Darmstädter Tagblatt 1873


14. März 1873

[  ][ ]

Allergnaͤdigſt privilegirte:

ob.

136. Jahrgang.

Mbonnemenavreis
2f. 48 kr. jährk indl. Bringen=
lohn
. - Auzwärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
entgegengenommen zu 59 kr. Pro
Quartal incl. Poſtaufſchlag und
Beſtellgebühr.

für

Taoblatl.
Amtliches Organ

Iuſerate
werden angenommen in Darm=
ſtadt
von der Expedition. Rhein=
ſtraße
Nr. 23, in Beſſungen
von Friedrich Büötzer, Friedrich=
ſtraße
Nr. 7. ſowie auswärtz
von allen ſoliden Annoncen=
Expeditionen.

die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Kreisamtes Darmſtadt.

Re 5D.

Freitag den 14. März

1873.

Die Säuberung der Bäume, Sträuche und Hecken von den Raupenneſtern betr.
An die großherzoglichen Bürgermeiſlereien des Rreiſes.
Sie werden aufgefordert, nach Maßgabe des Art. 80 des Feldſtrafgeſetzes in Ihren Gemeinden Termin anzuberaumen, bis
zu welchem die Säuberung der Bäume, Geſträuche und Hecken von den Raupenneſtern vollzogen ſein muß. Nach Ablauf dieſes
Termins haben Sie eine Viſitation durch Feldſchützen vornehmen und die Säumigen zur Anzeige bringen zu laſſen, gleichzeitig aber
für Entfernung der noch vorgefandenen Raupenneſter zu ſorgen.
Bezüglich der Gemarlung Darmſtadt wird bemerkt, daß die Biſitation der darin liegenden Gärten und Baumſtücke Montag
den 17. l. Mts., Morgens 7 Uhr beginnt, weßhalb die betreffenden Eigenthümer und Pächter aufgefordert werden, nicht
0
nur vorher für Säuberung der Bäume ꝛc. zu ſorgen, ſondern auch ſich an Ort und Stelle einzufinden und der Blſitation beizuwohnen.
Da übrigens die Viſitation in der ganzen Gemarkung von Darmſtadt nicht an einem Tage vollzogen werden kann, ſo werden für
dieſelbe folgende Termine feſtgeſetzt:
1) Im Oberfeld Montag den 17. März.
A. Vormittags von 7 Uhr an, alle von der Erbacherſtraße bis zu den drei Brunnen rechts liegende Gärten und
Baumſtücke, ſodann diejenigen in der Mühlſtraße, Hoderſtraße, Nieder=Ramflädter Straße und der Kies=und Hochſtraße
bis zur Beſſunger Grenze.
B. Nachmittags von 1 Uhr an alles, was zwiſchen der Erbacher= und Dieburger=Straße liegt bis zum Wald.
2) Im Heinheimer=Feld, Dienſtag den 18. März.
A. Vormittags von 7 Uhr an alls, was ſich zwiſchen der Dieburger= und der Kranichſteiner=Straße befindet, bis
zur Faſaneriemauer.
B. Nachmittags von 1 Uhr an, die Baumſlücke ꝛc. zwiſchen der Kranichſteiner= und der Arheilger=Strafe.
3) Im Löcher= und Niederfeld, Mittwoch den 19. März.
A. Vormittags von 7 Uhr an alle, von der Arheilgerſtraße links liegende Gärten ꝛc. jodann die Gärten ꝛc. vor
dem Main=, Rhein= und Neckarthor bis zur Beſſunger Grenze.
B. Nachmittags von 1 Uhr an die Hausgärten.
Darmſtadt am 10. März 1873.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V. d. Kr.
Dr. Momberger, Kreis=Aſſeſſor.

2003

Verſteigerung
von Christofle-, Ruolz- & Alfénidewaaren.

Montag den 17. März, Vormittags 9 Uhr,
werden im Laden im Ritſert'ſchen Hauſe (Ecke der Hügel= und Schützen=
ſtraße
) nachverzeichnete Gegenſtände, beſtehend in:

Thee= und Kaffee=Servicen,
Eßbeſtecken, Tafel= u. Deſſertmeſſern, Salzfäſſern, Meſſerträgern,
Vorleg= und Gemüſe=Löffeln,
Tranſchir=Beſtecken, Thee= u. Kaffe= Servietten Ringen,
Löffeln,
ferner eine Parthie ſeidene Foulard=Tücher
gegen gleich baare Zahlung öffentlich verſteigert.
M. Menſtadt, bolTaratbor.

Taſel= und Armleuchtern,
Theeſeihern, Trinkbechern,
Thee= und Kaffeebrettern;

1920) Montag den 17. März cr., Vor=
mittags
9 Uhr, ſollen bei unterzeichneter
Commiſſion (im hinteren Hof der Caſerne)
nach vorher bekannt gemachten Bedingungen
6 ausrangirte Militärwagen, ſowie
verſchiedene Geſchirre u. Etallſachen
gegen gleich Baarzahlung an die Meiſibie=
tenden
verſteigert werden.
Darmſtadt, am 7. März 1873.
Die Bekleidungs=Commiſſion
1. Großh. Heſſ. Inſanterie= (Leibgarde)
Regiments Nr. 115.
r.
AaurzaAuazrm
Feilgebotenes.
1989) Wein, rheiniſches Weinbergs=
Erzeugniß, wird ſehr preiswürdig verkauft.
Ebenſo Kaffee rein und kräftig, 40r zu
38 kr. Wo? ſagt die Expedition.
103

[ ][  ][ ]

378

A52.

Vermiſchte Nachrichter.
0. Roeloks & Loonen Amderdam.

2004

Thee-Hazdllung;
Niederlage bei
G. H. Huber ¾ Höhne
Großherzogliche Hof=Lieferanten.

1801)
Kinderwagen
in verſchiedener Conſtruction in eleganter Ausſtattung, weiß und braun lackirt, ferner

2010 Correspondance mercantile.
Dr. Kerber, Steinstr. 3.
J. Oedes t. Amt, jeder Geſchäftsmiann,
2) zahlloſe Private ſind heutzutage
kann und wann genöthigt, Anzeigen in den
jedesmaligem Zwecke entſprechenden Zeitungen
zu veröffentlichen. Zu ſolchen Fällen em=
pfiehlt
es ſich die Vermittlung der als ſolid
und discret bekannten Süddeutſchen

Puppenwagen und Fahrſtühle für Erwachſene empfiehlt in großer Auswahl Annoncen=Expedition von E. Stöck-
L. C. H e b b e r l i n g.
hardt (in Darmſtadt Vertreter: Herr
Jos. Waitz, Firma Würtz'ſche Buchhand=
7 Alexanderſtraße 7.
lung) in Anſpruch zu nehmen, welche bei
1933) Soeben eingetroffen:

Büsse Bratbückinge,
Engl. Speckbückinge zum Roheſſen,
Holl. Vollhäringe in vorzügl. Waare.
Herrmann, Eliſabethenſtr.46.

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bis 36 kr.
7 Apricosen zu 36-48 kr.,
Birschen, gute Sorten, zu 24-30kr.
astanien zu 30 kr.
Platanen, ſtarle, ſchöne Bäume, zu
fl. 24 kr.
esshare Handeln ſtarth zu 12 kr.
Avergäpfel und Birnen zu 18 kr.,
Cordon Aepfel und Birnen mit Tragknoſpen
zu 24 kr.,
dto. einjährige zu 15 kr. ꝛc.
empfiehlt die Kunſt= und Handelsgärtnerei
von
Heinrich Henkel.
Beſſungen.

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Darmſtadt gelegene, den J. Jordan's Erben
gehörige, ſehr geräumige Haus, reichlich
mit Waſſer verſehen, mit Hof und Seiten=
gebäuden
, iſt zu verkaufen. Zu erfragen im
Büreau, Ir Stock des Haupthauſes, von
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Herrmann, ſtraße 16,
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C. II. Huber &amp Söhne,
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2006) Zwei große Fleiſch= Hack=
maſchinen
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ſchneidmaſchine
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billig zu verkaufen.
W. Hartmann.

2 in allen Größen auf Original=Zeitungspreiſen keinerlei Speſen,
5 Tafelglav Lager. Vormalliſten weder Porto woch Proviſion, in Anrechmung
zu Fabrikpreiſen bei Jakob Chriſt, bringt.
Glashandlung in Mainz.
2008) Gardiſtenſtraße Nr. 30 ſind zwei W Jeden Bandwurm
Einlegſchweine zu verkaufen.
entfernt binnen 3. - 4 Stunden vollſtändig
2009) 2 einperſögige gebrauchte tannene ſchmerz= und gefahrlos; ebenſo ſicher be=
Bettladen und ein Kleiderſchrank billig ab=,ſeitigt auch Bleichſucht und Flechten
zugeben. Beſſunger Carlſtraße 14.
und zwar brieflich: Voigt, Arzt zu
pel.

Croppenſtedt (reußen).
[326
1880) Ein Mädchen, welches einfach zu
Vermiethungen.
lochen und alle Hausarbeit verſteht, wird
1599) Ein ſchönesl möblirtes Zimmer, auf Oſtern geſucht. Neckarſtr. 4 parterre.
15. März beziehbar. Beſſ. Karlsſtr. 3.
1938) Carlsſtraße Nr. 8 im 3. Stock 2011) Es werden noch einige Damen
rechts ein möblirts Zimmer zu vermiethen zum Friſiren angenommen in der großen
und gleich zu beziehen.
Ochſengaſſe 27. 1 Treppe bei Frau Fuhr.

Verein für literar. und muſikal. Abend=Unterhaltung
1996)
Montag den 17. März
im Feſtſaal hieſiger Freimanrerloge.
Vortrag des Herrn Prof. Dr. Georg Zimmermann aus Gießen über
Shahespeare's Romeo und Tulia.
Vorher muſikaliſche Vorträge: 1) der Pianiſtin Frln. Luiſe Jung (Capriccio
von Mendelsſ.=Barth., die Forelle von Schubert, transſer. v. St. Heller, Polla
de la reine von Raff); 2) des Hrn. Hofmuſikus Reitz (Adagio für Cello von
Goltermann, Arie von Lottih; 3) Frln. Friederike Anton (Lieder von Mendels=
ſohn
und Schumann).
Abonnementskarten fur dieſe und vier weitere Abendunterhaltungen 4 fl. (für
1 Perſon), 6 fl. 30 kr. (für 2 Perſ.). 9 fl. (für 3 Perſ.), ſowie, Tageskarten ( nu=
merirte
1 fl., unnummerirte 30 kr.) ſind in der Buchhandlung des Herrn
A. Schödler (Eliſabethenſtr. 7) und letztere Karten auch Abends an der Kaſſe zu
haben. Anfang 7. Ende gegen 9, Kaſſen=Eröffnung 47 Uhr. Das Comite.

1948)

Repetitions=Ball.

Samſtag den 15. März findet der Repetitions=Ball im Gaſthauſe zur Traube
ſtatt. Der Anfang iſt präcis 7½ Uhr, welches ich meinen Schülern und Schülerinnen
ſowie meinen vorjährigen Schülern und Schülerinnen zur ergebenſten Anzeige bringe,
ſ wozu ich die geehrten Eltern meiner Schüler und Schülerinnen höflichſt einlade. Da
am Eingang keine Billete verabreicht werden, ſo bitte ich, dieſelben von Freitag den
14. März an in meiner Wohnung, Hügelſtraße Nr. 51, abholen zu wollen.
A. Hainfeld, Großh. Hoftanzlehrer.

2912)
Schloſſer und Dreher
auf Keſſel=Garnitur und Waſſerleitungsflücke ſucht die
Maschinenbau-Aetien-desellschatt
Humbolde: vormals Sievers & Comp.
in Kaͤlk bei Deutz a. Rhein.

(1695)) 2013) Ein gut empfohlenes Kindermäd=
ſchen
wird ſofort geſucht. Näheres Hügel=
Frankfurt a. M., Allerheiligengaſſe 45. ſtraße 39 parterre.

2014) Ein Mädchen, im Waſchen und
Putzen gründlich erfahren, wünſcht Be=
ſchäftigung
. Näheres Heinheimerſtraße 9.

