2
Cilage
Durmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
E
1870
Dienſtag den 5. April
H 14.
Das Frag= und Anzeige=Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungs=Blatt für den Kreis Darmftadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtags, die Beilage
Dienſtags und Letzteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl.7 Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei der
Expedition. Rheinſtraße. Nr. 2.
Mittwoch den 6. April, Vormittags 9 Uhr werden im Hauſe
Wilhelmiten=
platz Nr. 15 ſparterre) nachverzeichnete gut erhaltene Gegenſtände als: 1 Kanapee,
Stühle, 1 Glasſchrank, 1 Chiffonisre, Kommode, Kleiderſchränke, 1 Ausziehtiſch,
Küchenſchrank und ſonſtiger Hausrath, ſowie eine kleine Bibliothek worunter
Göthe, Schiller und andere belletriſtiſche Werke, gegen gleichbaare Zahlung verſteigt.
C.
Be. Neuſtadt, Hof=Taxator.
2108
20V Verſteigerung von Wertholz.
Feilgebotenes.
Verſteigerungen.
2225) Bekanntmachung.
Die Lieferung von Thorpfeilern und
Treppen=
tritten von Sandſteinen ſollen auf dem
Sou=
miſſionsweg vergeben werden.
Die hierauf bezüglichen Offerten ſind bis zum
Donnerſtag den 6. April l. J., Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen, woſelbſt auch
Voranſchlag und Bedingungen zur Einſicht offen
liegen.
Darmſtadt, am 4. April 1870.
Stadtbauamt Darmſtadt.
Hechler.
2102)
Bekanntmachung.
Die zum Nachlaß der Kaufmann Ludwig
Leithäußer Wittwe gehörigen Mobilien, als:
Gold und Silber, gut erhaltene Möbel, als ein
Sopha mit 6 Stühlen, eine Commode, ein runder
Tiſch, 2 Tiſchchen, Spiegel, 1 Kleiderſchrank,
Strohſtühle, 1 Glasſchrank, ſodann Frauenkleider,
gutes Weißzeug, Bettwerk. Ferner Küchengeräthe
und allerlei ſonſtiger Hausrath, und endlich diverſe
Putzwaaren, alte Hüte und Bänder, Hauben und
Putzſtöcke ſollen Donnerſtag den 7. April
d. J. Vormittags 9 Uhr im früheren
Wurms=
dobler'ſchern Hauſe, große Ochſengaſſe Nro 4,
gegen Baarzahlung an den Meiſtbietenden
verſtei=
gert werden.
Alle diejenigen, welche Eigenthumsanſprüche
auf vorhandene Waaren und auf der Wittwe
Leithäußer zur Reparatur übergebenen
Putzgegen=
ſtände haben, müſſen dieſe vor der Verſteigerung
bei dem Maſſecurator Kaufmann Georg Konras
Bernhardt geltend machen, widrigenfalls
die=
ſelben nicht vorher berückſichtigt werden können.
Darmſtadt den 31. März 1870.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
In Verh. des Vorſtehers:
Hax, älteſter Gerichtsmann.
2106)
Bekanntmachur.
Nächſten Mittwoch den 6. April d. J.
Vor=
mittags 9 Uhr ſoll der Nachlaß der Buchhändler
Friedrich Würtz Wittwe beſtehend in Gold
und Silber, gut erhaltenen Kleidern, Weißzeug
und Bettwerk, ſodann gute Möbel, als ein Clavier,
1 Sopha und Stühle, 1 Kommode, 1 Nähtiſchchen,
1 runder Ausziehtiſch, Spiegel, 2 Vettſtellen,
ferner Küchen= und Kellergeräthſchaften und allerlei
ſonſtiger Hausrath iu deren Wohnung Nieder=
Ramſtädter Straße Nr. 12 gegen Baarzahlung
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 31. März 1870
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
In Verhinderung des Vorſtehers.
Schmidt, Gerichtsmann.
Ansputzholz Verſteinerung
Donnerſtag den 7. April Nachmittags 4 Uhr
auf der Roſenhöhe. Zuſammenkunft bei
2111
Obergärtner Müller.
Freitag den 8. d. Mts., Vormittags 10 Uhr,
werden in der Reiter=Caſerne dahier 22 Stück
Akazien=Stännne 1½ und 2 Fuß Durchmeſſer
gegen gleich baare Zahlung öffentlich verſteigert.
Darmſtadt, den 1. April 1870.
Der Regiments=Commandeur.
J. A.:
Frhr. v. Ricou.
Stammholz=Verſteigerung.
(Langen.) Freitag den 8. April l. J., des
Vormittags von 10 Uhr an, werden in dem
hieſigen Gemeindewald:
148 Stück eichen Stämme von 14024 Ebfß.
öffentlich verſteigert.
Gegen genügende Bürgſchaft wird
Zahlungs=
termin bis 1. October l. J. geſtattet.
Die Zuſammenkunft iſt an der Mörfelder
Chauſſee am Eingang des Waldes.
Langen, den 31. März 1870.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Langen.
322
2225a)
Werner.
1838) Fichten= und Lerchen=
Gerüſt=
ſtangen, ſowie alle SortenGartenhölzer, auch ſchöne
Erbſenreiſer ſind in großer Auswahl zu haben bei
Heinrich Dehn,
auf Achens=Mühle bei Darmſtadt.
1652) Es iſt eine gute doppeltdrähtige
Vogels=
hecke nebſt Käſig zu verkaufen bei
R. Röder, Rheinſtraße Nr. 49, Hinterbau.
1840) Ein noch neues Handwägelchen
iſt zu verkaufen. Gardiſtenſtraße Nr. 16.
1935)
Viſitenkarten
per 100 Stück 1 fl. in elegantem Etui bei
Wolſgang Reuter.
1936) Martinſtraße Nr. 14 ſind blaue und
goldgelbe Kartoffeln zu verkaufeu.
2147) Ein einſpänniger faſt ganz neuer Wagen
nebſt neuen Erndteleitern iſt billigſt zu verkaufen.
Näheres Kirchſtraße Nr. 19.
1314)
Hapeten-Reste
für Zimmer von 6 bis 16 Stücken eingetheilt, empfiehlt in großem Vorrath zum
Fabrikations=
preiſe die Tapetenfabrik von
E
Hochſtätter 8 Göhne.
.
Kornbrod=Liebhaber.
Aechtes Kornbrod feinſter Qualität empfehle ich beſtens. Auch iſt es fortwährend zu
haben in ganzen und halben Laiben bei Herrn Kaufmann Wachter, Eck der Nieder=Ramſtädter
Straße und dem alten Roßdorfer Weg
Flaſchenbier per Flaſche 7 kr. Bei Abnahme von
mehreren Flaſchen frei in's Haus geliefert.
Bleichſtraße Nr. 13.
Georg Kuhn, Bückermeiſter.
Mocolade, Myul. 4 heker hanseh vieir 4e nluoer
in ſehr großer Auswahl empfiehlt
(2226
Obere Rheinſtraße.
Jac. Roeseka. Conditor.
Frledr. Schadſer, Ludmitoplay 1r.
empfiehlt für kommende Saiſon ſein Lager in techuiſchen Artikeln, als:
Farber, trockene, ſowie in Oel gerieben, zum ſofortigen Anſtrich fertig,
Firulsse & Lache,
Terpentkzöt, ächt franz. Lesnöh abgelagert,
(2227
Leinölſruiss, Schelach, Spiritus ete.
14
[ ← ][ ][ → ]R1½
54
1912)
Mein Lager ſelbſtverfertigter Merrenhemden,
Frauen=
henden & Hinderhendem erlaube mir hiermit in gefällige
Erinnerung zu bringen, und bietet daſſelbe, bei den billiſten Preſſen die
ſeilchiſte Alds Pahhr vohe ven enkachſte.n Chirting bis zu den feinſten leinenen
Sorten. - Herrennhiragom & Hauschottom empfehle in
ganz neuen Façons, ebenſo Brust-Eimsätzc von Shirting u. Leinen
rn den eleganteſten Leſſins.
Wise Hiehberp,
Hof=Lieferantin.
2240) Beſſunger Ludwigſtraße Nro. 213 iſt
Bochbier von Grorg Plſchorr in München
ein ſchönes Logis zu vermiethen und in einem
das Glas zu 6 kr.
2228)
Vierteljahr zu beziehen.
2241) Wilhelmſtraße Nr. 53 iſt die
im Hartenſaaſe des Darmſtädter Hofes.
bel Etage und der Knieſtock zu vermiethen und
Mitte Mai zu beziehen.
= Geſticre fralle Kehondo de Clöscher.
2242) Zwei freundliche möblirte Zimmer an
2 ledige Herren zu vermiethen. Marienplatz 4.
Handarbeit, habe eine große Parthie erhalten,
2243) In dem neu erbauten Hauſe,
Martin=
ſtraße Nro 27, iſt der untere Stock, enthaltend
welche per Stuck zu 36 kr. Lraſſen kann.
4 Zimmer, abgeſchloſſener Vorplatz, Küche ꝛc., bis
1. Juli zu vermiethen. Preis 180 fl.
Helne Hat.
Obere Rheinſtraße 2.
2244) Eine ſchöne Wohnung von 5 Stuben
2044) Dreijährige Spargelpflanzen,
Wein=
reben, Bur, Aprikoſen= und Zwetſchenbäume.
Auch wird Gartenarbeit angenommen bei
H. Schubkegel, am Ende d. Arheilgerſtr. links.
2072) Ca. 30 Ctr. gutes Wieſenhen iſt
ſofort zu verkaufen. Kirchſtraße Nr. 19.
xuuaa
2230) Welches Entzücken erregt nicht bei
Jung und Alt ein ſchöner Walzer! — Alles
ſchwebt und unwiderſtehlich erheitert ſich jedes
Geſicht. — Ohne überſchwenglich zu ſein,
rathen wir daher zum Ankauf dreier
Phä=
nomen dieſes Genres. - Es ſind dies:
Jugendträume von O. Hübner=Trams (
Preis=
compoſition) — Burſchenklänge von Johannes
Frühlingsreigen von Julius
Schondorf
Lammers.
Preis pro Piéce (4 Bogen
ſtark) nur 12½ Sgr. und zu beziehen von
Nobert Apitzſch in Leipzig, ſowie durch alle
Noch= und Muſikalienhandlungen.
251)
858
2aagen.
Deeimalwaagen äußerſt ſolid gearbeitet, von
1— 80 Ctr. Tragkraft.
Tafelwaagen mit Meſſingſchaalen von 1 bis
20 Pfund Tragkraft.
Haushaltungswaagen in jeder Façon,
empfiehlt zu ſehr billigen Preiſen
. Pr. Naullold.
2232) Ein noch neues Kinderwägelchen
und eine Singdroſſel ſind zu verkaufen.
Beſſunger Heerdwegſtraße Nr. 26 Hinterbau.
G0
2233) Schöner junger Bux wird billig
ab=
gegeben bei Verwalter Scheich in Dieburg.
2234) Beſſunger Kirchäraße 12 iſt ein
ein=
ſpänniger Leiterwagen mit Flechte und ein
Mind zu verkaufen.
2235) Schr ſchöne Orangen, meiſt Blut=
Orangen, ſind friſch angekommen.
Brivdrich Nichberg.
Nheinſtraße.
2236) Pankraliusſtraße bei J. Hallenberger
ſind 2 Einlegſchweine zu verkaufen.
D.
2237) Telbſtgetochte Vatwerge und einen
feinen Java=Kaffee enpiehlt
J. Kiſſel, untere Schützenſtraße
Vermiethungen.
1278) Ernſt=Ludwigſtraße Nr. 9 iſt
der 4. Stock zu vermiethen.
1343) Annaſtraße Nr. 20 eine Wohnung von
5, 6 bis 7 Zimmern zu vermiethen, nebſt dem
Vorgarten bei dem Hauſe.
1364) Ludwigsſtraße iſt ein Laden mit Logis
zu vermiethen. — Näheres durch das Logis=
Nach=
weiſungs=Comptoir von B. L. Trier.
1567) Bleichſtraße Nr. 13 iſt im mittleren Stock
ein Logis, beſtehend aus 3 Zimmern, Küche, Keller,
Magdkammer, Mitgebrauch der Waſchküche und
des Bleichplatzes, bis Ende Mai zu beziehen.
Georg Kuhn, Bäckermeiſter.
1767) An 2 Schüler wird ein Zimmer
ab=
gegeben; auch können ſie Koſt erhalten. Ballonplatz 10.
1841) Ein fein möblirtes Zimmer für 1 oder
2 Herren, in der Nähe des Gymnaſiums, mit
Benutzung von Clavier und Bibliothek, iſt jogleich
zu vermiethen. Näheres bei der Expedition.
1876) Ein abgeſchloſſenes Logis im Hinterbau,
4 Zimmer, Küche, Boden. Louiſenſtraße Nr. 30.
1877) Bei Frau Schweinemetzger Joſt,
Ober=
gaſſe Nr. 13, iſt 1 möbl. Zimmer zu vermiethen.
1975) Promenadenſtraße 35 iſt ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen und Ende dieſes Monats
zu beziehen.
2046) Rheinſtraße Nr. 8 im mittleren Stock
ſind 2 unmöblirte Zimmer zu vermiethen.
2047) Ein Manſarden=Logis mit allem
Zu=
behör iſt zu vermiethen und kann alsbald bezogen
werden. C. Scharch, Schützenſtraße Nr. 14.
2048) Zwei ſchön möblirte Zimmer ſind
zu=
ſammen oder einzeln zu vermiethen und am
1. April zu beziehen. Eliſabethenſtraße 28 im
mittleren Stock.
2079) Zwei ſchön möblirte Zimmer
glei=
cher Erde zu vermiethen. Zimmerſtraße Nro. 2
2238) Frankfurterſtraße 36 ſind 2 Logis,
der untere Stock, die bel Etage mit Balkon,
be=
ſtehend aus 6 Piecen, Küche, Bodenraum, Keller,
Mitgebrauch der Waſchküche und des Bleichplatzes,
zu vermiethen und am 1. Juli l. J. an beziehbar.
Zu erfragen Bleichſtraße 39 im Vorderhaus.
2259) Loniſenplen.½ jim. in der bel Etage
mehrere Zimmer nebſt Küle zu vermiethen und
im Mai zu beziehen.
mit allem Zugehör Steinſtraße Nr. 8. Näheres
im unteren Stock.
Vermiſchte Nachrichten.
2063) Unterricht in alten und neueren
Sprachen. Dr. Herber, Steinſtr. 3.
2083) Clnvier- Unierricht
wird nach guter Methode gegen billiges Honorar
ertheilt. Magazinſtraße 5 eine Treppe hoch.
2001) Es können einige Mädchen das
Weiß=
zeugnähen und Nähmaſchinen=Arbeit herrichten
(welches ein weites Feld für weibliche Induſtrie
noch vor ſich hat) unentgeltlich erlernen in dem
Hemden=Lager von
K. Röſe,
Grafenſtraße 2.
2092) Eine geübte Büglerin wünſcht noch
einige Tage in der Woche beſetzt zu haben.
Große Bachgaſſe Nr. 37.
Hols ndhnd uloa
Sonntag den 27. d. Mts. von der oberen
Wil=
helminenſtraße bis in's Theater. Gegen eine
Be=
ohnung abzugeben bei der Exp d. Bl. (2094
2099) Verloren. Ein kleiner brauner
Pelzkragen. Abzugeben gegen Belohnung
Beſſunger Carlsſtraße Nr. 12.
2209) Auf die verſchiedenen mir gewordenen
Anfragen wegen Lieferung von
Brenntann=
äpfeln diene hiermit zur Nachricht; daß der
Verkauf für dieſe Saiſon geſchloſſen iſt.
Samenhandlung Conrad Appel.
7„
2216 Ein Mineralwaſſer=Arbeiter,
der mit ſämmtlich vorkommenden Arbeiten vertraut
iſt, wird in ein Fabrikgeſchäft gegen hohen Lohn
zu ſofortigem Eintritt dauernd zu engagiren
ge=
ſucht. Nähere Auskunft ertheilt die Epp. d. Bl.
2219) Ein Barbiergehülſe gejucht.
2245) Ein braves Mädchen, welches tochen
kann, wird auf Oſtern geſucht. Zu erfragen im
3. Stock des Hauſes des Hrn. Homberger, Marktplatz.
2246) Verloren ein goldner Ohrring
und ein rother Tuchlappen. - Gegen eine
Belohnung Caſinoſtraße Nr. 12 eine Treppe hoch
abzugeben.
2256) Photographiſche Juſtrumente
werden zu kaufen geucht. Näheres in der Epped.
55
19.
Heſſiſche Ludwigs=Eiſenbahn Geſellſchaft.
6)
Für den Trausport von Steinkohlen und Coaks in vollen Wagenladungen
A von 200 Ctr. von Cöln (Station und Brückengrenze) treten, unter Aufhebung des
TsTarifs vom 20. März 1867, neue Frachten nach Mainz, Worms, Alziey,
Guſtavsburg, Darmſtadt, Dieburg, Aſchaffenburg und Frankfurt in Kraft, welche
bei unſeren genannten Güter=Expeditionen zu erfahren ſind.
Mainz, den 24. März 1870.
2192
Der Verwaltungsrath.
E
Heſſiſche Ludwigs=Etſenbahn=Geſellſchaft.
Mit dem 1. April d. J. werden die Stationen der Cöln=Mindener Bahn
4
He.
Hrt.
H=Wanne. Caſtrop und Dortmund in den directen Kohlentarif mit unſeren
¾
HDAStationen Bingen, Mainz, Worms, Alzey, Darmſtadt und
Aſchaffen=
burg aufgenommen.
Die neue Tarif=Ausgabe iſt bei unſeren vorgenannten Stationen und unſerer Drnckſachen=Ver=
[2247
waltung zu 3 kr. per Stück zu erhalten.
Der Verwaltungsrath.
Mainz, am 30. März 1870.
2197
Geſchalfts-Cröffn ung und Cmpfehlung.
Ich erlaube mir hiermit meinen werthen Kunden, und einem geehrten Publikum, die ergebene
Anzeige zu machen, daß ich in dem Laden der Eliſabethenſtraße Nr. 19 (früher Köhler'ſchen Hauſe)
ein Putzgeſchäft etablirt habe, und wird es mein eifrigſtes Beſtreben ſein, ſtets das Neueſte und
Geſchmackvollſte zu bieten, weshalb ich mich bei Bedarf aller in dies Fach einſchlagenden Artikeln,
zu den billigſt möglichſten Preiſen beſtens empfohlen halte unter Zuſicherung reeller und aufmerkſamer
Bedienung.
Insbeſondere offerire zur bevorſtehenden Saiſon das Neueſte in Strohhüten von
den feinſten bis zu den ordinärſten, Bänder, Blumen, Federn ꝛc. und bitte um geneigten
Zuſpruch.
Darmſtadt im April 1870.
Dorothea Hchmidt.
ganaaaieaogdroie,
2248) Ich zeige hiermit ergebenſt an, daß ich das Lokal bei Herrn
89 Brauereibeſitzer Georg Breidenbach verlaſſen habe und meine Bord=
G u. Steinkohlen=Handlung ſich nun Eck der Hügel=u. Karlsſtraße
63 befindet und bitte das mir ſeither geſchenkte Vertrauen und Wohlwollen mir 2
G auch ferner bewahren zu wollen.
8
„
Darmſtadt, den 4. April 1870.
v0
Heh. Johhoiim.
Gazaauzeerenaaoaaagoot.
2249) Ein junger zuverläſſiger Mann mit
ſauberer Handſchrift kann dauernde Beſchäftigung
in Büreauarbeiten erhalten.
Näheres bei der Expedition.
2250) In der Hinkelgaſſe Nr. 19 haben ſich
ſeit kurzer Zeit zwei ſchwarze Hühner
ver=
laufen. Denjenigen, welchem ſie zugelaufen ſind,
bittet man höflichſt, ſie wieder abzugeben.
Kropp, Trompeter.
Wurae
2251) 17 Aufforderung. H
Der bekannte Herr, der mit Vorſatz oder aus
Ver=
ſehen am Sonntag den 27 März Abends in der
Fauſt'ſchen Wirthſchaft zu Beſſungen jeinen alten
mit meinem neuen blauen Filzhut vertauſcht hat,
erſuche ich, denſelben binnen 3 Tagen bei Herrn
Fauſt umzutauſchen, andernfalls ich gerichtlich
einſchreiten werde.
H. Z.
Rdhahidreskerdhet c Enf=Jdl Nrdahdbiichd. AN Nhuhranminnhh.
Rtutctetthtgnrn.g Aauaririrurcunuch
50.
0
2252) Ich ſuche für mein Manufactur=
4 Waaren=Geſchäft ein Ladenmädchen,
H welches ſchon in ähnlicher Brauche beſchäf
H war und gleich eintreten kann.
R. C. Hausser,
Römerberg 30 in Frankfurt a. 2
Geübte Potterieſormer
finden lohnende und dauernde Beſchäftigung auf dem
Lüncburger Eiſenwerk
2253)
in Lüneburg.
2254) Beſſungen. Nr. 8 und 16 hat die
Blumentiſche gewonnen.
pyan ſucht ſogleich in einem an=
* 21 ſtändigen Hauſe ein ſchön möblirtes
Zimmer mit oder ohne Schlafcabinet
oder Aikoven, wo möglich mit ſeparirtem Eingange,
für ene ältliche Dame aus guter Familie und
pünktlicher Zahluug. Offerten mit Preisangabe unter
Adreſſe Frau von S- beſorgt die Exped. d. Bl.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 6. April. 8. Vorſt. im 8 Ab.:
Wilhelm Tell. Oper in 4 Akten mit Ballet;
Muſik von Roſſini. Tell, Hr. v. Bignio als Gaſt.
Mittwoch, 5. April Keine Vorſtellung.
Donnerſtag, 7. April. 9. Vorſt. im 8. Ab.:
Die Vorleſerin. Schauſpiel in 2 Akten n.
d. Fr.; hierauf: Der Weiberfeind. Luſtſpiel
in 1 Akt von Benedir. Zum Schluß, zum
Erſten=
mal: Garibaldi. Schwank in 1 Akt von Roſen.
Freitag, 8. April. Abonnement Suspendu.
Don Jnan. Oper in 4 Akten; Muſik von
Mozart. Don Juan Hr. v. Vignio, letzte
Gaſi=
rolle. - Vom 9. bis 17. April bleibt das Gr.
Hoftheater geſchloſſen.
Der Siebeneck.
(Fortſetzung.)
„Mir dagegen ſcheint es” ſagte Erneſtine, -Du thuſt dieſem blaſſen
Sohne des Schmerzes und verzehrender Gedanken Unrecht. Müſſig oder,
wie Du eigentlich ſagen willſt, faul iſt er nicht. Nur denkt er mehr als
er ſchafft, und das iſt's, was ihn geiſtig ſo ſehr angreiſt. Wär er raſch
bei der Hand, ſeinen Gedanken Form und Ausdruck zu geben, ſo würde er
weniger leiden. Es gibt aber unn einmal ſolche wunderlich geartete Naturen,
die man am häufigſten unter den tieferen poetiſchen Geiſtern antrifft.
Ueber all' ihrem Denken kommen ſie nicht zum Geſtalten, und das macht
ſie dann unwirrſch, trüb und ſtürzt ſie, wenn das Uebel ſich chroniſch
ge=
ſtaltet, alſo zur ausgebildeten Krankheit wird, in unheilbare Melancholie."
„Wirklich, er macht Anſtalt, zu uns zu kommen, ſprach Naimund.
„Ich will ihm doch behilflich ſein, ſeinen Vorſatz auszuführen."
Er ſtand auf, ging dem noch immer Leſenden einige Schritte entgegen
und redete ihn an.
„Sie müſſen da ein höchſt intereſſantes Buch ſtudiren,: ſprach Naimund,
Ottokar gewiſſernaßen den Weg vertretend. „Tarf man fragen, welche
Gegenſtände in dem Werk behandelt werden?
Ottokar blieh ſtehen und ſchlug das Buch zu, indem er erwiederte:
„Für Leute, welche ſich dem Baufache gewidmet haben, iſt es allerdings
recht interejſant, Andere dagegen würden ſich wahrſcheinlich dahi
lang=
weil n.
„8ſt es ſo unverſtündlich geſchrieben Zu gegenfragte Naimund.
„Das nicht,n verjezte der Architekt, nes handelt aber doch nur von
Dingen, welche techniſche enntniſſe voransjetzen.
„Nun gut," ſagte Raimund, „ſo haben Sie die Güte, uns in aller
Kürze etwas von dieſen Kenntniſſen zu verrathen. Ich habe in meinem
Leben mehr als einen Bau ausführen laſſen, den ich nach Gutdünken
an=
ordnete. Die Riſſe dazu ließ ich mir, da ich mit Reißbrett und Reißfeder
nicht beſonders gut umzugehen verſtehe, von Sachverſtändigen machen, der
Grundgedanke aber gehörte ganz allein mir, und mit einiger Genugthuung
habe ich bemerkt, daß auch Laien, wenn ſie ſonſt geſunde Anſchauungen
und einen klaren Blick für das Praktiſche haben, mit leidlichem Glück den
Baumeiſtern in's Handwerk pfuſchen können.
Ottokar lächelte, indem er jeinem großmüthigen Gönner nach dem
Zelte folgte.
„Warum ſollten kluge Laien nicht praktiſch eiverichtete Häuſer bauen
können,; erwiederte er. „Es kommt dies ja alle Tage vor auf Dörfern
und in Städten. Die meiſten Banernwohnungen ſind Producte
ländlich=
einheimiſcher Architektur, die keine Anſprüche auf Kunſt macht, die aber
ihren Zweck vollkommen erfüllt und darum nur höchſt ſelten einer
Abände=
rung unterliegt. Dies Buch aber handelt von der höhern Architektur, un
mich ſo auszudrücken, und noch dazu von der Architektur läugſt vergangener
Tage. Es wird in demſelben vorzugsweiſe der Tempelbau der Alten, d h.
der Römer, Griechen und Aegypter beſprochen."
„Das muß aber höchſt interoſſant ſein" meinte Raimund, an der
Seite Ottokar's das Zelt beiretend. Dieſer grüßte die Frauen verbindlich
und nahm dann zwiſchen Raimund und Erneſtine Platz.
„Vom Tempelbau iſt in dieſem geheimnißvollen Buche die Rede „
fragte jetzt Letztere, es auſichlagend und einen Blick hineinwerſend. „6i,
da ſind ja auch allerliebſte Abbildungen dabei!
Sie begann eifrig darin zu blättern, indem ſie forkfuhr:
„Wie glücklich müſſen Sie ſich fühlen, zum großen Theil Ueberbleibſel
dieſer merſwürdigen Meiſterwerke alter Baukunſt mit eigenen Augen
ge=
ſehen zu haben! Nennt man das hier nicht ein Oktogon?„
„So iſt es, mein Fräulein.
„ Und dies hier? Das hat ſieben Ecken. Nicht wahr, die Zahl
ſieben ſpielt als eine heilige in der Baukunſt eine große und geheimnißvolle
Nolle;
„Haben Ste auch davon gehört Zu fragte Ottokar, indem er die Hand
nach dem Buche ausſtreckte und Miene machte, es ſeiner ſchönen Nachbarin
wegzunehmen.
„Bitte, bitte, noch einen Augenblick, Herr Ottokar 'u rief Erneſtine,
ſich in die Zeichnungen vertiefend, die in den Druck eingefügt waren. „3ch
mag gar zu gern in ſolchen nur halbverſtändlichen Büchern blättern und
leſen. Mau lebt dann wie in einer Feenwelt. Was man nicht begreift,
ſucht man ſich beliebig zu deuten, und ſo umgibt man ſich mit einer Wolke
von Geheimniſſen, daß man ſich in ihrem ſchillernden Halbdunkel zuletzt
wie eine Göttin oder Zauberin vorkommt.
„Wenn man nicht gar ſelbſt verzaubert wird," bemerkte Ottokar.
„ Gott bewahrel” lachte Erneſtine und ſchlug das Buch zu. „So
gern ich ein wenig die Kunſt des Zauberus verſtehen möchte, vor dem
Verzaubertwerden wolle mich der Himmel beſchützen!
„Nicht wahr, es muß ſchrecklich ſeinzu ſagte der Architekt mit einer
ſehr eruſthaften Miene, indem er das Buch in die Taſche ſeines ſchwarzen
Sammetrockes gleiten ließ.
Glauben Sie denn an die Möglichkeit, verzaubertwerden zu können ?
warf Bertha dazwiſchen.
„Ich konnte mich nie entſchließen, daran zu zweifeln, gnädige Frau.
„Sie ſcherzen!”
„Ganz und gar nicht."
„ Aber wie wollen Sie eine ſo paradoxe Behauptung in unſeren
auf=
geklärten Tagen beweiſen?”
„Durch Beiſpiele.”
„Das iſt unmöglich”
„Jedenfalls würden dieſe ſehr weit hergeholt werden müſſen,; meinte
Raimund, der eben ſo wie die Frauen der Meinung war, der junge
Archi=
tekt habe ſeine Aeußerung nur in der Abſicht hingeworfen, Widerſpruch
hervorzurufen und dadurch eine recht lebhafte Unterhaltung anzuregen.
„Auch dies iſt nicht nöthig, verſetzte Ottokar. „Mir ſind ein paar
Fälle von Bezauberung bekannt geworden, ja ich habe ſie ſogar ſelbſt mit
erlebt, daß ich dieſe meine beiden Hände für nicht exiſtirend erklären müßte,
wollte ich daran zweifeln oder ſie etwa für Sinnentäuſchung halten.
Vertha mußte unwillkürlich lachen.
„Beſter Herr Ottokar," ſprach die junge, klar verſtändige Frau, „es
wird uns äußerſt angenehm ſein, wenn Sie uns ein gut erfundenes
Mähr=
chen mit Geſchick erzählen wollen. Die Art von Zauber, welche ſolche
Mährchenerzählungen auf poetiſche Gemüther ausüben, laſſen wir ſehr gern
gelten, einen anderen aber ſtatuiren heut zu Tage nicht einmal die
Ortho=
doxen, die doch ganz allein noch das Zeug dazu hätten.
„Verzeihen Sie, guädige Frau, daß ich Ihnen widerſprechen muß,
verſetzte Ottokar. „Ich bin weder Orthodor noch Pietiſt, meine Erfahrungen
aber gehen in dieſer Beziehung mit denen der allerausbündigſten
Ortho=
doxen vielleicht Hand in Hand. Wenn ich auch die Exiſtenz eines
leibhaf=
tigen Teufels mit krummen Hö nern und langem Wickelſchwanz nicht
bevorworten mag, dem Zauber rede ich unbedingt das Wort. Und da es
kaum anzunehmen iſt, daß Bezauberung der Ausfluß guter Weltkräfte ſein
kann, ſo muß ihr Urſprung folgerichtig wieder nur auf das Vorhandenſein
eines Urböſen, dem Menſchengeſchlecht Uebelwollenden zurückgeführt werden.
„Mir ſcheint, die Dinge ſo zu betrachten, heißt ſie allzu ernſthaft
betrachten,; warf Raimund ein. „Ich muß mich daher meiner Frau
an=
ſchließen und um eines der artigen Mährchen bitten, die Sie ohne Zweifel
in Vereitſchaft haben.
„Ach, ich weiß, was Herr Ottokar meint,: ſprach Erneſtine. „Es
war noch Keiner im Lande der Hesperiden, der nicht durch eine Gettatrice
bezaubert worden wäre
Das ſchöne Mädchen blickte dabei den Architekten mit ſo warmen,
tiefen Augen an, daß es dieſem wohl nicht gut einfallen konnte, die
Zauber=
kraft fröhlicher Mädchenaugen bezweifeln zu wollen.
„ Sie haben allerdings das Rechte getroffen, mein Fräulein," erwiederte
Ottokar, immer ernſter werdend. „Die Fälle, welche ich ihnen mittheilen
kann, haben ſich beide in Italien zugetragen, nur waren dabei weder ſchöne
noch häßliche Augen im Spiele, ſondern eben nur jene unerklärbare finſtere
Naturkraft, deren kein Menſch ſich erwehren kann, wenn er vom Schickſal
auserſehen wurde, ihrer Gewalt anheim zu fallen.-
„ Sie gehen in der That etwas weit, lieber Freund, ſagte Raimund,
da er gewahrte, daß ſeine Frau von dem kalt=ernſten Tonue Ottokar's
unan=
genehm berührt werde. Bloße Hin= und Widerrede kann jetzt zu keinem
Reſultate führen. Sie behaupten Bezauberung eines verſtändigen, ſeines
Redaction und Verlag= L. C.
14.
Willens und jeiner Gedanken vollkommen mächtigen Menſchen ſinde Statt;
wir beſtreiten dies. Sie ſtützen weiter Ihre Behauptung auf Erfahrung
und Erlebuiſſe, die Sie angeblich gemacht haben, wogegen uns dergleichen
nicht vorgekommen ſind. Wollen Sie nun nicht, daß wir drei Ungläubigen
Sie für einen Mann halten ſollen, dem es Vergnügen macht, Anderen
durch Paradoren zu imponiren, ſo bitten wir jetzt, uns eine von dieſen
ſeltſamen Geſchichten zum Beſten zu geben. Sie werden aufmerkſame
Zu=
hörer an uns finden.-
Ottokar verbeugte ſich gegen ſeinen Gaſtfreund und erllärte ſich auf
der Stelle bereit, ſeine Erzählung zu beginnen.
Fortſetzung folgt.)
Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt von W.
84. Darmſtadt's Kriegsbedräugniſſe im Lauſe der Jahrhunderte.
(Fortſetzung.)
In der Stadt waren um dieje Zeit, die Angabe der Tage jei mir
er=
laſſen, weil ſolches dem Gedächtniß nicht immer völlig treu geblieben iſt,
- einige baheriſche Soldaten der Landwehr geſehen worden. Wir Knaben
mußten wiſſen, was dieſe wollten. Wir legten uns auf Kundſchaft und
ſahen, wie der fremde Unteroffizier nach der Stadtkirche hingeführt und ihm
dieſe geöffnet wurde. Bald hatten wir es heraus, daß etwa 6000 bei
Hanau gefangene Franzoſen hier in der Stadtkirche untergebracht werden
ſollten. Alsbald waren Handwerksleute und Stadttaglöhner beſchäftigt, die
Kirchenſtühle wegzuſchaffen, die auf dem Kirchenplatze in Reihe und Glied
aufgeſtellt ſtanden. Den aus der Umgebung der Stadtkirche aus den Feuſtern
ſchauenden Geſichtern konnte man es deutlich anſehen, daß ihnen die
zuge=
dachte Nachbarſchaft keineswegs angenehm war. Doch, Dank dem Landgrafen
Chriſtian, der die Kirche vor der ihr drohenden Einquartierung bewahrte.
Der edle Fürſt erklärte; ſo lange man noch andere und geräumigere
Loka=
litäten zu verwenden habe, ſoll man die Kirche, das Heiligthum des Herrn,
verſchonen. Noch am Abende wurden die Bewohner der Stadt mittels der
Schelle des Ausrufers aufgefordert, Speiſe für die Tags darauf kommenden
Gefanaenen bereit zu halten Der Wohlthätigkeitsſinn, das Mitgefühl für
des Menſchen Wohl und Wehe ſprach ſich auch hier in erfreulicher Weiſe
aus. Allenthalben dampften die Keſſel: denn die gewöhnlichen Gefäße wollten
für ſo zahlreiche Gäſte nicht genügen. Mein Vater ſagte: wir ſollten hier
in unſerer Stadt freudig die größten Opfer darbringen; denn Darmſtadt
hätte in dieſem Jahrhundert den Krieg von ſeiner ſchrecklichen Seite aus
eigener Erfahrung nicht kennen gelernt. Wie gerne trugen wir Speiſe und
Trank hin zu den Hungernden, die am folgenden Tage von Dieburg her
kamen. Himmel, welche Veränderung! Mir ſchwebten vor meiner Seele
noch immer die ſchmucken Kriegergeſtalten in glänzenden Uniformen und
Waffen und auf hohen Roſſen! In dem heiterſten Uebermuthe hatte ich,
wenn ich nicht irre, im Jahre 1809 die letzten franzöſiſchen Truppen geſehen,
die nachdem ſie hier übernachtet, am folgenden Tage auf den Bauernwägen
weiter gebracht wurden. Vor dem Rheinthor war damals ein ſchallender
Jubel. Gar viele der Soldaten hatten die ihnen gelieferten Laibe Brod mit
ihren Bajonetten geſpießt und ſie in ungeheuerem Bogen auf den
Exercir=
platz geſchleudert. Wieder andere ſpielten mit dem lieben Brod ein Spiel,
das mich lebhaft an das Werfen der Diskusſcheibe erinnerte, wie es Homer
ſo herrlich in jenem Geſange ſchildert, der den vielgewanderten Ooyſſeus
auf der Inſel der Phäaken verweilen läßt. Dieſe Erinnerung flog mir wie
ein Blitz durch die Seele, als ich die verhungerten, zerlumpten, krankhaften
und zum Theil verwundeten Geſtalten erblickte, die ich, von bayeriſcher
Landwehr eskortirt, vorüber ziehen ſah. Da ſchritten Alle ohne Ordnung
und ohne Rückſicht auf Waffengattung in der bunteſten Mannigfaltigkeit
au uns vorüber. Die meiſten waren von dem furchtbarſten Hunger gefoltert.
Am Schloßgraben ſtand zufällig ein Wagen mit weißen Rüben. Mit der
Gierde der Harpyen ſtürzten ſich die Armen auf dieſen Wagen hin, und
konnten ſelbſt durch die empfindlichſten Kolbenſtöße der Eskorte nicht
zurück=
gehalten werden. Noch jetzt klingen mir die Worte in die Ohren: Pour
Tamour de Dieu donner, donnen moi un morceau de pain! Doch die Gefühle
des Mitleidens und der Theilnahme miſchten ſich bald mit denen des Ekels
und des Abſchenues, da man Seenen erblickte, die man bei Menſchen, nach
G0ttes Vilde geſchaffen, nimmer für möglich gehalten hätte. Fragt man,
wie konnten die Leute in ſo kurzer Zeit ſo furchtbar herabkommen, ſo erwäge
man, was mir ſpäter klar geworden, daß dieſe Unglücklichen, meiſt
Nach=
zügler der großen Armee, ſchon bei Leipzig verſprengt und dann die Straße
gezogen waren, an der nur ausgeplünderte und ausgehungerte Dörfer und
Städtchen lagen.
(Schluß folgt.)
Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.