1869
Dienſtag den 16. März
Ne II.
Das Frag= und Anzeige=Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Berordnungs=Blatt für den Kreis Darmſtabt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtags, die Beilage
Dienſtags ünd Letzteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren In Darmſtadt
bei der Ervedition. Rheinſtraße. Nr. 23 nd.
Verſteigerungen.
1731) Die am 9. d. Mts. im ſtädtiſchen
Oberwald abgehaltene Stammholzverſteigerung
iſt genehmigt. Die Abfuhr beginnt am 18. und
muß ſolche unbedingt bis zum 24. d.
vollen=
det ſein.
Darmſtadt, den 15. März 1869.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.
Appfel, Beigeordneter.
1732)
Bekanntmachung.
Donnerſtag den 1. April d. J. Vor
mittags 10 Uhr werden auf dem Hofe des
hieſigen Poſtgebäudes herrenloſe Paſſagier=Effecten,
unbeſtellbare Packetſendungen u. ausrangirte Poſi=
Utenſilien, als: Kleidungsſtücke Wäſche, Bücher,
Körbe, Stöcke, Blechbriefkaſten, Ledertaſchen u. ſ. w.
gegen gleich baare Bezahlung öffentlich
verſtei=
gert werden.
Darmſtadt, den 11. März 1869.
Der Ober=Poſt=Director:
Vahl.
1733) Frucht=Verſteigerung.
Dienſtag den 23. März Vormittags um 10 Uhr
werden in Großherzoglicher Hofmeierei dahier
130 Malter Korn,
etwa:
40 „ Reps,
Hirſen,
20 „
5 „ Haidekorn,
parthienweiſe verſteigert werden.
Darmſtadt, den 13. März 1869.
Großherzogliche Hofmeierei=Berwaltuug.
Kehres.
Holzverſteigerungs=Genehmigung.
Hie am 10 und 11. d. Mts. abgehaltenen
Brenn= und Stammholz=Verſteigerungen ſind
genehmigt worden. Als Tag der Ueberweijung
derſter Fahrtag) wird der 18. d. Mts. beſtimmt.
Da in die vierzehntägige Friſt, innerhalb
welcher nach den Verſteigerungsbedingungen das
Holz weggebracht ſein muß, die Oſterfeiertage
fallen, ſo wird dieſe Friſt hiermit bis zum 6. April
d. J. erſtreckt. Bezüglich des am 7. April d. J.
im Walde noch vorhandenen Holzes wird nach
Art. 12 der Verſteigerungs=Bedingungen
ver=
jahren werden.
Hofheim, am 13. März 1869.
Großherzogliches Hospital=Rentamt.
1734)
Dittmar
1633) Vieh=Verſteigerung.
Unterzeichneter läßt Donnerſtag den
18. März Morgens 10 Uhr auf dem
Hofgut Baierseich bei Langen folgendes Vieh
verſteigern:
1) 22 große tragende Kühe
Oden=
wälder Raçe, ſämmtliches Vieh das zweite
Kalb tragend.
2) Ein Bullen, 3 jährig und fett.
3) Einer 2jährig zum Sprung gut (Schwhzer=
Kreuzung).
Schelkly.
3.
rLſrigrLuupp=Allyoiht.
Freitag den 19. d. Mts., Vormittags 9 Uhr,
werden wegen Abreiſe des Herrn Hofmaler Schwedler im Hauſe Schulſtraße
Nro. 9 nachverzeichnete ſehr gut erhaltene Möbel, als: 1 Canapee, 6 Stühle
mit ſchwarzem Damaſt 1 Glasſchrank, 1 Klapptiſch, Kommode, Pfeilerſchräuke,
1 Schreibſecretär, 1 Waſchtiſch, Kleiderſchränke, Bettſiellen, Spiegel, Küchen= und
Kellergeräthſchaften, ſowie ſonſtiger Hausrath gegen gleich baare Zahlung öffentlich
verſteigt.
1624
4
1628)
Holzverſteigerung
in den Domanialwaldungen der Oberförſterei
Nieder=Ramſtadt.
In dem Diſtrict Dörnbach bei Ober=Ramſtadt
werden auf dem zum Bau der
Odenwaldeiſen=
bahn abgetriebenen Domanialwaldgelände
ver=
ſteigert:
1) Montagden 22. März l. J.:
Holzart. Scheidh. Prügelh. Stockh. Reish.
Steck. Steck. Steck. Wellen
3600
21
Buchen 50½ 40½
2
Obſtb. Birken 2
1975
52
31½
Eichen
9½
35
3700
44
Stockholz 2
Zuſammenkunft Vormittags 9 Uhr im
Holz=
chlag.
2) Dienſtag den 23. März l. J.
