STUsvVo SOVII
Abonnementspreis
54 2tr ſchtlich indl Hrinselohn
Auswäris werden von allen Poͤſt=
Amtern Benellungen enigegengenom
men zu 53 kr peo Quartä' inck
Poſt=
aufſchlag und Beſtellgebühr
Frug- und Anzeigeblatt.
137. Jahrgang.
Amlliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Lreigamts Darmſtadt.
Jaſerate
werden angenommen in Darmſta.
vor der Exped tion Rhinſit Nr 2s
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Friedrichsſtr Ar 7 ſowie auswärts
von allen ſoliden Annoncen=
Expe=
diionen
R OT.
Freitag den 15. Mai
1874.
Edictalladungen.
4375)
Aufforderung.
Forderungen an die Emma Becht. Wwe.
von hier, welche ſich heimlich von hier ent=(friſch eingetroffen bei
fernt hat und deren dermaliger
Aufenthalts=
ort unbekannt iſt, ſind bei Meidung der 4117)
Nichtberückſichtigung bei Regelung der
Ver=
hältniſſe binnen vier Wochen von heute an
bei unterzeichnetem Gerichte anzumelden.
Zum Verſuche eines Arrangements wird
Tagfahrt in dem Gerichtszimmer Nr. 1
auf
Mittwoch den 10. Juni 1874
Vormittags 8 Uhr
anberaumt und werden. die Gläubiger hierzu
unter dem Rechtsnachtheil der Annahme des
Beitritts zu den von der Mehrheit der
Erſchienenen gefaßt werdenden Beſchlüſſen
für die Ausbleibenden, geladen.
Zugleich wird Emma Becht, Wittwe,
aufgefordert, ſich ſpäteſtens in dieſer
Tag=
fahrt zur Wahrung ihrer und der etwaigen
Rechte ihrer Kinder um ſo gewiſſer zu
ſiſti=
ren, als ſonſt lediglich nach den Beſchlüſſen
der Gläubigermehrheit reſp. des hiernach
zu beſtellenden Maſſecurators verfahren
wer=
den würde.
Darmſtadt, den 6. Mai 1874.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
J. V. d. St.:
Weyland,
Hirſch,
Stadtgerichts=Aſſeſſor. Landg.=Aſſeſſor.
4380) Gläubiger=Aufforderung.
Forderungen und Anſprüche an den
Nach=
laß der am 26. Februar 1874 verſtorbenen
Anna Maria geb. Witzel, Wittwe des
Stadt=
thürmers und Hof=Choriſten Daniel Hehl
dahier, ſind binnen acht Tagen, von dem
erſten Erſcheinen dieſer Bekanntmachung an
vor unterfertigtem Stadtgericht, bei Meidung
der Nichtberückſichtigung bei Regulirung und
Vertheilung des gedachten Nachlaſſes, zu
Anzeige zu bringen.
Darmſtadt, am 30. April 1874.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
In Verh. d. Stadtr.:
Weyland,
Joſt,
Stadtgerichts=Aſſeſſor. Stadtgerichts=Aſſeſſor.
Hoſſ’sches Halu-Etract
W. Huber,
Ludwigſtraße 13. Neue Matjes-Häringe,
Lissaboner Hartoſſoln,
12
ſeingetroffen bei
W. Huber,
4344) Ludwigſtraße 13. Condensirte Hilch
von Cham.
G. Darmstaedter,
3957)
Neckarſtraße. 3988) Original=Oelgemälde von
Peter Paul Rubens iſt zu verkaufen.
Näheres bei der Exp. Dr. Pattison's
Gientwatte
5.
lindert ſofort und heilt ſchnell
Gicht und Rheumatismen
aller Art, als: Geſicht=, Bruſt=, Hals= und
Zahnſchmerzen, Kopf= Hand= und Kniegicht
Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.
In Paketen zu 30 kr. u. halbe zu 16 kr. bei
Heinr. Dumm, Kirchſtr., Darmſtadt. Harinirte Häringe
empfiehlt
W. Huber.
4113)
Ludwigſtraße 13. 3620) Annaſtraße 36 ein neuer eiſ.
Kochheerd z. verk. 3689) Zimmerſpähne ſind täglich zu
haben bei Wilhelm Beſt, Zimmermſtr.,
Erbacherſtraße.
Haupt Depot engliſche Murmeladen,
wieder vorräthig bei
V. Kuber,
Ludwigſtr. 13. des
3321)
Hunyadi-Jänos-Vittorwassor. 8 Trockene eichene Diele
2½ und 2u Z„ dick zu verkaufen.
Näheres bei der Expedition.
4354) Die erſte Sendung
1874r Matjes-Häringe, ſowie
Heue Lissab. Kartoffeln Friſche diesjährige Füllung eingetroffen.
Bei Entnahme von Original=Kiſten ent=
ſprechenden Rabatt.
M. Foehm, Großh. Heſſ. u. Kalſ. Ruſſ. Hofapotheker.
5 Schweizer-Milch
von Cham.
W. Manck, Ballenplatz.
238
[ ← ][ ][ → ]36.
882
4212)
M.9s
Geſchäfts=Verkauf.
Ein vorzüglich rentirendes Geſchäft, welches ſowohl von einem Herrn wie von einer
Dame ohne Beihülfe geführt werden kann iſt mit geſammtem, für viele Jahre
aus=
reichendem Inventar, beſonderer Verhältniſſe wegen, unter ſehr günſtigen Bedingungen,
mit nicht bedeutendem Capital zu verkaufen. Weder Comptoir, noch Laden, noch
Ge=
ſchäftslage nothwendig.— Näheres bei der Expedition.
Liebig Compauys Feſsch-Etract
aus FRLBEITos (Güd Amerika).
(41
Vier Goldene Hedaillen - Paris 1867 (2), Harro 1868, Hoskan 1872,
Drei Ehrendiplome- Amsterdam 1869, Parls 1872, WEI 1873.
Bas Diplom „Hors Concours' Ipon 1872.
Hur ächt nenn die Etiquette eines jeden Topkes den
Namenszug
in blauer Parbe trägt.
Engros Lager bei dem Correopondenten der Gecellochakt:
Herrn E. Herck in Darmstadt.
Tu haben in Darmstadt bei den Herren
I. G. Keller Grafenstrasse,
G L. Eriegk, Rheinstrasse,
Georg Liebig Sohn, Louisenstrasse,
Wil. Hanck, Ballonplatz 5,
G. P. Poth, Casinostrasse 12,
H. W. Prassel, vorm. J. G. Jordis;
Jacob Röhrich Wive., Sandstrasse 10;
E. Seriba, Apotheker, Kirchstrasse 25;
Carl Watzinger, Louisenplatz 4.
Will. Hensel in Bessungen.
Die Hut=Fabrik von Ph. Gerhardl & Co.
empfiehlt ihr neu ſortirtes Lager von feinſten
4408)
Filz=,
Stoff= u. Seidenhüten, Sommerhüten
in allen Façons und Farben von 2 fl. 30 kr. an.
Reparaturen werden auf das Schnellſte und Blliſte ſauber angefertigt.
u-Schloßgraben 13a.E.
4355)
Franzöſiſche
Suppenſach e n
in Paqueten:
Erbsen-
Bohnen.
Linsen.-
Gersten-
Mehl,
Reis-
Mals-
Buchweizen.
Taploca,
Sago,
zur raſchen und bequemen Bereilung
vor=
züglicher Suppen. Zu haben bei
W. HubOk,
Ludwigſtraße 13.
4409)
Bezugsquelle für
WZauber=ApparateM
eigenes Fabrikat, billige Preiſe, laut Preis=
Courant.
E. Schwarz, Hamburg,
St. Pauli, Jägerftr. 180
4347)
Eine friſche Sendung
Double Broyn Stoul,
empfiehlt in ½ und ½ Flaſchen
W. Tuber,
Ludwigſtr. 13.
4390) Wegen Auffiellung von
Schnell=
preſſen ſind mehrere meiner Handhebel=und
Eiſenbahn=Preſſen billig zu verkaufen.
Eduard Wagner,
lithograph. =geograph. Anſtalt.
4410) Kartoffeln u. Erbſenreiſer
Kranichſteinerſtraße 11.
4411) Bei Philipp Thiel in Goddela
iſt ein ſprungfähiger Faſſeleber und zwei
Einlegſchweine zu verkaufen.
4412) Verſchiedenes Bau=Material,
ſowie Wirthſchafts=Geräthe auf
Achens Mühle.
Vermiethungen.
10826) An eine ruhige Familie,
Ma=
thildenplatz 9, Ausſicht Gartenſtraße, 4
Zim=
mer nebſt einer großen Dachſtube, mit allen
Bequemlichkeiten ſofort zu vermiethen.
3409) Drei ineinandergehende Zimmer
im 1. Stock auf ſogleich zu vermiethen
Daſelbſt ein Manſarde=Logis von 4
ge=
räumigen Zimmern nebſt allem Zubehör,
Küche mit Waſſerſtein ꝛc., in meinem neu
erbauten Hauſe auf den 1. Mai d. J. zu
beziehen. Näheres in der Exp.
3628) Ein Logis zu vermiethen, Ausſicht
auf die Straße. Magdalenenſtr. Nr. 6.
3633) Möblirtes Zimmer, Schulſtraße
Nr. 6 eine Stiege hoch.
3663) In meinem Hauſe, Friedrichſtraße
Nr. 26, iſt der dritte Stock, beſtehend aus
5 Zimmern nebſt allem Zugehör, zu
ver=
miethen und im Juni zu beziehen.
WilhelmSchäfer.
3698) Obere Hügelſtraße Nr. 26 ſind
Theile des Manſardenſtocks (auch mit
Mö=
beln), neu hergerichtet, zu vermiethen.
3721) Heinheimerſtraße Nr. 16 iſt im
mittleren Stock ein freundliches Zimmer mit
ſchöner Auficht zu vermiethen und ſogleich
zu beziehen.
3722) Caſinoſtraße 7 ein freundliches
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
3991) Laden zu vermiethen.
Der in meinem Hauſe, Eck der Lffel=
und Gardiſtenſtraße 31, befindliche Laden,
in dem bis jetzt ein Specereigeſchäft mit
ſehr gutem Erfolg betrieben wurde, iſt
bis Ende Juli nebſt Wohnung anderweitig
zu vermiethen.
A. Walter Wtwe.
3992) Ein großes und ein kleineres
Lo=
gis zu vermiethen. Gardiſtenſtr. 31.
3996a) Ein kleines Logis zu
ver=
miethen und baldigſt zu beziehen.
Untere Schloßgaſſe Nr. 3.
4121) Promenadeſtraße 44 iſt der
2. Stock, beſtehend aus 5 Zimmern mit.
Balcon, zu vermiethen u. Ende Juni zu bez ieh en
4162) Sandſtraße 10 iſt die bel Etage,
beſtehend aus 3 Zimmern mit allem
Zube=
hör, zu vermiethen. Jacob Röhrich.
4165) Bleichſtraße Nr. 5 ein möblirtes
Parterrezimmer.
4167) Für einen einzelnen Herrn
ſt ein vollſtändig möblirtes
Zim=
mer mit Bedienung zu vermiethen:
Gartenſtraße Nr. 7. unweit der beiden
Canzleien, der Poft und des neuen Juſtiz=
Gebäudes.
4213) Ein Logis im Seitenbau zu
ver=
miethen. Schulſtraße 13. k J. Ritter.
4214) Ein Zimmer mit oder ohne
Mö=
bel zu vermiethen. Promenadeſtraße 13.
4215) Zwei Manſarden=Logis ſind ſofort
zu vermiethen. Landwehrſtraße 21.
4216) Carlſtraße Nr. 45 der
un=
tere Stock per 1. Auguſt beziehbar, zu
ver=
miethen.
C. Naumann.
M.23.
883
4217) Zu vermiethen!
Bei einer kinderloſen Familie ein
hüb=
ſches Zimmer mit oder ohne Möbel; auf
Verlangen mit Koſt.
54271) Arheilgerſtraße Nr. 27 parterre
ein freundlich möblirtes Zimmer.
4362) Ein kleines Logis zu vermiethen
und gleich zu beziehen.
2 Arbeiter können Schlafſtellen erhalten.
Kleine Ochſengaſſe 7, 2r Stock.
4394) Kranichſteinerſtraße 14 ein Logis
an eine ruhige Familie. Preis 80 fl.
4413) Eine Wohnung von 4 Zimmern,
Küche, Keller ꝛc. für 125 fl. zu vermiethen.
Rheinſtraße 47.
4414) Eine Wohnung, 3 Zimmer, Küche,
Keller ꝛc. nebſt Werkſtätte und Remiſe für
240 fl. zu vermiethen. Rheinſtraße 47.
4415) Schulſtraße 9 Parterre 1 Zimmer
mit oder ohne Möbel zu vermiethen.
4416) Ein möblirtes Zimmer im 2. Stock,
Beſſ. Carlſtraße 3. Daſelbſt ein ſchönes
mödlirtes Manſardenzimmer für 6 fl.
4417) Ein fein möblirtes Zimmer nebſt
Bedienung ſofort zu vermiethen. Zu
er=
fragen in der Exp. d. Bl.
Vermiſchte Nachrichten.
4144) Ein Mädchen von 14-16 Jahren
wird zu leichter Handarbeit und Ausgängen
für ein hieſiges Geſchäft geſucht. Adreſſen
ſind auf der Expedition dieſes Blattes
ab=
zugeben.
Bekanntmachung.
Auslooſung der Geſchworenen betr.
In der am Montag den 1. Juni d. J. vergeßlichen Vaters
Vormiitags 11 Uhr ſtattfindenden
öffent=
lichen Sitzung des Großh. Hofgerichts der
Provinz Starkenburg ſollen die Haupt= und
Ergänzungs=Geſchworenen für die
Schwur=
gerichts=Sitzung des 3. Quartals l. J. durch
das Loos beſtimmt werden.
Darmſtadt, am 11. Mai 1874.
Der Hofgerichts=Präſide nt.
Dr. Kraft.
4418)
Zimmermann.
4369) Eine Hobelbank zu verkaufen
Langgaſſe 24, Hinterbau.
4370) Eichene Hauſpähne (
Ab=
fallholz) fortwährend bei
Küfer Gelſius.
2972) Einen Lehrling ſucht
G. Delp, Schreinermeiſter.
4372)
Eine Lauffrau
von 8½ - 10 Uhr und
2½ Uhr
ge=
ſncht. Roßdörferſtraße 32, 1 Treppe.
4496) Lehrjungen für die Küche
und eine tüchtige Küchen=Haushälterin
unter ſehr vortheilhaften Bedingungen für
ein großes Etabliſſement geſucht. Eintritt
ſofort. Näheres bei Adolph Lempf,
Theater=
platz 2 in Frankfurt a. M.
4413)
Stelle=Geſuch.
Ein junger Mann mit geläufiger
Hand=
ſchrift ſucht als Schreiber Stelle.
4420)
Dankſagung.
Für die bei der Beerdigung unſeres un=
Adam Herbert
bewieſene vielſeitige ehrende Theilnahme ſagen
wir allen Betheiligten hierdurch unſeren
herzlichſten Dank.
Darmſtadt, den 12. Mai 1874.
Die trauernden Hinterbliebenen.
4421) Ein braves Mädchen, das
bürger=
lich kochen kann und ſich jeder häuslichen
Arbeit unterzieht, wird gegen hohen Lohn
geſucht. Näheres Marktplatz 9.
74422) Eine Chaiſen Rad=Kapſel
iſt vom Chauſſeehaus, die Heidelbergerſtraße,
durch die Neckarſtraße, Rheinſtraße bis in
Alexanderſtraße verloren gegangen.
Abzugeben gegen eine Belohnung bei
Carl Schütz, Lohnkutſcher,
Chauſſethaus.
4423) 3 Zimmer (womöglich 2 möblirte
und 1 unmöblirtes) werden per 1. Juli zu
miethen geſucht. Offerten unter A. B.
be=
ſorgt die Exp. d. Bl.
pD
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 15. Mai. II. Vorſt. im 9. Abonn.:
Des Teufels Antheil. Komiſche Oper in 3
Akten; Muſik von Auber. Raphael, Hr.
Schloſ=
ſer vom Kön. Hoftheater in München, als Gaſt.
Sonntag. 17. Mai, 12. Vorſt. im 9. Abonn.:
Der Freiſchütz. Romantiſche Oper in 3 Akten;
Muſik von C. M. Weber. Sonntagspreiſe.
Zu hoch hinaus!
Erzählung von Friedrich Friedrich.
(ortſetzung.)
Die Mühllnappen und Knechte hatten ſich neugierig vor der
Mühle verſammelt. Mit einem kurzen flüchtigen „Bon jour!
Bon jourIu eilte Karl an ihnen vorüber in das Haus.
„So, da wären wir wieder U rief er, als er in das
Zim=
mer ſeines Vaters, in den Raum, in welchem ſeine eigene
Ju=
gendzeit hingefloſſen, eingetreten war, indem er ſich ermüdet in
einen Lehnſeſel warf. „Auch hier noch Alles beim Alten! Gott,
wie die Zeit hier ſpurlos vorübergeht””
„Nun ſei noch einmal willkommen Karlz ſprach der
Mül=
ler, indem er die Hand ſeives Sohnes ergriff und ſie ſchüttelte.
„Es ſind Jahre verfloſſen, ſeitdem Du nicht im Vaterhauſe
ge=
weſen biſt.”
„Die Zeit geht erſtaunlich ſchnell hin,u erwiderte Karl, leicht
mit der Achſel zuckend. Ich würde früher gekommen ſein, allein
es ging nichtl Doch propos, lieber Vater, meine Freunde in
der Reſidenz pflegen mich ſtets=Charles zu nennen, ich habe mich
ſo ſehr daran gewöhnt, daß es mir lieb ſein würde, wenn auch
Du mich ſo nennteſt.
Charles Zu wiederholte Roſe erſtaunt, der das Wort nicht
verſtand.
Ganz recht! Du ſprichſt es ganz gut ausl. Es iſt nur das
franzöſiſche Wort für Karl. Aber nicht wahr, es klingt beſſer ?
„S0 - ſo lu rief der Müller lacherd. „Nun, den Willen
kann ich Dir leicht thunl Hahal Es iſt freilich das einzige
Fran=
zöſiſch, was ich verſtehel Nun, ich lerne vielleicht auf meine alten
Tage noch mehr davon1 Doch nun lomm und frühſtücke. Auf
die Grete brauchen wir nicht zu warten, die wird ſchon kommen,
wenn ſie in der Küche nichts mehr zu ſchaffen hat! Du wirſt
ſetzt freilich gewohnt ſein, an einem ſeineren Tiſche zu eſſen, hier
mußt Du es nehmen, wie es gegeben wird zu
Sie ſetzten ſich an den Tiſch.
Der junge Mann zählte kaum fünfundzwanzig Jahre, allein
er ſah um Jahre älter aus. Wenn er ruhig daſaß, prägte ſich
in ſeinem hübſchen Geſicht Schlaffheit und Müdigkeit aus, eine
Gleichgültigkeit und Blaſirtheit, wie ſie nur eine zu ſchnell
ver=
lebte Jugendzeit geben kann. In ſeiner Kleidung, in ſeinem
gan=
zen Weſen war er der vollendete Stutzer. Das Geld ſeines
Va=
ters hatte ihn in Paris und in der Reſidenz mit vornehmen
Krei=
ſen zuſammengeführl und er war elfrig hemüht geweſen, deren
Gewohnheiten und Sitten ſich anzueignen, freilich trug er ſie einen
Grad zu ſtark auf.
Dem verblendeten Auge ſeines Baters fiel dies nicht auf.
Er ſah in ihm nur den vornehmen Mann, das Ziel ſeiner
Wünſche, und ſtolzer und ſtolzer ſah er auf ihn.
Karl erzählte ihm von ſeinem Leben in der Reſidenz wie er
mit adligen Offizieren und ſogar mit einem Baron täglich
verkehre.
„Mit einem Baron zu rief der Müller erſtaunt.
„ Ja, mit dem Baron von Uhlden," erwiderte Karl ruhig,
indem er ſein Glas wieder mit Wein füllte. „A propos, dieſer
Wein iſt nicht ſchlecht, aber zu ſchwer. - Ich trinke jeden
Mit=
tag mit dem Baron zuſammen Kaffe und gegen Abend ſährt er
faſt jedesmal bei mir vor, um mich abzuholen. Wir fahren eine
Stunde vor das Thor, fahren dann bis vor das Theater und
884
Na. 93.
nach dem Theater ſoupiren wir zuſammen. Wir treffen dann
noch regelmäßig einige Freunde. und nach dem Souper wird
ge=
wöhnlich noch ein Spielchen gemacht.
„Ihr werdet hoch ſpielen ?u warf der Müller ein. „Rimm
Dich vor dem Spiel in Acht, „Karl ””
„ Pah! Beſter Vater, ich kenne ja die Sachenlu erwiderte
der junge Mann, ſich langſam auf dem Stuhle hin und her
wiegend. „Es iſt nur zur Unterhaltung. Kürzlich habe ich dem
Lieutenant von Tirſt ſeine Fuchsſtute abgewonnen, ein kapitales
Thier! Ich habe ſie ihm indeß für fünfzig Louisd'or wieder
ab=
gelaſſen. Uebrigens ſpiele ich nur ſehr ſelten, es macht mir
we=
nig Vergnügen. Ich ſchaue es in der Regel nur zu, Du brauchſt
deshalb nicht beſorgt zu ſein.”
„Ich bin auch nicht beſorgt” ſprach der Müller, denn ich
halte Dich für viel zu klug dazu, daß Du das Geld im Spiele
wegwerfen ſollteſt."
Grete trat in dieſem Augenblicke in das Zimmer. Der
junge Mann richtete das Auge prüfend auf fie.
„Liebe Schweſter, das Kleid kleidet Dich nicht”, ſprach er.
„Schauderhaft gemacht - gegen alle M.de. Gar keine Taille!
Ich werde Dich ſpäter einmal für längere Zeit zu mir in die
Reſidenz nehmen, damit Du lernſt, wie man ſich kleiden muß.
Dunkle Röthe bedeckte des Mädchens Geſicht.
„Ich kann nichts mit ihr anfangen, bemerkte Roſe. „In
der Stadt hält ſie es nicht aus. Ich mußte ſie ja zurückholen,
weil ſie das Heimweh bekam. Sie iſt eben anders als Du
und ich „
„Pahl Das Heimweh iſt ein Uebergang 1u rief Karl. „Wenn
ſie bei mir iſt, wird ſie nicht Zeit dazu finden. Ich werde ſie
in's Theater und auf Bälle führen - das zerſtreut”
„3ch bleibe hier," erwiderte Grete ruhig und verließ das
Zimmer wieder.
Karl zuckte halb ſpöttiſch mit der Achſel.
„So iſt ſie - auch Du wirſt ſie nicht ändern," ſprach der
Müller. „Ich habe ihr die ſchönſten Kleider gekauft, ſie zieht
dieſelben nicht an; es ſteckt einmal kein Sinn für feinere Sitten
in ihr.”
„So laß ſie gewähren! Sie wird ſpäter einen Müller
heirathen, dann kann ſie hier bleiben und ſpäter die Mühle
übernehmen! = Doch, mo bleibt nur Marie? Ich hatte
er=
wartet, daß ſie mich hier empfangen würde. Sie iſt doch wohl ?u
„Ja, jar, erwiderte Roſe verlegen, denn er hatte nicht
er=
wartet, daß ſein Sohn ſo bald nach dem Mädchen fragen werde.
„Sie iſt munter.
„ Und iſt ſie noch ſo hübſch wie früher Pu
„Auch das — auch das !u
„Weßhalb iſt ſie aber nicht hierzu fragte Karl weiter, dem
die Verlegenheit ſeines Vaters nicht entging.
„Sie wollte nicht ſiören, erwiderte der Müller mit ſich
ſteigender Befangenheit.
„ So werde ich ſelbſt zu ihr gehen, rief der junge Mann
aufſpringend. „Seit Jahren habe ich ſie nicht geſehen.
„Bleib, bleib noch, Karl,u rief der Müller.
„ Charles, lieber Vater.
„Ich habe mit Dir noch zu ſprechen - über ſie, über
Marie.
„Nun, ſo ſprichlu bemerlte Karl, ſich wieder nachläſſig auf
den Stuhl werfend und eine Cigarre ſich anzündend. „Iſt ſie
mir untreu geworden? Wie? Ich kann mir das kaum vorſtellen,
denn ſie war noch erſtaunlich unſchuldig! Nun ſprich.
„Nein, das iſt es nicht zu fuhr der Müller fort. „Ich will
ihr kein Unrecht thun und habe ihr auch nichts Unrechtes
nach=
zuſagen; allein ſie paßt nicht für Dich! Sie iſt daſſelbe einfache
Bauernmädchen geblieben, welches ſie war. Was willſt Du mit
ſolcher Frau ?-
„Dies iſt mir auch bereits durch den Kopf gefahren,„
er=
wiederte der junge Mann, mit dem Fuße ſchaukelnd und
lang=
ſam den Dampf der Cigarre in Ringen in die Luft blaſend. „3ch
Hierzu eine Beilage, betreffend:
Redaction und Verlag: L. C.
habe bereits daran gedacht, ſie ein Jahr lang in eine Penſion
zu geben — das wird ſie abſchleifen und äußerlich zuflutzen.
Der Müller ſchüttelte zweifelnd mit dem Kopfe.
„Das gibt ihr Vater nicht zu. Duldet er doch nicht
ein=
mal, daß ſie ſich ſtädtiſch kleidet. Hahal Der iſt ſtolz auf
ſel=
nen Bauer!
„Er iſt ein Narrl Wenn Marie indeß erſt meine Frau iſt,
hat er ihr nichts mehr zu ſagen, und ich werde ſchon Sorge
tragen, ihn mir fern zu halten!”
„Du wirſt Dir durch eine ſolche Frau ſchaden — Deine
Freunde werden über Dich lachen; keinen vornehmen Mann kannſt
Du bitten, Dich zu beſuchen, wenn ein Bauermädchen ihn
em=
pfangen ſoll!
„Das Alles iſt wohl wahr, allein Du ſiehſt das Ganze
nur von eiuer Seite an. Du vergißt, daß Mariens Vater
reich iſt!
„Hahal Ich denke, das Geld brauchſt Du nicht,
unter=
brach ihn der Müller. „Bin ich etwa ſo arm, daß Du nur
des Geldes wegen ein Mädchen heirathen willſt, welches nicht
für Dich paßt? Ich kann meinen Kindern mehr hinterlaſſen, als
Mariens Vaterzu
„Das Geld wäre immerhin leicht verdient,” bemerkte der
junge Mann, der ſich nicht ſo ſchnell entſchließen konnte, ſeine
Verlobte aufzugeben. „Ich habe zu meinem Geſchäfte große
Snmmen nöthig, wenn ich es tüchtig in die Höhe bringen will,
und dies zu thun iſt meine Abſicht. Ein kleines Geſchäft gefällt
mir nicht; man ſoll an der Börſe von mir ſprechen, und der
Name Roſe ſoll in der ganzen Handelswelt einen guten Klang
bekommen.
„Recht ſo - recht ſo lu ſiel der Müller ein. „Dazu haſt
Du des Bauers Geld nicht nöthig. Ich werde es Dir geben,
ich allein, und müßte ich den letzten Thaler dazu hergeben. Sagl
nur wie viel Du bedarfſt.”
Ueber das Geſicht des jungen Mannes glitt ein leiſes Lächeln.
Wohlgefüllig drehte er ſeinen kleinen Bart. Um von ſeinem
Vater Geld zu erlangen, war er gekommen, jetzt trug es ihm
derſelbe ſelbſt an. Er hatte mehr Schwierigkeiten erwartet.
„Darüber ſprechen wir morgen, lieber Vater”, erwiederte
er. „Du haft bereits viel für mich gethan, allein ich will das
Geld auch nicht als Geſchenk empfangen, ich verdiene zwanzigmal
ſo viel damit, als Du jetzt Zinſen dafür erhältſt, ich werde Dir
die doppelten Zinſen geben - doch über das Geſchäftliche
morgen.
„Ich will Dir ſo viel geben, als Du verlangſt, wenn Du
Marie aufgibſt zu rief Roſe. „Sie paßt einmal nicht für Dich.
Es war eine Jugendthorheit, daß Du Dich mit ihr verſprochen
haſt - jetzt mußt Du klüger handeln 1
„ Es iſt eine unangenehme Sache — Marie liebt mich.”
„Sie wird Dich vergeſſen. Liebſt Du ſie denn wirklich ſo
aufrichtig?-
„Sie iſt ein hübſches Mädchen und reichl Zum Heirathen
habe ich überhaupt noch keine Luſt, und ich würde mich nur dazu
entſchloſſen haben, um das Geld zu bekommen. Wie ſoll ich mit
ihr brechen ?h=
„Das laß meine Sorge ſein, ſiel der Müller haſtig ein,
als er ſeinen Sohn ſchwankend ſah.
„Und was ſoll ich ihr ſagen, wenn ich ſie ſehe zu
„Du darfſt ſie gar nicht ſehen.”
„ Kann ich ihr ausweichen ?
„Sie wird nicht hierher kommen - Du gehſt nicht zu ihr,
und wenn Du fort biſt, ſage ich ihr, Du habeſt keine Zeit
ge=
habt, ſie zu beſuchen.
„Nein - nein l' ſiel der junge Mann ein, indem er
auf=
ſtand und unruhig, überlegend im Zimmer auf und ab ging.
„Das geht nicht. Ich habe ihr geſchrieben, daß ich mich freue,
ſie wieder zu ſehen.
ſortſetzung folgt.)
„ Meyer's Konverſations=Lerikon”
Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.