Darmstädter Tagblatt 1870


17. Mai 1870

[  ][ ]

zum

N 20.

Dienſtag den 17. Mai

1870

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wochenlich; Erſteres Samſtag, die Beilage
Dienſtags und Letzteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Plütter zuſammen 2 fl. Auswärts lann man bei allen Poftamtern abonniren. In Varmſtadt bei
der Expedition.- Rheinftraße Nr. 23 neu-

3308)
Bekanntmachung.
Betr.: Ausſtellung von ſelbſtverfertigten Arbeiten der Handwerker und Fabrikarbeiter.
Die baulichen Einrichtungen und die Vorarbeiten für die Ausſtellung von ſelbſtverfertigten Ar=
beiten
ſind ſo weit gediehen, daß vom 15. Mai an mit der Empfangnahme und der Aufſtellung der
Erzeugniſſe begonnen werden kann. Alle Ausſtellungs=Gegenſtände müſſen lin der Zeit vom 15. bis
22. Mai l. J. in das Ausſtellungslokal - Städtiſche Turnhalle dahier - abgeliefert werden. Die
Ausſteller haben durch uns oder durch die betr. Lokal=Comits's Juſtructionen über die Herſendung der
Ausſtellungs=Gegenſtände empfangen.
Die Ausſtellung wird am 1. Juni l. J. eröffnet und dauert bis zum 30. Juni. An den
Wochentagen iſt die Ausſtellung von Morgens 9 bis Nachmittags 6 Uhr geöffnet; an den Sonntagen
von Vormittags 11 Uhr bis Nachmittags 6 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt 18 kr. per Perſon.
Mit der Ausſtellung wird eine Verlooſung von aus der Ausſtellung angekauften Gegenſtänden
verbunden. Der Preis eines Looſes beträgt 36 kr. Looſe ſind in der Ausſtellung, auf dem Büreau
des Landesgewerbvereins und bei allen Lokal=Comités vom 20. Mai an zu haben. Gegen Ein=
ſendung
des Betrags und der Frankaturmarken können auch Looſe brieflich von dem Büreau des Ge=
werbvereins
verlangt und von demſelben abgegeben werden.
Darmſtadt, den 11. Mai 1870.
Großherzogliche Centralſtelle für die Gewerbe und den Landesgewerbverein.
Schleiermacher.
Fink.
Oelgemälde=Verſteigerung.
Düſſeldorfer Schule.
Donnerſtag den 19. Mai Vormittags 10 Uhr
ſoll im oberen Saale der Reſtauration Stamm am Hoftheaterplatz in Darmſtadt
eine große Sammlung Oelgemälde öffentlich verſleigert werden. Die Sammlung beſteht
aus Salon- und Cabinetſtücken von anerkannten Meiſtern; die Bilder befinden ſich alle in
eleganten Goldrahmen und ſind vor der Verſteigerung zur Anſicht aufgeſtellt.
M. Neuſtadt, Helzuter.
3309

Utenſilien= ꝛc. Lieferung.
Dienſtag den 24. d. Mts. Vormittags
10 Uhr ſollen nachſtehende, zur Einrichtung von
19 Lieutenants=Wohnungen nöthige Utenſilien ꝛc.,
und zwar:
19 Kleiderſchränke,
19 kleine Schränke,
19 Kommoden,
19 Waſchtoiletten,
19 größere Tiſche,
19 kleinere Tiſche,
19 Spiegel,
76 Rohrſtühle,
38 gewöhnliche Stühle,
19 Stiefelknechte,
19 Spuckkaſten,
38 wollene Teppiche,
19 Haarmatratzen,
19 Haarpolſter,
19 Steinkohlengefäße,
19 Steinkohlenlöffel,
19 Steinkohlenſchürhaken,
19 Leuchter von Meſſing,
19 Lichtſcheeren,
703 Ellen Bettlücher=Leinwand und
1281 Ellen Handtücher=Leinwand,
in dem Geſchäftslocal der unterzeichneten Garni=
ſon
=Verwaltung mittelſt Soumiſſion in Lieferung
vergeben werden. Bemerkt wird hierbei, daß die

in den erſten 10 Poſitionen aufgeführten Holz=
möbel
an die betreffenden Garniſon=Verwaltungen
Darmſtadt, Babenhauſen, Offenbach, Friedberg,
Butzbach, Gießen und Worms, dagegen die übrigen
Gegenſtände an die Garniſon=Verwältung Darm=
ſtadt
franco abzugeben ſind. Die Bedingungen
und Beſchreibungen der Gegenſtände können täglich
Nachmittags im Geſchäftslokal der Garniſon= Ver=
waltung
eingeſehen werden, woſelbſt auch Muſter
zu Matratzenzwilch, Roßhaaren, Bett= und Hand=
tücherleinwand
offen liegen.
Die Soumiſſionen ſind verſchloſſen, mit der
Aufſchrift: Lieferungen von Mobilien für Offiziers=
Wohnungen' verſehen, in das vor dem Geſchäfts=
Local der unterzeichneten Verwaltung aufgehängte
Soumiſſionskäſtchen einzulegen.
Darmſtadt, den 12. Mai 1870.
Großherzogliche Garniſon=Verwaltung.
13193
Schneider. Fauſt.

Feilgebotenes.
Hin kleiner hübſcher Stall (Schweizer=
C= haus=Form) zu Chaiſenremiſe ꝛc.
geeiguet, iſt zu verkaufen. Näheres be=
ſagt
die Expedition.
3050
1840) Ein noch neues Handwägelchen
iſt zu verkaufen. Gardiſtenſtraße Nr. 16.
2347) Mehrere Bauplätze in der Wein=
bergſtraße
per Klftr. 3-4 fl. Zu erfragen bei
Heinr. Jakoby, Schloſſermeiſter. Beſſungen.
2862) Eine gebrauchte, aber noch ſehr gute
lleine Schröder'ſche Nähmaſchine iſt zu
verkaufen. Verlängerte Waldſtraße Nr. 51.
2948) Reis= C Waizen=Stärke, in
Stängel= und Bröckel=Form, weiß und gebläut,
deren Güte jeden Zuſatz (Wachs ꝛc.) entbehrlich
macht, ſowie Bläue empfiehlt
C. Amend, vorm. G. Kraus.
2982) 6 gute Strohſtühle und eine frei=
ſtehende
Douche, die man in jedes Zimmer
ſtellen kann, wird billig abgegeben.
Wilhelminenſtraße I7.
3038) Confirmandenrock billig.
Louiſenſtraße Nr. 8 drei Treppen hoch.
3139) Fichten= und Lerchenſtaugen in
großer Auswahl bei
H. Dehu, auf Achensmühle.
3140) In der Carlsſtraße 51 iſt eine doppelte
Glasthüre, 10 Fuß hoch, nebſt einigen Wagen
Miſt zu verkaufen.
3163) Ein Confirmandenrock (uoch wie
neu) billig zu verkaufen. Nieder=Namſtädterſtr. 73.
3208) Zimmerſpäue ſind zu verkaufen
Joh. Schneider, Arheilgerſtraße.
Moltenspirilus,
Wanzentinclur,
Insectenpulver, ächt Kaukaſiſches.
Campher
bei
[3212
Ge. Liehig Solnn.
3216) Sehr gute Kartoffeln zu verkaufen
(Kumpf= und Malterweiſe) verl. Hügelſtraße 73.
e-
GAHgrar.

Hapetem & Femster-Rouleaux
empfiehlt in reicher Auswahl und in den neueſten Deſſin's
2505)
Die Tapetenfabrik von C. Hochatätter & Söhne.

Ho) din oald dhen holeien talh.
Tabak per Pfund 26, 30 und 32 xr.
Louis Fink, Kirchſtraße Nr. 19.

3310) Eine doppelte Stallthüre und
Gartengeländer von Holzgitter iſt abzugeben.
Promenadenſtraße 43.
19

[ ][  ][ ]

74

M. 20.

EEUUUv- zuk ETh Dhl

in reicher Auswahl empfehlen
GehrGder
Reparoturen jeder Art werden prompt beſorgt.
3217) Ein Couſirmanden=Rock iſt zu ver= 3266) In der Herdwegſtraße 37 iſt der zweite
kaufen, große Kaplaneigaſſe Nr. 3.
3220) Eine Sprungfedern=Matratze zu quemlichkeiten bis zum 1. Juni zu vermiethen.
verkaufen, Annaſtraße 10, Beſſungen.
ſtraße 20 Parterre.
3225) Gemüſepflanzen jeder Art.
3314.
Mühlſtraße 66.
Täglich Gefrorenes.
Hof-Conditorei

GOlKus.

S. Baior

3313) Mehrere neue Bettſtellen zu ver=
kaufen
. Hinkelgaſſe Nr. 3.
Vermiethungen.
1767) An 2 Schüler wird ein Zimmer ab=
gegeben
; auch können ſie Koſt erhalten. Ballonplatz 10.
1841) Ein fein möblirtes Zimmer für 1 oder
2 Herren, in der Nähe des Gymnaſiums, mit
Benutzung von Clavier und Bibliothek, iſt ſogleich
zu vermiethen. Näheres bei der Expedition.
2283) Dieburgerſtraße Nr. 14 iſt ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen.
im Sei=
14 7
5½
; 2Adwign.aße Nr. 14 tenbau
ein noch neues, freundliches Logis, Sommerſeite,
beſtehend aus 4 Zimmern, Küche und Zugehör,
gleich beziehbar.
2696) Frankfurterſtraße 36 die bel Etage
6 Piecen nebſt Zugehör. Anfangs Juli beziehbar.
Zu erfragen Bleichſtr. 39 Vorderhaus.
2791) Louiſenplatz 4 ſind in der bel
Etage 5 Zimmer mit Küche zu vermiethen und
Ende Mai zu beziehen.
2955) Hügelſtraße 61 eine hübſche Man=
ſarden
=Wohnung, beſtehend aus 4 Zimmern, Küche
und allen Bequemlichkeiten, ſofort zu beziehen.
2956) Obere Eliſabethenſtraße Nr. 22 iſt ein
Manſardenlogis aneine ruhige Familie zu vermiethen.
2957) Obere Eliſabethenſtraße Nr. 22 zwei
unmöblirte Zimmer im Seitenbau zu vermiethen
und alsbald zu beziehen.
2986) Graſeuſtr. 1 nahe der Promenade ein
gut möbl. Zimmer im unteren Stock gleich zu beziehen.
2991) Ein großer geräumiger Heuboden iſt
ſofort zu vermiethen. Näheres Mühlſtraße 19.
E ſFin freundl. möblirtes Zimmer, auf
2 Wunſch mit Koſt, ſogleich zu beziehen.

Kl. Ochſengaſſe Nr. 4 eine Treppe.
Ebendaſelbſt iſt auch ein neuer, eleganter, ſchwar=
zer
Frack billig zu verkaufen.
3142) In meinem neu erbauten Hauſe, Toder=
ſtraße
Nr. 51, iſt der 1. Stock mit allen Be=
quemlichkeiten
nebſt Autheil am Garten alsbald
Ludwig Geider,
zu vermiethen.
Hof=Weißbinder, Waldſtraße 23.
3171) Eine Wohnung von 4 Zimmern und
großem Salon mit Flügelthüren, nebſt Küche
und ſonſtigen Zubehörungen, bel Etage Nr. 10
auf dem Mathildenplatz, vom 1. Auguſt d. J.
an zu beziehen.
3174) Ein ſchön möblirtes Zimmer mit Aus=
ſicht
nach der Straße, mit oder ohne Koſt, iſt bis
zum 1. Juni zu beziehen. Kleine Arheilgerſtr. 53.

(3167
Stock, beſtehend aus 5 Zimmern mit allen Be=
Näheres bei Hauptmann Kehrer, Wilhelm=
Vermiethung.
Wilhelminenſtraße Nr. 19,. 3 Tr. ein Logis,
4 Piecen, per 1. Auguſt event. früher.
3315) Ein möblirtes Zimmer auf den 1. Juni
zu vermiethen. Zimmerſtraße Nr. 2.
3316) Obere Rheinſtraße 2 im Seitenbau ein
kleineres Logis im Juli beziehbar.
3317) Hölgesſtraße Nr. 12 iſt die 3. Etage
mit allen Bequemlichkeiten zu vermiethen. Auf
Wunſch kann ein Pferdeſtall für 3 Pferde dazu
vermiethet werden.
G9. Frauk.
3318) Untere Schloßgaſſe Nr. 3 eine Schlaf=
ſtelle
für 1 oder 2 Herren.
3319) In dem ſeither von dem Ruſſiſchen
Geſandten bewohnten, in der Beſſunger Wilhelminen=
ſtraße
gelegenen Hauſe iſt der obere Stock, be=
ſtehend
aus 6 Piecen, darunter ein Saal, 2 Man=
ſardenzimmer
mit geraden Wänden, Stallung für
2 Pferde, Chaiſen=Remiſe ꝛc., zu vermiethen und
alsbald zu beziehen. Nähere Auskunft wird ertheilt
Beſſunger Wilhelminenſtraße 9, Eingang in der
Annaſtraße.
Vermiſchte Nachrichten.
3321)
Bekanntmachung.
Alle Diejenigen, welche an den Nachlaß des
verſtorbenen Oberbaureviſor Beck noch Etwas zu
beanſpruchen haben, werden hiermit aufgefordert,
ihre Nechnungen binnen 8 Tagen Kirchſtraße 25
einzureichen.
Darmſtadt, den 16. Mai 1870.
2798) Ein Mädchen, welches zu Hauſe ſchlafen
kann, wird in Dienſt geſucht. Daſſelbe kann das
Kleidermachen dabei erlernen. Zu erfragen bei
Frau Wetteroth.

Kosmographiſche Vorlejung
Mittwoch 15. Mai Abends Schlag
7 Uhr im oberen Saale der Turn=
13 halle, Woogsplatz Nr. 5. Ueber unſere
Er de. Ebbe und Fluth. Tableau: Die
4 Sonnenſyſteme. Ferner Tollurinm u. Jnnarium.
Entree 1½ fl.
3320)
C. v. Heugel.
2740) Ein Junge kann in die Lehre treten bei
Schloſſermeiſter Ludwig, Carlsſtraße Nr. 8.
2421) Einige brave junge Mädchen
können dauernde Beſchäftigung erhalten in der
Spielkarten=Fabrik von
Frommann & Bünte.

H

2976) Brave Kuaben & Mäd=
chen
finden lohnende Beſchäftigung in der
Patent=Hutfabrik
auf dem Chauſſeehaus.
3101) Ein im Umgang mit Pferden vertrauter
junger Mann als Kutſcher geſucht.
Beſſunger Wilhelmſtraße Nr. 6.
3 ſEs werden einige üchtige Arbeiterinnen in
ein Kleider=Geſchäft geſucht
Ludwigſtraße 17 zweiter Stock.
3298) Ronne françaize.
Ein franzöſiſches Kindermädchen aus Genf,
24 Jahre alt, ſucht eine Stelle. Näheres Prome=
nadenſtraße
47.
3304) Küchenhaushälterin.
Ein gebildetes Franenzimmer geſetzten Alters,
das in der Küche erfahren und ſelbſtthätig, ſowie
in häuslichen u. Handarbeiten bewandert iſt, kann bei
einer kleinen Familie angenehme Stellung finden.
Günſtige Bedingungen geboten, dagegen beſte
Empfehlungen verlangt. Anerbietungen mit ge=
nauer
Angabe früherer Leiſtungen und betr. Zeug=
niſſe
franco an die Herren Haaſenſtein 8p;
Vogler in Frankfurt a. M. sub E. V.
163. zu richten.
3322)
Verloren!
Am Freitag den 13. Mai 1870 wurde in
der Mühlſtraße ein gelb carrirter Pferdeteppich
verloren. Diejeuige Frau, welche ihn am Eck der
Mühl= und Nieder=Namſtädter Straße gefunden
hat, wird erſucht, ihn in der Kiesſtraße Nr. 93
gegen eine Belohnung abzugeben.

III-

Munoncen
Ce-
für
die Kurkiſten
Es; aller Badeorte2
besorgt promgt und billigst die
5 4
Jaosor’sche Buch, Papier-, & Landhartenhandlung.
Central=Bureau für Inserate

3322a

ſältestes in Deuschland, gegründet 1855.)
Frankfurt a. M., Mai 1870.

Kreuznach, Nauheim, Sehwalbach, Soden, Wieshaden Wildungen, ete.

Haschimen-Ausstehhuue u. Marhack
zu Frankfurt am Main.
Eröfknung am 19. Mai, Schluss am 23. Mai.
Eintritts-Preise:
Am 10. Mai 36 kr., um 20. und 21. Mai 18 kr.,

am 22. und 23. Mui 12 kr.
A

Eintritts-Karten für alle Tage gültig f. 1.12.
Die Ausſtellungs-Commiſſion.
3274)

[ ][  ][ ]

R20.
Die Verlooſung des Frauenvereins der Gnſtav=Adolf=Stiftung
findet am 22. Juni d. J. ſtatt und alle Mitglieder des Vereins, welche ſich zur Lieferung einer
Arbeit verpflichtet haben, ſind gebeten, dieſelben ſpäteſtens bis zum 18. Juni abzuliefern. Looſe
6 kr. ſind bei den Damen des Vorſtandes und bei Frau L. Keßler, Promenadeſtraße 40, zu haben
Der Verein, unter dem hohen Protectorate Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzeſſin Karl
gegründet, erfreut ſich, mit Dank und Befriedigung dürfen wir es ausſprechen, einer immer ſteigenden
Theilnahme. Möge dieſelbe ſich auch diesmal wieder unſerer Verlooſung zuwenden und der Ertrag
derſelben den Verein in den Stand ſetzen, den mehr und mehr an ihn herantretenden Vittgeſuchen
armer bedräugter Gemeinden um Beiträge zur Gründung von Kirche und Schule, um Unterſtützung
von Wittwen und Waiſen u. ſ. w. Folge geben zu können.
Allen aber, die ſo unermüdlich immer wieder durch jährliche Beiträge und milde Gaben die
Werke chriſtlicher Liebe und Barmherzigkeit ermöglichen, ſpricht der Vorſtand des Vereins hiermit
ſeinen wärmſten Dank aus.
Luiſe Drandt. Antonie Schahmann. Auguſte Zeller. Auguſte d’Amour. Luiſe
Baur. Auguſte Pfaff. Antonie Schwabe. Mathilde Lange. Sophie Wider.
Ida Langheinz. Eliſe Balſer. Wilhelmine Mühlberger. Marie Kleinſchmidt.
Noſa Kleinſchmid. Wilhelmine Zimmermann. Nannh Pabſt.
(3323

3180)
Zur Beachtung!
Alle in das Tapezierfach einſchlagende Arbeiten werden prompt und billig beſorgt von
Adam Sturm, Döngesborngaſſe Nr. 2.

ESin geſitteter junger Menſch mit einigen
Schulkenntniſſen kann als Drucker=
Lehrling eintreten in der
L. C. Willich'ſchen Hofbuchdruckerei.
3325)
Warnung.
Hiermit die Anzeige, daß ich für auf meinen
Namen Geborgtes oder Geliehenes nicht hafte und
keinerlei Verbindlichkeiten übernehme.
Darmſtadt, am 15. Mai 1870.
Merkel Wittwe.

2824) Brave Lehrlinge ſucht
Carlsſtraße 23. J. Schäfer, Schloſſermeiſter.
Vor einigen Wochen iſt
8 Verloren. dahier ein ſchwarzer
Pudel (Pinſcher), welcher auf den Namen
Piſchon hört, abhanden gekommen. Alle bisherigen
Nachforſchungen ſind erfolglos geblieben; es wer=
den
alle Diejenigen, zwelche über den Verbleib
deſſelben Auskunft zu geben im Stande ſind, unter
Zuſicherung einer guten Belohnung gebeten, der
Expedition d. Bl. gefällige Mittheilung zu machen.

8 Epileyaie (faſſſucht)
wird unfehlbar geheilt durch Herrn F. Krier, welcher
am 20., 21. und 22. d. Mts. im Gaſthofe zu
den Drei Königen in Caſtel bei Mainz zu ſprechen
iſt. Notoriſch Arme gratis. Wenn gewünſcht,
ſtreugſte Discretion. Schriftliche Anmeldungen
vorher an Hrn. Kaufmann E. Schultz in Caſtel.
Zeuguiß.
Seit mehreren Jahren litt ich an epileptiſchen
Krämpfen, bis ſich Herr Krier meiner annahm
und mich nach Verlauf von 3 Monaten vollſtändig
von dieſem Uebel befreite, was hiermit demſelben
gerne und im Intereſſe Aller an dieſer fürchter=
lichen
Krankheit Leidenden beſcheinige.
Gersweiler bei Saarbrücken, 15. Februar 1870.
Johann Pinkele.
Als Zeugen: Heinrich Kaufer. Karl Beer.
3324) Geſucht wird ein Mädchen, das im
Ausbeſſern und Kleidermachen geübt iſt.
Annaſtraße Nr. 22.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 17. Mai. 13. Vorſt im 9. Ab.:
Feuer in der Mädchenſchule. Luſtiſpiel in
Akt von Förſter. Hierauf: Der Pariſer
Taugenichts. Luſtſpiel in 4 Akten von Töpfer.
In beiden Stücken Frlu. Both, vom Hoftheater
in Detmold, als Gaſt.
Donnerſtag. 19. Mai. 14. Vorſt. im 9. Ab.:
Hernani. Oper in 3 Akten; Muſik von Verdi.
Fräul. Szegal, vom Prager Theater, als Gaſt.
Freitag, 20. Mai. 15. Vorſt. im 9. Ab.:
Eine moderne Million. Schauſpiel in
5 Akten von Bernhard Scholz.

Der Siebeneck.

Vortſezung)
Im zwölften Jahre ſchon lernte ich den lebhaften, mit ſeltenem Talent
ausgerüſteten Knaben kennen, da wir zufällig Beide zugleich auf die Schule
kamen. Gleiche Auſichten und Neigungen machten uns bald zu Freunden,
und ich ward ein gern geſehener Gaſt auf Schloß Siebeneck. Gewöhnlich
traf ich dort nur den Großvater Ottokar's nebſt ein paar ebenfalls ſehr
bejahrten Dienern. Die Eltern meines jungen Freundes, der mir ein großes
Vertrauen ſchenkte, hatte ich noch nie geſehen. Es war in den erſten Ferien,
die ich großentheils auf Siebeneck verlebte, wo ich Ottokar's Eltern kennen
lernte. Sie gefielen mir nicht, weil ich ihr Auftreten zu gemeſſen, zu kalt
ariſtokratiſch fand. Am meiſten ſtieß mich Ottokar's Mutter ab, eine Frau
von ſeltener Schönheit, aber ſo vornehm kühl, ſo maßlos ſtolz, daß mich
nicht blos ihre Worte, ſondern auch jeder Blick von ihr beleidigte. Ich
fühlte, daß ich nur geduldet ward, weil Ottokar mich Freund nannte. Selt=
ſamer
Weiſe beherrſchte der junge Freiherr ſchon damals ſeine Mutter voll=
ſtändig
, die ihrerſeits mit einer ſchwärmeriſchen Liebe an dem einzigen Kinde
hing. Wie ich ſpäter bemerken konnte, war auch die vornehme Freifrau
keineswegs ſo kühl, als es ſchien, vielmehr barg ſich unter dieſen gemeſſenen,
zurückhaltenden Formen eine Gluth der Seele, die oft in Schwärmerei auf=
loderte
. Von gleichem Feuer belebt war Ottokar, der ſeine Empſindungen
damals noch nicht hinter erheuchelt kalte Förmlichkeiten zu verſtecken ge=
lernt
hatte.
Während Ottokar's Vater das volle Widerſpiel ſeines eigenen Baters
wie auch des Sohnes war eine durch und durch ehreuwerthe, aber pro=
ſaiſch
praktiſche Perſönlichkeit ging die Mutter bereitwillig, ja mit un=
verkennbarer
Vorliebe auf die Lieblingsneigungen ihres Schwiegervaters ein.
Sie lebte nur in Winkeln und Dreiecken, und die mancherlei Geheimniſſe,
welche in der höheren Baukunſt unſtreitig verborgen liegen, zogen ſie mächtig
an. Werke, ſelbſt tief gelehrte, über Baukunſt waren ihre Lieblingslectüre.
Am allermeiſten, wo nicht ausſchließlich, hatte ſie ſich dieſen Studien vor
der Geburt Ottokar's hingegebeu, da ſie in jener Zeit ſehr leidend war und
an einer wahrhaft beunruhigenden nervöſen Reizbarkeit litt. Dieſe ganze
Zeit verlebte ſie auf dem Stammſchloſſe, wo denn auch Ottokar das Licht
der Welt in einem höchſt originell ausgeſchmückten Zimmer erblickte, das
ein Werk des alten Freiherrn war und dieſem bis zum Einzuge ſeiner
Schwiegertochter als Studierzimmer diente.
Was das alte Stammſchloß durch des älteren Freiherrn Bemühungen
im Großen geworden war, das ſtellte dieſes Zimmer im Kleinen dar. Es
bildete ein regelrechtes Siebeneck und war überhaupt ſo conſtruirt, daß man
überall der Zahl Sieben begegnete. Selbſt im Ameublement des ſonderbar

anziehenden Gemaches hatte der ſcharfſinnige Bauherr die Sieben, welche
derſelbe für die eigentliche Urzahl erklärte, geſchmackvoll und in ſtets neuen
und ſinnigen Bariationen anzubringen verſtanden.
Es war kein Wunder, daß die junge Freifrau überraſcht und geſeſſelt
von der Einrichtung dieſes originellen Gemaches, in welchem der greiſe Frei=
herr
unter ſeinen Inſtrumenten, Riſſen und Modellen wie ein Zauberer
weilte, ſich gewiſſermaßen in daſſelbe verliebte. Ihren kaum ausgeſprochenen
Vitten vermochte der gegen ſchöne Frauen immer noch galante alte Herr
nicht zu widerſtehen, und ehe es die Schwiegerin ahute, war das ſiebeneckige
Zimmer für ſie eingerichtet und zum reizendſten Boudoir umgeſtaltet, ohne
durch dieſe Veränderung au Originalität ſeiner urſprüuglichen Einrichtung
zu verlieren.
In glücklichſter Stimmung bezog die Freifrau dieſe ihr ſo wohl zu=
ſagende
poetiſche Wohnung. Ihr Gatte lächelte zwar über die Entzückungen
ſeiner ſchwärmeriſchen Frau, zuckte wohl auch mißbilligend darüber die Ach=
ſeln
, war ihr aber doch nicht hinderlich, weil er ſie in jeder Hinſicht voll=
kommen
glücklich zu ſehen wünſchte.
Hier erblickte Ottokar das Licht der Welt, hier lebte er ſich als Kind
ſchon ein in Geheimniſſe, von deuen er noch gar keinen Begriff hatte. Die
heilige Siebenzabl ward ihm geläufig, ehe er wußte, daß ſie überhaupt eine
Bedeutung hatte. Und ſo lange Ottokar ausſchließlich Zögling ſeiner Mut=
ter
blieb, die ihn leider vielfach verzog, war er harmlos und glücklich.
Nun trat aber das Leben mit ſeinen ſchroſſen und oft harten Gegen=
ſatzen
an ihn heran. Die Herbheiten deſſelben, die er ſehr bald und ſchmerz=
licher
empfand, als wir Anderen, die nicht ſo ſauft gewiegt worden waren,
verletzten ihn, ohne daß ſie jedoch einen ſchmerzenden Stachel in ſeine junge
Seele ſenkten. Gewohnt an ſeine Umgebungen und zwar nur an dieſe, ent=
ſchlüpften
ihm oft Bemerkungen, die allen Andern auffallen mußten. Die
Sieben, die Ottokar ſtets im Munde führte, ward für Gleichaltrige, mit
deuen die Schule ihn umzugehen nöthigte, die erſte Veraulaſſung zu unab=
ſichtlichen
Scherzen. Man nannte ihn oft den Siebener oder, wenn klein=
Neibungen eintraten, auch die böſe Sieben. Dieſe letztere Bezeichnung machte
Ottokar zuerſt ſtutzig. Er wandte ſich an mich, um meine Meinung zu
hören, und da ich ebenfalls ganz arglos war, ſo gab ich freimüthig Ant=
wort
. Aus meinen Bemerkungen gewann Ottokar die Ueberzeugung, daß
im Allgemeinen die Anſicht der Welt über die Sieben mit der ſeiner Mut=
ter
und ſeines Großvaters ſich nicht leicht werde in Einklang bringen laſſen.
Man floh die Sieben mehr als man ſie ſuchte, und bald leuchtete ihm ein,
daß man ſie für eine Unglückszahl hielt.
Hätte Otokar ſich gegen Andere ausgeſprochen, um zu einer klaren,
vorurtheilsfreien Auffaſſung zu kommen, ſo würde dies ihm nur förderlich
geweſen ſein. Statt deſſen überließ er ſich ſchon damals, in einem Alter,

[ ][  ]

76
M 20
wo unſere Seele für Eindrücke aller Art, mögen ſie nun erwünſcht oder un=1 nämlich fügte es der Zufall, daß bei ſehr vielen Vorfällen in ſeinem Leben
erwünſcht, unſchädlich oder gefahrvoll ſein, ſo überaus empfänglich iſt, ſeinen 1 die Sieben eine Rolle ſpielte, die ſeinem Streben nicht förderlich war. So
eigenen unklaren Gedanken. Dies machte ihn ſtill, zurückhaltend, ängſtlich, 1 kam er auf den Einfall, dieſe in dem Rufe böſer Vorbedeutung ſtehende
endlich entſchieden melancholiſch.
Niemand wußte ſich dieſe auffallende Veränderung des kaum an das ( können, müſſe er früher oder ſpäter daran zu Grunde gehen. Schon ſeinen
Jünglingsalter herangetretenen Knaben zu erklären. Fragen nützten nichts, Familiennamen hielt er für ein Unglück. Deshalb nannte er ſich auch in
ſelbſt den flehentlichen Bitten ſeiner Mutter ſetzte Ottokar hartnäckiges Italien nür von Eck. Allein mit dieſer willkürlichen Namensänderung, die
Schweigen entgegen. Man nahmn zuletzt allgemein an, er habe ſich wohl 1 ihm maucherlei Unannehmlichkeiten verurſacht und den erſten Anlaß zu der
überarbeitet, und da auch der zu Rathe gezogene Arzt dieſe Anſicht theilte. Verſtimmung ſeiner Eltern gab, war der Zauber, der ihn umſtrickte, nicht
ſo wurde eine Reiſe anempfohlen, um die angegriffenen Nerven zu kräftigen. gelöſt. Die Eltern konnten durchaus nicht ermitteln, weshalb ihr Sohn
Damit aber der Mangel entſprechenden Umganges dem Krauken nicht fehle, ſeinen altadeligen Namen verleugnete. Darauf bezügliche Fragen blieben
ſtellten die Eltern ihm die Wahl eines Reiſebegleiters frei. Dieſe Wahl conſequent unbeantwortet. Darum mußte man auch dem Freiherrn Recht
fiel auf mich, und ſo hatte ich das gewiß ſeltene Glück, ſchon in ſehr frühen geben, als dieſer mit der trockenen Bemerkung ganz unverhohlen hervortrat,
Jahren die herrlichen Küſten der Provence zu ſeheu, die mein ſchlummerndes Ottokar's phantaſtiſches Streben habe ſeinen Verſtand umnebelt und er ſei
Talent für Landſchaftsmalerei erweckten und ſchnell zur Blüthe brachten.
Während der Reiſe beſſerte ſich Ottokars Zuſtand inſofern, als es einige nicht ſchmeichelhaft klingende Worte beigefügt, welche auf die Verziehung
ihm an Zeit fehlte, immer nur ſeinen Gedanken nachzuhängen. Die Natur des Sohnes durch ſeine Mutter Bezug hatten und nun auch zeitweilig ein
war mächtiger, als der kranthafte Reiz, der ihn beherrſchte, So oft aber geſpanntes Verhältniß zwiſchen beiden Ehegatten hervorriefen.
das wechſelvolle Reiſeleben einem auch nur kurzen Verbleiben an einen oder
dem anderen Orte wich, verſiel Otokar auch wieder in ſein früheres Hin= langerem Verweilen in Iialien er das Schlimmſte fürchtete, die Freifrau
brüten.
Auf Schloß Siebeneck zurückgelehrt, gab ſich mein Freund mit größtem überwachen und ſo die Verſtimmung paraͤlyſiren, die ihn offenbar momentan
Eifer erneuten Studien hin. Dieſe ſchienen den böſen Feind, der ihn quälte, ergriffen habe. Nach manchem heftigen Auftritte ſetzte doch der Freiherr
zu verſcheuchen; denn ſo lange er arbeitete, ſah ihn Jedermann heiter. Oft ſeinen Willen durch. Ottokar erhielt gemeſſenen Befehl, unverweilt in die
ſogar konnte er dann geſprächig werden und in überraſchender Weiſe Gegen= Heimath zurückzukehren. Er konnte nicht widerſtreben, da auch die Freunde,
ſtände der Baukunſt beſprechen. Freilich entſchlüpften ihm dabei auch manche bei denen er Zutritt hatte, das Verlangen des Vaters unterſtützten. Indeß
paradoxe Aeußerungen, indeß ſtörten dieſe Niemand, da man ſie für geniale zögerte Ottokar doch ſo lange wie möglich, und gerade in dieſer letzten
Geiſtesblitze eines ungewöhnlichen Kopfes hielt.
Die überraſchenden Fortſchritte Ottokar's rechtfertigten ſein Verlangen, deſſen Geſchichte kennen. Die Wirkung dieſer Geſchichte auf das ſchon lange
das claſſiſche Land der Kunſt und Architektur, Italien, zu ſehen, um ſeiner halbkranke Gemüth des Architekten war entſcheidend. Der Gedanke, in der
künſtleriſchen Ausbildung durch einen längeren Aufenthalt daſelbſt den Stem= Zahl Sieben, die in den merkwürdigſten Verſchlingungen arabeskenartig ſein
pel der Vollendung aufzudrücken. So ungern die Freifrau ihren einzigen ganzes Leben umranke, verberge ſich ein großes Unglück, verfeſtigte ſich in
Sohn ſcheiden ſah, bevorwortete ſie doch ſeinen Wunſch bei dem Vater, der ihm zur fixen Idee.
denu auch ſeine Einwilligung dazu gab, obwohl er oft genug merken ließ,
daß es ihm lieber geweſen ſein würde, wenn Ottokar eine mehr praktiſche faſt ausſchließlich beherrſchte, fand er doch wieder einigen Troſt in dem
Lebensrichtung eingeſchlagen hätte. Dabei entſchlüpfte dem kaltverſtändigen Lebensgange des jungen Morazi. Auch dieſer war durch ähnliche Vorgänge
Manne im Beiſein des Sohnes die ohne alle Beziehung hingeworfene Acuße= ein Sclave unerforſchter Naturkräfte geworden und ſo lange dieſen hinge=
rung
: Ich bin kein Freund der Phantaſtik. Phantaſten aber ſind alle dem geben geblieben, bis eine Sühne ihm Linderung verſchaffte. Er fand dieſe
nnerreichbaren Ideale nachjagende Künſtler. Man kann von Glück ſagen, als Katholik im Schooße der Kirche. Ottokar war zu ſehr Skeptiker, um
wenn es bei der bloßen Phantaſterei bleibt und nicht zu guter Letzt aus denſelben Weg einzuſchlagen, doch führte ſein krankhaftes Denken ihn einen
ſolchem Streben ohne Ende und ohne klares Ziel eine Tollhäuslerei wird. ähnlichen. Das, was ihn ſo lange ſchon gequält hatte, die wirkliche böſe
Die Geſchichte hat mehr als ein Beiſpiel aufzuweiſen, daß unheilbaren Sieben ſeines Lebens, mußte durch einen Act kirchlicher Sühne ſeiner An=
Phantaſten unvermuthet der geſunde Menſchenverſtand abkam."
Dieſe Aeußerung des Vaters berührte Ottokar ſehr unangenehm, er vollziehen, verfiel er auf den Gedanken eines Tempelbaues, in welchem er
hüllte ſich jedoch, wie es ſeine Gewohnheit war, in tiefes Schweigen. In= die geheimnißvolle Macht der Sieben einzumauern beſchloß.
zwiſchen wurden Vorbereitungen zu ſeiner Abreiſe getroffen, und ſchon nach
wenigen Wochen trat Ottokar, mit Empfehlungen au bedeutende und einfluß= auszuführen, verließ Ottokar von Siebeneck ſeine Freunde in Rom, von
reiche Männer reich verſehen, ſeine Reiſe nach dem Eldorado aller Künſtler denen Keiner ahute, was in dem jungen überſpannten Manne vorging.
und Kunſtſchwärmer an.
Bis zu dieſem Lebensabſchnitte iſt mir die innere Entwickelungsge= Begrüßung des Rückehrenden von Seiten des Baters etwas gemeſſen war.
ſchichte meines Freundes genau bekannt, in Bezug auf ſeinen Aufenthalt und Deſto erregter zeigte ſich die Mutter und auch der würdige Großvater ſchloß
ſeine Erlebniſſe in Italien aber haben ſich einzelne nicht klar erhellte Stellen den ſo lange Entbehrten in ſeine Arme.
eingeſchlichen. Dieſe dunkeln Punkte bringen jedoch keine ſtörende Unklarheit
in das Lebensbild Ottotars. Wie vorauszuſehen war, feſſelte ihn Rom mit Greis, und damit Du nicht aus der Uebung kommſt, ſollſt Du gleich volle
ſeiner großen Vergangenheit, ſeiner in Staub geſunkenen antiten Pracht und Beſchäftigung finden, ſowie Du Dich einigermaßen von der Reiſe erholt
mit dem neuen Glanz, welchen die Kirche über die Trümmer des mächtigſten haſt. Es iſt Alles ſchon für Dich eingerichtet. Du beziehſt Dein altes
Heidenthums, das je die Weltherrſchaft an ſich riß, aufgehen ließ, am mei= l Siebeneck wieder und eine Zeit fruchtbaren und erfreulichen Schaffens ſoll
ſten. Aus Briefen, die er mir ſchrieb, und ſpäter aus mündlichen Aeuße= für Dich beginnen, die meine letzten Lebenstage noch verklären wird.
rungen konnte ich entnehmen, daß er in einen höchſt wunderlichen Zwieſpalt
mit ſich ſelbſt gerathen war. Im gewöhnlichen Leben würde man von ihm billigt hatte, weder Ja noch Nein, es ließ ſich aber doch bemerken, daß er
geſagt haben, er habe ſich überſtudirt. Es tritt dann ein Zuſtand ein, dem jungen Künſtler nicht ganz gefallen wolle. Das erfuhr denn auch der
welcher unſern Verſtand bis zu einem gewiſſen Grade mit Dunkelheit um= alte Freiherr, als die Stunde herankam, die den Heimgekehrten nach dem
zieht, während wieder die glänzendſten Lichter mit überraſchender Klarheit1 Stammſchloſſe führen ſollte. Er weigerte ſich hartnäckig, den Großvater
blendend aus dieſem Dunkel hervorbrechen und Zeugniß geben von dem Vor= dahin zu begleiten. Als Grund dieſer Weigerung führte er an, daß in
handenſein einer ſcharfen Verſtandeskraft. Ich habe Mathematiter gekannt, jenen Räumen für ihn perſönlich das Unglück ſeines Lebens ſich verberge.
die mit Schnelligkeit die ſchwierigſten arithmetiſchen Aufgaben löſiten und Worin dies beſtehe, konnte Niemand erfahren. Ottokar verhielt ſich bei
dennoch nicht mehr für vollkommen zurechnungsfähig gelten konnten. Dieſe jeder darauf bezüglichen Antwort ſchweigend.
Denker hatten ſich überſtudirt und waren im Forſchen an einer Stelle an=
gekommen
, wo ſie keinen Ausweg mehr fanden. So verrannten ſie ſich denn Freiherrn und veraulaßte dieſen, ohne weitere Unterhandlungen Gebrauch
und ihre Gedanken liefen immer, ſo oft ſie wieder jenen kritiſchen Punkt von ſeiner väterlichen Autorität zu machen. Der Widerſpenſtige ward mit
erreichten, im Kreiſe umher, bis ſie gleichſam in Taumel geriethen und ſtol= Gewalt nach Schloß Siebeneck transportirt und bezog dies gewiſſermaßen
pernd die wunderlichſten Sprünge machten.
Auch in Ottokar's Gedankenleben fand ſich ein ſolcher Punkt, der nicht zu überwachen, und wenn auch dem dereinſtigen Erben keine Schranken in=
weichen
wollte und den zu überſpringen meinem armen Freunde die Macht l nerhalb des Schloſſes und des von hohen Mauern umhegten Parkes ange=
oder
die erforderliche Energie fehlte. Dieſer Punkt concentrirte ſich in der l wieſen waren, durfte er daſſelbe doch nicht ohne ausdrückliche Erlaubuiß
Zahl Sieben. Ein Zuſammentreffen vieler Umſtände gab dem längſt ſchon l ſeines Vaters verlaſſen.
Anſicher gewordenen Denken Ottokar's auf dieſem Felde Nahrung. Theils

Zahl ſei ihm feindlich, und weil er ſich ihrer doch nie werde entledigen
nun ſeiner Sinue nicht mehr vollkommen mächtig. Dieſer Bemerkung waren
Der Freiherr verlangte einfach Rückberufung des Sohnes, von deſſen
ſchlug dagegen vor, man ſolle dem Sohne folgen, ihn und ſeine Studien
kurzen Periode ſeines römiſchen Aufenthaltes lernte er Antonio Morazzi und
Aber auch in der peinigenden Gemüthsſtimmung, die fortan Ottokar
ſicht nach doch zu beſchwichtigen ſein. Um nun dieſen Act künſtleriſch zu
Zu dieſem Entſchluſſe gelangt und mit dem feſten Willen, ihn alsbald
Körperlich friſch erreichte er die Heimath. Es läßt ſich denken, daß die
Wir wollen fortan zuſammen zeichnen und bauen," ſagte der würdige
Ottokar ſagte zu dieſem großväterlichen Plane, denn der Freiherr ge=
Dies auffallende und vollkommen unbegreifliche Betragen erbitterte den
als Gefangener, denn es waren Anſtalten getroffen, ſein Thun und Treiben
Gortſetzung folgt.)

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.