Beilage
m
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
Dienſtag den 13. Juni
N 23.
187I.
Das Frag= und Anzeigeblatt. die Bellage hlerzu ſowle dah Verordnungsblatt fur den Kreis Darmſtadt erſcheinen wochentlich; Erſteres
Samſtag, die Beilage Dienſtags und Letzteres Donnerſtags. Jahres=Ubonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswaͤrts kann man bei allen
Boſtimniein abonniren. In Darmſtadt bei der Eyedition. Theinſtratze Ar. 2 nen.
An unſere Mitbürger!
Der Einzug der ganzen Großherzoglichen Heſſiſchen Diviſion in unſerer Stadt wird nach
Anordnung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs am 21. dieſesMonats ſtattfinden, nachdem zuvor
dieſelbe auf dem Exercierplatz die Revue paſſirt. hat.
Empfangen wir unſere ſiegreichen Truppen nach deren eilfmonatlicher Abweſenheit mit dem ſichtbaren
Aus=
drucke der Gefühle, wie ſie in unſeren patriotiſchen dankbaren Herzen lebendig pullſiren. Verſäumen wir nichts,
was dazu dienen kann, den Helden, welche unſer deutſches Vaterland vor Schmach und Gefahr bewahrt haben,
welche die vom Erbfeind unſeren Vätern geraubten=Lande wieder erobern halfen, welche freudig in Erfüllung
ihrer Aufgabe die größten Strapazen ertragen haben, Unſere Bewunderung, unſere Hochachtung, unſeren Dank
zu erkennen zu geben.
Seitens der Stadt wird eine monumentale Einzugspforte errichtet, um die Einzugsfeier zu verherrlichen.
Seitens der Bewohner der ganzen Stadt darf man erwaͤrten, daß ſie in Schmückung der Häuſer das Möglichſte
aufbieten; ſchon haben ſich die Häuſerbeſitzer einzelner Straßen, 3. B. Alexanderſtraße Ludwigsſtraße,
Rhein=
ſtraße, geeimgt, um ſich über gemeinſchaftliche, einheitliche Schmückung derſelben zu verſtändigen, damit ein dem
Auge wohlthuendes ſymmetriſches Ganze erzielt werde, - möchten andere Straßen darin nachfolgen, Soweit in
den Kräften der Stadt liegend, wird bereitwilligſt ſolchen Beſtrebungen Förderung zu Theil werden: die
Mit=
glieder der unterzeichneten Empfangs=Commiſſion ertheilen gerne bezügliche Auskunft.
Das Nähere der Empfangsfeierlichkeiten wird ein in den nächſten Tagen veroͤffentlicht werdendes Programm
beſagen.
Zugleich geben wir ſchon jetzt bekannt, daß nach Mittheilung der Kirchenbehörde am 18. dieſes Monats
eine=Eirchliche Siegesfeier in allen Kirchen der Staͤdt ſtatthaben und gewünſcht wird, daß auch an dieſem
Tage ſchon die Stadt in reichem Fahnenſchmucke prangt.
Darmſtadt, den 6. Juni 1871.
Die Empſangs=Commiſſion.
Fuchs, Bürgermeiſter.
Lauteſchläger, Beigeordneter.
Gerſchlauer.
H. Blumenthal.
Hickler.
Ohly. Schröder. Dr. Vogel.
3as 0004
84
2uunnnnanuntunanurunznrannunnn inu unn.
R 3916) Ammeldungen für Officier=Quartiere nehmen wir
4
æ ſtens kommenden Donnerſtag Nachmittag entgegen.
C
Darmſtadt, den 12. Juni 187.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
20.
ARuLnenanunnnnnunnznnnnnnunnnnnnnnnn
Verſteigerungen.
3917) Bekanntmachung.
Nächſten Freitag den 16. d. Mts.
Vor=
mittags 9 Uhr wird der Nachlaß der Frau
Marie Priſter Wtwe. dahier, beſtehend
in Kleider, Weißzeug, Bettwerk, Möbel und
allerlei ſonſtigem Hausrath, in deren
Woh=
nung, Louiſenſtraße Nr. 30, gegen
Baar=
zahlung verſteigert.
Darmſtadt den 10. Juni 1871.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Berntheiſel.
„
3918) Fohlen=Verſteigerung.
Mittwoch den 14. Juni Vormittags 10 Uhr
wird in dem Hofe der Artillerie=Caſerne zu
Beſſungen ein 3 Wochen altes Hengſtfohlen,
von einer oſtpreußiſchen Stute gefallen,
öffentlich verſteigt werden.
Großherzogliches Commando der reitenden
Erſatzbatterie.
Deiß.
3920) Bekanntmachung.
Donnerſtag, Freitag und Samſtag den
15., 16. und 17. d. Mts., jedesmal von
Vormittags 8-11 Uhr und Nachmittags
von 2-6 Uhr, wird im Diſtrict Faſanerie,
dem Darmſtädter Forſthaus gegenüber,
Eichenlaub zur Schmückung
abge=
geben. Für jede Laſt ſind 9 kr. an den
Accordanten, W. Schmidt zu Kranichſtein,
welcher ſtets im Schlage ſein wird, zu
ent=
richten.
Steinbrückerteich, den 12. Juni 1871.
Großh. Oberförſterei Steinbrückerteich.
v. Schenckz. S.
27
M23.
96
Verſteigerung von neuen und alten Möbeln.
Mittwoch den 14. Juni Vormittags 9 Uhr
werden wegen Geſchäftsaufgabe des Herrn B. H. Hachenburger CLangegaſſe
Nr. 39) Kommode mit 3 und 4 Schubladen, Kleiderſchränke, Schreibſecretäre,
Waſch=, Nacht= und Arbeitstiſche, Spiegel, Stühle, Bettladen, ſpaniſche Wände,
Oberbetten, Unterbetten, Kiſſen, Pfühle, Haar= und Seegras=Matratzen,
Stroh=
ſäcke, Bettüberzüge, Kiſſen= und Pfühlzichen, 4 Stück leinenes Bettzeug und
ſonſtige Gegenſtände gegen baare Zahlung verſteigert.
3807)
M. Neuſtadt, Hof=Taxator.
Verſteigerung von Pferden u. Wagen.
Donnerſtag den 15. Juni Vormittags 10 Uhr
werden am Hotel Köhler ſchwere Zugpferde (uormänniſcher Raçe), als: 1
Fuchs=
ſtute, 7 Jahre alt, 1 brauner Wallach, 8 Jahre alt, 1 im beſten Zuſtande
befindlicher Rollwagen mit Vorderſitz, 1 Pritſchen=Wagen, 1 Rolle, 1
Schrot=
leiter, 1 Schmierbock und ſonſtige Stallrequiſiten gegen baare Zahlung verſteigert.
3808)
M. Neuſtadt, Hof=Taxator.
Verſteigerungs=Anzeige.
Freitag den 16. Juni Vormittags 9 Uhr
werden Eck der Grafen= und Waldſtraße Nr. 11 (erſter Stock) 1 Kanapee,
Rohrſtühle, Kommode, Kleiderſchränke, Bettſtellen, Bettwerk, Weißzeug, ſehr
wenig gebrauchte Vorhänge von Tüll, Küchengeräthe und ſonſtiger Hausrath,
gegen baare Zahlung verſteigert.
M. Neuſtadt, HofTarator.
3809)
Feilgebotenes.
179) Hapetem & Roulenux
eine große Parthie unter dem Fabrikpreis empfiehlt
W. Sehmidt, nächſt dem Ludwigsplatz, Schulſtraße I.
3822)
Lorbeerhräure,
geſchmackvoll gebunden, auf Wunſch mit ſehr ſchönen Schleifen (mit paſſender
In=
ſchrift für die heimkehrenden Krieger). Bouquets, feine Kränze & Guirlanden
mit Blumen werden noch Beſtellungen, wenn ſie rechtzeitig erfolgen, angenommen in der
Kunſt= und Handelsgärtnerei von
H. Heuß, Shwanenſtraße 3u.
Beſtellungen werden von G. Würtemberger auf dem Brückhen beſorgt.
Schwarz=weiß=rothe Vorſteck=Schleifen
vorräthig bei
3921)
4. Ernſt=Ludwigsplatz A.
Harie Wirnstill.
Transparent Germania, Willkommen!
mit Inſchriften auf Leinwand empfiehlt das Tapetenlager in der Schulſtraße Nr. I
3922)
W. Schmidt.
3923)
Feuerwerk
in allen Körpern, beſonders ſchöne Naketen, empfiehlt
J. Vauralilt,
große Emmeransgaſſe Nr. 11 in Mainz.
8 Transparente u. Illuminations=Laternen
empfiehlt in reicher Auswahl zu billigen Preiſen
Lud. Bh. Müller, Ecke der Schul= und Kirchſtraße.
GcGeinige gut gebrauchte Fenſter=
GENahmen & Läden werden
billig abgegeben. Näheres bei der Exp.
2374) Zwei ſolid gearbeitete
Flaſchen=
züge, der eine zweigängig, der andere
vier=
gängig, ſind zu verkaufen bei Schloſſermſtr.
Ludwig, Karlſtraße 8.
2292) Ein ſchöner Bauplatz iſt
zu verkaufen. Auskunft ertheilt Herr
Schreinermeiſter Schmitt,
Alexander=
ſtraße Nr. 6.
3127) Ein Stück ſchöner Klee zu
ver=
kaufen bei C. Völker, untere Hügelſtr.
3072) 2 gebrauchte Erker von
Eichen=
holz, ganz complett, 12½ hoch 45- breit,
ſtehen zu verkaufen bei
J. H. Reuter hier, Promenadeſtr. I7.
8 ſin ſchöner Bauplatz am alten
2. Friedhofe unter günſtigen=
Be=
dingungen zu verkaufen. Mühlſtraße 66.
3470) Fortwährend zu haben:
Hafer, Heu, Stroh, ſowie
Spelzen=
ſpreu und gute Kornkleie bei
Franz Gölz im Ochſen.
3750) Ein vollkommen reelles und
unſchädliches Mittel, den
ergrau=
ten Kopf= und Bart=Haaren ihre
frühere Farbe und Glanz wieder zu geben.
Quantität hinreichend auf ½ Jahr ⁄₈ preuß.
Thaler. Für den Erfolg garantirt
Hoesthin, Apotheker, Hochberga Neckar,
Würtemberg.
3833) Unterzeichneter ſempfiehlt zu den
bevorſtehenden Feſtlichkeiten Fichtenbäume
in allen Größen zu billigem Preiſe;
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zeitig mein Ruhrer Steinkohlenlager.
Hirſchhäuſer,
Langegaſſe Nr. 8.
3834) Ein feuerſeſler Caſſaſchrank,
2 Schreibpulte,
1 Canapee
ſind zu verkaufen. Caſinoſtraße Nr. 14.
3839) Ein neues Stuhlwägelchen
ſteht billig zu verkaufen bei
Johannes Keller, Schmiedmſtr., Eberſtadt
3840) Eine Kaute Miſt iſt zu
ver=
kaufen große Ochſengaſſe 21.
3848) Täglich gute Kuhmilch iſt zu
Kiesſtraße Nr. 101.
verkaufen.
Brillante Willkomme
für Ehrenpforten und Haus bei
A. Leichtweiss,
Schirngaſſe 10.
3904)
3925) Der erwartete FerlenKäaffeo iſt
angekommen in ſehr guter Qualität bei
Hch. Ceorgi.
Einen guten Schoppen Wein.
Durch billigen Einkauf bin ich in den
Stand geſetzt, einen guten Schoppen 18r,
16r und 12r Wein zu verzapfen, den
ich beſtens empfehle.
Ph. C. Hummel Wtwe.,
Eliſabethenſtraße 46.
3926)
ume
leich
n den
18r,
dell
R 23
97
3821) Der Material=Commiſſion des Hülfsvereins ſind in der letzten Zeit größere Quantitäten Lazareth=Gegenſtände
von verſchiedenen auswärtigen Depots zur anderweitigen Verwendung überlaſſen worden. Da nun in den noch beſtehenden
Hülfsvereins=Lazarethen für einzelne Artikel kein Bedarf mehr vorliegt und ſich ſolche zur Aufbewahrung nicht eignen,
ſo ſind wir in der Lage, eine Parthie neuer und ungebrauchter Seegras=Matratzen, Feder= 8 Noßhaar=
Kiſſen, Bettteppiche, Betttücher, Strohſäcke u. ſ. w. vom nächſten Montag den 12. bis
Donnerſtag den 16. dſs., Vormittags von 9 bis 12 Uhr, in unſerem Geſchäftslokal, im Großh. Palais
am Louiſenplatz, zu feſten Preiſen gegen baare Zahlung abzugeben.
Die Material=Commiſſion des Hülfsvereins.
3927) Ein wenig gebrauchter Fahene=
Ofen Rheinſtraße 35 unterer Stock.
3928) Ich mache die ergebenſte Anzeige,
daß ich neben Apfelkrant, Apfel Gelée auch
ächten TraubenGolée halte.
Hch. Georgl.
Vermiethungen.
1330) In meinem neuen Hauſe der
Soderſtraße Nro. 53 iſt der 1., 2. und
3. Stock nebſt Bleichplatz und Waſchküche
zu vermiethen und alsbald zu beziehen.
Konrad Ganß, Weinbergſtraße 26.
1867) Kirchſtraße Nr. 8 ein freundliches
Zimmer mit oder ohne Möbeln. Zu
er=
fragen im Laden daſelbſt.
3468) Annaſtraße Nro. 6 iſt an eine
ſtille Familie eine Wohnung im 1. Stock
von 4 Zimmern und Cabinet, Küche und
allem Zugehör auf Mitte Juli zu vermiethen.
2470) Dieburgerſtraße Nr. 10 iſt ein
kleines, hübſch möblirtes Zimmer zu
ver=
miethen u. ſogleich zu beziehen, 1 Stiege hoch.
2567) Ein möblirtes Zimmer zu
ver=
miethen Bleichſtraße Nr. 9.
2661) Soderſtraße Nro. 51
iſt der dritte Stock mit Glasabſchluß
u. allen Bequemlichkeiten zu vermiethen
und am 1. Juni beziehbar. Zu erfragen
bei Ludwig Geider, Hofweißbinder,
Waldſtraße Nr. 23.
2893) Ein großes möblirtes
Zim=
mer Parterre nebſt Pferdeſtall für 2 Pferde
mit Zugehör und Burſchenzimmer zu
vor=
miethen. Zimmerſtraße Nr. 2.
2984)
Carlshof.
In dem von Dr. Mercer früher
be=
wohnten Hauſe iſt der ganze untere Stock
mit allen Bequemlichkeiten zu vermiethen
und ſofort zu beziehen.
Auskuuft wird
Herr Pitthan daſelbſt ertheilen.
3055) Louiſenſtraße 22 zwei Stiegen hoch
iſt ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
3077) Ein geräumiges Lokal, 30 lang,
171 tief, welches ſich zu einer Werkſtätte
oder Magazin eignet, iſt ſofort zu
ver=
miethen. Schloßgraben Nr. 3.
Friedrich Hauff.
3332) Alexanderſtraße 15 im
Vorder=
haus ein großes moͤblirtes Zimmer.
3335) Landaufenthalt.
Einige möblirte oder nicht möblirte
Zim=
mer ſind einzeln zu vermiethen.- Auch für
eine kleine ſtille Familie ein Logis.
Näheres durch Hrn. Pitthan auf d. Carlshof.
3479) Zimmer mit Kabinet möbl.,
gegen=
über der Kanzlei, iſt zu vermiethen.
3498) Untere Steinſtraße Nr. 10 ein
möblirtes Parterre=Zimmer zu vermiethen.
3403) Der 2. Stock meines Hauſes
in der Mühlſtraße 25, beſtehend in
6 Piecen, abgeſchloſſenem Vorplatz, zwei
Bodenkammern, Mitgebrauch der
Waſch=
küche ꝛc., iſt anderweitig zu vermiethen und
bis 25. Auguſt zu beziehen.
Guſtav Heß, Zimmermſtr., Blumenſtr. 6.
Daſelbſt auch die nähere Auskunft.
3586) Bleichſtraße 17 parterre 1
möblir=
tes Zimmer ſogleich zu beziehen.
3858a) Ecke der Wald= u.
Wilhelminen=
ſtraße ein Zimmer zu vermiethen.
Eine ſchöne Werkſtätte,
ſehr hell und heizbar, nebſt Logis von
2 Zimmern, 2 Kammern, Küche n. ſ. w.
zu 160 fl. jährlich bei
(3858
G. G. Lange, in der Rheinſtraße.
3864) Nahe an den
Bahn=
höfen in der Bleichſtraße bei
G. G. Lange ein Logis gleicher
Erde mit Glasabſchluß, 6 Zimmern und
Cabinetten, Küche, Keller, Magd=u.
Boden=
kammer, für 250 fl. jährlich.
3865) Sackgaſſe 18 iſt ein kleines
Stüb=
chen für eine ledige Perſon zu vermiethen.
3870) Ein vollſt. Logis zu verm., gleich
zu beziehen. Pankratiusſtr. 66. L. Büttner.
3875) Ein ſchön möbl. Zimmer zu
verm. nahe der Realſchule. Kiesſtr. 101.
3929) Bleichſtraße 9 ein Zimmer ohne
Möbel zu vermiethen.
3930) Ein großer gewölbter Keller zu
vermiethen im Ochſen.
3931) Grafenſtraße Nr. 13 iſt ein
großes Lokal, welches ſich ſehr gut als
Werkſtätte oder als ſonſtiger
Aufbewahrungs=
platz eignet, zu vermiethen ubaldigſt zu beziehen.
3932) Soderſtraße Nr. 53 iſt ein
Zim=
mer an einen jungen Mann zu vermiethen.
Vermiſchte Nachrichten.
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nach Newyork.
nach Newyork.
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8. Juli nach Newyork.
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19. Juli nach Baltimore.
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D. Hermann 22. Juli nach Newyork.
D. Hannover 26. Juli nach Newyork.
29. Juli nach Newyork.
D. Main
2. Aug. nach Baltimore.
D. Berſin
2. Aug. nach Newyork.
D. Köln
und ferner jeden Aittwoch und Honnabend.
Paſſagepreiſe nach Newyork: Erſte Cajüte 165 Thaler, zweite Cajüte 100 Thaler
Zwiſchendeck 55 Thaler Preuß. Courant.
Paſſagepreiſe nach Baltimore: Cajüte 135 Thaler, Zwiſchendeck 55 Thaler Pr. Ert.
Fracht: 4 2. - mit 15%⁄₀ Primage per 40 Cubicfuß Bremer Maaße. Ordinäre
Güter nach Uebereinknnft.
von Bremen nach Westindien via Southampton
Nach Colon, Savanilla, La Guahra u. Porto Cabello mit Anſchlüſſen
via Panama nach allen Häfen der Weſtküſte Amerikas, ſowie nach China u. Japan.
D. Kronprinz Rriedrich Wilhelm Freitag 7. Juli. D. Graf Bismark Montag 7. Auguſt.
und ferner am 7. jeden Monats.
Nähere Auskunft ertheilen ſämmtliche Paſſagier=Expedienten in Bremen und deren
inlaͤndiſche Agenten, ſowie
Die Direction des Horddentschen Hloyd.
98
423
Bank für Handel und Iuduſtrie.
Erhöhung des umlaufenden Actien=Capikals auf
fl. 21,000,000 Hominal.
Nachdem in Gemäßheit der Beſchlüſſe des Aufſichtsrathes unſerer Geſellſchaft das
umlaufende Actiencapital, mit Rückſicht auf die exforderliche Dotation einer in Berlin
zu. errichtenden Zweigniederlaſſung, durch Wiederbegebung zurückgekaufter Actien auf den
Betrag von Achtzehn Millionen Gulden erhoht worden, ſollen zu gleichem Zweck
und zur Verſtärkung der ſonſtigen Betriebsmittel weitere
Drel Blllianen Gulden Nominal
aus den zurückgekauften Actien begeben werden, auf welche inhaltlich jener Beſchlüſſe den
Actieninhabern ein vorzugsweiſes Bezugsrecht zum Cours von 120% unter den
nach=
folgenden Bedingungen eingeräumt iſt:
1) Auf je ſechs der gegenwärtig in Umlauf befindlichen Actien entfällt die
Be=
rechtigung zum Bezug Einer Actie; um für Beſitzer igeringerer Beträge die= Ausübung
des Bezugsrechtes zu ermoͤglichen, werden Theilbezugsſcheine= auf ¼ Actie ausgefertigt.
2) Die alten Actien ſind in der Friſt vom 1. bis 30. Juni 1871' bei einer
der nachfolgenden Stellen zur Abſtempelung vorzulegen:
bei unſerem Couponsbüreau hierſelbſt,
Filiale in Frankfurt a. M.,
„
„
den Herren Model,Schmitz K;, Comp. in Mainz,
Köſter & Comp. in Mannheilt und Heidelberg,
„
„
Rümelin & Comp,. in Heilbronn,
„
„
Pflaum & Comp. in Stutthart,
„
„
Merck, Chriſtian & Cohp. in München,
„
„
Cohn, Bürgers & Comp. in Berlin,
„
„
Sal. Oppenheim jun. E. Cömp. in Köln,
7½.
„
dem A. Schaaffhauſen'ſchen Bänkverein in Köln,
„ der Braunſchweigiſchen Bank in Braunſchweig
f. Herrn Jgnatz Leipziger in Breslau,
„ Michael Kaskel in Dresden,
„
„ den Herren Meyer & Comp. in Leipzig,
Frege & Comp. in Leipzig,
„
Ed. Frege & Comp. in Hamburg,
3) Die zur Abſtemheluͤng präſeltirten Actien ſind in einem nach der
Nummern=
folge zu ordnenden Bordereau zu verzeichnen; die entſprechenden Formulare ſind bei den
vorgenannten Stellen zu erhalten.
4) Der Uebernahmspreis: von. 120 % iſt bei Anmeldung und Abſtempelung der
Actien an den vorgenannten Stellen ſofort mit fl. 300 ſüddeutſch oder in preußiſcher
Währung ¼, per Actie, beziehungsweiſe mit fl. 50 ſüddeutſch oder in preußiſcher
Währung ¼ per Theilbezugsſchein. -, zuzüglich 4% Stückzinſen p. 2. aus fl. 250
für jede neue Actie, beziehungsweiſe aus fl. 41. 40 für jeden Theilbezugsſchein für die
Zeit vom 1. Januar 1871 bis zum Bezugstage einzuzahlen.
5) Gegen dieſe Einzahlung empfängt der Präſentant die auf ſeinen angemeldeten
Actienbeſitz entfallenden neuen Actien beziehungsweiſe Theilbezugsſcheine mit
Dividenden=
genuß pro 1871 und Züſengenuß vom 1. Januar 1871 ab.
Die auswärtigen Anmeldeſtellen ſind mit einem angemeſſenen Vorrath neuer Stücke
verſehen; ſollte derſelbe jeweilig durch den Bezug abſorbirt ſein, ſo wird den
Präſen=
tanten über den zu empfangenden neuen Nomintalbetrag= eine Beſcheinigung ertheilt werden,
gegen deren Rückgabe dem Inhaber derſelben acht Tage nach Ausſtellung die neuen Stücke
bei derſelben Anmeldeſtelle behändigt werden.
6) Nach dem 30. Juni 1871ſt die Anmeldung nicht mehr zuläſſig.
Ueber die bis dahin von obigem Betrag nicht beanſpruchten Actien wird die Direction
zu=Gunſten der Geſellſchaͤft anderweit verfügen.
7) Zum witklichen Bezug von ganzen Actien müſſen je ſechs Theilbezugsſcheine
zu=
ſammengelegt werden und erliſcht das auf den Theilſcheinen ruhende= Bezugsrecht/ wenn
ſolches nicht in der vorſtehenden Weiſe bis zum 31. December 1871 bei einer der
Anmeldeſtellen ausgeübt worden iſt. Die auf ſolchergeſtalt erloſchenen Theilſcheine
ge=
leiſteten Einzahlungen verfallen zu Gunſten der Geſellſchaft.
Därm ſtadt, 10. Mai 1871.
3257)
Direction der Bank für Handel und Induſtrie.
Zoologiſcher Garten in Frankfurt a. M.
Sonntag den 18. Juni Morgens von 6 Uhr bis Abends iſt der Eintrittspreis auf
12 kr. per Perſon ermäßigt.
Nachmittags 4 Uhr Concert vom Muſik=Corps des Brandenburg. Artillerie=
Regiments Nr. 3.
Her Verwallungsrath.
Angekommen: Ein Chimpauſe imenſchenähnlicher Aſſe),
Geboren: Ein Zebra.
3933)
3787) Mü de Maupassant,
insti-
tutrice française diplömee, se propose
Couvrir Darmstadt un cours de langue
frangaise et de littérature et dy donner
des leçons particulières Partir du
15 de ce mois.
Sadresser Mie de Maupassant
Gratenstr. 39 de 9 h. midi.
Frln. von Maupaſſant, geprüfte
fran=
zöſiſche Lehrerin, beabſichtigt vom 15. dieſes
Monats an in Darmſtadt einen Kurſus
über franzöſiſche Sprache und Literatur zu
eröffnen und in dieſen Fächern Privatſtunden
zu ertheilen.
Nähere Anskunft ertheilt Frln. von Mau=, 39 Gräfenſträße von 9-12 Uhr.
24.
= geſchäſts=Anzeige.
Hiermit meinen werthen Kunden die
er=
gebene Anzeige, daß durch den Tod meines
Ehegatten das Geſchäft keine Unterbrechung
erleidet, werde vielmehr daſſelbe durch einen
tüchtigen Arbeiter fortführen laſſen.
Schmiedmeiſter
HartiniPetri Wtuve.
1912)
Ein Lehrling
mit=guter Schulbildung kann, in ein hieſiges
Materialwaaren=Geſchäft unter günſtigen
Bedingungen ſofort eintreten.
2259) Offene Lehrlings=Stelle
für einen jungen Mann unter zünſtigen
Be=
dingungen bei Georg Hof,
Paͤpier= u. Schreibmaterialien=Handlung,
Eliſabethenſtraße.
2435) Ein ordentlicher Lehrjunge kann
eintreten bei =Schloſſermeiſter Ludwig,
Carlsſtraße Nr. 8.
- W. Tüchtige Glaſer M
finden bei hohem Lohr dauernde Beſchäfti=
Ph. Jacobi,
gung bei
Carlſtraße in Beſſungen.
3762)
3791) Ein gut empfohlenes Mädchen
ſucht während der mehrmonatlichen
Abweſen=
heit ihrer Herrſchaft eine Stelle. Näheres
bei= F. Zimnermann, Kiesſtraße 28.
3886) 2 Bügelmädchen für ein
benachbartes Bad geſucht. Näh.
Dönges=
borngaſſe Nr. 2.
3887) Einen Schnljungen für einige
L. Kuhn,
Ausgänge täglich ſucht
Ernſt=Ludwigſtr. 18.
Geſucht wird ein
3999)
Agent für Darmſtadt u. Amgegend,
der mit Specereihändlern, Wirthen und
Weinhändleru in Verbindung ſteht.
5 Offerten nehmen sub L. L. 512 die Herren
G. L. Waube & Cle. in
Frank-
furti a. M. entgegen.
3910) Einen Lehrjungen ſucht gegen Lohn
H. Heß, Maler und Lackirer.
3934) Ich ſuche einen tüchtigen Männ,
dem es um eine dauernde Stellung zu thun
iſt, als Auslaufer.
Arnold Bergstraesser, Buchhändler.
3935) Ein zuverläſiges reinliches
Mäd=
chen ſucht Laufdienſt. Rheinſtraße Nr. 47
im Vorderhaus, Manſarde.
423
99
Auswechslung daſelbſt gebeten.
3940) Ein tüchtiger Raddreher
findet dauernde Beſchäftigung. Zu
er=
fragen bei der Exp d. Bl.
3941) Ein bejahrtes Mädchen, das
ko=
chen und alle häusliche Arbeit verſehen kann,
ſucht eine ruhige Stelle, wo möglich eine
Stiege hoch. Mauerſtraße Nr. 10.
3942) Soderſtraße Nr. 53 können junge
Leute oder Schüler Koſt u. Logis erhalten.
3 CVreitag den 2. Juni wurde im
5 29 Wein=Locale des Hrn. Heyler
ein Stock vertauſcht; es wird um
Hauptverſammlung der Turngemeinde Darmſtadt
Samſtag den 17. Juni Abends 9 Uhr im Vereinslocale.
Tagesordnung: Beſprechung über die Betheiligung an der Feier bei dem
Ein=
zug unſerer Truppen.
3936)
Der Vorſtand.
An= u. Verkauf von Hauſern u. Liegenſchaften.
Der Unterzeichnete empfichlt ſich zum An= und Verkauf von Häuſern
und Liegenſchaften gegen eine mäßige Proviſion.
28)
M. Neuſtadt, Alexanderſtraße 8.
3937) 1 hölzerner Pumpenſtock, über
3938) Schöne 20-25 Fuß hohe
80 Fuß tief, mit eiſernem Schwengel und Fichtenbäume zum Decoriren empfiehlt
Geſtänge billig zu verkaufen. Peomenadeſtr. 47. 1 per Stück 1 fl. Eruſt=Ludwigſtraße 15.
Der Mansfelder in Darmſtadt.
Von W.
1.
An einem Maiabende des Jahres 1622 ſaßen an dem
Wein=
tiſche im Gaſthaus zum Engel in Darmſtadt eine Anzahl Bürger
bei ihrem Abendſchoppen und labten ſich an dem trefflichen Weine,
den der Rathshauskeller in die Wirthſchaft geliefert hatte. So
ſehr aber auch der Engelwirth, Herr Zacharias Horner ſich
bemühte, ſeinem Namen als guter Weinhalter und liebenswürdiger
Wirth Ehre zu machen, und ſo ſehr auch ſeine Gäſte heute Abend,
wie immer, dieſe löblichen Eigenſchaften anerkennen mußten, ſo
wollte doch der Trunk nicht in gewohnter Weiſe munden, und die
ſonſt gewöhnliche Heiterkeit nicht einkehren.
Eine bange Beſorgniß vor Dingen, die da kommen konuten,
hatte ſich aller Gemüther bemächtigt, und bildete den einzigen
Gegenſtand des Geſprächs. Ein jeder der Gäſte wußte etwas
anderes zu berichten, über drohende Gefahren, veranlaßt durch
ge=
fürchtete Einfälle von fremden Kriegsvölkern in die Obergrafſchaft.
Beſonders lebhaft in ſeinen Beſorgniſſen äußerte ſich Herr
Jo=
hannes Stölzer, wohlbeſtellter Schneidermeiſter der fürſtlichen
Reſidenz, unter ſeinen Mitbürgern ein angeſehener Mann ſowohl
wegen ſeiner Wohlhabenheit, wie wegen ſeiner Geſcheitheit. Seine
trüben Viſionen vermochte ſelbſt der Kupferſchmied Sturm nicht
zu bannen, obgleich dieſer mit Beſtimmtheit verſicherte, von ſeinem
Vetter, der fürſilicher Lakai war, gehört zu haben, der Landgraf
ſei viel heiterer, als er ſeit langer Zeit geweſen, und das könne
er doch nicht ſein, wenn ſo trübe Dinge bevorſtünden.
Gebe es Gott," ſeufzte Stölzer, indem er einen Schluck
nahm, „aber ich habe keinen Glauben daran; wir leben in einer
Zeit, Gott ſeis geklagt, in der nicht viel Gutes mehr nachkommt.”
„Du biſt aber doch auch der ungläubigſte aller Thomaſe,
unterbrach ihn Horner, „ in der Welt nimmt ja doch jedes Ding
ſein Ende, warum ſoll es ſchlimmen Zeiten dann nicht auch ſo
er=
gehen. Du haſt ja gehört, daß der Landgraf heiter iſt und alſo
für die nächſte Zukunft nichts fürchtet.
„ Freilich habe ich das gehört,” ſagte Stölzer, nich weiß auch,
daß unſer Landgraf ein guter Herr iſt, der uns vor allem Schaden
bewahren möchte, wenn er es nur könnte. Aber er kann es ja
nicht. Er denkt wohl, was ſoll ich meinen guten Bürgern ſchon
im Voraus bange machen, indem ich ihnen Beſorgniſſe zeige; wann
das Unglück kommt, iſt's Zeit genug zu greinen; mögen ſie heiter
bleiben, ſo lange es geht. Ja, ja, das traue ich unſerem
Land=
grafen zu, aber damit iſt die Sache doch, wie ſie iſt, und wenn
auch dem Sturm ſein Vetter, der Lakai, von Heiterkeit des Herrn
ſpricht.
Dieſe Worte Stölzer's übten einen großen Einfluß auf die
weitere Stimmung der Gäſte. Man ging früher als gewöhnlich
auseinander, man ging nicht, wie dieß oft der Fall war, mit
ſchwerem Kopfe nach Hauſe, wohl aber mit einem recht ſchweren
Herzen, und machte dieſem ſchweren Herzen auf dem
Nachhauſe=
wege an jedem Hauſe, wo einer der Gäſte abging, durch manchen
Stoßſeufzer Luft.
Zur Auflärung über die Beſorgniſſe der Darmſtädter Bürger
müſſen wir Folgendes einſchalten.
Der böhmiſche Krieg war ſeit 4 Jahren ſchon entbrannt,
und obgleich dem böhmiſchen Königthum des Kurfürſten von der
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Pfalz bereits ein Eude gemacht war, ſo war damit doch der Krieg
nicht zu Ende. Im Gegentheil hatte er viel größere Dimenſionen
angenommen und Deutſchland ſtand in zwei Heerlager geſpalten,
in Anhänger des Kaiſers und in Gegner deſſelben; der alte Groll
zwiſchen Katholiken und Proteſtanten war zu einer verheerenden
Flamme geworden. Landgraf Ludwig ſtand inſofern auf der Seite
des Kaiſers, als er nicht der Sache des Kurfürſten ſeine
Mit=
wirkung lieh, die er als eine Rebellion gegen die kaiſerliche
Au=
torität anſah.
Dabei trat er aber doch nicht mitkämpfend in das kaiſerliche
Heerlager, ſondern er bemühte ſich nur, Vermittler zwiſchen den
beiden ſtreitenden Parteien zu ſein, die ſich immerwährend
gegen=
ſeitig Bedingungen ſtellten, deren Annahme der Gegner verweigern
mußte.
Im April des Jahres 1622 war Landgraf Ludwig von einer
Reiſe zurückgekommen, die er im Intereſſe der von ihm
übernom=
menen Vermittelung zu verſchiedenen Fürſten des Reichs
unter=
nommen hatte; er war zurückgekommen, wie ſchon oft, ohne etwas
Genügendes erreicht zu haben, ja er war mit dem Eindrucke
zurück=
gekehrt, als wenn die kurfürſtliche Partei ihn der Sache des
Kaiſers mehr zugetham und für dieſelbe wirkend betrachte:; er
hatte manches vernehmen müſſen was ihn ein feindſeliges
Auf=
treten des Kurfürſten gegen ihn und ſein Land befürchten laſſen
konnte und ſolche Befürchtungen waren auch in dem Volke erwacht.
2.
In dem Conferenzſaale des Schloſſes zu Darmſtadt ſtand
Landgraf Ludwig am Fenſter und ſchaute hinunter in den Hof,
wo ſich eine Anzahl von Bürgern an dem Brunnen verſammelt
hatte, der, mit der Figur des Neptunus geſchmückt, die eine Ecke
des Hofes den Fenſtern des Landgrafen gegenüber dazumal einnahm.
Sie waren durch Gerüchte vom Herannahen feindlicher Heere
be=
unruhigt nach dem Schloſſe gegangen, um hier vielleicht etwas
Näheres darüber zu erfahren. Jeder Lakai, der durch den Hof
ging, wurde angehalten und befragt, weil man anzunehmen pflegte,
wer im Schloſſe ſei, müſſe auch von ſolchen Staatsaffairen mehr
wiſſen, als andere.
Der Landgraf hatte ſeine vertrauten Räthe beſchickt zu einer
wichtigen Berathung und konnte ihre Ankunft kaum erwarten.
Un=
ruhig durchſchritt er den Saal, und ſein mildes Antlitz zeigte eine tiefe
Bekümmerniß. Dieſer Ausdruck war auch den Bürgern nicht
ent=
gangen, die beſorgt nach ihm hinſchauten, ſo oft er auf Momente
am Fenſter ſich zeigte.
Auf einmal entſtand eine Bewegung unter der Bürgergruppe
im Hofe. Ueber die Zugbrücke, die vom Markte her in das
Schloß führte, raſſelte eine Kutſche, und ein Sachver ſtändiger
er=
kannte in ihr alsbald die des Herrn von Riedeſel, des geheimen
Rathes Ludwig's V.
„ Nun Mitbürger paßt auf! Eben kommt der Herr von
Riedeſel,, rief der Sachverſtändige, der Niemand anders war, als
der von bangen Sorgen erfüllte Schneidermeiſter Stölzer. „Jetzt
paßt auf, jetzt wird's nicht lange mehr dauern und wir werden
geſcheider ſein, als eben. Nur nach dem Geſichte des Herrn von
Riedeſel geguckt! Iſt er betrübt, dann wird bald das Unglück
los=
gehen; denn glaubt mir, wenn ein ſo hoher Herr ein ſchiefes
Geſicht macht, dann ſteht etwas zu befürchten, was nicht
ange=
nehm iſt."
„ Ach was iu rief ihm der Schloſſermeiſter Henning entgegen,
„ſchlechtes Geſchwätz! Se ein Herr kann ja doch auch einmal
ein ſchiefes Geſicht machen, ohne daß gerade jedesmal ein
Landes=
unglück losbricht. Solche Herren haben auch Frauen und Kinder
daheim, die ihnen Sorge machen können. Laßt euch noch nicht
bange machen, Freunde: warters ruhig ab und ängſtigt euch nicht
vor der Zeit. Wenn Schlimmes abgewendet werden kann, thur's
unſer Landgraf gewiß, und kann er es nicht, nun dann müſſen
wir den Kopf oben behalten und ſehen, wie wir's fertig bringen.
Schluß folgt.)
Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt von V.
96. Die Familie Fuhr.
Unſere Stadt hat in der Gegenwart das Glück, mehrere
Fa=
milien in ihrer Mitte zu haben, welche ſtets bereit ſind, von den
reichen Mitteln, welche Glück und Thätigkeit in ihren Beſitz
ge=
bracht haben, zum Wohle ihrer ärmeren Mitbürger bei jeder
vor=
kommenden Gelegenheit freudigſt zu gewähren. Ihre Namen ſind
bekannt und ſie werden unvergeſſen in der Geſchichte unſerer Stadt
bleiben, wie die Namen anderer Familien, die durch Stiftungen
in vergangenen Zeiten in, dem Andenken der Menſchen erhalten
bleiben. Eine dieſer älteren Familien, die ſich durch
Wohlthätig=
keit ausgezeichnet hat, iſt die Familie Fuhr. Dieſelbe bietet
zu=
gleich eines der Beiſpiele, wie ſie unſere Stadt mehrfach aufzu= hat, daß ein klarer Blick in kaufmänniſchen Dingen, wenn,
er mit der Entſchloſſenheit gepaart iſt, zu richtiger Zeit
thätig=
einzugreifen, auch ohne ſchwindelhafte Speculationen zu Wohlſtand
und Reichthum führen kann.
Der Vater Fuhr war urſprünglich Militär und gründete dann
im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts hier ein kleines
Kamm=
geſchäft. Eine Erbſchaft von einigen 1000 fl. verſchaffte ihm dann
die Mittel, den Handel mit Landesproducten in's Auge zu faſſen.
Als die franzöſiſche Revolution ausbrach, gelang es ihm, das Recht
des alleinigen Sammeln des Salpeters zwiſchen Rhein, Main und
Neckar zu erwerben und damit die Pulvermühlen verſehen zu
können. Bei ſteigenden Mitteln übernahm er die Verproviantirung
der holländiſchen Oſtindienflotte mit dürren Zwetſchen, und es
ka=
men Jahre vor, in denen er 40,000 fl. in der Herrſchaft
Brau=
berg durch dieſen Handel umſetzte, welcher der ganzen Gegend
Wohlſtand brachte. Er unterhielt für dieſen Handel mehrere Jahre
in Amſterdam ein eignes Comptoir unter der Leitung ſeines Sohnes
Wilhelm. Zu gleicher Zeit behielt er den Oelbau und Oelhandel
im Auge, ſo daß er ſogar, was damals noch eine Seltenheit war,
einen Correſpondenten in Marſeille hatte, der ihm über den
Aus=
fall der Olivenerndte berichtete und ihm die Möglichkeit gab, die
Oelpreiſe in unſerer ganzen Gegend zu regeln. Er war es auch,
der vorzugsweiſe die Nüſſe weit und breit aufkaufte, um ſie im
Norden abzuſetzen, und dadurch einen für den Odenwald
bedeuten=
den Handelszweig in's Leben rief.
Einfachheit und Zurückgezogenheit war ein Grundzug in der
thätigen Familie. Die letztere wurde vielleicht Urſache, daß nur
der jüngſte der Söhne des Hauſes ſich verheirathete. Die Söhne
ſetzten das Geſchäft im Geiſte des Vaters fort und erwarben
da=
mit ein für die hieſigen Verhältniſſe bedeutendes Vermögen. Die
beiden ledig gebliebenen machten durch ihre letztwillige Verfügung
von ihrem Vermögen einen ebenſo wohlthätigen als einſichtsvollen
Gebrauch. Der ältere bedachte vorzugsweiſe milde Stiftungen in
Frankfurt, wohin er in früher Jugend, unter Aufrechthaltung der
Geſchäftsverbindung mit den hieſigen Brüdern, übergeſiedelt war.
Der zuletzt hier ledig verſtorbene Heinrich Fuhr machte zwei
ihn ſehr bezeichnende Stiftungen. In Anbetracht, daß ſeine
Inteſtaterben in Verhältniſſen waren, daß ſie die Erbſchaft nicht
brauchten, vermachte er, ohne ſie zu enterben, und neben
Unter=
ſtützung entfernter Verwandten durch Jahresrenten, ein bedeutendes
Kapital unſerer Stadt mit der Beſtimmung, daß aus dem
Jahres=
ertrage deſſelben jährlich ſolche Handwerksmeiſter je 150 fl.
er=
halten ſollten, welchen durch eine ſolche Beihülfe die Möglichkeit
gegeben wäre, ihrem zurückgehenden Geſchäfte wieder aufzuhelfen.
Er ſprach dabei aus, daß ſeine Spende kein Almoſen, keine
Unter=
ſtützung eines Armen bedeuten, ſondern nur eine Möglichkeit zur
Selbſthülfe bieten ſolle. Der Fonds erlaubte, daß ſchon in einem
Jahre bis zu 13 Bürgern dieſe Unterſtützung haben konnten. Ein
anderes Vermächtniß beſtimmte er dafür, daß jährlich für einige
100 fl. Lehrmittel in der höheren Gewerbſchule verwendet werden
könnten und dadurch den Bürgersſöhnen Gelegenheit zu einer
Bildung geboten werde, zu welcher leider ihm in ſeiner Jugend
keine Gelegenheit gegeben geweſen wäre.
Ehre dem Andenken des wackeren Manues!
Im Zoologiſchen Garten traf geſtern ein Chimpanſe
ein. Dieſe Affenart iſt nicht nur eine der größten, ſondern auch
diejenige, welche ſowohl hinſichtlich ihres Körperbaues als auch
ihres ſanften und umgänglichen Naturells dem Menſchen am nächſten
ſteht. Das noch junge, ſehr muntere Thier befindet ſich in einem
eigens für daſſelbe errichteten, geräumigen, und mit einer
beſon=
deren Heizung verſehenen Käfig, aber leider gelingt es trotz der
ſorgfältigſten Pflege nur ſelten, ſolche Affen längere Zeit am Leben
zu erhalten.
Verlag und Redaction: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.