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werden angenommen in Darmſtadt
vor der Expedition. Rheinſtt. Ar B.
m Beſſungen von Friedr. Blößer.
Friedrichsſtr Nr. 1 ſowie auzwarn
vov allen ſoliden Annoncen=
Ewe=
diinonen
137 Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Ereigamts Darmſtadl.
R GD.
Freitag den 10. April
1874.
3140)
Amtliche Bekanntmachung.
Mit Bezug auf die Belanntmachung vom 21. v. Mts. bringe ich zur Kenntniß
des Aufſichtsperſonals, daß der angebliche Carl Dreiring aus Cöln durch die Großh.
Landes=Zuchthaus=Direction zu Marienſchloß als der Ferdinand Putz von Springersbach
in Preußen recognoscirt worden iſt, weßhalb in dieſer Richtung weitere Nachforſchungen
unnöthig ſind.
Darmſtadt, am 3. April 1874.
Der Staatsanwalt am Größherzoglichen Bezirksſtrafgericht Darmſtadt.
Steinberger.
3141) Ein nachträgliches Hebregiſter der directen Steuern für 1874 liegt von
beute an drei Tage lang auf unſerem Büreau zu Jedermann's Einſicht offen.
Darmſtadt, der 8. April 1874.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Appfel, Beigeordneter.
3142) Braunshardt. Montag den
13. d. Mts., Mittags 1 Uhr, ſoll auf dem
Gemeir dehaus dahier ein Theil der Chauſſier=
Arbeiten des Viclnalwegs von Braunshardt
nach Welterſtadt, verüberſchlagt zu 315 fl.,
anderweit auf Koſten des erſten Steigerers
öffentlich verſteigert werden.
Weiter wird zur öffentlichen Kenntniß
gebracht, daß der Vicinalweg von
Brauns=
hardt nach Weiterſtadt während der Chauſſirung
von heute an bis Ende Mai d. J. mit
Fuhrwerk nicht paſſitt werden kann und
darf. Zuwiderhandlungen werden mit Strafe
geahndet.
Braunshardt, den 8. April 1874.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Braunshardt
Schmidt.
Feilgebotenes.
Frannösische Rothweine
in Flaſchen.
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St. Julien 42 „
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bei Entnahme von je 12 Flaſchen, 3 kr.
per Flaſche billiger, empfiehlt in vorzügli=, direct bezogenen Qualitäten
Rudolk Seligmann, Heinhaudluz
Eliſabethenſtraße 62.
2112)
NB. Obige Preiſe verſtehen ſich inel.
Flaſche, bei deren Rückgabe 6 kr. vergüte.
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Wilhelm Manck,
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Ballonplatz 5.
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theker Dr. L. Tenner.
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6
ſEinleg=Schweine ſind zu
ver=
kaufen Magdalenenſtr. Nr. 20.
Gute Neunwochen=Kartoffeln ſind
zu verkaufen Lindenhofſtr. Nr. 3. (3112
3113) An dem verkauften Bau des
Gymnaſiums werden Thüren, Fenſter,
Ziegel ꝛc. abgegeben. Die Verkäufer ſind
von Freitag an auf dem Platz zu ſprechen.
Dickler & Kramer.
3143) Mehrere Malter rothe
Frühkar=
toffeln ſind abzugeben auf der Martinsmühle.
3144) Ein elegantes neues Kinder=Chaischen
ſteht zu verkaufen. Schloßgaſſe Nr. 12.
3145) Ein Pumpen ſtock nebſt
Zuge=
hör iſt zu verkaufen. Liebigſtraße 5.
Hermiethungen.
9472) Arheilgerſtraße 19 zu
ver=
miethen ein geräumiges Logis und ſogleich
zu beziehen.
10826) An eine ruhige Familie,
Ma=
thildenplatz 9, Ausſicht Gartenſtraße, 4
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mer nebſt einer großen Dachſtube, mit, allen
Bequemlichkeiten ſofort zu vermiethen.
1864) Holzſtraße Nr. 9 iſt ein Logis zu
ermiethen und ſogleich zu beziehen.
2817) Mathildenplatz 10 iſt der zweite
Stock, beſtehend aus 5 Zimmern, Cabinet,
abgeſchloſſenem Vorplatz u. ſonſt allen
Be=
quemlichkeiten zu vermiethen u. bis 1. Juni
zu beziehen.— Näheres bei Hrn. Joſeph
Trier, Wilhelminenſtraße 25.
2636) Caſinoſtraße Nr. 14 im Hinterbau
ein Logis von 2 Zimmern, Küche,
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raum ꝛc. zu vermiethen und ſogleich zu
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ziehen. Aug. Nold, Schloſſermeiſter.
2667) Beſſungen. Holzſtraße 11 nächſt
am Herrngarten ſind 2 Logis zu vermiethen
und bis 1. Mai beziehbar.
2871) Ein möblirtes Zimmer zu
vermie=
then jund gleich zu beziehen. Waldſtraße 23.
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1 und 2 Perſonen, darunter 2 elegante
Salon's mit Schlafzimmer
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zimmer) obere Eliſabethenſtraße 23.
3020) Rheinſtraße 47 iſt ein Laden nebſt
Zimmer auf den 1. Juli zu vermiethen.
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2. Stock, Beſſ. Carlſtraße 3.
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priedrichſtraße 18 iſt Verhätt=
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84
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3125) Alexanderſtr. Nr. 5 zwei
Zimmer zu vermiethen, ein möblirtes und
ein unmöblirtes und ſogleich zu beziehen.
Vermiſchte Nachrichten.
3146) Wohnung und Büreau des
Unter=
zeichneten befinden ſich nunmehr
Hügelſtraße Nr. 4.
Darmſtadt, im April 1874.
C. Harres, Architekt.
173
634
3147)
R 69.
Kindergarten in Darmſtadt.
Der Kindergarten (Grafenſtraße 39) für geſunde Kinder von 3—6 Jahren wird
Montag den 13. April Vormittags 9 Uhr unter Leitung der Fräulein Thereſe Schulz.
wieder eröffnet. Das Honorar beträgt vierteljährlich 9 Gulden, ermäßigt für Geſchwiſter.
Anmeldangen nimmt Herr Buchhäodler Waitz in Empfang.
Der Vorſitzende des Comites: Dr. v. Wedekind.
3148)
Hausfrauen=Verein.
Diejenigen Mitglieder, welche Ochſenfleiſch 1. Qualität 24 kr. per
Pfund zu beziehen wünſchen, werden gebeten, ihre Namen nebſt Wohnung in die im
Lokale aufgelegte Liſte einzutragen. Der betr. Metzger wird dann mit denſelben direct
in Benehmen treten.
Das von verſchiedenen Mitgliedern probeweiſe beſtellte auflraliſche Fleiſch iſt
eingetroffen und kann in Empfang genommen werden.
Der Vorſtand.
2
Obgleich ſich der Credit in letzter Zeit ſtark vermindert hat, ſind mir zur Fort=
„
; O hülfe der Bauleute ꝛc. von verſchiedenen Privaten größere Kapitalien zum
Ausleihen übertragen worden. Auch können Kaufſchillinge, Hypotheken ꝛc. cedirt werden.
Ferner liegen einige Tauſend Gulden gegen Depots, Accepte u. ſ. w. zum
Aus=
leihen bereit. Reelle und gute Bedingungen werden zugeſichert.
Näheres Kiesſtraße Nr. 11 Hinterbau.
3088)
Samſtag den 1. April 1872:
Im großen Saale der Vereinigten Geſellſchaft
Abommememts-Comcert
ffür Mitglieder der Vereinigten Geſellſchaft)
ausgeführt von der
Streichkapelle des Großh. Heſſ. Leib=Garde=Regiments,
unter Leitung des Herrn Muſikdirectors Theodor Adam.
Anfang des Concerts präcis 7 Uhr Abends.
