Darmstädter Tagblatt 1870


27. September 1870

[  ][ ]

Beilage

1m

Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.

N 39.

Dienſtag den 27. September,

1870

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt fur den Kreis Darmſtadt erſcheinen woͤchentlich; Erſteres Samſtag die Belage
Dienſtads und Lezteres Donnerkags. Jehrs=Abonnement deir drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswüͤrtz lann man bei allen Pofaͤmtern abonuiren. In Darmſtadt bei

der Expedition. Rheinſtraße Nr. 23 neu.

B e k a n n t m a ch u n g.
Die Bewohner der Reſidenz und deren Umgebung werden hiermit in Kenntniß geſetzt, daß Dienſtag den 27. September das Ziel=
ſchießen
der Großherzoglichen Feld=Artillerie=Erſatz=Abtheilung mit Geſchützen beginnt, und Dienſtags, Donnerstags und Sams=
tags
Vormittags von 71 Uhr an, ſowie Dienſtags und Donnerstags Nachmittags von 2½ Uhr an auf dem hieſigen Artillerie=
Exercierplatz abgehal ten wird.
Darmſtadt, den 21. September 1870.
Großherzogliches Commandement der Reſidenz.
Kehrer, Generalmajor.

E

Zurgef. Beachtungl
Alle Arbeiten auf der Nähmaſchine
werden billig, pünktlich und ſchnell auf's
3Sorgfältigſte ausgeführt undl bin durch,
verbeſſerte Einrichtung im Stande:

die Elle mit Garn 3 kr. aufertigen zu laſſen.
Seide kr.
Ganze Ausſtattungen übernehmen mit billigſter Berechnung
G. Pauly, früher Pauly & Geier,
6179)
Nähmaſchinen=Lager, Carlaſtraße.

Großer ſpottbilliger Ausverkauf
von Herrenkleidern.
Um auch dieſesmal mein reich aſſortirtes Lager recht ſchnell zu räumen, verkauſe ich zu bedeu=
tend
herabgeſetzten Preiſen.
Preis-Courant.
Eine große Parthie Winter=Ueberzieher in den beſten Stoſſen 12 fl., 14 fl., 16 fl., 18 fl., ganz fein.
Feinſte ſchwarze Tuchröcke von 9 fl., 10 fl. bis 12 fl. 30 kr.
Jaquets in den modernſten Stoffen von 8 fl., 9 fl., 10 fl. bis 12 fl.
Sack=Röcke in ſchweren Winterſtoſſen von 4 fl. 30, 5 fl., 6 fl., 7 fl., 8 fl.
Schlaf=Röcke in allen Stoffen von 8 fl., 9 fl., 11 fl.
Hoſen und Weſten in den beſten Winterſtoſfen 5 fl., 5 fl. 30, 6 fl., 6 fl. 30.
Kinder=Anzüge in allen Stoffen von 2 fl. 30., 3 fl. 30. bis 6 fl. 30.
Kinder=Ueberzieher und Havelock 4 fl., 5 fl. bis 7 fl. 30.
Arbeitshoſen in den ſchwerſten Stoffen von 1 fl. 30. bis 2 fl. 42.
Complette Herren=Anzüge in den modernſten Winterſtoffen von 15 fl., 16 fl., 18 fl. bis 20 fl.
Elne große Parthie Damenjacken, Kuabenhoſen und Kuabenjäckchen in größter Auswahl
zu den billigſten Preiſen.
Das Lager beſindet ſich Ludwigſtraße bei Hrn. Martin Traiſer 1 Stiege hoch.
A. Joscph,
6093)
Kleider=Fabrikant aus Frankfurt a. M.

Verſteigerungen.
Verſteigerung alter Utenſilien.
Donnerſtag den 6. October d. J. Vor=
mittags
9 Uhr ſollen in dem Hofraum der
Garniſon=Verwaltung vor dem Jägerthor
verſchiedene untaugliche Kaſerne=Utenſilien, als:
Tiſche, Bänke, Stühle, Züber, Menage=u. Waſch=
ſchüſſeln
, zur Aufbewahrung trockener Gegenſtände
geeignet, 920 Pfund alle eiſerne Utenſilien,
76 Federkiſſen, 6 nußbaumene Bettſiellen ꝛc. ꝛc.,
ſodann einige Parthieen alter Fußbodenborde, einige
alte Thüren, kalte Treppentritte und 1 Tiſch mit
3 Schränkchen und 1 Schublade, welcher ſich als
Ladentiſch eignet, gegen gleich baare Be=
zahlung
an den Meiſtbietenden öffentlich ver=
ſteigt
werden.
d3 Vom 3. October an kann von den Federkiſſen,
den Bettſtellen und dem Ladentiſch von Intereſſenten
Eiuſicht genommen werden.
Darmſtadt, den 24. September 1870.
Großherzogliche Garniſon=Verwaltung.
6178)
J. V.:
Schneider.
Schmidt.:
Verſteigerungs=Anzeige.
Montag den 3. Oct. l. J. Vormittags 10 Uhr
werden in dem Hauſe Beſſunger Karlſtraße 58
verſchiedene größere Quantitäten Rauhwaaren, als:
3728 Kalb=, 3020 Kaninchen=, 1400 Winter=
und 931 Sommerhaaſen=Felle, 231 ruſſiſche
Roßhäute, 100 Sommer=Geißfelle, 48 Ham=
melsblöſe
, 398 Lamm=, 12 Zickel= u. 47 Reh=
felle
, 35 Kuhhäute, 7 Winter= und 7 Sommer=
Füchſe, 4 Iltis= und 3 Otterpelze, 3 Edel=
marder
=, 5 Steinmarderſchwart, 1 Dachsfell ꝛc.
gegen gleich baare Zahlung öffentlich meiſtbietend
verſteigert.
Beſſungen, den 17. September 1870.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
Der Vorſteher:
6042)
Demmel.

Feilgebotenes.
5564) 2 eiſerne Kaminthüren, an Doppel=
fenſter
, 41 74u hoch, 9 2½ breit werden billig
abgegeben. Näheres im Verlag.

5294) KLahnen! Alluminations-Bachen!
Bonner Fahnenfabrit. Bonn.
5537) Eine vollſtäͤndige Specerei= Ein=
richtung
zu verkaufen. Holzſtraße Nr. 7.
5695) Eine faſt neue Pelüſchegarnitur
ſieht zu verkaufen. Näheres Kiesſtraße 6I.

6014) Von der Roſenhöhe
täglich friſch gebrochene Zwetſchen Simmer=
und Kumpfweiſe zu haben bei
Ch. Kröh, Waiſenpumpe 18.
6089) Ein Kleiderſchrank, Glasſchrank,
Bettladen u. Tiſche, braun lackirt, ſämmtlich neu,
werden im Beſſunger Herdweg 39 billig abgegeben.
38

[ ][  ][ ]

M39.

148
6170a

Kx- Hess-Anneige.
N
Schreibmatertalten=Lager.
Einem hieſigen wie auswärtigen Publikum mache ich die ergebene Anzeige, daß ich wieder mit
einem Lager in Schreibmaterialien hier eingetroffen bin, und biete unter Anderem dem geehrten
Publikum eine Auswahl in ſämmtlichen Poſtpapieren u. Couverts zu den billigſten Preiſen dar.
60 Vogen Briefpapier mit jedem beliebigen Namen, Wappen und Krone geſtempelt 15 kr.
18 kr.
60 Bogen fein weiß und blau
24 Ir.
60 Bogen ſchwer engliſch
24 kr.
60 Bogen farbig klein carrirt
24 kr.
60 Bogen ſchwerſtes Billet=Papier
100 Stück Damen=Brief=Couverts von 12 kr. an.
100 Stück kaufmänniſche Brief=Couverts von 12 kr. an bis zu den feinſten Sorten.
Stahlfedern von allen Sorten für jede Hand paſſend. Bleiſtifte: Faber, Rebach, Gut=
geecht
, Zeichnungs= und Künſtlerſtifte in größter Auswahl
Meine B ude befindet ſich in der Schloßreihe Eingaug vom Kaufmann Schwab'ſchen
Hauſe mit Firma:
EööbezGEr Grzber.

Wraterantr.
MdAuzuin. Gnöntreihhnihih
6045) Eine Anzahl Grabmonumente;

ſind, um damit zu räumen, ſehr billig;
zu verkaufen bei
J. R. Scholl., Hofbildhauer.
MuuDuuurt,
1

Neue mar. holl. Hüringe.
Ludw. Heyl Sohn,
Holzſtraße 17.
6046)
R4A Rin An AA AAAAIILPI
46087) Aepfelunoſt
1
E täglich friſch gekeltert, empfiehlt
Gl. W. Hütor.

6092) Bei W. Blumer auf dem
Brückchen iſt fortwährend neues Sauer=
kraut
, Salz= u. Eſſiggurken zu haben.
6096) Martinſtraße Nr. 14. ſind gut erhaltene
Weinfäſſer zu verkaufen.

Wurſt in ausgezeich=
neter
Lanalität billigſt zu
haben bei
Caark ManChi,
obere Eliſabethenſtr. 6.
6197)
10
(33)
6D¹⁄,
=2J. Wannen aus Gotha,
618) Ph. Stöckel's Nachfolger,
empfiehlt ſein Lager von
Bamen G Ainder=Stiofeln
zum billigſten Preis.
5½
6181) Hahs ineis:
Wer bei höchſimöglicher Sicherheit gerne hohe
Zinſen und Gewinn an Tauſchgeſchäften macht,
der abonuire ſich bi der nichſten Poſt oder
Buchhandlung auf das Nene Verlooſungsblatt,
Ziehungsliſten u. Finanz=Wochenſchriſt von A. Dann
in Stutigart für 45 kr. vierteljährlich. Probe=
Nummern gratis.
6182) Ein noch wenig gebrauchter Rüchen=
ſchrauk
zu verkauſen.-Carlſtraße Nr. 20.
683) Reiſe Tranben, 3 Cumpf Leslorn
D. Miſchlich, Liesſtraße 59.
bei
6184) Verſchiedene SCorlen gute, gebrochene
und haltbare Winter Aeßſel ſind Simmer=
und Cumpfweiſe zu erhaltn. Schuſtergaſie 13.

Vermiethungen.
2791) Louiſenplatz 4 ſind in der bel
Etage 5 Zimmer mit Küche zu vermiethen und
alsbald zu beziehen.
3969) Caſinoſtraße Nr. 13 iſt der dritte Stock
zu vermiethen, bis Anfangs September zu beziehen.
1
3

4127) Frankfurterſtraze 32 bel Eage,
beſtehend aus 9 Piecen, nebſt allem Zugehör,
alsbald beziehbar.

445) Franffurterſtraß 32 en Loois ber Etage,
4 Zimmer mit Zugehör, alsbald beziehbar.
4753) Schulſtraße Nr. 15 dritter Stock iſt
ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
4983) Dieburgerſtraße Nr. 40 iſt der mitt=
lere
Stock zu vermiethen.
5076) Iu meinem Hauſe Steinſtraße 21
iſt eine Wohnung mit allen Bequemlichkeiten an
eine ſtille Familie bis Ende October zu vermiethen,
auf Wunſch kann auch Garten=Antheil abgegeben
werden. Zu erfragen im Hinterbau.
Jean Michael.
5202) Ein freundliches Zimmer mit ſchöner
Ausſicht nebſt Cabinet und Küche ſogleich zu ver=
Hirſch=Apotheke.
miethen.
5244) Iu meinem neu erbauten Hauſe
in der Blumenſtraße iſt der 2. und 3. Stock,
jeder beſtehend in 5 Zimmern, Küche, abgeſchloſſe=
nem
Vorplatz, 2 Kammern, Keller, Holzſtall, Mit=
gebrauch
des Bleichplatzes und der Waſchküche, zu
vermiethen und bis Ende October beziehbar.
Guſtav Heß, Zimmermeiſter.
Nähere Auskunſt Mühlſtr. 25 im Hinterbau.
5315) Ein anſtändig möblirtes Zimmer iſt zu
vermiethen und gleich zu beziehen. Beichſtraße
Nr. 13 zu erfragen eine Stiege hoch.
5542) Ein Zimmer mit Möbel nach der Straße
iſt Caſinoſtraße Nr. 28 zu vermiethen.
5699) Nro. u7 Rheinſtraße bei
G. H5. Hakat1g2 im 4. Stock ein ſchönes
Logis für ſtille Leute, beſtehend aus 3 Piecen,
Küche, Keller, Boden u. ſ. w., für 00 fl. jährlich.
5730) 6 Piecen, Küche ꝛc. November bezieh=
bar
, 3. Stock Schulſtraße Nr. I.
Ferner untere Stock, 1 Laden mit Wohnung,
1. December.
5796) In meinom Neubau, Heidelbergerſtraße,
jenſeits des Chauſſeehauſes, ſind 4 Logis, jedes
mit 3 Zimmern und Souterrainſtube mit Glas=
abſchluß
nebſt 2 ſehr geräumigen Manſardenlogis
zu vermiethen und von October an zu beziehen.
Herm. Schulz.
5316) Haus é; Wirthsgarten auf dem
Walle am däçerthore zu vermiethen.
Neckarſtraße 15. oben.

5856) Obere Heinrichſtraße Nr. 49
die bel Etage mit Balkon, 6 Zimmer, Küche,
Eiuquartierungsſtube u. allen ſonſt. Bequemlichkeiten,
ſowie die Manſarde=Wohnung mit 4-6 Zim=
mern
zu vermiethen und kaun ſofort bezogen werden.
Auf Verlangen auch Garten.
5941) Ein Zimmer, möblirt, 2 Stiegen hoch,
Vorderhaus, Schützenſtraße Nr. 14.
5972) Eliſabethenſtraße Nr. 52 im zweiten
Stock iſt ein Logis beſtehend aus 3 großen und
einem kleinen Zimmer nebſt Küche und allem Zu=
behör
an eine ſtille Familie zu vermiethen.
6022) Soderſtraße Nr. 9 iſt die Manſarde
Anfangs October beziehbar. Daſelbſt der mit=
telſte
Stock bis Anfang December zu beziehen.
6023) Ein kleines Stübchen an eine einzelne
Perſon zu vermiethen. Hinkelgaſſe Nr. 12.
6055) Ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
Dieburgerſtraße Nr. 6.
6056) Marktſtraße Nro. 6 neu iſt ein Logis
an eine ſtille Familie zu vermiethen.
6057) 2 ineinandergehende unmöblirte Zimmer
ſind zu vermiethen und ſofort zu beziehen.
Eliſabethenſtraße 66.
6058) An einen ledigen Herrn ein freundliches
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
Ballonplatz Nr. 10 parterre.
6120) Ein freundlich möblirtes Zimmer Nr. 30
Mauerſtraße eine Stiege hoch.
6121) Beſſunger Forſtmeiſterſtraße Nro. 20
iſt ein Logis zu vermiethen.
46127) Ein Logis untere Arheilgerſtraße ( Gar=
ten
links) gleich zu beziehen.
6130) Nächſt den Bahnhöfen ſind in
meinem Hauſe im 2ten Stock 2 Logis, beſtehend
aus je 3 Zimmer, Küche, abgeſchloſſenem Vor=
platz
ꝛc. zu 150 fl. zu vermiethen. Viehmarkt=
platz
Nr. 20. Georg Hinkel, Maurermeiſter.
6134) Grafenſtraße 31, Hinterbau, ein Zim=
mer
ohne Möbeln, gleich zu beziehen.
6135) Ein großes elegant mölirtes Zimmer,
mit 2 Fenſter nach der Straße, bel Etage, ſogleich
beziehbar. Näheres Zimmerſtr. 2. 1. Stock.
6138) Eine Parterre=Wohnung nebſt einer
Stube mit oder ohne Bett zu vermietheu.
Geiſtberg Nr. 5. n
6185) Carlſtraße Nro. 33 im 1. Stock eir
nach der Straße gehendes, gut möblirtes Zimmer
wegen plötzlicher Abreiſe gleich zu beziehen.
6186) Iu meinem neu erbauten Hauſe, Gar=
diſtenſtraße
, in der Nühe des botaniſchen Gartens,
iſt der 1. und 2. Stock mit Glasabſchluß, jeder
aus 5 Zimmern, Magdſtube nebſt allen Bequem=
lichkeiten
beſtehend, ſogleich zu beziehen.
Daſelbſt zu erfragen ibei Ludwig Anthes.
6187) Ein möblirtes Zimmer zu vermiethen,
Holzhofſtraße 14 im 2. Stock.
6188) Louiſenſtraße Nro. 2 iſt ein großes
freundliches Zimmer möblirt oder unmöblirt zu
vermiethen. Ebendaſeloſt iſt ein gut erhaltenes
Clavier billig zu verkaufen.
6189) Karlsſtraße Nro. 23 iſt ein freundlich
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
6190) Ein gut möblertes Zimmer zu ver=
miethen
und bis 1 October zu beziehen. Zu er=
fragen
bei der Exped.
6191) Ein Manſarden Logis vor dem Thore
an eine ſtille Familie ſogleich zu vermiethen.
Frankfurter Straße Nr. 66.

21
Wormiſchte Nashrichten.
593) Eine gewandte Köchin geſetz=
ten
Alteis wird auf Michaeli eder vier
Wochen ſpäter bei hohm Lohn geſucht.
Ju erfragn Schulſtraße Nr. 2.

[ ][  ][ ]

A22

149

6192)

Bekanntmachung des Hülfsvereins
betreffend die Fürſorge für die Invaliden und Hinterbliebeneu gefallener Krieger.
Obwohl die definitive Conſtituirung der in unſerer Bekanntmachung vom 27. Auguſt d. J. bezeichneten allgemeinen deutſchen Invaliden=Stiftung in
Verlin noch nicht erfolgt iſt, haben wir es im Zutereſſe der Sache für geboten erachtet, mit den Borarbeiten zur Fürſorge für die durch den Krieg
invalid gewordenen Soldaten und für die durch den Tod ihrer Ernährer bedürftig gewordenen Familien voranzugehen. Zur Erfüllung der uns ſchon
durch unſere Statuten, F. 1 Ziffer 3, geſtellten Aufgabe:
die im Feld invalid gewordenen Soldaten, ſowie auch die Hinterbliebenen der gefallenen oder in Folge der Strapatzen des Feldzugs geſtorbenen
Militärperſonen im Falle eintretenden Bedürfniſſes zu unterſtützen
und in der ſicheren Erwartung der baldigen Gründung einer ſich über das ganze deutſche Vaterland erſtreckenden Invaliden=Stiftung und der Bildung
eines einheitlichen Central=Organs, hat ſich der Geſammt=Vorſtand des Hülfsvereins am 19. d. Mts. als Landesverein jener deutſchen Stiftung con=
ſtituirt
und zur geſchäftlichen Behandlung dieſer Angelegenheit eine beſondere Abtheilung niedergeſetzt, in welcher alle dahier beſtehenden Vereine oder
Comite's verwandten Tendenz durch Mitglieder vertreten ſind. Dieſe Abtheilung wird Alsbald ihre Thätigkeit beginnen, insbeſondere die durch den Krieg
bedürftig gewordenen Invaliden und Hinterbliebenen zu ermitteln, die individuellen Verhältniſſe feſtzuſtellen und gutächtliche Vorſchläge bezüglich der zu
gewährenden Beihülfe an den zur Beſchlußfaſſung competenten Geſammt=Vorſtand zu richten haben.
Dieſe Beihülfen werden den einzelnen Bedürftigen theils aus dem verhältnißmäßigen Antheil unſeres Landesvereins und dem Geſammtvermögen der
deutſchen Stiftung, theils aus dem Fond zufließen, welcher durch Sammlungen innerhalb des Landes gebildet werden ſoll. Dieſe Beihülfe ſoll den
Einzelnen als Nationaldank für die heldenmüthigen Opfer geboten werden, welche die deutſchen Krieger dem Vaterlande gebracht haben, und ſie ſollen
den Zweck haben, die durch jene Opfer in Einzelverhältniſſen und in Familien auftretenden Sorgen weniger fühlbar zu machen. Zur Erreichung dieſes
Zwecks wird ſich unſere Invaliden=Abtheilung auch mit der Vermittelung von Beſchäftigung und Erwerbsquellen für Invaliden, ſowie mit der Fürſorge
für die Erziehung und Ausbildung verwaiſter Kinder zu beſchäftigen haben.
Als Glied der deutſchen Stiftung hat unſer Landesverein die Fürſorge für die Invaliden und Hinterbliebenen gefallener
Krieger der Heſſiſchen Diviſion in den Kreis ſeiner Wirkſamkeit zu ziehen und er glaubt auf die warme und thatkräftige Mitwirkung aller
beſtehenden Zweigvereine, ſowie aller Bewohner unſeres Landes, ohue welche ihne die Erfüllung der großen und ſchwierigen Aufgabe nicht möglich iſt,
mit Zuverſicht zühlen zu dürfen.
Wir haben ſowohl das Central=Comite der deutſchen Hülfsvereine als auch den geſchäftsführenden Ausſchuß der Victoria=National=Invaliden=Stiftung
zu Verlin, mit Rückſicht auf die vorangegangenen Verhandlungen, von unſeren Anordnungen in Kenntniß geſetzt, und werden alsbald nach vollzogener
Conſtituirung des Central=Organs der deutſchen Stiftung zum Erlaß eines Aufrufs ſchreiten.
Darmſtadt, den 21. September 1870.
Der Vorſtand des Hülfs Vereins für die Krankenplege und Unterſtühung der Soldaten im Felde.
A. Weber.

4383) Einen vehrling ſucht gegen Lohn
C. Franz, Tapezier.
P
E
5459) Mein ſeitheriges Wohnhaus ne.
Zimmerplatz, Holzſchoppen, Werkſtätte ꝛc.,
Eck der Gardiſten= und Schwanenſtraße 12.
iſt wegen Geſchäfts=Verlegung zu vermiethen
oder unter günſtigen Bedingungen zu ver=
Guſtäo Heßz, Zimmermeiſter.
kaufen.
Er
uiriiiinuni
6030) Beſſungen. Ein tüchiger Arbeuer
findet dauernde Beſchäftigung bei
Georg Körner, Schreinermeiſter.
6065) Eine zuverläſſige Frau ſucht Arbeit im
Waſchen. Hölgesſtraße 13 Hinterbau.

gungmitg

H.

(=R AAO
EsühhstLshAiD.

6193) Heinrichſtraße 49 kann ſchöner Kies
und Gartenerde abgefahren werden.

(Fin Mädchen von anſtändiger Familie, auch
G 1 in Handarbeit erfahren, jucht eine Stelle
als Hausmädchen, auch zu Kindern, oder als
Mädchen allein. Zu erfragen Ernſt=Ludwigſtr. 20
Hinterbau 2 Stiegen hoch.
6159) Eine Frankfurter Prodnktenhaud=
lung
Em gros ſucht für das Comptoir einen
mit den noͤthigen Schulkenntniſſen verſehenen
Bei entſprechenden Fähig=
Lehrlang. keiten wird jetzt ſchon Ge=
halt
bewilligt, und iſt Ausſicht auf eine ſpätere
ſichere Stellung geboten. Frankirte ſchritfliche An=
fragen
sub Chiffre V. T. 801 befördert die
Annoncen=Expedition von Haaſenſtein
und Vogler in Frankfurt a. M.
6194)
Annonee.
Eir anfändig gebildetes Mädchen 114 Jahre
alt), welches längere Zeit ein Inſtitut beſuchte
und die beſten Zeuguiſſe aufzuweiſen im Stande
iſt, ſucht in irgend einem Geſchäfte, Mannfactur=
oder
Kurzwaaren=Geſchäfte, eine Stelle als Ladnerin.
Schriftliche Offerten unter K. B. Nr. 20 beſorgt
die Exp. d. Bl.
6195) Ein leichter Wagen zu kaufen ge=
ſucht
. Näheres bei Herrn Gaſtwirth Weber
am Schlachthaus.

2 in braves Mädchen wird für dau=
E ernde Arbeit geſucht.
L. C. Willichiſche Hofbuchdruckerei.
6197) Unterzeichnete beabſichtigt vom 1. Oetbr.
an einen guten bürgerlichen Mittagstiſch
zu halten, und wollen die geehrten Herren, welche
ſich daran zu betheiligen wünſchen, es mir in
meiner Wohnung Steinſtraße 9 bei Herrn
Kaufmann Bernhard gefälligſt anzeigen.
Thereſe Nau,
Wittwe des Ober=Domänen=Canzliſten Nau.

(Ein tüchtiger Eetoucheur (Herr

8 oder Dame) für eine photographiſche
Anſtalt. Gehalt 80 Gulden per Monat.
Offerten mit Probekarten an E. Müller,
Coblenz a. Rh.
Iin Battiſt=Schnupfluch mit Coucorde in
C8, weiß geſlickt, iſt auf dem Heerdweg ver=
3
loren worden. In Nr. 8 Wilhelminenplatz gegen
eine gute Velohnung abzugeben.
6280) Ein Madchen ſucht Laufdienſt. Lange=
gaſſe
Nr. 31 im 3. Stock.
6201) Für einen Realſchüler wird Koſt und
Logis (ohne Möbel) bei einer ſtillen Familie ge=
ſucht
. Näheres bei der Exped. d. Bl.


Ein Traum.
Erzählung nach dem Englichen.


(ortſetzung)
Doch, wenn nun aber der ganze Traum nicht bloß das Werk des
Zufalls wäre, durfte er ihn ohne weiteres übergehen? War es nicht ſeine
Pflicht, die Wahrheit deſſelben zu ermitteln? Die einzige Erleichterung,
welche er ſich für den Augenblick geſtattete, war die, daß er die ganze Sache
öfters mit ſeiner Gattin offen beſproch, und dieſe drang mit allem Ernſte
in ihn, den Pfarrer, Herrn Forreſter, ins Vertrauen zu ziehen. Dieſer
war ein Main, der die ſtrengſten Grundjätze mit geſunder klarer Einſicht
und den edelſten Gefühlen verband, ein Mann, der mit Klugheit zu ur=
theilen
und mit Nachſicht zu handeln verſtand. Walton aber empfand eine
ſolche Abneigung, irgend Jemandem ſonſt jene geheime Mittheilung zu
nachen, daß er erſt, nachdem er wiederholt von demſelben Traume geängſtigt
worden war, und jeine Gejundheit und ſein Gemüth in Folge dieſer Qualen
leidend zu werden begannen, beſchloß, dem Nathe ſeiner Gattin zu folgen.

Herr Forreſter hörte die Erzählung Waltons mit dem höchſten In=
tereſſe
an.
Vieleicht=, fügte Walton hinzu, ſind Sie geneigt zu glauben, ich=
gebe
mich zu ſehr dem Einſluß einer kindiſchen Leichtgläubigleit hin, indem
ich nicht im Stande bin, mich von einem bloßen Traume loszumachen, allein
ich habe vergeblich gegen meine Gefühle angekämpft."
O nein, mein lieber Herr: erwiederte Herr Forreſter nachdenlich
und nach einer Pauſe von einigen Minuten, nich müßte den Mann beklagen,
der im Stande wäre, einen ſolchen Traum ſogleich zu vergeſſen; dies wäre
nach meiner Meinung ein weit ſtärkerer Beweis von vermeſſener Gleich=
gültigkeit
als von Weisheit. Ich glaube, von dem, was. man im gemeinen
deben Aberglauhen neunt, ſind wir beide gleich frei. Wir haben gewiß allen
Grund anzinehmen, daß es den Geiſtern der Verſtorbenen nicht geſtattet iſt,
eine ſichtbare Form anzunehmen, wieder dieſe Erde zu beſuchen und mit

[ ][  ]

R32.

150

Herrn über Lebende und Todte nicht erlaubt würden, wo es die Entdeckung
oder Verhütung eines ſchrecklichen Verbrechens gilt; und was Träume be=
trifft
, wer wollte die Kühnheit haben zu behaupten, daß das höchſte, hei=
ligſte
Weſen, das einen Theil ſeines Geiſtes in den Menſchen hauchte,
nicht die Handlungsweiſe dieſes Geiſtes zu beſtimmen im Stande wäre, um
einen Zweck der Gerechtigkeit oder der Barmherzigkeit zu erreichen? Warum
ſollte nicht ein Traum das Werkzeug einer ſolchen Vermittlung ſein können?
Gewiß muß man in ſolchen Fällen Ueberlegung und genaue Unterſcheidung
im höchſten Grade walten laſſen. Ich glaube, daß ein ſolches unmittelbares
Vermitteln nur äußerſt ſelten ſein wird, und daß, wo es vorkommt, die
Bedeutung des Reſultats immer das Ungewöhnliche des angewandten
Mittels rechtfertigt. Wir müſſen ferner auf unſerer Hut ſein gegen die
Launen unſeres Körpers, ſowohl wie unſeres Geiſtes; denn der Menſch iſt
ein wunderbar zuſammengeſetztes Weſen, und unſere Nerven, unſere Ein=
bildung
ſind, wenn ſie auf ungewöhnliche Weiſe gereizt werden, oft gar
nicht mehr zu beruhigen. Eine nervöſe Aufregung und ein krankhafter
Gemüthszuſtand rufen oft die ſonderbarſten Phantaſieen hervor. In Ihrem
Falle aber ſehe ich weder eine Spur von einem Körper= noch von einem
Seelenleiden. Die beſtimmte Deutlichkeit Ihres Traums, die ſonderbare
Aehnlichkeit jenes Platzes, ſind ſo merkwürdig, daß ich glaube, wir haben
hier die dringendſte Verpflichtung, weiter nachzuſpüren. Da jedoch Heim=
lichkeit
dabei von großer Bedeutung ſein kann, ſo wollen wir Niemand in
unſer Vertrauen einweihen. Heute Nacht noch, wenn es Ihnen recht iſt,
wollen wir nach jenem Platze gehen; ſtellt ſich bei der Unterſuchung irgend
eine Beſtätigung der durch den Traum bezeichneten Umſtände heraus, dann
wollen wir ſehen, wie wir am klügſten weiter handeln werden.
In Folge dieſer Verabredung machten ſich Herr Forreſter und Walton,
als die Nacht bereits den Abend verdrängt hatte, und nur hier und dort
noch ein Licht aus den Fenſtern von Aſhgrove hervorblickte, auf den Weg.
Der Mond ſchien nicht, aber die Sterne ſtrahlten von einem unbewölkten
Himmel nieder. Es war etwa um Mitternacht, als ſie jenen Feldweg
erreichten.
Walton hatte am Abende ſchon für Herbeiſchaffung der nöthigen
Wertzeuge geſorgt; er deutete unn genau die Stelle an, die ihm der Traum
angegeben hatte, und die beiden Männer begannen ihre traurige Arbeit.
Sie hatten bereits länger als eine Stunde gearbeitet, und ſich nur ſelten
einen Moment der Erholung gegönnt, ganz leiſe einige Worte mit einander
wechſelnd, da ſtieß Walton auf einmal auf ein Hinderniß; er ließ das volle
Licht der Laterne auf den Boden fallen und brach dann nach einer kurzen
Unterſuchung von wenigen Minuten in die Worte aus:
Gütiger Himmel! ſo iſt denn alles wahr - es iſt keine Täuſchungl=
Er lehnte ſich ſtützend an Herrn Forreſter an, während er auf die
Erde deutete, wo die Ueberreſte eines menſchlichen Körpers ſichtbar wurden.
Erſchüttert ſtanden Beide einige Minuten lang ſchweigend bei dem
gähnenden Grabe. Hier war offenbar eine finſtere That geſchehen. Der
Platz war Zeuge eines Mordes geweſen, hier hatte der Angſtruf des
Sterbenden getönt und des Todes Schweigen war ihm gefolgt. Jahre
mrßten ſeitdem vergangen ſein; unter dem verhüllenden Mantel der Nacht
hatte der Mörder ſein Opfer der kalten, ſchweigenden Erde übergeben.
Kein menſchliches Auge hatte die That geſehen, keines Menſchen Ohr den
raſchen Herzſchlag des Mörders belauſcht, als er ſcheu um ſich her blickte
und ſein Auge immer auf den Boden fiel, wo das Opfer ſeines Verbrechens
ruhte. Selten nur betraten geſchäftige Füße denl einſamen unbeſuchten Pfad;
nur der wandernde Zigeuner ſchlug zuweilen ſein Zelt unter der alten
Eiche auf, angelockt von der geſchützten Ruhe des Ortes. Gar manches
Jahr hatten Blumen ihren Wohlgeruch über dem nicht geahneten Grabe
ausgehaucht, aber das Auge des heiligen Weſens, welches uicht ſchlum=
mert
noch ſchläft; hatte die verruchte That geſehen und ſie in ſeinem Buche
eingetragen, und jetzt, zur ſelben Stunde, in der Dunkelheit und Stille
der Nacht, gab das Grab ſeinen Todten wieder und das Geheimniß war
offenbar.
Fürchterlich! fürchterlichzu rief Walton aus; die grauſige That
iſt alſo wirklich geſchehen - und durch wen ? O1 der Gedanke iſt ſchander=
erregend
.
In der That ſcheint dies ein eben ſo ſonderbarer als ſchrecklicher
Zufallu bemerkte Herr Forreſter, und bemühte ſich, ſeine und ſeines Be=
gleiters
aufgeregte Gefühle zu beruhigen, allein wir müſſen Muth faſſen.
Er, der ſo wunderbar die Entdeckung dieſer That veranſtaltet, will gewiß
einen barmherzigen Zweck dabei erfüllen; Ihm wollen wir dann vertrauen
und verſichert ſein, er wird unſere Schritte lenken.
In Eile und bebend warfen ſie wieder das unſelige Grab zu und
kehrten nach Aſhgrove zurück. Indeſſen war viele Zeit während der Ver=
richtung
ihres Werkes verfloſſen, und ehe ſie ihre Heimath erreicht, war die
Nacht verſchwunden, der Himmel ſtrahlte im Glanze der Morgenſonne; die
mit Thaudiamanten überſäete Erde funkelte im Lichte des freundlichen Ge=
Redaction und Verlag. L. C.

ſtirns, die vom Nachtſchlummee erwachten Blumen dufteten neues Leben
und aus jeglichem Dickicht ertönten Freudenhymnen.
Wer kann zweifeln, bemerkte Herr Forreſter, indem er einen Augen=
blick
ſtille ſtand und auf die prachtvolle Scene ringsum hinblickte, daß die
allmächtige Hand, die alſo die ganze ſichtbare Welt in dieſes Lichtgewand
einkleidet, die in einem Augenblick die düſtere farbloſe Erde in einen Schau=
platz
ſolchen Glanzes zu verwandeln vermag, auch die verborgenſten Ge=
heimniſſe
zu enthüllen, und die innerſten Pläne des Herzens darzulegen im
Stande ſei ? Der Schöpfer von zehntauſendmal zehntauſend Welten ver=
ſchmäht
es nicht, über jenes kleine Juſekt zu wachen=, fuhr er fort, indem
er auf ein ſolches deutete, das eben zum erſtenmal ſeine jungen Schwingen
verſuchte und eine kurzen Lebensſtunde in den Strahlen der Morgenſonne
verflatterte, er, der die Sterne bei ihren Namen ruft, der die Lilie auf
dem Felde kleidet, die Blätter des Waldes zählt, und erklärt, auch die Haare
auf unſerem Haupte wären gezählt. Und können die Kinder der Menſchen
hoffen, der Wachſamkeit ſeines Auges zu entgehen, und ihre heimlichen
Verbrechen ſeinem allſehenden Blicke zu verbergen? Kann irgend ein
Gedanke, ein Gefühl, ein Wunſch im Menſchen ſchlummern, von dem er
nicht wiſſe ?u
Als er dies ſagte, hatten ſie das Thor des Pfarrhauſes erreicht; ſie
traten ein und begaben ſich in Herrn Forreſters Studierzimmer. Dort
ließ Walton ſeinem erregten Gefühle freien Lauf.
Meine Verlegenheit iſt durch dieſe fürchterliche Entdeckung nur noch
größer geworden:, ſagte er, mein Verdacht iſt ſchwärzer und ſchwerer, als
je; jedoch wie ſoll ich handeln? Soll ich den Mann anklagen, der ſein
Leben für das meinige in die Schanze geſchlagen, der die Kräfte ſeines
Lebens meinem Dienſte geweiht hat? Soll ich ſeine grauen Haare, mit
Schimpf und Schande belaſtet, einem entehrenden Grabe zuführen? Nein,
nein, nie werde ich mich entſchließen können, in dieſer Sache einen weiteren
Schritt zu thun; bleibe dies Geheimniß in der Nacht des Schweigens
ewig begraben! Und dennoch kann ich ihn nicht ohne einen Schauder, nicht
ohne ein Gefühl des Entſetzens auſehen. Ach, wenn er doch in irgend ein
fernes Land gebracht werden könnte, wo meine Augen ihn nie mehr ſehen
könnten !"
Mein lieber Herr," ſagte Forreſter, zwäre unſer Verdacht blos durch
reine Zufälligkeiten rege gemacht worden, dann ſtünde es in unſerem Belieben,
weitere Nachforſchungen anzuſtellen oder uns ihrer zu enthalten; hier aber
zeigt uns Gottes Finger den Weg, den wir betreten müſſen. Noch haben
wir keinen Beweis für Cumming's Schuld, nur Gründe zu ſtarkem Verdacht,
allein ich habe Ihnen etwas mitzutheilen, was ich zu erzählen Anſtand nahm,
als Sie mir zuerſt Ihren Traum mittheilten, da ich nicht ſeinen Eindruck
auf Sie noch verſtärken mochte, ſo lange nicht mehr Veweiſe für ſeine Be=
deutung
gefunden wären.
(Schluß folgt.)

Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt von U.
89. Das Reſidenzſchloß unter Georg II.
Unter Ludwig V., welcher Georg I. nachfolgte, wurden keine weſent=
lichen
Veränderungen am Schloſſe vorgenommen, aber unter deſſen Nach=
ſolger
Georg II. gab es deren. Er ließ dem bereits ſtehenden Schloſſe einen
neuen großen Bau, das Kanzleigebäude, zufügen, welches längs des Marktes
und der Rheinſtraße ungefähr an der Stelle ſtand, welcher heute das neue
Schloß von der Parforcebrücke an bis in die Gegend der Vorderbrücke
einnimmt. Die Grundform des Gebäudes war die eines Hufeiſens, wovon
die größere der 3 Seiten dem Markte zugekehrt war; die andern alſo auch
der Rheinſtraße zugekehrten waren kleiner. In dieſem Gebäude befanden
ſich das fürſtliche Archiv, die Rentkammer und unter Anderem auch die
Hofſchreinerei. Dieſer Bau brannte unter Ernſt Ludwig ab.
Ein aus jener Zeit herrührender Schloßplan lehrt uns, daß damals
3 von Gebäuden umgebene Schloßhöfe beſtanden, nämlich der innere Schloß=
hof
mit der Schloßkirche, der Hof, den das neue Kanzleigebäude bildete
und der vordere Schloßhof, der nördlich durch den Kaiſerſaalbau, weſtlich
größtentheils durch das Kanzleigebäude, öſtlich, wo jetzt der Glockenbau ſteht,
durch eine einfache Mauer, ſüdlich durch Gebäulichkeiten geſchloſſen war,
worin ſich eine Conditorei, Waſchhaus und Speiſekammer der Hausdiener
befanden.
Zu den von Georg II. ausgeführten Gebäuden gehörten ferner das
dem Theater gegenüber befindliche Durchgangshäuschen und dann der An=
bau
nach dem Paradeplatz, der jetzt den Audienzſaal in der Wohnung
S. K. H. des Großherzogs bildet und am Dachſtock mit einem ſteinernen
Giebel verſehen iſt. Er hängt in allen Stockwerken mit dem Katzenellen=
boger
Bau zuſammen.
Wittich'ſche Hofbuchdrnckeret.