Darmstädter Tagblatt 1873


10. Oktober 1873

[  ][ ]

Edonemeutsgreeh
11 66 kcr jährl idk Bringero=
leda
. - Uuzwürn verden vos
AIn goſtämtern Bexellungen
Gizegengeno mmen zu 5 L. Lre
N25³⁄₈ei incd. Voſianfſcslag and
ErkeEgebühr.

Allergnaͤbigß ppivilegirtes

136. Jahrgang.

53ep;
Aurden enaeriormm in Pabn=
Ladt vor der Expedizion, Rhein
Leatze Nr. 23. in Beſſungen
von Friebrick Eüher, Friedrics
Leahe Ni. 7. jawie duswaris
323 elen jaliden Annonezp
Lrbehitionen

Amiliches VUrgan
Ar die Belanntmachungen des Groſiherzoglichen Kreisamtes Darmſtadt.
1873.
Freitag den 10. October
1H

B e k a n n t m a ch u n g.
Ein zwiſchen dem deutſchen Reich und Italien unter dem 8. Auguſt l. J. in nachſtehendem Betreff abgeſchloſſenes Uebereinkommen
bringen wir durch nachſtehenden Abdruck des deutſchen Tertes des Uebereinkommens zur allgemeinen Kenntniß.
Darmſtadt, am 7. October 1873.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Dr. Goldmann.
Ab d ru ck.

Uebereinkommen zwiſchen dem Deutſchen Reiche und Italien wegen wechſelſeitiger Unter=
ſtützung
Hülfsbedürftiger ꝛc. Vom 8. Auguſt 1873.
Zwiſchen dem Deutſchen Reiche urd dem Königreich Jialien iſt über die Behandlung der in dem einen Lande hülfsbedürftig
werdenden Angehörigen des anderen Landes über die Uebernahme von Auszuweiſenden und über die Beſeitigung des Paß zwanges
im gegenſeitigen Verkehr Nachſtehendes vereinbart worden:
Artikel 1. Jeder der beiden vertragenden Theile verpflichtet ſich, dafür zu ſorgen, daß innerhalb ſeines Gebietes denjenigen
hülfsbedürftigen Angehörigen des anderen Theils, welche wegen körperlicher oder geiſtiger Krankheit der Verpflegung und ärztlichen
Behandlung bedürfen, dieſe nach denſelben Grundſätzen, wie den hülfsbedürftigen Inländern ſo lange zu Theil werde, bis ihre
Rückkehr in die Heimath ohne Nachtheil für ihre oder Anderer Geſundheit geſchehen kann, ſowie daß denſelben zur demnächſtigen
Rückehr in die Heimath die zur Etreichung der Grenze des Heimathlandes erforderlichen Mittel gewährt werden.
Artikel 2. Ein Erſatz der durch die Gewährung von Transport= und Reiſemitteln, die Verpflegung. ärztliche Behandlung
oder Beerdigung der Deutſchen in Italien und der Italiener in Deutſchland entſtehenden Koſten kann gegen die Staats, Gemeinde=
oder
andere öffeutliche Kaſſen desjenigen Landes, welchem der Hülfsbedürftige angehört, nicht beanſprucht werden.
Artikel 3. Für den Fall, daß der Hülfsbedürftige ſelbſt oder andere privatrechtlich Verpflichtete zum Erſatze der Koſten
im Stande ſind, bleiben die Anſprüche an Letztere vorbehalten. Die vertragenden Theile ſichern ſich auch wechſelſeitig zu, auf einen
von dem anderen Theile im diplomatiſchen Wege geſtellten Antrag durch ihre Behörden die nach der Landesgeſetzgebung zuläſſige
Hülfe zu leiſten, damit Denjenigen, welche die gedachten Koſten beſtritten haben, ſolche nach den üblichen Anſätzen erſtattet werden.
Artikel 4. Jeder der vertragenden Theile verpflichtet ſich ferner auf Verlangen des anderen Theiles ſeine Angehörigen
wieder zu übernehmen, auch wenn dieſelben die Staatsangehörigkeit nach der inländiſchen Geſetzgebung bereits verloren haben, ſofern
ſie nicht etwa dem anderen Lande nach deſſen eigener Geſetzgebung angehörig geworden ſind.
Artikel 5. Indioiduen, welche aus dem Gebiete des einen Landes in das des anderen ausgewieſen worden ſind und von
denen demnächſt durch die Behörden dieſes Letzteren feſtgeſtellt wird, daß ſie demſelben nicht angehören, beziehungsweiſe nicht ange=
hört
haben, müſſen auf Antrag deſſelben von dem ausweiſenden Theile an deſſen Grenze wieder übernommen werden.
Artikel 6 Von den Angehörigen des einen Theils ſoll weder beim Eintritt noch beim Austritt über die Grenze des Ge=
bietes
des anderen Theils, noch während ihres Aufenthalts oder ihrer Reiſen innerhalb deſſelben ein Reiſepapier gefordert werden.
Sie bleiben jedoch verpflichtet, ſich auf amtliches Erfordern über ihre Perſon genügend auszuweiſen.
Artikel 7. Wenn die Sicherheit eines der vertragenden Theile oder die öffentliche Ordnung durch Krieg, innere Unruhen
oder ſonflige Ereigniſſe bedroht erſcheint, ſo lann die Paßpflichligkeit überhaupt oder für einen beſtimmten Bezirk durch Anordnung
eines jeden der beiden vertragenden Theile vorübergehend eingeführt werden.
Artikel 8. Die vorſtehend gctroffenen Beſlimmungen bleiben in Kraſt bis zum Ablauf eines Jahres nach der von einem
der beiden vertragenden Theile erfolgten Kündigung.
Zu Urkund deſſen haben die Unterzeichneten, hierzu gehörig ermächtigt, die gegenwaͤrtige Erlärung in doppelter Ausfertigung
vollzogen. - Berlin, den 8. Auguſt 1873
lgez.) v. Philipsbara.
(gez) Lannay.

F4
8396)
Darmſtädter Zuchtviehmärtte.
Der auf Dienſtag den 14. d. Mts. in Ausſicht genommene Zuchtviehmarkt wird
israelitiſcher Feiertage halber hiermit auf Dienſtag den 21. d. Mts verlegt
Dienſtag den 11. November d. J. findt der naͤchſte und zugleich für dieſes Jahr
der letzte Biehmarkt ſtatt.
Darmſtadt, den 8. October 1873.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.

W
Monese ankan m
4³)
4 Tagen alle Uurei=
nigkeiten
u. Falten der
Haut, beſeitigt Seropheln
E Flechten u. gelbe Fle=
ckeu
. Garantirt allein ächt in Darm=
ſtadt
bei
Georg Stauss.
7942)

16

[ ][  ][ ]

1592
8397) Veröffentlichungen
aus dem Firmenregiſter Großherzoglichen
Stadtgerichts Darmſtadt.
55 Am heutigen Tage wurden folgende Ein=
träge
vollzogen:
1) Seit dem 1. Februar 1873 ſind Wil=
helm
Schwab und Gottfried Schwab
Inhaber des unter der Firma Theo=
dor
Schwab dahier beſtehenden Ma=
nufakturwaarengeſchäfts
. Jeder In=
haber
iſt zur ſelbſiſtändigen Vertretung
der Firma berechtigt.
2) Conrad Martin Kühn von Darmſiadt
betreibt ſeit 1863 in Darnſtadt eine
Buch=, Kunſt= und Muſikalienhandlung,
ſowie ſeit 1871 ein Commiſſionsgeſchäft
unter der Firma C. M. Kühn'.
Darmſtadt, den 3. October 1873.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Vogel,
Piſtor
Stadtrichter. Stadtgerichts=Aſſeſſor.
Bekanntmachung.
Die auf Freitag den 10. d. Mts. an=
gekündigte
Verſteigerung im Hauſe Nr. 12
Carlſtraße wird nicht abgehalten.
Darmſtadt, den 7. October 1873
Großherzogliches Ortegericht Darmſtadt.
8398) Berntheiſel.
8399) Bekanntmachung.
Das zur Einwinte=ung der Pumpen und
Brunnen nöthig werdende Stroh ſoll auf
dem Soumiſſioneweg vergeben werden.
Die hierauf Reflectirenden wollen ihie,
Offerten bis Dienſtag den 14. Octbr. l. J.
Vormittags 11 Uhr bei unterzeichneter Stelle,
einreichen, woſelbſt die Bedingungen zur Ein=
ſicht
offen liegen.
Darmſtadt, am 8 October 1873.
Das Stadtbauamt Darmſtadt.
Hechler.
Lieferung von Saat=Eicheln
für die Gemeinde=Waldungen/
der Oberförſterei Ernſthofen.
Mittwoch den 15. d. Mts Vormit=
tags
11¼ Uhr ſoll in der Behauſung des
Gaſtwirths Joh. Lantelmell zu Rohr=
bach
die Anlieferung von 126 Heltoliter
Saat=Eicheln für die Waldungen der Gemein=
den
Allertshofen, Asbach, Brandau, Ernſt=
hofen
, Klein=Bieberau, Laudenau, Lützelbach,
Neunkirchen, Ober=Kleingumpen, Ober=Mo.
dau, Steinau und Winterkaſten unter den
bei der Verſteigerung bekannt gemacht wer=
den
Bedingungen öffentlich an den Wenigſt=
nehmenden
vergeben werden.
Ernſthofen, den 6. October 1873.
Großherzogliche Oberförſterei Ernſthofen.
Preuſchen.
8400)

7690) Wir erlauben uns hiermit unſer
Lager deulscher Weiss- & Rothweine, spanischer,
italienischer, ungarischer & französischer Weine,
Cap-Neine, Houssirender Weine & Champagner,
in empfehlende Erinnerung zu bringen und offeriren ganz beſonders:
per Oßd. per ¼ Dzd. per 1 Flaſche.
fl. 42.
fl. 3 36.
Vordenux: Superleur.
fl. 7.

Rusgunde:

A ſenlmaler.
Ober-Hayesh

Medoc. 8. 4. 12. 54. St. Julien 10. 5. 12. I. 6. Chat. Margeaux 12. 6. 12. 1. 24. 9. 4. 36. 1. 7. 30. 4. 42. CieDr 7. 30. 4. 42. eser 9. 4 36. 48. 76. 9. 4. 36. 48. len einen guten Tiſchwein 5. 2. 36. 27.

Buschenthals
Fleischextract.
goldene Medaille
Moskau 1872.
Vorzüglicher billigſer Lleiſchertract.
N

Feilgebotenes.
6371) Eine Specereiladen=Ein
richtung zu verkaufen. Al xanderſtraße 7.
8354) Bei Schmiedmeiſter Heil, Schwa=
nenſtr
. 15. iſt ſchönes Gerſtenſtroh zu verkaufen.
8401) Eine Kaute Dung zu verkaufen
bei Georg Bopp, Eliſabethenſtraße 28.

Unterſuchungscontrole:
clo-ktar.d.
r. Reller & Co. in Heidelberg.
Engros=Lager bei Apoth. Dr. Tenner
in Darmſtadt.
Verkaufsſtelle bei: Franz Schaefer,
Apoth. E. Calmberg,. Darmſtadt, Apoth.
Eess, Michelſtadt.

K ermiethungen.
Bequemlichkeiten zu vermiethen.
Näheres Parterre daſelbſt.
zu vermiethen. Beſſ. Carlsſtraße 3.
vermiethen.
Beſſunger, Kirchſtraße 25.

Hubor ap; SSumO,
Großherzogliche Hof Lieferanten.
7608) Epecerei= ꝛc. Geſchäft,

vortheilhafte Lage, alsbald unter ſehr an=
nehmbaren
Bedingungen, auf Wunſch mit
größeren Räumen für Reſtauration.
RTTTURTEAARITTAAA¾
5 7613) In meinem neu erbauten;
F Hauſe, Caſernenſtraße, gegenüber der
K neuen Güter=Halle, iſt der 1., 2. und
E 3. Stock, beſtehend je aus 5 Zimmern,
Küche, Vorplatz, Waſchküche und Bleich=
K platz, zu vermiethen und Ende Oc=
K tober beziehiar.
74
Auf Verlangen kann auch Stallung

2 für 3 Pferde dazu gegeben werden.
2r
L. Geider Hofweißbinder,
Waldſtraße Nr. 23
F
Ma
AAAAAAAsAAUNAAAAIA¾
7696) Heidelberger Straße Nr. 15 ein
Zimmer mit 2 Kabinetten ſofort zu ver=
miethen
. Auf Verlangen auch Stallung
mit Burſchenzimmer und Heuboden auf An=
fang
October.
Haupt=Depot; H. Andreae, Frankf. a. M. BAAAAEAAsAAANNurAAaAaN
4
8 7769) Eliſabethenſtraße Ineu

4 im Vorderhaus iſt der zweite Stock
A mit allen Bequemlichkeiten zu vermie=
then
und eventuell ſofort zu beziehen.;
F Näheres parterre.
14
RRANAAAAAAATATaAn
(4022
7798) Stiftſtraße Nr. 58 iſt ein hüb=
ſches
Logis, beſtehend aus 3 Zimmern,
Küche, Keller, Bodenkammer, Mitgebrauch
der Waſchküche, des Bleichplatzes ꝛc., zu
vermiethen und ſofort zu beziehen.
5854) Steinſtraße Nr. 8 eine Wohnung 7881) Bleichſtraße 46 nächſt den Bahn=
von
5 Stuben, Küche u. außergewöhnlichen lhöfen 1 unmöblirtes Zimmer zu vermiethen
und gleich zu beziehen.
7953) In der Nähe der Katholiſchen
6256) Ein gewölbter geräumiger Keller Kirche iſt ein einfach möblirtes Zimmer ſo=
gleich
zu vermiethen. Näheres bei der Exp.
7454) Große Ochjengaſſe 19 iſt ein 8164) In dem neuen von mir erkauften
möylittes Zimmer mit 2 Bettſtellen zu Hauſe Roßdörferſtraße Nr. 10 iſt der 2. u.
3. Stock, je 4 Zimmer, 1 Alkoven, Küche,
Magd= und Bodenkammer, Mitgebrauch der
7603) Manſarde, hübſche Ausſicht. Waſchküche und des Bleichplatzes zu vermiethen
1 oder 2 Zimmer, 2 Cabinette ꝛc. Garten. und alsbald zu bezithen.
Ferdinand Brückner.

[ ][  ][ ]

108

8254) Friedrichſtraße Nr. 26 iſt der
mittlere Stock, 5 Zimmer, Küche, Boden=
kammer
, Keller, nebſt Zubehör zu vermie=
W. Schüfer.
then, gleich beziehbar.
8325) Caſernenſtraße Nr. 64 emn ſchön
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
8328)
Caſinoſtraße Nr. 14
Im Hinterbau ein Logis nebſt geräumiger
Werkſtätte zu vermiethen.
A. Nold, Schloſſermeiſter.
8333) Ein möblirtes Zimmer, mit oder
ohne Cabinet zu vermiethen
Roßdörferſtraße Nr. 1I.
8385)
Zu vermiethen:
Ein möblirtes Zimmer mit Cabinet an
einen ſoliden Herrn in einem großen Garten
gelegen. Heinrichſtraße 38.
8402) Runde Thurmſtraße iſt
ein kleines Logis gleich zu beziehen.
J. F. Böhler.
8493) Ein freundliches Logis zu ver=
miethen
. Beſſunger Weinbergſtraße Nr. 34.

1593

12¾

38½
vermiſchte Nachrichten
5544)
Zwei Schreiner können bei
mir dauernde Beſchäftigung finden
Ed. Kühnſt, Pianofortefabrik.
5048) Ein braver Junge kann in die
Lehre treten bei
Heinr. Martin, Steinhauermeiſter.
7966) Ein ſpaniſche Wand wird zu
kaufen geſucht. Näheres Eliſabethenſtraße
Nr. 17 im Laden.
7457) Ein Hausburſche geſucht.
Zu erfragen bei der Erp. d. Bl.

Provinz
Die ſtädtiſche Baugewerkſchule von -50ſtetn Naſſau.)
a) Schule für Baufach,
jede Abtheilung aus 4 Klaſſen beſtehend,
b) Schule für Maſchigenbau/
cröffnet ihr Witterſemeſler am 8. November d. J.
Näheres ertheilt auf ſchrifl. Anfrage der Director
(8405
E673)
Eanruraban etr.
Geſchaſts=Verlegung u. Wohuungs Veründerung.
Hiermit die ergebene Anzeige, daß ſich meine Werkſtätte und Wohnung in meinem
neuen Hauſe, Victoriaſtraße 26, befindet, und bitte um ferneres Wohlwollen.
Darmſtadt, den 6. October 1873.
8391)

2
G. 2D. Jacoby, Schreinermeiſter.

189
44
wpllepſie
4 Fallſucht), Krämpfe heil=
8 bar durch das ſeit 12 Jahren be=
währte
Quante'ſche Univerſalgeſund= H
4 heitsmittel. Proſpecte, Referenzen gra=
tis
=franco vom Erfinder Dr. Fr. A.
Quante zu Warendorf in Weſtfalen.2
1

W
8185) Einige Mädchen für leichte
und dauernde Arbeit geſucht.
Näheres im Verlag d. Bl.

i=i

8406) Von einer
BroneewaarenFabril
werden für alle gößeren Plätze lüch=
tige
Agenten und Proviſions=
Reiſende geſucht Franco Offerten
unter A. 8 P. Nr. 444 poste restante
Kürnberg.
4
Sa

8296) Es wird im erſten Rang
ein halber Logenplatz abge=
geben
. Zu erfragen in der Expe=
dition
dieſes Blattes.
8404) Für Haus und Küche wird ein
zuverläſiges Mädchen in einen bequemen
Haushalt gewünſcht. Heinrichſtr. 75 part.

G.
m ſein zuverläſſiges Mädchen nach Offen=
3 E, bach geſucht. Näheres Wilhelminen=
ſtraße
14 eine Stiege hoch.
Kayin Kaufmann ſucht ſich bei
2
E8 einem beſtehenden oder neu
3
zu günder den Geſchäſt mit Capital
zu betheiligen. Offerten unter B D
hſorgt die Expediiion.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag. 10. Oct. 4. Vorſt. im 2 Abonn.:
Hans Lange. Schauſpiel in 4 Acten von P. Heyſe.
Sonntag, 12. Oct. 5. Vorſt. im 2. Abonn.:
Der Maurer und der Schloſſer. Komiſche Oper
in 3 Acten mit Tanz; Muſik von Auber. - An=
fang
halb 7 Uhr.

Die Erben.
Novelle von Max Ring.
Fortſetzung.
Auf gewagte Spekulationen ließ er ſich nicht ein; höchſtens kaufle er
einmal eine billige Hypotheke, beſonders wenn er diegenau=ſten, gericht=
lichen
Erkundigungen zuvorLeingezogen hatte; was für ihn, bei
ſeiner ausgebreiteten juriſtiſchen Bekanntſchaft, nicht ſchwer hielt.-
Er ſah von Zeit zu Zeit noch immer einige alte Kollegen ent=
weder
im Auſternkeller, oder auch in ſeiner Wohnung; denn Herr
Würmle machte ein Haus und gab große Geſellſchaften, welche
ſogar von ehrlichen und anſtändigen Leuten, Künſilern, Oifi ieren,
Profeſſoren, Schauſpielern und Adligen beſocht wurden, die mit
ihm entweder in Verbindung ſtanden, oder zuweilen gern ein gutes
Diner einnahmen.- Zu ſeinen beſten Clienten und Geſchäfts=
freunden
gehörte Herr Haſenfritz, dem er ſchon manchen vortreff=
lichen
Rath ertheilt hatte; der aber auch ſtets ſich dankbar und
erkenntlich erwieſen hatte. Deshalb freute ſich auch Würmle beim
Anblick ſeines alten, treuen Kunden; er reichte ihm die Hand
entgegen und nöthigte ihn, auf dem bequemen Polſterſtuhl an ſeiner
Seite Platz zu nehmen.
Nun was giebt es, alter Freund ?u ſagte der Aſſeſſor; denn
ſo wurde Würmle von ſeinen Bekannten titulirt. Wir haben
uns ſchon lange nicht geſehen, ſeit der Geſchichte mit Hoppenrad,
wo Ihr Euern Schnitt gemacht habt auf meinen Rath.
Dafür werde ich Euch auch ewig dankbar ſein.
Nur keine Anweiſungen auf die Ewigkeit," lachte Würmle
gemüthiglich. Die geb ich Euch immer mit Proteſt zurück. Mir
iſt ein ſicherer Wechſel, der höchſtens drei Monate zu laufen hat,
weit lieber.
Ihr wißt, leben und leben laſen, das iſt meine Parole.

Ich komme heute, mir wieder einmal Euern Rath und Beiſtand
zu holen.
Daran ſoll es nicht fehlen, wenn Ihr es nicht an Baarem
fehlen laſſen wollt. Jetzt dürſt Ihr Euch über haupt nicht lumpen
laſſen, wo Eure Frau eine ſo reiche Erbſchaft macht.
Das iſt wohl noch weit im Felde. Ich habe Euch einen
Vorſchlag zu thun: Wollt Ihr ein Paar hundert Thälerchen
ohne Riſiko verdienen ?
Närriſche Frage. Dafür verdient Ihr, ein Paar Jahre
Zuchthaus zu bekommen
Um Gottes Willeniu zief der Schneider erſchrocken.Mit
ſolchen Dingen darf man nicht ſeinen Scherz treiben.
Alſo Ernſt, wenn Ihr wollt. Wo es etwas zu verdienen
giebt, bin ich immer dabei, nur muß es auf anſtändige und recht=
liche
Weiſe ſein.
Verſteht ſich, immer rechtlich und anſtändig 'u bekräftigte
Haſenfritz, indem er ſeine ehrlichſte Miene erheuchelte. Habt
Ihr je mich Freunden gegenüber anders geſehen?
Kommt zur Sache und haltet Euch nicht bei ſolchen Klei=
nigkeiten
auf; entgegnt= der Aſſeſſor ironiſch. Womit kann
ich Euch dienen und was für ein Geſchäft wollt Ihr mir vor=
ſchlagen
2
Ihr ſollt ſchen, Aſſeſſor, wie gut ich es mit Euch meine.
Ein Anderer an meiner Stelle würde die Geſchichte allein ab=
machen
und den ganzen Profit für ſich nehmen; ich gönne Euch
aber die Hälfte für ſo manchen Gefallen, den Ihr mir früher
erwieſen habt. Ich bin Euch wirklich vielen Dank ſchuldig.
Und den wollt Ihr jetzt aus dem Beutel eines Andern
bezahlen. Ihr macht mich in der That neugierig. Schießt nur
los, alter Freund!
E6 handelt ſich einfach um ein Darlehn, das ein Mann

[ ][  ]

1594

R 198.

nöthig braucht. Ich könnte ihm das Geld geben, denn ich habe
es zu Hauſe liegen; aber es geht nicht. Ich will aus verſchie=
denen
Gründen bei dem Geſchäft nicht genannt ſein; da habe
ich gleich an Euch gedacht. Das wäre ein gefundenes Freſſen.
Wie geſagt, ein Paar hundert Thälerchen ſind im Handumdrehen
gewonnen.
Und ohne Riſiko 2u fragte der Aſſeſſor nachdenklich. Hört,
die Sache ſieht mir nicht ganz richtig aus, ſonſt hättet Ihr ſchon
mit beiden Händen zugegriffen!
Ihr hört ja, daß ich nicht kann; ich brauche einen Dritten
dazu und deßhalb habe ich mich an Euch gewendet. Wir machen
halb Part; ich ſiehe Euch gut dafür, daß Ihr nichts verlieren
und mindeſtens Eure dreihundert Thaler verdienen ſollt.
Dann habt Ihr bereits eben ſo viele Tauſende und viel=
leicht
noch mehr in Eurer Taſche ſicher. Guter Freund! wir
kennen uns; bei mir kommt Ihr nicht ſo leicht an; mir müßt
Ihr reinen Wein einſchenken. Heraus mit der Sprache, denn
Ihr wißt, daß ich nicht ſo leicht zu fangen bin.
Aber ich ſchwöre Euch bei Allem, was heilig iſt
Spart Eure Schwüre für's Gericht auf, in meiner Praxis
gebe ich nichts darauf Wenn ich das Geſchäft machen ſoll, ſo
müßt Ihr haarklein beichten. Ich kaufe nicht die Katze im Sack
und wo ich nicht klar ſehe, fange ich nicht an. Ihr habt grade
das Geſicht, als wolltet Ihr einen großen Coup gegen Einen
ausführen und mich ſcheint Ihr uur zu gebrauchen, um die ge=
bratenen
Kaſtanien aus dem Feuer zu holen. Ich habe aber
keine Luſt, mir die Hände für einen Andern zu verbrennen.
Auch nicht für fünfhundert Thaler Zu fragte der Schneider,
der ſich durchſchaut ſah.
Auch nicht für fünfhundert, entgegnete der Aſſeſſor immer
gemüthlich, immer lachend.
Nun denn, ſo wollen wir achthundert ſagen, rief Herr
Haſenfritz, in Hitze gerathend.
Nicht für tauſend," erwiderte der Aſſeſſor, indem er den
Chor aus Robert der Teufel: Hal das Gold iſt nur Chimäre,
vor ſich hinpfiff.
3ſt das erhört!; jammerte der Schneider. Tauſend
Thaler biete ich und er geift nicht zu
Gebt Euch weiter keine Mühe. Wenn ich nicht die Wahr=
heit
von Euch erfahre, ſo kann aus dem Geſchäft nichts werden.:
Gut l dann will ich mich an einen Andern wenden, der
mit tauſend Freuden darauf eingeht:
Das thut Ihr nicht, weil Ihr keinen Andern gleich bei
der Hand habt, ſo wie mich, ſonſt hältet Ihr Euch auch nicht
ſo viel Mühe mit mir gegeben. Wir kennen uns, nicht wahr ?
Warum wollt Ihr vor einem alten Freunde den Geheimniß=
vollen
ſpielen ?
Nun meinetwegen, ich will Euch Alles ſagen, aber ich
rechne auf Eure Verſchwegenheit. Mein Schwager, der Kaſſen=
bote
Bauer, braucht das Geld zur Fortführung ſeines Prozeſſes
wegen der Arnold'ſchen Erbſchaft.
Ich begreiſe; Cure verwandtſchaftliche Zärtlichleit erſtreckt
ſich ſo weit, daß Ihr ihm das Geld nur gegen den bei Euch
üblichen Zinsfuß vorſtrecken wollt. Den ſchämt Ihr Euch aber
zu fordern, auch könnt Ihr, im Fall der Schuldner ſeinen Ver=
pflichtungen
nicht nachkommt, doch den Mann Eurer Schweſter
nicht pfänden oder gar einſperren laſſen. Dazu braucht Ihr
einen Dritten und der ſoll ich ſein.
Wo denkt Ihr hin zu antwortete der Schneider mit ſchein=
heiliger
Miene, innerlich erfreut, ſeinen Helfershelfer hinter das
Licht geführt zu haben.
Aber dafür gibt man keine tauſend Thaler, fuhr der
Aſſeſſor freundlich fort. Das könnt Ihr billiger haben; folglich
hat die Sache noch einen Haken. Ihr wollt dem ehrlichen
Schwager die halbe, vielleicht die ganze Erbſchaft ans der Hand
ſpie en.
Wer hat Euch das geſagt ?u fragte Haſenfritz aufſpringend.
Ihr ſelber habt Euch verrathen,; entgegnete der Aſſeſſor
mit ſich gleich bleibender Ruhe. Hättet Ihr mir weniger ge=
boten
, ſo wäre ich nicht auf dieſe Vermuthung gekommen. Ein

Geſchäftsmann darf nicht hitzig werden. Ihr könnt aber ganz
rnhig ſein, wenn Ihr mich zum Compagnon annehmt. Wir
wollen das Geſchäft zur Hälfte machen und theilen wir den Gewinn.
Das geht nicht.
Nicht ?u ſagte der Aſſeſſor. Das thut mir leid, dann
will ich die Sache mit Curem Schwager allein abmachen. Ihr
bringt mich da auf eine gute Idee. Man kann ihm ja eiren
Theil, oder die ganze Erbſchaft für ein Billiges abkaufen. Der
Mann iſt in Verlegenheit und wird das Gewiſſe dem Uugewiſſen
vorziehen. Das iſt auch Eure Abſicht.
Ich ſehe ſchon, daß ich vor Euch nichts verbergen kann,
ſagte der Schneider, indem er ſich ärgerlich auf die Lippen biß.
Man muß ſich mit Euch verhalten; wir wollen uns verſtändigen.
Gut! Ihr ſollt das Geſchäft mit mir zuſammen machen. Darauf
gebe ich Euch mein Wort.
Euer Wort iſt zwar viel werth, aber lange nicht ſo viel,
als die von mir geſammelten Kenntniſſe von Euren verſchiedenen
Operationen. Sollte ich jemals durch Euch in die Verlegenheit
kommen, davon vor Gericht Gebrauch zu machen, ſo wißt Ihr
am beſten, was auf derlei Kleinigkeiten, wie Fälſchurg und Be=
trug
erſolgt. Die Richter verſtehen keinen Spaß. Ich habe
Euch in meinen Händen, aber Ihr nicht mich und das iſt
mir lieb.
Der Aſſeſſor ſließ dabei ein ſo lautes, gemüthliches Gelächter
aus, daß er bei ſeiner Korpulenz faſt zu erſticken drohte, worüber
der Schneider keineswegs ſich allzuſehr betrübt hätte. Nichts
deſto weniger eilte dieſer ſeinem Freunde zu Hülfe und klopfte
ſo tüchtig mit ſeinen Fäaſten auf deſſen Rücken, bis dieſer wie=
der
zu ſich kam. Mit noch vor Lagen thränenden Augen bat
ihn Würmle zu bleiben und eine Flaſche Wein mit ihm auf das
Glück ihrer gemeinſchaftlichen Unternehmung zu leeren, was auch
in aller Gemüthlichkeit geſchah.
Fortſetzung folgt.)

Mittheilungen ans Stadt und Land.
Darmſtadt, 10. October. Die 1. Kammer der Landſtände hat nach
kurzen Debatten die Geſetze über die Städte= ſowie über die Land=
gemeinde
=Ordnung nach den Antraͤgen ihres Ausſchuſſes angenommen.
Heute beginnt die Verathung über das Schulgeſetz.
Die Abgeordneten zur Landes=Synode, Graf von Görtz,
Graf zu Solms=Laubach und Pfarrer Dieffenbach haben ihren Austritt
erklärt.
Wie die .D. Z. mittheilt, iſt Obermedicinalrath Dr. Pſeiſſer in
die Großh. Centralſtelle für Landesſtatiſtik beruſen.
Mit den Veränderungen im Lehrerperſonal der höheren Töchter=
ſchule
hat Gr. Oberſtudien=Direction nunmehr auch die beantragte Re=
gulirung
der Gehalte der an dieſer Schule verbleibenden Lehrer ge=
nehmigt
, ſo daß deren Auszahlung als ſdirect bevorſtehend angeſehen
werden kann.
An neueſten Immobilienverkaͤufen ſind zu verzeichnen die
Telegraphenwärter Adam Schneider'ſche Hofraithe in der Gardiſtengaſſe
um 6000 fl. an Steinkohlenhändler Friedr. Hirſchhäuſer Eheleute und
die Gaſtwirth Nicolai'ſche Hofraithe in der Soderſtraße um 24,000 fl.
an Steinbruchbeſitzer Adam Nicolai Eheleute von Roßdorf.
Wegen des israelitiſchen Laubhüttenfeſtes wird der auf den 14. d. M.
anberaumte Darmſtädter Zuchtviehmarkt erſt am 21. ds. Mts. ab=
gehalten
werden.
Nachdem erſt am Dienſtag ein hieſiger Militär ſeinen Tod im
großen Woog geſucht, iſt am Mittwoch die Leiche des hieſigen Bürgers
und Schuhmachermeiſters P. R. aus demſelben gezogen worden.
Für die noch im Lauſe dieſes Monats beginnen ſollenden Mittel=
ſchulklaſſen
ſind nach eingezogener Erkundigung bis jetzt 40 Madchen
und 25 Knaben angemeldet.
Nach der pro 1872 abgeſchloſſenen Markt= und Meßrechnung
hat die Stadt im vorigen Jahren vereinnahmt a) Marktbeſtandgeld von
Erheber Adam Bell 1400 fl., b) Standgeld von der Frühjahrsmeſſe 575 fl.
33 kr., c) desgl. von der Herbſtmeſſe 428 fl. 5 kr., d) desgl. vom Vieh=
markt
103 fl. 15 kr., zuſammen 2506 fl. 53 kr.
An Zuchtvieh wurde im vorigen Jahr zu Markt getrieben: 65
Pferde und Ochſen, 892 Kühe und Rinder, 1 Fohlen, 603 Schafe, Kälber
und Schweine und 135 Ferkel.
Die Stadt erhebt an Waſſerzins 1) für Brunnen zum Haus=
gebrauch
für jeden auf 5 Ohm pro 24 Stunden regulirten Abſtich pr. Jahr
10 fl., 2) für jeden auf 10 Ohm pro 24 Stunden reg. Abſtich pr. Jahr
20 fl., 3) für jeden Abſtich zu einem Luxus= (Spring=) Brunnen 25 fl.,
4) für Geſchäftsabſtiche nach gemeinderäthlicher Einſchätzung beſtimmte
Taxen. Die ſtädtiſche Einnahme unter dieſer Rubrik im vorigen Jahr
betrug für poſ. 1 und 2 2237fl. 53 kr., pol. 3 417fl. 34 kr. und poſ.
977 fl. Zuſammen 3632 fl. 27 kr.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.