Tageskarten Perſon 1 fl. ſind in der Buchhandlung von Hrn. Bergſträßer,
ſowie bei dem Hausmeiſter im Locale der Vereinigten Geſellſchaft und Abends an der
Caſſe zu haben. Programme ebenfalls an der Caſſe.
3149)
Turner=-
Teuerwehr.
Uebung der Spritzenmannſchaft
Sonntag den 12. d. Mts., Nachmittags 3 Uhr.
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Die Obmannſchaſt.
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ſtrengſter Discretion durch den
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Lehr=
anſtalten beſucht, findet freundliche Aufnahme
Nieder=Ramſtädterſtraße 52.
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L. Alter, Hoftapezier, Neckarſtr.
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beſuchen, ſowie Einjährig=Freiwillige, finden
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mit nur 1 Kinde für 1. oder 15. Mai zu
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an die Exv. d. Bl. abzugeben.
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3129) Ein junges geſetztes
Mädchen
aus guter Familie, in allen zum
Haus=
halte gehörigen Verrichtungen gründlich
ausgebildet, ſucht in einer gebildeten
Familie oder bei einer einzelnen Dame=
Engagement zur Stütze der Hausfrau
oder ſelbſtſtändigen Leitung des
Haus=
halts. Franko Offerten gub Chiffre
A. 9576 befördert die Annoncen=
Expedition von Radolſ Mosse.
in Frankſurt G. H.
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Herrſchaftsdiener
mit guten Zeugniſſen ſucht Stelle zum
20. April. Offerten unter Nr. 3914 beſorgt
die Annoncen=Expedition von
D. Frenz in Mainz.
3152) Erbacherſtraße Nro. 6 können
zwei bis drei junge Leute Koſt und Logis
erhalten.
3153) 3 ſolide Männer können
Schlaf=
telle erhalten. Magdalenenftr. 14 Hinterbau.
3154) Es können mehrere Arbeiter
Schlaf=
ſtelle erhalten. Landwehrweg 25.
Die Mineralwaſſer=Handlun,
von
3155)
Kirchſtraße 9,
kauft leexe,
Mineralwaſſer=Krüge.
3156) Eine ordentliche Frau ſucht
Lauf=
dienſt. Hinkelgaſſe 21 eine Stiege hoch.
495) Schüler. welchehiſhe Thr T
8 Anſtalten beſuchen, finden Aufnahme.
B
8 Markt Nr. 7 zweiter Stock.
4
5155) Ein Mädchen im Lusbeſſern
ubt, ſucht Beſchäftigung. Langegaſſe 47.
3159) Es wird ein Krankenwagen
zu kaufen geſucht. Näheres Ludwigsplatz 10.
C
w (ine gewandte Verkäuferin ſuch
8 E Stelle in einem hieſigen Laden
Geſchäft. Eintritt auf Verlangen ſogleich.
Gefällige Offerten unter A. P. 24 nimmt
die Exp. d. Bl. entgegen.
5161) Eine reinliche Fran ſüdht
Lauf=
dienſt. Sackgaſſe 2.
N6o.
3162)
Aufforderung.
Herr Johann Schürger, Schloſſer von
Gemünden, Königr. Bayern, wird hiermit
öffentlich aufgefordert, ſeinen Verpflichtungen
binnen vier Wochen nachzukommen,
widrigenfalls werde ich nach Ablauf dieſer
Zeit die mir verſetzten Gegenſtände dem
Verkaufe ausſetzen.
Darmſtadt, den 8. April 1874.
Heinrich Wentz.
3163) Ein Mädchen ſucht Laufdienſt.
Zu erfragen Gardiſtenſtraße 18.
Vom 3. v. M. bis heute iſt für die Waiſen
eingegangen:
I. Legate: Carl Clauers Eheleute zu
Darm=
ſtadt 25 fl. - Abraham Strauß zu Sprendlingen
5 fl. — Anna Katharine Röder zu Steinau 5 fl.
- Heinrich Strömsdörfer Eheleute zu Trebur
25 fl. - Philipp Wedel I. Eheleute zu
Biebes=
heim 5 fl. - Peter Grein II. zu Bauſchheim
200 fl. —
I. In dem Opferſtock vor dem
Waiſen=
hauſe fanden ſich vor: 20 fl. 55½ kr., zum Theil
mit folgenden Inſchriften: 1) Gewinn einer Wette
2 fl. 59½ kr. H. - 2) L. Sch. 12 kr. - 3) Der
Herr verläßt keine Wittwen und Waiſen 30 kr.-
4) Weil der liebe Gott mich 2 Jahre geſund und
munter auf meiner Stelle erhalten hat 12 kr.
5) Für die Waiſen 1 fl., den 5. März 1874.-
a
635
6) Aus der Kaſſe eines aufgelsſten Kränzchens ꝛc.
16 kr. - 7) Bittet zu Gott, daß unſer Unglück
aufhoͤrt ꝛc. 12 kr. - 8) Bittet Gott, daß er mir
meine Geſundheit wieder gebe 1 fl. 45 kr. E. K.
9) Längſt verſprochen 1 fl. A. B. 1874.
10) Danket Gott für meine Geſundheit ꝛc. 36 kr.
A. R. - 11) Daß Gott meinen Kummer
erleich=
tert und meine Wünſche erfüllt 35 kr. F. W.-
12) Wir bitten den lieben Gott um fernere
Ge=
ſundheit und zu unſerem Unternehmen ſeinen
Se=
gen 12 kr. - 13) Für die armen Waiſen 30 kr.
Fiſcher. - 14) Bittet Gott mit mir, daß er
mei=
nen Wunſch erfülle 30 kr. - 15) Das lang
Ver=
ſprochene. Bittet den lieben Gott für meine
Ge=
ſundheit ꝛc. 18 kr. Johanna B. - 16) Den
ar=
men Waiſen von C. M. 30 kr. - 17) Aus
Dank=
barkeit gegen Gott für die Wiedergeneſung eines
Enkelchens von der Großmutter. E S. 12 kr.
18) Den armen Waiſen aus für gefertigte
Ab=
ſchriften eingenommenem Gelde 36 kr. - 19) Bittet
Gott, daß er mich ſegne und meine Wünſche in
Erfüllung gehen ꝛc. 2fl. — 20) Das Verſprochene
12 kr. H.-
21) Gott hat meine Bitte erhöret
5 fl. E. D.
Darmſtadt, am 1. April 1874.
Kehr.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 10. April 5. Vorſt. im 8. Abonn.
Fidelio. Oper in 2 Akten; Muſik von
Beetho=
ven. (Im Zwiſchenact die Leonoren=Quverture.)
Geſpenſter in den Ardennen.
Fortſetzung.)
„Nun, zum Teufel, die öſterreichiſchen Offiziere kann man
laufen laſſen, aber dieſe Noſſagnac laſſe ich morgen erſchießen,
ſo wahr ich Champmorin heiße - wenn dann der Feind noch
nicht abgezogen iſt !
Damit ſetzte ſich Champmorin zu ſeinem Male nieder,
in=
dem er noch einige Worte murmelte, welche der Sergeant nicht
verſtand.
Eine Weile nachher erhob er ſich; er ſchritt nachdenklich auf
und ab.
„Als wenn ich mich fürchtete vor den Augen dieſes
hoch=
müthigen Weibes, flüſterte er dabei vor ſich .. . „ vor ihren
Thränen, ihrem Gejammer ... aber nein ... ich will weiter
nichts mit ihnen zu ſchaffen haben.. was kommt dabei heraus
daß wir uns einander böſe Reden an den Kopf ſchleudern, oder
daß ich mich ihrem unnützen Gnadenflehen ausſetze; Was der
Schlag zu bedeuten hat, der ſie getroffen, das wiſſen ſie ja
ohne=
hin! Sie haben mich jetzt kennen lernen!
Er fühlte. daß er eben nicht den Muth hatte, den
urglück=
lichen Opfern ſeiner böſen Rachſucht in's Auge zu ſchauen. Er
überließ die Unglücklichen ſich ſelber, ihrer Angſt, ihrer
Ver=
zweiflung und dem Troſt, den ſie in ihrer gegenſeitigen Liebe
fanden.
Sechstes Capitel.
Eine Kletterpartie.
Kehren wir zu Paul zurück, der unterdeß in ſo entſetzlicher
Spannung die Stunden des Tages dahinſchleichen ſah. Der Abend,
die Nacht waren endlich gekommen Der Seppi hatte die enge
Uniform ausgezogen, und eine alte Leinwandjacke aus ſeinem
Torniſter hervorgeholt. Auch ein paar feſte Bergſtöcke, die er
im Walde geſucht, hatte er beigeſchafft; ein Paar langer Stricke
hing loſe um ſeinen Hals geſchlungen. So ſchritt er, als die
Stunde da, vorauf, Paul hinter ihm drein in Pierre's Schuhen;
denn der Seppi hatte nicht geduldet, daß er in ſeinen Stiefeln
die Kletterpartie unternahm. Die Offiziere begleiteter die
Aben=
teurer eine Strecke, wünſchten ihnen den beſten Erfolg und zogen
ſich dann zurück. Es war elf Uhr. Der Mond war von Zeit
zu Zeit von vorüberziehenden Wolken verdunkelt -
perioden=
weiſe dann wieder hell und klar: gerade ſo, wie es zu
wün=
ſchen war.
Man kam am Fuße der röthlichen Felſen an. Geppi fand
die von ihm erkundete Stelle ſogleich wieder, und ſtieg nun eine
ſteile, wie von Regengüſſen in das Geſtein gewaſchene Schlucht
auf. Paul folgte ihm ohne Schwierigkeit. Den Bergſtock zu
handhaben hatte er ſchon früher gelernt. So gelangte man auf
ein kleines Plateau von der Größe eines mäßigen Leichenſteins.
Jetzt kam die ſchwierigſte Partie. Seppi zog die Schuhe aus,
Paul mußte es. auch thun, und der ehemalige Wildſchütz befeſtigte
dann das Ende ſeines Stricks unter den Achſeln her um die
Bruſt Paul Terwagnes.
„ Alleweil gangin ma auffi, mit der Hülf Gottes, Gnodn. „
ſagte er. „Wenn's mein Meſſer wolln ſogns nur ...
„ Dein Meſſer - und wozu ?u flüſterte Paul zurück.
„Nun, wenn's ganz feſt zu ſitzen kommen, ſchneiden's
Ih=
nen a Biſſel durch die Handflächn und unter den Fußballen her,
ſo daß 's a wen'g blutet; dann faßt ſichs ſicherer.”
„Ich danke für den Rath, Seppi,; ſagte Paul; „
hoffent=
lich werden wir nicht ſo feſt zu ſitzen kommen, daß es nöthig
wird ""
„Ach na1n verſetzte Seppi, und ſtieg auf; Paul in ſeinen
Fußſtapfen ihm nach; das ander Ende des Seils hatte ſich Seppi
mitten um den Leib geſchlungen.
Es. ging in der That beſſer, als ſich Paul gedacht hatte.
die Felſen, die von weitem ſo glatt und wie abgeſchnitten
aus=
geſehen hatten, boten doch, in der Nähe betrachtet, eine Menge
Kanten, Vorſprünge, Löcher und Zacken dar, über die ein
kräf=
tiger Mann empor kann, auch ohne etwas von der Natur des
Steinbocks zu haben, wie der Gamskogelſeppi. Paul, deſſen
elaftiſche Kraft früh durch ſeine Jagdpaſſion ſich geſtärkt hatte,
fühlte dieſe Kraft durch ſeine Aufregung verdoppelt, und je höher
er ſich aufſchwang und an der Wand empor kam, deſto mehr
wuchs dieß Gefühl ... er verſchmähte jetzt ſchon die Hülfe, die
636
A.
er ſich anfangs hatte gern gefallen laſſen, das
Heraufgezogen=
werden mit dem Strick - und endlich hätte er laut aufjubeln
mögen, als Seppi von droben her ihm zuraunte:
„Gnodn, i bin oben.”
Auch Paul war es jetzt bald — oben an der
Feſtungs=
maner!
Es war ein ſchmaler Weg, auf dem die Männer jetzt Fuß
faßten; zwiſchen der Mauer und dem Abgrund war ein Raum
von etwa drei Fuß Breite gelaſſen, und dieſer zu einem ſchmalen
Pfade benützt, der ſich rund um die Vefte her zu ziehen ſchien.
Paul und Seppi verfolgten ihn - leiſe auftretend, und, wenn
die Wolken den Mond entblößten, ſich dicht an die Mauer
drü=
ckend. So gelangten ſie an eine Ecke, wo die Mauer rechts
hin weiter lief; der Fußweg wurde hier ganz unglaublich ſchmal
- er verſchwand förmlich. Dem Seppi ſchiey das jedoch kein
Umſtand, der ihn aufhielt. Er kam um die Ecke herum, ehe
noch Paul geſehen, wie er's eigentlich gemacht hatte; dann ſtrecte
er, ſich um die Kante vorbeugend, den Arm aus, erfaßte Paul's
Hand und zog ihn ſich nach;
„Um die Ecke bringen wir Dorette nicht, das iſt ſicher 1
flüſterte Paul kleinlaut, und folgte wieder dem Seppi.
Sie hatten jetzt vor ſich einen großen, vorſpringenden aber
niederen runden Thurm, denſelben, von dem der Invalide
ge=
ſprochen. Der Weg lief auf eln kleines Thor, das in dieſem
Thurm angebracht war, zu, und dieß Thor war ſo verfallen, ſo
alt und morſch, daß eine der Planken fehlte - nur die langen
Eiſenbeſchläge, die von den Angeln ausliefen, waren noch da.
Im Innern erblickte man Stufen, auf deren unterſten das
Mondlicht lag, ſchmale, ſteinerne Stufen, welche in die Höhe
führten.
Unſere Abenteurer ſtiegen durch den Raum, welchen die
ver=
ſchwundene Planke gelaſſen. in den Thurm und dann vorſichtig
die Stiege hinauf. Rechts war eine Thüre ... nach einer
Weile kam eine zweite. Sie kamen höher und höher - endlich
an die Decke, die ihnen den Weg verſperrte, den ſchmale
Schieß=
ſcharten beleuchteten. In der Decke über der Stiege war eine
Klappe. Der Gamskogelſeppi drückte daran - dann ſetzte er
ſeine mächtigen Schnltern unter, und die Klappe hob ſich, in
roſtigen Angeln knirſchend. Beide Männer, erſchrocken über dieß
Geräuſch, hielten eine Weile den Athem an und bewegten ſich
nicht. Aber Alles rings um ſie her blieb todtenſtill. Sie
ſtie=
gen nun weiter auf und befanden ſich im nächſten Augenblick auf
der Plattform des Thurmes; vor ſich ſahen ſie ein altes
Ge=
ſchütz auf einer eigenthümlich konſtruirten Lafette ſtehen, eine Art
von „Drehbaſſe,; und rings um ſich her eine Brüſlung bis zu
halber Mannshöhe; darüber aufragende Zinnen, ganz wie es bei
mittelalterigen Thurm= und Thorbauten der Fall iſt. An dieſe
Zinnen ſich heranſchleichend und vor ihnen geborgen, hatten Paul
Verwagne und ſein Begleiter nun bald den freieſten Ueberblick,
den ſie ſich wünſchen konnten, über den ganzen Hof der alten
Veſte. Paul war nach den Angaben des Invaliden ſehr bald
orientirt. Zu ſeiner Rechten lag dunkel und wie ausgeſtorben
das „Palais; zwiſchen dieſem und der Kaſerne, Paul gegenüber,
das Wachtgebäude, und vor dieſem Wachtgebäude ging langſam
und ruhig die Schildwache auf und ab.
Links lag die Kapelle, die Stallungen, dahinter der
Thor=
bau, von dem nur ein Stück ſichtbar war.
Eine Schildwache im Hof! Auf dieſen Anblick hatte ſich
Paul in einer belagerten oder wenigſtens blockirten Veſte gefaßt
machen können . und doch war ſie ihm ein ſehr unangenehm
überraſchender Anblick - um ſo mehr, als aus dem Wachtlokal
hinter ihr Licht ſchimmerte, und durch die erleuchteten Scheiben
deſſelben deutlich wahrnehmbar war, daß eine ſtarke Wache,
we=
nigſtens ein Dutzend der Franzoſen, dieß Lokal anfüllten!
FFortſetzung folgt)
Mittheilungen ans Stadt und Land.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 20 vom 9. April enthallt:
1) Bekanntmachung, betreffend die Außercursſetzung der Landesgoldmuͤnzen
und der landesgeſeßlich den inländiſchen Münzen gleichgeſtellten
ausländi=
ſchen Goldmünzen. - 2 u. 3) Ueberſicht der von Großh. Miniſterium
des Innern fuͤr 1874 genehmigten Umlagen zur Beſtreitung von
Com=
munalbedürfniſſen in den Gemeinden der Kreiſe Worms und Oppenheim.
— 4) Bekanntmachung, betr. die Vertheilung der Preiſe im philologiſchen
Seminar zu Gießen wonach der 1. Preis dem ſtud. philol. O.
Zimmer=
mann aus Darmſtadt zuerkannt wurde - 5) Ermächtigung zur Annahme
und zum Tragen eines fremden Ordens. - 6) Dienſtnächrichten worunter
die Ernennung des Peter Reiß zum Hofſaalwärter, der Hoflakaien
L. Deſor und J. H. Rauſch zu Leiblalaien.
— Sicherem Vernehmen nach wird von Seiten der
Civilpenſio=
näre eine Eingabe an die Großh. Staatsregierung und bezw. an die
Stände vorbereitet, worin um gleichmüßige Aufbeſſerung der
Penſionen nachgeſucht werden ſoll. Da die kürzlich ſtattgefundene
Auf=
beſſerung der Beſoldungen der Civilſtaatsdiener und der Wittwen= und
Waiſen=Penſionen nur in Folge der Entwerthung des Geldes und der
ſEinführung der Markwährung ſtattgefunden hat, der Gulden der Penſion
des dem Staat gedient habenden Beamten aber nicht mehr werth iſt, wie
der Gulden der Beſoldung des dem Staate noch dienenden Beamten, ſo iſt
es nicht mehr wie billig, ja gerecht, daß die Penſionen in gleicher Weiſe,
wie die Beſoldungen, aufgebeſſert werden und kann man nur bedauern,
daß dieſes nicht gleich geſchehen iſt.
— Die von einem Comite von 7 Damen und 7 Herrn eingerichtete
Kindergarten (Grafenſtraße 39) hatte ſich wührend ſeines erſten
Halb=
jahrs ſofort zahlreichen Beſuchs von 30 Kindern zu erfreuen. Die
vor=
treffliche Fröbel'ſche Methode hat durch Fräulein Thereſe Schulz hier die
beſte Anwendung gefunden, die ſich gleichmäßig in der rührendſten Liebe
aller Kinder zu „der Tante” und in ihrer Freude an der Schule, wie
in der Entwickelung ihrer geiſtigen und körperlichen Kräſte zur Freude der
Eltern ſo bewährt hat, daß auch ferner ſtehende freigebige Mitbürger das
gemeinnüitzige Gedeihen dieſer Anſtalt durch Schmuck des Saals mit einer
Uhr und einem Bildniſſe Fröbels anzuerkennen ſich gedrungen ſühlten.
Das Comite beabſichtigt, vor Pfingſten alle Gönner des Unternehmens zu
einer Feier einzuladen, hierbei die Unterrichtsweiſe im Saal und
anſtoßen=
dem Garten zu zeigen und den Inbabern der Vorlageſcheine nähere
Rechen=
ſchaft abzulegen.
