Darmstädter Tagblatt 1871


21. März 1871

[  ][ ]

Beilage
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
Dienſtag den 21. März
1871.
M 12.

Das Frag= und Anzeigeblatt. die Beilage hierzu ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wochentlich; Erkeres
Samſtag, die Välagze Dienſtags und Letzteres Donnettags. Jahres=llbonnement der drei Blütter zuſammen 2 fl. Auswaͤrts kann man bei allen
Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei der Expedition. Rheinſtraße Nr. 23 neu.

Verſteigerungen.
Brenn= und Stammholz=
Verſteigerung.
Mittwoch den 22. März 187
Vormittags 9 Uhr werden im Frei=
herrlich
von Barkhaus'ſchen Privatwalde,
im Arheilger Walddiſtrict Täubcheshöhle,
verſteigert:
7 Stecken kiefern Scheidholz,
Prügelholz,
14
Stockholz,
30

Wellen,
1300 Stück
2 Stecken eichen Prügelholz,
1
Stockholz,

Wellen,
50 Stück
47 Stuck kiefern Stämme von zuſammen
1700 Cbfß.,
3 Stück eichen Stämme von zuſammen
78 Cbfß.
Das Holz ſitzt zum größten Theile an
der Wixhäuſer Hausſchneiße.
Wer daſſelbe vor der Verſteigerung ein=
zuſehen
wünſcht, wolle ſich an Forſtwart
Schmitt in Arheilgen wenden.
Die Zuſammenkunft iſt Morgens um
halb 9 Uhr am Eingange des Waldes,
zunächſt der Wohnung des Bahnwärters
Chriſt am Sensfelder Weg.
Gegen vorſchriftsmäßige Bürgſchaft wird
Zahlungsfriſt bis Ende September 1871
[1590
bewilligt.
1715) Bekanntmachung.
Die am 15. d. Mts. in dem Diſtrict
Waiſenhaustanne abgehaltene Stamm= und
Stangenholz=Verſteigerung iſi genehmigt und
der erſte Fahr= und Zahltag auf künftigen
Donnerſtag den 23. ds. beſtimmt worden.
Darmſtadt, am 18. März 1871.
Kehr,
Rechner der Gr. Landes=Waiſen=Anſtalt.
1716) Die am 27. und 28. Febr. l. J.
abgehaltene Stammholz=Verſteigerung im
Eberſtädter Gemeindewald, iſt genehmigt.
Die Abfuhrſcheine können gegen vorſchrifts=
mäßige
Bürgſcheine auf der Gr. Bürger=
meiſterei
in Empfang genommen werden.
Montag den 27. März iſt der erſte
Fahrtag.
Eberſtadt, am 18. März 1871.
- Großherzogliche Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Müller, Beigeordneter.
1717) Mittwoch den 29. d. M. Vorm.
9 Uhr werden in der Behauſung Beſſunger
Kirchſtr. 37 circa 50-60 Mltr. Kartoffeln,
eine PartieStrohöffentl. meiſtbietend verſteigt.

144)
NAAAAAuAAn n Annuuun
B1718) Verſteigerung.
4 Dienſtag den 28. März Vor=
E mittags 9 Uhr ſollen in dem Hauſe
4 Nr. 45 der Hügelſtraße gleicher Erde
4 Möbeln u. verſchiedenes Hausgeräthe
E gegen gleich baare Zahlung verſteigert
H werden. Die Gegenſtände können
4 Tags vorher eingeſehen werden.
8 Dr. Delp, Hofgerichts=Advokat
ARREATTRAALAAruraraaint

Feilgebotenes.
4
(ein hübſcher Holzſtall (Schweizer=
E, haus=Form, auch als Garten=
haus
verwendbar) iſt zu verkaufen.
Näheres bei der Expedition.
1323) Stute von edler Raçe, im
Felde geritten, ſteht Verſetzung halber zu
verkaufen bei Herrn Stallmeiſter Goder,
untere Hügelſtraße.

TOPCtOm.
Die bedeutenden Vorräthe unſeres Tapetenlagers enthalten dieſes Jahr eine außer=
ordentlich
reiche Auswahl geſchmackvoller neuer Muſter, und ſind wir durch größere
Produktion im Stande unſere Tapeten zu den billigſten Preiſen abzugeben.
Wir empfehlen Maſchinentapeten (fehlerfreie) von 7, 8, 9 Kreuzer an, ſowie Reſte
von beſſeren Tapeten, für Zimmer bis zu 16 Stück ausreichend, zu beſonders herabge=
ſetzten
Preiſen.
Für Bauunternebmer notiren wir bei größerem Bedarf nach Uebereinkunft
06
Engros=Preiſe.
C. Hochstuttar ESöhue.
1304a

1602)
Ainderkordwagen,
folid und dauerhaft gearbeitet, empfiehlt in großer Auswahl und zu den billigſten Preiſen
Karl Knaub, obere Schützenſtraße.
Reparaturen jeder Art an Kinderkorbwagen und Korbwaaren werden
prompt und billigſt beſorgt;
1719)
16
Lapetem & Rouleaux
eine große Parthie unter dem Fabrikpreis empfiehlt
W. Sehmidt, nächſt dem Ludwigsplatz, Schulſtraße I.

1521) Vergißmeinnicht=, Silenen=,Penſee=
Pflanzen empfiehlt die Kunſt= u. Handels=
gärtnerei
von
Heinrich Henkel,
Beſſunger Heerdwegſtraße.
1522) Kartoffeln ſind wieder zu
haben der Kumpf zu 14 kr. bei
Franz Gölz im Ochſen.
1523) Bei Bedarf bringt Unterzeichneter
ſein Samen=Geſchäft in Erinnerung
und garantirt für gauz ächte Waare.
H. Henß,
Kunſt= u. Handelsgärtner, Schwanenſtr. 37.
An Markttagen am Blumenſtande nächſt
der Hofapotheke.
Abgekochten Schinken
empfiehlt Georg Hönig,
1551) Hchweinemetzger, Stadtkirche.

1720) Bei Johannes Becker IV. von
Weiterſtadt ſind 50 Centner Erd= Kohl=
raben
zu verkaufen.
1721) Ein gut erhaltener Confir=
manden
=Rock zu verkaufen.
Neckarſtraße Nr. 3.
1722) Eine große Waſchbütte zu
verkaufen. Wilhelminenſtraße 16.
1723) Carbolsäuro-Desinſectionspulver,
zur Desinfection von Krankenzimmern und
Gruben, in Streudoſen 12 kr. empfiehlt
Georg Liebig Sohn.
1724) In einer ſehr ſchönen Lage
iſt ein Bauplatz zu verkaufen.
Näheres in der Exp. d. Bl.
1725) Schöner junger Bux, Wein= und
wilde Reben u. ſtarke Zwetſchenbäume. Auch
wird Gartenarbeit angenommen.
J. Schubkegel, Gärtner, gr. Bachgaſſe 18.
13

[ ][  ][ ]

43

R12.


(ine Kaute Kehricht wird
S.
Cunentgeltlich abgegeben. Ver=
längerte
Waldſtraße 51.

1726) Prima Fussboden-Elanzlack per
Schoppen 45 kr. bei
Georg Liebig Tohn.

61727) Wachs= u=Ledertücher Prima,
Gold=Gallerien empfiehlt billigſt
W. Sehuidt, Schulſtraße 1.

1728) Vier junge Schweine, Springer,
zu verkaufen. Arheilgerſtraße Nr. 23.


3 Lebende -onquets
in bekannter ſchöner Ausführung, ſowie ab=
geſchnittene
Cameliablumen empfiehlt
die Kunſt= und Handelsgärtnerei von
H. Henßt, Schwanenftr. 37.
Beſtellungen werden von G. Würtem=
berger
auf dem Brückchen beſtens beſorgt.
Aecht engl. Patent=Reisstärke per Pfd. 18 kr.
Prima- Maizenstärks per Pfd. 16 kr.
Eugelblau hell und dunkel,
Nonblau ꝛc. empfiehlt
1730) Georz Liebie Cohn.

1731) Fußboden=Glanz=Lack!
in= ſchönex,hell= und dunkelgelber Farbe, ſo=
fort
trocknend, billigſt, ſowie
Fußboden=Oellack=Farbe!
zum Anſtrich fertig, ſehr dauerhaft, in ele=
ganten
dünklen und hellen Farben, billiger
als Glanz=Lack, Muſter=Brettchen zur An=
ſicht
; bei Materialiſt Louls Hefn,
Ludwigſtraße 18.

4983) Dieburgerſtraße Nr. 40 iſt der
mittlere Stock zu vermiethen.
8084) Ein Logis mithallen Bequemlichkeiten
zu vermiethen. Mühlſtraße 7.
8266) Beſſ. Weinbergſtraße Nr. 26 iſt
ein Zimmer zu vermicthen.
417) In der Magdalenenſtraße Nr. 16
ein Logis' im Vorderhauſe und eine große
Scheuer mit oder ohne Stallung zuſammen
oder getheilt zu vermiethen u. zu beziehen.
L. Querdan, Küfermeiſter.
473) Louiſenplatz 4 iſt in der bel Etage
eine Wohnung von 4-5 Stuben mit Küche
und Zubehör alsbald zu vermiethen.
732) Beſſunger Carlſtraße Nro. 5 iſt
der mittlere Stock, beſtehend aus 5 Zim=
mern
, Mitgebrauch der Waſchküche und des
Bleichplatzes; zu vermiethen und baldigſt
zu beziehen.
898) Maxienplatz Nro. 10 Stube mit
Cabinet nach der Straße ꝛc., ſogleich beziehbar,
zu vermiethen. Ph. Schütz, Hofdachdecker.
996) Ein ſehr ſchön möblirtes Zim=
mer
im 1. Stock Blumenſtr. 6 zu vermiethen.
1067) Caſinoſtraße Nr. 20 iſt der mitt=
lere
Stock, beſtehend aus 6 Piecen nebſt
allem Zubehör zu vermiethen und den 1ten
Mai zu beziehen. Hermann Koch junior.
1141) Eck der Wilhelminen= u. Anna=
ſtraße
(r. 14) bel Etage, 5 Zimmer und
1 Saal, Küche im Souterrain, im 3. Stock
2 Zimmer und Küche, Boden= und Keller=
räume
im Verhältniß. Auf Verlangen
Stallung und Mitbenutzung des Gartens.

1253) Untere Rheinſtraße Nr. 49
parterre ſind 2 möblirte freundliche
Zimmer an einen Herrn zu vermiethen.
1329) Eck der Promenaden= u. Fabrik=
ſtraße
10 der 3. Stock des Hauſes, beſtehend
aus 6 Zimmern, Küche, Keller ꝛc., zu ver=
miethen
und in einem Vierteljahr zu beziehen.
1330) In meinem neuen Hauſe der
Soderſtraße Nro. 53 iſt der 1., 2. und
3. Stock nebſt Bleichplatz und=Waſchküche
zu vermiethen und alsbald zu beziehen.
Konrad Ganß, Weinbergſtraße 26.
1332) Hügelſtraße Nr. 61 der 3. Stock
beſtehend aus 4 ſchönen Zimmern nebſt allen
Bequemlichkeiten vom 1 Juni ab zu vermiethen.
1433) Schulſtraße Nr. 9 parterre ein
möbl. Zimmer mit Cabinet zu vermiethen.

5
446) Frankurterftraße Nrer Pffk;
B ein vollſtändiges Logis von 6 Piecen
E zu vermiethen. Auf Verlangen= kann F
E ein weiteres Zimmer, Stallung, Re= B
E miſe, Heuboden u. Bedienten=Zimmer,
H ſowie ein Gärtchen dazu gegeben werden;
Cullmann.
F

1.
UUAUUAUATRAArurztat
9leichſtraße 17.parterre ein möblir=
tes
Zimmer ſofort zu vermiethen.
1528) Steinſträße Nr. 5. iſt=der mitt=
lere
Stock mit allen Bequemlichkeiten bis
den 1. Juli beziehbar.

E. 1529) Ein ſehr fein möblirtes F
E Balcon=Zimmer mit- Cabinet iſt;
B
B ſofort zu vermiethen. Eck der Bleich=
P
F und Caſinoſtraße Nr. 12½.

1560) 1r und 12r Stock nebſt allen
Bequemlichkeiten Steinſtraße Nr. 8 zu ver=
miethen
. Näheres Ludwigsſtraße Nr. 8 zwei
Treppen hoch:
1562) Soderſtraße Nr. 51 iſt der dritte
Stock mit Glasabſchluß und allen Bequem=
lichkeiten
zu vermiethen, und in einem Viertel=
jahr
zu beziehen.
1566) Ein kleines Logis den 1. April
zu beziehen. Eliſabethenſtraße 34.
1640) Holzſtraße 8 iſt ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen.
1649) Holzhofſtraße Nro. 11 iſt ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
1660) Hölgesſtraße. 8. 2. Stock, ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
Cen meinem Vorderhauſe gleicher
2) Erde iſt eine Wohnung, beſtehend
aus 3 Zimmer, Küche, Keller, Bleichplatz ꝛc.
an eine ruhige Familie zu vermiethen und
gleich beziehbar. Auch, könnte das Ganze
als Laden hergerichtet werden.
J. Schweitzer, mittl. Eliſabethenſtr. 35.
1732) Ein möblirtes Zimmer mit Aus=
ſicht
auf den Marktplatz iſt zu vermiethen.
Näheres zu erfragen Marktſtr. 2 erſter Stock.
1733) Ein möblirtes Zimmer zu ver=
miethen
u. gleich zu beziehen, Kranichſteiner
Straße Nr. 17.
1734) 2 elegant möbl. Zimmer bel Etage
mit Ausſicht nach der Eliſabethenſtr., zu ver=
miethen
. Näheres Zimmerſtr. 2 mittl. Stock.
1735) Ein ſchön möblirtes Eckzimmer,
bel Etage, für 7 fl., ein kleineres für 5 fl.
zu vermiethen. Eck der Schul=u, Kirchſtr. 27.
1736) Frankfurterſtraße 36 ein kleines
Zimmer mit Küche zu verm. im Hinterbau.
4.

1737) Ludwigſtraße Nr. 14 ein ſchönes
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
1738) Ein freundliches Manſarden=Logis.
Beſſunger Carlsſtraße 63.
Vermiſchte Nachrichten.
1502) Durch das Ableben meines Mannes
erſuche ich alle diejenigen, welche Forderungen
oder Zahlungen an mich zu machen haben, dies
binnen vier Wochen gefälligſt zu entrichten.
Darmſtadt, den 8. März 1871.
F. Herling, Wittwe, Hof=Spengler.
2
0. ()a. ich mein Geſchäft aufgegeben
G - habe, ſo bitte ich die mir noch

ſchuldenden Beträge, bis längſtens zum
15. April=bezahlen zu wollen, da ich nach
dieſer Zeit meinen Anwalt mit dem Incaſſo
beauftragen werde.
Julius Helbing,
Rheinſtraße 17 parterre.
1287) Auf Offern ein Mädchen
bei, zwe Kinder, welches auch fein
Waſchen und Bügeln verſteht= und et=
was
ſchneidern kann. Sie muß gute
Zeugniſſe aufzuweiſen haben.
Promenadenſtraße Nr. 43,
1512) Ein Dieuer zu=ſofoptigen Ein=
tritt
wird geſucht. Frankfurterſtraße 42.
1538)
Einen Lehrling!
mit guten Schulkenntniſſen und ſchöner
Handſchrift ſucht der Unterzeichnete.
Darmſtadt,
C. Koehler,
49 Rheinſtraße. Verlagsbuchhandlung.

1540) Ich ſuche einen geübten Scri=
benten
zum ſofortigen Eintritt.
Laubenheimer, Hofg=Adv.
G.


ſpin ſchwarzer Hühnerhund,mit

gelben Abzeichen, auf, den Namen
Ponto'. hörend, iſt, ſeit. dem 8. d. Mts.
abhanden gekommen., Wer. über, denſelben,
Auskunft zu geben, vermag, erhält eine gute
Belohnung., Promenadeſtraße 37.
1571)
Schneider
auf gute Herren=Arbeit werden bei lohnen=
der
und. dauernder Beſchäftigung geſucht.
Meldungen. vön 10-12 Uhr Vormittags
Katharinenpforte Nro. 1 im Eckladen in
Frankfurt d. M.
1579) Ein Mädchen -kann -Schlafſtelle
erhalten. Dieburgerſtraße Nr. 14.

Schuhmachergeſellen.
Gute Arbeiter auf Herren= und Damen=
ſtiefel
finden dauernde und lohnende Be=
ſchäftigung
bei
1653) Otto Herz &8m Cie. in Mainz.
1739) Fleißige Arbeiter. u. Arbeiterinnen
finden. gegen guten Lohn dauernde Beſchäfti=
gung
in der Tapetenfahrik, Heidelberger
Straße Nr. 8.
1740) Mädchen u. Frauen,
welche das Hutſtaffiren lernen wollen,
erhalten ſtändige und lohnende
Arbeit in und außer dem Hauſe,
H. Schuchard.

[ ][  ][ ]

49

M12
1680) Unſere braven deutſchen Truppen ſind auf der Heimkehr;
ſchon haben ihre Züge an unſerer Stadt vorbei begonnen. Als ſie im verfloſſenen
Sommer, bereit für das Vaterland zu kämpfen und zu ſterben, hinauszogen, haben wir
ſie mit Speiſe und Trank erquickt; ſollten wir die nach langem, ruhmreichen Krieg
Heimkehrenden unbeachtet und unerquickt vorüberziehen laſſen ? Die Pflicht des Dankes
und unſere eigene Ehre verbietet dies. Da ein beſonderes Comite ſich für=dieſen Zweck
nicht gebildet hat, ſſo hat der Hülfsverein, welcher ohnedem ſeine Erfriſchungs=Station
für Verwundete und Kranke auf. dem. hieſigen. Bahnhof beſitzt, geglaubt, ſich der. Sache
annehmen zu ſollen. Seine ordentlichen Mittel aber darf er hierzu nicht verwenden,
weil ſie ihm nicht zu dieſem Zwecke, ſondern nur für Verwundete, Kranke, Invaliden und
Waiſen gegeben!worden ſind: er iſt deshalb nochmals in der Lage, ſich an die Einwohner
Darmſtadts und Beſſungen's zu wendeu und ſie um Gaben anl Geld und Natu=
ralien
(Lebensmittel, Getränke) zur Erquickung der hier durchßaſſiren=
den
deutſchen Truppen zubitten. Er iſt überzeugt, daß er es nicht vergeblich thut=
Zur Annahme von Geldguben, welcher man den Zwick zur Erquickung der heim=
kehrenden
Truppen' beizufügen bittet, ſind alle, bereits durch Anſchläge bezeichneten
Sammelſtellen des Vereins und der Vereinsrechner, Herr Stadtrentmeiſter=Michell,
bereit; zur Empfangnahme von Naturalien das Comite auf dem hieſigen Bahnhof.
Darmſtadt, den 14. März 1871.
Der Vorſtand des Hülfsvereins für die Krankeupflege und Unterſtützung
der Soldaten im Felde.

1678)
Vokal=Gewerbverein.
Sitzung, Donnerſtaß den 23. März, Abends 8 Uhr, im oberen,
Saal der Wiuter'ſchen Brauerei. - Tagesordnung;
1. Beantwortung der eingelaufenen Frage: Welchen Zweck erfülltk Glycerin
als Zuthat im=Wein ?
2. Verſuchgreſultate über Verbeſſerung des Weins durch. Einwir=
kung
von- Elextricität; mitgetheilt von Herrn von Kreß dahier.
3. Verſuchsreſultate über Prüfung von Glyeerin=Seife; mitgetheltk
von Herrn, Ober=Medizinal=Aſſeſſor. Dr. Hallwachs dahier.
Die neueſten Rummern. der techniſchen Zeitſchriften ſind von 7 Uhr an aufgelegt.
An=u. Verkauf von Häuſern u. Liegenſchaften.
Der Unterzeichnete empfiehlt' ſich zum An= und Verkauf von Häuſern=
und Liegenſchäften gegen eine mäßige Proviſion.


198)
M. euſtadt, Aexanderſtraße 8.
1484)
Geſchäfts=Anzeige.
Hiermit die ergebene= Anzeige, daß nach dem Ableben meines=Mannes das Geſchäft
in ſeitheriger Weiſe fortgetrieben wird=und keine Unterbrechung exleidet. Durch Rellität
und Pünktlichkeit werde ich mir das, Zutrauen meiner werthen Kunden zn erhalten ſuchen.
Darmſtadt, den 10. März 1871.

1
7.
W.
Hexhiu, NIuCiHof=epengler.

Horart-Vérein.
Eweltes Conéert
Samſtag den 25. März
im Gaſthof,nzur. Trauben.
Anfang präcis 8 Uhr.
1741)
Der Vorſtand:
25)
2lder, und Cpiegei.
8.
werden aufs Geſchmackvollſte eingerahmt von
Ph. Jacobh; Glaſermſtr.;, Beſſungen.
1743) Zwei tüchtige

Poſamentier
und ein Knopfmachergehülfe auf Möbelarbeit
geübt finden bei gutem Lohn dauernde Stellung.
Reiſegeld wird vergütet.
Car. 19. Börho,
Offenbach a. M.=
1744) Eine ruhige kleine Familie ſucht
ſofort ein kleines Logis von 2 Zimmern,
Cabinet, Küche und Zugehör. Offerten
unter Nro. 1744 bittet man in der Exp.
d. Bl. abzugeben.

1745) Ein braves Mädchen, welches
gut bürgerlich Lochen kann= und alle häus=
liche
Arbeit verſteht; wird auf Oſtern zu
miethen geſucht. Näheres Bleichſtraße 44
dritter Stock.

Gute Belohnung dem Finder!
Ein Damen=Kettchen von venetianiſchem
Gold verloren. Auskunft in der Exp. (1746

Größherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 21. März. 13. Vorſt. im
5.Ab.: Das Portrait der Geliebten.
Luſtſpiel in 3 Akten von Feldmann. Hierauf:
Der, gerade Weg der beſte. Luſt=
ſpiel
in 1 Akt von Kotzebue.
Mittwoch, 22. März. 14. Vorſt. im
5. Ab. bei beleuchtetem Hauſe: Feſtvor=
ſtellung
zur Friedensfeier am Geburtstage
Sr. Maj. des deutſchen Kaiſers. Jubel=
Quverture. Prolog mit Tableau und
Chorgeſang. Hierauf: Titus. Oper in
4 Akten mit Recitativen. Muſik von Mozart.
Donnerſtag, 23. März. Keine Vor=
ſtellung
.

Waiſenhaus=Nachricht.
Vom 1. December v. J. bis heute iſt für die
Waiſen eingegangen:
1. Geſchenke: Von M. Pitthan zu Wöll=
ſtein
Chriſtgeſchenk 100 fl. Adolph Trier durch
die Stadtpoſt 10. fl. - Heinrich Haas II. zu
Bruchenbrücken 5 fl.
II. Legate: Konrad Dörr zu Leeheim 3 fl.-
Daniel Heinzenröder II. Wwe. von Geinsheim 5fl.
- Philipp Matthes Ehefrau zu Ginsheim 5fl.-
Kaufmann Wilhelm Nöllner. zu, Darmſtadt; 10. fl.
Wilhelm Frank Eheleute zu Neu=Iſenburg 10 fl.
- Johann Philipp Bork zu Erzhauſen 5 fl. -
Jacob Blöſer zu Crumſtadt 5 fl. Andreas Otto
Ehefrau von: Dieburg 5.fl. - Philipß Hugen=
ſchütz
zu. Darmſtadt 10 fl. - Friedrich Berg.zu
Fehlheim 5 fl. Anng Kath. Scherer von Tre=
bur
2 fl. 30 kr. - Geoͤrg Brunners Wittwe zu
Groß=Bieberaü 5.fl. Jacsb Kaul L. von Nau=
heim
5 fl. Konrad Rauſch Ehelente von Ober=
Kainsbach 10 fl. Martin Stuckert, von Rein=
heim
5.fl. - Georg Jacob, Beckey von Groß=
Bieberau 5 fl.
111. In dem Oßferſtock vor dem Wäiſen=
hauſe
; fanden ſich vor: 39..fl. 294. kr. zum
Theil mit folgenden, Inſchriften: ) Der Hern
verläßt keine Wittwen und Waiſen 30 kr. - 2 Der
liebe Gött hat mein Gebet erhöret 12 kr. C. Ri=-
3)Bitttt Gott, daß er mir beiſtehs16 kr. 4) Bitter
Gott, daß er ferner ein unglückliches Mädchen er=
hören
möge 12 kr. - 5) Danket dem liebex Gott,
daß er mich von dieſer Laſt befreit hat 30 kr. D. D.
- 6) Völ einem Dienſtmaͤdchen 12 kr. J. H.
7) Hilf= Götth- Errette uns vor Verzweiſlung;
bringe= unſere Unſchuld an den Tag 6kr. -8) Dem,
lieben Waiſen zum, neuen Jahr für eine erfüllte.
Bitte 12 kr. H. -9 Für die Waiſen. 1fl.45 kr.
10) Den Waiſen verſprochen 2fl.
W. Wittwe.-
F. H. - 11) Den Waiſen 12 kr. aus Dankbarkeit!
zum Liebeſ Gott'ꝛc.. E. K.; - 12) Chriſtkindchen
für Waiſen 2.fl. von L. H. - 13) Erfüllef meine
Wünſche 4 kr. M. - 14) Betet zu Gott, daß er
mich von meinem bößen Huſten befreit 18 kr. den
20. Febr. von Marie H. 15) Den armen
Waiſen 6 kr. R. W. 7-16) Den Waiſen ver=
ſprochen
6 kr. ꝛc. L. A. - 17) Ihr lieben Wai=
ſen
betet zu Götk für meine arme Mutter 12 kr:
- 18) Bittet mit mir den liehen Gott, daß mein
Gatte geſund aus dem Krieg zurückkehrt ꝛc 12. kr.
M. T. - 19) Danket Gott für meine glückliche
Entbindung ꝛc. 12 kr. - 20) Auf allgemeines
Wohl 3 kr. - 21) Ihr lieben-Wuiſen bittet alle
für mich; daß ich aus den Händen meiner Feinde
befreit werbe ꝛci 12 kr. - 22) 25. Jan. 1871,
1 fl. 23) Gott erhöre meine= Bitte. 4 fl. 45 kr.
B. C. D. - 24 Am 18. Fehr. mit der Bitte zu.
Gott um fernere Geſundheit meiner lieben Kin=
der
ꝛc. 1 fl. 25) Danket Gott mit mirj daß'er
mein Gebet erhöret und mieinen innigen Wunſch;
erfüllet that 30 kr. - 26½ Ich gehe; mit:
dem Jahre 1871. einem ſchweren Ziele, entgegen.
Ihr lieben Waiſen betet und bittet mit mir zu
Gott um ſeinen Beiſtänd 1 fl. 45 kr. - 275 Für
die armen Waiſen130 kr. Fiſcher.- 28) Ich danke:
dem, lieben Gott für ſeine Gnade 1- fl.; L. :
29) Bittet mit, mir Gott, daß er mein, Flehy er=,
hört und mich von dieſem Leiden und Kummer be=
freit
1 fl. 45 kr. - 30) Für die karmen Waiſen
6 kr. - 31) Von einem Dienſtmädchen 112 kr.-
32) Danket Gott mit mir, daß er mich erhöret hat:
und bittet ihn für mich, er möge auch, ferner für,
mich ſorgen 30 kr. S. B. - 33) Lieber Gott wie
ſoll ich dir danten, daß du meinen lieben Mant!
und meine zwei Söhne vor den großen=Gefahren:
des Krieges bisher beſchützt haſt ꝛc. 1 fl., Darm=
ſtadt
25. Dec. 1870. - 34 Ihr lieben Waiſen
bittet mit mir, daß meine liebe Mama wieder ge=
ſund
wird und der Krieg bald zu Ende geht 13 kr.
- 35) Wegen Erhaltung der Geſchäfte den Wai=
ſen
zum glücklichen Neujahr 2 fl. G. A. M. B.
- 36) Verſprochen den Waiſen aus Dankbarkeit.
54 kr. - 37) Ihr lieben Waiſen bittet für mich,
daß das neue Jahr beſſer anfange ꝛc. S. F. 18 kr.
L. K. 12 kr. - 38) Von einer Engländerin 10 fl.
- 39) Bittet den lieben Gott, daß er meine Frau
vom Krankenlager befreie und ihr wieder Geſund=
heit
ſchenke 1 fl. L. C. - 40) Für die armen
Waiſen aus dem Kirchenopfer von Stockſtadt 12 kr.
- 41) Deßgleichen daher 12 kr. und 42) deßglei=
chen
daher 12 kr. Darmſtadt, am 1. März 1871.
Kehr,
Rechner der Großherzoglichen Landeswaiſenanſtalt.

[ ][  ]

50

N. 12.
1747) Die geehrten Eltern meiner Schülerinnen benachrichtige ich hiermit, daß
meine Schul=Anſtalt nicht ſchon am 1. April, ſondern erſt Anfangs Juni aus dem
Hauſe Sandſtraße 1 in die Grafenſtraße 13 verlegt werden wird.
Zugleich erlaube ich mir Diejenigen, welche ſich für die Schule intereſſiren, zum
Beſuche derſelben am 23., 24. und 25. d. Mts. einzuladen.
S. Steinieke.

Finen braven Lehrjungen ſucht unter
= günſtigen Bedingungen
3
Ph. Jacoby, Glaſermſtr. Beſſungen.

1749) Ein reinliches anſtändiges Mädchen
in eine kleine Haushaltung geſucht.
G. Pauly, Rheinſtraße 37.

Abenteuer eines engliſchen Regierungs=Couriers in Merico.

Girtſetzung.)
Ich brauche Ihnen nicht zu ſagen, daß es wirr ausſieht in
dem Land, und daß man daſelbſt mit großer Vorſicht reiſen muß,
fuhr der Secretär mit einer Amtsmiene fort, die ſich jedoch bald
in die der Vertraulichkeit umwandelte. Sie kommen unter ein
arges Galgenpack. Sehen Sie ſich vor, daß man Ihnen kein
Bein ſtellt.
Ich war damals noch um ſechs Jahre jünger und vertraute
mehr auf meine Weltkenntniß, als dies jetzt nach reiferer Erfahrung
der Fall iſt. War ich doch ſchon in ganz Europa und unter al=
lerlei
halbwilden Nationen herumgekommen, ohne Schaden zu neh=
men
. Ich achtete daher nicht ſonderlich auf die Warnung meines
Chefs und glaubte, ſo wohlgemuth durch Mexiko wandern zu kön=
nen
, als handle ſich's um eine Reiſe von Paris nach Dresden.
Die Fahrt nach Vera=Cruz ging glücklich von Statten; aber dort
fingen meine Nöthen an. Die Diligencen zwiſchen der Küſte und
der Hauptſtadt ſind, wie du wahrſcheinlich weißt, noch in dem pri=
mitiven
Zuſtande der Poſtkutſchen unter der Regierung der letzten
Stuarte - umbequeme, ſchwerfällige Maſchinen, die von einer
Menge dürrer Maulthiere und Klepper weiter geſchleppt werden,
unregelmäßig in der Abfahrt und Ankunft, langſam und, was am
ſchlimmſten, unabläſſig den Angriffen der Straßenräuber ausge=
ſetzt
. Im Durchſchnitt bleiben kaum fünfzig Procent der Diligence=
züge
von den Verſuchen der Freibeuter verſchont, und man muß
oft wochenlang warten, ehe man eine Reiſe antreten kann, wenn
ſie durch einen eben vom Bürgerkrieg bedrängten Bezirk führt.
Doch ich weiß, das ſind alte Geſchichten, und du kannſt, wenn
du willſt, in den Spalten der Times dutzende Hiſtörchen von Straßen=
raub
in großem Styl und haarſcharfen Entrinnen zuſammen leſen.
Ich für meinen Theil verſpreche dir, dich nicht mit Banditenge=
ſchichten
zu langweilen. - Ich mußte einige Tage warten, ehe die
Diligence zum Aufbruch fertig machte, und als es endlich ſo weit
kam, ſchloß ſich uns wegen der unruhigen Zuſtände des Landes
eine Eskorte von ſchäbigen Soldaten an. Der ewige Krieg, der
an den Eingeweiden Mexiko's zehrt, tobte eben irgendwo anders;
aber Banden von ausgeriſſenen Soldaten durchſtreiften den Staat
Puebla und hatten dem eingeborenen Element der Brigandage eine
bedeutende Verſtärkung zugeführt. Unſere Geſellſchaft war ſehr
gemiſcht. franzöſiſche Kaufleute die nach ihren Läden in der Haupt=
ſtadt
zurückkehrten; ein bebrillter Deutſcher, der Pflanzen und In=
ſekten
ſammelte und bald in Thränen auszubrechen pflegte über
die Ungefälligkeit des Conducteurs, der nicht halten laſſen wollte,
wenn er unter den Felſen einen ſeltenen Cactus oder eine merk=
würdige
Erica bemerkte; einige in Geſchäften reiſende Engländer
und Amerikaner und ein Gemiſch von merikaniſchen Männlein und
Weiblein. Neben unſerer holpernden Räderarche ritten die mageren
Lanciers in ihren fadenſcheinigen blauen Kolleten her und entwickel=
ten
eine militäriſche Schwadronage die mich ungemein beluſtigte.
Es war eine Luſt, mit anzuſehen, wie ſie ihre gewichsten Schnurr=
bärte
drehten, ihre rothbewimpelten Lanzen ſchüttelten und ihre
Pferdlein, denen ſie mit rieſigen Spornrädern zuſetzten, vor uns
courbettiren ließen. Dieſe Schauſtellung militäriſcher Bravour war
ohne Zweiſel darauf berechnet unſeren Taſchen ein hübſches Ge=
ſchenk
zu entlocken; ich weiß übrigens nicht, welchen Muth unſere
ritterlichen Beſchützer entwickelt haben würden, wenn derſelbe auf
die Probe geſtellt worden wäre. Zufällig fügte ſich's, daß während,
der kurzen Reiſe, die ich in dem alten Rumpelkaſten machte, kein
Brigand in unſere Nähe kam.
Wir hatten die Tierra=Caliente oder den ſchwülen Küſten=
ſtrich
hinter uns, und als wir die ſteilen Abdachungen der gemä=
ßigten
Region oder Tierra Templada hinan ſtiegen, wünſchten
wir uns Glück, dem Gebiet des gelben Fiebers entkommen zu ſein.
Es ging fort und fort aufwärts auf rauhen felſigen Pfaden, aber
nur äußerſt langſam trotz der Flüche des Conducteurs und der

Poſtillone, die ihre ſchweren Peitſchen ohne Unterlaß auf das arme
Zugvieh niederfallen ließen, und wir ſegneten unſeren guten Stern,
als wir endlich das Hochland erreicht hatten. Die Freude war
übrigens voreilig, dem im Laufe unſerer Fahrt kamen wir nicht
weit von Talapa auf eine Wegſtrecke, die ſchlimmer war als die
ſchlimmſten Punkte, die uns im Rücken lagen. Es hatte hier ein
Gefecht zwiſchen Guerillabanden und den Regierungstruppen ſtatt=
gefunden
, und die Straße war demolirt worden, um den Trans=
port
der Artillerie zu erſchweren. Von Reparaturen merkte man
noch nicht viel, denn wir trafen auf Löcher von erſtaunlicher Tiefe,
und überall lagen noch zerbrochene Laffeten und die Trümmer von
Munitions= und Proviantwägen umher. Eines dieſer Löcher wurde
auch für uns verhängnißvoll, denn die Diligence ſchlug um, brach
eine Achſe und erlitt auch in ihrem ſonſtigen Holzwerk bedeutende
Beſchädigungen, der menſchlichen Fracht nicht zu gedenken, die
gleichfalls zum Theil jämmerlich zerbeult wurde. Es lief indeß
noch gut ab, indem kein Menſchenleben verloren ging, ja nicht ein=
mal
Beinbrüche und Gliederverrenkungen vorkamen, mit alleiniger
Ausnahme einer Daumendislocation, die der arme deutſche Natur=
forſcher
davon getragen hatte. Was mich betraf, ſo hatte ich außer
der Erſchütterung, die mich eine Weile betäubte, keinen Schaden
genommen, und ich konnte daher mithelfen, die ſchwerer Beſchädig=
ten
aus dem Trümmerwerk des Wagens auf feſten Boden zu
bringen. Natürlich wurde es, nachdem man von dem Umfang des
Schadens Einſicht genommen, Gegenſtand einer ernſten Berathung,
was jetzt zu thun ſei.
Das Fuhrwerk wieder aufzurichten ging über unſere vereinten
Kräfte; und ſelbſt wenn wir den plumpen Kaſten wieder auf ſeine
Räder gebracht hätten, ſo wäre er bei der gebrochenen Achſe und
der eingeſtoßenen Seitenwand nutzlos geweſen. Die Pferde wur=
den
losgemacht und ſtanden ſchnaubend da, die Köpfe dem kühlen.
Winde zugekehrt, der durch die Pinien fächelte. Der Condncteur
benahm ſich wie ein Verrückter. In ſeiner rothen geſchlitzten Jacke,
den Marokinſtiefeln und einer gelben Schärpe ſchoß er hin und
her, fluchte und ſchimpfte über Alle und Alles, von ſeinen armen
Kleppern an bis zur Partei der Liberalen, welcher er dieſes Un=
glück
Schuld gab, und wir mußten das Austoben dieſes von un=
ſinniger
Wuth Beſeſſenen abwarten, ehe an eine Berathung gedacht
werden konnte. Die Poſtillone dagegen, barfüßige, halbwilde Bu=
ben
aus den Bergorten, grinsten und lachten nur, und ich glaube,
ſie beluſtigten ſich eher an unſerm jammervollen Ausſehen als ſie
unſer Unfall bekümmerte. Nachdem der Conducteur lange genug
gegen Himmel und Erde gewüthet hatte, kam er ſo weit zur Ruhe,
um auf unſere Frage zu antworten.
Könnte man den Wagen für den Reſt der Reiſe noch brauchen,
wenn er ausgebeſſert würde ?=
Caramba, wer kann dies ſagen 2 Wir haben noch fünf gute
Miles bis xalapa. Es iſt zu ſchlecht! Und noch obendrein dies,
nachdem ich ſechs lange Kerzen vom beſten Wachs meinem Namens=
patron
Antonio zu Ehren verbrannt habel Aber warte - wenn
du je wieder von mir ein Lichtlein kriegſt, ſo ſoll mich
Bst, Miſterlu brummte ein langer Amerikaner ans einem
der auswärtigeu Bankhäuſer von Vera=Cruz, indem er ohne Um=
ſtände
ſeine breite Hand auf den offenen Mund des Conducteurs
legte, wir haben Euch lange genug fluchen gehört. Jetzt bitt ich.
um ein manierliches Wort, wenn Ihr Eure Haut ganz behalten
wollt. Wir möchten wiſſen, wie wir weiter kommen ſollen. Will
Jemand von euch ſo gut ſein, dies dem Burſchen auf ſpaniſch zu
ſagen ?=
Dieſem vernünftigen Anſinnen wurde entſprochen und die
Ergießung des Yankee dem rabiaten Eingeborenen überſetzt, welcher
verdrießlich darauf antwortete, daß er dies nicht wiſſe; wir ſeien
in freiem Felde, und wer könne da ſagen, wie man weiter kom=
men
ſolle.
GFortſetzung folgt)

Verlag und Redaction: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.