Beilage
zum
Darmſtädter Frag= und
N44.
Dienſtag den 2. November
1869.
Das Frah= und Auzelgeblackt, die Belläge hierzu. ſowie das Verorduungsblatk fur den Krels Darmſtaot erſcheinen wöchentlich: Erfleres Caniftags Die BVellage
Hienſtags und Lezteres Vorerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt Ei
der Eredition. Abeinſtraze Br. 23 neu.-
Verſteigerungs=Anzeige.
Donnerstag den A. November d. Js. Vormittags 9 Uhr
werden wegen Geſchäftsaufgabe der Frau Zimmermeiſter Möſer im Hauſe,
Schloß=
gartenſtraße Nr. 41, verſchiedenes Zimmer= 8 Schreinerwerkzeug, ſowie
trockene Eichendiele in allen Dimenſionen, ſodann verſchiedenes Bauholz und
ſonſtiges Geräthe gegen baare Zahlung verſteigt.
M. Neuſtodt, HelLanb.
7153
662½)
Neue Kaſtanien
G. Amend. vorm. G. Kraus.
empfiehlt
7150)
Bekanntmachung.
Freitag den 5. November 1869, Vormittags
11 Uhr, ſollen auf dem hieſigen Rathhauſe die
bei Chauſirung des Weiterſtädter Wegs
vorkom=
menden Arbeiten öffentlich vergeben werden.
Darmſtadt, am 29. October 1869.
Das Stadtbauamt Darmſtadt.
Hechler.
7151) Bekanntmachung.
Freitag den 5. November d. J., Vormittags
11 Uhr, ſollen auf hieſigem Rathhauſe
verſchie=
dene Zimmer=, Schreiner=, Schloſſer=, Glaſer=
und Weißbinder=Arbeiten öffentlich vergeben
werden.
Voranſchlag und Bedingungen liegen vom
3. November an bei unterzeichneter Behörde zur
Einſicht offen.
Darmſtadt, am 29. October 1869.
Das Stadtbauamt Darmſtadt.
Hechler.
Feilgebotenes.
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Leder=Stiefel u. Schuhe mit Filz gefüttert
und mit Holzſohlen in großer Auswahl. Auch
werden alle Reparaturen und Sohlen ſchnell
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Beſſunger Hügelſtraße Nr. 134.
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hell=
kochend (ohue Mücken)
empfiehlt G. Amend. vorm. G. Kraus.
6935) Reh=8 Hirſchfelle zu Vorlagen,
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fer=
tig, ferner Gerben und Zubereiten von Pelzfellen
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Um freundlichen Zuſpruch bittet
S. Aruhator.
1869
ſowie
riſch gekelterter „ſüſier Traubenmoſt”
iſt in Zahf genommen.
7194)
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1864r
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„
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Aechtheit garantire und worüber Preis=Courante
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G. L. Danhe & Comp. in
Frank=
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45
170
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tage per Bahn ab Schweinfurt. Poſtanweiſung gilt
als Beſtellung. Adolf Beck, Schweinfurt a. M.
Vermiethungen.
5602) 2-3 Zimmer mit Glasabſchluß,
mö=
blirt oder unmöblirt, wenn es verlangt wird,
kann auch Küche dazu gegeben werden. Zu
er=
fragen bei Hrn. Trier in der Ludwigsſtraße.
5934) Grafenſtraße Nr. 13 iſt ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
6260) Ein großes ſchön möblirtes
Zim=
mer iſt zu vermiethen. Kiesſtraße Nr. 101.
6387) Ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
Ballonplatz Nr. 10 Parterre.
6752) Ein möblirtes Zimmer
Eliſabethen=
ftraße Nr. 18, Ausſicht auf die Wilhelminenſtr.
6942) Bleichſtraße 38 ein möblirtes
Zimmer an einen ledigen Herrn zu vermiethen.
Auf Verlangen kann Frühſtück und Bedienung
gegeben werden.
E6943) Ein möblirtes AZimmer für einen oder
zwei Herrn. Mühlſtraße 66. an der Kapelle.
6944) Ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
Karlsſtraße Nr. 51.
6968) Ernſt=Ludwigſtraße 19 ſind zwei ſchön
möblirte Zimmer nach der Straße vom 1. No=
Joh. Waitz.
vember ab zu vermiethen.
7113) Ein gut möblirtes Zimmer Grafenſtraße !
nächſt der Promenade zu vermiethen und gleich
zu beziehen.
7114) Ein ſchönes Zimmer mit Möbel und
Bedienung Kiesſtraße Nr. 10.
7130) Ein möbl. Zimmer Bleichſtraße 9.
7132) Dieburgerſtraße Nr. 10 iſt ein
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tes Zimmer zu vermiethen.
7133) Zwei ſehr ſchöne unmöblirte Zimmer,
gleich beziehbar, zu vermiethen. Wilhelmsſtraße
Nr. 68 parterre.
7215) Louiſenſtraße Nr. 6 2 Treppey hoch ein
gut möblirtes Zimmer gleich zu beziehen.
Mühlſtraße Nr. 25.
7219)
Zwei Logis beſtehend jedes mit 2. Zimmer,
Cabinet, Küche, Keller und Bodenraum und allen
Bequemlichkeiten an ruhige oder Kinderloſe
Fami=
lien zu vermiethen und ſogleich zu beziehen.
7221) Rückertſiraße 416 ein ſchönes
unmöb=
lirtes Zimmer zu vermiethen.
7271) Ein großes möblirtes Zimmer an einen
auch zwei Herren zu vermiethen. Auf Verlangen
Koſt. Caſinoſtraße 15 dritter Stock.
7272) Beſſunger Carlſtraße Nr. 83 iſt ein
freundliches Zimmer mit Möbeln zu vermiethen.
Marie Noack Wittwe.
4
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F 7273) Neckarſtraße Nr. 9 zwei einzelne, F
5 ſchöne freundliche Stuben, möblirt, zu ver=
F miethen, Näheres 1 Treppe hoch.
Gaeol-.
PNNNNNNAAAAA.LRierAAAAægggit
Vermiſchte Nachrichten.
6782)
Stenographie.
Der Gabelsberger Stenographen=Verein
er=
öffnet Freitag den 5. November d. J.
einen Unterrichts=Curſus in der
Steno=
graphie. Anmeldungen beliebe man zu machen
bei dem Vorſitzenden des Vereins, Hrn. Lehrer
Röder, wohnhaft Teichhausſtraße Nr. 12.
Honorar 5 fl. pränumerando.
N. 14.
von
1 fl. 24 kr., Saalk. 1 fl., Gallerieb. 36 kr. in den Buchhdl. von Bergſträßer,
Jonghaus und Schorkopf und an der Kaſſe zu haben.
S
August Scheuermann
Mittwoch den 3. Noobr. im Saale der „Traube: Abends 7 Uhr ſind Sperrſitzk.
(5274)
7229)
Technologiſche Vorträge.
Zweiter Vortrag, Donnerſtag den 4. November Abends 6 Uhr im Saal
der höheren Töchterſchule in der Grafenſtraße. Ueber die Verſorgung der
Stadt Darmſtadt mit Waſſer von Herrn Direktor R. Ludwig.
Der Zutritt zu den Vorträgen iſt unentgeltlich. Die Mitglieder des Gewerbvereins mit ihren
erwachſenen Familien=Angehörigen bedürfen hierzu keiner beſonderen Eintrittskarten. Nicht=
Mit=
glieder des Gewerbvereins haben ſich mit Karten zu verſehen, welche auf dem Büreau des Großh.
Gewerbvereins (Rheinſtraße, 2r Stock des Bechtold'ſchen Hauſes) gratis abgegeben werden können.
Der Vorſtand des Lokalgewerbvereins.
A
Can
Heſſiſche Ludwigs=Eiſenbahn=Geſellſchaft
Vom 1. November l. J. ab wird die Strecke Bensheim=Hofheim beziehungs=
M
Aweiſe Bensheim=Roſengarten (Worms) nach dem ausgegebenen Fahrplan
Efür den Perſonen= und Gepäckverkehr eröffnet.
7275
Mainz, den 30. October 1869.
Der Verwaltungsrath.
7227) (Hofheim.) Wir ſuchen für die
Küferei und Brauerei des Großherzoglichen
Landeshospitals einen Geſellen zum alsbaldigen
Eintritt.
Hofheim, den 26. October 1869.
Großherzogliches Hospital=Rentamt.
Dittmar.
Munkaliſcher Curſus.
Mit dem 16. November anfangend, beginnt
der muſikaliſche Curſus des Unterzeichneten
mit - von anderer Seite freundlichſt
zugeſagten-
muſikaliſchen Illuſtrationen. -
Gegen=
ſtände: Das Wichtigſte aus der Formenlehre und
Harmonielehre; die vorzüglichſten Muſiker, ihre
Werke und deren Vortrag. Im Ganzen etwa
20 Vorleſungen. Wöchentlich Eine Vorleſung,
welche vorläufig auf Dienſtags von 4-5 Uhr
feſtgejetzt iſt. Honorar für ſämmtliche Vorleſungen:
Für 3 Perſonen 9 fl.
Für 2 Perſonen 7 fl.
Für 1 Perſon 5 fl.
Anmeldungen bei Fräulein Lili Schulz
(Friedrichſtraße Nr. 40), in der Inſtrumenten=
Handlung von Herrn A. W. Zimmermann
oder in der Wohnung des Unterzeichneten (
Die=
burger Straße Nr. 3).
1135) L. Doſch, Garniſonsmitprediger.
7119) Die Geſellſchaft „Bürgervereins ſucht
einen zweiten Diener. Hierzu Geeignete wollen
ſich im Vereinslokale anmelden.
Der Vorſtand.
6198) Gute Penſion für jüngere Schüler von
100 Thaler an jährlich. Nachhülfe gratis.
Bleichſtraße 44 oberſter Stock.
Ein Knecht
6949)
geſucht. Zimmerſtraße Nr. 2.
)
74 zum Einmachen wird geſchnitten
St.
RraUl unter Zuſicherung reller u. billi
S.
ger Bedienung.
Näheres bei Herrn Fuhrmann Emmerich
in der Kiesſtraße.
Geſittete junge Mädchen geſucht.
6786
Frommann & Bünle.
7137) Als Geſellſchafterin
oder als Stültze der Hausfrau und zur Erziehung
von Kindern wünſcht eine Beamtentochter
mitt=
leren Alters, welche geläufig franzöſiſch ſpricht,
eine Stelle zu finden. Näheres
Eliſabethen=
ſtraße Nr. 20.
7139) Ein Anwalt ſucht einen geübten
Scribenten.
7247) Ein tüchtiger Holzdreher findet
dau=
ernde Beſchäftigung. Frankfurterſtraße 32.
7216) Eine Haushälterin,
welche ſich zugleich der Pflege leidenden
Haus=
frau zu unterziehen geneigt iſt, wird für eine
aus drei Perſonen beſtehende Beamten=Familie
auf dem Lande gegen Zuſicherung anſtändiger
Behandlung und Salarirung geſucht. Luſttragende
wollen ihre Meldungen alsbald Waldſtraße 3
3 Stiegen hoch abgeben.
EHTELOGEI!
Eine roth und weiße Kropftaube
iſt Samſtag den 30. October entflogen.
Dem Wiederbringer eine recht gnte
Be=
lohnung. Beſſ. Wilbelmſtr. 12.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 2. Nov. 5. Vorſt. im 3. Ab.:
Der Ball zu Ellerbrunn. Luſtipiel in
3 Akten von C. Blum.
Donnerſtag. 4. Nov. 5. Vorſt. im 3. Ab.:
Guſtav Waſa, oder: Maske für Maske.
Schauſpiel in 5 Akten von B. Scholz.
Freitag, 5. Nov. Keine Vorſtellung
(wegen der Vorbereitungen zu den Feſt=
Auf=
führungen).
Sonntag, 7. Novbr. 7. Vorſt. im 3. Ab.:
Zur 50jährigen Jubelfeier des Gr. Hoftheaters:
Feſtſpiel. Dichtung von Ernſt Pasqus; Muſik
von Gg. Banger. Hierauf neu einſtudirt:
Fer=
nand Cortez. Große Oper in 3 Akten mit
Ballet; Muſik von Spontini. Anfang 6 Uhr.
Montag, 8. Nov. 8. Vorſt. im 3. Ab.:
Feſtſpiel. Dichtung von Ernſt Pasqus; Muſik
von Gg. Banger. Hierauf zum Erſtenmal:
Demetrins. Tragödie in 5 Alten. Fragment
von Schiller, ausgeführt von H. Laube.
An=
fang 6 Uhr.
Dienſtag. 9. Nov. Abonnement suspendu.
Feſtſpiel. Dichtung von Ernſt Pasqus; Muſik
von Gg. Banger. Hierauf neu einſtudirt:
Jeſſonda. Oper in 3 Akten mit Ballet; Muſik
von Spohr. Anfang 6 Uhr.
(Für die Intereſſenten theilen wir mit, daß die
erſte Feſwvorſtellung, am Sonntag, bei allgemein
und ohne alle Ausnahme aufgehobenem freien
Eintritt, die zweite, am Montag, bei
theil=
weiſer Aufhebung deſſelben ſtattfindet).
44.
findet dauernde und lohnende Beſchäftigung bei
7278) Poſamentierwaaren=Fabrik in Offenbach.
7279) Ein kaufmänniſch gebildeter junger Mann,
mit der Buchführung und Correſpondenz vertraut,
ſucht für ſeine freien Stunden Beſchäftigung.
Gefällige Offerten unter der Chiffre F. B.
be=
fördert die Exp. d. Bl.
171
7280) Ein Privatgärtuer, der gute
Zeug=
niſſe aufweiſen kann, findet Jahresſtelle. Offerten
unter V. A. 851 befördert die Annoncen=Expedition
der HH. Haaſenſtein K Vogler in
Frank=
furt a. M.
Hn der Freitag den 5. d. Mits. Abends 8 Uhr im Saale der höheren Mädchenſchule dahier ſtatftadenden ordentlichen Generalverſammlung des
S c) Muſikvereins werden die verehrlichen Mitglieder hierdurch eingeladen. Tagesordnung: Jahresbericht u. Ausſchußwahlen. Der Vorſtand.
gartenbauverein in Darmſtadt.
In der am 13. October abgehaltenen, recht zahlreich beſuchten Generalverſammlung
erſtattete der Vorſitzende den ſtatutenmätzig vorgeſchriebenen Rechenſchaftsbericht über
die Wirkſamkeit des Vereins während des verfloſſenen Jahres 1868 1869. Aus der
gegebenen Ueberſicht geht hervor daß eine ſtets wachſende Zahl der Mitglieder durch
Vörträge und Anregungen jeder Art dazu beitraͤgt, die Monatsverſammlungen lehrreicher
und intereſanter zu machen und dadurch Stoff für die kurzen Berichte zu liefern,
deren Veröffentlichung vielleicht ebenfalls dazu beiträgt, die Theilnahme des Publitums
zu erhöhen und die Zahl der Mitglieder zu vermehren. Der Verein fühlt ſich daher
auch den Redactionen der hieſigen Zeitungen welche dieſen Berichten bereitwilligſte
Aufnahme gönnen, zu beſonderm Dank verpflichter.
au=Die Zähl der Mitglieder hat im verfloffenen Jahre um 32 zugenommen und betrug
am 1.Ockober 182- Ver Bericht ſieht hierin einen Beweis daß der Verein duf den
rechten Wege vorangeht, hält aber bei dem gegenwaͤrtigen Stande der Verhältniſſe und
des Gartenbeſitzes in Darmſtadt und Beſſungen die Zahl von 300 Mitgliedern für
nöthig und ganz wohl erreichbar. Der Verein' bedarf einer größeren Zahl von
Mit=
gliedern, jum die Mittel zu erhalten, durch Vermehrung der circulirenden Zeilſchriften
und der Bibliothek, wie durch Ausſtellungen auf Hebung des hieſigen Gartenbaus zu
wirken und müß es daher Streben des Vereins ſowohl, wie jedes einzelnen
Mit=
gliedes ſein, das allgemeine Intereſſe für den Gartenbau zu wecken und in jedem
Be=
wohner der Stadt einen Freund und Beſchützer des Gartenbaus zu gewinnen welche
unſere Gaͤrten, unſere öffentlichen Anlagen, unſere beſtehenden und noch anzulegenden
Allen ſo ſehr nöthig haben,
Sodann kam in der Verſammlung der vorher angekündigte Bericht über die
internationale Pflanzen=Ausſtellung zu Hamburg zum Vortragr Verſelbe iſt inzwiſchen
in Nr. 290 der Darmſtädter Zeitung vom 19. October abgedruckt worden; er hat
da=
durch auch in weiteren Kreiſen Verbreitung und wohl auch als willkommene Lectüre
die verdiente Beachtung gefunden.
Die übrigen Gegenſtaͤnde der Verhandlung betrafen innere Angelegenheiten des
Vereins. Zu erwähnen iſt hiervon daß mit Rückſicht auf die Abgelegenheit des
der=
maligen Sitzungslocals iKnüben=Arbeitsanſtalt) und den ſehr häufig in der Mühl= und
Blumenſtraße herrſchenden Schmutz beſchloſſen wurde, während des bevorſtehenden
Winters die Monatsverſammlungen im Gartenſaale des Darmſtädter Hofes
abzuhalten, welchen Herr Wiener unter günſtigen Bedingungen dazu zur Verfügung
geſtellt hat. Es wird dadurch vielfachen Wünſchen entſprochen und der erleichterte
Be=
ſuch der Verſammlungen hoffentlich ebenfalls zur Förderung des Intereſſes im Verein
beitragen und einen weiteren Zuwachs an Mitgliedern zur Folge haben.
Die nächſte Monatsverſammlung wird bereits'liu dem neuen
Local und zwar am 3. November, Nachmittags 3 Uhr, abgehalten
h.
werden.-
Joſeph Meding.
(Schluß.)
7.
Bierzehn Tagen waren nach dieſen Auftritten verfloſſen. Die Leit
hatte mildernd auf die Gemüthsſtimmung beider Ehegatten eingewirkt.
Frau Ida war die Erſte, welche dem Einfluſſe einer weichen Empfindung
nachgah und ihren Mann in ſeiner Einſamkeit aufſuchte, um ihm Troſt
zu ſpenden und mit ihm ihre künftigen Lebensanſprüche zu regeln. Sie
hatte ihn aus ſeinem gehäſſigen Grolle gegen das Gericht, welches nur
nach ſeinen geſetzlichen Vorſchriften eingeſchritten war, aufgerüttelt und
ihn mit neuem Muthe beſeelt. Sie ſelbſt war durch die vernünſtige
Einwirkung Anderer ſchon zu der Einſicht ihres Unrechtes gelangt und
ſie wendete nun ihre Beredtſamkeit auf, um ihm zu zeigen, baß er an
ſeinem Mißgeſchicke ſelbſt Schuld ſei.