(Eingeſandt.) Bei ſehr vielen Inſeraten, Empfehlungen, Geſuchen
und dergl. iſt verſäumt Wohnung und Nr. anzugeben, während es doch
unzweifelhaft im Intereſſe der bekreffenden Geſchäftsleute läge dieſelbe genall
zu bezeichnen. Abgeſehen von Fremden ſind nicht alle Einheimiſche im
Be=
ſitz des Adreßbuchs und wollen vor ihren Einkäufen ꝛc. nicht noch
Erkun=
digungen einziehen. Die Beiſülgung der Straße und Hausnummer von
Seiten aller Inſerataufgeber kann daher nur nützlich ſein.
Der Nachtſcandal in unſerer Stadt dauert fort. Nicht nur,
daß neuerdings wieder ein weiteres Stück Eiſengeländer am Pädagog ſammi
Steineinfaſſung demolirt worden, es wurde auch die letzte Nacht wieder
das dortige Stadtviertel durch eine Horde Vandalen heimgeſucht, die u. A.
den Aushänge=Erker des Kaufmann Berger aus der Wand brachen und
auf dem alten Friedhof aufhingen. Am Sporrerthor wurde ſogar ein am
Wirth Graß'ſchen Haus angebrachter eiſerner Briefkaſten durch Aufſprengen
demolirt. Man frägt mit Recht, was ſchafft die hieſige Nachtwache?
— Der Culturtechniker des landwirthſchaftlichen Vereins der Provinz
Starkenburg, Herr Müller aus Richen, wird im Auftrage des
landwirth=
ſchaftlichen Bezirksvereins Darmſtadt in der letzten Hälfte des Monats
April ſämmtliche Gemarkungen des Kreiſes Darmſtadt bereiſen, um ſich
über den Zuſtand der Wieſen zu informiren, deren Verbeſſerung
an=
zuregen, den betr. Orts= reſp. Wieſen=Vorſtänden hierzu Rath zu ertheilen
und Vorſchläge zu machen.
Da Hr. Müller ſchon längſt als ein in ſeinem Fache erfahrener Mann
bekannt iſt, ſo verſprechen wir uns von dieſem Vorhaben den günſtigſten
Erſolg und wünſchen nur, daß die betreffenden Orts= reſp. Wieſen=
Vor=
ſtände deſſen Rathſchlüge zu realiſiren ſuchen.
- Von den bei Gelegenheit der Mainzer Blumen=Ausſtellung
ver=
theilten Preiſen ſielen 2 auf Darmſtadt und zwar beide an Herrn Charles
Leuthner für Agaven und für ein Araucarien=Sortiment.
Das Papier gewinnt in neueſter Zeit eine immer ſich
erwei=
ternde Verwendung. Vor einigen Tagen erſt ging die Mittheilung durch
die Blätter, daß es gelungen ſei, aus Papiermache Panzerplatten für
Schiffe herzuſtellen, welche denen aus Eiſen in Nichts nachſtehen. Die
Chineſen und Japaneſen ſind bekanntlich in der Verwendung des Papiers
zu Geräthſchaften, ja ganzen Häuſern uns weit voraus. Die Japaneſen
insbeſondere haben ſich auf die Papiergardinen= und Tapetenfabrikation
geworfen und hierin vorzügliches geleiſtet. Die ſolide Arbeit, der Geſchmack
in der Farbenzuſammenſtellung und die Haltbarkeit haben dieſen
Einrich=
tungsgegenſtänden einen guten Ruf verſchafft und ſo finden wir in Verlin
bereits die Papiergardinen ganz beliebt.
Dem heutigen Blatte liegt „General=Anzeiger für Baden Nr. 28= bei. Die darin empfohlenen Bücher und
Zeit=
ſchriften halten vorräthig die Buchhandlungen von A. Bergſträßer, A. Klingelhöffer, F. L. Schorkopf, Buch=, Kunſt= und
Muſikalien=Handlung, Rühl, Rettig, C. M. Kühn, H. L. Schlapp, A. Schödler, Würtz.
Redactlon und Verlag: L. C. Wittich'ſche; Hofbuchdruckeret.