Darmstädter Tagblatt 1873


05. Dezember 1873

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lohu
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eutgegengenommen zu 59 kr. pro
Quartal inel. Poſtaufſchlag und
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Allergnädigſt privilegirtes

Durmſtätter =rag-u. Anzeige=

136. Jahrgang.

GUTTAIN

4

Juſerat=
wenden
angenmmen in Darm.
LadtvonderExpedition. Rhein=
graße
Nr. 28, in Beſſungen
von Friedrich Böbher, Friedrig-
ſraße
Nr. 7. ſowie auzwdrt
don allen ſollden Unnonern
Eweditiontar. a

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Kreisamtes Darmſtadt.

A. 238.

Freitag den 5. Dezember.

1073

Darmſtadt, am 4. December 1873.
Beteffend: Die Reichstagswahlen.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Nachdem durch Kaiſerliche Verordnung vom 29. v. Mts. beſtimmt worden iſt, daß die Wahlen der Abgeordneten zum Reichs=
tage
Samſtag den 10. Januar 1874 vollzogen werden ſollen, ſo beſtimmen wir in der Annahme, daß die Wählerliſten in
Gemäßheit der Vorſchriften unſeres Ausſchreibens vom 10. v. Mts. überall vollſtändig aufgeſtellt ſind, nach Maßgabe der uns von
Großherzoglichem Miniſterium des Innern ertheilten Weiſungen das Nachſtehende:
Nach 8 6 des Wahlreglements ſind die Wahlbezirke zum Zwecke des Stimmabgebens (8 6 des Geſetzes) von den zu=
ſtändigen
Behörden abzugrenzen. Als ſolche ſind nach der Anlage D des Reglements für das Großherzogthum die Kreisämter be=
zeichnet
. Der 8 7 des Wahlreglements ſetzt feſt: Jede Ortſchaft bildet der Regel nach einen Wahlbezirk für ſich. Jedoch können
einzelne bewohnte Beſitzungen und kleine, ſowie ſolche Ortſchaften, in welchen Perſonen, die zur Bildung des Wahlvorſtandes geeig=
net
ſind, ſich nicht in genügender Zahl vorfinden, mit benachbarten Ortſchaften vereinigt, große Ortſchaften in mehrere Wahlbezirke
getheilt werden. Kein Wahlbezirk darf mehr als 3500 Seelen nach der letzten allgemeinen Volkszählung
enthalten.
Nach 8 8 des Reglements haben die zuſtändigen Behörden für jeden Wahlbezirk den Wahlvorſteher, welcher die Wahl zu
leiten hat, und einen Stellvertreter deſſelben, unter Beobachtung der Beſtimmungen des 8 9 des Geſetzes vom 31. Mai 1869, zu
ernennen, ſowie das Local, in welchem die Wahl vorzunehmen iſt, zu beſtimmen.
Um dieſen Beſtimmungen nachzukommen, verfügen wir hiermit:
1) Jede Bürgermeiſterei hat einen Wahlbezirk zu bilden; die ſelbſtſtändige Gemarkung (Gemeinde) Eich hat ſich für die
Reichstagswahl der Bürgermeiſterei Hahn, die ſelbſiſtändige Gemarkung (Gemeinde) Waſchenbach der Bürgermeiſterei Nieder= Ram=
ſtadt
, die ſelbſtſtändige Gemarkung Sensfelderhof der Bürgermeiſterei Wixhauſen anzuſchließen.
Die nachbenannten Bürgermeiſtereien zerfallen in folgende Wahlbezirke:
A. D a r mſt adt.
I. Wahlbezirk mit dem Wahllokal im Rathhaus und den Straßen:
Stitsſtraße, die ganze, Teichhausſtraße, Roßdörferweg, Wienerſtraße, Niederamſlädterſtraße, Hochſtraße, Kiesſtraße, Karls=
ſtraße
, Schulſtraße, Ludwigsſtraße, Schützenſtraße, Marktplatz.
I. Wahlbezirk mit dem Wahllocal im Schulhaus in der Grafenſtraße und den Straßen:
Rheinſtraße mit Allee, Ernſt=Ludwigsſtraße, Ernſt=Ludwigsplatz, Paradeplatz und Schloß, Eſchollbrückerſtraße, Bleichſtraße,
Caſernenſtraße, Neckarſtraße, Saalbauftraße, Georgſtraße.
Il. Wahlbezirk mit dem Wahllokal im Blumenthal'ſchen Local und den Straßen:
Frankfurter Straße mit Grünewald's Fab und Martinsmühle, Gartenſtraße, Wendelſtadtſtraße, Lagerhausſtraße, Kahlerts=
ſtraße
, Aliceſtraße, Wieſenſtraße, Landwehrweg Fabrikſtraße, Victoriaſtraße, Bahnhofſtraße, Blumenthalſtraße, Mathildenplatz, Pro=
menadenſtraße
, Pallaswieſenweg mit Bahn- rhaus Nr. 16, Weiterſtädterweg und Sensfelderweg, Zeughausſtraße, Hofſtallſtraße,
Kaſinoſtraße, Friedrichsſtraße, Schloßgar= und Schloßgartenflraße, Grafenſtraße von Rheinſtraße bis zur Promenade.
W. Wahlbezirk mitd, zahllocal in dem Schulhaus in der Grafenſtraße und den Straßen:
Waldſtraße, Wilhelminenſtras oilhelminenplatz, Louiſenſtraße, Louiſenplatz, Ludwigsplatz, Eliſabethenſtraße.
V. Wahlbezirk mit Wahllocal in dem Schulhaus in der Grafenſtraße und den Straßen:
Heinrichſtraße, Sandſtrahe, Hügelſtraße, Marienplatz mit Reiterkaſerne, Hölgesſtraße, Steinſtraße, Riedeſelsſtraße, Heidel=
bergerftraße
, Holzhof=Alle, Grafenſtraße von der Rheinſtraße bis zur Eliſabethenſtraße, Zimmerſtraße.
V. Wablbezirk mit dem Wahllocal in dem Pädagog und den Straßen:
Mühlſtraße von der Niederramſtädterſtraße bis zur Erbacherſtraße, Mühlweg, große Kaplanelgaſſe, kleine Kaplaneigaſſe, Lin=
denhofſtraße
, Brandgaſſe, große Bachgaſſe, Wogsplatz, Woogsſtraße, Döngesborngaſſe, Pädagoggaſſe, Soderſtraße, Kapellſtraße,
Hinkelgaſſe, Blumenſtraße.
VI. Wahlbezirk mit dem Wahllokal in dem Schulhaus am Ballonplatz und den Straßen:
Arheilgerſtraße, Ruthsſtraße, Fuhrmannsgaſſe, Gardiſtengaſſe, Pancratiusſtraße, Schwanenſtraße, Lauteſchlägerſtraße, Kranich=
ſteinerſtraße
mit Bahnhaus Nr. 55, Karlshof, Kranichſtein, Ziegelhütte.
V. Wahlbezirk mit dem Wahllokal in dem Schulhaus am Ballonplatz und den Straßen:
Hohler Weg, Dieburgerſtraße mit Fallthorhaus, Einſiedel, Faſanerie, Heiliger Kreuzberg, Forſthaus Scheftheim und Stein=
brückerteich
, Mühlſtraße von der Erbacherſtraße bis zum Jägerthor, Heinheimerſtraße, Erbacherſtraße und Roſenhöhe, Beckſtraße und
Dreibrunnenſtraße, Obergaſſe, Langgaſſe von der kleinen Ochſengaſſe bis zur Obergaſſe, Schloßgaſſe, Rundethurmſtraße, Sackgaſſe,
543
Geiſtberg, Schloßgraben.

