6.
1 4
=UIuoz
npundtot
Abonnementsprei.
2 fl. 48 tr jährlich incl. Hungerlohn.
Auzwärtz werden von allen
Poſt=
ämtern Beſtellungen entgegengenom
men zu 53 kr pro Quartäl inck
Poſt=
aufichlag und Beſtellgebühr
Frag- und Anzeigeblatt.
137. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekannkmachungen des Großherzoglichen Ereizamts Darmſtadt.
Jalerate
werden angenommen in Darmſtadt
von der Ekpedition. Rheinſtt ur 23.
in Beſſungen von Friedr. Blötzer.
Friedrichsür Nr. 7 ſowie auswartz
von allen ſoliden Annoncen=
Expe=
ditionen
RA.
Freitag den 30. Januar
1874.
Ed i et a l l a d u n g.
Nachdem wider den Garde=Dragoner Schmidt, Johann Konrad, der 5. Eskadron
vom 1. GroßherzoglichHeſſiſchen Dragoner= (Garde=Dragoner) Regiments Nr. 23, aus
Oberau, Kreis Bilbel, gebürtig, der Deſertionsprozeß eröffnet iſt, wird derſelbe hiermit
aufgefordert, zu ſeinem Truppentheile zurückzukehren, ſpäteſtens aber in dem aufl
Mittwoch den 16. April 1874 Vormittags 9 Uhr
vor dem unterzeichneten Gericht anberaumten Termin ſich zu geſtellen, widrigenfalls die
wider ihn eingeleilete Unterſuchung geſchloſſen, er in contumaciam für einen Deſerteur
erklärt und in eine Geldbuße von 50 bis 1000 Thaler verurtheilt werden wird.
Darmſtadt, den 19. Januar 1874.
Großherzogliches Diviſionsgericht.
794) Veröffentlichung
aus dem Firmen=Regiſter Großheizoglichen/
Stadtgerichts Darmſtadt.
Am heutigen Tage wurden folgende
Ein=
träge vollzogen:
1) Paul Berger betreibt vom 1. Februar
d. J. an das ſeither unter der Firma
„Wilhelm Harres: beſtandene Geſchäft unter
der neuen Flrma: „Paul Berger, vormals
Wilhelm Harres”
2) G. Auguſt Buſchbaum betreibt ſeit
1. Januar d. J. dahier eine Maſchinenfabrik
unter der Firma „G. Auguſt Buſchbaum!
anf alleinige Rechnung. Die Ehefrau des
Inhabers Charlotte geb. Pfeiffer hat Pro.
cura.
Darmſtadt, am 24.¼Januar 1874.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
J. V. d. Stadtr.:
Weyland
Vogel,
Stadtgerichts=Aſſeſſor. Stadtgerichts=Aſſeſſor.
Feilgebotenes.
512) Eine gute Nähmaſchine iſt zu
verkaufen. Ludwigſtraße 15 Hinterbau.
184)
Feinſtes
Erlanger ExporlBier,
per Flaſche über die Straye 9 kr. empfiehlt
C. F. Hicolai, Reſtaurateur,
Frankfurterſtraße Nr. 5
795)
Carlshof.
Täglich friſche Kreppel.
Auch ſuche 1 oder 2 Aushülf=Kellner.
F. Foltz.
796) Schone weiße Pfautauben zu
verkaufen. Kiesſtraße 21.
Das üchte ruſſiſche Magen=Elyxier
„ Mölalolk
von Eüas u. Co. (lax lsar) in Berlin,
prämüirt auf verſchiedenen Induſtrie=
Aus=
ſtellungen, empfiehlt ſich als ein vorzüglich
magenſtärkender Liqueur, welcher wegen ſeines
feinen Wohlgeſchmacks auch als angenehmer
Frühſtücks=Liqueur ſehr beliebt geworden iſt.
Der vielen Nachahmer wegen bittet man
genan auf obige Firma zu achten. Echt iſt!
derſelbe in Darmſtadt ſtets zu haben bei
den Herren: H. Keller, Promenadenſtraße,
Heoro=Liebig Hofn, G. Hamann, Caſinoſtr.,
H. Heorgi, Wilhelminenſtr, H. B. Poth,
Bleichſtraße, Hoflieferant Lacoß Röhrich,
(592
H. Hruber, Carlsſtraße.
⁄ Ruhr=Kohlen.
Von heute ab erlaſſe ſich beſtes
Fett=
ſchrot frachtfrei in's Haus geliefert zu
50 kr. per Ctr.
Kleinere Quantums, jedoch nicht junter
15 Centner, können lbei Baarzahlung auch
zu obigem Preis geliefert werden. Für
Ab=
tragen iſt dem Ueberbringer 1 kr. pr. Ctr.
zu vergüten, jedoch für Abſchöpfen hat der
Fuhrmann nichts zu beanſpeuchen.
Beſtellung und Zahlung beliebe man bei
Hrn. Praſſel, vorm. Jordis, Rheinſtr.,
Pettmann, Schuſtergaſſe,
„
„ Fuld, Kirchſtraße,
machen zu wollen.
Erfelden, den 30. Januar 1874.
S.
o. Nold.
798) Auf meinem Zimmerplatz an der F. Fein Souchong fl. 2. 24„ „
Allee vor dem Rheinthor ſind Spähne zu
haben. Anton Weinreich.
799) Dicke Zwiebel per Pfd. 4 kr.
bei J. Kiſſel, untere Schützenſtraße.
Cönr.
2.
UntersuchungscontroleH
Haupt-Depot. M. indrene, Frankfurta h,
Chr. Reller & Co. in Heidelberg.
Verkaufsstellen bei: Apotheker vrck
Fenner (Engros-Lager), Priedrichk
Sehaefer, Apotheker f. Calmbergk
Darmstadt;Apothek. Uess,
Michel-
stadt.
[800
Als vorzüglich
prämiirt mit ersten Preisen
Rosrin
WIEI
1872
1873
Ludvig Lellelmann
801) in Hrankfurt a. M.
Teppich= und Möhelſtoff=Handlung,
Roßmarkt 10,
empfiehlt 10,, breite reinwollene Rips
beſter Qualität in allen Farben für Möbel
und Vorhänge per Meter fl. 2. 36., fl. 3.,
fl. 3. 30.
Muſter gerne zu Dienſten. E6280)
802) Aus der Theehandlung von
J. F. Ronneteldt in Frankfurt,
empfehle folgende ſehr preiswürdige
Theeſorten:
Fein Souchong
fl. 2. - das ¼ Kllo.
Mischungſchwarzu. grün fl. 2.20 „
G. L. Triegk,
Rheinſtraße.
45
Na 2I.
156
803)
Billiger Kaffee.
Sacca=Kaffee, beſtes Zuſatzmittel für Kaffee.
Ueber deſſen Gewinnung und Anwendung in Arabien ſehe man „Welthandelu 1871
ſowie „Gartenlaube: Nr. 46. 1873. Man nehme zu drei Theilen Kaffeebohnen einen
Theil Sacca=Kaffee und verjahre dann bei Bereitung des Getränkes wie man gewohnt
geweſen. - In 1 Pfd. Paqueten 21 kr., ³⁄ Pid. Paqueten 9 kr. bei
Louiſenſtr aße,
baur. wid. Rel, gegenüber d. Kanzleigebäude.
8 ſine zweckmäßige Einrichtung für, 719) Ein gut möbl. Zimmer an 1 oder
Gartenſämereien, ſolvie noch 2 Herren zu vermiethen. Neckarſtr. 20
im oberen Stock.
ein kleiner Vorrath diberſer Saamen! 205) Ein möblirtes Zinmer zu vermie
billig abzugeben bei
then. Grafenftraße 41.
806 Ludwigſtraße Nr. 7 ſind 5 freund=
Emanuel Fuld,
liche ineinander gehende Zimmer nebſt Küche
Kirchſtraße 1.
und ſonſtigem Zubehör zu vermiethen und
Vermiethungen.
9472) Axheilgerſtraße 49 zu
ver=
miethen ein geräumiges Logis und ſogleich
zu beziehen.
10150) Ein fein möblirtes Zimmer iſt
zu vermiethen und gleich zu beziehen.
Schulſtraße Nr. 9 dritter Stock.
10821) An eine ruhige Familie,
Ma=
thildenplatz 9 bel Etage, 7 Zimmer mit
Speicher, Keller, Magdzimmer und allen
Bequemlichkeiten, auch kann Stallung für
2 Pferde dazu gegeben werden, ſofort zu verm.
10824) An eine ruhige Familie,
Ma=
thildenplatz 9, Ausſicht Gartenſtraße, ein
Manſarde=Logis, 4 oder 5 Piecen und ein
Cabinet neu ſofort zu vermiethen
10826) An eine ruhige Familie,
Ma=
thildenplatz 9, Ausſicht Gartenſtraße, 4
Zim=
mer nebſt einer großen Dachſtube, mit allen
Bequemlichkeiten ſofort zu vermiethen.
119) Untere Steinſtraße 10 der
mittlere Stock, 5 Zimmer mit allen
Be=
quemlichleiten bis 1. April 1874 zu verm.
