Beilag
un
Frag= und Anzeige=Blatt.
Ns. 42.
Dienſtag den 18. October
1870
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſovie das Verorbnungsblatt für den Kreis Damſtadt rſcheinen woͤchentlich; Erſteres Samſtag, die Bellage
Vlenktags und Letzteres Donnerhags. Jahres=Abonüereint dei drei Pletter zuſemmen 2 fl. Auswaͤrts laun xan bei allen Pofiämterm abonuiren. In Darmſtadt bei
ve Expediion. Rheinſtraße Nr. 23 Neu.
B e k a n n t m a ch u n g.
Die Unterſtützung bedürftiger Familien der zum Dienſt einberufener Reſerve=, Erſatzreſerve= und Landwehrmannſchaften betreffend.
Wir bringen hiermit zur Kenntniß der in Darmſtadt wohnenden Intereſſenten, daß die den Familien der zum Dienſt einberufenen Rejerve=,
Erſapreſerve= und Landwehrmannſchaften aus der Kreiskaſſe gewährten Unterſtützungen für die zweite Hälfte des Monats October Sonntag den
16. d. Mts., Vormittags von 8 bis 12 Uhr und den drei folgenden Tagen, jedesmal Mittags von 1 bis 3 Uhr in der Wohnung
des Rechners genanuter Kaſſe, Regiſtraturgehülfen Spangenberg (Ballonplatz Nr. 9) in Empfang zu nhmen ſind.
Darmſtadt den 13. October 1870.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Willich.
fpra=
fOorno
65709) Es werden hiermit diejenigen Grundbeſitzer, welche Gelände zur Erbauung der
Oden=
waldbahn an die Heſſiſche Ludwigsbahn=Geſelſchaft abgetreten haben, aufgefordert, ihre Kaufbrieſe HBonu'6 CollPAIIL HIBioch ba RRuſI.
Feldpostmüssie verpucht zur
oder ſonſtigen Erwerbsurkunden behufs alsbaldiger Ausfertigung der erforderlichen Fragenbeant=
Versendung un die Truppen, in
wortungen vorzulegen.
Blechdosen von netto ¼ Pfd. englisch, zur
Die durch Nichtbeachtung gegenwärtiger Aufforderung entſtehenden weiteren Verzögerungen der
Bereitung von 50 Portionen Bouillon.
Auszahlung der Kaufſchilliuge Seitens der genannten Geſellſchaft haben ſich dann die Säumigen
preis: M fl. 45. per Dose. Lu beziehen
lediglich ſelbſt zuzuſchreiben.
durch den Correspondenten der Gesellschaft
Darmſtadt, den 13. October 1870.
Herrn E. Merck in Darmstadt
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtavt.
und dessen Niederlagen.
(6538
Berntheiſel.
6680)
Bekanntmachung.
Freitag den 21. d. Mts., Vormittags 10 Uhr,
ſollen die bei der Herrichtung zweier Schulſäle in
der höheren Töchterſchule dahier vorkommenden
Maurer=, Zimmer=, Schreiner=, Schloſſer= und
Weißbinder=Arbeiten in dem Rathhaus öffentlich
verſteigert werden. Voranſchlag und Bedingungen
liegen auf dem Stadtbauamt zur Einſicht oͤffen.
Darmſtadt, den 15. October 1870.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
Feilgebotenes.
5564) 2 eiſerne Kaminthüren, ein
Doppel=
fenſter, 4 741 hoch, 9. 2½ breik werden billig
abgegeben. Näheres im Verlag.
5695) Eine faſt neue Pelüſchegarnitur
ſteht zu verkaufen. Näheres Kiesſtraße 61.
6356) Vorrathia in jeder Buchandlung:
Eilke für Nervenleidende.
Ein zuverläſſiger Rathgeber zum Nutzen aller
Nervenkranken beiderlei Geſchlechts, beſonders für
Alle, welche in Folge von Verdauungs= u.
Unter=
leibsbeſchwerden an Nervenſchwäche,
Blutkrank=
heiten, Hyſterie, Hypochondrie, Lähmungen,
Hä=
morrhoiden, Menſtruationsbeſchwerden,
Schwä=
che ꝛc. leiden, und ſich ebenſo leicht als gründlich
helfen wollen. Von Dr. Werner. Preis 27 kr.
Bisheriger Abſatz ca. 50,000 Exempl.
6248) Bei R. Lautz ſind fortwährend
weiß=
gelbe Kartoffeln per Kumpf 8 kr., Simmer
30 kr. zu haben.
6265) Nene Häringe
Große Fiſche in vorzüglicher Qualität per Stück
3 und 4 kr. empfiehlt Ph. Greinert.
Ecke der Carls= und Kiesſtraße.
618) Hohe Zinſen!
Wer bei höchſtmoglicher Sicherheit gerne hohe
Zinſen und Gewinn an Tauſchgeſchäften macht,
der abonnire ſich bei der nächſten Poſt oder
Buchhandlung auf das „Neue Verlooſungsblatt”,
Ziehungsliſten u. Finanz=Wochenſchrift von A. Dann
in Stuttgart für 45 kr. vierteljährlich. Probe=
Nummern gratis.
6357) Friſche ſüße Zwetſchen 4-5 kr.
100 Stück. Dieſelben auch Kumpf= u.
Simmer=
weiſe. Sodann ſchöne gebrochene Reinette und
ſonſtige beſſere Sorten Aepfel werden abgegeben.
Roßdörferſtr. 57.
Aug. Schmitts.
ſiebrochenes öhst von der Rosenhöhe.
Einige Sorten gut gebrochene Aepfel und
Winter=Birnen, Waiſenpumpe 18.
6437)
Ch. Tröh Wwe.
Zurgef. Beachtung!
Alle Arbeiten auf der Nähmaſchine;
werden billig, pünktlich und ſchnell aufs
Sorgfältigſte ausgeführt und bin durchk
verbeſſerte Einrichtung im Stande:
die Elle mit Garn ¾ kr. aufertigen zu laſſen.
„ Seide 1½ kr.
Ganze Ausſtattungen übernehmen mit billigſter Berechnung
G. Pauly, ſrüher Pauly & Geier,
6179)
Nähmaſchinen=Lager, Carlsſtraße.
6380) Die erwartete Creſelder Wolle iſt nunnehr eingetroffen und empfehle die
ſelbe in ſchönen melirten, ſowie ächten Modefarben beſtens. - Zugleich empfehle alle andere
Strickvvolle von 1fl. 24 kr. per Pfd. an bis zu den feinſten, ſowie Caſtor=, Terneaux=,
&am; Zephir=Wolle.
S. Aanheitep, Eliſabethenſtraße 19.
Woon mehreren Seiten mit Auftxägen auf Flaſchenweine für im Felde bei der Heſſiſchen
8
289 Diviſion ſtehende Herren Militärs betraut, haben wir es zugleich übernommen, die Weine
dahin transportiren und dort abliefern zu laſſen. Die Weize werden in Kiſten von je 12 Flaſchen
verpackt, und werden wir die Sendung von einem Bevollmächtigten begleiten laſſen, der die Ablieferung
an die Herren Adreſſaten an Ort und Stelle zu übernehmen hat.
Die Sendung ſoll ungefähr am 25. dieſes Monats von hier abgehen und werden wir bis zu
dieſem Termine noch weitere Aufträge für im Felde ſtehende Herren Militärs gern annehmen und
ſorgfältigſt ausführen. Näheres auf unſerem Comptoir, Promenaͤdenſtraße 47.
Darmſtadt, den 10. October 1870.
Weber & Lampe, weinhandlung.
160
H
M.42.
½ Rttn n n a ur r Ar n nruunn
Statt Auction, großer Ausverkaufl
6539) In der Magazinſtraße ſind zwei
4 Wohnungen von je 6 Zimmern mit abge=
Kommenden Mittwoch, Donnerſtag, Freitag und 5
ſchloſſenem Vorplatz, ſowie eine große Man=
H Samſtag wird im Hauſe der Herren Gebrüder Gelſius,
H ſarde zu vermiethen und alsbald zu beziehen.
8)
Näheres in dem Logis=Nachweiſungs=Bureau
Ernſt=Ludwigſtraße parterre ein großes Waaren=Lager, be= H
44
ſtehend in allen Sorten wollenen und baumwollenen Unterhoſen
E und Unterjacken für Herren, Damen und Kinder, Flanell=Herrn=
2 Hemden, Herrnſocken und Kinderſtrümpfen, geſtrickten Arbeitsjacken,
S Seelenwärmern, Shawls und Tüchern aus Terneaux=Wolle ver=2.
3 fertigt, ſowie allen nur erdenklichen Hals= u. Taſchentüchern wegen
Geſchäfts=Aufgabe zu jedem nur annehmbaren Gebote ausverkauft.
Es werden deßhalb die Bewohner Darmſtadts und Umgegend *
5
mit dem Bemerken eingeladen, dieſe ſo günſtige Gelegenheit nicht
S unbenützt vorüber gehen zu laſſen.
Der große Ausverkauf befindet ſich nur im Hauſe der
29
G Herren Gebrüder Gelſius parterre, Ernſt=Lndwiaſtr.
6599)
7
Hapetem-Reste
für Zimmer von 5 bis 16 Stück eingetheilt, werden in bedeutendem
Vor=
rath zum Fabrikationspreiſe abgegeben.
C. Hochſtätter 8 Söhne.
von B. L. Trier, Ludwigſtraße.
6561) Sauerkraut=Fäſſer, kleine u. große,
eine Kaute Pfuhl und eine Kaute Pferdemiſt zu
verkaufen. Zimmerſtraße Nr. 2.
6615) Gebrochene Aepfel in
verſchiede=
nen Sorten empfiehlt
G. Gnnder, am großen Woog.
6691) Heinheimerſtcaßze Nr. 40 ſind 3 ſchöne
Einlegſchweine zu verkaufen.
6692)
Brennholz.
Nro. 47 untere Rheinſtraße iſt frei
an's Haus geliefert gegen baar zu habenl.
Buchenſcheitholz l. El pro Steck. fl. 11. 30.
fl. 7. 30.
Tannenſcheitholz
. Die Scheitholzſorten werden auch klein
gemacht in ganzen, halben und viertel
Stecken abgegeben.
Vermiethungen.
4148) Frankfurterſtraße 32 ein Logis bel Etage,
4 Zimmer mit Zugehör, alsbald beziehbar.
4983) Dieburgerſtraße Nr. 40 iſt der
mitt=
ere Stock zu vermiethen.
5076) In meinem Hauſe Steinſtraße 21
iſt eine Wohnung mit allen Bequemlichkeiten an
eine ſtille Familie bis Ende October zu vermiethen,
auf Wunſch kann auch Garten=Antheil abgegeben
werden. Zu erfragen im Hinterbau.
Jean Michael.
5244) In meinem neu erbauten Hauſe
in der Blumenſtraße iſt der 2. und 3. Stock,
jeder beſtehend in 5 Zimmern, Küche,
abgeſchloſſe=
nem Vorplatz, 2 Kammern, Keller, Holzſtall,
Mit=
gebrauch des Bleichplatzes und der Waſchküche, zu
vermiethen und bis Ende October beziehbar.
Guſtav Heß, Zimmermeiſter.
Nähere Auskunſt Mühlſtr. 25 im Hinterbau.
5796) In meinem Neubau, Heidelbergerſtraße,
jenſeits des Chauſſeehauſes, ſind 4 Logis, jedes
mit 3 Zimmern und Souterrainſtube mit
Glas=
abſchluß nebſt 2 ſehr geräurigeu Manſardenlogis
zu vermiethen und von October an zu beziehen.
Herm. Schulz.
5856) Obere Heinrichſtraße Nr. 49
die bel Etage mit Balkon, 6 Zimmer, Küche,
Eiuquartierungsſtube u. allen ſonſt. Bequemlichkeiten,
ſowie die Manſarde=Wohnung mit 4-6
Zim=
mern zu vermiethen und kaun ſofort bezogen werden.
Auf Verlangen auch Garten.
6058) An einen ledigen Herrn ein freundliches
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
Ballonplatz Nr. 10 parterre.
6188) Louiſenſtraße Nro. 2 iſt ein großes
freundliches Zimmer möblirt oder unmöblirt zu
vermiethen. Ebendaſelbſt iſt ein gut erhaltenes
Clavier billig zu verkaufen.
6189) Karlsſtraße Nro. 23 iſt ein freundlich
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
6190) Ein gut möblirtes Zimmer zu
ver=
miethen und gleich zu beziehen. Zu erfragen bei
der Exped.
6361) Möblirtes Zimmer zu vermiethen mit
oder ohne Klavier. Steinſtraße Nr. 10 parterre.
6391) Ein möblirtes Zimmer zu vermiethen,
Caſinoſtraße Nr. 15 dritter Stock.
6541) In der Nähe der höheren Lehr=
Anſtalten, Teichhausſtr. 12, iſt ein ſchönes
Zim=
mer mit oder ohne Möbel zu vermiethen. Auf
Verlangen dazu auch 1 oder 2 Cabinets.
454) Mehrere di Wddite Zmner z
ver=
miethen. Carlſtraße 45.
6633) 2 neu hergerichtete Logis zu vermiethen
und bald beziehbar. Gardiſtenſtraße 16.
6635) Obere Hügelſtraße Nr. 15 iſt
ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
6653) 3ter Stock, 6 Zimmer, Küche ꝛc. vom
1. November zu beziehen.
Schulſtraße I. ſeither Rentenanſtalt.
6693) Im Kaufmann Dingeldey'ſchen
Eck=
hauſe, der Infanterie=Caſerne gegenüber, iſt im
2. Stock ein möblirtes Zimmer an einen einzelnen
Herrn, gleich beziehbar, zu vermiethen.
6694) ſ3. Das ſeither von Herrn Lehrer
Ruhland bewohnte Logis, Magdalenenſtraße Nr. 5
mittlerer Stock, iſt zu vermiethen und kann anf
Verlangen ſchon im Dezember bezogen werden.
6695) Ein freundliches möblirtes Zimmer iſt
zu vermiethen bei
E. J. Bornhauſer.
6696) Eine Wohnung im Seitenbau, beſtehend
aus 4 Zimmern und 3 Cabinetten, mit Küche,
Keller und ſonſtigen Bequemlichkeiten, zu
vermie=
then und bald zu beziehen in der Steinkohlen=
Handlung von A. Schmidt, Beſſ. Carlſtr. 12.
6697) Gardiſtenſtraße 20 neu ſind mehrere
Logis zu vermiethen bei Ludwig Anthes.
6698) Eine Wohnung nebſt einer Stube zu
vermiethen und gleich zu beziehen. Geiſtberg 5.
6699) Soderſtraße Nr. 9 iſt eine große
Man=
ſarde und das Logis im zweiten Stock zu
ver=
miethen.
6700) Marktplatz Nro. 4 im oberſten Stock
iſt eine aus vier Zimmern, Küche ꝛc. beſtehende
Wohnung an einen ruhigen Miether zu vermiethen
und am 1. Januar beziehbar.
Vermiſchte Nachrichten.
eine Wohnung und Geſchäfts=Lokal be=
8
l finden ſich nun Georgſtraße 8
„
lin dem neu erbauten Hauſe).
Leopold Schünemann.
542) Mein ſeitheriges Wohnhaus nebſt
Zimmerplatz, Holzſchoppen, Werkſtätte ꝛc.,
Eck der Gardiſten= und Schwanenſtraße 12,
1 iſt wegen Geſchäfts=Verlegung zu vermiethen
oder unter günſtigen Bedingungen zu
ver=
kaufen. Guſtav Heß, Zimmermeiſter.
4383) Einen Lehrling ſucht gegen Lohn
C. Franz, Tapezier.
(Dder unterzeichnete Vorſtand der israelitiſchen Religionsgemeinde dahier hat unter
S = Darlegung dafür ſprechender Gründe mittelſt Bericht vom 21. Auguſt d. J.
Großherzog=
liches Kreisamt dahier erſucht, bei Großherzoglichem Miniſterium des Innern die Genehmigung zu
erwirken, daß das von genanntem Miniſterium unterm 26. Juli 1865 genehmigte Statut über die
Einführung einer Klaſſenſteuer bei der israelitiſchen Religionsgemeinde dahier vom Jahr 1871 an
außer Kraft trete und für die Folge die Staatseinkommenſteuer=Kapitalien dem Ausſchlag der
Commu=
nalbedürfniſſe genannter Religionsgemeinde zu Grund gelegt und der Ausſchlag, wie früher, wieder
durch den Großherzoglichen Steuer=Commiſſär vollzogen werde.
In Folge Auftrags Großherzoglichen Kreisamts legen wir unſern in dieſer Sache erſtatteten
Bericht von Mittwoch den 19. d. Mts. an acht Tage lang in dem Parterre=Zimmer des
Gemeinde=
hauſes dahier offen, damit diejenigen Gemeindemitglieder, welche Einwendungen gegen unſern Antrag
zu machen haben, dies in ſchriftlichen Eingaben an uns bis ſpäteſtens zum 1. November d. J. thun
können. - Darmſtadt, den 7. October 1870.
Der Vorſtand der israelitiſchen Religions=Gemeinde.
6660)
Arbeiter=Verein Darmſtadk.
Die ſtatutenmäßigen Verſammlungen und gewöhnlichen Zuſammenkünfte der geehrten Mitglieder
finden in der Ludwigshalle (Obergaſſe) ſtatt.
R42.
161
Hülfsverein für im Feld verwundete und erkrankte
Soldaten im Großherzogthum Heſſen.
6702)
XXXVI. Liſte der geſammelten Geld=Beiträge,
Durch Herrn Kreisrath Böckmann in Groß=Gerau C. Sammlung) 7323 fl. 31 kr.
und zwar: von der Kirchenkaſſe zu Bauſchheim 100 fl. Biſchoffsheim 200 fl.
Dorn=
heim 200 fl. Leeheim 200 fl. Stockſtadt 200 fl. Wolfskehlen 100 fl. Von der
Ge=
meindekaſſe zu Aſtheim 30 fl. Bauſchheim 10 fl. Biebesheim 200
Biſchoffsheim
100 fl. Crumſtadt 50 fl. Dornberg 50 fl. Dornheim 150 fl. Griesheim 60 fl.
Goddelau 150 fl. Nauheim 50 fl. Raunheim 160 fl. Stockſtadt 200 fl. Trebur
250 fl. Wallerſtädten 50 fl. Die Sparkaſſe Groß=Gerau 2500 fl. Ferner geſammelte
Beitraͤge in der Gemeinde Aſtheim 69 fl. 19½ kr. Biebesheim 375fl. 5kr. Biſchoffs.
heim 100 fl. 23 kr. Buttelborn 91 fl. Dornheim 150 fl. Erfelden 50 fl. 10 kr.
Geinsheim 84 fl. 13 kr. Goddelau 102 fl. 48 kr. Haßloch 23 fl. 36 kr. Klein=Gerau
46 fl. 27 kr. Königſtädten 84 fl. Leeheim 83 fl. 26 kr. Nauheim 25 fl. Stockſtadt
127 fl. 30 kr. Trebur 157fl. 21 kr. Walldorf 64 fl. 31 kr. Wallerſtädten 47 fl. 30 kr.
Wolfskehlen 101 fl. 23 kr. Worfelden 100 fl. ſodann aus allen Gemeinden des Kreiſes
420 fl. 20N kr. Von der Sparkaſſe in Schotten 1000 fl. Rittmſtr. von Fürſtenberg
5 fl. Stadtpfarrer Ritſert 2 fl. O. A. G.=Rath Schenk 10 fl. Oberbau= Rath
Pfann=
müller 3 fl. Hofgr.=Adv. Groß 3 fl. Hofgr.=Adv. Dr. Koch 10 fl. Dr. Conſen 2 fl.
O. A. G.=Rath Dr. Ebel 3 fl. Miniſt.=Rath von Preuſchen 10 fl. Staats=Anwalt
Maurer 5 fl. Geh. Ober=Finanzrath Sederer 10 fl. Oberſtlieutenant v. Kopp 10 fl.
Ober=Rechnungskanzliſt Merkel 1 fl. 45. Schmiedmſtr. W. Wetzel 1 fl. Oberpoſtmſtr.
Vfalz 5 fl - Zaſammen 8403 fl. 48½ kr. Hierzu Liſte Nr. 1-37 mit zuſammen
84175 fl. 3 kr.- Ergibt im Ganzen 95578 fl. 51 kr.
6708) 4. Veröffentlichung. Beim „Comite für
Straß=
burg= ſind weiter eingegangen, von: L. Schnitzſpahn 10 fl. Advokat
Ludwig 10 fl. Frau Bücking 2 fl. Bäcker Ganß 10 fl. Reutner Jordan
10 fl. Im. 2 fl. Dr. Benighof 2 fl. Frau Geh. Rath v. Kuder 3 fl.
Kaufm. Bernhard Roſenheim 10 fl. Oberpoſtſecretär Reuning 2 fl. Rentner
A. E. Schenck 14 fl. F. v. L. 3 fl. Frau Johanna u. H. Otto
Wolfs=
kehl 50 fl. Sammlung der Mainzeitung 18 fl. Frl. Weidenbuſch 2 fl.
Zuſammen 148 fl. Hierzu idie bereits angezeigten 1170 fl. 17 kr., ſind
im Ganzen vereinnahmt 1318 fl. 17 kr.
Beiträge werden entgegengennmmen von: Dr. E. Becker. Hofrath
Th. Becker. A. Bergſträßer, Buchhändler. H. Blumenthal, Fabrikant.
A. Buchner II. Hofgerichts=Advolat (chriftführer) - C. Gaule, General=
Agent. Hallwachs, Hofgerichtsrath. Dr. K. J. Hoffmann II., Hofg.=Ado.
(Rechner). R. Lantz Gemeinderath. C. A. Mangold, Hofmuſikdirector.
Wilh. Merck. A. Ohly, Hofgerichts=Advokat. Pfaltz, Ober=Poſtmeiſter.
Dr. O. Noquette, Profeſſor. Siegfrieden, Hofger.=Advokat. Dr. Waguer,
Oberſtudienrath. Welcker, Oberſteuerrath (Vorſitzender). Fried. Auguſt
Wenck, Fabrikant. F. Wittich, Buchdruckereibeſitzer. Dr. K.
Zimmer=
mann, Prälat.
Speciell für Kehl beſtimmte Gaben werden gleichfalls angenommen
und befördert.
Auch Bekleidungsgegenſtände u. dergl., welche in dieſem Fall
unverpackt bei Herrn General=Agenten Karl Gaule, Eliſabethenſtraße,
abzugeben ſind, werden von dem Comite angenommen und beſorgt.
O
Mir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß wir in 6 verſchiedenen Sendungen, welche
Dc am 2., 11., 19., 27. September, 3. und 12. October abgegangen und ſämmtlich an ihren
Beſtimmungsorten angekommen ſind, an unſere Diviſion vor Metz folgendes befördert haben:
L. Liebesgaben für die Diviſion im Allgemeinen,
theils aus den uns zugefloſſenen Geldgaben angekauft, theils in Natur von freundlichen Gebern geſpendet:
1) Wollene Strümpfe 15,000 Paar, ſowie
500 Fußlappeu,
2) Wollene Leibinden 4000 Stück,
3) Unterhoſen und Unterjacken 700 Paar,
4) Wollene Hemden ca. 1000 Stück,
5) Cigarren 53,000 Stück,
6) Tabak 1000 Pfund und 350 Pfeiſen,
7) Branntwein und Liqueur 32 Faß,
8) Wein 10 Faß
9) Num 400 Flaſcheu,
10) Chocolade ca. 300 Pfund,
11) Seiſe 200 Pfd. und 200 Pfd. Stearinlichter,
12) Kaffee ca. 250 Pfd.,
13) Kartoffeln 10 Malter (zur Probe, zunächſt
für bivouakirende Truppen),
14) Zelte 6 Stück.
11. Sendungen an einzelne Officiere u. Soldaten von Angehörigen u. Freunden:
10,600 Collis, verpackt in ca. 6000 Kiſten im Gewicht von
4 Ctr.
Hierbei befinden
ſich auch die an den hieſigen Hülfsverein und an das Etappenbüreau abgegebenen Gepäcke, welche
von dieſen Stellen an den Verſendungstagen zur Mitbeförderung an uns übergeben wurden.
Durch die vou uns angeregte und in größtem Maßſtab in's Werk geſetzte Packet=Beförderung,
durch welche bei der Unmöglichkeit, Packete an unſere Soldaten durch die Poſt zu befördern, einem
dringenden Bedürfuiß abgeholfen wurde, ſind, abgeſehen von Nahrungs= und Stärkungsmitteln,
min=
deſtens weitere 15,000 wollene Hemden, Leibbinden und ebenſoviel Paar Strümpfe unſeren Truppen
zugeführt worden
Allſeitigem Verlangen gern entſpechend, werden wir die Beforderung von Sendungen an unſere
Diviſion fortſetzen und wird Anfangs oder Mitte nächſter Woche eine weitere Sendung abgehen.
Bei Zuſchriften und Packetſendungen bitten wir sgenau die Adreſſe ſdes unterzeichneten Comite's zu
beobachten. Unſere Expeditionskoſten (Anſchaffung von Kiſten, Fuhr=, Packer=, Trägerlohn ꝛc.) belaufen
ſich bereits auf ca. 1500 fl. Wir bitten deßhalb, uns außer allgemeinen Liebesgaben. namentlich an
Branntwein, welcher fortwährend dringend begehrt wird, auch reichliche Geldbeiträge,
ſowohl zur Beſtreitung der Koſten, als auch zur Anſchaffung jeweilig gemeldeter einzelner Bedürfniſſe
der Truppen zufließen zu laſſen. — Am Schluß unſerer Thätigkeit wird die Veröffentlichung aller
Geber erfolgen.
Darmſtadt, den 13. October 1870.
Namens des „Comites zur Verſorgung der Heſſiſchen Feldtrupen=
Blumenthal.
Ohlh.
6704) Alle in's Putzgeſchäft einſchlagende
Artikel in und außer dem Hauſe übernimmt und
beſorgt beſtens
Elise Reichard,
Schulſtraße Nr. 11, 1. Stock.
6369) Zwei Schüler können Koſt und Logis
erhalten am Arreſthaus Nr. 9.
S.
K. Dwei gute Arbeiter können eintreten bei
a) D. Schulz, Schuhmachermſtr., Beſ.
6570) Obergaſſe 13 können 2 Schüler, die
die hieſigen Schulen beſuchen, Koſt u. Logis erhalten.
(Sine Amme, wenn auch zum zweiten
S. Male ſtillend, wird geſucht.
Caſernenſtraße Nr. 62.
6514) Penſion für jüngere Schüler hieſiger
Lehranſtalten. Eliſabethenſtraße 1 im 3. Stock.
5683) Mehrere Schüler finden gegen
annehm=
bare Bedingungen Koſt und Wohnung bei
freund=
licher und ſorglicher Aufnahme. Mühlſtraße 31.
Dwei zuverläſſige Schreiner über=
3 6a
2) nehmen die Beförderung von
S3
Leichen vom Schlachtfeld hierher aufs
gewiſſen=
hafteſte. Näheres im Verlag.
8 (s ſind mir in kurzen Zwiſchenränmen
63 1C 1 Paar Meerſchweinchen und mehrer=
Stallhaſen auf eine freche Weiſe Nachts geſtohlen
worden. Wer mir darüber ſichere Auskunft
ver=
ſchaffen kann, erhält angemeſſene Belohnung.
Darmſtadt, den 14. October 1870.
A. Gärtner auf dem Schießhaus.
6705) Zwei Schüler können Koſt und Logis
erhalten auf dem Geiſtberg Nr. 5.
Wohnungs=Veränderung.
Hiermit die ergebene Anzeige, daß wir unſere
Wohnung in das Haus Georgſtraße Nr. 11
verlegt haben und bringen das Anfertigen von
Damenkleidern in empfehlende Erinnerung.
A. Hülle.
Auch können daſelbſt noch einige Mädchen das
Kleidermachen erlernen.
(6655
6662)
Damen,
welche Kleidermachen erlernen wollen, können jeder
Zeit eintreten.
Der nächſte Unterricht im
Anmeſſen u. Zuſchneiden
beginnt Montag den 24. d. Mts. und
wollen ſich die Intereſſentinnen bis dahin gefülligſt
bei mir melden.
Anna Rothermel,
Schützenſtraße 10.
2unanungannnnnun
T Hiermit die ergebene Anzeige, daß ich bei L.
T meinem Privatmittagstiſch
T den ich vom 1. October an halte, auch
22 Speiſen in Portionen über die Straße ver=
T abreiche. Thereſe Nau,
Steinſtraße 9 im Hauſe des
2
26664) Herrn Kaufmann Bernhard.
zuuunugoanunnrun
Geſchäfts=Empfehlung.
Ich bringe meine Couvertdecken= und
Röckeſtepperei, ſowie mein Korſetten=
Geſchäft in gefällige Erinnerung; auch werden
die beliebten ſchrägen Steppröcke, ſowie Korſetten,
nach Maaß ſchnell angefertigt, Korſetten gewaſchen,
reparirt und geändert.
G. Schulz, Kiesſtraße 27.
gegenüber dem Nachweiſungsbüreau von Frau
Zimmermann.
3322)
6706) Am Samſtag Vormittag verlor eine
Frau vom Lande am Geſchirrmarkt dahier ein
Portemonnaie mit 12 fl. und einigen Kreuzern.
Der redliche Finder wird gebeten, daſſelbe auf Großh.
Bürgermeiſterei oder bei Hrn. Kaufmann Kühn an
der Stadtkirche gegen gute Belohnung abzugeben.
162
6709)
bei
R42.
Vorſchriftsmäßige Feldpoſt=Cartons
B.
F aix.
6686) Beſſungen. Auf meinem Bauplatz
Einfahrt unterer Heerdweg, kann unentgeldlich
Kies abgefahren werden.
L. Nohl.
6677)
Conſum=Verein Darmſtadt.
Die verehrlichen Mitglieder werden darauf aufmerkſam gemacht, daß der Verkauf in der
Ludwigs=
halle (Obergaſſe 1 Treppe hoch) bis auf Weiteres Freitag u. Samſtag Abend von 8 Uhr an ſtattfindet.
6707) In unſerer neu erworbenen Hofraithe
kann Bauſchutt abgeladen werden. Die
Ein=
fahrt kann nur von der Bleichſtraße aus
ge=
ſchehen.
Gebrüder Trier.
Das zerbrochene Siegel.
Eine Geſchichte aus dem Vendeer Kriege.
(Fortſetzung.)
Guten Tag, Janeliu, rief ihm ſchon von weitem Herr Treſeguidy
entgegen, nich bringe Beſatzung in Dein Haus, mein Freund! Nicht wahr,
lbei dieſen Worten wies er auf ſeine Kinder) nicht wahr, ich führe ein
ſchönes Regiment ?„
„O Herr Marquis, entgegnete der Fiſcher, indem er ihn gravitätiſch
begrüßte, galles was der liebe Gott auf der Erde Janekin verliehen hat,
alles gehört Ihnen, alles, ſeine arme Hütte, ſeine Netze, ſein Leben.
„Ich danke Dir, mein Freund,„ ſagte Herr von Treſeguidy, indem
er die rauhe derbe Hand Janekin's drückte, „mein altes Haus iſt auch nie
einem der Deinigen verſchloſſen geweſen, und ich denke, es ſoll niemal
Un=
dankbare in unſeren Familien geben.”
Die Wintertage wurden auf eine andere Weiſe hingebracht. Der
Marquis und ſeine Kinder verſammelten ſich dann um das große Kamin
und der Graf las mit ſeiner ſchönen wohlklingenden Stimme aus ſeinen
Lieblingswerken vor, zuweilen auch aus einem jener kleinen Bücher, die von
liebenswürdigen Federn zur Freude von Familienzirkeln geſchrieben ſind, aus
dem Telemach, aus Paul und Virginie, aus der Indiſchen Hütte, damals
noch ganz neuen Schriften Vernardin St. Pierre's. Frau von Tröſeguidh
folgte mit Intereſſe, die Augen auf ihren Gemahl gerichtet, der mit ſeltener
Volkommenheit las, dieſen ſchönen Erzählungen. Raoul ſtand mit
halbge=
öfnetem Munde, den Kopf auf die Schulter der Mutter gelehnt, lauſchte
ſtumm und wagte kaum zu athmen.
Doch die glückliche Familie ſollte ſich ihres ſtillen Glückes nicht lange
freuen. Der Bulkan, der in Paris tobte und Menſchen wie lebloſe Dinge
verſchlang, hatte ſeine brennende Lava bis in die ſtillen Wälder der Vendce
geſchleudert. Der junge Larochejacquelin ſammelte alle Edelleute und alle
Landleute um ſich, die dem Könige von Frankreich treu geblieben waren.
Die Herren von Tröſeguidy glaubten dieſe Ehrenſchuld zahlen zu
müſſen, verließen eines Nachts ihr Schloß und begaben ſich heimlich mitten
durch tauſend Gefahren in das Hauptquartier der Vendéer.
Der alte Marquis wohnte nun allein mit ſeiner Schwiegertochter und
ſeinem Enkel Raoul in Plouerneck. Janekin zog ius Schloß, während ſein
Sohn Peter, ein Jüngling von 19 Jahren, ſtark und kühn wie Jean Bart,
in Conquet ſeiner Fiſcherei weiter nachging. Beim Scheiden hatte der Graf
von Tröſeguidy ſeinen Vater, ſeine Gemahlin und ſeinen Sohn der
erprob=
teu, grenzenloſen Treue des alten Seemanns empfohlen.
Drei Monate verfloſſen, ohne daß die jungen Männer etwas von ſich
hatten hören laſſen. Ein einziges Mal war ein Einwohner von Conquet
ins Schloß gekommen und hatte ein Villet gebracht, worauf aber nur die
vier Worte ſtanden: „Wir befinden uns wohl.: Die junge Frau
durch=
weinte ganze Nächte, der Marquis alterte ſichtbar von Tag zu Tag und
Raoul war in immerwährender Unruhe. Endlich eines Abends, im
Augen=
blick als der Marquis ſich in ſein Zimmer zurückziehen wollte, trat Janekin
mit einem zuſammengelegten Papier ein. Frau von Trejeguidy ergriſf es
mit krampfhaftem Zittern: es enthielt folgende Zeilen:
„Die Vendéer Armee hat vor drei Tagen bei Savenay eine Niederlage
erlitten. Wir ſind durch ein Wunder dem Tod entgangen. Wir ſind auf
der Flucht, man verfolgt uns. Wenn Gott uns ſeinen Beiſtand verleiht,
werden wir am 27. November in der Nacht auf Schloß Plouerneck
ein=
treffen. Janekin komme uns entgegen nach dem Walde hin, wir erwarten
ihn auf der Straße nach dem Weiher. Auf Wiederſehen, ihr Lieben!
C. II. de T.
„Der 27. November iſt ja heute,” ſagte Janekin.
„ Ja wohl! ſchnell fort! mein Freund, zrief Frau von Tröſequidy.
Noch haſt Du Zeit genug, um zu jenem Ort des Zuſammentreffens zu
kommen. Schnell!”
Janekin nahm ſeine Piſtolen und entfernte ſich mit raſchen Schritten.
Als der treue Fiſcher bereits den düſtern Wald erreicht hatte, wo der Mond
halb verborgen hinter Wolten die Pfade beleuchtete, hielt ein Trupp Reiter
am Thor des Schloſſes. Der eine derſelben ſtieg ab und läutete mit
Un=
geſtüm die Glocke. Der greiſe Marquis zitterte in ſeinem Bette, Raoul
erwachte und rief ſeiner Mutter. Frau von Tröſeguidy, die in Erwartung
ihres Gemahls in einem Lehuſtuhl beim Kami eingeſchlummert war, ſprang
raſch auf, ſtürzte aus Feuſter, öffnete es und rief mit zitternder, bewegter
Stimme: „Biſt du es, Charles ?u Aber von Schrecken ergrifſen ſank ſie
zurück. Beim Schein des Mondes hatte ſie unter den Mänteln der Reiter
die Uniform der Republik erkannt. Ohne Rath, was ſie thun ſollte, ganz
verwirrt vor Schrecken ſlürzte ſie in das Zimmer des Marquis.
„Haſt Du ſie geſehen, liebe Tochter? Eile ihnen ſchnell eutgegen.
Meine alten Glieder zittern ſo vor Freude, daß ich nicht zu gehen vermag.
Eile, eile, führe ſie hierher.
„O Cott, mein Vater, ſie ſind es ja nichtlu rief die junge Frau und
ſank faſt ohnmächtig auf einen Stuhl. „Es iſt nicht mein Gemahl, es ſind
nicht deine Söhne, es ſind Republikaner, die draußen harren. O Himmel!
Alles iſt verloren!
In dieſem Augenblick ertönte die Glocke zum zweitenmal und zwar
heſtiger als das erſtemal.
„Was ſollen wir thun zu ſagte der Marquis ſtarr vor Entſetzen.
„Wäre Janekin nicht fort, dann könute er uns die Gegenwart der
Soldaten ertragen helſen,” ſagte Frau von Téſeguigdy.
Naoul trat ins Zimmer und erzählte, die Diener hätten ſo eben
mehre=
ren Reitern das Thor gebffnet. In der That hörte man bereits das
Klir=
ren ihrer Sporen im Korridor.
„Ermanne Dich, mein Kind,„ ſagte, auf einmal wieder gefaßt, der
alte Marquis, „laß uns in dieſer gefährlichen Lage unſere Ruhe nicht
ver=
lieren. Laß mich auf alle Fragen dieſer Meuſchen autworten. Raoul, ſprich
Du kein Wort. Ein Wort könnte unſer Leben bedrohen."
Ein Diener trat ein und meldete dem Marquis, ein Capitän von
der Gendarmerie von Breſt wünſche ihn zu ſprechen.
„Laß ihu eintreten, Bertrand; antwortete der Marquis mit Ruhe.
Der Greis hatte die ganze Energie jeiner Jugend in dem verhängnißvollen
Momente wieder erlangt. Das göttliche Feuer der väterlichen Liebe, das
in ſeinen Augen ſtrahlte, hatte auch ſein Herz erwärmt.
Man hörte die ſchweren Tritte von zwei Männern auf der Treppe
und bald öffnete ſich die Thüre vor einem jungen Offizier, der von einer
ſorgfältig in einen Mantel gehüllten Perſon begleitet war. Der
Nepubli=
kauer ſchien überraſcht, als er ins Zimmer trat; auf ein ſolches Bild,
wie es ſich jetzt ſeinen Blicken darbot, war er nicht gefaßt geweſen. Der
alte Marquis ſaß bei ſeiuer Tochter und ſeinem Enkel, ſein Antlitz war
ruhig und ſeine Silberhaare verdeckten die Bläſſe ſeiner Stirne.
Gortſehzung folgl.)
Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt von M.
90. Das Reſidenzſchloß unter Ludwig VI.
Unter Ludwig VI. erfuhr das Schloß wieder Erweiterungen und
Ver=
änderungen. Die bedeutendſte Vergrößerung bildete der Glockenbau,
damals auch der hohe Bau genannt. Er wurde im Jahr 1664 begonnen,
aber erſt im Jahr 1671 durch die Vollendung des Thurms mit dem
Glockenſpiel ganz fertig. Zu den Neubauten unter Ludwig VI. gehört dem
größeren Theil nach auch der Bau, der an den Weißenſaalbau in füdlicher
Richtung bis an das neue Schloß ſich anſchließt, und deſſen Thor den
Hauptſtaatskaſſen=Hof mit dem Glockenbau=Hof verbindet. Ein anderer
da=
mals entſtandener Theil iſt der untere Stock des Zwiſchenbaus zwiſchen
Glocken= und Kaiſerſaalbau. Die genannten Theile ſind jetzt noch da;
andere unter Ludwig VI. entſtandene Bauten ſind aber jetzt verſchwunden.
Ein ſolcher Bau war ein von dem Schloßeingang nach dem Glockenbau
ziehender einſtöckiger Bau, der nur zunächſt des Schloßeingangs durch
einen weit vorſpringenden zweiſtöckigen Bau unterbrochen war und die neue
Küche und das Schlachthaus enthielt. Dieſer Bau hatte ein flaches Dach
auf dem ſich die Hofpauker und Trompeter bei feſtlichen Gelegenheiten und
wann die Tafel beginnen ſollte, aufſtellten. Dieſer Bau iſt der noch vielen
Zeitgenoſſen erinnerliche, erſt im Jahr 1840 abgebrochene „holländiſche
Bau: der im vorigen Jahrhundert mit einem zweiten Stockwerk und mit
einem Schieferdach ſtatt des flachen verſehen worden war.
Redaction und Verlag L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.