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1982

R238.

H. Wahlbezirk mit dem Wahllokal im Rathhaus und den Straßen:
Langegaſſe von der Holzſtraße bis zur kleinen Ochſengaſſe, großze Ochſengaſſe, kleine Ochſengaſſe, Schulzengaſſe, Neugaſſe, leine
Bachgaſſe, Schirmgaſſe, Marktſtraße, Rittergaſſe, Holzſtraße, Schuſtergaſſe, Kirchſtraße.
L. Wahlbezirk mit dem Wahllolal in dem Schulhaus am Ballonplatz mit den Straßen:
Theaterplatz, Alexanderſtraße mit Infanteriecaſerne, Ballonplatz, Magdalenenſtraße, Mauerſtraße.
b. Beſſungen.
1. Wahlbezirk mit dem Wahllokal im Rathhaus und den Straßen:
Annaſtraße, Eichbergſtraße, Herdwegſtraße, Heidelbergerſtraße, Carlsſtraße, Heinrichſtraße, Martinsſtraße, Nieder= Ramſtädter=
ſtraße
, Roßdörferſtraße, Rückertsſtraße, Seeſtraße, Stadt=Allee und Hopfgarten, Wilhelminenſtraße, Wilhelmplatz, Wittmannſtroße.
II. Wahlbezirk mit dem Wahllokal im neuen Schulhaus und den Straßen:
Forſtmeiſterftraße, Friedrichsftraße, Hopfgartenſtraße, Holzſtraße, Hügelſtraße, Kirchſtraße, Ludwigsſtraße mit Ludwigshohe,
Sandſtraße, Schulſtraße, Weinbergſtraße, Wingertsgäßchen.
c. Pfun g ſt a dt, getrennt durch die den Ort durchziehende Staatsſtraße.
1. Wahlbezirk, den nördlichen Theil umfaſſend, mit dem Wahllokal in der Kleinkinderſchnle.
H. Wahlbezirk, den ſüdlichen Theil umfaſſend, mit dem Wahllokal im Nathhaus.
2) Als Vorſteher hat der Großherzogliche Bürgermeiſter, als Stellertreter der Großh. Beigeordnete zu fungiren, für ſolginde
Gemeinden haben wir beſtellt:

1. Wahlbezirk:
II.

III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
1X.
XI.

1. Wahlbezirk:
II.

A. Darm ſt adt:
als Wahlvorſteher:
Lauteſchläger, Beigeordneter.
Gerſchlauer, Gemeinderath.
Blumenthal,

Schröder,

Diehl,
Riedlinger, Gemeinderathsmitglied.
Appfel, Beigeordneter.
Lautz, Gemeinderathsmitglied.
Römer,

Ohl, Joh.

b. Beſſungen:
Kolbe, 1. Beigeordneter.
Schulz, 2.

als Stellvertreter:
Hickler, Gemeinderathsmitglied.
Schneider, Carl, Hofſchreiner.
Möſer, Gemeinderath.
Philippi, sen., Hoflakir.
Jacoby, Ang., Gemeinderathsmitglied.
Gaule, Karl, Generalagent.
Keßler, Gemeinderathsmitglied.
Ruths, Auguſt, Hofzimmermann.
Wondra, Hoſjuwelier.
Röhrig, Gemeinderathsmitglied
L. Werner.
Carl Nohl.

c. Pfungſtadt:
Nungeſſer, Gemeinderalhsmitglied.
I. Wahlbezirk: Engel, Beigeordneter.
II.
Lang,
Spalt, Bürgermeiſter.
3) Die Wahlen ſind auf dem Gemeindehauſe (oder des deſſen Stelle vertretenden Gebäudes) in Darmſtadt, Beſſungen und
Pfungſtadt in den bei Poſ. 1, a-0 bezeichneten Gebäulichkeiten vorzunehmen.
Wir beauftragen Sie, dieſe Anordnungen, welche auch für etwaige Erſatzwahlen Geltung haben ſollen, unverzüglich auf
ortsübliche Weiſe bekannt machen zu laſſen und alsbald zu berichten, daß dies geſchehen iſt.
II. Mit der Auslegung der Wählerliſten (8 8 des Wahlgeſetzes) iſt unfehlbar Mittwoch den 10. December
l. J. Morgens zu beginnen. Dieſe Auslegung hat zu Jedermanns Einſicht auf dem Gemeindehauſe ſtattzufinden und bis zum
Mittwoch den 17. December l. J. Abends zu dauern.
Wir weiſen Sie demgemäß an Montag den 8. December 1873, ſowie Dienſtag den 9. December 1873 in ortsüblicher Weiſe
bekannt machen zu laſſen, daß die Wahlliſten vom 10. December bis 17. December 1873, beide Tage einſchließlich, auf dem G= zu Jedermanns Einſicht ausgelegt und daß Einſprachen gegen die Richtigkeit und Vollſtändigkeit der Liſten innerhalb
8 Tagen von Beginn der Auslegung an vor der Großherzoglichen Bürgermeiſterei, bei Vermeidung des Ausſchluſſes damit, vorzu=
tragen
ſeien.
III. Die Entſcheidung über die vorgebrachten Einſprachen hat, wenn die Einwendung nicht ſofort von Ihnen für begründet
erachtet wird, durch uns zu erfolgen, und muß längſteus bis zum Donnerſtag den 31. December 1873 Abends ertheilt und durch
Ihre Vermittlung den Betheiligten bekannt gemacht ſein, weshalb Sie rechtzeitige Vorlage deshalb an uns zu erſtatten haben.
Im Falle einer Berichtigung der Wählerliſte ſind die Gründe der Streichungen und Nachtragungen am Rande der Liße, unter
Angabe des Datums, von Ihnen kurz zu vermerken.
IV. Weitere Verfügungen werden nachfolgen.
In Verhinderung des Kreisraths:
Dr. Momberger, Kreisaſſeſſor.

Darmſtadt, am 1. December 1873.
Betreffend: Die Verſorgung der Militärperſonen durch Uebertragung von Eivilſtellen.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Nach 8 21 der Verordnung vom 25. April 1873, die Eivil=Verſorgung und Civil=Anſtellung der Militärperſonen des Heeres
und der Marine vom Feldwebel abwärts betreffend, lann allen in der Controle des Bezirkscommandos befindlichen, nach den Be=
ſtimmungen
jener Verordnungen nicht verſorgungsberechtigten Soldaten, welche bis zum Tage der Einführung der Verordnung eine
Dienſtzeit von 12 Jahren zurückgelegt haben, auf Verlangen und im Falle ſie nach der Verordnung vom 31. März 1852 die Ver=
ſorgung
von Unteroficieren und Soldaten durch Uebertragung von Civilſtellen betreffend, auch im Uebrigen verſorgungsberechtigt
geweſen ſind, der Civil=Anſtellungsſchein ausgeſtellt werden. Derſelbe hat jedoch nur für das Großherzogthum Gültigkeit.
Die Großherzoglich Heſſiſche (25.) Diviſion hat an Grozh. Miniſterium des Innern das Anſuchen geſtellt, eine Ermittelung
aller derjenigen, welche hiernach Anſprüche an Verabfolgung des Eivil=Anſtellungsſcheines zu haben glauben, eintreten zu laſſen.

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M.23s
1983
Wir beauftragen Sie daher, in ortsüblicher Weiſe zur öfentlichen Kennlniß zu bringen, daß alle diejenigen, welche vor dem
24. Mai l. J. wenigſtens 12 Jahre im Großherzoglich Heſſiſchen Militär oder der Gendarmerie gedient, auch über Betragen und
Dienſteifer gute Zeugniſſe aufzuweiſen haben, ebenſo alle diejenigen, welche von Großh. Heſſiſchen Militärbehörden für invalid erklärt
worden ſind, und gleichfalls gute Zeugniſſe über ihre Militärdienſtzeit beſitzen, aufgefordert ſeien, innerhalb vier Wochen bei Ihnen
ihre Anſprüche auf Verabfolgung des Civil=Anſtellungsſcheines unter Beiſchluß aller Documente über ihr früheres Militärverhältniß
anzumelden.
Bei dieſer Aufforderung wollen Sie zur Vermeidung von Mißverſtändniſſen und Abſchneidung von zu weitgehenden Hoffnungen
darauf hinweiſen, daß den zur Meldung ihrer Anſprüche auf den Eivil=Anſtellungsſchein aufgeforderten nichtinvaliden früheren
Militär's Ganzinvaliden des Heeres und der Gendarmerie, Halbinvaliden des ſtehenden Heeres und der Gendarmerie, welche
12 Jahre gedient haben, Gendarmerie nach 5jähriger ununterbrochener Dienſtzeit in der Gendarmerie, wenn die Perſonen ſolcher
Kategorien Angehörige des Großherzogthums ſind, unbedingt vorgehen.
Die Meldungen und Militärpapiere werden Sie uns nach Ablauf der vorbemerkten Friſt vorlegen.
J. V. d. Kr.

v. Marquard, Reg=Rath.

Edictalladung.
Nachdem wider die Nachbenannten:
1. Rekrut Philipp Berdel des 1. Infanterie=Regiments Nr. 115
aus Ober=Mörlen, Kreis Friedberg;
2. Dragoner Lutwig Bermes des 2. Dragoner=Regiments
Nr. 24 aus Bechenheim, Kreis Alzey;
3. Rekrut Georg Joſeph Baßmann des 1. Jäger=Bataillons
aus Kloppenheim, Kreis Vilbel;
4. Rekrut Jacob Daum des 1. Infanterie Regiments Nr. 115
aus Langen, Kreis Offenbach;
5. Musketier Georg Erb der 8. Compagnie 2. Großherzogl.
Heſſ. Infanterie=Regiments Nr. 116 aus Fleuſungen, Kreis
Grünberg
6. Musketier Konrad Engel der 3. Compagnie 2. Großher=
zoglich
Heſſ. Landwehr=Regiments Nr. 116 aus Wahlen,
Kreis Alsfeld;
2. Rekrut Juſtus Fröhl ich der 1. Compagnie 1. Großherzog=
lich
Heſſ. Landwehr=Regiments Nr. 115 aus Groß=Zimmern,
Kreis Dieburg;
8. Rekrut Heinrich Jacobi der 1. Compagnie 2. Landwehr=
Regiments Nr. 116 aus Gießen;
9. Rekrut Peter Leonhard Kempf des vormaligen 1. Jäger=
bataillons
aus Nieder=Erlenbach, Kreis Vilbel;

10. Rekrut Balthaſer Emanuel Kitz des vormaligen 1. Jäger=
bataillons
aus Ober=Erlenbach, Kreis Vilbel;
11. Rekrnt Hermann Lenz der 3. Compagnie 2. Landwehr=
Regiments Nr. 116 aus Homberg a. O., Kreis Alsfeld;
12. Gülfshautboiſt Friedrich Wilhelm Lehmann der Leib=
Compagnie 1. Großh. Heſſ. Infanterie=Regiments Nr. 115
aus Seefeld, Kreis Sternberg;
13. Relrut Heinrich Conrad Müller des 1. Großh. Heſſ. In=
fanterie
=Regiments Nr. 115 aus Griedel, Kreis Friedberg;
14. Dragoner Adam Oſt der 2. Escadron 2. Dragoner= Regi=
ments
Nr. 24 aus Alsbach, Kreis Bensheim;
15. Rekrut Johannes Jacob Ritzert des 1. Infanterie Regi=
ments
Nr. 115 aus Büdingen;
16. Relrut Friedrich Scheuer des 1. Großh. Dragoner= Regi=
ments
Nr. 23 aus Butzbach, Kreis Friedberz, gebürtig,
der Deſertionsproceß eröffnet iſt, werden dieſelben hiermit aufge=
fordert
, zu ihren Truppentheilen zurückzulehren, ſpäteſtens aber
n dem auf
Sonnabend den 14. Mürz 1874, Vormittags 9 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gericht anberaumten Termin ſich zu ge=
ſtellen
, widrigenfalls die wider ſie eingeleitete Unterſuchung ge=
ſchloſſen
, ſie in contumaciam für Deſerteure erklärt und jeder in
eine Geldbuße von 50 bis 1000 Thaler verurtheilt werden.
Darmſtadt, den 29. November 1873.
Großherzogliches Diviſionsgericht.

Oeffentliche Bekanntmachuug.
10164) Am 1. October d. Js. iſt Julius
Siepermann in das zu Pfungſtadt unter der
Firma Karl Walger betriebene Zünd=
waaren
=Fabrikgeſchäft als Theilhaber einge=
treten
. Die ſeitherige Firma iſt ſeitdem in
Walger und Siepermann= geändert; die
Ehefrau des Karl Walger hat Procura.
Darmſtadt, den 29. November 1873.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
Rohde,
Gutfleiſch,
Landrichter. Landgerichts=Aſſeſor.

Arbeits=Verſteigerung.
Samſtag den 6. Dezember l. J., des
Vormittags um 10 Uhr, werden die zu
739 fl. 16 kr. veranſchlagte Planir= und
Graben=Arbeiten auf der zur Großherzogl.
Hofmeierei gehörige Neuwieſe in der Ge=
markung
Darmſtadt an die Wenigſinehmen=
deu
auf Ort und Stelle öffentlich vergeben.
Die Zuſammenkunft iſt an der Wohnung
des ſtädtiſchen Pallaswieſenwärters.
Darmſtadt, den 27. November 1873.
L. Erb
9930) Großherzoglicher Wieſen=Commiſſar.

Zu Eöchaerctem empftehlt:

Ratfinade, feinſt, geſtoßen per ½ Corinthen &ép;

Kilo 18 kr.,
Kunsimehl in ¹⁄, Ctr.=Säckchen be=
kannter
Güte,
Mandeln, ſüße und bittere, große
beleſen,
rangeal &amp
friſcheſte Ware,
Eitronat
Citronen Hessina,
Eitronenschaalen, getrocknete,
Vanille, feinſt erhſtalliſirt,

Rosinen

neue Waare,

Aimmt, Ceyl, Java ≈-chin, ganz
und gemahlen,
Helken, Amboina, ganz u. gemahlen,
Muscatnüsse,
Muscatblüthe,
Sallrau, ganz und gemahlen,
Ammonium, friſches,
pottasche, gereinigt,
eto. elo.

Anis, geſiebt,
Formen werden gratis geliehen.
Emanuel Fuld, Kirchſtraße I.
Ausgezeichneter Feiertags=Wein!
10138a
in Flaſchen und Gebinden.
Langegaſſe 24,
Küfer Gelſus, Ochſengaſſe 33.

9189) Von heute an verkauſe ich erſte
Qualität Rindfleiſch das Pfund zu 22 kr.
A. Guckenheimer, Langegaſſe 15.

10147) Zwei neue polirte Pfeilerſchränk=
ſchen
ſind zu verkaufen bei
G. Beck, Rheinſtraße 28.

[ ][  ][ ]

1984
4

A238
14
M
HId
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Schwere einfarbige Allage, Lichtfarben, fl. 1.54.
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[ ][  ][ ]

1985

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19167a) Stiſtſtraße 52 mittlerer Stock
freundl. möbl. Zimmer.

Vermiſchte Nachrichten
10106) Ein Auslaufer wird geſucht.
C. H. Rühu'ſche Buchhandlung,
Mathildenplatz 3.
Eine tüchtige Kleidermacherin
nimmt Aufträge entgegen.
10131)
Schloßgaſſe 2.
9919) Tüchtige Lackirergeſellen
finden dauernde Beſchäftigung in der hieſigen
Central=Wagenwerkſtätte der Heſſiſchen Lud=
wigs
=Bahn.
10133) Eine junge Frau ſucht Arbei
im Waſchen und Putzen. Zu erfragen bei
Frau Mattern, Louiſenſtraße 28.
W
E
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10168) In der Nähe der Caval=
lerie
=Caſerne wird ein möblirtes
Zimmer nebſt Cabinet, ev. Bur=
ſchenſtube
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geſucht. Offerten abzugeben bei Herrn
C. Cerber; Coiffeur,
Ernſt=Ludwigsſtraße 9.

R238.
Gruben=Entleerungs.
10169
Anſtalt.
Im Intereſſe der Anſtalt, ſowie der ge=
chätzten
Hausbeſitzer liegt es, wenn die
Maſchine mit den Arbeitern u. Geſpannen
die Arbeit der Entleerung von Straße zu
Straße vornehmen kann, und wird deßhalb
freundlichſt gebeten, Beſtellungen nicht bis
auf den letzten Augenblick ankommen zu
laſſen.
Der Unterzeichnete empfiehlt die Anſtalt
dem geehrten Publikum.
Beſtellungen nimmt entgegen
Carlshof.
F. P. Pitthau.
NAALAATAANAAAAAAAEANN
E 10162) Bei dem Saalbau=Eröffnungs=R
4
E Feſt wurde in der Herren=Garderobe
1
4 ein noch ziemlich neuer ſeidener Regen=P.
Eſchirm mitglattemGriff vertauſcht. Manck
K bittet um gef. Rückgabe auf der Exp. d. Bl.)
4
ANANNTANALAAAAATATAI
ſſin feines zuverläſiges Mädchen: das
C- allen Arbeiten vorſtehen kann, wünſcht
ſeine Stelle als Hausmädchen.
Zu erfragen bei Frau Mattern, Louiſen=
ſtraße
Nr. 28.
10134
10152) Wäſche wird zum Bügeln ange=
nommen
. Kiesſtraße 2 im Seitenbau.
10170) Eine reinliche Frau ſucht Mo=
natdienſt
. Langegaſſe 5.

9480) Lehrlings=Geſuch.
Für ein hieſiges Cigarren= und Tabak=
Geſchäft wird ein Lehrling geſucht, der Koſt
und Logis zu Hauſe hätte, dem aber bei
gutem Betragen binnen Kurzem eine Ver=
gülung
gewährt würde. Näheres sub E. L.
Nr. 20 bei der Red. d. Bl.

Samſtag den 6. December
Metzelſuppe
bei
Restaurateur Baumann
hinter der Stadtkapelle. (10172
Win braves Mädchen findet dauernde
Beſchäftigung.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
10173) Es wird von einer kleinen kinder=
loſen
Familie ein tüchtiges Mädchen
für Küche und Hausarbeit ſogleich gegen
guten Lohn geſucht. Näheres Steinſtr. 29.
10174) Der Herr, welcher am 24. v. M.
aus der Garderobe des Saalbaues
einen ſchwarzen Zanella=Schirm mit braunem
Naturſtock (Nr. 241) irrthümlich mitgenom=
men
hat, wird gebeten, denſelben Mühlftr. 58
gegen einen gleichen, wahrſcheinlich den ſei=
nigen
, umzutauſchen.

In Luſtein Leid.
Von Friedrich Friedrich.