118 Eichen=Stämme von 6 bis 18 Zoll m.
Durchmeſſer, 20 bis 60 Fuß Länge,
1 Eſchen=Stamm von 8 Zoll m.
Durch=
meſſer, 35 Fuß Länge,
126 Fichten= Lärchen= und Kiefern Stämme
von 6 bis 16 Zoll m. Durchmeſſer, 30
bis 75 Fuß Länge,
52 Stück Eichen=Stangen von 4½ bis 5 Zoll
m. Durchmeſſer, 30 bis 45 Fuß Länge,
331 Stück Fichten= und Lärchen=Stangen von
3 bis 5 Zoll m. Durchmeſſer, 36 bis
70 Fuß Länge.
Zuſammenkunft Vormittags 9 Uhr im
Holz=
ſchlag.
Nieder=Ramſtadt, den 10. März 1869.
Croßherzogliche Oberſörſterei Nieder=Ramſtadt.
Löwer.
1. Neuſtadt, Hof=Tarator.
Feilgebotenes.
759) Bamberger Zwetſchen, große jüße
Frucht, per Pfd. 7 Lr.; Aepfel,
Aepfel=
ſchnitzen und ächte türkiſche Zwetſchen
impfiehlt
G. Amend, vorm. G. Kraus.
Gassiher des Mterthums.
In jeder Buchhandlung iſt ein
aus=
führlicher Proſpect über die bei C.
Hoff=
mann in Stuttgart erſcheinende
Hummlung griechischer ¾. rän. Glussiker.
neu überſetzt von Bähr, Donner,
Küh=
ner, Minckwitz, Mörike, Köchly,
Gerlach, Schöll, Stahr ꝛc. gratis zu 4
1003)
haben.
1462) Ein Pellſiges Daus mit Hinterbau
in der Neuſtadt iſt zu verkaufen. Näheres im Verlag.
19)
Haptoms
1575)
von 8. 9, 10 kr. u. ſ. w. an, gutes Papier,
neue hübſche Deſſins, in außerordentlicher
Auswahl empfehlen
C. Hochſtätter & Jöhne.
Aom
Hr
1660)
Al ch.
44)
A a ſ ch m e hl
J. G. Keller.
bei
Carl Felſing.
J. Finger.
aoaagoaos 2adaaaoogddaaae e8 aad 1 400 209 Ceags gahrs an ge.
RAööUUUNUUURRRUUURUUIURRUUNUNunN
8e 1167) Pariſer Sporgeln, nene Kartoffeln, Carotten, Kern=N
t.
R erbſen, Artiſchoken, Blunenkohl, großen Kopfſalat, Radies=F
2
Uchen, friſche Orangen, Waronen, ſowie ſehr gute Neuſchateller 4
8 Käſe ꝛc. ꝛc. bei
2
4
Wilhelminenſtraße Nr. 4.
H
Marg. Melsheimer.
H
Ledagaaeenu auraranaog
g L2ggapaogpane
gasaagpe
RRRRUUUUUUUUURaUURArvuUanuunaars
.5
1653) Schwarze Herzkropftauben, gelbe
3 5
„ 5
Brennholz=Vertauf
Perückentauben und weiße Pfautauben werden
abgegeben. Mathildenplatz Nr. 15.
Nr. 47 der unteren Rheinſtraße.
12
44
N. 11
Weilbronner.
HA
aus beliebigen Htoſſen, zu Geziehen
in Gläſern 12 u. 18 kr. durch:
Georg Staus in Darmſtadt,
J. P. Mock in Groß=Gerau.
Vermiethungen.
533) In der Soderſtraße iſt ein Manſarden=
Logis und ein Logis parterre mit 3 Zimmern
nebſt allem Zugehör, abgeſchloſſenem Vorplatz zu
vermiethen. - Auskunft ertheilt Schloſſermeiſter
Ludwig, Karlsſtraße 8.
851) In meinem Hauſe, Ernſt=Ludwigsſtraße
Nro. 5, iſt im Vorderhauſe im 4. Stock ein
großes Logis von 3 Zimmern, Magdkammer und
Küche, ſodann im Hinterhauſe eine große
Loca=
lität nebſt großem Keller, geeignet für
verſchieden=
artige Geſchäfte, zu vermiethen und bis zum
W. Korn.
1. April zu beziehen.
1362) Kranichſteiner Straße Nr. 30 iſt ein
Logis, beſtehend aus 2 Zimmern u. 2 Kammern,
zu vermiethen.
1392) 2 unmöblirte Zimmer bei Gg. Dietrich,
Bäckermeiſter am Sporerthor, zu vermiethen.
1509) Dieburger Straße Nr. 16.
für eine ſtille Familie die Manſarden=
Woh=
nung (mit Glasabſchluß). 1 Zimmer, 2
Kabi=
nette, Küche, Bodenkammer, Keller, Holzſtall,
Bleichplatz. - 90 fl. - In 14 Jahr zu beziehen
p Mthidli terer.
Der obere Stock meines Hauſes, beſtehend
4
H in 5 ſehr ſchönen Zimmern und mit allen
4 Bequemlichkeiten iſt zu vermiethen u. den
4.
8 1. Juni zu beziehen.
Chr. Klein.
180) Er uindhleo gihin u dine.
Schützenſtraße Nr. 8. Hinterbau 1 Stiege hoch.
1596) In meinem Hauſe, Eliſabethenſtraße 47,
iſt der zweite Stock, beſtehend in 4 großen
Zim=
mern, Magd= und Speiſekammer, Küche, Keller
und Bodenraum, Mitgebrauch des Bleichplatzes
und der Waſchküche, an eine ſtille Familie bis
20. Mai beziehbar.
G. Keller.
1597) Kaſinoſtraße Nro. 20 iſt der obere
Stock, beſtehend in 6 Zimmern und mit allen
Bequemlichkeiten bis Mitte Mai zu beziehen.
Näheres Parterre.
1736) Ein großes Manſardenzimmer iſt zu
vermiethen, beziehbar den 1. April.
Friedrich=
ſtraße Nr. 38.
1737) Eliſabethenſtraße Nr. 50 ein möblirtes
Zimmer mit Kabinet zu vermiethen.
Ein ſleiusdliches Zimmer
mit Möbeln nach der Straße gelegen am 1. April
beziehbar. Waldſtraße 20.
[1738
Vermiſchte Nachrichten.
819) Geſucht wird auf Oſtern ein braves
Mädchen in einen kleinen Haushalt.
Eliſabethen=
ſtraße Nr. 45 eine Treppe hoch.
(Sin mit den uöthigen Schulkenntniſſen
E verſehener brave Junge kann als
Setzer=Lehrling eintreten in der
Judwig Carl Wittich Schen
1537a
Hofbuchdruckerei.
1739) Unterricht in engliſcher und
fran=
zöſiſcher Sprache ertheilt
Eleonore Knecht,
Beſſunger Carlsſtraße Nr. 402.
791) Ein Lehrling vird geſucht in der Rderz
und Eiſenhandlung von J. P. Wambold.
6461) Ein junger Mann mit nöthigen
Schul=
kenytniſſen wird als Lehrling in mein Papier=
Geſchäft geſucht.
Georg Hof,
Eliſabethenſtraße im Schulhauſe.
1322) Ein ſtarker Junge kann in meiner
Druckerei bei gutem Wochenlohn anhaltende
Be=
ſchäftigung finden.
C. Welzbacher.
1369) Einen Lehrling ſucht
Chr. Wirthwein, Spenglermeiſter:
1413) Ein Clavier zu vermiethen.
Neckarſtraße Nr. 15.
1544) Zu Oſtern ein Mädchen für Küche
und Hausarbeit gegen guten Lohn geſucht.
Wilhelminenſtraße Nr. 16.
1603)
Geſucht
wird auf Oſtern eine tüchtige brave Köchin. Nur
gut empfohlene Mädchen mögen ſich melden.
Näheres Beſſungen Nr. 96.
An unſere evangeliſchen
Glaubensbruder in dem Großherzogthum Heſſen.
Baris, den 12. März 1869.
Mit gnädiger Bewilligung Seiner Königl. Hoheit des Großherzogs von Heſſen und bei Rhein darf der Vorſtand der deutſchen und
franzöſi=
ſchen evangeliſchen Miſſion zu Paris ſich abermals an Euch, liebe Glaubensgenoſſen, wenden mit der herzlichen Bitte um eine weitere Liebesſteuer*)
zu der dem Vorſtand obliegenden geiſtlichen Pflege Eurer zahlreichen Landsleute in hieſiger Stadt, die faſt ausſchließlich arme Taglöhner ſind.
Wir bemerken gleich im Voraus, daß es ſich hier nicht um Hülfe in leiblicher Noth handelt, die bei den Meiſten auch ſehr groß iſt und ſie zu
Aeußerungen veranlaßt hat, wie dieſe; „ wären wir doch daheim geblieben, oder gleich wieder zu Hauſel” — ſondern um eine Handreichung in
unſerer Arbeit an den Seelen der Kleinen und Großen, die ja ſonſt in dieſer verſuchungsreichen Stadt geiſtlich und am Ende auch leiblich gänzlich
zu Grunde gehen müßten, und ſobald ſie in die Heimath zurückehrten, was ja Viele thun, eine wahre Landplage ſein würden. Und, wenn ſie auch
Alle hier bleiben, ſo ſind es doch theuer erkaufte und getaufte Seelen, deren Bewahrung uns als Glaubensgenöſſen obliegt. Wir dürfen und koͤnnen
ſie nicht laſſen. Sie ſelbſt ſind nicht in der Lage, ſich Schulen und Kirchen zu gründen, Lehrer und Prediger zu unterhalten. Oder, ſollen ihre
Kinder ungetauft bleiben ? ohne Unterricht? ihre Ehen ungeſegnet? ihre Kranken ungetröſtet? ihre Todten ohne chriſtliche Beerdigung? Gewiß, das
wollt Ihr ſo wenig, als wir. Ihr könntet wohl ſagen: „Sie mögen ja zu Hauſe bleiben, und wir ſagen es auch zu ihnen, — allein damit iſt nicht
für ihre Seelen gejorgt. Sie ſind nun einmal da und die Liebe Chriſti dringet uns, uns ihr Seelenheil angelegen ſein zu laſſen, und thäten wir
das auch nicht, ſo würden ſie doch kommen, denn unſere Seelſorge zieht wohl kaum Eines von ihnen nach Paris.
Vor fünfzehn Jahren noch konnten die geiſtlichen Bedürfniſſe der deuiſchen Glaubensbrüder mit geringen Mitteln beſtritten werden. Die
Miſ=
ſion hatte nur einen Prediger und Lehrer zu unterhalten, während ſie heute 4 Prediger und 8 deutſche Lehrer und Lehrerinnen, Kirchen und Schulen
ganz zu unterhalten hat. Außerdem trägt ſie bei zur Beſoldung einer faſt gleichen Anzahl franzöſiſcher (EElſäſſer) Prediger und Lehrer, die ſich der
Deutſchen mitannehmen. Im Jahre 1854 beliefen ſich die Ausgaben der Miſſion für alle deutſchen Glaubensgenoſſen auf etwa 3000 Gulden, heute,
für die Heſſen allein, auf 16-17,300 Gulden; 1854 beſuchten nur 20 Kinder die deutſche Schule, heute faſt 500 aus Heſſen. Wöchentlich werden
jechszehn deutſche Gottesdienſte gehalten.
Wie viele Amtshandlungen wir für Eure Landsleute verrichten und wie deren immer mehr werden, darüber möge folgende Tabelle Bericht geben.
Total.
Taufen. Trauungen. Leichen.
38
32 78
1854
8
93
106 = 382
1864 183
133
1867 334
159 = 626
Dieſe Zahlen laſſen auf 7000 Heſſen ſchließen.
In Folge von 2 Kirchenbauten und 8 Schulklaſſen, laſten trotz aller kraͤftigen Hülfe, die uns allerſeits zu Theil geworden iſt, zur Zeit circa
30,006 Gulden Schulden auf uns, und jährlich ſind 37000 Gulden zum Unterhalt des ganzen Werks nöthig. Ja, in einem Stadttheile iſt es
un=
erläßlich noth, unſern heſſiſchen Glaubensbrüdern, die ſich aus andern Stadtheilen vertrieben, dort in großer Zahl niedergelaſſen haben, einen
Seel=
ſorger und Lehrer zu geben; wozu wir eben um eine allgemeine Kirchencollecte bei dem hochwürdigen Oberconſiſtorium angehalten haben.
Ihr erſehet aus dieſer Mittheilung, liebe Glaubensgenoſſen, wie ſehr wir Eurer Hülfe bedürfen, wie Gure Landsleute von unſerer Fürſorge
Segen haben; denn mit ganz vereinzelten Ausnahmen beſuchen alle hier weilenden Heſſenkinder regelmäßig unſere Schulen, und zwar
un=
gezwungen; Viele treibt die Roth und Fremde mehr zu Gott im Kämmerlein und in der Kirche als daheim, Viele hören fleißig Gottes Wort und
faſt Alle ſind fleißig.
Wo aber die Seelſorge fehlt oder wegen Entfernung nur ſelten getrieben werden kann, treten alsbald wilde unchriſiliche Zuſtände ein. Zur
baldigen und kräftigen Abwendung dieſer Uebelſtände bitten wir Euch um die möglichſte Handreichung auch bei der diesmaligen Collecte. Wir erflehen
Euch dafür Gottes reichen Segen und Gnade und danken im Voraus herzlich allen lieben Gebern und Fürbittern. Auch für alle früheren Gaben
nochmals beſten Dank.
Im Namen des Vorſtandes:
Dr. théol. L. Valette, Pfarrer,
F. Maſt, Miſſionsprediger,
Präſident der Kirche Augsburger Conſeſſion zu Paris.
(12, rue Linné.)
1740
7) Eine Collete für die Heſſen in Paris wird am Sonntag Palmarum in allen evangeliſchen Kirchen des Landes erhoben werden.
1741)
R. I.
45
Zur Saalbaufrages
Man hat dieſe Frage in einer Eingabe an den Stadt=Vorſtand als ,eine Gemeindeſache” betrachtet und unterſuchen wir, ob man dazu
berechtigt war.
Allerdings wäre dieſe Bezeichnung nicht zutreffend, wenn es ſich lediglich um vier Wände mit einem Dach darauf handelte. Solch lebloſes
Ding, ſolch fröſtelnde Halle, oder ein Tanzſal von großen Formen würde nicht im Stande ſein, Intereſſe hervorzurufen. Es dreht ſich um einen
recht lebendigen Begriff, der in allen Schichten der hieſigen Geſellſchaft aufgefaßt werden muß, wenn die Bewegung für den Saalbau „überall” die
warme Unterſtützung finden ſoll, ohne welche dieſes allerdings Darmſtadts würdige große Ziel, nicht erreicht wird.
Alſo nicht Liederhalle, nicht Tanzſaal allein, vermag ſo kräftig zu electriſiren, daß jene ſtolze Bezeichnung „Gemeindeſache: gerechtfertigt wäre.
Nein wir wollen einen Centralpunet für das geiſtige und geſellige Leben der Stadt; Räume zur Förderung von Kunſt und
Wiſſenſchaft, zur Abhaltung von Vorleſungen, zur Pflege muſikaliſcher Productionen, zu Bällen, Concerten, Theater u. ſ. w.
Sind die Mittel
vorerſt nicht ausreichend zur Schöpfung in dieſen Dimenſionen, ſo ſchaffe man zuvor das Nöthigſte, eine Halle und Säle in Verbindung mit
Ge=
ſellſchaftszimmern; aber halte man immer das große Ziel im Auge, ähnlich wie in andern Städten, wie z. B. Düſſeldorf und Cöln, wo man erſt
nach und nach die Schöpfungen vergrößerte, in Düſſeldorf im Geislau'ſchen Garten, ſowie in Cöln in der Flora, deren Ausdehnung, ſchon nach
kur=
zem Beſtehen, um das Doppelte beantragt iſt.
Deshalb ergeht unſere Bitte nicht ſparſam in Erwerbung von Terrain, ſparſam aber mit den Geldmittelu und ſo haushälteriſch
wie möglich zu ſein; aber mit Bezug auf Ankauf von Gelände durchaus die mögliche Erweiterung des Etabliſſements in der Zukunft
zum Priueip machend.
Iſt es aber die Stadt, die ſolches Gelände abtreten kann, dann kommen wir zur obigen Betrachtung zurück, dann betrachte ſie es als,ächte
Gemeindejache, dann fördere der Magiſtrat das Unternehmen, ſoviel es ihm möglich iſt. Er gebe ſeine Gelände zu Preiſen hin, die das
Unter=
nehmen möglich maͤchen; zu öffentlichen Zwecken iſt das zu erwerbende Terrain beſtimmt und die Saalbauer ſind keine Speculanten, ſondern die Actionäre
ſind Patrioten!
Wir legen Werth auf die Zukunft des Saalbau und wer möchte nicht gerne die Rathſchläge in Erwägung ziehen, die Erfahrungen hier und von
anderwärts hören, die ſich auf die Löſung der Aufgabe beziehen.
Wenn alſo ein großes Terrain erworben iſt! was wäre damit nicht Alles möglich auszuführen, mit den Kräften, die wir hier haben. Blicken
wir uns um. In ungeeigneten Localitäten, da und dort zerſtreut ſind in der Stadt: die lehrreichſten Sammlungen des Hiſtoriſchen, des
Archäologi=
ſchen, des Geologiſchen, des Geographiſchen Vereins, die Bibliotheken des Literariſchen Vereins u. ſ. w. Wenn nun dieſe Vereine unter ſich ein
Capital aufbringen und bauen auf dem Terrain des Saalbau, zur Schaffung einer vereinigten Ausſtellung ihrer reichen Schätze zum
Nutzen Einheimiſcher und Fremder, zur Unterhaltung und Belehrung Aller!
Haben wir ein großes Terrain, dann konnen wir auch dem Gartenbauverein geſtatten, ein Glashaus darauf auszuführen, um die verthvollen
Erzeugniſſe der Horticultur gleichfalls darin anszuſtellen, ſo daß jeder Beſucher des Gartens ſich überzeugen kann von der hohen Stufe, auf welcher
dieſe herrliche und edle Kunſt ſich befindet. - Wie uns der Gartenbauverein Anlagen ſchaffen wird zur Zierde des Etabliſſements, zur Anziehung
aller Freunde von Pflanzen und Blumen, ſcEwollen wir aber gewiß uicht vergeſſen der abſolut practiſchen Bedeutung, welche wir dem Etabliſſement
geben können, wenn wir viel Terrain haben werden!
Darmſtaͤdt hat ein Polgtechnikum; an dieſem wirken künftig zwei Profeſſoren der Landwirthſchaft und ein Profeſſor der Maſchinenkunde, da
wir nun außerdem eine Centralſtelle für Landwirthſchaft und Gewerbe hier beſitzen, ſo iſt es, wie wir hören, von großer Wahrſcheinlichkeit, daß eine
Verſuchſtation landwirthſchaftlicher Maſchinen hierher verlegt wird von Maſchinenbauern, welche dieſe Verhältniſſe zur Empfehlung ihrer Maſchinen
benutzen wollen. Gerne würden dieſe Fabrikanten durch Miethzahlung das aufgewandte Capital zur Erbauung einer Halle amortiſiren. Haben wir
Terrain, ſo können wir auch zugeben, daß eine ſolche Halle darauf aufgeführt wird. Man denke ſich dieſe Sammlungen und Ausſtellungen, zu denen
noch andere treten könnten, in einem ſchönen Garten, in dem wöchentlich ein oder mehrere Male unſere Militärmuſik ſpielen würde, würde das nicht
ein Anziehungspunkt für das verſchiedenartigſte Publikum ſein. Wer Vieles bringt, wird Manchem etwas bringen. Fremde, die unſere Vaterſtadt
viel lieber beſuchen würden, wenn ſie auch an den Nachmittagen eine Unterhaltung zu finden hofften, und Einheimiſche, wer kennt nicht deren Klagen
über Langeweile, würden herzuſtrömen, und ein Entre, ſelbſt ſehr mäßig gegriffen, würde nicht die unbeträchtlichſte Einnahmequelle des Saalbaus
bilden; denn aus dieſem Entree mehr noch als aus den Einnahmen der eigentlichen Saalmiethe leitet ſich die Rentabilität ähnlicher Unternehmungen
in andern Städten her.
So würde man der Wiſſenſchaft, der Muſe, der Kunſt, dem Gewerbfleiß eine Rendezvousſtätte ſchaffen. Dieſen Vereinigungspunlt zu zeichnen
mit ſeinen ſegensreichen Folgen überlaſſen wir einer gewandteren Feder. Wir geben in rauhen Zügen dies Bild.
Helfen nun Alle, die berufen
ſind, mit, dies Ziel der Zukunft zu erreichen. Laſſen Alle, die es mit Darmſtadt wohl meinen, eine ſolche Schöpfung ſich einprägen.
Schaffe die Generalverſammlung ein Comits, das ihr volles Vertrauen verdient und betrachte ſich dies Comits als eine electriſche Batterie, die
ihre Conductoren zu den Herzen aller Derer ſendet, welche für die Wohlfahrt unſerer Vaterſtadt einen Sinn haben!
24
970)
Pferde=Aarkt zu vorankſuri M.
am 12., 13. und 14. April 1869.
Die vollſtändig für 400 Pferde hergerichteten, mit ſchönſten Muſterplätzen umgebenen neuen
prachtvollen Stallungen ſind zur Aufſtellung der feineren Pferde beſtimmt.
am 12. April nebſt Vertheilung von Ehren=Preiſen an die Be=
Pramnrung ſzer der beſten zu Markt gebrachten Pferde.
am 14 April öffentlich vor Notar und Zeugen von 62 der ſchön=
Verlooſung ſten Reit= und Wagenpferde, 10 vollſtändige vier=, zwei=
und einſpännige Equipagen nebſt completten Geſchirren, ſowie ſouſtigen
Reit= und Fahr=Requiſiten im Werthe von ea. fl. 70,000, wenn 40,006 Looſe
vergriffen ſind.
Anfragen und Beſtellungen auf Stallungen ſowie auf Looſe, Letztere Thlr. 1 (fl. 1. 45.)
per Stück beliebe man franco an den Secrekär des unterzeichneten Vereins, Herrn
C. Kappel, zu richten, wo auch Uebernehmer einer größeren Anzahl von Looſen die näheren
Bedingungen erfahren können.
Den Aufträgen für Looſe iſt der Betrag franco mit deutlicher Angabe der genauen Adreſſe
beizufügen. Falls die Zuſendung franco und recommandirt gewünſcht wird, ſind die erforderlichen
Marken einzuſenden.
Auswärtige Theilnehmer, welche ihre Looſe durch das Secretariat direct beziehen, werden,
falls ihnen ein größerer Gewiun zufällt, davon - ſoweit thunlich - mittelſt Telegramm in
Kenntniß geſetzt.
Der Vorſitzende des Landwirthſchaftlichen Vereins:
Dr. Georg Haag.
ſind zuſammen oder
3 4 5000 fl. getrennt gegen
Sicherheit auszuleihen. Näheres Schulſtraße
Nr. 9 neu dritter Stock.
1701) Ein Mädchen, das im Bügeln,
Kleider=
machen, Weißzeugnähen wohl erfahren iſt, wünſcht
noch zwei Tage in der Woche beſetzt zu haben.
Bachgaſſe Nr. 29.
1711) Ein braves Mädchen, welches
bürger=
lich kochen kann und zu aller Arbeit willig iſt,
wird zu einer ſtillen Familie auf Oſtern in Dienſt
geſucht. Dieburgerſtraße Nr. 10.
in Hausmädchen, welches das
Nä=
hen, Waſchen und Bügeln verſteht, wird
geſucht: Heinrichsſtraße 7.
1721) Mehrere Mädchen und Jungen
können dauernde Beſchäftigung finden bei
Wolfgang Reuter.
1726) Lere Kaffeefaß kauft zu hohen
Preiſen J. Cg. Schroeder,
Zeughansſtraße.
46
1694
Lokal=Gewerbverein.
M. II.
Verſammlung der Mitglieder Donnerſtag den 18. März Abends 8 Uhr,
Im oberen Saale der Winter'ſchen Brauerei. — Tagesordnung: Fortſetzung
der Beſprechung über die Patentgeſetzgebungs=Frage; insbeſondere Beſchlußfaſſung über die Schritte,
welche von Seiten des Lokalgewerbvereins in dieſer Angelegenheit zu ergreifen ſind.
Das Lokal iſt von 7 Uhr an geöffnet und die neueſten Rummern der techniſchen Zeitſchriften ꝛc.
ſind aufgelegt. — Der Fragekaſten iſt am Eingang des Lokals aufgeſtellt.
ogaaands aa goannngesdeney aggs o aan agazegdaon d2o 2
Es
L6UhnondhannönnoAanshuodoonan
=Wreitag den 12. März Nachmittags
—
.6e wurden in der Beſſunger Carlsſtraße
10 Taſchentücher, gefunden.
Der Eigenthümer kann dieſelben
gegen das Entrichten der Einrückungsgebühren
im Beſſunger Herrngarten in Empfang
nehmen.
4
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H
44
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4
1698) Hiermit die ergebene Anzeige, daß Herr Carl Flehinger als 3.
Theilhaber in die bisher von mir betriebene Modewaaren=Handlung eintrat. 9
Durch größere Ausdehnung des Geſchäftes und günſtige Verbindungen in den
Stand geſetzt, zu den billigſten Preiſen ſtets das Neueſte u.
Geſchmack=
vollſte in reichſter Auswahl zu bieten, wird es unſer Streben ſein, allen 48
Anforderungen möglichſt zu genügen.
Das bis jetzt von mir betriebene Putzgeſchäft wird in gleicher Weiſe fortgeführt. ;
H. Strohmberg, Firma H.Strahnahe.
rgGOO
4
4
H
2
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dch ae db a n s a o gaanegarciee
ESSU5UN
GHtöeier
1723) Es wird ein geſundes Logis von 4 bis
5 Zimmern, Küche ꝛc. zuſammen oder noch
an=
genehmer getheilt, in der Neuſtadt zu miethen
geſucht. 2 Zimmer im Hinterhaus Parterre mit
Nordlicht erwünſcht. Offerten bittet man gefälligſt
ſchriftlich mit den Buchſt. A. K. verſiegelt auf
der Exp. d. Bl. abzugeben.
260 240
8et4
LAAeaaAeees
RöARUTRRIAUUUI3
1745) Eine geübte Einlegerin wird geſucht
in der Buchdruckerei von Fr. Langnes.
Vom 14. d. Mts. an sind die
Samm-
lungen des Grossherzoglichen Auseums
Sonntags von 10 bis 1 Uhr,
Dienstags, Mittwochs, Donnerstags u.
Prei-
tags von 11 bis 1 Uhr geöffnet.
Darmstadt, den 10. März 1869.
Grossherzogliche Museums-Direction.
Schleiermacher.
1725) Ein geſunder kräftiger
Knabe, 4 Jahre alt, wird in eine
an=
ſtändige Familie in Pflege zu geben geſucht.
Schriftliche Offerten bittet man unter der
Chiffre G. W. Nr. 1725 bei der Exped.
d. Bl. abzugeben.
1727) In der Conditorei von Th. Amend
iſt ein Regenſchirm ſtehen geblieben.
O6
1742) Chnfrurg
501
kann ein ſehr rentabeles Nebengeſchäft nachge=
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 16. März. 9. Vorſt. im 8.
Abonn.: Era Wiavolo. Komiſche Oper
wieſen werden. Näheres bei J. F. Leonhardt,
Wundarzt, wohnhaft in Frankfurt a. M.,
Aller=
heiligengaſſe Nr. 64.
1743)
Bantechniker
zum Verkauf eines leicht abzuſetzenden patentirten
Artikels in allen Städten Heſſens als Agent
geſucht. Man wende ſich franco an J. Valtroff,
Frankfurt a. H.
in 3 Akten; Muſik von Auber. Zerline,
Fräu=
lein Mila Röder von Berlin, als Gaſt.
Donnerſtag. 18. März. Abonnement
sus-
pendu. Benefiz des Herrn Hofkapellmeiſter
Nesvadba: Don Juan. Oper in 4 Akten;
Muſik von Mozart. „Zerline: Fräulein Mila
Röder als Gaſt.
Freitag, den 19. März. Zum Erſtenmal:
Schach dem König. Hiſtoriſches Luſiſpiel in
4 Akten von H. A. Schauffert (Preis=Luſtſpiel).
Letzte Vorſtellung vor Oſtern.
Die ſtille Inſel.
(Fortſetzung.)
Wilhelm und Richard hielten ſich von dieſen wilden Geſellen fern
und ſchloſſen ſich au den Corporal an, der ihnen von Polen und Krakau
erzählte, von den hitzigen Gefechten mit den Conföderirten und der
Bela=
gerung von Danzig. Er ſorgte auch für die richtige Beſtellung eines
Briefs nach der ſtillen Juſel, verſchwieg aber weislich trotz aller Fragen
den Zuſammenhang zwiſchen dem erſten Begegnen in Leipzig und dem
Be=
ſuch des Herrn von Flemming in dem grauen Haus. Und doch war er
es mit ſeinen Genoſſen geweſen, die dem jungen Mann unbemerkt gefolgt
waren, ſeinen Schreck bei der Nachricht von dem Verſchwinden des Lahmen
bemerkt und durch Fragen gerade genug herausbekommen hatten, um hier
die Möglichkeit eines Fangs für das Regiment zu vermuthen. Der
Cor=
poral war es geweſen, der, während ſein Hauptmann zur Inſel eilte, in
Döbeln den Verdacht gegen Wilhelm beſtärkte. Daß der Streich ihm ſo
gut gelungen war, erfüllte ihn mit innigem Behagen; es war eben ein
Soldatenſtreich, eine militäriſch authentiſche Interpretation der kurfürſtlichen
Verordnung über die freiwillige Werbung.
Einige Tage nachher rückte das letzte Werbecommando ein und der
Marſch wurde nun nach Dresden fortgeſetzt. Wie ſich gebildete Menſchen
immer ſchneller in das Unvermeidliche fügen, ſo ertrugen auch Wilhelm
und Richard mit demſelben Langmuthe die Beſchwerden des Marſches, mit
welchem ſie ſich ſpäter dem Dienſte und den Beſchränkungen ihrer
Stel=
lung unterwarfen. Die Ausſicht auf eine baldige Veränderung ihrer Lage
gab ihnen immer neuen Muth, während ſie überdies von Offizieren und
Unteroffizieren vor den Andern ausgezeichnet wurden. Sie hatten eine
Capitulation auf zwei Jahre abgeſchloſſen; war dieſe vorüber, ſo wollten
ſie um ihren Abſchied bitten: während der Zeit, hofften ſie, würde die
Geſchichte mit dem Lahmen vergeſſen ſein und dachten ſich nach der Lauſitz
zurückzuziehen oder im Deſſauiſchen ſich anzuſiedeln, Vater und Eliſabeth
nachkommen zu laſſen und ungeſtört glücklich zu ſein. Die Ausſicht anf
dieſe Vereinigung half den Freunden über manche Misſtimmung hinweg
und hielt auch die zurückgebliebenenen Bewohner der ſtillen Inſel aufrecht.
Die erſte Enttäuſchung wurde ihnen durch den am 11. Juni 1742
zu Breslau geſchloſſenen Frieden. Damit war die Auszeichnung im Felde
abgeſchnitten, auch das erſte Balaillon kehrte nach Dresden zurück, man
ſparte am Militär wo man konnte und drillte die Feldſoldaten und mit
ihnen die Zurückgebliebenen, um die im Felde verlorene Politur
wieder=
herzuſtellen. So hielt es Wilheli kaum noch aus vor Sehnſucht nach
ſeiner Eliſabeth und auch Nichard ſeufzte nach Freiheit und in dieſer
Stim=
mung beſchloſſen ſie endlich, Vater und Eliſabeth zu einer Reiſe nach
Dresden zu vermögen.
Das war eine Freude des Wiederſehens, eine reiche Entſchädigung
für alle Qualen der Trennung! Jede freie Secunde wurde mit der
Ge=
liebten verlebt, die wieder erſt einige Zeit brauchte, um ſich in das
groß=
ſtädtiſche Leben zu finden; aber nur im Vorbeigehen ließ ſie die neuen,
fremdartigen Eindrücke auf ſich wirken, all ihr Denken und Sinnen, ihr
ganzes Weſen ging auf in dem geliebten Manne und ſo namenlos
glück=
lich war ſie, daß ſie öfters ganz ſtill vor ſich hinſprach: „Gott erhalte
mir das Glückl”
Der alte Bremer freute ſich des Glücks der Tochter und ſah mit
unverkennbarem Stolze auf den ſchönen Sohn, dem die Gardeuniform nicht
übel ſtand. Dazu kam der wohlthuende Einfluß des geſelligen Verkehrs
mit ſeinen Anregungen und Belehrungen, der ja überhaupt am lebhafteſten
von den Menſchen empfunden wird, die bei flüchtiger Bekanntſchaft mit
demſelben nicht zugleich das Abſorbirende und Unnatürliche darin entdecken.
Wie wünſchten ſie Alle, daß dies Leben ſo ewig bleiben könnte und wie
gaben ſie dadurch zugleich ein Zeugniß der Beſcheidenheit, die in innerer
Befriedigung das verlockende Aeußere gering anſchlägt. Aber während ſie
in Unbefangenheit die Frühlingstage ihres Glücks genoſſen, verhüllte das
Schickſal ſchon wieder dieſe glänzende Sonne mit neuen Wolken.
Es war natürlich, daß das junge Mädchen den Kameraden Wilhelm's
und Nichard's auffallen mußte; durch die militäriſche Gliederung kam der
Ruf ihrer Schönheit von den Unteroffizieren zum Feldwebel und von
die=
ſem zu den Offizieren der Compagnie. Alle waren über Eliſabeth's
An=
ſtand, Feinheit und Anmuth erſtaunt und am wenigſten wollten die
Offi=
ziere glauben, daß ſie, wie Wilhelm verſicherte, eine Bauerntochter wäre,
und ehe die Verlobten nur eine Ahnung davon hatten, intereſſirte es die
ganze Compagnie, herauszubekommen, wer eigentlich Eliſabeth ſei.
(Fortſetzung folgt.)
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.