Beillage
Dhruſuutkél Ulb- 144
Anzeige=Blatt.
R 43.
Dienſtag den 25. October
1870
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wochentlich; Erſteres Samſtag, die Beilage
Vienßags und Lezteres Tonnertags. Jahres=übonnemnent der drei Blütter zuſammen 2 fl. Auswaͤrtg kann man bei allen Poſtaͤmtern abonniren. In Damſtadt Ei
der Expedition. Rheinſtraße Nr. 23 neu.
6738) Die Stadt beabſichtigt einen Faſſelwärter anzuſtellen. Bewerber, welche mit der
Behandlung des Viehs vertraut ſein müſſen, wollen ihre Geſuche bis längſtens 8. November d. Js.
bei uns, unter perſönlicher Vorſtellung, einreichen.
Die Bedingungen ſind auf unſerm Büreau offengelegt.
Ae
Darmſtadt, den 21. October 1870.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
6843)
Wiederruf.
Die auf Mittwoch den 26. October anberaumte Verſteigerung
im Hauſe der Frau Sattlermeiſter Dauth Wittwe, Pädagoggaſſe Nr. 7. wird
einge=
tretener Hinderniſſe wegen vorerſt nicht ſtattfinden.
6749)
M. Leuſtadt, Hof=Taxator.
6739) Kartoffel=Lieferung.
Dienſtag, den 1. November d. J., Vormittags
11 Uhr ſoll die Aulieferung von ca. 120 Mltr.
guter Kartoffeln für die ſtädtiſchen Armenanſtalten
auf dem Weg der Verſteigerung auf unſerem
Bureau vergeben werden.
Im Termin ſind Proben vorzulegen.
Darmſtadt, am 21. October 1870.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
Main=Neckar=Eiſenbahn.
Freitag den 28. October l. J., Vormittags
10 Uhr, ſollen im Bahnhofe dahier die
nachbe=
zeichneten Arbeiten zur Herſtellung von
Weichen=
wärter=Wohnungen auf hieſiger Station an die
Wenigſtbietenden verſteigert werden, nämlich:
1) Maurerarbeit, veranſchlagt zu 636 fl. 54 kr.
2) Steinhauerarbeit, „ „ 453 fl. 9 kr.
3) Zimmerarbeit,
4) Dachdeckerarbeit, „
5) Schreinerarbeit,
6) Schloſſerarbeit,
7) Weißbinderarbeit,
8) Glaſerarbeit,
9) Spenglerarbeit,
„ 1067 fl. 52 kr.
„
„ 231 fl. 24 kr.
671 fl. 35 kr.
„
„ 531 fl. — kr.
„
870fl. 5 kr.
„
„ 234fl. 36 kr.
97fl. — kr.
„
Die Voranſchläge und Zeichnungen, ſowie die
Uebernahme=Bedingungen können bis zum
Ver=
ſteigerungstermine auf unſerer Kanzlei eingeſehen
werden.
Darmſtadt, den 19. Oewber 1870.
Die Bahn=Verwaltung.
Geſſner.
6743)
G—
Laub=Verſteigerung.
Mittwoch den 26. d. Mts, von Vormittags
9 Uhr an, wird das Laub auf den Wegen und
Schneißen der Domanial=Waldungen im Gemeinde=
Hauſe zu Beſſungen verſteigert.
Darmſtadt, den 22. October 1870.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
Muhl.,
6844)
6845) Bekanntmachung.
Die am 22. d. Mts. im Bejjunger
Hospital=
walde abgehaltene Kartoffel=Verſteigerung iſt
ge=
nehmigt worden.
Hofheim, den 23. October 1870.
Großherzogliches Hospital=Rentamt.
Dittmar.
Feilgebotenes.
5564) 2 eiſerne Kaminthüren, ein
Doppel=
fenſter, 4 7⁄ hoch, 9 2½ breit werden billig
abgegeben. Näheres im Verlag.
5695) Eine faſt neue Pelüſchegarnitur
ſtoht zu verkaufen Näheres Kiesſtraße 61.
PEV.
HIEEIES COILAIL TIEiSGkETTRIGI.
Eehdpostmüssig verpacht zur
Versendung an die Truppen, in
Blechdosen von netto 1 Pfd. englisch, zur
Bereitung von 50 Portionen Bouillon.
Preis: M fl. 45. per Dose. Lu bezichen
durch den Correspondenten der Gesellschaft
Herrn E. REerck in Darmstadt,
und dessen Niedorlagen.
(6538
6181) Hohe Zinſen!
Wer bei höchſtmöglicher Sicherheit gerne hohe
Zinſen und Gewinn an Tauſchgeſchäften macht,
der abonnire ſich bei der nächſten Poſt oder
Buchhandlung auf das „Neue Verlooſungsblatt”
Ziehungsliſten u. Finanz=Wochenſchrift von A. Dann
in Stuttgart für 45 kr. vierteljährlich. Probe=
Nummern gratis.-
6248) Bei N. Lantz ſind fortwährend
weiß=
gelbe Kartoffeln per Kumpf 8 kr., Simmer
30 kr. zu haben.
ſebrochenes Chst von der Rosenhöhe.
Einige Sorten gut gebrochene Aepfel und
Winter=Birnen, Wäſenpumpe 18.
6437)
Ch. Tröh Wwe.
6691) Heinheimerſtraße Nr. 40 ſind 3 ſchöne
Einlegſchweine zu verkaufen.
6718) Beſſungen. In der Forſtmeiſterſtraße
Nr. 12 ſind junge Zuchtſchweine zu verkaufen.
6599)
Hapetem-Resto
für Zimmer von 5 bis 16 Stück eingetheilt, werden inzbedeutendem
Vor=
rath zum Fabrikationspreiſe abgegeben.
C. Hochſtätter 8 Söhne.
Dao) Das Meneſe l. Samuner Mflas, Laſfekao mir den dam
paſſenden Federn, Blumen und Bändern nebſt den neueſten Façonen iſt
bereits eingetroffen und ſieht geneigten Aufträgen entgegen
Hopöse Struve, Hollslln,
Firma: Enumia Schmitt.
Eck der Graſen= und Waldſtraße)-
6602)
Brennholz.
Nro. 77 untere Rheinſtraße iſt frei
an's Haus geliefert gegen baar zu habenl.
Buchenſcheitholz l. El pro Steck. fl. 11. 30.
fl. 7. 30.
Tannenſcheitholz
„
S. Die Scheitholzſorten werden auch klein
gemacht in ganzen, halben und viertel
Stecken abgegeben.
6715) Ein fehlerfreies 9jähriges Pferd,
braun, ungariſche Nace, gut eingefahren, vorzüglich
zum Reiten, ſteht zu verkaufen. Wo? ſagt die Erp.
C ſFin neuer ſechsläufiger Revolver
2
E von vorzüglicher Arbeit wird abgegeben
Schützenſtraße 10 um den Anſchaffungspreis von
25 fl. Geſchoſſe dazu gratis.
42
R. 13
164
6782a) Ein älterer Porzellanofen iſt ſehr
billig zu verkaufen. Obere Sandſtraße Nr. 2.
6847) Ein gut erhaltener Wie=
4 ner Flügel (Streicher), auch für
I½EE einen Gejangverein geeignet, billig
zu verkaufen. Neckarſtraße 6.
6848) Selbſtgelochte Zwetſchen=Latwerge
J. Kiſſel.
bei
Vermiethungen.
4148) Frankfurterſtraße 32 ein Logis bel Etage,
4 Zimmer mit Zugehör, alsbald beziehbar.
4983) Dieburgerſtraße Nr. 40 iſt der
mitt=
lere Stock zu vermiethen.
5076) In meinem Hauſe Steinſtraße 21
iſt eine Wohnung mit allen Bequemlichkeiten an
eine ſtille Familie bis Ende October zu vermiethen,
auf Wunſch kann auch Garten=Antheil abgegeben
werden. Zu erfragen im Hinterbau.
Iean Michael.
5244) In meinem neu erbauten Hauſe
in der Blumenſtraße iſt der 2. und 3. Stock,
jeder beſtehend in 5 Zimmern, Küche,
abgeſchloſſe=
nem Vorplatz, 2 Kammern, Keller, Holzſtall,
Mit=
gebrauch des Bleichplatzes und der Waſchküche, zu
vermiethen und bis Ende October beziehbar.
Guſtav Heß, Zimmermeiſter.
Nähere Auskunſt Mühlſtr. 25 im Hinterbau.
5796) In meinem Neubau, Heidelbergerſtraße,
jenſeits des Chauſſeehauſes, ſind 4 Logis, jedes
mit 3 Zimmern und Souterrainſtube mit
Glas=
abſchluß nebſt 2 ſehr geräumigen Manſardenlogis
zu vermiethen und von October an zu beziehen.
Herm. Schulz.
5856) Obere Heinrichſtraße Nr. 19
die bel Etage mit Balkon, 6 Zimmer, Küche,
Eiuquartierungsſtube u. allen ſonſt. Bequemlichkeiten,
ſowie die Manſarde=Wohnung mit 4-6
Zim=
mern zu vermiethen und laun ſofort bezogen werden.
Auf Verlangen auch Garten.
6058) An einen ledigen Herrn ein freundliches
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
Ballonplatz Nr. 10 parterre.
6189) Karlsſtraße Nro. 23 iſt ein freundlich
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
6190) Ein gut möblirtes Zimmer zu
ver=
miethen und gleich zu beziehen. Zu erfragen bei
der Exped.
6391) Ein möblirtes Zimmer zu vermiethen,
Caſinoſtraße Nr. 15 dritter Stock.
6633) 2 neu hergerichtete Logis zu vermiethen
und bald beziehbar. Gardiſtenſtraße 16.
6635) Obere Hügelſtraße Nr. 15 iſt
ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
6650) Eck der Sand= und Steinſtraße 2. im
unteren Stock ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
6653) 3ter Stock, 6 Zimmer, Küche ꝛc. vom
1. November zu beziehen.
Schulſtraße I. ſeither Rentenanſtalt.
6693) Im Kaufmann Dingeldey'ſchen
Eck=
hauſe, der Infanterie=Caſerne gegenüber, iſt im
2. Stock ein möblirtes Zimmer an einen einzelnen
Herrn, gleich beziehbar, zu vermiethen.
6694) S. Das ſeither von Herrn Lehrer
Ruhland bewohnte Logis, Magdalenenſtraße Nr. 5
mittlerer Stock, iſt zu vermiethen und kann auf
Verlangen ſchon im Dezember bezogen werden.
6697) Gardiſtenſtraße 20 neu ſind mehrere
Logis zu vermiethen bei Ludwig Anthes.
6699) Soderſtraße Nr. 9 iſt eine große
Man=
ſarde und das Logis im zweiten Stock zu
ver=
miethen.
Vermiſchte Nachrichten.
3eine Wohnung und Geſchäfts=Lokal be=
21 finden ſich nun Georgſtraße 8
„
Leopold Schönemann.
6704) Alle ins Putzgeſchäft einſchlagende
wegen der Nähe der höheren Lehranſtalten beſon= Artikel in und außer dem Hauſe übernimmt und
beſorgt beſtens
Elise Reichard,
Schulſtraße Nr. 11, 1. Stock.
5425) Mein ſeitherige Wohnhaus nebſt
Zimmerplatz, Holzſchoppen, Werkſtätte ꝛc.,
Eck der Gardiſten= und Schwanenſtraße 12,
oder unter günſtigen Bedingungen zu
ver=
kaufen. Guſtav Heß, Zimmermeiſter.
Arz
4383) Einen Lehrling ſucht gegen Lohn
C. Franz, Tapezier.
6570) Obergaſſe 13 können 2 Schüler, die
6852) Ein freundliches Logis, beſtehend aus 1 die hieſigen Schulen beſuchen, Koſt u. Logis erhalten.
6857) Ein erſter Advokatur=Gehülfe wünſcht
Kaufmann Berger dahier.
6858) Retoncheur geſucht (Herr oder Dame)
6854) Ein Zimmer zu vermiethen und gleich für eine photographiſche Anſtalt. Geſchicklichkeit
in farbig nothwendig. Gehalt 80 fl. pr. Monat.
6855) Ein freundliches möblirtes Zimmer zu Offerten an E. Böttcher, Kunſt=Verlag. Nürnberg.
(Eine geſetzte ſolide Köchin, welche ſich
E auch häuslichen Arbeiten unterzieht,
Frau Wetteroth.
6723) Oberer Kiesweg neben Schreinermeiſter
Geyer (Haus ohne Nummer) iſt die Parterre=
Wohnung, 3 Zimmer, Küche, abgeſchloſſener Vor=
3
platz, Souterrain ꝛc., nebſt Stube und Cabinet
in der Manſarde an eine ſtille Familie zu ver= (in dem neu erbauten Hauſe).
miethen und ſofort zu beziehen.
6788) Zwei freundliche Zimmer ſind Nieder=
Ramſtädter Straße Nr. 11 möblirt zu vermiethen;
ders für Schüler derſelben angenehm.
6794) Ein gut möblirtes Zimmer mit
Cabi=
net (auch für Schüler), auf Verlangen auch
Koſt, iſt zu vermiethen. Soderſtraße Nr. 45.
6816) Ein vollſtändig fein möblirtes Logis
z
beſtehend aus drei Zimmern, auf Wunſch mit
Küche iſt ſofort zu beziehen. Näheres bei Herrn
B. L. Trier, Ludwigsſtraße.
6849) Schulſtraße 4 ein möblirtes Zimmer. 4 iſt wegen Geſchäfts=Verlegung zu vermiethen
6850) Ein freundlich möblirtes Zimmer zu
vermiethen. Schützenſtraße Nr. 16.
6851) Eine freundliche Wohnung, beſtehend
aus 3 Zimmern mit allem Zugehör, iſt im
Ja=
nuar beziehbar. Schwanenſtraße 31, gegenüber
dem botaniſchen Garten.
Zimmer, 2 Cabinetten, Küche ꝛc, iſt zu
ver=
miethen und bald zu beziehen. Adreſſen beliebe dauernde Beſchäftigung. — Näheres bei Herrn
man bei der Expedition abzugebeu.
6853) Bleichſtraße 28 ein Manſarden=Logis
an ruhige Leute ſogleich zu vermiethen.
zu beziehen. Dieburgerſtraße Nr. 38.
vermiethen, auf Wunſch kann auch Koſt gegeben
werden. Zu erfr. Nieder=Ramſtädterſtraße 38.
6856) Ein gut möblirtes Zimmer iſt Carl= ſucht eine Stelle. Das Nähere bei
ſtraße Nr. 12 zu beziehen.
2 (Kder unterzeichnete Vorſtand der israelitiſchen Religiousgemeinde dahier hat unter
T) Darlegung dafür ſprechender Gründe mittelſt Bericht vom 21. Auguſt d. J.
Großherzog=
liches Kreisamt dahier erſucht, bei Großherzoglichem Miniſterium des Innern die Genehmigung zu
erwirken, daß das von genanntem Miniſterium unterm 26. Juli 1865 genehmigte Statut über die
Einführung einer Klaſſenſteuer bei der israelitiſchen Religionsgemeinde dahier vom Jahr 1871 an
außer Kraft trete und für die Folge die Staatseinkommenſteuer=Kapitalien dem Ausſchlag der
Commu=
nalbedürfniſſe genannter Religionsgemeinde zu Grund gelegt und der Ausſchlag, wie früher, wieder
durch den Großherzoglichen Steuer= Commiſſär vollzogen werde.
In Folge Auftrags Großherzoglichen Kreisamts legen wir unſern in dieſer Sache erſtatteten
Bericht von Mittwoch den 19. d. Mts. an acht Tage lang in dem Parterre=Zimmer des
Gemeinde=
hauſes dahier offen, damit diejenigen Gemeindemitglieder, welche Einwendungen gegen unſern Antrag
zu machen haben, dies in ſchriftlichen Eingaben an uns bis ſpäteſtens zum 1. November d. J. thun
können. - Darmſtadt, den 7. October 1870.
Der Vorſtand der israelitiſchen Religious=Gemeinde.
Geiedtegaetgiegooit,
S 6830)
9
Tanz=Autereicht.
Unterzeichneter hat die Ehre anzuzeigen, daß der Unterricht Montag den 31. October
O beginnen wird. Die Herren und Damen werden höflichſt zur Eintheilung der Stunden ein=
S geladen, die Damen auf Mittwoch den 26. d. Mts. Nachmittags 3 Uhr, die Herren auf
89 Sonntag den 30. d. Mts. Nachmittags 2 Uhr in meine Wohnung zu lommen, um die
Anordnung machen zu können.
A. Hainfeld,
C
Großherzoglicher Hoftanzlehrer.
gei
eAuniiaiauGeeieaorOde
6860)
Eranhlurt a. BL.
Ausſtellung im ehemaligen Bundespalais einer vollſtändigen
Hitraitoase
und Kriegstrophäen aus dem gegenwärtigen Krieg zum Beſten der Verwundeten und Nothleidenden
am Kriegsſchauplatze.
Eintrittspreiſe:
Perſon 1 fl.
Donnerſtag den 27. October
Freitag und Saͤmſtag den 28. und 29. October
— 30 kr.
„ „
Sonntag den 30. October
„ - 12 kr.
Montag und Dienſtag den 31. October und 1. November
„ „ 30 kr.
Mittwoch den 2. November
„ - 18 kr.
ohne der Wohlthätigkeit Schranken zu ſetzen.
Die Ausſtellung iſt geöffnet von Morgens 9 Uhr bis 4 Uhr Nachmittags.
Frankfurter Hauptverein für Verwundete und Nothleidende am Kriegsſchauplatze
M. 43.
6499)
Angekauft werden zum höchſten Preis
Aumpen, Acten und Zeitungspapier, Meſſing. Kupfer, Zinn u. ſ. w. Alte Batten, Roßhaare, Gold
und Silberborden bei Jſaack Simon, Holzſtraße Nr. 15,
Auf Beſtelung bin ich bereit ins Haus zu kommen.
zunächſt der Brauerei zur Krone.
6861)
Ein Hund,
ungewoͤhnlich groß, ſchwarzgrau, auf den Namen
„ Markou hörend, hat ſich verlaufen. Dem
Wiederbringer eine gute Belohnung.
Promenade=
ſtraße Nr. 11.
A
6862) Verloren!
Ein kleines blaues Medaillon (Herzforn).
Abzugeben in der Exp. d. Bl. gegen gute Belohnung.
6863) Ein Schüler kann Koſt und Logis
er=
halten. Marktſtraße Nro. 3 zwei Stiegen hoch.
p
„—
Ein Ausflug nach Straßburg.
Don F. w.
Vor längeren Jahren hatte ich in Straßburgs gaſtlichen Mauern einige
Zeit zugebracht und ſo manche vergnügte Stunde verlebt. Als die
Kriegs=
ſtürme ſich über die, trotz ihres Feſtungsgürtels ſo gemüthliche Stadt
ent=
luden und das ſchauervolle Drama der Belagerung endlich durch die
Ueber=
gabe ſeinen Abſchluß fand, trieb es mich mächtig, die verheerte Stadt
auf=
zuſuchen und nach dem Schickſal ſo mancher mir lieben Bewohner derſelben
zu forſchen. So machte ich mich denn in Geſellſchaft einiger Freunde nach
dem Oberrhein auf und nahm Abends mein Abſteigquartier zu Offenburg.
Die 5 Gaſthöfe des freundlichen Städtchens waren, wie ſchon Monate lang
vorher, mit Fremden angefüllt, welche aus allen Himmelsgegenden der gleiche
Zweck wie uns herbeigeführt hatte. Sie alle hatten es, wie wir, für
rathſamer gehalten, nicht Abends nach Straßburg zu kommen, wo bei
dem großen Zuſammenfluß von Fremden nicht ſicher auf Unterkunft zu
rechnen iſt. Des andern Morgens früh 5 Uhr brachte uns der Bahnzug
nach Kehl. Schon beim Verlaſſen des Zuges ſielen uns die Verheerungen
ins Auge, welche die franzöſiſchen Kugeln an dem Bahnhofe und Zollhaus
angerichtet hatten; Erſterer zeigt in ſeiner Haupt=Fagade nur noch die
nack=
ten Sandſteinportale. Bei einem Gang durch das, eine lange Straße
bil=
dende, Stäotchen ſelbſt, war es ſchwer in dem Gewirre von Schutt irgend
eine bekannte Stelle wieder herauszufinden. Mitten aus den Trümmern
ragten aber öfters ganz unverſehrte Häuſer heraus, in denen das gewohnte
Alltagsleben ſeinen Gang ging. Ueberall regten ſich übrigens fleißige Hände
um den Schutt zu beſeitigen und das minder Beſchädigte wieder
einiger=
maßen wohnlich einzurichten. Unſer Weg führte uns nun zum geſprengten
Pfeiler der Eiſenbahnbrücke, welche ein großartiges Bild der Zerſtörung
bietet. Die Wiederherſtellungsarbeiten mitteſt einer proviſoriſchen hölzernen
Nothverbindung waren übrigens in vollſtem Gange; da die eigentlichen
Strompfeiler nicht gelitten haben, dürfte es der großen Zahl der dabei beſchäftigten
Arbeiter bald gelingen, die Brücke für den Eiſenbahnbetrieb wieder
zugäng=
lich zu machen, namentlich da der niedere Waſſerſtand die Ausbeſſerungen
ſehr erleichtert. Ein leichtes Berner Wägelchen führte uns nun über die
Schiffbrücke zum bisher franzöſiſchen Ufer. Gleich zur Rechten erhob ſich
hier das maſſive Gebäude der franzöſiſchen Douane; daſſelbe iſt jetzt nicht
viel mehr, denn ein Trümmerhaufen. Gleiches Schickſal hatte das gegenüber
liegende Bureau der Rhein=Arbeiten; noch ſieht man über dem Thor die
unbeſchädigte Ueberſchrift „Travaux du Thinz als ſchauerliche Illuſtration
deſſen, was die Sucht nach der Rhein=Grenze den Franzoſen an Zerſtörungs=
Arbeit eingetragen hatte. Die Chauſſee nach Straßburg, ſeither von ſchönen
alten Platanen und Akazien eingefaßt, bietet nunmehr ihres bisherigen
Schmuckes entkleidet einen öden, melancholiſchen Anblick dar; die abgehauenen
Bäume liegen in wirrem Durcheinander auf den Feldern längs der Chauſſee.
Kurz vor dem Metzgerthor liegt zur linken der Kurvau=Friedhof. Auch
hier hatte die Belagerung viele Spuren zurückgelaſſen; viele der Gräber
waren beſchädigt, die Denkmüler aus ihren Lagen geriſſen. Beim Eintritt
in Straßburg durch das Auſterlitzer (Metzger=Thor) empfingen uns die
ernſten bärtigen Geſtalten der preußiſchen Landwehr welche unſern freudigen
Gruß mit bedeutungsvollem Lächeln erwiderten. Den Auſterlitzer Platz
be=
deckt ein rieſiger Schutthaufen, der wohl bei dem Aufräumen der Umgebung
zunächſt da zuſammengefahren wurde. Die anſtoßende Artillerie=Kaſerne
(quartier C’Austerlita) hatte wenig gelitten und war nun von unſern
Trup=
pen belebt. Weiter führte uns nun unſer Weg durch die Dauphinsgaſſe
über die Rabenbrücke nach dem alten Fiſch=Markt und dem Gutenbergsplatz.
Ein reges Treiben erfüllte die Straßen; mit den Einheimiſchen miſchten
ſich die Tauſenden von Fremden, deutſche Truppen aller Wafſengattungen,
hie und da auch ein oder der andere franzöſiſche Soldat in Uniform, welcher
jedoch bei näherer Betrachtung durch die weiße Binde am Arm ſich als
zum Sanitätsperſonal gehörig auswies. Die Beſchädigungen an Gebäuden
waren auf der durchwanderten Strecke im Allgemeinen nicht bedeutend,
ob=
wohl viele Häuſer Kugelſpuren trugen und im Innern ſehr gelitten haben
mögen. Beim Eintritt in die Krämergaſſe bot ſich uns nun der
maje=
ſtätiſche Anblick des Münſters. Noch hing oben die weiße Fahne welche
an dem von ſo Vielen erſehnten Moment der Capitulation aufgezogen worden
165
6864) Dieburgerſtraße Nr. 10 hat ſich
ein junges Kätzchen verlaufen, weiß mit
gelben und ſchwarzen Flecken. Wem es
zu=
gelaufen iſt, wird dringend gebeten, daſſelbe
wieder abzugeben. Der Ueberbringer erhält
eine Belohnung.
6865) Es wird in der Neuſtadt ein Logis
von 3-4 Zimmern mit Küche und Zugehör zum
Preis von 180 — 200 fl. zu miethen geſucht.
Anmeldungen beliebe man bei der Exp. abzugeben.
war. In ſeinem maſſenhaften Total=Anblick machte das Meiſterwerk Erwins
den Eindruck des Unbeſchädigten. Leider iſt jedoch dem nicht ſo;
Trümmer=
haufen am Fuße zeigten die Verheerung, obgleich ſchon viele Wagenladungen
voll hinweggefahren worden waren. Ueberall bemerkt man die Spuren der
Kugeln an verſtümmelten Figuren; zerriſſenen Brüſtungen und Verzierungen,
durchſiebten Fenſtern, auch die nach den ſ. g. vier Schnecken führenden
Trep=
pen ſind zum Theil zerſchoſſen, ſo daß die Beſteigung unterſagt werden
mußte. Beim Eintritt in das Innere traten die angerichteten Verheerungen
noch ſchärfer hervor. Wenige der ſo herrlichen Glasmalereien waren
unbe=
ſchädigt und manche zeigten nur noch die leeren Bleigerippe; die
wunder=
volle Fenſterroſe über dem Portal iſt jedoch glücklicherweiſe vollſtändig
unbe=
ſchädigt. Die prachtvolle Silbermann'ſche Orgel war durch eine Bombe
zerſchmettert; wirr ſtarrten die rieſigen Pfeifen nach allen Richtungen
aus=
einander und viele lagen zerbrochen am Boden. Die kunſtvolle Kanzel iſt
unverſehrt, ebenſo iſt die berühmte Engelsſäule unbeſchädigt. Schwilgus's
Meiſterwerk die bekannte aſtronomiſche Uhr hat anſcheinend nicht gelitten,
doch iſt dieſelbe nicht im Gange, obwohl ſie aufgezogen ſein ſoll. Das
zerſtörte Dach des Schiffes geſtattet bis jetzt noch den Aufblick ins Freie
durch einzelne Oeffnungen im Gewölbe. Rechts und links vom Ausgang
nach dem k. Schloß hin befinden ſich die beiden meiſterhaften
Perſoni=
ficationen der chriſtlichen und jüdiſchen Religion von Sabinens Tochter
Erwin's, kunſtreicher Hand gemeiſelt; beide haben glücklicherweiſe nicht
gelitten, wie denn überhaupt die Beſchädigungen nach der Südſeite, hier
wie in der ganzen Stadt weit geringer wie nach der Nordſeite ſind. Auf
dem Münſterplatze blieb das älteſte Haus Straßburgs, welchem man gleiches
Alter mit dem Münſter zuſchreibt, glücklicherweiſe unbeſchädigt, während
ein dicht daneben geſtandenes Gebäude bis auf den Grund abbrannte.
Weiter führte uns nun unſer Weg durch die Münſtergaſſe nach der Stätte
wo Straßburgs Stolz, die Bibliothek ſich befand; einige vom Brand
ge=
ſchwärzte Steinfiguren iſt das Ganze was in dem wüſten Chaos noch zu
unterſcheiden iſt und vergeblich forſchte unſer Auge nach einem Fragment
der rieſigen Sammlung, welche mit der daran ſtoßenden Bibliothek des
Seminars ca. 400,000 Bände und Urkunden umfaßt haben ſoll. An die
Vibliothek ſtieß die Neu=Kirche, das größte proteſtantiſche Gotteshaus
Straß=
burgs, ebenfalls vollſtändig eines Nachts ausgebrannt. Als die entſetzten
Bewohner Morgens (wo das Bombardement in der Regel von 8-11 Uhr
ſehr ſchwach war und die Circulation geſtattete) die frühere Stätte
ihrer Andacht betraten, war in dem öden Raum Nichts mehr vorhanden
als zwei vollſtändig unbeſchädigte Büſten Redslobs und Türckheims
welche von der Wand in das Graus zu ihren Füßen herunterblickten.
Mit der Vibliothek und der neuen Kirche bildete einen Compler das
pro=
teſtantiſche Gymnaſium; daſſelbe war vor 8 Jahren abgebrannt und aus
den reichen Mitteln des Thomasſtiftes mit einem Aufwande von 900,000 Fres.
neu aufgebaut und mit einem Internat vermehrt worden, ſo daß dieſe Lehr=
Anſtalt in Frankreich unerreicht in ihrer Einrichtung war. Zwei Drittheile
der Gebäude, welche das Internat bildeten, ſind ein Raub der Flammen
geworden, während in dem verſchont gebliebenen Theile, den eigentlichen
Lehrſälen, der Unterricht wieder begonnen hat. Wir betraten nunmehr auf
unſerer Wanderung den bisher ſchönſten Theil Straßburgs, den mit
pracht=
vollen öffentlichen Gebäuden und Kaffehäuſern eingefaßten und alten
Bäu=
men beſchatteten Broglieplatz. Hier traten uns nun die verheerenden
Wirkungen der Beſchießung von allen Seiten entgegen, da nur wenige
Gebäude unbeſchädigt und ein ſehr großer Theil vollſtändig zerſtört war.
So vor Allem das prächtige Theater, welches in Zeit von zwei Stunden
Morgens zwiſchen 10 und 12 Uhr in Aſche ſank und außer dem Säulen=
Portal mit einigen zerſchoſſenen Figuren nur noch die rohen Mauern zeigt.
Der ſtolze Bau der Mairie hat, obwohl Dach und Façade große
Beſchä=
digungen zeigen, im Aeußeren weniger gelitten, die Zerſtörungen im Junern
ſollen jedoch ſehr groß ſein und mußten die Büreaux der Mairie nach dem
Hôtel de Commerce transferirt werden. Die an die Mairie ſtoßenden
Kaff eehäuſer und reichen Privathäuſer ſind ausgebrannt, ſo namentlich das
großartige Scheidegger'ſche Haus mit ſeinen prachtvollen Läden. Ein großer
Verluſt iſt ferner das im Style Ludwig XIV. erbaut geweſene ſchöne
Präfektur=Gebäude. Als ich demſelben vor Jahren einſt gegenüber ſtand,
4
166
war daſſelbe von einer glänzenden Verſammlung belebt. Der Herzog von
Montpenſier, der jüngſte Sohn Louis Philippes, umringt von den Spitzen
der Behörden, ſtand auf dem Balcon und nahm eine Ovation der Land=
Bevölkerung des Elſaß entgegen, welche in ihrer kleidſamen Feſtracht, die
Burſchen zu Pferde, die Frauen in Berner Wägelchen, in langem Zuge an
ihm vorüberwallten. Seitdem haben Republik und zweites Kaiſerreich in
den Räumen geſchaltet, und heute, welche Wandlung, lagen dieſelben durch
den deutſchen Vertheidigungskampf in Aſche verwandelt vor mir. In der
Nähe ſteht die Bronce=Statue des früheren, um Strasburg ſehr verdienten,
Präfekten Lezay=Marneſia. Eine Kugel war durch das linte Auge geflogen
und hatte das ſchöne Denkmal verſtümmelt. Weiter führte uns nun unſere
Wanderung durch die Blau=Wolken=Gaſſe an dem zertrümmerten Palais de
Justice vorüber in die Steinſtraße und Finkmatt, Faubourg de Pierre,
einem Stadt=Theile in der ungefähren Größe unſerer Altſtadt. Hier war die
Vernichtung eine vollſtändige, da die Beſchießung durch die Schiltigheimer
Batterien hier ihre nächſte und Haupt=Wirkung geäußert hatte. Ein weites
Ruinenfeld lag vor uns in Kirchhofsruhe, aus dem die ſpärlichen Gebäude=
Reſte wie Grabſteine herausragten.
In Begleitung eines Unterofficiers beſtiegen wir nunmehr die Wälle,
ver=
ſehen mit einer Karte zur Beſichtigung der Feſtungswerke, welche wir auf der
Commandantur 1 Thlr per Perſon gelöſt hatten. Von dieſem erhöhten
Stand=
punkte war der Ueberblick über den zerſtörten Stadttheil zu unſern Füßen von
wahr=
haft bewältigender Wirkung. Der große Central=Bahnhof, den wir
über=
ſahen, war bedeckt mit Trümmern jeder Art, aus denen die Scelette von
verbraunten Locomotiven und langen Waggonreihen noch erkennbar auftauchten.
Nächſt dem Bahnhof befand ſich die ſtattliche Finkmatt=Kaſerne, die größte
Kaſerne Straßburgs, durch Napoleons mißglückten Inſurrectionsverſuch
bekannt. Auch von ihr ſtehen nur noch die ausgebrannten Mauern. Unſer
Führer erzählte, daß er Tags zuvor mit einem Zuge Soldaten bei heftigem
Winde vorbei marſchirte; da ſtürzte mit donnerähnlichem Getöſe ein Stück
Mauer hinter ihm zuſammen, und als er herum blickte, war ſein Zug in
einer Staubwolke verſchwunden, ſo daß alle zerſchmettert ſchienen, doch kamen
ſie ſämmtlich glücklich unbeſchädigt mit dem Schrecken davon.
Durch das Zaberner Thor ſetzten wir nunmehr unſern Weg nach den
äußeren Feſtungswerken und den Belagerungs=Arbeiten fort. Zunächſt machte
uns unſer Führer auf die 76 Fuß breite Breſche in dem Ring=Walle
auf=
merkſam, durch welche die Uebergabe für die Belagerten unvermeidlich
ge=
worden war. Bei ſtrömendem Regen und wegen des lehmigen Terrains
ſehr unſicherem ſchlüpfrigen Tritte ging es dann nach den beiden Lunetten
52 und 53, deren Wegnahme den ſchließlichen Erfolg vorbereitete. Die
Spuren des harten Kampfes ſind noch überall an den zerſchoſſenen
Erd=
werken, Trümmern von Laffetten, halb in der Erde verſchwundenen
Ka=
nonenläufen, herumzerſtreuten noch uncrepirten Bomben und Granaten,
erkennbar. Alle 3 Schritte traf man auf einen der Keſſel, welche ſich die
Bomben in die Erde wühlen. Die Parallelen waren ſchon zum großen
Theile wieder zugeworfen, doch gaben die noch vorhandenen Gänge
immer=
hin noch ein großes Bild deſſen, was die energiſche intelligente Kriegführung
der Belagerer hier in verhältnißmäßig ſehr kurzer Zeit geleiſtet hatte. In
den Wänden der Gänge zeigten zahlreiche Löcher den geſchützten
Aufent=
haltsort der Mannſchaften, worin ſie zur Vereitung und Verzehrung ihres
beſcheidenen Mahles Zuflucht ſuchten. Durch das Judenthor in die Stadt
zurückgekehrt, führte uns nun unſere Wanderung durch die ſehr beſchädigte
Krutenau nach den Zeughäuſern und der Citadelle. Wir paſſirten
unter=
wegs die von den hervorragenden öffentlichen Gebäuden wohl allein ganz
unbeſchädigte k. Tabaks=Manufactur, ſodann das theilweiſe verbrannte
Quartier St. Nicolas (Artillerie=Caſerne). und die Univerſität, welche dem
äußeren Anſcheine nach auch nur ſehr wenig gelitten hat. Derſelben
gegen=
über, betraten wir den botaniſchen Garten, den Begräbniß=Ort der
Ve=
lagerten während der Schreckenstage. Drei lange Reihen Gräber, in jedem
derſelben 3 Särge übereinandergeſtellt und mit ſchmuckloſen Holzkreuzen,
worauf nur Namen und Alter, verſehen, bezeichneten die Ruhe=Stätte der
Opfer. Im Durchſchnitt ſollen 12-15 Perſonen per Tag von der
Bür=
gerſchaft den Kugeln erlegen ſein. Die Anfangs noch mögliche Begleitung
der Leichen durch Geiſtlichen und Angehörige mußte ſpäterhin bei verſtärkter
Beſchießung der Gefahr halber vollſtändig unterbleiben. (Man verſicherte
uns, daß im Minimum 8 und im Maximum, namentlich Nachts, 40 Schüſſe
per Minute gefallen ſeien.) — Nunmehr gelangten wir zu den gänzlich
ausgebrannten Gebäuden des Arſenals. In den rieſigen Höfen war ein
immenſes Kriegs=Material an Kanonen ſausſchließlich Vorderlader) und
Geſchoſſen jeder Art aufgehäuft, welches den Siegern in die Hände fiel;
doch wurden auch enorme Vorräthe, deren verkohlte Reſte die langen Hallen
Durch eine von den Kugeln zerriſſene
füllen, ein Raub der Flammen.
Platanen=Allee kamen wir nunmehr zu dem End=Ziele unſerer Wanderung,
der Citadelle, an deren Eingang dem Wache haltenden Landwehrmann unſere
Karten abgegeben werden mußten. Vor der Belagerung bildete die Citadelle
einen eigenen kleinen Stadttheil für ſich, mit Kaſerne, Commandantur,
Kirche, Schule, Schenken ꝛc., alles dieſes iſt ein wüſter Trümmerhaufe
und die Zerſtörung eine vollſtändige. Nichts iſt mehr übrig als die, auch
Redaction und Verlag L. C.
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ſehr beſchädigten, Eingangs= und Ausgangs=Thorhallen, in denen die
Wach=
mannſchaften ihr munteres Weſen trieben. Ein bärtiger oſtpreußiſcher
Land=
wehrmann bearbeitete ein, vermuthlich dem Brande entronnenes Spinett,
und entlockte demſelben klägliche Töne. Ueber dem Portale des Ausgangs=
Thores ſtehen, mit dräuend gezückten Waffen, zwei franzöſiſche Soldaten,
Strohmänner in Infanterie= und Artillerie=Uniform, und bewachen das
Chaos zu ihren Füßen. Sie ſollen noch von den Franzoſen da aufgeſtellt
und von den Eroberern an ihren verlorenen Poſten belaſſen worden ſein.
Unſer Rundgang war vollendet und ermüdet und durchnäßt traten wir
unſeren Rückzug nach den gaſtlichen Räumen des „Nebſtöckels; an, wo wir
für die Nacht ein recht anſtändiges Unterkommen gefunden hatten. Einen
eigenthümlichen Anblick bieten die die bis jetzt noch des Gaslichts (wegen
Zerſtörung der Fabrik) beraubten Straßen des Abends. Auf Verordnung
der=Vehörde haben alle Hausbeſitzer Laternen am 1. Stock aufzuhängen
und klein genug iſt die Mehrzahl derſelben, ſo daß es beim Blick durch die
langen Straßen wie Leucht=Würmchen überall flimmert.
Wie nach den erduldeten Drangſalen nicht anders möglich, iſt
die Stimmung der Straßburger Bevölkerung eine ſehr düſtere, wenn auch
reſignirte. Mit dem Gedanken des Uebergangs an Deutſchland ſcheint ſich
der proteſtantiſche Theil, der ja noch immer den Kern der Bevölkerung
bildet, allmälig vertraut zu machen. Wenn der demnächſtige Friedensſchluß
die Lostrennung von Frankreich zur Thatſache werden läßt, nimmt man an,
daß ca. 15,000 Perſonen - wovon die franzöſiſchen Beamten=Familien den
Haupttheil bilden werden, Straßburg verlaſſen, was natürlich für deſſen
Durch=
bruch des deutſchen Elementes nur von Vortheil ſein kann, und durch deutſche
Einwanderung raſch genug ausgeglichen werden wird. Gegenwärtig iſt
die Stellung der bisherigen franzöſiſchen Beamten, nameutlich der höheren,
in Straßburg und im ganzen Elſaß eine höchſt traurige. Ohne allen
Zu=
ſammenhang mit ihrer bisherigen Regierung und ohne Gehalts=Bezug,
getrauen ſie ſich doch nicht, die von dem neuen Regiment gebotene Hand
anzunehmen, ihre Functionen fortzuſetzen und Gehalt zu acceptiren, ſicher
wie ſie ſind, daß bei der ja möglichen Rückkehr des früheren Regimes ſie ſofort
ihrer Stellungen für immer enthoben würden. Schafft der Frieden einmal
hierin unabänderliche Thatſachen, ſo wird auch dieſes anders werden und
gar manche deutſche Sympathien werden offen hervortreten. - Wie bei
einem übertünchten guten alten Gemälde die ſorgſame Hand des Künſtlers
das urſprüngliche ſchöne Bild wieder zu Tage fördert, ſo auch wird
ſcho=
nende und tüchtige deutſche Verwaltung den franzöſiſchen Firniß in nicht
zu langer Zeit beſeitigen. Und wie das Elſaß bisher eine Perle
Frank=
reichs war, ſo wird es dann eine herrliche Grenzmark des neu erſtehenden
deutſchen Reiches werden. Jedenfalls werden 25 Jahre deutſcher Herrſchaft
mehr dazu beitragen, daß Elſaß zu germaniſiren, als 189 Jahre es
ver=
mocht haben, daſſelbe franzöſiſch zu machen.
Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von W.
91. Das Reſidenzſchloß unter Ernſt Ludwig bis auf unſere Tage.
Eine große Veränderung erfuhr das Schloß unter Ernſt Ludwig. Der
ſchöne erſt im Jahre 1629 von Georg II. vollendete Kanzleibau brannte
im Jahre 1715 ab und Ernſt Ludwig faßte den Entſchluß ein ganz neues
Schloß zu erbauen zu dem der ſchon vor dem Brande nach Darmſtadt
berufene Ingenicur=Major und Oberbaumeiſter Rouge de la Posse einen
Plan entworfen hatte. Dieſer Plan der ſämmtliche bis dahin das Schloß
bildende Gebäude entfernte, iſt durch das im Muſeum aufgeſtellte große
Modell veranſchaulicht. Die vorhandenen Mittel reichten aber zur
Aus=
führung dieſes coloſſalen Gebäudes nicht aus; es kam nur der jetzt ſtehende
Theil des Neuſchloſſes zur Ausführung und die alten Schloßtheile blieben
beſtehen. Das Neuſchloß aber, ſoweit es aufgebaut war, blieb in einem
ehr unvollkommenen Zuſtande ſtehen bis in unſer Jahrhundert herein:
der größte Theil der Fenſteröffnungen war nur mit Vordverſchalung
geſchloſſen.
Unter Ludwig VIII. wurden am Schloſſe keine weſentlichen
Verände=
rungen vorgenommen.
Unter Ludwig lX. wurde ebenfalls nur ſehr wenig gebaut, der
Zwiſchen=
bau zwiſchen Kaiſerſaalbau und Glockenbau erhielt ſeinen zweiten Stock, und
dem an das Schloß Georgs l. unter Georg II. angehängten jetzigen
Audienz=
ſaal wurden die weiteren dermalen von Seiner Königlichen Hoheit dem
Großherzog bewohnten Räume zugefügt, die ihre Façade nach Nordweſt haben.
Ludwig I. ließ nicht viel Neues im Schloß bauen, aber er ließ das
unfertige neue Schloß fertig machen, ausbauen, mit Fenſtern verſehen und
in den fertig gemachten Näumen die Kunſtſammlungen und die
wiſſen=
ſchaftlichen Sammlungen unterbringen und ordnen, die den Stolz unſerer
Stadt bilden.
Eine weitere Vergrößerung hat das Schloß in unſerem Jahrhundert
nicht erfahren; ſeiner Erhaltung und Verſchönerung aber in allen ſeinen
Theilen wird die höchſte Sorgfalt zugewendet.
Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.