(ortſetzung.)
Klinger rief Helm, als der Wageu ſich dem Gute näh=
erte
. Sie haben mich zu dieſer Irrfahrt verleitet. Es iſt
mir, als ob mir eine geheime Stimme zuriefe, ich möge aus dem
Wagen ſpringen und Sie allein fahren laſſen. Advokat, ich
glaube wahrhaftig, Sie fürchten ſich vor dem Major, der Menſch
thut Ihnen nichts, fahren Sie nur allein. Ich lege mich hier
auf dieſe Wieſe, dort unter jene Weide und werde Ihre Rückkehr
abwarten. Dann fahren wir in Gemüthlichkeit beide zurück.
Sie kommen mit mir; erwiederte Klinger, die Hand auf
den Arm des Doktors legend. Sagen Sie mir, was ſollte ich
antworten, wenn des Majors Tochter mich fragte, weshalb Sie
nicht gekommen ſeien ?u=
Sie haben ja noch Zeit, ſich auf eine lange Geſchichte zu
beſinnen, es iſt ja nicht nothwendig, daß ſie durchaus wahr iſt.
Sagen Sie ihr, ich feiere an dieſem Morgen zufällig meinen
Polterabend und habe deshalb nicht abkommen können, oder ich
ſei ſpazieren gefahren, lügen Sie doch irgend etwas, Menſch,
Sie ſind doch ſonſt nie um eine Lüge in Verlegenheit. Doch
halt - ich will Ihnen ſagen, was Sie ihr erzüählen können, es
iſt etwas Wahrheit darin. Stellen Sie ihr vor, ich ſei ein ver=
rückter
Menſch. Ich hätte Zeiten gehabt, in denen ich geglaubt,
die Menſchheit befinde ſich wohler, wenn ſie frei leben könne.
Dieſe verkehrte Lebensanſchauung ſei mir durch zweimalige Rele=
gation
, durch fünfjährige Speiſung mit Waſſer und Brod, durch
den Verluſt der väterlichen Liebe und andere Unannehmlichkeiten
ſo ziemlich ausgetrieben. Dann hätte ich eine dumme Jugend=
geſchichte
, ſo etwas wie Jugendliebe, gehabt, die hätte mich ſehr
ruinirt. Jetzt ſei ich auf dem Wege der Beſſerung und wolle
mir das letzte bischen Verſtand und Gemüthlichkeit retten, des=
halb
komme ich nicht. Erzählen Sie dies nur, Advolat, ſchwören
Sie ihr, daß alles genau ſo ſei, dann wird ſie Ihnen vielleicht
die Hälfte glauben, dann Sie haben glückliche Augenblicke, in

denen Sie ganz ehrbar ausſehen! Machen Sie es ſo, beſter
Klinger, und nun ziehen Ste Ihre Beine zurück, damit ich aus
dem Wagen kommen kann.
Sie bleiben hier! erwiderte der Advokat, ihn zurückhal=
tend
. Helm, ſeien Sie vernünftig. Ich habe Sie gern, ja ich
habe Sie ſogar lieb, deshalb will ich auch für Sie ſorgen. Sie
ſind ein Menſch, der ein Glück zehnmal von ſich ſtoßen kann.
Wollen Sie meine Hilfe annehmen ?
Muß ich nicht2u entgegnete Helm ſich gewaltſam faſſend,
mit Lächeln. Gut - ich will Sie zu meinem Lebensadvokaten
annehmen, aber Sie haben auch alle Thorheiten mit zu vertreten,
die ich begehen werde.
Sie ſuhren auf den Gutshof. Flüchtig ließ Helm ſeinen
Blick über denſelben und über das Haus hinſchweifen, ob er ſie
vielleicht am Fenſter ſehe. Sein Herz ſchlug faſt hörbar laut,
ſeine Wangen waren geröthet. Klinger ſtieg aus.

Nun ſeien Sie ruhig und vernünftig, Freund, ſprach er
leiſe mahnend. Suchen Sie ſich zu beherrſchen

