländiſchen Gold=
münzen
betreffend. 2) Bekanntmachung. die Wahl der Geſchworenen in
der Provinz Oberheſſen für das Jahr 1875 betreffend. - 8) Nachweiſung
der in der Großherzoglichen Münze zu Darmſtadt ſeit dem Abſchluß der
Münzconvention vom 25. Auguſt 1837 bis zum Schluſſe des Jahres 1873
ſtattgehabten Großherzoglich Heſſiſchen Ausmünzungen. - 4) Ueberſicht der
für das Jahr 1874 von Großherzoglichem Miniſterium des Innern geneh=
migten
Umlagen zur Beſtreitung von Communal=Bedürfniſſen in den iſraeli=
tiſchen
Religionsgemeinden des Kreiſes Gießen. - 5) Ordensverleihungen
worunter die Verleihung des Ritterkreuz I. Cl. des Ludewigsordens dem
1. Regiſtrator bei dem Miniſterium des Innern, Geh. Regierungsrath
Ph. Jäger, des Ritterkreuz 2. Cl. des Ludewigsordens dem 1. Univerſi=
tätsdiener
zu Gießen H. Zimmermann, des Ritterkreuz l. Cl. des
Ludewigsordens dem Oberſtabsarzt i. P. Dr. Heidenreich. - 6) Er=
müchtigung
zur Annahme und zum Tragen eines fremden Ordens.
7) Namensveränderungen worunter dem Wilhelm, Auguſt und der Marie
Schäfer die Erlaubniß den Namen Dornewaß zu führen. - 8) Er=
theilung
von Erfindungspatenten. - 9) Dienſtnachrichten. - 10) Be=
richtigung
.
Der ſo unerwartet im kräftigſten Mannesalter, und in Mitten der
regſten Entwicklung ſeiner öffentlichen wie privaten Wirkſamkeit eingetre=
tene
Tod des Präſidenten der 2. Kammer Dr. Karl Johann Hoffmann,
beraubte unſrer Stadt eines ihrer beſten Bürger, das engere wie das
weitere Vaterland einer ebenſo begabten wie rührigen und characterfeſten
Kraft, deren ſo jäh abgeſchloſſene Laufbahn noch zu den bedeutendſten Er=
wartungen
berechtigte. Hoffmann, deſſen Gattin 2ter Ehe ihm vor we=
nigen
Monaten vorausging, erreichte nur das Alter von 54 Jahren und
hinterläßt eine zahlreiche Familie. Wie dieſelbe um den Verluſt des Vaters,
ſo trauern Stadt und Land um den Verluſt des heimgegangenen Ehrenmannes.
Das General=Poſtamt hat vor Kurzem entſchieden, daß bei Preis=
Couranten, welche gegen die ermäßigte Taxe fur Druckſachen befordert wer=
den
ſollen, außer den bereits nachgelaſſenen handſchriftlichen Vermerken
und Zuſätzen andere, wie z. B. die handſchriſtliche Eintragung des Markt=
ſtimmungs
=Berichts, unzuläſſig iſt. Nach einem am 14. d. Mts. ergange=
nen
wichtigen Beſcheide derſelben oberſten Poſtbehörde iſt für unzureichend
frankirte Packete bis zum Gewichte von 5 Kilogramm einſchließlich, für un=
zureichend
frankirte Briefe mit Werthangabe und für unzureichend frankirte
Poſtvorſchuß=Briefe der Portozuſchlag von 1 Sgr., welcher für unfrankirte
Sendungen der bezeichneten Gattung zur Erhebung kommt, nicht zu berech=
nen
. Wenn dergleichen Sendungen mit unzureichender Frankirung abge=
ſandt
werden, ſo kann dies nur auf einem Verſehen der Aufgaben der
Poſtanſtalt beruhen, für welche das Publikum nicht ſtrafbar erſcheint.
Die Mittheilung in Nr. 100 d. Bl. über die Einnahmen der
Main=Neckarbahn im April d. J. bezog ſich nur auf den KL. Preußi=
ſchen
Antheil hieran. Die ganze Einnahme im April betrug 20l,414 fl.
alſo 3948 fl. mehr als im gleichen Monat 1873.
Die Sommer=Concerte der Saalbau=Geſellſchaft wurden
vorgeſtern, unter regſter Theilnahme des Publikums eröffnet.
Mittwoch früh ſtürzte ein Arbeiter aus dem 3. Stock der früheren
Hochſtätter'ſchen Fabrik vor dem Neckarthor und ſtarb nach wenigen Stun=
den
im Hoſpital in Folge eines erlittenen Schädelbruchs.
G Ziemliches Aufſehen erregt die heimliche Abreiſe' einer hier wohn=
haſten
Familie nach Amerika, die ihren zahlreichen Gläubigern wohl ein
gutes Angebinde, aber nur wenig Sachen von Werth als Andenken zurück=
gelaſſen
hat.
Gaſtwirth Carl Rindfuß II. zur Krone in Jugenheim, den Be=
ſuchern
der Bergſtraße in freundlicher Erinnerung, iſt am 26. ds. geſtorben.
Alsheim, 25. Mai. Zwiſchen Guntersblum und Mettenheim fiel
geſtern Nachmittag gegen 6 Uhr ein Wolkenbruch und richtete große Ver=
heerungen
an Aeckern und Weinbergen an. Die Straßen unſeres Ortes
waren überfluthet und nach Ablauf des Waſſers fußhoch mit Schlamm
bedeckt. An niedergelegenen Häuſern ſtrömte das Waſſer in die Keller.
Der Schaden iſt ein ſehr bedeutender.
M. J.)
Der von Hrn. Coppia in Marſeille entdeckte Komet ſoll nach an=
geſtellten
Berechnungen Mitte Juli dem unbewaffneten Auge in der Nähe
des großen Bären hchtbar werden.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckeret.