Beilage
im
Ub
Anzeige=Blutt.
Darmſtädter Frau
1870
Dienſtag den 30. Auguſt
R35.
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hlerzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wochentlich; Erſteres Samſtag, die Beilage
Dienſtags und Lezteres Donnerſtagz. Jahres=Abonnement de drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
Hr Expedition.- Theinſtraße Nr. 33 nez.
Mit Bezugnahme auf unſere Bekanntmachung vom 10. Juni d. J. bringen wir hiermit weiter zur Kenntniß der Betheiligten, daß die nächſten
Prüfungen in folgender Weiſe vorgenommen werden:
Mittwoch den 14. September d. J. für diejenigen Augehörigen des Großherzogthums, welche im Jahre 1851 geboren ſind;
Donnerſtag den 15. September d. J. für diejenigen Angehörigen des Großherzogthums, welche im Jahre 1853 geboren ſind;
Samſtag den 17. September d. J. für diejenigen Angehörigen des Großherzogthums, welche im Jahre 1853 geboren, ſowie jür die
An=
gehörigen eines anderen Staates, welche nach 8. 20 der Militär=Erſatz=Inſtruction im Großherzogthum geſtellungspflichtig ſind.
Die Prüſungen beginnen an jedem Tage Morgens um 8 Uhr in dem Locale der „Polytechniſchen Schuler dahier.
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1870.
Großherzogliche Prüfungs=Commiſſion für einjährig Freiwillige.
Gerlach.
Strecker.
Win großer Theil unſerer diesjährigen Strickwolle iſt bereits eingetroffen und
W erlaube mir dieſelbe bei anerkannt guten Qualitäten beſteus zu empfehlen.
S. Aunhattey.
Verſteigerungen.
5536) Die am 25. Auguſt angekündigte
Ver=
ſteigerung von Topf=Obſtbäumchen zum Beſten der
verwundeten Soldaten fand nicht ſtatt, und ſoll
ſolche Donnerſtag den 1. September Nachmittags
4 Uhr abgehalten werden.
P. Schmidt,
Obergärtner im Botaniſchen Garten.
Verſteigerungs=Anzeige.
Die zum Nachlaß der Frau
Diſtrictsein=
nehmer Wider Wittwe gehörigen Mobilien,
als: Gold und Silber, Betten, Kleider, vieles
und ſehr ſchönes Weißzeug, Möbeln und
ſonſtiger Hausrath, Alles in gut erhaltenem
Zu=
ſtande, ſollen
Mittwoch den 31. ds. Mts.
Vormittags 9 Uhr,
und
Donnerſtag den 1. September
Vormittags 9 Uhr,
in dem Hauſe des Herrn Weißbinders Weber,
Eliſabethenſtraße Nr. 45. gleicher Erde, gegen
Baarzahlung öffentlich verſteigert werden, und
zwar wird am 31. l. Mts. mit den Möbeln
der Anfang gemacht.
Darmſtadt, den 24. Auguſt 1870.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher:
5457)
Berntheiſel.
Feilgebotenes.
5294) Lahnen! Alluminalions=Sachen!
Vonner Fahnenfabrik Bonn.
Meverrheiner Weinleſſig
5415
per Maas 12 u. 16 kr.
Holzſtraße
JudW. Heyi bohn, gei7.
21
Nene Geunetern
Carl Manck,
obere Eliſabethenſtraße Nro. 6.
5440) Gebrochene und gefallene Sommer=
Karthäuſer, jowie Falläpfel ſind zu haben
bei Chriſtian Kröh Wwe., Waiſenpumve 18.
5479) Rsheiniſchen Weineſſig
zum Einmachen per Maas 12 und 16 kr.
Paul Giörger Sohn, Kirchſtraße Nr. 25.
per Stück
K Neue N.
3holl. Doll-Haringe
6 kr.
Holzſtraße
Ludw. Hoyt bohn, Hr. 17.
5474) Ein gut geſpieltes Heilbronner
Clavier iſt Umzugshalber zu verkaufen.
Promenadeſtraße 64.
5537) Eine vollſtäͤndige Specerei=
Ein=
richtung zu verkaufen. Holzſtraße Nr. 7.
5538)
Petroleum,
bei CB. Wirshivv zin, Crnſt=Ludwigſtr.
5539) Vorzügliche Reineclauden per 100 St.
7 kr. Aepfel und Birnen werden abgegeben.
Aug. Schmitts, Roßdörferſtr. 57.
Vermiethungen.
72791) Louiſenplatz 4 ſind in der bel
Etage 5 Zimmer mit Küche zu vermiethen und
alsbald zu beziehen.
3696) In meinem neuen Hauſe, alter
Roß=
dorferweg Nr. 9, iſt der 2. Stock und die
Man=
ſarden=Wohnung zu vermiethen. Karl Böttinger.
3784) In meinem Hauſe, Ernſt=Ludwigſtraße
Nr. 5, iſt ein großes Arbeits=Lokal, für
ver=
ſchiedene Geſchäfte ſich eignend, ſogleich zu ver=
W. Korn.
miethen
3969) Caſinoſtraße Nr. 13 iſt der dritte Stock
zu vermiethen, bis Anfangs September zu beziehen.
AaAAiurnritinitniaiairrrurruuin
4127) Frankfurterſtraße 32 bel Etage,
beſtehend aus 9 Piecen, nebſt allem Zugehör,
A vom 1. Juli beziehbar.
GeArirtirrrrinrurrrrzrirrvratnrrrgrdh
4148) Frankfurterſtraße 32 ein Logis bel Etage,
4 Zimmer mit Zugehör, den 1. Juli beziehbar.
4494) Soderſtraße 33 iſt das Manſarde=
Lo=
gis zu vermiethen. Anskunft ertheilt
Schloſer=
meiſter Ludwig, Karlsſtaße S.
4753) Schulſtraße Nr. 15 dritter Stock ſt
ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
4875) Langegaſſe 17 ein Logis im Vorderhaus
bei
Herm. Schweffel.
4877) Steinſtraße 36 iſt der mittlers Stock,
beſtehend aus 6 Piecen nebſt allen
Bequemlich=
keiten zu vermiethen u. am 15. Oct. zu beziehen.
4983) Dieburgerſtraße Nr. 40 iſt der
mitt=
lere Stock zu vermiethen.
5075) Schulſtraße Nr. 9 parterre ein möblirtes
Zimmer mitCabinet zu vermiethen u. gleich zu beziehen.
5076) In meinem Hauſe Steinſtraße 21
iſt eine Wohnung mit allen Bequemlichkeiten an
eine ſtille Familie bis Ende October zu vermiethen,
auf Wunſch kann auch Garten=Antheil abgegeben
werden. Zu erfragen im Hinterbau.
ean Michael.
5077) Ernſt=Ludwigſtraße Nro. 5 iſt die bel
Etage, beſtehend aus 5 Zimmern, Küche und
Magdkammer, anderweitig zu vermiethen.
5080) Eine hübſche Manſarde=Wohnung
11 Stube, 2 Cabinette, Küche ꝛc. ꝛc.) zu vermiethen.
Beziehbar am 1. October oder früher.
Teichhausſtraße Nr. 12.
5100) Iu dem neu erbauten Hauſe
obere Heinrichſtraße lgegenüber Hrn.
Hof=
weißbinder Voigt):
eine Parterre=Wohnung mit 6 Zimmern,
Ein=
quartierſtube, Küche und ſonſtigen
Bequemlich=
keiten ſofort;
die bel Etage mit Balkon, 6 Zimmer,
Einquar=
tierſtube, Küche ꝛc., per 1. September,
u. Manſarde mit 4-6 Zimmern per 15. Sept
zu vermiethen. Auf Verlangen kann auch Garten
dazu gegeben werden.
5283) Ein freundliches Zimmer mit ſchöner
Ausſicht nebſt Cabinet und Küche ſogleich zu
ver=
miethen.
Hirſch=Apotheke.
5244) In meinem neu erbauten Hauſe
in der Blumenſtraße iſt der 2. und 3. Stock,
jeder beſtehend in 5 Zimmern, Küche,
abgeſchloſſe=
nem Vorplatz, 2 Kammern, Keller, Holzſtall,
Mit=
gebrauch des Bleichplatzes und der Waſchküche, zu
vermiethen und bis Ende October beziehbar.
Guſtav Heß, Zimmermeiſter.
Nähere Auskunſt Mühlftr. 25 im Hinterbau.
5357) Ein großes möblirtes Zimmer zu
ver=
miethen und gleich zu beziehen. Georgſtr. II.
5375) Ein anſtändig möblirtes Zimmer iſt zu
vermiethen und gleich zu beziehen. Bleichſtraße
Nr. 13 zu erfragen eine Stiege hoch.
5487) Eine kleine Manfarde=Wohnung iſi zu
vermiethen und gleich beziehbar. ondwigſtraße y.
5½
5441) Für Eiſenbahu=Beamte.
Promenadeſtraße 56 ein Logis im Souterrain,
2 große heizbare Zimmer, 1 Kabinet, Küche, Keller,
Boden ꝛc., für 90 fl. jährlich. Bei dem
gegen=
wärtigen Bewohner, Hrn. Großmann, zu erfragen.
5540) Ein Zimmer mit oder ohne Möbel zu
vermiethen und ſogleich zu beziehen. Ecke des
Ludwigsplatzes und Schützenſtraße I.
5541) Ein freundlich möblirtes Zimmer zu
vermiethen. Schützenſtraße Nr. 16.
5542) Ein Zimmer mit Möbel nach der Straße
iſt Caſinoſtraße Nr. 28 zu vermiethen.
Purgold, Poſt=Commiſſär.
Vermiſchte Nachrichten.
L. Hahn's Schreibschule,
5543) dem Arreſthaus gegenüber.
Für Kinder Abends von 5-7 Uhr.
Für Erwachſene von 7 Uhr an.
Alle Schriſtarten, Rechtſchreibung.
Zier=
ſchriften für Weißbinder, Lackirer ꝛc.
Einzelne Courſe, auch außer dem Hauſe, 10 bis
12 Stunden.
Stenographie für Schüler höherer
Lehr=
anſtalten vom 10. Jahre an; erſtrebt die praktiſche
Anwendung vom 12. Jahre an, zur Erleichterung
u. Erhaltung einer ſchönen Handſchrift in der Schule.
3999) Ein braver Junge kann in die Lehre
treten bei Karl Bernet, Hofſchloſſer.
4383) Einen Lehrling ſucht gegen Lohn
C. Franz. Tapezier.
5392) Ein ſolides, beſcheidenes Mädchen wird
auf Michaeli in Dienſt geſucht. Niedeſelſtraße
Nr. 68 im unterſten Stock.
5299) Mein ſeitherſges Wohnhans nehſt
Zimmerplatz, Holzſchoppen, Werkſtätte ꝛc.,
Eck der Gardiſten= und Schwanenſtraße 12,
iſt wegen Geſchäfts=Verlegung zu vermiethen
oder unter günſtigen Bedingungen zu ver=
1 kaufen.
Guſtav Heſz, Zimmermeiſter.
Ee
Müsizntarrſinridiritrranianl,
5Sine goldene Chlinder=Damen=Uhr
89
A8 wurde geſtern durch die untere Eliſa=
C= bethenſtraße, Neckarſtraße,
Marien=
platz und Sandſtraße verloren. - Dem Finder
eine gute Belohnung; untere
Eliſabethen=
ſtraße Nr. 59.
5544) Wir bringen hierdurch zur allgemeinen Kenntniß, daß nach den, für die Verwaltung
der Bundes=Darlehnskaſſe zu Frankfurt a. M. ergangenen Beſtimmungen, dieſelbe berechtigt iſt, an
die Einwohner von Südheſſen Darlehn zu gewähren, wenn die Pfänder innerhalb des Norddeutſchen
Bundesgebiets lagern, beziehungsweiſe dahin geſchafft werden.
Darmſtadt, den 26. Auguſt 1870.
Großherzogliche Handelskammer.
Bopp.
Leydhecker.
5509) Die Hofgärtnerei Beſſungen, die Handelsgärtner von Darmſtadt und Beſſungen, ſowie
mehrere Blumenfreunde veranſtalten eine Verlooſung von mindeſtens 1000 ſchönen
blü=
henden und Blattpflanzen, Reben mit und ohne Früchte in Töpfen ꝛc.
zum Beſten des gülſovereins und der Familien im Felde ſtehender Joldaten.
Looſe 6 kr. ſind von heute an bei allen Handelsgärtnern zu erhalten. — Der Tag der
Ver=
looſung wird in kürzeſter Zeit bekannt gemacht und ſind die zu verlooſenden Pflanzen 2 Tage vorher
in dem Garten des „Darmſtädter Hofes” zur Anſicht aufgeſtellt.
Lazareth im Beſſunger Hof=Orangeriehaus.
Im Iutereſſe der Krankenpflege iſt der Eintritt in die Gärten und die Lazarethe des Beſſunger
Hof=Orangeriehauſes nur dem Dienſtperſonal und Solchen geſtattet, welche Geſchäfte in der Anſtalt
zu beſorgen haben. Der Beſuch von Kranken durch Angehörige wird auf die Zeit von 1 bis 3 Uhr
Nachmittags beſchränkt und an Sonntagen werden überhaupt Krankenbeſuche nicht zugelaſſen. Die
Familien=Angehörigen von Verwundeten, welche Beſuche in der Anſtalt machen wollen, haben ſich beim
Eingang zu legitimiren und werden von Mitgliedern der Verwaltung zu den betr. Verwundeten
ge=
leitet. Solchen Beſuchern iſt nicht geſtattet, andere Krankenzelte und Lazarethräume zu beſuchen
und ſich länger als nöthig in der Anſtalt aufzuhalten.
Die Direction des Lazareths im Beſſunger Hof=Orangeriehaus.
5510)
Wm. Keller.
GLttuleuuitzupegtaigataatgaree
G5ol1)
Geſchafts=Croffuung.
H3
Einem verehrlichen Publikum hiermit die ergebenr Auzeige, daß ich mit dem 29. Auguſt
an hieſigem Platze, obere Eliſabethenſtraße, eine
8
Tabak- & Cigarren-Handlung
4.3
eröͤffnen werde und wird es mein aufrichtigſtes Beſtreben ſein, durch gute Waare und relleds
89 Bedienung mir eine dauernde Kundſchaft zu ſichern.
ThnCOdOr 1i00S.
5528)
1 fl. 12 kr. Auch ohne Koſt, nur zum Schlafen, Das Nühere daſelbſt zu erfragen.
wird Einquartierung angenommen per Mann 15lr., 5547) Ein brauner Dachshund mit gelben
bei Wilhelm Geugenb ch. gr. Bachgaſſe Nr. 6, Pfoten und gelbem Fleck über beiden Augen, auf
neben dem grünen Laub.
GLaegsugionoaieaede
5019) Ein braves zuverläſſiges Mädchen, wel=
Lin braves Mädchen, das kochen kann und
„
ches gut kochen kann und alle häusliche Arbeit 8. C8 alle Hausarbeit verſteht, ſucht eine Stelle
gründlich verſteht, ſucht in einer kleinen Haushaltung auf Michaeli.
eine Stelle. Zu erfr. Geiſtberg 9 zwei Stiegen hoch. Zu erfragen Frankfurter Straße Nr. 7.
Richt zu überſehen!
8Es wird für die Kleinkinderſchule eine
Einquartierung wird angenommen per Mann a. 28 Wärterin zu den Kindern geſucht.
den Namen Vergmann hörend, hat ſich ver=
5530) Einquartieruug wird angenommen laufen. Dem Wiederbringer eine gute
Be=
bei Kiefer Kinkel, Döngesborngaſſe Nr. 4. - Lohnung. Darmſtadt. Schulſtraße II.
Hülfsverein für im Felb verwundete und erkrankte
5548) Soldaten im Großherzogthum Heſſen.
XXVr. Liſte der geſammelten Geldbeiträge (vom 25.u. 26. Aug.)
Von einem aus Frankreich ausgewieſenen Deutſchen 10 fl. Eliſabeth Niegert 1fl.
Heinr. Grodhaus 5 fl. Förſter Siegfried auf der Knoblochsaue 2 fl. Frau Foͤrſter
Siegſried daſelbſt 1 fl. Collecte aus der Kirchenkaſſe zu Kirch=Brombach 32 fl. Beitrag
aus der Gemeinde Langen=Prombach 2te Sendung 64 fl. 10. Beitrag aus der Gemeinde
Kirch=Prombach 78 fl. 39. Durch Hrn. Pfarrer Groh in Kirch=Brombach: von Joh.
Schanz 1. aus Gumpersberg 5 fl. Fath. Hennig 30 kr. Pfarrer Groh monatl. Reitr.
1 fl. Bürgermſtr. Kredel monatl. Beitr. 1 fl. Gem.=Einn. Joſeph monatl. Beitr. 30 kr.
W. Beyerle 2ter Beitr. 10 fl. Max Goldſchmidt 3ter Beitr. 19 fl. Hernsheim 2ter
Beitr. 5 fl. M. V. für eine glücklich erhaltene Nachricht 5 fl. Spengler Müller 3fl.
Bettchen Maul 1 fl. Ungen. 36 kr. Durch Se. Erl. Herrn Graf zu Solms=Lanbach
von dem Zweigverein zu Laubach 1000 fl. Frau Oberſtlt. Maurer 14 fl. F. G. 30 kr.
Durch Hrn. Pfarrer Thylmann von dem Zweigverein in Büdingen 1V. Sendung
700 fl. 30. Friedrich Soldan 5fl. Fr. W Gärſuer f. d. Verw. im Beſſ. Orangeriehaus
1 fl. 15. P. A. Kommo 5 fl. Frln. Dör 21 kr. Feiſt Wolf 5 fl. Heinrich Münſch
weit. Beitr. 3 fl. 30. Phil. Schreiner 1 f 5ran Major Keim 5 fl. M.n A. Härter
14fl. Frau Wilhelmi 4 fl. G. Schloſſer 1 fl. 15. Hofgärtner Weber 1 fl. Ungen.
1 fl. Fritz Mahr 1 fl. Förſter Müller 1 fl. Canzliſt Schneider 1 fl. 15. Krämer
1 fl. J. Zeugmeiſter Hamm 1 fl. Oberſt Hof 10 fl. Canzlei=Zuſpector Horſt 3 fl.
Min.=Kanzleidiener Seiler 1 fl. 45. Hoſg.=Adv. Seibert 15 fl. Durch das Kreis=Comite
zu Vilbel 1000 fl. 36 Auguſte u Emilie Pfannmüller 10 fl. M Homberger 10 fl.
Ertrag einer Verlooſung, veranſtallet durch Frln. Eliſe Stumpf, Louiſe Heß u. Marie
Alleborn 15 fl. 30 kr. Major Schenl zu Mainz 20 fl. Juſammen 3091 fl. 40 kr.
Hierzu 1. bis 26. Liſte mit 50, 150 fl. 3 kr. Ergiebt zuſammen 62250 fl. 43 kr.
Ferner gingen an Materialien als Geſchenke ein: Von den Gemeinden
Homberg a. d. D. (9te Serdung), Nieder=Woͤllſtadt, Georgenhauſen u. Zeilhard,
Hom=
berg a. d. D. 110te Sdg), Nieder Gemünden, Kloppenheim, Homberga. d. O. (Ite Sdg.)
Vielbrunn (2te Sdg.), Homberg a. d. O. (12te Sda.), Waldmichelbach, Fürth, Nieder
Beſſingen, Hirzenhain, Steinberg, Reinheim, Nieder=Kainsbach, Hirſchhorn, Neckarſteinach.
Hahn, Nodau, Sickenhojen, Ortenberg. von den Zweig= und reſp. Hülfsvereinen zu
Schotten, Echell, Dieburg, Alsheim, Erbach. Alsfeld, Fuͤrth i. O., Reichelsheim,
Gerns=
heim, Ulrichſtein, Reinheim, Neuſtadt i. D., Haſſenroth, Lißberg, Hülfsverein in London,
Hülfsverein in England, zu Langen. zu Groß=Steinheim, Groß=Vieberau, Offenbach.
Reinheim, Nieder=Modau Nidda. Fürth i. O., Langen. Von Frau Eva Haas, Frau
Rendant Amend, Hugo Graf Erbach=Fürſtenau, General=Conſul Gerſon in
Frank=
furt a. M., Miniſt=Secretär Hahn, Frl. Hochſtätte, Frl. Büttner, Frl. Röhrich, Frau
Präſ. v. Heſſe, Frau M. Diehl, Frau Bergſträßer, Frl. Clara Eppert, Frau Schmick,
Pfarrer Keim, Frl. Gerhard, Frau Conſul Moore, die Schule zu Gräfenhauſen, Ober=
Domänen=Secretaͤr Grünewald, Frau Dr. Wenck, Winter'ſche Buchdruckerei, Hülfsverein
für Wehrmänner in Vern, Hendrichs in Jugenheim, Verwalter Dambmann,
Hülfs=
verein Niederbeſſingen durch Lehrer Roth, Hülfsverein zu Fürth durch Oberſörſter
Seeger, Hllſfsverein zu Gernsheim durch Landrichter Schaͤfer, aus Selb, aus Homberg
a. d. O., durch Dr. Fertig, Steuer Inſpector Kloſtermann, Joh. Wolfskehl, Frau Ober=
Poſtſecretär Kromm, Frau Hager. G. von L., M. Eigenbrodt aus Reinheim, Lehrer
Sturmſels zu Roßdorf, F. Eich, Chriſtoph Schmidt zu Nodau, Fräul. Janitſch, Fräul.
Feder, Frau Geh Rath Goldmann, C. F., Fr. Wammſer, Fr. Forſtrath Bieyer,
Dienſt=
mädchen bei Fr. Wolfskehl, Frau Ober=Studienrath Wagner, Frau Hptm. Kolb, Pjarrer
Leydhecker zu Reichelsheim, Miß Fraſſer, Fr. Secretär Geyger, Frau Wiſſenheimer,
Frl. Becker, Pfarrer Bichmann zu Ettingshauſen. Frau Gaſtwirth Köhler, Fr. Junker
und Dr. Eiſenmenger zu Wimpfen, Frau Kunſthändler Schödler. Frl. Scriba, Staats=
Anwalt Weber, Frau O.=Lieut. Kaspari, Frau Dr Benighof, Frau v. Normann, Fr.
Geh. R. Zimmermann, Reviſor Welcker, Fr. Hpim. Becker, Kfm. Huber und Soͤhne,
Frau Kling. Fr. Lehr, Oberſtl. Maurer, Miniſterialrath Fiſcher. Frhr. v. Schenck zu
Schweinsberg. Herr u. Frau Adriand, Fr. Hofrath Friſch. D. Eiſenmenger, A. u. S.
Beck, Frau Oberſorſtrath Braun, B. Volz, E. B., Frau Poſtſecretär Aleſeld.
Berichtigungen.
Der in früheren Liſten aufgeſührte Beitrag: Frl. Cl. Eppert (25 fl.) iſt der
Er=
trag einer Verlooſung. Die in Liſte XIX aufgeſühtte Materialſendung aus Hungen
rührt nicht von der Gemeinde Hungen, ſondern von dem dortigen Zweigvereine her.
N. 35.
5549)
Bekanntmachung.
Ohngefähr 25 - 30
aus Paris ausgewieſenedeuſſche lüchlige
Möbelſchreiner finden dauernd lohnende und hübſche Beſchäftigung in unſerer Möbel=
Fabrik. Verheirathete, die mit Familien hierher zu ziehen gedenken. werden wir thunlichſt
unterſtützen. StOcVCSaudt & HOAmar,
Hoflieferanten J. K. K. H. H. des Großherzogs von Baden und des Kronprinzen von Preußen.
Carlsruhe, Großherzogthum Baden.
133
Für Landwirthe de Hüudler.
5550) Ein Fabrikgeſchäft in Frankfurt a. M.
wünſcht wöchentlich einige Centner gut abgetröppelten
weißen Käſe zu beziehen. Schriftliche Offerten
sub A. 302 beſorgt die Annoncen=Expedition von
Rudolf Moſſe in Frankfurt a. M.
5551) Auf einen guten Platz wird gegen guten
Lohn eine ordentliche Perſon geſucht, die kochen
kann. Wilhelminenſtraße 28.
J. Phei der unter den Mitgliedern des Garten=
T' bauvereins Statt gehabten Verlooſung
G
zweier Pagen=Figuren iſt der Gewinn anf Nr. 82
gefallen.
Drei Kreuze.
Aus den Erinnerungen eines alten Juriſten.
In dem erſten Biertel unſers Jahrhunderts begleitete der Baron von
Röpen=Bergazeck die Stelle eines höheren Regierungsbeamten. Seine
Sub=
ſiſtenzmittel beſchränkten ſich auf den Gehalt, den er bezog, und man wird
zugeben müſſen, daß bei einer Familie von neun Kindern und bei der
er=
forderlichen Repräſentation ſeines Ranges und Standes bedeutende
Ein=
ſchränkungen und heimliche, drückende Entbehrungen nothwendig wurden,
um ſchuldenfrei und ehrenhaft vor der Welt daſtehen zu können
Der Baron Röpen und ſeine Gattin, Abkömmling aus einem
Grafen=
eeſchlecht, das verſchwenderiſch und arm untergegangen war, ſtanden in
all=
gemeiner Achtung. Man wußte, wie bitter ſie zu kämpfen hatten, und man
betrachtete eine Dame mit Ehrerbietung, die Lehrerin, Pflegerin, Erzieherin,
Wärterin und ſelbſt Schneiderin ihrer Kinder zu ſein für keine Schande hielt.
Wir ſind gezwungen, die Bekanntſchaft dieſer Familie in dem einfach
decorirten Familienzimmer zu ſuchen, wo die Kinder, um einen runden Tiſch
gereiht, theils mit kleinen Arbeiten, theils mit Spielereien beſchäftigt, ruhig
um die Mutter ſitzen, während ſie mit Emſigkeit an einem
Kleidungs=
ſtücke näht.
Es war ſehr ſtill im Zimmer, als plözlich vom Vorflur her eine
Stimme ertönte, die ſelten in dieſen Räumen gehört wurde. Lauſchend
richteten ſich die Köpfe empor; „der Vater= flüſterte eine Kinderſtimme,
und ein frohes Regen und Bewegen lief im Kreiſe rundum.
Auf der Schwelle erſchien der Baron. Eine impoſante Geſtalt
weißliches Haar auf dem Scheitel. Er hatte erſt im kräftigen Mannesalter
die Verbindung mit ſeiner Gattin geſchloſſen. Jetzt hatte Sorge und Arbeit
ſein Haar ganz gebleicht.
Des Vaters Blick flog über die Gruppe der Kinder hinweg, dann
ſuchte ſein Auge das Auge der Gattin. Eine leichte Rührung zuckte durch
ſeine ſtrengen und ſtolzen Züge, als er ihr liebevoll die Hand darbot und
leiſe ſagte: „Dein Leben wird leichter werden, mein gutes Weib - die
ſchwere Plage hat ihr Ende erreicht — Tante Libuſſa iſt todt! Eine
Stafette hat mir ſoeben dieſe Nachricht gebracht.
Die Baronin faltete die Hände. Ein Blick nach oben verrieth mehr
Freude als Trauer - wer möchte ſie deshalb verdammen! Tante Libuſſa
war die Schweſter des längſt verſtorbenen Vaters vom Baron Röpen, war
unverheirathet geblieben und bei ihrem Tode 89 Jahre alt.
Während ihr Bruder theils durch Mißgeſchick, theils durch eigene
Schuld vor langen Jahren gezwungen worden war, das Familiengut Röpen
zum Verkauf auszubieten, gelangte ſie damals gerade zu rechter Zeit zum
Beſitz einer Summe die es ihr möglich machte, das Gut an ſich zu
bringen. Sie warf ſich mit wahrhaft mänulicher Entſchloſſenheit und
Be=
harrlichkeit zur Vewirthſchafterin deſſelben auf. Es glückte ihr. Sie
ar=
beitete fort und fort, wurde wohlhabend, wurde reich, konnte ſich aber aus
Grundſatz, wie ſie ſagte, nicht eutſchließen, ihren Neffen bei ſeiner ſtets
wachſenden Familiennoth zu unterſtützen. Ihr eigenes, ſelbſtändig
errunge=
nes Glück hatte ſie zu der Meinung gebracht, es läge an jedem Menſchen
ſelbſt, der nicht reich würde, und ihr Neffe ſollte ſein Heil nur verſuchen.
Bei neun Kindern und einer Einnahme von anderthalbtauſend Thalern iſt
dies nicht leicht. Die alte Dame konnte es nie begreifen Jetzt war ſie
endlich todt und ihr Reichthum verſprach der ſtillen Noth des Barons ein
Ende zu machen.
Zur damaligen Zeit war das Reiſen eine bei weitem koſtſpieligere und
ſchwierigere Sache als jetzt. Deshalb hielt es der Baron für rathſam,
zur Negulirung der Erbſchaftsgeſchäfte einen Advokaten anzunehmen. Der
Winter war vor der Thür, und da er ſeine Familie im Frühlinge nach
Röpen, der Wiege ſeiner Ahnen, zu überſiedeln gedachte, ſo vermied er jetzt
um jo lieber die 30 Meilen lange Reiſe.
Der Advokat antwortete in kürzeſter Friſt und drückte ſein Vergnügen,
dem Baron als Rechtsbeiſtand zur Seite ſtehen zu können, in
ſchmeichel=
hafter Weiſe aus, aber er meldete ihm zu gleicher Zeit, daß ein Teſtament
des verſtorbenen Fräuleins Libuſſa von Röpen=Bergazeck vorhanden ſei und
daß er die Eröffnung deſſelben erſt abwarten müſſe, ehe er von der
Voll=
macht, zur Einkaſſirung von Geldern, Gebrauch machen könne.
Der Baron lächelte über die unnütze Bemühung ſeiner Tante, ein
Leſtament zu machen.
Die Baronin aber ſtutzte. „Warnn ein Teſtament?u fragte ſie
ahnungsſchwer.
„Grillen alter Leute - vielleicht einige Legate für ihre
Geſellſchafts=
dame und ihre Katzen. Sie hat Niemand auf der ganzen weiten Welt als
mich — antwortete der Gatte ſorglos.
Mit einer gewiſſen freudigen Haſt genügte der Baron noch den nöthigen
gerichtlichen Förmlichkeiten und erwartete dann jeden Tag die erſte Sendung
ſeiner bedeutend geſtiegenen Einnahme.
Statt deſſen kam abermals ein Brief des Advokaten, allein unbeſchwert
mit Geldpapieren. Wer malt aber den Schrecken des Barons, als er den
Inhalt dieſes Briefs entziffert und daraus erſehen hatte, „ — daß er, der
einzige Blutsverwandte der Erblaſſerin, gänzlich übergangen ſei im
Teſta=
mente, und daß in dem Herrn Gottwalt von Müldener ein Teſtamentserbe
ernannt wäre !”
Ein Donnerſchlag aus dem heiterſten Himmelsblau. Der Baron
glaubte zu träumen. Dann aber überrieſelte ein furchtbarer Schmerz den
ſtarken Mann. Nicht ſeinetwegen! Aver ſeiner Gattin, ſeiner Kinder
wegen! Er hatte der alteu Dame ohne Mißgunſt die Freuden ihres hohen
Alters gegönnt, er hatte niemals vermeſſene und läſterliche Wünſche in
ſeinem Herzen gehegt und niemals den Tag herbeibeſchworen, wo ſich ihre
Augen, die ſeinem Wohlbehagen entgegenſtanden, ſchließen würden. Aber
er hatte ſich in der Pein der Sorge mit dem Gedanken getröſtet, daß
ein Tag kommen müßte, wo ihm geholfen werden würde, und er war
in dem Bewußtſein dieſer Hülfe ſtark geworden, Entbehrungen für eine
Spanne Zeit zu tragen. Er hatte ſich, er hatte ſeine treue Gattin an dieſer
Hoffnung aufgerichtet, und nun ? Nur Der, welcher jahrelang etwas
er=
hofft hat und dann ebenſo unerwartet als gründlich mit allen ſeinen
Troſt=
gründen geſcheitert iſt, nur Der kann ſich eine Vorſtellung von dem
trau=
rigen Seelenzuſtande des Barons machen.
Wirre Gefühle durchwogten ihn. Sein Geiſt zermarterte ſich mit der
Frage: Wie ſeine Taute dazu gekommen ſein möchte, ihn dergeſtalt zu
ent=
erben, daß ein rechtlich begründeter Einſpruch kaum möglich ſei? Freilich
waren Jahre darüber verfloſſen, ſeitdem ſie ſich nicht geſehen - aber er
hatte durch liebevolle Briefe immer einen gewiſſen Verband zwiſchen ſich
und ihr zu erhalten geſucht. Wohl hatte ſie dieſe Briefe ni e beantwortet,
aber ſie hatte durch ihre Geſellſchafterin immer einige freundlich und
herz=
lich tlingende Worte ſchreiben laſſen, alſo immerhin bewieſen, daß ihr der
ſchriftliche Verkehr mit ihrem Neffen ganz lieb war. Seit zehn Jahren
hatte ſie ihr Zimmer nicht mehr verlaſſen - wie war ſie nun zu der
Be=
kanntſchaft mit einem Manne gekommen, der „Gottwalt von Müldener”
hieß, und wie war ſie zu dem Gedanken gelaugt, dieſen wildfremden,
durch=
aus nicht zur Verwandtſchaft zählenden Mann zum Teſtamentserben zu
er=
nennen, da ihr in dem Neffen ein Inteſtaterbe lebte? Wie oft hatte ſie
früher in trockenem Scherz zu dieſem ihrem Neffen geſagt: „So lange ich
lebe, habe ich nichts, gar nichts zu verſchenken, wenn ich jedoch todt bin,
dann kaunſt du Alles nehmen, was du findeſt - ſo lange magſt du
warten! Jetzt war ſie todt und ihr Wort ließ ſich nicht erfüllen! Ein
böſer Geiſt mußte ihre Gedanken regiert haben bei dem Entwurfe zu dieſem
Teſtamente.
Die Barouin forſchte mit weiblichem Schariſinn nach Gründen, die
der unverzeihlichen Enterbung zu Grunde liegen konnten. Sie fragte: „Ob
nicht die Verheirathung mit ihr, der armen Grafentochter, der ſo ſparſamen
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Tante, der das Leben in ihrer Familie gewiß kein Geheimniß geblieben
ſein würde, nicht die Veranlaſſung gegeben haben könnte Zu
Der Baron verneinte es beſtimmt, Er hatte damals die Einwilligung
ſeiner Tante ausdrücklich erbeten und deßhalb ſogar einen Beſuch bei ihr
gemacht.
Genug, es fand ſich kein leitender Faden aus dieſem Labyrinthe und
der Baron konnte ſich bei der beſtimmten Abfaſſung des Teſtaments nicht
einmal der Hoffnung hingeben, durch Proceß eine Abänderung zu bewirken.
Aber es ſtand ihm eine geſetzliche Beſtimmung zur Seite, wonach ihm, dem
Blutsverwandten, Anſpruch auf einen kleinen Pflichttheil verblieb, wenn die
Erblaſſerin nicht ſpeciell triftige Gründe zu ſeiner Enterbung angeführt
hatte. Um dies genau zu erfahren, erbat er ſich eine Abſchrift des
Teſta=
ments, ließ einſtweilen durch ſeinen Advokaten Proteſt gegen daſſelbe
ein=
reichen und kuüpfte hieran die Erkundigung nach der Perſönlichkeit des
er=
nannten Erben und nach dem obwaltenden Verhältniſſe zwiſchen ihm und
ſeiner verſtorbenen Taute.
Der Advokat ſchrieb zurück: „Es lägen leider keine Gründe vor, das
Teſtament umzuſtoßen, hingegen die Hoffnung auf die Abfindungsſumme
mit dem Pflichttheit wäre ſchon um deßhalb ganz ſicher anzunehmen, da
der ernannte Erbe ſich plötzlich in eine Lage verſetzt ſähef, die ihm nicht
von fern geträumt hätte. Ein Betrug von dieſer Seite oder eine
Erb=
ſchleicherei ſei nicht vorhanden, da der Herr von Müldener vom Daſein
des Fräuleins von Röpen=Vergazeck nicht eher Notiz genommen, bis ſie ihn
zu einem reichen Manne gemacht. Er ſcheine auf das angenehmſte überraſcht
zu ſein und habe ſich trotz des rauhen Winterwetters ſogleich perſönkich
geſtellt, obwohl er gegen 50 Meilen zu reiſen gehabt hätte. Der Erbe
glaube übrigens ſeine Bevorzugung dem Umſtande verdanken zu müſſen,
daß ſein längſt verſtorbener Vater der Gegenſtand einer Jugendliebe des
Fräuleins von Röpen geweſen wäre. Er ſelbſt habe jedoch nie in Conner
mit ihr geſtanden. Nach eingezogenen Erkundigungen ſei Herr von Müldener
übrigens ein Lebemann comme il faut, der ſtets viel Geld verthan, alſo
auch zviel Geld brauchen könne. Er ſei ein Mann von ſechszig Jahren
und zeige ſich ſehr begierig, die ihm zugefallene Erbſchaft anzutreten.”
Mit Gefühlen, die an Bitterkeit und Verzweiflung Alles übertrafen,
was jemals der Baron empfunden hatte, las er dieſe Berichterſtattung.
Ein Verſchwender kam alſo zum Beſitze eines Eigenthums, das ſeine
ärm=
liche Exiſtenz geendet haben würde, ein Verſchwender ſonnte ſich in den
Strahlen eines Reichthums, der von Rechtswegen ihm zukam. Er erinnerte
ſich jetzt allerdings dunkel einer früheren Verlobung ſeiner Tante, die durch
den Unwerth des Mannes gelöſt worden war. Aber er kannte den Charakter
derſelben zu genau, um zu glauben, daß längſt vergeſſene Liebe ſolche
Wirkungen hervorzube ingen im Stande ſein könnte.
Die Sorge macht ſcharfſinnig und die Noth erfinderiſch. Der Baron
handelte nach dieſen Eingebungen, indem er Alles anwendete, um die
Uebergabe der Erbſchaft ſo lange wie möglich zu verhindern. Er beantragte
die ſpecielle Vernehmung der üblichen acht Zeugen, die zugegen ſein mußten
bei der gerichtlichen Gültigmachung eines Teſtaments, um dadurch zu
er=
fahren, ob dieſer Act auch formell ausgeführt und Keiner von Ihnen zu
Gunſten des Herrn von Müldener Schritte gethan hätte.
Seinen Forderungen wurde genügt. Die Zeugen, lauter ehrenhafte
Leute, bekundeten die Vorleſung des Teſtaments im Beiſein des
verſtorbe=
nen Fräuleins und ihrer Geſellſchaftsdame durch den Notar. Keiner von
ihnen kannte Herrn von Müldener nur dem Namen nach.
Sorgenvoll ſtarrte der Baron auf das Papier nieder, das ihn troſtlos
auf Lebenszeit machte. Seine Gattin ſaß neben ihm. Ihre Augen leuchteten
durch Thräuen, als ſie mit ſanfter, beſchwichtigender Stimme ſagte: „Sei
nicht verzagt — Gott wird uns ſchon beiſtehen, wenn unſere Sache gerecht
iſt 1u Dann ſenkte auch ſie den Blick nieder auf die Actenſtücke, welche
die Beſtätigung ihres Mißgeſchicks enthielten. Es fiel ihr auf, daß ſtatt
des Namens des Fräuleins von Röpen drei handfeſte Kreuze gezeichnet
waren, dabei der Vermerk des Notars: „Die Dame Fräulein von Röpen
iſt des Schreibens unkundig und hat die drei Kreuze ſtatt ihres Namens
ſelbſt gezogen.”
„Hat deine Taute denn nicht ſchreiben könnenzu fragte ſie verwundert.
Gewiß - ſie ſchrieb ganz gut; aber es war ihr bequemer, alle ihre
Geſchäftsſachen mit drei derben Kreuzen zu quittiren - es war überhaupt
eine ſeltſame Frau -, antwortete der Baron trübſinnig.
„Bei einer ſo wichtigen Sache wie dieſe, dächte ich, würde ſie ſich
dieſer Bequemlichkeit nicht überlaſſen haben, wenn man ſie aufmerkſam
darauf gemacht hätter, meinte die Baronin argwöhnend
Der Baron blickte überraſcht auf. Ein Hoffuungsſtrahl durchfuhr
ſein Herz. Die Wolken auf ſeiner Stirn lichteten ſich — es war
min=
deſtens ein Auſchub zu gewinnen - und wer weiß, ob nicht dieſe drei
Krenze ein Wegweiſer zum Glück waren!
„So Gott willé rief er freudigen Muthes, „greife ich mit dieſen
Krenzen die Nichtigkeit des Teſtaments an. Ich werde den Veweis liefern,
daß das Fräulein Librſſa von Röpen hat ſchreiben können. Ich beſitze
idau mr und Vrlag: L. C.
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freilich nur zwei Schriſtſtücke von ihrer Hand - ein Albumblatt, das ſie
mir als Andenken mit auf die Univerſität gab, und einen Brief, den ſie
mir vor langen Jahren, ich weiß nicht genau mehr in welcher ganz
beſon=
dern Angelegenheit, geſchrieben hat. Wo ich dieſe Schriftſtücke verwahrt
habe, weiß ich zur Minute nicht, allein vernichtet ſind ſie nicht, und bei
der Hoffnung, damit meine rechtlichen Anſprüche zu unterſtützen, werde ich
die Geduld beim Suchen nicht verlieren."
(Schluß folgt)
Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt von V.
87. Das Katzeneluboger Schloß.
Die Grafen von Katzenelnbogen, denen Darmſtadt gehörte, ehe es an
die Landgrafen von Heſſen kam, hatten darin ein Schloß oder eine Burg,
und zwar ſtand dieſes Schloß da, wo das jetzige Schloß ſteht, nahm aber
natürlich einen viel kleineren Raum ein, als das jetzige. Seine
Beſtand=
theile lernen wir aus einer alten Beſchreibung kennen, die es ſchildert, wie
es zu Ende des 15. Jahrhunderts geweſen iſt. Zunächſt den eigentlichen
Schloßgebäuden lag ein Zwinger, um dieſen zog ein Wall mit davor
lie=
gendem Waſſergraben. Nur von einer Seite und zwar von der Stadt her
führte ein Eingang in daſſelbe, der aus mehreren Thoren gebildet war.
Die im Schloſſe befindlichen Näumlichkeiten waren der alten Beſchreibung zufolge:
1 Im Hauptgebäude:
1) Unter der Erde: zwei große Keller.
2) Ebener Erde: eine große Küche mit laufendem Brunnen, eine
Speiſekammer und eine Badſtube neben der Küche, ſodann über
den Kellern, einige Stufen höher als die Küche, eine Küferwerkſtätte
(Buttelei) und neben dieſer ein großer Saal.
3) Im 2. Stock: über der großen Küche „der kleine Saals, über
dem großen Saal des Erdſtocks eine Kirche, und neben dieſer ein
großer Saal, der die Länge des ganzen Hauſes einnahm.
4) Im dritten Stock über dem „kleinen Saal' ein Fürſtengemach,
eine Stube, ein fürſtliches Schlafgemach und neben dieſem eine
Kammer für den Kammerdiener; über dem großen Saal eine kleine
Stube und mehrere Kammern.
5) Im Dachſtock. 4 große Fruchtböden und darüber 2 Taubenhäuſer,
die damals in keinem Schloſſe fehlten.
II. Im hölzernen Haus”:
Unter dem Hauſe ein Speiſekeller; im Erdgeſchoß eine größere und
eine kleinere Stube und eine Kammer, die der Amtmann inne hatte; im
2. Stock ein großer Speiſeſaal; im 3. Stock eine Kammer, durch die man
in der Fürſtin Gemach kam, neben welchem eine Kammer für die
Kammer=
frau lag; im Dachſtock wieder Fruchtböden und ein Taubenhaus.
III. In einem Hauſe neben der Pforte befanden ſich im Erdgeſchoß die
„Schneiderſtube;, im 2. Stock 2 Stuben.
IV. In dem inneren Thorbau befand ſich die Kanzleiſtube nebſt einer
Kammer.
V. In dem äußeren Thorbau war eine Pförtnerſtube und eine Stube,
in der der Kammerſchreiber arbeitete.
Außer dieſen Baulichkeiten gehörten aber zum Schloſſe noch folgende
weitere:
Im Zwinger ſtanden: ein Backhaus, 3 Marſtälle und ein Schlachthaus.
Vor dem Schloſſe lagen ein Viehhof, 2 Scheunen, ein Wagenhaus,
ein großer Speicher= und ein Kellerbau, ein Kelterhaus und noch ein kleines
Haus zur Aufbewahrung von Früchten.
Von dieſem alten Katzenelnbogener Schloſſe find heute noch
Theilevor=
handen, wenn auch die Räumlichkeiten eine andere Eintheilung erfahren
haben. Nach den gründlichen Unterſuchungen des Herrn Hofbaurath
Dr. Weyland bilden die Appartements S. K. H. des Großherzogs, die ihre
Fenſter nach dem Schloßkirchenhof haben (die nach dem Paradeplatz ſehenden
ind ein viel ſpäterer Anbau), ſowie die entſprechenden Räume im erſten
und dritten Stocke, dann der Theil, den jetzt die breite Treppe und der
ſ. 9. weiße Saal einnehmen, Theile des urſprünglichen
Katzen=
elnbogiſchen Schloſſes. Die alte Beſchreibung, die wir oben erwähn
haben, trifft zu mit der Größe und Anordnung der Näume in beiden
Theilen des Schloſſes. Die heutige Hofkonditoreiküche war die große Küche
mit dem laufenden Brunnen, die beiden nördlich an dieſe Kuche anſtoßenden
Räume die frühere Speiſekammer und Vadſtube, die jetzige Silberkammer
und die Weißzengkammern waren die Küferwerkſtätte, der untere Theil der
breiten Treppe war der große Saal, der zweite und dritte Stock des
Trep=
peuraums war von der Kirche eingenommen, der weiße Taal war der Saal
der die Länge des ganzen Baues einnahm und auch in den übrigen jetzigen
Räumen des zweiten und dritten Stocks erkennt man die im Latzelnbogener
Schloſſe erwähnten.
WiIö'ſine wifmädrnsors