Darmstädter Tagblatt 1869


12. Oktober 1869

[  ][ ]

unb Anzeige=
Darmſtädter Frag=

N AI.

Dienſtag den 12. October

1869.

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilave hierzu, ſowie das Berorbnnngsblatt für den Lreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich: Erſteres Samſtag. die Beilage
vienſtags und Lehteres Vonnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zujammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
der Ernebition. Rbeintrate Ar. 23 neu.

Verſteigerungs=Anzeige.
Donnerſtag den 14. d. Mts. Vormittags 9 Uhr
werden im Hauſe Nr. 35 Rheinſiraße (Hinterbau) nachverzeichnete Gegenſtände, als: Gold,
Silber, Frauenkleider, Leibwaſche, Kanapee, Stühle, Kommode, Bettſtellen, Spiegel, Kleider=
ſchränke
, Bettwerk und ſonſtige Gegenſtände, gegen baare Zahlung verſteigt.
6738
M. Menködte vssaite.

6587)
Bekanntmachung.
Mittwoch den 13. d. M, Vormittags
11 Uhr, ſollen auf dem Rathhauſe dahier ver=
ſchiedene
Bauarbeiten, als Maurer=, Steinhauer=
Zimmer=, Dachdecker= Schreiner=, Schloſſer=,
Spengler= und Weißbinderarbeiten an die We=
nigſtfordernden
öffentlich verſteigert werden.
Voranſchlag und Bedingungen liegen auf dem
Stadtbauamt zur Einſicht offen.
Darmſtadt am 5. October 1869.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
6739) Pferde=Verſteigerung.
Donnerſtag den 14. d. Mts. Vormittags 10 Uhr
werden in der Artillerie=Caſerne dahier 4 für
den Militärdienſt untauglich gewordene Reit= und
Zugpferde gegen Baarzahlung öffentlich verſteigert.
Beſſungen, den 10. October 1869.
Das Commando
Großherzoglicher Feld=Artillerie.

6740) lHofheim.) Nachbenannte Gegen=
ſtände
, nämlich:
1) 600 Ellen ⁄₄ breites Wollentuch,
2) 500 geſtreifter Flanell,
3) 150 weißer
4) 600
Barchent,

5) 150 grünes Leinen,
6) 1100 grauer und ſchwarzer Canefas,
7) 500 ungebleichtes Futterleinen,
8) 500 Caſſinet,
9) 480 carrirtes Wollzeug,
10) 150 Doppel=Lüſtre,
11) 200 geſtreifter Kinderzwilch,
ſollen für die hieſige Anſtalt angekauft werden.
Offerten unter Anſchluß von Muſtern ſind
binnen 8 Tagen portofrei an den Großh. Haus=
verwalter
dahier einzuſenden.
Hofheim, den 6. October 1869.
Großherzogliche Direction des Landeshospitals.
Dr. Reißner.

6741)
Quitten=Verkauf.
Im Großherzoglichen Hof=Orangeriegarten
werden Quitten abgegeben.
Beſſungen, den 11. October 1869.
Großherzogliche Hofgärtnerei Beſſungen I.
M. Noack.
6534) Schöner Buxz zu verkaufen.
Nr. 399 Carlsſtraße.
6560) Zwei Bauplätze von 100 auch 200
Klftr. Gartenland werden verkauft. Gardiſtenſtr. 16.
6561) Eine große Auswahl ſehr decorativer
blühender u. Blattpflanzen, als Zimmer=
pflanzen
geeignet, ſo wie Tafel=Trauben
8 kr. per Pfd. empfiehlt die
Handelsgärtnerei von Heh. Henkeh,
Beſſunger Heerdweg.
6621)
Neue Kaſtanien,
empfiehlt
G. Amend, vorm. G. Kraus.

für Herren
und

Canzſteftetten i
für Damen
Canzſchuys empfieht

6622)

C. Schüssler.

Feilgebotenes.
6533) Gchweizer=Käs
ſchön und ſaftig empfiehlt per Pfund 24 kr.
Louss Timk,
an der Stadtkirche.

Neue ſehr ſchöne Häringe per Stück 4 kr
Friedrich Kuhn Wwe,
6627)
Beſſunger Martinſtraße 419.
6645) Täglich friſche Trauben! Schloß=
gartenſtraße
Nr. 9.
6742) Vier weingrüne Fäſſer von 2 und
3 Ohm ſind zu verkaufen. Wo? ſagt die Exp.
6743) Lindenhofſtraße 23 iſt eine Kaute Miſt
zu verkaufen uud zu vermiethen. Ebendaſelbſt
eine Laden=Einrichtung zu verkaufen.
6744) Ich empfehle meine ſelbſiverfertigten
Leder=Stiefel u. Schuhe mit Filz gefüttert
und mit Holzſohlen in großer Auswahl. Auch
werden alle Reparaturen und Sohlen ſchnell
beſorgt bei
F. Schweinsberger, Schuhmachermeiſter,
Beſſunger Hügelſtraße Nr. 134.

6623) Neue Limſe, zarthülſig u. hell=
kochend
(ohne Mücken)
empfiehlt G. Amend, vorm. G. Kraus.
Lofodiniſcher
6745)
Vorſch=Leberthran
von S. Draisma von Valkenburg in Leeuwarden
(Holland).
Dieſer ausſchließlich zum medieiniſchen Gebrauch
bereitete von den erſten wiſſenſchaftlichen Auto=
ritäten
Holland's unterſuchte und empfohlene
Leberthran zeichnet ſich neben ſeiner anerkannt
heilkräftigen Wirkung aus durch klare Farbe,
angenehmen Geſchmack und kaum merkbaren Ge=
ruch
. Derſelbe wird beſonders von Kindern leicht
genommen und vertragen.
Zu haben 12 Shr. oder 42 kr. per Flaſche
bei Adolf Köhler in Darmſtadt, F. A. Achen=
bach
u. Weſtenburger, Hellmeiſter in Mainz,
Lud. Wüſt in Offenbach, Lonis Mayer in
Worms, Louis Schultz in Oſthofen.
Broſchüren gratis! Das General=Depot
H. Sardemann in Cöſn.
Wu6646) Friſch gewäſſerten Labber=
Go -dan und Stockfiſche bei
J. P. Wambold.

Vermiethungen.
5602) 2-3 Zimmer mit Glasabſchluß, =
blirt
oder unmöblirt, wenn es verlangt wird,
kann auch Küche dazu gegeben werden. Zu er=
fragen
bei Hrr. Trier in der Ludwigsſtraße.
5893) Eit freunoliches möblirtes Zimmer zu
vermiethen an einen ſtillen Herrn u. am 1. Octbr.
zu beziehen. Ernſt=Ludwigſtraße 23, 2 Treppen.
5899) Stallung für 3 Pferde nebſt Zubehör
iſt Martinſtraße Nr. 422 zu vermiethen.
5984) Grafenſtraße Nr. 13 iſt ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
2 ſFin ſchön möblirtes Zimmer iſt alsbald

C, Mühlſtraße Nro. 70 an der polhtech=
niſchen
Schule zu beziehen.
6350) Ein ſehr ſchön möblirtes Zimmer iſt
an einen ſoliden Herrn zu beziehen. Grafen=
ſtraße
Nr. 27 eine Stiege.
6387) Ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
Ballonplatz Nr. 10 Parterre.
6542) Ein freundliches Dachlogis mit allem
Zugehör iſt anderweit zu vermiethen. Näheres
Kirchſtraße Nr. 19 neu.
6543) Obere Hügelſtraße Nr. 13 nahe dem
Gymnaſium ein großes möblirtes Zimmer, Aus=
ſicht
auf die Straße, für 1 auch 2 Herren gleich
zu beziehen.

42

[ ][  ][ ]

M. 41

6757)

Ro4
Tanz-Uuterrieyi.

Unterzeichneter hat die Ehre anzuzeigen, daß der Tanz=Unterricht Mittwoch den 20. October
beginnen wird. Die Herren und Damen werden höflichſt zur Eintheilung der Stunde eingeladen,
die Damen auf Samſtag den 16. d. Mts. Nachmittags 3 Uhr, die Herren auf Sonntag den
17. d. Mts. Nachmittags 2 Uhr in meine Wohnung zu kommen um die Anordnung machen zu
können.
A. Haiuſeld,
Großherzoglicher Hoftanzlehrer.

Die EApress-Conpugnie,
deren wohlthätiger Einfluß auf den öffentlichen Verkehr unſerer Stadt
immer mehr erkannt wurde, übernimmt alle geneigten Aufträge gegen tarif=
mäßige
Vergütung entgegen, und empfehlen wir uns insbeſondere in:
Verpackung aller und jeder Art Gegenſtände, wie bei Transport

und Verſendung per Poſt und Eiſenbahn u. ſ. w. erforderlich iſt.
Möbeltrausport und Auszüge bei Ueberſiedlungen mit aufgepol=
ſterten
Möbelwagen.
Trausport von Flügeln und jeder Art Inſtrumente auf=Federwagen.
Zimmerbohnen mit und ohne Zugehör.
Monatsbedienung im Abonnement mit Preisermäßigung.
Gxpreſſe Boten nach Weglänge= oder Stunden=Berechnung.
Spedition, Gelde, Güter= und Poſtpaquet=Beförderung nach allen Conti=
nental
= und überſeeiſchen Plätzen. Expedition von Paſſagier= und Reiſegepäck,
Geſchäfts=Crcularen, Rechnungen u. ſ. w.
Lagerung und Aufbewahrung von Gütern und Effecten, auf
zwelche Vorſchüſſe geleiſtet werden können.
Commiſſion und Auskunfts=Ertheilung in allen im
1)
Geſchäftsleben vorkommenden Fällen ꝛc.
r.rrie.
Wir werden unsdurch pünktliche und ſolide Bedienung das in hohem Maße erworbene Ver=
trauen
eines geehrten Publikums in jeder Weiſe zu erhalten ſuchen.
Im Intereſſe der verehrlichen Auftraggeber und des Inſtituts bitten wir die Tags=Marken
den Dienſtmännern für alle Aufträge entgegen zu nehmen, reſp. abfordern zu wollen.
Direction des Dienſtmann=Inſtituts Kxpresst.
628)
Georg Herrmann.

5806) Wir halten bei Vorkommen ſowohl für kleinere wie größere Aufträge unſer
Central-Bürrau für Zuſeräake
beſtens empfohlen.
Die uns übergebenen Annoncen werden ſofort direct an die betreffenden Zeitungs=
Expeditionen befördert und nur zu den Originalpreiſen der Zeitungs=Expeditionen berechnet,
Koſtenvoranſchläge gratis und umgehend.
Größere, umfangreiche Aufträge nach Vereinbarung zu möglichſt günſtigen Be=
dingungen
, Belege gratis und Ueberſendung derſelben nebſt Rechnung franco.
Jaeger'ſche Buch=, Papier=zund Landkarten=Handlung.
Frankfurt a. M.. Domplatz Nr. 8.

158
6667) Rückertſtraße Nr. 426 iſt eine Stube
mit Küche ꝛc. zu vermiethen.
6672) Grafenſtraße Nr. 31 im Hinterbau
ein Logis zu vermiethen.
6747) Ein Logis zu vermiethen und gleich
zu beziehen. Große Bachgaſſe Nr. 1II.
6748) Beſſunger Carlsſtraße 382 im Seiten=
bau
zweiter Stock ein Logis zu vermiethen.
6749) Rheinſtraße 16 vorn heraus ein ſchö=
nes
möblirtes Zimmer. Näheres im 3. Stock.
6750) Vermiethung.
In einer der beſten Geſchäftslage der Stadt iſt
ein großer Laden nebſt großem Zimmer zu ver=
miethen
. Auch auf Verlangen kann Logis dazu
gegeben werden. Näheres bei der Exp. d. Bl.
6751) In meinem neu erbauten Hauſe iſt
der untere Stock zu vermiethen und gleich zu
G. Har, Teichhausſtr. 13.
beziehen.
6752) Ein möblirtes Zimmer Eliſabethen=
ſtraße
Nr. 18, Ausſicht auf die Wilhelminenſtr.
6753) Obere Hügelſtraße 30 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen.
6754) Marienplatz 4 zwei freundliche möblirte
Zimmer an 2 ledige Herrn zu vermiethen.
6755) Ein möblirtes freundliches Zimmer iſt
an einen einzelnen Herrn zu vermiethen. Nähere
Auskunft zu erhalten in der unteren Bleichſtraße
Nr. 44 eine Treppe hoch.

Vermiſchte Nachrichten.
Hr. Reuter Vorleſung
Samſtag den 16. October Abends 7 Uhr
im Saale der höheren Töchterſchule.
Außer einigen Kleinigkeiten, Scenen: Ut mine
Stromtid: Havesmann am Sarge ſeiner Frau,
und de Rangdewuh=Scen, wo Unkel Braſig
mit de lütte (kleine) Fru Paſturin eigenhändig
up den Rangdewuh geiht.
Einzelne Billete zu numerirten Plätzen 1 fl.,
Familienbillete 2 fl. und Saalbillete 30 kr.
ſind bis Abends 5 Uhr in den Buchhandlungen
der Herren Schorkopf und Bergſträßer,
ſowie bei Schuldiener Klöß im Schulgebäude
zu haben.
Caſſapreis: numerirte Plätze 1 fl. 18 kr. und
Saalbillers 48 kr.
Hochachtungsvoll
Dr. L. Wuurmeister.
6756

5988) Vollſtändige Vorbereitung zum Ein=
jährigen
=4; Fähndrichs=Examen.
Näheres bei Hexher, Steinſtr. 3.
19ſtnerricht in der franzöſiſchen und
2.
TUK engliſchen Sprache, ſowie in der
Muſik (Clavier) wird ertheilt.
Bleichſtraße 36 im dritten Stock.
6361) Den geehrten Eltern hiermit die An=
zeige
, daß vom 1. October an wieder Schüler=
innen
jeden Alters in meiner Arbeilsſchute auf=
genommenwerden
. Auch können einige wohlgeſittete
Mädchen alle weiblichen Handarbeiten unentgeltlich
erlernen. Amaſie Finßeſmeier,
Martinſtraße 428.
6360) Ein tüchtiger Arbeiter kann ein reten
bei Körner, Schreinermeiſter, Beſſungen.

5474) In ein Frucht= und Mehlgeſchäft en
gros wird ein Lehrling geſucht. Näheres in der
Exped. d. Bl.
6198) Gute Penſion für jüngere Schüler von
100 Thaler an jährlich. Nachhülfe gratis.
Bleichſtraße 44 oberſter Stock.

2 ſFs können einige Mädchen das Weißzeug=
8 18 nähen unentgeldlich erlernen. Grafen=
ſtraße
Nr. 2 zwei Stiegen hoch.

6523) Schüler finden freundliche Aufnahme,
Mühlſtraße 66 gegenüber der Realſchule.
6513) Bei einer Wittwe gebildeten Standes
könnte ein Schüler der unteren Claſſen des
Ghmnaſiums oder der Realſchule freund liche Auf=
nahme
finden. Näheres Nieder=Namſtädter
Straße Nr. 12.
6553) Für Camiſöler und Mutzen wer=
den
gegen guten Lehn geübte Strickerinnen
geſucht bei Gebrüder Damm im Rathhaus.
6571) Ein Schüler kann Koſt u. Log s erhalten.
Näheres Karlsſtraße 19 Vorderhaus.

6714) Une Demoiselle de la Suisse Fran-
gaise
, munie de bonnes recommandations
désire se placer comme bonne denfants.
S’adresser Frankfurterstrasse Nr. 2 au 1er
Darmstadt.

6715)
Hahmiede
finden dauernde Beſchäfligung und guten Ver=
dienſt
in der Wagenfabrik von
Je. Reiſſert & Co. in Bockenheim.
6580)
Kleidermachen
können ſofort mehrere Mätchen unentgeldlich
erlernen bei Eliſe und Anna Rothermel,
Sandſtraße 28.
6758) Wäſche wird angenommen zur billigen
u. prompten Beförderung. Wo? ſagt d. Exp. d. Bl.
6759) Ein reinliches brabes
K i n d erm ä d ch e n
wird für die Nachmittagsſtunden geſucht.
Sandſtraße Nr. l parterre.
6750) In der Nähe vom Ghmnaſium, Polh=
technkum
und der Realſchule werden Penſionäre
aufgenommen. Näheres bei der Exp.

[ ][  ][ ]

RXI.

5. 159

M,
1
1

gartenbau=Verein.
Mittwoch den 13. October Nachmittags;
3 Uhr General=Verſammlung im
Locale der Knaben=Arbeits=Anſtalt.
Bericht über die internationale Ausſtellung;
in Hamburg. Wahl des Ausſchuſſes.
Der Vorſtand.
3761)

16762) Geübte Stickerinnen werden geſucht.
Caſinoſtraße Nr. 15 dritter Stock.

Rutſcher=goſuch.
Ein junger Mann, tüchtig im Fahren, gute
Zeugniſſe beſitzend, kann eintreten.
Näheres bei K. Klotz jun., Sattlermeiſter,
Grafenſtraße.
(6763
6764)
Lehrlingsſtelle
in einem frequenten Kurz= und Modewaaren=
Geſchäft unter günſtigen Bedingungen offen.
Näheres bei der Expedition.

6765) Für ſchriftliche Arbeiten
auf einige Stunden per Tag ein junger Mann
in ein Geſchäft geſucht. Näheres in der Exped.
6766) Geſucht wird in einen kleinen Haus=
halt
für Küche und Hausarbeit ein braves Mäd=
chen
, das möglichſt bald eingehen Lann.
Eliſabethenſtraße 45 eine Treppe hoch.
6767)
Verloren

ein Battiſt=Taſchentuch mit Spitzen, gezeichnet
J. R., uml deſſen Rückgabe gegen gute Be=
lohnung
Mühlſtraße Nr. 31 parterre ge
beten wird.

S

J ſEin Regenſchirm iſt auf dem Franken=
[ ſtein ſtehen geblieben. Der Eigen=
thümer
wolle denſelben daſelbſt gegen Vergütung
der Inſeratgebühren in Empfang nehmen.

6769) Nur auf dieſem Wege bin ich im
Stande, bei dem ſo herben Verluſte meines
lieben Sohnes Carl der ſo liebevollen Theil=
nahme
meinen wärmſten Dank auszuſprechen.
J. J. Ziſſel und Familie.

Wir haben ſchon öfters die Bitte ausgeſprochen:
Alle Anzeigen, wenn ſolche richtige Aufnahme finden ſollen, für die Beilage zum
Frag= und Anzeigeblatt längſtens Montag Mittags 12 Uhr, ſolche für das
Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt längſtens Mittwoch Mittags
12 Uhr und diejenigen für das Frag= und Anzeigeblatt längſtens Frei=
tag Vormittags 10 Uhr auf unſerem Comptoir abzugeben, ſowie bei Ab=
beſtellungen von ſolchen Inſeraten, welche auf Abbeſtellung hin aufgenom=
men wurden, uns ſofort (wenn die Inſeraten nicht bezahlt werden) jedesmal
ſchriftliche Anzeige zu machen; und wiederholen hiermit dieſe Bitte.
Ludw. Carl Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

Eld Dankloguug.
Für die ſo große Theilnahme, welche
Freunde und Bekannte, die Feuerwehr,
Turngemeinde und Muſikgeſellſchaft bei dem
Leichenbegängniß meines mir ſo f=üh ent=
riſſenen
theuren Gatten David Weber
erwieſen haben, ſage ich meinen innig tief=
gefühlten
Dank.
Darmſtadt, den 8. October 1869.
Anna Weber.

Im Großherzogſſchen Horzmagazin
wird gegen Vorauszahlung abgegeben:
Buchen=Scheidholz zu 10 fl. 20 kr. per Stecken
6 fl. 24 kr.
Kiefern=
Beſtellzeit: Dienſtags, Freitägs ünd
Hamſtags von 8-11 Uhr Vormittags.
Großherzogliches Rentamt Darmſtadt.

Großherzogliches Hoftheater.

Dienſtag, 12. Oct. 8. Vorſt. im 2. Ab.
zum Erſtenmal: Judith. Trauerſpiel in 5 Akten
von Hebbel.
Dönnerſtag, 14. Oct. 9. Vorſt. im 2. Ab.:
Die luſtigen Weiber von Windſor.
Komiſch=phankaſtiſche Oper in 3 Aeten mit Ballet.
Muſik von Nicolai.
Freitag, 15. Oct. 10. Vorſt. im 2. Ab.,
zum Erſtenmal: Kanonenfutter. Luſiſpiel in
3 Akten von Roſen. Hierauf zum Erſtenmal:
Durch's Schlüſſelloch. Poſſe mit Geſang
in 1 Akt von Salingrs.
Sonntag, 17. Octbr. 11. Vorſt. im 2. Ab.:
Die Afrikanerin. Große Oper in 5 Alten
mit Ballet. Muſik von Meherbeer.

Joſeph Meding.
(ortſetzung.)
Max fuhr zurück. Wie konnte er das ? Warum ſind die erbfähigen
Nachkommen der Juſtizräthin Meding nicht aufgerufen? Wir würden
uns gemeldet haben. Wie iſt es möglich, daß Onkel Joſeph ſich ohne
den Todtenſchein meines Vaters als einziger Erbe legitimiren konnte oder
hat unſere Großmutter ein Teſtament gemacht, worin ſie die armen
kleinen Burſchen, meine Brüder, enterbt hat zu fragte er mit feſtem, faſt
trotzigem Tone.
Lächelnd hörte der Director ihn an. Gut inquirirt, kleiner Manni,
ſcherzte er. Veruhigen Sie ſich nur. Vom Teſtamente, dem ſchlimmſten
Ihrer angeführten Gründe, iſt gottlob keine Rede. Die Dame iſt ſehr
jähe verſtorben, ſonſt hätte ſie vielleicht gegen irgend Jemand das Siegel
des Geheimniſſes gelöſt, worunter ſie mit ſeltener Conſequenz die kleinen
Fatalitäten ihrer Familienabenteuer vorborgen gehalten. Wir haben hier
nie von einer Verheirathung ihres Sohnes, des geweſenen Lieutenants,
gehört. Sie ſind zur rechten Zeit gekommen, und wir werden uns be=
eilen
, die Sache in die Hand zu nehmen. Ihnen fehlt ein Unterkommen?
Gut, bleiben Sie mir. Schreiben Sie Ihrer Mutter ſogleich den ganzen
Zuſammenhang und veranlaſſen Sie dieſelbe, im Namen des Gerichtes
ſofort hierher zu kommen, um als lebender Zeuge gegen Herrn Joſeph
Meding aufzutreten. Er ging nach dieſen Worten 'ſchnell zur Thür,
öffnete ſie und befahl dem harrenden Gerichtsboten, dem Brautpaare ſein
gichterſcheinen bei der Trauung und beim Hochzeitsmahl anzumelden. dieſer Affaire bis in den Himmel erhoben. Ihre Liebe zu dem leicht=
Dann führte er ſeinen Schützling bei ſeiner Familie ein.
wegen etwas früher angeſetzt worden war, referirte er dem Collegium den
ganzen Vorfall und ſchloß daran das Urtheil, daß er es für unmöglich
halte, als Gerichtsperſon auf einer Hochzeit zu erſcheinen, wo der
Bräutigam ganz erſichtlich durch Meineid und Betrug die Mittel zu der
Entfaltung eines unſinnigen Luxus erſchlichen habe. Im Allgemeinen
ſtimmte man mit ihm überein, nur die Furcht vor den verdrießlichen Ge=
Näthe und Kreisrichter, ſich einige Einwendungen zu erlauben und na=
mentlich
den böſen Zufall hervorzuheben, daß dieſe Aufklärung gerade am
Tage der Hochzeit zu ihrer Kenntniß gekommen ſei. Sie meinten, wenn
unbeſchadet deſſen ihre Functionen als Richter nachher entwickelt haben.

Der Gerichtsdirector hörte den Debatten über Für und Wider
gelaſſen zu, erklärte dann gemeſſen, daß er es dem Ehrgefühle eines
jeden Einzelnen überlaſſen werde, einen Beſchluß über dieſe Privatange=
legenheit
zu faſſen und hob die Sitzung auf. Nach dieſer Erklärung
wußten Alle, was ihnen oblag, aber Jeder fürchtete ſich vor den häus=
lichen
Kämpfen, die ſeiner warteten. Von den Thränen des Aergers,
womit man die Atlasroben und Florgewänder, die Sammtmantillen und
Blumenkränze endlich nach dem Machtſpruche des Hausherrn beſeitigte,
von den Seufzern der unb=friedigten Sehnſucht, die den vollenden Wagen
nachgeſandt wurden, als das großartige Hochzeitstreiben begann, davon
wollen wir ſchweigen. Doch müſſen wir flüchtig berühren, daß ſchon
wenige Tage nach dieſem Ereigniſſe die Damen der Kreisgerichtsbeamten
die erſten waren, welche mit Indignation von dem Scandal zu ſprechen
begannen, einen Mann, wie Joſeph Meding, zu ihres Gleichen gezählt zu
haben. Sie brachen jetzt unbarmherzig den Stab über den Mann und
ſchonten natürlich auch die eitle und prunkliebende Frau keinesweges.
Unter dem Schleier der Discretion verbreitete ſich die Familientragödie
des Meding'ſchen Hotels bis in die kleinſten Winkel der Stadt, und man
betrachtete mit ſcheuen Blicken die großen Spiegelfenſter mit den pracht=
vollen
Gardinen, hinter denen die Verbrecher, wie man ſie nannte,
ſchwelgten, während die Kinder des älteſten Bruders, nach der gewöhn=
lichen
Uebertreibung des Publikums, dem Hungertode nahe wären.
Frau Meding, Herrn Adalberts Wittwe, wurde bei der Wendung
ſinnigen Lientenant, ihre Treue, ihr opferwilliges Ausharren in einem
Am nächſten Morgen in der Seſſion, die der grandioſen Hochzeit Liebesverhältniſſe, das ihre ſpätere tugendhafte Reinheit geheiligt halte,
Alles das kam zum Vorſchein auf gelegentliche Nachforſchungen in ihrer
Heimath. Aber es mochte nicht unwahrſcheinlich ſein, als der ernſte
Gerichtsdirector lächelnd behauptete, ſie verdanke die günſtige Beur=
theilung
ihrem ritterlich ſchönen Knaben Max, der auf das Urtheil der
Frauen beſtechend wirke. Sei es aber, wie es ſei, Frau Clara Meding
verdiente ihr Lob. Ihr Jugendfehler hatte eine Reihe der ſchönſten
ſichtern ihrer Hausfrauen und Töchter veraulaßte Manchen der Herren Tugenden in ihr zur Blüthe entwickelt, wovon aͤcht weibliche Güte und
Milde die preiswürdigſte war.
5.
Es war am zweiten Tage nach der Hochzeit, als die jungen Ehe=
ſie
es nicht erfahren hätten, ſo würden ſie das Vergnügen genoſſen und gatten ihr Mittagsmahl veriehrt und in einem überſatten, ſchlaffen Zu=
ſtande
Platz im weichen Plüſchſopha genommen hatten. Frau Ida hielt

[ ][  ]

160

R 41

ein Buch in der Hand ohne zu leſen, und Herr Joſeph Meding hatte
eine Cigarre im Munde ohne zu rauchen.
Wir fahren doch Nachmittag aus, mein Liebchen Pu fragte der Mann.
Wohin aber ?
Das iſt ganz gleich, Männchen=, antwortete die Frau, zes iſt
überall langweiligs.
Nach dieſen Worten entſtand eine große und inhaltsſchwere Pauſe,
in welcher Herr Joſeph gähnte und Frau Ida träumte. Plötzlich ſagte
Jda gedehnt:
Was mögen Sie denn auf dem Gerichte von Dir wollen, Joſeph'
Du biſt ja auf morgen vorgeladen.
Weiß nicht! Von Bedeutung wirds nichts ſein, entgeguete er
abermals gähnend.
Weißt Du, daß ich eben daran gedacht habe, Adalbert's Frau
könne ſich als Erbin gemeldet haben - das wäre doch ſehr fatal
Laß ſich melden, wer da will. Wir ſind im Beſitz.
Der Leute wegen, die gar zu gern mediſiren würde es mich
ärgern. Wie wäre es, wenn Du der Frauensperſon einige tauſend Tha=
ler
hinſendeteſt?
Ich denke nicht daran - brach Herr Joſeph lachend heraus.
Ich kann meine paar tauſend Thaler allein verbrauchen.
Aber die Kinderchen, Joſeph - bat Frau Ida. Sieh, als neu=
lich
bei der Hochzeit unſere Leute und die Bedienung Alles zuſammen=
rafften
, was = und trinkbar war, da dachte ich lebhaft an die Kinder
Deines Bruders, denen die Großmutter doch oftmals Unterſtützungen zu=
kommen
ließ. Wenn die armen Würmer das hätten, dachte ich - und
ſeitdem liegen mir die Kinder ſchwer auf dem Herzen.
Das ſind unverſländige Grillen, mein Liebchens, gähnte Herr
Joſeph.
Nicht ganz unverſtändig, Joſeph. Mit der Perſon, die Deines
Bruders Unglück geweſen iſt, fühle ich kein Mitleiden, aber mit den Kin=
dern
, liebes Männchen.
Lächerlich die Kinder ſind es nicht gewohnt, anders zu leben,
wie ſie leben. Mein Bruder hat mich bisweilen gedauert, daß er ſich
hat in Entbehrungen ſchicken müſſen, und ihm hätte ich die Hälfte des
Erbtheiles allenfalls gegönnt, um ſich ſeinen Gewohnheiten gemäß bequemer
ſituiren zu können, aber die Baſtarde und Ihre Frau Mama können ſich
einrichten, wie die Noth es gebietet.
Aber Deine Mutter würde es nicht loben
Meine Mutter hat den Adalbert verzogen von Kindesbeinen an
fuhr Herr Joſeph auf. Ich mag gar nicht wiſſen, wie viel ſie ihm
jährlich geſchickt hat. - War die alte ſchwache Frau doch nahe daran,
damals, als das gnädige Fräulein drohte, öffentliche Anſprüche an den
Vater ihres Kindes zu machen, mit dem Gelde herauszurücken, um nur
Adalbert's Carriere als Offizier nicht gefährdet zu ſehen. Glücklicherweiſe
ließ das gnädige Fräulein es bei der Drohung bewenden und kam heim=
lich
nieder. Kein Menſch hat damals etwas gemerkt, um ſo einfältiger
war es von Adalbert, nachher, ehrenhalber wie er ſich ausdrückte, vom
Offiziercorps auszuſcheiden und ſie - zu ſich nehmen."
Sie ſind alſo wirklich nicht verheirathet geweſenzu fragte Ida
augenſcheinlich frappirt.
So viel ich davon weiß, nicht meinte Herr Joſeph ſehr nachläſſig
und gedehut.
Du neunſt das Fräulein gtädiges Fräuleinv. Iſt ſie wirklich von
Adelzu forſchte die junge Frau mit erwachender Neugierde.
Sie ſchrieb ſich vonv. O5 mit Recht, kann ich nicht ſagen!
erklärte der junge Mann.
Lebt denn das erſte Kind ?u examinirte Ida nach einem minuten=
langen
Schweigen weiter, indem ſie ſich recht behaglich zurecht rückte, wie
Frauen zu thun pflegen, wenn ſie Luſt zum Klatſchen haben und fich auf
Nenigkeiten freuen. Herr Joſeph merkte das ſehr wohl. Er hatte aber
keine Luſt, auf ein Thema einzugehen, welches beſſer im Dunkeln ver=
wahrt
blieb. Er ſtand auf und ergriff den Klingelzug.
Frage mich nicht nach Dingen, mein Liebchen, die mich nie intereſſirt
haben;, ſprach er, als er heftig klingelte. Das hübſche Stuben mädchen
erſchieu ſogleich.
Anſpannen ! befahl er mit dem gebieteriſchen Weſen eines
Herrſchers.
Wie alt müßte das Kind wohl ſeinzu forſchte Jda unerſchütterlich
weiter.
Weiß nicht! war Joſeph's lakoniſche Antwort.
War es ein Mädchen oder Knabe ?
Weiß es in Wahrheit nicht."
Und Dein Bruder hätte die Perſon wirklich vermocht, mit ihm
nach der ruſſiſchen Grenze zu ziehen ohne den Segen der Kirche-
fügte
die junge Frau bedenklich hinzu, als ſie einſehen mußte, daß ſie mit

Fragen gar nichts erfuhr. Wenn ſie wirklich von Adel iſt, ſo glaube ich
das nicht.
Warum nichtzu warf Joſeph gleichgültig ein. Adalbert war der
ſchönſte Offizier der Armee, und ſie ſoll raſend in ihn verliebt ge=
weſen
ſein.
Das iſt nach meiner Meinung die größte Thörheit, die ein Mäd=
chen
begehen kann, rief Frau Jda aufgeregt, und ich halte es für eine
Dummheit, der Liebe wegen ſich ſelbſt aufzugeben, wie dieſe Perſon ge=
than
hat, obgleich Deine ſelige Mutter das als den Grund angab, wes=
wegen
ſie in letzter Zeit geneigt war, ihr alles Elend zu verzeihen, was
ſie auf Adalbert's Haupt gehäuft hatte. Ich bin feſt überzeugt, daß es
noch zu einer Verſöhnung gekommen wäre, wenn Mama Meding nicht
geſtorben wäre."
Wohl möglichl entgegnete er gleichmüthig. Willſt du aber nicht
Deinen Shawl umnehmen und den Hut aufſetzen - der Wagen wird
gleich vorfahren.
Wohin wollen wir fahren zu warf Frau Ida ärgerlich hin. -Wir
Beide allein? Es gibt kein langweiligeres Vergnügen, als ſich ewig zu
Zweien in den Wagen zu ſetzen. Herr Joſeph lächelte.
Der Geſchmack iſt verſchieden:, ſprach er. Die Kreisrichterin
Meves äußerte neulich, daß es ihr einziger Wunſch ſei, eine Cquipage zu
beſitzen, um täglich nach der Seſion mit ihrem Manne ſpazieren fahren
zu können. Sie beneidet Dich um dieſen Vorzug.
Frau Ida ſprang heiter werdend auf. Wir wollen zum Steinthore
hinausfahren;, rief ſie lachend, damit wir vor ihrer Wohnung vorbei=
fahren
. Ich denke, ein bischen Aerger kann ihr nicht ſchaden. Ueberhaupt
muß ich Pläne entwerfen, um mich für die lächerliche Ungezogenheit
ſämmtlicher Kreisgerichtsbeamten zu rächen. Haſt Du noch nicht erfahren,
aus welchem Grunde die alberne Demonſtration an unſerm Hochzeitstage
ausgeführt iſt Lu Herr Joſeph gühnte abermals und ſagte:
Ich habe noch Niemand geſprochen, der mir hätte Auskunft geben
können.
Der Wagen fuhr vor und das Meding'ſche Ehepaar ſtieg hinein.
Kaum hatte ſich der höchſt brillante Wagen in Bewegung geſetzt, ſo
begegnete ihnen der Kreisgerichtsdirector mit einem hochaufgeſchoſſenen,
ſehr gut und geſchmackvoll gekleideten Knaben, deſſen ausdrucksvolle Augen
ſich ſchnell, nach einem verſtohlenen Winke ſeines Begleiters zu ihnen
aufrichteten.
Man begrüßte ſich höflich, aber ziemlich kalt, als der Wagen vor=
überfuhr
.
Das iſt ja ein bildſchöner Junge, den der Director bei ſich hatte,
ſprach Frau Ida zurückſchauend. Wer mag das ſein?=
Ich weiß es nichtU entgegnete Herr Joſeph mit trägem Tone.
Während derſelben Zeit fragte derz Gerichtsdirector ſeinen Begleiter:
Haben Sie das Paar im Wagen, worauf ich Sie aufmerkſam machte
recht genau angeſehen, Mar 2u Der Jüngling bejahete es.
Das war Ihr Onkel Joſeph und ſeine junge Frau', erklärte er
weiter. Max zuckte zuſammen.
Iſt Ontel Joſeph ſo reich, daß er in fürſtlich ſchöner Cquipage fährts
fragte er.
Die Cquipage nebſt all' den Mitteln, als reicher Mann zu leben,
hat er von ſeiner Mutter, Ihrer Großmutter, geerbt=, ſetzte der Director
auseinander.
Max blieb ſtehen. Sein Auge flammte und ſeine Wange röthete ſich.
Hat meine Großmutter in ſolchem Ueberfluß gelebt zu fragte er
zitternd. Pfuil Und ihren Sohn konute ſie in ſolcher Armuth ſterben
laſſen, daß ſeine hinterlaſſene Gattin noch jetzt Hemden für den Tiſchler
nähen muß, um das Geld für ſeinen Sarg abzutragen! Er wendete ſich
wild um und ſah dem dahin rollenden Wagen nach. Seine Lippen
ſchienen ſich zu einer Verwünſchung öffnen zu wollen. Aber ein guter
Geiſt verwiſchte eben ſo ſchnell, wie ſie gekommen waren, alle böſen
Gedanken.
Der Bediente im Treſſenrocke, der ganz unnütz hinten im Affen=
kaſten
ſitzt, ſagte er nach einer Weile, wird wahrſcheinlich beſſer ver=
pflegt
, als meine armen, kleinen Brüder. Es iſt gut, daß mein Vater
das nicht weiß!
Ruhig, Freund Max'i beſchwichtigte ihn der Director. Der Sache
wird obgeholfen werden. Morgen früh ſteht ein Termin an. Gebe der
Himmel, daß Ihre Angaben von Herrn Joſeph Meding nicht widerlegt
werden können.
Max blickte zuverſichtlich zu ihm auf. Muß ich morgen ſchon gegen
meinen Onkel auftreten zu fragte er. Als der Director die Möglichkeit
zugab, fügte er tief aufathmend hinzu: Wie gut, daß er meinem Vater
nicht im Mindeſten gleicht! Es würde mir ungeheuer ſchwer werden,
gegen ihn aufzutreten, wenn dies der Fall wäre.
Fortſetzung folgt)

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei