Darmstädter Tagblatt 1870


06. September 1870

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Beilage
zum
Darmſtädter
Frag= und Anzeige=Blatt.
4 36.
Dienſtag den 6. September,
1870
Das Frag= und Anzeigehlatt, die Bellage herzü, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wochenlich; Erſters Samſtag, die Belage
Lienſtags und Lezieres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswaͤrts lann man bei allen Poſſämtern abonniren. In Darmſtadt bei
La. Erdilon. einsrate ur. D3ner. D.

B e k a n n t m a ch u n g.
Den Zweck und die richtige Benutzung des Auskunſts=Büreaus des Hülfsvereins dahier betr.
Die von dem Vorſtand des Hulfsvereins unter m 27. v. Mts. erlaſſene Bekanntnachung bringen wir nachſtehend zur Kenntnißnahme der Ange=
hörigen
des Kreiſes Darmſtadt.
Darmſtadt, am 1. September 1870.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Willich.
Bekanntmachung über den Zweck und die richtige Benutzung des Auskunfts=Büreaus des Hülfsvereins.
Der in Folge der jüngſten kriegeriſchen Ereigniſſe übermäßig geſteigerte Andrang des Publikums beruht zum großen Theil auf der irrthümlichen
Vorausſetzung, daß das Auskunfts=Büreau im Stande ſei, über das Befinden und den Aufenthaltsort jedes einzelnen im Felde ſtehenden Soldaten der
heſſiſchen (25.) Diviſion Auskunft zu geben. Zur Aufklärung dieſes Mißverſtändniſſes machen wir deßhalb wiederholt bekannt, daß das Büreau vorerſt
nur im Stande iſt, über die innerhals des Großherzogthums in Lazarethen verpflegt werdenden Verwundeten oder Erkraulten Auskunft zu geben,
daß ihm aber zur Zeit die Möglichkeit abgeht, über die außerhalb des Landes verpflegt werdenden Verwundeten, ſowie über die Namen der Gebliebenen
eine Mittheilung zu machen. In beiden letzteren Beziehungen ſind Schritte geſchehen, um dem Büreau möglichſt vollſtändige Liſten über ſämmtliche
Gefallenen und Verwundeten der heſſiſchen Diviſion zu verſchaffen, und die Veröffentlichung derſelben wird alsbald nach deren Eintreffen erfolgen.
Das Verzeichniß der bis jetzt bei dem Büreau angemeldeten Verwundeten oder Erkrankten der heſiſchen Diviſion wird von heute an wöchentlich in dem
als Beilage der Darmſtädter Zeitung erſcheinenden Notizblatt des Vereins veröffentlicht werden.
Wir hoffen, daß durch dieſe Auordnungen zahlreiche Anfragen, welche die Wirkſamkeit des Büreaus ſeither empfindlich geſtört haben, unnöthig
werden und wiederholen bei dieſer Gelegenheit, daß nicht ſchon dann, wenn Angehörige über das Befinden eines Soldaten in Ungewißheit ſind, oder die
Correſpondenz unterbrochen iſt, ſondern erſt dann gerechter Anlaß zu einer Aufrage gegeben iſt, wenn zuverläſſige Nachrichten oder Mittheilungen
Dritter darüber vorliegen, daß der Betreffende verwundet oder erkrankt ſei.
Ueberdieß wird regelmäßig jeder in eine Pflege=Anſtalt aufgenommene Verwundete bei ſeiner Ankunft veranlaßt, ſeinen Angehörigen briefliche Mit=
theilung
zu machen, und, wo dies nicht ausführbar iſt, da wird die briefliche Benachrichtigung durch den Vorſtand des Lagareths vermittelt.
Wir hoffen, daß die Angehörigen von Soldaten, ungeachtet mancher berechtigten Aufregung, dennoch in richtigem Verſtändniß der Sache und der
ſchwierigen Geſchäfte unſeres Büreaus das nöthige Maß in ihren Anfragen halten werden Die für das Büreau beſtimmten Anfraͤgen müſſen wir uns
indeſſen frankirt erbitten, und es empfiehlt ſich, zur Vermeidung erhöhten Porto's, den ſchriftlichen Anfragen Briefmarken beizulegen.
Im Anſchluß an die ergangene Bekanntmachung des Großherzoglichen Kreisamts Darmſtadt vom 17.d. Mts. wiederholen wir ſodann die dringende
Aufforderung an alle Privateu, welche Verwundete oder Kranke in Privatpflege genommen haben oder nehmen werden, hiervon ungeſäumt dem Aus=
kunfts
=Bürcau - in auswärtigen Kreiſen dem einſchlagenden Vorſtand des Hülfsvereins Anzeige zu machen.
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1870.
Der Vorſtand des Hülfsvereins im Großherzogthum Heſſen für die Krankenpflege und Unterſtützung der Soldaten im Felde.
A. Weber.

Verſteigerungs=Anzeige.
Mittwoch den 7. September Vormittags 9 Uhr
werden im Hauſe des Herrn Hof=Speuglermeiſter Herling am Mathildenplatz nachverzeich=
nete
, ſehr wenig gebrauchte Mobilien, beſtehend in: 1 Canapee, 6 Stühlen, 2 Seſſel in
Pelüſche und Mahagonibolz,. 1 Cauſeuſe, 1 großer Goldſpiegel mit Trümeaux. 1 Spiegel
in Mahagoni und Conſolſchrank, 1 Spiegelſchrank, 1 Büffet mit Aufſatz und
Marmorplatte, 1 Ausziehriſch, Wiener Rohrſtühle, ovale Tiſche, 4 vollſtändige Herrſchafts=
Betten mit Mahagoni=Bettſtellen, 2 Dienerſchaftsbetten mit eiſernen Bettſtellen, wollene
und weiße Vorhänse, 1 antiker zweithüriger Kleiderſchrank, einthürige tannene Kleider=
ſchränke
, 4 Oelgemälde, 1 Küchenſchrauk mit Glasaufſatz, 2 antike Kommode, 1 Eisſchrank,
Porzellan und Glaswerk, Küchengeräthe und ſonſtiger Hausrath gegen baare Zahlung
öffentlich verſteigt.
5593)
M. Neuſtadt, Helanate.
Grummetgras=Verſleigerung.
Gras=Verſteigerung

Donnerſtag den 8. d. Mts. Nachmittags 2 Uhr
wird in der Großherzoglichen Hofgärtnerei Ma=
thildenhöhe
die Grummet=Erndte loosweiſe ver=
ſteigert
.
Darmſtadt, den 5. September 1870.
Großherzogliche Hofgärtnerei Mathildenhöhe.
5690)
Göbel.

im Großherzoglichen Akaziengarten Donnerſtag
den 8. d. Mts. Nachmittags 5 Uhr.
Beſſungen, den 5. September 1870.
Großherzogliche Hofgärtnerei Beſſungen II.
5691)
Noack II.

5692)
Holz=Verſteigerung
im Arheilger Pfarrwald.
Donnerſtag den 8. September Vormittags 9 Uhr
ſollen nachverzeichnete Holzſortimente in dem Pfarr=
walde
zu Arheilgen, Diſtrict Täubcheshöhle und
Leonhardstanne verſteigt werden:
Kiefern=
Scheidholz. Prügelholz. Stockholz. Wellen.
24 Stecken. 23 Steck. 11½ Steck. 300
Die Zuſammenkunft iſt auf dem Sensfelder
Weg zunächſt der Hammelstrift. Das in der
Leonhardstanne befindliche Holz wird in der Täub=
cheshöhle
mitverſteigt. Wer ſolches einzuſehen
wünſcht, hat ſich an den Forſtwart Schmitt da=
hier
zu wenden.
Arheilgen, am H. September 1870.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Arheilgen.
Benz.
Feilgebotenes.
5294) Fahnen! Alluminatlions=Zachen
Bonner Fahnenfabril. Bonn.
5440) Gebrochene und gefallene Sommer=
Karthäuſer, ſowie Falläpfel ſind zu haben
bei Chriſtian Kröh Wtwe., Waiſenpumpe 18.
35

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136

A 36

5693) Bei Arnold Bergsträsser C. P. Diehl'ſche Buchhandlung) iſt vorräthig:
Perthes, Plan von Hetz und Umgebung. Maßſtab 1.50000. 12 kr.
Perthes, Harte vom Rhein bis Paris. 1: 700600. 54 kr.
Ritter's Harte vom Hriegsschauplatz 36 kr.
Reymann's Sectionsharten.
Witzlobens Hriegsharten.

5585)
Planellheuden, Unterjacken, Uuter=
hoſen
und Leibbinden empfehle in großer
Auswahl zu den billigſten Preiſen; ebenſo gute
8
baumwollene Herrenhemden zu
Le,
fl.,
9 fl. per½Dtzd. und höher, welche ſich beſonders
zu Lazareth=Hemden eignen.
Ma
Eis0 UehbOtH Hof=Aeferantin.
5564) 2 eiſerne Kaminthüren, ein Doppel=
5697) Eine Sendung Bruch=Chocolade
feuſter, 4. 7½u hoch, 9' 2½ breit werden billig ) in ſehr guter Qualität iſt eingetroffen bei
abgegeben. Näheres im Verlag.
Bch. Georgl.

5537) Eine vollſtaͤndige Specerei= Ein=
richtung
zu verkaufen. Holzſtraße Nr. 7.
H.
Neue holländ. Voll=

Häringe (Kronbrand)
ſoeben eingetroffen bei
Carl Hayeht,
obere Eliſabethenſtraße 6.

4 Perroſeum ) r. per Shohhen.
1)
Capern, Sardellen, neue holl. Voll== und
F marinirte Häringe.
4 Beſſunger Carlsſtraße.
F 5599)
A. Weinmann.

44.

Prima neue Grunekern
empfiehlt billigſt
NAhEIm Hamehz.
Ballonplatz 5.
5607)
5608) Frühobſt, Sommerkarthäuſer,
auch Falläpfel ſind zu haben.
F. P. Pitthau.
Carlshof.
5613) Ein Wohnhaus mit Fabrilgebäude
12 Pferdige Dampfmaſchine, eine Schleiferei in
gutem Zuſtande, 2 Hobelbäuke, 2 Drehbänke mit
Support für Eiſen und Holz unter billigen Be=
dingungen
zu verkaufen. Arheilgerſtraße 59.
5614) Neue Linſen (ohne Mücken)
das Mäschen zu 4 kr.
To=
Enannel zuld, am Markt.
5694)
Ruhr=Kohlen.
Ich empfehle hiermit aus dem Schiffe bis
pr. Ctr.
zum 13. dieſes:
Fettſchrot OOfenbrand) beſter Torte ab hier 36 kr.
Schmiedegries
38 kr.
48 kr.
Fette Stückkohlen
Gernsheim, den 3. September 1870.
Auz. Laufer,
vorm. Joh. Nack.
5695) Eine faſt neue Pelüſchegarnitur
ſteht zu verkaufen. Näheres Kiesſtraße 61.
5696) Reife Reineclauden u. Beſtebirnen
J. Kiſſel, untere Schützenſtraße.
bei

5698) Ein gebrauchtes Clavier billig zu

verkaufen.

Markt 5, erſte Etage.

Vermiethungen.
2791) Louiſenplatz 4 ſind in der bel
Etage 5 Zimmer mit Küche zu vermiethen und
alsbald zu beziehen.
E3784) In meinem Hauſe, Ernſt=Ludwigſtraße
Nr. 5, iſt ein großes Arbeits=Lokal, für ver=
ſchiedene
Geſchäfte ſich eignend, ſogleich zu ver=
miethen
.
W. Korn.
3969) Caſinoſtraße Nr. 13 iſt der dritte Stock
zu vermiethen, bis Anfangs September zu beziehen.
WiuaiAAAitriaurirxAaiuah
4127) Frankfurterſtraße 32 bel Etage,
beſtehend aus 9 Piecen, nebſt allem Zugehör,
vom 1. Juli beziehbar.
AAui
ArznuiAa
2
4148) Frankfurterſtraße 32 ein Logis bel Etage,
4 Zimmer mit Zugehör, den 1. Juli beziehbar.
4494) Soderſtraße 33 iſt das Manſarde= Lo=
gis
zu vermiethen. Auskunft ertheilt Schloſſer=
meiſter
Ludwig, Karlsſtraße 8.
4753) Schulſtraße Nr. 15 dritter Stock iſt
ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
4875) Langegaſſe 17 ein Logis im Vorderhaus
bei
Herm. Schweffel.
4877) Steinſtraße 36 iſt der mittlere Stock,
beſtehend aus 6 Piecen nebſt allen Bequemlich=
keiten
zu vermiethen u. am 15. Oct. zu beziehen.
4983) Dieburgerſtraße Nr. 40 iſt der mitt=
lere
Stock zu vermiethen.
5076) In meinem Hauſe Steinſtraße 21
iſt eine Wohnung mit allen Bequemlichkeiten an
eine ſtille Familie bis Ende October zu vermiethen,
auf Wuuſch kann auch Garten=Antheil abgegeben
werden. Zu erfragen im Hinterbau.
Jean Michael.
5080) Eine hübſche Manſarde=Wohuung
Stube, 2 Cabinette, Küche ꝛc. ꝛc.) zu vermiethen.
Veziehbar am 1. October oder früher.
Teichhausſtraße Nr. 12.

5077) Ernſt=Ludwigſtraße Nro. 5 iſt die bel
Etage, beſtehend aus 5 Zimmern, Küche und
Magdkammer, anderweitig zu vermiethen.
5100) In dem neu erbauten Hauſe
obere Heinrichſtraße (gegenüber Hrn. Hof=
weißbinder
Voigt):
eine Parterre=Wohnung mit 6 Zimmern, Ein=
quartierſtube
, Küche und ſonſtigen Bequemlich=
keiten
ſofort;
die bel Etage mit Balkon, 6 Zimmer, Einquar=
tierſtube
, Küche ꝛc., per 1. September,
u. Manſarde mit 4-6 Zimmern per 15. Sept
zu vermiethen. Auf Verlangen kann auch Garten
dazu gegeben werden.
5202) Ein freundliches Zimmer mit ſchöner
Ausſicht nebſt Cabinet und Küche ſogleich zu ver=
miethen
.
Hirſch=Apotheke.
5244) In meinem neu erbauten Hauſe
in der Blumenſtraße iſt der 2. und 3. Stock,
jeder beſtehend in 5 Zimmern, Küche, abgeſchloſſe=
nem
Vorplatz, 2 Kammern, Keller, Holzſtall, Mit=
gebrauch
des Bleichplatzes und der Waſchküche, zu
vermiethen und bis Ende October beziehbar.
Guſtav Heß, Zimmermeiſter.
Nähere Auskunſt Mühlſtr. 25 im Hinterbau.
5375) Ein anſtändig möblirtes Zimmer iſt zu
vermiethen und gleich zu beziehen. Bleichſtraße
Nr. 13 zu erfragen eine Stiege hoch.
5542) Ein Zimmer mit Möbel nach der Straße
iſt Caſinoſtraße Nr. 28 zu vermiethen.
5570) Bleichſtraße 17 ein möblirtes Zimmer
parterre vom 1. Seplember zu beziehen.
5571) Ein Logis, beſtehend aus 4 oder auch
aus 5 Zimmern, und ein Logis, beſtehend aus
3 Zimmern, iſt mit allen Begremlichkeiten in der
großen Ochiengaſie Nr. 4 zu vermiethen und ſo=
gleich
zu beziehen. Nähere Auskunft ertheilt
Herr Auguſt Wiener, Schulſtraße Nr. 6.
5640) Weinbergſtraße 23 ebener Erde iſt ein
Stübchen zu vermiethen.
5641) Pankratiusſtraße Nr. 48 ein Logis
von zwei Stuben, Küche mit Zugehör gleich zu
beziehen.
5648) Ein kleines Logis, gleich beziehbar, zu
vermiethen.
Obergaſſe Nr. 30.
5699) Nro. 47 Rheinſtraße bei
G. L. Lauige im 4. Stock ein ſchönes
Logis für ſtille Leute, beſtehend ans 3 Piecen,
Küche, Keller, Boden u. ſ. w., für 90 fl. jährlich.
5700) 2 Logis zu vermiethen und ſogleich zu
beziehen bei K. Stumpf, untere Hügelſtr. 73.
5701) Ein Logis bis October beziehbar.
Kiesſtraße 99.
5702) Nro. 19 Rheinſtraße bei
G. G. Lainge im 4. Stock ein ſcönes
Logis von 5 heizbaren Piecen, Küche, Keller, Vo=
den
u. ſ. w., für 170 fl. jährlich.
Vermiſchte Nachrichten.
(orrespondance mereantile.
G
EBr. Mlunher, Steinstr. 3.
2.
3999) Ein braver Junge lann in die Lehre
treten bei
Karl Bernet, Hofſchloſſer.
4333) Einen Lehrling ſucht gegen Lohn
C. Franz. Tapeier.

5655) Die angezeigte Pflanzen=Verlooſung zum Beſten des Hülfsvereins und
der Familien im Felde ſtehender Soldaten findet Donnerſtag den 8. September
Vormittags 9 Uhr im Garten des Darmſtädter Hofes ſtatt.
Die Pflanzen ſind 2 Tage vorher, von Dienſtag den 6. September an, ebendaſelbſt aufgeſtellt
und werden Looſe 6 kr. auch dort noch abgegeben.
5658)
Geſchäfts=Verlegung.
Wohnung und Geſchäft befindet ſich nunmehr in meinem neu erkauften Hauſe, Zenghaus=
ſtraße
Nr. 3. Mein ſeitheriges Wohnhaus nebſt großem Hofraum bin ich Willens zu verkaufen.
Jonas Meyer, Holzhandlung.

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R36

Hülfsverein für im Feld verwundete und erkrankte
Soldaten im Großherzogthum Heſſen.
5703)
XXVII. Liſte der geſammelten Geldbeiträge
(vom 29- 31. Auguſt 1870).
Von der Expedition der Heſſ. Voltsblätter 38 fl. 12. Ertrag einer Verlooſung
eranſtaltet durch Frl. Sophie Keller, die Frauen Marie Weber, Kath. Riedlinger u.
Johanna Thomas 200 fl. Erhaltene Geſchenke bei Ueberbringung der Gewinnſte 1fl.
12 kr. Ungenannt 1 fl. 10. Frau Hauptm. Scherff 5 fl. Frau Betty Trier 3 fl.
Frau Kriegsrath Eberhardt 3 fl. 30. Fr. Bopp 5 fl. A. Bopp in Wien 25 fl.
Langnes 1 fl. Chriſtine Helfmann 30 kr. G. S. B. 30 kr. Heib 1 fl. A. Malzy
6 fl. Michael Heberer zu Dietzenbach 5 fl. Reviſor Frenz 2 fl. G. Braun 25 fl.
Ph. Bierbauer 5 fl. Ertrag einer Theatervorſtellung veranſtaltet durch L. Gohr.
A. Welſch, L. Klier, L. Mutſchler, Soph. Rummel, E. Hüter, A. Preitwieſer, Käthi
Schmehl, M. Müller, Johanna Wiener, B Hachenburger u. Aug. Scheid 41 fl. 12.
Ludwigs= u. Mathilden=Stiftung des Bezirks Ortenberg 1000 fl. Spaar= u. Leihkaſſe

137

zu Grüͤnberg 1000 fl. Von dem Zweigverein in Ortenberg: (Caſſebeſtand u. weitere
Einnahme 520 fl. 32 kr., aus Bleichenbach 20 fl., aus Hirzenhain 25 fl., aus Uſen=
born
2 fl. 52.) es wurden hiervon baar eingeliefert 560 fl. Von der Gem. Affolter=
bach
150 fl. Sammlung bei der Generalverſammlung der Sparkaſſe zu Breuberg 31 fl.
20 kr. Ertrag einer Verlooſung, veranſtaltet durch die beiden Fräul. Rau 5 fl. 18.
Theodor Münch in Wien 50 fl. Ungenannt 7 fl. Dr. Jul. Levita aus Paris erſte
Gabe 1100 Franes) 47 fl. 30 kr. Pfarrer Kraus von Bauſchheim 1 fl. Ungenannt
durch Hrn. Brill 1 fl. Frau Oberſtabdarzt Dr. Göring 5 fl. 15. Frau v. Eckenſtein
6 fl. D. G. 4 fl. Frau Oberlt. Künſtler (2te Gabe) 2 fl. Frl. A. v. Preuſchen
5 fl. Adv. Hofmann . (weiterer Beitragl 3 fl. 30. Von der Expedition der Main=
zeitung
16 fl. 45. Adv. Volhard (weiterer Beitrag) 30 fl. Von der Expedition der
Mainzeitung weiter 34 fl. 40 kr. Major Scriba (Umlagenerlaß) 2 fl. 21. Canzliſt
Grebe 1 fl. 45. Die auf Seite 3 der Darmſtädler Zeitung vom 30. Auguſt erwähnten
10 fl. Gemeinde Wembach u. Hahn 40 fl. Frl. Käthchen Hechler 22 fl. 57. Förſter
Irler v. Beſſunger Forſthaus 1 fl Rentner Wilh. Wetzel 2 fl. Zuſammen 3409 fl.
37 kr. - Hierzu Liſte 1- 27 mit 65.232 fl. 44 kr. Ergiebt im Ganzen 68642 fl. 21 kr.

5660)

4
1)
14)
Nicht zu überſehen.

Unterzeichneter bringt ſein Herrukleiderreinigungs=Geſchäft in Sommer= Herbſt=
und Winterkleidungsſtücken in gefällige Erinnerung, jowie ſeine Glace=Handſchuh=
Waſcherei nach der neueſten Methode (geruchlos) in allen Farben.
Preiſe der Herrnkleidungsſtücke, welche ganz gereinigt und gebügelt werden müſſen:

Weſte
Ein Paar Glac=Handichuhe 6 kr.

12 kr.

Einen Ueberzieher oder Paletot 48 kr.
36 kr.
Rock
Hoſe
24 kr.

Georg Ludwig Nungeſſer, Ballonplatz Nr. 2.
5704)
Alle Aikeur Laſeider-Shuße luns Sttafel

Auf Beſtellung komme ich
jederzeit in's Haus.

kauft zum höchſten Preis
Priedrich Bauer,

Langegaſſe
Nr. 49.

5574) Stroh
gut geflochten bei

u. Nohrſtühle werden billig und
G. Glock, Stuhlfabrikant,
Heinheimer Straße Nr. 3.

5499) Mein ſeitheriges Wohnhans nor.
Zimmerplatz, Holzſchoppen, Werkſtätte ꝛc.
Eck der Gardiſten= und Schwauenſtraße 12,
iſt wegen Geſchäfts=Verlegung zu vermiethen
oder unter günſtigen Bedingungen zu ver=
kaufen
. Guſtao Heß, Zimmermeiſter.

51
Hine Halnburger Kindergärtnerin wünſcht
C zum 1. October bei Kindern von 4 bis
6 Jahren eine Stelle.
Räheres zu erfragen Steinſtraße Nr. 37.

5277) Einquartierung
wird angenommen bei H. Förſter, Schloßgraben
Nr. 3 eine Stiege.
5676) Ein gewandter Kelner wird geſucht.
Louis Heß.
5682) Wir juchen einen fleißigen und träf=
tigen
Mann für das Magazin.
Gebr. Trier, Marktplatz.
5707) 244 Man ſucht ſogleich in einem
Prinathauſe ein ſchönes gut möblirtes Zimmer
mit oder ohne Schlaf=Cabinet für einen gebildeten
ſoliden Herrn. Offerten mit Preis=Angabe unter
E. W. 30 abzugeben bei der Exp.

Wohuungs=Veränderung.
Ich bringe zur öffentlichen Anzeige, daß ich
nicht mehr bei G. G. Lange, Rheinſtraße ſon=
dern
in meinem erkauften Hauſe, untere Hügel=
ſtraße
Nr. 73, wohne. Zugleich bringe ich
meinen Trausport von Gütern aller Art von und
nach den Eiſenbahnhöfen in gefällige Erinnerung.
Karl Stumpf, Fuhrmann.
3
5705) Geſucht wird auf Michaeli ein braves
Mädchen für Küche und Hausarbeit in einen
kleinen Haushalt. Eliſabethenſtr. 45, 1 Treppe hoch.
5703) Ein Commis findet Stelle. Offerten
werden ſchriftlich erbeten.
Darmſtadt.
Gebrüder Sander.
5709) Ein Mädchen für Hausarbeit und Bei=
hülfe
in der Küche wird geſucht und kann ſich
unter Beibringung guter Zeugniſſe melden:
Heinrichſtraße Nr. 7.
G.
(Wamſtag Abend wurde in der Rheinſtraße
Se in der Nähe der Grafenſtraße ein
Regenſchirm verloren. Der redliche Finder
wird gebeten, ihn Ernſt=Ludwigſtraße Nro. 18
gleicher Erde abzugeben.
5711) Ein Muſter für eine Stickerei wurde
von der Rheinſtraße zur kath. Kirche verloren.
Man bittet daſſelbe im Hofmann'ſchen Inſtitut
abzugeben.

Drei Kreuze.
Aus den Erinnerungen eines alten Juriſten.


Schluß.)
Das Suchen begann ſogleich. Die Papiere fanden ſich jedoch nicht.
Während deſſen verſäumte der Baron nicht, ſeine Entdeckung dem Advokaten
zu melden und immerhin die Klage, auf dieſelbe geſtützt, anhängig zu machen.
Er verwies dabei auf die Durchſicht ihrer Hinterlaſſenſchaft, wo jedenfalls
Beweiſe für ihre Schreibfertigkeit aufzufinden ſein möchten, ſowie auf das
Zeugniß ihrer vormaligen Geſellſchaftsdame, des Fräuleins Agathe von
Schellhorn, die von ſeiner Tante erzogen ſei und Auskunft über dieſen

Umſtand geben könne.
Er gewann nichts weiter durch dies Verfahren als Aufſchub. Denn
in den Papieren des Fräuleins Libuſſa fand ſich nicht ein Buchſtabe von
ihr vor, wohl aber das ominöſe Handzeichen in Menge, und alles Uebrige
von der Hand des Geſellſchaftsfräuleins geſchrieben. Dieſe war aber als
Zeugin uicht zu vernehmen, weil ſie ſich ſogleich nach dem Tode ihrer Damie
in eine ferne Provinz zu Verwandten begeben hatte; man konnte nicht er=
mitteln
, nach welchem Orte.
Der Baron wurde hoffnungslos. Seine Beweisſtücke fand er nicht,
andere Beweiſe lonnte er, um ſeinem Einwande Halt zu geben, nicht ſchaffen.
Die Koften des gerichtlichen Verfahrens ſummten auf und fielen ihm zur
Laſt und ſein Advokat ſchrieb ihm wohlmeinend: Die Sache bei ſo be=
wandten
Umſtänden nicht weiter zu verfolgen.
Ein Frühling, ein Sommer, ein Herbſt und ein Winter war unter dem
fortwährenden Kampfe mit dieſer Qual verflogen und dieſe Zeit hatte die
Verhültuiſſe der Familie Röpen=Vergazeck nicht verbeſſert, ſondern ver=
ſchlimmert
.
Die Dame ſaß fort und fort im Kreiſe ihrer Kinder, aber ihre Stirn

war jetzt von Grainesfalten gefurcht und das zufriedene Lächeln ihres
Mundes war erloſchen. Ihre ſindern wußten nichts davon, was die
Eltern ſo tief vewegte. Frohſinnig gingen ſie durchs Leben, und unbe=
kümmert
um ihre Exiſtenz, betrachteten ſie die Vereitelung früherer Pläne
mit dem Leichtſinn des Jugendmuthes. Die Tante Libuſſa, ſtets ein Gegen=
ſtand
ihrer kindlichen Plaudereien, trat nach und nach in den Hintergrund,
und obwohl ſie nicht begreifen konnten, weßhalb ihr Vater das ſchöne Schloß
Röpen nicht geerbt hatte, ſo fiel es ihnen doch nicht ein, ihre Eltern mit
unbeſcheidenen Fragen darüber zu behelligen. Sie ſaßen alleſammt, wie
beim Beginn unſerer Erzählung, um den runden Tiſch gereiht und ihre
Mutter hatte ſeitwärts Platz genommen, als ſich unter den vier älteſten
der Kinder eine jener Neckereien entſpann, die mauchmal in Streit aus=
arten
. Der älteſte Knabe warf ſich zum Vertheidiger des Geneckten auf,
worauf das älteſte Mädchen ſchelmiſch ausrief: Ja, du biſt gewiß ſein
wohlafſectionirter Bruder1 Sie erhielt die höhniſche Antwort: Sich dich
nur vor, daß du nicht eine zweite Tante Libuſſa wirſt!
Dieſer Name, ein oft mit tiefem Kummer gedachter, ſchreckte die Ba=
ronin
aus ihrem Sinnen auf. Sie fragte nach der Urſache des Streits
und nach dem Urſprung des veralteten Ausdrucks wohlaffectionirt
Zuerſt entſtand ein verlegenes Schweigen unter den ſtreug und gut
erzogenen Kindern, dann berichtete der älteſte ſnabe freimüthig: Sie hätten
am Nachmittag in einer Bücherkiſte gekramt und da ſei ihnen ein Album=
blatt
aus einem Buche entgegengefallen, worauf die Worte geſtanden hätten:
Zum Andenken an deine wohlaffectionirte Tante Libuſſa, Freiin von Nöpen=
Vergazecki.

Ein Freudenſchrei entrang ſich der Bruſt der Baronin. Sie bat, ſie
beſchwor ihren Sohn, dies Blatt herbeizuſchaffen, ſie zitterte vor der Mög=
lichkeit
, daß dies koſtbare Dokunent von den leichtſinnigeu Kindern ver=
nichtet
ſein könnte.
Das Blatt war aber unverſehrt wieder in ſein Verſteck gebracht ge=

[ ][  ]

R.36

138
weſen und in weuigen Minuten lag es in ihren zitternden Händen. Mit
wilder Freude ruhten die Augen des Barons auf dem Stückchen Papier,
das ſeine Zukunft zu lüften verhieß. Er ſendete es ſofort ſeinem Advo=
katen
. Jetzt gewann das Zeugniß des Fräuleins Agathe von Schellhorn
eine ſo große Bedeutung, daß man von Gerichts wegen ihren Aufenthalt
zu erforſchen ſuchte. Sie mußte dieſe Handſchrift recognosciren und Aus=
kunft
geben, wodurch das Fräulein von Röpen verhindert geweſen ſei, ihren
Namen unter das Teſtament zu ſetzen. Es gelang endlich, den Aufenthalt
dieſer Dame zu ermitteln. Die Behörde dort wurde requirirt und die ge=
richtlich
zu Protokoll gegebenen Ausſagen des Fräuleins Agathe von Schell=
horn
lauteten wörtlich: Das Fräulein Libuſſa von Röpen hat nach meinem
Wiſſen nicmals ſchreiben gelernt, deshalb muß ich das vorgelegte Album=
blatt
für ein untergeſchobenes Document erklären, das zu der Erreichung
von eigennützigen Abſichten angefertigt iſt. Ich bin von der Verſtorbenen
erzogen, habe 32 Jahre neben ihr gelebt, bin in alle Geheimniſſe von ihr
eingeweiht und habe alle Schreibereien für ſie anfertigen müſſen. Ter
Baron von Röpen wird nicht leugnen können, daß er nur Briefe von meiner
Hand erhalten hat und daß dieſe Briefe oftmals mit den beſagten drei
Kreuzen unterzeichnet geweſen ſind. Uebrigens bin ich im Stande, die
Gründe, wenn auch nicht durchzuführen, doch anzudeuten, weßwegen meine
verſtorbene Wohlthäterin in ihrem Teſtamente einen andern Erben ernannt
hat, und mein Zeugniß wird um ſo eher glaubwürdig erſcheinen, als ich
ſelbſt bei dieſem Teſtamente leer ausgegangen bin. Fräulein Libuſſa hat
ſich ſtets mit großem Verdruß über die wiederholten Bitten ihres Neffen,
um Unterſtützung ſeiner Familie, ausgeſprochen, und ich erinnere mich, daß
ſie an ihrem letzten Geburtstage, wo das gewöhnliche Gratulationsſchreiben
des Barons ausgeblieben (wenigſtens verzögert/ war, ſehr aufgebracht aus=
rief
; Der denkt wohl ſchon, er hat mein Geld. Ich werde heute noch
mein Teſtament machen, und ihr ſollt euch wundern, wem ich Alles ver=
machel
Darauf iſt wirklich dieſer Vorſatz ausgeführt, trotzdem die Gra=
tulation
am nächſten Tage anlangte. Von dem Herrn von Müldener hat
ſie übrigens ſtets mit großer Vorliebe geſprochen, jedoch ohne ihn perſönlich
zu kennen.
Da ſtand der Baron an der Grenzſcheide ſeines Glücks. Nach dieſer
Ausſage war der Ausgang des Proceſſes ganz unzweifelhaft. Aber die
Noth durchbrach jetzt alle Schranken. Er gab zum erſten mal ſeinem längſt
aufgekeimten Verdachte Worte und klagte in bittern Ausdrücken das Fräu=
lein
Agathe von Schellhorn frank und frei des Betrugs an. Er ſagte in
dieſer Anklage: Daß nur lſie allein eine Verfälſchung des Teſtaments
vorgenommen haben könne und daß er Gründe habe, zu glauben, das ganze
Verfahren ſei eine Nache. Er habe ſeine Tante vor dieſem Frauenzimmer
gewarnt und ſie ſanft getadelt, daß ſie demſelben zu unbedingtes Vertrauen
und zu unbedingte Herrſchaft über ſich eingeräumt hätte.
Die Anklage war gewagt, ſie erſchien ſogar hart und ungerecht, allein
ſie wurde angenommen und die Sache ging nun vom Civilgericht zum
Criminalgericht über.
Was der Baron bis jetzt dem Gerichte noch vorzuenthalten für gut
fand, das enthüllte er ſeiner Gattin, die beſorgt dieſer Wendung abhold
zu ſein ſchien. Er erzählte ihr, daß ſeine Tante den Plan gehabt habe,
ihn mit ihrer Pflegetochter zu verheirathen und daß er dieſem Projecte
keineswegs abgeneigt geweſen ſei, bis zu dem Momente, wo er die beſtimmte
Braut geſehen habe. Fräulein Agathe hat nämlich rothes Haarr, fuhr
er fort, und ſo hübſch außerdem damals das Perſönchen war, ſo war
meine Abneigung doch überwiegend. Ich erklärte das meiner Tante, und
wenn ſie auch eine Stunde lang ein verdrießliches Geſicht ſehen ließ, ſo
mußte ſie zuletzt zugeben, daß ich ſchuldlos an der Vereitelnug ihre Pläne
war und daß ſie mich gefliſſentlich in Unkenntniß über das in der That
bei ihr ſo grell ausgeſprochene Naturunglück ihres Pflegekindes gelaſſen
hatte. Allein ich konnte bemerken, daß ſie ihre Favoritin ſofort von meinen
Gefühlen unterrichtet hatte, denn das junge Mädchen zeigte verweinte Augen
und ein entſchieden gereiztes Betragen gegen mich. Ich kürzte deßwegen
meinen Aufenthalt ab. Nachher iſt meiner Erinnerung nach niemals wieder
die Rede auf dies projectirte Bündniß gekommen, doch als ich meiner
Tante meine Zuneigung zu dir entdeckte und ſie um ihren Segen bat, da
verrieth ſie, daß Agathe eine Liebe für michs gehegt hätte. Weiterhin hat
ſich das Fräulein ſtets freundlich gezeigt, aber ich habe immer die Ahnung
in mir getragen, daß ſie falſch ſein und Mauches zu ihrem Vortheil bei
Seite bringen möchte. Ihre ſchnelle Entfernung von Röpen beſtärkte dieſen
Verdacht. Ich würde dies Alles aber überſehen haben, wenn ich wirklich
als Erbe in meine Rechte eingetreten wäre. Jetzt aber, wo dieſe Dame
ſich erdreiſtet, meinen unbefleckten Ruf anzutaſten, wo ſie mich betrügeriſcher
Handlungen verdächtig macht, jetzt mag der Kampf gegen ſie beginnen.
Die Baronin mußte zugeben, daß ihr Gatte nicht anders handeln konnte.

Das Criminalgericht des Diſtricts, worin Röpen lag, forderte Fräu=
lein
von Schellhorn auf, ſich unweigerlich perſönlich zu ſiellen, um ſich vor
der erhobenen Anklage zu verantworten. Zuerſt erklärte ſie ſich nicht bereit
zu dieſer Verantwortung, als ſie jedoch aus den darauf folgenden Requi=
itionen
erſah, daß dieſe unangenehme Angelegenheit durch fortgeſetzte
Weigerungen verſchlimmert wurde, da ſtellte ſie ſich vor den Criminalrichter.
Ohne Affectation, mit gewinnender Ruhe und Sanftmuth ließ ſie ſich
über Alles aus, was von ihr zu wiſſen verlangt wurde. Ihre Erſcheinung
geſiel und dementirte faſt ohne Worte alle die Beſchuldigungen des Barons.
Der Criminalrichter war nahe darau, die Dame um Verzeihung zu bitten,
daß man ſie mit dergleichen Verdächtigungen belaſtet hatte, als ihm ein
Brief des Barons überreicht wurde, der Licht in dies Dunkel der In=
trigue
brachte.
Der Brief der Tante Libuſſa war endlich gefunden und der Baron
hatte ſich beeilt, dieſen ſchlagenden Beweis für die Richtigkeit ſeiner Be=
hauptung
in die Hände des Richters kommen zu laſſen. Es war nämlich
durch einen jener Zufälle, den wir der Gnade eines höheren Richters zu=
chreiben
die Adreſſe dieſes zuſammengeſchlagenen Briefs von der eigenen
Hand des Fräuleins Agathe von Schellhorn geſchrieben, mithin fiel jeder
Einwand einer Verfälſchung ganz und gar fort.
Der Richter ſah ein, daß hier Schlauheit mit Gerechtigkeit gepaart
werden mußte, um zum Ziele zu kommen. Er wendete die übliche Liſt an,
den Brief nach ſeiner Aufſchrift erſt von dem Fräulein anerkennen zu laſſen
und ihr dann den Inhalt mitzutheilen.
Die Dame erklärte ſich für die Schreiberin der Adreſſe, fügte aber
mit ſchlecht verhehlter Malice hinzu, daß ſie ſich dieſes Briefs ſehr gut er=
innere
, obwohl es beinahe zwanzig Jahre her ſei, daß ihre verſtorbene
Wohlthäterin ihr denſelben verſiegelt vorgelegt mit der Bitte, die Aufſchrift
zu beſorgen. Sie wiſſe ſogar noch ſehr gut, daß Fräulein Libuſſa hinzu=
geſetzt
habe: Der Verwalter habe ihren Neffen um Rath gebeten, alſo
ſei dieſer Brief nicht von Fräulein, ſondern von Jenem. Jetzt wurde der
Brief entfaltet und dem Fräulein von Schellhorn vorgeleſen. Und was
enthielt er? Fräulein Libuſſa legte darin in kurzen, derben Worten dem
Neffen nochmals die Vorzüge ihrer Pflegetochter aus Herz und ſprach ihre
Ueberzeugung dabei aus, daß er ſich an das Haar des Mädchens gewöhnen
und an ihrer Seite gewiß ein glücklicher Ehemann werden würde. Der
Brief ſchloß mit den Worten: 3ch habe hinter Agathen's Rücken ge=
ſchrieben
, ſie würde es nicht gelitten haben, daß ich dieſerwegen noch ein
Wort an Dich verloren hätte, aber überlege Dir die Sache noch ein mal.
reiflich, ſie iſt dir ſehr gewogen und würde ſchon die kleine Beleidigung
vergeſſen;
Das einzige Geheimniß, das die alte Dame jemals vor ihrer Geſell=
ſchafterin
gehabt hatte, das rettete dem Neffen ihr Vermögen! Fräulein Agathe
erſtarrte unter der Vorleſung des Briefs ſie zitterte ſichtlich, ſie war einer
Ohnmacht nahe. Dann aber erhielt ſie ihre Faſſung wieder.
Ich ſehel, erklärte ſie, die Intrigue gegen mich iſt ſyſtematiſch ent=
worfen
. Thun Sie, was Sie wollen. Ich weiß nichts, was mir zur
Laſt zu legen iſt, aber ich werde von nun an kein Wort verlieren zu meiner
Vertheidigung!
Sie hielt dies Verſprechen. Ihre Antworten beſchränkten ſich auf
Ja' und Reinv.
Ein Criminalgericht hat nun Mittel, einen Juculpaten auf andere
Weiſe zu überführen. Es wurde ihr bald nachgewieſen, daß ſie beim Ent=
wurfe
des Teſtaments ſehr thätig geweſen war, daß ſie unter der nächſten
Umgebung ſelbſt die Zeugen ausgeſucht und zwar gerade Solche, die, ganz
frend mit den Verwandtſchaften des Fräuleins Libuſſa, den Herrn von
Müldener als den oft beſprochenen Neffen angeſehen hatten. Die Zeugen
bekundeten, daß das Gehör der Erblaſſerin in letzter Zeit ſehr geſchwächt
geweſen und anzunehmen ſei, daß ſie den Namen gar nicht verſtanden habe,
wenigſtens habe ſie mit ſchwachſinniger Gleichgültigkeit die Feder ergriffen,
die Feder ergriffen die ihr von Fräulein Agathe dargereicht ſei und habe
gefragt: Drei Kreuze? Wozu das 2 Er bekömmt ja doch ohnehin Alles!
Genug, die gravirenden Indicien ſammelten ſich. Der Baron von
Röpen athmete auf - und der Herr von Müldener ließ muthlos die Flügel
inken. Ihm entging durch dieſe gerichtliche Procedur ein unverhofftes
Glück. Weswegen Fräulein Agathe ihn erwählt hatte zum Erben? Ver=
muthlich
, um auf Grund einer alten Liebe dieſe Wahl glaubhaft zu machen.
Zwei Jahre der Furcht und Sorge hatte fie aus Nache über das Haupt
des Barons gehäuft. Sie büßte ihre Schuld mit einer mehrmonatlichen
gefänglichen Haft, als der ſchwer geprüfte Mann ſeine Familie zum Stamm=
gute
ſeiner Ahnen geleitete, das ihm der Fleiß und die Betriebſamkeit der
Tante Libuſſa erhalten hatte.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei