Ellergnaͤdigſt privilegirkes
36. Jahrgang.
Meguentasnrets52. 15 fr. jäbri tack Brunger=
38u. - Kuswärtz werden s= Pakämtern Bſtelunger
Alzegengenommen za 52 kr. Zrs
Werhal inec. Pogienfiadleg 1ad
Gekeügekker. 4
4 106
94 H. 1½ 6.4½ Beſcrot;
aeidm Arstvoskmicp in Berhe
Rask von der Expedition, Rheinz=
zreße Nr. 28. in Beſſungir
ven Erierrich Bibtzer, Friedrich=
Lrak3 Nr. 3. kewie auinönte=
ver aden joliden Ermsnez
Erhidiſianzæ. Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Kreisamtes Darmſiadt.
N. 23.
Freitag dez 3l. October
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Todesſcheine von in Frankreich verſtorbenen Großherzoglichen Staatsangehörigen.
Von Seiten der Franzöſiſchen Regierung ſind unter anderen die Todesſcheine der nachſtehend verzeichneten, angeblich
Großher=
zoglich Heſſiſchen Staatsangehörigen anher mitgetheilt worden, deren Geburts=, beziehungsweiſe Heimathsorte bis jetzt nicht ermittelt
werden konnten, indem dieſelben in den betr. Todesſcheinen offenbar irrig bezeichnet ſind.
Da eine Bekanntmachung der Namen vielleicht zu weiteren Ermittlungen führen könnte, ſo bringen wir das fragliche
Ver=
zeichniß unter dem Anfügen zur öffentlichen Kenntniß, daß, falls die Todesſcheine nicht innerhalb ſechs Monaten bei Großherzoglichem
Miniſterium des Großherzoglichen Hanſes und des Aeußeren reclamirt werden ſollten, deren Rückgabe an die franzöſiſche Regierung
angeordnet werden würde.
1) Nicolaus Mougin aus Laubenheim, Taglöhner, 63 Jahre alt, Sohn des Jacob Mougin und der Anna Maria geb. Caron,
ſtarb am 2. April 1871 zu Paris.
2) Madelaine Petri, Ehefrau des Auguſt Roſtan, Metzger, aus Mainz, 45 Jahre alt, Tochter des Simon Petri und der
Eliſabethe geb. Eclair, ſtarb am 24. September 1871 zu Conſtantine.
3) Sarah Kremer, Wittwe des Salomon Props, aus Jügesheim, 82 Jahre alt, Tochter des Samuel Kremer, ſtarb am
21. Juli 1872 zu Paris.
44 Friedrich Kaiſer aus Ortenberg, Schreiner. 62 Jahre alt, Sohn des Friedrich Kaiſer und der Urſula Reichle, Ehemann
von Marie Maillot, ſtarb am 25. Juli 1872 zu Paris.
5) Madelaine Durand, verehelichte Sarraute, aus Mainz, 64 Jahre alt, Tochter des Jean Baptiſte Durand und der Marie
Anna, geb. Stackmüller, ſtarb am 18. Februar 1873 zu Paris.
Darmſtadt, deu 27. October 1873.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
In Verhinderung des Kreisraths:
L. Marguard, Regierungsrath.
9026) Oeffentliche Aufforderung.
Anſprüche an den=Nachlaß des
Schreiner=
meiſters Georg Zehfuß dahier ſind
Mitt=
woch den 19. November l. J. Nachmittags
3 Uhr bei dem unterzeichneten Gericht
an=
zumelden, widrigenfalls ſie bei Ordnung der
Maſſe unberückſichligt bleiben.
Darmſtadt, den 28. October 1873.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
In Verhinderung des Stadtrichters:
Weyland, Stadtgerichts=Aſſeſſor.
Wetsitirvrrtezzez
9027)
botenes.
Condenſirte Milch
von Ckan
bei
A. Hesser,
Promenadeſtraße.
9028) Eine große Waſchbütte und ein
Krautſtänder zu verkaufen.
Louiſenſtraße 20 Seitenbau.
vorrälhig bei
8982)
G. Ai Huscgti,
9029) Rheinſtraße neben der Poſt,
empfishlt:
Cervelat, Trüſſelleber=, Zungen=,
Rotz= ond Kuackwürſte, leztere pe=
Stück 6 kr.
Frankfurter Bratwürſte.
Schweizer=Käſe.
Flaſchen=Biere:
Vensheimer, Ludwigshafner,
Pil=
fener u. aus der königl. boyer.
Staats=
brauerei,Welhenstephan' bei München.
9030) Teichhausſtraße Nr. 6 iſt ein
klei=
nes Logis zu vermiethen.
141)
u
4
Fallſucht, (Krämpfe)
heilbar!
Eine „Anweiſung, die
FFallſucht (Epilepſie), Krämpfe.
zdurch ein ſeit 12 Jahren bewährtes nichtk
Imedizin. Univerſal=Geſundheilsmittelk
zbinnen kurzer Zeit radikal zu heilen
Herausgegeben von Dr. Fr. A. Guante
A3nhaber der chemiſchen Fabrilt zu Wak
Frendorf in Weſtfalen: welche gleichzeitigth
Pahlreiche, theils amtlich conſtatirte reſpth
heidlich erhärtete Atteſte u. Dankſagungs=
Aſchreiben von glückl. Geheilten aus allenk
hünf Welttheilen enthält, wird auf
di=
recte Franco=Beſtellung vom Herausgeben
Jgratis=franco verſandt.
[8623
en
473
[ ← ][ ][ → ] 1726
9031)
213.
wonuauels & Mrihöie
von getrockueten Blumen von jetzt ab ſtets wieder vorrälhig; ſolche von friſchen Blumen
werden auf Beſtellung jederzeit geſchmackvoll gebunden.
Nieder=Namſtädter
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17
Patent=Dachziegel
1414)
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Fechenmühle bei Hanaus
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1 oder 2 Zimmer, 2 Cabinette ꝛc. Garten.
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L. Geider, Hofweißbinder,
Waldſtraße Nr. 23.
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F im Vorderhaus iſt der zweite Stock F
E mit allen Bequemlichleiten zu vermie=
K then und eventuell ſofort zu beziehen.
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mittlere Stock, 5 Zimmer, Küche,
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Nr. 8, fünf Stuben, Küche mit Waſ=
141
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³⁄ Badſtube, Trockenſpeicher. Näheres 46
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Lauf=
dienſt. Näheres Sackgaſſe Nr. 5.
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Lauj=
dlenſt. Näheres Langegaſſe Nr. 9.
Geſchäfts=Verlegung und Empfehlung.
3
Meine Glaſerei und Geſchäftslokale befinden ſich von Samſtag den 25.
b. M. au bei meinem neuen Hauſe, Gaalbauſtraße, gegenüber der Winter'ſchen
4 Drauerei, und meine Wohnung bis zur Fertigſiellung meines Hauſes bei Herrn Schnei=
Ha aniin ntinn Pridern ithr DiNN 0nop³3 dermeiſler A. Beſſunger, Rheinſtraße (Seitenbau) Nr. 24. Für das mir in mei=
7696) Heidelberger Straße Nr. 15 ein, nem alten Lokale geſchenkle Vertrauen freundlichſt dankend, bitte daſſelbe mir auch ferner
Zimmer mit 2 Cabinetten ſofort zu ver= gütigſt zu bewahren, init welcher Erwartung zeichnet,
achtungsvoll
Darmſtodt, den 24. Septmber 1873.
miethen. Auf Verlangen auch Stallung
mit Durſchenzimmer und Heuboden anf An=
Herm. Schulz, Glaſermeiſter.
fang October.
7881) Bleichſtraße 46 nüchſt den
Vahn=
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und gleich zu beziehen.
7953) In der Nähe der Katholiſchen
Kirche iſt ein ienfach möblirtes Zimmer
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möblirtes Zimmer zu vermiethen.
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3. Stock, je 4 Zimmer, 1 Alkoven, Küche,
Magd= und Bodenkammer, Mitgebrauch der
Waſchküche und des Bleichplatzes zu vermiethen
und alsbald zu bezichen.
Ferdinand Brückner.
8764) In meinem Hauſe
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ſtädterſtraße 52 iſt der 2. Stock, beſtehend
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Hch. Martin.
210 fl.
9025)
Kunſtgenoſſenſchaft.
Samſtag den 1. November bei Bühler.
Tagesorduung: Die Localfrage und die eventuelle frühere Einberufuag der General=
Verſammlung.
Der Vorſtand.
g0D) ass
La40 HE.
Freitag den 31. October 187.
HeDöſid ee.
DOkD COA6
l. Earopäischen DamenOrchesters;
50 Milgliecer
unter der Directioc von Frau Amann Woinlich
im Saale der Vereinigten Geſellſchaft.
Billete: Sperrſitz 2 fl., Saal 1 fl. 30 kr., Gallerie 48 kr. bei F. L. Schor=
9032a) Rheinſtraße 16 im Hinterbau lkopf, Wilhelminenſtraße 21.
(9036
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Caſſe=Eröffung 6½ Uhr. Anjang 7 Uhr.
zu vermiethen u. gleich zu beziehen.
Die Erben.
Novelle von Mar Ring.
R21s.
Fortſetzung.
„Ich hab's riefi” er laut. „So wird und muß es gehen,
wenn Du nichts dawider haſt.”
„Was Du mir rathen wirſt, will ich gewiß thun. Ich weiß,
daß ich keinen beſſeren Freund auf der Welt habe, als Dich."
„Das darfſt Du auch glauben,; antwortete der Schneider,
indem er ſeine Augen zum Himmel richtete, oder vielmehr zur
Stubendecke, wo eben eine dicke Kreuzſpinne eine unvorſichtige
Fliege in ihrem Netz fing und langſam ausſaugte.
„Sage nur, was ich thun ſoll!' bat der argloſe Kaſſenbote,
num aus dieſer Verlegenheit zu kommen."
„Ich will Dir einen Vorſchlag machen, wie Du Dich mit
leichter Mühe und ohne alle Anſttengung ein und für alle Mal
aus der Klemme zithen und außerdem noch eine hübſche Summe
gewinnen kannſt."
„Das kann dach nur Dein Scherz ſein; ich wüßte ſonſt
nicht, wie ich dazu käme.
„Die Sache iſt ganz einfach, ſagte der Schneider, wobei
er den Schwager mit lauernden Blicken in's Auge faßte, um die
Wirkung ſeiner Worte zu beobachten. „Ich will Dir meine Meinung
ſagen; Du kannſt dann noch immer thun und laſſen, was Du
willſt; aber darfſt mir auch nicht böje ſein, wenn Dir meine
Anſicht nicht gefällt.
Alles dies und auch die Zögerung, ehe er mit ſeinem
Vor=
ſchlage hervortrat, war lediglich nur darauf berechnet, die Spannung
auf das Höchſte zu ſteigern und ſich außerdem den Anſchein der
uneigennützigſten Freundſchaft zu geben Das Mittel war ganz
und gar auf die aufgeregte Stimmung und den heftigen Charakter
des Kaſſenboten berechnet, der wiederholt mit Worten und mit
Schwüren ſich verpflichtete, Alles zu thun, was der treue Schwager
ihm rathen würde, den er bereits im Voraus als ſeinen gößten
Wohlthäter verehrte.
„Straf mich Gott!u rief er faſt außer ſich, „wenn ich nicht
thue, was Du von mir verlangſt. Wenn Du mir's heißen willſt,
ſo ſpringe ich, ohne mich zu beſinnen in's Waſſer, ſo feſi bin
ich überzeugt, daß Du auf mein Beſtes bedacht biſt.”
„Dein Vertrauen ſoll Dich auch nicht täuſchen, antwortete
der Schneider gerührt. „chsmüßte ja ein ausgemachter Schurke
ſein, wenn ich Dich hintergehen könnte. Lieder hätt' ich ſelbſt
den größten Schaden, ehe Du einen Heller verlieren ſollſt. Aber
es giebt Umſtände, wo man das Gewiſſe dem Ungewiſſen vorzieht,
wo ein Thaler in der Taſche mehr werth iſt, als hundert in der
Ausſicht. Was iſt denn Geld? Nichts, wenn man es hat und
nicht braucht, Alles, wenn es Einem fehlt und man nicht weiß.
woher man es nehmen ſoll und nicht ſtehlen. Iſt das nicht
wahr ?”
Gewißl” bekräftigte der Kaſſenbole, obgleich er nicht begriff,
wo hinaus eigentlich der Schwager mit den allgemeinen Reden
wollte und was dieſe mit ſeiner eigenen Verlegenheit zu ſchaffen
hatten.
„Wenn Du alſo damit einverſtanden biſt," fuhr der Schneider
wie ein geſchickter Taſchenſpieler fort, Eins mit dem Andern
ver=
wechſelnd, „ſo wird Dir auch mein Vorſchlag gefallen, den ich
Dir zu machen habe. Der Aſſeſſor hat mir neulich einen Wink
gegeben, den ich Dir im Vertrauen mittheile. Er ſcheint nicht
übel Luſt zu haben, Dir einen Theil oder gar die ganze Erbſchaft
abzukaufen. Ich dachte mir damals, daß Du nicht darauf
ein=
gehen willſt, und habe Dir auch deßhalb nichts davon geſagt, aber
jetzt, wo Du in Verlegenheit biſt, läßt ſich ſchon eher ein Wort
darüber ſprechen und wenn Du geneigt wäreſt, ſo brauchſt Du
mir es nur zu ſagen. Ich kann dann mit ihm ſprechen und das
Geſchäft in Deinem Namin abſchließen. Dafür ſteh ich Dir,
daß er Dich nicht übers Ohr hauen ſoll, wenn ich dabei bin.
„ Und Du glaubſt wirklich," fragte Bauer, hoch erfreut über
dieſen Ausweg, aber noch immer zweifelnd, „daß er darauf
ein=
gehen wird. Ich kann mir nicht vorſtellen, daß ein Mann ſein
Geld auf ein ſo ungewiſſes Unternehmen wagen wird:
1727
„Warum denn nicht? Es iſt ein Geſchäft wie jedes andere
Wenn ich ein Bergwerk kaufe, weiß ich auch nicht, ob es was
bringen wird und wenn ich an der Börſe in Attien ſpekulire, eb
ich dabei gewinre. Ein echter Geſchäftsmann muß immer etwas
wagen, wenn er gehörig verdienen will. Grade ſolche Geſchäfte
liebt der Aſſeſſor und deshalb zweifle ich nicht, daß er darauf
eingehen wird, wenn Du nicht zu hohe Forderungen machſt.
„Mein Gott! ich bin mit allem zufrieden, wenn ich nur die
Verlegeuheit wieder los werde, aber die ganze Erbſchaft möchte
ich nicht ſo hingeben, man kann doch nicht wiſſen, was dabei
her=
auskommt und wenn der Prozeß gewonnen wird, ſo hätte ich
viel=
leicht nur eine Lumperei davon.
„Du mußt am beſten wiſſen, was Du zu thun haſt.
Ueber=
lege Dir die Sache, wir können ja morgen noch darüber ſprechen,
aber Du haſt keine Zeit zu verlieren, da die Mechſel am Ende
dieſer Woche fällig ſind.
„Das iſt es ja eben, was mir ſo große Sorge macht, ſagte
der Kaſſenbote, noch immer unentſchloſſen. „3ch muß das Geld
haben und doch möchte ich nicht gern leichtſinnig handeln und die
ſchöne Erbſchaft verſchleudern.
„ Ja, dann kann ich Dir nicht helfen," antwortete der
Schneider lalt, indem er nach ſeinem Hut griff und that, als ob
er gehen wollte.
„So lauf doch nicht1 Ich will ja nur Deine Anſicht hören,
weil ich mir allein nicht traue. Mein Gott! Ich bin ſo
uner=
fahren in all' den Sachen und wenn Du mich im Stich laſſen
willſt, ſo weiß ich nicht, was ich anfangen ſoll."
Der Schwager, dem es mit dem Fortgehen keineswegs Einſt
war, ſtellte wieder den Hut hin und machte ein ernſles Geſicht,
indem er ſeine Hand auf die Schultern des Kaſſenboten legte,
„Ich ſehe allerdings,” ſagte er im ſtrengen Tone, „daß Du
in Geſchäftsſachen noch ein wahres Kind biſt, ſonſt wäre ich ſchon
längft auf und davon. Aber Deine Lage jammert mich; Du
thuſt mir leid. Ich will Dir nun mein letztes Wort ſagen, dann
thue, was Du willſt, ich waſche meine Hände in Unſchuld. Wenn
ich in Deiner Haut ſtecken würde, ſo möchte ich mich keinen
Augen=
blick beſinnen. Ich würde meinen Antheil an der Erbſchaft
ver=
kaufen und eine beſtimmte Summe für die ungewiſſe Hoffnung
nehmen. Wo ſteht denn geſchrieben, daß Du den Prozeß gewinnen
wirſt. Bis dahin wird noch manche Woche vergehen, vielleicht
kann es noch Jahre dauern, wenn es Dir nicht gelingt, die
ver=
langten Dokumente beizubringen. Wovon willſt Du aber mit
Deiner Familie dann leben und woher die Koſten nehmer, welche
noch viele hundert Thaler betragen koͤnnen.
„Aber was wird meine Frau und was werden meine Kinder
dazu ſagen? Ich kann ſie doch ſo mir nichts, Dir nichts um jede
Ausſicht bringen. Das wäre eine Schlechtigkeit von mir."
„Sind ſie darum gebeſſert, wenn Du in's
Schuldengefäng=
niß wanderſt und das geſchieht, wenn Du das Geld nicht zur
rechten Zeit auftreibſt. Beſſer ſind doch ein Paar tauſend Thaler,
als Sitzen bis in die aſchgraue Ewigkeit. Darum nimm Vernunft
an und mache mit dem Aſſeſſor das Geſchäft. Du brauchſt ja
nicht die ganze Erbſchaft zu verkaufen, er wird ſich mit der Hälfte,
vielleicht mit einem Viertel ſchon begnügen.”
„Das läßt ſich eher hören und was glaubſt Du, was ich
fordern kann 2u
„Einſtweilen nimm, was er Dir bieten wird. Du biſt in
ſeiner Hand und der Aſſeſſor iſt ein ſchlauer Fuchs, der ſeinen
Vortheil nicht aus den Augen läßt. Ich werde ſehen, was ich
aus ihm herauspreſſen kann.
„Ich verlaſſe mich ganz auf Dich."
„ Und ich werde für Dich handeln, als wenn Du mein
leib=
licher Bruder wäreſt. Gott! wie iſt es mir darum zu thun, Dich
aus dieſer augenblicklichen Verlegenheit zu befreien. Ich wollte
Dir ja gern mit tau end Freuden helfen, wenn ich einen andern
Ausweg wüßte.
Der ehrliche Kaſſenbote dankte dem Schwager mit Thränen
in den Augen, für deſſen vermeintliche Theilnahme.
Haſenfritz verſprach ihm, noch heute die Angelegenheit mit
1728
Nä 213.
dem Aſſeſſor in's Reine zu bringen und er beeilte ſichkauch in ſtraße zurück, als er vor dem von ihm bewohnten Haus ein verdächtig
der That, denſelben aufzuſuchen.
„Das Schaf, ſagte er zu ſeinem würdigen Freunde, „iſt l eintreten wolle, begegnete er abermals einem Geſellen, der ſich
unzwei=
richtig in die Falle gegangen, aber mehr als den vierten Theil, deutig als ein „Strohmer' documentirte. Als ſich derſelbe über jeinen
wollte er nicht hergeben.
„Sie hätten auf die Hälfte beſtehen ſollen. Wir haben ihn wurde er von Herrn Sch. feſigehalten. Es entſtand ein
Handgemenge=
jetzt ganz in unſerer Gewalt und können mit ihm machen, was und überwältigt wurde. Dem Gauner gelang es dennoch, ſich aus ſeiner
wir wollen.”
„3ch hatte Furcht, daß er uns abſpringt, wenn wir ihn zu Meſſer und ſtieß es mit ſolcher Gewalt nach der Bruſt des Hrn. Sch., daß
weit treiben und das Geld von anderer Seite ſich verſchafft. dieſer zurückfuhr und der Stromer die Gelegenheit zum Entweichen benutzen
Das Geſchäft macht jeder mit ihm und Sie wiſſen, daß es noch ſtarke Cigarrenetui in der Bruſtaſche traf. Das Etui war vollſtaändig
andere Leute giebt, die nur auf die Gelegenheit lauern, um anzu= durchbohrt und die Cigarren zum Theil haarſcharf durchgeſchnitten. D. 3.
kommen. Anßerdem bleibt er doch immer mein Schwager, der
Mann meiner Schweſter,„ fügte der Schneiber mit einem Anſtrich von hier in Amerika am 30. Auguſt d. Js. ein unfteiwilliges Ende
ge=
von Empfindſamkeit hinzu.
„Sie ſind ein gottvoller Kerl!u lachte der gemüthliche Aſſeſſor Hanſel herausſiel und von dem Train überfahren wurde. Berſelbe ſand
aus vollem Halſe.
„Man muß doch mit ſeinen Verwandten Mitleid haben und deutſchen Bevolerung.
was wir heute nicht belommen, wird uns morgen nicht entgehen; Wien nicht blos einer allgemeinen oͤffentlichen, ſondern auch einer beſonderen
erſt ein Viertel, dann die Hälfte und zuletzt nehmen wir ihm das privaten Aufmerkſamkeit. Das „N. W. L. weiß zu berichten daß die
Ganze ab. Das iſt viel ſicherer und auch anſtändiger."
„Sie kommen mir wie jener vor, der aus purem Mitleid ! Er hak noch keinen einzigen derſelben geleſen, nicht einen einzigen enlſiegelt,
ſeinem Hunde nicht auf einmal die Ohren abſchneiden wolle, aber auch keinen einzigen in den Papierkorb geworfſen. Ste werden alle
ſondern jeden Tag nur ein kleines Stückchen. Das heiß ich, ein ſorgfältig regiſtrirt und nach Verlin mitgenommen, um dort
geſchäfsord=
weiches Herz haben.
„Laſſen ſie Ihre faulen Witze ſein und gehen Sie leber zum ihm allenthalben in den Wagen gewoſen. Ueber den Inhalt derjelben
Notarius, damit dieſer den Contract und die Verſchreibung bereit ſoll von einem Elſaßer: gzeichnet ſein, der den Reichstanzler beſchwört,
hält, wenn ich mit dem Schwager komme. Ich liebe nicht den „ ſich den Ruhmkranz wahrhäfter, goltesähnlicher Größe zu erringen= indem
Aufenthalt, denn das giebt erſt Zeit zum Beſinnen.”
„Da haben Sie ganz Recht, pflichtete ihm der Aſſeſſor bei. Lorberkranz in den Wagen geworſen, deſſen Baͤnder eine Papierolle um=
„Nur keine unnölhige Verzögerung, ſonſt ſpringen noch die Leute ſchlangen, die ein Gedicht enthielt, welches den eiſernen Kanzler als den
im letzten Augenblick ab."
„Halten Sie auch ein ordentliches Frühſtück parat, denn ſo Correſpondenzkarte erhalten haben, folgenden Inhalts:„Würden nochmals
ein Glas Wein zur rechten Zeit hat ſein Gutek. Mein Schwager 1 Sie: Fünf Millirden! Jeanne dArc. Pichten Sie Ahre Antwort an
verträgt ohnehin nicht viel und wenn er erſt Etwas im Kopfe Herrn Gambetta. Ein alter Herr ſuchte bereils am Samſtag in
dring=
hat, kann man mit ihm anfangen, was man will.”
„Seien Sie unbeſorgt. Auf eine Fleſche Champagner ſoll überreichte er ein „Promemora zur Abgabe an den Fürſten. Er nennt
es mir nicht ankommen.
Die beiden Ehrenmänner gaben ſich die Hand; ſie hatten Dauermachung derzneugeknüpften Freundſchaft Deutſchlands und Oeſterreichs,
ſich verſtanden und ſchieden mit der frohen Ausſicht auf den zu — uns die Kriegskoſten des Jahres wiederzuerſtatten und zum Erſatz der
hoffenden Gewinn voll gegenſeitiger Hochachlung.
(Fortſetzung folgt.)
—
Mittheilungen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 31. November. Wegen des Ablebens S. M. des
Königs Johann von Sachſen iſt eine Hoftrauer bis einſchließl. den
12. November verfügt worden.
- S. K. H. der Großherzog haben den Fiscalanwalt der Provinz
Starkenburg, Juſtizrath Reatz auf ſein Nachſuchen in den Ruheſtand zu
verſetzen und demſelben das Ritterkreuz 1. Cl. des Ludewigsordens zu
ver=
leihen geruht.
— Die nächſte ordentliche Generalperſammlung des
Handelsver=
eins für Darmſtadt und Beſſungen findet Montag, 3 November, im
oberen Saale des Gaſthofs zum Prinz Carl ſtatt.
— Die Stadt bedarf ür die ſtadiſchen Anſtalten ca. 225 Malter
Kartoffeln per Jahr. Dieſelben wurden am letzten Dienſtag zur
An=
lieferung verſteigert, wobei der Wenigſiverlangende einen Preis von 3 fl.
15 kr. per Malter Seeländer und blauaugigen Kartoffeln ſiellte bei
Liefe=
rung nach Bedarf.
— Verkauſt wurde die Oppenheimer und Wagner'ſche Hofraithe
in der Alexanderſtraße um 30,d0o fl. an Philipp Kullmann in
Gries=
heim, ſodann die Schloſſer Aug. Wagner'ſche Hofraithe in der
Pankratius=
ſtraße um 11350 fl. an Fuhrmann Georg Küchler hier.
— Die Unſälle, welche durch unvorſichtiges Zuſchlagen der
Waggonthüren ſeitens der Conducteure entſtehen, mehren ſich noch
fortwährend und iſt erſt vor Kurzem wieder einem höheren hieſigen
Be=
amten beim Abfahren von einer Station ein Finger in die Thüre
einge=
klemmt worden und mußte er in dieſer Lage unter den heſtigſten Schmerzen
bis zur nächſten Station verbleiben, da die Angeſtellten der Bahn ſeine
Rufe nicht hörten und er allein im Coupé ſaß.
Hoffenllich wird endlich einmal eine ſehr einſache und gar nicht
koſt=
ſpielige Vorkehrung, die bei einigen Wagen der Heſſ. Ludwigsbahn getroffen
iſt, allgemein eingeführt; es iſt dies ein ſtark's Stück Gurt, welches an
der Thüre in einer Weiſe angebracht iſt, daß derartige Quetſchungen faſt
unmöglich werden.
Herr Poſtſecretär Sch. kehrte vorgeſtern Morgen um 2 Uhr
nach Erledigung des Nachidienſtes nach ſeiner Wohnung in der Promenade=
ausſehendes Individuum antraf, welches einen ſchrillen Pfiff ausſtieß und
ſich eiligſt entfernte. Als er das Hausthor geöffnet und in das Haus
Aufenthalt in dem Hauſe nicht rechtfertigte und zu entweichen verſuchte,
welches damit endigte, daß das Subject von Herrn Sch. zu Voden geworſen
ſatalen Situation zu befreien. Er zog einen Dolch, oder ein dolchartiges
konnte. Der Dolchſtoß that zum Glück keinen Schaden, da er auf das
— Nach amtlich hierher gelangter Nachricht hat Dienſtmann Hanſel
funden. Derſelbe war Bremſer des Kohlenzugs der Lehigk Valley=Bahn
und verunglückte dadurch, daß die Klappe eines Wagens aufoing wodurch
ein chriſtliches Begräbniß unter ſtarker Betheiligung der Beamten und
- (Fürſt Bismarck in Wien.) Der Reichskanzler erfreute ſich in
Zahl der Briefe, die unter ſeiner Adreſſe während der wenigen Tage ſeines
Aufenthalts im Kaiſerſtöckl einlangten, ſich auf viele Hunderte belaufen.
nungsmäßig erledigt zu werden. Zahlreiche unverſiegelte Geſuche wurden
weiß gleichfalls das „N. W. T.1 Näheres zu berichten. Eines derſelben
er, in dem Augenblicke, in welchem er Oeſterreich in den Reichsverband
aufnimmt (). Elſaß Frankreich zurückſtellt.: Eine Dame hat ihm einen
wahren Heiland= feierk. Vorgeſtern ſoll er ein offenes Billet oder eine
5 Milliarden genügen, die geraubten Depariements zu erlöſen? Bedenken
licher Weiſe zum Reichskanzler zü gelangen und als ihm dies nicht gelang.
ſich in demſelben einen „patriotiſchen Oeſterreicher= und „guten Deulſchen,
und als ſolcher legt er dem Reichskanzler ans Herz. „zur Beträftigung und
in ſieben Jahren abgelaufenen Zinſen und Zinſeszinſen pauſchaliter das
Deficit der Wellausſtellung zu decken. Auch ein „offenes Dantſchreiben,
welches „ein Veteranz dem Reichskanzler überſandte und verſchiedenen
Peiſonen in Abſchriſt zeigte, iſt erwähnenswerth. In demſelben wird
proponirt, „die Verbrüderung der=Waffen gemeinſchaft der öſterreich=ungariſchen
und deutſchen Reichsarmee=dadurch zu manifeſtiren und zu ſtärten, daß
man beide Heere gemeinſam alljährlich „große Waffenübungen und
Feld=
lager abhälten läßt,; und zwar „abwechſelnd ein Jahr in Oeſterreich=
Un=
garn, ein Jahr in Preußen=Deutſchland." Auch der elettriſche Draht wird recht
ſtark von Perſonen in Anſpruch genommen, die Ihmi etwas Dringendes
zu ſagen haben. „Ein Medicinä Doctor und Magiſter der Geburtshilfe”
in Steiermark hat ihm telegraphirt: „Eine glückliche Eingebung machte
mir die Mittel klar, den allgemeinen Weltfrieden ein füͤr allemal und ſicher
zu begründen. Auf telegraphiſchen Ruf eile ſofort nach Schönbrunn zur
Conferenz." Ein anderer Mediciner, der in Mähren daheim, iſt ſchon
mehr beim Leiſten geblieben. Er erbietet ſich, „geſtlitzt auf tauſendfältig
bewährte Erſahrung; den Reichskanzler „raͤſch und unfehlbar' von ſeinen
Nervenleiden zu befreien. Von gleich theilnehmender Geſinnung für ihn
erfüllt iſt eine Dame im Banat, die dem Fürſten ein Recept telegraphirt,
welches bei ihrem Gatten. „der ebenſo nervenleidend war, wahre Wunder
wirkie.” Aus Lemberg iſt folgendes Telegramm eingeſandt worden: „Wo
Bismarck jetzt weilt, dort blutete einſt Polen, um Deutſchland zu retten.
Soll Deutſchland größter Sohn deß' uneingedenk bleiben?” Aus der
gleichen Stadt ſoll aber auch folgende Depeſche unter des Fürſten Adreſſe
eingelangt ſein: „Unblutige Löſung orientaliſcher Frage beſteht in Gruͤndung
jüdiſchen Reiches. Auf Drahibefehl;komme gleich nach dort wegen
Be=
ſprechung.: Auch aus Wien ſeibſt wird an ihn telegraphirt. Hier eine
dieſer Vepeſchen: „Durchlaucht! Im Jahre 70 bekam ich eine Kantorſtelle
in Warſchau. Ihr Krieg mit Frankreich brachte mich um dieſelbe. Ich
bin noch heute vacant. Verſchaffen Sie mir die Stelle wieder.
Tele=
graphiren Sie an den Kaiſer von Rußland, er ſoll ſorgen.: Eine andere
Depeſche: „Die kleine Lili möchte den Bismarck ſehen. Wo kann ſie es ?u
Die Zahl der Brieſe, Geſuche und Telegramme, in welchen um Berückſich=
ſchickt werden. Auch die Zahl der Zeitungsnummern, die unter Kreuzband
ihm zugehen, iſt beträchtlich. Alle natürlich mit angeſtrichenen Stellen.
edaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerel.