Darmstädter Tagblatt 1871


24. Januar 1871

[  ][ ]

Beilage
zum
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
R 4.
Dienſtag den 24. Januar
187I.

Das Frag= und Anzeigeblatt. die Beilage hlerzu ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen woͤchentlich; Erſteres
Samſtag, die Beilage Dienſtaos und Legteres Donnerſtags. Jahres=Ulbonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswaͤrts kann man bei allen
Boſtimkein abanniren.- In Darmiadt bei der Epedition.- Rheinfraße Nr. 23 nen.

B e k a n n t m a ch u n g.
Weiterverbreitung der Menſchenblattern in der Stadt Darmſtadt, hier das Verbot öffentlicher Beerdigungen der an
Blattern Verſtorbenen.
Um der Weiterverbreitung der Blattern in hieſiger Stadt entgegenzutreten, wird auf Antrag des Großherzoglichen Kreis=Medicinal=
Amts Darmſtadt I. und auf Grund des 8. 92 der Kreisraths=Inſtruction für die Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt hiermit verordnet:
1) Oeffentliche Beerdigungen der an Blattern Verſtorbenen ſind bis auf Weiteres verboten.
2) In Zuwiderhandlungsfällen werden die Beranſtalter der Leichenbegängniſſe nach 8. 327 des Strafgeſetzbuchs für den Nord=
deutſchen
Bund 8327) beſtraft.
Darmſtadt, am 20. Januar 1871.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Dr. Goldmann.
2) Anmerkung. 8. 327 des Strafgeſetzbuchs für den Norddeutſchen Bund. Wer die Abſperrungs= oder Aufſichtsmaßregeln
oder Einfuhrverbote, welche von der zuſtändigen Behörde zur Verhütung des Einführens oder Verbreitens einer an=
ſteckenden
Krankheit angeordnet worden ſind, wiſſentlich verletzt, wird mit Gefängniß bis zu zwei Jahren beſtraft. Iſt
in Folge dieſer Verletzung ein Menſch von der anſteckenden Krankheit ergriffen worden, ſo tritt Gefängnißſtrafe von
drei Monaten bis zu drei Jahren ein.

Verſteigerungen.
282) Cigarren=Verſteigerung.
Nächſten Mittwoch, den 25. Januar 1871
Vormittags 9 Uhr werden in dem Maga=
zine
des Kaufmunns Samuel Strauß, Ernſt=
Ludwigs=Straße Nr. 20 Zweimalhundert=
tauſend
Stück Cigarren gegen Baarzahlung
verſteigert.
Darmſtadt, den 17. Januar 1871.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher:
Verntheiſel.

392)
Verſteigerung.
Montag den 30. d. Mts. Vormittags
10 Uhr ſoll das Spülicht ꝛc. aus der Speiſe=
küche
des Garniſon=Lazareths auf das Jahr
1871 unter den bei der Verſteigerung be=
kannt
lgemacht werdenden Bedingungen ver=
ſteigt
werden.
Darmſtadt, den 23. Januar 18½1.
Großherzogl. Garniſon=Lazareth=Commiſſion.
In Auftrag:
Wilk.

393)
Verſteigerung.
Montag den 30. d. Mts. Vormittags
11 Uhr wird in dem Garniſon=Lazareth
dahier das Anfahren des Sandes und das
Wegfahren des Kehrigts für das Jahr 1871
unter den bei der Verſteigerung bekannt ge=
macht
werdenden Bedingungen auf dem La=
zareth
=Büreau verſteigert.
Darmſtadt, den 23. Januar 1871.
Großherzogl. Garniſon=Lazareth=Commiſion.
In Auftrag:
Wilk.

Verſteigerungs=Anzeige.
Dounerſtag den 26. d. Mts. Vormittags 9 Uhr
werden im Hauſe des verſtorb. Herrn Schloß=Inſpector Löwer nachverzeichnete
Gegenſtände, als: 2 Ringe mit echten Steinen und verſchiedener Goldſchmuck,
Canapees, Stühle, 1 Schreibſecretär, 2 Glasſchränke, Commode, Kleiderſchränke,
Bettſtellen, Bettwerk, Küchen= u. Kellergeräthe, gegen baare Zahlung verſteigt.

M. Neuſtadt, Hoftarator.
A7. 394) Schuhmacher=Arbeit
Dienſtag den 31. d. Mts. Vormittags
11 Uhr ſoll die Schuhmacherarbeit für das
hieſige Garniſon=Lazareth auf das Jahr 1871
mittelſt Soumiſſion vergeben werden.
Die Bedingungen liegen auf dem Laza=
reth
=Büreau zur Einſicht bereit.
Darmſtadt, den 23. Januar 1871.
Großherzogl. Garniſon=Lazareth=Commiſſion.
In Auftrag:
Wilk. 287)
Ruhr=Kohlen.
Ich empfehle ſtückreiches Ruhrer
Fettſchrot und beſtes Schmiedegries
zum billigſten Preiſe. Gefällige Beſtellungen,
ſowie Zahlungen bitte mir durch:
Herrn Georg Möſer Sohn, Kirchſtraße,
C. W. Reh, Louiſenſtraße,
Balt. Hebermehl, Eliſabethenſtr.,
oder per Poſt zukommen zu laſſen.
Stockſtadt, den 18. Januar 187I.
Al. Kaſt. Feilgebotenes.
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Kuhrer teintohlen.
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J. Schweitzer,
mittlere Eliſabethenſtraße 35. 337) Verſchiedene Sorten Bretter für
Baracken geeignet habe großen Vorrath.
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Holzhandlung Niederramſtädterſtr. 9. [ ][  ][ ]

Reſidenz- & Comploir-Ralender pro 1871

ſind erſchienen und auf unſerem Comptoir zu beziehen.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
50,000 Ctr. Ruhrer Fettkohlen
für Maſchinen=, Ofen= und Heerdfeuerung habe noch zum Verkauf an Handen,
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mittlere Eliſabethenſtraße Nr. 35 Darmſtadt.
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Brod
26 kr.
1. Sorte.
24 kr.
2.
3.
22 kr.
Georg Delp, Bäckermeiſter,
Schloßgaſſe Nr. 22.

Vermiethungen.
4983) Dieburgerſtraße Nr. 40 iſt der
mittlere Stock zu vermiethen.
6956) Ein Laden mit zwei Zimmer,
Küche, wird fertig. Schulſtraße Nr. I.
7083) Dieburger Straße Nr. 3 ein
möblirtes Zimmer.
7133) 1 Zimmer nebſt Cabinet zu ver=
miethen
auf 1. Januar. Louiſenſtraße 10.
Georg Liebig Sohn.
7206) Eine Manſarde=Wohnung nebſt
allen Bequemlichkeiten in einem neuen Haus
iſt an eine ſtille Familie ſogleich zu ver=
miethen
. Mühlſtr. 9.
7590) Ein vollſtuͤndiges Logis mit allem
Zugehör in der kleinen Arheilgerſtraße 64.
7622) Zwei Wohnungen von je 5
Zimmern ſind in dem Beſſunger Heerdweg
zu vermiethen und alsbald zu beziehen. Die
2 Wohnungen werden auch zuſammen mit
dem gegenüberliegenden Garten abgegeben.
Näheres in dem Logis=Nachweiſungs=Büreau
von B. L. Trier, Ludwigſtraße.
7626) Eine Wohnung von 5 Zimmern,
Rheinſtraße 2 Treppen hoch, iſt alsbald zu
vermiethen. Näheres in dem Logis= Nach=
weiſungs
=Büreau v. B. L. Trier, Ludwigſtr.
8084) Ein Logis mit allen Bequemlichkeiten
zu vermiethen. Mühlſtraße 7.
8266) Beſſ. Weinbergſtraße Nr. 26 iſt
ein Zimmer zu vermiethen.
4) Eliſabethenſtraße 48, 1 Treppe hoch,
iſt zum 15. Januar ein freundliches möblir=
es
Zimmer zu vermiethen.
7) Ernſt=Ludwigſtraße Nr. 3 der zweite
Stock bis 1. April zu vermiethen.
120) Hügelſtraße Nr. 51 zwei Zimmer
nebſt Kabinet mit Möbeln ganz oder ge=
theilt
ſogleich zu beziehen.
148) Nr. 49 Rheinſtraße bei
G. G. Lange im 4. Stock ein
ſchönes Logis, beſtehend aus 5 heizbaren
Zimmern =und Cabinetten, Küche, Keller,
Boden u. ſ. w., für 170 fl. jährlich.
155)
Zu vermiethen:
Ein fein möblirtes Zimmer mit Cabinet
bel Etage Caſinoſtraße Nr. 12.
273) Soderſtraße Nr. 9 iſt der 2. Stock
mit Zugehör zu vermiethen.

8 Für einen Handwerker
in der Rheinſtraße bei G. G. Lange
im Seitenbau eine große helle Werkſtätte
und Logis von 2 Zimmern, 1 Kammer,
Küche, Keller u. ſ. w. für 150 fl jährlich.
299) Ein gut möblirtes großes Zimmer
mit 1 oder auf Wunſch 2 Betten. Stift=
ſtraße
im neu erbauten Hauſe des Herrn
Maurermeiſter Beſt.
291) Beſſungen. Heerdwegſtraße 55
iſt die Parterre=Wohnung, 2 Zimmer, 2 Ca=
binette
unter Glasabſchluß, Küche, Keller ꝛc.,
und wenn nöthig, eine Magdſtube, bis
1. April beziehbar, zu vermiethen.
292) Obere Sandſtraße Nr. 2 Stube
und Cabinet mit Möbeln zu vermiethen.
294) Für ſtille Leute
in der Rheinſtraße bei G. G. Lange
im 4. Stock ein freundliches Logis, 2 große
Zimmer, 3 Cabinette, 1 Alkoven, Küche,
Keller, Boden u. ſ. w., für 80 fl. jährlich.
371)

351) Dieburger Straße Nr. 55 ein ſehr
freundliches Logis, bel Etage und 3r Stock,
(ſchöne Aus= und Fernſicht, mit Garten=
Vergnügen), von 8 bis 9 Piecen, verſchloſſe=
nem
Vorplatz, Küchen, Waſchlüche und ſon=
ſtigem
Zubehör, im Ganzen oder vertheilt,
zu vermiethen und Anfangs März, 3r Stock
auch früher, zu beziehen. Näheres im Logis=
Nachweiſungs=Büreau von B. L. Trier,
Ludwigſtraße.
399) Ein möblirtes Zimmer zu ver=
miethen
. Bleichſtraße Nr. 9.
400) Ein freundliches Logis im Seiten=
bau
. Alexanderſtraße Nr. 11.
401) In meinem Hauſe, Eck der Eli=
ſabethen
=u. Louiſenſtraße, zwei Wohnungen.
Näheres daſelbſt bei Hrn. Optikus Pfersdorff.
F. Woſahlo, Beſſ. Carlſtr. 22.
402) Ein kleines Logis für 1-2 Per=
ſonen
zu vermiethen. Schloßgaſſe Nr. 22.
403) Ein ſchönes Zimmer mit Möbeln
Vorderhaus eine Stiege hoch. Kiesſtraße 10.

Vermiſchte Nachrichten.
S ſFin tüchtiger Druckerei= Ma=
a
E ſchinenmeiſter findet dauernde
Condition. Offerten nimmt die Expedition
d. Bl. entgegen.
166) Ein Mädchen, welches in den
häuslichen Arbeiten erfahren iſt, ſucht in
hieſiger Stadt bei anſtändigen Leuten, wo=
ſelbſt
dieſelbe nur Vormittags und Abends
beſchäftigt iſt, gegen geringen Lohn Auf=
nahme
. Näheres bei Frau Zimmermann,
Kiesſtraße Nr. 28.

Lokal=Gewerbverein.

Sitzung, Donnerſtag den 26. Januar, Abends 8 Uhr, im oberen
Saal der Winter'ſchen Brauerei.
Tagesordnung: Beantwortung
einiger durch den Fragekaſten eingelaufenen Fragen.
Das Lokal wird um 1 Uhr geöffnet; die neueſten Nummern der techniſchen Zeit=
ſchriften
und Zeichnungen ſind aufgelegt. - Der Fragekaſten iſt am Eingange des
Saals aufgeſtellt.
403)
Darmſtädter Brod=Verein.
Einladung zu der am Dienſtag den 31. d. Mts. Abends 6½ Uhr
im oberen Saal der Winter'ſchen Brauerei ſtattfindenden
4. ordentlichen Generalverſammlung,
bei welcher alle Vereins=Mitglieder ſtimmberechtigt ſind.
Tagesordnung: 2) Rechnungſtellung und Rechenſchaftsbericht über das Jahr 186¾⁄₁₀.
b) Reviſion der Statuten.
W. Nach 8. 42 der Statuten ſind die in den Gencralverſammlungen durch die darin
anweſenden Mitglieder über Vereins=Angelegenheiten mit Stimmen=Mehrheit gefaßten
Beſchlüſſe bindend für alle, alſo auch für die in der General=Verſammlung nicht
erſchienenen Vereins=Mitglieder.
Darmſtadt, den 20. Januar 1871.
Der Vereins=Vorſtand.
406)
Turngemeinde Darmſtadt.
Hauptverſammlung Samſtag den 28. Jannar
Abends 9 Uhr im Kneiplocale.
Der Vorſtand.
Tagesordnung: Fortſetzung der Wahlen.
407)
Beſſunger Suppen=Anſtalt.
Das Comite hat beſchloſſen, an Solche, die es wünſchen, auch gegen Zahlung von
2 kr. für die Portion Suppe abzugeben; Karten ſind Tags zuvor bei Herrn Kaufmann
Nohl und Walter in Beſſungen zu löſen und beim Empfang der Suppe abzugeben.
Das Comite.
wurde am 21. Januar ein goldnes Kettchen mit Uhrſchlüſſel,
Verloren Bleiſtit und Büchelchen mit 4 Photographien, welches gegen
ſehr gute Belohnung abzugeben iſt: Rheinſtraße Nr. 33.

[ ][  ][ ]

N. 4.

Hülfsverein im Großherzogthum Heſſen für die
Krankenpflege und die Unterſtützung der
408)
Soldaten im Felde.
54. Liſte der geſammelten Geld=Beiträge.
Vom 11. bis 17. Januar 1871.
In Unterſ=Sachen gegen Carl Böttinger wegen Ehrenkraͤnkung 2 fl.
Durch Hrn. Pfarrer Kromm in Lengfeld 40 fl. Von den Schülern der Ge=
meindeſchule
zu Spiesbeim 1 fl. Durch Hrn. Pfarrer Weiffenbach Kirchen=
opfer
aus der evang. Gemeinde Stein=Bockenheim 12 fl. Durch Hrn. Pjarrer
Kraus Sylveſtercollecte aus der Gemeinde Ginsheim 12 fl. Durch Sr. Er=
laucht
dem Grafen zu Erbach=Fürſtenau von Ungenannt aus Michelſtadt 30 fl.
Desgl. 10 fl. Desgl. 1 fl. 45. Von dem israelitiſchen Wohlthätigkeitsverein
in Michelſtadt 5 fl. Von Jſaak Straus II. 1 fl. Durch Hrn. Pfarrer
Fiſcher in Ober=Moſſau Kirchencollecte 10 fl. Durch denſelben Sammlung
bei der Hochzeitsſeier des Peter Menges in Ober=Moſſau 15 fl. 12. Von
Frl. Marie Klump in Antwerpen 2 fl. 20. Von Wenzel in Erbach 18 kr.
Johann Schmidt in Steinbach 30 kr. Ungenannt 55 kr. Von einer heiteren
Geſellſchaft im Katholikenverein in Darmſtadt geſammelt 5 fl. 2. Dem

15
Kirchenvorſtand in Flonheim Kirchenopfer 15 fl. 8. Dem Kirchenvorſtand zu
Uffhofen Kirchenopfer 8 fl. 56. Ungenannt (im Opferſtock in Roßdorf vor=
gefunden
) 4 fl. Sylveſtercollecte aus Neuſtadt 4 fl. 39½ Sammlung in
der Hallſtein'ſchen Wirthſchaft in Sandbach 48 kr. Von Hrn. Decan Weiß
in Sandbach 12 fl. 32. Frau Geh. R. G. 3 fl. 30. Ernſt Piſtor in Worms
am 12. Januar 25 fl. Frau Pfarrer D’Amour 1 fl. 45. Ungenannt 5 fl.
Frau Hauptmann Ronſtadt 3 fl. 30. Sammelbüchſe bei Wirth Paſſet
12 fl. 44, bei Ritſert im Lindenhof 1 fl. 39¾ bei Bierbrauer Schröder
3 fl. 12¾ bei Wirth Klein 4 fl. 7. im Bügerverein: 1 fl. 20, bei Wirth
Hüter 4 fl, im Hotel de la Poſte 25 fl. 1. An weiteren Beiträgen gingen
ein: von dem Lokalverein in Babenhauſen 300 fl. Von dem Hilfsverein in
Nidda 400 fl. Dem Präſidenten Goldmann 10 fl. Dem Diſtrictseinnehmer
Berntheiſel in Langen 1 fl. 45. Durch Hrn. Pfarrer Hoffmann in Dalheim
Kirchencollecte 10, fl. Durch Hrn. Decan Weiß Kirchenopfer von der evang.
Pfarrei Sandbach 10 fl. ¾ kr. Von K. B. Wtw. zweiter Beitrag 30 kr.
Zuſammen 1018 fl. 10½ kr. Hierzu Liſte 1-53 125445 fl. 4½ kr. Ge=
ſammtbetrag
127463 fl. 15 kr.
Für den Invalidenfonds gingen ein: laut vorhergehender Liſten
2784 fl. 21 kr. Hierzu: Sammlung bei einer Zuſammenkunft der israeliti=
ſchen
Begräbnißbrüderſchaft 37fl. 32 kr. Summa 2821 fl. 53 kr.

PLD.
-eden Bandwurm
entfernt binnen 3-4 Stunden vollſtändig
ſchmerz=und gefahrlos; ebenſo ſicher beſeitigt
auch Bleichſucht u. Flechten und zwar
brieflich Joigt, Arzt zu Croppenſtedt.
(Preußen).
1409
133) Ein braves Dienſtmädchen geſucht.
Näheres Eliſabethenſtr. 50 im Laden daſelbſt.
300) Sonntag den 15. ein goldnes
Medaillon mit ſchwarzem Kreuz verloren.
Gegen gute Belohnung abzugeben Prome=
nadeſtraße
Nr. 33 parterre.

366) Ein franzöſiſcher Offizier, welcher
der deutſchen Sprache etwas mächtig iſt,
wünſcht jungen Leuten franzöſiſchen Sprach=
unterricht
zu ertheilen. Nähere Auskunft
bei der Expedition d. Bl.
380) Kiesſtraße 13 wird Einquartierung
angenommen.

381) Eine gute Köchin, die auch etwas
Hausarbeit übernehmen muß, wird gegen
hohen Lohn nach Gießen geſucht. Eintritt
in 6 Wochen. Näheres Hügelſtraße 37
dritter Stock.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 24. Jan. 14. Vorſt. im
3. Ab.: Roſe und Röschen. Schau=
ſpiel
in 4 Atten von Ch. Birch=Pfeiffer.
Donnerſtag, 26. Jan. 15. Vorſt. im
3. Ab.: Titus. Oper in 4 Atten (mit
Recitativen); Muſik von Mozart.
Freitag. 27. Jan. 1. Vorſt. im 4. Ab.:
Das Gefängniß. Luſtſpiel in 4 Akten
von Benedir.

Das hotel ohne Namen.

Gortſezung)
Ambroſio that, wie der Unbekannte ihm hieß, und die Thüre
öffnete ſich wieder. Beide traten nun ein, durchſchritten eine dichte
Allee von Holderbüſchen und hielten endlich vor der Hausthüre,
die der Unbekannte in ähnlicher Weiſe, wie die Gartenthüre
aufdrückte.
Ein ganz kleines Licht erleuchtete mit ſeinem matten Schimmer
den Vorplatz gerade hinreichend, um die ſteinerne Treppe erkennen
zu laſſen, die in die obere Etage führte.
Wenn der Graf etwas zu fürchten gehabt hätte, würde er
nicht weiter gegangen ſein, ohne Vorſichtsmaßregeln ergriffen zu
haben. Aber je unheimlicher und ſeltſamer das Abenteuer war,
deſto mehr reizte es ihn.
Er folgte ohne Zaudern dem Fremden, während ſich die Thüre
geräuſchlos von ſelbſt hinter ihnen ſchloß.
Bemühen Sie ſich nun gefälligſt, dieſe Treppe hinaufzuſteigen,
Herr Graf ſagte der Greis, indem er ſich tief verbeugte und
dem Italiener eine grüne Karte gab, auf der ein rothes Rumer=
ſtand
.
Der Graf kam in der erſten Etage an, wo er ſich ſchnel
überzeugte, daß ihn ſeine Vermuthungen nicht getäuſcht hatten.
Er befand ſich in einer geheimen Spielhölle. Nun erklärte er ſich
die Begegnung und das Benehmen des Greiſes. Er erinnerte ſich
etzt, daß er ſchon längere Zeit den Unbekannten öfters auf dem
Boulevard hinter ſich bemerkt habe, und indem er noch mehr in
ſeinem Gedächtniſſe nachſuchte, fiel ihm bei, daß er zwei Jahre
rüher ihm ſehr oft im Cafs Frascati begegnet ſei, welches er
damals ſehr häufig beſuchte.
Bei dem Anblicke dieſes hermetiſch verſchloſſenen Saales, de=
hell
erleuchtet und mit all dem Luxus ausgeſtattet war, wie er
der Göttin Fortuna würdig iſt, welcher an ſolchen Orten von ſo
vielen Tauſenden mit blindem Fanatismus Weib und Kind, Eltern
und Geſchwiſter, kurz Alles geopfert wird, was dem Menſcher
heilig iſt; beim Anblicke des grünen Tiſches und beim Getöſe der
vollenden Kugel im raſch ſich drehenden Roulette, um welches ſich
einige 50 Spieler bleich und ſtumm gruppirt hatten, war der erſte
Eindruck des Grafen das Gefühl. von Wiederbelebung, gleichſam
ein Erwachen aus einer tödtlichen Lethargie.
Die größte und gefährlichſte Leidenſchaft des Menſchen, die
Leidenſchaft des Spiels, die ſeit ſechs Jahren in ihm erſtickt war,

loderte mit neuer Kraft in ſeiner Seele auf, und er fragte ſich
mit einer Art Ueberraſchung:
Wie war es möglich, daß ich nicht längſt ſchon und allein
auf dieſe Idee kam ?"
Er ſah ſich nach dem Greiſe um, der ihn hergeführt hatte,
denn er wollte ihm dankbar dafür die Hand drücken, ... allein
der Unbekannte war längſt entſchwunden, ohne Zweifel, um an
den Thüren und Cercles auf andere junge Männer zu fahnden,
denen er ihr letztes Tauſendfrancsbillet ablocken wollte.
IV. Das Hotel ohne Namen.
Das Etabliſſement war auf einem ſehr großen Fuße einge=
richtet
. Man ſpielte in drei Salons: Im erſten Bouillote und
Whiſt, im zweiten Billard und im dritten Roulette. Im Falle
eines unwillkommenen Beſuches der Polizei wurde der dritte Salon
durch eine künſtliche Vertäfelung maskirt; es war dann nur mehr
eine ganz ehrbare Geſellſchaft ſichtbar die ſich in aller Unſchuld
den gewöhnlichen Unterhaltungsſpielen überließ.
Der Geſammtanblick der Spielzimmer war ernſt, feierlich, ja
faſt düſter; man würde ſich in einer Verſammlung von Quäkern
oder Puritanern geglaubt haben, wenn man nicht das Gold und
Silber auf dem grünen Teppich hätte klimpern hören. Nur die
monotone Stimme des Bankiers unterbrach die lautloſe Stille, die
im Saale herrſchte, als Ambroſio eintrat, deſſen Blick auf die
kalte Phyſiognomie des Mannes fiel, der wie ein zu ſeiner Ma=
ſchine
gehöriger Theil die weiße Kugel ſchnellte und dazu rief:
kaites votre jeu, Messieurs, . . . le jeu est fait. Der Graf
hatte den Bankier in früherer Zeit, bevor die Hazardſpiele in
Paris verboten waren, gekannt; ebenſo waren ihm auch die Ge=
ſichter
der drei Croupiers erinnerlich, wovon zwei zu beiden Seiten
des Tiſches und einer dem Bankier vis-A-vis ſaßen und mit
ihren kleinen Krücken die Einſätze einſtrichen oder die Gewinnſte
hinausſchoben.
Dieſe Details, die den Grafen ſo wenig in einem öffentlichen
Hauſe intereſirt hätten und die er ſchon tauſendmal unter den
Augen gehabt, ohne darauf Acht gegeben zu haben, feſſelten jetzt
wie mit Magie ſeine Aufmerkſamkeit, nach einem Vergeſſen von
ſechs Jahren, in dieſem Hotel ohne Namen, unter dem Einfluſſe
der Verzweiflung und Reue, oder der momentanen Befriedigung
gemeiner Habſucht die ſich hier auf allen Geſichtern ausſprach.
Das Geheimnißvolle dieſes Ortes übte ſeinen ganzen Zauber auf
ihn, und mit unwiderſtehlicher Gewalt wirkte der Trieb nach dem
Genuſſe der verbotenen Frucht auf ſeine Sinne.

[ ][  ]

16

N. 4.

Selbſt der Mechanismus des Spieles hatte für den Grafen
ſeinen Reiz. Dieſe runde Scheibe, zugleich Werkzeug und Bild
des Zufalls, mit ihren rothen und ſchwarzen Käſtchen mit ihren
Ziffern und ihrem, meſſingenen Kreuze, deſſen beſtändiges Dreheu
Schwindel erregt; dieſe Linien und Worte, dieſe Zahlen und Felder
auf dem grünen Tiſche, dieſe kleine elfenbeinerne Kugel, die in
phantaſtiſchen Sprüngen von einem Käſtchen zum andern hüpft,
bis ſie endlich ſich zu Gunſten eines glücklichen Spielers feſtſetzt,
Alles dieſes lächelte dem Grafen wie einem alten Bekannten ent=
gegen
, und wurde von ihm wie eine wiedergefundene Geliebte
begrüßt.
Die eine Hälfte der Spieler ſaß rings um den Tiſch, die
andere Hälfte ging ab und zu. Gleich klugen Schiffern, die das
Wetter beobachten, lbevor ſie ſich auf die See begeben, riskirten
dieſe nur von Zeit zu Zeit ein Geldſtück, um die Tiefe des Ab=
grundes
und den Werth ihrer Chance zu prüfen, während Jene
in toller Verwegenheit gegen die Brandung kämpften, die ſie zu
verſchlingen drohte.
Der Graf erkannte mit ſtillem Vergnügen alle Typen der
Spieler wieder die er einſt mit ſo vielem Intereſſe beobachtet
hatte. Zuerſt den verwegenen Spieler, ... den Spieler, in wel=
chem
er ſich ſelbſt wieder erkannte, den blaſſen, ſtummen und in
ſich gekehrten Menſchen, der unbeweglich an ſeinem Platze ſteht,
mit flammenden Blicken die verhängnißvolle Kugel verfolgt und
Zug auf Zug ſein Leben mit ſeinem Golde auf jede Farbe und
jedes Numero ſetzt; dann den ſchüchternen, unentſchloſſenen
Spieler, der während der ganzen Nacht mit unermüdlichem Fleiße
die Chancen auf einer Karte punktirt, um den rechten Moment zu
erhaſchen; . . den eigenſinnigen Spieler, der, auf eine Nummer
erpicht, Satz auf Satz verliert, bis ſeine Fonds erſchöpft ſind,
und endlich den philoſophiſchen Spieler, der blindlings auf den
Zufall rechnet und der mit allen ſeinen Genoſſen ſeit Jahren die
ſanguiniſche Hoffnung hegt, daß er endlich den Hauptcoup treffen
wird, der ihm ein Vermögen zuſchleudert.
Alle Rangklaſſen und Charaktere waren hier vertreten. Der
Graf ſah hier hochgeſtellte Perſonen in unmittelbarer Nachbarſchaft
jener gemeinen Wichte, die Niemand kennt und die man in allen
ſchlechten Häuſern trifft. Er ſah Notabilitäten aus allen Branchen
der Geſellſchaft in Berührung mit Leuten ohne Dach und Fach,
ohne Stand und Ehre, die hier ihre Zeche für den Abend zu ge=
winnen
hofften, er ſah junge Männer aus den angeſehenſten Fa=
milien
, neben herabgekommenen, verkümmerten Subjecten, die im
verzweiſelten Kampfe gegen die Schande und das Elend hier ſpiel=
ten
, um iu unerſättlicher Habſucht ſich zu bereichern oder Verlore=
nes
wieder zu erobern. Der ernſte Richter ſaß in der Nähe des
Vagabunden, den er Tags zuvor erſt verurtheilt; der Gauner
neben dem Bankier, deſſen Spiel er verfolgte und dem er beim
Herausgehen ſein Portefeuille entwenden wird: Genoſſen einer
gräßlichen Leidenſchaft, heterogene Elemente in enger Verbindung
eines gemeinſamen und gemeinen Strebens!
Berauſcht von all dieſen Eindrücken vergißt Ambroſio ſein
ſelbſtmörderiſches Vorhaben vergißt die beiden inhaltsſchweren
Briefe, die er geſchrieben, vergißt ſeinen Ruin, ſeine Frau, ſeine
Kinder, und ſetzt ſich in ſieberhafter Aufregung unter der Maske
kalter Gleichgültigkeit an den grünen Tiſch!
V. Das Erwachen der Leidenſchaft.
Womit läßt ſich das Spiel beſſer vergleichen, als mit dem
unermeßlichen Meere?
Für Leute von kaltem Temperament mag es nur eine Unter=
haltung
ſein, wie etwa eine Promenade auf einem ruhig dahin=
gleitenden
Fluſſe zwiſchen engen Ufern ohne Wogen und ohne
Klippen; aber für eine feurige, unternehmende, kühne Seele iſt es
wohl der ewige Ocean, in ſeiner unermeßlichen Größe, mit all
ſeinen Reizen und all ſeinen Schrecken.
Wie das Meer zuerſt ruhig und lächelnd den Schüchternſten
zur fröhlichen Fahrt aufmuntert und ihn im leichten Nachen unter
einem heiteren Himmel auf ſeinen weichen Wogen ſchaukelt, wäh=
rend
er auf den geheimnißvollen Sirenengeſang lauſcht und bezau=
bert
vom lieblichen Koſen der Wellen die gefährliche Fluth vergißt,
ſo überläßt ſich der Unerfahrene den Lockungen des Spiels, bis er
plötzlich mitten im Sturme der entfeſſelten Leidenſchaft erwacht
und zu ſpät erkennt, daß er, fortgetragen von einer kaum merk=
baren
Strömung, zu wett vom ſicheren Hafen entfernt iſt, um in
denſelben zurückzukehren.

Und wie für den Schiffer, erfaßt vom tobenden-Elemente
mitten in der ſchäumenden Brandung, mitten in der von zuckenden
Blitzen zerriſſenen Finſterniß der Kampf auf Tod und Leben be=
ginnt
, ſo beginnt für den Spieler das Ringen um ſeine Exiſtenz,
wobei er alle beſſeren Gefühle des Menſchen über Bord wirft, um
oft nichts zu retten, als das nackte Leben.
Wohl Dem, der in dieſem Bilde Uebertreibung findet, er
kennt die verheerende Kraft des Spieles nicht!
Anders aber war es beim Grafen Ambroſio. Dieſe leiden=
ſchaftliche
Natur überließ ſich vom erſten Moment an dem =
thenden
Orkane; es erging ihm wie dem Seemanne, der nach
einem langen Aufenthalte am Lande endlich das Meer wieder ſieht.
Wie es ſo häufig der Fall iſt, gewann der Graf, deſſen
Fond ſo leicht zu erſchöpfen geweſen wäre, mehrere Male hinter=
einander
, ſo daß ſich nach wenigen Minuten das Gold vor ihm
häufte. Der Dämon des Spieles ließ ihn, wie um ſeiner Beute
ſicherer zu werden, die ganze Nacht hindurch gewinnen. Coup auf
Coup gelang der glücklichen Hand des Grafen. Da erfaßt ihn
aber der verhängnißvolle Gedanke die ewige Illuſion aller ver=
zweifelten
Spieler: Ich habe Nichts zu verlieren und kann Alles
gewinnen;, und er ſetzt auf noir ſeine ganze Habe.
Voll Spannung richten ſich alle Augen auf den Verwegenen.
Die Kugel rollt ... ſie ſchwebt unentſchieden während einer
Sekurde zwiſchen Roth und Schwarz, und fällt endlich auf rouge.
Ein allgemeines Murmeln iſt im Saale vernehmbar. Der
Bankier zieht das Gold mit der Kaltblütigkeit eines Menſchen ein,
der das wieder nimmt, was man ihm ſchuldete.
Jeden Andern als den Italiener hätte ein ſolcher Verluſt
niedergeſchmettert. Es blieb ihm kein Sou mehr, um die
Chancen des Glückes aufs Neue zu verſuchen; aber ſieh da die
wunderbare Wirkung einer wiedererwachten Leidenſchaft! Dieſer
Menſch, der mehr als je zu Grunde gerichtet iſt, kömmt nicht
mehr auf ſeine Selbſtmordgedanken zurück; er fühlt ſich mit neuen
Banden an's Leben gefeſſelt, mit Banden imaginären Reichthums
und geträumter Größe. Mit bewunderungswürdiger Ruhe dachte
er über die Mittel nach, die ihm noch blieben, um eine Million
zu gewinnen; ... er verſtieg ſich in ſeinen Odeeen nicht höher.
dann ſtand er raſch auf, wie von einem guten Gedanken erleuchtet,
verließ die Spielhölle und eilte nach Hauſe.
VI. Der letzte Einſatz.
Nach dieſer von der Gräfin in unſäglicher Angſt durchwachten
Nacht fand Ambroſio ſie in ihrem Zimmer, als er um 7 Uhr
Morgens eintrat. Ein raſcher Blick überzeugte ihn, daß ſich nichts
im Hauſe geändert, daß man ſomit ſeinen verhängnißvollen Brief
noch nicht übergeben hatte.
Die unglückliche Mutter war allein mit Paolo und Maria.
Allein? . . Nicht doch 1. . Es drängte ſich zwiſchen ſie und
ihre Kinder ein nur ihr ſichtbares Geſpenſt.. das Geſpenſt
des Elends! Sie ſah dieſes blaſſe, abgemagerte Phantom ihre
beiden Lieblinge ergreifen, um in tödtlicher Umarmung ihre zarteu
Körper zu zermalmen und mit ſeinem unreinen Hauche die friſchen
Roſen ihrer Wangen zu entblättern.
Den beiden unſchuldigen Engeln entging es nicht, daß ihre
Mutter litt, und ſie bedeckten ſie mit Küſſen. Beim unerwarteten
Anblicke des Grafen thaten alle Drei einen Ausruf freudiger Ueber=
raſchung
; die Gräfin ſtürzte ſich in die Arme ihres Gatten und drückte
ihn, den ſie bereits nicht mehr wiederzuſehen gefürchtet hatte, an
ihr Herz, während die Kinder die Kniee des Vaters umſchlangen,
als fühlten ſie inſtinktmäßig, daß er ihnen wiedergegeben ſei. Und
doch hatten ſie in der vergangenen Nacht den Gatten und Vater
verloren, denn in Ambroſio kam nur der Spieler zurück.
Bald gewahrte die Gräfin die außerordentliche Aufregung,
von der ihr -Gemahl beherrſcht war; .., er nahm neben ihr
Platz und ſah ſie zerſtreut an; die Anweſenheit der Kinder ſchien
er gar nicht zu bemerken.
Wo kſind Deine Diamanten, Thereſapu. . Dies war
das erſte Wort, welches der Graf an ſeine Frau richtete.
Die Unglückliche glaubte zu träumen. So hatte ſie noch nie
den Grafen geſehen.
Meine Diamanten?u wiederholte ſie. Und was willſt
Du damit ?
Dein Glück und das der Kinder iu rief Ambroſio mit Be=
geiſterung
.
(Schluß folgt.)

G L. C. Wittia'ſae Poſoucgdruckerer.