Darmstädter Tagblatt 1869


25. Mai 1869

[  ][ ]

Beilage
6

Darmſtädter Fraa= und

ige=Blatt.

N. 21

Dienſtag den 25. Mai

1869

Das Frag= und Anzelgeblatt, die Deilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wochentlich; Erſteres Sanliſtan. die Beilage
Dienſtags und Letteres Vonnerſtags. Jahres=Abonneinenk der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Varmſtadt bei
der Ernedition. Rheinüraße Nr. 2neu.
Es wird hiermit bekannt gemacht, daß die dießjährige Sitzung des Bezirksraths ifür den Kreis Darmſtadt Samſtag den 20. l. Mts.
Vormittags 10 Uhr in dem Saale des hieſigen Rathhauſes ihren Anfang nehmen wird.
Darmſtadt, den 20. Mai 1869.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Willich.

Verſteigerungen.
3366)
Bekanntmachung.
Die zum Concurs des Schuhmachermeiſters
und Specereihändlers Büttner gehörigen Waa=
renvorräthe
, als: 4000 Stück Cigarren, Hanf=
und Sommerſaamen, Reis und Nudeln, Taback,
Cigarren, eine vollſtändige Ladeneinrichtung,
ferner Zeugſtiefelſchäfte und endlich ca. zwanzig
Malter Kartoffeln, 12 Centner Steinkohlen und
6 Stecken klein gemachtes Holz, werden nächſten
Mittwoch den 26. d. Mts. Vormittags 9 Uhr,
in deſſen Wohnung, große Ochſengaſſe Nr 27,
gegen Baarzahlung verſteigert.
Darmſtadt, den 21. Mai 1869.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
In Verhinderung des Vorſtehers:
Hax, älteſter Gerichtsmann.
3478)
Gekanntmuchung.
Nächſten Donnerſtag den 27. d. Mts. Vor=
mittags
9 Uhr ſollen die zum Schuldenweſen
des Bäckermeiſters Valentin Heß, Bleich=
ſtraße
Nr. 13, gehörigen circa 20 Malter Kar=
toffel
und 2 Enten gegen gleich baare Zahlung
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 24. Mai 1869.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher:
Berntheiſel.
Verſteigerung von Schafpelzen.
Montag den 31. Mai Vormittags 9 Uhr
werden im mittleren Stocke der ehemaligen
Artillerie=Caſerne, Wilhelminenſtraße 15, etwa
130 noch gut erhaltene ſchwarze Schafpelze gegen
gleich baare Zahlung öffentlich verſteigt.
Darmſtadt, den 24. Mai 1869.
Großhe zogliches Train=Depot.
J. A:
3479)
Arnold, Lieutenant.
3480) Gras=Verſteigerung:
Mittwoch den 26. Mai Abends 6 Uhr im Groß=
herzoglichen
Hofgarten zu Beſſungen.
Beſſungen, den 24. Mai 1869.
Großherzogliche Hofgärtnerei Beſſungen II.
N oackII.
3481)
Pferde=Verkauf.
Donnerſtag den 27. d. Mts. Vormittags
halb 11 Uhr ſoll in hieſiger Reitercaſerne ein
erblindetes 6jähriges Pferd meiſtbietend öffentlich
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 23. Mai 1869.
Großherzogliches ½. Reiter=Regimeut.
Freiherr Riedeſel.

Verſteigerungs=Anzeige.
Donnerſtag den 27. d. Mts. Vormittags 9 Uhr
werden auf dem Wall am Jägerthor nachverzeichnete Gegenſtände, als: 2 Canapees,
Stühle, Tiſche, Bettſtellen, Spiegel, Kleiderſchränke, Küchenſchränke, 3 engliſche Betten
mit eiſernen Bettſiellen und ſonſtige Gegenſtände gegen gleich baare Zahlung verſteigert.
M. Neuſtadt, Hof=Taxator.
3475

3482) Die auf Mittwoch den 26. d. Mts.
anberaumte Verſteigerung (Gardiſtengaſſe Nr. 29)
kann wegen eingetretener Hinderniſſe nicht abge=
halten
werden.
Darmſtadt, den 24. Mai 1869.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher:
Berntheiſel.

Feilgebotenes.
3160) Schöner Klee iſt vorm Neckarthor
zu verkaufen durch C. Völker, untere Hügelſtr
Brennholz=Verkauf
r5
Nr. 47 der unteren Rheinſtraße.