Natürlich gab er dies nie zu, allein er fand die Theilnahme, womit
ſich Joa um ſeinen Gemüthszuſtand bemühte, ſo angenehm, daß er ganz
unwillkürlich ihren Beſitz höher anſchlug, und damit ſeinen Egoismus ein
wenig zum Weichen brachte. Sie ſaßen jetzt niemals mehr gähnend und
gelangweilt zuſammen, ſondern verbrachten ihre Zeit mit lebhaften
Ge=
ſprächen über das, was geſchehen war, und über das, was geſchehen ſolle
und müſſe wenn das Gericht dieſe Streitigkeit „ungerecht entſcheiden
wirden, wie Joſeph ſich ausdrückte. Seine Galle wurde immer beſonders
rege, wenn er von den Machinationen ſprach, die ſich „die Perſon”
er=
laubt habe, nm ſeinen armen Bruder in's Elend zu bringen, und gerade
dieſer Umſtand war es, den Frau Ida jetzt mit ganz anderen Augen
zu betrachten ſehr geneigt wurde. Sie fühlte, daß die Neigung im
Weiberherzen, ganz dem Queckſilber entgegengeſetzt, bei böſem
Lebens=
wetter ſteige, und ſie vertrat die Wirkungen der Liebe in Clara von
Schönau's Leben mit großer Entſchiedenheit. Herr Joſeph dachte an die
Unterredung am Tage nach der Hochzeit, wo ſeine junge Frau das „
Thor=
heiten' genannt hatte, was ſie jetzt erhob, und er hätte kein Mann ſein
müſſen, um nicht die indirecte Liebeserklärung, die ihm die junge Gattin
mit ihrer geänderten Meinung machte, wohlthuend und erweichend zu
fühlen. Ihr Verhältniß zu einander verbeſſerte ſich von Tag zu Tag,
während die äußeren Angelegenheiten mit jedem Tage drückender wurden.
Sie litten Mangel, weil ſie zu ſtolz waren, ihren Credit zu benutzen.
Dauerte dieſer Gerichtseingriff noch vierzehn Tage, ſo mußten ſie
zu demüthigen Bitten ihre Zuflucht nehmen, um nur ihr Leben friſten zu
können. Das baare vorräthige Geld war verſchwendet geweſen, und die
Mittel, es zu ergänzen, waren ihnen genommen; dazu kamen noch die
unverſchämten Mahnungen ihrer Hochzeit=Lieferanten.
Frau Ida hatte am Morgen den Entſchluß gefaßt, ihre peinlich
werdende Lage durch offenes und muthiges Handeln zu ändern. Sie
theilte heiter und gefaßt ihrem Gatten den Vorſatz mit, ihr kleines Kapital
anzugreifen, um ohne Demüthigungen bis zur Entſcheidung ihres Proceſſes
exiſtiren zu können.
„Wir ſind an einem Wendepunlt unſeres Lebens angekommen, beſter
Joſephi, ſprach ſie überredend, als er widerwillig die Kapitalaufnahme
für ein Eingeſtändniß ihrer augenblicklichen Geldnoth erklärte, „wo wir
thatträftig einem Scheinleben des Luxus entſagen müſſen, wenn wir nicht
untergehen wollen. Die Mittel, die uns nach einer möglichen Theilung
der Ebſchaft bleiben, reichen nicht aus zu einer glänzenden Lebensſtellung.
Wie wäre es, wenn wir ſchon jetzt anfingen, unſere Einrichtungen zu
ändern, und namentlich unſer Dienſtperſonal, das uns ſeit der Kataſtrophe
nicht den gehörigen Reſpect beweiſt, zu entlaſſen!.
Gieb Dir keine Mühe, ſie iſt unnützl, ſiel Herr Joſeph ein. „88
bleibt Alles beim Alten; die Entſcheidung des Proceſſes muß günſtig für
mich ausfallen.”
„Das kann ſie nur in dem Falle, wenn Deines Bruders Ehe für
ungültig erklärt wird, lieber Joſephi entgegnete die junge Frau
ſanft=
müthig. „Es hieße aber ſich ſelbſt verblenden, dies ferner zu glauben.
Wie würde ſich ein achtbares Mädchen eutſchließen-
Joſeph unterbrach ſie.
„Paperlapp, Kind - ſprich nicht vou nachtbarv. Die Perſon iſt
acht Jahre lang die Geliebte Adalbert's geweſen und hat ihm einen
Sohn geboren, der auf meiner Mutter Koſten bei einem Doctor erzogen
worden iſt."
Ida lächelte zu dieſem plötzlichen Eingeſtändniſſe.
„Das iſt allerdings ein Schatten, der die Vergangenheit dieſer Frau
verduntelt: meinte ſie nach einer Weile nachdenklich, naber er fällt auch
Deinem Bruder zur Laſt.
„Meinem Bruder? Als wenn nicht jedes Mädchen im preußiſchen
Staate wüßte, daß ein Lieutenant nicht heirathen darf. Freilich mein
Herr Bruder hatte auf den Beutel meiner Mutter gerechnet - aber die
Frau Mama ſchränkte ſich nicht gern ein und ſchlug alle Bitten rund ab,
als „Hülfe geſchrieen wurde.
Es entſtand eine Pauſe, in welcher ſich Joſeph über „die Perſon”
von Neuem ärgerte, und in welcher Joa ſie zum erſten Male herzlich
bedauerte.
Ein leiſes und beſcheidenes Klopfen ſtörte die Ehegatten in ihren
Grübeleien.
Frau Jda ſtand auf, um zu öffnen. Eine Dame von einem ſchlanken
Knaben begleitet trat ihr entgegen und entſchuldigte ihr Eindringen damit,
daß ſie keinen Domeſtiken zur Meldung vorgefunden habe.
Die beiden Frauen ſahen ſich, nach der erſten höflichen Einleitung,
forſchend an. Frau Jda mußte ſich ſofort eingeſtehen, nie eine ſchönere
Geſtalt, nie ein ſchöneres und einnehmenderes Geſicht und ein gütigeres
Lächeln geſehen zu haben! Es giebt Frauen, die zur Königin geboren
zu ſein ſcheinen. Hier hatte ſie eine ſolche vor ſich. Sie erwartete mit
Begierde zu erfahren, wer es ſei.
Ewas indolenter zeigte ſich Joſeph. Er machte ſeine Verbeugung
und blieb dann gelaſſenen Muthes ſtehen.
„Unſere Bekanntſchaft beginnt unter einer feindlichen Atmoſpähren
begann die Dame mit leicht bewegter Stimme und trat ſchnell auf Joſeph
zu. Dazurch wurde die Geſtalt des Jünglings, der hinter ihr ſtehen
ge=
blieben war, ſichtbar, und Frau Ida erkannte ſogleich den ſchönen Knaben,
welcher ihnen mit dem Kreisgerichtsdirector begegnet war. Eine Ahnung
durchzitterte ſie und lenkte ihren Blick angſthaft ſind beklommen zu Joſeph.
Auch dieſer hatte den Knaben jetzt erſt bemerkt und haftete mit
unzweifel=
hafter Beſtürzung auf ihm. Es gehörte keine Miuute zu der Enthüllung
dieſer eben beſchriebenen Scene. Während derſelben war die Wittwe des
Lieutenants Meding dicht vor Joſeph ſtehen geblieben, hatte ſeine beiden
Hände ergriffen und ſagte mit ergreifender Wärme:
„Nicht meinetwegeu, meiner Kinder wegen bitte ich Sie um Ihre
Zuneigung - ich bin Clara von Schönau, Ihres verſtorbenen Bruders
Wittwe!"
172
N. 44.
Ein Donnerſchlag hätte die Wirkung nicht haben können, den dieſe
plötzliche Erſcheinung hervorbrachte, den dieſe wenigen einfachen Worte
machten.
„dch weiß, Sie ſind gegen mich eingenommens, fuhr Frau Meding
freimüthig und edel fort, =Sie ſind gehäſig gegen mich geſinnt, aber,
mein guter Schwager, vergeſſen Sie Alles, was Sie gegen mich
aufge=
bracht hat. Laſſen Sie uns Frieden ſtiften, laſſen Sie uns über den
Gräbern unſerer Heimgegangenen eine ſegensvolle Einigkeit beſchließen.-
Sie wandte ſich ſchnell zu Ida die mit weit geöffneten Augen an
ihrer Geſtalt hing und vereinte ihre Rechte mit der ihres Gatten iu den
ihrigen.
„Unterſützen Sie meine Bitte, meine junge Schwägerin - ſtehen
Sie mir bei in dem Werke, die Conflicte zwiſchen uns zu ſchlichten.”
Ida ſchaute ergriffen von ihr zu Joſeph hinüber, welcher in ſeinem
trotzigen Widerwillen zu beharren ſchien. Wäre Frau Meding jung
ge=
weſen und dabei ſchön, wer weiß, ob nicht der Neid, dieſe Wurzel vieler
Untngenden im Weiberherzen, ſie gegen dieſe Frau verbittert hätte. Allein
ſie zählte zehn volle Jahre mehr, als ſie und — herbe Lebenserfahrungen
rauben dem Teint allen Schmelz, geben den weichen Zügen tiefe Schatten
und bleichen die Blüthe. Ida fühlte ſich angezogen von Clara's Weſen.
Die Jugend lehnt ſich gern an bedeutende Eſcheinungen ihres Geſchlechtes
und ſchmiegt ſich leicht mit Enthuſiasmus an die älteren Geſtalten, zu
denen ſie ohne Beſchämung hinaufſehen kann. Die Gleichgültigkeit der
jungen Frau ſchlug unverweilt um und ſie ſchwor blitzſchnell zn EClara's
Fahne.
Während Herr Joſeph ſeine Hand verdroſſen zurückzog, faßte Jda
warm und feſt der Schwägerin Hände in die ihren. Frau Clara empfand,
daß ſie hier Siegerin geworden war. Ein inniger Blick ſprach ihren
Dank ſchweigend aus, dann wendete ſie ſich wieder zu Joſeph, indem ſie
Max, welcher mit der ehrerbietigen Beſcheidenheit eines gut erzogenen
Sohnes fern von dieſer Scene ſtehen geblieben war, herbeiwinkte.