E. Neumann.
188) Mathildenplatz Nr. 5
iſt der mittlere Stock, beſtehend aus 4
Zim=
mern, 2 Cabinetten, Küche, Glasabſchluß
und allen ſonſtigen Bequemlichkeiten zu
ver=
miethen und 1. April zu beziehen.
328) Martinsſtraße 14 2-3 Zimmer zu
vermiethen.
371
Zu vermiethen
und alsbald beziehbar, Eliſabethenſtraße I.
ein neu hergerichtetes Logis von 6-7 Piecen.
Näheres Parterre daſelbſt.
390) Ein hübſch möblirtes Zimmer zu
vermiethen, ſogleichzu beziehen. Schirngaſſe2.
518) Gartenſtraße 7 ſind 3 heizbare
Zimmer, Küche mit Glasabſchluß, 2 Keller,
Mitgebrauch der Waſchküche und des Bleich=
J. Noack.
platzes zu vermiethen.
571) Eliſabethenſtraße Nr. 34 mittlerer
Stock, 7 Zimmer enthaltend, zu vermiethen
und Ende März beziehbar.
Inſtitut Schmitz.
767) Ein möbl. Zimmer. Beſſ.Carlſtr. 3.
703) Ein ſchön möblirtes Zimmer im
1. Stock, Ausſicht auf die Straße, ſofort
zu vermiethen. Eliſabethenſtraße 35.
gleich beziehbar. Zu erfragen bei
Fr. Hau, Kürſchner, Ludwigſtr. 18.
807) Ein möblirtes Zimmer gleich zu
beziehen. Gr. Ochſengaſſe 16.
809) Zwei große Dachſtuben.
Louiſenſtraße 18.
Vermiſchte Nachrichten.
809) Das Verzeichniß über die für's
2. Halbjahr 1873zur israelitiſchen
Gemeinde=
kaſſe dahier zu erhebenden Schulgelder liegt
vom 29. d. Mts. an acht Tage lang zur
Einſicht der Intereſſenten auf unſerer
Ge=
meindeſtube dahier offen.
Darmſtadt, den 28. Januar 1874.
Der Vorſtand
der israelitiſchen Religionsgemeinde.
(ine Gießerei in Frankfurt a. M.
3 U ſucht einen im Maſchinenguß
er=
fahrenen, energiſchen und mit guter
Schul=
bildung verſehenen Mann als Gießerei=
Aufſeher (Werkmeiſter).
Einen geſchickten Modellſchreiner.
Freo=Offerten unter E6242 befördert die
Annoncen=Expedition von Haasenstoin &
Jogler in Frankfurt a. H.
335) Ca. 6000 fl. auszulethen.
Schriftliche Offerten unter Nr. 355 an die Exp.
29 0ao e=
99=
Noaad
GRRnuuRtd a arnnnnnnnnnnnnnn
8 784) Ich zeige ergebenſt an, daß ich von heute ab noch eine Schweinemetzgerei R
8e betreibe, und werde mich befleißigen, durch gute Waare und ſorgfältige Zube= 2
48 reitung meine verehrten Abnehmer in allen Artikeln zu befriedigen.
4
Darmſtadt, den 29. Januar 1874.
4
R
H0
J. Volz,
Markt.
D
42 00
Ga4
290
H=
49¼
19
SO0N
RRAUURnAuannaaunataannnn
810)
Hausfrauen=Verein.
Die Mitglieder werden erſucht Montaa den 2. und Dienstag den 3. Februar
zwi=
ſchen 10 und 12 und 3 und 5 Uhr die Legitimationskarten gegen Zahlung der
erſten Beitragsrate von 3 Gulden im Vereinslocale, Eliſabethenſtraße 30
Hinterbau abzuholen. Bezahlung von 3 Raten mit 5 fl. oder des ganzen Beitrags mit
7 fl. iſt geſtattet.
Beitrittserklärungen zum Verein werden ebenfalls um dieſe Zeit im Locale
entge gengenommen und Statuten abgegeben.
Der Vorſtand.
811)
Kaufmänniſcher Verein.
Montag den 2. Februar a. c., Abends 8 Uhr, im Bankettſaale der
Freimaurerloge.
Vorleſung des Herrn Profeſſor Dr. Roeder aus Heidelberg
über: „Die Eigenthümlichkeit der Haupt=Bölker Europa's und ihre dadurch bedingte
wel geſchichtliche Aufgabe.
Damen können zu dieſer Vorleſung eingeführt werden.
Eintrittskarten 1 fl. ſind an den bekannten Verkaufsſtellen ſowie Abends an der
Kaſſe zu haben.
Die Eingangsthüre zum Saal wird präcis 8½ Uhr geſchloſſen.