523389) Ein Haus in lebhafter Lage der Alt=
ſtadt
mit gutem Specereigeſchäft iſt zu verkau=
fen
. Näheres bei B. Engroff Kiesſtr. 11.
3392) Grafenſtraße 25 zwei Treppen hoch
Kauarienvögel zu verkaufen.
3397) Ein noch gut erhaltener Flügel mit
Elfenbein=Claviatur wird für 70 fl. verkauft.
Wilhelminenſtraße Nr. 8 neu.

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Ludwigſtraße Nr. 18, Darmſtadt,
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Kappen, Hoſenträgern, Handſchuhen, Shlips und Halsbinden, Portemonnaies und Cigarren=
Etnis, alle Sorten Reiſetaſchen, Reiſeſäcke und Damentaſchen. - Gleichzeitig empfehle ich
mich bei einem geehtten Publikum in allen Sorten Bandagen, Leibbinden, Fontanellbinden,
Rückenhalter, Schnürſtrümpfen, Suspenſorien, Mutterringen, Sitzkiſſen, Schlundröhren,
Clhſtierſpritzen, Warzenhütchen, Gummiſauger, ſowie allen in dieſes Fach einſchlagenden Ar=
tikeln
. Zugleich verſpreche ich eine prompte und reelle Bedienung.
Sodann finden Arbeiter in dieſem Fach und ſolide Mädchen, welche gut nähen können,
A dauernde Beſchäftigung.

Ludwigsplatz 9.

W. Schunsdt.

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(2478
21

[ ][  ][ ]

76
W Außerordentliche M
3483)
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ſtark, 2) Das Reich der Luſt, 432 gr. Octavſeiten ſtark, 2 prachtvoll Feierſtunden, gr. Prachtkupferwerk mit den beliebteſſen Erzählüngen, Ro=
populaire
naturhiſtoriſche Werke, 1866, mit hunderten Abbildungen, far= manen, Rovellen ꝛc., der erſten Schriftſteller der Neuzeit, mit den ſchön=
bigen
Bildern ꝛc., feinſtes Papier, eleg. cartonirt, beide Werke zuſammen ſten Stahlſtichen, Farbendruckbildern, Holſchnitten ꝛc., 2 Bde., Hoch=
nur
1½ Rthl.l Album von 200 Anſichten der berühmteſten Städte, Quart=Format, zuſ. 48 Sgr. 1) Die ſieben Cardinaltugenden, 4 Bde.
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werden bei Aufträgen von 5 Rth. an die bekannten Zugaben beige=
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Klee
Große Ochſengaſſe 21.

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Fehr.
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wird in der Schloßmühle in Dieburg die
Mühlen=Einrichtung von 6 completen, faſt neuen
Mahlgängen in einzelnen Theilen öffentlich meiſt=
bietend
verkauft Kaufluſtige werden einacladen.
3456) Marienplatz Nr. 4 eine Kaute Dung
zu verkaufen.

[ ][  ][ ]

5

Neue Matjes-Häringe
G
C
ei
h. G. Jordis.

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u. Fenſter ſind billig zu verkaufen. Hölgesſtr. 7.
Vermiethungen.
2687) Soderſtraße iſt ein Parterre=Logis,
beſtehend aus 3 Zimmern, Küche, abgeſchloſſenem
Vorplatz u. allem übrigen Zugehör, zu vermiethen.
Auskunft ertheilt Schloſſermeiſter Ludwig,
Karlsſtraße Nr. 8.
B
op recht groß und

5

ſEin Kelle; ſehr Luhl bei

G. G. kAge, in der Rheinſtraße.
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Stock eine freundliche Wohnung mit abgeſchloſſe=
nem
Vorplatz, beſtehend in 4 Zimmern, Küche,
1 Mauſardenſtube nebſt Zubehör, an eine ſtille
Familie zu vermiethen und alsbald beziehbar.
Näheres bei A. Haas daſelbſt.
3266) Ein Logis, 2 Stuben, Küche u Keller
im Seitenbau, per Jahr 50 fl., große Ochſen=
gaſſe
21.
3345) Mathildenplatz Nro. 10 neu, erſter
Stock, ein Logis: 6 Piecen nebſt allen Bequem=
lichkeiten
, vom 1. Juni ab beziehbar, zu ver=
Jac. Hegendörfer jun.
miethen.
3346) Ein möblirtes Zimmer Bleichſtraße 9
3447) Ein geräumiges möblirtes Zimmer,
dem Gymnaſium gegenüber, ſogleich beziehbar.
Carlsſtraße Nr. 7.
c2
VEein ſchönes Zimmer zu vermiethen mit
42 der Ausſicht auf die Straße, ſogleich
3
zu beziehen. Wilhelminenplatz 12 im 1. Stock.
3411) Ein freundliches möblirtes Zimmer glei=
cher
Erde zu vermiethen. Teichhausſtraße 14.
3414) Im Seitenbau eines auf dem Markt
gelegenen Hauſes iſt ein Logis mit 3 Zimmern,
Kabinet, Küche und ſonſtigem Zugehör zu ver=
miethen
und baldigſt zu beziehen.
Näheres in der Expedition.
3418) Eine freundliche Manſarde mit allem
Zugehör kann ſogleich von einer ruhigen Familie
bezogen werden. Wilhelminenſtraße Nr. 8 neu.
3489) Frankfurter Straße Nro. 7 iſt ein
freundliches Logis von 6 Piccen ꝛc. zu vermie=
then
und Anfang October zu beziehen.
Cullmann.

Vermiſchte Nachrichten.
e 94nterricht in der engliſchen Sprache,
K. UE bei einer engliſchen Dame, bei ſich.
Dieſelbe ſucht auch junge Damen, engliſche oder
andere, um mit der Familie eine Klaſſe zu bilden.
WoL ſagt die Expedition.

C. Sn einer achtbaren Familie werden vom
5 a 15. Mai an Penſionäre in Koſt und
Logis genommen. Näheres in der Expedition.

1011) Ein Lehrling wird geſucht in der Leder=
und Eiſenhandlung von J. P. Wambold.
3057) Ein Lehrling wird unter vortheilhaften
Bedingungen geſucht bei
W. Hallenberger, Tapezier.

2.
Iuserate Im alle Kurlisten,
namentlich in die vielgeleſenen von:
Baden Baden, Ems, Homburg v. d. H., Uauheim, Soden i. Cannus
und Wiesbaden,
beſorgt täglich prompt und zu den billiaſteu Preiſen und ſieht geneigten Aufträgen
entgegen die
Jäger'sche Buch-, Papier- & Jandkarton-Handlung,
Central=Büreau für Inſerate. Domplatz 8 in Frankfurt a. M.
M. Ausführlicher Zeitungs=Catalog gratis und franco zu haben.
(3167

77

Ordentliche Mädchen finden dauernde
Beſchäftigung bei
2651)
H. Schuchard.
6461) Ein junger Mann mit nöthigen Schul=
kenntniſſen
wird als Lehrling in mein Papier=
Geſchäft geſucht.
Georg Hof,
Eliſabethenſtraße im Schulhauſe.
3941) Einige Mädchen, die in der Schuh=
macherei
und wo möglich auf der Maſchine ar=
beiten
können, werden geſucht.
Chr. Klein, Schuhmachermeiſter.
3170) Lehrlinge können eintreten.
Biumenthal'ſche Maſchinenfabrik.
3304) In der Steindruckerei von C. Welz=
bacher
tönnen Jungen bei gutem Wochenlohn
in die Lehre treten.
3360) Einen mit den nöthigen Vorkenntniſſen
ausgerüſteten Jungen ſuche ich als Betzerlehrling.
Chr. Lr. Will.

3465) Zwei Herren können Mittagstiſch er=
halten
, große Kaplaneigaſſe 2 eine Stiege hoch.
Ox. D.L... .DA.D.A.. m.e
3490) In Herrnhemden tüchtig geübte
8 Maſchinennäherinnen können ſofort dauernde
8 Beſchäftigung finden.
Nr. 3 Ernſt=Ludwigſtraße.
SJTTPAaeed.
3491) Ein Lehrling kann gegen Lohn ein=
treten
.
C. Albert, Hof=Tapezier.
3492) Eine Frau für einen Wecktiſch am
Markt wird geſucht. Carlsſtraße 22.
3493) Eine reinliche Frau ſucht Arbeit im
Waſchen und Putzen. Arheilgerſtraße Nr. 6.

E ( Dür junge Leute von 12 - 15 Jahren
S 15 werden Privatſtunden in Mathematil
billig gegeben. Näheres dei der Expedition.
wird ange=
29
8 Einquartterung nommen bei
J=
Kinkel, Küfer, Döngesborngaſſe 4.

3496)
Verloren!
In der Woche vom 9. bis 15. l. Mts. iſt
ein kleines Medaillon mit Photographie ver=
loren
worden. Der Finder wird erſucht, ſolches
gegen Belohnung Rheinſtraße Nr. 19 im dritten
Stock abzugeben.
3497) Ein geliehenes Buch wurde am Frei=
tag
Morgen verloren. Man bittet gegen Be=
lohnung
um Zurückgabe. Beſſ. Carlsſtraße 410.

3498)
Verloren!
Am vorigen Sonntag wurde auf dem Wege vom
großen Woog, an der Roſenhöhe und dem heiligen
Kreuz vorbei nach dem Hartigs=Denkmal in der
Faſanerie eine mit Silber ausgelegte Lorgnette
von Schildpatt verloren. Der Finder wird freund=
lichſt
gebeten, dieſelbe gegen Belohnung Ernſt=
Ludwigsplatz Nr. 1 im oberen Stock abzugeben.

3499) Danksagung
an alle Verwandten, Freunden und Be=
kannten
, welche unſerm ſel. Gatten, Vater
und Schwiegervater, Herrn P. Ganden=
berger
, die Ehre erwieſen, ihn am 23.
d. Mts. zu ſeiner letzten Ruheſtätte zu be=
Nie Hinterbliebenen.
gleiten.

Städtiſche Gas=Controle.
Contractliche Lichtſtärke: 20 Kerzen auf
5 Cubikfuß Gasverbrauch per Stunde.
Der Kohlenſäuregehalt des Leuchtgaſes
darf 1 Procent nicht überſteigen.
Am 8. Mai 18,0 Kerzen Lichtſtärke.
195

185

15. 200

17.
190

190
19.
192 Proc. Kohlenſäure.
9.
163
16.
Darmſtadt, am 21. Mai 1869.
Der iſtädtiſche Gas=Controleur.
3500) Dr. Wilhelm Hallwachs.

9.
10.

Kirchliche Nachrichten.
Gottesdienſt bei der kath. Gemeinde.
Mittwochs um 5 Uhr: Beichte.
Donnerſtag: Frohnleichnams=Feſt.
Vormittags.
Von 6 Uhr an: Beichte.
Um 6 Uhr: die erſte heilige Meſſe.
Um 7 Uhr: Austheilung der h. Communion.
Um 8 Uhr: Militärgottesdienſt.
Um 110 Uhr: Feierliches Hochamt; darunter Commu=
nion
der Neucommunikanten, nach dem
Hochamt Prozeſſion.
Um 11 Uhr: die letzte heilige Meſſe.
Nachmittags.
Um 53 Uhr: Nachmittags=Andacht.
Den Freitag und Samſtag Abends um 7 Uhr:
Octav=Andacht.

Das Leben der Vornehmen in England.

I. Iu der Stadt.
Das häusliche Leben des engliſchen Adels iſt ſo feſtſtehenden Sitten,
Gebräuchen und Formen unterworfen, daß, wer Gelegenheit gehabt hat,
eine ſolche Häuslichkeit kennen zu lernen, ſagen kann, er kenne alle.
Das bedeutendere oder geringere Vermögen geſtattet natürlich mehr
oder minder Lupus, gepuderte oder nichtgepuderte Diener, eine größere

oder geringere Zahl von Equipagen. Aber das iſt auch die einzige,
weſentliche Verſchiedenheit. Was die Lebensweiſe, Tageseintheilung, Art
der Geſelligkeit, Kindererziehung, die Stellung gegen die Dienerſchaft, ja
die Stellung der Hausgeräthe betrifft, ſo wird das Alles nach der
Schablone gemacht: es beſitze Mhlord uun die armſelige Revenue von
12000 Pf. St. jährlich, oder er habe, wie Graf Weſtminſter, täglich
über 1990 Pf. St. zu disponiren.
Es iſt nicht ſo leicht für einen Ausländer, die Reſidenz eines eng=

[ ][  ]

R2I.

78
liſchen Großen kennen zu lernen; höchſtens dringt er in das = und in
das Geſellſchaftszimmer und auch das kann nur zu gewiſſen Stunden ge=
ſchehen
. Sei es uns daher geſtattet, etwas tiefere Blicke in das Familien=
leben
der engliſchen Vornehmheit zu thun.
Für Mhlord und Myladh beginnt der Tag in London etwa gegen
10 oder 11 Uhr. Die Vorbereitungen zu ihrem Frühſtück haben ſchon
ſeit einigen Stunden ein halbes Dutzend Menſchen in der Küche und im
Frühſtückszimmer in Bewegung geſetzt. Jene kochen, backen und braten,
dieſe ſerviren den Tiſch mit mathematiſcher Genauigkeit und können es
nicht verhindern, daß derſelbe, wenn das ſchöne ſilberne Theeſervice und
die Kunſiproducte des italieniſchen oder franzöſiſchen Kochs (ſeine eigent=
lichen
Meiſterwerke kommen erſt beim Dinner zum Vorſchein) in Maſſen
daſtehen daß der Tiſch, ſagen wir, geſchmackvoll ſervirt ausſieht.
Auf dem Lande, wo das Frühſtück früher iſt, gibt eine Glocke dem
Hausperſonal ein Signal, wenn Mylord angezogen iſt, worauf ſich alle
zu einem gemeinſchaftlichen Gebet verſammeln. In London fällt, der
ſpäten Stunden wegen, das Gebet in vielen Häuſern des Adels fort und
Mylord begibt ſich direct aus ſeinem Ankleidezimmer zum Frühſtück, das
er mit ſeiner Gemahlin zuſammen einnimmt. Iſt das geſchehen, ſo ver=
läßt
er nach kurzer Audienz, die Koch und butler (Mundſchenk) haben,
das Haus, um nach dem Parlament oder auch nach ſeinem Club zu gehen.
Seine Gemahlin, welcher ſchon im Schlafzimmer die Briefe der Morgen=
poſt
auf ſilbernem Teller überreicht worden ſind, ſetzt ſich in's Drawing=
room
, um dieſelben zu beantworten. Das iſt die Arbeit ihres Vormit=
tags
. Der Hauptinhalt ihrer empfangenen und zu ſchreibenden Briefe
iſt weſentlich: Einladungen, Antworten auf Einladungen, Verabredungen
für Oper und Concerte, Verhandlungen mit Putzmacherinnen Gouver=
nanten
und Kammermädchen, endlich works of charity. Zu dieſer letzten
Rubrik rechnen die Engländer alles, was wir gewöhnlich unter Liebes=
werken
, Almoſengeben, Wohlthun zu verſtehen pflegen, und noch ein gutes
Theilchen mehr. Jede Gefälligkeit, die ſie durch Wort oder That einem
Individuum erweiſen, welches in untergeordneten Verhältniſſen lebt, wird
nicht zur Erbauung des betreffenden Individuums - a work of
charity genannt.
Wir laſſen die Dame bei ihrer Correſpondenz, die ſie aufs ſau=
berſte
führt, wie ſich denn Sauberkeit in England von ſelbſt verſteht,
und ſehen uns nach ihren Kindern um, was ſie ſelbſt heute noch nicht
gethan hat.
Die jüngſten ſind in der Nurſerh (Kinderſtube). Es ſind helle,
ſonnige Zimmer, wo ſie unter der Aufſicht von Wärterinnen, die ſelbſt
unter der Controle der Oberwärterin ſtehen, luſtig und lärmend umher=
ſpielen
. Es ſind ſchöne Kinder die bei ſehr kräftiger Nahrung vortreff=
lich
gedeihen. Jedes Kind hat ſeine eigene Wärterin, die ihm das Leben
nach vorgeſchriebenem Shſtem comfortabel machen muß. Es iſt eine
Thatſache, daß engliſche Kinder weniger ſchreien als unſere lieben, ver=
hältnißmäßig
weniger gepflegten deutſchen Kinder. Waſchung, Fütterung,
körperliche Bewegung und Schlaf werden dem engliſchen Kinde in ange=
meſſenen
Doſen zu Theil und die große Regelmäßigkeit bekommt ihnen
vortrefflich. Sie ſind durchſchnittlich ſtark und ſchön. Einer deutſchen
Mutter würde es ſehr auffallen, wenn ſie ſähe, wie man die kleinen Men=
ſchen
, deren Leben erſt nach Wochen oder gar Tagen zählt, ſchon in Be=
wegung
erhält. Ihre Wärterinnen laſſen ſie, die Eſſens= und Schlafzeit
ausgenommen, unaufhoͤrlich auf ihren Armen tanzen und ſpringen. Das
macht ſie klugl, ſagt man hier. Die Knaben, welche den Kinderſtuben
entwachſen ſind, befinden ſich in auswärtigen Schulen, in Rugby oder
Caton. Die Mädchen erhalten ihren Unterricht zu Hauſe und wir finden
ſie im Lehrzimmer bei ihrer Gouvernante. Sie haben von 8-10 Uhr
Stunden gehabt, ſind darauf zwei Stunden im Park ſpazieren geweſen
und ſchicken ſich eben zu ihrer letzten Vormittagsſtunde an. Die Gou=
vernante
iſt eine Franzöſin, ſie ſieht bleich und abgeſpannt aus wie alle
Gouvernanten in England, deren Leben ein mühevolles und freudenloſes
iſt. Die Gouvernante ſteht ganz vereinſamt da, denn ebenſo wenig als
vie Familie daran denkt, ſie als zu ihr gehörend zu betrachten, ebenſo
wenig mag das gebildete Mädchen ſich der Dienerſchaft beigeſellen. Und
ſo iſt und bleibt ſie ein vereinzeltes Weſen, über das jedes im Hauſe
ſeine Gloſſen macht; aber den allerſchwerſten Stand hat ſie gewöhnlich
mit der Oberwärterin, die meiſtens ſchon eine lange Reihe von Jahren
in der Familie iſt und eine unglaubliche Herrſchaft über groß und klein
ausübt. Die Gouvernante, namentlich die ausländiſche, iſt ihr unange=
nehm
und ſie legt ſich keinen Zwang auf, um ihr das zu verbergen.
Das Dienerperſonal iſt in zwei Klaſſen eingetheilt: Die Ober= und
die Unterdiener. Zu den erſteren gehören: Der Mundſchenk, der Koch,
die Bedienten in Civil, die Wirthſchafterin, die Oberwärterin und die
Kammerwädchen; zu den Unterdienern gehören der Kutſcher, der Groom,
die Bedienten, welche Livreen tragen, und alle Küchen= und Stuben=

mädchen. Letztere ſind die Aſchenbrödel des Hauſes und arbeiten ſich halb
zu Tode, während die vielen Bedienten faulenzen. Das Scheuern, Putzen
und Aufräumen hört in einem guten ergliſchen Hauſe nicht auf und dieſe
ganze Arbeit fällt den verhältnißmäßig ſchlecht bezahlten Stubenmädchen
zu dennoch überſteigt auch in einem reichen Hauſe ihr jährlicher Gehalt
ſelten zehn Pf. St.
Das ganze Dienerperſonal ißt einen Theil der Mahlzeit in der ſo=
genannten
Dienerhalle zuſammen. Wenn aber Fleiſch und Gemüſe ver=
zehrt
ſind, dann ergreifen die Oberdiener ihr Glas Porter und gehen in
das Zimmer der Wirthſchafterin, wo ſie beim Pudding und einer heiteren
Unterhaltung ein halbes Stündchen oder auch länger beieinander bleiben.
Bei dem gemeinſchaftlichen Eſſen in der Halle muß dagegen ein tiefes
Schweigen beobachtet werden; wollte jemals ein Unterdiener ſich heraus=
nehmen
, zu ſprechen oder gar zu lachen, ſo würde er vom butler hinaus=
geworfen
werden. Prinz Albert hatte für gut befunden, der königlichen
Dienerſchaft nur einen gemeinſamen Tiſch zu geſtatten, denn er machte die
Entdeckung, daß die Oberdiener wahrhaft luxuriös lebten. Infolge dieſer
demokratiſchen Einrichtung, welche die engliſchen Diener mit großem Miß=
behagen
aufgenommen haben, hat die Königin befohlen, daß ihre Kammer=
herren
keinen ihrer Oberdiener nach Windſor mitbrächten, welche an eine
Sondertafel gewöhnt ſind.
Zwiſchen 1 und 2 Uhr wird geſchellt. Das erſte Signal ruft zum
Auffriſchen der Toilette, Händewaſchen u. ſ. w., das zweite zum Lunch.
Zu dieſer Mahlzeit erſcheint zwar Mhladh gewöhnlich, auch wohl ihr
Gemahl, wenn er zu Hauſe iſt; aber ſie ſind nur halb dabei; es iſt das
Mittagseſſen der ältern Kinder; die jüngern haben das ihre unter Auf=
ſicht
der Kinderfrauen ſchon in ihren Räumen eingenommen. Jetzt ſieht
Mhladh ihre Töchter meiſtens zum erſten mal am Tage und da ſie wenig
mit Eſſen beſchäftiat iſt, ſo prüft ſie die äußere Erſcheinung ihrer Um=
gebung
Gouvernante und Kinder fühlen gir wohl, wie ihre Kleidung,
ihre Haltung und ihre Art zu eſſen einem Examen unterliegt, und man
urtheile, ob ſie ſich ſehr behaglich dabei fühlen können. Zuweilen kommt
auch ein Beſuch um dieſe Stunde, der dann gleich in's Eßzimmer geführt
wird. Natürlich muß das ein alter Bekannter ſein, denn ein Fremder
würde einen großen Verſtoß begehen, wollte er in dieſer Stunde Be=
ſuche
machen.
Nach Tiſche gehen die Kinder und die Gouvernante zu ihrem Lernen
und Lehren zurück; auch wird Nachmittags uoch ein zweiter Spaziergang
gemacht. Mhladh fährt Viſiten, d. h. ſie liegt bequem in ihrem Wagen,
mit den Füßen auf dem Rückſitz, und hat einen Korb voll Viſitenkarten
und das Adreßbuch neben ſich. Der Bediente holt ſich, mit der Hand
am Hute, ihre Befehle; ſie ruft ihm eine Adreſſe zu, er wiederholt ſie
dem Kutſcher und dorthin wird gefahren. Daß aber nur Niemand glaube,
Mylady beabſichtige ihre Bekannten zu beſuchen! Nicht eine oder
höchſtens eine unter den zehn, zu denen gefahren wird, will ſie ſehen,
bei allen übrigen wird nur vorgefahren, der Bediente donnert an die
Hausthür und gibt dem Portier eine Karte ab. Während auf dieſe Art
das Körbchen von Mhladh leerer an Karten wird, häufen ſich dieſe auf
dem Tiſche ihres Portiers, denn alle Damen von Rang fahren um die=
ſelbe
Stunde Karten abgeben. Iſt das geſchehen, ſo biegen die Wagen
nach Hydepark ein und die Damen grüßen ſich dort im Vorüberfahren,
ſehen auch wohl ihre Männer an ſich vorbeireiten oder in eigenen Ca=
briolets
fahren.
Abends treffen ſich Mann und Frau (wenn ſie nicht auswärts dini=
ren
) zu Hauſe beim Dinner; ſie iſt in eleganter Balltoilette - auch wenn
ſie ganz allein ſind er im Frack und weißer Halsbinde. Von den
Kindern ſpeiſt nur die erwachſene Tochter mit den Aeltern. Heute ſind
einige Gäſte da; man kritiſirt unbefangen ſowohl die Speiſen als die
Weine, lobt oder tadelt ſie. Mhladh fragt nach dem Namen dieſes oder
jenes Gerichts und läßt ſich von ihren Gäſten ſagen, was gut ſchmeckt.
Das kommt uns Deutſchen ſonderbar vor, denn wir bringen andere Be=
griffe
über eine Hausfrau mit. Eine deutſche Hausfrau ſoll in Küche
und Keller Beſcheid wiſſen, ſoll für das Wohlbefinden von Mann und
Kind, Dienern und Gäſten ſorgen, und wir ſind nur zu geneigt, dieſe
Anſprüche auf alle Frauen zu übertragen. Die engliſchen Damen der
höheren Klaſſen werden aber für ſolch einen Wirkungskreis gar nicht er=
zogen
und blicken auf ihn als auf einen ſehr untergeordneten herab; ſie
ſollen und wollen nichts anderes ſein als eine Zierde der Geſellſchaft; die
ganze Hausordnung iſt darauf berechnet. Die Diener gehen an Mylady
mit ſcheuer Ehrfurcht vorüber; ihren Bedienten und ihr Kammermädchen
ausgenommen, wechſelte ſie ſelten ein Wort mit ihnen. Die Unterdiener
werden von den obern in Ordnung gehalten und dieſe legen dem Geſchäfts=
führer
oder Mhlord ſelbſt Rechenſchaft und Rechnung ab.

(Fortſetzung folgt.)
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.