„Sehen Sie hier meinen Max, den Sohn unſerer ſchuldigen
Schwach=
heit die Urſache tiefer nagender Selbſtvorwürfe und
Schmerzen-
iſt
ſein Aublick nicht ein Fürſprecher? Muß er Ihnen nicht ein Bild Ihres
Bruders ſcheinen?”
„Leider; — brach Joſeph roh heraus. „Aber er iſt zugleich ein
Bild der ärgerlichſten Vergangenheit! „
„ Darüber zu rechten, lommt Ihnen nicht zu, Herr Schwager' rief
Frau Meding ſchmerzhaft berührt. „Lüften wir den Schleier dieſer
Ver=
gangenheit nicht, denn er könnte bittere Anklagen auf das Haupt der
Verſtorbenen häufen. Ich ſehe, Ihr Sinn will ſich nicht dem milden
Worte der Bitte beugen. Sie zwingen mich, meine Rechte gegen Sie zu
verfechten. O, wie lieb wäre es mir geweſen wenn ein freundliches
Wort die Kluft ausgefüllt hätte, die Sie mit Ihrer Handlungsweiſe
zwiſchen uns geöffnet haben. Gut - verſuche ich jetzt den zweiten Weg.
Aber ich warne Sie, mein Herr, ich warne Sie jetzt vor beleidigenden
Zurückweiſungen! Es giebt dann nur noch einen Ausweg und der möchte
für Sie ſehr unangenehm werden.”
3da löſete ſchnell ihre Hand und trat mit bittenden Geberden zu
ihrem Gatten, den ſie herzlich umfaßte. Sein trotziger Hohn wich nicht
einen Moment vor ihrer Liebkoſung. Er lehnte ſich feſter gegen die
Stuhllene, die er gefaßt hielt und überließ ſich ſeinem gewöhnlichen
Gleichmuthe.
„Sie haben im Gerichte von der Ungültigkeit meiner Ehe geſprochen,
und es liegt in meiner Hand dieſe Ihre Ausſage verbunden mit der
darauf geſtützten Verſicherung an Eides Statt, verderblich auf Sie
zurück=
zuſchleudern. Sie allein in der ganzen weiten Welt wiſſen es, daß
Adal=
bert zu der freien Gemeinde übergetreten iſt, daß er allen
Formen des officiellen Uebertrittes genügt hat und daß gerade dieſer
Schritt die Urſache ſeines Zerwürfniſſes mit dem Offiziercorps war in
Folge deſſen er plötzlich, kurz vor ſeinem Avancement, den Militärdienſt
quittirte. Sie allein wiſſen dies denn auf Adalberk's dringende Bitte
ſollte der Vorgang ſeiner Mutter verſchwiegen werden. Wenn Sie alſo
vor Gericht Gründe zu einer eidlichen Ausſage angegeben haben, die ganz
gegen ihre Wiſſenſchaft ſind -
„ Beweiſen Sie dies erſt, Madam” — fiel Joſeph boshaft lachend ein.
„Den Beweis habe ich in der Hand durch einen Brief von Ihnen,
welchen Sie in dieſer Angelegenheit an Adalbert ſchrieben.
Joſeph fuhr auf. Er erinnerte ſich nicht an den Brief. „Das iſt
nicht wahr!
Frau Meding wendete ſich raſch zu Max.
„Mein Sohn Max hat den Brief in der Taſche; ſollten Sie mich
durch Ihr Betragen zwingen, ſo liefert er ihn ſofort dem Gerichte aus.
Ihr Bruder Adalbert hat dieſen Knaben zu meinem Schutze aufgerufen,
und ich warne Sie, er iſt dieſer Aufgabe gewuchſen. Verſichere dem Herrn,
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Max, daß ich die Wahrheit geredet habe, als ich den Inhalt des Briefes
bezeichnete.
Max kam dieſer Aufforderung ernſt und gemeſſen nach.
Joſeph geberdete ſich vor Aerger wie ein wildes Thier, das ſich ge
fangen fühlt.
„Verdammte Dummheit, Brieſe aufzuheben!' ſchrie er zornig.
„ Geſegnete Vorſicht, wichtige Briefe zu verwahren;, ſprach dagegen
ſehr ſanft Frau Meding und beruhigte die zitternde Ida mit ihren Blicken.
„Jetzt ſage ich noch einmal: Laſſen Sie uns Frieden ſtiften, Herr
Schwager! Ich bin von meinem verſtorbenen Gatten zum Vormund
meiner Kinder ausdrücklich feſtgeſetzt, um bei einem eintretenden,
vorher=
geſehenen Tobesfalle ohne Beſchränkung handeln zu können. Durch dieſe
Maßregel bin ich im Stande, Sie mit Ihrer armen jungen Frau ſogleich
der fatalen, drückenden Lage in Ihrem Hauſe zu entziehen. Laſſen Sie
uns Frieden ſtiften und verſprechen Sie mir, als Mann von Ehre, unſere
Erbſchaftsangelegenheit rechtlich zu ordnen.
Sie hielt ihm nochmals ihre Hand hin - er ſchlug nicht ein.
Ida ſchrie lant auf vor Schrecken.
„Joſeph — Joſeph, wie kannſt Du anſtehen, dieſem edeln
Aner=
bieten augenblicklich zu folgen? Joſeph, beſinne Dichl Willſt Du uns
in's Verderben ſtürzen? Soll die Schmach einer Kerkerhaft erſt unſer
Lehensglück ganz vernichten ?-
Joſeph wendete ſich widerwillig vor ihren Liebkoſungen zurück.
Frau Meding verbeugte ſich gegen ihn, ihr Stolz erlaubte ihr nicht,
nur noch eine Minute mit dieſem Manne zuſammen zu ſein. Gütig und
wohlwollend grüßte ſie die geängſtigte junge Frau, die weinend vor dem
Gatten ſtand, und ſchritt zur Thür, die ihr von Mar geöffnet wurde.
Zögernd betrat ſie die Schwelle. Wenn die Thür hinter ihr zufiel, ſo
war das Schickſal des unſeligen Egoiſten unwiderruflich beſtimmt. Sie
ſah zurück.
Frau Jda flüſferte ſchluchzend:
„Joſeph - von dem Momente an wo ich dich verachten muß,
ver=
laſſe ich Dein Haus und kehre nie wieder zu Dir zurück. Wir wollen
arbeiten lernen - wir wollen erwerben lernen - ich beſchwöre Dich!
Ich habe Dich lieb - ich will mich jeder Entbehrung unterwerfen
ich will Dir eine ſparſame, arbeitſame Hausfran werden - Du ſollſt
nicht darunter leiden daß uns die Mittel geſchmälert werden luxuriös zu
leben - Joſeph - ſage nur das eine Mal die zwei kleinen Worte ich
wills und ich werde Dir eine Magd ſein Dein Lebelang.”
Sie beugte ſich zu ihm — ſie ſank vor ihm nieder und hob flehend
die Augen und Hände empor.
Da endlich brach die Eiskruſte und das ſelbſtſüchtige Herz des Mannes.
Er hob ſein junges Weib auf und flüſterte dumpf: „Ich will”
Frau Klara Meding hörte es. Sie kehrte um, Max aber entfernte
ſich auf ihren Wink, um ſeine kleinen Brüder herbeizuholen.
Als er mit den hübſchen fröhlichen Knaben wieder zurückkam, hatte
ſich die Scene vortheilhaft verändert. Die beiden Frauen jaßen Hand
in Hand und Herr Joſeph hatte eine etwas gnädigere Miene
angenom=
men. Der Eintritt der kleinen Erben zog zwar wieder finſtere Linien
über ſein Geſicht, allein er ließ ſich doch herab, den freundlichen Onkel
zu ſpielen.
Am andern Tage wurden die Siegel abgenommen und die
Erbthei=
lung begann ohne die Einmiſchung der Gerichtsbehörde, die natürlich von
dem gravirenden Briefe nichts erfuhr und den Sieg in dieſer Sache der
überwiegenden Liebenswürdigkeit der Frau Clara Meding zuzuſchreiben
geneigt war
Als die Theilung vollbracht war, verbrannte man den Brief und
ging daran, Lebenspläne zu entwerfen. Frau Ida würde es gern geſeheu
haben, wenn ſich die Wittwe entſchloſſen hätte, mit ihren Kindern im
Orte und ſogar im großälterlichen Hauſe zu bleiben. Aber dagegen
er=
klärte ſich Frau Meding ganz entſchieden und Joſeph meinte auch einen
größeren Vortheil zu erzielen, wenn er das prächtige Haus verkaufe.
Es geſchah im Laufe der Zeit und beide Familien verließen bald
darauf dieſe Stadt, die eine um ein kleines Gut zu bewirthſchaften, die
andere um in einer ſchönen Provinzſtadt ſich niederzulaſſen, wo ihr die
Mittel und Wege zur Erziehung der Knaben erleichtert wurden.
Der Wendepunkt im Leben des jungen Ehepaares ſcheint zur rechten
Zeit eingetreten zu ſein und zu einem ſtillen, aber dauernden Glücke zu
führen. Damit wolleu wir aber nicht behaupten, daß ein Mann, wie
Herr Joſeph Meding, radical geheilt aus einem ſolchen Lebensſturme
hervorgehen kann. Es werden ſich nur allzuoſt die Schwächen ſeines
Charakters geltend machen, allein der Einfluß der erhöhten Willenskraſt
und einer geregelten Berufsthätigkeit kann nicht ausbleiben und er wird
veredelnd auf ihn wirken.
ittich'ſche Hofbuchdruckerei.