Beillage
zum
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
1869.
Dienſtag den 16. Februar
MT.
Das Frag= und Anzeige= Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Berordnungs=Blatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Camſtags, die Beilage
Dienſtags und Lezteres Dönnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren Zn Darmſtadt
bei der Expedition, Rheinſtraße, Nr. 23 neu
B e k a n n t m a ch u n g.
Das Reiten und Fahren über den Exercierplatz dahier betreffend.
Die ſeit längerer Zeit beſiehende Vorſchrift, wonach das Reiten, ſowie das Fahren mit leichten Fuhrwerken auf dem hieſigen Exercierplatze
nur zu der Zeit, wenn Truppenübungen ſtattfinden und auch dann nur denjenigen Perſonen, welche ihre Pferde an das Militär gewöhnen wollen,
geſtattet, das Reiten und Fahren in der Schule aber zu allen Zeiten verboten iſt, wird, äuf Erſuchen des Großherzoglichen Commandements der
Reſidenz, mit Genehmigung Großherzoglichen Mintſteriums des Innern vom 27. d. Mts., Nr. M. d. J. 1007, mit dem Anfügen hiermit eingeſchärft,
daß Zuwiderhandlungen einer Beſtrofung von 1 bis 2 fl. unterliegen.
Darmſtadt, am 30. Januar 1869.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Willich.
Verſteigerungen.
Vergebung von Sattlerarbeit.
Mittwoch den 24. Februar d. J. Vormittags
10 Uhr ſoll im Bürean der Großherzoglichen
Pionier=Compagnie in der Artillerie=Caſerne zu
Beſſungen Zimmer Nr. 3 die Umänderung von
276 Torniſtern in Lieferung vergeben werden.
Muſter und Bedingungen ſind daſelbſt von
8 bis 12 Uhr einzuſehen.
Darmſtadt, den 15. Februar 1869.
1002)
Brentano, Hauptmann.
902)
Bekanntmachung.
Die bei der Erbauung des Kanals durch die
Caſinoſtraße vorkommenden Eiſenguß= Lieferungen
ſollen auf dem Soumiſſionsweg vergeben werden.
Die Soumiſſionen ſind ſpäteſtens Mittwoch
den 17. Februar 1869 Vormittags 16 Uhr bei
unterzeichneter Behörde einzureichen, bei welcher
auch Zeichnungen und Bedingungen einzuſehen,
owie Soumiſſions=Formularien zu erhalten ſind.
Darmſtadt, den 11. Februar 1869.
Das Stadthauamt Darmſtadt.
Hechler.
36,
Ee=
W4
48
Verſteigerung von Weißbinder=Geräthſchaften.
Megen Aufgabe mrines Weißbinder=Geſchäfts laſſe ich meine ſämmtlichen
Weiß=
binder=Geräthſchaften: Stangen, Wagen, Leitern, Bütten, Pfannen,
Diele ꝛc., eine Werkſtatt=Einrichtung mit Farbmühle, mehr wie
10 Centner feine und ordinäre Farben ꝛc.:
Dienſtag den 23. Februar von Morgens 9 Uhr an
in meiner Wohnung, Mühlſtraße Nr. 56 (früher Schlemmer'ſches Haus), an den
2 Meiſtbietenden gegen ſofortige baare Zahlung verſteigern.
Hakharina Heyl,
8911)
Wittwe bes Hof=Weißbinders.
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Feilgebotenes.
687)
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von
Meſſing oder Weißblech ohne und mit
Abzeichen, als: Wappen, Buchſtaben,
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binden, Roßhaarbüſche, ſowie Kragenſterne.
Mützen=
zeichen ꝛc., liefere zu den billigſten Preiſen, und
wird für elegante u. dauerhafte Arbeit garantirt.
H. Mergenthal & Comp..
Ludwigsburg (Württemberg).
(Lieferungen wurden ſchon für mehr als 150
Städte der verſchiedenſten Länder gemacht.)
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3
Nr. 47 der unteren Rheinſtraße.
8 Die Samenhandlung
von J. L. Schneeberger im Rathhaus iſt
vorerſt jeden Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag
von 8 bis 12 Uhr des Morgens geöffnet, ſpäter
jeden Tag. Preiscourante gratis.
Obſt=
bäume, Zierſträucher, Topfpflanzen ꝛc.
ſind in ſchönſter Auswahl in meiner Gärtnerei
zu haben.
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Bohnen-
Linsen-
grünes Erbsen-
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ganz vorzüglich zur Zubereitung von feinen
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931).
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„
z womit man das
Stein=
erhalten kann, werden geliefert aus der
Pfeiffer=
ſchen Gerberei von Eberſtadt. Bei Abnahme von
je 200 Stückper 100 zu 30 kr. Aufträge nehmen an:
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„ „
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„
„
28
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Colonialwaaren=Geſchäft nunmehr auch eine vollſtändige
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14
SSTR-AAAANO
in allen Sorten Gemüſe= Blumen=, Feld=8 Gras=Samen
etablirt habe, langjährige praktiſche Erfahrung, ſowie die Verbindung mit
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keimfähige Samen preißwürdig liefern zu können und bitte freundlichſt
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Wilhelminenſtraße Nr. 4.
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elegantes Kinder=Chaischen ſtehen zu
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ver=
miethen und kann bis den 1. April d. J.
be=
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mit oder ohne Garten.
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freundliche Manſarde=Wohnung von 5 Piecen
bis zum 2C. April zu beziehen.
„3
Vermiſchte Nachrichten.
974)
Roſen=Verein.
Die verehrlichen Mitglieder des Roſen=Vereins,
welche nach 8. 4 der Statuten für dieſes Jahr
im Verein zu bleiben beabſichtigen, wollen bis
zum 18. d. Mts. dem Vorſitzenden ſchriftliche
Kenntniß geben.
Schauppner, Neckarſtraße 16.
8 (n der Steinſtraße wird Wäſche ange=
„
O) nommen gegen prompte und billig
Bedienung. Näheres in der Exped. d. Bl.
8 Sch zeige hiermit ergebenſt an, daß ich
2 Herrnhemden nach Maaß raſch u. elegant
arbeite. Auch übernehme ich ganze Ausſtattungen
u. gehe nach Wunſch mit der Maſchine außer dem
Hauſe arbeiten. Näheres in der Exp. d. Bl.
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strasse Hr. 6.- Auswärtige brieflich.-
[47
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Schul=
kenntniſſen wird als Lehrling in mein Papier=
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Georg Hof,
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S(erlernen bei Adam Weinmann, Beſſungen.
Vermiethungen.
88)
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7832) Wilhelminenſtraße 16 iſt die F
Bel=Etage, beſtehend in 7 Zimmern, Vor=
* platz und allen Bequemlichkeiten, auf Ver=
H.
8 langen auch die Manſarde dazu, auf 1.
April k. J. zu vermiethen. Näheres Par=
H terre daſelbſt.
G0
éOl.
NaAnAAurAA AnAurauraua4
Promenadenſtraße 15
88)
im Hauſe von J. L. Schneeberger iſt an
eine ruhige kleine Familie die bel Etage zu
ver=
miethen, beſtehend in 5 Zimmern und Küche nebſt
Magdſtube, Boden und Kellerraum.
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Logis und ein Logis parterre mit 3 Zimmern
nebſt allem Zugehör, abgeſchloſſenem Vorplatz zu
vermiethen. Auskunft ertheilt Schloſſermeiſter
Ludwig, Karlsſtraße 8.
791) Ein Logis bei Bäckermeiſter Gg. Dietrich
am Sporerthor Nr. 25 zu vermiethen.
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Nro. 5, iſt im Vorderhauſe im 4. Stock ein
großes Logis von 3 Zimmern, Magdkammer und
Küche, ſodann im Hinterhauſe eine große
Loca=
lität nebſt großem Keller, geeignet für
verſchieden=
artige Geſchäfte, zu vermiethen und bis zum
1. April zu beziehen.
W. Korn.
20.
20402=
929
N4NNNrrnNArrsAAAArAAturrAaik
874) Ein Laden mit vollſtändigem )
H
F Logis iſt zu vermiethen. Obere Eliſa=
F bethenſtraße Nr. 22.
AaPaiaiee”
*RNANAAAAUs
AADuuuuuuui Pk
875) Ein kleines Zimmer ſogleich zu beziehen.
Kleine Kaplaneigaſſe Nr. 6.
962) 4 Zimmer, Küche, abgeſchloſſener
Vor=
platz, 3. Stock, nebſt Bleichplatz, alsbald zu
be=
ziehen, Frankfurterf raße 32.
980)
Lokal=Gewerbverein.
Verſammlung der Mitglieder Dounerſtag den 18. Februar Abends
8 Uhr, im oberen Saale der Winter'ſchen Brauerei. — Tagesordnung
1) Fortſetzung und Schluß der Berathung über die Frage der Waſſerverſorgung für Darmſtadt,
insbeſondere Mittheilung eines Koſtenvoranſchlags für die Herbeiführang von Rheinwaſſer;
durch Herrn Oberbaurath Pfannmüller.
2) Beantwortung der Frage über die Anwendung von Holzbearbeitungsmaſchinen in den
Klein=
gewerben. (Referent: Commerzienrath Fink).
Das Lokal iſt von 7 Uhr an geöffnet und die neueſten Nummern der techniſchen Zeitſchriften ꝛc.
ſind aufgelegt. — Der Fragekaſten iſt am Eingang des Lokals aufgeſtellt.
Wie EApress-Compagmie
=eI.
47⁄₈
deren wohlthätiger Einfluß auf den öffentlichen Verkehr unſerer Stadt
4.
4¼
immer mehr erkannt wurde, übernimmt alle geneigten Aufträge gegen
tarif=
d
H5)
mäßige Vergütung entgegen, und empfehlen wir uns insbeſondere in:
Verpackung aller und jeder Art Gegenſtände, wie bei Transport
141
und Verſendung per Poſt und Eiſenbahn u. ſ. w. erforderlich iſt.
Möbeltransport und Auszüge bei Ueberſiedlungen mit
aufgepol=
ſterten Möbelwagen.
Transport von Flügeln und jeder Art Inſtrumente auf Federwagen.
Zimmerbohnen mit und ohne Zugehör.
Monatsbedienung im Abonnement mit Preisermäßigung.
Expreſſe Boten nach Weglänge= oder Stunden=Berechnung.
Spedition, Geld=, Güter= und Poſtpaquet=Beforderung nach allen
Conti=
nental= und überſeeiſchen Plätzen. Expedition von Paſſagier= und Reiſegepäck,
Geſchäfts=Crcularen, Rechnungen u. ſ. w.
Lagerung und Aufbewahrung von Gütern und Effecten, auf
Hwelche Vorſchüſſe geleiſtet werden können.
4
Commiſſion und Auskunfts=Ertheilung in allen im
.
Geſchäftsleben vorkommenden Fällen ꝛc.
Wir werden unsdurch pünktliche und ſolide Bedienung das in hohem Maße erworbene Ver
trauen eines geehrten Publikums in jeder Weiſe zu erhalten ſuchen.
Im Intereſſe der verehrlichen Auftraggeber und des Inſtituts bitten wir die Tags=Marken
den Dienſtmännern für alle Aufträge entgegen zu nehmen, reſp. abfordern zu wollen.
Direction des Dienſtmann=Inſtituts,Kxpresst.
623)
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Expeditionen befoͤrdert und nur zu den Originalpreiſen der Zeitungs=Expeditionen berechnet,
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Größere, umfangtreiche Aufträge nach Vereinbarung zu möglichſt günſtigen
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988) Geſucht wird auf Oſtern ein Mädchen
mit guten Zeugniſſen, welches gut bürgerlich
lochen kann. Auskunft Schloßgaſſe 12.
999) Eine Specerei=Ladeneinrichtung wird zu
kaufen geſucht. WoL ſagt die Exped. d. Bl.
1011) Ein Lehrling wird geſucht in der Leder=
und Eiſenhandlung von J. P. Wambold.
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Verdienſt werden Frauenzimmer zum Feſtonniren
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als alleiniges Mädchen eine brave, zuverläſſige
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1014) Laufmädchen geſucht.
Heinheimer=
ſtraße 15, Seitenbau, 1 Treppe.
1015) Am 11. wurde Abends, wahrſcheinlich
in der Ludwigsſtraße, ein Notizbuch verloren
mit 4 fl. 30 kr. Papiergeld. Da die darin
ent=
haltenen Notizen ſehr vermißt werden, ſo wird
der redliche Finder gebeten, daſſelbe gegen 2 fl.
Belohnung abzugeben in der Expedition.
(ßin Medaillon - oval in mattem Gold
C. mit 3 Turquiſen - wurde am Sonntag
Abend im Theater oder auf dem Wege dahin
verloren. Dem Wiederbringer eine Belohnung
Schützenſtraße Nr. 17.
1017) Nr. 44 hat das Blumenkörbchen
gewonnen.
Neue Turnhalle.
Heute Dienſtag den 16. Februar
Grosse Vorstelaung der Künſtler=
Geſell=
ſchaft Gebr. Matula, k. k. ruſſiſche u. k. ſchwed.
Hofkünſtler. Die Vorſtellungen beſtehen in
phyſi=
kaliſchen Experimenten, magiſchen und
equilibriſt. Productionen, Gymnaſtik.
Preiſe der Plätze: Sperrſitz 1fl. - I. Platz 36 kr.
II. Platz 18 kr. Stehplatz 9 kr. — Kinder unter
10 Jahren auf dem erſten u. zweiten Platz die Hälfte.
Kaſſe=Eröffnung 6½ Uhr. — Anfang 7 Uhr.
1018)
Gebr. Matula.
Im Großherzoglichen Holzmagazin
wird gegen Vorauszahlung abgegeben:
Buchen=Scheibholz zu 10 fl. 20 kr. per Stecken
Kiefern= „
„ 6 fl. 24 kr. „
Beſtellzeit: Dienſtags, Freitags und
Hamſtags von 8-11 Uhr Vormittags.
Großherzogliches Rentamt Darmſtadt.
Gold-Cours.
Piſtolen
fl. 2. 46-48.
Holländ. 10 fl. =Stücke . 9. 54-56.
Rand=Ducaten.
„ 5. 35-37.
Preuß. Friedrichsdor. „ 9. 57-58.
20 Franes=Stücke. „ 8. 27- 28. 74
Engl. Souverains. „ 11. 52-56.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 16. Febr. Abonnement Zuspendu,
Beneſiz für Hrn. Regiſſeur Deetz, zum
Erſten=
mal: Die Nibelungen, ein deutſches
Trauer=
ſpiel von Friedrich Hebbel. 1. Abth.: Der
gehörnte Siegfried, Vorſpiel in 1 Akt;
2. Abth.: Siegſried's Tod, Trauerſpiel in
5 Akten.
Donnerſtag, 18. Febr. 10. Vorſt. im 7.
Abonn. Luerezia Vorgia, Oper in 3 Akten;
Muſik von Donizetti.
Die ſtille Inſel.
1.
Eine kleine Strecke von Döbeln in Sachſen entfernt bildete vor Zeiten
die Freiberger Mulde eine Inſel, die nach der Stadt zu durch eine
flie=
gende Fähre mit dem Feſtlande in Verbindung ſtand. Die
Abgeſchloſſen=
heit der Gegend vermehrten noch die Umwallungen zur Sicherung gegen
Waſſergefahr und in neueſter Zeit thatte ſogar der üppige Wuchs der
Bäume das ſtattliche Haus auf der Inſel faſt ganz vor den neugierigen
Blicken der Vorübergehenden verſteckt.
Nicht ſelten blieb eine ganze Woche die Zugbrücke aufgezogen und
die Fähre am Ufer der Inſel; jeden Sonntag aber, wenn die Glocken
zum zweiten Mal zur Kirche riefen, ſenkte ſich die Brücke und herüber
ſchritt ein ernſter alter Mann, an ſeinem Arm ein blühendes Mädchen;
wenige Schritte hinterher folgte ein hochaufgewachſener Mann, deſſen
ſtolzer Gang ſeltſam gegen das ängſtlich ſcheue Weſen der Vorangehenden
abſtach. Die Kirchengänger machten den Ankommenden mit einer gewiſſen
Scheu Platz, aber Niemand bot ihnen einen Gruß, ſelbſt der lahme
Hans Jürge, der an der Kirchthür das Vorrecht hatte zu betteln, nahm
das Geſchenk des Alten ohne Dank an und warf es verächtlich beiſeite,
als lönne es nicht bei dem Gelde anderer ehrlicher Leute liegen. Die
Bewohner der Inſel waren zu ſehr an dieſe Verachtung gewöhnt, als
daß ſie ihnen hätte auffallen ſollen; theilnahmlos ſchritten ſie hin und
waren doch froh, wenn ſie durch die Kirche hindurch bis zu ihrem
abge=
legenen Kirchſtuhle gelangt waren, denn ſelbſt in dem Gotteshauſe hatte
das Vorurtheil ihnen einen beſonderen Platz angewieſen, damit ſie niemals
das Gefühl der Zuſammengehörigkeit hätten und zu dem Anſpruche kämen,
ſich zur Gemeinde zu rechnen.
Stumm und ungegrüßt wie ſie gelommen gingen die Drei aus der
Kirche zurück nach der ſtillen Inſel, wie ſie im Munde des Volts hieß.
Derſelbe Ernſt lag auf den Geſichtern der beiden Männer, nur das
Mäd=
chen, wenn ſie die letzten Häuſer von Döbeln hinter ſich hatte, hob den
Kopf muthiger empor, als ſuche es Jemand, den es beſtimmt hier treffen
müſſe, und ſiehe - unweit des Kreuzwegs, der hier nach der Inſel, dort
auf die Straße nach Leipzig führte, ſtand ein junger Mann an derſelben
Stelle wie jeden Sonntag und grüßte aus der Entfernung ohne eine
An=
näherung zu wagen: ein Gegengruß, ein flüchtiges Erröthen, ein leiſes
Zittern an dem Arme des alten Mannes und vorüber war das kurze
Begegnen, das doch lang genug war, um eine junge Mädchenſeele ſechs
Tage lang mit ſeligen Träumen zu beſchäftigen. Hatte ſie doch keinen
andern Wunſch als den Mann zu ſehen, der um ihretwillen hier
hinaus=
ging! So beſcheiden war ſie durch fortgeſetzte Demüthigungen geworden,
daß fie es faſt natürlich fand, wenn auch er in der Kirche und in der
Stadt ihr auswich und ſie nicht zu kennen ſchien. Sie war daher nicht
wenig erſtaunt, als der Bruder ſie heute nach dem Kirchgange in den
Garten rief und, als er allein mit ihr war, ihr ſagte: „3ch habe dich
lange beobachtet, Eliſabeth, und weiß es jetzt gewiß, daß auch du beſtrickt
biſt von jenen Illuſionen, die für uns nicht vorhanden ſein dürfen. Was
ſoll dir die Liebe zu einem Manne, der nicht den Muth hat, dich vor
andern Leuten zu kennen, der ſich deiner ſchämt! Glaube mir, ich meine
es gut und ich muß dich warnen, ehe du ſelbſt die Täuſchung bitter
em=
pfindeſt.
Ein Strom von Thränen war Eliſabeth's ſtumme Erwiderung; er
aber fuhr fort: „Wir haben nichts als unſern Stolz, den wir dem
Ueber=
muth der Menſchen entgegenſetzen können. Verlieren wir ihn, ſo ſind
wir dreifach elend. Du weißt, wir können nicht heraus aus dieſem engen
Kreis, oder vielmehr du und ich, wir wollen nicht heraus, ſolange
„Sprich es nicht aus, Richard; rief die Schweſter und ſetzte dann
mit gefalteten Händen hinzu: „Gott erhalte den Vater!
„Siehſt du, Eliſabeth, um des Vaters willen darf deine Liebe nicht
ſein, wir Beide könnten um den Preis den Vater zu verlaſſen, ehrlich
gemacht werden vor der Welt, die doch noch bis ins dritte und vierte
Glied den Zuſammenhang mit einem Scharfrichter uns und unſern
Kin=
dern nachrechnen würde. Laß dieſe thörichte Leidenſchaft!
30
Mx.
„ Aber, was thue ich ſo Böſes, Richard ?u frug die Schweſter, deren
Augen ſo fromm den Bruder anſchauten, als wollten ſie ſelbſt als die
beſten Zeugen für ihres Herzens Reinheit auftreten. „Ich will ihn ja
nur ſehen, nur die ſtille Befriedigung haben, daß außer euch noch Jemand
für mich fühlt und an mich denkt.
Und ſo, im Verlauf des Geſprächs, geſtand ſie endlich dem
Drän=
gen des Bruders, daß der Fremde jeden Sonntag Nachmittags zur
be=
ſtimmten Stunde an der Inſel vorüberginge, ſie dort jedesmal grüßte, daß
darin aber allein die Zeichen ſeiner Zuneigung beſtänden.
„Laß mich heute für dich ihn erwarten;, bat der Bruder, „vielleicht,
daß ich beſſer als du ſeine Abſichten erfahre. Nur immer den Kopf oben
behalten, Eliſabeth, es muß ſein und man kann Alles tragen, wenn man
nur nicht ſich ſelbſt verliert."
Die Stimme des Vaters rief die Geſchwiſter zu Tiſche. Die guten
Speiſen wie das wohleingerichtete Haus machten den Eindruck einer
Wohlhäbigkeit, die öfters ſogar zur Schau getragen zu ſein ſchien,
gleich=
ſam als Entſchädigung für viele Entbehrungen. Hier hatten ſich
Häuslich=
keit und Familie in ihrer Urſprünglichkeit bewahrt, wie ſie außer jenem
engen Kreiſe in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Städten nur
noch ſelten gefunden wurden. Der Sinn für die Familie hatte dann
auch die Erinnerung an die Vergangenheit erhalten, die jedes einzelne
Mitglied wie eine lebende Chronik in ſeinem Gedächtniſſe trug und
da=
durch die trockene Factur ergänzte, die von altersher in der Hausbibel
aufgezeichnet waren. Der alte Bremer, oder wie man ihn in der Stadt
nannte, der alte Benedir, gab gern die Erklärungen zu den
Aufzeich=
nungen, die meiſtens von ſeiner Hand herrührten: ſo hatte er den Kindern
oft erzählt, wie ihr Großvater vor Zeiten angeklagt und zum Tode
ver=
urtheilt, endlich unter der Bedingung begnadigt wurde, daß er die
Nach=
richterſtelle in Döbeln übernahm; er hätte den Bitten ſeines Weibes
nach=
gegeben, und das nehrloſer Amt angenommen. Später ſei freilich ſeine
Unſchuld klar erwieſen, er aber nicht von ſeiner Stelle enthoben worden
und nur mit vieler Mühe hätte er es durchgeſetzt, daß er nicht ſelbſt
ſondern durch ſeine Knechte die Delinquenten abthue. Auch ſeine
ein=
gezogenen Beſitzungen hatte man ihm zurückgegeben, nicht aber ſeinen Sohn
ehrlich gemacht, worum er wiederholt beim Kurfürſten von Sachſen
ge=
beten hatte; nur die Befreiuung von dem „Geſchäfte; hatte er auch für
ihn unter der Bedingung erwirkt, daß er und ſeine Nachkommen durch
„geeignete Subjecten vertreten würden.
Die Macht der Gewohnheit hatte auch ihn ſich der Nothwendigkeit
fügen laſſen, während der Mangel an Verkehr und Beſchäftigung eine
geiſtige Ausbildung zur Folge hatte, die der Großvater auf ſeinen Sohn
und dieſer wieder auf ſeine Kinder übertrug; des Abends ſaßen die Drei
lange zuſammen und laſen neue Bücher und ſelbſt Zeitſchriften und
ge=
lehrte Werke verirrten ſich auf jene ſtille Inſel und brachten Aufklärung
und geiſtige Erhebung in das graue Haus. Aber während ſich die kleine
Welt, in der ſie gezwungen waren zu leben, von Hexen und Kobolden
entvölkerte, fühlten ſie, vor allem die beiden Geſchwiſter, um ſo tiefer den
Fluch der Vornrtheile, der auf ihnen laſtete. Freilich war ihnen jetzt
endlich die Erlaubniß gegeben, ſich durch Richterſpruch wieder ehrlich
machen zu laſſen, doch war dieß nur für die Kinder und nur unter der
Bedingung möglich, ſich von dem Vater zu ſcheiden. Der Alte merkte
es kaum, daß er heute faſt allein bei Tiſche ſprach; die Ehrfurcht vor den
Aeltern, die nach damaliger Sitte von den Kindern noch mit „Sier
an=
geredet wurden, machte ohnehin ein Herandringen der Letztern unmöglich.
Richard und Eliſabeth konnten ſo ungeſtört ihren Gedanken nachhängen,
während der Meiſter von ihrer Mutter, ſeiner vor Jahren geſtorbenen
Frau erzählte. Gern berichtete er, wie er ſie im benachbarten
Deſſaui=
ſchen hatte kennen lernen und wie er zuerſt durch ſein Aeußeres ihr
ge=
fallen, wie ſie dann aber auch ſeine Seele liebgewonnen hätte und ihm
endlich gefolgt wäre trotz aller Vorurtheile. Sie waren vom Tiſche
auf=
geſtanden, der Vater ſaß im Sorgenſtuhl und die Geſchwiſter ſchlichen
beide aus der Stube, Eliſabeth auf ihre Kammer, Richard nach dem Platze
im Garten, wo er den Fremden erwarten wollte.
Der Fremde war nicht wenig erſtaunt, als er ſtatt des lieblichen
Mädchens, das ihn hier ſchon ſeit Wochen jeden Sonntag Nachmittag zu
erwarten ſchien, den Bruder fand. In der erſten Verlegenheit wollte er
ohne Gruß vorübergehen, aber gleich darauf, als ſchämte er ſich ſeines
Kleinmuths, blieb er dem Garten gegenüber ſtehen, zog ſeinen Hut= und
rief ein „Gott grüß Euch! zu Richard hinüber, das dieſer ebenſo
er=
widerte. Eine kleine Weile ſtanden die beiden jungen Männer ſo
Aug=
in Aug; wie in ſtiller Ueberlegung, bis der Fremde zuerſt das
Still=
ſchweigen brach: „Ihr ſeid des Meiſter Benediz Sohn, nicht ſo?”
„Herr Bremer nennt ſich mein Vater”, entgegnete ſtolz der
Ange=
redete, indem er den Fremden herausfordernd anſah.
„Verzeiht, ich hörte ihn ſo in Döbeln neunen; ich bin erſt ſeit kurzer
Zeit hier, wie Ihr wißt.”
Richard, der durch den Spottnamen ſeines Vaters verletzt war, ent=
gegnete kalt, daß er überhaupt nichts von ihm wiſſe, ihn heute zum
erſten=
mal ſähe und daß er hoffe, es werde auch das letztemal ſein.
Der Fremde ſtand noch immer verlegen dem Sohne des
Scharf=
richters gegenüber und ſuchte umſonſt nach Worten, die Unterredung
weiterzuführen. Heute hatte er beſchloſſen, mit Eliſabeth zu reden; wie
kunſtgerecht hatte er ſich die Worte ausgedacht, mit denen er die Geliebte
begrüßen wollte, nun aber, vor dem Bruder, ſingen Leidenſchaft und die
kaum unterdrückten Vorurtheile von neuem an, in ihm zu kämpfen, aber
die erſtere behielt den Sieg.
„Ich habe mit Euch zu ſprechen, hört mich anl' ſagte er darum.
„Wenn ihr Euch kurz faſſen könnt - herrſchte Richard hinüber.
„Laßt die Brücke herunter, ich möchte zu Euch in den Garten', bat
der Fremde.
Ein kurzes Lacheln des Siegs flog über das ernſie Geſicht des
Bru=
ders, als er jetzt die Ketten der Brücke niederließ und dabei dem
Frem=
den zurief: „Bedenkt, daß Ihr durch dieſen Schritt mit des Henker in
Berührung kommt.
Nur einen Augenblick zögerte dieſer, dann aber ging er feſten
Schritts über die Brücke und als wollte er mit einem male ſich freimachen
von jedem Bedenken, reichte er Richard die Hand, welche dieſer herzlich
ſchüttelte. Es war geſchehen; hinter ihm lag die Welt und vor ihm die
Liebe.
Die Erklärungen zwiſchen dem Fremden und dem Bruder waren
ſchnell gegeben; Richard genoß in vollen Zügen das Glück, zum erſtenmal
eine entgegenkommende Seele zu finden und die Ausſicht auf das Glück
der Schweſter ließ ein Bedenken ſo wenig in ihm aufſteigen, daß er den
Fremden wie im Triumphe zu dem Vater führte. Dieſer war faſt
er=
ſchrocken über den Eindringling und doch wieder, wunderbar bewegt, als
er erfuhr, mit welcher Bitte jener zu ihm käme. Mit der ganzen
Leben=
digkeit eines jungen Menſchen, der um jeden Preis ſein Ziel erreichen
muß, ſchilderte der Fremde ſeine Liebe und ſeine Verhältniſſe. Er nannte
ſich Wilhelm König, hatte in Leipzig und Halle die Rechte ſtndirt und
ſeit einigen Monaten in Döbeln eine Anſtellung beim dortigen Rathe
er=
halten. Bis er ſeine Liebe öffentlich eingeſtehen konnte, waren allerdings
noch viel Schwierigkeiten zu überwinden, aber wie gern täuſcht ſich nicht
ein Herz in ſolcher Stimmung und findet gerade in dem Widerſtande
neuen Reiz und negen Muth!
Der Vater gab zunächſt nur die=Erlaubniß, Wilhelm könne mit ſeiner
Tochter reden und befahl Richard ſie zu holen. Elſabeth lag in ihrer
Kammer auf den Knieen und hatte die Hände gefaltet wie zum Gebet
und doch waren ihre Gedanken nur bei dem Bruder, deſſen Heftigkeit ſie
kannte und der vielleicht dadurch ihren Traum von Glück und Liebe auf
ewig zerſtören würde. Als er jetzt eintrat und ihr ſagte, es ſei Alles
vorüber, auch der Vater wiſſe davon und fie ſolle zu ihm hinunterkommen,
zitterten ihre Kniee und ſie mußte ſich von dem Bruder in das Gemach
des Vaters führen laſſen. Da ſtand vor ihr der Mann, den ſie im Stillen
liebte, ohne ihn zu kennen und jetzt faßte er ihre Hand und frug ſie:
„Jungfrau, wollt Ihr mein ſein?” War das nicht zu viel Glück für ſie,
ſo hervorgeſucht zu werden aus ihrer Niedrigkeit, auf einmal die Scheu
fallen zu ſehen, die man bisher ihr gezeigt und für alle Entbehrungen
und Kränkungen ſo reich entſchädigt und begnadigt zu werden durch die
Liebe ? Der Vater trat heran, legte die Hände ineinander und die beiden
Liebenden genoſſen ungeſtört die Feier des erſten Alleinſeins. Richard
war in den Garten gegangen, es überkam ihn beinahe wie Eiferſucht oder
wie Neid und er mußte lange kämpfen, bis er mit ſich ſelbſt ins
Gleich=
gewicht gekommen. Der Vater aber ſchrieb in ſeine alte Bibel: „Heute
den 4. März im Jahre des Herrn 1742, verlobte ſich meine Tochter
Jungfrau Eliſabeth Chriſtine im Namen des dreieinigen Gottes mit dem
ehrſamen und tugendſamen Wilhelm König, weiland Herrn Georg Königs
zu Leipzig hinterbliebenen einzigen ehelichen Sohn.” (Fortſ. folgt.)
Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von W.
74. Stadtraths=Sitzung am 14. Januar 1664.
Herr Bürgermeiſter proponirte, daß der Faſſel=Ochs zu trauern
anhebe und nichts mehr eßen wolte, begehrte zu wißen, weßen er ſich
rebus sie stantibus zu verhalten.
Conclusum.
Man ſolle ihme Artzeney gebrauchen und thun, was andere
Haus=
leuthe auch thätten, man könne es weither nicht bringen.
Stoffel Schnauber wurde hierüber erfordert und darnach gefragt,
der berichtete, daß der Farrn zwar eße, aber gar blöd, beſorge ſich, er
möchte etwa ſchaden nehmen. Deme geſagt worden, er ſolte Martin Hirſch
hierunder erfordern und zu Rath brauchen.”
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.