Darmstädter Tagblatt 1870


15. November 1870

[  ][ ]

um



6e
Aeause=

Darmſtähter
Frag
AU TIEEGL-kI

R. 16.

Dienſtag den 15. November

1870


Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnuugsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen woͤchentlich; Erſteres Samſtag die Beilage
Vienſtags und Letzteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
der Eredition. Theinſtraze Nr. 23 neu.

Verſteigerung von Werkzeugen ꝛc.
Donnerſtag den 17. d. Mts. Vormittags 9 Uhr
werden im Hauſe Nro. 18 Alexanderſtraße dahier, nächſt der Infanterie=Caſerne, nachver=
zeichnete
Gegenſtände, als: 1 großes eiſernes Waſſerrad 191 Durchmeſſer, mit ſchmied=
eiſerner
Waſſerradwelle, Königswelle u. ſonſtigem Zugehör, 1 große Drehbank 24= Wangen=
länge
, 22= Wangenbreite, mit ſtarken eiſernen Paralellſchienen und ſonſtigem Zugehör,
1 engliſche Paralelldrehbank, ganz von Eiſen, ſelbſtthätig mit Leitſpindel und Zubehör,
1 Hand=Support=Drehbank mit eiſernen Füßen und Zugehör, 2 eiſerne Drehbankwangen
zu kleinen Dreh= oder Bohrbänken, 1 Wandbohrmaſchine, 1 Bohrkopf mit Fräßſtange,
1 Parthie Vorrichtungen zum Riefen von Schrodtmühlenwalzen, 7 Schraubſtöcke, Gewind=
ſchneide
=Kluppen, 1 Ventilator, 2 große Schmiedblasbälge, 1 großer Schmiede=Ambos,
1 Parthie Zahnräder und Riemenſcheiben, 1 Parthie altes Eiſen Meſſing und Meſſing=
ſpähne
und ſonſtige Werkzeuge und Maſchinentheile gegen baare Zahlung verſteigt.

Darmſtadt.
M. Neuſtadt, Hof=Taxator.
n64
Vergebung der Nutzung des Düngers
aus den Senkgruben in der Infan= oeue holländ. Hüringe
7128)
per Stück 3 kr.
terie=Kaſerne dahier.
bei
J. C. Hüter, Langegaſſe 18.

Dienſtag den 22. d. M. Vormittags 10 Uhr
ſoll die Nutzung des Düngers aus den Senkgruben
in der Infanterie=Kaſerne dahier auf das Jahr
1871, mittelſt Summiſſion, auf dem Büreau der
Garniſon=Verwaltung an den Meiſtbietenden ver=
geben
werden. Die Summiſſionen ſind vor obiger
Zeit in das daſelbſt aufgehängte Käſtchen einzu=
legen
. Die Bedingungen liegen auf dem Büreau
der unterzeichneten Verwaltung zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 10. November 1870.
Großherzogliche Garniſon=Verwaltung.
J. V.
7162) Schneider. Schmidt.
7280) Freitag den 18. d. Mts. Vormittags
9 Uhr findet im ſtädtiſchen Hospital dahier Ver=
ſteigerung
von Bettwerk, Kleider und Hausgeräthe
Semiller, Hospitalmeiſter.
ſtatt.
Feilgebotenes.
5564) 2 eiſerne Kaminthüren, ein Doppel=
feuſter
, 4½ 7½1 hoch, 9 2½ breit werden billig
abgegeben. Näheres im Verlag.

7151) Eine Parthie buchene Hackklötze bei
Rückert, Zimmermeiſter.
Zimmerplatz: Eſchollbrücker Straße Nr. 6.
Wohnung: Heinrichſtraße Nr. 36.


5lluminations=Lämpchen
von Glas, Thon und Blech vorräthig bei
F. Schmitt,

Seifen= und Lichterfabrik.
Das Füllen von Lämpchen wird raſch
und billig beſorgt.
[6992

6356) Vorräthig in jeder Buchhandlung
Eilfe für Nervenleidende.
Ein zuverläſſiger Rathgeber zum Nutzen aller
Nervenkranken beiderlei Geſchlechts, beſonders für
Alle, welche in Folge von Verdauungs= u. Unter=
leibsbeſchwerden
an Nervenſchwüche, Blutkrank=
heiten
, Hyſterie, Hypochondrie, Lähmungen, =
morrhoiden
, Menſtruationsbeſchwerden, Schwä=
che
ꝛc. leiden, und ſich ebenſo leicht als gründlich
helfen wollen. Von Dr. Werner. Preis 27 kr.
Bisheriger Abſatz ca. 50,000 Exemyl.
Für Bäckeru. Brauereien
Saarſtückkohlen (beſte Flammkohlen) ab
Lager per Centner 1 fl. ſo lange der Vorrath
7188
reicht bei
J. Schweitzer,
Darmſtadt. mittlere Eliſabethenſtraße Nr. 35.

5695) Eine faſt neue Pelüſchegarnitur
ſteht zu verkaufen. Näheres Kiesſtraße 6I.
5692) Brennholz.
Nro. 17 untere Rheinſtraße iſt frei
ans Haus geliefert gegen baar zu haben:
Buchenſcheitholz l. El pro Steck. fl. 11. 30.
Tannenſcheitholz. fl. 7. 30.
Ex. Die Scheitholzſorten werden auch klein
genacht in ganzen, halben und viertel
Stecken abgegeben.
6248) Bei R. Lautz ſind fortwährend weiß=
gelbe
Kartoffeln per Kumpf 8 kr., Simmer
Ge.
30 kr. zu haben.
6782a) Ein alterer Porzellanofen iſt ſehr
billig zu verkaufen. Obere Sandſtraße Nr. 2.


StaTSAmdt EROIOT,

Hof=Lieferanten,
172)
Heidelberg, Carlsruhe, Baden, Berlin,
Frankſurt s. H.



Noßmarkt 19.
Fahrili und Lager antiker Möbel- und Holzgalanteriowaaren

als Specialität.

Die Handſchuh=Fabrn
von

F. GOrh AT d

Eudwigſtraße
Nr. 20.
6990) 5


empfiehlt auf bevorſtehende Saiſon ihr wohlaſſortirtes Lager in Handſchuhen:
Glaceehandſchuhe in allen Sorten,


Uniformshandſchuhe von den gewöhnlichſten bis zu den feinſten,
Farbige wildlederne Handſchuhe für Herren und Damen,
mit und

Reiche Auswahl in Burkin=Handſchuhen Futter,
ſowie alle Größen und Qualitäten von den beliebten Pulswärmern & Kinderfäuſtlingen.

Ludwigſtraße
Nr. 20.

ohne

Bgas
Era44)
Kartoffeln
für Haushaltungen, ſehr gut und haltbar, ſind
in bedeutendem Vorrath vorhanden. Das ge=
wogene
Malter 3 fl. 36 kr. Proben können
Kumpf 13 kr. Teichhausſtraße 12 und bei
Hrn. Kaufmann Grahn, Louiſenſtraße, in Em=
pfang
genommen und daſelbſt auch Beſtellungen
für den Winterbedarf gemacht werden.
Nr. Hralt
7146) Neuhof bei Aſchaffenburg.

5 Nicht zu überſehen I.
Ich empfehle mich mit meinen Qualitäten
on im Großen, ſowie im
CC.
Lrobuchi gleinen, täglich friſch=
von
bekannter Güte.

Geore Welp, Bäckermeiſter,
47189)
Schloßgaſſe Nr. 22.

45

[ ][  ][ ]

176
728) Lampenſchirme
in großer Auswahl zu billigen Preiſen empfiehlt
Georg Hof,
Eliſabethenſtraße im neuen Schulhauſe.

Vermiethungen.
4983) Dieburgerſtraße Nr. 40 iſt der mitt=
lere
Stock zu vermiethen.
5076) In meinem Hauſe Steinſtraße 21
iſt eine Wohnung mit allen Bequemlichkeiten an
eine ſtille Familie bis Ende October zu vermiethen,
auf Wunſch kann auch Garten=Antheil abgegeben
werden. Zu erfragen im Hinterbau.
Jean Michael.
5244) In meinem neu erbauten Hauſe
in der Blumenſtraße iſt der 2. und 3. Stock,
jeder beſtehend in 5 Zimmern, Küche, abgeſchloſſe=
nem
Vorplatz, 2 Kammern, Keller, Holzſtall, Mit=
gebrauch
des Bleichplatzes und der Waſchküche, zu
vermiethen und bis Ende October beziehbar.
Guſtav Heß, Zimmermeiſter.
5796) In meinem Neubau, Heidelbergerſtraße,
jenſeits des Chauſſeehauſes, ſind 4 Logis, jjedes
mit 3 Zimmern und Souterrainſtube mit Glas=
abſchluß
nebſt 2 ſehr geräumigen Manſardenlogis
zu vermiethen und von October an zu beziehen.
Herm. Schulz.
6633) 2 neu hergerichtete Logis zu vermiethen
und bald beziehbar. Gardiſtenſtraße 16.
6697) Gardiſtenſtraße 20 neu ſind mehrere
Logis zu vermiethen bei Ludwig Anthes.
6849) Schulſtraße 4 ein möblirtes Zimmer.
4344 Un Li U ANA UUUATUAUIU
K 6881) Ludwigsplatz 2 eine Stiege hoch 4
N
N eine ſehr ſchöne Wohnung, beſtehend aus
4
W 3 Zimmern, 2 Cabinetten und allem Zu=

48 behör um mäßigen Preis zu vermiethen;
4 und alsbald beziehbar.
4
4Ribi Ci n UNNUAUULUANNNni
6885) Hügelſtraße 73 ein Logis von 3 Zim=
mern
, Küche, Keller, Bodenraum und ſonſtigen
Bequemlichkeiten gleich beziehbar.
6886) Zimmer, ein unmöblirtes, bel Etage,
an einen einzelnen Herrn oder Dame zu ver=
miethen
. Carlsſtraße 4I.
6935) Ein ſchönes möblirtes Zimmer.
Kiesſtraße Nr. 10.
6939) Obere Kiesſtraße, neben Herrn Geyer
iſt die Parterre=Wohnung, 3 Zimmer, Küche,
Glasabſchluß mit Souterrain und ſonſtigem Zu=
gehör
; ferner in der Manſarde Stube mit Cabi=
net
entweder mit dem unteren Stock oder möblirt
allein, ſofort zu vermiethen.
8
ehrere gut möblirte Zimmer zu ver=
5 De methen.
Carlsſtraße 45.
6956) Ein Laden mit zwei Zimmer, Küche,
wird bis Januar fertig. Schulſtraße Nr. 1.
7008) Soderſtraße Nr. 9 ſind 2 Logis mit
allem Zugehör zu vermiethen.
7083) Dieburger Straße Nr. 3 ein möblirtes
Zimmer.
7131) 2 möblirte Zimmer zu vermiethen und
gleich zu beziehen. Kranichſteinerſtraße Nr. 17.
7133) 1 Zimmer nebſt Cabinet zu vermiethen
auf 1. Januar. Louiſenſtraße 10.
Georg Liebig Sohn.
7152) In meinem Hauſe Nro. 21, zunächſt
dem Arreſthaus, iſt der halbe 2. Stock ander=
weitig
zu vermiethen.
J. Müller, Maurermeiſter.
7206) Eine Manſarde=Wohnung nebſt allen
Bequemlichkeiten in einem neuen Haus iſt an eine
ſtille Familie ſogleich zu vermiethen. Mühlſtr. 9.
BRRRAATATTLRRTRRRARUTTPuR
8 7216) Annaſtr. 24 iſt eine ſchöne Woh=
A nung von 5-7 Piecen zu vermiethen und
R gleich zu beziehen.
NN4NNNNNANNNNrAArArAAran

N. 46.
7282) Zwei möblirte Zimmer Nr. 13 zwei
Treppen hoch Ludwigſtraße.
7283) In meinem Hauſe, zweiter Stock, iſt
an eine ſtille Familie eine Wohnung, beſtehend
aus 3 Zimmern, Küche, Speiſekammer und ſon=
ſtigem
Zugehör, zu vermiethen und ſogleich zu
beziehen. C. A. Stengel Wtwe Caſerueſtr. 18.
7284) Neugaſſe Nro. 2 iſt ein ſeit Jahren
beſtehendes Specereilädchen mit Logis, auch zu
jedem andern Erwerbszweig geeignet, Sterbfall
halber zu vermiethen und ſogleich zu beziehen.

7285) Heinheimerſtraße Nr. 23 iſt ein kleines
Logis zu vermiethen.
1285) Ein gut möblirtes Zimmer mit Cabinet,
getheilt oder zuſammen, zu vermiethen und gleich
zu beziehen. Arheilgerſtratze Nr. 27.
7287) Zwei möblirte ineinandergehende Zim=
mer
zu vermiethen.
J. G. Leydhecker, Alexanderſtr. 17.
7288) Ein Logis zu vermiethen.
Beſſunger Kirchſtraße 37.
7289) Ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
Ausſicht in die Promenade. Wieſenſtraße 5.

7290)

Hoco
AEseculvecann 1onr Danzom.
Anter dem Protertorate Ihrer Königlichen coheit der


Fran Trinzessin Ludwig von Iessen
und der Aufsicht eines Curatoriums nachstehend benannter Damen und Herren.

Frau M. Bocker.
Präulein L. Büchner.
Frau van der Capellen.
Frau P. Tlinsch.
Fräulein von Vollenius.

Herr A. Bergstraesser.
Ierr Commerzicnrath Fink.
Herr Professor Dr. Dippel.
Trüulein L. Huth.

Früulein S. Rekuls.

Frau L. Lindt.
Frau L. Waita.
Frau A. Welcker.
11err W. Schwab.

Herr Obersteuerrath Welcker.

Die gestoigerten Ansprüche, welche man gogenwärtig mit Recht an die Frauenbildung
stellt, die zunchmende Erkenntniss unter den Frauen selbst, wie viel nachhaltige Freude
ihnen durch geistige Beschüftigung erwüchst, haben es mehr und mehr wünschenswerth
gemacht, dass diesom Bodürfniss Rochnung getragen und der weiblichen Welt auch noch
nach den Jahren des eigentlichen Schulbesuchs, die Gelogenheit und Möglichkeit einer
weiteren geistigen Vortentwicklung geboten werde. - Die allgemeinen Vorlesungen, welche
sich bei uns in den letzten Jahren heimisch gemacht, vertolgen auch nur allgemeine Awecke
und wirken da, wo die richtige Vorbildung zu ihrem Verständniss tehlt, oft mohr schäd-
lich
als nütalich Ein weiterer Ausbau und eine theilweise Reform der höheren deut-
schen
Töchterschule ist als eine drängende Nothwendigkeit so ziemlich aller Orten aner-
kannt
, und um eine solche Reform möglicherweise auch hier anzubahnen, manche Lücken
unserer heutigen weiblichen Bildung auszufüllen und dabei auch ilteren Damon eine goistige
Unterhaltung zu gewühren, hat sich das oben genannte, seit mehreren Jahren unter der
Prüsidentschalt der Frau Prinzessin Alice wirkende Comité entschlossen, den Versuch zu
machen, unter Leitung von Fräulein L. Büchner, ein kleines Lyceum für ältere und
züngere Damen, die üher die cigentliche Schulaeit hinaus sind, zu begründen.
Nachdem es ihm bereits gelungen, in diesem Jahre eine Retorm des Handarbeitunter-
richts
, resp. auch Winführung desselben in den hiesigen Mädchenschulen zu erwirken, darf
es hofken, nach dem Vorgange von Verlin, wo ein solches Lyeeum schon seit zwei Jahren
unter dem Protectorate Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin, und unter Lei-
tung
von Miss Archer besteht, den Versuch einer Nachahmung mit gleichem Erfolg wagen
zu dürten, wie dies auch in Breslau der Vall gewesen ist.

Eine Reihe von Vortrügen, die nicht allein den Aweck haben zu unterhalten, sondern
auch zu helchren, sollen einen einzelnen Gegenstand gründlich und erschöpfend genug be-
handeln
, um der Hörerin einen nachhaltigen Nutzen zu vermitteln, wobei allerdings von
den jüngeren Damen vorausgesetzt wird, dass sie durch häusliche Nachstudien sich das
Gchörte möglichst nutzbar machen.
Die Theilnahme an den verschiedenen Gegenständen ist der freien Wahl überlassen
und wird es das Bestreben des Vorstandes sein, mit den Themata's in zweckentsprechender
Weise zu wechseln, wenn dieser erste Versuch sich wiederholen sollte und etwa noch er-
weitern
dürfte.
Der naturwissenschaftliche Kurs wird durch Faperimente vervollstindigt und orläutert
werden.
Gegenſtand der Vorloſungen.
Lehrer.
Deulsche Gieschiehle, von dem westphälischen Frieden bis gegen Vrüul. Luise Büchner.
Dienstag v. 4-5 Uhr.
Ende d s 18. Jahrhunderts.

English lilerature, of tho eighteenti and nincteent. century.
(Vortrag in deutscher dprache mit englischen Literatur-
proben
.)

veutsche Hleratur des achtachnten Jahrhunderts.

Herr Klingelhökker.
Mittwoch von 4-5 Uhr.
Herr Dr. O. Noquotte.
Donnerstag v. 4-5 Uhr.

Freitag von 4-5 Uhr.

Femenlare Einlelung in die Raturlehre. Die Betrachtung der Herr Dr. Bugen Thiel.
Eigenschaſten der festen, flüssigen und luſttörmigen Kör-
per
- die Würmelehre.)
Jeder Lohrgegenstand besteht aus 20 Vorlesungen, welche am 22. November ihren
Anfang nehmen. Das Local wird noch bekannt gegeben.
Das Hlonorar betrügt für jeden Gegenstand 5 fl. Werden von derselben Person 2, 3
oder die 4 Vorlesungen belegt, so findet die folgende Progression statt: 5, 9, 12 und 15 fl.
Dasselbe Verhältniss gilt für eine einzelne Vorlesung, wenn sie von mehreren
Schwestorn, oder einer Mutter mit Töchtern besucht wird.
Anmeldungen werden bei der Unterzeichneten vom 12.-21. Novomber, Vormittags
von 11-12 Uhr, entgegen genommen. Spüter in den Nachmittagsstunden.
Darmstadt, im November 1870.
Lulse Büchner, Grafenstrasse 39 parterre.

[ ][  ][ ]

177

7291) Donnerſtag den 17. d. Mts.
wird die unterzeichnete Stelle einen Zahltag in
Beſſungen abhalten und können in der Zeit von
Vormittags 10 Uhr bis Nachmittags 2 Uhr alle
an das Hospital ſchuldigen Gelder (Pächte, Holz=
gelder
ꝛc.) im Nathhauſe zu Beſſungen an uns
bezahlt werden. Vor Abhaltung des Zahltages
findet keine Beitreibung ſtatt.
Hofheim, am 9. November 1870.
Großherzogliches Hospital=Rentamt.
Dittmar.

N. 46.

CC
Jie

* Dur Ertheilung von Geſang=Unterricht an junge Damen bin ich ſtets bereit.
Oetavic Reh Wittwe,

Ludwigſtraße Nr. 8 zwei Treppen hoch.

7264

Muſik=Verein.

ix-
⁵⁄₈
AParmstadt
General=Verſammlung
Samſtag am 19. November Abends 7 Uhr

im Winter'ſchen Locale.
Tagesordnung:

1) Jahresbericht.

2) Nechnungs=Ablage.
3) Wahl der Vorſtands=Mitglieder für das
Jahr 1871.
Der Vorſtand.
7292)
Deutſche Scemanns=Schule.
7293) Theoretiſch=praktiſche Vorbereitung und
Unterbringung ſeeluſtiger Knaben für Handels=
event
. auch Kriegsmarine. Proſpecte ꝛc. gratis
bei der Direction der deutſchen Seemannsſchule
in Hamburg

4383) Einen Lehrling ſucht gegen Lohn
C. Franz, Tapezier.
6570) Obergaſſe 13 können 2 Schüler, die
die hieſigen Schulen beſuchen, Koſt u. Logis erhalten
6863) Ein Schüler kann Koſt und Logis er=
halten
. Marktſtraße Nro. 3 zwei Stiegen hoch.
7136) Ein halber Theaterplatz in der erſten
Logenreihe iſt abzugeben. Zu erfragen in der
Expedition d. Vl.
7140) Am 29. October d. J. wurde auf der
Eiſenbahn (Riedbahn) zwiſchen Darmſtadt und
Goddelau, oder auf dem Wege von der Eiſenbahn=
Station Goddelau nach dem Hospitale Hofheim
ein geſticktes Reiſetäſchchen, mit ſchwarzem
Wachstuch=Ueberzuge verſehen, verloren. Der
Finder erhält eine Belohnung von 5 fl. und wird
gebeten, das Täſchchen nebſt Inhalt bei der Exp.
d. Bl. abgeben zu wollen.
D.
ſin mit den nöthigen Schulkenntniſſen ver=
20
5
ſehener junger Mann kann in dem Ge=
ſchäft
des Unterzeichneten eine Stelle als Lehrling

erhalten.
Darmſtadt. Johs. Waitz, Buchhändler.
ſEs iſt irgendwo ein Alpaca=Regen=


8 ſchirm ſtehen geblieben. Man bittet
denſelben Waldſtraße Nro. 21 gegen eine Be=
lohnung
abzugeben.

Geſammtprobe Dienſtag den 15. November Abends 7 Uhr im Gartenſaale des Darm=
ſtädter
Hofes.
Der Vorſtand.
Ausſtellung franzoſiſcher Trophaen in Darmſtadt=
7276)
Zulm Beſten des


Hülfsvereins
für die Krankenpflege und Unterſtützung der Soldaten im Feld.
Mittwoch den 16. November und die folgenden Tage
Ausstehlung der bei Wörth erbeuteten franzöſiſchen
Ga-
61

f
wH. Hexallteuse .

nebſt andern franzöſiſchen Beuteſtücken, wie Chaſſepots=, Snider= 8 Tabatière=Gewehre,
Grenadier= &a; Kuiraſſier=Säbel, Lanzen, Kuiraſſe, Kuiraſſierhelme, Sappeur=
Aexte, Pauken, Torniſter, ſowie ſonſtige intereſſante Waffen im Lokal des Herrn Fabrikanten
Blumenthal (Promenadenſtraße Nr. 41) in Darmſtadt,

von Vormittags 10 bis 1 Uhr und


Nachmittags von 2 bis 4 Uhr.

Eintrittspreiſe: Mittwoch den 16. November 30 kr., Donnerſtag den 17. November 18 kr.,
die folgenden Tage 12 kr. außer Sonntag, an welchem nur 6 kr. erhoben werden.-
Kinder bezahlen die Hälfte.

Höhere Leitrüge werden im Intereſſe der Kaſſe des Hülfsvereins dankend angenommen.
Deutſche Soldaten haben täglich von Morgens 10 bis 12 Uhr freien Eintritt.
7250) Man ſucht Abnehmer für zwei halbe, 3
Abonnements=Plätze, in der zweiten Logen=

Nro. 36.
7252) In der Druckerei von C. Welzbacher
wird ein Junge geſucht gegen guten Lohn.
7269) Ein getragener Offiziersmantel nadeſtraße Nr. I. -
(uſ.) wird zu kaufen geſucht. Zu erfragen bei J (Hder untere Theil einer langen Schild=
der
Expedition.

S = krot=Ohrglocke wurde am Mittwoch
7270) Rheinſtraße Nr. 47 können 2 Herren Morgen verloren. Der Finder wird gebeten,
Schlafſtellen erhalten.
dieſelbe Schulſtraße Nro. 9 im dritten Stock
7371) Es werden 56000 fl. gegen doppelte abzugeben.
Sicherheit zu leihen geſucht.
7303) Dankſagung.-
Zu erfragen bei der Expedition.
Allen Freunden, Verwandten und Bekannten,
welche ſo viele Theilnahme an dem ſo ſchweren
Annonce.
7294) Ein tüchtiger Knopfmacher findet Verluſte unſeres guten unvergeßlichen Sohnes und
Bruders Philipp Wilhelm Storck, Feldkoch,
ſofort dauernde und lohnende Beſchäftigung in
bewieſen und ihn zu ſeiner letzten Ruheſtätte ge=
der
Poſamentierwaaren=Fabrik von
leiteten, ſagen wir nuſeren innigſten, tiefgefühlten
Chr. Ph. Verke, Louiſenſtraße II,

Dank.
in Offenbach a. M.
Die trauernde Mutter und Geſchwiſter.
7295) Ein braves zuverläſiges Mädchen,
Großherzogliches Hoftheater.
welches kochen und alle häusliche Arbeit verſteht,
wünſcht unter beſcheidenen Anſprüchen eine Stelle
Dienſtag, 15. Nov. 6. Vorſt. im 1. Ab.
in einem kleinen Haushalt. Näheres zu erfragen Der Fechter von Ravenua. Schauſpiel
in 5 Acten von Halm.
Geiſtberg Nr. 9 zwei Stiegen hoch.
Donnerſtag, 16. Nov. 7. Vorſt. im 1. Ab.
7296) Ein geübter Scribent findet Stelle
Zampa, oder: Die Marmorbraut. Oper
bei
Purgold, Hofgerichts=Advokat.
in 3 Akten. Muſik von Herold. Anfang halb
7297)
Tüchtige Setzer
7 Uhr. Wochenpreiſe.
finden dauernde Condition in der Buchdruckerei von
Freitag, 17. Nov. 8. Vorſt. im 1. Ab.
J. P. Streug in Frankfurt a. M.l Vor hundert Jahren. Sittengemälde in

Zur Uebernahme von ſchriftl.
Reihe. Näheres zu erfragen Eliſabethenſtraße kaufm. Arbeiten empfiehlt ſich ein
junger Kaufmann. Näheres beider Exp.
7300) Eine perfecte Köchin ſucht eine Stelle
und kann gleich eintreten. Zu erfragen Prome=

7299) Ein Mädchen ſucht Laufdienſt.
Sackgaſſe Nr. 22.

4 Akten von Raupach.-
Anfang halb 7 Uhr.

Wochenpreiſe.

Das zerbrochene Siegel.


Eine Geſchichte aus dem Bendeer Kriege.


(Fortſetzung und Schluß.)
Bei ſeiner Ankunft in Plourneck fand der Fiſcher Rignard in Be=
rathung
mit ſeinen Untergebenen. Er gab ihnen ſeine Inſtructionen.
Ihr ſterbet heute Nacht, dafür ſtehe ich Euch, wenn wir uns nicht
retten; dachte Janekin, indem er mit einer gutgeſpielten Gleichgültigkeit

hinter ihnen vorbeiging.
Er eilte nun, dem Herrn v. Trsſeguidh ſeinen Plan für die nächſte
Nacht mitzutheilen. Die unglücklichen jungen Männer, welche der Hunger
auf eine furchtbare Art zu quälen begann, billigten Alles, was ihnen vor=
geſchlagen
wurde. Der Marquis aber, ängſtlich wie es oft alte Leute ſind,
ſah tauſend Schwierigkeiten wider das Gelingen des Plans.
Wie ſollen wir der Wachſamkeit dieſer Teufel entwiſchen zu ſagte er,

und dann ſind wir gewiß noch keine hundert Schritte vom Schloß ent=
fernt
, ſo werden ſie uns auch ſchon verfolgen.
O darum ſeien Sie unbeſorgt, Herr Marquis, wenn die Blauen
Sie verfolgen, dann iſt es nicht in dieſer Welt.
Wie verſtehſt Du das, mein Freund?
Das werden Sie ſchon ſehen, Herr Marquis.

Rignard trat in's Zimmer mit einer erheuchelten gutmüthigen Miene,
grüßte faſt höflich die Frau von Trsſeguidy, indem er einen verſtohlenen
Blick auf die verſiegelte Thüre des Cabinets warf.
Janekin;, ſagte er zum Fiſcher, der ſich mit Reſpekt hinter dem alten
Herrn hielt, Du mußt einen erſchrecklich tiefen Schlaf haben, wenn Du
heute Nacht nicht den Lärm gehört haſt, den die Ratten hinter der Thüre
gemacht haben, die Dir zum Kopfkiſſen gedient hat."
Der Marquis und die Gräfin erbleichten.
Wenn ich etwas im Schlaf hören könnte, ſo wäre es gewiß meine

[ ][  ]

446

178
eigene Perſon;, erwiederte Janekin liſtig, meine ,ſelige Frau pflegte zu
ſagen, ich ſchnarche wie ein Meerſchwein, aber.
Du biſt ſehr glücklich, wenn Du ſo ſchlafen kannſt unterbrach ihn
Rignard, indem er einen ſtechenden Blick auf ihn warf. 3ch ſchlafe nicht
ſo feſt, ich."
Nicht ?- ſagte der Fiſcher, neiln
Und warum hatteſt Du Dir denn den Fußboden zum Lager und die
Schwelle jener Thüre zum Kopfkiſſen gewählt? Ich meine, Du müßteſt
da ſehr hart gebettet geweſen ſein."
Daraus mache ich mir nichts, daran bin ich gewöhnt. Ich verlaſſe
den Herrn Marquis nicht, weder bei Tag. noch bei Nacht."
Als der Republikaner ſah, daß er den Bretagner nicht in Verlegenheit
bringen könne, ſchwieg er. Er wußte ſeine Opfer in ſeiner Gewalt und
wollte aus raffinirter Grauſamkeit ein Geſtändniß nicht entreißen. Am
Abend ging Janekin hinunter in die Küche, ſchwatzte eine Zeit lang mit
den Dienern und den Republikanern, ſetzte dann mehrere Flaſchen ſpaniſchen
Weins und einen Krug herrlichen Branntweins auf den Tiſch, begab ſich
nachher mit großer Vorſicht in den Stall und ſattelte ein Pferd. Die
Nacht war ganz hell, man hörte von ferne die Wogen des Oceans an dem
Felſen der Spitze St. Mathieu ſich brechen. In den Häuſern von Conquet
ſah man hier und da Lichter glänzen. Der Wind war kalt und durch=
dringend
, kam aber von einer vortheilhaften Seite. Janekin verſicherte ſich
darüber nochmals, indem er die Hand über den Kopf hielt.
Als er wieder zurückkam, aßen die Republikaner zu Nacht. Er ging
bis zur Thüre des Speiſeſaals, die der Kälte wegen zugemacht worden war.
Durch das Schlüſſelloch ſah er Nignard beim Feuer ſitzen; dieſer ſprach,
ohne daß er ſeinen Kopf nach ſeinen Leuten hin wendete:
Trinkt alſo nicht ſo viel, Trunkenbolde, - trinkt nicht ſo viel. Ihr
wißt, daß Ihr beide heute Nacht abwechſelnd wachen ſollt. Du Romgost,
von 10 Uhr bis Mitternacht, und Du, Prichon, von Mitternacht bis 2 Uhr,
und ich von da bis zum Morgen. Ihr ſeht, ich behalte mir nicht den
beſten Theil vor. Vor allen Dingen vergeßt nicht, mich ſogleich zu wecken,
wenn Ihr den geringſten Lürm in dem Zimmer oder in dem Cabinete hört.
Dieſe Spitzbuben=Ariſtokraten dürfen uns nicht entwiſchen. Aber Du trinkſt
ja zu viel, ſage ich Dir, Romgost, Du trinkſt ja wie eine Auſter.
Ich hätte dieſe elenden Vendéer auf der Stelle ergreifen und in den Käfig
ſperren können; aber bah! ich mache mir nichts daraus, ſie vor Hunger
halb ſterben zu laſſen, ehe ich ſie zur Guillotine des Bürgers Carrier
ſchicke. Aber noch einmal, trinkt nicht zu viel, Ihr Schurken.
Niederträchtiger Mörder! ſprach Janekin zu ſich, unbeweglich wie
eine Statue in ſeinem Schlupfwinkel ſtehend.
Sie haben uns doch verfluchte Mühe gemacht ſagte einer der Leute
Nignards, indem er ein Glas xeres hinunterſtürzte. Wenn dieß ver=
dammte
Gehölz nicht geweſen wäre, hätten wir ſie eingeholt, ehe ſie hier
geweſen wären. Es iſt freilich wahr, wir ſind hier nicht übel daran,
gutes Bette, gutes Feuer, guter Wein und gute Küche.
Und er füllte wieder von Neuem ſein Glas.
Weißt Du, Bürger Nignard=, ſagte ein Anderer, indem er mit einem
dampfenden und duftenden Braten liebäugelte, den ein Diener auf den
Tiſch ſtellte, daß dieſe Trs.. Trs... ſiguini... ihr Marquiſat und
wer weiß was ſonſt noch für ein Stückchen von dem Brätchen da geben
würden. Ihre Magen mögen ſchön eingeſchrumpft ſein, wahrhaftig! Zwei
Tage, ohne was zu eſſen! Das wäre ein ſchlechter Spaß für mich."
Die Nepublikaner ſtimmten ein lautes Gelächter an und zwiſchendurch
hörte man die gellende Stimme Rignard's wie das Geziſch einer Viper.
Janekin war ganz außer ſich gebracht durch dieſe rohen Scherze und konnte
kaum ſeines Zornes Herr bleiben. Um alles zu vermeiden, was ſeine
Pläne ſtören könne, zog er ſich vorſichtig zurück und ging hinauf in das
Zimmer. Der Marquis und die Gräfin ſprachen mit einander vor dem
Kamin. Raoul unterhielt ſich mit leiſer Stimme mit den Gefangenen.
Meine armen jungen Herren:, ſagte Janekin zu ihnen, noch drei
Stunden und dann ſind Sie gerettet. Weinen Sie nicht, Frau Gräſin,
die Stunde der Befreiung iſt nahe, aber wenn ich Ihnen ſagen werde:
Jetzt fort! dann zögern Sie aber auch nicht eine Minute. Gehen Sie
hinunter, alle Thüren werden vor Ihnen offen ſein, und eilen Sie ſo ſchnell
als möglich bis zu den Felſen von Benaguet. Dort werden Sie meinen
Peter mit einer guten Schaluppe finden, mit Ihren Schätzen und mit
Lebensmitteln. Bald werden Sie dann in der Paſſage du Tour ſein und
da kann man ſie nicht verfolgen. Außerdem bleibe ich auch hier, um Ihre
Flucht zu decken.
Wiel Du gehſt nicht mit uns, Janekin ?u frugen zu gleicher Zeit

Frau von Tröſeguidy und der Marquis.

Nein, ich muß bis zum Anbruch des Tages hier bleiben um zu
verhindern, daß man ſie einhole.
Aber:, ſagte der Greis
Ich muß es ſo machen: verſicherte Janekin mit feſtem Ton.

Man hörte die Thüre des Speiſeſaals ſich öffnen und ein ferner Lärm
von Geſang und Toben drang herauf in's Zimmer.
Sie ſind betrunken fuhr der Fiſcher fort. Dieß macht unſere
Sache leichter. Doch halt, da höre ich ſie auf dem Corridor. Adieu, mein
Herr, mein lieber Herr! fügte der treue Bretagner hinzu, indem er ſich
nieder kniete und die Hand des alten Marquis küſſen wollte.
Du vor mir knien, mein edler Retter!u rief Herr vou Tröſeguidy.
Umarme mich, mein Freund.
Janekin warf ſich ſchluchzend in die Arme des alten Mannes.

Aber ſtill, da ſind ſie= ſagte er, indem er raſch die Thräuen trock=
nete
, die über ſeine braunen Wangen liefen.
Fedes hatte ſeinen Platz wieder eingenommen, als Rignard mit Nomgost
und Prichot, den zwei Individuen, die heute Nacht wachen ſollten, eintrat.
Der Fiſcher ſaß an dem Fenſter, der Marquis ſchaute in die Glut des
Kaminfeuers, um nicht den Blicken ſeiner Verfolger zu begegnen, die Gräfin=
durchblätterte
mit Raoul ein Bilderbuch. Nichts verrieth ihr großes Vor=
haben
, welches das Schickſal ihres Lebens entſcheiden ſollte. Das Mitglied
des Revolutions=Comite's, das ſich zu guter Letzt auch noch betrunken hatte,
warf einen zufriedenen Blick auf die ſchuldloſe Gruppe.
So iſt's ſchön;, ſagte er zu ſich ſelbſt, noch eine Hungernacht für
dieſe zwei Ariſtokraten im Cabinet da, und dann fort mit ihnen nach
Nantes.
Bald darauf treunten ſich alle dieſe Perſonen, die von ſo verſchieden=
artigen
Gefühlen bewegt waren.
Als die Glocke von Conquet 11 Uhr ſchlug, erhob ſich Janekin, der
bis dahin in tiefſtem Schweigen da geſeſſen hatte, mit der größten Vorſicht
und trat an's Fenſter. Der Himmel hatte ſich zwar mit Wolken überzogen,
der Wind aber war immer noch günſtig. Der Marquis ſchlief feſt trotz der
Gefahren, die ihn umgaben. In dem Zimmer der Nepublikaner hörte man
das Schnarchen von zwei Männern.
Romgost thut ſeine Pflicht;, dachte Janekin, nich will die mei=
nige
thun.
Er zog unter dem Bette des Herrn von Treſeguidh ein Paar Piſtolen
hervor und ging mit bloßen Füßen, um alles Geräuſch zu vermeiden, aus
dem Zimmer hinaus; er ſetzte die Gräfin und Raoul in Kenntniß, daß ſie
ſich bereit halten möchten, öffnete die kleine Thüre des Schloſſes und bahnte
ſo den Weg zur Flucht.
Um halb 12 Uhr weckte er den Marquis, zerbrach das Siegel an
der Thür des Cabinets und ließ die Gefangenen heraus.:
Romgoct ſchlief noch nicht.
Nun fort, ſchnell fort, ohne eine Sekunde zu verlieren Mein Leben
wollte ich hingeben, Ihren Füßen Flügel zu verleihen."
Die Herren von Trsſeguidy trafen den Marquis, die Gräfin und
Raoul an der Thüre des Schloſſes. Obgleich die jungen Männer, erſchöpft
von Hunger, kaum ſich aufrecht zu halten vermochten, ſo boten ſie den Reſt
ihrer Kraft auf, und die ganze Familie eilte ſo ſchnell ſie's vermochte,
nach dem Meere hin. Janekin ſah ſie wie Schatten am Schloß vorbei
eilen und hinter dem Felſen von Benaguet verſchwinden. - Jetzt
dachte er, zmüſſen ſie Zeit gewinnen; vier oder fünf Stunden länger, und

ſie ſind gerettet."
Er öffnete leiſe die Thüre des Zimmers der Republikaner. Nomgost
ſaß aufrecht im Bette in der Haltung eines Menſchen, der mit geſpannter
Aufmerkſamkeit lauſcht. Obgleich halb trunken, war es ihm doch gelungen,
ſich wach zu erhalten, und er hatte das Geräuſch gehört.
Romgost! rief ihn Janekin mit leiſer Stimme an, indem er wie
ein Fantom an dem Bette erſchien, welches jener mit ſeinem Gefährten theilte.
Romgost, erſchrocken, erblickte Janekin beim Scheine des Mondes, der
hinter den Wolken hervortrat; er wollte Rignard rufen, allein er fühlte
mit einem Male den kalten Lauf eines Piſtols auf ſeiner Stirne.
Wenn Du Dich rührſti, rief ihm der Fiſcher iu's Ohr, wenn Du
ein Wort ſprichſt, wenn Du nur ein Zeichen gibſt, danu ſitzt auch eine
Kugel in Deinem Kopf.
Der Trunkene, ſtarr vor Furcht, ſank in ſein Bett zurück, und rührte
ſich nicht mehr bis zum Morgen. Die erſten Strahlen derzMorgenſonne
beſchienen die Façade von Plourneck, als Nignard erwachte.
Du haſt alſo für mich gewacht, PrichonLu ſagte er, indem er ſich
gähnend die Augen rieb.
Janekin dachte jetzt ſei es Zeit, auch an ſeine Rettung zu denken.
Er ſtürzte hinaus, ſchwang ſich raſch auf das bereit gehaltene Pferd und
verſchwand im Walde.


Niguard ſchäumte vor Wuth, als er die Zimmer leerKund die Ge=
fangenen
verſchwunden fand. Er ließ von Locmaria eine Abtheilung
Gendarmerie kommen und durchſuchte drei Tage lang jeden Winkel der
Wälder mit der Blutgier einer Hyäne.
Aber alle ſeine Bemühungen waren vergebens. Die Schaluppe Peters
nahte ſich bereits dem rettenden Hafen von Plymouth und der heldenmüthige
Janekin war glücklich in dem Hauptquartier der Vendseſchen Armee.

Redaction und Verlag L. C. Bittich'ſche Hofbuchdruckerei.