Seien Sie ohne Sorge, erwiderte Helm. Ich werde
dem Alten den Puls fühlen, ohne zu zucken, ich werde alles auf=
bieten
, ihm das Leben zu retten, obſchon ich überzeugt bin daß
ich der Menſchheit keinen Dienſt damit erweiſe. Nun kommen
Sie. Der Mann wohnt hier hübſch. Der Garten hinter dem
Hauſe ſcheint Geſchmack zu verrathen, den hat er ſicherlich nicht
angelegt, denn als ich ihn kennen lernte, beſchränkte ſich ſein
ganzer Geſchmack auf Roſtbeaf und Bordeauxweine."
Sie traten in das Haus ein. Ein Diener führte ſie in
das Empfangszimmer. Es war fein, geſchmackvoll eingerichtet.
Neben dem Fenſter auf einem Blumentiſche war eine Gruppe
von prächtigen Blattpflanzen. Helms Auge blieb darauf haften,
er trat an ſie heran. Er wußte, weſſen Hand dieſe Blumen
geordnet und gepflegt. Schon vor Jahren waren die Blatt=
pflanzen
Berthas Lieblingsgewächſe geweſen. Er beugte ſich auf
die Pflanzen nieder, es war ihm, als ob ihr Hauch ihm von
denſelben entgegenwehe.
Da wurde die Thür geöſſet und Bertha trat ein. Sie
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1986
M.
grüßte Klinger, der ihr zunächſt ſtand und trat dann auf Helm
zu. Unwillkürlich war er zuſammengezuckt und eine dunkle Röthe
überflog ſeine Wangen. Sie war ſchöner denn je. Noch die
alten dunkeln Augen, die langen Wimpern! Es lag ein leidender
Zug auf ihrem Geſichte, er mochte durch die Krankheit ihres
Vaters hervorgerufen ſein, er verlieh ihrem Geſichte einen mil=
den
, weichen Ausdruck.
Helm fühlte, wie heftig ſein Herz ſchlug. Dieſer eine
Augenblick hatte ſchon all die alte Leidenſchaftlichkeit, die Glut
ſeiner Liebe wieder angefacht. Er hätte auf ſie zuſtürzen, ſie
mit beiden Armen umſchlingen und an ſein Herz drücken mögen.
Vergebens rang er nach Faſſung.
Auch Berthas Wangen waren geröthet, ſie war indeſſen
ruhig. Sie trat auf ihn zu und ſtreckte ihm die Hand ent=
gegen
.
Wir haben uns lange nicht geſehen, Herr Doctor," ſprach
ſie, indem ſie zu lächeln verſuchte und zu ihm aufblickte. Es
freut mich, daß Sie auf meine Bitte gekommen ſind, vielleicht
gelingt es Ihnen, das Leben meines armen Vaters, den mehrere
Aerzte bereits aufgegeben haben, zu retten. Sie ſind mir von
allen Seiten geprieſen - retten Sie meinen Vater!
Sie preßzte ſeine Hand leiſe. Dieſer Druck verwirrte Helm
noch mehr, er war nicht im Stande zu antworten. Klinger
ergriff für ihn das Wort.
Wenn das Leben Ihres Vaters noch zu reten iſt, Fräu=
lein'
, ſprach er, uſo ſeien Sie verſichert, daß mein Freund es
retten wird.
Helm gewann durch dieſe wenigen Worte Zeit, ſich zu
faſſen.
Was in meinen Kräften ſieht, werde ich ſicherlich thun,
fügte er hinzu.
Mein Vater ſchläft in dieſem Augenblicke', fuhr Bertha
fort, er iſt ſehr ſchwach, gönnen Sie ihm noch wenige Minuten.
Sie bat die beiden Männer, ſich niederzulaſſen.
Was fehlt ihrem Vater zu fragte Helm, deſſen Stimme
immer noch nicht ganz ruhig erklang.
Er weiß, daß ich die Bitte an Sie gerichtet habe, zu ihm
zu kommen,; erwiderte Bertha, und wünſcht, daß ich Ihnen
ſeine Krankheit vorher nicht ſage. Er glaubt an einem andern
Uebel zu leiden, als die Aerzte ſagen, welche ihn behandelt ha=
ben
; ſie nannte die Namen derſelben - und möchte deß=
halb
Ihren Blick im Voraus durch nichts einnehmen laſſen. Auf
Ihr Urtheil wird er alles geben.
Sie hatte Helm, während ſie zu ihm ſprach, angeblickt.
Ihr Auge ruhte auf ſeinem Geſichte mit unverkennbarer Theil=
nahme
. Freilich war dies Geſicht ſeit der Zeit, wo ſie es zum
letzten Male geſehen, ein anderes geworden. Der übermüthige
Lebensmuth des Studenten, der einſt darauf gelegen, war durch
die fünf Jahre Gefängniß verwiſcht und bei allem Humor, den
er ſich errettet hatte, war ein ſchwermüthiger Zug in ſeinem
Antlitz nicht zu verkennen.
Sie haben ſich ſehr in den Jahren, in denen ich Sie nicht
geſehen habe, verändert;, fuhr ſie fort. Ihr Geſicht iſt faſt
ein ganz anderes geworden und dennoch erkannte ich Sie auf
den erſten Blick wieder. Ich würde Sie erkannt haben, wenn
ich auch keine Ahnung gehabt hätte, daß Sie kommen würden.
Das Leben geht nicht an einem Jeden ſpurlos vorüber,
Fräulein, entgegnete Helm mit bitterem Lächeln. Es greift
den Einen härter an als den Andern. - Und Sie wußten, daß
ich kommen würde Zu fügte er fragend hinzu.
Ich wußte es,; erwiderte ſie beſtimmt, ſchnell. Wieder
farbten ſich ihre Wangen leicht, flüchtig. Ich konnte mir nicht
denken, daß die wenigen Jahre jedes Gefühl der Freundſchaft,
jede Erinnerung in Ihnen verwiſcht hätten. Sie hatten ſtets
den Eindruck auf mich gemacht, als ob Sie nicht ſo leicht ver=
geſſen
könnten.
Ich vergeſſe ſchwer,; gab Helm zur Autwort. Das Ge=
ſpräch
regte ihn auf, mau ſah es ihm an.
Klinger beobachtete ihn und Bertha. Auch ſie mußte be=
merken
, was in ihrem früheren Freunde vorging. Sollte ſie

238.

ganz arglos dieſe Seite des Geſprächs berührt haben - es war
kaum anzunehmen! Er begriff ihr Weſen noch nicht recht, frei=
lich
ſah er ſie zum erſten Male. Nur das Eine war ihm be=
greiflich
, wie ſie auf Helm einen ſo tiefen und langdauernden
Eindruck hatte machen können. Sie war ſchön zu nennen.
Ein Diener trat ein und meldete, daß der Major erwacht
ſei. Bertha eilte zu ihm, um ihm Klingers und Helms Ankunft
mitzutheilen.
Einen Augenblick lang ſah der Advokat den Freund, als ſie
allein waren, an.
Fortſetzung ſolgt.
Mittheilungen aus Stadt und Land.
Militärnachrichten. Der charact. Port.=Fühnrich Seitz und
Unterofficier von Rode vom 2. Großh. Inſ.=Reg. Nr. 116 wurden zu
Portepee=Fähnrichs, Prem.=Lt. von Plötz vom 1. Großh. Drag.=Reg. Nr. 23
zum Rittmeiſter und Escadronchef, Sec.=Lt. Kraker v. Sſchwarzenfeld
v. demſ. Regt. zum Prem.=Lt. und der charact. Port.=Fähnrich Bold vom
2. Gr. Drag=Reg. Nr. 24 zum Port.=Fahnrich befördert.
Durch das von der Großh. Regierung vorgelegte Geſetz werden
nicht weniger als 22 Gewerbe betroffen. Einzelne Gewerbe werden neu
zur Gewerbſteuer zugezogen, z. B. Eishändler, Fabrikanten von Kaffee=
Surrogaten ꝛc., andere werden in der betr. Claſſen=Eintheilung herauf=
andere
herabgeſetzt. Es ſteht zu erwarten, daß. da ſowohl die zweite, wie die
erſte Kammer in dieſem Monat noch einmal zuſammentreten, das projectirte
Geſetz ſchon mit dem nächſten Jahre zur Geltung gelangt.
Mit dem 1. Januar wird die Darmſtädter Zeitung täglich
zweimal erſcheinen, mit Ausnahme des Sonn und Montags, an welchen
ge nur ein Blatt ausgegeben wird. In der betr. Ankündigung wird her=
vorgehoben
, daß durch dieß öftere Erſcheinen die Darmſtädter Zeitung in
der Lage ſei, alle Tagesereigniſſe auf das Raſcheſte zu bringen, ſo daß ſie
iu dieſer Beziehung mit jedem anderen Blatte und namentlich mit den
frankfurter Blätter concurriren kann. - Inſerate ſinden bei der großen
Auflage allgemeine und gleichmäßige Verbreitung im ganzen Lande. Der
Localpreiß wird von fl. 3. 24 auf fl. 3. 45 per Halbjahr erhöht, bei den
Poſtanſtalten von fl. 1. 53 auf fl. 2. 10 per Quartal excl. Beſtellgebühr.
- Zur Feier ſeines 50jährigen Dienſtiubiläums ſam 3. ds.) wurde
dem Großhh. Kanzleidiener bei der Oberrechnungskammer H. Hahn von
S. K. H. dem Großherzog das ſilberne Kreuz des Verdienſtordens Philipps
des Großmüthigen verliehen, außerdem wurde er mit den Portraits
J. J. G. H. der Prinzen Ludwig, Heinrich, und Wilhelm erfreut, welchen
er ſ. Z. Unterricht in der Fechikunſt ertheilt hatte. Moge der wackere
Jubilar, der ſich als Beamter wie im Freundes= und Familienkreiſe Achtung
und Liebe zu erwerben wußte, ſeinen Angehörigen und vielen Freunden
noch recht lange erhalten bleiben.
Nächſten Sonntag den 7. December wird die Zauberflöte in
ganz neuer Ausſtattung auf der Großherzoglichen Hofbühne in Scene gehen.
Die größeren Koſten, welche die Inſcenirung der Direction verurſacht hat,
motiviren die Aufhebung des Abonnements an dieſem Tage.
Friedericke Bognaͤr, welche mit ſo großem Erſolge hier gaſtirt hat,
wird, wie wir hören, am 16. December noch einmal zum Beſten eines
Großherzoglichen Fonds auftreten und zwar in dem Weilen'ſchen Drama
Dolores;, deſſen Aufführung im K. K. Hofburgtheater in Wien bevorſteht.
Das Stück ſoll eine überaus ſpannende und intereſſante Handlung
enthalten.

Wir vernehmen aus wohlunterrichteter Quelle, daß am Hontag,
den 15. ds. Mts. Herr Profeſſor Robert von Schlaginweit aus
Gießen einen Vortrag über: die Mormonen von ihrer Entſtehung bis auf
die Gegenwart im Banketſaal der Freimaurerloge halten wird.
Der kaufmänniſche Verein, deſſen raſtloſes Streben es iſt be=
rühmte
Gelehrte für ſeine Vorträge zu gewinnen, hat auch dieſe neue und
ſchatzenswerthe Acquiſition gemacht und iſt eben im Begriff eine Subſcrip=
tionsliſte
in Cirkulation zu ſetzen, welche alle Gebildeten zu ſeinen Vorle=
ſungen
einladet. Gewonnen ſind bis jetzt ſicher: Dr. Louis Büchner hier,
Handelskammerſekretar Schulz von Mainz, Proſeſſor Dr. Roeder von Hei=
delberg
, Profeſſor Dr. G. Zimmermann von Gießen, Profeſſor Dr. Creize=
nach
von Feankfurt a. M. Carl Scholl von Nürnberg, Profeſſor Dr. Gott=
ried
Kinkel von Zürich, Profeſſor C. Neubauer von Wiesbaden, Schulze=
Delitzſch von Berlin. Mit noch andern Coryphäen ſchweben Ver=
handlungen
.
Bezüglich des am Montag den 15. ſtattfindenden Vortrags wollen wir
noch hervorheben, daß derſelbe von erwachſenen Damen ganz gut be=
ſucht
werden kann und wird der Vereins=Vorſtand deßhalb ſeine Einladung
an alle erwachſenen Damen zum Beiwohnen des höchſt intereſſanten
Vortrags zu richten haben, was genügen wird jüngere Elemente von dem=
ſelben
, als für ſie nicht geeignet, ſern zu halten.
- Das 2. deutſche Geſangfeſt wird vom 8.-II. Auguſt im
Glaspalaſt in München abgehalten. Anmeldungen zur Betheiligung müſ=
ſen
von den Einzelbünden des deutſchen Sängerbundes längſtens bis
1. Febr. n. J. bei dem Central=Ausſchuß des Lecal=Feſt=Comites in Mün=
ugen
erfolgen.
In einem Schreiben an den Ausſchuß der beſſ. Fortſchrittspartei
erllaͤrt der ſeitherige Reichtagsabgeordnete Herr Dr. K. J. Hoffmann I
ſich außer Stande, eine Wiederwahl für den nächſten Reichstag an=
zunehmen
.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerch.