Darmstädter Tagblatt 1870


20. September 1870

[  ][ ]

Dienſtag den 20. September

B e k a n n t m a ch u n g.
Maßregeln gegen Verbreitung epidemiſcher Kranlheiten, insbeſondere der Ruhr betreſſend.
Die nachſtehende Bekanntmachuug Großherzoglichen Kreismedicinalamts Darmſtadt I. bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntniß. Es darf wohl
erwartet werden, daß die darin enthaltenen wohlgemeinten, im Intereſſe aller Einwohner gegebenen, Rathſchläge recht pünktliche Beachtung finden werden.
Gleichzeitig wird darauf aufmerkſam gemacht, daß das Desinficiren auch da dringend nöthig erſcheint, wo Truppen, welche vom Kriegsſchauplatze
gekommen, einquartirt geweſen ſind, reſp. einquartirt werden.
Darmſtadt, 317. September 1870.
B e k a n n t m a ch u n g.
Seit einigen Tagen kommen einzelne größere und lleinere Abtheilungen unſerer Truppen mit Ruhr behaftet vom Kriegsſchauplatze hierher zurück.
Die meiſten derſelben finden Aufnahme in den hieſigen Lazarethen, diejenigen jedoch, die hier in Darmſtadt und Beſſungen zu Hauſe ſind; kehren bei
ihren Augehörigen ein und laſſen ſich von denſelben verpflegen. Bekanntlich iſt aber die Ruhr eine anſteckende, hänfig gefährliche und ſehr verheerende
Krankheit, die ſich durch einen Anſteckungsſtoff, der ſich in den Abgängen der Krauken entwickelt, weiter verbreitet. Durch die Vertheilung der erkrankt
zurückgekehrten Soldaten über die ganze Stadt könnte uun zur Entſiehung vielfacher Anſteckungsheerde Veranlaſſung gegeben werden und die Krankheit
dadurch eine epidemiſche Ausbreitung gewinnen, welcher gegenüber alle ſanitätspolizeilichen Anordnungen zu ſpät kommen könnten und einen verhältniß=
mäßig
nur geringen Nutzen zu leiſten vermögen würden. Es dürfte deßhalb unbedingt nothwendig ſein, daß jetzt ſchon diejenigen Vorkehrungsmaßregeln
ergriffen werden, die einer Entwicklung des Anſteckungsſtoffes und damit einer Weiterverbreitung der Krankheit auf die Bewohner der Stadt mit Erfolg
entgegentreten. Als ſolche Maßregeln halten wir uns verpflichtet, dem Publikum dringend zu empfehlen:
1) In denjenigen Häuſern, in welchen Ruhrkranke Aufnahme gefunden haben, werden dieſelben möglichſt iſolirt, d. h. von den übrigen Bewohnern
des Hauſes getrennt; die Abgäuge der Kranken werden, nachdem ſie ſogleich nach der Entleerung mit Eiſenbitriol=Löſung (1 Pfd. auf 12 Pfd. Waſſer)
desinficirt worden ſind ljedesmaliger Zuſatz etwa ½ Schoppen der genannten Löſung) nicht in den gemeinſchaftlichen Abort, ſondern an einer eutlegenen
Stelle des Hofes oder Garteus in eine Grube ausgeleert; das Ausleeren dieſer Abgänge in Kanäle oder Goſſen iſt ſtrengs verboten; die Abtritte ſelbſt
werden wöchentlich ein Mal mit der oben genannten Löſung, zu welcher man noch eine geringe Menge Carbolſäure=Löſung zuſetzt, desinficirt, d. h. es
werden in jeden Abtritt je nach der Größe und der Menge ſeines Inhalts 6 bis 12 Pfund Eiſenvitriol mit der 12 fachen Menge Waſſers aufgelöſt
und 1 bis 2 Pfd. Carbolſäure mit der 24 fachen Menge Waſſers verdünnt, ſo eingegoſſeu, daß der Trichter und die Wände des Abtrittsrohres möglichſt
davon beſpült werden; die Entleerung und Reinigung der Gruben muß ſehr bald und bei längerer Dauer der Kraukheit etwa alle acht Wochen auf
geruchloſe Weiſe durch den pneumatiſchen Apparat vorgenommen werden.
2) In gleicher Weiſe iſt dafür Sorge zu tragen, daß alle an öffentlichen Orten, insbeſondere Bahnhöfen, Poſt, Wirthshäuſern, Reſtaurationen,
Spitälern u. ſ. w. befindlichen Abtritte desinficirt und entleert werden. Für Reinhaltung und Desinficirung der öffentlichen Kanäle, Goſſen und Winkel,
wird in geeigneter Weiſe geſorgt werden; dagegen wird das Publikum erſucht, durch Entfernung verweſender organiſcher Stoffe und durch möglichſte
Reinhaltung in den Häuſern und auf den Straßen dieſe letztere Maßregel zu unterſtützen.
3) Der Marktverkehr, insbeſondere die Güte der daſelbſt verkauft werdenden Nahrungsmittel, wird ſtrenge beaufſichtigt und alle verfälſchte, unreifen
oder überhaupt ſchädlichen Nahrulgsmittel ſogleich beſeitigt werden. Das Publikum wird dabei darauf aufmerkſam gemacht, daß der Genuß ſolcher ver=
dorbenen
oder unreifen Nahrungsmittel die Anlage zu Erkrankung an der Ruhr ſehr ſteigert, dieſelbe ſelbſt mit herbeizuführen vermag und daß deßhalb
eine möglichſte Enthaltung von ſolchen Nahrungsmitteln, wie überhaupt von allen ſchwerverdaulichen Speiſen, insbeſondere unreifem Obſt, Gurken u. ſ. w.
dringend zu empfehlen iſt.
4) Ueberhaupt iſt in der jetzigen Jahreszeit, wo ohnedies eine Reigung zu Diarrhöe vorhanden iſt, eine größere Sorgfalt in Bezug auf Diät und
Lebensweiſe zu verwenden, möglichſt eine leicht verdauliche, jedoch nahrhafte Diüt zu führen, und insbeſondere Unterleib und Füße vor Erkältung, bezw.
Durchnüäſung, zu ſchützen; das Tragen einer wollenen Leibbinde und öfteres Wechſeln der Strümpfe dürfte deßhalb nicht dringend genug zu empfehlen,
wie überhaupt etwas wärmere Bekleidung am Platze ſein.
5) Tritt ſtärkere Diarhöe mit etwas Stuhlzwang ein, ſo iſt es das Geignetſte, die Hülfe eines Arztes in Anſpruch zu nehmen; gegen leichtere
ſchmerzlofe Diarrhöen genügt gewöhnlich ſtrenge Diät, Warmhalten, der ausſchließliche Genuͤß ſchleimiger Fleiſchbrühe u. ſ. w. und das Trinken eines
leichten Thees von Kamillen, Lindenblüthe, Pfeffermünze u. ſ. w. Die Anwendung eigentlicher Arzneimittel, insbeſondere der beliebte Gebrauch von
Opiumſtoſſen dürfte am Beſten dem ärztlichen Rathe und Ermeſſen überlaſſen werden.
6) Die von den Kranken benutzten und verunreinigten Weißzeugſtücke dürfen nicht zu der übrigen Wäſche gelegt, ſondern müſſen ſogleich nach dem
Gebrauche oder der Verunreinigung in eine Auflöſung von Zinkvitriol (1 Pfd. auf 6 Maas Waſſer) gebracht und ſpäter mit kochendem Waſſer über=
goſſen
, gewaſchen und gebleicht werden.
7) Sollte der wirkliche Ausbruch einer Nuhr=Epidemie drohen oder erfolgen, ſo werden ſogleich die dann nothwendigen Anordnungen ergriffen
werden, insbeſondere dürfte dann die Gründung der Suppen=Anſtalt ſehr dringend zu empfehlen ſein; ifür jetzt dürften die oben erwähnten Maßregeln
genügen, einem ſolchen Ausbruch vorzubengen. Es wird dies um ſo mehr gelingen, wenn die Herren Aerzte der Stadt mit gleichem Eifer und gleicher
Sorgfalt, wie bei früheren ähnlichen Gelegenheiten, die Bemühungen der Sanitätsbehörde unterſtützen und in ihren Kreiſen mit Rath und That einer
Entſtehung und Weiterverbreitung entgegenwirken. Es bedarf dazu unſererſeits wohl klaum eines beſonderen Erſuchens.
Darmſtadt, am 17. September 1870.
Großherzogliches Kreis=Medicinal=Amt Darmſtadt I.
Dr. Cellarius.
B e t a r o P m a ch u n g.
Der diesjährige Herbſt=Faſſelmartt ſoll Montag den 28. Septemher l. J. zu Groß=Umſtadt abgehalten werden.
Sammtliche vorgeführten 1½ bis 2 jährigen Faſielochſen werden durch eine von der Generalverſammlung des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins
gewählte Commiſion gemuſtert. Die Beſitzer der als preiswürdigſt erkaunten Faſſel erhalten Diplome (Prämienſcheine) und zugleich kleinere Geldprämien,
wofür ein Betrag von fünfzig bis ſechszig Gulden im Ganzen verwendet werden ſoll. Bullen, welche für Gemeinden Dienſte thun, bleiben von der
Concurrenz ausgeſchloſſen.
Dieburg, am 14. September 1870.
Der Director des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Dieburg.
Kichler.
37

1ä.

Großherzogluges Kreisamt Darmſtadt.

v. Willich.

[ ][  ][ ]

144

Verſteigerungs=Anzeige.
Donnerſtag den 22. d. Mts. Vormittags 9 Uhr
werden aus einem Nachlaſſe im Hauſe des Herrn Hof=Inſtrumentenmacher Korn, ebener
Erde Ernſt=Ludwigſtraße Nr. 3) nachverzeichnete Gegenſtände, als: Gold, Silber, Frauen=
Heider, Weißzeug, 1 Canape, Stühle, Glasſchrank, 1 Damen=Cylinder=Schreibpult, Spiegel, ſind in beſter weichkochen=
Tiſche, Kleiderſchränke, Bettwerks=Porzellan und Glas und ſonſtiger Hausrath gegen Baar=
zahlung
verſteigt.
5890)
54.
1 94½
M. Neuſtabt, Hol=Taxator.

hülſenfrüchte ohne
Kelle hrelte Ainſeh.

5896)
Bekanntmachung.
Die zum Nachlaß des Großh. Hofgerichts= Regi=
ſtrators
Schnell gehorigen Moͤbilien als Gold
und Silber, ſehr guke Herrukleider, feines Weiß=
zeug
, Bettwerk, ferner ſehr gut erhaltene Möbel
als 1 Sopha mit 6 Stühlen, 1 Schreibſecretär,
1 Glasſchraͤuk, 1 Goldſpiegel mit Trümeaux, ver=
ſchiedene
kleinere Sopha, Tiſche, Stühle, Seſſel
und allerlei ſonſtige Gegenſtände, ferner eine große,
Parthie feine Kupferſtiche in Goldrahmen ſollen
nächſten Mittwoch, den 21. September d. 3s.
Vormittags 9 Uhr in deſſen Wohnung Neckar=
ſtraße
Nr. 9 gegen Baarzahlung verſteigert werden.
Darmſtadt, den 15. September 1870.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher:
Verntheiſel.
5898) Lieferung von Steinkohlen.
Die Lieferung des Bedarfs von ungefähr 300
Centner Steinkohlen, (Ruhrer Fettſchrot 1. Quali=
tät
) für das Provinzialarreſthaus dahier, ſoll
Donnerſtag, den 29. d. Mts., Vormittags um
10 Uhr, auf dem Soumiſſionswege vergeben wer=
den
, und ſind die Offerten verſiegelt mit der Auf=
ſchriſt
Soumiſſion für Steinkohlen' bis dahin
bei der Großherzoglichen Arreſthaus=Verwaltung
einzureichen, woſelbſt die Lieferungsbedingungen
zur Einſicht offen liegen.
Darmſtadt, den 15. September 1870.
Großherzogliche Arreſthaus=Verwaltung.
Neuhaus.
5870)
Verſteigerung
von Klee, Dickwurz und Zwetſchen
bis nächſten Mittwoch den 21. d. Mts. Nach=
mittags
5 Uhr an der Seitersbrücke vor der
C. M. Kühn.
Roſenhöhe.
Feilgebotenes.
5564) 2 eiſerne Kaminthüren, ein Doppel=
fenſter
, 417½₀ hoch, 9. 2½- breit werden billig
abgegeben. Näheres im Verlaͤg.
5874) Bei Georg Ruhland, Magdalenen=
ſtraße
. 2, iſt ſchönes Kornſtroh zu verkaufen.
5294) Fahnen! Alluminalions-Zachen!
Bonner Fahnenfabrik. Vonn.
5537) Eine vollſtaͤndige Specerei= Ein=
richtung
zu verkaufen. Holzſtraße Nr. 7.
5911
Prima vollſaſtigen
Schweizerkähe in beſter
Qualität, bei Abnalme
Lg.
mehrerer Pfunde 4k..,
im ganzeu Laib billiger,
mpflhſe
Lank BatOls,
obere Eliſabehenſtraße Nro. 6.

5695) Eine faſt neue Pelüſchegarnitur
ſieht zu verkaufen. Näheres Kiesſtraße 61.
Ee.
iſt auszugshalber
5910 Ein Flügel vug zu ver= 5926) Cchöne buchene Holzklöhchen das
kaufen. Neckarſtraße Nr. 19.
ſehr vollſtändiges Etui, verſchiedene einzelne In= zu 54 kr. per Ctr. bei
ſtrumente, als: eine Geburtszange, eine Hautſpritze,
ein Mitroſcop ꝛc., verſchiedene medieiniſche Werke, 6014 Von der Roſenhöhe
einzeln oder im Ganzen zu verkaufen. Näheres und Kumpfweiſe zu haben bei
Eck der Dieburger= u. Heinheimerſtraße. Cautz.)

gerollte Erbſen
der Lcualitat ſoeben ein-
getroffen
bei
Carl Mameh,
5915) obere Eliſabethenſtraße Nr. 6.
Wägelchen von 3 Ctr. zu 1fl. 54 kr. frei ans
5918) Ein ſaſt noch ganz neues chirurgiſches, Haus geliefert bei Abnahme von 5 bis 10 Ctr.
A. Schuchmann. Graſenſtraße Nr. I.
alles aus dem Nachlaſſe eines Kreisarztes, ſind täglich friſch gebrochene Zwetſchen Simmer=
Ch. Kröh, Waiſenpumpe 18.
6015) Soeben erſchien in der C. H. Möhn'ſchen Buchhandlung in Darmſtadt, große
Ochſengaſſe Nr. 21:
Der franzöſiſch=deutſche Krieg
1870.
Sein Entſtehen und ſein Verlauf mit Beifügung aller darauf bezüglichen Acteuſtücke
bearbeitet von
Fr. Rittweger.
Mit Pläuen und Sitnationsangaben.
In circa 12 Lieferungen 3 Bogen in 40. - Preis pr. Lieferung 3½ Sgr. oder 12 Kr. rhein.
Von der folgeſchweren Bedeutung den der franzöſiſch=deuiſche Krieg auch für die Ge=
ſtaltung
der Dinge im deutſchen Vaterlande hat, muß Ls ſicher für jeden Einzeluen, weß Standes er
auch ſein mag, nur willkommen ſein, eine zuſammengefaßte Darſtellung über die Entſtehung dieſes
Krieges, deſſen Entwickelung, Fortgang und Erfolg, ſowie genaue Berichte über die vorgekom=
menen
Kämpfe und Schlachtku zu erhalten, die in wahrheitsgetreuer, deu Ereiguiſſen folgender
ſachgemüßer Darſtellung, einen hiſtoriſchen Ueberblick bieten. Ein ſolches überſichtliches Werk
zu beſchaffen, war der Herausgeber dieſer Hefte bemüht, und hat überall die nothwendigen anthenti=
ſchen
Actenſtücke zum Abdruck gebracht, wie er auch bei den Feld= und Schlachtberichten ſteis die
officiellen Angaben zur Grundlage gewählt. Wir hoffen ſomit, da das Unternehmen auf authentiſcher
Baſis beruht, auf eine recht zahlreiche Unterſtützung, insbeſondere da die Wohlfeilheit des Ganzeu es
Jedermann zugänglich macht.-
6016) Reiſe Trauben ſind zu haben in
3969) Caſinoſtraße Nr. 13 iſt der dritte Stock
der Handelsgärtnerei von
zu vermiethen, bis Anfangs September zu beziehen.
4148) Frankfurterſtraße 32 ein Logis bel Etage,
K. Arheilger, Promenadenſtraße 29.
6017) Gute Zwetſchen. im Kumpf und 4 Zimmer mit Zugehör, den 1. Juli beziehbar.
4753) Schulſtraße Nr. 15 dritter Stock iſt
Simmer billigſt.
Hohler Weg Nr. 2.
ein wöblirtes Zimmer zu vermiethen.
6018) Weiden zu verkaufen.
4815) Langegaſſe 17 ein Logis im Vorderhaus

Schloßgartenſtraße 13.

6019) Von heute an werden fortwährend weiß=
gelbe
Kartoſſeln per Kumpf 10 kr., per Simmer
36 kr. bei R. Lantz vor dem Jägerthor verkauft.
6620) Pankratiusſtraße 19 ſind mehrere Bäume
Zwetſchen zu verkaufen.
Vermiethunnen.
2791) Lomiſeuplatz 4 ſind in der bel
Etage 5 Zimmer mit Küche zu vermiethen und
alsbald zu beziehen.
3784) In meinem Hauſe, Ernſt=Ludwigſtraße
Nr. 5, iſt ein großes Arbeits=Lokal, für ver=
ſchiedene
Geſchäfte ſich eignend, ſogleich zu ver=
miethen
.
M Korn.
Girir iirrnnrtinirrtrrrrim
4137) Frantfurterſtraße 32 bel Etage, H
beſtehend aus 9 Piecen, nebſt allem Zugehör,
H voin 1 Juli beziehbar.
be Dintar-Ttrrtinririritreirtrunlrnrr r.eiali
4494; Soderſtraße 33 iſt das Manjarde= Lo=
gis
zu vermiethen. Auskunft ertheilt Schloſſer=
meiſter
Ludwig, Karlsſtraße 8

bei
Herm. Schweffel.
4877) Steinſtraße 38 iſt der mittlere Stock,
beſtehend aus 6 Piccen nebſt allen Bequemlich=
keiten
zu vermiethen u. am 15. Oct. zu beziehen.
4983) Dieburgerſtraße Nr. 40 . der mitt=
lere
Stock zu vermiethen.
5076) In meinem Hauſe Steinſtraße A
iſt eine Wohnung mit allen Bequemlichkeiten an
eine ſtille Familie bis Ende October zu vermiethen,
auf Wunſch kann auch Garten=Antheil abgegeben
werden. Zu erfragen im Hinterbau.
Jean. Michael.
5077) Ernſt=Lutwigſtraße Nro. 5 iſt die bel
Etage, beſtehend aus 5 Zimmern, Küche und
Magdkammer, anderweitig zu vermiethen.
5080) Eine hübſche Manjarde=Wohnung
11 Stube, 2 Cabinelte. Küche ꝛc. ꝛc.) zu vermiethen.
Beziehbar am 1. October oder früher.
Teichhansſtraße Nr. 12.
5202) Ein freundliches Zimmer mit ſchöner
Ausſicht nebſt Cabinet und Küche ſogleich zu ver=
miethen
.
Hirſch=Apotheke.

[ ][  ][ ]

5244) Iu meinem nen exbauten Hauſe
in der Blumenſtraße iſt der 2. und 3. Stock,
jeder beſtehend in 5 Zimmern, Küche, abgeſchloſſe=
nem
Vorplatz, 2 Kammern, Keller, Holzſtall, Mit=
gebrauch
des Bleichplatzes und der Waſchküche, zu
vermiethen und bis Ende October beziehbar.
Guſtav Heß, Zimmermeiſter.
Nähere Auskunſt Mühlſtr. 25 im Hinterbau.
ſ5315) Ein anſtändig möblirtes Zimmer iſt zu
vermiethen und gleich zu beziehen. Beichſtraße
Nr. 13 zu erfragen eine Stiege hoch.
5542) Ein Zimmer mit Möbel nach der Straße
iſt Caſinoſtraße Nr. 28 zu vermiethen.
5699) Nro. u7 Rheinſtraße bei
G. G. Lange im 1. Stock ein ſchönes
Logis für ſtille Leute, beſtehend ans 3 Piecen,
Küche, Keller, Boden u. ſ. w., für 90 fl. jährlich.
5730) 6 Piecen, Küche ꝛc. November bezieh=
bar
, 3. Stock Schulſtraße Nr. 1.
Ferner untere Stock, 1 Laden mit Wohnung,
1. December.
5795) Ein Logis, 2 Zimmer, Küche, Boden=
kammer
zu vermiethen.
L. Daum.
Carlsſtraße Nr. 22.
5796) In meinem Neubau, Heidelbergerſtraße,
jenſeits des Chauſieehauſes, ſind 4 Logis, jedes
mit 3 Zimmern und Souterrainſtube mit Glas=
abſchluß
nebſt 2 ſehr geräumigen Manſardenlogis
zu vermiethen und von October an zu beziehen.
Herm. Schulz.
5816) Haus &am Wirthsgarten auf dem
Walle am Jägerthore zu vermiethen.
Neckarſtraße 15. oben.
5856) Obere Heinrichſtraße Nr. 19
die bel Etage mit Balkon, 6 Zimmer, Küche,
Eiuquartierungsſtube u. allen ſonſt. Bequemlichkeiten,
ſowie die Manſarde=Wohnung mit 4-6 Zim=
mern
zu vermiethen und kaun ſofort bezogen werden.
Auf Verlangen auch Garten.
5876) Ein Zimmer mit Cabinet, möblirt,
iſt zu vermiethen. Louiſenſtr 10 über 2 Stiegen.
5937) Ein freundliches Zimmer ohne Möbel
iſt Mühlſtraße Nr. 25 zu vermiethen.
5941) Ein Zimmer, möblirt, 2 Stiegen hoch,
Vorderhaus, Schützenſtraße Nr. 14.
5949) Ludwigsſtraße Nro. 14 iſt im erſten
Stock ein ſchönes moͤblirtes Zimmer zu vermiethen
und gleich zu beziehen.
5952) Wieſenſtraße Nr. 9 möblirtes Zimmer.
Ausſicht auf die Promenade.
5964) Ein kleines möblirtes Zimmer. Eck
der Schulſtraße 27.
5972) Eliſabethenſtraße Nr. 52 im zweiten
Stock iſt ein Logis beſtehend aus 3 großen und
einem kleinen Zimmer nebſt Küche und allem Zu=
behör
an eine ſtille Familie zu vermiethen.
6021) In der Schuſtergaſſe Nr. 13 2 Trep=
pen
hoch ein freundliches möblirtes Zimmer zu
vermiethen; daſelbſt auch zu erfragen.
6022) Soderſtraße Nr. 9 iſt die Manſarde
Anfangs October beziehbar. Daſelbſt der mit=
telſte
Stock bis Anfang December zu beziehen.
6023) Ein kleines Stübchen an eine einzelne
Perſon zu vermiethen. Hinkelgaſſe Nr. 12.
6024)
Promenadeſtraße 37
iſt der untere Stock zu vermiethen.

Veruiſchte Nachrichten.
S Mielſeitigen Wünſchen entſprechend, werde ich
2 in den nächſten Tagen einen Curſus
im Schueiden und Anmeſſen aller Damen
und Kinderkleider beginnen. Die Damen, welche
daran Theil zu nehmen wünſchen, wollen ſich
baldigſt melden. Lehrzeit 10-12 Tage. Preis

5 fl. nebſt den neueſten Muſtern.

H.

Henß,

chützenſtraße
Nr. 8.

38

145

=er Gartenbauverein zu Darmſtadt ladet ſeine Mitglieder, ſowie alle Gartenbeſitzer
8

Tfreundlichſt ein, ſich an einer Ausſtellung von abgeſchuittenen Blüthen von
Georginen und Aſtern zu betheiligen, welche im Gartenſaale des Darmſtädter Hofes am Mitt=

woch und Donnerſtag den 21. und 22. September ſtattfinden ſoll.
Es bleibt den Ausſtellern überlaſſen, ihre Collectionen in beliebiger Weiſe zu arrangiren, wir
bemerken aber, daß Käſtchen bei Herrn Juſtus Noack neben der Münze und flache Weidenkörbchen
bei allen Handelsgärtnern zu haben ſind. Die Collectionen müſſen längſtens Mittwoch den 21. bis
9 Uhr Morgens an das Comite im Darmſtädter Hof eingeliefert ſein.
Wir hoffen mit dieſer Ausſtellung dem geehrten Publikum ein neues, ſchönes und anregendes
Bild zu bieten. Den Erlös für den Eintritt, welchen wir auf 6 kr. ſetzen, werden wir den hier be=
ſtehenden
Hülfscomite's zuwenden.
Die Ausſtellung beginnt am 21. um 10 Uhr Vormittags und endet am 22. Abends.
Unterricht im Maßnehmen und Zuſchneiden
aller Lamen=, Kinderkleider und vantel.
Lehrzeit 12 Tage. Preis 5 fl.
Unterzeichnete erlaubt ſich hiermit die ergebene Anzeige, daß Montag den 26. September wieder
ein neuer Curſus beginnt, nach leichtfaßlicher Methode, neueſtem Schnitt, ſowie Uebergabe aller der
neueſten Muſter. Diejenigen Damen, welche noch Theil an dieſem Curſus nehmen wollen, bitte
gefälligſt, ſich dieſer Tage zu melden.
4
E. Becht Wtwe., Pädagogſtraße Nr. 2.
5877)
5979) Unterzeichnete beabſichtigt vom 1. October an, einen guten bürgerlichen Mittagstiſch zu
halten und wollen die geehrten Herrn, welche daran Theil zu nehmen wünſchen, es mir in meiner
Wohnung, Steinſtraße Nr. 9. im Hauſe des Herrn Kaufmann Bernhard gefälligſt anzeigen.
Thereſe Nan, Wittwe des Ob.=Domänen=Kanzliſt Nau.
5993) Den geehrten Damen hiermit zur Nachricht, daß ich nun Schützenſtraße 10 wohne
und mich im Fertigen von Damen= &am; Kinderkleidern, Mäuteln ꝛc. beſtens empfohlen
halte. Ebenſo übernehme alle Arten Arbeiten auf der Nähmaſchine und werde ſtets
bemüht ſein, Alles zur vollen Zufriedenheit der geehrten Auftraggeberinnen auszuführen.
Hochachtungsvoll
Auna Rothermel.

6026)

Local=Veränderung.

Mein Bettwaaren=Lager, Betten=Fabrik und Ansſtattungs=Geſchäft, ſeither
Neue Kräme Nr. 10, der Börſe gegenüber, habe ich in mein Haus Bleidenſtraße Nr. 10 zur
Etadt Copenhagen verlegt, und werde ich auch ferner eifrig bemüht bleiben, mir durch billige
feſte Preiſe und ſtrenge Reellität das ſeither genoſſene Vertrauen meiner werthen Abnehmer zu ver=
dienen
und zu bewahren.
Geovg Aaead, Frankfurt a. A.
Sorderungs=Anſprüche an Madame Loslie- 6627) Rohrstuhlſtechtoroi.
29 und Madame Vord aus England bitte
Neu und alt, wird angenommen in und außer
ich vor dem 1. October 1870 bei mir anzumelden.
Dr. von Wedekind, Hofgerichts=Advokat, dem Haus. Für prompte Befoͤrderung ſowie rcelle
Bedienung wird beſtens Sorge tragen
Caſinoſtraße Nr. 2.
Philipp Will & Suſanne Will,

Einqnartierung.
527⁄₈
geborne Renneis
wird angenommen bei H. Förſter, Schloßgraben
Wohnhaft gr. Ochſengaſſe 40 zwei Stiegen links.
Nr. 3 eine Stiege.

5832) Ein ſolides Mädchen, welches ſchon ge=
dient
hat, wird in einen bürgerlichen Haushalt
geſucht. Kleine Arheilgerſtraße 70.
Géxas ArnAiritiriraainri trArieiiaire.
Eriträttas
5429) Mein ſeitheriges Wohnhaus nebſt 4
Zimmerplatz, Holzſchoppen, Werkſtätte ꝛc.,
Eck der Gardiſten= und Schwanenſtraße 12,
H iſt wegen Geſchäfts=Verlegung zu vermiethen
Hoder unter günſtigen Bedingungen zu ver= H
H kaufen.
Guſtab Heß, Zimmermeiſter.
Eitriaiiiidich
sirrxiArziaai
Sin Mädchen, mit guten Zeuguiffen
S
68e verſehen, welches gut weiß nähen
S
= 40 fein waſchen und bügeln und auch
etwas ſchneidern kann, wird auf Mitte Octbr.
in Dienſt geſucht. Promenad= 43.
5986)
Aurzonee.
Carhsrzasie: Gaden). Einige geübte
Maſchinenſchloſſer, welche möglichſt im
Werkzeugmaſchinenbau erfahren ſein ſollten. finden
bei baldigem oder ſofortigem Eintritt und gegen
gute Bezahlung dauernde Beſchäftigung in der
Maſchinenfabrik von Gschwindt &a; Iimwermann.
5988) Strickerinnen finden danernde Be=
ſchäftigung
.
Gebrüber Damm.

6028) Eine Dame, welche längere Zeit in
Frankreich war, wünſcht franzöſiſchen Unterricht
zu ertheilen. Näheres bei der Expedition d. Bl.
5990) Einige Weißbindergeſellen ſucht
gegen guten Lohn Franz Kraus.
D
957acht eine Dame die eine Arbeit
2.
C Geſisazl der Kunſt=Anduſtrie erlernen
will, wodurch ſie 15 fl. per Woche erwirbt.
Oſferten unter C. S. Darmstadt franco
poste restante
6030) Beſſungen. Eit tüchtiger Arbeiter
findet dauernde Beſchäftigung bei
Georg Körner, Schreinermeiſter.
6031) Durch Frin Lilli Schulz für eine
aus Straßburg ausgewieſene Familie eingegangen:
Von Frln L. v. Bechtold 2 fl. Hru. Zimmer=
mann
, Pianoforte=Lager, 20 fl. Frau Parish
1 fl. 45 kr. Frar. Gottfried Schwab 1fl. Frln.
Johanna Schwab 1 fl. Hrn. Rentner Keßler 1 fl.
Hrn. Ferdinand Wittich 2 fl. Frau Ferdinand
Wittich Kleidungsſtücke. Frau Pauline Wenck
Kleidungsſtücke. Hru. Otto Wolfskehl 3 fl. Frau
v. Plönnies und Frlu. Schulz 3 fl. Hrn. Julius
Verdier 48 kr. Frau Auditeur Verdier 30 kr.
Ungenannt 54 kr. Summa 36 fl. 57 kr.

[ ][  ]

R3s

146
6032) Herr C. Gaulé zeigt uns an, daß
auf ſeinem Büreau, Eliſabethenſtraße Nr. 12, die
Verluſtliſten der Norddeutſchen Armeen ein=
ſchließlich
derjeuigen der heſſiſchen Diviſion zur
Einſicht für Jedermann unentgeldlich aufgelegt ſind.
6033) Tüchtige Sandformer
finden dauernd lohnende Arbeit bei
Löffler & Haas,
Maſchiuenjabrir u. Eiſengießerei.
Mannheim.

6034) Ein Frauenzimmer empfiehlt ſich Tag=
weiſe
im Weißzeugausbeſſern. Schützenſtr. 4. im Lad.
6035)
Verloren
wurde am 12. d. M. in der Reſtauration Stengel
oder an der Eiſenbahn ein goldnes Medail=
lon
mit ſchwarzer Emaille. Der Finder wird
gebeten es gegen eine Belohnung abzugeben Die=
burger
Straße Nr. 5. 1ter Stock.

6036) Eingeſandt) Die Frankfurter Zei=
tung
ſchreibt im redactionellen Theile:
In der Annoncen=Expedition von Rudolf
Moſſe, Zeil 45 hierſelbſt, ſind die amtlichen Ver=
luſt
=Liſten aufgelegt und kann Jedermann unent=
geldlich
davon Einſicht nehmen."
Eine derartige Liſte iſt durch das hieſige Poſt=
Amt zu beziehen und würde eine Nachahmung
dieſer pratiſchen Einrichtung in unſerer Stadt
dankbar anerkannt werden.

Dn Traum.
Erzählung nach dem Engliſchen.
(Fortjetzung)
E6 iſt nur ein Traum=, wiederholte er in leiſem Tone; aber, Gott,
wie ſchrecklich, wie fürchterlich deutlich! Er öffnete das Fenſter; über
ganze Erde lag in ihrer tiefſten Ruhe; die Sterne glänzten als himmliſche
Wächter im wolkenleeren Naum, und in dem reichen Gehölz, das rings die
Hügel bekleidete, bewegte ſich kein Blatt. Ein Thautropfen löste ſich von
dem Geißblatt das mit ſeinem verſchlungenen Gezweig ringsum das Fenſter
bekleidete, und Walton fühlte endlich ſein Gemüth beruhigt durch die la=
bende
Ruhe der Natur. Er ſchlief indeſſen weuig mehr, erhob ſich mit
Tagesanbruch und bemühte ſich, den Eindruck ſeines furchtbaren Traumes
gänzlich zu verwiſchen, doch vergebens. Nicht der Tag mit all ſeinen
Mühen und Freuden, nicht ſein eigenes heiteres Temperament reichte aus;
er zürnte mit ſich ſelber, daß ein bloßer Traum ihn alſo ängſiigen kömte,
und ſuchte ſein Gemüth mit Vernunftgründen zu beruhigen; doch umſonſt.
Die Bilder, die im Traum ſich ihm gezeigt, verfolgten ihn mit eigener
Hartnäckigkeit. Sein Weib, deren Neugierde natürlich erregt war, wies er
zurück und weigerte ſich, die Umſtände zu erzählen, die ihn alſo aufgeregt hätten.
Warum ſollte ich auch deine Seele mit Schreckbildern ängſtigen ?u
ſagte er; es würde dann mir ſelbſt nur um ſo ſchwerer fallen, ſie aus
der meinigen zu verbannen, und das möchte ich ſo ſchnell wie möglich.
Wir wollen kein Wort mehr darüber verlieren."
Eine Woche verging Walton war ſeinem Entſchluß treu geblieben,
und die Eindrücke jenes Traumes hatten ſchon von ihrer Stärke und Furcht=
barkeit
verloren, da wiederholte ſich ganz genau derſelbe Traum; die ein=
zelnen
Umſtände waren auch nicht um einen Punkt verſchieden; die ganze
Scene ſtand wieder mit der lebendigſten und auffallendſten Deutlichkeit ihm
vor Augen. Dießmal noch mehr aufgeregt, als das erſtemal, weigerte er
ſich nicht länger, ſeinem beſorgten Weibe die Einzelnheiten des Traumes
mitzutheilen und durch dieſe Mittheilung ſein Herz zu erleichtern.
Es iſt ſo merkwürdig, rief er, daß dieſer Traum ganz frei von
aller Verwirrung und Undeutlicheit iſt; jeder Gegenſtand und jeder Um=
ſtand
treten ſo deutlich und beſtimmt hervor, als wenn alles Wirklichkeit
und nicht Täuſchung wäre! Mir träumte, ich ging in einer hellen, ſchö=
nen
, ruhigen Nacht durch einen zu beiden Seiken von grünem Geheeg ein=
gefaßten
Feldweg einige Meilen von Aſhgrove; der Mond ſchien hell und
ich gelangte an eine Stelle, wo der Weg in einen großen Fahrweg einbog.
Eine große Eiche breitete ihre lnotigen Aeſte über den Raſen, und in einer
kleinen Entfernung floß ein klarer Bach, über welchen eine einfache Planke
ſtatt einer Brücke gelegt war; eine alte graue Eſche, halb ihrer Aeſte be=
raubt
, hing darüber. Als ich ſo ſtand und mich an den im klaren Bache
ſich glonzvoll abſpiegelnden Mondesſtrahlen erfreute, ſah ich zwei Geſtalten
aus dem Theile des Pfades langſam und ſchweigend hervortreten, der im
Schatten lag. Die eine trug das Kleid eines Matroſen, ſchön ſäuberlich,
wie wenn es ſein Sonntagsſtaat wäre; die andere war bedeutend größer,
bekleidet mit einem Fuhrmannsrock und mit dicken Schuhen, wie ein eben
von der Arbeit kommender Ackersmann. Obgleich ich keinen Ton hörte,
ſchienen doch ihre Bewegungen ſehr lebhaft, und von Seiten des Ackermanns
wenigſtens heftig. Die Miene des Matroſen ſpielte in einem ſchlauen
Lächeln. Beide blieben einen Augenblick uneer der Eiche ſtehen; die Be=
wegungen
des Ackermauns wurden immer heftiger und heftiger bis zu einem
Schauder erregenden Grade. Zuletzt ergriff er mit einem Mal den Ma=
troſen
, warf ihn zu Boden, packte ihn mit furchtbarer Gewalt bei der
Gurgel und nach wenigen Minuten eines verzweifelten Widerſtandes lag
der unglückliche Mann als Leichnam zu ſeinen Füßen. Mir wars, als
hätte ich weder Gewalt mich zu bewegen, noch zu ſprechen; meine Füße
waren wie am Boden gewurzelt, während der Mörder bewegungslos da=
ſtand
und ſchweigend auf ſeine ſurchtbare That und die ſtarre Geſtalt

Dieſer drehte ſich gegen mich hin, jeder Zug ſeines Geſichts und ſeiner
Geſtalt trug das Gepräge der kalten ſcharfen Form einer Bildſäule. Der
Mörder war John Cümmingi
Wie ſonderbar ſc. rief Frau Walton, mit leiſe bebender Stimme,
wie fürchterlich ip=
Mehrere Minuten verfloſſen und noch war kein weiteres Wort ge=
die
ſchlummernde Natir hatte ſich eine herrliche Juninacht ausgebreitet, die prochen, wahrend Walton in einem Zuſtand der heftigſten Aufregung im
Zimmer auf und ab ging.
Er iſt ſo treu, in jeder Beziehung ſo vortrefilich zu fuhr er fort,
indem er dem Gang ſeiner Gedanken folgte. Ein Schatten von Verdacht
ſchon ſcheint mir die grauſamſte Ungerechtigkeit und doch aber es iſt
ja nur ein Traum, das eitle Gebilde meiner eigenen Phantaſie.
John ging in dieſem Augenblick am Fenſter vorüber mit dem älteſten
Knaben auf der Schulter, und ſeine gutgemeinten derben Töne miſchten ſich
mit dem Jubel des Kindes. Ein leiſer Schauder durchbebte Walton bei
dieſem Anblick; er eilte ſchnell hinaus und riß das Kind von ihm und
drückte es mit der heftigſten Liebe an ſein Herz, als wenn er es von einer
großen Gefahr befreit hätte.
Es iſt ſchändlich-
es
iſt grauſam=, rief er aus, ſelbſt nur einen
Augenblick jolche Gedanken zu hegen. Er bedeckte ſein Geſicht einen Mo=
ment
mit beiden Händen; dann ſprang er auf, ergriff ſeinen Hut, um
durch einen tüchtigen Gang die Düſterkeit zu vertreiben, die ſeine Seele zu
umhüllen drohte.
In Gedanken vertieſt ging er immer weiter, bis er ſich in einer
ziemlichen Entfernung von Aſhgrove befand, und nachdem er einige Sekunden
lang die Gegend überſchaut hatte, ſchlug er einen wenig begangenen Seiten=
weg
ein, der ihn, wie er glaubte, in künzerer Zeit nach Hauſe führen würde.
Die Sonne war ihrem Untergang nahe, als Walton in dieſen Seiten=
weg
einbog, ſo daß der größere Theil deſſelben in Schatten lag, und nur
zuweilen ließen einzelne Lücken in der Einzäunung wenige Strahlen des
ſcheidenden Geſtirnes durchfallen. Er fand den Weg länger und ſich mehr
krümmend, als er gedacht hatte, und ſing ſchon an zu bedauern, daß er
einen ſolchen Pfad gewählt, als auf eimnal jegliches andere Gefühl in dem
des Schreckens und der Ueberraſchung unterging. Er ſtand grade auf der=
ſelbeu
Stelle, von der er geträumt! Hier war der Bach - die aus
einer einzelnen Planke gebildeten Brücke - die alte verwitterte Eſche.
Walton lehute ſich an den Baum, um ſich zu ſtützen, und ſchloß ſeine
Augen, als wenn er fürchtete, die ſchreckliche Viſion möchte ſich jetzt in der
Wirklichkeit vor ſeinen Blicken zeigen, wie er ſie im Traum geſehen; allein
alles ringsum war ruhig und ſtill. Das ferne Gebrüll der Kühe, das
Klingeln der Schafglocke und der entzückende Gejang der Nachtigall allein
unterbrachen die tiefe Ruhe des Abends.
Walton, immer noch an dem Baumne angelehnt, ſtammelte ein inniges
Gebet um Stärke und Faſſung. So frei er ſonſt von jeglichem Aberglauben
war, begann er doch zu fürchten, ſolch ein Zuſammentreffen könne nicht
bloße Wirkung des Zufalls ſein, und während ſein Körper vor innerer
Aufregung erbebte und zitterte, betete er um Erleuchtung, daß er weder
einer vermeſſenen Sorgloſigkeit, noch einer zerſtörenden Angſt zum Opfer
werde.
Etwas erleichtert, obgleich noch immer ſchmerzlich erregt, warf er einen
zweiten forſchenden Blick auf die ganze Umgebung, und ſchaudernd über
ihre fürchterliche Aehnbichkeit mit der von ihm im Traum geſehenen, jetzte
er eilig ſeinen Weg fort.
Die Schatten des Dämmerlichts dunkelten immer mehr und mehr um
ihn her, und ſein aufgeregtes Gemüth ließ ihn zu keinem beſtimmten Ent=
ſchluß
konnnen; indeſſen ſühlte er ein ſtarkes Verlangen, jenen Ort, wo
der Leichuam ſo geheimnißvoll verſchwunden war, zu unterſuchen. Aber
dies konnte mit der doch ſo wünſchenswerthen Schnelligkeit und Heimlichkeit
nicht ohne Beiſtand geſchehen, und weſſen Beiſtand ſollte er aͤnſprechen?
Er bebte vor dem Reſultat der Nachſuchung. Wenn er nun beſtätigende
Beweiſe jand, was ſollte er thun? Der Fall war gewiß eigenthümlich.
Würe es nicht vielleicht beſſer, die drückende Laſt eines ſolchen Geheimniſſes
zu ertragen, als durch ſeine Enthüllung einen Mann von unbeſcholtenem
Charakter und tadelloſem Leben, ſeinen eigenen alten treuen erprobten Diener,
der ſo viele Jahre mit der anfopferndſten Thätigkeit ſeine Intereſſen ge=
wahrt
, der ihm einſt das Leben gerettet, eines Mordes zu bezüchtigen?
Jartetzung folat)-
Witirts'ſche Pufonsäbrnatres