Allergnaͤbigſt privilegirtes
harmſtädter Frag-u. Anzeige-Blatt.
136. Jahrgang.
Wennementspreis
21 16 kr. jutr indl. Bringeo-
John. - Auswuͤrtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
entgegengenommen zu 59 kr. pro
Quarial inck. Poſtaufſchlag und
Beſtellgebühir.
SULTULL.
Inſerate
werden angenommen in
Darch=
ſtadt von der Expedition.
Rhein=
ſtraße Nr. 23. in Beſſungen
von Friedrich Bllzer,
Friedkich=
ſtraße Nr. 1. ſowie auswärtz
von allen ſoliden Annoneen
Expeditionen.
Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Kreisamtes Darmſtadt.
NOD.
Freitag den 23. Mai
4873.
4212) Veröffentlichung
aus dem Firmenregiſter Großherzoglichen
Stadtgerichts Darmſtadt.
Am heutigen Tage wurden folgende
Ein=
träge vollzogen:
1. Die unter der Firma „Karl
Brand=
ſtätter” dahier beſtehende
Glaswaaren=
handlung iſt ſeit Ende 1870 auf Louis
Engel von Meſſel übergegangen, welcher/
ſie unter der Firma „L. Engel,
vor=
mals C. Brandſtätter” weiter betreibt.
2. Wilhelm Müller dahier betreibt ſeit
dem 15. Juni 1872 in Darmſtadt
eine Specereihandlung unter der Firma
„Wilhelm Müller.”
3. Philipp Garde dahier betreibt ſeit dem
1. December 1872 in Darmſtadt eine
Specereihandlung unter der Firma,
Phi=
lipp Garde.”
4. Georg Hild dahier betreibt ſeit dem
1. März 1872 in Darmſtadt eine
Specereihandlung unter der Firma, G.
Hild.”
5. Die unter der Firma„Heinrich
Ritſert-
dahier beſtehende Weinhandlung iſt ſeit
dem 1. Juli 1872 auf Ludwig Jacob
Gerſchlauer dahier übergegangen.
6. J. Chriſtian Notti, Ludwig Debus und
Johannes Robert Mühe, ſämmtlich von
Darmſtadt, betreiben ſeit dem 15. Mai
1873 in Beſſungen eine Tapetenfabrik
unter der Firma „Tapetenfabrik von
J. Ch. Notti u. Cie. in Beſſungen bei
Darmſtadt:. Jeder Inhaber iſt zur
ſelbſtſtändigen Vertretung der Firma
berechtigt.
7. Der Kaufmann Adolph Dreſſel von
Droſſen betreibt ſeit dem 22. April
1872 dahier eine Kleiderhandlung unter
der Firma „Deutſcher Bazar für
Herrengarderoben.
8. Der ſeitherige Prokuriſt Friedrich
Maurer von Darmſtadt iſt ſeit dem
6. Mai 1873 gleichberechtigter Inhaber
der unter der Firma, G. Jonghaus'ſche
Hofbuchhandlung, Verlag: dahier be= nem Schwengel iſt billig abzugeben.
ſtehenden Verlagshandlung.
9. Löb Löb dahier betreibt ſeit Frühjahr
1872 am hieſigen Platze ein Mäkler=
Geſchäft unter der Firma „2öb Löbr.
Die Ehefrau des Inhabers, Nanchen
Löb hat Prokura.
10. Die hieſige Firma „Paul
Schneider=
iſt ſeit dem 1. April 1873 durch
Auf=
gabe des Geſchäfts erloſchen.
Darmſtadt, den 17. Mai 1873.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Piſtor,
Vogel,
Stadtrichter. Stadtgerichts=Aſſeſſor.
Feilgebotenes.
3828) Ein noch neues Real zu einer
Ladeneinrichtung zu verkaufen. Eliſab.=Str.5.
4024) Getragene Herrenkleider,
ſowie ein feiner Militärfäbel zu
ver=
kaufen. Arheilgerſtraße Nr. 27d.
4193) Große Ochſengaſſe Nr. 32 fünf
Stuck Einlegſchweine zu verkaufen.
4195) Friſch geſtochene Spargeln,
ſüßen und ſauren Rahm bei
Herrmann, Eliſabethenftr. 46.
Nicht zu überſehen!
Erſte Qualität Ochſenfleiſch das Pfd.
zu 24 kr. bei F. Schmitt,
1157)
Arheilgerſtraße Nr. 6.
4162) Eine hölzerne Pumpe mit eiſer=
Mauerſtraße Nr. 17.
4026) Wir machen hiermit die ergebene
Anzeige, daß ſämmtliche von uns geführten
Mineralwaſſer
in friſcher Füllung bei uns eingetroffen ſind.
C. H. Huber &am Söhne,
Großh. Hof=Lieferanten.
4028)
Zu verkaufen:
Ein ganz neues eiſernes Hofthor, 8 Fuß
breit, eine ſehr gute Pumpe mit
Pumpen=
ſtock von Holz, eine Kinderbettlade, welche
auch als Wiege gebraucht werden kann, ein
Bockſchlitten. Nüheres Magazinſtraße Nr. 4
ebener Erde.
3965) Unterhalte fortwährend im
Auf=
trag einen Vorrath von großen 4ſchubladigen
Commoden, ſowie Pfeiler=
Commo=
den zu außergewöhnlich billigen Preiſen.
G. Beck, Rheinſtraße 28.
4196) Wir empfehlen:
Vollſaftigen Emmenthaler u. Straßburger
Schachtel=Küs, Ramadoux, Limburger u.
Handkäs, ſowie friſche Butter in ½. ½ u.
1 Pfd. Wecken. Landeier in bekannter=Güte.
Herrmann, Eliſabethenſtr. 46.
Trocken Werkholz=Verkauf.
Eichen=, Nußbaum= und Ahornholz und
2 Leitern auf ein Wägelchen zu verkaufen.
Sackgaſſe Nr. 2.
[4213
4214) Ein gebrauchtes Bett mit
Bett=
ſtelle zu verkaufen. Zu erfragen Bleichſtraße
Nr. 44 im 4. Stock.
218
puauuautaumne
D.
Luſſſtenne S Kamnröhren
liefert zu billigen Preiſen die Holzhandlung
3825)
Goldſehymädt u. Hernsheim.
E99.
798
4215) Georginen, Salat, alle Sorten
Gemüſepflanzen bei H. Schubkegel,
Arheilgerſtraße am Ende links.
Vermiethungen.
2754) Beſſungen, Heerdwegſtraße 13,
iſt der mittlere Stock, beſtehend in 4
Zim=
mern, Mitgebrauch von Waſchküche und
Bleichplatz, zu vermiethen und bis zum
15. Juni zu beziehen.
2758) Der 2. Stock mit oder ohne
Manſarde Bleichſtraße Nr. 5 iſt zu
ver=
miethen und bis 1. Juli zu beziehen.
3806) Grafenſtraße Nr. 39
eine Wohnung, beſtehend aus 5 Zimmern,
Küche u. allen Bequemlichkeiten, per 15. Mai
zu vermiethen.
3970) Beſſ. Karlſtraße Nr. 3 iſt
par=
terre ein freundliches möblirtes Zimmer zu
vermiethen.
F. 4216) Arheilgerſtraße 39 iſt ein kleines
Logis an eine einzelne Perſon oder kinderloſe
Familie zu vermiethen.
Auch ſind alle Sorten Gemüſepflanzen/
zu haben.
Vermiſchte Nachrichten.
8 Während meiner Abweſenheit von
To hier in dieſer und der nächſten
„
Woche verſieht Herr Stabs=Veterinärarzt
Dr. Müller-
- Promenadeſtraße Nr. 41
meine Privat=Praxis.
Darmſtadt, den 20. Mai 1873.
Aimmer,
Stabs=Veterinärarzt.
Oedes t. Amt, jeder Geſchäftsmann
K zahloſe Private ſind heutzutage
kann und wann genöthigt, Anzeigen in den
jedesmaligem Zwecke entſprechenden Zeitungen
zu veröffentlichen. Zu ſolchen Füllen
em=
pfiehlt es ſich die Vermittlung der als ſolid
und discret bekannten Süddeutſchen
Annoncen=Expedition von E.
Stöck-
hardt (in Darmſtadt Vertreter: Herr
Jos. Waitz, Firma Würtz'ſche
Buchhand=
lung) in Anſpruch zu nehmen, welche bei
Original=Zeitungspreiſen keinerlei Speſen,
weder Porto noch Proviſion, in Anrechnung
bringt.
Wandtafeln über Ankunft und Abgang ſämmtlicher
Eiſenbahnzüge dahier im Sommerfahrtenplan 1873.
Preis: 3 kr.
J. G. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
4218)
Kaufmänniſcher Verein.
Sonntag den 25. Mai
Ausflug nach dem Groß=Gerauer Park.
Abkahrt präcis 2 Dur Nachmittags.
Die Vergnügungs=Commiſſion.
.
gtrankfurter Lebens=Verſicherungs=Geſellſchaft.
Die Dividende pro 1872 für die mit Gewinn=Antheil Verſicherten
beträgt
140O
und kann bei den Unterzeichneten oder den betreffenden) Agenten der Geſellſchaft
erhoben werden.
Die Hanpt=Agentur:
Darmſtadt, den 14. Mai 1873.
C. Hemmerde & Söhne.
Der Verein zum Wohl der dienenden Klaſſe
3974)
in Frankfurt a. M.
beſitzt ein Haus in der alten Mainzer=Gaſſe Nr. 12 unter Leitung der Verwalterin
Frau Wenzel, in welchem 30 brave Mädchen für 24 kr. per Tag für Koſt und
Wohnung 8 Tage lang Aufnahme finden, bis ſie eine paſſende Stelle erhalten haben.
Feuer=Verſicherungsbank für Deutſchland in Gotha.
Nach dem Rechnungsabſchluſſe der Bank für 1872 beträgt die Erſparniß für das
vergangene Jahr
20 Procenl
der eingezahlten Prämien.
Jeder Banktheilnehmer in hieſiger Agentur empfängt dieſen Antheil nebſt einem
Exemplar des Abſchluſſes vom Unterzeichneten, bei dem auch die ausführlichen
Nach=
weiſungen zum Rechuungsabſchluſſe zu jedes Verſicherten Einſicht offen liegen.
Denjenigen, welche beabſichtigen, dieſer gegenſeitigen Feuer=Verſicherungs=Geſellſchaft
beizutreten, gibt der Unterzeichnete bereitwilligſt desfallſige Auskunft und vermittelt die
Verſicherung.
Darmſtadt, den 20. Mai 1873.
Georg Hof,
4219)
Agent der Feuerverſicherungsbank f. D. in Gotha.
4018)
Eine Köchin,
die ſich auch der Hausarbeit unterwirft,
wird auf Johanni geſucht. Neckarſtraße 19
mittlerer Stock.
4122) Marienplatz Nr. 7 im Hinterbau
kann Wäſche gemangt werden.
4123) Ein Hausburſche, der
Feld=
arbeit verſteht, wird geſucht.
C. M. Kühn, Pallaswieſenſtraße 53.
3580) 2 Lehrlinge können unter günſtigen
Bedingungen eintreten.
L. Fries, Schreinermeiſter.
G
ſEine geſchickte Köchin ſindet bei
4
C= hohem Lohn auf Johanni eine gute
Stelle.
Beſſunger Wilhelminenſtraße Nr. 14.
4181) Ein ordentlicher Junge kann in
die Lehre treten. Auguſt Nold,
Schloſſermeiſter, Friedrichſtraße 20.
M) Ofenſetzer,
geübte, gegen hohen Lohn geſucht.
Näheres im Verlag.
5210) Gartenerde kann unentgeldlich
abgeholt werden. Wo? ſagt die Erp. d. Bl.
(ine junge Frau ſucht Arbeit im
3 c Waſchen und Putzen. Auch
über=
nimmt dieſelbe Laufdienſte.
Näheres große Ochſengaſſe Nr. 31.
4186)
Gute
Schuhmacher=Geſellen
auf erſte Sorte Mannarbeit werden geſucht
bei
Joſ. Gchumacher Sohn,
in Mainz.
4220) Ein Mädchen, im Kochen und in
allen Arbeiten erfahren, ſucht einige
Stun=
den des Tags Beſchäftigung oder Laufdienſt.
Beſſunger Kirchſtraße Nr. 39.
4222) Ein Mädchen ſucht Laufdienſt.
Sackgaſſe Nr. 22.
4223) Ein Canarienvogel iſt mir
am Sonntag den 11. Mai entflogen. Wem
derſelbe zugeflogen, oder wer ihn eingefangen
hat, wird um Rückgabe gegen Belohnung
gebeten. Engel, Holzwart im Holzhof.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag. 23. Mai. 15. Vorſt. im 9. Ab.:
Die Hugenotteu. Große Oper in 5 Akten mit
Ballet; Muſik von Meyerbeer. „Valentine Frln.
Henriette Marion von der Kal. Oper in
Brüſſel, „Marcell; Hr. Niering vom
Stadt=
theater in Danzig - als Gäſte. Anfang 6 Uhr.
(Schlußvorſtellung.)
4.
Der Arcier.
Von Levin Schücking.
Gortſetzung.
„ Machen's Ihna bequem hier, ſagte der Herr Fellhammer,
„und wenn ſie noch etwas wünſchen
„Nichts, mein beſter Herr,1 verſetzte Frohn ſehr zufrieden,
„als daß ich morgen in die Lage komme, Ihnen dieſe zwei hübſchen
kleinen Stuben wirklich abmiethen und für längere Zeit Ihr Gaſt
werden zu können!
2.
Es war acht Uhr um folgenden Morgen. Joſeph von Frohn
ſtand in einer Feuſterbrüſtung des Vorzimmers im Palais des
Feldmarſchalls; er war gekleidet, wie er geſtern vor den Augen der
Excellenz erſchienen, im zerfetzten Zwillichkittel und in den
zer=
riſſenen Stiefeln, aber trotz dieſes Coſtumes, wie es heute wohl
zum erſten Male in dieſen reichen Gemächern auftauchte, war er
von Portier und Dienern ohne Weiteres eingeführt worden.
In dem Raume befanden ſich mehrere Herren, Beamte,
Bür=
ger, Officiere, welche bei dem General Anliegen vorzubringen hatten
und auf Audienz wartetenk Sie alle maßen mit verwunderten
Blicken den hochgewachſenen, ernſt ausſehenden Mann, der hier
eingeführt war und doch nur ein Bettler ſein konnte k.
Eine Flügelthüröffnete ſich und ein Kammerdiener trat heraus.
Die Anweſenden drängten ſich ihm raſch entgegen, aber er machte
eine abwehrende Handbewegung gegen dieſelben, ging auf Frohn zu
und ſagte:
„Exellenz wollen Sie zuerſt ſprecheu. Kommen Siel=
Frohn folgte ihm mit hochklopfendem Herzen in das Cabinet
des Feldmarſchalls. Der kleine Mann mit dem feinen
echtfran=
zöſiſchen Geſichte hatte eben ſeine Morgenchocolade geſchlürft, und
die Taſſe fortſchiebend, rief er lebhaft Frohn entgegen:
7 Ah, Cest vousl Bon jour! Näher heran. Ich habe,u fuhr
er fort, wie geſtern franzöſiſche und deutſche Brockeu durcheinanden
mengend, „ich habe Nachforſchungen über Ihn angeſtellt. Er hat
mir die Wahrheit gefagt. Er iſt als todt aus der Muſterrolle
geſtrichen - eh bien, was kann man dawider machen ? Einen
Todten kann ich nicht aufwecken, das kann auch die Kaiſerin nicht!
„ Aber, Excellenz.” warf Frohn beſcheiden ein, „einen Irrthum
berichtigen, ein paar Worte ohne Sinn durchſtreichen..
Der Feldmarſchall zuckte die Achſeln. „Das geht nicht, mein
Freund," ſagte er; „ſolche Correcturen in der Stammrolle würden
ſehr ſchlecht ausſehen es iſt wider die Ordnung, und man darſ
da nicht wie in ein Schülerheft hineinpfuſchen!
Frohn ſah niedergeſchlagen zu dem Feldmarſchall auf oder
viel=
mehr auf die kleine lebhafte Geſtalt herab.
„ Aber, fuhr die Excellenz fort, „iſt Er denn ſo verſeſſen
darauf, durchaus wieder bei den Dragonern eintreten zu wollen ?
Wenn ich Ihn nun zu meinem Huſaren=Regiment nähme ?
Wenn Excellenz die Gnade
hätten-
rief Frohn freudig aus.
„Er müßte freilich als Lieutenant eintreten; aber man köunte
ſchon dafür ſorgen, daß Er bei guter Dienſtführung raſch weiter
käme. Mais voyons d’abord, pour ne pas faire des chateauz
en Espagne, wie ſieht es mit der Equipirung aus ?u
„ Excellenz, ich habe nichts und kenne auch Niemand, den ich
mit Hoffnung auf Erfolg um eine ſo bedeutende Summe angehen
könnte, wie dazu nothwendig iſt.”
„Das iſt ſchlimm, ſehr ſchlimm, fiel die Excellenz ein, „ſo
bleibt nichts übrig, als daß ich ihn in die Arcieren=Leibgarde auf
nehme. Er hat da Lieutenantsrang und erhält ſofort Alles
ge=
liefert was zur Uniform und Ausrüſtung gehört. Wäre er
da=
mit einverſtanden ?"
„Wenn ich auch in der Lage wäre, wählen zu können, würde
ich Ew. Excellenz doch für die Aufnahme in ein ſo privilegirtes
Corps ewig dankbar ſein.”
„Eh bien,i antwortete der Feldmarſchall, eine Klingel rühreud,
uſo ſoll gleich für ihn geſorgt werden!
Der Kammerdiener trat ein und erhielt den Befehl, den
Adjutanten hereinzuſchicken. Als dieſer kam, gab ihm der Gra=
Auftrag, für die Einkleidung de Monsiour de Frohn zu ſorgen.
„Monsieur de Frohn," fügte er mit Nachdruck hinzu, 788t
un officier distingué, jespére que ses camarades de corps
99.
799
le traiteront avee toute la considération qui lui est due, et
ſö* veillerai ſo
Der Adjutant machte gegen den Mann im Bettlerkleide eine
höfliche Verbeugung und bat ihn, ihm zu folgen.
Der Feldmarſchall entließ ſeinen Schützling mit freundlichem
Kopfnicken.
„Wenn wir eingekleidet ſind und den Dienſt angetreten haben
ſagte er, „werden wir uns melden. Er ſoll mir dann ausführlich
ſeine Schickſale berichten.
Der neue Gardiſt beurlaubte ſich in militäriſcher Haltung
von ſeinem wohlwollenden Chef und folgte dem Adjutanten, der
ihn nach dem Hotel der Arcieren=Garde in der Vorſtadt Landſtraße
führte und hier dem Premier=Wachtmeiſter des Corps vorſtellte.
Dieſer gab ihnen einen Diener mit, der ſie in eins der oberen
Gemächer brachte, wo ſich die Moutirungskammer der Arcieren=
Leibgarde befand. Die beiden Männer hatten mit Hinzuziehung
des Aufſichtsbeamten lange zu ſuchen, bis ſie die für Frohn's
Ge=
ſtalt paſſenden Equipirungsſtücke unter, den reichen Vorräthen
gefun=
den hatten; endlich ſtand der ſchlanke, kräftige Mann in einer
vollſtändigen Verwandlung da: in einem feinen Scharlachrock mit
ſchwarzen Aufſchlägen und goldenen Treſſen und Achſelſchnüren,
Beinkleider vou Büffelleder, die in hohen, mit Manſchetten
um=
gebenen Reiterſtiefeln endeten; über dieſer Uniform ein
ſchwarz=
ſammtner Flügelrock ohne Aermel und darüber eine Patrontaſche
am ſammtnen Bandelier; ein dreieckiges Hütchen mit Treſſen hatte
den Schlapphut erſetzt, ein Degen und eine ſchöne, mit goldenen
Nägeln beſchlagene Hellebarde bildeten die Bewaffnung.
Der Adjutant des Feldmarſchalls ſah lächelnd zu der ſtattlichen
Geſtalt auf; dann gab er ſeinem Begleiter die nöthigen weitern
Anweiſungen, und nach Verlauf von kaum einer Stunde ſah ſich
Frohn als wohlbeſtallter Arcieren=Leibgardiſt Ihrer kaiſerlich
könig=
lichen apoſtoliſchen Majeſtät eingeſchrieben, inſtruirt und ſin Eid
und Pflicht genommen. Da in dem Hotel des Corps nicht ſofort
ein Quartier für ihn bereit war, ſo wurde ihm anheimgeſtellt,
vor=
läufig in der Stadt zu wohnen. Er trat deßhalb noch vor
Mit=
tag wieder unter das gaſtliche Dach des Herrn Fellhamer zurück,
um ſich contractmäßig in den Beſitz ſeines Nachtquartiers zu
ſetzen, das ihm mit Vergnügen von dem erſtaunten Hausherrn
überlaſſen wurde. Der verkommene Geſell von geſtern war heute
für ihn eine Reſpectsperſon von bedeutendem Gewicht. Denn
ein Arcierengardiſt war in jener Zeit ein vornehmes privilegirtes
Weſen, wenn auch nicht mehr ſeine Hellebarde oder ſein
Flügel=
rock etwas von der Heiligkeit eines Altars hatte, wie in früheren
Zeiten, wo ein zur Hinrichtung hinausgeführter Verbrecher, der
einem Arcier begegnete und dem es gelang, ſeine Hellebarde oder
ſeinen Flügelrock zu berühren, für dieſen Tag ſeines Halſes ſicher
war und in ſein Gefängniß zurückgeführt werden mußte.
3.
Unſer Held konnte mit ſeiner neuen Lage ſehr zufrieden ſein.
Der Dienſt war über alle Maßen leicht. Er beſtand darin, bei
Hoffeſten, an Gallatagen, bei feierlichen Auffahrten von
Bot=
ſchaftern zu paradiren und einige Wachtpoſten in der inneren
Hofburg zu beſetzen. Durch dieſen Wachtdienſt wurden etwa
wöchentlich vierundzwanzig Stunden in Anſpruch genommen; die
übrige Zeit konnte der neue Arcier ſeine glänzende
Scharlach=
uniform im Prater, auf der Baſtei oder auf dem Graben ſpazieren
führen, oder die Stunden im Verkehr mit ſeinen Cameraden
ver=
bringen.
Nebenbei fand Frohn eine unterhaltende Beſchäftligung darin,
die häuslichen Verhältniſſe ſeiner Wirthsleute zu beobachten. Die
Verhältniſſe ſeines Hauswirths hatten etwas, das einen jungen
Mann zu dieſer Beobachtung geradezu herausforderte. Sie
ſchienen nämlich allſeitig beherrſcht von dem Einfluß, welchen
ein unſichtbar bleibendes Weſen darüber ausübte, ein Weſen, das
nie leibhaft vor ſeinen Augen erſchien, das, in unnahbarer
Zu=
rückgezogenheit weilend, dem ganzen Haushalt ein Gepräge ſtiller
Würde und gemeſſener Zurückhaltung aufzudrücken ſchien, und
das trotz ſeiner Nixenhaftigkeit den chriſtlichen Namen Thereſerl
führte, ein Name, der übrigens in Frohn's Gegenwart ſehr ſelten
erwähnt wurde, und immer beinahe nur wie in der Zerſtreuung,
als ob man juſt ſeine Anweſenheit vergeſſen hätte. (Fortſ. f.)
800
Mittheilungen ans Stadt und Land.
nachfolgende Bekanntmachung:
Nachdem S. K. H. der Großherzog allergnädigſt geruht haben, die
Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen der von S. 24. dem deutſchen
Kaiſer, König von Preußen, geſtiſteten Kriegsdenkmünze für die
Feld=
züge 181071 allen Angehöͤrigen des Großherzogthums, welche mit derſelben
beliehen worden, allgemein zu ertheilen, ſo wird dies im Allerhöchſten
Auf=
trage hiermit zur Kenntniß der Betheiligten gebracht.
— An Stelle des verſtorbenen Großh. Obermedicinalrath Dr. Küchler
iſt der Gr. Obermedicinalrath Dr. Pfeiſſer zum Mitgliede der für
Darm=
ſtadt beſtellten Prüſungs=Commiſſion für Heiſgehülfen ernannt
worden.
- Wie wir vernehmen, ſoll die ſtädtiſche Beſitzung=Achensmühle' für
den botaniſchen Garten auserſehen und dieſerhalb bereits
Unterhand=
lungen im Gange ſein, hoffentlich findet er dort endlich eine Ruheſtätte!
Wir halten es für eine Pfl cht, auf deſſen prachtvolle Sammlung von
Palmen und anderen exotiſchen Gewächſen aufmerkſam zu machen wie ſie
in ſolcher Vollkommenheit ſelten zu ſehen ſind und welche dem Publikum
mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit zugaͤngig gemacht iſt. Der botaniſche
Garten iſt ſtets geöffnet.
Herr Dr. med. L. Büchner hat vergangenen Samſtag ſeine
Rück=
reiſe nach Europa angetreten und wird in ca. 14 Tagen hier Lrwartet.
- Heute werden die Vorſtellungen im Großh. Hoftheater mit den
Hugenotten' geſchloſſen.
— Wir wollen nicht unterlaſſen auf die am 26. d. Mis. ſtattfindende
Sonnenfinſterniß aufmerkſam zu machen. Dieſelbe iſt eine partielle,
und wird für unſere Gegend in den Vormittagsſtunden ein kleiner Theil
der Sonnenſcheibe durch den Mond verdeckt.
- Gießen, 20. Mai. Geſtern früh rannten auf dem Main=Weſer=
Bahnhof mehrere mit Steinen beladene Wagen auf den nach Frankfurt
ab=
gehenden Perſonenzug. Der Umſicht und Geiſtesgegenwart einiger Beamten
gelang es, den Hauptanprall abzuſchwaͤchen, ſo daß kein Menſchenleben
gefährdet wurde. Mehrere Wagen wurden zertrümmert.
- Wie man hört, joll ſich Herr Miniſter.=Direc. v. Starck am Samſtag
in der gemeinſchaftlichen Sitzung ſehr günſtig über den Platz hinter dem
botaniſchen Garten, zur Erbauung der neuen Aula, ausgeſprochen haben.
Das Wallthor würde dadurch wieder ſehr im Werthe ſteigen und mehr Leben
dort herrſchen.
G. A.)
D9.½
Friedberg. 19. Mai. Heute Morgen und Nachmittag zogen unter
Blitz, bedeutenden Donnerſchlägen und reichlichen Regengülſſen ſchwere Ge=
Darmſtadt, 23. Mai. Das Großh. Regierungsblatt Nr. 21 enthält l witter über unſere Gegend. Bei dem erſten wurde einem Mann aus Nieder=
Wöllſtadt, der im Haſſelhecker Wald Holz auflud, zwei Kühe am Wagen
vom Blitz erſchlagen, ihm ſelbſt wurden Kleider und Schuhe zerfetzt, ohne
daß er weitere Verletzungen davontrug. Am Nachmittag ſchlug der Blitz
hier in ein Haus der breiten Straße, zerſtörte einen Theil des Daches,
ſchlug einige Gefache ein und lief dann an dem Kändel herab in die Erde.
In Melbach wurden zwei weit von einander entfernte Häuſer von
Blitz=
ſtrahlen getroffen und verſchiedenes Hausgeräthe demolirt, und Thüren
zerſplittert.
Eingeſandt.) Der Handelsverein und der Saalbau. Zu dem
Zuſtandekommen des Saalbau hat unleugbar der Handelsverein beigetragen.
Der Handelsverein hat ſich mit Actien betheiligt.
Dort in jenen Räumen wollte der Handelsverein eine Localität miethen,
um ſeine Bibliothek und ſeine Akten aufzuſtellen, und ſeine Sitzungen zu
halten. An dieſen ernſten Vorſatz ging der Verein mit großer Vörliebe,
weil er eine Heimath haben wollte. Wie iſt es ſeitdem geworden? Seit
länger als Jahresfriſt bedarf der Verein keines Domizils mehr. Er ſchweigt
zu den brennendſten Fragen des Tages. Er erſüllt in keiner Weiſe ſeine
Beſtimmung. An die Erbauung des Caales hatten ſich Hoffnungen geknüpft,
die jetzt realifirt werden könnten. Jahrelang hat der Vorſtand den Gedanken
an einen Feſtball verſchoben, wie ſolche noch in guter Erinnerung ſtehen,
weil die erfarderlichen Räume hiezu in der Stadt fehlten.
Jetzt, wo die prächtigſten Räume in kurzer Zeit entſtehen, wo der
Han=
delsverein eine Ehrenſchuld abtragen könnte gegen die Damen, denen er
ſeit lange nichts geboten, jetzt ſchweigt der Verein, der ſo viel verſprechend
den Saalbau begrüßt. Der Vorſtand des Vereins ſoll nicht gleichgiltig
ſein gegen einen hier öffentlich ausgeſprochenen Tadel; da es gerade der
Handelsſtand geweſen, welcher vorzugsweiſe in unſerer Stadt emporblühte,
ſo erwartet man auch von ihm, daß er den Aufgaben ſeines Standes
Rech=
nung trage, daß er die Aufgaben des Faches und der Geſelligkeit fördere,
längſt iſt er von den andern Ständen, von der Landwirthſchaft, von der
Induſtrie und von dem Gartenbauverein an Ausdauer, an Conſequenz und
an Leiſtungsfähigkeit übertroffen, und wir hoffen, daß der Handelsverein
den Wettkampf wieder aufnehmen möge, um ſeinen Standesgenoſſen die
Stütze zu bieten, deren Bedürfniß dem Gedanken der Gründung
vorzugs=
weiſe unterbreitet geweſen.
Getaufte, Getraute und Beerdigte bei der Beſſunger Gemeinde.
Getaufte.
Den 3. April: dem B. zu Ober=Ramſtadt und
Taglöhner Johann Carl Ackermann eine T., Anna
Maria; geb. 6. März.
Den 6. April: dem B. zu Waitershain, Kreis
Grünberg, u. Fabrikarbeiter Joh. Funk eine T.
Johannette Vorothea; geb. 22. März.
Eod.: dem B. zu Darmſtadt und Dienſtmann
Adam Schäſer ein S., Georg Friedrich; geb.
23. März.
Eod.: dem B. u. Maurer Adam Wittmann I.
eine T., Katharine Margarethe; geb. 15. März.
Den 12. April: dem B. u. Maurer Philipp
Darmſtädter ein S., Wilhelm Ludwig; geb. den
20. März.
Den 13. April: dem B. u. Spengler Adam Fey
ein S., Friedrich; geb. 31. März.
Den 14. April: dem B. zu Nieder=Ramſtadt u.
Bahnhofarbeiter Juſtus Spieß ein S., Wilhelm,
geb 31. März.
Eod.: dem B. zu Hochſtätten, Kreis Bensheim,
n. Gärtner dahier Georg Eſſinger ein S.,
Fried=
rich; geb. 21. März.
Den 20. April: dem B. zu Darmſtadt u.
Knopf=
macher Friedich Hartmann eine T., Thereſia
Ma=
ria: geb. 19. März.
Eod.: dem B. u. Tapezier Carl Fey ein S.,
Wilhelm; geb. 3. April.
Eod.: dem B. zu Pfungſtadt u. Schloſſer dahier
Chriſtian Gandenberger ein S., Friedrich Ludwig;
geb. 4. April.
n Den 25. April: dem Großherzoglichen
Gymna=
ſial=Lehrer Dr. Leinrich Schopp ein S., Ludwig
Heinrich; geb. 10. Febr.
Den 27. April: dem B. u. Maurer Johann
Otto Diehl eine T., Eliſabeth; geb. 7. April.
Eod.: dem B. u. Steinhauer Friedrich Lipp eine
T., Katharine; geb. 8. April.
Eod.: dem B. zu Großen=Linden, Kreis Gießen,
n. Schuhmacher Johannes Schaum eine T., Ann=
Maria Eliſabeth; geb. 10. April.
Eod.: dem B. u. Weißbinder Valentin Stier I.
eine T., Anna Maria Eliſabeth; geb. 14. April.
Den 29. April: dem B. u. Hoflaquaien bei
Seiner Großherzoglichen Hoheit dem Prinzen
Lud=
wig, Ludwig Beck eine T., Karoline Louiſe; geb.
1. April.
Den 30. April: dem B. zu Rothenberg, Kreis
Erbach, u. Schuhmacher Chriſtian Rebſon eine T.,
Katharine Marie; geb. 11. April.
Getraute.
Den 7. April: der B. zu Vadenrod, Kreis
Als=
ſeld, u. Invalide Wilhelm Neuſinger, ehelich lediger
S. des B. u. Webers Johannes Neuſinger
da=
ſelbſt, und Margarethe Schmitz, Wittwe des
Ser=
geanten Ferdinand Schmitz, geb. Kleber aus
Nord=
heim, Kr. Bensheim.
Den 14. April: der B. u. Schuhmacher Philipp
Heinrich Held, des B. u. Schuhmachermeiſters
Phi=
lipp Held ehelich lediger S. u. Magdalene
Kaͤro=
line Johannette Pfannenſchmidt, des verſtorbenen
B. u. Küfers Andreas Auguſt Pfannenſchmidt
ehe=
lich ledige T.
Den 24. April: der B. u. Schreiner Michael
Philipp Saun, des B. zu Leeheim u. Kutſchers bei
Seiner Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Carl,
Joh. Philipp Haun ehelich lediger S., u. Eliſabeth
Rohmann, des B. u. Beſchließers zu Groß=
Um=
ſtadt Martin Rohmann ehelich ledige T.
Den 27. April: der B. zu Darmſtadt Heinrich
Daniel Heymann, u. Eliſabeth Löbig, des B. und
Ackermanns zu Münſter, Kreis Dieburg, Jacob
Löbig ehelich ledige T.
Beerdigte.
Den 2. April: Otto Creter, ehelicher S. des B.
u. Büreandieners Johann Martin Creter, 4 M. u.
9 T. alt; ſtarb 31. März.
Den 7. April: Georg Carl Aßmuth, des B. u.
Cigarrenmachers Franz Aßmuth ehelicher S., 8 M.
u. 19 T. alt; ſtarb 5. April.
Den 5. April: Katharine Hallſtein, des B. zu
Hainſtadt, Kreis Neuſtadt, u. Taglöhners Johannes
Hallſtein, eheliche T., 8 M. u. 16 T. alt; ſtarb
6. April.
Eod.: Johann Peter Meiſinger, des B. zu
Rein=
heim u. Schuhmachers Johann Friedrich Meiſinger
ehelicher S. 5 M. u. 2 T. alt; ſtarb 7.
Den 9. April: eine uneheliche T., Margarethe,
1 M. u. 20 T. alt; ſtarb 8.
Den 11. April: Chriſtiane Keßler, des B. und
Schneidermeiſters Johanu Philipp Keßler eheliche
T. 5 M. u. 11 T. alt; ſtarb 9.
Den 16. April: eine ungetauſte T. des B. zu
Darmſtadt u. Schreiners Johann Carl Amelung,
2 T. alt; ſtarb 15.
Eod.: der penſ. Großherzogliche Oberwachtmeiſter
Peter Conrad Mann, 57 J. alt; ſtarb 14.
Den 18. April: Chriſtiane Weichard, geborene
Schäfer, Wittwe des eyang. Pfarrers Weichard zu
Neunkirchen, 75 J., 1 M. u. 24 T. alt; ſtarb
den 16.
Eod.: Ein todtgeborner S. des B. zu
Wohns=
heim, Kr. Alzey, u. Steinhauers Georg Zimmer
dahier; todt=geb. den 16.
Den 24. April: Maria Eliſabeth Seib, ehelich
ledige T. des B. u. Schneiders zu Beerfelden, Kr.
Erbach, Johann Georg Seib, 38 J. u. 2 M. alt;
ſtarb 22.
Eod.: Eliſabeth Katharine Roſignol, des
ver=
ſtorbenen B. und Taglöhners Wilhelm Roſſignol
ehelich ledige T., 59 J., 1 M. u. 2 T. alt; ſtarb
den 22.
Den 28. April: der Schloſſer u. Mechaniker
Georg Heinrich Eigenbrodt, des verſtorbenen B. u.
Ackermanns Eberhard Otto Eigenbrodt ehelicher
S. 17 J., 7 M. u. 27 T. alt; ſtarb 26.
Den 29. April: Friedrich Eſſinger, ehelicher S.
des B. zu Hochſtätten, Kreis Bensheim, u.
Gärt=
ners Georg Eſſinger, 1 M. u. 6 T. alt; ſtarb
den 2.
Redactlon und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.