Darmstädter Tagblatt 1873


28. Januar 1873

[  ][ ]

2

136. Jahrgang.

Abonnementspreis
2fl. 48 kr. jährl. incl. Bringer=
lohn
. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
entgegengenommen zu 50 kr. pro
Quartal inc. Poſtaufſchlag und
Beſtellgebühr.

Inſerate
werden angenommen: in Darm=
ſtadt
von der Expedition. Rhein=
ſtraße
Nr. 23, in Beſſungen
von Friedrich Blößer, Friedrich=
ſtraße
Nr. 7. ſowie auswärtz
von allen ſoliden Annoncen=
Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Kreisamtes Darmſtadt.

Dienſtag den 28. Januar

18T3.

670)
B e k a n n t m a ch u n g.
Die Stelle des dirigirenden Arztes an unſerem ſtädtiſchen Hospital iſt infolge
Uebertritts deren derzeitigen Inhabers in den Staatsdienſt erledigt und alsbald wieder
zu beſetzen. Wir laden concurrenzfähige Bewerber ein, ihre Geſüche, unter Beiſchluß
der nöthigen Zeugniſſe, bis längſtens 10 Februar d. J. bei uns einzureichen. Das
mit der Stelle verbundene Einkommen beträgt 1250 fl. in Geld, nebſt Genuß freier
Wohnung und Hausgarten. Die Dienſt=Inſtruction iſt bis zum Termin bei zuns
offen gelegt.
Darmſtadt, den 24. Januar 1873.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
eis
EArtarras

506) Oeffentliche Ladung.
Das Vermögen des entwichenen Zimmer=
meiſters
Ludwig Sänger von Ernſthofen
iſt nach dem aufgenommenen Vermögens=
Verzeichniſſe überſchuldet. Es werden da=
her
ſowohl bekannte wie gerichtsunbekannte
Gläubiger zur Anmeldung ihrer Forderungen
und zum Güteverſuch auf:
Mittwoch den 12. Februar 1873,
Vormittags 10 Uhr,
unter dem Anfügen geladen, daß die nicht=
erſcheinenden
, oder nicht genügend vertrete=
nen
Gläubiger als den Beſchlüſſen der
Mehrheit beitretend angeſehen werden ſollen.
Darmſtadt, den 10. Januar 1873.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Piſtor,
Klingelhöffer,
Stadtrichter. Stadtgerichts=Aſſeſſor.
pL
Verſteigerungen.
592) Bekanntmachung.
Die zum Schuldenweſen des Wilhelm
Spamer gehörige Ladeneinrichtung mit
Glasſchrank und Gefach, ſodann Kurzwaa=
ren
, Wolle und Baumwolle, Samtband und
Lützen, Seide und Rollenzwirn, Stramin
und Stickereien, eine Parthie Parfümerien,
wollene Kinderjäckchen, Handſchuhe, eine
große Parthie Baſchlik und Kaputzen, ſowie
alle ſonſtigen zum Kurzwaarengeſchäft ge=
hörigen
Vorräthe; ferner Schreibmaterialien
und Portefeuillewaaren, ſollen nächſten
Donnerſtag den 30. Januar d. Js.
Vormittags 9 Uhr

in deſſen Wohnung, Eck der Hügel= und
Schützenſtraße Nr. 21, gegen Baarzahlung
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 22. Januar 1873.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Verntheiſel.

Arbeits=Verſteigerung.
Samſtag den 1. Februar d. J., des
Nachmittags um 3 Uhr, wird die bei Er=
bauung
einer neuen Brücke auf dem Groß=
herzoglichen
Cabinetsgute Kranichſtein, am
ſog. Amoſenteiche, vorkommende Maurer=
arbeit
, veranſchlagt zu 268 fl. 29 kr., an
die Wenigſtnehmenden auf Ort und Stelle
öffentlich vergeben.
Darmſtadt, am 21. Januar 1873.
Der Großherzogliche Wieſen=Commiſſär.
595)
L. Erb.

671)
Bekanntmachung.
Die heute abgehaltene Holzverſteigerung
iſt genehmigt.
Die Abfuhrſcheine können am 31. d. M.
bei Großh. Rentamte Darmſtadt in Em=
pfang
genommen werden.
Ueberweiſung und erſter Fahrtag am
1. Februar. Bis 15. Februar muß alles
Holz abgefahren ſein. Vom 3. bis 8. Febr.
iſt das Thor an der Steinbrückerteichſchneiße
von Morgens 7 Uhr bis Abends 5 Uhr/
offen.
Steinbrückerteich, den 27. Januar 1873
Großherzogl. Oberförſterei Steinbrückerteich.
v. Schenckz. S.

Main=Neckar=Eiſenbahn.
Material=Lieferung für das Jahr
372)
1873.
Die Lieferung der nachverzeichneten Ma=
terialien
, als:

30 Cub=Met. Buchen=Scheitholz, 900 Tannen=Scheitholz, 6000 Centner Schmiedegries, 200 Kilo Antimonium, 2200 Bandeiſen, 3200 Blockblei, 2800 Blockzinn, 450 Blockzink, 780 Drahtſtiften, 800 Groß Holzſchrauben, 1550 Kilo Kupferblech, 4450 Rundkupfer, 300
Meter. Meſſingdrahtgewebe, 44000 Stück Schraubenmuttern, 20 Met. 8 Emtr. dicke Ahorndiele, 10 Birnbaumdiele, 23 Buchendiele, 50 10 Eichendiele, 60 9
80
8
350 6
300
5
130 4
10 3
10 25
300 lf. Meter Eichendiele zu Wagen=

tritten,
Eichendiele zu Waſſer=
600

leiſten,
100 Met. 9 Emtr. dicke Eſchendiele,

50 8 550 10 Pappeldiele, 6 5 Nußbaumdiele, 1340 5
Kieferndiele, 16 15 dickes Rüſternholz,

12 Cub.=Meter eichene Wagenſchwellen,
10500 Kilo Brennöl,

2400 Leinöl, 24500 Maſchinenſchmieröl, 8000 Getroleum, 6400 Putzöl, 24400 Repsöl, 740 Talg, 1200 Terpentinöl,

36

[ ][  ][ ]

130

370 Kilo Hanf, 300 Maſchinenriemenleder, 850 Mennige, 290 Plombirkordel, 12100 Putzwerg, 13500 Blatt Schmirgel=Leinwand, 70 Kilo Schwämme, 1500 Soda, 130 Stärke, 600 Dextrin 500 Kupfervitriol,

ſoll ſubmiſſionsweiſe vergeben werden. Die
verſiegelten und genau anzugebenden Gebote
ſind, ſoweit erforderlich ſammt Muſter bis,
zum 4. Februar d. J., Vormittags 10 Uhr
mit der Aufſchrift Material=Lieferung be=
treffend
; bei unſerer Kanzlei einzureichen,
in welchem Termine die Eröffnung der
Submiſſionen Statt findet, welcher die
Submittenten anwohnen können.
Muſter und Bedingungen liegen bei un=
ſerer
Material=Verwaltung dahier vom 27.
l. Mts. an zur Einſicht bereit; auch können
die Bedingungen bei den Material= Ver=
waltungen
Frankfurt und Heidelberg einge=
ſehen
werden.
Darmſtadt, den 23. Januar 1873.
Die Bahn=Verwaltung:
Geſſner.

Bekanntmachung.
673) Dienſtag den 4. Februar 1873,
Vormittags 10 Uhr, ſollen in den Maga=
zinen
des Proviant=Amts zu Darmſtadt
Waizen= und Roggenkleie, ſowie Fußmehl,
Heuſaamen und Strohabfälle, nach den vor
der Verſteigerung bekannt gemacht werden=
den
Bedingungen gegen gleich baare Zahlung
öffentlich verſteigert werden.

Holz=Verſteigerung.
Traiſa.) Donnerſtag den 30. Jan.
l. J. Vormittags 9 Uhr beginnend werden
im Traiſaer Gemeindewald, Diſtrict Dip=
pelshofwald
, nachbezeichnete Holzſortimente
und zwar:

92 Raum=Meter buchen Brügelholz, 46 eichen 6 liefern 2 Scheidholz, 2 Stockholz, 50 buchen 14½ Hundert Wellen, eichen 3½ kiefern

verſteigt.
Traiſa, den 24. Januar 1873.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Traiſa.
Mahr.
674)

Feilgebotenes.
9675) In der Neuſtadt
iſt ein Haus mit Garten zu ver=
kaufen
. Näheres bei der Expedition.

M. 19

9753a) Unterzeichneter beehrt ſich mit Gegenwärtigem anzuzeigen, daß er ein
Lager in Wagenfett, Schuh=, Brauer= Bürſten=8 Schwarzvech, Eiſen=
lack
, Theeröl, präparirtem Theer für Dächer=Anſtrich ꝛc. unterhält und alle
dieſe Fabrikate in vorzüglichſter Waare zu entſprechend billigen Preiſen verkauft.
Muſter ſtehen zu Dienſten.
H. Holter,
Eck der Wald= u. Caſernenſtr., gegenüber der neuen Glterhalle
416)
H ä u ſ e r
Banplätze und ſonſtige Liegenſchaften ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
J. Knipp, Hügelſtraße Nr. 16.

meine

558) Hiermit die ergebene Anzeige, daß ich wegen Geſchäftsveränderung
ſammtlichen Bar-vonures, bamen, zeaern 6to.
zum Einkaufspreis ansverkaufe und lade zu deren Anſicht gef. ein.
Havie Wiruslilt,
Ernſt=Ludwigsplatz 4, erſte Etage.

675)
Forbacher Formziegeln.
Dieſe Ziegelſorte wurde bis jetzt noch von keiner anderen übertroffen; ſie erſetzt ſogar
die Schiefern, da ſie durch ihre vortheilhafte Conſtruction und gute Qualität voll=
kommen
gegen Regen, Schnee und Sturm ſchützt; auch wird ſolche von den ſeitherigen
vielen Abnehmern für ganz billig gefunden. Lieferungen in Waggonladungen zum Fabril=
preis
durch A. Heppel, Agent zu Worms.
0
3
2
HSlamdisch Hoos-Pasta,
vorzügliches Mittel gegen Huſten und Heiſerkeit
von Apotheker Carl Eugelhard
in Frankfurt a. M.
Preis per Schachtel 21 kr.
bei Apotheker E. Sexiha in Darmſtadt.

5081) Ein 1½ ſtöckiges Wohnhaus
in geſunder Lage mit Hofraum, Garten u.
Pumpbrunnen ꝛc. unter günſtigen Bedingungen
zu verkaufen. Näheres in der Expeditton.

9667) Neue Kleider= und Küchen=
ſchränke
ſind im Beſſunger Heerdweg 39
zu verkaufen.

39) Alle, welche mit den peinvollen
Leiden der
Hämorrhoiden,
ſowie überhaupt Unterleibsbeſchwerden
behaftet ſind, finden zuverläſſigen Rath
und ſichere Hülfe durch das Buch:
Die Hämorrhoiden u. ihre Beſeitigung.
Von Dr. Wilz. Preis 21 kr.
Vorräthig in jeder Buchhandlung, in
Darmſtadt bei Rühl &a Rettig.
Das Kohlen=Geſchäft
von
9514
W. Hoflmann
lieſert: Fettſchrot,
Knabbelkohlen ſauſtgroße Stücke),
Stückkohlen,
Braunkohlen
in beſter Qualität zu billigen Preiſen.
Beſtellungen werden Grafenſtraße 18 u.
Kirchſtraße 25
entgegengenommen.

Englische Drops,
Pine Apple, Raspberry, Stranberry
ſind wieder vorräthig bei
C. I. Hubor & Cöhne,
300) Großherzogl. Hof=Lieferanten.

China-Wasser.
5
das ächte Ean de quinine von Ed. Pinaud
gegen das Ausfallen der Haare, zur Reini=
gung
des Kopfes von Schuppen und zur
Stärkung des jungen Nachwuchſes der Haare.
Pomade moelle de Boeuf au quinino,
3 Ochſenmarkpomade mit Chinin,
unterſtützt wirkſam den Erfolg des China=
Waſſers und wird da allein mit gleichfalls
gutem Erfolg zur Stärkung des jungen
Nachwuchſes angewandt, wenn man ſich
durch Waſchungen zu leicht den Kopf er=
kälten
könnte. Aecht zu haben bei
W. Schäſer Hoftheater=Friſeur,
Wilhelminenſtraße 23,
gegenüber Herrn Hornmann.

Zur Winter=Saiſon
G
ſempfehle: von friſchen Blumen gebundene
Bouquets jeder Form, Arrangements von
Blumentiſchen und Vaſen, ſowie Decora=
tionen
aller Art bei Feſten.
9624) Heinrich Noack in Beſſungen.

[ ][  ][ ]

A19.

r ein

nd alle

uterhalle

16.
rung
0.

ſogar
voll=
rigen

abril
18.

adt.

IV

Ill=

de=
pra

en

677)
BISl
Das auf den Teichen der Darmſtädter
Actien=Ziegelei im ſ. g. Ziegelbuſch ſich er=
gebende
Eis iſt zu verpachten. Näheres au
dem Büreau der genannten Geſellſchaft,
Kranichſteinerſtraße, zu erfahren.
370) Täglich friſche Kreppel bei
Herrmann, Eliſabethenſtraße 46
426) Ein Garten im Hohlenweg iſt
zu verkaufen. Näheres in der Expedition.
1
in verſchiedenen
- Brennholz Sorten, kein
gemacht.
Nr. 47 Rheinſtraße.
372) Die erwartete Sendung
SchweizerSchmelzbutte:
prima Qualität iſt ſoeben eingetroffen.
Herrmann, Eliſabethenſtraße 46.
616) Ein noch beinahe neue Pelüſche
Garnitur zu verkaufen. Soderſtraße 12.
8 Schweizer EislII
Wir nehmen Aufträge entgegen auf
waggonweiſe Lieferung von reinem Bergſee=
Eis in Blöcken von 2 bis 2½ Ctr. zu bil=
ligen
Preiſen.
in Worms
Jonny & Lüdlehins a. Rh.
677a) Ein Sopha mit 6 Stühlen, ein
Secretär, ſehr elegant, verſchiedene Schränke,
Bettſtelle mit Federmatratze, div rie Schränke,
Tiſche, Spiegel, ein Dienſtbotenbett, Flaſchen,
Krüge ſind zu verkaufen.
Eck der Grafen= und Wieſenſtraße 2.
678) Ein runder Urneofen und ein
Ladentiſch billig zu verkaufen.
Mühlſtraße 24 eine Stiege hoch.
Englische Speckbückinge zum Roheſſen,
Süsse Honlkendamer Bucklnge zum Braten
G. P. Potho,
679)
vormals J. J. Henigſt.
680) Hochſtraße 38 ein geſunder Nuß.
baum=Stamm für Schreiner u. Dreher
zu empfehlen.
G.

Vermiethungen.
7441) Ein möblirtes Zimmer in der
Manſarde iſt zu vermiethen und ſogleich zu
beziehen. Marktplatz Nr. 12.
7967) Kirchſtraße 8, 2. Stock ein fein
möblirtes Zimmer.
8313) Ein ſehr freundliches, gut möblirtes
Zimmer ſofort zu vermiethen. Eliſabethen=
ſtraße
Nr. 62 dritte Etage.
8416) Ludwigsplatz Nr. L, zwei
Zimmer zu vermiethen.
8658) Ein kleiner Laden ohne Woh=
nung
am 17. Februar 1873 zu vermiethen
H. Noack, Ludwigsplatz Nr. 1
8685) Hügelſtraße 37 Zimmer und
Kabinet möblirt zu vermiethen.

9466) Ein kleiner Laden, ſowie zwei kleine
Wohnungen ſind zu vermiethen.
Wo? ſagt die Expedition d. Bl.
9478) Ein Logis im 2. Stock, 4 Zim
mer, Küche und Magdſtube zum 1. Januar
zu beziehen. Zu erfragen bei
L. Preuß, Kaufmann, Ernſt=Ludwigſtr.
9521) Mauerſtraße 14 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen.
9548) Ein Zimmer mit 2 Betten und
Koſt. Schloßgaſſe 2.
AAAAAAAUUAUAAAAAAUAAN
E 9768) Zwei ſchöne möblirte Zim= F
4
mer, parterre, mit ſeparatem Eingang,
8
4 Promenadenſtraße 10 zu vermiethen. H
REAARTARARATARRARRRAA4
45) Beſſunger Carlſtraße Nr. 5 iſt der
mittlere Stock, beſtehend aus 5 Zimmern,
Mitgebrauch der Waſchküche und des Bleich=
platzes
, zu vermiethen und bis den 1. April
zu beziehen.

115) Ein möblirtes Zimmer.
Alexanderſtraße 7.
165) Karlſtraße Nr. 32 iſt ein Man=
ſarden
=Logis zu vermiethen.
228) Ein ſchön möblirtes Zimmer Par=
terre
, auf die Straße gehend, iſt auf den
1. oder 15. Februar zu vermiethen.
Bernh. Felmer, Glaſermeiſter
Hölgesſtraße 8.
230)
Beſſungen.
Eck der Weinberg= und Friedrichſtraße
ein ſchönes Logis zu vermiethen bei
Bäcker Breitwieſer.
315) Kiesſtraße 27 ein vollſtändiges Lo=
gis
, beſtehend aus 4 Zimmern und allen
ſonſtigen Bequemlichkeiten im Februar d. J.
beziehbar.
Ehendaſelbſt ein Manſarden=Logis, 2 Zim=
mer
, Cabinet u. Küche ſogleich zu beziehen.
W. Engelter.
316) Ein ſehr gut möblirtes Zim=
mer
mit ſchöner Ausſicht und ſeparirtem
Eingang iſt gegenüber dem Gaſthof zum
Prinzen Carl, Ecke der Schul= und der
Kirchſtraße (Kirchſtraße Nr. 27 im oberen
Stock) zu vermiethen.
322) Stallung für 2 Pferde nebſt Bur=
chenſtube
gleich zu vermiethen. Marienpl. II.
323) Ein freundliches Logis zu vermiethen.
bei Schreinermeiſter Balkner, Kiesſtr. 24.
442) Ein möblirtes Zimmer nebſt Ca=
binet
zu vermiethen. Eliſabethenſtraße 25
zweiter Stock.
444) Ein elegant möblirtes Zimmer im
mittleren Stock zu vermiethen und gleich
zu beziehen. Markt 7.
445) In meinem Hauſe, Stiftſtraße 65
iſt der 2. Stock, beſtehend aus 5 Zimmern,
Küche, Magd= und Bodenkammer, zu ver=
miethen
u. zu beziehen M. Maringer,
Nieder=Ramſtädter Str. 42.
446) Zwei möblirte Zimmer zu vermiethen
und gleich zu beziehen. Eliſabethenſtraße 28.

131
451) Bleichſtraße Nr. 40 iſt ein Zim=
mer
mit oder ohne Möbel zu vermiethen
und ſogleichäzu beziehen.
461) Ein ſchön möblirtes Zimmer, gleich
beziehbar. Mathildenplatz 11, 1. Stock.
455) Ein in angenehmer Lage ſchön
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
Näheres in der Expedition.
514) Ein unmöblirtes Zimmer zu ver=
miethen
und gleich zu beziehen.
Louiſenſtraße 40 zwei Stiegen hoch.
515) Obere Hügelſtraße 13 parterre ein
Logis, 2 Zimmer mit 2 Entreſols, Küche ꝛc.
Ferner: Große Werkſtattsräumlichkeiten
und Schoppen, zu jedem Geſchäft paſſend.
b17) Ein ſchönes Zimmer fein
möblirt, ſogleich zu vermiethen.
Martinſtraße Nr. 8.
562) Ein möbl. Zimmer an 1 oder 2
Herren zu vermiethen. Pankratiusſtr. 16.
ALURTTAARRRRRRURATTI3
8 563) Heinrichſtraße Nr. 100 die Par=
A terre=Wohnung, 5 Piecen mit allem ?
2
4 Zugehör Anfang Mai zu beziehen.
8 Im oberen Stock anzufragen.
49)
¼
BATAATTAUTTTTTRTAINN
564) Promenadeſtraße Nr. 29 ſind zwei
Zimmer zu vermiethen mit oder ohne =
bel
und gleich zu beziehen.
565) Ein ſchön möblirtes Zimmer zu
vermiethen und gleich zu beziehen. Zimmer=
ſtraße
Nr. 2 parterre.
566) Heinrichſtraße 75 parterre iſt ein
ſehr freundliches möblirtes Zimmer zu verm.
628) Ein Schlafzimmer zu vermiethen
Zimmerſtraße Nr. 2 in der Manſarde.
640) Ein Zimmer iſt an ein einzelnes
Frauenzimmer zu vermiethen. Zu erfragen
Langegaſſe 45.
647) Im 2. Stock meines Hauſes ein
Logis zu vermiethen u. bis 1. März zu be=
ziehen
. Fr. Hauff, Schloßgraben Nr. 3.
648) Louiſenſtraße 40 ein möblirtes
Zimmer, nach Wunſch gleich zu beziehen.
F. Rabenau.
649) Ein möblirtes Zimmer, Parterre,
zu vermiethen, Nieder=Ramſtädterſtraße 26.
681) Ein möblirtes Zimmer ſofort zu
vermiethen. Eliſabethenſtraße 1 Seitenbau.
682) Ein möbl. Zimmer 1. Febr. beziehbar.
Bleichſtraße 50. Reſtauration Weber.
8 (Fcke der Wald= und Weinbergſtraße
c5 L Nr. 16 zwei ſchön möblirte Zim=
mer
zu vermiethen.
684) Mauerſtraße 30 iſt im 2. Stock
ein Logis von 3 Zimmern mit allen Be=
quemlichkeiten
zu vermiethen.
685) Frankfurterſtraße Nr. 32 iſt der
halbe untere Stock, beſtehend aus 8 Zim=
mern
, Küche ꝛc., zu vermiethen.
686) Bel Etage 1 Logis: 6 elegante
Zimmer, Küche, Kammern, Trockenboden,
gleich beziehbar, mit ſchöner Ausſicht.
Wendelſtadtſtr. 22. Näheres im 3. Stock.

[ ][  ][ ]

132
9687) Wendelſtadtſtraße Nr. 22, bel Etage,
iſt die von Hrn. Major Stock gemiethete,
durch deſſen Verbleiben in Mainz vacante
Wohnung alsbald anderweitig zu vermiethen.
Dieſelbe beſteht aus 6 elegant tapezierten
Zimmern, abgeſchloſſenem Vorplatz, 2 Man=
ſarden
. 2 Kellerräumen, Mitgebrauch der
Waſchküche u. des Trockenbodens. Mieth=
preis
450 fl. mit beliebigem Eintritt
in den ſehr günſtigen Mieth=Contract. Zur
Beſichtigung der Wohnung adreſſire man
ſich Promenadenſtraße Nr. 25.

M19.

Renten= u. Lebens=Verſicherungs=Anſtalt zu Darmſtadt.
Die Verzinſung der bei unſerer Anſtalt hinterlegt werdenden Gelder beginnt künftig
und bis auf Weiteres vom Tage nach der Einlage an und findet auch als=
dann
ſtatt, wenn dieſe Gelder nur zwei Monate lang der Anſtalt belaſſen werden.
Darmſtadt, den 31. Dezember 1872.
9774)
Die Direction.
651)

Lokal=Gewerbverein.

Vermiſchte Nachrichtey.
WWohnungs=Veränderung.
Unterzeichnete wohnt vom 29. Ja=
nuar
1873 an Mühlſtraße Nr.8
neben Hrn. Zimmermeiſter Ruths.
H. Soldan, Geburtshelferin.
10
(Ein guter bürgerlicher Mittags=
8
2 tiſch. Weinbergſtr. 23 parterre.
ENinnnaahiA,
114) Ein Hinterhaus, das ſich für
ein Magazin eignet, mit etwas Hof=
raum
oder eine ſonſtige paſſende Räum=
lichkeit
wird per März oder April zu
miethen geſucht. Von wem? ſagt die
Expedition d. Bl.

382) Ein Mädchen aus guter Famille
kann angenehme Stelle haben im Geſchäfte
bei
D. Faiz.

494) Ein Küfer, tüchtig in Kellerarbeit
und Faßflicken, findet dauernde Beſchäftigung.
Wo? ſagt die Expedition.

h1 eine tchtige Einlegerin
=Geſuazt jur Schon=u. Widerdruck.
Näheres in der Exp.

550) Einen Lehrling ſucht gegen Lohn
die Handelsgärtnerei von K. Arheilger.
583) Ein braves ſolides Mädchen, das
einer kleinen Haushaltung hinlänglich vor=
ſtehen
kann, wird gegen guten Lohn geſucht.
Näheres Grafenſtraße 13 bel Etage.
666) Ein anſtändiges Mädchen geſetzten!
Alters wünſcht ſich in einem Laden, gleich=
viel
welches Geſchäft, zu placiren. Marien=
platz
Nr. 12.

(Vin geübter erſter Scribent ſucht
C= dauernde Beſchäftigung.
Näheres in der Expedition ds. Blattes.

Ein tüchtiger Maſchinenmeiſter
findet ſofort Condition in
H. L. Brönner's Druckerei in
690) Frankfurt a.M.
691) Dieburgerſtraße 44 eine weiß und
ſchwarze Katze abhanden gekommen. Dem
Wiederbringer eine Belohnung.

Sitzung Donnerſtag den 30. Januar, Abends 8 Uhr, im oberen
Saal der Winter'ſchen Brauerei. Tagesordnung: Beantwortung der durch
den Fragekaſten eingelaufenen Frage: Wie ſteht es mit der Waſſerfrage in hieſiger
Stadt; wie weit iſt ſolche vorgeſchritten? Es wäre ſehr wünſchenswerth, wenn ein
Vortrag in dieſer Verſammlung nähere Auftlärung über den gegenwärtigen Stand dieſer
Frage und auch darüber geben könnte, wie lange es noch dauern kann, bis eine Waſſer=
leitung
alle Häuſer hieſiger Stadt verſorgt. Auf Wunſch des Vorſtandes hat Herr
Oberſt Becker das Referat über dieſe Frage übernommen.
Das Lokal wird um 7½ Uhr geöffnet; die neueſten Rummern der Zeitſchriften ꝛc.
ſind aufgelegt. Der Fragkaſten iſt am Eingang des Saals aufgeſtellt und wird zur
Benützung empfohlen.

681) Darmſtädter Volksbank, e. G
Vom 1. bis 15. Februar d. J. werden die Zinſen der Spareinlagen für
1872 ausbezahlt und zwar in den Vormittagsſtunden von 9-12 Uhr und Na ymittags
von 3-5 Uhr. Die bis zum 16. Fehruar nicht erhobenen Zinſen werden den Capi=
talien
beigeſchrieben und weiter mit denſelben verzinſt, auch wenn uns die Einlage=
Der Vorſtand.
büchelchen nicht vorgelegt werden.

485)

In der

Dampfholz=Schneiderei

von

Ludwig Sohupp, obere Heinrichſtr.,
lönnen Stämme zum Schneiden bei vorheriger Anmeldung angefahren, auch kann eine
große Parthie Schwarten zu Gartenzäunen ſteckenweiſe abgegeben werden.
653)
Vereinigte Geſellſchaft.
Mittwoch den 29. Januar 1873 Abends 8 Uhr Ball.
Ballkarten für fremde Herrn, ſowie Karten für die Damen= und Herrn=Gallerien
werden an demſelben Tage von 3-5 Uhr auf ſchriftliches oder perſönliches Anfordern
der zur Einführung berechtigten Mitglieder (88 10, 13 und 16 der Statuten) aus=
gegeben
. Das obere Local wird um 7 Uhr geöffnet.
Darmſtadt, am 23. Januar 1873.
Der Ausſchuß der Vereinigten Geſellſchaft.

2898)

H ä u f e r
in den beſten Lagen, mit und ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchönen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
M. Neuhtaht. Aexanderſtr s.

Ene gute Köchin geſucht.
Marktplatz 4 im erſten Stock.

693) Ein Mädchen, im Kleidermachen
gründlich erfahren, nimmt noch Arbeit an
inju. außer m Hauſe. Rückertſtr. 10 Beſſungen.
694) Ein kräftiger Mann, der über ſeine
bisherige Führung gute Zeugniſſe beibringer
kann, erhält bei gutem Lohn dauernde Be=
ſchäftigung
in der Buchdruckerei von
H. Brill.

695) Ein Tuch gefunden, kann gegen
die Einrückungsgebühren in Empfang ge=
nommen
werden. Näheres bei der Exped.

7696
Achtung!
Eine tüchtige, durchaus zuverlaͤſſige Markt=
frau
(Höͤckerin) zum fortwährenden Gier=
Verkauf wird ſogleich geſucht.,
Auskunft ertheilt die Exp d. Bl.
Geſucht!
697)
Eine Wohnung von 5-6 Zimmern nebſt
Stallung für 1-2 Pferde. Das Nähere
bei der Exp. d. Bl.
698)
Verloren!
Es wurde am Samſtag Morgen vom
Markt bis an die Frankfurter Straße eine
goldne Broſche nebſt Ohrring ver=
loren
. Der redliche Finder wird gebeten,
dieſelbe in der Exp. d. Bl. abzugeben.

[ ][  ][ ]

135

19.

Der Reſidenzkalender für 1873
iſt auf unſerm Comptoir zu 12 kr. per Stück zu haben.
I. C. Wittich'ſche Hoſbuchdruckerei.

3 (n der Nacht von Samſtag zu Sonn=
Sa) tag iſt auf dem Wege von der Hein=
richſtraße
46 bis 70 ein weißes ge=
ſtricktes
Tuch verloren worden. Der
Finder wird gebeten, daſſelbe Heinrichſtraße
Nr. 75 parterre gegen Belohnung abzugeben.
. 700) Sonntag Abend den 26. d. Mis.
iſt im Großh. Hoftheater ein blau=ſchwarzer
Paletot, enthaltend einen Schlüſſel, ein
weißes Halstuch und ein Paar ſchwarze
Handſchuhe, gegen einen braunen Paletot,
enthaltend ein fleiſchfarbiges Halstuch und
ein Meſſer, vertauſcht worden. Um Aus=
tauſch
wird gebeten. Das Nähere iſt bei
der Exp. d. Bl. zu erfragen.

Laianrutarzrizantrerdturrzstrfirrz

Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag 28. Jan. 5. Vorſt. im 6. Abonn.:
Dentſcher Krieg. Luſtſpiel in 3 Akten von
E. P. Z.
Donnerſtag 30. Jan. Abonnement sus-
pondu
: Lohengrin. Romantiſche Oper in 3 Akten
von Richard Wagner.
Freitag 31. Jan. 6. Vorſt. im 6. Abonn.:
Ein Kind des Glückes. Schauſpiel in 5 Akten
von Charlotte Birch=Pfeiffer.
Sonntag 2. Februar. Neu in Seene gejetzt:
Der Freiſchütz.
Großh. Muſenm und Büldergalerie im Schloß,
geöffnet Sonntag von 11-1 Uhr, Dienſtag. Mitt=
woch
, Donnerſtag und Freitag von 11-12 Uhr.
Eatnhinanaattiln. Aerzherdt.tiinitarrAveteanal.

Großh. Hofbibliothek im Schloß, geöffnet tag=
lich
von 9-12 Uhr Vormittags und ſaußer Samſtag)
von 2- 4 Uhr Nachmittags.
Sparkaſſe. Zahltage Montag, Dienſtag. Donner=
ſtag
, Freitag von 9-12 Uhr Vormittags. Jeden
Dienſtag von 2- 4Uhr Nachmittags werden die Spar=
kaſſebüchelchen
gegen die Interimsſcheine ausgegeben.
Abgehende Bahn=Züge.

Nach
Frank=
furt
40
Heidel=
berg
Nach
Mainz Nach
Aſchaf=
ſenburg
Nach
Worms Nach
Erbach 5. 30 6.55 eb. 3. 16.20 6.40 6.30 6.45 9.10 750 75( 9.15 930 340 9. 25 11.- 11.15 1126. 11. 11.4 12. 2150 21.47 . 12. 5 3.10 155 2.22 250 240 3.10 445 3.- 15.45 5.30 5.35 5.30 7.10 8.- 7.10 8. 5 8.- 9.10 19.50 110.- 9.50 410.- G. f. AI kr. EmN A Evz.

Ein Lebensbild.
Von 9.

(Fortſetzung.)
Sie ging zur Frau Intendantur=Räthin und wollte mit der
würdigen Matrone, die jetzt ihre höchſte Gönnerin war, über
dieſe Vorſchläge ſprechen. Aber es war ihr doch unmöglich. Zu
gut wußte ſie, daß alle ihre Freunde ihr ernſtlich rathen wür=
den
, die Vorſchläge des wohlhabenden, achtbaren Mannes anzu=
nehmen
; als ſie ſich dieſelven aber recht genau und deutlich über=
legte
, da fühlte ſie, daß das ganz und gar unmöglich ſei. Sie
konnte nicht zu dem Menſchen: Lieber Mannl ſagen oder ihren
Jungen ihn: Herzvater nennen hören, ſie konnte es nicht, und
wenn ſie dadurch ihr Kind vom Hungertode errettet hätte. In
ihrem Herzen war ein Gefühl, das ſich gegen den Mann auf=
bäumte
, ihr war in ſeiner Gegenwart zu Muthe, als wäre ſie
neben einem ſchädlichen Gewürm.
Sie hatte dieſe Abneigung vom erſtenmal, daß ſie den
Stump geſehen, in ihrer Seele behalten. Vergebens hatte Herr
Jaques Coeur und deſſen Frau ihr von der Rechtſchaffenheit,
Gottesfurcht und Wohlhabenheit des wackeren Mannes erzählt;
vergebens malte ſie ſich ſelbſt alle die Vortheile aus, die ihrem
Jungen zu Theil werden würden, wenn ſie den Mann nähme;
vergebens dachte ſie daran, daß Alter und Krankheit ſie hinfällig
und zum Arbeiten unfähig machen könnten und daß dann Noth
und Elend auf ſie und ihr Kind warte. Den Mann konnte ſie
nicht heirathen, auch den Karl konnte ſie ihm nicht geben, eben
ſo gern hätte ſie ihn todt geſehen, wie als Pflegling des Bäckers.
Aber ſagen durfte ſie das Niemand. Schon vor Jahren, gleich
nach dem Verſchwinden ihres Liebſten, hatte ſie einmal einen
großen Streit gehabt mit der Frau Baumeiſter und dem Herrn.
Als ſie nämlich mit dem Stump zum erſtenmal geſprochen,
hatte ſie gleich einen Widerwillen gegen ihn gehabt, und in der=
ſelben
Nacht hatte ſie einen gräßlichen Traum, den ſie ihrer
früheren Herrin mit vielen Thränen erzählte. Sie hatte ſich
nämlich, ſchmerzlich erregt von Stump's Reden über ihren Karl,
niedergelegt und war mit beängſtigtem Herzen erſt ſpät einge=
ſchlafen
. Da war ihr, als ſähe ſie ihren Karl, der durch einen
dunkeln Wald ihr entgegen ging, ſie wollte rufen, ſchreien, konnte
es aber nicht, weil ſie zu ihrem Grauen bemerkte, daß ihr Lieb=
ſter
nicht allein ſei, ſondern daß zwei Geſchöpfe, halb Thiere,
halb Menſchen, neben ihm waren. Das eine dieſer gräulichen
Weſen war eine Art Hund oder Katze mit Stump's Geſicht,
und das andere ein ſchreckliches Ungeheuer, ein Wolf oder eine
Hyäne, mit Zügen eines Mannes, den ſie auch ſchon einmal ge=
ſehen
haben mußte. Vergebens kämpfte ſie mit ſich ſelbſt, um
ihren Liebſten zu rufen, ſie mußte mit der Regungsloſigkeit des
Traumes es anſehen, daß die gräßlichen Geſchöpfe ihn in Stücken
riſſen. Dieſen Traum hatte ſie der=Frau Baumeiſter erzählt und
dadurch eine ganze Flut von Ermahnungen auf ſich herabgerufen.
Du biſt;, hatte die wackere Frau geſagt, ſo eingenommen von
dem Gedanken, daß dem Krauſe etwas Unrechtes zugeſtoßen ſei,

daß Du bei Tag und Nacht Dich mit argwöhniſchen Grillen
plagſt. Die Thierbude, die Du geſtern geſehen, und Deine ſchlim=
men
Gedanken zuſammengenommen, haben Dir böſe Träume ge=
macht
, aber ſieh Dich vor und hüte Dich vor Argwohn. Es iſt
eine große Sünde, ja und eine Eitelkeit von Dir, daß Du lieber
an einen Mord, als an eine Treuloſigkeit Deines Liebſten glaubſt.
Tauſend Mädchen ſind wie Du verlaſſen worden, tauſend Män=
ner
gehen über's Meer, ihr Glück zu ſuchen. Sei vernünftig,
Lene, und bitte dem Mosjeh Stump das ſchwere Unrecht ab,
was Deine Gedanken ihm angethan. Selbſt der Herr Bau=
meiſter
war ernſtlich böſe geworden, und ſie hatte wohl einge=
ſehen
, daß ihre gütige Herrſchaft recht hatte. Aber obgleich ſie
von Stund an geſchwiegen und ſich bemüht hatte, ihr Herz nieder=
zuhalten
, obgleich ſie immer artig und freundlich gegen den Stump
geweſen - ſie konnte doch keine Wohlthat mit Dank von ihm
hinnehmen und fühlte, daß ſie lieber in Noth und Elend allein,
als dieſes Menſchen Frau ſein wolle.
So entſchloß ſie ſich denn, keiner Seele von der Freiwerberei
des wohlhabenden Bürgers ein Wort zu ſagen, ihm jedoch gleich
auseinander zu ſetzen, daß ſie - nun ſie wußte, was ſie ihm
ſagen wollte! Und als der feſtgeſetzte Tag erſchien, erwartete
ſie den Bewerber in ihrem Kellerſtübchen ganz gefaßt und ruhig.
Das Stübchen war allerdings jetzt anſehnlicher, als da ſie
es bezogen. Es war hübſch gelb gemalt und hatte ein größeres
Fenſter bekommen mit einer ordentlichen Gardine. Der Kamin
hatte Thüren, die ſie zumachen konnte, wenn ſie nicht kochte, und
ſah dann ganz wie ein Schrank aus. Ihr Karl hatte ein an=
ſtändiges
Bett und einen Schirm davor, einen netten Tiſch, auf
dem ſeine Schulbücher und ſonſtige Sachen ſtanden. An der
Wand hingen Bilder, Zeichnungen des Karl, Landſchaften und
Schlöſſer; Vogelſang bei Elbing, nach der Natur gezeichnet von
Karl Krauſe, ſtand unter dem einen. denn Karl war nach des
verſtorbenen Vaters Wunſch und Willen auf deſſen Namen ge=
tauft
worden. Ein ſchönes Kleiderſpind ſtand an der Wand,
auch eine Kommode, ja ſogar der Luxus eines ledernen Lehn=
ſtuhls
befand ſich in dem Stübchen, doch war dieſer freilich ein
Geſchenk von der Frau Räthin, alles andere hatte Lenchen ſich
aber ſelbſt geſchafft und war nicht wenig ſtolz darauf.
Herr Stump lannte jedoch die Pracht dieſer Dinge und war
daher nicht geblendet durch dieſelbe, als er gebückt durch die Thür
trat. Er trug ſehr anſtändige ſchwarze Kleider, feine weiße
Wäſche und in der Hand einen Stock mit ſilbernem Beſchlag.
Er ſchien Anfangs nicht rechten Athem zu finden, um zu
ſprechen, als er aber ein Weilchen geruht hatte, erhob er die
Augen ein wenig zu Lenchen und ſagte: Hahen Sie ſich be=
dacht
, meine Beſte? Der Vorſchlag, den ich Ihnen gemacht, iſt,
denke ich, zu Ihrem und des lieben Karl's Beſten. - Ja, ja,
Herr Stump erwiderte ſie, das iſt alles wahr, alles ſehr
ſchön von Ihnen, und ich, ich bin Ihnen dankbar dafür."
Sie ſagen alſo ja, meine Liebe? und ich darf das Aufgebot
beſtellen und den Karl von Stund an als mein Kind betrachten Pu

[ ][  ]

184

N
Lenchen erſtickte faſt bei dieſem Worte. - Rein, o nein
fuhr ſie heraus, daran iſt uicht zu denken, ſo mein ich's nicht
und kann ich's nicht meinen, zwiſchen Ihnen und uns kann keine
Gemeinſchaft ſein.; - Nicht? warum nicht? o mein Gott,
warum nicht zu ſchrie der Bäcker und heftete einen Blick auf ſie,
wie ſie ihn noch nie in ihrem Leben geſehen hatte. Der Mann
ſah jammervoll aus und um ſeinen zuſammengekniffenen Mund
lag etwas wie Todesangſt. - Ich kann nicht heirathen - nie=
mals
heirathen, Herr Stump, ich kann auch über mein Kind
nicht ſo ſchalten und walten. Der Vater lebt ja noch und könnte
heimkehren und damit nicht einverſtanden ſein, das können wir
ſa alles nicht wiſſen. Er ſah ſie abermals an. Wollte
Gott, er kehrte heim! ſagte er dann, aber - er wird nicht
heimkehren, Lene, der kehrt ſchon nicht mehr heim.
So2u entgegnete ſie und heftete jetzt ihre klugen, ſcharfen
Augen auf den blaſſen Mann, der gebeugt vor ihr auf dem Lehn=
ſtuhle
ſaß, was wiſſen Sie davon, ob er wieder kommt oder
nicht ? Geſetzt nun, ich hätte Nachricht von ihm bekommen?
Das haben Sie nichtl - ſprach der Bäcker. - Nicht:
warum nicht? wie können Sie das wiſſen?=
Er antwortete nicht, zeichnete mit dem Stock ein großes K
auf die weißen Stubendielen und fragte nach einer Pauſe mit
einem tiefen Seufzer: Sie gehen alſo auf all meine guten
Vorſchläge nicht einzu - Taß ich's Ihnen nur recht aus=
einanderſetze
, entgegnete ſie, ihn ſchärfer noch fixirend, nich hab=
nach
dem Ort, den ſie Baltimore nennen, geſchrieben. Ich werde
doch Antwort kriegen, entweder von meinem Karl oder von dem
Gericht dort. Wenn der Vater erlaubt, daß Sie ſeinen Sohn
verſorgen, dann hab' ich nichts dawider; heirathen aber kann und
werde ich niemalen, ich bleibe ſchon für mich, bis an mein Lebens=
ende
. Der Bäcker konnte nicht wohl bläſſer werden, als er
das ſchon von Natur war. Aber ſeine Lippen zitterten ſichtlich
und es dauerte einige Minuten, bis er ſich gefaßt hatte. Dann
aber ſagte er mit einem tiefen, ſchmerzlichen Seufzer: Es ſoll
alſo nicht ſein, Gottes Wille geſchehel Und dann ſtand er
langſam auf und ſagte im Weggehen: So behüte Sie denn
Gott, Lene, und leben Sie wohl!
Der Zurückbleibenden war es recht wohl, daß das alles
nun überſtanden, ſie athmete tief auf, ſah heiter in ihrem Stüb=
chen
umher und dachte, nun ſei dies und ihr Junge erſt wieder
recht ihr Eigenthum. Die Sorge um die Unterkunft des Kna=
ben
lag aber immer noch auf ihrer Seele. In was für ein
Handwerk ſollte ſie ihn nur bringen? Es war alles ſo koſtſpie=
lig
, und ſie konnte es ſich auch gar nicht recht denken, ihren
ſchönen, ſchlanken, blühenden Knaben als Schuſter=oder Schneider=
lehrling
verkommen zu ſehen.
So ließ ſie ihn denn immer noch im Gymnaſium mit dem
Bruno zuſammen. Sie ſahen ſo hübſch und fein aus, wenn ſie
die Straße herab kamen, ihre Bücher unter'm Arm, ſtrahlend in
Geſundheit und Jugend. Das kleine Klärchen war nun auch
ſchon ein halb erwachſenes Mädchen von elf Jahren. Die Kin=
der
lebten immer noch wie Geſchwiſter mit einander, und der
zübſche, wohlgezogene, fleißige Sohn der Amme war ein ſtets
gern geſehener Gaſt, ja ein liebes Mitglied in der Familie des
Baumeiſters und wurde oft von der Großmutter oder der Mama,
dem manchmal etwas auffahrenden Bruno als ein Muſter der
Beſcheidenheit aufgeſtellt.
Aus dem Jungen kann etwas Rechtes werden ſagte der
Baumeiſter eines Tages; er iſt ein ausgezeichneter Mathema=
tiker
, er zeichnet allerliebſt, hat vortreffliches Augenmaß, er ſollte
das höhere Baufach ſtudiren. - Ja aber die Geldmittel
entgegnete die Großmama, das arme Frauenzimmer, die Lene,
hat ſich ihr Leben lang für ihn abgeplagt und kann ihm doch
unmöglich ſo viel geben, als dazu nöthig iſt. Ei nun, mag
er einige Jahre als Geometer arbeiten und ſich etwas dabei
ſammeln, meinte der Hausherr, möglich iſt das immer, und
ein ſolcher Kampf um das Fortkommen und die Weiterbildung
ſtärkt und kräftigt den Charakter eines jungen Menſchen. Die
tüchtigſten Leute haben ſich durch eigene Kraft emporgearbeitet.
(Fortſ. folgt.)

19.
Mittheilungen ans Stadt und Land.
Darmſtadt, 28. Jan. Sr=Königl. Hoheit der=Großherzog haben Hrn.
Ludwig Willich, genannt von Pöllnitz zum Hoſjunter ernannt.
- Mit dem 1. Februar dieſes Jahres wird das ſeither unter
dem Vorſitz des Oberſten Scholl, des Nachfolgers des verlebten Oberſten
Dornſeiff, dahier noch in Activität befindliche Kriegsminiſterium definitiv
aufgelöſt und durch eine Commiſſion unter dem Vorſitz des Ober= Rechnungs=
raths
Heß erſetzt werden. Die Abwickelung des Militär=Rechnungsweſens
bis Ende 1871 wird der einzige Zweck der Thätigkeit dieſer Behörde ſein,
da bekanntlich mit dem 1. Januar 1872 die geſammte Militär=Verwaltung
des Großherzogthums conventionsgemäß auf das Königreich Preußen und
beziehungsweiſe das deutſche Reich übergegangen iſt.
Nach dem Reichsanzeiger wurden: Chriſt., char. Port. Fähnrich vom
4. Gr. Iuf.=Reg. Nr. 118. Binſack, Gefr. von demſ. Aegiment, zu Port.=
Fähnrichs: v. d. Goltz. Pr.=Lieut. vom 2. Gr. Drag.=Reg. Nr. 24, zum
Rittmeiſter und Esc-Chef: v. Brockhuſen, Sec.=Lieut. v. demſ. Regiment,
zum Pr.=Lieut. befördert; Otto, Rittmeiſter und Esc.=Chef von demſ. Reg.,
ein Patent ſeiner Charge verliehen.
Nach kurzem Krankenlager ſtarb geſtern Morgen 8 Uhr der Großh.
Polizeirath Petſch im 70. Lebensjahre. Der Verblichene war 54 Jahre
in ſeinem Fache thätig und iſt ſein Dahinſcheiden ein ſchwerer Verluſt für
den Dienſt ſowie für ſeine vielen Freunde.
Nachdem von Seiten der Stadt der Vorſchlag in Anregung gebracht
war, Großh. Regierung um Ueberlaſſung des Polytechnikumgebäudes
zu erſuchen, worin die Realſchule untergebracht werden ſoll, wogegen die
Stadt den für Erbauung einer neuen Realſchule beſtimmten Betrag von
150,000 fl. der Regierung zur Verfügung ſtellt, hat ſich nun auch eine
Anzahl Bürger erboten. den für ein neues Polytechnikum nöthigen großen
Bauplatz in dem ſog. Blumenthal'ſchen Viertel der Stadt reſp. dem Staat
unentgeldlich zu überlaſſen.
Heute ging die ſtadt= und landbekannte Brauerei zum rothen
Löwen durch Verkauf in andere Hände über. Käufer iſt Herr Friedrich
Scheufler von Wolfstehlen um 26,000 fl. Derſelbe will eine Zapfwirth.
ſchaft darin betreiben.
Geſtern und ſchon am Sonntag iſt Eis eingefahren worden. Bei
dem ſteigenden Barometerſtand und Oſtwind iſt Ausſicht auf anhaltenden
Froſt vorhanden.
Ueber die Größen=Verhältniſſe des neuen Odeonſaales gegenüber
dem Saale der Vereinigten Geſellſchaft bringt die D. Z. nachfolgende Mit=
theilung
:
Länge des Odeonjaals 92 des Caſinoſaals 82
Breite
38
52


58=
80
Höhe
Außerdem ſind an allen ½ Seiten des Odeonſadles Eſtraden von je 12,
Tieſe angebracht.
- Auf dem Hauptzollamte dahier iſt vor einigen Tagen ein Thron=
ſeſſel
Napoleon'3 zur Ablage gekommen. Derſelbe wurde vor der Depoſſedirung
Napoleon's von demſelben bei einem ſchon lange Jahre in Paris anjäſſigen
Darmſtädter, der daſelbſt eine Fabrik feiner Kunſtmöbel beſitzt, beſtellt.
Während der Ausfuhrung wurde Napoleon entthront, konnte daher keinen
Gebrauch von dem Seſſel machen. Die Verfertiger, welche 3 Jahre an
dem Thronſeſſel gearbeitet haben, beabſichtigen nunmehr, denſelben an den
deutſchen Höfen zu präſentiren und womöglich daſelbſt zu veräußern. Der
Seſſel hat einen Werth von 10,000 Frs. iſt äußerſt geſchmackvoll herge=
ſtellt
, ſchwer vergoldet und mit Seidendamaſt überzogen, in welchem Veil=
chen
, die Lieblingsblumen der Napoleoniden, eingewoben ſind. Von beſon=
derer
Schönheit iſt der Sitz des Seſſels, in dem die Beilchen zu einem
Kranze arrangirt ſind.
- Für die Faſtnachts=Toilette der Damen. Unter dem
Titel Blätter zur Koſtümgeſchichte; veröffentlicht jetzt die Modenwelt in
der Ausgabe mit Modenkupfern;, Preis vierteljährlich 1 Thlr. 5 Sgr.,
eine Reihenfolge von Kunſtblättern in feinſtem, colorirten Stahlſtich, welche
das am meiſten characteriſtiſche aus den Koſtümen aller Zeiten, ſowie die
verſchiedenen Volkstrachten darſtellen.
Wie dieſe Blätter geſammelt, jedenfalls ein Album der intereſſanteſten
Art bilden werden, dürfte auch jedes einzelne derſelben beſonders zu Faſt=
nacht
unſeren Damen hochwillkommen ſein.
In der Regel ſoll allmonatlich ein ſolches Blatt erſcheinen (bis Mitte
Februar d. J. drei Blätter), ſo daß alſo die Ausgabe der Modenwelt mit
Modenkupfern nunmehr jährlich 48 Stiche (36 Modenkupfer und 12 Koſtüm=
bilder
, letztere mit jährlich gegen 150 Figuren) bringt.
An ſchöner Zeichnung. feinem Stich und ſorgfältigem Colorit ſtehen
dieſelben den früher ſo berühmten Pariſer Kupfern nicht nur, nicht nach,
ſondern übertreffen dieſelben noch bei Weitem, obwohl jedes dieſer Kunſt=
blätter
im Abonnement noch nicht 2 Sgr. koſtet.
Nächſtens erſcheint im Verlage des Ulk' in Berlin: Fremd=
worterbuch
für deutſche Männer zum Nachſchlagen, wo ihre deutſchen
Frauen ihr deutſches Geld ſnämlich das ihrer deutſchen Männer) hinbringen.
Herausgegeben von einem ſehr heruntergekommenen deutſchen Ehemann,
zum Nutz und Frommen ſeiner leidenden deutſchen Mitehemänner. Kleine
Probe: Toilette, Nouveautse, Coiffure, Chignon, Fichu, Echarpe,
Tunica, Suivez-moi, Longehale, Cassaque, Mantelet, Chenille, Gui-
pure
, Soutache, Bordure, Ridiceul, Capote, Dolman, Polonaise, Ma-
telot
, Jardiniére ete.
Ober=Ingelheim. 27. Jan. Geſtern Abend iſt der frühere Abg.
Kaibel von hier vom Schnellzuge überfahren und augenblicklich getödtet
(M. 3.)
worden.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.