Darmstädter Tagblatt 1870


04. Oktober 1870

[  ][ ]

4 40.

Dienſtag den 4. October

Das Frag= und Anzeigehlatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wochenlich; Erſters Samſtag die Beilage
Lienſtags und Letzieres Donnerzags." Jahres=Abonnanent der drei Blkter zuſammen 2 fl. Auswuͤrts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. Zu Darmſtadt bei
der Expedition. Rhöinftraße Nr. 23 neu.



B e k a n n t m a ch u n g.


Die Unterſtützung bedürſtiger Familien der zum Dienſt einberufenen Reſerbe= und Landwehr=Mannſchaften.
Wir bringen hiermit zur Kenntniß der Intereſſenten, daß die den Familien der zum Dienſt einberuſenen Reſerve= und Landwehrmannſchaften aus
der Kreiskaſſe gewährten Unterſtützungen für die erſte Hälfte des Monats October von Dienſtag den 4. d. Mts. an Mittags von 1 bis 3 Uhr in der
Wohnung des Rechners genannter Kaſſe, Regiſtraturgehulfſen Spangenberg - Ballonplatz Nr. 5 - in Empjang genommen werden können.

Darmſtadt, den 3. October 1870.

Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.

In Verhinderung des Kreisraths:

v. Marquard, Kreisaſſeſſor.

Verſteigerungen.

6203) Bekanntmachung.
Donnerſtag den 6 October l. J. Vor=
mittags
präcis 9 Uhr werden nachverzeich=
nete
Holzjortimente aus dem ſtädtiſchen Oberwald
öffentlich verſteigert, und zwar:
5 eichene Stämme von 580 Ebkiß.,
Stange
21 Stäcken kuchen Scheidholz III Claſſe,
cichen
13½
265 buchen Prügelholz,
23 birken u. eichen Prügelholz,
126 buchen Stockholz und
18 eichen

Die Verſteigerung wird, wegen bau=
liicher
Veränderung des oberen Rath=
hausſaals
, im Saale der Branerei zum
Hanauer=Hof (Heinheimerſtraße) abgehalten.
Das Brennholz ſitzt von der Bernhards= Acker=
ſchneiße
bis zur Bornſchneiße zerſtreut im Walde;
das Stammholz liegt im Diſtrict Hitzberg.
Darmſtadt, den 28. September 1870.
Grozherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Appfel, Beigeordneter.
Verſteigerung alter Utenſilien.
Donnerſtag den 6. October d. J. Vor=
mittags
9 Uhr ſollen in dem Hofraum der
Garniſon=Verwaltung vor dem Jägerthor
verſchiedene untaugliche Kaſerne=Utenſilien, als:
Tiſche, Bänke, Stühle, Züber, Menage=u. Waſch=
ſchüſieln
, zur Aufbewahrung trockener Gegenſtände
geeignet, 920 Pfund, alte eiſerne Ukenſilien,
16 Federkiſſen, 6 nußbaumene Bettſtellen ꝛc. ꝛc.,
ſodann einige Parthieen alter Fußbodenborde, einige
alte Thüren, jalte Treppentritte und 1 Tiſch mit
3 Schräukchen und 1 Schublade, welcher ſich als
Ladentiſch eignet, gegen gleich baare Be=
zahlung
an den Meiſtbietenden öffentlich ver=
ſteigt
werden.
Vom 3 October an kann von den Federkiſen,
den Bettſtellen und dem Ladentiſch von Intereſſenten
Eiuſicht genommen werden.
Darmſtadt, den 24. September 1870.
Großherzogliche Garniſon Verwaltung.
6178)
J. V.:
Schneider.
Schmidt.

G
Verſteigerungs=Anzeige.
Donnerſtag den 6. October, Vormittags 9 Uhr,
werden wegen Abreiſe des engliſchen Pfarrers Hrn. Dr. Flemyng (im Hauſe des
Herrn Maurermeiſter Müller, Magazinſtraße 12) nachverzeichnete ſehr gut erhaltene

gegen Baarzahlung verſteigt.
6240)

= Hof=Taxator.

O eAnſhelung u Darnllar i oerſiahigen Tunhual.
Eröffnung Mittwoch den 5. Oetober, Schluß Sonntag den 9. October.
Eintritt G Kreuzer.

2W. Zum Bortheil des Hülfs Comite's. W
Die jeltene Schönheit der diesjährigen Obſterndte wird die Beſucher erfreuen. Eine belehrende
Zuſammenſtellung derjenigen Obſiſorten, welche zum Anbau im Großen ſich empfehlen, wird allen
Landwirthen ſehr intereſſant ſein.
(6376
Der Vorhand des Gartenbauvereins.- Der Vorſtand der Obſtbauſetion des landw. Vereins.
14
4

Alle Arbeiten auf der Nähmaſchine
werden billig, pünktlich und ſchnell aufs
Sorgfältigſte ausgeführt und bin durch H
verbeſſerte Einrichtung im Stande:
die Elle mit Garn ¾ kr. aufertigen zu laſſen.
Seide 1½ kr.
Ganze Ausſtatungen übernehmen mit billigſter Berechnung

6179)
6258)

G. Pauly, ſrüher Pauly & Geier
Nähmaſchinen Lager, Carlsſtraße.
Gefüllte Illuminarions=Lamlpchen
ſind von jetzt an vorräthig in der Sciſen= und Lichterſabrik von
Gzeore Gloeckner in Darmstadt.
5695) Eine jaſt neue Pelüſchegaruitur (248) Bei R. Lautz ſind fottwährend weiß=
fiaht
zu verkaufen. Näheres Kiesſtraße 61.
gelbe Kartoſfeln per Kumpf 9 kr., Simmer

6096) Martinſtraße Nr. 14 ſind gut erhaltene
Weinjäſſer zu verlaufen.

36 kr. zu haben.
6252) Schulzengaſſe ? läglich friſch gebrochene
Zwetſchen Kumpf= u. Simmerweiſe.

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152

R40.

Obere
Schützenſtr. 6. O¹k Hof=Stuhlfabri von Karl
Knaub

Obere
Schützeuſtr. 6.
empfiehlt ihren Vorrath von Stroh. 8 Rohrſtühlen, Seſſeln, hohen und niederen Kinderſtühlen, Comptoir= 8p
Ladenſtühlen. - Ferner übernimmt dieſelbe fortwährend alte Stroh= und Rohrſtühle zum Flechten.
(6204

o5lumnations=Lampen,

6354)

prattiſch und billig. empfiehlt die
Eiſenwaaren=Handlung von
Gebr. Lriey.

159)
Quitten=Verkauf.
Im Großherzoglichen Hof=Orangeriegarten wer=
den
Quitten abgegeben.
Beſſungen, den 3. October 1870.
Großherzogliche Hofgärtnerei Beſſungen I.
Noack.
5564) 2 eiſerne Kaminthüreu, ein Doppel=
fenſter
, 4 7½ hoch, 9 2½- breit werden billig
abgegeben. Näheres im Verlag.
6208) ES. Magdalenenſtraße Nro. 5 mitt=
lerer
Stock ſind die bekannten Salatkartoffeln
und auch andere Sorten wieder zu haben. Ge=
wöhnliche
gelbe Kartoffeln per Kumpf 9 kr.
168) Hohe Zinſen!
Wer bei höchſtmöglicher Sicherheit gerne hohe
Zinſen und Gewinn an Tauſchgeſchäften macht,
der abonnire ſich bei der nächſten Poſt oder
Buchhandlung auf das Neue Verlooſungsblatt,
Ziehungsliſten u. Finanz=Wochenſchrift von A. Danu
in Stuttgart für 45 kr. vierteljährlich. Probe=
Nummern gratis.
624) Obſt=Verkauf.
Von meinem Baumſtück auf der Roſenhöhe
empfehle ich verſchiedene Sorten, ſtets friſch ge=
brochenes
Tafel=K Wirthſchaftsobſt zur
gefälligen Abnahme.
Balth. Gehbauer.
6265) Nene Häringe
Große Fiſche in vorzüglicher Qualität per Stück
3 und 4 kr. empfiehlt Ph. Greinert,
Ecke der Carls= und Kiesſtraße.

6356) Vorräthig in jeder Buchhandlung:
Hilfe für Nervenleidende.
Ein zuverläſſiger Rathgeber zum Nutzen aller
Nervenkranken beiderlei Geſchlechts, beſonders für
Alle, welche in Folge von Verdauungs= u. Unter=
leibsbeſchwerden
an Nervenſchwüche, Blutkrank=
heiten
, Hyſterie, Hypochondrie, Lähmungen, =
morrhoiden
, Menſtruationsbeſchwerden, Schwä=
che
ꝛc. leiden, und ſich ebenſo leicht als gründlich
helfen wollen. Von Dr. Werner. Preis 27 kr.
Bisheriger Abſatz ca. 50,000 Exempl.
6357) Friſche ſüße Zwetſchen 4-5 kr.
100 Stück. Dieſelben auch Kumpf= u. Simmer=
weiſe
. Sodann ſchöne gebrochene Reinette und
ſonſtige beſſere Sorten Aepfel werden abgegeben.
Roßdörferſtr. 57.
Aug. Schmitts.
6358) Acht Malter Kartoffeln 1 fl.
ſind zu verkaufen am Arreſthaus Nr. 9.
Ebendaſelbſt wird Einquartierung angenommen.
6359) Kranichſteinerſtraße 16 ſind ſehr gute
Aepfel und Gurkenbirnen zu verkaufen.
Vermiethungen.
2791) Louiſenplatz 4 ſind in der bel
Etage 5 Zimmer mit Küche zu vermiethen und
alsbald zu beziehen.
3969) Caſinoſtraße Nr. 13 iſt der dritte Stock
zu vermiethen, bis Anfangs September zu beziehen.
4148) Frankfurterſtraße 32 ein Logis bel Etage,
4 Zimmer mit Zugehör, alsbald beziehbar.

441) Flaunhurtahlidke 15 bl. Cohe.
beſtehend aus 9 Piecen, nebſt allem Zugehör,
0lbald beziehbar.

4753) Schulftraße Nr. 15 dritter Stock Ml
ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
4933) Dieburgerſtraße Nr. 40 iſt der mitt=
lere
Stock zu vermiethen.
5076) In meinem Hauſe Steinſtraße 2
iſt eine Wohnung mit allen Bequemlichkeiten an
eine ſtille Familie bis Ende October zu vermiethen,
auf Wunſch kann auch Garten=Antheil abgegeben
werden. Zu erfragen im Hinterbau.
Jean Michael.
5202) Ein freundliches Zimmer mit ſchöner
Ausſicht nebſt Cabinet und Küche ſogleich zu ver=
miethen
.
Hirſch=Apotheke.
5244) In meinem neu erbauten Hauſe
in der Blumenſtraße iſt der 2. und 3. Stock,
jeder beſtehend in 5 Zimmern, Küche, abgeſchloſſe=
nem
Vorplatz, 2 Kammern, Keller, Holzſtall, Mit=
gebrauch
des Bleichplatzes und der Waſchküche, zu
vermiethen und bis Ende October beziehbar.
Guſtav Heß, Zimmermeiſter.
Nähere Auskunſt Mühlſtr. 25 im Hinterbau.
5375) Ein anſtändig möblirtes Zimmer iſt zu
vermiethen und gleich zu beziehen. Beichſtraße
Nr. 13 zu erfragen eine Stiege hoch.
5699) Nro. 17 Rheinſtraße bei
G. G. Lange im 4. Stock ein ſchönes
Logis für ſtille Leute, beſtehend ans 3 Piecen,
Küche, Keller, Boden u. ſ. w., für 90 fl. jährlich.
5730) 6 Piecen, Küche ꝛc. November bezieh=
bar
, 3. Stock Schulſtraße Nr. 1.
Ferner untere Stock, 1 Laden mit Wohnung,
1. December.
5796) In meinem Neubau, Heidelbergerſtraße,
jenſeits des Chauſſeehauſes, ſind 4 Logis, jedes
mit 3 Zimmern und Souterrainſtube mit Glas=
abſchluß
nebſt 2 ſehr geräumigen Manſardenlogis
zu vermiethen und von October an zu beziehen.
Herm. Schulz.
5856) Obere Heinrichſtraße Nr. 49
die bel Etage mit Balkon, 6 Zimmer, Küche,
Eiuquartierungsſtube u. allen ſonſt. Bequemlichkeiten,
ſowie die Manſarde=Wohnung mit 4-6 Zim=
mern
zu vermiethen und kaun ſofort bezogen werden.
Auf Verlangen auch Garten.
5972) Eliſabethenſtraße Nr. 52 im zweiten
Stock iſt ein Logis beſtehend aus 3 großen und
einem kleinen Zimmer nebſt Küche und allem Zu=
behör
an eine ſtille Familie zu vermiethen.
6022) Soderſtraße Nr. 9 iſt die Manſarde
Anfangs October beziehbar. Daſelbſt der mit=
telſte
Stock bis Anfang December zu beziehen.
6058) An einen ledigen Herrn ein freundliches
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
Ballonplatz Nr. 10 parterre.
6117) In meinem neu erbauten Hauſe im
kleinen Mühlweg, im Soder, iſt der erſte und
zweite Stock mit 3 Zimmern, 1 Cabinet, abge=
ſchloſſenem
Vorplatz, auf Verlangen auch Garten,
nebſt allen Bequemlichkeiten zu vermiethen und
Usbald beziehbar.
Jakob Böttinger, Maurermeiſter.
6135) Ein großes elegant mölirtes Zimmer,
mit 2 Fenſter nach der Straße, bel Etage, ſogleich
beziehbar. Näheres Zimmerſtr. 2., 1. Stock.

6121) Beſſunger Forſimeiſterſtraße Nro. 20
iſt ein Logis zu vermiethen.
6130) Nächſt den Bahnhöfen ſind in
meinem Hauſe im 2ten Stock 2 Logis, beſtehend
aus je 3 Zimmer, Küche, abgeſchloſſenem Vor=
platz
ꝛc. zu 150 fl. zu vermiethen. Viehmarkt=
platz
Nr. 20. Georg Hinkel, Maurermeiſter.
6185) Carlſtraße Nro. 33 im 1. Stock ein
nach der Straße gehendes, gut möblirtes Zimmer
wegen plötzlicher Abreiſe gleich zu beziehen.
6186) In meinem neu erbauten Hauſe, Gar=
diſtenſtraße
, in der Nähe des botaniſchen Gartens,
iſt der 1. und 2. Stock mit Glasabſchluß, jeder
aus 5 Zimmern, Magdſtube nebſt allen Bequem=
lichkeiten
beſtehend, ſogleich zu beziehen.
Daſelbſt zu erfragen bei Ludwig Anthes.
6187) Ein möblirtes Zimmer zu vermiethen,
Holzhofſtraße 14 im 2. Stock.
6188) Louiſenſtraße Nro. 2 iſt ein großes
freundliches Zimmer möblirt oder unmöblirt zu
vermiethen. Ebendaſelbſt iſt ein gut erhaltenes
Clavier billig zu verkaufen.
6189) Karlsſtraße Nro. 23 iſt ein freundlich
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
6190) Ein gut möblirtes Zimmer zu ver=
miethen
und gleich zu beziehen. Zu erfragen bei
der Exped.
6212) Zwri möblirte Zimmer zu vermiethen.
Eliſabethenſtraße Nr. 66.
6270) In der Stiſtſtraße Nro. 57 iſt ein
Logis zu vermiethen.
6360) Beſſunger Carlsſtraße Nr. 12 ein
möblirtes Zimmer 5 fl. per Monat.
6361) Möblirtes Zimmer zu vermiethen mit
oder ohne Klavier. Steinſtraße Nr. 10 parterre.
6362) Zwei freundliche möblirte Zimmer gleicher
Erde zu vermiethen. Teichhausſtraße 14.
Vermiſchte Nachrichten.
6363) gartenbau=Verein.
Monats=Verſammlung Mittwoch den 5. Octbr.
1870 Nachmittags 3 Uhr im Gartenſaale des
Darmſtädter Hofes. Die Generalverſammlung
findet Mittwoch den 2. November ſtatt.
Der Vorſtand.
6313) Den verehrlichen Mitgliedern der Bau=
Genoſſenſchaft, des Conſum=Vereins und der
Vereins=Bäckerei zeige ich hiermit ergebenſt an,
daß ſich meine Wohnung vom 4. October ab in
der Hügelſtraße Nr. 37 befinden wird.
Darmſtadt, den 30. September 1870.
Auguſt Wiener,
Lehrer der Mathematik ꝛc.

ſeine Wohnung und Geſchäfts=Lolal be=
S3
M ſinden ſich nun Georgſtraße 8

ſin dem neu erbauten Hauſe).
Leopold Schünemann.
4383) Einen Lehrling ſucht gegen Lohn
C. Franz, Tapezier.
6030) Beſſungen. Ein tüchtiger Arbeiter
findet dauernde Beſchäftigung bei
Georg Koͤrner, Schreinermeiſter.
(Stückarbeiter) geſucht bei
EGlaſergeſelle 3. Chriſt in Mainz=
5337) Ein Mädchen, das ausgeht arbeiten, kann
Schlafſtelle erhalten bei Frau Weber, Kiesſtr. 27.
6344) Eine ſaubere Frau wünſcht Arbeit im
Waſchen und Putzen. Lindenhofſtraße 23.

[ ][  ][ ]

40.

15½

6220)
RorbWaaren

von den ſeinſten bis zu den ordigärſien in großer Auswahl und zu den billigſten Preiſen empfiehlt
MArd ndub, dbere Schihenſtuaßze 6.
6369) H
Die Obſt=Ausſtellung in der Turnhalle zu Darmſtadt.
Bei der ungemeinen Wichtigkeit, welche die Ob ſtkultur für unſere Gegend beſitzt, iſt das neue Unternehmen des Gartenbauvereins mit Freude zu
begrüßen. Diesmal ſoll nicht nur das heuer ungewöhnlich ſchöne Obſt die Beſucher erfreuen, ſondern es wird auch von der Obſtbauſection des land=
wirthſchaftlichen
Vereins ein Muſterſortiment von em pfehlenswerthen Obſtſorten ausgeſtellt, und die Eigenſchaften jeder Sorte genau bezeichnet werden.
Hierdurch wird jeder Oeconom und Gartenbeſitzer in Staud geſetzt werden, ſich Sorten auszuwählen, wie fie ihm gefallen, für ſeinen Hoden und ſein
Klima paſſen, und nach den angegebenen richtigen Namen kann er Bäumchen oder Edelreißer in jeder guten Baumſchule beſtellen.
Eine ſolche anſchauliche Belehrung wird hiermit zum Erſtenmale verjucht, und lann nur dazu dienen, die Kenntniß und Verbreitung guter Obſt=
ſorten
zu erleichtern.

6340) Tüchtige Sandformer und Guß=
putzer
geſucht bei Loeſſler & Haas
in Mannheim.
6345) Für mehrere junge Herren wird Koſt
und Logis in nicht allzuweiter Entfernung vom
Gymnaſium abgegeben; daſſelbe würde ſich haupt=
ſüchlich
für Schüler des Polytechnikums ꝛc. eignen.
Näheres bei Sergeant Götz, Soderſtraße.
72
6353) Kölniſche Zeitung= und Frank=
furter
Zeitung=. Ein Mitleſer geſucht.
Heidelbergerſtraße 23.
=
r
Lamen:
Mangel geeigneter Verbindungen beſtimmt einen
ſoliden gebildeten Mann, 36r, durch dieſe Zeilen
die Bekanntſchaft eines braven häuslichen Mäd=
chens
zu ſuchen. Derſelbe iſt Proteſtant, ſelbſt=
ſtändig
, von achtungswerthem Stande und in ſehr
guten Vermögensverhältniſſen. Eigenhändig ge=
ſchriebene
Mittheilungen bittet man unter W. L. 848
zur discreteren Weiterbeförderung an die Annoncen-
Expedition von Jaaſenſtein am; Vogler in Frank-
furt
a. A. geneigteſt zu ſenden.
6366) Es wird eine reinliche Laufmagd ge=
ſucht
. Eliſabethenſtraße 32 erſter Stock.
6367) F u h r k n e ch t.
Einen braven zuverläſſigen Mann ſuche ich als
Fuhrknecht gegen guten Lohn in meine Dienſte
zu nehmen. L. Brüchweh, Mühlſtraße.
6368) 8S. Eine Dame, die augenblicklich
in einem photographiſchen Atelier arbeitet und
vollkommen tüchtig im Retouchiren und Malen
von Photographien iſt, wünſcht Anſtellung bei
einem hieſigen Photographen. Sie beanſprucht
einen Gehalt von 75 fl. per Monat, was ſie
bisher immer bekommen.
Adreſſe: Frln. Möller, Heidelberg, obere
Neckarſtraße Nr. 10.
6369) Zwei Schüler können Koſt und Logis
erhalten am Arreſthaus Nr. 9.-

6312) Beginn meines Knaben=Inſtitnts, Grafenftr. 27. am 10. October. In die
unterſte Klaſſe werden ſchon Kinder mit dem 3. und 4. Lebensjahr aufgenommen.
Dr. J. Fölſing.
819)
Privatſchule für Mädchen.
Der Winter=Curſus in der Anſtalt des Unterzeichneten beginnt Montag den 10. Oetbr.
Die Aufna hme neuer Schülerinnen erfolgt an demſelben Tage Morgens 11 Uhr in dem Lokale der
Anſtalt, Zimmerſtraße 5.
H. Beineet.
e317) Für den Unterricht in meiner Knaben=Lehranſtalt beginnt das Winter=Halbjahr
Montag den 10. October.
H. Schmitz, Eliſabethenſtraße 34.
6319) Töchter mit guten Schullenntuiſſen, welche Kleinkinder=Lehrerinnen (Erzieherinnen,
Kindergärtnerinnen) werden, ſowie Solche, die als Wärterinnen in hohe Familien Unterkunft haben
wollen, ſinden bis zum 15. October Aufnahme (Eck der Mühl= und Roßdorfer Straße).
Dr. J. Fölſing.
6310)

Arbeiter=Verein.

Die ſlatutenmäßige Hauptverſammlung wird, anſtatt Mittwoch den 5. d. Mts., Mitt=
woch
den 12. d. Mts. Abends 8 Uhr im Winter'ſchen Lokale eine Stiege hoch abgehalten.
Der Vorſtand.

3
Modellſchreiner.
Für ein größeres Etabliſſement in der Nähe
von Frankfurk a. M. wird ein Modellſchreiner=
meiſter
gegen hohen Lohn geſucht. Nur Solche,
welche über ihre bisherige Thätigkeit die beſten
Zeugniſſe aufweiſen können, finden Berückſichtigung.
Feanco=Offerten unter der Chiſfre L. C. 851
befördert die Annoncen=Expedition von Haaſen=
ſtein
am; Vogler in Frankjurt a. M.
Kapital=Geſuch.
6372)
4500 fl. gegen doppelt gerichtliche Sicherheit.
Näheres in der Expedition d. Bl

6373) Sonntag 2. Oct. wurde von einem Soldaten
ein Sparkaſſebüchelchen verloren. Der Fin=
der
wird gebeten, es auf Gr. Polizeibüreau abzugeben.
2 ſEin goldnes Medaillon wurde auf dem
= Wege vom Ludwigsplatze bis zur Gra=
4
fenſtraße verloren. Der redliche Finder wird
gebeten, daſſelbe Ludwigsplatz im mittleren Stock
Nr. 8 gegen eine Belohnung abzugeben½

8 (Samſtag hat ſich ein Hund verlaufen,
J Elanghaarig, gelb mit ſchwarzer Schnauze.
Verſelbe trägt ein ledernes Halsband mit einem
Sprungring. Der Wiederbringer erhält eine Be=
lohnung
Obergaſſe 38.

Gottesdienſt bei der israelitiſchen Gemeinde.
Am Verſöhnungsfeſte:
Dienſtag den 4. October, am Vorabend des Feſtes: Göttesdienſt: Anſang Abends 6 Uhr. - Predigt um 6½ Uhr.
Mitt woch den 5. October, am Tage des Feſtes: Gottsdieuſt: Anſang Morgens 6½ Uhr. Predigk und Todten
ſeier um 10½ Uhr. - Schlußpredigt Nachmittas 4½ Uhr.

Ein Eraum.

(Schluß.)
Vor länger als zwanzig Jahren ſtand Suſanna Wilmot, das junge
Mädchen, welches Cumming liebte, in meinen Dienſten. Sie war ein hüb=
ſches
, munteres, freundliches und gutes Kind, mit roſigen Wangen und
lachenden Augen ſie war die Schönheit des Dorfes, und als mir das
Gerücht zu Ohren kam, John Cumming ſei ihr Anbeter, fand dieſer bei
mir und bei meiner Frau recht warme Theilnahme und Unterſtützung. Wir
dachten, ſeine Ruhe und ſein Fleiß werde ein gutes Gegenwicht bilden zu
Suſanna's leichtem, ſorgloſem Sinn; wenn daher John im Hofe oder am
Thor mit ihr ſcherzte und ſchwatzte, jo freuten wir uns immer dieſes Omens.
Die Sache ging ganz gut, bis einſt ein junger Femder zum Beſuch bei
entfernten Verwandten ins Dorf kam. Frank Gordon war eine Weiſe, aber
munter, luſtig und ſorglos wie Suſanna ſelbſt, wurde er bald ein begünſtigter
Nebenbuhler John Commings. Und ſonderbarer Weiſe, fuhr Forreſter in
in etwas leiſem Tone fort, war dieſer begünſtigte Rebenbuhler ein Matroſe.
Walton fuhr zuſammen und es ſchauderte ihm.
och erinnere mich ſeiner recht gut j begann wieder Forreſter; es war

ein junger blühender Burſche, voll Leben und Bewegung. So unklug ich
auch Suſanna's Betragen ſchalt, ſo konnte ich mich doch in der That nicht
wundern, daß ihm Suſanna den Vorzug gab. Obgleich erſt ein und zanzig
Jahre alt hatte er ſchon dreimal große Seereiſen gemacht, und ſeine Erzäh=
lungen
von Papageien, Palm=Bäumen, von der Brodfrucht und wilden
Völkerſchaften verdunkelten gar zu ſehr John Cummings langweilige Dorf=
geſchichten
."
Die viebenden machten ſich goldene Hoffnungen - er wollte noch eine
Secreiſe machen, in ſechs Monaten zurücktehren und ſie dann heirathen.
Die arme Suſanne weinte bittere Thränen beim Abſchied, ſie tröſtete ſich
aber mit der freudigen Ausſicht einer glücklichen Wiedertehr des Geliebten.
Bald aber miſchten ſich Beſorgniſſe in ihre Hofſnungen; denn Monat
und Monat verging und nicht eine Zeile, nicht ein Wort gelangte zu ihr.
Keine Nachricht beglückte ſie im ganzen langen Winter; auch Frühling. Som=
mer
und Herbſt kehrten wieder, dann noch ein anderer langer trüber Winter,
und ihr freudiges Hoffen wich einer traurigen Schwermuth. Ich ſtellte
Nachfragen nach ihm an, es ſchien aber, als wäre er nicht mit dem Schiff
geſegelt, das er Suſannen genannt hatte. Wir ſchloſſen daraus, daß er
wohl an Vord eines andern Schiffes gegangen wäre; wann aber und wo,

[ ][  ]

154
N
vermochten wir nicht zu ermitteln. Suſanne wurde nach und nach ſo leidend,
daß es am Beſten ſchien, ſie kehre zu ihren Angehörigen, die in einer ent=
fernten
Grafſchaft lebten, zurück. Einige Monate lang hegten wir die Hoff=
nung
, ſie würde wohl bald wieder im Stande ſein, in ihren Dienſt bei
uns zurückzutreten, ihr Gemüth aber war ſo gänzlich heruntergeſtimmt, daß
es für zweckmäßig erachtet wurde, ſie bleibe zu Hauſe, und viele Jahre
ſind ſeitdem verfloſſen, ohne daß wir irgend etwas vou ihr gehört.
Alle dieſe Umſtände zuſammengenommen machen es mir, wie ich
glaube, zur Pflicht, über die Eutdeckung des Leichnams nicht mit Still=
ſchweigen
hinauszugehen. Ich will jedoch hierin nicht bloß meiner Meinung
folgen; noch heute werde ich an unſere Regierung berichten, die ganze Lage
der Dinge, ohne Namen zu nennen, auseinander ſetzen und um Rath m
dieſer Angelegenheit zu bitten.
Er rettete mir das Leben- rief Walton, indem er in wahrer Seelen=
angſt
das Geſicht mit beiden Händen bedeckte, und ich ſoll ihm den
Henkerstod bereiten!
Faſſen Sie Muth, Walton;, ſagte Herr Forreſter, ſuchen Sie ſich
zu beruhigen; des Menſchen Gefühle, ſelbſt die edelſten, bedürfen der Ueber=
wachung
."
Der beſprochene Brief wurde alſo am folgenden Tage abgeſendet. Es
währte nicht lange, ſo kam die Antwort die eine Privatbefragung des
Verdächtigen anordnete. John Cumming wurde demgemäß in's Pfarrhaus
gerufen, wo Walton ſchon, bleich und zitternd, bereit war, mit ihm zu=
ſammenzukommen
. John, welcher glaubte, der Pfarrer habe mit ihm über
ökonomiſche Dinge zu reden, folgte ohne Weiteres der Mahnung und ſtand
vor ihnen mit unerſchrockener, furchtloſer Miene. Seine Geſtalt war groß,
ſeine Wange gebräunt, aber ſeine grauen Locken und eine gelinde Neigung
ſeines Hauptes lehrte, daß das höhere Alter allmählich bei ihm heraurücke.
Ihr und ich, lieber John, wir ſind alte Bekannter, ſagte Herr
Forreſter, manches Jahr iſt verfloſſen, ſeit wir uns kennen gelernt haben."
Es ſind gerade fünf und zwanzig Jahre, daß Ew. Hochwürden die
Pfarrei angetreten haben; erwiederte John. Ich erinnere mich noch ſo
genau, als wenn es geſtern geweſen wäre.
Ich freue mich in der That, daß Euer Gedächtniß ſo vortrefflich iſt=
ſagte
Herr Forreſter, denn ich habe einige Fragen über längſt vergangene
Dinge an Euch zu ſtellen. Sagt, habt Ihr nicht eine Erinnerung von
einem jungen Matroſen, der vor fünf und zwanzig Jahren einige Wochen
hier im Orte verlebt hat, und von dem man ſpäter nie mehr etwas ge=
hört
hat?-
Forreſter ſchwieg, um Cummings Antwort zu hören; dieſer aber
vermochte nicht zu reden; er ſiützte ſich an die Lehne eines Stuhls, nach
der er ängſtlich griff.
Euer Herr hatte einen äußerſt ſonderbaren Traum, der, wie wir
vermuthen, mit jenem Individuum in Verbindung ſteht;, ſagte der Pfarrer,
und ohne ſcheinbar die Bewegung ſeines Zuhörers zu bemerken, fuhr er in
der weiteren Erzählung der Sache fort, während Walton mit innerer
Seelenangſt auf Cumming's ſich ändernde Züge blickte. John hörte ſie mit
athemloſer Spannung an. Im Anfang zeigte bloß ein krampfhaftes Zucken
ſeiner Lippen ſeine innere Anfregung; als aber die Scene des Mordes er=
zählt
und der Ort und der Kampf des Sterbenden beſchrieben wurde da
vebte ſein ganzer Körper; eine Todesbläſſe bedeckte ſein Geſicht, ſeine Hände
ließen ab von der Stütze, nach der ſie vorhin gegriffen, und er ſiel be=
ſinnungslos
zur Erde.
Forreſter und Walton brachten ihn auf ein Ruhebett, und nachdem
mehrere Mittel angewendet waren, verkündigte ein tiefer Seufzer die Wieder=
kehr
der Beſinnung. Er öffnete ſeine Augen, blickte furchtſam um ſich her
und verſuchte es vergebens, zu ſprechen. Erſt nachdem er einige Tropfen
einer ſtärkenden Eſſenz zu ſich genommen, rief er aus:
Wehe mir Unglücklichem, die Hand Gottes liegt ſchwer auf mir.
Ruhig, Cumming, höre mich au=, ſagte Walton. Ich würde Hab
und Gut darum geben, wenn ich Dich für unſchuldig halten könnte; doch
übereile Dich nicht mit Deinem Geſtändniß, und fürchte nichts von mir.
Ich verſpreche Dir feierlichſt, niemals in dieſer Sache gegen Dich aufzu=
1reten!
Tie Hand Gottes liegt ſchwer auf mir¼, wiederholte Cumming bebend,
und wer vermag Gottes Strafe von mir abzuwenden? Mein Verbrechen
muß der ganzen Welt bekannt werden. Ich überliefere mich ſelbſt dem
Gerichte. Sie ſollen alles hören.
Es war eine Geſchichte von Eiferſucht und blutiger Rache. Er war
den Liebenden heimlich zu dem Orte ihrer Zuſammenküufte gefolgt, hatte
den zärtlichen Abſchied mit angeſehen, und den Schwur der Treue und
ihre freudige Hoffnung des Wiederſehens ſie ausſprechen hören. Er gerieth
darüber außer ſich vor Wuth und ſchwur, ſolch ein freudiger Tag ſolle
niemals für ſie kommen, und nach wenigen Stunden ſchon war ſein fürch=
terlicher
Schwur durch die blutige That beſiegelt. Er beſchrieb ſeinen
Triumph, den ſelbſt die Vorwürfe ſeines Gewiſſens nicht zu unterdrücken
vermochten, als ſein Schlachtopfer todt vor ihm gelegen habe; dann die

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plözliche furchtbare Ruhe, die dem Sturm ſeiner Leidenſchaft gefolgt war;
die Abneigung, die er plötzlich gezen den Gegenſtand ſeiner früheren Liebe
gefühlt, und die Angſt vor Entdeckung ſeiner That, die ihn Jahrelang wie
ein fürchterliches, grinſendes Geſpenſt verfolgt hatte.
Sein erſter Gedanke war geweſen, die Gegend zu verlaſſen, die Furcht
aber, Verdacht zu erwecken, beſtimmte ihn zu bleiben, und alle die Ver=
muthungen
der Leute, ihr Erſtaunen, ihre Anſpielungen, welche ihm das
Herz durchſchnitten, mit anzuhören. Indeſſen: Jahre gingen vorüber und
die Sache wurde vergeſſen. Daß ein Matroſe an irgend einer fernen Küſte
umkam und Niemand mehr etwas von ihm höͤrte, war in den Annalen
menſchlicher Unglücksfälle nichts Unerhörtes, und außer dem treuen Herzen
Suſannen's gedachte kaum mehr Jemand des armen Frank Gordon.
Cumming's Furcht und Beſorgniſſe waren allmählig verſchwunden und
ſeine Gefühle und ſein Gewiſſen hatte ſich nach und nach beruhigt. Aller=
dings
war es ein furchtbares Verbrechen, was er in einer Stunde der
höchſten Leidenſchaft begangen hatte, allein er genoß die Achtung und das
Vertrauen ſeiner Mitmenſchen; die rächende Hand der Vorſehung hatte ihn
verſchont; mit jedem Tage wurde ihm die Erinnerung an ſeine blutige That
weniger peinlich und drückeud und zuletzt blickte er mit einer gewiſſen Wohl=
gefälligkeit
auf den redlichen Fleiß ſeines thätigen Lebens und ſeine Be=
mühungen
, ſich nützlich zu machen.
Cumming übergab ſich ſelbſt den Gerichten, indem er ſein Bekenntniß
einer benachbarten Magiſtratsperſon ablegte, und ſchon in wenigen Tagen
hatte er das freundliche Haus ſeines Herrn mit dem dunlen Kerker des
Verbrechers vertauſcht.
Einige Wochen vergingen, ehe die Unterſuchung begann. Tag für
Tag beſuchte Forreſter den unglücklichen Mnnn und lauſchte mit dem
iunigſten Mitgefühl den Eröffnungen ſeines zerriſſenen Gemüths. Es war
des Geiſtlichen ernſtes Streben, die Gefühle und die Worte der Verzweiflung
in ſolch demüthiger Reue und Zuverſicht auf die Guade Gottes zu ver=
kehren
; er bemühte ſich, dem Herzen einzuprägen, daß der Herr über Leben
und Tod auch im ſtreugſten Gericht der Gaade nicht vergeſſe. Es währte
aber lange, bis die Worte des Troſtes Eingang fanden in dem unglücklichen
Gemüthe des Verbrechers.
Am Tage des Verhors geſtand Cumming ſeine ganze Schuld ein und
verſchmähte jegliche Vertheidigung, die das Geſetz ihm geſtattete. 3ch
bin ein Mörder= rief er aus. Gott ſelbſt hat meine blutige That ans
Licht des Tages gebracht; ich bin ſchuldig!-
Des Geſetzes Urtheil wurde ihm verkündigt; er hörte es gefaßt und
ruhig an. Von dieſer Stunde an verließ ihn ſein Herr ſelten mehr; dieſem
ſelbſt war es Bedürfniß, mit ihm zu reden, zu leſen und zu beten. Der
Kerker und die Seelenangft hatte das Aeußere des Gefangenen ſchnell ver=
wandelt
; ſeine Geſtalt war gebückt, ſeine Wange bleich und eingefallen, ſein
Auge matt und eingeſunken, aber der Friede eines gottergebenen Herzens
ſprach ſich in ſeinen Zügen aus. Er ſprach viel von vergangenen Tagen
von Walton's Güte gegen ihn - von deu Kindern, an denen er mit
unbeſchreiblicher Liebe hing, und bei deren Erwähnung ſtockte immer ſeine
Stimme, und Thränen rollten über ſeine Wangen.
Sie liebten mich=, ſagte er, aber der Name des alten John Cumming
muß ihnen jetzt ein verbotener Klang werden; er darf niemals ihre un=
ſchuldigen
Lippen befndeln. Gott ſegne ſiela rief er, indem er betend ſeine
Hände zum Himmel emporhob.
Am Abend vor der Vollſtreckung des Urtheils nahm Walton mit
Cumming das heilige Abendmahl. Cumming ſiel darauf in einen ſanften
ruhigen Schlaf und erwachte erſt am Morgen ſeines letzten Tages. Noch
einmal vereinigte er ſich mit Forreſter zu inbrünſtigem Gebet und erwar=
ete
dann mit feſtem Muthe den Augeublick der letzten Mahnung. Dieſer
kam und Cumming wurde zu der eine kleine Strecke vom Gefängniß ent=
ernten
Richtſtätte geführt. Todesſtille herrſchte unter der ungeheueren
das Schaffot umgebenden Menge. Kein Ton war zu hören, als der alte
Mann langſam voranſchritt und ein letztes Lebewohl ringsum mit ſeinen
Blicken ſandte.
Noch einmal ſah er die ſtrahlende, ſegenreiche Sonne am heitern
Himmel prangen; noch einmal erquickte er ſich an der erfriſchenden Mor=
genluft
- und ein Gedanke an die Vergangenheit, an die lachende Erde,
an die grünen Hügel und Haine, die ſein Fuß nun nicht mehr betreten
ſollte durchzuckte ihn einen Augenblick, doch nur einen Augenblick. Er
jühlte den Händedruck des ſcheidenden Geiſtlichen, er horte ſeine Stimme
in heißem Gebete feierkichſt die Worte ſprechen: 3ch bin die Auferſtehung
und das Leben, ſagt der Herr;, und es ſchwand dieſe Welt mit ſeinen
Freuden und Leiden vor ſeinen Augen und die Zukunft mit ihren himm=
liſchen
Hoffnungen öfinete ſich ſeinen Blicken und beruhigte und ſtärkte
ſeine ſcheidende Seele.
Nur einige Augenblicke und alles war voräber. - Die furchtbare
Buße, geboten durch göttliches und menſchliches Recht, war geſühnt und die
reuige, von ihren Feſſeln befreite Seele kehrte zu Gott zurück, der ſie
geſchaffen.

Redacion und Verlag. L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.