Der Vorſtand.
312)
„7
Geſangverein „Liedertafel;
Es werden, da in dem Monat Februar ein Maskenball vorgeſehen iſt, die
Herren Activen und Inactiven auf Samſtag den 31. d. Mts. in die Reſtzuration
Engelter, Kiesſtraße, zu einer Beſprechung freundlichſt eingeladen.
Um zahlreiche Betheiligung bittet
Die Vergnügungs Commiſſion.
Den 6. d. Mts. wurde vom 584) Es iſt ein halber Fauteuilplatz ab=
G T Theater bis zur
Friedrich=
ſtraße ein Diamant=Kreuzchen
mit goldnem Kettchen verloren
Dem redlichen Finder eine große
Belohnung. Näheres bei der
Exped. d. Bl.
zugeben. Näheres bei der Expedition.
787)
Geſucht
eine brave, einfach bürgerliche Famille, oder
eine Wittwe, der man in Ruhe die Pflege
eines kleinen Kindes anvertrauen kann.
Offerten bittet man unter Chiffre K 237
poste restante Darmstadt abzugeben.
Ra 21.
157
Aaaaaaauvauauiriiauauuuyug
44
5.
Ha
4
AGadhAututaAistntauAusdatues,
SaSlbad.
Sonntag, l. Februar 1874.
goncerk
4
Abonnemenks
ausgeführt
Z
von der Capelle des Großh. Heſſ. 4. Infanterie=
Reg. (Prinz Carl) Nr. 118
unter Leitung ihres Capellmeiſters Herrn L. Spreng.
14
Anfang ½5 Uhr. — Aus dem Programm iſt hervorzuheben: Ouverture=
Z zu Titus von Mozart. - Gebet aus dem Freiſchütz (Hornquartetth) von
H.
„ C. M. v. Weber. — Concert für die Clarinette von Bürmann. - Fan=
3taſie über den „Barbier von Sevillal von Roſſini. - „Erinnerung an F
5 Peterhofu, Walzer von Gungl. — Perſiſcher Marſch von Joh. Strauß ꝛc. F
Eintrittspreiſe: Tageskarten 24 kr. (für die Actionäre 18 kr.)
3 in den Saal, 36 kr. (für die Actionäre 27 kr.) in die Logen ſind an der Caſſe, H
4 Abonnementskarten für 12 Concerte (reſp. Dutzendbillets) für Saal
41
und Logen für 3fl. 36 kr. (reſp. 2 fl. 42 kr. für die Actionäre) bei den
Hrren P. Berbenich, G. Hickler u. C. Gerſchlauer zu erhalten. (813
Samſtag den 81. Januar:
Metzelſuppe.
Georg Ost, Holzſtraße 5
J
C.
Construeteur
für Locomobile, Dampfmaſchinen zum mögl.
ſofortigen Eintritt in eine große
Maſchinen=
bau Anſtalt geſucht. Nur Solche, welche
mit dem Neueſten und Beſten auf dieſem
Felde bereits vertraut ſind, wollen ſich= melden
sub fl. 4213 bei Haasenatein & Jogler.
Annoncen=Expedition in Eöln.
819) Geſucht!
Ein junges braves Mädchen, für
Haus=
haltung tüchtig. Näheres Schützenſtraße
Nr. 18 parterre.
820) Es wird zum Mai eine gut
einge=
richtete Wohnung von 6-7 Zimmern mit
Stallung für 2 Pferde u. Garten geſucht.
Offerten zub L. L. befördert die
Ex=
pedition dieſes Blattes.
Muhhthan nn ohl.
ELarlſtraße Nr. 3 drei Treppen.
814) Mehlwürmer geſucht.
Peter Ackermann, Louiſenplatz 1.
815) Einige Schneiderinnen werden
ge=
ſucht. Bleichſtraße Nr. 17 unten links bei
Bubolz.
816) Bei dem Ball des Handelsvereins
blieben in der Garderobe 1 Stock, 1 Schirm,
1 Galoſche zurück.
817) Eine braune Pelzmanſchette
Nörz, am 26. Abends nach dem Concert im
Saalbau verloren. Abzugeben gegen Belohnung
Caſinoſtraße 18, 2 Treppen hoch.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 30. Jan. 1. Vorſt. im 6. Abonn.:
Der Dorfbarbier oder: Die Wunderkur.
Komiſche Operette in 2 Akten: Muſik von Schenk.
Hierauf: Die Polka vor Gericht. Komiſches
Ballet in 3 Bildern von Siems.
Sonntag, 1. Februar. 2. Vorſt. im 6. Abonn.:
Der Freiſchütz. Romantiſche Oper in 3 Alten;
Muſik von C. M. v. Weber.
In Luſtein Leid.
Von Friedrich Friedrich.
Gortletzung.)
Helm war faſt jeden Tag in der Pinkenburg. War lein
Geſellſchaftsabend, ſo ſaß er allein in einer Ecke, ſchweigſam,
vor ſich hinſtarrend in das Glas, mit Unwillen jede Annäherung
eines Bekannten zurückweiſend. Klinger wußte, was ihm fehlte;
Betha war noch immer, ſeit dem Herbſte in der Reſidenz zum
Beſuch Näheres war auch ihm nicht bekannt.
Wohl hatte er den Freund mehrere Mal nach Bertha gefragt,
r hatte ſtets nur die kurze Antwort erhalten, daß ſie ſich noch
in der Reſidenz befinde. Nur einmol hatte Helm hinzugefügt:
Sie emüſirt ſich nach Herzensluſt, ſieh mich nicht ſo fragenl
an. - Hältſt Du das für ganz unmöglich, daß man ſich in der
Reſidenz amüſiren kann? Und bedenke, Advocat, in dem
Hauſ=
des Miniſters! Sie geht abwechſelndl in Geſellſchaften und auf
Bälle - ſie amüſirt ſich himmliſch — ſie tanzt, man
über=
ſchüttet fie im Cotillon mit Bouquets und Schleifen, - ſie ſoll
uns diiſelben zeigen, wenn ſie zurückkommt! — Menſch, Du
deukſt doch nicht, daß ſie für immer dort bleiben wird ?=
Zelm war oft der Verzweiflung nahe. Trotz all ſeiner
Bitten war Bertha nicht zurückgekehre und mit keinem Worte
hatte ſie den Wunſch ausgeſprochen, daß er ſie in der Reſidenz
beſuchen möge. Was ſollte er freilich auch in dem Hauſe des
Miniſters - er, der fünf Jahre lang im Gefängniſſe geſeſſen
hatte fär ſeine Freiheitsideen! — Und ſeltener, ſtets kürzer
wa=
reu Berthas Briefe geworden. Sie ſchrieb ihm zuletzt faſt nu
von ihren Vergnügunzen, von den Geſellſchaften und Bällen, die
ſie beſuchte, von den Aufmerkſamkeiten, welche ihr überall
er=
vieſen wurden, von der Herzlichkeit, mit der man ſie im Hauſe
des Muiſters behandelte. Für Helms Herz hatte ſie ſelten ein
inniges, liebevolles Wort.
Er zerknilterte dieſe Briefe oft in innerſter Erbitterung,
nehr als einmal hatte er den (feſten Entſchluß gefaßt, nach der
Reſidenz zu reiſen, um ſie zurückzuholen, er gab ihn jedes Mal
wieder auf. Konnte er auch Bertha's früheres Herz zurückhalen ?
Unendliche Qualen erduldete er. Er wußte, daß Bertha nicht
mehr innig, nicht wahrhaft mehr liebte und er beſaß doch nicht
Kraft genug, ſich von ihr loszureißen. Sein ganzes Leben war
ja unzertrennbar mit ihr verknüpft. Oft, wenn er in Gedanken
verſunken daſaß, mußte er die Rechte krampfhaft auf die Bruſt
preſſen, um nicht laut aufzuſchreien vor Schmerz. Dann lachte
er wohl laut auf, erſchien ausgelaſſen luſtig und die Meiſten,
deren Blick nicht bis in ſein Inneres reichte, rühmten dann
ſei=
nen glücklichen, heiteren Sinn.
Endlich ſchrieb ihm Bertha, daß ſie in wenigen Tagen auf
ihr Gut zurücklehren werde. Es zuckte freudig in ihm auf.
Einen Augenblick lang gab er ſich der Hoffnung hin, daß es
wieder werden könne wie es geweſen war - nur zu früh mußte
er ſich geſtehen. daß das wahre Glück ſeiner Liebe für immer
geſchwunden war. Bertha hatte ihm den Tag ihr Ankanſt nicht
bezeichnet. Es ließ ihm keine Ruhe, wie eine dämoniſche
Ge=
walt hielt ihn dieſe Liebe, die ihn durch Qualen verzehrte,
ge=
feſſelt. Schon am Nachmittage des folgendes Tages ritt er zum
Gute hinaus.
Als er auf den Hof ritt, glitt ſein Auge über die Fenſter
des Hauſes, über die von Berthas Zimmer - ſie waren
geöff=
net - die Geliebte alſo ſchon zurückgekehrt. Sein Herz ſchlug
laut und freudig. Durch einen Diener erfuhr er, daß Bertha
im Garten war. Er warf dem Diener den Zaum des Pferdes
zu, ſprang hinab und eilte in den Garten. Bäume und
Sträu=
cher waren mit friſchem Grüz bedeckt. Es blühte bereits auf
einzelnen Blumenbeeten. Er ſuchte Bertha auf ihrem
Lieblings=
platze, wo er an ihrer Seite ſo manche glückliche Stunde verlebt
hatte — ſie war nicht dort. Ungeduldig eilte er weiter zwiſchen
dichtem Gebüſch hin, Stimmen zogen ihn an. Er hörte Berthas
Stimme. Vergeſſend, daß ſie nicht allein war, wollie er ihr
entgegeneilen, ſtürmiſch. — Er bog um eine Ecke - dort unter
dem Kaſtanienbaum auf einer Bank mußte ſie ſitzen - er kannte
ja den Platz. Und ſie ſaß dort! Unerwartet ſtand er vor ihr
und er blieb ſtehen, regungslos — die Augen ſtarr auf ſie ge=
richtet, zitternd. Bertha gegenüber ſaß eine junge Dame, neben
ihr ein Offizier, ſie hatte ihre Hand in der ſeinigen liegen.
Bertha ſprang auf. „Helm - Helmzu rief ſie erſchreckt,
erröthet, mit Mühe nach Faſſung ringend - zich hatte Dich
noch nicht erwartet!”
Ste erfaßte ſeine Hand, er ließ es geſchehen, er bemerlte es
nicht einmal.
„ Du hatteſt mich noch nicht erwartet,; wiederholte er mit
tonloſer Stimme.
„Rein, weil ich einen Tag hier früher angelommen bin,
erwiderte Bertha. Sie ſtellte die junge Dame als ihre Couſine
und den Offizier als ihren Couſin, den Lieutenant von Troll,
vor. - Helm hörte es nicht.
„Du hatteſt mich noch nicht erwartet,: wiederholte er noch
einmal. „Hahal Weßhalb bin ich auch ſo voreilig - ich konnte
ja warten, bis Du mir geſchrieben hatteſt, daß Du angekommen
ſeieſt! Es hatte ja nicht ſolche Eilel Ich ſtöre Dichl Nun, Dn
wirſt mir ſchon ſchreiben, wenn - wenn -„ Er ſtürzte fort.
„Helm — Helmju rief ihm Bertha nach. Sie wollte ihm
nacheilen, der Offizier hielt ſie zurück.
Helm hatte den Ruf nicht mehr gehört. Auf dem Hofe
hielt der Diener noch ſein Pferd. Er ſchwang ſich hinauf und
ſprengte davon.- Er wußte nicht, wohin er ritt. Wozu auch!
„Nur fort, fort von hierlu Jeder Fleck der Erde war ihm recht,
ihm gleichgiltig. Sein Pferd ſchlug die der Stadt
entgegenge=
ſetzte Richtung ein. In ſeinem Kopfe fuhren wilde Gedanken
durch einander. Er lachte laut auf und zuckte zuſammen, weil
er vor ſeinem eigenen Lachen erſchreckte. „Ich hatte Dich noch
nicht erwartet” hallte es in ſeinem Ohre wieder und wieder
lachte er laut auf.
An der Pinkinburg ging der Weg vorüber. Lautes luſtiges
Lachen tönte ihm aus dem Innern entgegen, er ſah die Fenſter
erhellt. Es war der Abend, an welchem die alte kleine
Geſell=
ſchaft zuſammenkam. Er fuhr empor. Der Gedanke, noch
län=
ger allein zu ſein, allein in ſeinem Zimmer - mit ſeinen
Qualen, erfüllte ihn wit Schrecken. Zur rechten Zeit war das
Lachen aus dem Gaſtzimmer in ſein Ohr ſgedrungen. Auch er
konnte ja lachen — lauter als-alle - verzweifelt laut! Er
ſprang vom Pferde und trat in das Zimmer. Man empfing
ihn mit Jubel.
Ihr hattet mich noch nicht erwartetſu rief er. „Haha!
Geſteht es nur zu
„Doctor, was iſt Ihnenzu rief der Apotheker, über ſeine
bleichen Wangen erſchreckt.
„ Mir - mir zu fragte Helm. „Nelke, Sie träumen! Der
kühle Abend - die Hitze - ich bin ſchnell geritten, ich habe es
heute nun einmal eilig - furchtbar eilig! Aber Stephan,
brin=
gen Sie Wein - viel! Nicht für mich allein - für Allel Ich
wäre ein Narr, wenn ich ſolchen Tag nicht feiern wollte!
Klinger war nicht zugegen. Er allein würde Helm ſofort
verſtanden haben.
„ Alſo etwas Gutes iſt Ihnen begegnet, Doctor zu fragte
der Poſthalter.
„Natürlich, Freund, etwas Vortreffliches 1u rief Helm mit
bitterem Lachen. „Denken Sie denn, ich werde Stephans Wein
fließen laſſen, wenn ich nicht luſtig bin? Die ganze Welt möchte
ich heute trunken machen, Alle, Alle, Poſthalter - ſogar mich
ſelbſt””
Fortſetzung folgt.
Mittheilungen aus Stadt und Land.
Den Landſtänden iſt ein Geſetzentwurf wegen Reviſion der
Be=
ſtimmungen über Verſetzung der Civilbeamten in den
Ruhe=
ſtand, ferner ein Geſetzentwurf wegen Aufhebung des Geſetzes vom
14. Auguſt 1867 (über die Betheiligung der Gemeinden an den Koſten für
das zur Erbauung von Eiſenbahnen erforderliche Gelände) mitgetheilt
worden.
— Den Mainzer Briefträgern, welche während des Wahlkampfes
harte Arbeit hatten, wurde eine Gratification von fl. 20 ertheilt, wozu
die katholiſche ſ. 9. Volksparthei fl. 150 und die demokratiſche Partei fl. 50
beitrugen. Auf jeden Briefträger kamen fl. 5 und wurde auch das
Büreau=
perſonal bedacht, welches die Wahlbriefe abgeſtempelt und ſortirt hatte.
Mainz, 26. Jan. Wie wir hören, hat das dermalen in Paris
weilende Künſtler=Paar Artot=Padilla dem Comite des hieſigen Fraueh=
Wagner=Vereins für die Wagner=Lotterie eine prachtvolle Baſe von
Sevres geſchickt. Namhafte Geſchenke von Berlin und Hamburg wie die
erfreuliche Nachfrage nach Looſen ſcirra 4000 Stück 1 Mark - 35 kr.)
ſind bereits ausgegeben) ſind wohl der beſte Beweis, daß das Streben des
hieſigen Frauen=Wagner=Vereins (welchem bekanntlich unſere knnſtſinnige
Frau Commerzienrath Schott vorſteht) allſeit die verdiente Anerkennung
ſindet; der Verein wird demnächſt unter Mitwirkung namhafter Kräfte ein
Concert veranſtalten, deſſen Ertrag dem Bazar zu gut kommt. M. A.
- Auf dem berliner Oſt=Bahnhoſe iſt ſeit einiger Zeit ein Apparat
aufgeſtellt worden, mittelſt welchem von einer Centralſtelle aus die
ſämmt=
lichen Weichen und Signale in beliebiger Weiſe geſtellt werden können.
Auf Veranlaſſung des Handelsminiſteriums wurde dieſer Apparat am
Sonn=
abend durch den Geheimen Moſer II. einer eingehenden Prüfung
unterzo=
gen. Derſelbe functionirte raſch und ſicher. Obwohl nun die
Herſtellungs=
koſten des Apparats etwa 20,000 Thaler betragen, ſo will man ſich doch
zur Einführung deſſelben entſchließen, da er eine bisher unbekannte
Sicher=
heit gegen Unglücksfälle bietet, welche ſich vorzugsweiſe bei dem Betriebe
auf Bahnhöfen zu ereignen pflegen.
Turneriſches. Ueber den Turnbetrieb der Turngemeinde Darmſtadt
im Jahre 1873 entnehmen wir dem Namens der Vorturnerſchaft
er=
ſtatteten Rechenſchaftsberichte für die jetzt abgelaufenen Verwaltungsperiode
folgende Ergebniſſe: die Summe der Anmeldungen zur activen
Turner=
ſchaft beträgt 193, die Zahl der Turnabende mit obligatoriſcher
Leitung der Uebungen durch Turnwarte und Vorturner war netto 100,
der durchſchnittliche allabendliche Beſuch des Turnplatzes beträgt 48
Mann, die geringſte Frequenz war am 29. December 23 Mann, während,
der höchſte Stand der Theilnehmer am 29. Auguſt mit 73 Mann erreicht
worden iſt. Ordnungs= und Freinbungen, bei welchen die gänze
Turnerſchaft gleichmäßig thätig war, wurden an 48 und resp. 38 2
urn=
abenden vorgenommen, während dem Ringen und dem Geſang nur 3
mal, den Turnſpielen aber 7 mal Rechnung getragen wurde;
insbe=
ſondere das Gebiet der Turnſpiele ſollte daher künſtig hin eine groͤßere
Beachtung finden.
Die Witterungsverhältniſſe während der Sommerzeit ermöglichten nur
eine ſehr kurze etwa 6 wöchige Benutzuug des Sommer=Turnplatzes,
während die ganze übrige Zeit in der Halle geülbt werden mußte. Es konnte
daher dem Steinſtoß, Schwebebaum, Stab= und Tieſſprung, Gerwerſen
und Tauklimmen nicht diejenige Aufmerkſamkeit zugewendet werden, wie ſie
dieſe volksthümlichen Uebungen verdienen.
An Turngängen ſind 6 zu verzeichnen, dereu Ziel zweimal Groß=
Gerau war, dann Wolfskehlen, der vordere Theil des Odenwaldes, ferner
Griesheim und ſchließlich Kirch=Brombach; die Summe der zurückgelegten
Wegſtunden beträgt 19, die durchſchnittliche Betheiligung 30 Mann; die
geringſte Theilnahme wurde in Kirch= Brombach mit 5 Mann, die höchſte
in Groß=Gerau mit 44 Mann conſtatirt.
Die Vorturnerſchaft hielt 13 Sitzungen ab, die active Turnerſchaft 6
Verſammlungen, bei welcher Gelegenheit die Turner Emil Reuter, Franz
Krauß, Phil. Reinhardt und Max Lindner wegen ihrer verdienſtvollen
Thätigkeit auf dem Turnplatze zu Ehrenmitgliedern der Vorturnerſchaſt
er=
nannt wurden.
Auch ein Geſchenk iſt der Turnerſchaft von wohlwollender Hand
über=
geben worden, indem Turner Reuter am 29. September eine Rahmuhr für
den Turnplatz ſtiftete, welche ſeitdem an dem Ort ihrer Beſtimmung
ange=
bracht iſt. Hinſichtlich der Betheiligung der Turnerſchaft bei feſtlichen
Anläſſen iſt zu erwähnen: die Faſchingskneipe mit 12 Mann, der
Turn=
tag in Wiesbaden mit 5, die Stiftungsfeier des Turnvereins Aſchaffenburg
mit 8, das Anturnen für den Sommer=Turnplatz mit 57, der Fackelzug
gelegentlich des 25jährigenzRegierungs=Jubiläums Sr. L. H. des
Großher=
z09s mit 80, das 8. Mittelrheiniſche Turnfeſt zu Kreuznach mit 26 und
das 1. Bezirks=Turnfeſt des Main=Rheingau=Verbandes mit 65 Mann.
An Preiſen wurden Mitglieder der Turnerſchaft folgende zuerkannt:
Bei dem Kreuznacher Turnfeſt erhielt John Schmidt den 9. Preis und bei dem zu
Darmſtadt abgehaltenen Bezirksturnſeſt fielen die 5erſten und der 8. Preis
hierher, und wurden dieſe Preiſe von den Turnern Theodor Anton,
Wil=
helm Schimpff, Jean Eckert, Friedr. Sulzmann, Franz Riedle und Ludwig
Engel errungen.
Zur ehrenden Erinnerung an die ſeit der Einführung der Turnſeſte
durch Preiſe ausgezeichneten Turner des Turn=Vereins Darmſtadt wurde
eine Ehren=Taſel errichtet und unter Glas und Rahmen in der
Lurn=
halle aufgeſtellt.
Die Fechtübungen wurden unter der Leitung des derzeitigen
Fecht=
meiſters lebhaſt benutzt, jedoch beſteht die Fechtriege hauptſaͤchlich aus jüngeren
Turnern, während namentlich den älteren Mitgliedern, welche weniger zum
Turnen geneigt fnd, dieſe Uebungen empfohlen werden können.
Nach den hier vorgetragenen gülnſtigen Reſultaten ſcheint die einfache
Wahrheit, daß nur in einem geſunden, kräftigen Körper ein geſunder Geiſt
vohnen koͤnne, neuerdings wieder allgemeiner anerkannt zu werden; unſer
Ziel der Kräftigung des Körpers zeichnet uns denn auch unſer ferneres
Streben vor, welches weniger auf in die Augen fallende gymnaſtiſche
Kunſt=
ertigkeiten gerichtet iſt, als auf eine allſeitige harmoniſche
Aus=
bildungaller Körperkräfte und auf eine möglichſt allgemeine
Ver=
breitung des Turnens unter Jünglingen und Männern unſeres Vereines
und unſerer Stadt. Auf dieſe Weiſe wird es denn künftighin möglich ſein,
auch älteren Mitgliedern den Turnplatz nach und nach heimiſch zu machen
und dadurch unſere Uebungen immer mehr wie ſich Jahn ſehr treffend aus
drückt: „zur oͤffentlichen Wohlthat; werden zu laſſen.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.