[ ][  ][ ]

379

Rs2.
Breslau=Schweidnitz=Freiburger
EſſenbahN.
Die Zahlung der am 1. April er. fälligen Zinſen der Prioritäis=Obligttionen
Litr. H. (Coupon Nr. 2) wird - mit Ausnahme der Sonn= und Feſttage - täglich
Vormittags ſtattfinden:
2) in Breslau bei unſerer Hauptkaſſe vom 1. April cr. ab,
b) in Berlin bei der Bank für Handel und Induſtrie,
bei dem Herrn S. Bleichroeder,

Jacob Landau,
c) in Leipzig bei den Herren Frege & Comp.
d) in Dresden bei den Herren Gebrüder Guttentag,
e) in Hamburg bei den Herren Eduard Frege & Comp,
L. Behrens & Söhne,
4) in Frankfurt a.M. bei der Filiale der Bank für Handel 8 Induſtrie,
8) in München bei den Herren Merck, Chriſtian ≈ Comp.,
h) in Darmſtadt bei der Bank für Handel & Induſtrie,
1) in Stuttgart bei den Herren Pflaum & Comp.
vom 1. bis 20. April er.
Die Zins=Coupons ſind mit einem von den Präſentanten unterſchriebenen Ver=
zeichniß
, in welchem dieſelben nach der Reihenfolge der Obligations=Rummern aufzu=
führen
ſind, einzureichen.
Breslau, den 3. März 1873.
2015)
Directorium.

1982)

Geſucht

2002) Ein lilaſeidener Regenſchirm
mit Horngriff iſt vor einiger Zeit gegen
einen ähnlichen braunſeidenen Schirm, wahr=
ſcheinlich
in einem Laden der Ludwigsſtraße,
vertauſcht worden und wird um Umwechs=
lung
in Nr. 70 der Promenadeſtraße mitt=
lerer
Stock gebeten.

8
2NachFrankfurt a. M.
geht am 22.d. Mts. ein großer Möbel=
wagen
leer zurück; es können durch
denſelben Möbel ꝛc. billig dorthin mitge=
nommen
werden. Näheres in der Möbel=
Transport=Anſtalt von G. L. Jansen,
Brönnerſtr. 17 in Frankfurt a. M.

SWagner=Gehülfen.
25- 30 finden in Frankfurt a. M.
bei hohem Lohn dauernde Beſchäftigung.
Nähere Auskunft in der Stadt
München, große Friedber=
gerſtraße
Nr. 24 daſelbſt.

2018) Ein braves, mit guten Zeug=
niſſen
verſehenes Mädchen, das ſelbſtändig
kochen kann und mit aller Hausarbeit ver=
traut
iſt, wird mit gutem Lohn auf Oſtern
zu miethen geſucht. Eck der Wiener= und
Soderſtraße 1 erſter Stock.

füͤr ein Privat=snſtitut eine tüchtige
Lehrerin, die beſonders in neuen
Sprachen und weiblichen Arbeiten Untericht
ertheilen kann und wo möglich ſchon practicirt
hat. Freie Station, entſprechendes Honorar.
Eintritt zu Oſtern. Zeugniſſe und Photo=
graphie
ſind einzuſenden. Franko Offerten
sub Chiffre L. 6774 befördert die Annoncen=
Expedition von Rudolſ Hosse in
Frankſurl a. H.

2019) Todes=Anzeige.
Theilnehmenden hiermit die Nachricht
von dem heute erfolgten Hinſcheiden
meines Sohnes
Guſtav L. Hilger,
mit der Bitte um ſtille Theilnahme.
Wittwe L. Hilger, geb. Beckmann.
Frankfurt a. M., den 8. März 1873.

2020) Ein Mädchen, im Ausbeſſern ge=
übt
, wünſcht noch einige Tage in der Woche
beſetzt zu haben. Magdalenenſtraße Nr. 2
Seitenbau.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 14. März. 15. Vorſt. im 7. Ab.:
Das Stiſtungsfeſt. Schwank in 3 Atten von G.
v. Moſer.
Sonntag 16. März. 1. Vorſt. im 8. Abk.
Die weiße Dame. Oper in 3 Akten; Muſik von
Boieldieu. Hierauf: Die Polka vor Gericht.
Komiſches Ballet von Siems.

In den Caſematten Magdeburgs.
Von Levin Schücking.

Fortſetzung.)
Die weißgraue Geſtalt ſtreckte ihm jetzt mit ſtarkem Ketten=
klirren
die Arme entgegen und antwortete eben ſo leiſe: Wer iſt
Er? - was will Er 2u
Was ich will? - nun, Ihm einen Beſuch machen, wie
Er ſieht.
Er iſt kein Scherge, kein Verräther Zu
Frohn wollte, bevor er antwortete, ſich in die Höhe ſchwingen
und aus ſeinem Loch emporſteigen, in der menſchenfreundlichen
Abſicht, ſeinem Auerhuber Raum zu machen und ihn heranzulaſſen;
aber der Mann in Ketten flüſterte heftig und gebieteriſch: Bleib=
Er, wo Er iſt!
Will Er mich hindern zu fragte Frohn ruhig, indem er mit
einem Sprunge ſich ſo weit in die Höhe ſchnellte, um ſich auf
den von den ausgeſchnittenen Dielen gebildeten Rand des Loches
ſetzen zu können.
Meint Er etwo, die Ketten hielten mich ab, Ihm den
Schädel einzuſchlagen zu ſagte der Andere. Zugleich begann er
mit einer unglaublichen Schnelligkeit eine dicke Kette, die an ſeinem
Fuße befeſtigt war, zu löſen, dann die Hände aus zwei ſchweren,
durch eine Stange mit einander verbundenen Handſchellen zu be=
freien
, eine andere Kette, die von einem breiten Halsring nieder=
hing
, abzulöſen - und nach wenigen Augenblicken ſtand er von

allen Feſſeln bis auf das breite eiſerne Halsband befreit da, in
ſeiner Rechten die Stange mit den Handfeſſeln haltend, die in
ſeiner kräftigen Fauſt keine zu verachtende Waffe war. Er richtete
jetzt auf den fremden Eindringling einen triumphirenden Blick,
der offenbar die Bewunderung desſelben herausforderte.
Ich ſehe, daß Er wahr machen könnte, was Er ſagt," be=
merkte
Frohn erſtaunt - wie Teufel hat Er das angefangen ?"
Der Andere lachte höhniſch auf.
Ein Mann, wie ich, wird mit Allem fertig ſagte er.
Aber erſt will ich wiſſen, wer Er iſt, und wie Er in meinen
Gang gerathen iſt!!
Ich bin ein öſterreichiſcher Kriegsgefangener, verſetzte Frohn,
nenne mich von Fro n und ſtehe bei Prohaska=Dragonern. Ich
habe in der Caſematte drüben, wo ich eingeſperrt bin, Sein
Arbeiten und Wühlen unter dem Boden gehört, und habe Ihm
den Gefallen thun wollen, Ihm die Sache zu erleichtern, indem
ich Ihm entgegenkam."
Der Gefangene ſchwieg eine Weile. Dann ſagte er: Wir
wollen uns erſt mehr Licht verſchaffen, damit wir uns beſſer
ſehen können.
Mit dieſen Worten holte er aus einer Ecke ein halb nieder=
gebranntes
Talglicht auf einem niedrigen Blechleuchter hervor,
zündete es an Frohn's Laterne an und ſtellte es auf einen aus
Steinen aufgemauerten Tiſch, der ſich in der Mitte jder einen
Wand befand, dicht neben dem ſchweren eingemauerten Ringe,
von welchem die Ketten niederhingen. Zur Seite des Tiſches,

[ ][  ]

380

A52

gerade unter dem Ringe, lag auf dem Boden ein Strohſack mit
einer Decke: der Gefangene hatte, als Frohn ihn zuerſt erblickte,
darauf geſtanden, was ſeine Geſtalt um ſo größer und ſeine
ganze Erſcheinung um ſo geſpenſterhafter gemacht hatte.
Nun, kommen Sie nur aus dem Loche heraus, Herr
Camerad, und der da unter ihnen krabbelt, auch, ſagte der Ge=
fangene
, und indem er ſich ſo ſtellte, daß das volle Licht auf
ſeine Züge und ſeine Geſtalt fallen mußte, fuhr er mit einem
gewiſſen Pathos fort: Ich bin der kaiſerlich königliche Rittmeiſter
Freiherr von der Trenck!
Von der Trenck?u antwortete Frohn verwundert.
Von dem Sie gehört haben werden,, ſagte der Gefangene
mit ſtolzem Selbſtgefühl.
Frohn ſchüttelte den Kopf. Von dem Oberſten von der
Trenck, der die Panduren
Das iſt mein Vetter! Ich bin der Rittmeiſter von der
Trenck, vom Regiment Cordua=Dragoner."
Alſo auch Kriegsgefangener - und man behandelt Sie
auf ſolche Weiſe? fiel der Lieutenant von Frohn ein.
Wo haben Sie denn geſteckt in der Welt, fragte der
Andere, daß Sie von dem Rittmeiſter von der Trenck nichts
gehört haben, von dem doch, mein ich, alle Welt weiß? Ich
kriegsgefangen? Nein, Herr Camerad, ich bin ein Vogel, den
man um anderer Dinge willen in dieſen Käfig geſteckt und, weil
er durchaus nicht darin bleiben wollte, endlich mit achtundſechzig=
pfündigen
Ehrenketten behäugt hat, um ihn zu bewegen, es ſich
hier als Gaſt des großen Friedrich auf längere Zeit gefallen zu
laſſen. Aber ich kehr' mich wenig an die Ketten, und werde
mich in den nächſten Tagen bei Sr. Majeſtät beurlauben!
Weshalb legt denn der König ſo großen Werth auf Ihr
Hierbleiben, wenn ich fragen darf, Herr Camerad ?u
Das ſind Familienverhältniſſe,; entgegnete Trenck lächelnd;
Geheimniſſe zwiſchen mir und meinem Herrn Schwager. Nehmen
Sie, um die Sache in einem romantiſchen Lichte zu ſehen, an,
es hätte uns ein und dieſelbe Dame nahe geſtanden, aber mit
vorſchiedenen Gefühlen freilich auf ſeiner Seite ſeien mehr
die brüderlichen in's Spiel gekommen
Frohn blickte überraſcht den mit einem eigenthümlichen Tone
von Renommiſterei ſprechenden Gefangenen an. War der Menſch
am Ende doch ein Wahnſinniger ? Aber nein, er fuhr mit voll=
ſtändiger
Ruhe und Klarheit zu reden fort: Glauben Sie etwa
ich ſei ein Aufſchneider? Nun, es ſteht bei Ihnen. Ich wüßte
nicht, weshalb ich mich darum ereifern ſollte. Ich bin der beſte
Soldat im Heere des Königs geweſen. Jetzt ſorgt der große
Friedrich, der ja leidenſchaftlicher Liebhaber der Philoſophie und
der Philoſophen iſt, dafür daß ich mich hier auch zu einem Welt=
weiſen
wie Sokrates ausbilde. Gewiß, um mich dann zum Präſi=
denten
ſeiner Akademie zu machen. In der That, wenn dies
ſeine Abſicht iſt, ſo habe ich in den neun Jahren, die ich hier
zugebracht, derſelbeu glänzend entſprochen Ich kann Ihnen meine
Schriften zeigen, meine Gedichte, alle mit meinem Blut geſchrieben
ſie werden mehrere Foliobände füllen - aber davon ein
andermal, in dieſem Augenblicke wollte ich Ihnen nur andeuten,
daß meine Philoſophie darüber erhaben, was ein kaiſerlich könig=
licher
Lieutenant von Prohaska=Dragonern von mir denken mag!
(Fortſ. folgt.)
Mittheilungen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 14. März. Bei dem dermalen dahier ſtattfindenden
Einjährigen=Examen werden geprüſt die Aspiranten aus den 1853r, 54r,
55r und 1856r Jahrgüngen.
Von 25 Candidaten aus dem 53r Jahrgang ſind beſtanden 18. von
49 Angemeldeten aus dem 54r Jahrgang dagegen nur beſtanden II. Der
1855r und 56r Jahrgang kommt heute an die Reihe.
Die Stadt hat den Feldmäuſen den Krieg erklärt und ſind
zu deren Vertilgung von Erſterer bereits Räucheröfen beſtellt nach, von dem
landwirthſchaftlichen Verein empfohlenen Muſter.
Der Verſchönerungsverein läßt gegenwärtig in der unteren
Annaſtraße eine Baumreihe anpflanzen und einen maſſiv in Eichenholz aus=
geführten
Ausſichtsthurm auf dem Glasberg errichten,

Herr F. Dieſenbach, Subredacteur, der Darmſtaͤdter Zeitung
wird mit dem 1. Mai in die Redaction des Frankfurter Journals eintreten.
Frau Dr. Diefenbach ſtarb am 12. ds. in Folge eines Herzſchlages,
der ſie Tags vorher betroffen, nachdem ihre Berufsgenoſſin, Frau Elbert
kaum 8 Tage vorher ebenſalls in Folge eines Schlaganfalls geſtorben war.
Der ausgezeichnete Baſſiſt Scaria von Wien wird Donnerſtag
den 20. in Robert und Sonntag den 23. d. Mts. in Euryanthe dahier
auftreten.
Zu der auf Sonntag den 16. d. M. zur Gründung eines
Thierſchutzvereins für das Großherzogthum Heſſen im Bankett=
ſaale
der Freimaurerloge (Sandſtraße 18) um 11 Uhr anberaumten Ver=
ſammlung
haben nicht allein die bereits beigetretenen zahlreichen Mitglieder
Zutritt, ſondern auch alle Diejenigen, welche, ohne Mitglied werden zu wollen,
Intereſſe für ſolche humanen Beſtrebungen haben. Es handelt ſich um die
Gründung eines Vereins der tiefer in das moraliſche, pädagogiſche, natur=
hiſtoriſche
, landwirthſchaftliche, ſanitäre Gebiet wie in den geſammten Haus=
halt
der Natur eingreift, als es mit dem erſten Blick, den Anſchein hat, den
aber auffallender Weiſe mit Ausnahme eines Localvereins in Offenbach,
das Großherzogthum bis jetzt noch entbehrt, das doch ſonſt auch in Gründ=
ungen
ſolcher Art nie zuruckbleibt. Schon ſeit vielen Jahren üben die
Thierſchutzvereine in den deutſchen und europäiſchen Staaten, man kann
ſagen, in allen Ländern der Erde eine ungemein ſegensreiche Wirkſamkeit
aus und haben bereits von Zeit zu Zeit internationale Vexſammlungen wie
in London, Zürich ꝛc. abgehalten. Nach ſtatiſtiſcher Zuſammenſtellung gibt
es im Augenblick über hundert ſolcher Vereine in allen Theilen der Erde;
im deutſchen Reich allein über 40; wir führen die thätigſten auf:
Altenburg, Berlin (2). Bremen, Breslau, Cannſtadt, Caſſel, Danzig,
Dresden, Elberfeld, Frankſurta. M., Freiburg im B. Görlitz, Ham=
burg
, Hannover, Harburg, Heidelberg, Jena, Kiel, Königsberg. Leipzig,
Lübeck, Mannheim, München (Protektor S. M. der König, erſter Vorſtand
S. K. H. Prinz Adalbert, zweiter Vorſtand Staatsrath von Zwehl), Neu=
Brandenburg, Oppeln, Roſtock, Schwerin, Schleswig, Stettin, Stuttgart,
Weimar ꝛc.; in der öſterreichiſch=ungariſchen Monarchie 10, die vorzüglichſten
in Graz Linz, Prag, Peſth, Teplitz. Trieſt, Wien; in Großbritannten und
Irland 13: in Birmingham, Briſtol, Belfaſt, Cheſterſhire, Dublin,
Edinburgh, Glasgow, Hull, Leeds, London, Leiceſter, Liverpool,
Mancheſter; in Italien 8. in Neapel, Palermo, Turin, Venedig; in
Frankreich 2. zu Lyon und Paris: in Schweden und Norwegen 3: Bergen,
Chriſtiania, Stockholm; in Dänemark 11 in Kopenhagen; in Holland
2. in Haag und Utrecht; in Rußland 5: in Mitau, Odeſſa, St. Peters=
burg
, Riga, Warſchau; in Belgien zu Brüſſel; in der Schweiz 12. in
Aarau, Baſel, Bern, Genf, Lauſanne, Luzern, Neuſchatel, Schaffhauſen,
Thurgau, Bevey, Winterthur, Fürſch. In Afrika beſtehen 2 Vexeine: in
Algier und Oran; in Amerika 10: zu Boſton, Chicogo, New=York
Piladelphia, St. Johns, St. Francisco in Californien; in Afien zu
Calcutta; in Auſtralien zu Melbourne. Die drei beabſichtigten heiſiſchen
Provinzialhauptvereine mit den nach und nach entſtehenden Zweigvereinen
(bei 60 Mitgliedern kann ſich ein Provinzialzweigverein bilden) zu Darm=
ſtadt
, Gießen und Mainz haben in dem Centralbüreau zu Darmſtadt ihren
vereinigenden Mittelpunkt. Jährlich werden zwei Generalverſammlungen
leine zur Vertheilung der Prämien, die andere für Ordnung der inneren
Angelegenheiten) abwechſelnd in den verſchiedenen Städten des Landes
ſtattfinden. Der jährliche Beitrag beziffert ſich auf die geringe Summe
von 18 Kreuzer um den Beitritt Allen möglich zu machen. An Geſchenken
wird es dem Verein nicht ſehlen. Sein officielles Organ wird die zu Dres=
den
erſcheinende Thierſchutzeitung Androklus; ſein. Namentlich rechnet
auch der neue Verein auf die Mitgliederſchaft der Frauen und Jungfrauen,
die ſich an anderen beſtehenden Vereinen, namentlich in Deuſchland, England
und Amerika höchſt wirkſam betheiligen.
Im Dresdener Calculator- lieſt man folgendes Bauarbeiter=
geſuch
: Es werden Maurer und Zimmerleute unter folgenden Beding=
ungen
geſucht: 1) Der Mann erhält 3 Thlr. Tagelohn nebſt freier Beköſti=
gung
, Bier und Cigarren. 2) Die Arbeiter werden per Omnibus nach dem
Bauplatz und von dort nach Hauſe gefahren. 3) Die Arbeit beginnt früh
um 8 Uhr, wo die Leute Caffee mit Sahne und Zucker erhalten. Wer
Thee trinkt, kann ſich Milch oder Rum dazu nehmen. Es wird dabei
friſcher Käſekuchen oder Semmel verabreicht. Wer ſich dieſelben ſchmieren
will, erhält dazu Bntter, Gänſefett, Fiſchthran oder Wagenſchmiere, ganz
uach Guſto. 4) Von ½10- 10 wird Thee mit Rum ſervirt. Dazu gibt
es weiche Eier, Caviar, Sardellen, Cervelatwurſt, rohen Schinken und
Schweizerkäſe. Der Polier lieſt dabei die Dresdener Nachrichten: vor.
5) Von 12-2 wird zu Mittag geſpeiſt, Hinſichtlich der ländlichen Ver=
hältniſſe
kann nur Suppe, Rindfleiſch mit Gemüſe, Braten und Salat,
Mehlſpeiſe, Butter, Käſe und Brod gegeben werden. Der Mann erhält
3 Liter Lagerbier dazu und zum Deſſert ein Glas Kümmel und Cognac.
6) Von 14 bis 4 wird Caffee getrunken, dazu friſcher Kuchen. 7) Um
6 Uhr iſt Feierabend und wird ein Imbiß von kaltem Braten, Wurſt,
Schinken, Häringen, Bricken oder geräuchertem Lachs genommen, wozu der
Mann 3 Liter Lagerbier oder eine halbe Flaſche Doppelkülmmel erhült.
8) Jeden Morgen werden pro Mann 8 Cigarren und ¹⁄ Pfund Rauch=
tabak
reſp. Schnupſtabak vertheilt; dazu ein Feuerſtein und Schwamm.
9) Von 4-6 ſpielt eine Militärkapelle. Außerdem liegt ein Faß Bier
zum beliebigen Gebrauche bereit. Wir hoffen daß wir unter ſolchen Be=
dingungen
die genügende Zahl Arbeiter finden und daß dieſelben ſich nicht
verleiten laſſen zu ſtricken. Das Comite.

Redactlon und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.